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Rise of the Dark

von

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Streit

Sie erwachten in völliger Dunkelheit. Doch die Schwärze war nicht unangehm. Sie fühlte sich an, wie warmes Wasser, das ihren nackten Körper umstreift. Moment! Hermine erschrak und sah an sich herunter, natürlich ohne etwas zu sehen. Die Dunkelheit war undurchdringlich. Trotzdem fühlte sie, dass sie keine Kleidung trug. Und Malfoy ebenfalls nicht. Ihre Stirn lag gegen seine nackte Brust, ihre Hände waren immer noch ineinander verschränkt. Sie räusperte sich und wollte ihre Hand von seiner lösen, doch es ging nicht. Er hielt sie nicht fest oder zwang sie dazu nicht loszulassen. Nein. Es ging einfach nicht.

„Was ist das hier?“, fragte sie leise und versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken. In letzter Zeit wurde sie schnell panisch. Daran musste sie dringend arbeiten. War der Zauber schief gegangen? Oder war er gelungen und sah nun mal so aus?

Malfoy bewegte sich leicht. Sie spürte sein Schulterzucken ehe seine Antwort folgte:

„Ich weiß es nicht.“ Nach einer Pause sprach er weiter: „Vielleicht können wir es beeinflussen? Wo würdest du gern sein?“

Hermine schnaubte: „Das Wo ist mir erst mal egal. Das WIE würde ich gern ändern. In…überlegen wir mal…angezogen??“

Sie spürte sein kehliges Lachen an seiner Stirn. Doch er verkniff sich scheinbar einen Spruch zu ihrer Situation und nickte schließlich.

„Konzentrier dich drauf!“

Sie schloss überflüssigerweise die Augen und dachte an Kleidung. Angenehm weicher, fließender Stoff umhüllte sie Augenblicke später. Malfoys Brust hingegen war immer noch nackt.

„Hey!“, protestierte sie und schlug ihn spielerisch gegen die Brust, „Streng dich gefälligst an!“

Sie hörte ein tiefes Brummen und einen Moment später hatte auch er endlich etwas an. Hermine seufzte beruhigt auf und strich sich gedankenverloren über ihren Arm. Über ihren nackten Arm.

„Okay, wo wollen wir sein?“, hörte sie Malfoys Stimme wie von weit her.

Er durfte es nicht sehen! Sie brauchte etwas über ihrem Arm! Hektisch schloss sie erneut die Augen und stellte sich eine Jacke vor. Gott sei Dank! Es funktionierte!

„Hogwarts!“, antwortete sie schließlich. Sie könnten hier weiter nach Lösungen suchen. Erneut konzentrierten sie sich auf ihren Wunschort und standen bald darauf gemeinsam vor den großen Toren des Schlosses. Der Slytherin öffnete ihr galant die Türe. Was für ein Bild mussten sie abgeben! Eine Gryffindor und ein Slytherin händchenhaltend durch Hogwarts.

„Wieso können wir uns nicht loslassen?“, stellte sie dir Frage laut, die sie sich seit Beginn dieses bizarren Traums stellte.

„Wegen des Zaubers!“, war seine knappe Antwort. Hermine nickte geistesabwesend. Natürlich. Damit sie sich nicht verlieren. Sie hatten den Weg in die Bibliothek eingeschlagen und hofften, dass auch hier alle Bücher verfügbar waren. So würden sie die Nacht nutzen können, um nach einer Lösung zu suchen. Doch als sie die Stufen hinaufstiegen, kam ihnen am Ende der Treppe plötzlich jemand entgegen. Als Malfoy der Bewegung gewahr wurde, schob er Hermine hinter sich, die verdutzt auf seinen Rücken starrte. Er war angespannt und blickte zu der Person hinauf. Plötzlich ließ er seine Schultern sinken.

„Sie?“, seine Stimme klang erschrocken und noch etwas anderes schwang darin mit. Hermine spähte über seine Schulter und erblickte niemand anderen als Albus Dumbledore. Sie war nun ebenso verwirrt wie Malfoy.

„Aber…wie ist das möglich?“, stotterte sie wenig geistreich. Albus Dumbledore kam in seinem dunkelblauen langen Umhang, der mit Sternen und Monden besetzt war, die Treppe herunter auf sie zu. Er lächelte und seine Augen blitzten wissend hinter den halbmondförmigen Brillengläsern hervor.

„Eine interessante Frage, Miss Granger. Und eine nicht minder interessante Antwort habe ich darauf. Wenn sie beide mir dann bitte in mein Büro folgen würden.“ Und so schritten sie beide völlig perplex hinter dem alten Mann her. Am Wasserspeier angekommen sagte Dumbledore „Schokofrosch“ und der Wasserspeier sprang beiseite. Sie stiegen die Wendetreppe hinauf, die sich auch sogleich in Bewegung setzte und sie in Dumbledores Büro brachte. Hier sah es genauso aus, wie zu Lebzeiten des Professors. Unzählige Geräte summten und sirrten und jede nur erdenkliche Ecke war voll gestellt mit allerlei Phiolen, Gläsern und Flaschen. Einzig die leeren Bilder und die leere Stange, auf der sonst der Phönix gesessen hatte, zeigten, dass sie sich in einer anderen Welt befanden.

„Bevor ich euch meine Geschichte erzähle, würde mich aber die eure interessieren“, sagte der Professor und setzte sich auf den großen, verzierten Stuhl hinter seinem Schreibtisch.

Hermine und Draco setzten sich auf die Stühle vor dem Schreibtisch. Sie wechselten einen Blick und nach einem leichten Kopfnicken von Draco begann Hermine zu erzählen. Dabei ließ sie einzig die Stelle mit dem Dunklen Mal aus. Dumbledore nickte nur hier und da, unterbrach Hermine aber kein einziges Mal. Als sie geendet hatte, stand er auf und ging hinter seinem Schreibtisch auf und ab.

„Sowas hatte ich befürchtet. Hat dir Harry jemals erzählt, was im Verbotenen Wald geschehen ist?“

Hermine schüttelte den Kopf. Dumbledore nickte erneut.

„Ja, das habe ich mir gedacht. Es ist auch nicht einfach von seinem eigenen Tod zu erzählen.“

„Aber Harry war doch nicht tot!“, protestierte Hermine.

„Oh, gewiss, das war er. Für eine kurze Zeit. Er hatte die Wahl. In dieser Übergangswelt traf er mich. Doch ich möchte hier nicht von meinem Gespräch mit Harry erzählen. Er wird es bewusst für sich behalten haben und diese Entscheidung respektiere ich. Interessanter ist, was passierte, als er zu euch zurückkehrte.“

Dumbledore machte eine Pause und setzte sich erneut auf seinen Stuhl.

„Ich war im Begriff weiterzugehen, doch ich beschloss zu warten, bis Harry gesiegt hatte oder schlimmstenfalls ebenfalls sterben würde. Mein Warten dauerte nicht lange, als einige Todesser, darunter auch Bellatrix Lestrange die Übergangswelt betraten. Viele von Ihnen spürten die Befreiung durch den Tod und gingen hinüber. Einige wenige nicht. Und dann kam er.“

Hermine drückte unbewusst Dracos Hand und lauschte gebannt den weiteren Worten.

„Er hatte sein ganzes Leben versucht, den Tod zu besiegen. Und hier war er nun. Tot. Von seiner größten Angst eingeholt. Ich sprach mit ihm, wollte mit ihm hinübergehen. Doch er wollte es nicht akzeptieren, doch als Geist konnte er ebenfalls nicht zurück. Das hätte nicht seinen gewünschten Effekt. Er wäre machtlos. Und dann entdeckten wir, dass in der Übergangswelt nicht nur der Weg weiter existierte, sondern in zahlreiche Welten. Ihr müsst wissen, dass jener Ort, als ich dort war, wie der Bahnhof Kings Cross aussah. Züge in viele Richtungen. Und er stieg mit seinen Gefolgsleuten in einen dunklen, verrotteten Zug ein, der klapprig den Bahnhof verließ. Zunächst wollte ich einfach weiter gehen, doch ich war mir der Gefahr bewusst, die er immer noch darstellte. Also stieg ich in den Hogwarts - Express.“ Er lachte bei dieser Tatsache, dass in dieser Welt ebenfalls der Zug fuhr.

„Aber Sir, wissen sie, wo wir hier genau sind?“, Malfoy schien ungeduldig und hatte sich in seinem Stuhl vorgelehnt. Hermine beobachtete, wie er angestrengt mit den Kiefern mahlte und den ehemaligen Schulleiter fixierte. Als Albus Dumbledore weitersprach, wandte auch sie wieder den Kopf zum Professor.

„Ich habe eine Vermutung. Magie durchströmt jeden, auch die Muggel. Manche haben genug davon, um sie einzusetzen, manche nur so wenig, dass sie diese nicht mal bemerken. Unsere Zauberstäbe sind nur dazu da, die Magie zu kanalisieren, wir könnten auch ohne Zauberstab zaubern. Das machen zum Beispiel kleine Kinder, die ihre Magie gerade entdecken. Ungehindert strömen kann diese Magie, wenn wir schlafen. Magie erschafft unsere Träume. Diese Welt hier – und unzählige andere – werden von dieser Magie erschaffen. Ich nehme an, dass täglich neue Welten entstehen und andere sterben“, schloss Dumbledore.

„Das heißt“, begann Draco, „dass man eine Welt auch zerstören könnte!“ Ruckartig blickte Hermine ihn an. Draco schien sie jedoch nicht zu beachten, denn er blickte weiter zu Dumbledore und hoffte darauf, dass er seine Aussage bestätigte.

„Ich nehme es an, Mr. Malfoy.“

Jetzt blickte er ihr endlich in die Augen. Grimmig und entschlossen.

„Die Welt, in der sich Voldemort befindet, ist eine von uns erschaffene Albtraum-Welt. Wir können sie zerstören!“

Hermine schüttelte langsam den Kopf.

„Wie stellst du dir das vor? Wir denken einfach nicht mehr dran? Vergessen, was geschehen ist?“ Wut und Angst stiegen in ihr auf. Sie war von ihrem Stuhl aufgesprungen und es störte sie massiv, dass sie immer noch seine Hand halten musste.

„Wir müssen uns unseren Ängsten stellen!“, brauste Draco auf.

„Das wäre eine Möglichkeit!“, hörte Hermine den Schulleiter sagen. Ungläubig starrte sie von einem zum anderen. Das war doch nicht deren Ernst?

„Als ob das so einfach wäre! Wir machen ein Picknick im Malfoy Manor und schwupp - kein Alptraum mehr! Das wird nicht funktionieren! Das hat er verhindert!“ Tränen stiegen in die Augen.

„Wir können es wenigstens versuchen!“, entgegnete der blonde Slytherin ihr. Er verstand es einfach nicht! Wie konnte er auch. Sie hatte ja auch nicht alles erzählt. Wütend und traurig zugleich riss sie den Ärmel ihrer Jacke hoch.

„Er hat diese Welt an mich gebunden.“

Die Stille, die eintrat, war unerträglich. In Hermines Ohren rauschte es. Immer noch waren ihre Hände gefasst, verschränkt ineinander. Hätte er jetzt losgelassen, wenn er es gekonnt hätte? Die Tränen liefen ihre Wangen hinab. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Der Ekel, den sie vor sich selber empfand, breitete sich wie Gift in ihrem Körper aus. Ihr ganzer Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Plötzlich spürte sie, wie sie fort gezogen wurde, fort aus diesem Büro. Doch Dracos Hand war immer noch in ihrer. Sie spürte, wie er sie sanft drückte und hörte ihn neben sich sagen: „Wir wachen auf.“

Und tatsächlich Augenblicke später lag sie tränenüberströmt mit dem Kopf an Dracos Brust. Sie wollte aufstehen, fliehen aus diesem Raum, da spürte sie seine starken Arme, die sie festhielten. Sie kämpfte verzweifelt gegen seine Umarmung an.

„Bitte, lass mich gehen! Ich bin Abschaum!“, schluchzte sie. Die Umarmung erschlaffte und dann spürte sie seine Hände wie Schraubstöcke an ihren Oberarmen.

„Sieh mich an!“, forderte er sie barsch auf und Hermine war über seinen Ton so verwundert, dass sie aufblickte. Sein Gesicht war vor Zorn verzerrt, seine Augen blitzten gefährlich.

„Du bist kein Abschaum! Du hast dieses Mal sicherlich nicht freiwillig und voller Stolz erhalten!“, keifte er. „Du bist kein Abschaum!“, sagte er erneut, „wenn dann bin ich es!“

Und mit diesen Worten hielt er seinen linken Unterarm vor ihre Nase und erinnerte sie daran, wer er mal war. Für welche Ideale er gestanden hatte.
 

Er stand auf. Die Wut, die durch seine Adern schoss, hielt ihn vom klaren Denken ab. Nur eines wusste er. Wäre Voldemort noch am Leben, würde er ihn dafür umbringen, dass er ihr das angetan hatte. Er ging zum Kaminsims und stützte sich schwer atmend darauf. Warum konnten sie nicht einfach in Frieden leben? Und wieso musste seine hässliche Vergangenheit ihn immer wieder einholen? Die Wut schnürte ihm die Kehle zu. Er drohte zu explodieren. Mit einem Schrei schwang er seine Faust und hämmerte sie in die Steine des gemauerten Kamins. Warmes Blut floss seine Fingerknöchel hinab. Hermines spitzen Schrei ignorierte er. Das hatte gut getan! Langsam zog er die Faust aus den Steintrümmern. Sie schmerzte gewaltig, aber es lenkte ihn ab, von den unzähligen Gefühlen in seinem Innern.

„Du solltest jetzt besser gehen!“, knurrte er. Die Gefühle, die er empfand, drohten ihn zu überwältigen und er wusste nicht, was er noch alles zerstören würde. Er hörte hinter sich die Decken rascheln und die Tür zuschlagen. Und dann tat Draco Malfoy etwas, was er das letzte Mal vor zwei Jahren getan hatte.

Er weinte.



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