Liebe, Hass, Familie, Freundschaft und andere Katastrophen von Yuri91 (Aus dem abenteuerlichem Leben von Sakura und Sasuke) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 - (Albtraumhafter) Weg in ein neues Leben -------------------------------------------------------------- Das Wetter heute war super. Sonnenschein, kein Wölkchen am strahlend blauen Himmel und ein erfrischender, kühler Wind wehte, sodass die für heute vorhergesagten 33°C einigermaßen erträglich waren. Gut, dass sie hier auf Hokkaido lebten und nicht in Tokio oder in anderen Gebieten Japans, wo man im Sommer aus dem Schwitzen nicht mehr herauskam und selbst die Wäsche nicht trocknete, weil die Luftfeuchtigkeit zu hoch war. Da war es in Sapporo, der Hauptstadt des Bundeslandes Hokkaido, deutlich angenehmer. Nur spiegelte das Wetter das genaue Gegenteil von Sakuras Stimmungslage wieder. Fast eine Woche war seit dem schockierendem Treffen mit der Familie Uchiha vergangen. Heute, Freitag, nach der Schule, sollte Sakura mit Sasuke zu ihm nach Hause gehen und gleich das ganze Wochenende dort verbringen! Um sich einmal alles anzusehen und zurechtzufinden. Und damit ein paar weitere Dinge geklärt werden konnten. Zum Beispiel, welches Zimmer Sakura bekommen sollte. Und auch, ob ein Nutzungsplan für das Badezimmer nötig sein würde oder nicht. Solche Sachen, hatte Mebuki Sakura gestern Abend erklärt. Würde es sich bei dem neuen Mitbewohner nicht um Sasuke handeln, fände Sakura das alles nicht so schlimm. Die kleine Wohnung, die sich Sakura mit ihrer Mutter teilte, wurde langsam für sie ein wenig zu eng. Es war ein deutlicher Fortschritt in ein Haus umzuziehen. Außerdem hatte sich Sakura schon immer so etwas gewünscht. Geschwister, einen Vater… Nicht, dass Sakura tatsächlich einen Vaterersatz in Fugaku sehen würde oder gar geschwisterliche Gefühle für Sasuke aufbringen würde! Ganz gewiss nicht! Aber ein Zusammenleben, wie in einer richtigen Familie, das war schon immer ihr Traum gewesen. Immerhin hatte es ihr ganzes Leben lang nur sie und ihre Mutter gegeben. Und kleine Wohnungen. Die Wohnung, in der sie zuvor gelebt hatten, war sogar noch kleiner gewesen als die jetzige und Sakura hatte bis zu ihrem siebten Lebensjahr mit ihrer Mutter ein Zimmer und Bett geteilt. Aus Platzmangel. Deswegen waren sie in die jetzige Wohnung umgezogen, doch Sakura wusste, ihre Mutter arbeitete viel, um die Miete aufbringen zu können. Deswegen hatte Sakura bereits überlegt, einen kleinen Nebenjob anzunehmen. Eine alleinerziehende Mutter zu sein, war keine leichte Sache. Dass sie nicht die reichsten war, wusste Sakura selbst und es störte sie auch nicht sonderlich. Jetzt, mit Fugaku an ihrer Seite, würde Mebukis Leben sicherlich leichter und schöner werden. Das hatte sie sich auch verdient. Bei dem Gedanken daran, wie viel besser ihr Leben werden würde, musste Sakura unbewusst lächeln. Das und die Liebe zu ihrer Mutter waren die einzigen Gründe, warum die rosahaarige Schülerin nicht bockig wurde wie ein kleines Kind und kommentarlos hinnahm, was ihre Mutter entschieden hatte. Jetzt, in der Schule, wusste Sakura nicht, was sie tun sollte. Wusste Sasuke bescheid, dass er sie mitnehmen sollte? Wenn ja, ließ er sich davon nichts ansehen. Heute Morgen war er kommentarlos an ihr vorbei gegangen. Ja, er hatte sie nicht einmal eines Blickes gewürdigt! Wirklich, was fanden die Mädchen an so einem Kindskopf nur? Es blieb ihr nichts anderes übrig. Sakura musste kurz zu Sasuke gehen und mit ihm reden. Nur wann? Weil sie mit Sasuke zusammen die Gruppenarbeit erledigt hatte, waren bereits Gerüchte aufgekommen. Lief da was zwischen ihnen? Oder eher zwischen Naruto und Hinata? Als die Hyuuga davon gehört hatte, war sie rot wie eine Tomate angelaufen und hatte nur „Unsinn“ vor sich hin gestammelt. Jetzt, drei Tage danach, unterhielten sich die Leute kaum noch darüber. Wohl, weil wieder alles beim Alten war. Niemand hatte Sakura und Sasuke zusammen gesehen und bei Hinata und Naruto war es dasselbe gewesen. Wenn sie also jetzt zu dem Uchiha ging, würde dann wieder alles von vorne anfangen? Seufzend räumte Sakura ihr Japanischbuch weg. Die Stunde war vorbei. Dafür würde jetzt eine Stunde Biologie folgen. Während sie das entsprechende Buch herausholte, wandte sich Ino ihr zu. „Was ist denn heute mit dir los? Du wirkst ein wenig neben der Spur.“ „Alles okay. Es ist nichts.“ „Es hat sicherlich mit dem neuen Freund deiner Mama zu tun. Richtig?“ sagte Hinata und wusste gar nicht, wie nah sie mit dieser Aussage der Wahrheit kam. „Stimmt. Du hast gar nicht viel von dem Treffen erzählt. War es wirklich so schlimm?“ „Es ist alles in Ordnung. Das habe ich doch gesagt.“ Gute Freunde zu haben konnte manchmal nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch sein. Denn sie mischten sich in das eigene Leben ein. Sakura wusste, ihre Freundinnen meinten es nur gut und sie machten sich Sorgen um sie. Deswegen hielt sie sich zurück, die beiden Mädchen nicht ungerechterweise an zu zicken. Stattdessen seufzte sie erneut auf. „Ich tippe ja darauf, dass Mebukis Freund ein total heißer, junger Kerl ist und du dich selbst in ihn verknallt hast!“ Ungläubig blickte Sakura ihre Freundin an. Hinata selbst konnte Inos Aussage kaum glauben. „Ich denke nicht… Mebuki ist doch nicht… Sakura würde niemals…“ „Hinata, alles gut. Ich mach nur ’nen Witz!“ beruhigte Ino sie. War ja klar. Solche Witze konnten nur von der Blondine stammen. Dafür, dass Ino allerdings so oft über Männer redete, war sie bislang genauso erfolglos bei der Suche nach einem Freund gewesen, wie Hinata und Sakura. „Ach so.“ Froh darüber, dass die Beiden das eigentliche Thema vergessen hatten, unterhielten sie sich nun über Männer im Allgemeinen. Besser, als über das Treffen zu reden oder wer ihr baldiger Mitbewohner sein würde. Allerdings vergaß sie dabei auch, darüber nachzudenken, wie und wann sie nun mit Sasuke reden sollte. Eine Adresse hatte Mebuki ihr nämlich nicht gegeben. Lediglich würde ihre Mutter Kleidung und Kosmetika für ein Wochenende für Sakura mitnehmen, damit sie es nicht in die Schule hatte mitnehmen müssen. „Ihr seid in einer Klasse. Das passt schon“, war Mebukis Erklärung gewesen und hatte Sakura damit unfreiwillig in die Klemme gebracht.   „Mist!“ murmelte Sakura vor sich hin, während sie hektisch ihre Schulsachen zusammenräumte. Der Unterricht für heute war vorbei. Auch standen keinerlei Clubaktivitäten für sie an. Ihr Lehrer, der den Tennisclub betreute, war krank und damit fiel das Training heute aus. Sasuke, der selbst keinem Club angehörte, war gerade dabei das Klassenzimmer zu verlassen. Ohne sie! Bislang war Sakura nicht dazu gekommen mit ihm zu reden. Jetzt musste sie sich beeilen und ihn einholen. Hektisch stopfte sie das letzte Buch in ihre Tasche, verabschiedete sich schnell und kurz von ihren Freundinnen und hetzte aus dem Klassenzimmer. Ein Blick nach links zeigte ihr den schwarzen Haarschopf des Uchihas, der gerade um die Ecke bog. Schon fast rennend beeilte sich Sakura aufzuholen. Dabei huschte und quetschte sie sich an den Schülern vorbei, die noch zu einer weiteren Unterrichtsstunde mussten oder auch auf dem Weg nach Hause waren. Mehr als einmal wurden ihr böse Blicke hinterhergeworfen, weil sie jemanden anrempelte. Trotz Entschuldigung. Lange verschwendete Sakura keine Gedanken daran. Zügig setzte sie ihren Weg fort. Als sie endlich in den Eingangsbereich kam, fiel ihr Blick direkt auf Sasukes Spint. Da seiner in derselben Reihe wie ihrer war, nur näher an der Eingangstür, hatte sie ihn dort bereits oft gesehen. Nur jetzt natürlich nicht. Stattdessen sah sie ihn nun, wie er mit Neji und Naruto gemeinsam durch die große Doppeltür der Schule ging. Mist! Scheiße! Verflucht noch mal! Warum waren Jungs nur immer so schnell? Konnten die nicht ein wenig langsamer laufen und dabei miteinander reden? Was mussten die sich auch so beeilen! Hektisch schlüpfte Sakura aus ihren Schuhen für die Schule, schloss ihren Spint auf und holte ihre Straßenschuhe, die ebenfalls zur Schuluniform gehörten, heraus. Unordentlich schmiss sie ihr Paar Schuhe einfach in den Spint und knallte die Tür zu. Wegen des lauten Lärms wurden ihr schräge Blicke von der Seite zugeworfen. Doch Sakura war so in Eile, sie bemerkte es nicht einmal. Den ersten Schuh trug Sakura bereits. Den zweiten zog sie halb auf einem Bein hüpfend an, um Sasuke ja nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei fiel ihre Tasche auf den Boden. Mist, verdammter! Bevor Sakura sich bücken und ihre braune Schultasche aufheben konnte, wurde ihr diese bereits entgegengehalten. Ein blasser Schüler, mit schwarzen Haaren, dunklen Augen und einem schüchternen Lächeln im Gesicht, stand vor ihr. Er sah gar nicht schlecht aus, schoss es Sakura durch den Kopf. Wenngleich ihm ein weniges Sonnenlicht gut tun würde. Doch für solche Gedanken war jetzt nicht die richtige Zeit. „Danke“, murmelte sie, brachte ein kleines Lächeln zustande und rannte bereits zur Schultür, kaum dass sie die Tasche zurück hatte. Auf dem Schulhof tummelten sich die Schüler zu Hauf. Manche standen in kleineren Grüppchen zusammen, unterhielten sich, während etliche andere zum Schultor gingen. In dieser Menschenmenge war das unverwechselbare, strubbelige Haar des Uchihas dennoch auszumachen. Zum Glück! Zügig ging Sakura zum Schultor, holte zu dem Trio auf, als diese rechts um die Ecke bogen. „Naruto, warte“, rief sie atemlos. Wenn sie den Uzumaki rief, war es weniger auffällig. Sakura konnte darauf verzichten, dass sie nächste Woche wieder Gesprächsthema Nummer eins war. Außerdem hatte sie so den Verdacht, hätte sie nach Sasuke gerufen, hätte er sie ignoriert. Naruto aber war ein guter Kerl und kaum das er sie gehört hatte, blieb er stehen und drehte sich suchend um. Mit dem rechten Arm winkte Sakura ihm zu. Nun waren auch Sasuke und Neji stehen geblieben. Bei ihrem Anblick jedoch verfinsterte sich der Gesichtsausdruck des Uchiha deutlich. „Blöde Tiefkühltruhe“, murmelte Sakura vor sich hin, setzte dann jedoch ein Lächeln auf, als sie bei dem Trio angekommen war. „Danke für’s Warten.“ „Kein Ding. Hast du was vergessen? Oder hab ich wieder was vergessen?“ Schnell blickte Naruto in seine Schultasche. Es war schon mehrfach vorgekommen, dass er ein Buch auf seinem Platz hatte liegen lassen. Nicht selten hatte Sakura es ihm gebracht. Als er jedoch feststellte, dass alles da war, atmete Naruto erleichtert auf. „Dachte schon. Heute Morgen bin ich schon ohne Tasche aus dem Haus gegangen. Meine Mutter ist mir hinterher gerannt, hat sie mir gegeben und mir damit auch noch gleichzeitig auf den Kopf geschlagen. Das tat weh! Es gibt doch Gesetze gegen Kindesmisshandlung. Meine Mutter schlägt mich fast täglich.“ Unweigerlich musste Sakura bei Narutos Gejammer Lächeln. Der blonde Chaot war schon ein Fall für sich. Sie mochte auch seine Eltern. Sie waren wirklich nett und liebevoll zu Naruto. Abgesehen davon, wenn er mal wieder Unsinn anstellte. Was recht oft vorkam. Im Vergleich zu früher jedoch war es deutlich weniger geworden. Naruto wurde wohl langsam erwachsen, wenngleich nicht selbstständiger. „Weil du es verdienst.“ „Sonst bekommst du ja nichts in deinen Schädel rein.“ Abrupt schloss Sakura den Mund. Sie und Sasuke hatten das gerade gleichzeitig gesagt. Sie mochte es nicht, wenn sie mit Sasuke einer Meinung war. Ihm schien es nicht anders zu ergehen, denn seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Seine Lippen waren zu einem dünnen, harten Strich zusammengepresst. „Ja, ja. Macht euch nur lächerlich über mich“, jammerte Naruto. „Du solltest deinen Eltern dankbar sein, dass sie dich nicht schon längst zur Adoption gegeben haben.“ Genervt verdrehte Naruto seine blauen Augen bei dieser Bemerkung. Der sonst so höfliche Neji schien heute nicht ganz so gut gelaunt zu sein. Überrascht blickte Sakura zu dem langhaarigen Hyuuga. Ja, eindeutig. Er schien sauer auf Naruto zu sein. „Echt mal, kannst du das nicht langsam sein lassen? Es war nur eine Partnerarbeit. Das hatte nicht mehr zu bedeuten.“ „Eben!“ entgegnete Neji prompt und durchbohrte Naruto mit seinem Blick regelrecht. „Kapierst du das? Seitdem ich mit dir für die Gruppenarbeit Plätze getauscht habe, ist Neji voll pissig auf mich und sagt mir nicht warum.“ Oh ha. Sakura konnte sich denken warum. Als die Partnerarbeit in Geschichte angestanden hatte, hatte sie Naruto gebeten, Hinata zu fragen, ob sie mit ihm die Aufgaben erledigt. So hatte Sakura ihren Freundinnen nicht erklären müssen, warum ausgerechnet sie mit Sasuke zusammenarbeiten hatte wollen. Hinata hatte danach natürlich im siebten Himmel geschwebt. Das tat sie jetzt auch noch. Nur sorgte sie sich gleichzeitig, ob sie nicht alles vermasselt hatte, weil sich Naruto ansonsten ganz normal ihr gegenüber verhielt. Sie hatte geglaubt, er hatte ihr näher kommen wollen und sie hätte alles zerstört. Anscheinend hatte Hinata ihre Sorgen nicht nur ihren Freundinnen anvertraut, sondern auch ihrem Cousin. Der wiederum schien kein Eisschrank zu sein, wenn es um seine Cousine ging. Da Sakura Schuld an Narutos Misere war, kamen Schuldgefühle in ihr auf. Auch fühlte sie sich Hinata gegenüber schlecht. Sie würde nächste Woche mit ihr reden müssen. Definitiv. Jetzt jedoch nutzte sie die Gelegenheit und wandte sich Sasuke zu, der sich aus dem Streit seiner Freunde heraushielt. Unauffällig stellte sich Sakura neben den Uchiha. „Hat dir dein Vater von den Plänen für dieses Wochenende erzählt?“ So leise wie möglich, damit sonst niemand ihre Unterhaltung mitbekam, sprach Sakura mit Sasuke. Dieser wiederum antwortete lediglich mit einem kleinen Nicken. Das war doch…! Dieser arrogante Arsch! Er wusste, dass er ihr den Weg zeigen sollte und hatte sich einfach dazu entschlossen, es nicht zu tun! Na, dem würde sie das Wochenende zur Hölle machen! „Ah ja“, gab Sakura mit unterdrückter Wut von sich. „Und weißt du auch, dass ich den Weg zu deinem Haus nicht kenne?“ „Hat dir deine Mutter die Adresse nicht gegeben?“ „Nein.“ Hatte er es vielleicht gar nicht mit Absicht getan? Vielleicht hatte Sasuke in der Tat nicht gewusst, dass er sie mitnehmen sollte. „Und du bist nicht auf die Idee gekommen, nach der Adresse zu fragen?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen bedachte Sasuke sie mit einem abwertenden Blick, der Sakura das Gefühl gab, ein kleines Kind zu sein. Das ließ den brodelnden Topf voller Wut in ihr nur noch weiter hochkochen. „Würdest du mir bitte den Weg zeigen?“ bat Sakura, wobei sie jedes Wort zwischen den Zähnen hervorpresste. Oh, wie gerne würde sie dem eingebildeten Uchiha eine ordentliche Kopfnuss verpassen! Aber sie hielt sich zurück. Immerhin brauchte Sakura ihn, damit er ihr den richtigen Weg wies. „Von mir aus. Aber du läufst immer mit zehn Meter Abstand hinter mir her. Ich habe keine Lust, dass die Leute was Falsches denken.“ Das war doch… Wie eingebildet und für wie wichtig hielt sich Sasuke? Die Welt drehte sich nicht um ihn und er war auch nicht Dreh-und Angelpunkt sämtlicher Schüler der Konoha-Koko! Doch auch dieses Mal schluckte Sakura die Beleidigungen herunter. Nur einen bissigen Kommentar konnte sie sich nicht verkneifen. „Keine Sorge. Hatte eh nicht vor, mit dir zusammen gesehen zu werden.“ Damit ließ Sakura das Trio stehen, ging ein paar Schritte von ihnen weg und wartete. Nachdem sich Neji und Naruto wieder eingekriegt hatten, setzten die Drei den Heimweg fort. Mit genügend Abstand und weiter vor Wut kochend, folgte Sakura ihnen. Letztendlich hatte Sakura nicht geglaubt, dass sich der Heimweg so ziehen würde. Sie war sich sicher, Sasuke tat dies alles mit Absicht. Nur um sie zu ärgern. Das würde sie ihm alles noch heimzahlen! Zu Beginn war Sakura dem Trio für fast zehn Minuten der Straße gefolgt. Der Weg lag genau entgegengesetzt der Richtung, die sie für ihren Heimweg benutzte. Nach diesen zehn Minuten, in denen sich ein Hochhaus an das andere reihte und Leute beschäftigt durch die Straßen gingen, bogen die Jungs links ab, gingen über eine Brücke und dann wieder rechts. Sie gingen in Richtung des großen Odori-Parks, wo sich auch der Hauptknotenpunkt der U-Bahn befand. Anscheinend würden sie mit der Ü-Bahn fahren. Nun, das taten sie auch, nur nicht so, wie Sakura gedacht hatte. Am Odori-Park angekommen, tummelten sich die Leute nur so. Unter den Bäumen auf Parkbänken saßen Geschäftsleute, die draußen ihr Mittagessen einnahmen. Kinder spielten auf der Wiese und Mütter gingen mit ihren Kleinkindern im Kinderwagen spazieren und unterhielten sich mit ihren Freundinnen. Der große, rot-grüne Fernsehturm ragte imposant in die Höhe. Zig Touristen –zum Großteil andere Asiaten - standen hier und machten Fotos davon. Das Trio ging ein Stück den Park entlang, direkt an der Unterführung zum Eingang der U-Bahnstation und der großen unterirdischen Einkaufspassage – für die Sapporo berühmt war – vorbei. Irritiert folgte Sakura den Jungs, die nun links über die Ampel gingen, direkt zum Vergnügungsviertel Susukina, in dem man nachts ein erotisches Angebot nach dem anderen finden konnte. Tagsüber dagegen gab es hier zig Cafés, Karaoke-Bars und Spielhöllen und Game-Center, in dem sich zig Jugendliche und junge Erwachsene tummelten. Auch gab es hier etliche Boutiquen, in denen Sakura mit ihren Freundinnen ab und an shoppen ging. So, wie auch in der unterirdischen Einkaufspassage des Odori-Park. Zu Sakuras Entsetzen sah sie, wie die Jungs in eine überdachte Seitenstraße einbogen und letztendlich in einer Karaoke-Bar verschwanden. Perplex blieb sie vor dem Eingang stehen. Was sollte sie jetzt tun? Den Jungs folgen? Draußen warten? Oder sich selbst hier irgendwo amüsieren? Nee, keine gute Idee. Dann könnte sie Sasuke verpassen. Notgedrungen lehnte sich die Rosahaarige an die gegenüberliegende Wand und wartete. Die Minuten verstrichen. Nachdem Sakura bereits zwanzig Minuten lang Sasuke verflucht hatte, versuchte sie die Zeit sinnvoller zu nutzen, holte ihre Schulsachen heraus und begann ihre Hausaufgaben zu machen. Dass sie dabei von Vorbeikommenden mit schrägem Blick bedacht wurde, ignorierte sie gekonnt. Wäre ein Café in der Nähe gewesen, hätte sie sich dort hingesetzt und den Eingang der Karaoke-Bar beobachtet. Da das nächste Café aber um die Ecke war, kam das nicht in Frage. Es vergingen insgesamt 90 Minuten, bis Naruto, Neji und Sasuke letztendlich aus der Karaoke-Bar kamen. Die Jungs bemerkten die am Boden sitzende Rosahaarige nicht einmal. „Oh Sasuke, dafür wirst du zahlen.“ Schlecht gelaunt räumte Sakura ihre Hausaufgaben zurück in ihre Schultasche, stand auf und zog ihren dunkelblauen Faltenrock der Schuluniform zurecht. Anschließend folgte sie dem Trio. Hoffentlich ging es jetzt endlich nach Hause! Doch falsch… Der nächste Laden, in den die Jungs gingen, war ein Elektronikgeschäft. Anschließend folgte ein Game-Center, in dem die Jungs verschiedene Elektronikspiele spielten, Hau-den-Lukas und sich darin übten, Figuren aus einem Kasten mit einem Greifarm zu ergattern. Erfolglos. Sakura indessen kochte vor Wut. Jetzt reichte es! Sie würde Sasuke so was von die Leviten lesen! Er tat das alles nur um sie zu provozieren. Sicherlich wartete er nur darauf, dass Sakura ihm hier eine Szene machte. Aber er hatte nicht mit ihrem Stolz gerechnet. Fein, wenn der Uchiha es so wollte, dann würde es Krieg geben. Sie würde ihm nicht die Genugtuung geben, hier einen Tobsuchtsanfall zu bekommen. Stattdessen nutzte Sakura die Zeit und machte sich Gedanken, wie sie dieses Wochenende zum Schlimmsten in seinem Leben machen konnte. Es war bereits kurz vor 18 Uhr, als das Trio letztendlich das Game-Center verließen und endlich – endlich! – zur nächst gelegenen U-Bahnstation gingen. Vor dem Eingang verabschiedete sich Naruto von den anderen Jungs und ging die Straße nach unten, durch Susukino hindurch, Richtung Toyohira-Fluss. Neji und Sasuke dagegen gingen die Unterführung hinunter und Sakura folgte ihnen. Die kleine Unterführung in Susukino verfügte, anders als am Odori-Park, über nur eine U-Bahnlinie, die grüne Namboku-Linie. Aus ihrer Schultasche zog Sakura ihre elektronische Karte, mit der man hier in Sapporo Bus und U-Bahn einfach bezahlen konnte. Man musste nur ein wenig Geld darauf laden und schwupps, konnte man ganz einfach durch die Schranken gehen. Dabei wurde das Geld erst beim Verlassen des Busses oder der U-Bahn gezahlt. Je nachdem wie weit man fuhr, kostete es unterschiedlich viel. Sakura folgte Sasuke und Neji durch die Schranke. An einer Treppe ging sie die Stufen auf der rechten Seite nach unten. Hier ging es Richtung Asabu. Die linke Treppe führte in die entgegengesetzte Richtung, nach Makomanai. Gerade als Sakura die letzte Stufe der Treppe betrat, hörte sie bereits die einfahrende Bahn. Schnell quetschte sich die Oberstufenschülerin durch die bereits in ordentlichen Reihen wartende Menge. Wo war Sasuke? Mist, sie konnte ihn in der dichten Menschenmenge nicht mehr ausmachen. Wenn die ganzen Leute ausstiegen, würde es noch schwieriger werden. Aber dieses Mal war das Glück auf ihrer Seite. Gerade gingen unter Zischen die Bahntüren auf, als sie Sasuke zwei Reihen weiter entdeckte. Er unterhielt sich noch immer mit Neji. Eilig reihte sich Sakura in dieselbe Reihe wie der Uchiha ein, als sich auch schon eine Masse an Menschen aus der Bahn quetschte. Direkt darauf drängten und drückten sich die Wartenden in die U-Bahn. Mehr als einmal bekam Sakura einen Ellbogen in die Seite gestoßen. Unabsichtlich. Genau deswegen vermied sie es auch, mit der U-Bahn in die Schule zu fahren, wenngleich dies hieß, weiter und länger laufen zu müssen. Aber morgens und nachmittags, - ach, eigentlich immer von 15 Uhr bis etwa 19 Uh-  zu den Stoßzeiten, war es die reinste Hölle. Endlich in der U-Bahn angelangt, presste Sakura ihre Schultasche an ihre Brust. Sie stand eingeklemmt zwischen zwei Männern im Anzug, die sich über die Arbeit unterhielten. Auf Zehenspitzen stehend, entdeckte sie letztendlich Sasuke, der nur ein wenig von ihr entfernt stand. Mit einem Arm hielt er sich an einem dafür vorgesehenen grauen Plastikring fest. Neji tat dasselbe neben ihm. Lässig standen die beiden jungen Männer da und kümmerten sich nicht groß um die Leute um sich herum. Verdammt, wie konnten die Zwei selbst jetzt so lässig und cool sein und dabei gut aussehen? Sakura selbst war verschwitzt. Um Sasuke ja nicht aus dem Blick zu verlieren, musste sie weiter auf den Zehenspitzen stehen. Mit ihren 1,61 m war Sakura nicht gerade die Größte. Auch nicht für Japaner. Sasuke mit seinen 1,80 m und Neji, der noch einmal ein paar Zentimeter größer war, mussten sich mit solchen Problemen nicht herumschlagen. Die nächsten Minuten zogen sich in die Läge. An jeder Haltestellte stiegen zig Leute aus und wieder ein. Bei jedem Stopp und jedem Anfahren wurde Sakura ordentlich durchgeschüttelt. Immer war sie bemüht Sasuke im Blick zu behalten. Nach sechs Stationen, der Vorletzten für diese Linie, wurde die Rosahaarige doch kurz nervös, als sie sah, wie Neji die Bahn verließ. Sasuke jedoch blieb wo er war. Dann war Asabu, die Endstation, also ihr Ziel. Asabu war auch ein Vergnügungsviertel, mit vielen Restaurants und Game-Centern. Dort gab es auch ein Neko-Café, das sie einmal mit Ino und Hinata besucht hatte. Bei der Endstation angekommen, waren bereits weniger Leute da. Dennoch ging Sakuras vorsichtshalber näher an Sasuke heran, wenngleich sie weiter auf Abstand bedacht war. Dicht hinter ihm stieg sie letztendlich aus und folgte ihm die Treppe nach oben, ging durch die elektronische Absperrung. Nach einigen Metern weiter, gingen sie eine Unterführung nach oben. Die kühle, frische Luft tat auf ihrem verschwitzten Gesicht gut. Im Vergleich zu Sasuke musste Sakura schrecklich aussehen. Allerdings konnte sie kaum einen weiteren Gedanken daran verschwenden, denn unerschütterlich setzte Sasuke seinen Weg vor. Genervt stöhnte Sakura auf, folgte ihm jedoch. Dieses Mal hielt sie keinen solch großen Abstand mehr. Nur drei Schritte Abstand befand sich zwischen ihnen. Die ganze Zeit gingen sie nur gerade aus. An zig Restaurants und Pubs vorbei, dem ein oder anderem Pachinko – eine Art Casino, in der Regel von Koreanern betrieben, bei dem man eigentlich nur sein Geld verlieren konnte – bis sie auch am Bahnhof vorbei gingen. Da reichte es Sakura langsam. Sie holte zu dem Uchiha auf, als sie gerade an einem großen Supermarkt, der vor dem Bahnhof gelegen war, vorbei gingen. „Du wohnst hier, in Shin-Kotoni und anstatt drei Stationen mit dem Zug zu fahren, benutzen wir die U-Bahn – was deutlich länger dauert – plus wir müssen dann auch noch so weit laufen? Obwohl du näher am Bahnhof als an der Asabu U-Bahnstation wohnst?“ „Die U-Bahn war von Susukino schneller zu erreichen“, war die kurze, knappe Antwort des Uchihas. „Und das man von Susukino aus nur etwa zehn Minuten bis zum Hauptbahnhof laufen muss oder mit der U-Bahn innerhalb von 3 Minuten bis dahin fahren kann und man damit immer noch schneller ist als dein benutzter, bescheuerter Weg?“ Das war reine Schikane. Dessen war sich Sakura bewusst. Sasukes Antwort bestand nur aus einem Schulterzucken. Dann besaß er auch noch die Verfrorenheit zu sagen: „Du sollst doch Abstand halten, Flachbusen.“ Sakura konnte nicht mehr. Jeden Moment würde sie Sasuke umbringen. Einfach vor das nächste Auto schubsen. Jetzt zog er auch noch über ihren wunden Punkt her! „Und was glotzt du mir auf die Brüste?“ „Was für Brüste?“ Am besten den Mund halten, bevor ihr Ego noch mehr einstecken musste. Das würde sie heute nicht mehr verkraften. Außerdem blickte Sakura mit offenem Mund Sasuke hinterher, wie er so einfach seinen Weg fortsetzte. Keine Entschuldigung. Nicht einmal eine Erklärung. Bei der nächsten Kreuzung bog Sasuke dann rechts ab und riss Sakura aus ihrer Starre. Er drehte sich nicht einmal um, um zu sehen, ob sie ihm folgte. Dieses arrogante Arschloch! Verwünschungen vor sich hinmurmelnd, folgte Sakura dem Uchiha. Ihr Mordplan nahm bereits konkrete Züge an. Inzwischen waren sie in einer reinen Wohnsiedlung angekommen. Nur ab und an war ein Friseur oder Restaurant zwischen die Häuser platziert worden. Nach der dritten Kreuzung überquerte Sasuke die Straße und bog dann kurz darauf in eine rechte Seitenstraße ab. Die Häuser hier ähnelten sich alle sehr. Kleiner Garten, Garage, weißgestrichenes Haus. Sehr idyllisch hier, fand Sakura und sah gerade zwei kleine Kinder, die mit einem roten Ball auf der Straße spielten. Nur zwei Häuser weiter blieb Sasuke stehen. Eine Mauer aus grauem Stein, die etwa bis zur Schulter hochreichte, ging nahtlos in die des Nachbarn aus weißem Stein über. Dahinter befand sich ein kleines Beet, in dem Sakura allerlei Gemüse ausmachen konnte. Das weiße Garagentor war geschlossen. Eine kleine Treppe führte hinauf zur Haustür. Sie waren da. Hier war das Haus der Uchihas. Bald würde Sakura hier auch wohnen. Ob sie wollte oder nicht. Sasuke, der sich nicht einmal zu Sakura umgedrehte hatte, öffnete die verglaste Fronttür. „Willst du reinkommen oder draußen warten?“ Für diese Aussage warf Sakura ihrem zukünftigen Mitbewohner einen finsteren Blick zu. Wortlos ging sie die Treppe hinauf, durch die Fronttür und folgte Sasuke dann durch die eigentliche Haustür. „Wir sind zuhause“, rief Sasuke in das Haus hinein, während er sich seiner Schuhe entledigte. Bei diesen Worten zuckte Sakura kurz zusammen. Wir sind zuhause. Das klang so…normal. So heimisch und familiär. Als ob Sakura und Sasuke regelmäßig zusammen hierher kämen und…und hier wohnten. Was ja bald der Fall sein würde. Plötzlich bildete sich ein Kloß in Sakuras Hals. Nur langsam zog sie ihre Schuhe aus und stellte sie zu den vier Paar Schuhen, die bereits ordentlich aufgestellt waren. Für den Moment war ihre Wut auf Sasuke vergessen. Dafür waren  Aufregung, Vorfreude und vor allem Nervosität und auch ein wenig Angst vor ihrem neuen Heim, mit voller Wucht da. Auf in ein neues Abenteuer, dachte sich Sakura und ging die kleine Holzstufe nach oben ins Haus. Auf in ein neues Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)