Rise of the Dark von DarkAzura ================================================================================ Kapitel 17: Aussprache ---------------------- Er lag auf dem Bauch in seinem großen Himmelbett und studierte die Karte des Rumtreibers. Harry hasste zwar, dass er seiner besten Freundin so nachspionierte, aber nachdem sie an diesem Abend nicht in den Gemeinschaftraum zurückgekehrt war, machte er sich Sorgen. Er hatte gefühlte Stunden damit verbracht, Hermine auf der Karte zu finden und wollte gerade aufgeben, als er endlich den kleinen beschrifteten Punkt fand. Im siebten Stock. Ungefähr auf Höhe des Wandteppichs mit Barnabas dem Bekloppten. Sie war also im Raum der Wünsche gewesen. Harry hatte gedacht, dass dieser Raum völlig zerstört worden war und musste lächeln bei der Vorstellung, dass er wieder benutzbar war. Er klappte die Karte zusammen, murmelte „Missetat begangen“ und kletterte leise aus seinem Bett. Auf Zehenspitzen verließ er den Schlafsaal und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Er musste unbedingt mit Hermine allein reden, deshalb wartete er, bis sie in den Turm zurückkehrte. Wenige Minuten später stand eine atemlose und zu seinem Entsetzen weinende Hermine im Gemeinschaftraum. Sobald das Portrait zu geschwungen war, glitt sie an dessen Rücken hinunter, kauerte auf dem Boden zusammen und schluchzte herzzerreißend. Harry eilte sofort zu ihr und setzte sich behutsam neben sie. „Hermine. Meine Güte, was ist denn passiert?“, fragte er und streichelte sanft über ihr überaus verstrubbeltes Haar. Sie schluchzte nur umso heftiger und schmiss sich in seine Arme. „Oh Harry!“, schniefte sie geräuschvoll. Harry sagte einfach gar nichts, hielt sie nur fest und streichelte ihren Rücken. Ihre Schluchzer wurden weniger und nach einigen Minuten saßen sie beide vollkommen still am Portrait und starrten in die Dunkelheit. Hermines Atem ging gleichmäßig, sie schien sich wieder beruhigt zu haben. „Wie sehr muss ich Malfoy verprügeln?“, fragte Harry leise in die Stille. Hermines Kopf ruckte sofort nach oben. Ungläubig starrte sie ihn in der fahlen Dunkelheit an. Ihr Gesicht lag zwar im Schatten, aber er wusste genau, wie Hermines überraschtes Gesicht aussah. Er lachte humorlos auf. „Ich bin nicht ganz blöd, Hermine!“, sagte er schärfer als beabsichtigt. Hermine setzte sich vor ihn hin. Er beobachtete wie sie ihre Beine unter sich zog, durch ihr Gesicht strich und die Arme sinken ließ. Sie seufzte und zuckte mit den Schultern. „Er hat eigentlich gar nichts getan. Ich bin die, die sich entschuldigen müsste“, gab sie kleinlaut von sich. Harry schnaubte. Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. „Wie lange seid ihr…“, er musste schlucken, bevor er es aussprach, „schon zusammen?“ „Was?“, kam es von seiner besten Freundin. „Ach Hermine, jetzt spuck’s schon aus. Ihr scheint euch regelmäßig zu treffen, er holt dich von unserem Tisch ab, er hat nach dir gefragt, als du noch weg warst“, zählte er beinahe genervt alle Indizien auf. „Wir sind NICHT zusammen!“, betonte Hermine. „Wenn du das sagst.“ Und damit schwiegen sie erneut und hingen ihren Gedanken nach. Harry lehnte sich gegen das Portrait und kratzte sich am Kopf. „Wärst du es gern?“, fragte er und wunderte sich im nächsten Moment selbst über diese Frage, denn er war ganz und gar nicht bereit für die Antwort. Er sah wie sie die Schultern zuckte und stöhnte auf. Hermine wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Deshalb zuckte sie nur mit den Schultern. Das, was zwischen Malfoy und ihr lief, war komplizierter als eine Beziehung. Aber sie wollte Harry nicht in diese erneute bedrohliche Situation hineinziehen. Er hatte genug gelitten und genug gekämpft. „Du würdest nicht weinen, wenn du es nicht wollen würdest“, hörte sie Harry resigniert sagen. Ihr blieb der Mund offen stehen. „Außerdem“, durchdrang seine Stimme erneut den Raum, „muss es ja einen Grund haben, dass du Nacht für Nacht seinen Namen rufst.“ Dagegen hatte sie nicht viel einzuwenden. Sie hatte dieses Missverständnis nie aufgeklärt. Warum eigentlich? Es hatte so wehgetan, sie hatte Ron geliebt und sie hatte ihn so verletzt. Auch wenn sie ihm immer versichert hatte, dass es ein Missverständnis ist, so hatte sie nie den Mut gehabt, die Wahrheit zu sagen. Und mittlerweile war sie so tief verstrickt in ein Geflecht aus Gefahr und Gefühlen, dass sie es vor allem Harry nicht zumuten konnte. Und nun hatte sie auch noch Malfoy vor den Kopf gestoßen. Der Einzige, der sie momentan wirklich verstand, der die gleichen Ängste durchstehen musste. Und was machte sie? Reduzierte ihre Eigenschaften auf dieses schreckliche schwarze Mal auf ihren Armen. „Ich muss gehen!“, hörte sie sich selbst sagen. Harry und sie erhoben sich gleichzeitig. Während sie sich an ihm vorbei durch das Portraitloch schob, flüsterte er ihr ein „Viel Glück“ zu. Harry hatte diese wunderbare Eigenschaft in Gefühlsdingen immer genau das Richtige zu sagen. Wie damals, als sie vor Liebeskummer beide fast den Verstand verloren hätten. Mit eiligen Schritten nahm sie den Weg zurück zum Raum der Wünsche. Beinahe hätte sie die Trickstufe übersehen oder wäre in einen Abgrund gestürzt, als sich eine der Treppen in Bewegung setzte. Doch wie durch ein Wunder lief sie weder Filch, noch seiner Katze über den Weg. Doch besonders durchdacht war ihr Plan dennoch nicht. Sie kam nicht in den Raum der Wünsche, wenn jemand drin war. Sie probierte es trotzdem. Doch trotz ihrer Versuche, sich den Raum bildlich vorzustellen, gelang es ihr nicht hineinzukommen. Die Wand blieb aus Stein und offenbarte keine Tür. Das Gute daran war, dass Malfoy immer noch hier war. Seufzend lehnte sie sich gegen die Wand und glitt daran hinunter. „Wenn du mich nicht rein lassen willst, zeig ihm doch wenigstens, dass ich hier bin“, flüsterte sie in die Stille des Schlosses hinein. Der Boden und die Wand waren eiskalt. Es fröstelte sie und eine Gänsehaut überzog ihre Beine. Sie zog sie eng an den Körper, umschlang sie mit ihren Armen und legte den Kopf darauf. Ihre Haare fielen wie ein Schleier herunter. Warum war sie nur so dumm gewesen? Hatte sie sich nicht gerade mit ihm angefreundet? Vertrauen geschöpft? Und dann sagt sie sowas? Er war kein Abschaum. Sicher, er hatte sie beschimpft, aber sie waren Kinder gewesen. Und er hatte nun mal die Weisheiten seines Vaters nachgeplappert. Wieder traten Tränen in ihre Augen. Sie seufzte gerade auf, als sie bemerkte, wie die Wand sich doch veränderte. Als die Tür mit einem Klicken ins Schloss fiel, sah sie auf und erschrak. Draco sah furchtbar aus. Sein Gesicht war wutverzerrt. Schnell sprang sie auf und trat auf ihn zu. „Draco, ich…“, setzte sie an und erwartete schon, dass er sie anschrie oder zumindest beleidigt an ihr vorbei stürmen würde. Stattdessen entspannte sich sein Gesicht sofort und er sah sie traurig an. „Was willst du denn noch? Du hast deine Position sehr deutlich ausgedrückt“, sagte er leise. „Es tut mir leid! Ich habe nicht nachgedacht. Ich war egoistisch!“ Draco lachte spöttisch auf. „Nein, du warst ehrlich!“ er schüttelte traurig den Kopf und drehte sich mit hängenden Schultern von ihr weg. Es war als würde in Hermine ein Schalter umgelegt. Ihr Verstand setzte aus und ich Herz übernahm die Führung. Sie fasste ihn an der Schulter, drehte ihn sanft um, glitt mit ihren Händen seine starken Arme hinab und verschränkte ihre Finger mit seinen. Ihr Blick folgte dabei ihren Händen, verweilte auf den verschränkten Fingern und erst dann sah sie in seine Augen. Sie sah die Trauer, die Qual hinter dem grauen Ozean. Er neigte den Kopf leicht schief und gerade als sie ihren Körper näher an seinen lehnen wollte, setzte ihr Verstand wieder ein. Sofort stieg die Röte ihren Hals hinauf, ihre wurde abwechselnd heiß und kalt und sie spürte wie sie ihren Mund öffnete und wieder schloss. Betreten blickte sie zu Boden. Sie traute sich nicht! Was für eine Gryffindor war sie eigentlich?! Sie hatte nicht mal den Mut das hier zu tun, obwohl sie es so sehr wollte. Ihre Lippen kribbelten in Erwartung, ihr Herz klopfte so laut, dass er es schon hören musste und ihr Atem ging flach und schnell. Ihre Augen brannten. Warum traute sie sich nicht? Es war doch ganz einfach. Sie hatten es in der anderen Welt doch schon getan, mehrfach…so intensiv. Sie schluckte. „Ich würde es gern noch mal versuchen“, hörte sie sich schließlich flüstern. Sie kniff die Augen zusammen, schämte sich für ihr Verhalten. Er würde sie auslachen. Draco wusste nicht, wie ihm geschah. Sie war plötzlich so nah und fasste seine Hände. Sein Denken setzte aus und er hoffte, dass er sie nun endlich in der Realität küssen durfte. Doch Fehlanzeige. Was war nur? Eigentlich hatte er immer gedacht, dass er Mädchen und ihr Verhalten ganz gut verstand, aber hier stand Hermine Granger und verhielt sich nicht wie jedes andere Mädchen. Das war die seltsamste Entschuldigung, die er je erhalten hatte. Und er hatte gedacht, sie würde ihn küssen. Er spürte, wie die Wut erneut in seinem Magen rumorte. Er schluckte jedoch einen bissigen Kommentar hinunter. „Ich denke, jeder sollte allein schlafen. Der Zauber wirkt, wir werden also nicht in Voldemorts Welt landen“, sagte er trocken. Er konnte ihre Nähe heute nicht mehr ertragen, dazu war er nicht stark genug. Er würde sonst wie ein Tier über sie herfallen. Mit aller Willenskraft, die er aufbringen konnte, löste er seine Hände aus ihrer, klopfte ihr versöhnlich auf die Schulter und ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)