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Rise of the Dark

von

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Wie ein Tiger ging Draco vor Harrys Stuhl auf und ab. Es mussten gut zwei Stunden rum sein, in denen nichts passiert war. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte gehofft, dass Potter etwas bewirken konnte. In den vergangenen Stunden hatte er diesen Gedanken oft durchgekaut. Was hatte er gesagt? Wenn etwas schief geht, war er es, auf den es ankam. Falls etwas schief geht… Das war gar nicht Potters Art. In den letzten Jahren hatte er sich zuversichtlich, halsbrecherisch und vor allem Hals über Kopf in sämtlich Gefahren gestürzt, ungeachtet, ob etwas schief gehen konnte.

Plötzlich blieb Draco wie angewurzelt stehen und starrte Potters nach hinten gesackten Kopf an.

Er hatte nie erwartet, dass das hier klappte! „Verdammter Goldjunge!“, fluchte Draco, ging energisch zu dem Stuhl und bettete Potter auf den Boden. Wenn er noch länger so da hing, würde er sonst mit ziemlich steifen Nacken aufwachen. Er schüttelte über seine plötzliche Fürsorge den Kopf. Doch was genau sollte er nun tun? Was genau hatte Voldemort vor? Ganz klar, er würde wieder versuchen an die Macht zu kommen. Doch war es ihm nicht zuwider, in einem Muggelmädchen zu stecken? Er musste herausfinden, wo sie Hermines Körper hingebracht hatten. Dann fiel sein Blick auf das Stück Pergament, was Potter bei all seinen Regelverstößen geholfen hatte. Er nahm es zur Hand und tippte den Zauberstab darauf: „Ich schwöre feierlich, dass ich ein…Tunichtgut bin!“ Abwartend starte er das Blatt an und hoffte, dass er die Worte richtig gewählt hatte. Allmählich offenbarte sich die zauberhafte Karte von Hogwarts. Kleine Fußspuren stapften über das Pergament mit winzigen Namenszügen daran. Er sah sich selbst und Harry in dem alten Klassenzimmer, Peeves, der mal wieder das Pokalzimmer unsicher machte und eine scheinbar nervöse McGonagall, die in ihrem Büro auf und ab ging. Er brauchte einige Zeit, bis er sie gefunden hatte. Sie hatten sie im Westturm im 7. Stock eingesperrt. Hastig schnappte er sich Harrys Tarnumhang und verstaute die Karte des Rumtreibers in seiner Tasche, nachdem er „Missetat begangen“ gemurmelt hatte.

Das Schloss lag leer und verlassen da. Draco hastete durch die Flure, nahm Treppen und Geheimgänge hinauf zum Westturm. Als er um eine Ecke hastete, wäre er beinahe in Professor Slughorn und Professor Flitwick hereingerannt, die leise miteinander diskutieren.

„Sollten wir nicht das Ministerium informieren?“, hörte er Slughorn verängstigt murmeln. „Ich meine, es geht immerhin um Sie-wissen-schon-wen!“

Während Draco sich um die beiden langsam herumschlich, sah er wie Fitwick energisch den Kopf schüttelte. „Anweisung von Minerva!“ Slughorn warf die Hände in die Luft: „Sie glaubt tatsächlich, dass Miss Granger es alleine schafft, sich aus seinem Einfluss zu befreien! Das ist verrückt! Verrückt!“

Draco ließ die beiden hinter sich und hoffte nur inständig, dass Slughorn sich an die Anweisungen von McGonagall hielt! Wenn das Ministerium Wind hiervon bekäme, würden sie Hermine ohne viel Federlesen nach Askaban stecken. Selbst Kingsley würde daran nicht viel ändern können. Zu groß war die Angst noch in den Leuten verankert. Langsam stieg er die Treppen hinauf bis zu dem Verließ. Vorsichtig blickte er durch das kleine, vergitterte Fenster in der Tür. Hermine, oder besser gesagt ihr Körper, lag auf einer Pritsche, die an der kargen Mauerwand stand. Der Raum war ansonsten leer. Das Fenster an der gegenüberliegenden Seite ebenfalls vergittert. Bei näherem Hinsehen erkannte Draco ein Schimmern, sowohl über der Tür, als auch am Fenster. Schutzzauber.

Was jetzt? Draco war unüberlegt aufgebrochen und wollte sie einfach sehen. Doch sie war gerade nicht sie selbst und er glaubte kaum, dass er den Dunklen Lord überreden konnte, sie freizulassen. Plötzlich ertönte aus einer Ecke ein Mauzen und Draco schrecke ertappt herum und vergaß, dass er den Tarnumhang trug. Dieser rutschte bei der plötzlichen Bewegung herunter und glitt an seinen Füßen zu einem silbrigen Bündel zusammen. Wenn jetzt die Katze ihren Besitzer holen ging, war es aus. Doch die Katze war nicht Mrs. Norris. Sie war nicht so zerrupft und langhaarig. Erleichtert atmete Draco aus. Es war wahrscheinlich eine Katze eines Schülers, die hier herumstrich. Er beobachtete das getigerte Tier, das sich vor ihn hingesetzt hatte. Sie hatte durchdringende Augen und ein merkwürdiges Muster um die Augen.

„Shh!“ Er fuchtelte wild mit den Händen, um die Katze zu verscheuchen. Doch statt wegzulaufen, richtete die Katze sich auf, wurde größer und verwandelte sich völlig.

Vor ihm stand niemand geringeres als seine Schulleiterin Minerva McGonagall.

„Mist“, murmelte er.

„Nicht annähernd das Wort, das ich gewählt hätte, Mr. Malfoy“, sagte sie schneidend und betrachtete ihn hinter ihrer eckigen Brille. „Ich brauche Sie wohl nicht zu fragen, was sie zu dieser späten Stunde hier treiben.“

Draco ließ die Schultern hängen, hob den Umhang auf und machte sich bereit zurückzukehren. Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen.

„Doch erspart mir ihre Anwesenheit, dass ich sie rufen muss!“

Verwundert starrte er die Professorin an. „Wie bitte?“

Die Professorin zog eine Augenbraue hoch und schritt auf ihn zu: „Sie haben deutlich gemacht, dass sie von Anfang an in diesen Vorfall verwickelt sind, also ist es doch nur eine logische Konsequenz, dass Sie auch bei der Lösung dieser Situation beteiligt sind.“

Immer noch starrte Draco die Lehrerin an.

„Wie gedenken Sie vorzugehen?“

Er konnte sich nicht rühren, diese Wendung, dass McGonagall ihn tatsächlich einbeziehen würde, ließ ihn erstarren und offenbarte ihm mit aller Gewalt, wie machtlos er war, wie ideenlos und wie aussichtslos ihre Lage war.

„Reißen Sie sich zusammen! Und erzählen mir endlich die ganze Geschichte!“

Draco zuckte zusammen und warf einen flüchtigen Blick auf die Zelle.

„Er kann sie nicht hören.“

Draco nickte flüchtig, das hatte er sich schon gedacht, als er das Flimmern gesehen hatte. Und dann erzählte er ihr alles. Anders als bei Potter ließ er die pikanten Stellen nicht aus, doch er umschrieb sie höflich, um der Lehrerin für Verwandlung nicht die Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Die alte Lehrerin hörte aufmerksam zu, nickte gelegentlich, unterbrach ihn aber nie. Als er geendet hatte, warf sie einen Blick in die Zelle, nachdenklich, aber entschlossen.

„Wissen Sie wie es Mr. Potter gelungen ist einst Voldemort aus seinem Kopf zu verbannen?“, fragte sie, sah dabei aber weiterhin auf Hermines Körper in dem kargen Raum vor ihr.

„Nein, Professor. Ich wusste nicht mal, dass der Dunkle Lord in seinem Kopf war“, erwiderte er wahrheitsgemäß.

„Sie sollten ihn nicht mehr so nennen Mr. Malfoy. In Ihrem fünften Jahr sind Mr. Potter und einige andere Schüler in die Mysteriumsabteilung eingedrungen, in der Hoffnung einen Freund zu retten. Am Ende dieser misslungenen Rettungsaktion hat Voldemort sich endlich gezeigt und wollte Mr. Potter für sich gewinnen, indem er in seinen Geist eindrang. Sie wissen sicher um sein Talent in Okklumentik?“

Draco nickte. Er dachte mit gemischten Gefühlen an das Ende des fünften Schuljahres zurück. Immerhin hatte diese Aktion Potters seinen Vater nach Askaban gebracht. Unwillkürlich ballte er die Fäuste. Auch wenn er sich mittlerweile mehr und mehr von seinem Vater entfernte, so war er immer noch sein Vater und die Zeit in Askaban hatte aus ihm keinen besseren Menschen gemacht. Im Gegenteil. „Wie hat er ihn vertrieben?“, fragte er ehrlich interessiert. Er selbst wusste um die Kraft Lord Voldemorts in dieser Technik, er hatte sie schon selbst zu spüren bekommen. Bei seiner Einweihung als Todesser war er auf Mark und Bein geprüft worden. Dazu gehörte auch die vollständige Durchleuchtung seiner Gedanken. Erst danach hatte seine Tante Bellatrix ihm alles beigebracht, um sich zu verteidigen. Natürlich nur auf Wunsch ihrer Schwester, seiner Mutter. Sie hatte dafür gesorgt, dass Draco vor dem Lord seine Ängste verbergen konnte.

„Liebe.“

Dieses eine, simple Wort riss Draco aus seinen Gedanken und Erinnerungen. „Was?“, fragte er wenig geistreich.

„Sie haben richtig gehört, Mr. Malfoy. Als Voldemort in Potters Geist eindrang, hat Mr. Potter das gedacht, warum er diesen Kampf überhaupt durchstehen wollte. Nicht jeder in seinem Alter hätte ihm die Stirn geboten. Potter wollte kämpfen, für seine Freunde, für die, die er liebt.“

Draco lachte auf. Das ergab Sinn. Wenn Voldemort irgendetwas verabscheute, war es Liebe.

„Aber wie hilft uns das?“, hörte er sich fragen. Er wusste um diesen Umstand, doch er hatte keine Ahnung, wie er ihn benutzen sollte. Hermines Geist war eingesperrt. Er konnte die Erinnerungen nicht ohne sie wecken, um ihn zu vertreiben.

„Ich werde Sie in die Zelle lassen. Sie allein. Das ist immer noch Miss Grangers Gehirn ist das er eingedrungen ist. Er mag ihren Geist eingesperrt haben, aber er kann nicht all ihre Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis löschen. Sie müssen einen Weg finden, es für ihn unerträglich zu machen.“

Die Professorin zückte ihren Zauberstab und löste die Zauber. Ohne abzuwarten, ob er zustimmte, schob sie ihn hinein und verschloss die Tür hinter ihm.

„Ich hab mich schon gefragt, wann du hier auftauchst!“, hörte er ihn mit Hermines Stimme sagen. Draco atmete tief ein und drehte sich um.

„Ich hätte nie erwartet, dass Sie sich in einen Körper wie den ihren begeben würden. Er verkörpert alles, was Sie hassen“, sagte er bemüht ruhig. Obwohl er wusste, dass Voldemort keinen Zauberstab zur Verfügung hatte, zog er in seinem Kopf die Barrikaden hoch, um ihm ein Eindringen unmöglich zu machen.

„Da hast du absolut Recht. Ich fühle mich schmutzig. Eine Muggelgeborene, noch dazu eine Frau“, er machte ein Geräusch, in das er all seine Abscheu legte. Draco ballte eine Hand zur Faust. Er musste versuchen, ruhig zu bleiben.

„Wieso dann ausgerechnet sie?“, fragte er beinahe belustigt. Er lachte und versuchte so viel Verachtung wie möglich in seine nächsten Worte zu legen: „Der Dunkle Lord kehrt zurück, wertlos, als Schlammblut!“ Draco spuckte auf dem Boden aus. Er sah wie Wut über Hermines Gesicht zuckte, doch dann veränderte es sich in ein gehässiges Grinsen.

„Das sagt der Junge, der sich dazu herabgelassen hat, dieses Schlammblut zu küssen! Wolltest du wissen, ob sie nach Dreck schmeckt?“ Voldemort lachte. Es klang bizarr ihn mit ihrer Stimme so kalt und höhnisch lachen zu hören.

Draco versuchte die Wut, die sich in ihm aufstaute zu zügeln und schluckte seine ersten Worte hinunter. Stattdessen lächelte er seinerseits: „Ich hab sie nur geküsst. Wie ist das so in ihrem Kopf zu sein? In einem Schlammblutkörper gefangen, angefüllt mit Erinnerungen. Wie war das so mit Harry zur Schule zu gehen?“

Seine Worte erzielten scheinbar die richtige Wirkung, denn Voldemort begann zu würgen. Assoziatives Erinnern ließ sich also nicht so einfach kontrollieren.

„Oder wie hat der Kuss geschmeckt mit Ron Weasley?“ Bei diesen Worten merkte er selbst einen Würgreiz, doch er unterdrückte ihn. Plötzlich griff sich Voldemort an die Kehle und drückte zu.

„Nein!“ Es kam wie ein Schrei aus Dracos Kehle, er stürzte auf ihn zu, wollte ihn davon abhalten, dass er Hermines Körper etwas antat, doch er stoppte ihn mit einer Handbewegung.

„Wenn du nicht willst, dass ich deiner kleinen Freundin etwas tue, kehrst du zurück in die Alptraumwelt. Dann kannst du ihren Platz einnehmen. Du hast Zeit bis die Sonne wieder untergeht.“

Und damit legte er sich wieder auf die Pritsche, schloss die Augen und ignorierte Draco.

Er konnte sich vor Schreck kaum bewegen. Mechanisch zog er sich zurück, klopfte gegen die Tür bis McGonagall ihn heraus ließ und ging ohne ein Wort davon. Er hörte das aufgeregte und besorgte Reden der Schulleiterin nicht einmal. Er schüttelte nur irgendwann den Kopf und bedeutete ihr zu folgen. Sein Weg führte ihn in den Krankenflügel. Wortlos legte er seinen Umhang ab, streifte die Schuhe ab und stieg in eines der Betten.

Schließlich sah er die Professorin an: „Lassen Sie mich schlafen, damit ich Granger zurückholen kann.“



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