Und dann hat er ja gesagt von suugakusan ================================================================================ Prolog: Der Sonnenaufgang ------------------------- Ich stand vor dem Tor, das hinter sich Konoha verbarg. Das Tor war zu. Seltsam. Eigentlich sollten die Wachen wissen, dass ich um die Uhrzeit hier sein sollte. Bevor ich mich entschloss zurückzukommen, kontaktierte ich Kakashi um seine Erlaubnis zu bekommen. Ich weiß nicht ganz genau, warum ich das tat. Warum muss mir jemand überhaupt erlauben, nach Hause zu kommen? So eine komische Sache… jedenfalls bin ich hier. Es ist ein wahrhaft seltsames Gefühl nach dem, was vorgefallen ist — besonders nach dem Krieg — hier nicht als Feind aufzutauchen. Als ich damals Konoha zurückließ, konnte ich mir nicht vorstellen, dass es jemals wieder dazu kommt. Seitdem meine Familie ausgerottet wurde, hatte ich gegenüber Konoha keine besonders warmen Gefühle. Das Einzige, was für mich damals von irgendeiner Bedeutung war, waren die Leute, denen ich tatsächlich nicht egal zu sein schien. Damit meine ich ausdrücklich Team 7. Und insbesondere meine ich damit Naruto. Endlich ging das Tor auf und zwei Jounin kamen mir entgegen. Sie durchsuchten mich und sagten, ich müsste zum Hokage, damit er die Aufnahmeprozedur abschließen kann. Na gut, wenn es sein muss… nun passierte ich den Wachposten und betrat den Raum des eigentlichen Geschehens. Mein Geburtsort stand mir in all seiner Pracht gegenüber und ich wurde leicht überwältigt. Das Dorf machte wohl während meiner langen Abwesenheit eine sehr spürbare Änderung durch. Ich guckte mich um. So viel war so anders, dass ich Konoha kaum erkannte. Konoha ist definitiv kein Dorf mehr, es ist zu einer Stadt geworden. Die Wachen sagten mir nicht, wohin genau ich mich begeben muss, und ich selbst war nicht schlau genug um nachzufragen. Der Menschenstrom fing mich und ich schwamm mit ihm für eine Weile hilfslos mit. Leider war Hokages Büro nicht mehr dort, wo ich es in Erinnerung hatte. Ich bleib stehen und guckte mich noch mal ganz bewusst um. Mein Blick wanderte über diese hektische Landschaft hin und her, bis ich endlich das Büro bemerkte. Mit einem Schritt gegen den Strom fing der gefühlt tausendjährige Weg zum Bürogebäude an. Beim Laufen erkämpfte ich mir mühsam den Platz durch die Menschenmasse. Kleine Kinder liefen mir buchstäblich unter die Füße, Erwachsene schubsten und wurden zurückgeschubst, Ältere standen im Weg wie eine unnötige Hindernis. Wenn es nur das wäre. Die Menschen unterhielten sich und der Strom produzierte einen fast betäubenden Klang. Die gesamte Umgebung vibrierte vor Summen. Ich filterte ungewollt ein paar Gespräche aus und mir wurde klar, dass diese Hektik eher außergewöhnlich ist. Etwas großes stand bevor. Bei der Vorstellung einer noch größeren und lauten Menschenmasse als jetzt wurde mir leicht unheimlich. Will ich wirklich ein Teil von dem ganzen hier sein? Plötzlich fing mein Ohr den Namen „Uzumaki“. In diesem Augenblick zuckte mein Herz zusammen. Und flüchtig bemerkte ich, dass diese bevorstehende Veranstaltung mir zutiefst nicht egal ist. Mittlerweile erreichte ich das Bürogebäude. Es wirkte größer und massiver, als das alte. Man verstand auf Anhieb, dass hier der Oberhaupt residiert. Ich kam rein und wurde mit dem gleichen Chaos wie draußen konfrontiert, bloß dieser Chaos „von drinnen“ nahm entsprechend kleinere Ausmaße an. Ich fragte jemanden, wo sich Kakashis Büro befindet. Er zeigte mir die Richtung und meinte knapp „am Ende des Ganges“. Und tatsächlich, ganz am Ende eines langen Ganges verbarg sich hinter der einfachen hölzernen Tür Kakashis Büro. „Hallo, Sasuke,“ ich wurde freundlich begrüßt. „Hey!“ ich erwiderte. „Die Wachen am Tor meinten, du musst noch was machen, damit ich nach Hause kann. Also mach schnell.“ „Du hast dich gar nicht geändert, sehe ich.“ Seine Stimme hatte etwas sehr nostalgisches in sich. Ich schmunzelte leicht. „Worum geht es überhaupt? Mir wurde gar nichts erklärt.“ „Es geht darum, dass wir alle neue Mitglieder registrieren müssen. Du hast es wahrscheinlich schon gemerkt, aber unser Dorf ist sehr rasch angewachsen. Ich kenne nicht mehr jeden persönlich. Außerdem gab es Vorfälle mit den Neuankömmlingen, also haben wir uns…“ „Es klingt so unspannend, also lass uns einfach mit der Bürokratie schnell fertig werden.“ „Okay,“ Kakashi willigte ein. Kakashi ist einer dieser Menschen, die sich nie ändern. Weder äußerlich noch charakterlich. Er nahm sich einige Formulare aus einem großen Stapel, der vor seinem Gesicht lag, und füllte sie in aller Ruhe aus. Währenddessen kamen seine leicht aufgebrachten Angestellten herein, um irgendwas schnellstmöglich zu klären. Kakashi beantwortete die Fragen sehr konstruktiv und es schien, dass nichts auf dieser Welt Kakashi aus der Fassung bringen kann. Und ich konnte mich endgültig vergewissern, dass etwas sehr großes bevorsteht. „Was ist denn hier los?“ fragte ich. „Was meinst du?“ „Naja, auf der Straße ist Chaos, hier sind alle auch im Stress und rennen wild rum. Ist irgendwas?“ „Achso! Du weißt es ja gar nicht!“ Für seine Verhältnisse sah Kakashi auf einmal ziemlich aufgeregt aus. „Naruto hat seine Verlobung angekündigt!“ Bitte was?! Eine Verlobung von Naruto?! Es klingt so unglaublich, leicht widersprüchlich und so, dass es mein Herz zum wilden Pochen bringt. „Bist du überrascht?“ fragte er spontan. „Wer hat ihn denn genommen?“ Er hatte recht, ich war überrascht. Ich war mehr als nur überrascht. „Hinata.“ „Achso,“ warf ich automatisch und wechselte das Thema, „brauchst du noch lange?“ „Nein, bin fast fertig. Soooo…“ Kakashi atmete erlöst aus, unterschrieb zwei Papiere, drückte mir eins in die Hand und legte das zweite auf den Stapel hinter dem Stapel vor seinem Gesicht. „Jetzt bist du ein Bürger von Konoha! Ganz offiziell! Ich gratuliere!“ „Danke,“ antwortete ich mit einem Hauch von Lachen. „Was ist eigentlich mit der Uchiha Residenz?“ „Sie ist bezugsbereit. Wir haben die Sperre des Uchiha-Viertels vollständig aufgehoben,“ richtete er mir aus. „Und, Sasuke…“ „Was?“ Ich stand schon in der Tür und wollte Kakashis Büro verlassen. „Bitte gratuliere Naruto zur Verlobung. Er wird sich bestimmt drüber freuen.“ „Hn,“ warf ich statt einer anständigen Reaktion. Plötzlich wurde es sehr still auf eine sehr unangenehme peinliche Weise und ich bekam den Drang diese Stille zu zerstören: „Ähm…“ leitete ich ein, aber dieser sinnloser Laut war gar nicht hilfreich. Die peinliche Stille ging nicht weg. „Ähm, bis bald,“ warf ich und beeilte mich nach draußen. Ich verließ das Büro, bevor es noch peinlicher wurde. Also ist diese Hektik Narutos Verlobung gewidmet. Achso… deswegen konnte ich dieses Gefühl von dringender Wichtigkeit nicht loswerden. Es macht schon irgendwo Sinn, dass seine Verlobung zum Volksfest wird. Schließlich ist er der lebende Kriegsheld. Retter der Shinobi-Welt. Und ganz speziell mein Retter… hmmm, so wie es aussieht, bin ich doch zu spät… Ich kehrte nach Konoha aus verschiedenen Gründen zurück: erstens aus Bequemlichkeit. In der Wildnis muss man sich um vieles kümmern und manchmal ist es seeeehr anstrengend. Zweitens aus Einsamkeit. Mir fehlt der menschliche Kontakt und ich gebe es Tatsache sehr ungern zu. Was nichtsdestotrotz ein sehr großer Vorteil ist, ist dass das Uchiha-Viertel höchstwahrscheinlich für immer unbewohnt bleibt. Ich kann mich so viel von den Menschen zurückziehen, wie ich will, und trotzdem bin ich nicht allein. Es ist das perfekte Szenario. Dazu vermisste ich meinen Geburtsort doch insgeheim. Und drittens… dritter Grund hatte sogar einen echten Namen. Er hieß Naruto Uzumaki. Der letzte Grund ist… wie soll ich es ausdrücken… etwas heikel und er ist für mich persönlich der wichtigste. Wahrscheinlich weil ich einen sehr langen Kampf gegen mich selbst beenden konnte und begann Sachen über mich selbst zu akzeptieren, die ich auch sehr lange zutiefst abstoßend fand. Ich will nämlich, dass er endlich von meinen Gefühlen ihm gegenüber weiß. Es klingt vielleicht dumm, aber ich hoffte auf mindestens Verständnis seinerseits und idealerweise darauf, dass er diese Gefühle erwidert. Und jetzt ist dieser Schwachkopf verlobt, also… mir war schon irgendwie bewusst, dass mein idealer Verlauf zu utopisch ist. Auf dem Weg nach Hause dachte ich ununterbrochen an Naruto. Dieser Schwachkopf ist einer der zwei Personen, die mich zu dem machten, was ich heute bin. Erstens wollte er unter keinen Umständen von mir loslassen. Und zweitens: er war, und ist bis heute, mir wirklich-wirklich nicht egal. Alles fing am Tag unserer Teamentstehung. Naruto, Sakura und ich. Team 7 hießen wir ab da an. Seitdem mussten wir auf einmal sehr viel Zeit miteinander verbringen, während des Trainings, auf Missionen oder sogar, mein Gott, privat. Ich fand Naruto anfangs unglaublich anstrengend. Er konnte nichts, labberte ständig davon, wie er Hokage wird, und generell war er ein hyperaktiver und unsinniger Schwachkopf. Auf den ersten Blick schien, dass wir beide komplett gegensätzlich waren, bis ich eines Tages ein sehr dunkles Racheersuchen in seinen Augen fing, den ich instinktiverweise nachvollziehen konnte. Unter diesem fröhlich Unsinnigen war er verbittert, ängstlich und sehr einsam und ich kannte diese Agonie nur zu gut. Ab diesem Tag konnte ich Naruto noch weniger leiden, weil ich seinen Umgang mit diesem Schmerz nicht tolerieren konnte. Ich stempelte ihn als nicht feinfühlig, nicht intelligent genug und schwach ab, weil ich sein kindisches Aufführen als den leichtesten Ausweg aus diesem emotionalen Zustand ansah. Nichtsdestotrotz mussten wir einander aushalten und das taten wir aus tiefster Not. Schließlich steckten wir in einem Team. Dennoch war ein kleiner Teil von mir unendlich froh zu wissen, dass noch jemand genauso allein war wie ich. Selbst wenn diese Person der dümmste Shinobi in der ganzen Welt war. Und selbst wenn ich es mir nicht eingestehen wollte. Eines Tages zerstritten wir uns sehr heftig und tauschten eine ganze Woche lang kein Wort miteinander. Kakashi hatte die Nase voll davon und gab uns eine gemeinsame Aufgabe, damit wir uns wieder vertragen. Naruto machte dabei einen dummen Fehler nach dem anderen, was mich tierisch irritierte, bis ich es nicht mehr aushielt und in einer verbalen Wut ausbrach. Ich schimpfte Naruto heftig aus und er erwiderte mir böse, dass er schon wieder von seiner Familie geträumt hatte, dass es ihn sehr traurig macht, dass er sich absolut nicht konzentrieren kann und dass ich bitte dafür Verständnis aufbringen soll. Es ließ mich sprachlos. Er entschuldigte sich bockig für seine Fehler und fuhr mit der Arbeit stumm fort. Mich brachte dieses kleine Ereignis zum Nachdenken. Endlich sah ich, dass auch Naruto mit durchaus starken negativen Gefühlen zu kämpfen hatte. Und plötzlich offenbarte sich sein Wesen in einem ganz anderen Licht: er wählt stets aus, nicht verbittert zu werden und sich nicht vom Schicksal runterkriegen zu lassen. Das macht er dadurch, dass er versucht, stets positiv zu agieren. Ich fand diese kleine Entdeckung erstaunlich. Es war die erste Sache, die ich an ihm tatsächlich respektierte. Schließlich steckte ich in einer vergleichbaren Lage, aber so wie er konnte ich nicht. Nach all diesen Jahren wundere ich mich, ob sein Ausweg der tatsächlich leichteste ist, und ich vermute, dass es nicht stimmt. Wahrscheinlich ist der leichteste Ausweg genau der, den ich nahm. Ab da stellte ich fest, dass wir einander nicht nur aus Not aushalten können. Die Zeit lief, wir verbrachten die Abende meist zu zweit. Der Grund für unsere Zweisamkeit war einfach und eher zufällig: Naruto und ich mussten meistens während Missionen ein Zimmer teilen und Sakura hatte eins für sich. Mittlerweile kam ich mit Narutos Art klar und er konnte meine ertragen. Wir trainierten zusammen, erledigten gemeinsame Aufgaben, er erzählte mir Sachen und ich hörte ihm zu. Wir bauten eine ziemlich kuriose Beziehung auf, manche würden sie vielleicht Freundschaft nennen. Trotzdem gab es manches an Naruto, was mich sehr irritierte. Besonders dass er sehr impulsiv handelte und ständig den Maul so weit wie möglich aufreißen musste. Er glaubte ernsthaft daran, genauso gut wie ich zu sein, und erwähnte es bei jeder passenden Gelegenheit. Er erklärte mich zu seinem Erzrivalen und ich konnte darüber nur lachen, weil er damals für nichts gut war. Dennoch beneidete ich ihn um eine Sache: im Gegensatz zu mir war er nicht komplett zerbrochen. Mir wurde erst durch Naruto bewusst, dass ich irgendwie falsch funktionierte. Zum Beispiel gab er den Glauben an das Gute in Menschen nicht auf und verschloss sich nicht von der Außenwelt. Er wendete sich den Menschen ganz natürlich zu und hatte keine Angst Bündnisse aufzubauen. Und eins davon war zu mir. Er nannte mich „Freund“ und „Bruder“ und behandelte mich so, als ob ich von Wichtigkeit wäre. Das meinte er vom ganzen Herzen und es fühlte sich gut an. Es linderte den Schmerz, den der Verlust meiner Familie zurückließ. Dieses Gefühl war einzigartig: als ob ich ein verirrter Falter war, der endlich eine Lichtquelle entdeckte und darauf zuflog. Als ob er mich aus einer endlosen stockdunklen Nacht wieder ans Tageslicht führte. Endlich fand ich etwas, was nichts mit Itachi oder der Rache zu tun hatte, und es wurde mir sehr teuer. Ich war bereit für dieses wertvolle Etwas zu kämpfen. Wenn nötig, würde ich es sogar mit meinem Leben beschützen. Und so ganz unbemerkt wurde Naruto sehr besonders für mich. Er wurde zu meinem wegweisenden Licht aus der Dunkelheit, zu meiner Sonne. Seine sanfte Wärme baute mich Stück für Stück auf und reparierte mich langsam und ich hing sehr dran. Vielleicht sogar ein wenig zu sehr. Für eine ganze Weile spielten wir Freundschaft miteinander und es funktionierte ganz gut, bis es sich eines Tages änderte: sobald er den Raum betrat, schlug mein Herz schneller, allein mit ihm zu sein wurde zu einer unmöglichen geistigen Aufgabe für mich und meine Augen waren nur ihm zugewandt und ich beobachtete ihn heimlich: wie sich seine Haare bewegen, wo er seinen Blick hinführt, wie er atmet… ich bekam ein dringendes Bedürfnis ihn anzufassen und seine tollpatschigen Bewegungen zogen mich an. Nachts, wenn alle schon schliefen, wollte ich mich zu ihm legen und mich an ihm ganz doll anschmiegen. Ich wollte seine Wärme spüren. Schließlich war er meine Sonne. Ich muss dazu sagen, dass ich mich selbst für diese Gefühle zutiefst ächtete. In meinen Augen verkörperten sie eine echte Schwäche und sie mussten dringend beseitigt werden. Ich belehrte Naruto gedanklich darüber, dass er dumm war, weil er sich von Menschen abhängig macht, und jetzt geriet ich in dieselbe Fälle. Ich wurde von ihm abhängig. Von Naruto Uzumaki! Von dem dümmsten Shinobi, den es je gegeben hatte! Mein Geheimnis durfte nie ans Tageslicht kommen, also begann ich den Kampf gegen den eigenen Schatten. Ich tarnte mich und sagte absichtlich manches ab, wo wir nur zu zweit sein mussten. Manches aber nicht, damit es nicht zu verdächtig vorkam. Dieses Verstellen erschöpfte mich mental. Wenn wir Freundschaftskämpfe machten, fiel es mir sehr schwer, seine kurzen Berührungen zu ertragen. Besonders wenn seine Haut zufällig auf meine traf. Es fühlte sich wie ein Brand an. Die Kämpfe waren meine einzige Möglichkeit ihn wenigstens irgendwie anzufassen und eigentlich wollte ich mehr davon. Es erschöpfte mich körperlich und insgesamt machte mich das Ganze richtig wahnsinnig. Während Naruto und ich in diesem tollpatschigen Beziehungstanz steckten, wurden sich Naruto und Sakura tatsächlich näher. Die beiden bauten das auf, was ich persönlich als Freundschaft bezeichnen würde. Narutos Beziehung zu Sakura war sehr ungezwungen, aufregend und vor allem nicht anstrengend. Sie genossen sich auf einer sehr natürlichen Weise und ich bekam es stumm mit. Meistens kümmerte es mich nicht sonderlich, jedoch an manchen Tagen kochte mein Blut vor Wut. An diesem Tagen sah ich Sakura als eine riesige schwarze Regenwolke, die mir meine Sonne stiehlt. Besonders weil Naruto durch Sakura stets neue Freunde gewann und im Endeffekt weniger Zeit für mich hatte. Dies bedeutete, dass wir uns jeden Tag ein wenig von einander entfernten. Als die Distanz zwischen uns groß genug war, bekam ich das Gefühl, ich wäre ihm doch nicht wichtig genug, was mich massiv ärgerte. Als ob er mich ausgetrickst hätte. Unsere Beziehung kehrte zum Anfang zurück, nur diesmal hatte sie einen sehr bitteren Nachgeschmack. Besonders weil es ihm besser als mir ging: er wirkte jeden Tag ein bisschen weniger miserabel. Und das machte mir Angst, weil das nur eins hieß: er braucht mich jeden Tag ein bisschen weniger. Außerdem wurde er besser mit seinen Jutsus. Mittlerweile stellte ich fest, dass er sich durchaus zusammenreißen kann. Und wenn sich dieser Schwachkopf zusammenreißt, kann er sich komplett auslasten und enorm viel schaffen. Ab da nahm ich unsere Rivalität ernst, weil es direkt zweitens hieß: er wird schlussendlich mindestens genauso gut sein wie ich, wenn ich es nicht ernst nehme. Diese Vorstellung machte mir noch größere Angst als die erste. Nach und nach erwachte ein Teil von mir, der ihn um seine Lage richtig schwarz beneidete und ihn genau aus diesem Grund ganz unverschämt hasste. Nichtsdestotrotz war dieser blonde Schwachkopf die Quelle meiner größten Sorgen. Ein ziemlich großer Teil von mir wünschte ihm tatsächlich alles Gute und war bereit sich dafür einzusetzen, obwohl unsere Beziehung schlechter denn je lief. Teilweise weil ich immer noch nicht wusste, was ich mit diesen einseitigen Gefühlen zu ihm mache. Diese Gedanken besetzten oft unbefugt meinen Kopf und ich drehte innerlich durch, weil es einfach unerträglich war. Währenddessen erinnerte ich mich oft an Itachi. Mein älterer Bruder war die zweite Person, die mich zu dem machte, was ich heute bin. Als die Beziehung zu Naruto in die Stücke brach, beschäftigte mich der Hass gegenüber meinem Bruder öfter und ich wurde erneut von Rachegedanken konsumiert. Im Grunde war es das einzige, das meinen Verstand gesund hielt, sonst würde der gefühlsgesteuerte Wahnsinn meinen Kopf komplett überlasten. Ich versank jeden Tag ein Stück tiefer ins Schwarze und es schien keinen zu kümmern. Eines Tages kam Itachi um Naruto zu schnappen und an dem Tag wurde ich sehr harsch daran erinnert, dass ich eigentlich sehr schwach war. Die Vorstellung davon, dass Itachi Naruto das Leben nimmt, beförderte einen echten körperlichen Schmerz in mir und bewegte mich zum unüberlegten impulsiven Handeln. Dazu ließ Itachis komplette Gleichgültigkeit mir gegenüber mich die letzte Vernunft zu verlieren, die ich noch besaß. Ich griff ihn direkt an und landete im Krankenhaus für mehrere Wochen. Meine totale Machtlosigkeit stach mir direkt ins Auge und es war sehr belastend. Zudem war ich im direkten Vergleich sogar schlechter als Naruto. Er besiegte diesen einschwänzigen Monster während der Chuuninprüfung fast allein. Ich im Gegensatz dazu konnte nichts machen. Die Gedanken daran besetzten meinen Kopf und irgendwann war das das Einzige, woran ich denken konnte. Wie sollte ich denn Itachi töten, wenn ich nichtmal besser als Naruto bin?! Ich fand mich selbst abstoßend, unwürdig und sehr schwach und es fraß mich innerlich. Ich brauchte Narutos Schutz so dringend wie noch nie und er vermasselte alles. Er kam nicht zu meiner Rettung. Dabei wünschte ich mir über alles, dass ihm meine geistige Verwundbarkeit auf eine magische Art bewusst ist. Ihn um Hilfe zu bitten machte mir Angst und das war ziemlich dumm von mir. Aber seine scheinbare Unwissenheit über meine Lage tat trotzdem unfassbar weh, obwohl es so dumm war. Dann entschloss ich mich diese Abhängigkeit ernsthaft zu beenden. Ich musste dringend stärker werden, damit Itachi endlich seine rechtmäßige Vergeltung bekommt, und diese kuscheligen Freundespielchen brachten mich definitiv nicht weiter. Und somit fiel die Entscheidung Konoha und Team 7 zurückzulassen. Dann kam der große Kampf im letzten Tal. Ich war der Gewinner und stand alleine da. Dieser Sieg erfüllte mich mit Zufriedenheit und es überzeugte mich, dass ich doch nicht so schwach bin. Naruto lag bewusstlos vor meinen Füßen. Seine Augen waren zu, seine Haare waren nass vor Regen, seine Lippen waren blass und sein Schicksal lag ganz allein in meinen Händen. Eine flüchtige Bewegung und die Welt ohne Naruto Uzumaki könnte wahr werden. Aber als ob ich es tatsächlich durchziehen würde. Stattdessen brach ich vor Erschöpfung zusammen und starrte in seine zugemachten ruhenden Augen für eine ganze Weile. Ich durfte ihn noch nie aus solcher Nähe anschauen. Er war so schutzlos, so verwundbar und so schön… solch eine direkte Konfrontation mit seiner Nähe überforderte mich und in mir erwachte der Teil, von dem ich mich so eifrig lösen wollte. Der Teil meines Wesens, der ihn aufrichtig liebt. Für einen kurzen Moment überlegte ich doch an seiner Seite zu bleiben, doch dafür war es jetzt zu spät. Ich ließ ihn schwersten Herzens zurück. Es fühlte sich so an, als ob die Hälfte meines Körper ausgerissen wurde. Ich hoffte, dass das der letzte Tag war, an dem ich Naruto Uzumaki sah, und natürlich war meine Hoffnung falsch. Er war die ganze Zeit hinter mir her und zum Schluss wurde es ziemlich abstrus. Warum machte er das? „Weil wir Freunde sind“ - so klang seine Begründung, die für mich absolut sinnlos erschien. Als Itachi seine rechtmäßige Vergeltung bekam, dachte ich kurzzeitig, dass sein Tod endlich den seelischen Frieden über mich brachte. Aber es passierte nicht. Stattdessen fiel ich noch tiefer und schneller in den Abgrund. Dann erfuhr ich die unfassbare Wahrheit darüber, wie mein Bruder eigentlich lebte, und sie zerstörte alles, worauf meine gesamte Existenz aufbaut war. Mein Selbst wurde somit in die Stücke gerissen. Ich richtete meinen Hass auf Konoha und speziell auf Naruto, weil er jetzt plötzlich auf Konohas Seite war. Auf Seite von denen, die ihn einst so schlecht behandelten. Es fühlte sich so, als ob er mich endgültig im Stich ließ. Nichtmal der dümmste Shinobi in der ganzen Welt war jetzt so allein wie ich es war. Schlussendlich unternahm ich den letzen Versuch Naruto Uzumaki aus dieser Welt loszuwerden und mein verzweifeltes Vorhaben scheiterte ziemlich miserabel. Er wurde inzwischen mindestens genauso stark wie ich und nun wurde mir diese Tatsache bewusst. Warum ließ er nicht los? Warum hasste er mich nicht?! Wie ist das überhaupt möglich?! „Weil wir Freunde sind“ - kam die Antwort zum aberhundertsten Mal. Er erklärte mir ziemlich plump, was er damit meint, und viel Sinn machten seine Worte immer noch nicht. Später im Gefängnis hatte ich die Gelegenheit darüber nachzudenken. Ich kam zum Schluss, dass er mich aus irgendeinem Grund braucht. Wozu? Könnte es eventuell sein, dass seine Gefühle mir gegenüber auch nicht nur freundschaftlich waren? Mir jagten diese Gedanken eine tierische Angst ein, weil ich fest überzeugt davon war, dass ich irgendwas falsch verstand. Ich haute so schnell wie möglich von Konoha ab, um mich damit nicht auseinandersetzen zu müssen, und nun nach zweijährigem Nachdenken will ich mit ihm offen über alles reden. Ich bin ernsthaft der Meinung, dass dieser Austausch mir endlich den lang ersehnten seelischen Frieden beschert. Und jetzt finde ich heraus, dass er verlobt ist, und jetzt wird es zum Problem. Was soll ich bloß machen? Wenn es um Naruto geht, kann ich anscheinend am Besten wegrennen. Ich muss verhindern, dass er meine Rückkehr mitbekommt. Er wird es eventuell rausfinden, aber besser später als früher. Mit einer vernünftigen Vorbereitung kann ich tatsächlich seinem überwältigenden Licht gegenüberstehen, ohne dabei gleich verbannt zu werden. Ich will nicht mehr der verirrter Falter sein, der auf der Flucht vor Dunkelheit direkt ins tödliche Feuer fliegt. Ödnis ----- Ich stand seit Jahren mal wieder vor der Uchiha-Residenz. Eine finstete Aura schwebte über meinem Elternhaus und der sechsjährige Sasuke in mir erwachte. Er erinnerte mich an die verhängnisvollste Nacht für den gesamten Uchiha-Clan. Ein leichter Schweißfilm bildete sich auf meiner Stirn und meine Hände zitterten verräterisch. Selbst nach all diesen Jahren habe ich vor diesem Ort eine aufrichtige Angst. Die Eingangstür ging auf und enthüllte die mysteriöse Dunkelheit, in der sich die alten Geister meiner Vergangenheit versteckten. Ich holte tief Luft und machte einen Schritt dieser Dunkelheit entgegen. Das spannende Mysterium hielt nicht lange an. Ich musste ganz trocken feststellen, dass die Uchiha-Residenz nichts weiter als ein altes verlassenes Haus ist. Überall lag Staub, einige Sachen waren kaputt, manche Fenster waren angeschlagen, manchmal fehlte die Tür oder der kompletter Tatami-Boden. Das Haus war trotzdem ziemlich gut erhalten. Ich fand sogar ein wenig Notfallzeug fürs Erste: die alten Futonbetten lagen immer noch zusammengerollt im Bettwäscheschrank, auf dessen Ordnung meine Mutter damals sehr achtete. Ein bisschen Kleinkram wie Lappen, Geschirr und Besteck, Handtücher und sogar etwas Putzmittel ruhten ebenfalls genau dort, wo man es vermuten würde. Ich wanderte wie verhext und ziemlich planlos durch die Residenz, denn dieses Haus war eine riesige Erinnerung an mein früheres Lebens. Hier ist der Teich, wo Itachi und ich häufig verstecken spielten. Hier ist das Büro meines Vaters. Damals war uns Kindern die Zutritt hierhin strengst verboten. Hier ist die Küche, wo wir jeden Abend alle zusammen aßen. Hier ist mein ehemaliges Zimmer und das gegenüber gehörte Itachi. Ab und zu schlich ich mich nach der angekündigten Abendruhe zu Itachi ins Zimmer und hörte mir die spannenden Geschichten über seine Missionen an. Und hier… hier nahm Itachi eigenhändig unseren Eltern das Leben. Diese versiegelte Tür fesselte meinen Blick für eine ganze Weile. Auf dem dünnen Stoff konnte man selbst nach diesen Jahren verblasste Blutflecken unter dem übrigen Schmutz erkennen. Eine grazile menschliche Silhouette, die beim kalten Mondschein die breiteste Straße des Uchiha-Viertels aufmerksam beobachtet, entstand vor meinen Augen und ich konnte dieses Bild nicht loswerden. Diese Erinnerung ist immer noch so lebendig. Plötzlich überwältigte mich eine herzzerreißende melancholische Sehnsucht. Nein, ich darf jetzt nicht in diesem altem Zeug herumwühlen. Es ist schon zu lange her und es lässt sich absolut nichts dagegen machen. Ich drehte um. Lieber diesen Teil des Hauses nicht besuchen. Heute brachte ich die Putzaktion ins Rollen. Es stellte sich überraschenderweise als sehr anstrengend heraus mit nur einem Arm zu putzen. Es wäre sehr schön, wenn ich jemanden dafür bezahlen könnte, aber es gibt einfach kein Extrageld. Eigentlich reicht das Geld in den jetzigen Umständen katastrophal nicht aus und deswegen muss ich unbedingt zu Kakashi. Ich bin mir zuversichtlich, dass er für meine Fähigkeiten irgendeine Anwendung findet. Am liebsten hätte ich die Einzelmissionen, aber ich bin an sich nicht wählerisch. So ein Luxus darf ich mir zurzeit nicht leisten. Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu und langsam bekam ich Hunger. Nach dem Putzen wollte ich mich so wenig wie möglich bewegen und sehr passend wartete auf mich ein altes Angelzeug in einem der Schränke im Büro meines Vaters. Ich schnappte es mir und machte mich auf den Weg zum Fluss. Ich erwischte gerade noch die letzten Sonnenstrahlen des Sonnenuntergangs. Sie küssten sanft die Bäume und färbten den Himmel in ein feuriges Orangen um. Die Schatten waren lang und spitz, meins streckte sich über 3-4 Meter. Die Abendfrische eines späten Sommers berührte leicht meine Haut. Es war sehr angenehm, besonders nachdem man den ganzen Tag putzend in einem geschlossenen staubigen Raum verbrachte. Ich erreichte mein Ziel und mir offenbarte sich ein majestätischer Blick auf den breiten Fluss Konohas. Ich hielt kurz an und bewunderte diese abendliche Landschaft. Abends kommt es einem vor, als ob der Fluss aus flüssigem Kupfer bestünde. Ich vergesse zu oft, wie schön diese Welt eigentlich ist. Nach einiger Zeit war das Angeln endlich mit einem Erfolg gekrönt und der erste Fang brutzelte bereits fröhlich neben dem Feuer am Spieß. Mittlerweile ging die Sonne vollständig unter und die Nacht löste den Tag ab. Ich saß immer noch am Ufer in der Hoffnung noch einen Fisch zu fangen. Außer mir war hier keiner. Es passierte absolut gar nichts. Die Natur hielt ihren Atem an. Als ob jemand flüchtig die Zeit stoppte. Ich blickte zum Himmel hinauf. Eine dicht besetzte leuchtende Sternedecke hing direkt über meinem Kopf, als ob sie mit den Fingerspitzen ganz einfach zu berühren wäre. Ich wünschte, ich könnte diesen magischen Himmel Naruto zeigen. Er hätte mir dabei Sachen aus seinem Alltag erzählt und würde sich bestimmt dabei über etwas Dummes aufregen. Wenn er zu Ende geredet hätte, würde ich ihn leicht an die Stirn küssen. Er würde daraufhin heimlich seinen Kopf auf meine Schulter legen. Wir beiden hätten so getand, als hätten wir es nicht bemerkt. Und ganz zum Schluss würde ich ihm sagen, dass ich froh bin, dass er bei mir ist. Ja, das wäre ein sehr schöner Abend. Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zu Kakashi ohne gefrühstückt zu haben. Gestern fand ich eine steinalte Tütensuppe in der Küche und hob sie aus irgendeinem Grund für den absolutesten Notfall auf. Hoffentlich ereignet er sich nie. Ich besorgte mir stattdessen den billigsten Ramen zum Mitnehmen und lief mit einem Pappbecher durch die bereits chaotischen Straßen Konohas. Viele Menschen waren gerade dabei ihren Tag zu beginnen. Ganz wie ich selber. Nach einer halben Stunde stand ich in Kakashis Büro. Mein Ramen war alle und ich bereute es irgendwie. Im Hokage Büro herrschte die gleiche chaotische Atmosphäre von gestern. Leute liefen hin und her, Türen gingen ununterbrochen auf und zu und sogar Kakashi sah für seine Verhältnisse angespannt aus. „Morgen,“ warf ich ihm. „Guten Morgen, Sasuke“ sagte er etwas verpeilt. „Womit kann ich dir heute behilflich sein?“ „Ich brauche dringend Geld. Dürfte ich vielleicht bei Anbu ein Paar Einzelmissionen übernehmen?“ „Eeeeeh“ seufzte er nachdenklich. „Man kann nicht einfach so auf Einzelmissionen geschickt werden. Für sowas gibt es Regel und die gelten nunmal für alle.“ „Sag mal, könntest du mich generell bei Anbu arbeiten lassen?“ „Im Prinzip schon, und von mir aus sehr gern. Du bist ein exzellenter Shinobi und es wäre eine große Verschwendung wenn ausgerechnet du nicht arbeitest, aber…“ „Es ist auch nicht einfach?“ Ich beendete spontan seinen Satz und er nickte. „Richtig. Deine Situation ist… naja, besonders. Ich muss vor allem das Rat der Älteren überzeugen, dass du trotz deiner…“ Er legte eine Pause ein um meine Situation möglichst taktvoll zusammenzufassen. „Ähm… kriminellen Vermerke… eine Bereicherung für die Anbu-Reihen wärest. Ich kann es nur versuchen, ohne etwas im Voraus zu versprechen.“ „Okay, verstehe. Dann würdest du es bitte tun?“ „Na gut, ich versuche es eben. Du wirst per Post benachrichtigt und im Falle eines positiven Verdikts wirst du vorgeladen um die Einzelheiten und Formalitäten zu klären.“ „Danke, Kakashi.“ Okay, dann wird es doch nichts mit "gleich heute den Job bei Anbu". Dann muss ich eben geduldig sein. „Immer gerne. Kann ich noch was für dich tun?“ fragte er in einem Chef-Ton. „Ich hätte noch eine kleine Bitte… und zwar…“ Es war ungemein peinlich den Leiter vom Team 7 darum zu bitten meine Rückkehr von den Teamkollegen aus dem besagten Team 7 zu vertuschen, aber naja… „Kannst du bitte möglichst keinem weitergeben, dass ich zurück bin?“ „Darf ich fragen wieso?“ Kakashis eine Augenbraue hob sich hoch. „Ich habe gewisse Gründe…“, die damit zu tun haben, dass ich Naruto jahrelang einseitig liebe, und jetzt ist dieser Schwachkopf verlobt. So sollte der vollständige Satz heißen. „Okay, ich frage dich nicht weiter aus. Dann erzähl ich keinem, dass du zurück bist.“ Er musste sich gleich korrigieren, „außer den Leuten, die für die Aufnahme ins Anbu informiert werden müssen.“ Er schmunzelte durch seine Maske. „Hast du noch irgendein Anliegen?“ „Nein, das wär's dann.“ „Okay,“ er fing an, irgendwelche Formulare auszufüllen. „Du wirst wie gesagt per Post benachrichtigt. Ich hoffe darauf, dass wir uns bald wiedersehen.“ „Das hoffe ich ebenfalls.“ „Also, auf Wiedersehen!“ „Bis dann!“ Und so kam es dazu, dass ich statt einer spannenden Einzelmission tagsüber putzte und abends angelte. Nach vier Tagen nahm die Putzerei ihr Ende und danach vergingen meine Tage noch trister: ich trieb mich planlos im Wald rum bis es vollständig dunkel wurde. Jeder nächste Tag brachte absolut nichts neues mit sich. Das Training und der andere lebensnotwendige Kleinkram konnten keine sinnvolle Beschäftigung ersetzen. So drifteten meine Gedanken öfter als sonst zu Naruto ab und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Warum denke ich so oft an ihn? Nur weil ich ab jetzt in Konoha bin? Anscheinend spielt es doch eine große Rolle, dass wir räumlich weniger getrennt auseinander sind. Narutooooo! Hör auf, meinen Kopf zu besetzen! Ich will es doch gar nicht! Nach dem ereignislosesten Monat meines Lebens bekam ich endlich einen Brief von Kakashi. Der Verdikt des Rates fiel zu meinem unendlichen Glück positiv aus. Diese Neuigkeit beflügelte mich buchstäblich und heute flog ich zum finalen Treffen praktisch an. Nur noch einige Minuten, bis es losgeht! Nun ging die Tür auf und vier Menschen betraten den Raum. Einen erkannte ich sofort. Es war Shikamaru. Unsere Augen trafen sich flüchtig. Er guckte mich mit schätzender Verdacht an. So, als ob er mich irgendwie ausrechnen wollen würde. Nachdem sich alle bequem an Kakashis Besprechungstisch gemacht hatten, leitete der sechste Hokage eine kleine Rede ein: „Guten Morgen alle! Ich möchte Ihnen diesen jungen Mann vorstellen. Er heißt m Uchiha Sasuke und, wie ihr alle wisst, wird er ab heute den Reihen des Anbu beitreten. Ich bitte Ihnen, ihn herzlich willkommen zu heißen.“ Nach dieser Ansprache wurden die drei Herrschaften vorgestellt. Zwei davon bildeten das besagte Rat der Älteren und der letzte vertrat die Shinobi-Allianz. Außerdem bestätigte sich meine Vermutung. Shikamaru ist der neue Berater des Hokage. Mein ehemaliger Mitschüler guckte mich die ganze Zeit über mit Verdacht an. Er ist bestimmt in keinster Weise über meinen Eintritt ins Anbu begeistert. Die zwei aus dem Rat der Älteren erklärten mir allgemein, wozu Anbu überhaupt gegründet wurde und was die Aufgaben eines Anbu-Mitgliedes sind. Derjenige, der die Allianz repräsentierte, erklärte mir genau, was Konohas Anbu mit der Shinobi-Allianz zu tun hat, und was diese Tatsache konkret für mich bedeutet. Danach gingen die Drei und der echte „Spaß“ fing an. Ich musste durch ein sehr langes langweiliges Gespräch mit Shikamaru durch. Er musste nämlich die Fähigkeiten jedes einzelnen Shinobi kennen, damit er im Falle eines Krieges bestmöglich planen kann. Er stellte mir unterschiedliche Fragen und notierte meine Antworten in einer Mappe mit der Aufschrift „Uchiha, Sasuke". Parallel dazu bekämpfte Kakashi mühsam einen riesigen Bürokratiemonster. Die Formularenflut hörten einfach nicht auf. Seit wann ist denn Konoha so bürokratisch?! Nach dem Gespräch schien die Aufnahmeprozedur abgeschlossen zu sein. Als Letztes musste ich ein paar Unterlagen unterzeichnen und eine Mappe mit den Informationen zur anstehenden Mission entgegennehmen. Kakashi klärte mich über die Mission kurz auf und für heute war es erstmal alles. Auf dem Nachhauseweg inspizierte ich neugierig den Inhalt der Mappe. Er war ziemlich überschaubar: zwei Merkblätter und eine Anbu-Maske. Das erste Blatt enthielt ein detailliertes Wetterbericht von Kumo für den kommenden Monat und eine Karte. Auf dem zweiten Merkblatt waren der Treffpunkt, das Datum und die Uhrzeit zu finden. Anscheinend treffe ich mich morgen mit dem Team. Gut zu wissen. Als ich das zweite Merkblatt durchlaß, verschwand die Tinte sofort. Die anstehende Mission klang auf Anhieb ziemlich spannend. Raikage hatte einen nicht unbegründeten Verdacht, dass einer seiner engster Berater ein Verräter sei und höchstwahrscheinlich eine Attentat auf ihn plane. Ein Team aus 5 Shinobi muss es nun rausfinden. Meine Aufgabe bestand darin den Verdächtigen unmittelbar zu beobachten. Die anderen vier kümmerten sich darum, dass ich nicht entdeckt werde. Ich war mit allem einverstanden. Nachdem man einen Monat lang planlos im Wald rumhängen müsste, fühlt sich jeder Job erstklassig an. Schon übermorgen geht es los nach Kumo. Zuhause wartete auf mich eine heftige Überraschung. Sakura saß nämlich vor meiner Tür. Ich erinnerte mich daran, was genervt zu sein hieß. „Saaaasuke-kuuuuun! Ich bin so froh dich zu sehen!“ rief sie energisch aus. Sie klang genauso wie damals mit 13. Diese anhängliche Stimme… ob die sich jemals ändert? „Ich kann leider nicht dasselbe behaupten. Würdest du bitte gehen? Ich hab Zeug zu tun.“ erwiderte ich auf ihre Begrüßung. „Du hast dich überhaupt nicht geändert.“ stellte sie fest und versuchte mich zu umarmen, aber ich schob sie zur Seite. „Und überhaupt, woher weißt du, dass ich hier bin?“ erkundigte ich mich kurz. „Durch Shikamaru…“ „Arschloch…“ zischte ich. „Sakura, ich würd dich jetzt wirklich bitten…“ „Na komm! Lass uns doch zusammen was machen! Du kannst jetzt nicht behaupten, dass du uns gar nicht vermisst hast! Wenigstens Naruto müsstest du vermisst haben, oder? Soll ich ihn vielleicht anrufen? Oh ja, er wird sich bestimmt freuen…“ Wenigstens Naruto vermisst haben… „Das wird jetzt bestimmt spaßig sein!“ Sie holte ihr Handy raus und fing an Narutos Nummer einzutippen. „Ähm, Saukraaaa…“ Sie hörte nicht auf. Ich muss diese Katastrophe gefälligst aufhalten. Ich berührte leicht ihre Hand, in der sie das Handy hielt, und klappte das Gerät für sie zusammen. Sie zuckte zusammen vor Überraschung. Ihre großen grünen Augen blickten gefesselt auf mich hinauf. „Sakura, lass uns erstmal zu zweit was unternehmen, okay? Würdest du vielleicht essen gehen wollen?“ Ich guckte sie absichtlich direkt an und versuchte sie telepathisch zu zwingen, dass sie meine Einladung annimmt und Naruto völlig vergisst. „Wie du wünschst“ sprach sie verhext aus ohne den gläsernen Blick von mir wegzunehmen. Nach ungefähr fünfzehn Minuten saßen wir im Ramenladen, den ich bereits heute Morgen aufsuchte. Heute ist es schon meine zweite Portion Ramen. Wenn es so weiter geht, mutiere ich sicher bald in Naruto. Was für eine schreckliche Vorstellung! Sakura schwärmte seit ungefähr 10 Minuten über ihre momentanen Angelegenheiten. Ab und zu stellte sie Fragen, aber meine Antwort waren platt und trocken. Deswegen verlief das Gespräch eher einseitig und verwandelte sich bald in ein Monolog. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Es ist nur ein ziemlich sinnloser Zeitvertreib. Es war weder unterhaltsam noch informativ. Teilweise deswegen hörte ich absolut nicht zu. „Weißt du, Naruto unterrichtet jetzt an der Akademie.“ „Oooh…“ konnte ich nur erwidern. Betreut er etwa ein Genin-Team? Der Gedanke, dass jemand ihn Naruto-Sensei nennt, kam mir leicht absurd vor. „Unerwartet, ne? Ihm gefällt es dort und er sagt, die Kinder sind süß.“ „Und was unterrichtet er? Ich meine, er kann doch nichts, oder?“ Das meinte ich ernst. Dummer Naruto… „Najaaa, mittlerweile würde ich es nicht mehr sagen. Abgesehen davon unterrichtet er die Kampftechniken. Aber wahrscheinlich hast du recht… Das ist das Einzige, was er realistisch gesehen unterrichten kann.“ Sakuras Monolog hörte abrupt auf und ich bekam die Gelegenheit mich an unseren letzten Kampf zu erinnern. Wahrscheinlich ist er der momentan stärkste Shinobi in der gesamten Welt. Würde diese Tatsache ihn nicht zum besten Kampftechniken-Lehrer machen? Ich weiß es nicht. In meinen Augen ist er viel zu schwachsinnig um ein Lehrer zu sein. „Wie geht's ihm eigentlich so?“ „Ziemlich gut. Er ist vor anderthalb Jahren Jounin geworden und arbeitet seitdem an der Akademie. Iruka-Sensei bot Naruto damals den Job an, er ist ja der neue Akademiedirektor. Naruto war so froh damals. Er wusste halt nicht, wie er diese krasse anstehende Hochzeit finanzieren soll, und dann flog das Jobangebot selbstständig auf ihn zu…“ „Sakura, sag mal… was hat das mit der Hochzeit? Das passt so gar nicht zu ihm.“ „Er änderte sich sehr. Zum Beispiel das mit dem Jounin-Test… Er lernte jeden Tag 6 bis 8 Stunden dafür! Kannst du es dir vorstellen?! Ich weiß, es hört sich unglaublich an, aber ich hab es live miterlebt und ihn ein bisschen dabei unterstützt. Ich hab ihm Essen vorbeigebracht und mich generell oft bei ihm rumgetrieben, weil ich damals den Job noch nicht hatte“ Als sie es erzählte, wünschte ich, ich wäre an ihrer Stelle und dürfte mich um Naruto auf dieser Weise kümmern. „Und er war wirklich schnell durch die Prüfung durch.“ „Das würde ich so gerne sehen!“ Den Satz wollte ich nicht laut aussprechen. „Sowas muss man gesehen haben, ne?“ Sie lächelte kurz. „Aber er ist eigentlich nicht viel fleißiger geworden, es ist nicht das. Sein Wesen transformierte sich gefühlt komplett. Wusstest du, dass Naruto einer der schlimmsten Workaholics ist?“ „Was?!“ ließ ich reaktiv ab. „Ja, war mir auch komplett neu. Seitdem er den Job hat, ist er nur noch am arbeiten. Er macht ständig Überstunden und kümmert sich um die Sachen in der Akademie, um die er sich nicht kümmern muss. Dadurch nahm unser Kontakt rasch ab und Hinata beschwert sich ebenfalls. Ich weiß, dass er es nur gut meint, sie brauchen sehr viel Geld für die Hochzeit… aber ich mach mir Sorgen um ihn. Es ist einfach nicht gesund.“ Sakura hörte genau dann auf zu reden, wenn ich unbedingt mehr wissen wollte. „Hmmm… und was denkst du also? Was hat es mit der Hochzeit auf sich?“ Ich versuchte das Gespräch ein wenig in die gewünschte Richtung zu lenken. „Achso! Ich habe mich ja komplett von der ursprünglichen Frage abgelenkt…“ Sie lachte und guckte mich direkt an. „Ich erzähl dir erstmal wie es überhaupt zu dieser Verlobung kam, okay?“ „Klar…“ „Das mit der Verlobung passierte von jetzt auf gleich. Sie waren nicht mal vernünftig zusammen. Es kam halt dadurch zustande, weil Hinata entführt worden war, und Naruto natürlich als erster zur ihrer Rettung eilte. Nachdem sie zurück waren, vergingen ein paar Wochen und ich erfahre darüber. Jetzt wird es irgendwie öffentlich, keine Ahnung, frag mich nicht. Aber jetzt wo du es weißt, komm ich auf deine Frage zurück. Ich glaube wirklich, dass Naruto ganz aufrichtig Hinata liebt. Ich denke, teilweise deswegen gibt er sich so große Mühe. Und generell tut es immer richtig gut die beiden anzugucken! Auch rein äußerlich…“ Ihr Gesicht wurde total verträumt. „Er kümmert sich, weißt du? Deswegen wünsche ich den beiden vom Herzen alles-alles gute, obwohl deren Verlobung mir damals total verfrüht vorkam. Vielleicht macht es manchmal wirklich keinen Sinn zu warten. Die beiden sind eindeutig dafür.“ Der Abend nahm langsam den Ausklang und wir verabschiedeten uns. Zuhause schmiss ich mich ins Bett und starrte stumm die Decke an. Naruto und Hinata, das perfekte verlobte Paar. Perfekt, ha? Was soll das überhaupt? Sakuras Erzählung zufolge geht es ihnen ziemlich gut. Und eigentlich sollte ich die beiden sein lassen, aber… ich kann es nicht übers Herz bringen. Am liebsten würde ich jetzt gleich alles offenlegen. Zum Beispiel so: „Naruto, ich liebe dich schon seit unserer Genin-Zeit. Ich will an deiner Seite sein. Bitte nimm es mir nicht übel.“ Siehst du, Sasuke, es ist gar nicht schwer! Es sind nur drei kurze Sätze! Nur Drei! Warum hast du es nicht früher angesprochen?! Aber wenigstens hast du endlich geschafft einzusehen, dass dieses Gespräch stattfinden soll. Besser früher als später. Und besser später als nie. Ach, Naruto, wenn du nur wüsstest, dass ich jeden Tag in deinen Armen aufwachen will! Oder wenigstens mich ab und zu in deiner Nähe aufhalten. Vielleicht wird das doch was mit der Freundschaft? Der Eine ist in den Anderen hoffnungslos verliebt. Und dieser Andere ist verlobt… darf sich diese Beziehung überhaupt „Freundschaft“ nennen?! Jedenfalls wenn ich mit meiner Beichte ankomme, muss ich beten, dass wir in Wirklichkeit mehr als nur Freunde sind. Hoffentlich will er mir immer noch seine Wärme schenken. Wenn es immer noch der Fall ist, nehme ich sie diesmal dankend an. Der verirrte Falter fand seine eine Sonne und fliegt auf sie direkt zu. Hoffentlich wird er dabei nicht zu Asche verbrannt. Hoffentlich kann er ein und für alle Mal die Dunkelheit verlassen. Begeisterung ------------ Am nächsten Morgen warteten wirklich zwei Leute in einer Anbu-Maske am besagten Ort. Ich sprach sie mit dem Codewort an und sie meldeten sich genau richtig zurück. Die andren beiden ließen auch nicht mehr lange auf sich warten. Den Stimmen zufolge bestand mein neues Team aus vier Männern und einer Frau. Wir besprachen die Mission und die relevanten Sachen für die guten anderthalb Stunden. Speziell ging es um die Eröffnungsoperation und um den organisatorischen Teil. Eine sehr kurze Zusammenfassung des Treffens: Versagen ist verboten. Und morgen um 4 geht es los nach Kumo. Am Tag darauf brachen wir pünktlich auf. Allein der Weg nach Kumo nahm eine ganze Woche in Anspruch. Es ist schon deprimierend zu realisieren, dass man zwei Wochen lang nichts direkt für die Mission gemacht hatte. Aber die anderen zwei Wochen verliefen unglaublich produktiv: im Laufe der Mission stellte es sich heraus, dass der Berater tatsächlich einen Attentat auf Raikage plant. Dazu gesagt, er wurde die ganze Zeit von einer unbekannten Gruppe mithilfe eines Gadankenkontrolle-Jutsus ferngesteuert. In Kooperation mit Raikage und Kumos Shinobi konnte das besagte Jutsu unterbrochen werden. Daraufhin wurde eine große Allianzversammlung ausgerufen. Schließlich plante jemand einen Attentat auf den Raikage und es war nicht sein Berater. Die Shinobi-Allianz war von dieser Tatsache gar nicht begeistert. Ganz am Ende bedankte sich Raikage herzlich und veranstaltete für uns ein Festmahl, das ich allerdings nicht besuchte. Und dann durften wir endlich nach Hause. Bei der Ankunft ins Land des Feuers verabschiedeten wir uns ganz herzlich. Irgendwie machte mir die Zusammenarbeit mit den Vier eine ganze Menge Spaß. Shikamaru und die anderen Kage-Berater stellten ein sehr ausgewogenes Team. Ich würde mich freuen, genau in dieser Konstellation nochmal zu arbeiten. Vom Ankunftsort war es nicht weit bis nach Konoha. Am nächsten Tag stand ich bereits vor dem grünen Tor. Ich nahm den langen Weg nach Hause, der durch den Wald verlief. Man konnte diesen ruhigen Spaziergang nur genießen. Die Natur um mich herum lachte und es herrschte ein sehr angenehmes Wetter: Die Sonne wärmte mein Gesicht, die Vögel zwitscherten und die Pflanzen dufteten angenehm nach dem späten Sommer. Wenn Naruto das Wetter wäre, wäre er bestimmt genauso. Komische Gedanken. Warum zur Hölle Wetter? Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich in den vergangenen vier Wochen kaum an den Blonden dachte. Ist es gut oder schlecht? Naruto… der Klang von seinem Vornamen beförderte in mir eine echte kindliche Vorfreude. Sobald ich das Uchiha-Viertel erreichte, wurde mir endgültig klar, dass ich mich nicht irrte. Mit jedem Schritt mehrte sich diese seltsame Vorfreude und brachte sogar mein Chakrafluss durcheinander. Das Chakra strömte vermehrt durch meinen Körper, beflügelte mich und verliehe mir eine euphorische Leichtigkeit. Ich verwandelte mich in einen Klumpen gewaltiger positiver Energie. Was ist das für ein komisches Gefühl?! Ich betrat die Residenz und sah der Quelle meiner Vorfreude direkt in die Augen. Natürlich ging es um Naruto. Er saß ganz unbekümmert auf den Stufen vor der Eingangstür. Sein unerwartetes Auftauchen warf mich völlig aus der Bahn und ich konnte zunächst den eigenen Augen nicht glauben. „SASUKEEEEEEE!!!!“ rief er kräftig aus, sprang auf und bewegte sich auf mich zu. Seine Stimme hallte in meinem Kopf nach. Sie ist einfach mit nichts zu verwechseln. Ich überflog kurz sein Äußeres. Sakura erzählte nichts davon, dass er sich auch äußerlich erheblich änderte: ein junger Mann mit etwas kantigen Gesichtszügen und einem naiv lebensfrohen Lächeln eines Dreizehnjährigen lief unaufhaltsam auf mich zu. Da ist es, das Lächeln, in das ich mich einst verliebte. Seine Statur wirkte ebenfalls etwas weniger jugendlich. Insgesamt machte er einen reiferen Eindruck und so fand ich ihn optisch viel ansprechender. Und er änderte seine Frisur: seine Haare waren sehr kurz geschnitten. Das Einzige, was mir in seinem neuen Aussehen nicht gefiel. Kaum war ich mit meiner Beurteilung fertig, warf er sich auf mich und hängte sich über meinen Hals. Mein Arm wickelte sich automatisch um seine Taille und ich drückte ihn fest zusammen. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und seinen Atem berührte meine Haut. Er schmiegte sich an mich, als ob ich sein Liebhaber wäre. Ich schloss genüsslich meine Augen und atmete sein Geruch ein. Freunde sollten sich eigentlich nicht so intim begrüßen, aber in diesem Moment vergass ich alles, was ich im Bezug auf Naruto tun und nicht tun sollte. Alle bislang wichtigen Regel waren auf einmal nicht mehr wichtig. In seiner Umarmung sein zu dürfen bedeutete die ganze Welt für mich. Am liebsten würde ich den Rest meines Lebens in seinen Armen verbringen. Am liebsten würde ich nie von ihm loslassen. Er wollte schon jetzt die Umarmung lösen, aber ich erlaubte ihm nicht und umschloss ihn nur fester. „Du hast mich auch ziemlich doll vermisst, ha?“ Dieser kleine Satz taute endgültig mein Herz auf. Naruto, ich liebe dich. Und ich hab dich wirklich wie verrückt vermisst. Bevor ich mich melden konnte, löste er sich von mir und schon verwandelte er sich zurück in meinen besten Freund. Sein energisch-freundschaftlicher Ton fühlte sich wie eine kalte Dusche morgen früh an, so ziemlich unerwartet: „Ich muss dir sooooooo viel zeigen! Konoha änderte sich sehr in den letzten zwei Jahren, deswegen machen wir heute einen kleinen Rundgang. Du kommst mit. Keine Diskussion. Keine Einwände.“ „Okay…“ konnte ich nur darauf antworten. Irgendwie überforderte mich die magische Umarmung von vorhin und ich war immer noch nicht ganz beisammen. „Du bist irgendwie komisch. Ist was los?“ Er guckte mich besorgt an. „Nichts,“ und dann fielen mir die Worte aus dem Mund. „ich bin nur froh, dich wiederzusehen.“ Diese unschuldige Aussage hatte einen seltsamen Effekt auf ihn. Er schlug verlegen die Augen nieder und lächelte. Dieses Lächeln war mir bis jetzt unbekannt. Es wirkte liebevoll, verträumt und romantisch und Naruto selbst kam mir… total verliebt vor? Kaum ein Moment verging, kehrte sein Gesicht wieder zum normalen zurück, als ob nichts gerade eben passierte. Bildete ich es mir etwa ein? „Na komm! Los!“ Er nahm meine Hand und zog mich gewaltsam in die Richtung vom Tor. „Warte mal kurz.“ ich konnte endlich zu meinen Sinnen vollständig zurückkommen. „Lass mich wenigstens mein Kram zuhause ablegen. Ich bin gleich wieder da.“ „Okaaaaay! Beeil dich!“ rief er energetisch hinterher. Es wurde ein sehr wunderschöner Tag. Er zeigte mir den neuen Aussichtsturm, das neue Kino, das Ichiraku-Ramen… Er erzählte ein bisschen was über fast jedes neu gemachte Gebäude, an dem wir vorbeiliefen. Generell hörte er nicht auf zu reden. Ich hatte ein nostalgisches Gefühl: er erzählt Sachen, ich höre zu. Schön, dass alles immer noch beim Alten ist. Naruto schien auf dem geistigen Höhepunkt zu sein. Seine unverfälschte aufrichtige Freude steckte mich an und ich machte sogar bei seinen dummen Witzen mit. Die Interaktion zwischen uns lief ganz natürlich und ungezwungen, bis er folgendes sagte: „Ich möchte dich heute zum Abendessen einladen. Hinata kocht heute Katsudon.“ Ich fürchtete den Moment, wenn Naruto Hinata im Gespräch erwähnen würde. Und es passierte jetzt. „Neee, ich hab noch was von gestern. Aber danke.“ Als Sakura mir die Beziehung von den beiden beschrieb, konnte ich es nicht ertragen. Wie soll ich dem noch zusehen? „Na komm! Hinata kocht ziemlich lecker. Außerdem könnt ihr euch etwas näher kennenlernen. Es wäre cool, wenn ihr euch befreunden könntet.“ „Es ist zwar sehr nett von dir, aber ich würde trotzdem passen.“ Genau das wollte ich nicht. Ich wollte nicht Hinata kennenlernen. Und ich wollte sicher keine Freunde mit ihr werden. „Sei doch nicht so lahm! Dir wird kostenloses Essen angeboten! Was kann denn schöner sein als ein leckeres kostenloses Essen?“ Du. „Ich… ähm…“ Ich murmelte mit Mühe irgendwas, aber er unterbrach mich. „Ach Mensch, komm doch einfach mit!“ Seine Stimme verriet, dass er leicht enttäuscht war. „Ich biete dir doch nichts skurriles an…“ In der nächsten Sekunde schlug er seinen Blick nieder und richtete in Kürze die Augen auf mich. Sie schauten mich wie gewohnt an, eben wie sie einen besten Freund anschauen müssen. Aber das davor… diesmal meine ich, eine echte Verliebtheit in seinen Augen gefangen zu haben. Hab ich es jetzt wirklich gesehen? „Na gut, schließlich ist es nur ein Abendessen. Wenn du nicht willst, dann halt nicht. Vielleicht irgendwann mal später.“ „Ich bin dabei.“ „Hab ich dich wirklich überredet?!“ rief er überrascht aus. „Ummm“, murmelte ich und er drehte den Kopf leicht zur Seite. Ich bemerkte trotzdem, dass seine Augen märchenhaft aufleuchteten. Okay, jetzt wirkt er verliebt. Und nein, ich bilde es mir nicht ein. „Ach, schön!“ Mit diesen Worten bescherte er mir ein sehr zufriedenes Lächeln. Und so stand fest, dass ich Hinata kennenlerne. Ich erwartete diese Stunde mit Unruhe und dummerweise ließ ich es mir anmerken. Naruto fragte ein paar mal nach, ob es mir gut ginge. Natürlich bejahte ich die Frage jedesmal, obwohl es so nicht wirklich stimmte. Ich lerne Hinata Hyuuga kennen und es gibt kein Zurück. Ich werde mich mit der glücklichen Frau anfreunden, die meine Sonne heiraten wird. Mittlerweile war es tatsächlich so weit: wir kamen zu Hyuuga nach Hause an. Hinata wartete auf uns am Haupteingang. Als sie uns bemerkte, wank sie uns zu und Naruto lief zügig zu ihr. Er umarmte sie vorsichtig und küsste sie ganz kurz am Mund. Mir wurde dabei etwas unheimlich und ich nahm ungewollt meinen Blick von ihnen. Wir betraten das massive Haus und begaben uns in den geräumigen Speisesaal der Hyuuga Residenz. Nun durfte ich den beiden stumm zusehen. Sakura hatte recht, sie sahen wirklich gut aus. Narutos Umgang und Sprechweise zu Hinata waren stets sehr zuvorkommend. Mit seinem ganzen Wesen erweckte er den Anschein sich extrem um sie zu kümmern. Ja, sogar bekümmert um sie zu sein. Auf den ersten Blick sah die Beziehung perfekt aus. Aber nur auf den ersten Blick. Dieser Beziehung mangelte an etwas essentiellem und dieses etwas weigerte sich mir bis zum Ende des Abends zu offenbaren. Was Hinata selbst anging, änderte sie sich eindeutig zum bessern: sie war nicht mehr so schüchtern und redete für sich. Ich musste feststellen, dass sie eine sehr angenehme Gesprächspartnerin ist. Ich spürte, dass sie sich Mühe gibt und es ihr nicht egal ist, ob wir beide zum gemeinsamen Nenner kommen. Die Zeit lief flott und plötzlich wurde aus einer ungewollt akzeptierten Einladung ein sehr schöner Abend mit meinem besten Freund und seiner charmanten Verlobten. Vielleicht kann ich die bittere Realität doch akzeptieren? Kaum passierte der Gedanke meinen Kopf, wurde mir diese bittere Realität auf dem Teller serviert. Hinata sprach mich an: „Sasuke-kun, ich hoffe, du weißt, dass wir dich zu unserer Hochzeit einladen. Du bist schließlich Narutos bester Freund.“ Es wirkte auf mich wie ein Messerstich in den Bauch. Nein, ich kann die Sachen nicht so stehen lassen. Ich kann die Realität nicht akzeptieren. „Hat Naruto dir schon die Einladung gegeben?“ „Nein, wir waren heute ziemlich viel unterwegs…“ „Naruto…“ Hinata sprach ihn vorsichtig an, aber Uzumaki sprang bereits auf. „Gleeeeeeeich!“ Er holte rennend die Karte und hüpfte wieder auf seinen Stuhl. „Hier! Bitte schön!“ Ich sah den kleinen Umschlag an, den Naruto mir überreichte. Es war ein physischer Manifest davon, dass er niemals mir gehören wird. Ein stumpfer Schmerz schlich sich in meine Brust ein und die Tränen drückten auf meine Augen von innen. Bitte nicht jetzt! Nicht emotional werden! Es ist nur die Hochzeit deines besten Freundes, nichts weiter. Ich nahm die Karte und machte sie auf. Jeder einzelne Buchstabe des Textes war sorgfältig in einer kalligrafischen Schrift geschrieben. Am Anfang las man: „Wir freuen uns, unsere Liebe in einem Kreis von Freunden und Familie feiern zu dürfen…“ Eure Liebe, ha? Ihr liebt euch also… schön für euch, was? Ich überflog kurz den restlichen Text und ich überzeugte mich: die beiden ziehen es wirklich durch. Was mir dabei verblieb, war mit einem Loch im Herzen am Narutos Tisch zu sitzen und sich innerlich übers Geschehene zu ärgern. Es tut so unglaublich weh! Später ließ ich mir eine sehr plausible Entschuldigung für den Abschied einfallen und machte mich bereits im Flur dankend fürs Essen fertig. Naruto wollte mich bis zum Tor begleiten und kam mit mir mit. Warum nur? Wir liefen stumm nebeneinander. Die Luft war dickflüssig, zäh und voll mit Verlegenheit. Es war richtig unangenehm. Endlich erreichten wir das Eingangstor. Wir standen weiterhin wortlos rum ohne einen Plan, was wir als nächstes machen sollen. Plötzlich drückt er mich fest an sich ohne ein Wort zu sagen. Ich umschloss ihn, versank in seine zärtliche Wärme und löste mich in ihr auf. Mein Kopf landete auf seine Schulter und ich versteckte mich hinter seinem Rücken vor der bitteren Wirklichkeit. Ich durfte sogar wissen, dass er mich davor beschützen will. Sein Rücken wurde zur meinen Festung. Ich fühlte mich innerlich sehr friedlich, bis mich der Gedanke an seine baldige Hochzeit aufsuchte. Eine mächtige Verzweiflung haute mich um, der stumpfe Schmerz in der Brust kehrte zurück und ich klammerte mich an ihm so fest, wie ich nur konnte. Mehr als alles andere auf der Welt wünschte ich mir, dass er bleibt. Für einen ganz kurzen Moment fühlte es sich so an, als könnte mein größter Wunsch wahr werden, aber er bewegte mich sanft zur Seite. „Dann bis morgen?“ Er sagte es so locker, als ob diese Berührungen nichts für ihn bedeuteten. „Wann soll ich bei der Akademie sein?“ „Komm um 15 Uhr, da sollte ich Schluss haben.“ „Abgemacht. Dann bis morgen!“ Das Loch in meinem Herzen weitete sich noch ein kleines wenig. Ich ging zu Fuß nach Hause und der Spaziergang gab mir die Möglichkeit das ganze adäquat zu verarbeiten. Obwohl die Wirklichkeit wehtat, wollte ich trotzdem bei ihm sein. Er hatte schon wieder volle Kontrolle über meine Gefühlswelt, genauso wie damals. Nur nach einem einzigen Tag. Einfach erstaunlich… was soll das nur? Warum? Am nächsten Tag holte ich Naruto von der Arbeit ab. Er zeigte mir erstmal die Akademie und danach besichtigten wir wieder interessante Orte von Konoha. Heutiger Tag wurde wieder sehr schön. Ich vergaß fast, dass es noch was anderes gibt, außer uns beiden. Er scherzte mit mir rum, lachte laut und machte teilweise unglaublichen Unsinn. Abends stiegen wir auf den Berg mit den Kage-Gesichtern um die Wette. Das war alles seine Idee. Als wir oben ankamen, war es schon dunkel und man konnte die Sterne beobachten. Er rief energisch aus: „Ist es nicht schön?“, setzte sich hin und starrte verträumt den Himmel an. Ich hatte mir gewünscht mit ihm Sterneschauen zu gehen und jetzt passiert es. Unglaublich! Ach, wenn ich ihn unter diesem atemberaubenden Sternenhimmel küssen dürfte! Ach, was wenn… Stattdessen setzte ich mich wortlos neben ihm. Selbst wenn sich er in der greifbaren Nähe aufhält, bleibt er trotzdem unantastbar. Ob von ihm entfernt zu sein die schlechteste Option ist? Ich müsste dann nicht dem brennenden Verlangen nach ihm widerstehen. „Warum hast du deine Haare abgeschnitten?“ fragte ich spontan. Wenn es zu still ist, driften meine Gedanken automatisch in die perverse Richtung ab. „Alle sagten mir, ich würde unordentlich aussehen und ich ließ mich überreden. Und das ist das Ergebnis. Mir gefällt es und alle anderen finden die Frisur auch toll. Und was denkst du?“ Er guckte mich direkt an. „Ich finde die alte Frisur besser.“ „Was?! Die mit den verrückten Haaren?!“ erwiderte er überrascht. „Ja, genau die.“ „Wow, du bist die erste Person, die diese Meinung vertritt.“ Er guckte nachdenklich weg. „Das passt besser zu deinem Wesen, du bist halt unordentlich. Das warst du eigentlich immer.“ „Stimmt wohl,“ sagte er wieder sehr nachdenklich. Er änderte das Thema, „Sag mal, Sasuke, du hast mich für ne Weile nicht gesehen. Hab ich mich irgendwie geändert?“ „Was meinst du genau?“ „Na alles halt, charakterlich, äußerlich… irgendwas.“ „Äußerlich definitiv, charakterlich kommst du mir genauso rüber, wie damals.“ „Hmmm… nicht so gut…“ „Wieso?“ „Ich versuche mich eben etwas seriöser zu verhalten. Ich möchte, dass mich die Öffentlichkeit als einen würdigen Nachwuchs-Hokage sieht.“ „Wow! Kaum zu glauben, dass sowas von dir kommt!“ „Hä? Wieso denn kaum zu glauben?“ „Na, es hört sich einfach megaernst an.“ „Soll auch so sein.“ Er seufzte. „Ehrlich gesagt ist es richtig langweilig und manchmal sogar ziemlich anstrengend. Ich mach es trotzdem gern. Schließlich muss man irgendwann erwachsen werden, ne?“ „Sagt derjenige, der immer noch vorne auf den Hokage-Gesichtern klettert…“ Ich grinste ihn schadenfroh an. Seine blauen Augen drückten die tiefste Empörung aus, als ob er damit meine Aussage in irgendeiner Weise entkräftigt hätte. „Was denn? Ich sag’s ja nur…“ „Also,“ leitete er in einem gespielten Expertenton ein, „ich darf mir wohl eine kleine Pause gönnen, ja?!“ Nachdem er ein wenig runterkam, fuhr er ziemlich weich fort, „Ach, Sasuke, wenn du nur wüsstest, wie lange ich keinen mehr Unsinn gemacht habe. Fühlt sich echt gut an.“ Er machte kniff seine Augen genüsslich zu und streckte sich wie eine Katze aus. Das riesige Grinsen verließ dabei nicht seine Lippen. „Sasuke…“ Er legte eine Pause, die ein wenig dramatisch wirkte. Jedesmal, wenn Naruto meinen Namen aussprach, bekam ich eine leichte Gänsehaut. Diesmal klang mein Name besonders lieblich auf seiner Zunge und durch die künstliche Pause durfte ich diesen süßen Klang besonders lange auskosten. Er schaute mich an und sagte: „Ich bin so froh, dass du wieder zuhause bist.“ *** Die nächsten Monaten waren die glücklichsten in meinem ganzen Leben. Wenn ich nicht gerade weg auf einer Mission war, sahen wir uns regelmäßig, nämlich mindestens einmal pro Woche. Naruto nahm mich sehr herzlich in seine Welt auf und schleppte mich überall mit. Ich durfte dadurch ab und zu ihn bei verschiedenen Aktivitäten beobachten, die meistens etwas mit seiner Arbeit zu tun hatten. Zu meiner größter Überraschung nahm Uzumaki die Arbritspflichten sehr ernst, wodurch er täuschend vernünftig wirkte. Und insgesamt wie er sich öffentlich aufführte, unterschied sich radikal von dem, wie er nur mit mir war. Nur wenn wir ganz allein waren, kam sein albernes dreizehnjähriges Ich zum Vorschein. Und irgendwie schätzte ich diese Tatsache sehr. Ich wusste leider immer noch nicht genau, als was Naruto mich tatsächlich wahrnimmt. Er sendete manchmal nonverbale Signale, die ich als Anzeichen einer starken außerfreundschaftlichen Zuneigung deutete: zweimal pro Treffen passierte zwischen uns die magische Umarmung und dazu fing ich manchmal diese flüchtige Verliebtheit in seinen Augen, die ich in Gegenwart keiner anderen Person außer meiner feststellen konnte. Ich beobachtete ihn doch nicht umsonst! Natürlich machte mir all das ungewollt Hoffnungen darauf, dass unsere Freundschaft doch keine Freundschaft ist, aber ich versuchte bewusst so wenig wie möglich zu hoffen. Unsere Beziehung ist immer noch zutiefst kurios. Es ist leider nicht einfach mit ihm. Das war es allerdings auch nie. Die Ungewissheit über Narutos Gefühle mir gegenüber war nicht das einzige Problem. Zusätzlich hielten uns die Sachen fern voneinander, mit denen jeder Erwachsene zu kämpfen hat. Für mich hießen diese Sachen die Missionen. Das Schwere daran war einige Wochen am Stück getrennt von Naruto zu sein, aber das brachte Geld ein und ich war darauf dummerweise angewiesen. Und für Naruto hieß diese Sache den strengst geregelten Alltag zu bekämpfen. Er legte sich sogar einen Terminkalender zu und dieser war mit verschiedensten Dingen vollgepackt. Jedoch fand sich darin Woche für Woche ein kleines Plätzchen für mich. Meistens handelte es sich darum, dass ich mit Naruto in der Akademie rumhing und ihm ein wenig mit seiner Arbeit aushalf. Oder wir hingen bei mir zuhause planlos rum und er beteiligte sich an meinem Alltagskram. Wir machten an sich nichts spannendes, dennoch war jede einzelne Sekunde mit ihm unersetzlich und sehr teuer. Komischerweise wurde uns niemals langweilig. Vielleicht lag es daran, dass Naruto mich oft zu irgendwelchen Dummheiten verleitete und auch selbst viel Dummes machte. Wir hatten also immer etwas zum Lachen. Manchmal machten wir tatsächlich was sinnvolles. Neulich brachten wir seine Wohnung wieder in Ordnung. Und ich stellte fest, dass man mit Naruto über Dinge verschiedster Art austauschen kann. Ab und zu führten wir sogar ernstere Gespräche über das Leben, die Arbeit, den Alltagsstress, den Krieg und seine Folgen, die Zukunft von Konoha und der Shinobi-Allianz, seine Kindheit und sogar über meine Familie. Das Einzige, was ein unbenanntes Tabuthema war, war Narutos Beziehung. Wir redeten nie darüber und es war gut so. Manchmal unternahmen wir sogar was, mitunter zusammen mit Hinata oder mit Sakura. Es war aber so, dass Sakura sehr viel arbeitete und Hinata selten was unternehmen wollte. Der Zufall, das Universum, Gott oder was auch immer schenkte mir also diese kostbare Zweisamkeit und ich nahm sie dankend an. Trotz der ganzen organisatorischen Schwierigkeiten und seiner unklaren Haltung mir gegenüber sehnte ich mich wie verrückt nach ihm. In seiner Nähe sein zu dürfen war jeglicher Anstrengungen wert und Punkt. Denn seine Nähe verlor nicht ihre einzigartige Wirkung auf mich: er erinnerte mich daran, dass das Leben eine schöne Sache ist, und ich hing schon wieder so sehr dran. Genauso wie damals mit 13. Also lebte ich vom Treffen zu Treffen und jedes Mal, als ich ihn endlich wieder sah, kannte meine Freude keine Grenzen. Meine Sonne schien für mich wieder und ich hatte das Gefühl, dass er für eine ganze Weile an meiner Seite bleibt. Es machte mich natürlich überglücklich. Eines Tages lud er mich zu einer Veranstaltung von der Akademie ein. Was heißt eigentlich "einlud", er verkündete lediglich, dass ich mitkomme. Es handelte sich um das jährliche Treffen für alle Absolventen der Akademie. Naruto war natürlich an der Organisation der Veranstaltung beteiligt. Das bedeutete, dass ich ebenfalls daran beteiligt bin. Generell war Naruto ohne Ende über dieses Event begeistert und redete jedem ein, die Veranstaltung unbedingt zu besuchen. Er überredete sogar Hinata mitzukommen und sorgte dafür, dass Sakura, Shikamaru und alle anderen aus unserer ehemaligen Klasse frei bekommen. Er verbreitete sein Enthusiasmus überall, wo er auftauchte. Ich fand ab einem gewissen Punkt sein ununterbrechbares Tun anstrengend, sagte aber nichts dazu. Schlimmer war, dass er mich tatsächlich überall miteinbezog, wie ich befürchtete. Aber wie gesagt, seine Nähe war jeglicher Anstrengungen wert. Deswegen machte ich brav mit. Dann kam der Tag, an dem das große Treffen stattfand. Die ganze Akademie war seit einer Woche auf den Kopf aufgestellt. Heute fand ausnahmsweise kein Unterricht statt. Naruto half selbstverständlich aus und ich war selbstverständlich auch dabei. Heute Abend war Naruto nicht nur als Gast anwesend, sondern auch als ein Teil des Orga-Teams. Er schlüpfte gern in Aufpasser-Rolle und kommandierte entschlossen rum. Er leitete das Ganze sehr gewissenhaft und hatte tatsächlich alles in Griff, aber der Anblick von so einem Naruto war nichtsdestotrotz irgendwie sehr niedlich. Ich beobachtete ihn und wunderte mich, ob es sich genauso anfühlen wird, wenn er das Amt des Hokage bekleidet. Wird er auch so putzig wirken? Ach, mein kleines Schwachköpchen… warum ist alles, was du machst, so unglaublich süß? Nun fing die Veranstaltung an und gleich zu Beginn erschienen zahlreiche Absolventen der Akademie. Der Abend lief flott, die Gäste schienen an der Veranstaltung Spaß zu haben. Naruto spielte den Aufpasser, bis sich Iruka-Sensei bei ihm für die Hilfe bedankte. Danach schlossen wir uns unserer Klasse an und feierten mit. Naruto war am lautesten von uns allen und eigentlich war er der Hauptstimmungsmacher. Als die offizielle Veranstaltung vorbei war, war Naruto ziemlich besoffen und wollte mit dem Feiern auf keinen Fall aufhören. Die meisten vertraten die gleiche Meinung. Jemand schlug vor in eine Bar zu gehen und oh Gott krallte sich Naruto an Idee fest! Keiner konnte ihn umstimmen, nichtmal Hinata. Er wurde sogar etwas grob mit ihr. Sie war im Endeffekt für ihre Verhältnisse stinksauer und bat mich darum, dass ich auf ihn aufpasse. Danach verließ sie in stolzer Einsamkeit die Räumlichkeiten der Akademie. Eigentlich lag es mir auch nicht nahe, mich noch weiter zu betrinken und von mir aus wäre Schluss an dieser Stelle sehr angemessen. Dennoch gehörte ich zu den verbleibenden Säufer, die sich skandierend in eine Bar begaben, und in Kürze befand ich mich in einem sehr kleinen vollgepackten stickigen Laden. Ab da fuhr der Zug mit uns allen ins tiefste Verderben ab. Sakura war nicht mehr scheu mich anzufassen und ich mied sie um jeden Preis. Ich klebte an Naruto in der Hoffnung, dass es Sakura in seiner Gegenwart nicht privat genug sein wird. Und Naruto klebte fest am Alkohol und daran, dass alle weiter trinken. Der Zug erreichte die Endstation, als ich mich sitzend zwischen dem schlafendem Naruto von links und der besoffenen Sakura von rechts vorfand. Sie belästigte mich ziemlich eindeutig und schlafender Naruto konnte sie nicht mehr aufhalten. Als ihre Versuche oft genug unterbrochen waren, fing sie an, über ihre Gefühle zu mir zu berichten. Diese Aktion endete damit, dass sie auf meiner Schulter zusammenbrach. Somit reichte mir ihre Gesellschaft für heute. Zum Glück waren Ino und Sai gerade dabei, den Laden zu verlassen. Ich nutzte die perfekte Möglichkeit aus und wurde Sakura an Ino los. Erstes Problem abgehackt. Mein zweites Problem hieß Naruto Uzumaki. Das Problem schlief fest und schien nicht selbständig laufen zu können, weswegen ich einen Taxi organisierte. Naruto musste zum Auto getragen werden und Gott sei dank fanden sich ein paar freiwillige Helfer. Ich war sauer auf ihn. Wie kann man sich so besaufen?! Im Auto wurde er wach und fragte in einer sehr betrunkenen Stimme: „Wo sind alle?“ „In der Bar.“ „Und wo sind wir?“ „Im Auto. Wir fahren nach Hause. Es reicht für heute.“ „Neeeeeeeein…“ Sein Kopf fiel leblos auf meine Schulter und er schlief direkt wieder ein. Er schnarchte laut, sein Mund war weit offen und die Spucke lief ihm runter. So unansehnlich, dieser Naruto! Das Schlimmste an der ganzen Situation war, dass ich ihn gerade sehr süß fand. Warum, Gott verdammt?! Er ist doch eine stockbesoffene Sau! Aber irgendwie ist er meine stockbesoffene Sau. Ich machte ihm die Spucke weg, umarmte ihn vorsichtig und steckte die Nase in seine Haare. Meine Lippen formten sich zum Röhrchen und berührten leicht seine Stirn. Es schmatzte kurz nach. Ich küsste ihn tatsächlich. Diese kleine Fahrlässigkeit jagte mir eine tierische Angst ein. Instinktiv kniff ich die Augen zu und schmiegte mich enger an ihn, als ob der Kuss dadurch wieder rückgängig gemacht wäre. So eine kindische Reaktion! Ach naja… den Rest der Fahrt verbrachte ich mit zugemachten Augen, lauschend seinem unregelmäßigen Schnarchen. Als ich den Fahrer auszahlte und das bequeme Auto verließ, erreichte mein zweites Problem das kritischste Stadium. Naruto musste schon wieder getragen werden. Diesmal gab es keine freiwilligen Helfer und ich musste ganz allein seinen leblosen Körper in mein Haus befördern. Mit nur einem Arm war diese Aufgabe extra herausfordernd, aber ich wurde auch mit ihr fertig. Ich legte ihn sogar sehr vorsichtig in mein Bett. Bevor ich selbst ins Bett ging, suchte ich ihn ganz kurz auf um gute Nacht zu wünschen. Ganz unbemerkt überging „ganz kurz“ in „eine Weile“. Ich saß nämlich auf die Bettkante und betrachtete, wie er schläft. Schlafend zu sein stand ihm einfach nicht: sein Körper nahm eine krampfhafte unmenschliche Position an, seine Haare verklebten sich zu spitz aufgestellten Nadeln und seine Lunge produzierte laute tierische Geräusche. Und dieses unansehnliche betrunkene Wesen zwang mein Herz enorm schneller zu schlagen. Wie hoffnungslos bin ich eigentlich? Gute Nacht, Naruto. Träum was schönes. Ich konnte es mir nicht verkneifen und küsste ihn leicht an die Stirn. Heute schon zum zweiten Mal. Die Nacht verlief für mich unruhig. Ich wälzte im Bett herum ohne ein Auge zuzutun. Und die ganze Nacht plagte mich ein brennendes beinahe unausstehliches Verlangen nach ihm. Ich stellte mir vor, wie schön sich seine unmittelbare Nähe anfühlen sollte. Am liebsten würde ich mich heimlich zu ihm ins Bett einschleichen und mir so seine Nähe gönnen. Leider war diese Idee mehr als nur ziemlich abstrus. Meine Schlaflosigkeit war auch Narutos Schnarchen zu verdanken. Er schnarchte so laut, dass die Fensterscheiben vibrierten. Hinata tut mir schon irgendwie leid. Ich versteh jetzt, warum sie immer noch getrennt wohnen. Am nächsten morgen erklang ein sehr lautes „Sasuke? Bist du schon wach?“ aus meinem Zimmer natürlich genau dann, als ich friedlich schlummerte. Ich begab mich voll sauer zu ihm und guckte ihn strikt an: „Was?!“ warf ich unfreundlich. „Guten morgen.“ begrüßte er mich ziemlich schwach. „Was willst du?“ „Könntest du bitte ein Glas Wasser bringen?“ Seine Stimme zitterte. Ich ließ einen genervten Seufzer ab und besorgte ihm das verdammte Glas Wasser. „Hier. Trink.“ Ich drückte ihm das Glas in die Hand. Er versuchte sich im Bett hinzusetzen, aber es misslang ihm und er lag wieder. „Sorry, aber könntest du mir bitte hochhelfen?“ fragte er etwas jämmerlich. „Noch irgendein Wunsch, Uzumaki-sama?!“ erwiderte ich irritiert. Wenn ich nicht genug Schlaf kriege, versagt mein Höfflichkeitszentrum als allererste. Ich war wirklich schlecht gelaunt. „Ich glaube, das wär’s erstmal“ antwortete er in einem sehr aufrichtig entschuldigenden Ton. Damit bekam er meinen Zorn etwas unter Kontrolle und ich machte mich daran, ihm hochzuhelfen. Ich nahm ihm das Glas weg und stellte es ab. Gestriges Getrage von seinem leblosen Körper löste in mir unangenehme Flashbacks aus. Ich wollte mich nicht noch zusätzlich bei dieser Aktion körperlich anstrengen und mir fiel tatsächlich eine elegante Lösung ein: ihn mit Rinnegan hochzuziehen! Dafür, und wirklich nur dafür, setzte ich mich entschlossen auf seine Oberschenkel und… diese unüberlegte Aktion brachte mein Körper durcheinander. Ich fror ein, auf ihm sitzend, und starrte ihn dummlich an. Er tat genau das gleiche, bloß liegend. Seine verängstigten Augen krallten sich buchstäblich in mich hinein und wir stellten einen kurzen intensiven Blickkontakt her. Hinter dieser instinktiven Urangst versteckte sich ein unverfälschtes Interesse und ich meine es tatsächlich erblickt zu haben. Für einen Sekundenbruchteil stellte ich mir vor, dass alles, was jetzt gerade in meinem Kopf abgeht, zur Wirklichkeit wird. Dann war unsere Sekunde um. Naruto brach den Blickkontakt ab und sammelte sich. Mir kam vor, als ob er es fast widerwillig machte. „Was machst du eigentlich?“ fragte er schusselig. „Banshou Tennin.“ sagte ich leise. Sein Körper wurde ruckartig zu mir hochgezogen und ich fing ihn auf. Er griff nach meinen Schultern, als ob es dabei um einen Rettungsring handelte. Sein leicht verschlafener Gesichtsausdruck und etwas fragender Blick machten ihn regelrecht zauberhaft. Er prallte leicht mit der Stirn gegen meine und lächelte verlegen dabei. Gott, alles was er macht, ist süß ohne Ende! Ich konnte nicht mehr sauer auf ihn sein. Naruto, warum bist du so anziehend? „Stütz dich.“ befiel ich ihm und meine Arme ließen seinen Rücken los. „Okay.“ er hörte ebenfalls auf sich an mir festzuhalten und stützte mit beiden Armen ab. Dadurch stellten wir einen halbwegs akzeptablen Abstand wieder her. Er nahm das Glas und trank es aufeinmal leer. Ich saß immer noch auf seinen Oberschenkel. Jetzt fiel jeglicher plausibler Grund weg auf seinem Schoß länger zu verweilen. Ich musste mich so schnell wie möglich von ihm trennen, weil sonst… naja, nicht, dass ich impulsiv verleitet werde. Eins, zwei, drei! und schon lag eine gewisse Distanz zwischen uns. Die zerstörten persönlichen Räume wurden erneut aufgebaut. Die freundschaftliche Normalität hat gesiegt. Yaaay… wie traurig. Warum hat er mich nicht aufgehalten? Warum statt uns zu küssen sitzen wir in verschiedenen Ecken des Zimmers? Warum machen wir nicht die Sachen, für die wir beide bereits erwachsen genug sind?! Machen ihm diese Berührungen wirklich gar nichts aus?! Wenn es so ist, warum erlaubt er mir, sich in solchen Weise anzufassen?! Warum sagt er nichts dazu?! Will er ernsthaft nicht mehr von mir?! Es macht einfach keinen Sinn… „Wie geht es dir?“ sprach ich ihn bedrückt an. Ich müsste mich von der bitteren Realität ein wenig ablenken. „Dreckig,“ sagte er erschöpft, „ich betrinke mich ziemlich schnell. Und dir?“ „Es geht. Ich bin nur ziemlich müde, weil jemand gewisses wie ein Riesenwasserfall schnarcht.“ „Tut mir leid.“ „Naja, ist okay… ich kann schlafen, wenn du weg bist. Hauptsache dass du unversehrt bist. Sonst hab ich mein Versprechen gegenüber Hinata nicht halten können.“ „Ist sie sehr sauer auf mich?“ „Naja, du bist gestern ziemlich eklig geworden.“ „Scheiße, ich kann mich nur vage daran erinnern“, verkündete er nachdenklich. Plötzlich wurde ihm das Ausmaß dessen komplett bewusst und er fasst sich an den Kopf. „Scheiße!!! Ich hab sie bestimmt damit sehr traurig gemacht! Jetzt kommt der Scham… Ach Mensch, ich weiß doch, was passiert, wenn ich zu viel trinke. Warum mache ich sowas?!“ Seine Selbstbeschuldigung hörte abrupt auf und es wurde still. Er seufzte schwer und sagte: „Naja, jetzt kann ich es eh nicht ändern. Muss mich bei Hinata unbedingt für gestern entschuldigen… wenigstens machte das ganze eine Menge Spaß,“ er guckte mich müde und liebevoll an, „sag mal, hattest du auch Spaß oder habe ich dir den ganzen Abend versaut?“ „Es war schon sehr witzig. Ich hab wirklich lange nicht mehr so heftig gefeiert.“ „Schön zu hören…“ Seine Lippen formten sich zu einem zauberhaften Lächeln. Im nächsten Moment wurde er plötzlich bekümmert. Ein bedrücktes Seufzen verließ seine blasse Lippen, „Ich muss jetzt Hinata anrufen.“ Er versuchte aufzustehen und es misslang ihm. Er kippte richtig miserabel um. Ich konnte nicht tatenlos dabei zusehen und… „Kann ich irgendwas für dich tun?“ sprang von meiner Zunge selbstverständlich ab. „Es wäre nett, wenn du mir mein Handy bringen würdest. Es ist irgendwo in meinem Pullover.“ Ich stürzte in den Flur, kam blitzschnell mit seinem Handy zurück und drückte es ihm in die Hand. Er starrte das kleine Gerät erstmal verwirrt an. Man spürte, wie sich sein Gehirn anstrengt. Schlussendlich wusste er, was zu tun war: Er drückte schnell die Tasten und das Handy machte unangenehmes Piepsen nach jedem Tastenanschlag. Nun war die gewünschte Nummer eingegeben. Dann guckte er mich entschuldigend an und sagte leise: „Könntest du bitte rausgehen?“ Ich ging brav weg und setzte mich draußen auf den Stufen vor der Eingangstür. Er muss mir eigentlich nichts und ich weiß es. Er ist vergeben und leider weiß ich es ebenfalls. Ein mieses Gefühl richtig schlimm ausgenutzt zu werden zerriss trotzdem mein Herz in Stücke. Es ist einfach nur bitterwitzig! Weiß er überhaupt, wie viel seelische Mühe es mir kostet seinen besten Freund zu spielen? Er ahnt wahrscheinlich nichts von meinen Gefühlen. Und jetzt rechtfertigt er sich vor seiner saueren Verlobten an Telefon. Liegend in meinem Bett… na klar… Während diese Gedanken durch meinen Kopf zogen, verspürte ich einen sehr komischen Kummer. Ich war nicht böse auf ihn, ich wollte Hinata nicht loswerden… ich war nur über diese unglücklichen Umstände zutiefst traurig. Es haut doch alles nicht hin! Es ist alles so, wie es nicht sein soll! Und ich kann nichts damit machen. Einfach gar nichts. Das Einzige, was mir zusteht, ist die verbleibende Zeit mit ihm zu genießen. Und am Ende muss ich meine Sonne endgültig gehen lassen. Offenbarung ----------- Eine Woche nach dem Ehemaligentreffen verging. Hinata und Naruto gerieten seitdem in eine schwere Phase. Ich bekam es eher vage mit, weil Naruto immer noch seine Beziehungsprobleme nicht mit mir besprach. Aber man konnte schon erahnen, dass es für sie gerade nicht leicht ist, und… ich wünschte mir ernsthaft, dass sie sich trennen. Mein bösartiger Wunsch ging nicht in Erfüllung. Sie schlossen nach langwierigem Hin und Her Frieden und sogar noch mehr. Sie wollten nämlich bald zusammenziehen. Mit dieser Neuigkeit verstarb etwas in mir. Wie tief muss ich denn gefallen sein, um den Beiden sowas ersthaft zu wünschen? Ich bin anscheinend innerlich komplett verrotten. Die Zeit lief, Sachen passierten und ganz unbemerkt stand der Winter vor der Tür. Ich musste mich plötzlich mit der Frage befassen, ob mein Zuhause auf die ankommende Saison vorbereitet ist. Schließlich wurde es seit langem nicht vernünftig gewartet. Naruto und ich stellten einige reparaturbedürftige Sachen fest und Uzumaki ließ mich mit diesem Problem glücklicherweise nicht allein. Er half mir sogar ohne dass ich ihn direkt darum bitten musste. Ich war ihm unendlich für diese Selbstlosigkeit dankbar. Es gab so viel zu tun, dass wir uns irgendwann in den Reparaturarbeiten buchstäblich vergruben und nichts außer Sasukes Baustelle betrieben. Und Naruto überzeugte mich bei der Aktion nochmal: man kann sich auf ihn hundertprozentig verlassen. Irgendwann nahm das Ganze ein lang ersehntes Ende. Wir beide waren fix und fertig und vor allem unendlich froh, dass es vorbei ist. Ich schlug einen Tagesausflug in den Wald vor, um uns eine kleine gemütliche Auszeit zu gönnen. Naruto fand meinen Vorschlag gut und wir machten ab, dass das nächste Treffen nicht anstrengend sein wird. Und ich plante noch etwas ganz besonderes: Ich wollte an dem Tag endlich die Liebeserklärung durchziehen. Von diesem Teil hatte Naruto natürlich keinen blassen Schimmer, aber ich stand jetzt dazu, komme was wolle. Komischerweise bereitete mir diese Vorstellung absolut keine Sorgen, ganz im Gegenteil. Ich genoss den süßen Vorgeschmack meines Vorhabens. Am Tag der Verabredung wurde ich zeitig von alleine wach. Es ging mir fantastisch: schon seit langem konnte ich nicht mit so einem klaren Kopf und so einem fitten Körper angeben. Das Gefühl, das ich zu unserem ersten Wiedersehen verspürte, ergriff mich erneut. Als ob mir die Flügel aus dem Rücken wuchsen, die mich zu ihm, zu meinem Naruto, trugen. Heute ist es so weit. Heute fliege ich meiner Sonne entgegen. Ich tauchte als erster am Verabredungsort auf. Von Naruto gab es keine Spur. Er ließ mich warten und langsam wurde ich ungeduldig. Irgendwann zeigte sich seine faul latschende Gestalt auf dem Horizont. Mit einem wild rasenden Herzen und tausenden Schmetterlingen im Bauch grinste ich überglücklich in seine Richtung. Naruto, ich renne zu dir, werfe mich in deine Arme und küsse dich ganz-ganz zärtlich! Na gut, das mit dem Kuss kann ich erstmal lassen. Ich wollte schon tatsächlich losrennen, bemerkte aber… eine andere Gestalt? Oh Gott, er kam tatsächlich nicht allein. Er brachte nämlich Hinata mit. Ich ließ ein schweres Seufzen ab. Ahnend, dass das heutige Treffen doch anstrengend wird, lief ich den beiden antriebslos entgegen. Und tatsächlich wurde das verdammte Treffen anstrengend. Hinata war schlecht gelaunt und versuchte es vergeblich zu verbergen. Naruto versuchte im Gegenzug vergeblich sie aufzumuntern. Die Luft zwischen den beiden war buchstäblich elektrisiert und sie knisterte auf eine unangenehme bösartige Art. Im Endeffekt zerstritten sie sich wegen irgendeiner dummen Kleinigkeit, Naruto entschuldigte sich bei mir und sie gingen. Toll. Ich hatte nichtmal eine Gelegenheit mit ihm vernünftig zu reden. Ich will unbedingt seine Stimme hören. Also war der Anruf an meine Sonne die erste Sache, an die ich mich beim Betreten der Räumlichkeiten meines Hauses ranmachte: „Hi!“ begrüßte ich ihn freundlich. „Hi.“ erwiderte er ohne Begeisterung. „Kannst du jetzt reden?“ „Ja. Was gibt´s denn?“ „Wie geht's dir eigentlich so?“ „Gut.“ Seine Stimme klang bedrückt. „Warte mal kurz, okay?“ Plötzlich knirschte es aus dem Hörer. Am anderen Ende der Leitung spielte sich ein heftiger Streit zwischen den beiden und Naruto hielt das Mikro zu. Ohne es gewollt zu haben geriet ich dazwischen. Ich habe keine Lust auf sowas… kaum erreichte mein Daumen den roten Telefon-Knopf, ertönte ein kurzes „Ich komm jetzt rüber“ aus dem Hörer und die Unterhaltung wurde von der anderen Seite aus beendet. Was war das jetzt? Ich starrte planlos das Gerät an, aus dem ein gleichmäßiges Piepsen das Ende der Konversation ankündigte. Was will er denn hier? Ich wurde leicht nervös. Nach einer halben Stunde stand Naruto an meiner Türschwelle. Sein Gesicht war scharlachrot, sein Blick — stechend scharf und die Adern an seinen Schläfen pulsierten kräftig. Ohne mich begrüßt zu haben, begab er sich in die Küche und ich folgte ihm. Sein Körper stürzte auf eins der Stühle ab und anstatt mich endlich ordentlich zu begrüßen warf er ungeduldig: „Hast du was alkoholisches da?“ „Wooow! Entspann dich!“ Seine Art machte mich sofort besorgt. „Hast du was da oder nicht?“ beharrte er genervt auf seiner Forderung. „Ich geh gucken, ja?“ Er jagte mir ein wenig Angst ein. Ich lief rüber ins Arbeitszimmer meines Vaters und durchsuchte das geheime Alkoholvorrat in einem der abgesperrten Schränke. Mit einer Flasche Sake in der Hand beeilte ich mich zurück in die Küche. Naruto fand bereits die Sakegläser und sein Blick fixierte sich lustvoll auf der Behältnis mit dem Alkohol. Ich senkte mich vorsichtig auf einen Stuhl neben ihm und schenkte uns was ein. Kaum wurde ich mit dem Einschenken fertig, riss er das Glas an sich und trank gierig aus. Der zweite Kurze wurde ebenfalls blitzschnell vernichtet. Dann folgte der dritte. Dann der vierte. Dann der fünfte. Wenn ich ihn nicht aufhalte, wird er solange trinken, bis er an Alkoholvergiftung stirbt. Oder bis das ganze Alkohol in diesem Haus weg ist. Jedenfalls dachte ich es mir. Er wollte sich den sechsten Kurzen einschenken, aber ich fing einen Handgelenk auf und stoppte ihn. „Darf ich jetzt fragen, was das soll?“ „Hinata geht mir mächtig auf die Nerven. Und ich kann es nicht mehr vernünftig ertragen.“ Er bewegte sein Handgelenk trotz meines Halts und schenkte sich doch den sechsten Kurzen ein. „Ist es wegen des Umzugs?“ Ich nahm die Hand weg und plötzlich wurde mir klar, dass wir gerade dabei sind, das Tabuthema Nummer Eins zu besprechen. „Jaaa, kann man so sagen.“ Er kippte den sechsten Kurzen und die klare Flüssigkeit verschwand. „Was ist denn überhaupt los?“ Er schenkte sich den siebten Kurzen ein. Ich fragte mich, ob er beim nächsten Kurzen direkt aus der Flasche trinkt. „Sie hat halt den Verdacht, dass ich ihr fremdgehen würde.“ „Und? Gehst du ihr fremd?“ fragte ich automatisch. „Nein! Natürlich nicht!!!“ Er stritt die Äußerung entschlossen ab. Meine unüberlegte Frage beleidigte ihn sehr. „Wo hat sie dann solche Gedanken her?“ „Weiß ich auch nicht. Ihr gefällt halt nicht, dass wir so oft rumhängen. Sie meint, ich würde dich als Ausrede benutzen um zu einer anderen zu gehen. Und dann meint sie noch, ich würde verliebt wirken und komische liebesbezogene Sachen im Schlaf sagen, die sich nicht auf sie beziehen. Ich denke, sie hat deswegen das mit dem Zusammenziehen überhaupt vorgeschlagen.“ Er seufzte. „Bist du tatsächlich in jemanden anderen verliebt?“ „Oh maaaaan, es tut mir so leid!“ schrie er energisch auf und ignorierte somit meine Frage. „Ich schütte das alles auf dich aus und saufe dein Alkohol weg. Wahrscheinlich hast du gar keine Lust aus sowas.“ „Alles gut. Wenn ich dir mit dem Alkohol und etwas Zuhören ein wenig helfe, dann bin ich froh.“ „Danke dir.“ Er lachte kurz und lächelte mich zärtlich an. Sein Lächeln beruhigte mich. Er wurde still. Ich trank mein Glas aus und schenkte nach. Er redete weiter: „Und es tut mir leid wegen heute. Ich dachte ehrlich nicht, dass es so ausartet. Eigentlich war der Plan alle für alle besser zu machen, aber es ging halt voll daneben.“ Er machte eine Pause. „Darf ich jetzt richtig jammern?“ „Nur zu“. „Ich bin zwar dem Schicksal für Hinata dankbar und eigentlich habe ich keinen Grund sowas zu sagen, aber… manchmal ist diese Beziehung total zum Kotzen und ich würde alles am liebsten schmeißen. Und dann würde ich ins Nirgendwo fliehen. Vielleicht würde ich dich mitnehmen, dann ist es nicht so ganz einsam. Bin ich wirklich schlimm, wenn mich manchmal solche Gedanken besuchen?“ „Nein, jeder hat Momente der Schwäche. Das ist nur menschlich. Solange du bei deiner Sache bleibst, ist es okay, denke ich.“ „Ach, morgen werde ich mich abgeregt haben und dann müssen Hinata und ich durch eine Grundsatzdiskussion, den Ablauf kennen wir schon…“ Urplötzlich stellte er eine sehr, und ich meine damit wirklich sehr, kuriose Frage, die mir die Sprachgabe von jetzt auf gleich raubte. „Sag mal, würdest du mit mir ins Nirgendwo weglaufen?“ Er lehnte sich ein Stück mir entgegen, lächelte bedrückt und seufzte schwer. „Man, was frag ich dich eigentlich? Ich bin zu betrunken. Sorry…“ Nach dieser Frage wurde die Atmosphäre richtig peinlich. Er schnappte sich die Sake-Flasche und fixierte sein Blick darauf. Ich beobachtete währenddessen sein bekümmertes Gesicht. Dichte Wimpern umrahmten seine wunderschönen melancholisch niedergeschlagenen Augen. Er studierte nachdenklich die Aufschrift auf der Sake-Flasche und fummelte nebenbei an seinem kleinen mittlerweile leeren Glas. Plötzlich ließ er das Glas in Ruhe, stellte die Flasche ab und schaute mich an. Wir stellten einen langanhaltenden intensiven Blickkontakt her. Obwohl er bereits betrunken war, waren seine Augen nicht trübe wie sonst. Diesmal öffneten sie das Tor zur seinen Innenwelt und ich verirrte mich in diesen mysteriösen unendlich blauen Tiefen. Durch diese seltsame Verbindung wurden wir praktisch zu einer Einheit, wie zwei Reflexionen eines Einzigen, die auf verschiedenen Seiten des Spiegels gefangen waren und sich noch nie berühren duften. Und genau jetzt, an diesem Ort und zu dieser Zeit, passierte ein unglaubliches Wunder. Die Grenzen zwischen den strikt getrennten Welten wurden fließend. Sie prallten explosiv aufeinander und erschufen ein Jenseits, wo sich zwei Spiegelbilder trafen. Und genau an diesem magischen Ort traute ich mich ihn zu küssen. So verschmolzen wir ins Eine. Seine weichen Lippen öffneten sich, unsere Zungen verknoteten sich für einen Sekundenbruchteil und ich verspürte, wie seine überwältigende Hitze meinen Körper Stück für Stück übernahm. Und dann… Wurde ich kräftig weggestoßen. Er trennte einseitig diese Verbindung. Die herkömmliche Ordnung wurde somit auch wiederhergestellt. Zwei Spiegelbilder kehrten auf verschiedene Seiten einer Glasscheibe zurück. Narutos Augen drückten eine unkontrollierbare Wut aus und er wirkte leicht desorientiert und etwas ängstlich. Er versuchte sich so schnell wie möglich zu sammeln und ich… ich bekam währenddessen ein bedrückendes Gefühl es zwischen uns für immer vermasselt zu haben. Die Spiegelbilder werden sich vermutlich nie wieder treffen. Ab jetzt sind sie in ihren eigenen Welten für immer versiegelt. Vielleicht ist es sogar zum Besten… „Was war das?!“ fragte er wütend und es wurde mir schmerzhaft bewusst, dass ich mich rechtfertigen muss. „Ein Kuss…“ sagte ich leise und blieb danach stumm. Seine Ungeduld wuchs und er schmetterte die nächste Frage auf mich. „Wieso?!“ So, hier ist die Sackgasse. Jetzt muss der Grund benannt werden. Ich stürzte sofort in eine stille Panik ab. Hilfe! Ich will weg von hier! Lasst mich hier raus!!! Narutos ungeduldige Art machte mich einfach fix und fertig. Komm, Uchiha, sag es ihm einfach! Los!!! Ich zog kräftig die Luft ein und… „Weil ich dich…“ Der Rest des Satzes blieb mir schmerzhaft im Rachen stecken. „Weil du mich was?“ drückte er nach. Seine kräftige Stimme jagte mir tierische Angst ein. Okay, sprich es aus. Eins… Zwei… Drei. „…liebe…“ wisperte ich den fehlenden Teil und kniff die Augen vor Schreck zu. Mein Körper zog sich ängstlich zusammen. Ich wartete darauf, dass Naruto sein Zorn an mir auslässt, aber nichts dergleichen passierte. Stattdessen trat eine völlige Stille ein, die gefühlt eine ganze Ewigkeit herrschte. Naruto kam mit der Neuigkeit augenscheinlich nicht klar und sein Kopf lief auf Hochrechenleistung um diese vollständig zu verarbeiten. Zumindest wirkte es so. Sein planlos hin und her springender verlorener Blick bestätigte meine Vermutung. Aber ich kam im Gegenzug mit seinem Schweigen nicht zurecht. Er muss irgendwie darauf reagieren. „Bitte sag was dazu…“ forderte ich ihn schusselig auf, aber er machte sich nichtmal ansatzweise die Mühe eine Antwort zu geben. Naruto!!! Sag doch endlich was!!! „Was ist heute für ein verrückter Tag?! Was habt ihr denn alle?!“ schrie er laut auf. Eine Antwort, die absolut nichts klarstellte. Er sprang auf und rannte mit der Lichtgeschwindigkeit in Richtung des Eingangs. „Warte!“ schrie ich und stürmte ihm hinterher. Er haute in Nullkommanichts ab. Ich verstand nichtmal, wie er sich so schnell aus dem Staub machen konnte. Auf dem Fußboden lagen Glassplitter. Er benutzte also das Fenster um zu fliehen. Achso… Ich guckte aus dem kaputten Fenster auf die leere menschenlose Straße. Ohne die kostbare Zeit zu verschwenden brach ich auf um nach ihm während der kommenden zwei Stunden zu suchen. Diese Aktion endete erfolglos und nun saß ich erneut in der Küche am Tisch, genauso wie vor zwei Stunden. Aber diesmal ohne Naruto und in völliger Dunkelheit. Ich wurde von einer schlimmen Erkenntnis direkt ins Herz getroffen, wie von einem kräftigen Blitzschlag aus dem Nichts. Ich bin so schrecklich allein. Nächste Woche verging sehr langwierig. Ich machte die ganzen Tage fast gar nichts. Es ging sogar soweit, dass ich größtenteils die grundlegenden Bedürfnisse meines Körpers ignorierte. Liegend im Bett schenkte ich Naruto und unseren letzten Begegnung tausende Gedanken. Seine Reaktion fühlte sich schlichtweg falsch an. Er hätte mich nicht wegstoßen sollen. Diese komische Frage und dann dieser Blick… so kann einer nur denjenigen anschauen, der das Herz tatsächlich zum flimmern bringt. Während dieser Woche baute ich körperlich und im Kopf leicht ab. Ich vertrieb die Zeit gefesselt am Fernseher oder liegend im Bett, ernährte mich von Tütensuppen und verließ fast kaum mein Haus. Mein Kopf platzte von Gedanken an Naruto und ich wusste nicht, wie ich diesen unkontrollierbaren Gedankenstrom stoppe. Mir war bewusst, dass das Ganze ziemlich lächerlich ist. Ich darf mich doch nicht so dermaßen davon abhängig machen, dass er mich abserviert hatte. Das Leben geht noch weiter. Es ist nicht schwer, mal rauszugehen, mal was Vernünftiges zu essen und sich halbwegs sinnvoll zu beschäftigen. Es ist nicht zu viel verlangt. Sasuke, du musst es schaffen. Ich versprach mir, dass ich am nächsten Tag wenigstens eine dieser drei Sachen auf die Reihe kriege. Am nächsten Tag wachte ich auf, als es bereits dunkel war. Keine gute Voraussetzung um produktiv zu werden, aber egal, ab heute fängt normales Leben an. Ich wusch mich, putzte mir die Zähne und kämmte mir sogar die Haare durch. Anschließend verließ ich mein Haus und trieb mich für eine Weile im Freien rum. Der Schnee knirschte fröhlich unter meinen Füßen und es munterte mich etwas auf. Die reine Luft kräftigte mich und die Bäume gaben mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich warf mich in einen Schneehaufen und lag so für einen Moment. Die Wintertemperaturen brachten mich ein wenig zu sich. Ich wurde wacher und der Nebel in meinem Kopf verzog sich fast vollständig. Der Spaziergang tat mir eindeutig gut. Ich verließ den Wald mit dem Gefühl heute noch eine kleine Herausforderung zu meistern. Als ich nach Hause ankam, bemerkte ich, dass mein Briefkasten voll war. Ich guckte mir die angekommenen Briefe durch. Eins stammte von Kakashi und kam anscheinend erst heute an. Kurz gesagt ging es um eine Mission und es handelte sich mal wieder um den Raikage. Sehr schön! Genau das brauche ich. Ha! So findet man eine sinnvolle Beschäftigung, ne? Die anderen Sachen waren eher unspannend: eine Stromrechnung, eine Wasserrechnung, eine Handyrechnung… ja, heute fängt Dezember an… stimmt… Ich kam ins Haus rein, zog die Straßensachen aus und schmiss den Breifhaufen auf den kleinen Tisch im Flur. Im Vorbeifliegen fiel ein kleiner Zettel aus dem Haufen raus. Was ist das? Ich nahm den Zettel in die Hand und Narutos Sauklaue stach sofort ins Auge. „Ich schulde dir ein Gespräch. Ich komm heute Abend gegen 19 Uhr vorbei. Es wird nicht lange dauern“ stand auf dem kleinen Zettel. Er schuldet mir ein Gespräch? Hmmm… Ich guckte die Uhr an. 18:40. Oh Gott, er taucht doch gleich hier auf! Ich hab nichts, was ich ihm anbieten kann! Andererseits meinte er, es dauert nicht lange. AAAAA!!! Er will mich doch nur abweisen! Warum denke ich überhaupt an Verpflegung?! Plötzlich klopfte es an der Tür. Verdammter Naruto! Wenn er sich verspäten sollte, kommt er früher an! Na klar. Ich machte die Tür auf. Er stand stumm auf der Türschwelle, genauso wie vor einer Woche. Er ließ die Formalitäten aus und begab sich in die Küche. Ich hatte ein Deja-vu. „Hast du die Nachricht bekommen?“ „Ja.“ „Gut. Dann wie gesagt, es dauert nicht lange.“ sagte er kurz und setzte sich hin. „Worum geht es überhaupt?“ ich setzte mich ihm gegenüber. „Ich wollt nur was klären…“ sagte er unentschlossen und fuhr fort, „Sasuke, versprich mir jetzt was, okay?“ er guckte mich an. „Was denn?“ „Ich will unbedingt, dass unsere Freundschaft unter allen Umständen erhalten bleibt. Deswegen versprich mir bitte, dass sich nichts zwischen uns ändert. Und zwar unabhängig davon, was ich jetzt sage. Kannst du es?“ „Ja klar.“ Wenn ich trotz dem Ganzen ein Freund von ihm bleiben darf, bin ich einverstanden. Ich bin so miserabel… „Wow, du verhältst dich erstaunlich kooperativ… gut… ähm, also,“ er hustete, „ich fasse mich kurz…“ Er machte eine Pause und überlegte. „Die Sache ist die…“ er machte noch eine Pause und guckte weg von mir. „Ich…“ Er brach den Satz ab. Eine klare Absage auszusprechen ist anscheinend keine leichte Aufgabe. Jedenfalls wollte er den Satz nicht zu Ende führen und ich spürte es. Aber er überwand sich und startete noch ein Versuch, der ihm allerdings misslang. Der Satz steckte erneut in seinem Rachen fest. Er ließ nur ein kurzes stumpfes kreischendes Geräusch ab. Nach einer Weile holte er tief Luft. Wir waren endlich auf diese Herausforderung vorbereitet. Er — sein Nein deutlich zu machen und ich — den größten Schmerz in meinem Leben anzunehmen. „Sasuke, ich… ähm… fühle halt… das Gleiche… wie du…“ Hä?! „Wie bitte?“ Ich muss mich gerade sehr schlimm verhört haben. „Ich wiederhole es nicht noch einmal.“ Er guckte mich ernst an. „Naruto, wenn es ein Witz ist, dann ist er nicht besonders gut…“ Ich war ein wenig wütend und fühlte mich bloßgestellt. „Es ist kein Witz, Sasuke.“ sagte er leise. Sein Gesichtsausdruck wirkte dabei zutiefst traurig und… total verliebt. Ich war in jeder erdenklichen Weise verwirrt. War das dieses fehlende Stück, damit unsere kuriose Beziehung endlich einen Sinn ergibt? Haha, welch eine bittere Ironie! Er stand auf und sagte: „Na endlich hab ich es losgeworden…“ er atmete hörbar aus. Seine leise Stimme klang erlöst. Er fuhr in der nächsten Sekunde ganz entspannt fort, als ob wir uns nicht mitten im wichtigsten Gespräch über uns befanden, „Das war’s schon. Obwohl es etwas komisch wird, glaube ich nicht, dass es an sich ein all zu großes Problem darstellt. Wir schaffen das. Also, wenn du mal rumhängen willst, sag bescheid. Achso… ähm, diese Woche kann ich nicht. Hinata und ich wollten wegfahren. Wenn, dann melde dich nächste Woche, okay?“ Er begab sich zum Ausgang. „Warte mal…“ Ich klammerte mich an seiner Hand fest und er hielt an. „Du fühlst das gleiche, wie ich, willst aber, dass wir Freunde bleiben? Verstehe ich es richtig?“ „Genau.“ „Weißt du noch, was ich zu dir fühle?“ „Ummm.“ „Bist du dir absolut sicher?“ „Ja.“ Also… er weiß davon, dass ich ihn liebe, „fühlt das gleiche wie ich“ und will trotzdem Freunde bleiben? Es hatte einen kurzen Moment gebraucht, bis ich wütend ausbrach. „SAG MAL, WARUM WILLST DU FREUNDSCHAFT, WENN DU WEISST, DASS ICH DICH LIEBE, UND DU DAS GLEICHE FÜHLST?!!!!“ Ich haute auf kräftig auf die Tischplatte und er befreite seine Hand aus meinem Halt. „Weil ich verlobt bin, deswegen.“ Er sagte es so, als ob es selbstverständlich war. „Na und?!“ warf ich ihm verärgert zu und stand ebenfalls auf. „Nicht na und! Du hast mir gerade eben versprochen, dass sich nichts zwischen uns ändert, egal was ich sage!“ Er hörte langsam auf ruhig zu sein. Seine Stimme hörte sich etwas aufgebracht an. „Ich dachte ja du würdest mich abweisen!“ schrie ich ihn an. „Witzig, ha?“ erwiderte er spöttisch. Und plötzlich errichte mich das Wichtigste: er liebt mich. Nicht Hinata, nicht Sakura, nicht Kakashi oder Iruka-Sensei. Sondern… Mich. Daraufhin wurde mein Herz von einer zerstörerischen Liebesflamme konsumiert. Naruto, jetzt steht uns nichts im Wege! Du gehörst ab jetzt mir! Du bist sowas von meins! Ich warf mich auf ihn, klammerte mich an ihm fest und flüsterte ihm zu: „Naruto, ich lass dich nicht gehen. Nie wieder.“ „Oh doch! Du lässt mich! Du lässt mich sowas von!!!“ Jetzt wurde er richtig wütend und stieß mich gewaltsam weg. „Nein!!!“ Wir wurden lauter mit jedem Satz. „Sasuke…“ flüssterte er beim Ausatmen. Er versuchte sich gerade abzuregen. „Lass uns um Gottes Willen alles beim Alten lassen! Es war doch so gut!!!“ „Und wie soll ich es jetzt deiner Meinung nach beim Alten lassen, ha?!“ Seine Aussage ließ mein Blut kochen. Ich stürzte auf ihn herab und drückte ihn fest heran. „Ich liebe dich, du Schwachkopf! Und schon sehr-sehr lange! Ich kann langsam nicht mehr nur dein bester Freund sein und jetzt erfahre ich, dass du das Gleiche fühlst! Sag mal, willst du ernsthaft für immer mit mir in diesem dummen Freundschaftsspiel stecken?! Besonders nachdem du weißt, dass diese verdammten Gefühle gegenseitig sind!!! Denn ich seh wirklich nicht ein, warum wir uns weiter belügen müssen!!! Nochmal, Naruto, ich liebe dich!!! Wenn du nicht weißt, was es bedeutet, dann erkläre ich es dir!!! Soll ich?!“ „Oh, spar dir deine Erklärungen für einen anderen Tag, okay?! Außerdem ging es mir gar nicht darum! Ich wollte es halt nur loswerden, weil es einfach superbelastend ist! Seitdem du dich Konoha rumtreibst, plagt es mich und ich dachte, ausgerechnet du würdest diesen Wunsch verstehen! Aber abgesehen davon bin ich immer noch verlobt!!! Ich kann meine Pflichten nicht einfach so wegwerfen, verdammt nochmal!!! Das heißt insbesondere, wenn nötig, dann spielen wir beide bis ans Ende der Tage beste Freunde!!! Ich hab kein Problem damit!!!“ Er wollte mich wieder wegstoßen, ich hielt ihn aber zu fest. „Hör dir selbst doch für einen Moment zu! Du labberst Schwachsinn! Ab jetzt gehörst du mir! Hast du es verstanden?!“ „Du kannst mir absolut nichts vorschreiben!“ Aus ihm wuchs plötzlich eine kräftige Hand und schlug ziemlich hart auf mein Bauch ein. Er beherrscht jetzt so eine feine Chakra-Kontrolle, dass er Kuramas Körperteile generieren kann? Wow… „Du gehörst mir! Du bist meins!!!“ Ich sprang auf. Mein Körper bereitete sich auf einen Kampf vor. „Banshou Tennin!!“ rief ich laut. Er wurde zu mir hingezogen und ich hielt ihn schon wieder fest. „Lass mich doch einfach!!!“ Er wechselte in seine Kurama-Form, schlüpfte aus meinem Arm und flog in die Decke. Seine Zeigefinger kreuzten sich. „Kage Bunshin no Jutsu!“ reif er und mein Haus füllte sich mit seinen Schattenklonen. Es waren so viele, dass ich ihn nicht mehr im Auge behalten konnte. Mittlerweile verteilte sich sein Chakra genau gleich auf die Klone, dass selbst Sharingan den echten Naruto in dieser Masse nicht ausmachen konnte. Scheiße! Mach was, Sasuke! SCHNELL!! Er haut sonst ab! Ich darf es nicht zulassen! Ich muss ihn um alle Kosten aufhalten!! Meine Hand formte die Chidori-Siegel, ich generierte ein Blitzschwert in der Hand und räumte mir den Weg nach draußen frei. Draußen sah ich seine fliehende Gestalt. Ich muss zu ihm und zwar SCHNELL!! Meine Augen suchten in der nächsten Umgebung nach einem markanten Objekt. Mein Blick fixierte einen großen Stein. Zack! Und ich tausche Plätze mit ihm. Schön! Naruto war immer noch außer meiner direkten Reichweite. Ich muss noch näher ran. Sein Rücken war gut von dieser Distanz einsehbar. Er hatte eine dicke Winterjacke an. Gut! Ich löste das gleiche Jutsu nochmal aus und saß im nächsten Moment auf Narutos Rücken. Er brach die Flucht ab. Jetzt hielt ich ihn aber fest. Du entwischst mir diesmal nicht! „Sasuke, du bist so verdammt lästig! Hör auf…“ sagte er erschöpft. Seine Stimme zitterte. „Ich hab dir gesagt, dass ich dich nicht gehen lasse,“ Ich versuchte ihn zu küssen, aber er wich aus. „weil du ab jetzt mir gehörst.“ „Das hast nicht du zu entscheiden!“ schrie er auf und fing an, wie ein sterbender Fisch im meinem festen Griff zu zappeln. „Selbst wenn, du bist trotzdem meins.“ verkündete ich zufrieden. „Sasuke, du bist so unfassbar dumm!“ Er verfiel erneut in Wut und seine Stimme wurde kräftiger. „Lass das! Mach es bitte nicht schwerer als ist…“ Nach diesem Aufschrei brach seine Stimme zusammen. „Lass mich einfach!“ Er war gerade dabei in den Tränen auszubrechen. Er zappelte trotzdem weiterhin. „Ich erschwere dir gar nichts…“ Er unterbrach mich. „Was?! Du erschwerst mir praktisch alles!!!“ Er versuchte mich noch einmal vergeblich wegzustoßen. „Nein! Du bist derjenige, der es dir schwer macht. Bleib doch. Dann ist es ganz einfach.“ sagte ich sanft. „Hör auf damit!! WAS WILLST DU ÜBERHAUPT, HA?! Dieser schriller Aufschrei rollte durch die Umgebung mit unglaublichen Geschwindigkeit und brachte buchstäblich den Boden zum Beben. Nun beruhigte es sich und ich flüsterte: „Dich… ich will dich, Naruto.“ Nach der Ansage fiel sein Körper passiv in meinen Arm. Er wollte nicht mehr kämpfen und gönnte deprimiert mir diesen Sieg. Stattdessen suchte er nach einem sicheren Rückzugsort, wo er sich vor Wirklichkeit verstecken könnte. Meine Umarmung bat ausreichend Schutz und er löste sich in ihr auf. Und nun standen wir da. Zwei beste Freunde — eine bittersüße Umarmung. Endlich durfte ich ungehemmt seine köstliche Nähe auf genau richtige Weise genießen! Er genoss meine Nähe auch, obwohl er diesen simplen Akt auf so vielen Ebenen für grundlegend falsch hielt. An mich schutzbedürftig schmiegend, vergoss er eine bittere Träne nach der anderen. Sein Schmerz war einfach unerträglich! Ich umschloss ihn fester in der Hoffnung, dass es ihm ein ganz kleines wenig hilft. „Ist dir kalt?“ fragte ich nach einer ganzen Weile. „Passt schon.“ sagte er leise. „Komm, wir gehen zurück, okay?“ Als wir das Haus betraten und die Tür hinter uns zufiel, gab er endgültig auf und warf sich selbstständig auf meine Brust. Wir sickerten auf den Fußboden und verbrachten den restlichen Abend kuschelnd im Eingangsbereich. Seine tiefen Atemzügen unterbrachen gleichmäßig die komplette Stille. Mein Herz raste mit einer enormen Geschwindigkeit und schlug kräftig gegen meine Rippen. Ich dachte, es bricht aus meinem Brustkorb frei und landet direkt in seine Hände. Naruto lauschte diesem Klopfen und schüttelte leicht seinen Kopf im Takt dazu. Ich küsste ihn vorsichtig in den Kopfwirbel. Er zuckte dabei leicht. Dann flüsterte ich zärtlich in sein Ohr: „Naruto, ich liebe dich. Ich liebe dich wie verrückt.“ Er hob sich hoch und setzte sich mir gegenüber. Er war augenscheinlich komplett am Boden zerstört. Schmerz, Scham, Leiden, riesengroßes Bedauern… ich konnte all das in seinen traurigen blauen Augen wie im offenen Buch lesen. Ein Teil von mir verstarb bei diesem grausamen Anblick. Ich wünschte, ich könnte ihm diesen unerträglichen Schmerz einfach abnehmen. Plötzlich bewegte er sich auf mich zu. Seine Lippen öffneten sich, er hauchte sinnlich aus und kurz bevor zwischen uns ein Körperkontakt entstand, verdeckte seine Hand sanft meine Augen. Ich versank ins Dunkle und dann wachte ich zusammen mit ihm im Jenseits auf. Da, wo sich die Spiegelbilder anfassen dürfen. Er küsst mich unentschlossen und ich erwidere. Er schmeckt süßlich, seine Zunge ist weich, feucht und sehr beweglich. Mit jeder weiteren Berührung erhitzt sich mein tauber Körper, die Lebenskraft pulsiert kräftiger durch meine Adern und ich wache aus dem dunklen berauschenden Schlummern auf. Mit diesem Kuss facht er etwas an, das vor langer Zeit in mir verstarb. Es fühlt sich tierisch gut an. Leider hört der Kuss genauso plötzlich auf, wie er anfing. Als Naruto seine Hand von meinem Gesicht entfernte hatte, lag zwischen uns eine gewisse Distanz und er saß mir gegenüber. Diesmal explodierte er vor Selbsthass. Mit den wütend zugekniffenen Augen knirschte er laut mit den Zähnen, seine Handfläche ballte sich zu einer Faust und prallte mit aller Wucht gegen den Boden solange, bis die Knöchel auf seiner Hand bluteten. Ich sammelte ihn auf und für ein paar Minuten wirkte er ruhig, bis er das Gesicht in meine Brust vergrub und einfach still zusammenbrach. Die ganze Zeit hielt er sich an meiner Hand fest. Irgendwann weinte er sich in den Schlaf und erst so kam er zur Ruhe. Diesmal sah er aus wie ein schlafender Engel. Sogar sein Schnarchen klang wie ein Schlaflied. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er war ein Schatz, den ich zu verlieren fürchtete. Er ist meine Sonne. Du bist sowas von meins, Naruto. Keiner nimmt dich mir weg. Keiner darf es. Weil ich dich wie kein anderer in dieser Welt liebe. Und weil du meine Sonne bist. Für mich scheinst du am hellsten. Am nächsten Morgen wachte ich allein auf. Er haute also doch ab. Er war wie ein Sonnenstrahl, den man einfach nicht festhalten kann. Man streckt die Hand aus und greift dabei nur die kalte leblose Luft. Und er zieht weiter. Und lässt mich dabei in der Dunkelheit zurück. Ich konnte diesen Verlust nicht ertragen und brach in den Tränen aus. Warum ist es eigentlich so?! Es ist so verdammt noch mal falsch!!! Naruto, warum folterst du mich eigentlich?! Das passt doch gar nicht zu dir! Du würdest mich doch niemals so behandeln, oder? Ich will einfach nur bei dir sein. Ist es zu viel verlangt? Bitte komm zurück! Komm einfach zurück! Ich will dich endlich einfangen können… Agonie ------ Eine Woche war seit Narutos Verschwinden um. Ich geriet seitdem in den tiefen dunklen Abgrund und war in diesem Zustand eigentlich zu nichts zu gebrauchen. Alles, woran ich mich ranmachte, gelang mir nicht. Entweder stellte ich mich körperlich total ungeschickt an und zerstörte die nächste Umgebung, oder ich versagte geistig, weil ich mitten in der Beschäftigung ganz spontan einen schlimmen Blackout hatte. Manchmal übergingen diese Blackouts in regelrechte kleine Filmrisse und ich konnte mich an einen gewissen Zeitraum gar nicht erinnern. Dieser mentale Zustand ähnelte einem sehr starken Rausch, der meinen Kopf mit einem toxischen dichten Nebel füllte. Ich wusste nichtmal, ob ich so komplett zurechnungsfähig bin. Das Einzige, wobei ich geistig wirklich komplett beisammen war, war komischerweise das Kochen. Es gelang mir allerdings mit größter seelischer Mühe und dauerte ewig. Abgesehen davon bekam ich einfach nichts hin. Dazu baute mein Körper langsam aber sicher ab: die Reaktionsgeschwindigkeit, das Gedächtnis und die elementaren Reflexe ließen katastrophal nach. In dieser Verfassung wurde ich auf eine Mission geschickt, was natürlich total schiefging. Es war erstens nicht einfach, mich überhaupt dazu organisatorisch zu bringen. Obwohl Kakashi mich darüber benachrichtigte, geriet diese Nebensächlichkeit schnell in Vergessenheit. Ich verdrängte das Datum der Besprechung meisterhaft und versäumte erfolgreich den wichtigen Termin. Normalerweise würde ich mich für so ein banales Versagen zutiefst schämen, aber nicht diesmal. Besonders weil es komplett spurlos an mir vorbeiging. Es gab absolut null Konsequenzen für mich. Und dass sich Kakashi höchstpersönlich die Mühe machen musste um meine Unzuverlässigkeit geradezubiegen interessierte mich absolut nicht. Und zweitens war ich weder körperlich noch mental fit für eine ziemlich anspruchsvolle Mission. Es ging schon wieder um Raikage. Jetzt war es so weit, dass wir die geheime Gruppe ausfindig machen mussten. Kumos Anbu fand einiges über die besagte Gruppe heraus und erstellte eine Liste der potenziellen Gruppenangehörigen, die fast 100 Namen umfasste. Viele von denen waren Kumos eigene Nukenin und dummerweise waren sie alle exzellente Shinobi, also war die äußerste Vorsicht geboten. Aber… während der Hauptoperation entwischte mir ein Verdächtiger. Einfach so. Damit machte ich die bis dahin geleistete sechswöchige Arbeit zunichte. Es war eigentlich komplett unverzeihlich. Auf meinem Niveau muss man es besser wissen. Die Mission wurde daraufhin abgebrochen und wir wurden zurückgeschickt. Kakashi lud mich einige Tage später vor, um das Fiasko zu besprechen. Alles, was er mir dazu sagte, ließ mich komplett gleichgültig. Aus dieser Unterhaltung nahm ich hauptsächlich mit, dass mir demnächst keine Missionen zugeteilt werden. Dann halt nicht, von mir aus… Durch die fehlende sinnvolle Beschäftigung verlor mein Alltag langsam seine Struktur. Ich hatte plötzlich zu viel Zeit, mit der ich nichts Besseres anzufangen wusste als obsessive Gedankenfixierung auf Naruto und diese Gedanken frassen mich buchstäblich auf. Diese teuflische Besessenheit versklavte mich und baute mich Stück für Stück auseinander. Selbst die einfachsten Sachen wie meinen Körper vom Schlafzimmer in die Küche zu befördern kosteten unglaublich viel Überwindung. Deren Durchführung brachte mich am Ende meiner geistigen Kapazitäten und ich brach sehr häufig zusammen. Es gab Phasen, wo es mir kurzzeitig besser ging. Dann durfte ich mal ausnahmsweise das machen, was meinen Körper am Leben erhielt. Ansonsten lag ich rum und starrte in die Decke. Ich magerte dadurch ziemlich ab. Abgesehen davon pulsierte mein Kopf ab und zu unangenehm. In solchen Momenten konnte ich kein direktes Sonnenlicht angucken. Der diesjährige Winter Jahr fiel erstaunlich sonnig aus, weswegen ich ab einem Zeitpunkt komplett aufhörte tagsüber rauszugehen und klebte sogar das Fenster im Schlafzimmer zu. Als ich kurz davor war, Sharingan zu erwachen, spielte mir mein Körper ähnliche Streiche und deswegen beachtete ich diese körperlichen Signale nicht, bis sich das unangenehme nervige Pulsieren eines Tages in die bis dato unerträglichsten Kopfschmerzen mutierte. An dem Tag heulte ich in der dunkelsten Ecke des Hauses still rum. Ab da wurde es unmöglich diese Schmerzen zu ignorieren und ich musste irgendwie reagieren. Irgendwas, damit mein Kopf nicht explodiert. Die beste Gegenmaßnahme, die mir in den Sinn kam, war die Fenster vollständig zuzukleben. Es half insofern, dass ich damit wenigstens passiv durch den Tag durchfunktionierte und mich nachts freute noch einen Zeitintervall vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang überstanden zu haben. Dabei ging es schon lange nicht mehr um irgendwelche Leistung. Es war gut genug einfach nur am Leben zu sein. Früher wäre für mich undenkbar, dass ich so tief sinken kann. Unfähig, emotional instabil, völlig hilfslos und deswegen zutiefst abstoßend! Mein Selbsthass erreichte neue Höhen. Ich konnte das eigene Spiegelbild nichtmal für eine halbe Sekunde ansehen. Mein Blut kochte bei diesem Anblick, ich rastete sofort aus und zerbrach wütend die Spiegel so lange, bis die blutigen Splitter so klein wurden, dass ich mich selbst darin nicht erkennen konnte. Denn in diesen Momenten wurde ich schmerzhaft daran erinnert, dass ich den Boden des dunklen bodenlosen Abgrundes erreichte. Sasuke Uchiha, der letzte Überlebende des berühmten Uchiha-Clans… und so eine miserable Existenz! Warum muss es auf dieser Weise enden? Aber mein größtes Problem hieß die Schlaflosigkeit. Nachts wirbelten meine Gedanken am wildesten, wodurch ich nur sehr wenig Erholung bekam. Die konstante Müdigkeit war der Grund dafür, dass sich meine Kopfschmerzen kontinuierlich verschlechterten. Die Tage, die ich in der dunkelsten Ecke heulend verbrachte, mehrten sich von Woche zur Woche. Von Woche zu Woche wurde ich dem tatsächlichen Chaos näher. Irgendwann rettete mich die Abdeckung am Fester nicht mehr und ich musste irgendwie die Augen verdecken, damit sich die Schmerzen halbwegs beruhigen. Das tat ich meistens indem ich das Gesicht ins nächst verfügbare Kissen vergrub. Diese Dunkelheit raubte mir jegliches Zeitgefühl. Ich konnte nicht mehr genau sagen, ob draußen Tag oder Nacht war. Ich erreichte langsam meine körperliche Maximalauslastung und meine Zukunft war komplett ungewiss. Wie lange kann ich so weiter machen? Wahrscheinlich nicht mehr ganz so lange. Zuerst bereiteten mir die Vorstellungen bald zu sterben wenigstens ansatzweise Sorgen und es machte mir sogar Angst. Irgendwann wurde aber auch das egal. Es machte mich eher froh, dass alles bald ein Ende nimmt. Ein ewiger Frieden in der völligen Dunkelheit… hört sich gar nicht so schlecht an. Eigentlich hört es ziemlich gut an… *** Heute Nacht wurde mein kostbarer Schlaf mal wieder unterbrochen. Ich war tierisch müde, aber komplett wach und sehr wachsam. Meine Sinneseindrücke schmolzen zu einer sensiblen Wahrnehmungseinheit und ich registrierte jede Kleinigkeit, die in der nächsten Umgebung passierte. Ich spürte, dass etwas mich leise nach draußen rief, und dass es sich um etwas sehr wichtiges handelte. Ich gehorchte und schon trugen mich die Beine durch die leblosen Gassen Konohas an einen unbekannten Ort. Keine Ahnung, wo dieses Abenteuer mich hinzieht… Nach einer Weile offenbarte sich mir ein unbemerkenswerter Spätiladen und ich wusste sofort, dass ich hier und jetzt unbedingt sein muss. Weil jemand ganz besonderes zu dieser späten Stunde mich erwartet. Ich stürmte in den Laden und sah einen einzelnen stillen Kunde, der geduldig an der Theke stand um einen kleinen nächtlichen Snack zu bezahlen. Diese Person hatte einen sehr warmen Chakrafluss, zu dem sich mein Körper natürlicherweise hingezogen fühlte. Eine Kapuze verbarg das Gesicht des mysteriösen Fremden. Fremd? Nein, diese Person war nicht fremd, überhaupt nicht. Es gab nur einen einzigen Menschen, dessen Chakra sich so anfühlte. Das war Naruto. Bevor ich es realisieren könnte, stand ich bei ihm. Mein Herz schlug gewaltig, Endorphine beflügelten mich und seine sanfte Wärme fachte mein längst ausgebranntes Lebensfeuer an. „Ich bin so froh dich zu sehen!“ rief ich laut und warf mich auf ihn. „Sei still!“ wisperte er und bewegte mich sanft zur Seite. „Lass uns bitte draußen reden.“ Er bezahlte für die Snacks und wir verließen den Laden. Sobald wir draußen standen, versuchte ich ihn zu umarmen, aber es misslang mir. Er stoppte meinen schwachen Körper mit seiner linken Hand. Ich schwebte hilfslos in der Luft und versuchte einen Blickkontakt herzustellen, aber er weigerte sich bewusst dagegen. Seine nachdenklich niedergeschlagenen Augen verbargen sich hinter den dichten langen Wimpern. Auf dieser Weise versuchte er seinen Schmerz vor mir zu verstecken, aber vergeblich. Nach dieser kurzen Zeit wusste ich alles: Es geht ihm dreckig ohne mich und er vermisst mich. Diese Erkenntnis erlöste mich irgendwie. Wenigstens bin ich nicht in meinem Leiden allein. Plötzlich gab seine Handfläche ein leichtes Impuls und ich wankte mechanisch zurück. Sein Arm senkte sich, er drehte sich um und machte sich wortlos auf den Weg. Ich fing seine Hand auf und er blieb stehen. Wir berührten uns sehr sanft. Seine Hand fühlte sich angenehm warm an. Ich drückte sie fest zusammen. Er wollte genauso wenig wie ich diese unglaublich simple, aber zugleich sinnliche, Verbindung trennen. Er seufzte nur bedrückt. So, wie ich es mittlerweile gewohnt bin. Und plötzlich hoffte ich mit aller Eifer, dass dieses nächtliche Treffen gar kein Zufall ist sondern ein Wille des Schicksals, damit wir am Ende dieser Nacht tatsächlich vereint sind. „Können wir uns bitte wiedersehen?“ Meine zitterige Stimme klang unglaublich miserabel. Statt einer Antwort verdeckte er sich das Gesicht. „Bitte, Naruto! Ich kann nicht mehr ohne dich!“ Ich wurde deutlich lauter als zuvor. Er zuckte leicht und blieb weiterhin stumm. Ich lief auf ihn entschlossen zu, krallte in seine Schulter und drehte ihn ruckartig zu mir hin. „ICH VERRECKE OHNE DICH!!! GUCK MICH DOCH AN!!!“ schrie ich verzweifelt in sein verdecktes Gesicht und entfernte gewaltsam die Handfläche von seinen Augen. „GUCK MICH VERDAMMT NOCHMAL AN!!! GUCK MICH AN!!!“ „Bist du denn bereit, wieder mein bester Freund zu sein?“ fragte er leise. Dabei schaute er mich endlich an. „Nein, und du weißt ganz genau wieso.“ erwiderte ich impulsiv. „Schade… wenn du so weit bist, dann… melde dich.“ Mit diesen Worten befreite er sich, drehte sich um und entfernte sich von mir ziemlich schnell in eine unbekannte Richtung. Ich blieb hilflos sein Rücken anstarrend zurück. Die Hoffnung auf unsere Vereinigung verließ mich. Nein, er braucht mich einfach nicht. Und dass es ihm absolut mies ohne mich geht, spielt absolut keine Rolle. Er ist so stur. Er ist so dumm. Obwohl er mich liebt, ist er immer noch mit Hinata zusammen. Er belügt sie, alle in seinem Umfeld und vor allem sich selbst! Was will er wem eigentlich beweisen?! Er hat kein bisschen dazu gelernt! Gar kein bisschen!!! Das Ganze macht gar keinen Sinn mehr!! ES MACHT EINFACH KEINEN SINN!!! Seine ganze Art ließ im gleichen Moment mein instabiles emotionales Gleichgewicht in tausend Stücke zersplitterten. Meine gigantische verrückte Liebe mutierte auf der Stelle in einen enormen noch verrückteren bitteren Hass, der mich komplett überwältigte, und ich drehte einfach komplett durch. Mein Körper bereitete sich ernsthaft auf den letzten Kampf vor und setzte alles in diesen einen Schuss ein, was von mir noch übrig blieb. Wie ein Stern, der kurz bevor er für immer ausbrennt, für einen einzigen Augenblick am hellsten scheint. Mein Herz schlug mit wilder unkontrollierbarer Kraft und beförderte das Blut verstärkt in die tauben Gliedmaßen, wodurch sie sich rasch erhitzen. Das Mangekyou Sharingan aktivierte sich von allein. Ich verfiel in einen Adrenalinrausch. Die Vorstellung sein heißes Blut auf meinen Händen zu spüren trieb mich in eine wahnsinnige Freude darauf, ihn endlich töten zu können. Ich werde seinem heutigen Untergang in Echtzeit zusehen und ich werde dabei das größte Vergnügen meines Leben erfahren. Ja, genauso. Dies wird die letzte Tat sein, die ich jemals vollbringe. Ein wütender psychotischer Lachen brach aus meiner Brust frei und erstickte mich fast. Bei diesem zutiefst perversen Gedanken fühlte ich mich lebendiger denn je. Naruto, wenn du mir nicht gehören willst, dann gehöre doch gleich GAR KEINEM!!! Keine Sorge, ich werde mich gleich darum kümmern… Ich holte ihn in Nullkommanicht auf. Er bemerkte meine Absichten, blieb stehen und versuchte auf mich einzureden: „Sasuke, bitte hör damit auf.“ sagte er ruhig. „Zu spät, Naruto! Ich werde dich aus dieser Welt gleich los!!“ Meine Finger formten die Chidori-Handzeichen eins nach dem anderen. „Bist du dir wirklich sicher, dass mein Tod deine Probleme löst?“ fragte er leise. „JA!! Ich bin mir ziemlich sicher!! Chidori!“ rief ich wahnsinnig. „Passt es, wenn ich mich hier hinstelle?“ sagte er seufzend und stellte sich direkt vor mir. „So, das sollte gut genug sein. Töte mich einfach. Mach das. Dann sind wir beide erlöst. Dann ist es endlich vorbei…“ Ich packte ihn an Kragen und zog ihn hoch. Er weigerte sich nicht. Der laut knirschenden Blitzklumpen erhellte sein wunderschönes nachdenkliches Gesicht. Der Mondschein fiel auf seine Haare und färbte sie in einen warmen silbernen Ascheblond. Seine großen blauen Augen drückten eine traurige demütige Ruhe aus. Seine Mundwinkel hoben sich leicht nach oben. Dadurch wirkte er friedlich und fast heilig. Naruto Uzumaki, derjenige, der das Licht in der Dunkelheit verbreitet. Der Einzige, der mich stoppen konnte. Was für ein wunderbares Geschöpf! Der Schönste seiner Art! Der schönste Mensch, der mir je begegnet ist… ich bin durch und durch von ihm abhängig. Schließlich ist er meine Sonne und ich kann ohne seine Wärme nicht existieren. Es war, ist und bleibt so. Was gewinne ich durch seinen Tod?! Wem will ich eigentlich was mit dieser dummen Aktion beweisen?! Ich unterbrach das Jutsu und ließ ihn frei. Mangekyou Sharingan hörte auf zu wirken. Diese Aktion verbrauchte sehr viel Chakra, ich konnte nicht mehr stehen und kollabierte in seine Arme. Er half mir auf die nahestehende Bank hinzusetzen. „Aus diesem Grund können wir uns nicht sehen. Du kannst dich doch gar nicht kontrollieren.“ Er klang jetzt ein bisschen wie Itachi und ich kam mir so kindisch vor. „Ich will aber!“ Die körperliche Schwäche überwältigte mich einfach. Ich musste mein Gewicht auf seine Schulter verlagern. Er erlaubte es mir und stützte mich sogar. „Sasuke…“ sagte er leise, „es geht nicht darum, was du willst, oder was ich will. Es geht darum, was sinnvoller ist. Und uns zu sehen ist leider viel zu unsinnvoll…“ „Du fängst schon wieder mit der Scheiße an!“ Ich glaube, wenn ich nicht so erschöpft wäre, würde ich ihm in die Fresse hauen. Stattdessen verspürte ich einen Schmerz in meiner Brust. „Du kommst irgendwann auch dazu… ich weiß, wie schwer es ist.“ Seine Stimme war ruhig und leise. Ich konnte diese vorbildliche Ruhe nicht aushalten. „Sag mir warum?! BITTE!!!“ Ich schrie ihn plötzlich aus den Tiefen meiner Lunge an. „Warum stellst du dich dem nicht, was du fühlst? Spielt es denn wirklich gar keine Rolle?! Ist es denn alles nicht wichtig?! Ich versteh es einfach nicht!“ „Sag mir nicht, dass du es jetzt wirklich ernst meinst!“ Seine Ruhe schwankte und er wurde ziemlich impulsiv. „Ja, ich meine es ernst!!! Du kannst doch dein Leben nicht von einem einzelnen Versprechen so beeinflussen lassen! Bleib bitte bei mir! Du willst das doch auch! Und hör auf so hochmoralisch zu sein!“ Ich sah, wie ein bösartiges Feuer in seinen Augen anging, und aus irgendeinem Grund gefiel es mir. „WEHE DU KOMMST NOCH EIN MAL MIT SO EINEM SCHEISS AN!!!“ schrie er wütend aus. Seine Ruhe war komplett zerstört. Er stellte zum ersten Mal einen bewussten bissigen Blickkontakt zu mir und es war leicht beängstigend. Seine Art änderte sich schlagartig: er nahm die Fuchsgestalt an und verwandelte sich dadurch in ein blutdurstiges Raubtier, das bereit war seine Beute zu erlegen. Ich wollte was zu seiner Aussage einwenden, aber er bewegte sich auf mich rasch zu und die Worte blieben mir im Rachen stecken. Er brüllte mich tierisch an und ich wusste, dass ich ihn nicht mehr aufhalten kann: „Wo warst du früher damit, ha?!!! Wo warst du denn?! Ich sag dir wo! Du warst zu beschäftigt die ganze Welt zu hassen! Ja, klar! Du bist der wichtigste Mensch in diesem Universum!! Jeder MUSS UNBEDINGT Sasuke Uchiha hassen! Wie denn sonst, ha?! Du könntest sonst gar nicht in deinen geliebten Selbstmitleid baden! Auf MEINE Gefühle zu achten ist schon immer was Niedriges für dich gewesen, ich war immer ein unfähiger Versager in deinen Augen!!! Denkst du, ich war einfach so hinter dir her?! Ha?! Nein!! Ich wollte halt nicht, dass du so miserabel endest!! Obwohl du mich so eifrig gehasst hast, warst du mir die ganze Zeit zutiefst nicht egal! Ich wollte halt, dass du verdammt nochmal glücklich bist!!! Wie viel ich dafür getan habe, kannst du gar nicht wissen! Und die ganze Zeit hast du mich nur verletzt und weggestoßen! Du wolltest mir nichtmal zuhören! Nichtmal das wolltest du mir gewähren!! Nein, es wäre ja zu plausibel!!! Ich brachte dich trotzdem dazu und erzählte dir wie viel du mir bedeutest!! Was hat mir das gekostet? Ha?! Erinnerst du dich noch?! Richtig, 5 Jahre meines Lebens und meinen rechten Arm! Und du schienst damals das Ganze mal wirklich anzunehmen!! Ich war so verdammt froh!!! Ich dachte, dass du endlich in Konoha bleibst! Oder dass du wenigstens ein etwas glücklicheres Leben führen kannst, ohne gleich alles und jeden zu hassen! Aber neeeeeeeein, wie naiv von mir! Du haust schon wieder ab! Einfach mal so! Wie es mich angeschlagen hat!!! Oh Gott wie! Es war eine der schlimmsten… nein, DIE schlimmste Zeit meines Lebens!!! Nur so nebenbei, falls es dich vielleicht interessiert! Dann ist mir doch in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht aufhören muss, so fixiert auf dich zu sein! Schließlich konntest du nichts dafür!! Du hast mich eh nie um Hilfe gebeten und sogar aktiv dagegen gewirkt!!! Wie dumm bin ich eigentlich?! Immer wieder schmerzhaft auf die Fresse zu fallen hat mir halt erst nach 5 Jahren was gebracht!! Ich lerne halt langsam!!! Und nun hab ich endlich beschlossen, diesen Teufelskreis zu brechen! Was soll das?! Wer tut sich freiwillig so eine Scheiße an?! Egal! Der Punkt ist, dass ich endlich kapiert habe, was ich falsch gemacht habe und jetzt bessere ich mich dadurch!!! Das Traurige ist nur, dass ich immer noch nicht so wirklich sauer auf dich sein kann! Ich kann dich nicht hassen, Sasuke!!! Egal, was du mir antust, wird alles früher oder später eh bewusst verziehen!!! Ich bin zu schwach für sowas! Und weißt du was?! Wärest du lieber nie wieder gekommen!!! Ohne dich war mein Leben besser, ich hatte es einigermaßen unter Kontrolle! Hinata fand mich und es klappte zwischen uns! Und natürlich musst du genau dann auftauchen, als ich gerade dabei war mit deiner Scheiße endgültig abzuschließen! Du musstest mir natürlich alles versauen!!! Ich habe Hinata vielleicht nicht verdient, sie ist lieb, nett, sieht gut aus, sie kocht gut und vor allem sie ist nicht so verdammt selbstsüchtig wie du!! Ich bin vielleicht nicht gut genug für sie, ich bin aber sicher nicht so schlecht, dass ich so einen Umgang deinerseits verdient habe!!! Und ich sag dir noch was, Sasuke… Niemand, und ich wiederhole, wirklich NIEMAND hat es verdient, mit deiner Scheiße zurechtkommen zu müssen!!!!!!“ Er warf mir seinen ganzen Hass in einem wütenden Blick zu. Ich erlebte ihn niemals so aufgebracht. Die ganze Sache zwischen uns musste ihm also doch sehr weh getan haben. Wie konnte er nur so gelassen auf mich während der letzten Monate reagieren? Diese messerscharfen Worte trafen mein Herz sehr genau und stellten mich irgendwie bloß. Er hatte damit recht und ich wusste nicht, was ich darauf antworten soll. Dann sagte er plötzlich: „Wirst du dich gar nicht dazu äußern?“ Er versuchte sich abzuregnen und machte tiefe lange Atemzüge. Seine Augen wurden langsam wieder blau. „Wen mach ich was vor? Natürlich sagst du nichts dazu… dann halt nicht… es tut mir leid, ich hätte nicht so ausrasten dürfen. Aber jetzt weißt du, warum ich mich bewusst gegen dich entschieden habe. Ich bitte dich darum, diese Entscheidung zu akzeptieren. Ich wünsch dir alles gute. Machs gut, Sasuke.“ Mit diesen Worten wollte er gehen, aber ich stürzte auf ihn ein und prallte mit aller Wucht gegen seinen Rücken. Mein Kopf landete zwischen seinen Schulterblätter, mein Arm wickelte sich fest um ihn rum und ich flüsterte ihm schwach zu: „Es tut mir so schrecklich leid…“ Er blieb sitzen und bewegte sich nicht. Ich hoffte einfach ihn für immer so festhalten zu können. Mein Kopf fiel auf seine Schulter. Meine Nasenspitze traf auf die Haut an seinem Hals. Er schwitzte. Ich nahm sein intensives Geruch wahr. Sein Körper erhitzte sich enorm und strahlte eine wahnsinnige Wärme in die Atmosphäre aus. Seine Wärme ließ mich innerlich schmelzen. Oder besser gesagt, sie ließ mich innerlich brennen. Diese zerstörerische Flamme konsumierte mich, sodass ich es fast kaum aushielt, als ob ich bei lebendigem Leibe brennen würde. Er verbrennt mich gleich zu Tode… Naruto, bitte geh nicht! Bleib mit mir! Ich kann nicht mehr ohne dich! Ich kann es einfach nicht mehr… „Sasuke, lass mich bitte los“ sagte er nach einer Weile erschöpft. „Nein…“ „Sasuke, bitte! Ich will nach Hause… lass mich gehen…“ Er klang verzweifelt und seine Stimme zitterte. „Nein!“ „Ich will jetzt nicht noch mehr streiten… bitte mach einfach.“ „Nein! Ich liebe dich wie verrückt… wenn du jetzt gehst, muss ich buchstäblich sterben! Ich halte es nicht mehr ohne dich aus!“ Und dann brach ich hysterisch zusammen, schreiend irgendwelche unverständlichen Laute. Mein gesamter seelischer Leid strömte nach außen mit einer überwältigender Kraft. Ich kippte auf den Boden um. Die Tränen liefen mir runter wie ein Wasserfall. Das Heulen erwürgte mich und ich bekam gar keine Luft. Wenn ich nicht aufhöre, entweder ersticke ich oder ich ertrinke in eigenen Tränen. „Was soll das jetzt?“ Narutos Stimme klang besorgt. Er setzte sich neben mich. „Sasuke…“ Er streichelte mich vorsichtig am Rücken. „Sasukeeeee! Nicht machen! Versuch ruhig zu atmen!“ Ich konnte mich immer noch nicht unter Kontrolle halten. „Sag mal, was soll ich nur mit dir machen?“ fragte er ins Nichts und seufzte schwer. „Ach Mensch, komm her! Ich sagte doch, ich kann nicht so richtig sauer auf dich sein…“ Dann nahm er mich in den Arm, setzte mich auf seinen Schoß und drückte mich zärtlich an sich. Sein Körper schloss mich um und sein Rücken und wurde wieder zu meiner Festung. Ich konnte mich endlich entspannen, weil seine Nähe so verdammt beruhigend auf mich wirkte! Dadurch bekam ich wieder mal Luft. Er sagte dann: „Was für ein Theater, Uchiha-san! Bitte beruhige dich jetzt, damit ich gehen kann.“ „Bitte geh nicht! Ich kann nicht mehr ohne dich…“ konnte ich nur flüstern. „Du musst. Ich ändere meine Entscheidung bezüglich der Heirat nicht.“ „Vielleicht…“ fing ich jämmerlich an. „Nein! Bitte lass uns nicht von vorne anfangen. Ich habe dich doch gebeten, meine Entscheidung zu akzeptieren. Bitte mach es für mich. Du bist doch wunderbar ohne mich all die Jahre zurechtgekommen. Mach doch genauso weiter.“ „Ich kannte dieses grenzlose Glück bei dir zu sein noch nicht. Naruto, die Monate mit dir waren die besten in meinem Leben. Ich brauche dich so dringend! Ich muss bei dir sein, ansonsten verfalle ich ins Schwarze! Bitte nimm es mir nicht weg! Bitte bleib einfach!!! Bitte bleib einfach!!! Bitte bleib…“ Meine Stimme brach verräterisch zusammen und ich bekam schon wieder keine Luft, „mit mir…“ hauchte ich flüsternd. „Heeey, nicht erneut reinsteigern! Komm, ruhig atmen.“ Seine Stimme klang angenehm seidig. Er umarmte mich fester. Plötzlich wurde diese Umarmung gegenseitig. Er versank schuldig seinen Kopf, klammerte sich an mir fest und löste sich in meiner Nähe auf. Er will mich doch… vielleicht war dieses nächtliche Treffen doch kein Zufall? Gott, bitte! Lass es bitte alles kein Zufall sein! „Du fehlst mir auch tierisch, weißt du? Vielleicht geht es dir ein Stück besser, wenn es dir bewusst ist.“ „Dann sollten wir uns wiedersehen“ sagte ich bockig. „Sasuke…“ Der Klang von meinem Namen auf seiner Zunge löste ein leichtes Kribbeln in meinem Nacken. „Du weißt selbst, dass es eine sehr schlechte Idee ist.“ „Warum hast du mir überhaupt gesagt, was du fühlst? Du willst mich offensichtlich gar nicht“ fragte ich ihn. „Ich bereue es jetzt auch. Hätte ich es für mich behalten können, hätten wir unser kleines Beisammen bestimmt auch jetzt, aber… ich wollte es halt unbedingt loswerden. Du kannst es doch nachvollziehen, oder?“ „Ummm“ bejahte ich murmelnd. „Kannst du es mir bitte verzeihen?“ „Ich glaube schon…“ erwiderte ich automatisch, ohne ganz im Klaren zu sein, dass er sich aufrichtig entschuldigte. „Dann kann ich damit leben.“ Er lächelte mich leicht an. „Naruto, warum machst du das eigentlich?“ fragte ich ihn erschöpft. „Was denn?“ „Na das alles hier!!“ Ich wurde schon wieder leicht hysterisch. „Verlass sie einfach und komm zu mir!! Du willst es doch auch, ne? Neee, Naruto?! Sag ehrlich, du willst doch an meiner Seite sein, oder? Oder?!!!“ „Sasuke, hör auf damit. Ich lass dich sonst hier alleine,“ sagte er ruhig. „Ich kann nicht damit aufhören, weil es so unfassbar weh tut! Und es hört nicht auf, bis du an meiner Seite bist!!! Geht es dir nicht genauso?! Warum kannst du diese erstaunliche Ruhe bewahren?! Wie machst du das?! Es macht dir gar nichts aus!!! Ich bin dir egal!!!“ Meine Augen füllten sich schon wieder mit Tränen und ich war kurz davor erneut zusammenzubrechen. „Na komm, nicht mehr weinen.“ Mit diesen Worten umarmte er mich etwas fester. Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an. „Du hast keine Ahnung, was ich durchmachte, um hier mit dir so augenscheinlich ruhig zu sitzen, also ziehe keine voreiligen Schlüsse. Wenn du wirklich denkst, dass es mir leicht fällt, dann irrst du dich. Ich kenn dieses Gefühl, glaub mir.“ Er seufzte schwer. „Wenn du es kennst, dann weißt du, wie scheiße es mir geht!!! Erlöse mich bitte!!! Nur du kannst es!!! „Nein, kann ich nicht.“ „DOCH!!!“ Ich schrie ihn schon wieder an. „Nein. Ich hab es versucht und du weißt wie es geendet hatte. Ich bildete mir ein, dass ich wüsste, was besser für dich wäre, warum auch immer. Aber der Witz ist halt, dass nicht mal du selbst weißt, was besser für dich ist, ne, Sasuke? Also wie zur Hölle konnte ich dir helfen? Meine Schuld bestand im Grunde darin, dass ich dich nicht machen lassen habe. Ich wollte dich vor diesem bösen Einfluss beschützen und dabei machte ich alles nur noch schlimmer. Im Grunde wollte ich dir die Verantwortung um dein Wohlergehen abnehmen, aber ich kann es realistisch gesehen nicht tun. Obwohl ich so es gern würde… es funktioniert so nicht und durch manches muss man alleine durch, sonst gewinnt man keine Erkenntnisse. Schlussendlich akzeptierte ich, dass die einzige Person, die dir helfen kann, bist du selbst, Sasuke. Du hast meine Hilfe eh nie gewollt und verdammt nochmal! Es ist deine Pflicht, um dich selbst zu sorgen, und nicht meine. Mein Vorhaben scheiterte und es ist in Ordnung. Manchmal passiert es, obwohl man stets sein Bestes gegeben hatte. Manchmal wird man halt am Ende nicht belohnt. Es ist leider unfair. Aber es ist auch kein Grund traurig oder verbittert darüber zu sein. Teilweise deswegen nehme ich es dir nicht übel. Und natürlich weil ich nicht sauer auf dich sein kann.“ „Warum bist du so?“ fragte ich erschöpft. „Weil ich endlich erwachsen wurde, Sasuke. Und du musst auch damit anfangen. Wenn ich damit fertig geworden bin, dann schaffst du es bestimmt auch. Du bist viel klüger als ich, deswegen weiß ich, dass du auch dazu kommst. Man muss manche Dinge so annehmen, wie sie auf einen zukommen. Und ich nehm zurück, was ich vorhin gesagt habe. Es ist gut, dass du zurückgekehrt bist, dass du endlich wieder zuhause bist. Dadurch konnte ich ein kleines wenig an deiner Seite sein. Es ist wirklich schön gewesen, Sasuke…“ „Nein, ist es nicht! Wenn es so enden muss, dass ist es nie schön gewesen!!!“ Seine Worte ließen mein Blut schon wieder kochen. „Du wirst es noch verstehen…“ Dieser Satz machte mich endgültig wütend. Es gibt nichts zu verstehen! „Nein, werde ich nicht, Naruto! Du WILLST doch bei mir sein! Es geht dir so gut in meiner Umarmung und du machtest es mir schon tausendmal klar! Dein „Erwachsensein“ bedrückt dich und du redest dir ein, du würdest Hinata lieben. Das Problem ist nur, dass du nichts für sie empfindest!! Du versuchst diese Liebe zu erzwingen, indem du ihren kleinsten Wünsche nachläufst und einfach hoffst, dass es was bringt. Aber es bringt nichts und es wird nie was bringen! Und tief drin ist dir das sehr schmerzhaft bewusst! Aber du ziehst es trotzdem stur durch, spielst jeden Tag einen starken Mann ihr vor und sagst, sie wäre die perfekte Frau für dich! Naruto, du kannst diese Rolle nicht für ewig füllen!!! Irgendwann macht es dich kaputt!!! Du kannst nicht ernsthaft dein ganzes Leben auf so einer Lüge aufbauen wollen!!! Sag mir jetzt dass ich unrecht habe!“ „Nein“ murmelte er leise. „Es ist genauso wie du es beschreibst…“ „Wieso dann zur Hölle ziehst du sie mir vor?!“ schrie ich ihn an. „WEIL ICH EINE SCHRECKLICHE ANGST VOR DIR HABE, OKAY?!“ warf er mir wütend züruck, setzte mich von seinem Schoß ab und stand auf. „Meinst du etwa, ich würde es mir nicht von Herzen wünschen?! Hast du mir überhaupt zugehört?! Wenn es immer noch nicht verstanden hast, dann sag ich es dir direkt: du bist das Problem, Sasuke!!! Angenommen ich schmeiße mein jetztiges Leben für dich weg, was dann?! Erstens, wie sollen wir überhaupt funktionieren? Und zweitens, was machen wir, wenn die Tatsache, dass ich Hinata so kurzfristig vor der Hochzeit verließ, uns voll in den Rücken sticht?! Du wirst mir sicher keine Antworten geben!!! Warum soll ich meine so mühsam aufgebaute Sicherheit für so etwas opfern?! Ich hab nichtmal eine Garantie, dass es sich überhaupt lohnt, weil ich mir, ehrlich gesagt, keine zufriedenstellende Beziehung mit dir vorstellen kann! Und die mit Hinata ist halt zufriedenstellend! Die ist gut genug, okay?! Die Beziehung gibt mir ein warmes Zuhause und eine Person, die mit mir den steinigen Weg des Lebens unter allen Umständen bis zum bitteren Ende geht, wenn du es so willst!!! Ja, Hinata ist manchmal anstrengend und sie bringt mein Herz nicht zum Flimmern, sie löst in mir keine feurige Leidenschaft aus und sie spürt mich nicht instinktiv, so wie du. Ja, ich liebe sie halt nicht!!! Aber nichtsdestotrotz gibt sie mir das, wozu du einfach nicht imstande bist!!! Oder würdest du, so wie sie, in allen möglichen Umständen wirklich zu mir halten und nicht abhauen?! Warum soll ich mich drauf verlassen, wenn du nichtmal meine Hilfe annehmen wolltest!!! Also tu jetzt nicht so, als ob ich der Böse bin! Reiss dich verdammt noch mal zusammen! Krieg dein zerbrochenes Leben in Ordnung! Hör auf zu jammern! Ich bin an deiner jetzigen Lage nicht schuld, also hör auf es mir vorzuwerfen!!! Es ist langsam richtig zum Kotzen!!! Ich laufe dir nicht mehr nach. Jetzt kannst du deine Einsamkeit genießen, so wie du es all diese Jahre wolltest!!!“ Ich versuchte seine Hand zu fangen und es misslang mir. „Versteh mich nicht falsch, das heißt nicht, dass ich dich gar nicht mehr sehen will, oder dass ich plötzlich aufhöre, mir deinetwegen Sorgen zu machen, dafür bist du mir einfach zu wichtig!!! Ich will halt nicht mehr nach deiner Pfeife tanzen, Sasuke! Es hat mir nur unnötigen Schmerz gebracht und so langsam reicht es! Ich meine, du hast recht, das alles ist unglücklich, unfair und es bricht mir das Herz! Warum sind du und ich ausgerechnet an diesen ungünstigen Punkt angelangt?! Wer ist schuld daran?! Ich weiß es doch auch nicht und man kann sich das fragen, bloß es bringt nichts gutes mit sich! Ich weiß nur, dass ich jetzt damit leben muss, und ich hab bereits rausgefunden, wie ich es irgendwie bewerkstellige. Und noch was, Sasuke… wenn du denkst, dass ich dich für all das beschuldige, dann irrst du dich. Du hattest damals Gründe, warum du so gehandelt hast, wie du eben gehandelt hast. Sie sind für mich absolut nicht nachvollziehbar, aber deswegen sind sie nicht weniger legitim. Denn das sind doch Sachen, die dir damals wirklich wirklich wichtig waren! Ich muss diese Gründe mindestens respektieren, weißt du? Denn es geht um dich und… Er brach den letzten Satz ab und drehte sich weg von mir. Ich sah, wie sich eine Träne flüchtig über seine Wange kullerte. Er wischte sich die Träne aus dem Gesicht und unsere Augen trafen sich für einen kurzen Moment. Er schweifte seinen Blick sofort in die entgegengesetzte Richtung, aber nur ein Blinder hätte diese stumme Verzweiflung nicht bemerken können. Für eine kurze Sekunde wurde mir bewusst, dass ich mich nie wirklich um sein Wohlergehen interessierte. Er holte tief Luft und fuhr fort: „Sasuke, manchmal sind Gefühle nicht alles. Bitte sei dir dessen bewusst, okay? Und bitte, versuche es mir wirklich zu vergeben…“ Den letzten Satz flüsterte er ganz ganz leise. Seine Stimme wurde wieder etwas kräftiger. „Wenn du irgendwann dich selbst im Griff hast und vielleicht sogar bereit bist, mein bester Freund zu sein, dann heiß ich dich herzlich willkommen.“ Ich griff ein letztes Mal nach seiner Hand und er stieß mich weg. „Bitte lass mich jetzt gehen ohne noch eine Szene zu machen. Das erschwert alles und ist unnötig. Bitte, tu es mir nicht länger an. Ich flehe dich an, hör damit auf…“ Es klang nach einem sehr bitteren Abschied. Er machte sich entschlossen auf den Weg. Nein! Nein! Nein!!!! Es kann nicht vorbei sein! Naruto… BITTE! „Naruto, lass mich um Gottes Willen nicht allein! Bitte!!!“ rief ich ihm hinterher. Er drehte sich nichtmal um. Er entfernte sich weiterhin in riesigen entschlossen Schritten. Ich war zu schwach um noch eine Verfolgungsjagd zu starten, also blieb ich tatenlos sitzen. Mein Körper war völlig ausgelastet und ich kippte schwach um. Der Anblick von seinem kleinerwerdenden Rücken verletzte mich zutiefst. Wie kann man so eiskalt rational sein?! Es zerfetzte mir buchstäblich das Herz. Es wäre bestimmt einfacher einen direkten Kunai-Stich auszuhalten. Ich fühlte alles auf einmal… Liebe, Wut, Hass, Trauer, Scham, Kummer… etwas Mächtiges wollte aus mir ausbrechen und mein Brustkorb war kurz davor zu explodieren. In meinem Hals steckte ein Klumpen und machte mir das Schlucken unmöglich. Ich bekam keine Luft. Mein Kopf pulsierte genauso wie damals als mein Sharingan erwachte. Nur tausend mal stärker. Jede kleine Lichtquelle löste einen enormen Schmerz aus und überlastete meinen Kopf komplett. Ich rollte mich zusammen und verdeckte mein Gesicht mit den Armen. Ich konnte nur die Dunkelheit ansehen. Sie war leer, entspannend und sicher. Und am wichtigsten ohne Überraschungen. Ich wurde von dem Abgrund vollständig konsumiert. Also war's das. Meine Sonne verließ mich und schien nun für jemanden anderen. Demut ----- Ich wusste nicht mehr, wie ich die letzte Nacht überlebte. Mein Körper tat weh an jeder erdenklichen Stelle. Und die Kopfschmerzen… mein Gott! Sie arteten in irgendwas außerirdisch Grausames aus und gerieten vollständig außer Kontrolle. Sobald ich nur ein kleines helles Fleck sah, drohte mein Schädel auf der Stelle zu platzen. Als ob etwas mit immenser Gewalt auf die Innenseite meiner Schläfen drücken würde, sodass die Knochen oberhalb meiner Ohren schmackhaft anknacksten. Kaum dachte ich daran, dass die Kopfschmerzen ab jetzt unmöglich schlimmer werden könnten, überraschte mich mein Körper erneut. Die Sonne ging auf und die Hölle auf Erden brach los. Ich schrie mir die Seele aus dem Leibe vor Schmerzen und bekam ein gewaltiges Nasenbluten. Das Blut floss rasch in den Rachenraum, sodass ich mich oft beinahe tödlich verschluckte. Ich wurde komplett vom Wahnsinn besessen und war kurz davor, mir die Augen auszukratzen um endlich gar kein Licht mehr sehen zu können. Irgendwann fand ich mich selbst liegend in einem Krankenhausbett. Anscheinend wurde ich bewusstlos und einer der Passanten rief einen Krankenwagen. Sakura saß neben mir und schrieb irgendwas in eine Akte. Ich konnte nur ihren besorgten Blick fangen, bevor ich wahnsinnig schreiend fest die Augen zuhielt. Es war ein helllichter Tag und das Zimmer war nicht abgedunkelt. Überall lauerte das Sonnenlicht. Sakura bekam Angst und wusste nicht, was sie für mich machen kann. Irgendwann brachten meine panischen Handgesten doch was und sie dunkelte das Zimmer ab. Der Schmerz ging soweit zurück, dass ich es mit zugehaltenen Augen aushielt und nicht mehr schreien musste. Sakura besorgte sofort irgendwo eine undurchdringbare schwarze Augenbinde, die ab dem Tage zu meinen besten Freund wurde. Anscheinend ist die Dunkelheit meine natürliche Umgebung. Eins der wenigen Orte, wo es mir relativ gut ging. Die Tage liefen, meine Gesundheit wurde Stück für Stück besser. Sakura stellte ziemlich viel Falsches in meinem Körper fest und ich wurde ohne Ende behandelt. Nach ca. einem Monat im Krankenhaus konnte ich mich in einem mit dicken Vorhängen abgedunkelten Raum ohne Augenbinde befinden. Sakura konnte mir nach langen Gesprächen mit der Klinikleitung ein Einzelzimmer organisieren. Sie schlug außerdem vor das Zimmer jeden Tag ein wenig aufzuhellen, damit ich mich wieder ans Sonnenlicht gewöhnen kann. Ich fand die Idee nicht schlecht und sie wurde nun umgesetzt. Anfangs waren die Schmerzen kaum auszuhalten, doch mit jedem vergangenen Tag fiel es mir leichter, das Licht anzusehen. Nach einigen Wochen war es so weit, dass ein kleiner Spalt im Vorhang fast problemlos gelassen werden konnte. Der Spalt vergrößerte sich jeden Tag ein bisschen. Manchmal band ich mir die Augen zu, öffnete das Fenster komplett und ließ die Sonnenstrahlen in mein Zimmer hinein. Sie berührten sanft meine Haut und hinterließen ein leichtes Kribbeln. Manchmal erwachte das Sasuke-Kind in mir und ich jagte heimlich die Lichtflecken, die sich manchmal in meinem Zimmer für eine ganze Weile verirrten. Mein Körper erinnerte sich daran, dass sich das Sonnenschein unglaublich schön anfühlen kann. Und so langsam gewann ich bessere Kontrolle über die Lichtempfindlichkeit. Obwohl Sakura so viel für mich machte, löste sie leider immer noch dieses unangenehme Gefühl in mir aus und ich fand es sehr schlimm. Sie verdient sowas überhaupt nicht, spätestens jetzt hätte ich keine Gründe mehr sie nur als lästig zu empfinden. Also versprach ich mir selbst zu versuchen Sakura wenigstens etwas ans Herz zu gewinnen. Es klappte nur mittelmäßig gut. Irgendwie funktioniert es zwischen uns sehr schwer, selbst auf freundschaftlicher Ebene. Dann entschloss ich mich endlich gesund zu werden um das Krankenhaus schnellstmöglich zu verlassen. Sonst ist diese Schuld ihr gegenüber nie zu begleichen. Als mich dieser bewusste Gedanke explizit aufsuchte, ging es mir ab da an rasch besser. Naruto versuchte in diesem Zeitraum mich zu besuchen, ich hatte aber keine geistige Kraft ihn anzusehen. Er ist das hellste Licht in meinem Leben. Einerseits kann er mich retten, aber andererseits kann er mich zu Asche verbrennen, wenn ich ihm zu nahe trete. Die Vorstellung wieder in den Abgrund abzustürzen jagte mir so viel Angst ein, dass ich mich jedesmal schlafend verstellte, sobald ein Besuch angekündigt worden war. Eines Tages bekam ich mit, wie Naruto neben meinem Zimmer stand und sich über meinen Zustand erkundigte. Er fragte die Krankenschwester, ob er was für mich tun könnte, und sie schlug ihm vor, mir Blumen zu schicken. Der besorgte Klang von seiner Stimme verletzte mich zutiefst und außerdem war es unglaublich verwirrend. Warum macht er sich überhaupt Sorgen um mich?! Was ist eigentlich falsch mit ihm?! Er kann mich wirklich nicht hassen, ne? Am nächsten Tag bekam ich tatsächlich einen Blumenstrauß von ihm. Er hinterließ keine Nachricht dazu. Später an dem Tag, als Sakura mich untersuchte, erfuhr ich von ihr, dass sich Naruto fast täglich über meinen Zustand erkundigt, und sie wollte wissen wieso. Ich würde es auch gern wissen. Einerseits freute ich mich unendlich über seine Aufmerksamkeit und abends, wenn keiner zuguckte, steckte ich den Kopf in den Blumenstrauß und atmete sein Geruch tief ein. Andererseits tauchten beim Anblick auf das schöne Geschenk die Erinnerungen an die Nacht und zerstörten mich mental und körperlich. Ich ließ die Blumen trotzdem bis zum letztmöglichen Tag stehen. Naruto, ich dachte, du willst dein Leben mit Hinata verbringen und ich sollte mich nicht einmischen. Das hast du mir doch klar angesagt. Warum verwirrst du mich jetzt?! Was soll ich denn bitte schön fühlen?! Ach, ich hab keine Ahnung mehr. Diese Beziehung ist immer noch zutuefst kurios. Aber ich liebe ihn trotzdem wie verrückt… Nach dem Vorfall mit den Blumen hörten Narutos häufige Besuche abrupt auf. Seine Präsenz wurde dennoch nicht weniger. Sie wurde sogar viel mehr. Er erledigte so viel Kleinkram für mich, dass ich ständig an ihn denken musste. Er brachte meine Kleidug von zuhause vorbei, besorgte mir Bücher, Essen oder andere Sachen, die ich benötigte. Ich wollte ihm nicht zur Last fallen, aber laut Sakura würde dieser Kleinkram ihm keine Umstände bereiten. Anscheinend kümmert er sich doch freiwillig um mich. Ach, Naruto, du bist so rätselhaft! Sag mal, wie soll ich deine Entscheidung akzeptieren und über dich hinweg kommen, wenn du andauernd solche süßen Sachen für mich machst?! Du bist wirklich derjenige, der alles erschwert! Uzumakis ständige Phantompräsenz in meinem Zimmer machte meine alltägliche Existenz auf jeden Fall nicht leichter. Der Blondschopf tauchte unaufgefordert in meinen Gedanken auf und besetzte meinen Kopf manchmal für mehrere Stunden am Stück. Besonders abends sehnte ich sehr stark nach ihm und fantasierte umarmend das Kissen darüber, wie er mich auf seinen Schoß setzt, über meine Haare streichelt und mich leicht in den Kopfwirbel küsst, oder wie sein breiter Rücken nochmal zu meiner sichersten Festung wird… Diese mentale Bilder waren so schön, aber gleichzeitig zerrissen sie mein Herz in Stücke und brachten mich zum stummen Heulen. Es tat einfach weh. Nachdem ich mich ordentlich ausgeheult hätte, würde ich, liegend im Bett, ordentlich über uns grübeln. Meistens begleitete mich der Mondschein dabei. Er erhellte die Dunkelheit in meinem Herzen auf eine ganz andere Art als die Sonne. Ich wurde in einen komischen beruhigten Zustand versetzt, der mir ermöglichte über Naruto für eine ganze Weile nachzudenken, ohne die bittere hasserfüllte Reue zu verspüren. Mir wurde endlich klar, dass ich derjenige bin, der es für uns vermasselte. Das Traurige dabei war jedoch, dass sich diese Erkenntnis eher schädlich als aufschlussreich herausstellte. Naruto hatte diesbezüglich völlig recht. Es brachte einfach nichts gutes mit sich, weil das Gefühl mein eigenes Glück eigenhändig zerstört zu haben alles nur noch unerträglicher machte. Ich fand ein perverses Vergnügen daran mich selbst mental für diese schwerwiegende Versäumnis auszupeitschen. Als ob es etwas ändern könnte… ich ging einige Male durch unsere Geschichte durch und benannte die Stellen, wo er mir eine Gelegenheit zum Gemeinsamen anbot. Wäre ich als Genin etwas kollegialer… oder wäre ich nach unserem ersten Kampf im letzten Tal an seiner Seite geblieben und nicht abgehauen… oder die unzähligen Male danach… würde ich ihn früher vernünftig ausreden lassen… oder verdammt! Wäre ich wenigstens nicht nach dem Krieg abgehauen! Vielleicht wäre er jetzt tatsächlich meins! Aber jetzt ist die Geschichte geschrieben und selbst mein eifriges Büßen kann die Zeit nicht umkehren. Manchmal ist es wirklich viel zu spät. Also sind diese Beschuldigungen an sich komplett redundant. Jetzt muss ich mit dieser Schuld irgendwie weiter leben, was besseres bleibt mir einfach nicht übrig. Aber verdammt! Es ist so schwer damit aufzuhören!!! Ich verletzte ihn wiederholt, hörte ihm nicht zu, missachtete konsequent seine Gefühle und noch viel mehr. Daraufhin erwachte mein jahrelang schlummerndes Gewissen aus einem berauschenden Traum und jetzt kommt es nicht mehr zum Stillstand. Es ist wie eine Krankheit, die nach langer Zeit ausbrach, und mich nachts langsam und schmerzhaft vergiftet. Wahrscheinlich weil es mir diesmal tatsächlich leid tut. Seine Entscheidung ist in diesen Umständen vermutlich das Beste. Hat er nicht so jemanden verlässlichen wie Hinata verdient? Es scheint auf jeden Fall sehr gerecht ihm gegenüber zu sein. Gerecht, ha? Es soll doch was gutes sein, wenn Gerechtigkeit wiederhergestellt wird, nicht wahr? Wenn es so gut ist, warum kann ich mich nicht aufrichtig für ihn freuen?! Warum kann ich sein Glück einfach nicht akzeptieren?! Warum beißt es so schmerzhaft in die Seele, wenn ich daran denke, dass er nie meins sein wird?! Ich weiß doch, dass er richtig handelt, und dass Gefühle in diesen Umständen nicht alles sind, aber trotzdem… trotzdem ist dieser Verlust so ziemlich unerträglich. Ich fühlte mich komplett innerlich ausgeleert, aber irgendwie schuf ich es von einem Tag zum nächsten. Seine Worte „du kommst auch irgendwann dazu“ kamen mir oft in den Sinn und ich fand es etwas ironisch. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob der Tag jemals kommt, ab dem ich wieder sein bester Freund sein kann. Seine greifbare Nähe auszuhalten war viel zu viel verlangt. Nein, ich besitze sicher nicht die geistige Kraft dazu. Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wartete eine Überraschung auf mich. In der Tür klemmte ein Brief von Naruto. Seine unleserliche Handschrift bescherte mir ein kurzes verträumtes Schmunzeln. Ich finde immer noch fast alles süß, was er macht… dummer Naruto! Im Brief stand: „Hallo, Sasuke! Ich gratuliere dir zum Entlass aus dem Krankenhaus. Ich muss dir sagen, dass ich mich unendlich schuldig fürs Geschehene fühle. Es tut mir so leid! Ich hätte dich halt nicht alleine lassen sollen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich nichtmal ansatzweise Ahnung darüber hatte, wie sehr du die ganze Sache zum Herzen genommen hast. Ich dachte halt, eine schnellere Trennung richtet dir weniger Schaden an. Aber ich irrte mich eindeutig und diesen Fehler gebe ich zu. Ich will mich unbedingt dafür revanchieren. Ich bekam mit, dass du mich aus verständlichen Gründen nicht sehen willst und ich kann es nachvollziehen. Gibt es trotzdem etwas, was ich für dich machen kann?“ Hier kam die Stelle, die mich vom ganzen Herzen lächeln ließ. „Willst du, dass ich dein ganzes Leben lang für dich einkaufe? Natürlich von meinem eigenen Geld. Oder willst du, dass ich jetzt den Führerschein mache und zu deinem persönlichen Taxifahrer werde? Willst du, dass ich jeden Tag jede Mahlzeit für dich zubereite? Ich würde es nicht empfehlen, aber wenn du es willst, besuche ich die Kochkurse und so…“ Nächste Passage machte mich nachdenklich. „Ich weiß halt nicht, was ich dir geben kann. Ich möchte dir aber irgendwas als Schadensersatz anbieten, denn ich kann mich immer noch nicht damit abfinden, dass du meinetwegen die ganzen zwei Monaten im Krankenhaus verbringen musstest. Du sagtest, dass ich dich nicht will. Du weißt vermutlich, dass es nicht stimmt. Ich hab es schonmal gesagt, aber ich wiederhole mich an dieser Stelle explizit. Sasuke, du bist mir sehr wichtig. Ich will, dass es dir gut geht. Und ich werde mich dafür einsetzen. Deswegen will ich unbedingt den Schaden rückwirkend ein wenig mindern. Jedenfalls, wenn du dir was überlegt hast, gib mir irgendwie Bescheid. Du musst es mir nicht persönlich sagen, du kannst zum Beispiel auch einen Brief schreiben und ihn bei Hinata liegen lassen. Oder bei Sakura. Oder in der Akademie. Mein Büro befindet sich im dritten Stock, du kannst den Brief durch mein Fenster reinwerfen. Für dich wird es bestimmt kein Problem sein. Mach doch einen Shuriken daraus, dann triffst du auf jeden Fall.“ Ich musste schon wieder verträumt lächeln. „Ich bitte dich nur, nein, ich nötige dich sogar dazu, dir irgendwas zu überlegen. Ich weiß, dass du immer noch nicht tagsüber rausgehen kannst, also kannst du realistischerweise nicht bis um 19 Uhr vorbeikommen. Ich würde sehr gern das Fenster in meinem Büro über Nacht offen lassen, damit du deine Antwort reinwerfen kannst, aber die Akademie schreibt leider vor, die Fenster stets geschlossen zu halten, wenn keiner im Raum ist, also werde ich das blöde Fenster ab heute jeden Tag zwischen 21 und 0 Uhr offen halten, bis mich deine Antwort erreicht hat.“ Was für einen Unsinn schreibt er eigentlich?! Ich musste herzlich lachen. Ich atmete danach tief ein und laß nun weiter. „Ich wünsche dir auf jeden Fall eine gute Besserung. Ich wollte bei dir zuhause aufräumen, als ich deine Sachen abholte, allerdings wusste ich nicht, ob du es vielleicht etwas unheimlich findest. Ich habe nur rudimentäre Sachen gemacht, bitte erschreck dich nicht. Und überlege dir was. Naruto P. S. Entschuldige bitte meine Handschrift, ich schreibe den Brief schon zum vierten Mal neu und er sieht immer noch so wie er halt aussieht“ Ich warf mich zusammen mit dem Brief auf die Couch und laß ihn mir mehrere Male durch. Bei jedem erneuten Lesen stiegen mir Schmetterlinge im Bauch und ich grinste wie ein verliebtes junges Mädchen. Der Brief gab ein sehr warmes Gefühl von sich. Den ganzen restlichen Tag trug ich ihn bei mir, berührte ihn manchmal und schmunzelte jedes Mal verträumt dabei. Ich bin ihm also sehr wichtig. Hmmmm… Okay, das habe ich mir gemerkt, Uzumaki-san. Allerdings hatte ich nichtmal ansatzweise eine Ahnung, worum ich ihn bitten soll. Seine Vorschläge waren albern und wahrscheinlich eher als ein Witz gemeint. Obwohl…? Das mit dem Kochen und dem Taxi würde ich eher lassen, aber das mit dem Einkaufen klingt an sich ziemlich verlockend… aber hallo, ich kann doch nicht ernsthaft ihm eine jahrelange Pflicht des Einkaufens aufzwingen! Und noch von seinem eigenen Geld! Es ist bestimmt logistisch sehr unvorteilhaft und unmöglich auf Dauer umzusetzen. Er könnte sich mir aber auf einer anderen Art und Weise verpflichten. Und zwar er könnte wieder meine Sonne werden. Aber darf ich ihn überhaupt nach all dem, was vorgefallen war, um sowas bitten? Diese Anfrage ist leider total fehl am Platz und über eine andere verfügte ich zur Zeit nicht. Außerdem, warum nötigt er mich zu einer solchen Anfrage überhaupt?! Es ist zu verwirrend. Er entschuldigt sich zu oft. Er muss damit aufhören. Die Tage vergingen, ich klebte langsam die Splitter meines zerbrochenen Lebens zusammen, brachte Stück für Stück mein Haus in Ordnung und versuchte wieder in die alltägliche Routine reinzukommen Kakashi meldete sich mit einem sehr reizenden Missionsangebot, das ich leider abschlagen musste. Das mit der Lichtempfindlichkeit war noch nicht vollständig unter Kontrolle. Zum Glück konnten die meisten Fenster zuhause dennoch abgeklebt werden und das Sonnenlicht betrat erneut die zuvor mürrische Uchiha-Residenz. Mein Tagesablauf schiftete sich wegen der Lichtempfindlichkeit in die Richtung des Abends und der Nacht und ich bewältigte den Alltag überwiegend während der Nachtstunden. Abends nach dem Sonnenuntergang trieb ich mich gern im Wald rum. Ich begann einen Lauftraining um die verlorene Kondition wiederherzustellen. Manchmal lief ich für Stunden durch den nächtlichen Wald und traf auf keine einzige Menschenseele. Als ob ich mich mitten im Nirgendwo befand. Als ob der Ort, wo Naruto vor der alltäglichen Hektik zusammen mit mir hinfliehen wollte, tatsächlich existierte. Ich fantasierte zu oft darüber, dass er mich plötzlich überrascht, mir alles vergibt, und dass wir nie diesen menschenlosen Ort verlassen müssen. Sakura suchte neuerdings ziemlich aktiv Kontakt zu mir und ich versuchte nichts dagegen zu haben. Obwohl ihre Art manchmal meine Innereien auf eine unangenehme Weise durcheinander brachte, sahen wir uns ziemlich regelmäßig und irgendwann fiel mir auf, dass sie mich doch nicht all zu gewaltig nervt. Eigentlich kann ich diese rosahaarige Kunoichi ertragen, wenn ich mich anstrenge, und eigentlich muss ich zugeben, dass ich irgendwie stolz auf sie bin. Aus einem nervigen jämmerlichen und sogar nutzlosen Mädchen wurde eine sehr geschickte und wissende Medizinerin, die ihre Arbeit liebt und jeden Tag zum Wohl von Konoha dient. So eine Wandlung muss man doch feiern, selbst wenn Sakura immer noch etwas nervig ist. Und so erlebte meine Beziehung zu Sakura einen echten Aufschwung. Zusammen unternahmen wir einiges und wahrscheinlich sahen wir für Außenstehende wie ein Pärchen aus. Aber wir waren sowas von kein Pärchen, dass es mir selbst manchmal total lächerlich vorkam. Sie und ich steckten in einer sehr perversen Viereck-Beziehung: Sakura ist seit Jahren in mich verliebt und hat keinen blassen Schimmer davon, dass mein Herz schon seit langem unserem gemeinsamen besten Freund gehört. Und davon, dass unser gemeinsame beste Freund dasselbe für mich empfindet, obwohl er mit noch jemandem vierten augenscheinlich glücklich verlobt ist. Mit ihr verständigt sich Sakura ebenfalls sehr gut. Wir zwei werden bei der Hochzeit unseres besten Freundes herzlich erwartet und ich überlege sogar diese Veranstaltung zu besuchen. Naruto als Bräutigam eingekleidet sehen reizt mich einfach viel zu sehr! Andererseits… will ich wirklich dabei sein, wenn die Liebe meines Lebens jemandem anderen öffentlich sein Jawort gibt? Ich weiß es nicht. Die knifflige Entscheidung ist vollständig mir überlassen und Naruto würde zweifellos jede beliebige akzeptieren. Wenn nicht, dann kann ich ihn dazu mit dem Brief zwingen… Apropos Brief… ich nahm diese Angelegenheit sehr ernst und machte mir reichlich Gedanken darüber, was eine angemessene Bitte an Naruto in derzeitigen Umständen wäre, aber die Antwort lauerte irgendwo jenseits meiner Vorstellungskraft. Oft drohte dieses Überlegen in die regelrechte Besessenheit zu mutieren, sodass ich mich zwingen musste mit dem obsessiven Grübeln aufzuhören. Es half nur bedingt gut, bis ich eine würdige Ablenkung fand: sein Versprechen mit dem offenen Fenster. Ob er es tatsächlich durchzieht? Eine brennende Neugierde saugte mich vollständig ein und am gleichen Abend tauchte ich um ca. 22:30 Uhr bei der Akademie um mich von einem einzigen offenes Fenster im dritten Stock überraschen zu lassen. Darin brannte das Licht, aber man konnte nicht genau sagen, ob das Büro besetzt war. Hmmm… ob das Fenster wirklich um 0 Uhr zugeht? Um Mitternacht bekam ich eine positive Antwort darauf: zuerst ging das Licht aus und danach machte jemand das Fenster zu. Ob es sich dabei in echt um Naruto handelte? Leider fand ich es nicht an dem Abend heraus. Die Identität des mysteriösen Fremden im Büro der Akademie im dritten Stock reizte mich so sehr, dass ich gleich den nächsten Abend beobachtend dasselbe Fenster mit dem kleinen Licht verbrachte. Statt der Identität der Person stellte ich etwas anderes fest: erstens bin ich total gern hier und zweitens hier herrscht eine schöne friedliche Atmosphäre, die mir sehr fehlte. Ich suchte noch ein paar mal dieses Fenster mit dem kleinen Licht auf. Die nächtlichen Spaziergänge zur Akademie häuften sich, bis der abendliche Akademiebesuch zu einem festen Ritual wurde. Jedesmal versank ich in den seltsamen Seelenfrieden an diesem Ort und das kleine Licht schenkte mir eine echte Hoffnung. Eines Tages zeigte sich mir die Person auf der anderen Seite der offenen Glasscheibe freiwillig. Eine männliche Gestalt stand angelehnt an die Fensterbank und kratzte sich dabei im Nacken. Gefühlt begrüßte er mich mit einem überfreundlichen Grinsen und ich lächelte automatisch zurück. Jetzt bekam ich die absolute Zuversicht, dass die Person im Büro der Akademie und Naruto ein und derselbe Mensch sind. Diese Enthüllung überging sofort in eine befreiende Erkenntnis: ich war einfach nur froh zu wissen, dass es ihm augenscheinlich gut geht. Und dass er sein Versprechen mir gegenüber so gewissenhaft umsetzt wärmte mir das Herz. Ich war weder verbittert über unsere Situation noch hatte ich irgendwelche versteckten Motive. Mir reichte einfach, dass es diesen wunderschönen Menschen in dieser Welt gab, und dass ich ihm immer noch sehr wichtig bin. Am Ende dachte ich doch intensiv über seine Worte nach. „Du weißt doch selbst gar nicht, was besser für dich ist, also wir zur Hölle konnte ich dir helfen?“, „die einzige Person, die dir helfen kann, bist du selbst, Sasuke“, „angenommen ich schmeiße mein jetziges Leben für dich weg. Was dann? Du wirst mir sicher keine Antworten geben“, „ja, ich liebe sie halt nicht. Aber sie gibt mir das, wozu du einfach nicht imstande bist. Oder würdest du in allen möglichen Umständen zu mir halten und nicht abhauen?“, „warum sind du und ich ausgerechnet an diesen ungünstigen Punkt angelangt? Wer ist schuld daran? Ich weiß es doch auch nicht“… hinter dieser moralischen Predigt entdeckte ich tatsächlich etwas wertvolles. Zum Beispiel, dass ich weder eine Ahnung habe, was besser für mich ist, noch weiß ich, wie ich mein Leben gern leben würde. Ich weiß nichtmal, was mein momentanes Ziel ist. Was mir endlich klar geworden ist, dass ich unglaublich selbstsüchtig bin, und dass es aufhören muss. Ich will nicht mehr seine größte Enttäuschung sein. Stattdessen will ich lernen, mich um meine einzige, teuere, unersetzliche Sonne angemessen zu kümmern. Denn ihn gibt es nur einmal, deswegen ist es in meinem besten Interesse, dieses „angemessene Kümmern“ hinzukriegen. Dazu gesagt, sollte es mir eigentlich egal sein, an wessen Seite er ist. Damit komme ich immer noch nicht klar. Aber ist es nicht nur menschlich, die geliebte Person zu begehen? Ja, ist es. Und es ist in Ordnung. Deswegen drückte ich das Auge auf diese kleine Schwäche zu. Schlimmer ist vielleicht, dass ich eigentlich so gern die Verantwortung um mein Wohlergehen ihm überlassen würde. Besonders weil er meinte, er würde sie mir so gern abnehmen… aber er hatte schon wieder recht, es funktioniert so nicht. Ach, Naruto, du bist nicht so dumm, wie du es immer behauptest. Der tatsächliche Dumme von uns beiden bin ich, denn du machtest mir klar, dass ich gar nichts weiß. Diese Gedanken fasste ich in einem kleinen Brief zusammen. Aus dieser Menge an Gedanken entstanden nur 15 ziemlich ungeschickt formulierte Sätze, die sich etwas weinerlich-hochmoralisch und zugleich etwas verloren lasen. Ich befinde mich halt in diesem weinerlich-hochmoralischen Zustand, also ist es nicht verwunderlich. Hauptsache ist, dass ich mich mit diesem Brief wenigstens schriftlich für alles bei ihm aufrichtig entschuldige. Und dass ich mittlerweile seine Entscheidung nachvollziehe und sie eigentlich für richtig halte, wenn auch ich es ihm noch nicht ganz verziehen hatte und es vermutlich niemals bewerkstellige. Und dass er mir vieles offenbart hatte, wovon ich keine Ahnung hatte. Und dass ich generell von fast nichts eine richtige Ahnung habe. Und das ich trotzdem unendlich froh darüber bin, dass er mal meine Sonne war. Ich beschloss für mich nun, dass diese Erfahrung insgesamt doch sehr positiv war, auch wenn der Preis dafür unglaublich hoch angesetzt wurde. Schließlich ist es nur eine Ansichtssache, oder? Ich versprach ihm außerdem, dass ich ihn als Hokage unterstützen werde, selbst wenn ich mir noch gar nicht vorstellen kann, wie es funktionieren soll, und dass wir uns sicher zusammen eine geeignete Position für mich ausdenken können. Ganz am Ende schrieb ich, dass wir vermutlich die zwei größten Idioten sind, die die Shinobi-Welt kannte. Und dass ich ihn dafür unsterblich liebe. Und dass es die einzige Tatsache ist, die ich über mich selbst mit hundertprozentiger Sicherheit weiß. Und so schickte ich den Brief ab. Ganz nach seinem Vorschlag wurde aus diesem kleinen Blatt ein Papier-Shuriken geformt und ins Fenster mit dem kleinen Licht reingeworfen. Und ab da blieb das mir so vertraut gewordenes Fenster der Akademie im dritten Stock von 21 bis 0 Uhr stets dunkel. *** Es klopfte plötzlich an der Tür. Wer könnte denn der ungebetene Gast sein? Ich öffnete etwas verwundert die Tür und fand Shikamaru an meiner Türschwelle. Was will er hier?! „Hi,“ begrüßte er mich kurz und ging sofort zur Sache, „willst du bei der Vorbereitung auf Narutos Junggesellenabschied helfen? Ich habe bereits einen Plan entworfen, er ist ziemlich umfangreich, deswegen brauchen wir jede helfende Hand…“ Er machte eine Pause und erlaubte sich einen Scherz, „eine reicht schon.“ „Hn,“ atmete ich aus. Aber ich fand den Witz tatsächlich nicht schlecht. „Was gibt's zu tun?“ „Ziemlich viel. Sag mal, würdest du den Familientempel von Uchiha bereitstellen? Wir bräuchten den nämlich und es wär echt cool, wenn du nichts dagegen haben könntest.“ „Das mit dem Tempel sollte kein Problem sein, er wird ja eh nicht benutzt.“ „Super,“ sagte er kurz. „Das Treffen bezüglich der Planung und so findet am Samstag statt. Könntest du eventuell schon am Samstag den Tempel bereitstellen? Wir werden ziemlich viel sein und außerdem krieg ich Paranoia, dass Naruto es irgendwie mitbekommt und deswegen wäre es auch gut.“ „Ich weiß halt nicht, im welchem Zustand er ist und ob er überhaupt zugänglich ist. Lass mir deine Handynummer und ich geb dir noch heute Bescheid.“ „Okay, klingt gut.“ Er holte einen kleinen Notizblock aus der Tasche raus, schrieb seine Nummer auf und drückte mir den Zettel in die Hand. „Aber du bist wirklich einverstanden, ja? Nicht, dass ich dich zu irgendwas zwinge.“ „Nein, alles gut. Er ist schließlich mein bester Freund.“ Es kam mir seltsam vor, ihn so zu nennen, aber gut… „Dann abgemacht.“ „Okay. Wie gesagt, ich melde mich irgendwann heute.“ „Gut, ich warte auf den Anruf. Bis dann.“ „Bis dann.“ Ich meldete mich am gleichen Tag und teilte Shikamaru mit, dass man den Tempel benutzen kann. Am Samstag fand das besagte Treffen statt. Shikamaru brachte viele Unterlagen mit und hielt einen zweistündigen Vortrag über Narutos Junggesellenabschied mit der ernstesten Miene, die ich jemals sah. Er kann den Hokage-Berater Modus anscheinend nicht abstellen. Ich fand die ganze Situation gleich am Anfang supercringy und musste mir die kommenden zwei Stunden das Lachen verkneifen. Und das erstaunliche daran war, dass alle ihm aufmerksam zuhörten und genauso ernst waren, wie Shikamaru selbst. Ich fragte mich, wie Naruto reagieren würde. Wir wären wahrscheinlich die einzigen Idioten, die sich das Lachen verkneifen müssten. Aber nichtsdestotrotz überlegte sich Shikamaru was richtig Cooles. Der Plan bestand darin, Naruto durch ganz Konoha laufen zu lassen, um verschiedene Aufgaben zu erledigen. Insgesamt waren 10 Stationen aufzubauen und es ging wirklich quer über die ganze Stadt. Das ganze müsste dann hier im Tempel enden, sodass gleich im Anschluss eine Party gefeiert werden könnte. Zur Party war theoretisch jeder männlicher Bürger von Konoha eingeladen. Shikamaru sagte aber, es kommt nicht jeder und rechnete sogar eine Zahl von erwarteten Gästen aus. Als ob gar nichts zu tun hätte. Unser Teil der Arbeit bestand darin, die Stationen zu gestalten und zwar HEIMLICH! Jeder bekam von Shikamaru Narutos Stundenplan in die Hand gedrückt, den er vom Irukas Tisch einfach klaute und dann unverschämt vervielfältigte. Er legte die zeitlichen Rahmen fest und meinte sogar, welche Tage wofür geeignet wären. Danach ordnete er jeder Station 3 Leute zu und ernannte einen Aufseher von jeder Station. Er ernannte außerdem die Zuständigen für die Organisation der Party. Ich wurde zum Aufseher der Station 10 und musste nun mit Kiba und Konohamaru arbeiten. Als Aufseher mussten wir eben Shikamaru regelmäßig den Stand der Dinge melden, das heiß also spätestens jeden 4. Tag. Alle Materialien waren schon bereitgestellt. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, sie unauffällig zu holen. Er sagte, er hätte dafür keinen Plan und es ist uns selbst überlassen. Und ab da ging es los mit der Arbeit. Nach ein paar Tagen kannten die meisten Narutos Stundenplan auswendig, außer den Leuten aus Station 10, weil sich das Uchiha-Viertel bequem in der Nähe des Depos befand. Wir freuten uns immens darüber, weil wir riesige Balken zum Tempel befördern mussten. Aus denen müsste ein Labyrinth entstehen. Kiba organisierte einen Hunderudel und Konohamaru bezog seine unzähligen Freunde mit ein und wir packten zusammen an. So ging die Arbeit ziemlich flott voran und die Tage vergingen wie im Flug. Es erforderte unerwartet viel körperliche Anstrengung und eine ganze Menge handwerkliches Geschick um dieses verdammte Labyrinth aufzubauen. Ich machte mir das Rinnegan zunutze und es ersetzte praktisch meine zweite Hand. Manches verlief natürlich nicht ganz nach Plan. Und die Organisation von den beiden verärgerte mich manchmal richtig doll. Konohamaru war ein wenig wie Naruto, bloß ich fand Narutos Tun süß und Konohamaru wollte ich meistens in die Fresse hauen. Er hatte ziemlich ausgeprägte Anführerfähigkeiten und Leute hörten ihm zu. Deswegen änderte er manchmal die Pläne im Alleingang ohne Bescheid zu sagen. Und Kiba jammerte manchmal viel zu viel. Ich wollte ihm auch in die Fresse hauen. Und ich bestätigte nochmal was über mich selbst: ich bin wirklich nicht gern unter den Menschen. Und ich wollte am liebsten allen in die Fresse hauen. Aber insgesamt verlief alles relativ okay. Kein Team ist perfekt, es muss doch immer irgendwo scheitern. Shikamaru kam ab und zu vorbei, um sein Auge aufs Ganze zu werfen und brachte manchmal etwas Kritik mit. In diesen Momenten, wo Shikamaru den Feind spielte, wurden wir drei zum echten Team und rissen uns ernsthaft zusammen. Mittendrin hatten wir ein zweites großes Treffen, diesmal fand es im Wald statt. Shikamaru klärte uns über den Stand der Dinge auf und es sah schon ziemlich gut aus. Und das Wichtigste war, dass Naruto bis jetzt nichts mitbekam. Eine Woche vor dem Junggesellenabschied wurde alles endgültig fertiggestellt. Das ganze Team machte abends einen Rundgang, sodass jede der Stationen angeguckt werden könnte. Ich verspürte eine leichte Begeisterung dabei. Haben wir wirklich diese seltsame Objekte eingehändig aufgebaut? Es ist schon irgendwie cool… Shikamaru wählte anschließend 3 Leute aus um die fertige Kreation zu testen. Gott sei dank war das nicht ich. Dann fand die allerletzte Versammlung statt und Shikamaru annoncierte nun feierlich, dass alles wirklich-wirklich fertig ist. Ich war irgendwie erlöst und beeilte mich nach Hause, obwohl jemand einen Umtrunk organisierte. Diese Vorbereitungen auf Narutos Hochzeit wurden ganz unerwartet zur Angelegenheit mich vollständig mit seiner Entscheidung abzufinden. Die Atmosphäre der feierlichen Hektik brachte die Tatsache, dass er nicht meins sein wird, jeden Tag etwas näher und ich lebte mich langsam in die schmerzvolle Realität ein. Mein Verstand akzeptierte bereits, dass Hinata und diese Hochzeit wirklich das beste für Naruto sind, aber mein vergiftetes und zugleich stark verwundetes Herz weigerte sich sein Glück anzunehmen. Tief drin, ganz unbewusst, stellte ich ununterbrochen die Frage, ob mein Tun wirklich die Grenze des Unverzeihlichen überschritten hatte und ob ich vielleicht doch seine Vergebung verdiene. Während der Aufbau des Labyrinths hörte ich endlich damit auf. Vermutlich gibt es keine objektive Antwort darauf. Es ist einzig Narutos Entschiedung, die er ziemlich klar äußerte. Die laufenden Vorbereitungen auf seine Hochzeit bestätigten, dass er zur Idee mit der Heirat steht. Und was ist mit uns beiden? Nichts. Das Ganze ist einfach nur unfassbar schade. Das Traurigste an der ganzen Sache war, dass diese Gefühle echt, aufrichtig und gegenseitig sind. Dies auf Dauer war für mich unerträglich. Ich entschied aus diesem Grund spätestens nach der Hochzeit Konoha für immer zu verlassen und Naruto als externer Informant zur Verfügung zu stehen. Konoha ist Narutos Reich und er wird vermutlich zum siebten Hokage. Sein Kindheitstraum wird endlich wahr. Alles, wonach er sich so stark sehnte, wird jetzt zur Wirklichkeit. Er fand viele gute Freunde, guten Job und bald gründet er eine Familie. Dabei konnte er die Unschuld, in die ich mich damals verliebte, irgendwie in sich beschützen. Er ist wirklich gut aufgehoben, mein Naruto. Mich freut sehr herzlich, dass es diesem wunderschönen Menschen so gut geht. So fühlte sich die neue Rolle eines externen Unbeteiligten nicht mehr so ganz schlimm an. Und nun konnte ich inneren Frieden mit mir selbst schließen. Und dann kam der großer Tag, den wir alle erwarteten. Ich wartete auf ihn vor dem Labyrinth, aber es passierte sehr lange gar nichts. Shikamaru meinte, Naruto bräuchte maximal 6 Stunden bis zur Station 10, aber seit anderthalb Stunden nach der angeblich längsten Zeit gab es von unserem Held keine Spur. Irgendwas verlief nicht nach Plan und so langsam machte ich mir Sorgen. Er und sein unglaublich riesiges Gefolge tauchten nach insgesamt 8,5 Stunden vor dem Labyrinth auf. Er war in bester Laune, lachte herzlich und die riesige Menschenmasse jubelte für ihn. Er steckte jeden mit seiner grenzenlosen Freude an. Ich sah, wie magisch seine Augen strahlten. In diesem Moment war er die Sonne und schenkte jedem großzügig seine Wärme. Es tat so gut ihn anzusehen. Ein sehr friedliches beruhigendes Gefühl füllte mich von innen. Und ich wollte ihn nur für mich beanspruchen… Hmmmm… ich dachte kurz darüber nach. Jetzt kam mir mein Wunsch sehr egoistisch vor. Er lief auf mich zu und guckte plötzlich ganz bewusst nur mich an. Die Welt hielt den Atem kurz an, damit sich die Spiegelbilder erneut treffen könnten. Ich musste ihn leicht anlächeln und er erwiderte auf eine ganz einzigartige Weise. Ein sehr schönes Bild! Ich werde dieses Lächeln nie vergessen. Danke, Naruto. Das Wiedersehen brachte mich ein wenig aus der Fassung und bevor ich es mitbekam, stand er vor mir und begrüßte mich bereits: „Hi!“ warf er mir zu. „Hallo!“ „Ich hab keine Ahnung mehr und mein Kopf platzt gleich. Hilfst du mir?“ „Du musst doch die Aufgaben selbst lösen! Wir haben das Ganze per Hand gemacht, jetzt musst du dafür büßen!“ Ich hatte keine Lust mit ihm in einem engen Labyrinthgang zu stecken. Mein Kopf tat nämlich leicht weh. Anscheinend war ich immer noch nicht vollständig geheilt. „Bitte, Sasuke! Hilf mir!“ Er guckte mich etwas wehleidig an. Was macht er nur mit mir?! Ich konnte diesen großen unschuldigen Augen nicht nein sagen. „Na gut, ich helfe dir.“ hauchte ich nachgebend aus. Ich wusste nicht, ob es wirklich eine gute Idee war. Meine Kopfschmerzen machten sich gerade etwas bemerkbarer. „YAAAAAY!!“ rief er. Als nächstes rief er in die Menschenmasse: „Könntet ihr uns beide bitte ein wenig aufmuntern?!“ Und ein lauter Schrei kam aus der Menschenmasse und störte unsere komplette Zweisamkeit. Alle diese Menschen standen zu ihm. Und ich durfte dabei sein. Naruto, ich hoffe du bist wirklich mit dem heutigen Tag zufrieden. „Willst du schnell durch sein, oder willst du doch etwas knobeln?“ fragte ich ihn. Ich musste ihn anschreien, weil die Menschenmasse zu laut skandierte. „Ich will nur, dass du dabei bist…“ Seine Antwort brachte mich fast schon wieder aus der Fassung. Ich musste mich selbst daran erinnern, dass er heiratet, und dass wir jetzt sein Junggesellenabschied feiern. Er könnte es unmöglich so meinen, wie es sich anhörte. Nein… Plötzlich nahm er mich bei der Hand und zerrte mich mit. Seine Berührungen ließen mich nicht gleichgültig und ich versank in eine angenehme Wärme. Er fand den Schlüssel zum Labyrinth und machte die Tür auf, ohne dabei meine Hand fallen zu lassen. Wir betraten das Labyrinth und kehrten somit die Zweisamkeit zurück. Jetzt waren wir von der Menschenmasse weit genug und die externen Geräusche auszublenden fiel mir ziemlich leicht. Ich konzentrierte mich stattdessen auf seinem etwas hastigen Atem. Die dimme türkis-magenta Beleuchtung verliehe den kleinen Gassen etwas märchenhaftes und surreales. Im Labyrinth wurden einige Fallen aufgestellt. Ich wies ihn jedesmal darauf hin und er wich dem Ganzen aus. Wir redeten nicht, er hörte nur auf meine Anweisungen bezüglich der Fallen und der Richtung. Irgendwie dachte ich, dass dieses Wiedersehen die schlimmsten Gefühle in mir hochfährt, aber ganz im Gegenteil… meine Seele befand sich in einem sehr angenehmen Friedenszustand. Ich sah nur seinen breiten Rücken an, hielt fest seine warme Hand und genoss diesen wunderschönen Augenblick mit ihm vom ganzen Herzen. Nun war schon das Ende des Labyrinths zu sehen. Wir kamen in den Tempel an. Darin versammelten sich schon Leute von draußen. Die Menschenmasse jubelte ihm fröhlich zu und übergab ihm diese gewaltige und etwas wilde Energie. Er war so schön… es schien, dass er für immer meinen Blick fesseln konnte. Seine Augen glitzerten magisch und darin las ich ein grenzenloses Glück. Dann schrie er laut auf: „Lass uns endlich mal richtig feiern!!“ Die Menschenmasse wurde noch lauter, die Musik ging an und die Feier begann. Kurz danach stellten wir einen intensiven Blickkontakt her. Genau denselben wie damals, als ich ihn zum ersten Mal so tollpatschig küsste. Die Zeit um uns stoppte. Meine Wahrnehmung stumpfte komplett ab und ich verwandelte mich in einen verirrten Falter, dessen Überleben von einer hellen und sicheren Lichtquelle abhing. Er machte einen kleinen Schritt mir entgegen und schloss meine Hand zwischen seinen. Das sanfte wegweisende Licht fand mich und begleitete mich zurück and Tageslicht. Mein Herz fing an mit enormer Geschwindigkeit zu rasen. Dann berührte er sanft mit seiner Stirn meine eigene und wir froren ein. Unsere Reise führte uns an diesen mystischen Ort, wo wir eine ganze Ewigkeit miteinander verbrachten. Sein Blick wanderte in den Boden, aber er machte nicht mehr diesen deprimierten schmerzerregenden Eindruck. Naruto lächelte weich, etwas verlegen, und gleichzeitig sehr liebevoll. Vielleicht hätten wir so sein müssen? Es fühlt sich jedenfalls unglaublich richtig an. Plötzlich löste er sich von mir, grinste mich an, ließ meine Hand los und lief den Gästen entgegen. Wir kehrten zurück in die herkömmliche Welt mit den herkömmlichen Grenzen. Mir wurde bewusst, dass dieser Augenblick nichtmal eine ganze Sekunde dauerte. Während er fröhlich auf die feiernde Menschenmasse zuströmte, fesselte er meinen Blick. Was für ein mysteriöses Geschöpf! Was für eine rätselhafte reine Naturschönheit… Ich guckte ihm solange hinterher, bis er endgültig aus meinem Sichtfeld verschwand. Diesmal rannte ich ihm nicht hinterher. Nein. Mein Herz konnte sich endlich mit seiner Entscheidung vollständig anfreunden. Endlich spürte ich keine Reue oder Verbitterung dabei. Ich hab ihn einfach losgelassen. Der Abend ging flott voran und es herrschte eine sehr fröhliche Atmosphäre. Mich nahm sogar die Stimmung mit und ich hatte Spaß mit den anderen. Ich sah Naruto nicht wirklich seit dem. Alle wollten ihm gratulieren und alle nötigten ihn dazu, einen kurzen zu trinken. Alles war vielleicht um 6 Uhr vorbei. Naruto war komplett bewusstlos. Er reagierte nicht auf äußere Reize. Jemand legte ihn auf die Bank und er lag dort augenscheinlich komplett leblos rum. Was wenn er nicht wieder aufwacht?! Ich war froh zu erfahren, dass er noch atmet. Shikamaru spielte wieder den Aufseher und befiel mir ihn nach Hause mitzunehmen. Konohamaru, Sai und Lee halfen mir dabei, weil das Alkohol Naruto in ein bewusstloses Stück Fleisch verwandelte. Die anderen drei und ich selbst waren auch nicht die Nüchternsten, aber irgendwie schufen wir ihn zu mir nach Hause. Sie halfen mir ihn ins Bett zu legen und hauten nun ab. Und nun lag er da, ganz ohne mir ein jegliches Lebenszeichen zu geben. Ich bekam eine tierische Angst. Was wenn irgendwas total schiefgegangen war? Ich senkte mich vorsichtig auf die Bettkante und blieb neben ihm sitzen. Plötzlich bewegte er sich spontan und wechselte von der rechten Seite zur linken. Und ein brüllendes Schnarchen ertönte durch mein gesamtes Haus. Er lebt also. Gott sei dank! Es erlöste mich enorm und ein vergnügtes Lächeln zeichnete sich auf meiner Miene. Eigentlich hätte ich ab jetzt keinen Grund länger an seiner Seite zu bleiben und ich war selbst tierisch müde. Aber ich wollte neben ihm sein. Ich wollte seinem Schnarchen zuhören, ich wollte leicht über seinen Rücken fahren, ich wollte seine Haare in der Hand halten… schließlich verbleibt mir nicht so viel Zeit mit ihm und an sich mach ich doch nichts schlimmes! Ich nutze ihn nicht aus, ich küsse ihn nicht und ich lege mich nicht zu ihm. Nein, das habe ich mir selbst bereits längst versprochen. Also erlaubte ich mir selbst diese unschuldige Schwäche. Ich hoffe, dass er nicht all zu böse darüber sein wird. Ich nahm vorsichtig eine blonde Locke in die Hand. Es weckte ihn nicht und ich traute mich ein bisschen mehr zu machen. Meine Fingerspitzen glitten vorsichtig durch seine Haare. Er wurde mit einem vollen prächtigen Blondschopf gesegnet. Wunderschöne Haare! Sie fühlten sich weich und gefügig an. Mir ist aufgefallen, dass sie leicht wellig sind. Interessant… warum bemerkte ich es nicht früher? Und generell warum mag Hinata seine Frisur nicht? Ich würde an ihrer Stelle mir seinen Kopf auf den Schoß nehmen und für Stunden nichts anderes machen, als durch seine wunderschöne Haare zu fahren und die kleinen Knoten zu entwirren. Seine Locken wurden länger und nahmen schon wieder diese widerspenstige Form an. Er sah mit so einer Frisur fast genauso aus wie mit 13. Ich hielt eine dünne Strähne in der Hand. Ich wickelte sie um meinen Zeigefinger auf und dann wieder ab. Und wieder auf, und wieder ab. Soll ich mir das kleine Stränchen abschneiden? Nein, ich mach es natürlich nicht… warte? Was?! Eine Strähne abschneiden?! Moment… sind seine Haare wirklich so schön oder bin ich ein Fetischist? Ach, keine Ahnung, wahrscheinlich ein bisschen was von beidem. Ist es in diesen Umständen eh nicht egal? Naruto, bitte sei glücklich, okay? Und lass Hinata nicht zu dich schlecht zu behandeln. Wenn sie dich kaputt macht, dann bringe ich sie um und befreie dich, versprochen? Aber bis dahin wünsche ich dir ein schönes Leben… Ich verbrachte fast 6 Stunden sitzend neben ihm. Es war schon Mittagszeit und mittlerweile schnarchte er nicht mehr. Das machte mich wieder besorgt. Zu dem Zeitpunkt war ich so erschöpft, dass mein Gehirn mich zwanghaft in den Schlummerzustand versetzte. Irgendwann gab ich auf und schlief im Endeffekt sitzend ein. Ich wachte irgendwann abends auf. Sein Bett war leer. „Naruto?“ rief ich laut. „Jaaa…?“ antwortete er mir halbtot. Ich lief zu ihm rüber. Er saß im Bad auf dem Fußboden neben dem Klo. „Was machst du hier?“ „Sterben…“ „Man! Du solltest dich doch nicht so betrinken…“ Ich setzte mich zu ihm. „Es war unvermeidbar…“ sagte er schwach. „Warte mal…“ Ich rannte schnell in die Küche, um ihm ein Glas Wasser zu holen. Als ich zurückkam, musste er sich übergeben. Ich stellte das Glass ab und hielt seine Haare. Ich holte ihm ein Stück Klopapier, damit er sich abwischen kann. Dann drückte ich ihm das Glas in die Hand und er leerte das Glass im nächsten Augenblick aus. „Tut mir leid, dass du dich mit mir rumschlagen musst,“ entschuldigte er sich. „Ist in Ordnung.“ „Ich geh gleich nach Hause, keine Sorge.“ „Du kannst hier so lange bleiben, wie du brauchst. Es bereitet mir keine Umstände…“ „Toll, du hast sicher was besseres zu tun, als meine Haare beim Kotzen zu halten…“ „Mach ich gern für dich…“ Er wurde still und sagte nichts dazu. Mir ist bewusst geworden, wie verzweifelt ich klang. Mist! Ich bin doch gar nicht verzweifelt! Ich fand mich doch mit allem endgültig ab! Es ist doch alles abgeschlossen! Ich fing wieder diese verliebte Verlegenheit auf seinem betrunkenen Gesicht. AAAAA NARUTO!!! Bitte verwirr mich nicht! Es ist doch alles abgeschlossen, oder? „Ach, Sasuke, warum sagst du sowas? Weißt wie niedlich es ist?“ unterbrach er das Schweigen. Er klang total verliebt. Er rutschte zur Wand, stütze sich und starrte in die Decke. Auf seinen Lippen entstand ein dümmliches verliebtes Grinsen. Er machte die Augen zu und brach in einem betrunken Kichern aus. Er versuchte seine Verliebtheit nichtmal anstandsweise zu kaschieren. Aber wozu eigentlich? Wir beide wissen doch, was wir zueinander fühlen. „Was gackerst du so, sag mal?“ warf ich ihm zu. „Ach nichts… es ist so verdammt traurig, dass man darüber nur lachen kann, weißt du?“ Da hatte er völlig recht. Aber ab da hüllte uns peinliche Stille ein. Obwohl er stockbetrunken war, drückte sein gesamtes Wesen unangenehme unbequeme Peinlichkeit aus. Wir saßen noch etwas länger im Bad und er musste sich noch einmal übergeben. Diesmal erlaubte er mir nicht sich anzufassen. Irgendwann krochen wir in die Küche rüber und ich durfte ansehen, wie er heldenhaft auf eines der Küchenstühle klettert. Irgendwie sah er hungrig aus und ich stellte wortlos ein Becher mit gerade kochendem Instant-Ramen vor ihm. „Itadakimaaaaasu!“ wisperte er und verschluckte die Nudel trotzdem mit größter Eifer und Ungeduld. Er machte ziemlich viel Unordnung beim Essen. Ach, Naruto! Du bist eine kleine Sau! „Geht's dir besser?“ fragte ich leise. „Ja, ich denke, ich fühl mich gut genug um selbstständig nach Hause zu gehen.“ Er erwiderte plötzlich so geschäftlich, dass es mich sogar ein wenig verletzte. Lieber würde ich noch ein vulgäres betrunkenes Kichern hören, als das hier. „Schön…“ wisperte ich verloren, obwohl es alles andere als schön war. Es bedeutete, dass er jetzt geht. Er stand auf und begab sich wackelig in den Flur. Ich folgte ihm stumm und dann durfte ich die nächsten 15 Minuten beobachten, wie er mit seiner Jacke kämpft. Er schmiss dabei Sachen um und generell stellte er sich ziemlich ungeschickt an. Er ist immer noch stockbesoffen. Kann ich ihn so alleine losschicken? Soll ich mich einmischen und ihn nach Hause bringen? Nein? Sein flüchtiger Blick drückte definitiv ein klares „Nein“ aus. Dann halt nicht. Wie dem auch sei, fand ihn unglaublich süß und wünschte ihn an mich fest zu drücken. So ein unnötiger Wunsch! Ich bereitete mich innerlich auf sein Fortgehen und für eine Sekunde wurde es unerträglich. Dieser ganz kleine Verzweiflungsfunken löste ein zerstörerischen Feuer in mir aus und verbrannte mein Herz zur Asche. Aber ich war nichtmal wütend oder irgendwie böse darüber… das alles tat einfach nur unfassbar leid. Mittlerweile zog er sich fertig an und öffnete langsam die Tür. Er machte ein paar Schritte nach draußen und hielt auf der Türschwelle an. Es gab etwas einladendes in dieser Geste und ich lief zu ihm. Er zögerte und verweilte hier noch ein wenig. Sein Blick wanderte überall hin und her und krallte sich an jedem Objekt fest. Alles, bloß nicht ich. Er starrte den Boden an und sagte leise: „Danke für alles, Sasuke…“ „Kein Ding… und danke ebenfalls.“ Er wurde wieder still, machte nichts und starrte immer noch den Boden an. „Na dann…“ Er wusste nicht, was er sagen soll, „hoffentlich kommst du zur Hochzeit.“ „Ich weiß es noch nicht.“ „Ich würd mich auf jedenfalls sehr freuen…“ Er ließ abrupt den Satz zurück, als ob das Wort „Freude“ niemals in meiner Gegenwart ausgesprochen werden dürfte. „Aber… ist ja schließlich deine Sache.“ Wir verfielen in die komplette Stille. Keiner meldete sich. Die plausiblen Einwände noch etwas länger hier stehen zu bleiben waren endgültig alle. Außer, dass er selbst vielleicht gern bleiben würde. Aber das war in diesen Umständen nicht plausibel und wir beide wussten es leider zu gut. „Machs gut, okay?“ wisperte er. Er nahm mich in den Arm. Seine Umarmung war kurz, warm und so… freundschaftlich? Ja, er umarmte mich so, wie sich beste Freunde umarmen sollten. Nicht mehr und nicht weniger. Nachdem er sich von mir löste, zögerte er noch für einen ganz kurzen Moment. Ein schweres Seufzen verließ seine Brust und er lief nun in die Dunkelheit los. „Leb wohl, Naruto…“ flüsterte ich leise hinterher. Er entfernte sich von mir mit konstanter Geschwindigkeit und mit jeder Sekunde verbarg ihn die Dunkelheit von meinen Augen ein Stück mehr. Er drehte sich nicht um. Er lief seiner Zukunft ohne mich entgegen. Ich freute mich für ihn trotzdem. Alles, was er sich mit 13 wünschte, wird nun zur Wirklichkeit. Und was mir dabei verblieb, war schon wieder hilflos seinen Rücken anzustarren. Ich konnte die Türschwelle nicht verlassen, solange meine Augen ihm in die Dunkelheit noch folgen konnten. Er verschwand und nahm die Asche meines verbrannten Herzens mit. Naruto, du bleibst für immer mein Lieblingsmensch und ich will, dass du glücklich bist. Bitte versprich es mir, okay? Nun konnte ich mich umdrehen und die Tür hinter meinem Rücken zumachen. In der Küche lagen noch die Einmalessstäbchen, die er benutzte. Ich saß für eine ganze Weile an und hielt die Stäbchen in der Hand. Ein einziger Andenken daran, dass er mal meine Sonne war. Komisch… von so vielen Gefühlen verbleibt nur ein unbedeutendes alltägliches Gegenstand… Den Rest des Abends verbrachte ich mit dem Packen für meine ewige Reise. Ich wusch seine Stäbchen ab und packte sie mit. Meine Hand schuf nicht diese in den Mülleimer zu befördern. Ich bin immer noch so dumm… Am Ende des Tages legte ich mich ins Bett. Ich war erschöpft und ausgeleert und viele Gedanken kursierten in meinem Kopf. Ich dachte daran, wo meine Reise hingehen soll. Ich wusste nicht genau, was ich ab jetzt mit meinem Leben so mache. Irgendwann schlief ich ziemlich planlos ein. Und so löste ich mich von meiner Sonne vollständig. Von jetzt an musste er nicht mehr für mich scheinen. Die Hochzeit ------------ In einer Woche wird es soweit sein: Naruto und Hinata werden zu einer Familie. Schlussendlich entschied ich mich doch die Hochzeit zu besuchen. Die Vorstellung von Naruto in der prachtvollen Hochzeitsbekleidung reizte mich stark genug. Und außerdem wollte ich einen anständigen Abschied von ihm nehmen. Nicht schon wieder einfach wortlos abhauen. Die Woche verging ziemlich schnell. Die kleinlichen Vorbereitungen und die Planung der ewigen Reise beschäftigten mich in diesem Zeitraum mehr als genug. Es war keineswegs leicht zu entscheiden was man für einen unbestimmten Zeitraum, für eine unbestimmte Route und für einen unbestimmten Zweck einpacken soll. Ich stellte zwei Rucksäcke zusammen und eine Tüte mit etwas Proviant. Zum ersten Mal im Leben ging ich so eine ernste Sache so planlos an und orientierte mich nur an einem vagen unaussprechbaren Bauchgefühl. Trotzdem fürchtete ich mich nicht vor dem Unbekannten, ganz im Gegenteil. Die Durst nach einem Abenteuer lockte mich in diese große unerforschte Welt. Ich wollte unbedingt wissen, was das Leben für mich bereit hält. Im Laufe der Woche traf ich mich ein paar mal mit Sakura. Sie wusste nichts von meinen Plänen und es sollte auch so bleiben. So eine Ankündigung würde zur unnötigen Fragen führen und dann könnte dieses Gespräch nicht an Narutos Gefühle zu mir vorbeigehen. Das Behüten dieses Geheimnises war für mich wichtiger als anständig gegenüber Sakura zu sein. Nach dem Abhauen werde ich in ihren Augen vermutlich noch tiefer sinken, aber was soll's. Nichts kann die Tatsache übertreffen, dass ich meine beiden Teamkollegen ernsthaft umbringen wollte. Ich ließ mir meine etwas romantische Aufregung dem großen Abenteuer gegenüber nicht anmerken und Sakura und ich verbrachten die Zeit ganz wie gewohnt. Sie erkundigte sich eines Abends, was ich Naruto und Hinata schenken möchte, und ich berichtete ihr über einen Anstandsblumenstrauß. Sie lachte über mich und schlug vor, gemeinsam ein gutes Geschenk auszusuchen. Sakura nahm die Angelegenheit übermäßig ernst. Am Ende einigten wir uns auf einem ziemlich teuren Geschirrset. Auf jeden Fall ein würdiges Geschenk an eine junge Familie. Ich hab zwar nicht so viel Geld, aber naja, wozu brauche ich es überhaupt? Während der Nacht vor der Hochzeit bekam ich so gut wie gar keinen Schlaf. Jede Stunde weckte mich irgendwas und hielt mich für mindestens 10 Minuten wach und ab 5 Uhr, als die Sonne aufging, fielen meine Augen nicht mehr zu. Die Gedanken daran, dass ich heute der Zeuge davon werde, wie Naruto jemandem anderen sein Jawort gibt, plagten mich und es tat weh. Ich bin immer noch so unfassbar dumm… während der vergangenen Woche bereitete ich mich mental auf diese Herausforderung vor, aber ob es tatsächlich reicht? Nicht, dass mein Körper nicht mitspielt, und nicht dass ich von den Kopfschmerzen überrascht werde. Hmmm… warum geh ich nochmal hin? Als ob ich so miserabel bin! Ich wäre allerdings nicht weniger miserabel, wenn ich nicht hingegangen wäre. Wenn ich nur miserabel sein kann, dann will ich ihn noch ein letztes Mal sehen. Mist! Ich BIN miserabel! Natürlich bin ich das… wahrscheinlich werde ich nie über ihn vollständig hinwegkommen. Schließlich war er mal meine Sonne, mein Retter und mein wegweisendes Licht aus der Dunkelheit. Nun liefen die letzten Stunden vor der Hochzeit ab. Ich duschte kurz und zog mir einen schwarzen Anzug an. Nichts extravagantes, einfach nur anständig rüberkommen. Die zwei Rucksäcke und die Essenstüte nahmen ihren rechtmäßigen Platz im Flur. Oben drauf landeten die Wechselklammotten. Jetzt ist alles bereit und ich muss los, aber Emotionen ergriffen mich, als ich an der Türschwelle stand. Naruto und ich verbrachten so viel Zeit in diesem Haus, renovierten es sogar, hockten vor dem Fernseher, führten unterschiedlichste Gespräche bis in die Nacht, kochten zusammen und betranken uns manchmal. Alles hier… dort in der Küche sagte ich ihm, dass ich ihn liebe, und eine Woche später sagte er, dass er dasselbe fühlt. Hier im Eingangsbereich saßen wir die ganze Nacht und ich umarmte ihn fest. An dem Abend küsste er mich schüchtern und haute danach diese Delle in den Boden… er schlief drüben im Schlafzimmer nach seiner Riesenfeier und ich wollte ihm eine Locke abschneiden. Und von dieser Türschwelle ließ ich ihn in die Dunkelheit los… so viele schöne Erinnerungen, die mir inzwischen so teuer sind! Ob Naruto sich nach der Hochzeit an diese Zeit mit Freude zurückblicken wird? Wie geht es ihm jetzt? Er zieht vermutlich die allerletzten Vorbereitungen durch. Vermutlich ist er aufgeregt oder sogar etwas gestresst. Wie wird er heute lächeln? Wie wird er heute aussehen? Ob er verängstigt ist? Oder, im Gegenteil, übermütig? Ich darf heute dabei sein, wenn er sein Jawort abgibt. Und ich werde mit ihm mitfiebern. Die Feier wurde in der Hyuuga-Residenz veranstaltet und ich war gerade auf dem Weg dahin. Als die Residenz näher wurde, zeichneten sich endlich bekannte Gesichter aus der Masse aus. Ich traf Ino und Sai, Lee und Tenten, Choji, Shikamaru und Temari, Konohamaru und Moegi… sogar Shino war da. Viele Lehrer der Akademie, die noch uns unterrichteten, waren ebenfalls dabei: Anko-Sensei, die schreckliche Chunin-Examen-Tante kam mit Begleitung, Kurenai-Sensei brachte ihre Tochter mit, Ebisu-Sensei schlich sich auch irgendwo rum. Natürlich war Kakashi dabei. Ich glaube, alle jetzigen Akademieangestellten waren allesamt hier. Sogar die alten Herrschaften, die früher das Rat der Älteren zusammen mit Danzou bildeten, kamen. Naruto besaß wirklich die Fähigkeit alle zu vereinen und zusammenzubringen. Die Straße, die zur Residenz führte war sehr schön geschmückt. Am Empfang standen Iruka-Sensei und die Schwester von Hinata und trugen die gekommen Gäste in die Liste ein. Gegenüber meinem Namen wurde auch ein Haken gesetzt. Als ich die Residenz betrat, sah ich eine Bühne, auf der ein rotes Torii stand. Hier werden sie bestimmt getraut. Mir wurde etwas zu essen und zu trinken angeboten. Ich nahm es an, um die Zeit zu vertreiben. Irgendwann hörte ich die Stimme von Sakura. Sie rief ziemlich laut meinen Namen und ich wank ihr zu. Sie schnappte sich ein kleines Snack, ein Getränk und stellte sich zu mir. Wir quatschten über irgendwas unbedeutendes für gute Viertelstunde. Dann hauchte sie verträumt aus, dass Hinata wirklich glücklich ist, aber ich ignorierte absichtlich diese Aussage. Hinata tut mir in diesen Umständen am meisten leid. Sie kann nichts dafür, dass ihr zukünftiger Mann bereits seit Jahren jemanden anderen liebt. Der Raum um uns füllte sich rasch und mittlerweile konnte man sich nicht mehr entspannt unterhalten. Die Wachen stellten sich vor dem Eingangstor und es kamen weniger Gäste an. Die Hochzeit fängt also gleich an. Hinatas Vater hielt eine lange Eröffnungsrede, danach folgte die Begrüßung von Iruka-Sensei als Narutos Vater. Ein älterer Herr, der wie ein Pfarrer aussah, stellte sich unauffällig währenddessen ins Torii. Jetzt werden sie also getraut. „Guten Tag, meine Damen und Herren!“ sprach er zu uns, „schön, dass ihr heute in so einer großen Zahl erschienen seid. Ich bitte um Aufmerksamkeit, denn gleich können wir das Brautpaar begrüßen.“ Der Raum wurde mit Stille überwältigt. Es schien, als ob jeder den Atem anhielt. „Ich bitte euch nun, Uzumaki Naruto-kun und Hyuuga Hinata-san hier herzlich willkommen zu heißen!“ Die Luft füllte sich mit einem klatschenden Geräusch. Es hörte sich wie ein Wasserfall an. Ich spürte bereits Narutos warmen Chakrafluss und mein Herz fing daraufhin an schneller zu schlagen. Sie kamen den Gästen entgegen, hielten sich bei der Händen und lächelten das Publikum an. Es war so wie ich mir dachte: Naruto sah traumhaft schön in seinem Hochzeitskimono! Aber etwas stimmte nicht. Sein Gesicht war starr und sein sonst so sonniges Lächeln wirkte leblos, als ob er eine Porzellanpuppe war. Seine klaren gläsernen Augen schauten abgeschottet ins Nichts und strahlen nicht die Freude aus. Es sollte doch nicht so sein! Schließlich wird heute seine Familie gegründet. Er sehnte doch so sehr danach… jetzt ist doch die bedeutendste Stunde seines Lebens! Deswegen sollte er wie eine Sonne scheinen. Aus irgendeinem Grund war er sehr angespannt und diese Anspannung machte sich durch seinen etwas gestörten Chakrafluss bemerkbar. Naruto, was ist los mit dir? Das Publikum jubelte ihnen immer noch zu, aber Uzumaki interessierte sich nicht für die Gäste. Seine Augen durchforsteten hastig die Menschenmasse, als ob er nach etwas ganz bestimmem suchte. Dann hörte die Suche abrupt auf. Seine Augen bewegten sich nicht mehr. Sie fixierten sich auf einer ganz bestimmten Person und ließen nicht los. Er guckte nämlich mich an. In diesem verlorenen Blick las ich eine Menge panischer Angst und es besorgte mich. Ich lächelte ihn an und wank ihm zu in der Hoffnung ihn etwas aufzumuntern. Er führte sofort seinen Blick in den Boden und schottete sich ab. Hinata schien seine Aufregung mitbekommen zu haben und guckte ab und zu besorgt auf ihn. Genau in diesem Moment hob der Pfarrer seinen Arm hoch und kündigte damit den Anfang der Trauung an. Alle Gespräche hörten auf. Gleich wird er ihr sein Jawort geben… bei diesem Gedanken zog mein Herz krampfhaft zusammen. Es ist mir immer noch nicht egal… ich bin so unfassbar dumm. „Fangen wir an…“ leitete der Pfarrer ein und die komplette beinahe sterile Stille ergriff diesen Ort. Unzählige Augen waren genau in dieser Sekunde auf das Brautpaar gerichtet. Sie waren die Protagonisten des heutigen Tages. Naruto kam damit irgendwie nicht klar. Er stand teilnahmslos neben Hinata und zeichnete die Kreise mit der Spitze seines Schuhs. Er tat mir irgendwie leid. „Liebes Brautpaar! Ihr seid in dieser entscheidenden Stunde eures Lebens nicht allein. Ihr seid umgeben von Menschen, die euch nahe stehen. Ihr dürft die Gewissheit haben, dass wir als Gemeinde, als die Stadt Konohagakure, zu eurem Bund stehen.“ Als der Pfarrer sie beide ansprach, verging Narutos anfängliche Erstarrung und an ihrer Statt kam eine hektische Unruhe, die er ziemlich ungeschickt verbarg. Das Chakra lief chaotisch durch seinen Körper und ich bekam diese Unregelmäßigkeit bereits aus dieser Entfernung mit. Der Pfarrer redete weiter. „Zugleich sollt ihr selbst wissen, warum ihr beide heute hier seid. Ich bitte euch nun, öffentlich zu bekunden, dass ihr zu dieser Ehe entschlossen seid.“ Der Pfarrer legte eine Pause an und wendete sich zu Naruto. „Uzumaki Naruto-kun, ich frage dich,“ Naruto starrte immer noch zwanghaft in den Boden. Dummkopf, guck ihn an! „Bist du hier her gekommen um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit deiner Braut Hyuuga Hinata-san den Bund der Ehe zu schließen?“ „Ja,“ meldete er sich leise und etwas unentschlossen. Danach schien er endgültig verloren zu sein. Bei diesem schusseligen "Ja" zuckte mein Herz schmerzhaft zusammen. „Willst du deine Frau lieben, achten und ihr die Treue halten alle Tage deines restlichen Lebens?“ Naruto guckte endlich mal wo anders, aber jetzt zögerte er und blieb stumm. Was machst du nur?! Reiss dich doch zusammen!!! Der Pfarrer wurde etwas nervös, aber Naruto meldete sich genauso unentschlossen wie vorhin „Ääähm… Ja…“ Der Pfarrer schien sich etwas zu entspannen und die Trauung ging weiter. Ich bekam wieder mit, wie mein Herz noch einmal schmerzhaft verkrampft. „Hyuuga Hinata-san, ich frage dich,“ Der Pfarrer wendete sich nun Hinata zu. Sie sah etwas besorgt aus, aber dennoch übermäßig fröhlich. „Bist du hier her gekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit deinem Bräutigam Uzumaki Naruto-kun den Bund der Ehe zu schließen?“ „Ja,“ Hinatas "Ja" war laut und deutlich im Gegensatz zu Narutos. Der Pfarrer machte weiter. „Willst du deinen Mann lieben, achten und ihm die Treue halten alle Tage deines restlichen Lebens?“ „Ja,“ verkündete sie nochmal laut. „Nun richte ich meine Frage an euch beide, liebes Brautpaar… Seid ihr bereit, die Kinder als Geschenk anzunehmen und sie im Geiste des Willen des Feuers zu erziehen?“ Hinata zögerte wieder nicht und sagte eher als Naruto: „Ja…“ Hinata schien sehr unangenehm überrascht darüber zu sein, dass sie sich alleine meldete. „Naruto-kun?“ der Pfarrer sprach ihn direkt an und guckte ihn etwas verärgert an. „Ja…“ Naruto schmetterte die Antwort fast mit Angst ab und guckte mich verzweifelt an. Was macht er verdammt noch mal?! „Gut… Normalerweise ist die Braut unentschlossen, bei uns ist es heute umgekehrt,“ der Pfarrer versuchte die Situation zu entspannen. Unter den Gästen verbreitete sich ein kurzes Gelächter. Bekommt denn kein anderer seine immense Aufregung? „Nun stelle ich euch eine letze Frage… und versucht bitte gleichzeitig sie zu beantworten.“ Der Pfarrer guckte Naruto strikt an, aber Uzumaki schien die Bitte nicht wahrgenommen zu haben. Die Gäste lachten unbesorgt wieder. Ich fand es aber gar nicht so witzig. Bekomme nur etwa ich seine stumme Anst mit?! Er sah wie ein wildes Tier aus, das Gefahr spürt und einfach nur verschwinden will. Uzumaki, verdammt noch mal?! Was soll das?! „Seid ihr beide bereit, von heute an zusammen als Eheleute die Mitverantwortung in unserer Stadt und in der Shinobi-Welt zu übernehmen?“ Jetzt ist es so weit. Die Geschichte unserer Protagonisten erreicht in den nächsten Sekunden die Kulmination. Die gesamte Welt hielt ihren Atem an. Alle schauen nur ihnen zu. „Ja!“ Hinatas entschlosse Stimme klang an diesem stillen Ort besonders lieblich, wie ein Paar silberne Glöckchen. Ihre Antwort brachte mein Herz zum erneuten schmerzvollen Zusammenzucken und ich kniff die Augen zu. Gleich wird mein Herz in den Brand gesteckt. Und danach ist es endlich vorbei. „Nein.“ sagte Naruto leise. Danach hob er seine Augen hoch, schaute mich erlöst an und lächelte. Oh Gott ist es unangenehm! Am liebsten würde ich aus seinem Sichtfeld verschwinden. Was ist gerade eben passiert?! Eine Unruhe verbreitete sich rasch unter den Gästen und sie fingen an, unter sich zu besorgt zu reden. Hinata war komplett verwirrt und guckte Naruto fragend an, aber dieser Schwachkopf beachtete sie nicht mehr. Er ließ nicht von mir los. Der Pfarrer versuchte die Situation irgendwie zu retten und sagte etwas, was niemanden wirklich interessierte. Eine unangenehme chaotische Hektik ergriff den Raum, weil keine wusste, was das eigentlich soll. Naruto hörte nicht auf mich anzugucken und ich versuchte immer noch irgendwie von diesem penetranten Blick zu fliehen. Seine Augen leuchteten fröhlich auf. Eine schreckliche Vorahnung besuchte mich. Er hat bestimmt etwas vor. Und dieses Etwas heißt nicht „zu Ende zu heiraten“. Es war spannend und beängstigend zugleich. Im nächsten Moment spingt Naruto von der Bühne ab und rennt einfach los ohne die Augen von mir wegzunehmen. Als ob nichts anderes für ihn existierte. Als ob er die komplette Umgebung ausgeblendet hätte. Er rammte in die stehenden Menschen und stieß sogar mache um. Die Leute machten ihm hilflos eine Laufgasse um nicht angerempelt zu werden. Als er näher zu mir wurde, lächelte er fröhlicher. Ich fühlte in diesem Moment jedes Paar Augen, was mich gerade beobachtet, und es war sehr unangenehm. Mit jeder Sekunde mehrte sich die Zahl der Beobachter und ich fühlte mich ab einem gewissen Punkt irgendwie ertappt. Aber Naruto beschäftigte sowas kein bisschen. Keiner konnte ihn auf dem Weg zu mir aufhalten. In Kürze starrte mich jeder hier Anwesende ganz unverschämt an, weil allen klar wurde, auf wen unser Bräutigam zurennt. Gott fühlte ich mich bloßgestellt! Wie peinlich ist das denn?! Ich wusste immer noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit, was er vorhat, und es machte mir etwas Angst. Mittlerweile war er in der Reichweite meines Arms… uuuuuuuuuuuund… er warf sich auf mich und küsste mich leidenschaftlich. Der Kuss war so echt… Moment? Er küsst mich? Auf seiner Hochzeit?! Vor allen diesen Menschen?! Warum verdammt noch mal?! Meine Gedanken hörten abrupt auf und ich vergaß in einem Moment alles andere um uns. Seine feurige Leidenschaft konsumierte mich vollständig und beförderte uns an den Ort, an dem sich die Spiegelbilder anfassen dürfen. Die Zeit hielt an. Ich nahm ihn sehr intensiv wahr: er schmeckt nach Zitrone und riecht nach einem guten Parfüm. Seine Lippen sind weich, seine Nase ist irgendwie im Weg und seine Küsse schmatzen wirklich sehr laut! Er nahm sich schmackhafte Bisse von mir und ich tat genau dasselbe. Wir waren dabei uns gegenseitig zu verspeisen und es machte mich so dermaßen an! In diesem Augenblick existierte nichts außer uns beiden, seiner grenzenlosen Leidenschaft und diesem sinnlichen Kuss. Der Kuss war so feurig, dass ich mich an seinen Lippen verbrannte. Er war heiß wie die Sonne. Naruto umarmte mich fest und ich umarmte ihn auch. Seine eine Hand wanderte in meine Haare. Er schloss mich zärtlich aber sehr fest um. Er wollte mich vor allen beschützen und ich durfte es wissen. Diesmal hatte er keine Absichten mich jemals gehen zu lassen. Er wollte wieder meine Sonne sein. Dann hörte er auf mich zu küssen und flüsterte mir direkt ins Ohr: „Zur Hölle mit der ganzen Scheiße! Ohne dich sind ein geregeltes Leben, ein sicherer Job und eine Familie komplett bedeutungslos. Ich bin so unfassbar dumm, weil ich dich ernsthaft durch diese Dinge ersetzen wollte. Und dabei kann ich nicht mal vernünftig ohne dich existieren. Ich liebe dich über alles, Sasuke…“ Er sagte die Worte, nach denen ich mich am meisten in meinem Leben sehnte. Es war wirklich unglaublich, dass diese Worte tatsächlich auf mich einfach so fallen. Ich verlor mich gedanklich in dieser Botschaft und fand einfach keinen Weg zurück in die Realität. „Willst du vielleicht immer noch mit mir ins Nirgendwo fliehen?“ wisperte er in mein Ort. Ich konnte vor Überforderung nicht reagieren. Es war einfach zu viel. „Bitte sag ja“ wisperte er als nächstes. Ich konnte nur stumm nicken und sobald ich es tat, nahm er mich bei der Hand, zerrte mich an sich und rannte los. Ich konnte nicht mit ihm mithalten. Mein Körper drehte durch, mein Verstand war benebelt, mein Herz raste wie verrückt und ich war komplett überfordert. Noch nie verspürte ich so eine gewaltige Menge an positiven Gefühlen auf einmal. Meine Beine knickten verräterisch um und ich fiel auf den Boden. Er reagierte blitzschnell: im nächsten Augenblick saß ich auf seinem Rücken und wir waren bereits dabei Hyuugas Residenz zu verlassen. Gleich kommt das Tor, an dem ich zum ersten Mal meinen Kopf auf seine Schulter ablegte. Ach, was für eine schöne Erinnerung! Ich hielt mich an ihm fest und ein Gedanke kursierte in meinem Kopf: Er gehört mir und keiner darf ihn mir wegnehmen. Weil er mich wie kein anderer in dieser Welt liebt. Und weil er meine Sonne ist. Für mich scheint er am hellsten. Wir entfernten uns von Konoha ziemlich rasch. Er musste irgendwann zu seiner Kurama-Form wechseln, weil ihm langsam die Puste ausging. Als er das machte, rannte er wieder unaufhaltsam mit erneuter Kraft. Er hatte wirklich sehr viel Chakra und seine Ausdauer war zu beneiden. Wie lange kannst du noch so weitermachen, Naruto? Plötzlich kam mir in den Sinn, dass es alles jetzt meins ist. Ich grinste zufrieden und küsste ihn am Hals. Zwar konnte ich sein Gesicht nicht sehen, ich wusste aber, dass er mich anlächelt. Er flog uns entschlossen ins Unbekannte und ich konnte das alles immer noch nicht fassen. Nur dass ich mich fest an ihm anschmiegte, bestätigte, dass es doch kein Traum ist. Ich unarmte ihn fester. Diesmal entwischst du mir nicht, Füchschen! Schließlich bist du freiwillig hier. Nach guten 2,5 Stunden Hochleistungslauf wurde er erschöpft und wir hielten mitten im Nirgendwo an. Ich setzte mich auf den Boden, er legte sich hin und legte seinen Kopf mir auf den Schoß. Sein wunderschönes Kimono war mittlerweile dreckig und gerissen an einigen Stellen. Er zog irgendwann die obere Schicht aus und warf sie weg. Er sah jetzt ziemlich unordentlich aus, dennoch war er traumhaft schön. Er atmete sehr schwer und seine Wangen brannten. Ich spürte wie sein Körper die Wärme überall in die Atmosphäre ausstrahlt. Er zog meinen Blick auf sich hin: seine großen blauen Augen waren hypnotisierend und ich könnte jeden Moment darin ertrinken. Ich konnte einfach nicht aufhören, ihn aus dieser Nähe zu betrachten, aber er erwiderte meinen Blick nicht und schaute in den Himmel. Ich fuhr langsam durch sein Gesicht und berührte leicht seine Schnurrhaare. Er schmunzelte dabei verträumt. Ich brachte seine Haare durcheinander und er schüttelte seinen Kopf ab, wie ein kleines wildes Tier, das aus dem Wasser rauskam. Jetzt wusste ich es! Er sah gerade wie ein Fuchs aus… „Du bist mein kleines zahmes Wildfüchschen!“ Mit diesen Worten traute ich mich ihn zu küssen. Diesmal durfte ich es tatsächlich. Diesmal durfte er diesen Kuss genießen. Ich guckte ihm direkt in die Augen. Er konnte den Blickkontakt nicht aufrechterhalten halten. Sein Blick wanderte planlos hin und her. Es war ein sehr romantischer Moment. „Und du bist mein… äääääähm… du biiiiist…“ Er schaute mich trotz aller Anstrengung an. Er atmete immer noch schwer. “Ich weiß nicht, wer du bist!“ sagte er verlegen und guckte schon wieder weg. So Naruto wie er war, musste er natürlich die romantische Stimmung zunichtemachen. Ich lachte nur kurz darüber. Dann starrte er mich ernsthaft an, machte eine seriöse Miene und versuchte krampfhaft den Blickkontakt aufrechtzuerhalten. Ich sah, dass es ihm schwerfiel. Er sagte schlussendlich: „Ich weiß jetzt, wer du bist!“ „Wer? Verrate es mir!“ Ich fand seine ernste Art belustigend und zuckersüß. „Du bist einfach nur meins.“ Er schaute schon wieder weg. Die romantische Stimmung kehrte wieder ein. Ich wusste nicht, dass er überhaupt so sein kann. Es überraschte mich. Dann drückte er mir etwas stumm in die Hand. Ich konnte erstmal nicht verstehen was das ist und guckte mir dieses Ding an. Es war mein Papier-Shuriken, den ich damals in sein Büro durch das Fenster warf. Der Schuriken war natürlich ranzig ohne Ende. Naruto konnte solche Sachen nicht vorsichtig behandeln. Ehrlich gesagt vergaß ich mittlerweile den Brief komplett. Er guckte mich etwas beängstigt an und dann wanderte sein Blick auf den Zettel. Ich glaube, ich verstehe was er von mir will. Seine Hände lagen verschränkt auf seiner Brust. Ich nahm seine Finger vorsichtig auseinander und legte den Schuriken zwischen seinen Handflächen. Danach legte ich meine Hand oben auf seine und guckte ihm direkt in die Augen. Er wurde im gleichen Moment noch röter vor Verlegenheit und musste schon wieder weggucken. Mein Gott, wie süß er war! Seine Art verdrehte mir den Kopf mit gewaltiger Kraft. Ich zögerte für eine Weile. Dann holte ich tief Luft und flüsterte ihm zu: „Naruto…? Willst du wieder meine Sonne sein?“ fragte ich ihn leise. Er lächelte im gleichen Moment. Ich sah ihm an, dass er diesen Augenblick mit mir magisch findet. Danach berührte er mein Gesicht leicht und warf mir einen warmen zärtlichen verliebten Blick zu. Und dann… hat er ja gesagt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)