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Das sechste Jahr

Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo an alle,

es tut mir so wahnsinnig leid, dass das neue Kapitel so lange gedauert hat.
Ich habe mich beim Schreiben so schwer getan und bin einfach nicht vorangekommen.

Ich gebe mein bestes, dass das nicht wieder passiert.

Viel Spaß beim Lesen.

LG Eure Lamia. ^-^~ Komplett anzeigen

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Verluste

„Los, los, los!“, schrie Harry über den pfeifenden Wind hinweg.

 

Er saß auf seinem Besen, flog weit über dem Quidditch-Feld seine Runden und beobachtete seine Mannschaft. Vor zwei Monaten waren sie in Höchstform gewesen und jetzt, kurz vor dem letzten Spiel, hatten sie ihren Schwung verloren.

 

Grund dafür waren die beiden Weasleys, die sich weniger auf ihr Training konzentrierten, sondern mehr darauf, ihn anzustarren. Mini-Weasley schaute ihn mit einer Mischung aus Sehnsucht und Verlangen an. Seine Abfuhr schien vergessen und sie konzentrierte sich wieder völlig darauf, ihn für sich zu gewinnen.

 

Wenn sie ihn nicht gerade anhimmelte, probierte sie irgendwelche irrwitzigen Stunts, die nichts mit ihrer Strategie zu tun hatten. Die Faultierrolle, die Angelina Johnson mit ihnen letztes Jahr hatte trainieren wollen, was aber wegen Umbridge und ihres Gruppenverbots nicht geklappt hatte, beherrschte sie ganz passabel, den Woollongong Shimmy sah mehr aus wie Bögen als wie ein Zick-Zack und beim Wronski-Bluff, der nicht einmal etwas mit ihrer Position als Jäger zu tun hatte, versagte sie völlig. Es waren klägliche Versuche, ihn zu beeindrucken.

 

Allerdings sorgte es dafür, dass sie seine Aufmerksamkeit hatte – wenn auch nicht auf die Weise, die sie gerne hätte. Harry hatte sie mehrfach ermahnen müssen, sich auf das eigentliche Training zu konzentrieren. Vergeblich. Ihre Teamkameraden waren auch bereits genervt von ihrem Verhalten und Harry war wirklich am überlegen, sie so kurz vor ihrem letzten Spiel noch gegen ihren Ersatzmann, Dean Thomas, auszuwechseln.

 

Hoffentlich würden ihm die Klatscher, die immer häufiger in ihre Richtung flogen, die Entscheidung abnehmen.

 

Genauso gern würde Harry ihren Bruder auswechseln.

 

Cormac McLaggen war im Laufe des Jahres viel besser geworden und Harry bereute langsam seine Entscheidung, Weasley die Rolle des Torhüters gegeben zu haben. Zugeben, seine Entscheidung hatte mehr mit Sympathie zu tun gehabt als mit Talent und obwohl Weasley sich als ganz ordentlicher Torhüter bewiesen hatte, war er heute kaum besser als ein Erstklässler, der das erste Mal auf einem Besen saß.

 

Er hielt nicht einen Quaffel und schaute jedes Mal wütend zu Harry, als wäre er daran schuld. Harry wusste nicht, was er getan hatte, um das zu verdienen. Er hatte geglaubt, dass zwischen ihnen – scheinbar – wieder alles in Ordnung wäre. Seitdem Mini-Weasley nicht mehr in Tränen ausbrach, wenn sie Harry sah, hatten sie sich wieder ganz normal unterhalten.

 

Harry hatte keine Entschuldigung gehört und sie taten, als wäre nie etwas gewesen, aber das sollte ihm recht sein. Und jetzt das. Was hatte er denn nun schon wieder getan?

 

„Schluss für heute!“, schrie Harry über den tosenden Wind hinweg, als Mini-Weasley erneut einem Klatscher mit einer Faultierrolle ausgewichen war und ihn anschaute als wollte sie sagen ‚Schau wie toll ich bin.‘.

 

Mit grimmigen Blicken und fluchend flogen alle zurück zum Boden. Harry konnte die Blicke der beiden Weasleys auf sich spüren, aber er ignorierte sie und machte sich auf, den Schnatz zu fangen.

 

Bereits fünf Minuten später, lag er sicher in seiner Hand. Die feinen Flügel schillerten in der Nachmittagssonne. Harry fuhr mit dem Daumen über die goldene Schale und bevor der Schnatz seine Flügel zusammenfalten konnte, hatte er ihn wieder hochgeworfen. Aufgeregt zuckte der kleine Ball hin und her und war dann wieder verschwunden.

 

Es dauerte eine weitere dreiviertel Stunde, bis Harry den Schnatz erneut in seinen Händen hielt. Genug Zeit, damit die anderen aus den Umkleiden verschwunden waren.

 

Er verstaute die Bälle, ging schnell duschen und machte sich dann auf den Weg zurück ins Schloss.

 
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Im Gemeinschaftsraum herrschte aufgeregte Stimmung. Alle waren gespannt auf das kommende Quidditch-Spiel. Sie diskutierten, wie hoch ihre Chancen waren, den Pokal noch zu bekommen. Sobald Harry durch das Porträtloch geklettert kam, wurde auch er in Beschlag genommen, gefragte wie er ihre Aussichten einschätzte und ermahnt, dass er ja warten müsste, bis sie genügend Punkte hatten, bevor er den Schnatz fing.

 

Harry ließ es geduldig über sich ergehen, lächelte seine Kameraden fröhlich an und sagte immer wieder, wie zuversichtlich er sei, weil sie nie ein besseres Team hatten – auch wenn er das im Moment nicht so sah – und versprach, immer den Punktestand im Auge zu behalten.

 

Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und blieb an Granger hängen. Ihre Blicke trafen sich. Ihre Augen weiteten sich eine Spur, bevor sie hastig ihren Kopf zur Seite drehte. Hatte Harry sich das nur eingebildet oder war sie wirklich leicht rot geworden?

 

Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als Weasley, der bis eben noch neben ihr gesessen hatte, sich erhob und mit schnellen Schritten auf ihn zukam. „Du Mistkerl!“

 

Weasleys Gesicht war hochrot angelaufen, machte seinen Haaren Konkurrenz. Die sonst trüben blauen Augen funkelten vor Zorn.

                                                                              

Harry starrte seinen ehemaligen Freund verwirrt an. Wo kam das denn her? Um sie herum verstummten nach und nach die Gespräche.

 

„Ron, hör auf!“ Granger war ihrem Freund hinterhergerannt, nahm seinen Arm und wollte ihn wegzerren. Aber Weasley schüttelte sie ab und ignorierte sie.

 

„Was habe ich denn gemacht?“, fragte Harry, bemüht nicht genervt zu klingen. Er hatte keine Lust auf… was immer das auch werden sollte.

 

„Tu doch nicht so! Erst machst du dich an meine Schwester ran, jetzt auch noch an meine Freundin!“, spie Weasley verächtlich.

 

„Was?“, fragte Harry ungläubig. Er musste sich verhört haben.

 

„Hör auf! Das stimmt überhaupt nicht. Harry hat nichts dergleichen getan.“, redete Granger auf ihn ein.

 

„Ach und deswegen stöhnst du seinen Namen, wenn wir…“

 

‚Wie bitte?‘

 

„RON!“ Grangers Gesicht war jetzt fast so rot wie das von Weasley.

 

Der aber ignorierte sie. „Ich habe mir nichts dabei gedacht, als Lavender und Parvati darüber gesprochen haben, dass du Harrys Namen im Schlaf gesagt hast, weil ich dir vertraut habe.“

 

„WAAAAAAAS?“ Die schrille Stimme ließ sie alle zusammenzucken. Natürlich musste sich Mini-Weasley auch noch einmischen. „Hermine, wie kannst du nur?“

 

„Ich habe nichts gemacht.“, fauchte sie genervt zurück, bevor sie sich wieder ihrem Freund zuwandte. „Es tut mir leid, Ron. Wirklich. Ich schwöre zwischen Harry und mir läuft nichts.“

 

Mini-Weasley stürmte auf Granger zu und riss sie herum. „Ich hätte es wissen müssen. Die ganze Zeit hast du so getan, als würdest du mir mit Harry helfen wollen, dabei hast du mich die ganze Zeit belogen und unsere Beziehung sabotiert. Kein Wunder, dass es nicht geklappt hat.“

 

„Nein, Ginny. Das würde ich niemals tun.“, versuchte Granger sich zu verteidigen.

 

„Ach, gib es ruhig zu. Ihr habt die ganze Zeit hinter meinen Rücken über mich gelacht. Mit dem dummen Ronald Weasley kann man’s ja machen.“

 

„Nein! Ron, glaub mir doch.“ Granger hatte Tränen in den Augen. Sie sah so mitleiderregend aus, dass Harry fast Mitleid mit ihr hatte. Aber nur fast.

 

Weasley redete weiter, als hätte er sie nicht gehört. „Ich hoffe, ihr hattet euren Spaß. Wie lange läuft das schon zwischen euch?“

 

„Du hast mir Harry weggenommen!“

 

„Das habe ich nichts. Da läuft gar nichts. “

 

„Ich habe dir vertraut.“

 

„Ich habe dich nicht hintergangen.“

 

„Du bist ein hinterhältiges Miststück!“

 

„Gin-ny…“

 

Harry wusste nichts, ob er lachen oder weinen sollte. Der Krach pochte in seinem Kopf und kündigte einen heftigen Kopfschmerz an. Andererseits war es irre komisch. Mit diesem Ausgang hatte er nicht gerechnet.

 

Granger träumte von ihm? Von Harry? Sie hatte doch Draco die ganze Zeit angestarrt und fast gesabbert bei seinem Anblick. Harry hatte geglaubt, dass sie ihn als etwas sah, dass man rumkommandieren könnte, im besten Fall als Bruder. Dass sie von Harry träumte und seinen Namen auch noch stöhnte, während sie mit ihrem Freund zugange war, kam sehr überraschend.

 

Der Gemeinschaftsraum hatte sich in der Zwischenzeit immer mehr gefüllt. Nur wenige Schüler waren gegangen. Aus den Augenwinkeln konnte Harry sehen wie Brown selbstzufrieden grinste. Die anderen starrten abwechselnd zwischen den drei Streitenden hin und her. Genauso häufig blickten sie zu Harry und warteten darauf, dass er sich einmischte.

 

Das wollte Harry aber nicht. So amüsant die gesamte Situation auch war, am liebsten würde er sich seinen Tarnumhang umwerfen und verschwinden.

 

„Du elender Hund! Sag was!“ Weasley hatte sich von seiner Freundin – Exfreundin? – weggedreht und zeigte mit gezogenem Zauberstab auf Harry.

 

„Lass Harry in Ruhe!“, riefen Granger und Mini-Weasley gleichzeitig, bevor Harry etwas erwidern konnte.

 

Das machte Weasley nur noch wütender. Sein Arm zuckte.

 

Harry reagierte blitzschnell. Er hatte seinen Zauberstab gezogen und einen Schutzschild um sich gelegt, bevor Weasley seinen Fluch ausgesprochen hatte.

 

„Furnunculus!“

 

Als der Zauberspruch nicht die gewünschte Wirkung zeigte, wurde Weasley nur noch wütender. Er schickte einen Wabbelbeinfluch hinterher, der an Harrys Protego abprallte.

 

Ein Schrei lenkte kurz ihre Aufmerksamkeit auf die Drittklässlerin, auf die der Fluch abgeprallt ist. Ihre Beine sackten zusammen, als hätten sie keine Knochen mehr.

 

Weasley riss erschrocken seine Augen auf, aber es dauerte nur einen winzigen Moment und schon schwang er seinen Zauberstab wieder gegen Harry.

 

Granger eilte zu der jungen Hexe und sprach den Gegenfluch. „Ron! Hör sofort auf!“ Aber er hörte sie nicht oder ignorierte sie einfach.

 

Auch die anderen Gryffindors kamen in Bewegung. Ein paar Schüler drängten sich gegen die Wände, hatten zu viel Angst, von einem Irrläufer getroffen zu werden, waren aber zu neugierig, um den Raum zu verlassen. Nur ein paar Erstklässler kletterten durch das Porträtloch nach draußen. Die meisten aber versammelten sich um Weasley und Harry und feuerten sie an. Es war auffällig, dass die meisten auf Harrys Seite waren.

 

Keiner hatte daran gedacht, einen Schutzschild um sie zu legen. Genervt schirmte Harry sie ab, während er weitere schlecht ausgeführte Zauber und Flüche von Weasley abwehrte. Weasley war ein grausiger Duellant, kein Vergleich zu Draco, bei dem er wirklich aufpassen musste.

 

Aber Weasley war zu blind in seiner Wut und griff Harry immer wieder erfolglos an.

 

Der Locomotor Mortis verpuffte an Harrys Schild. Den Petrificus Totalus parierte er mit dem passenden Gegenzauber, noch bevor Weasley den Zauber überhaupt fertig ausgesprochen hatte. Für den Manduca Cochleae wollte er einen Schritt zur Seite machen, aber der grüne Lichtblitz, der den Zauber begleitete war so schwach und zittrig, dass Harry einfach nur abwartete und zusah, wie er erstarb, noch bevor er sein Ziel erreicht hatte.

 

Harry zog eine Augenbraue nach oben. ‚Wirklich?‘ Dieser Spruch war schon bei Draco in ihrem zweiten Jahr schiefgegangen. War Weasley wirklich so scharf darauf, wieder stundenlang Schnecken hervorzuwürgen?

 

Jeder Fehlschlag machte Weasley wütender und je wütender er wurde, desto weniger hatte er seine Zaubersprüche unter Kontrolle.

 

Die Bewegungen für den Rictusempra waren ungenau, die Betonung der Worte völlig falsch. Der Zauber ging nach hinten los. Weasley krümmte sich vor lachen und konnte nicht mehr aufhören. Immer wieder versuchte er seinen Zauberstab zu heben, nur um von einer erneuten Welle erfasst zu werden.

 

Ihre Hauskameraden sahen Weasley verständnislos an. Es war ein Trauerspiel. Harry hätte den Gegenzauber sprechen können, aber er glaubte nicht, dass Weasley aufhören würde.

 

‚Impedimenta!‘ Weasley erstarrte mitten in einem Lachanfall und kippte zur Seite.

 

Die Jubelschreie und Anfeuerungen erstarben. Fassungslos starten die anderen abwechselnd auf den am Boden liegenden Weasley und Harry, der mit erhobenem Zauberstab dastand, aber dem kein Wort über Lippen gekommen war – als ob sie alle vergessen hatten, dass Zauber auch ungesagt funktionierten.

 

„WAS IST HIER LOS?“, donnerte eine Stimme. In der nur allzu vertrauten Schärfe klang eine Spur Erschöpfung mit.

 

Verdammt! Die Erstklässler, die zuvor den Gemeinschaftsraum verlassen hatten, hatten McGonagall geholt. Harry hatte nicht darauf geachtet. Jetzt krachte ihre Präsenz wie ein Blitzschlag in sein Bewusstsein.

 

Die Schüler stoben auseinander, einige versuchten, sich in die Schlafräume zu retten, aber McGonagall sprach einen Zauber, der rauchartige Hände aus ihrem Zauberstab hervorschießen ließ und die Schüler am Kragen packte. Sie zappelten kurz in der Luft, bevor sie wieder an ihren früheren Plätzen abgestellt wurden.

 

Alle sahen beschämt zu Boden.

 

„Ich kann nicht glauben, was ich hier sehen muss. Ich hätte mehr von Ihnen erwartet. Von Ihnen allen. Finite Incantatem!“ Der Impedimenta und der fehlgeschlagene Ristusempra wurden von Weasley genommen.

 

Er war noch etwas benommen und schaffte es nicht gleich aufzustehen. McGonagall zehrte ihn ungeduldig am Kragen hoch.

 

„Sie sollten es besser wissen, als sich im Gemeinschaftsraum zu duellieren. Sie hätten nicht nur sich, sondern auch andere verletzen können.“

 

Harry biss die Zähne zusammen. Ihr zu sagen, dass er einen Schutzschild gezaubert hatte, würde ihre Situation nicht verbessern. Sie konnten froh sein, dass die Drittklässlerin und alle anderen auch den Mund hielten und nicht erzählten, dass bereits ein Irrläufer jemanden verletzt hatte. Harry riskierte einen kurzen Blick in ihre Richtung. Ihr Augen waren wie die aller anderen beschämt nach unten gerichtet. Ansonsten schien ihr nichts zu fehlen. Gut, dass Granger nicht ganz untalentiert war.

 

„Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, Mr. Potter, Mr. Weasley. 50 Punkte Abzug – für jeden von Ihnen.“

 

Die Anspannung wuchs. Harry konnte hören, wie der eine oder andere scharf die Luft einsog. Der Hauspokal war gerade in weite Ferne gerückt.

 

„Und zwei Wochen lang Nachsitzen, jeden Abend bei mir. Beginnend heute Abend, direkt nach dem Abendessen.“

 

Das war schlimmer als die Punkte, die sie verloren hatten. Er würde Draco nicht sehen können.

 

„Und kein Quidditch!“

 

„WAAAAAS?“ Plötzlich kam wieder Leben in den Gemeinschaftsraum. Köpfe schossen ruckartig nach oben, Münder wurden aufgerissen und ließen Schwalle von Protesten auf ihre Hauslehrerin nieder. Alle drängten auf sie zu.

 

Widerstandslos ließ Harry sich zur Seite schieben. Alle redeten durcheinander, wie unfair das war. „Die Strafe ist viel zu hart.“ „Warum muss das ganze Haus darunter leiden?“ „Ohne Harry haben wir keine Chance zu gewinnen.“ „Das Nachsitzen ist doch völlig ausreichend.“ „So schlimm war das doch gar nicht.“ „Es ist doch überhaupt nichts passiert.“ Es war so laut, dass Harry kaum seine eigenen Gedanken hören konnte.

 

Noch an diesem Morgen hatte er daran gedacht, die beiden jüngsten Weasleys auszutauschen. Dabei hatte er nicht daran gedacht, dass Mini-Weasley ihn als Sucher ablösen würde. Sie war nicht so gut, wie sie glaubte. Gryffindor würde haushoch verlieren.

 

„Professor McGonagall, bitte!“, flehte der andere Weasley. „Lassen Sie uns spielen. Ich sitze auch freiwillig bis zum Ende des Schuljahres nach. Sie können doch nicht wollen, dass wir verlieren.“

 

Harry glaubte nicht, dass sie ihn überhaupt gehört hatte. Seine Stimme ging in den anderen unter.

 

„GENUG!“ Die durch den Sonorus verstärkte Stimme dröhne über sie hinweg. Nach und nach verstummten die anderen wieder. Aber ihre Mienen schrien dafür umso lauter.

 

„Glauben Sie, ich will das?“, fragte Sie spitz. Ihre Stimme war ein bisschen höher als normalerweise.  „Unsere Schule hat ein paar schwere Wochen hinter sich. Man sollte meinen, dass nach solch schwerwiegenden Vorfällen, jeder ein bisschen umsichtiger und verständnisvoller wäre. Sie sollten aufeinander Acht geben. Das Haus ist gleichsam Ihrer Familie. Aber statt Ihre Probleme in Ruhe auszudiskutieren, greifen sie gleich zu Ihren Zauberstäben. Ich hätte von Ihnen allen mehr Reife erwartet. Und das ausgerechnet in meinem Haus.“

 

Die meisten sahen betreten zu Boden. Aber einige funkelten Harry wütend an. Harry funkelte zurück. Er hatte doch überhaupt nichts getan. Im Gegenteil.

 

„Die Konsequenzen haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Und seien Sie froh, dass ich nicht die ganze Mannschaft sperren lasse. Verdient hätten Sie es.“

 

Keiner wagte mehr, einen Ton zu sagen. Die Drohung hing schwer in der Luft und drückte auf sie nieder.

 

„Ich erwarte, dass Sie sich benehmen.“ Mit diesen Worten verließ sie den Gemeinschaftsraum.

 
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Die nächsten Tage waren die reinste Folter. Harry hatte nicht mal die Möglichkeit, Draco Bescheid zu geben. Er hoffte, dass Severus von dem Vorfall wusste und Draco informiert hatte. Es war frustrierend, seine eh schon viel zu knappe Zeit mit Draco nach weiter einkürzen zu müssen. Wenigstens wäre das Nachsitzen rechtzeitig zu Dracos Geburtstag wieder vorbei.

 

Aber Weasley schien es darauf angelegt zu haben, ihre Strafe noch zu verlängern. Abend für Abend bekamen sie Aufgaben von McGonagall, die man nur zu zweit bewältigen konnte. Eine Zusammenarbeit war allerdings nicht möglich. Weasley war nur halbherzig bei der Sache und schaute Harry meistens nur böse an. Sie redeten so gut wie gar nicht miteinander und wenn Weasley doch mal etwas sagte, war es abfällig und voller Hass.

 

Das traf aber nicht nur auf diesen rothaarigen Gnom zu. Komplett Gryffindor war wütend auf sie beide.

 

Sie hatten das Spiel gegen Ravenclaw verloren. Harry hatte auf der Tribüne gesessen und zugesehen, wie sie vernichtet wurden. McLaggen war als Hüter gar nicht so schlecht gewesen, aber die ganze Mannschaft war so demoralisiert, dass die Jäger nicht ein Tor gemacht hatten und die Treiber so schlecht gezielt hatten, dass sie beinahe ihre eigenen Leute vom Besen geholt hätten. Am schlimmsten war Mini-Weasley gewesen. In ihrer maßlosen Selbstüberschätzung hatte sie unzählige Chancen, den Schnatz zu fangen, vorbeifliegen lassen – im wahrsten Sinne des Wortes – bis die gegnerische Mannschaft das Trauerspiel beendet hatte.

 

Zugegeben, ganz so schlimm war es nicht gewesen, aber Harry war sauer, dass es überhaupt soweit gekommen war. Ravenclaw war dieses Jahr nicht so stark. Sie hätten nicht verlieren dürfen. Auch nicht mit ihren Ersatzspielern.

 

Trotzdem gab man Harry und Weasley die Schuld an der Niederlage. Während Harry das bereits gewohnt war und sowohl mit Schweigen als auch mit schnippischen Kommentaren umgehen konnte – und zugegeben froh war, zur Abwechslung mal nicht so tun zu müssen, als wäre er mit jedem Freund – kam Weasley mit der Situation überhaupt nicht zurecht.

 

In dem Versuch von sich abzulenken, tat er alles, damit Harry noch schlechter dastand. Letztendlich war Harry der Sündenbock für das verlorene Spiel und den Verlust des Hauspokals. Keiner sah noch Chancen, dass sie ihn bekommen konnten. Sie hatten die wenigsten Punkte und selbst Dumbledore, der Gryffindor in den letzten Jahren gerne mal übermäßige Extrapunkte gegeben hatte, konnte das nicht wettmachen.

 

Harry hatte sich schnell wieder daran gewöhnt, der Sündenbock zu sein. Er blendete das meiste aus und wich seinen Kameraden so gut es ging aus. Nur Weasley, der mal wieder bewies, dass er ein Freund war, auf den man sich in jeder Lebenslage verlassen konnte, konnte er durch das Nachsitzen nicht ausweichen.

 

Viel konnte Weasley nicht tun, da McGonagall immer dabei war. Er wurde häufiger ermahnt und angedroht, dass seine Strafe verlängert würde, aber er tat nichts, was das gerechtfertigt hätte. McGonagall sah Harry immer nur mitleidig an.

 

Auch die anderen Häuser bemerkten, dass es zum Bruch gekommen war. Das Goldene Trio existierte nicht mehr und würde auch nie wieder zusammenkommen. Nicht, wenn es nach Harry ging. Auf das Gespräch mit Dumbledore freute er sich nicht. Zum Glück glänzte ihr Schulleiter mal wieder mit Abwesenheit.

 

Die Slytherins nahmen den Streit zum Anlass und stichelten weiter in das ohnehin schon gespaltene Haus. Wieder einmal bewiesen sie, wie kreativ sie sein konnten. Es gab ein dreiseitiges Knallbonbon, auf dem jeweils auf jeder Seite eine Karikatur von Granger, Weasley und Harry abgebildet war. Wenn man es auseinanderzog kam goldenes Konfetti heraus, dass schwarz wurde, bevor es den Boden berührte.

 

Harrys Liebling war ein Bettlaken, das so verzaubert war, dass es aussah, als würden darunter zwei Menschen miteinander schlafen. Eine Stimme, die verdächtig nach Granger klang, stöhnte immer wieder ‚Harry! Harr-ry… Aah!‘.

 

Weasley rastete jedes Mal beinahe aus. Seine Zauberstabhand zuckte verdächtig und ihre Klassenkameraden mussten ihn wegzerren, damit er ihnen nicht noch mehr Punkte kostete.

 

Mit Granger redete er kein Wort mehr. Weasley war so überzeugt, dass sie beide ihn hintergangen hatten, dass er die Wahrheit nicht sehen konnte. Sie hatte mehrfach versucht, mit ihm zu reden. Vergebens. Erst als er sie „Schlammbluthure“ nannte, hatte sie aufgegeben.

 

Granger wurde in der Zwischenzeit von allen gemieden. Keiner glaubte ihr und einige waren sogar davon überzeugt, dass sie diejenige gewesen ist, die die anderen Hexen verflucht hatte, weil sie Harry für sich alleine wollte und Weasley war nur ein Zeitvertreib, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.

 

Das war lächerlich. Und das hätte jeder gesehen, wenn er sich die Zeit genommen hätte, um genauer hinzusehen. Ihr verletzter Blick, die Tränen, die stumm über ihre Wangen rollten, die Tatsache, dass sie Harry mied, als hätte er Drachenpocken, waren alles Beweise dafür, dass nicht er es war, mit dem sie zusammen sein wollte. Was hätte sie denn jetzt noch daran hindern sollen, wenn es so gewesen wäre?

 

Aber so war es eben. Die Ignoranz der Zauberwelt – sie würde ihr Untergang sein.

 

Harry konnte es kaum erwarten, bis dieses Theater ein Ende hatte. Erst das Nachsitzen überstehen, dann den Rest des Schuljahres und dann nur noch ein weiteres Jahr.

 

Dann endlich würden sie alle ihre Fehler erkennen. Dafür würde er sorgen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Kapitel: Draco hat Geburtstag. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yamis-Lady
2021-05-12T12:00:27+00:00 12.05.2021 14:00
ich finde, dass dieses kapitel perfekt umschreibt, wie es derzeit in unserer realität aussieht. also betreffend corona.

der arme harry hat es zum glück aber bald geschafft, dass er nicht länger mit ron nachsitzen muss. und auf dracos geburtstag bin ich schon mega gespannt ♥️😍
Antwort von:  CruelLamia
07.02.2022 23:10
Huhu!

Corona. Das Thema, von dem niemand mehr was hören will, aber trotzdem jeder drüber redet. 😔

Ich hoffe, bei dir ist soweit alles in Ordnung und vorallem DIR geht es gut.
Ich bin zum Glück jobtechnisch nicht betroffen. Ich stecke nur im Homeoffice fest. Das ist auch der Grund, warum mir das Schreiben so schwer fällt. Wenn dein Zuhause dein Arbeitsplatz ist, fühlt sich dein Hobby plötzlich wie Arbeit an. Zumindest geht es mir so. 😢

Danke schön für deinen Kommentar. 😊

Dracos Geburtstag war ursprünglich gar nicht geplant, aber da er perfekt in den zeitlichen Ablauf reinpasst, habe ich ihn mit reingenommen. 😊

LG Lamia 🐱
Von:  strega79
2020-10-08T13:41:04+00:00 08.10.2020 15:41
Geil
Antwort von:  CruelLamia
08.10.2020 18:48
😄 Danke schön. 😊
Von:  Ryosae
2020-09-13T20:30:29+00:00 13.09.2020 22:30
Haha wie geil ist das denn?!
Erst neues Kapitel und dann wurde mein Wunsch erhört! Naja keine Ahnung ob du das schon vorher so geplant hattest, aber dass Hermine Harrys Namen während des Sex mit Ron schreit.. zu köstlich!
Ron macht sich so lächerlich... und niemand sagt dazu ein Wort. Er ist selbst schon so ignorant, wie seine jetzt Exfreundin? Er hat Hermine nicht einmal angehört. Idiot!

Schade das hier Draco nicht auftaucht, aber dafür bestimmt umso mehr im Nächsten! :)
Antwort von:  CruelLamia
14.09.2020 12:25
😁 Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. 😍

Ich hatte gehofft, dass dir das Kapitel gefällt. Die Idee dazu hatte ich tatsächlich schon vor deinem letzten Kommentar. Muss aber zugeben, dass er mich fast dazu bewogen hatte, es auf Harry und Draco abzuändern. 🙈 Am Ende hat aber Harry "gewonnen", weil es für mich einfacher zu schreiben war. 😓

Jetzt haben Ron und Hermine mal eine Kostprobe davon bekommen, wie es Harry sonst immer geht - alleingelassen und ausgestoßen. Haben sie in meinen Augen verdient. 😈

Ja, Exfreundin. 😇

Im nächsten Kapitel gibt es wieder mehr von Draco. Und Harry. Also beide zusammen. 🥰

Noch mal vielen Dank. Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut. 😍

LG Lamia 🐱
Von:  Sandy
2020-09-13T17:04:37+00:00 13.09.2020 19:04
Huhu hier bin ich wieder Sandy.

Wow das war wirklich ein großartiges Kapitel wieder einmal.

Armer harry und der Titel von diesem Kapitel hat großartig gepasst für Harry wegen weasley und granger hat er nachsitzen aufgebrummt bekommen und das Spiel verloren und das harry wieder die puh Mann ist von seinem Haus noch weniger Zeit hat mit Draco. Und harry hofft bald mit der theater fertig zu sein was ihm nicht über genommen werden kann.

Ansonsten fand ich es wirklich großartig geschrieben und beschrieben und hatte mir wirklich großartig gefallen und Spaß gemacht das Kapitel zu lesen weiter so

Bin mächtig gespannt wie die Geburtstag sein wird von Draco...

Weiter so war wieder mächtig begeistert von diesem ganzen Kapitel

Weiter so

Und Mcgonnagall war schon etwas voreilig aber so war sie auch im original glaub ich.

Bis zum nächsten Kapitel wieder.?

Bis dahin wünsche ich dir noch einen schönen restlichen Sonntag

LG Sandy
Antwort von:  CruelLamia
13.09.2020 20:54
Huhu! 😸

Danke schön für deinen lieben Kommentar. 🥰

Ich tue mich ja immer schwer mit den Titeln der einzelnen Kapitel. Besonders schwierig wird es dann, wenn ich unterschiedliche Themen habe und der Titel auf alles passen soll. Dieses Mal war es ganz einfach. Es geht nicht nur um einen vertanen Sieg, sondern auch den Verlust einer Freundschaft.

Das Goldene Trio gibt's nicht mehr. 🤗

Bin auch schon auf Dracos Geburtstag gespannt. 😁 Ich versuche, mich zu beeilen.

Noch mal lieben Dank.

LG Lamia 🐱


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