Rise of the Dark von DarkAzura ================================================================================ Kapitel 27: Aussprache ---------------------- Als Hermine die Augen aufschlug, musste sie sich zunächst orientieren. Verwirrt sah sie von links nach rechts, bis sie wusste, dass die roten Vorhänge zu ihrem Himmelbett gehörten. Sie hatte lange geschlafen, das spürte sie. Sie fühlte sich erholter, auch wenn ihr Körper noch schmerzte von der… hektisch schüttelte sie den Kopf. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Als sie die Zelle betrat, wusste sie um die Gefahr. Sie hatte das in Kauf genommen und nun war verdammt noch mal keine Zeit in Selbstmitleid zu suhlen! Eine kleine Stimme im Hinterkopf ermahnte sie, dass es sehr wohl wichtig war, das Ganze aufzuarbeiten, aber sie ignorierte es und sprang fast schon aus dem Bett. Eine ganz blöde Idee, wie sie am Brennen zwischen ihren Beinen merkte. Ihr entfleuchte ein kurzes Keuchen bevor sie sich ins Bad aufmachte. Vor dem großen Spiegel machte sie eine Bestandsaufnahme und besah sich jeden Zentimeter genau. Es könnte schlimmer sein. Draco hatte Gott sei Dank schnell die Kontrolle über seinen Körper wiedererlangt. Ein paar blaue Flecke am Oberarm, ihre Wange schimmerte in einem verdächtigen Blauton und das Brennen zwischen ihren Schenkeln. Sie war doch noch ganz gut davongekommen, oder? Wieder verbot sie der Stimme in ihrem Kopf sie darauf hinzuweisen, dass man bei einer Vergewaltigung nie gut wegkam und wusch sich gründlich. Sehr gründlich. Sie schrubbte, bis ihre Haut rosa glänzte und beinahe weh tat. Mit einem Seufzen legte sie den Schwamm weg, trocknete sich ab und zog sich an. Ihre Gedanken schwiegen dabei. Wie mechanisch spulte sie die einzelnen Schritte ab. Dann blickte sie noch mal in den Spiegel. Ging es ihr gut? Wie sollte sie diese Frage nur beantworten? Körperlich würde sie das schon überstehen. Kaffee und Frühstück waren sicher auch keine schlechte Idee. Doch was sie wirklich brauchte, schnürte ihr die Kehle zu. Sie brauchte Draco. Sie wollte vergessen und diese Erinnerungen ersetzen. Doch Draco war so aus ihrer Zelle geflüchtet, dass sie nicht darauf hoffte, Trost in seinen Armen zu finden. Seufzend schritt sie die Treppe hinunter zum Gemeinschaftsraum. Als sie Harry und Ginny dort sitzen mit besorgtem Blick sitzen sah, ahnte sie schon, dass die nächste Hiobsbotschaft ins Haus stand. Und sie konnte sich nur einen Umstand vorstellen, der die zwei sie hier abpassen ließ. „Er ist weg, hab‘ ich Recht?“, fragte sie mit heiserer Stimme. Beide senkten mechanisch den Blick, bevor Harry nickte. „Woher...?“, setze er an, doch Hermine schüttelte den Kopf. „So wie er gestern…gegangen ist, ist das die logische Konsequenz.“ Sie versteckte sich hinter der Logik, doch sie spürte das Schluchzen, das sich ihre Kehle hinauf kämpfte, zu spät. Auch wenn sie es geahnt hatte, dass er sie verlassen würde, so tat die Wahrheit doch weh. Tränen stürzten aus ihren Augen und sie begann unkontrolliert zu zittern. Anders als ihre verstandesbasierte Bestandsaufnahme nach Voldemorts Missbrauch, reagierte sie nun ganz und gar nicht verstandesbasiert. Während sie in die Knie sank, spürte sie schon Ginnys und Harrys warme Hände auf ihrem Rücken. Harry murmelte ein beruhigendes „Sschhh“ an ihrem Ohr und Ginny flüsterte unentwegt „Ach Hermine!“. Von außen betrachtet mussten sie ein jämmerliches Bild abgeben, wie sie mitten im Gemeinschaftsraum hockten und Hermine sich die Augen aus dem Kopf heulte. Doch eines musste sie sich eingestehen: Es tat gut. Sie weinte über ihre Zeit in der Anstalt, ihre Hilflosigkeit, ihre Angst in den Träumen, sie weinte über ihre Unsicherheit Draco gegenüber und ihre Angst ihn ganz zu verlieren. Und sie weinte über den Schmerz der Demütigung. Dafür schwieg die ermahnende Stimme in ihrem Kopf und schien gutmütig zu nicken und zu sagen „Lass es raus“. Und das tat sie. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie da auf dem Boden hockten, doch irgendwann versiegten ihre Tränen, sie schluchzte noch einige Male, bevor sie tief einatmete. Dann herrschte Stille im Raum. Sie wollte gerade etwas sagen, als plötzlich Rons Stimme die Stille durchbrach: „Was ist denn hier los?“ Alle drei ruckten zu ihm herum. Und alle drei sahen Ron beinahe panisch an. In den ganzen Geschehnissen der letzten Tage und Stunden hatten sie Ron außen vorgelassen. Harry wollte sich nicht einmischen in die verkorkste Beziehungskiste, Ginny ignorierte ihren Bruder sowieso meist und Hermine hatte die Konfrontation gescheut. Was sollte sie ihm sagen? Er würde ausrasten, denn nun sah es doch so aus, als ob er immer Recht gehabt hatte. Es gab nur einen einzigen Ausweg. Sie musste Ron die ganze Wahrheit erzählen. Und damit auch Ginny und Harry. Und auch wenn sie gerade eigentlich nicht die Kraft für eine weitere Auseinandersetzung hatte, erhob sie sich mühsam und wies auf die Sessel am Kamin. „Ich denke, ich schulde dir seit langer Zeit eine angemessene Erklärung. Und euch auch.“ Und mit diesen einleitenden Worten setzten sie sich und lauschten Hermines Geschichte. Sie erzählte alles. Von den beginnenden Alpträumen, warum sie Dracos Namen rief, Nacht für Nacht. Ron wollte sie unterbrechen, doch bevor Hermine ihm Einhalt gebieten konnte, tat Harry das für sie. Dafür war sie sehr dankbar, denn sie las in Rons Blick Entschuldigungen wie „Hätte ich das gewusst, hätte ich dich nie verlassen“. Durch Harrys Hilfe erzählte sie einfach weiter und weiter. Und an Rons Ausdruck konnte man ablesen, dass er nun froh war, eben nichts gesagt zu haben. Sein Blick wurde düsterer. Harry und Ginny hielten den Blick gesenkt, da sie nun den Verlauf der Geschichte ja kannten. Das bekam auch Ron mit und ließ sich nicht mehr aufhalten: „Ihr habt das gewusst? Und mir nichts gesagt? Dass sie mit diesem…“, bevor er ein passendes Schimpfwort fand, unterbrach Ginny ihn: „Und was hätte das gebracht? Du hättest doch das Ziel aus den Augen verloren! Dir wäre es nie um Voldemort gegangen! Du hättest nur versucht zu verhindern, dass Draco und Hermine sich verlieben!“, polterte sie los und sprang dabei aus dem Sessel. Ron öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann schloss er ihn wieder und senkte betreten den Blick. „Ausgerechnet er?“, nuschelte er noch und sah Harry nach Unterstützung suchend an. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Kapitulierend seufzte Ron auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Hermine hatte dazu geschwiegen und einfach abgewartet. Nach dieser Unterbrechung erzählte sie den Rest. Ron wurde rot. Er mehrmals auf, rutschte in seinem Sessel hin und her und konnte sich scheinbar nicht entscheiden, ob er nun vor Wut explodieren sollte oder nicht. Hermine sah betreten ins Feuer. Für ihn war Draco der Schuldige. Ron konnte das nicht so einfach auseinanderhalten wie Hermine. „Ich bringe ihn um!“, hörte sie ihn schließlich gepresst keuchen. „Mach dir nicht die Mühe, er ist schon tot!“, warf Ginny ihm sarkastisch an den Kopf. Aus dem Augenwinkel sah Hermine, wie Ron die Lippen aufeinanderpresste und schwieg. Sie kannte ihn einfach zu gut. Wäre Draco noch ihm Schloss, wäre Ron sofort zu ihm gestürmt und hätte versucht ihn zu verprügeln oder zu verhexen. „Und was machen wir jetzt?“, setzte Ginny nach, um endlich ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Hermine holte tief Luft, doch bevor sie sagen konnte, was sie dringend tun musste, hörte sie Harry vom Gespräch mit Dumbledore erzählen. „Ein Anker?“, überlegte Hermine. Mit diesem neuen Wissen müsste doch in der Bibliothek etwas zu finden sein. Sie teilte ihre Überlegungen und alle nickten. Harry warf noch eine zweite Idee ein: „Als Dumbledore mich auf die Suche nach den Horkruxen vorbereitete, zeigte er mir Erinnerungen von Tom Riddle. Ich werde McGonagall fragen, ob sie mir noch mal Zugriff auf diese Erinnerungen gewährt, oder besser uns“, er sah Hermine direkt an, „Vielleicht sehen wir etwas darin, was dieser Anker sein könnte“, erklärte er seine Idee. Hermine nickte. Das klang doch alles sehr gut, aber zuvor musste sie dringend noch etwas erledigen. „Vorher“, sagte sie bestimmt, „muss ich mit Draco reden!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)