Throughout the Year von Goetterspeise (One-Shot Sammlung) ================================================================================ 03. Seltsam ----------- Es war bereits Stunden her, dass die Sonne über den Dächern Konohas untergegangen war und hinter vielen Fenstern der Wohnungen, Anwesen und Einfamilienhäusern waren bereits die Lichter gelöscht und sich schlafen gelegt worden. Anders sah das in den Clubs und Bars der Stadt aus, oder auch in den Restaurants und Imbissbuden, die überall in den Straßen vorzufinden waren. Dort herrschte noch reger Betrieb, lautes Lachen und Geschrei drang durch die Glasscheiben. Eins der wenigen noch beleuchteten Wohnhäusern, war das Hauptgebäude des Nara-Clans, durch dessen hohe Wohnzimmerfenster das schimmernde Licht der Neonröhren schien. Von außen erblickte man im Inneren eine Silhouette hin und her wandern und wenn man genauer hinsah, erkannte man am Kopf oben, zwei kurze, buschige Zöpfe. Im restlichen Gebäude waren bereits alle Lichter ausgeschaltet worden, aber es hatte einen guten Grund, dass dies im Wohnzimmer noch nicht der Fall war. Dort lief Temari Nara unruhig auf und ab, die Nervosität in ihren Glidern spürend. Seit sie und Shikamaru vor einen halben Jahr geheiratet hatten und sie anschließend vollständig nach Konoha gezogen war, hatte sie sich nicht mehr so gefühlt. Und sie war auch eigentlich froh darüber. Temari blickte zum hundertsten Mal auf die Uhr, die an der Wand neben der Tür hing und begann auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Er hatte ihr heute Morgen schon gesagt, es könne später werden, aber mittlerweile war es bereits kurz nach Mitternacht und sie ging seit nun mehr drei Stunden immer wieder den Weg vom Fenster zur Tür auf und ab. Zwischendurch setzte sie sich für ein paar Minuten an den Tisch und konnte dann doch nicht still bleiben, weshalb das Ganze dann wieder von vorne los ging. Es war zum verrückt werden. Aber irgendwie war das mit ihm schon immer so gewesen, auch wenn es durch die Hochzeit und den Zusammenzug nachgelassen hatte und sie dieses seltsame typische Mädchenverhalten hatte abschütteln können, sobald es intimer zwischen ihnen wurde. Oh man, allein bei dem Gedanken, schämte sie sich heute noch für sich selbst wegen des Rotwerdens und Gestottere. Und sofort spürte sie, wie ihr die Schamesröte in die Wangen stieg und stampfte wütend mit dem Fuß auf. Es war manchmal einfach nicht zufassen, was er in ihr auslösen konnte. Temari war so tief in ihren Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht gehört hatte, dass die Eingangstür zur Seite geschoben worden war, hörte nun aber die näherkommenden Schritte auf dem Holzboden und versteifte sich sofort. Im nächsten Moment blieb die Person vor der Tür zum Wohnzimmer stehen und bevor Temari auch nur noch einmal zwinkern konnte, wurde sie bereits geöffnet und Shikamaru stand vor ihr. Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken und legte seinen Kopf leicht schräg, bevor er gähnte. "Entschuldige, dass ich je..." "Du bist zu spät!", rief Temari und war über die Wut in ihrer Stimme selbst überrascht. Ihre Nervosität war purer Panik gewichen und sie konnte einfach nicht verhindern überzureagieren. Shikamaru war nun zumindest wieder hellwach und musterte sie vorsichtig mit seinen Augen. Temari musste sich daraufhin abwenden, schloss ihre Lider und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Sie hörte, wie Shikamaru näher kam und ging in ihrem Kopf noch einmal durch, was sie ihm sagen wollte. Das führte allerdings dazu, dass ihre Panik nur wieder durch kam. Sie hatten sich zwar schon einige Male darüber unterhalten und waren sich einig gewesen, es zu wollen, hatten aber nie etwas Konkretes gesagt oder bewusst daran gearbeitet. Was, wenn es für ihn momentan einfach nicht passte? Er nicht die nötige Zeit aufbringen konnte? Es viel zu früh für sie war? "Temari?", fragte Shikamaru vorsichtig und legte seine Hände langsam auf ihre Schultern. Es war komisch, aber augenblicklich wich die Anspannung von ihr. Er machte manchmal wirklich seltsame Dinge mit ihr. Temari atmete noch einmal tief durch, bevor sie sich zu ihm umdrehte und eines ihrer seltenen, schüchternden Lächeln aufsetzte. "Ich bin schwanger", sagte sie schlicht und sah ihm direkt in die Augen. Endlich. Da war sie wieder. Direkt und unverblümt. Keine langen Vorreden, einfach raus damit. Wie gut das tat. Und nicht nur sich selbst wieder zu haben, sondern den Satz endlich laut ausgesprochen zu haben. Nach diesem schrecklich aufwühlenden Tag spürte sie erst einmal nur pure Erleichterung ihren Körper durchströmen. Shikamaru schien das anders zu sehen, denn seine Augen waren vor Schreck geweitet und er starrte sie ein paar endlos lange Minuten nur an. Deshalb kehrten ihre Nervosität und Angst nun doch wieder langsam zu ihr zurück. Konnte sie bitte aufhören sich so erbärmlich zu verhalten? Aber diese Bitte half nichts, denn Temari begann plötzlich wieder auf ihrer Unterlippe herumzukauen und mit ihren Fingerkuppen nervös gegen ihre Oberschenkel zu tippen, weil er nichts tat oder sagte. Aber irgendetwas musste doch kommen, oder? Schreien, in Panik verfallen, umkippen? Um ehrlich zu sein, war es ihr vollkommen egal, wie er reagierte, er sollte nur endlich aus dieser schrecklichen Starre erwachen. Und vor allem aufhören, sie so blöd anzustarren! "Würdest du vielleicht endlich was sagen?", fragte sie schließlich als sie nicht mehr länger warten konnte. Shikamaru nickte knapp und zwinkerte ein paar Mal, doch er wollte ihr nicht die Ehre erweisen sie endlich seine Stimme hören zu lassen und so zogen erneut einige Sekunden - oder waren es Minuten? - ins Land, in denen sie immer nervöser wurde und ihre Unterlippe weiter malträtierte, während sie wartete. "Du bist schwanger?", fragte Shikamaru schließlich langsam und vorsichtig. Temari blinzelte irritiert, als sie seine Worte vernahm. "Was? Ja, sonst hätte ich es wohl kaum gesagt", erwiderte sie mit einem bissigen Unterton. Zumindest hatte sie aufgehört mit ihren Fingern zu trommeln und ihre Unterlippe befand sich nun auch wieder in Freiheit. "Du bist schwanger", flüsterte er den Satz - dieses Mal aber als Aussage. Temari wollte ihn fragen, wann ihm denn seine schnelle Auffassungsgabe abhanden gekommen war, erkannte aber noch rechtzeitig, dass der einzige Grund, warum er sich so blöd anstellte, pure Überraschung war. Man war sie blöd. Sie war so damit beschäftigt gewesen, sich seine möglichen Reaktionen auszudenken und schließlich darauf zu warten, dass er endlich eine zeigte, dass ihr gar nicht aufgefallen war, dass er bereits mitten in ihr steckte. Überraschung - nicht gut oder schlecht zu werten - und ein bisschen Panik wahrscheinlich - die sie ebenfalls verspürte. "Ja, ich bin schwanger", antwortete Temari deshalb ruhig und fand sich plötzlich in Shikamarus Armen wieder. Er gab ihr einen Kuss auf den Scheitel und nach kurzem - vor allem, weil sie nicht damit gerechnet hatte - Zögern, erwiderte sie seine Umarmung und ein breites Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Wie hatte sie überhaupt an ihm zweifeln können? Sie kannte ihn schon so lange und mittlerweile auch verdammt gut und dennoch hatte sie es getan, weil sie manchmal seltsam war; weil sie durch ihn manchmal seltsam wurde. Als sie sich schließlich aus der Umarmung lösten, lächelte Shikamaru sie kurz glücklich, aber geplättet an, bevor er sich wieder mit der Hand über den Nacken fuhr und seufzte. "Ich muss jetzt wirklich erst mal ins Bett." Temari schüttelte lächelnd den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)