Die Letzten ihrer Art von Pragoma ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Platz hatten sie wahrlich genug, sogar soviel, dass man eine ganze Neko-Zucht hätte unterbringen können. "Ja, ich mag es gern großzügig", nickte der Andere lächelnd und streckte sich aus. "Ich denke, so sollte es auch immer sein. Groß, geräumig und obendrein warm." Die Augen wieder öffnend und an die Decke schauend blieb er entspannt liegen. "Ein paar Artgenossen mehr, würden mich auch nicht stören. Eher würde es mich erfreuen, wenn wir nicht die Letzten wären", seufzte der Schwarzhaarige leise auf. "Gibt es denn nicht irgendeinen Weg, dafür zu sorgen, dass es wieder mehr werden?" Die Frage ließ Vincent aufhorchen, sich aufrecht hinsetzen und den Anderen anstarren. "Sicher gibt es diese Möglichkeit, aber ich ziehe sie nicht in Betracht", schüttelte er den Kopf und stand schließlich ganz auf. "Man kann auf die herkömmliche Methode weitere Nekos in die Welt setzen, doch ich habe nicht vor, mich den Genüssen von Fortpflanzung hinzugeben." "Warum nicht? Ist das unangenehm wie Probenentnahmen?", richtete er sich auf und legte den Kopf schief. "Nein, es ist keinesfalls unangenehm", erklärte Vincent und hatte keine große Lust das Thema weiter anzugehen. "Wenn es nicht unangenehm ist, was hält dich dann auf? Wenn es eine Chance gibt, dass es wieder mehr Nekos geben kann, dann sollte sie doch genutzt werden!", argumentierte der Helle. Vincent blickte den Silberhaarigen verständnislos an. "Ich paare mich nicht mit jedem, nur mit jemanden, den ich auch mag oder gar liebe. Sinnlos Nekos in die Welt setzen ist nicht meine Art." "Ich dachte nur, wenn es mehr von uns gäbe, wäre es vielleicht wieder besser", murrte Sephiroth leise und verstand nicht auf Anhieb, was Vincent daran störte diese Chance zu ergreifen. Er hatte er aber auch keine Ahnung, was paaren war. "Du weißt nicht, was paaren ist, oder? Die Nekos, die geboren werden würden, wären alles Kätzchen, die sich erst entwickeln und eine Persönlichkeit finden müssten. Willst du dir das antun?", verlangte Vincent zu wissen. "Du hast recht, ich weiß nicht, was paaren ist. Aber wenn es hilft, dass es wieder mehr von uns gibt … dann bin ich bereit dir zu helfen", beschloss der Silberne und sah sehr ernst dabei aus. Langsam entglitten dem Schwarzhaarigen sämtliche Gesichtszüge, er tappte an eine in der Ecke stehende Kiste, nahm eines der vielen Bücher raus und reichte dieses dem Silberhaar. "Guck dir dieses Buch an und dann sag mir, ob du immer noch Nekos in die Welt setzen möchtest!", drückte er ihm das Kamasutra mit anschaulichen Bilderdarstellungen an, auf Verdacht, dass der Andere nicht lesen konnte. Das Buch annehmend betrachtete er erst einmal den Einband. "Kamasutra … aha", las er laut und schlug es auf. Seite um Seite blätterte er durch, las sich durch was da stand, wenn da was stand und seine Augen weiteten sich immer mehr, je weiter er fortschritt. "Ach du kannst lesen, na umso besser. Dann verstehst du es ja, was darin bildlich dargestellt wird", setzte sich der Schwarzhaarige wieder hin, nahm sich selber eines seiner Bücher und fing an zu lesen. "Sicherlich kann ich lesen. Ein Laborassistent hat es mir einmal beigebracht. Allerdings verschwand er danach spurlos …" Mit weit aufgerissenen Augen starrte er noch auf die Seiten des Buches. Seinen Kopf immer wieder von der einen zur anderen Seite legend, ging er weiter die Seiten durch, hin und wieder fiepste er leise. Schön, dann wäre es ja geklärt und er musste das nicht noch übernehmen. "Lesen ist etwas sehr Schönes, Buchstabe für Buchstabe gliedern und lesen ist ein netter Zeitvertreib", nickte Vincent wissend, hatte so manches Buch gelesen und kaufte sich hin und wieder gern eines, um eben seinem Hobby nachzugehen. Als er schließlich mit dem Kamasutra durch war, sah er etwas blass aus. Blass und sehr verwundert. "Na bist du jetzt schlauer?", wandte sich Vincent an Sephiroth und schmunzelte ihn leicht an. "Bei Weitem! Hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich ist und das ist dann also paaren … hm …." Nachdenklich blickte er den Einband ein, man konnte ihn regelrecht denken sehen. "Ja, das zeigt vielerlei Arten, sich zu paaren", nickte der Schwarzhaarige und wandte sich wieder seiner Lektüre zu. "Interessant." Sephiroth schaut zu Vincent hinüber. "Ich denke mal, man muss nicht alles machen, oder?" "Sicher nicht, einige sehen wirklich sehr nach Verrenkung aus", schüttelte der Angesprochene den Kopf und legte schließlich das Buch nun doch weg. "Was würdest du probieren wollen? Also, wenn du es wolltest?" Neugierig blinzelnd wartete der Silberne eine Antwort ab. Fast hätte sich Vincent der Frage allein wegen verschluckt, sah den Silberhaarigen an und nahm sich das Buch. "Nun ja, etwas Einfaches, so wie das hier", zeigte er Sephiroth die Seite, auf welcher eine normale Position zu sehen war, eben ganz natürlich, Frau unten und Mann oben. "Finde ich auch, das sieht nicht so kompliziert und schwer aus", stimmte der Größere zu. "Sicher, aber dennoch will ich nicht", wiederholte sich Vincent noch einmal. Sephiroth schwieg nun, spitzte dafür zu den anderen Büchern. "Ich habe verstanden, aber darf ich mir dann ein anderes Buch leihen? Sie sehen sehr interessant aus." "Du darfst so viel lesen, wie es dir beliebt", nickte der Gefragte und rollte sich ein wenig zum Entspannen zusammen. Dankend erhob sich der Silberling und trat an das Regal heran. Er sah sich jeden Titel genau an und griff schließlich nach einem dicken Band, zog ihn heraus und hockte sich im Schneidersitz hin. Interessiert begann er zu lesen. Vincent schlief schließlich friedlich ein, träumte von Wald und Wiesen, von kleinen Nekos, die um ihn herum wuselten und laut "Mama" riefen. Erschrocken wachte er deswegen auf, blickte sich verwirrt im Raum um und erblickte den Silberling beim Lesen. Total in das Buch vertieft, hatte dieser die Umwelt vergessen, nur sein Schweif pendelte hin und her. Sein Lesetempo war ziemlich flott, denn er hatte schon viele Seiten gelesen. Sich den Kopf anfassend, erhob sich der dunkle Neko, streckte sich noch einmal ausgiebigst und setzte kaum später Wasser für seinen Tee auf. Ganz kurz aufschauend, verfolgte der Helle Vincent mit seinem Blick, dann widmete er sich wieder der spannenden Geschichte. "Sicher magst du auch einen haben", murmelte dieser kurz auf und goss bereits zwei Tassen ein, wovon er eine dem Silberhaarigen reichte. "Gern, vielen Dank." Die Tasse entgegennehmend wieder vom Buch aufblickend, musterte er den Dunklen. "Eine wirklich interessante Geschichte hier. Du hast eine beeindruckende Auswahl." "Danke, es freut mich, dass du so viel liest. Es zeigt, dass du doch sehr gebildet bist", musste Vincent ehrlich zugeben und nippte an seinem Tee. "Die Geschichte ist sehr spannend. Berichtsbögen sind mehr als öde dagegen, aber du bist auch sehr gebildet", gab er dann das Kompliment zurück und nahm einen Schluck des köstlich duftenden Tees. "Ich habe vieles von meiner Mutter gelernt, einiges von meinem Vater. Ich versuche immer etwas Neues zu finden, besitze sogar seit kurzem einen Computer und nutze diesen auch", nickte er wissend und fischte aus einer Kiste die Keksdose raus. "Welches Modell, wenn ich fragen darf? Vielleicht einen tgm 86-09?" Dieses Modell kannte er durch intensive Beobachtung und konnte somit auch damit umgehen. Dieser Computer gehörte zur technischen Eliteausrüstung der Forschungsabteilung. Erstaunt blickte Vincent erneut auf, nickte aber dann und lächelte. "Ja, genau so einen besitze ich. Wenn du magst, geh ruhig dran. Ich habe nichts dagegen." "Zeige mir lieber später erst das Programm, das du da drauf geladen hast. Nicht, dass der Computer abstürzt", bat Sephiroth. "Ich bin das Laborprogramm gewöhnt, andere kenne ich noch nicht." "Gut, wie du willst", nickte Vincent und nippte an seiner Hagebutte, schloss die Augen und atmete tief ein und aus. "Danke Vincent." Und schon verschwand seine Nase wieder zwischen den Buchseiten. Ab und zu nahm er einen Schluck Tee und legte mal den Kopf schief. Dieser winkte nur gelassen ab, entspannte sich wieder mehr und mehr und schaute die Decke über sich an. Nach einer ganzen Weile hatte der Hellhaarige das dicke Buch komplett durchgelesen. Er klappte es zu und nach einem großzügigen Strecken, brachte er es zurück in das Bücherregal. Auf ein weiteres Buch hatte der Neko gerade keine Lust und legte sich daher lieber wieder nahe beim Feuer ab. Sich zusammenrollend schloss er die grünen Augen und döste ein wenig. Vincent war erstaunt, dass der Andere das Buch so rasch gelesen, es beinahe schon verschlungen hatte und nahm sich noch einen Tee. Er ließ den Silberhaarigen vorerst ausruhen, las selber wieder ein wenig in seinem Buch und summte leise dabei vor sich hin. Das Summen ließ ihn aufhorchen, die Ohren richteten sich halb auf und still lauschend lag der Silberne da. Es klang für ihn besonders schön. Seite für Seite blätterte der Andere um, las sich durch Goethes Faust und summte leise das Lied vom einsamen Hirten. Seine grünen Augen nun geöffnet auf Vincent gerichtet, lauschte Sephiroth dem Lied. Mit wippendem Schweif lag er nun auf dem Bauch. Leises Rascheln weckte Vincent seine Aufmerksamkeit, er klappte das Buch mit Lesezeichen zu, richtete den Blick auf das Silberhaar und begann zu lächeln. "Du bist ja wieder wach." "Das Dösen hat gut getan", schnurrte dieser zufrieden und fragte dann: "Du hast schön gesummt. Wie heißt das Lied?" Musik zog ihn immer in ihren Bann, ob gesungen, gepfiffen oder gesummt. Alles, was die Totenstille vertrieb, war immer willkommen. "Der einsame Hirte, ein Panflöten Spiel und sehr entspannend. Kann es nur empfehlen", beantwortete er die Fragen und reichte ihm das besagte Musikinstrument, um es zu zeigen. Die Flöte betrachtend murmelte er: "Musik ist genauso herrlich, wie Bücher es sind. Du hast wirklich ein gutes Heim und Leben." "Musik entspannt aber auch herrlich und es lädt zum Träumen ein", nickte der Schwarzhaarige wissend. "Und vertreibt die Totenstille, wenn man ganz allein ist", fügte er hinzu und fand, man hätte es nicht besser ausdrücken können. "Wie wahr, wie wahr. Ich könnte es nicht besser ausdrücken", wackelte Vincent mit den Ohren und putzte sich ein wenig die Fell-bedeckten Arme seines katzengleichen Körpers. Sephiroth kam nicht umhin, ihn dabei zu beobachten. Wie gebannt sah er zu und vergaß wieder einmal alles um sich herum. Vincent hielt inne, sah den Anderen aufmerksam an und grinste. "Was ist, noch nie etwas von Fellpflege gehört?" "Was? Äh, doch, natürlich. Bei dir sieht es nur so elegant aus...", gestand er und wurde ein wenig rot. "Elegant … so, so", hob Vincent die rechte Augenbraue hoch und blickte den Silberling schmunzelnd an. "Ja, elegant." Bekräftigend nickte der helle Neko heftig. "Du kannst richtig süß sein, mit deinen so rötlichen Wangen", schmunzelte der Andere weiter und goss sich erneut einen nun etwas kühleren Tee ein. "Auch noch einen oder hast du noch?" Er blickte nun wieder ernst Sephiroth an. Der schaute in seine Tasse und hielt sie dann Vincent hin. "Hätte gern noch etwas, bin auf den Geschmack gekommen." Und kaum, dass der dunkle Neko ihm eingegossen hatte, nahm er auch wieder einen großen Schluck, dann hakte er noch etwas nach. "Ich bin süß, wenn ich rot im Gesicht werde?" Vincent nicht erst nur, seufzte aber dann schon leise auf und runzelte die Stirn. "Ja, süß , aber nicht nur beim rot werden, auch wenn du verwirrt schaust." "Wirklich? Ich konnte das bei meinem Spiegelbild nicht erkennen und fand es teilweise eher dumm." "Meist sieht man auch nicht das, was andere bei einem sehen. Das ist völlig natürlich", nickte Vincent leicht und trank seinen Tee aus, bevor er sich neben Sephiroth setzte und ihn genauer ansah. "Manchmal wüsste ich gern mehr darüber, was Andere in mir zum Beispiel sehen. Ob nur das Versuchstier oder vielleicht doch was ganz anderes. Oder den Killer, der seine Verfolger ausgeschaltet hat", sinnierte der Silberneko vor sich hin, als nun der Dunkle ihn genau musterte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)