Das sechste Jahr von CruelLamia (Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?) ================================================================================ Kapitel 30: Zerstörte Zukunft ----------------------------- Es war ein angenehmer Tag. Die Frühlingssonne hatte die Kälte vertrieben, Vögel zwitscherten, die Bäume und Blumen begannen zu blühen. Ein perfekter Tag für ein Date und für eine neue Liebe. Das war zumindest das, was Weasley die ganze Zeit erzählte, während sie eng an Harry gepresst nach Hogsmeade ging.   Harry hörte ihr die meiste Zeit nicht zu, schnappte nur hier und da ein paar Wortfetzen auf, um an den richtigen Stellen ja, aha und mmmhhh sagen zu können. Er war auf seine Umgebung fixiert.   Wie Harry erwartet hatte, waren Chang und Hopkins losgegangen, kurz nachdem er die Halle verlassen hatte. Er hatte gleich danach aufbrechen wollen, aber Weasley hatte getrödelt und war erst zehn Minuten später rausgekommen. Zu seinem Glück waren Chang und Hopkins nicht sehr schnell und sie holten langsam auf. Aber sie selbst hatten auch Verfolger.   Rein zufällig waren zwei Lehrer nur wenige Minuten nach ihnen losgegangen, Professor Burbage, Lehrerin für Muggelkunde, und Professor Flitwick. Sie hielten einen gleichbleibenden Abstand zu ihnen – nicht sehr unauffällig – und natürlich in Sichtweite. Direkt dahinter kam Draco mit Crabbe und Goyle.   Natürlich konnte Harry sich vorstellen, dass Draco auch sehen wollte, wie das Date von Chang verlief, immerhin hatte er sehr viel Zeit und Magie investiert, um sie zu verfluchen, aber irgendwie hatte Harry dabei ein ungutes Gefühl. Aber solange die Lehrer da waren, konnte er nichts tun. Oder? Draco konnte nicht sein Date vereiteln. Trotz dessen, dass es die kleine nervige Weasley war, war es schön mal wieder etwas Normales zu tun, bei dem er sich nicht verstecken musste. Verstellen, ja. Nichts war eben perfekt, aber zumindest musste er nicht die ganze Zeit achtsam sein, weil er etwas Verdächtiges tun könnte. Jedenfalls, wenn Draco nicht wäre. Die Anwesenheit des Slytherins machte Harry nervös.   Sie hatten das Zaubererdorf fast erreicht. Die Grüppchen waren sich jetzt viel näher. Weasley und er waren nur ein paar Meter hinter Chang und Hopkins und die Lehrer waren mit ihnen gleich auf. Draco und sein Anhang waren noch in einem kleinen Abstand dahinter. Nah genug, um alles im Überblick zu behalten, aber nicht zu nah, um auffällig zu wirken.   Die ersten Häuschen waren zu sehen und es herrschte bereits geschäftiges Treiben auf den Wegen. Einige von Hogwarts Frühaufstehern waren bereits auf dem Rückweg, um rechtzeitig zum Mittagessen wieder im Schloss zu sein, vollgepackt mit Tüten aus Zonkos und dem Honigtopf.   Unter den Schülern, die ihnen entgegenkamen, war auch Micheal Corner. Weasley hatte ihn ebenfalls entdeckt und drückte sich noch ein bisschen weiter an Harry, während sie provokant in eine andere Richtung schaute. Ein klares Zeichen für Corner, dass sie kein Interesse mehr an ihm hatte. Das war aber nicht die einzige Reaktion, die er auslöste. Auch Chang und Hopkins hatten ihn bemerkt und Harry sah, wie Hopkins sich verspannte.   ‚Stimmt, ja.‘, dachte Harry. ‚Corner war ja auch mal mit Chang zusammen gewesen, nachdem Weasley sich von ihm getrennt hatte.‘ Wie hatte er das nur vergessen können?   Im Gegensatz zu Weasley, ignorierte Chang ihren Exfreund nicht. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und Harry vermutete, dass sie ihm zulächelte, da Corner ihr seinerseits ein Lächeln zuwarf.   Hopkins schien das gar nicht zu gefallen. Er griff besitzergreifend nach Changs Hand.   Harry hielt den Atem an. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde und schon hatte Hopkins ihre Hand wieder losgelassen und stolperte ein paar Schritte zurück. Sein Gesicht war angeekelt verzogen und ein angewiderte Laut verließ seine Lippen. In einer hastigen Bewegung wischte er seine Hand immer wieder an seinem Hosenbein ab.   Chang schaute ihn überrascht an. „Was ist denn los?“   „Ich… Ich weiß nicht.“ Hopkins hatte sich wieder gefangen und blickte verwirrt hoch. „Keine Ahnung, was gerade los war.“   Harry und Weasley hatten das Paar in der Zwischenzeit eingeholt. Burbage und Flitwick waren stehen geblieben und schaute unschlüssig zu Hopkins und Chang. Draco hatte seinen Schritt beschleunigt und war nun ebenfalls gleichauf mit Harry.   Chang streckte ihre Hand aus und wollte Hopkins wieder in ihre nehmen. Sobald ihre Finger seiner Haut berührten, zischte er und zog seinen Arm zurück.   „Fass mich ja nicht an!“, schrie er angewidert.   Hastig zog Chang ihre Hand zurück und hielt sie vor ihrer Brust, als hätte sie sich verbrannt.   „Was ist dein Problem, Mann?“, rief Corner und stellte sich beschützend vor Chang.   In der Zwischenzeit waren mehr Schüler stehen geblieben und beobachteten die Szene. Auch Weasley hatte Harry zum Anhalten gebracht.   „Ich… Ich…“ Hopkins war völlig verwirrt.   Burbage und Flitwick kamen nun auch in Bewegung und eilten zu Hopkins, um rauszufinden, was mit ihm los sei. Sie untersuchten als erstes seine Hand, konnten aber nichts Auffälliges feststellen. Er zuckte nicht zurück, als sie ihn berührten. Trotzdem sahen sich die Lehrer alarmiert an, waren ihn diese Symptome doch nicht unbekannt. Sie schauten zu Harry, doch er zuckte nur hilflos mit den Schultern. Er wusste ganz genau, was sie dachten. Aber das vermeintliche Opfer passte nicht ins Bild.   Währenddessen kümmerte dich Corner um die verwirrte Chang. „Ist alles okay mit dir?“   Sie nickte nur abwesend und starrte dabei auf Hopkins.   „Lass mich mal deine Hand sehen.“ Behutsam griff er nach ihrem Handgelenk und wollte es von ihrem Oberkörper wegzuziehen. Sobald sich seine Finger um ihre Haut schlossen, verzog sich sein Gesicht und man konnte einen unterdrückten Würgelaut hören. Blitzschnell hatte er ihre Hand wieder losgelassen und ging zwei Schritte zurück. „Ergh.“   „Was? Aber…“ Chang stand wie versteinert da, ihr Blick wanderte ungläubig zwischen Corner und Hopkins hin und her.   Ein tiefes Gefühl der Befriedigung ging durch Harrys Körper und er musste sich sehr zusammenreißen, nicht selbstzufrieden zu grinsen. Hinter sich konnte er Draco leise lachen hören.   Burbage hatte Corners Reaktion mitbekommen und ging schnell zu ihm, während Flitwick Hopkins weiter untersuchte. Auch hier konnte sie nichts entdecken. Blieb nur noch eine andere Person übrig.   „Filius. Kommst du bitte mal her?“, rief sie ihrem Kollegen zu, während sie sich zu Chang drehte.   Der kleine Lehrer für Zauberkunst klopfte Hopkins beruhigend auf den Unterarm und beeilte sich dann, zu seiner Kollegin zu gehen.   „Ms. Chang, darf ihr bitte mal Ihre Hand sehen?“, fragte Burbage vorsichtig und hielt ihr ihre Hand hin, die Handfläche nach oben.   Chang riss ihre Augen weit auf und ein Anflug von Panik war in ihnen zu sehen. Sie umklammerte ihre Hand fester und bewegte sie keinen Millimeter.   „Es ist alles in Ordnung, Ms. Chang.“, kam Flitwick zur Hilfe. „Wir wollen nur rausfinden, was los ist.“ Seine sonst piepsige und zumeist fröhliche Stimme hatte einen ernsten Ton angenommen.   Zögerlich nickte Chang und ließ los. Sie hatte so fest zugedrückt, dass ihre andere Hand weiß darunter zum Vorschein kam. Zitternd streckte sie sie der Lehrerin entgegen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis ihre Fingerspitzen, die von Burbage erreichten.   Burbage war darauf gefasst, was passieren würde, und hatte sich und ihre Mimik erstaunlich gut unter Kontrolle. Trotzdem zuckten ihre Finger und ihre Gesichtszüge verhärteten sich in der Anstrengung, sich ihren Ekel nicht anmerken zu lassen. Aber man konnte es ihr dennoch ansehen.   Chang begann zu schluchzen und sie hatte Mühe Luft zu bekommen. Mitleidig sahen die anderen Schüler auf sie herab, aber keine hatte den Mut zu ihr zu gehen und sie zu beruhigen. Sie sackte zusammen und Tränen strömten über ihr Gesicht.   Flitwick eilte zu ihr und strich ihr in einer beruhigenden Geste über den Rücken. Zu Schade, dass der Fluch nur bei direktem Körperkontakt wirkte.   „Kommen Sie, mein Liebe. Beruhigen Sie sich. Das lässt sich bestimmt wieder in Ordnung bringen.“ Der kleine Lehrer klang hoffnungsvoll. Bei Turpin hatte es zwar damals keinen Gegenfluch gegeben, aber die Wirkung hatte mit der Zeit nachgelassen. Nur dieser Fall lag anders. Dieser Fluch ließ nicht nach und er würde sich auch nicht brechen lassen. Chang würde in Zukunft niemand mehr berühren können, ohne dass derjenige sich vor ihr ekelte. Sie würde keine Leben mehr zerstören.   „Wir bringen Sie jetzt erstmal in die Krankenstation. Poppy wird Ihnen bestimmt helfen können.“, stimmte Burbage zu. „Können Sie sich vorstellen, wer das getan haben könnte?“   Zwischen den Schluchzern schaffte es Chang, ihren Kopf zu schütteln.   Flitwick schaute besorgt zu Harry. Die letzten Flüche schienen mit ihm im Zusammenhang gestanden zu haben, aber Harry konnte eine Spur Zweifel in seinen Augen erkennen.   „Sie hat… Sie hat das nicht erst seit heute.“, kam eine zaghafte Stimme aus der Menge.   Harry konnte sie als Ravenclaw identifizieren, kannte sie aber nicht persönlich. Sie sah noch sehr jung aus, müsste aber wenigstens in ihrem dritten Jahr sein.   „Wie meinen Sie das, Ms. Quirke?“, fragte Flitwick.   „Naja…“ Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Cho hatte diese Woche einen Aufsatz von mir in Zaubertränke kontrolliert. Ich habe einige Schwierigkeiten in dem Fach und habe sie um Hilfe gebeten. Als sie ihn mir zurückgegeben hat, habe ich mich auch plötzlich vor ihr geekelt.“ Sie wurde bei jedem Wort immer leiser und sah Chang am Ende entschuldigend an.   „Aber warum haben Sie denn nichts gesagt?“, erwiderte Burbage schroff.   Das Mädchen zuckte zusammen und eine Träne löste sich aus ihren Augen. „Ich habe gedacht, ich habe mir das nur eingebildet. Kurz danach war wieder alles in Ordnung. Es tut mir sehr leid.“ Der letzte Satz wurde von ihren Tränen erstickt. Sie machte sich Vorwürfe, obwohl sie keinen Grund dazu hatte.   Harry war froh, dass die Kleine nicht vorher etwas gesagt hatte. Er hätte sonst den ganzen Spaß verpasst.   Flitwick nickte seiner Schülerin beruhigend zu. „Sie brauchen sich keine Sorgen machen, Ms. Quirke. Es ist nicht Ihre Schuld. Ich würde Sie aber bitten, uns auf die Krankenstation zu begleiten. Sie auch, Mr. Hopkins und Mr. Corner. Poppy soll Sie auch gleich untersuchen, ob es irgendwelche Nachwirkungen gibt.“   Es sah amüsant aus, wie der kleine Professor versuchte, das Mädchen zu führen, das ihn bereits um eine Kopflänge überragte. Burbage half Chang auf und stützte sie auf den Weg zurück ins Schloss, bedacht, nicht direkt mit ihrem Körper in Berührung zu kommen.   Die restlichen Schüler zerstreuten sich ebenfalls. Die meisten gingen mit zum Schloss, extra langsam um nichts zu verpassen, ein paar andere gingen weiter ins Dorf. Nur Harry und Weasley standen noch da. Harry hatte Draco angesehen, dass er am liebsten mit zurück ins Schloss gegangen wäre, aber er hatte sich dann doch für die andere Richtung entschieden.   „Das war ja furchtbar.“, meinte Weasley leise.   So sehr es Harry auch widerstrebte, er wollte, dass der Rest des Tages normal verlief. Endlich waren mal keine überwachenden Augen auf ihn gerichtet und es gab wirklich Hoffnung, dass er den Tag genießen könnte. Damit das so blieb, würde er sein aufgewühltes Date wohl beruhigen müssen.   Er nahm Weasley in dem Arm und hielt sie fest. „Es ist alles gut. Cho kommt bestimmt wieder in Ordnung. Madam Pomfrey kriegt das wieder hin.“   Weasley kuschelte sich an ihn. „Wenn ich mir vorstelle, dass ich dich nicht mehr berühren könnte, weil ich mich jedes Mal ekele, … Ich will gar nicht darüber nachdenken.“   „Schsch. Es ist alles gut. Du kannst mich berühren. Siehst du?“ Er nahm ihre Hand in seine und drückte leicht zu.“   Weasley lächelte ihn dankbar an. „Ja.“ Sie löste sich aus Harrys Umarmung, ließ aber seine Hand nicht los. „Ich will gerade nicht nach Hogsmeade. Können wir erst noch ein bisschen spazieren gehen?“   „Klar, kein Problem.“ Er führte sie auf einen Seitenweg, der um das Dorf herumführte.   Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinanderher. Auf dem Weg waren einige baufällige Häuschen, die früher zum Dorf gehört hatten. Niemand lebte mehr darin und würde es wahrscheinlich auch nie wieder tun. Granger hatte Harry einmal erzählt, dass die meisten Zauberer aus dem Dorf wegzogen, weil sie sich finanziell nicht halten konnten. Verständlich. Es kamen nur ein paar Lehrer und aller drei Wochen die Schüler zum Einkaufen in das kleine Zaubererdorf und die kauften meistens Süßigkeiten und Scherzartikel und gönnten sich hin und wieder ein Butterbier. Die Geschäfte, die Zauberutensilien, Schreibwaren und Kleidung anboten, waren weniger besucht. Die meisten Schüler ließen sich diese Sachen von ihren Eltern schicken und gaben dafür nicht ihr wertvolles Taschengeld aus. Diese Läden konnten sich nur dank der muggelstämmigen Schüler halten, die diese Möglichkeit nicht hatten.   Dazu kam, dass all diese Geschäfte nur während der Schulzeit überhaupt Umsatz machten. Im Sommer gab es zwei Monate, in denen die Anwohner nichts einnahmen und von ihrem Ersparten leben mussten. Niemand nahm freiwillig den weiten Weg nach Hogsmeade auf sich, wenn man die Winkelgasse mit ihrer riesigen Auswahl an Geschäften und wesentlich preiswerteren Angeboten zur Verfügung hatte.   Es war schon irgendwie traurig. Harry stellte sich vor, wie es hier früher ausgesehen haben muss. Als Hogwarts von den vier Gründern erbaut worden war, war hier bestimmt ein reges Treiben und viele Familien, deren Kinder es kaum erwarten konnten, in diesem prachtvollen Schloss zu lernen und zu leben.   Vielleicht konnte man es wiederbeleben und attraktiver gestalten, wenn Voldemort die Macht übernommen hatte? Die Schule würde mit Sicherheit bleiben. Sie war so sehr ein Zuhause für Tom Riddle gewesen, wie sie es für Harry war. Man könnte bessere Zugangsmöglichkeiten schaffen und die Geschäfte finanziell unterstützen, damit sie ihre Preise senken konnten. Vielleicht das Dorf noch weiter ausbauen, damit mehr Zauberer und Hexen hier leben konnten.   Harry schüttelte den Kopf und lächelte über seine eigenen Gedanken. Darüber sollte er sich jetzt wirklich keine Gedanken machen. Er nahm sich aber vor, es im Hinterkopf zu behalten und bei Gelegenheit mit Voldemort zu erörtern. Aber vorher gab es noch so viel mehr zu tun.   „Was ist los?“ Weasley schaute ihn von der Seite fragend an.   „Nichts weiter. Mir ist nur aufgefallen, wie angenehm ruhig es hier ist.“   „Ja, es ist wirklich schön hier.“ Sie klemmte sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und sah schüchtern zu Harry hinauf.   Plötzlich spürte Harry, wie sich ihnen jemand näherte. Draco kam den Pfad entlanggelaufen, den auch sie eingeschlagen hatten. Er war noch hinter ein paar Kurven, aber es würde nicht lange dauern, bis er sie eingeholt hatte. Was wollte er? Hatte er nach ihnen gesucht? Harry konnte sich nicht vorstellen, dass es nur Zufall war.   Weasley, die nichts davon mitbekam, reckte ihren Kopf und lehnte sich ein Stück vor. Erst als sie ihren Kopf leicht zur Seite neigte, begriff Harry, dass sie ihn küssen wollte.   Er überlegte verzweifelt, wie er aus dieser Situation herauskommen sollte. Natürlich hatte er gewusst, dass er sie irgendwann im Laufe des Tages würde küssen müssen, aber im Moment fühlte er sich nicht bereit dazu und schon gar nicht, wenn Draco jeden Moment um die Ecke kommen könnte.   Ein lautes Knurren ließ Weasley zusammenzucken. Sie ging einen Schritt von Harry weg und schaute beschämt zur Seite. „Entschuldige.“   Erleichtert atmete Harry aus. Gerettet durch einen leeren Magen.   „Nichts, zu entschuldigen.“ Seine Stimme klang aufmunternd und freundlich, wie jemand, der wirklich ernstes Interesse an der Person gegenüber zeigte. „Ich hätte besser auf die Zeit achten sollen. Du hast nicht gefrühstückt. Wir sollten ins Dorf gehen und zu Mittag essen.“ Er hielt ihr seinen Arm hin.   Dankbar hakte Weasley sich bei ihm ein. Sie gingen durch die heruntergekommenen Häuschen hindurch. Harry hoffte, dass er so auch Draco abschütteln konnte.   Sein Wunsch wurde ihm aber nicht erfüllt. Sie hatten ungefähr die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als Draco sie eingeholt hatte. Harry konnte nicht länger so tun, als hätte er ihn nicht bemerkt. Seine Schritte wurden langsamer, bis er völlig stehen blieb.   „Na, wen haben wir denn da?“, erklang die arrogante Stimme hinter ihnen.   Erschrocken drehte sich Weasley um. „Was willst du hier, Malfoy?“   Auch Harry drehte sich langsam um. Er wusste nicht, wie er sich fühlen sollte. Auf der einen Seite kribbelte es vor Freude in seinem Bauch, weil Draco es nicht egal zu sein schien, dass er sich mit jemanden traf und ihm folgte, obwohl sein Lord den Befehl zurückgezogen hatte. Auf der anderen Seite war er stinksauer, weil er nicht einmal einen Tag lang Ruhe bekam und wenigstens so tun konnte, als würde er ein normales Leben führen.   „Ich? Ich war nur zufällig hier spazieren.“, antwortete Draco in einem gespielt unschuldigen Ton.   „Schwachsinn. Du bist uns gefolgt. Gib es zu.“ Weasley war wütend.   „Und warum sollte ich das tun?“ Er klang jetzt leicht amüsiert. „Warum sollte ich mir diese Farce von einem Date anschauen wollen?“   Harry wusste, dass er etwas sagen sollte, sie beide verteidigen sollte, aber er stand einfach nur da, versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen.   „Farce?“ Ihre Stimme wurde plötzlich eine Oktave höher.   „Natürlich.“ Draco stellte sich provakant vor sie, das Kinn nach vorn gestreckt, schaute er auf sie herab. „Potter hat offensichtlich kein Interesse an dir. Wenn du nicht die ganze Zeit wie eine Klette an ihm kleben würdest, hätte er nicht einmal bemerkt, dass du existierst.“   Sie schaute hilfesuchend zu Harry, aber er starrte nur mit einer Mischung aus Wut und Unglauben auf Draco.   „Die ganze Zeit, fragt er ein Mädchen nach dem anderen, ob sie mit ihm ausgeht. Aber obwohl du dich ihm die ganze Zeit anbiederst, geht er erst mit dir aus, nachdem niemand sonst noch Interesse hat. Gibt dir das nicht zu denken?“ Ein bösartiges Glitzern schlich sich in seine Augen.   „Harry.“ Dracos Worte hatten ihren Zweck nicht verfehlt. Der Zweifel stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber noch wollte sie sich die Wahrheit nicht eingestehen. „Glaubst du wirklich, dass ich mich von deinem Geschwätz beeindrucken lasse? Du widerliches Frettchen!“   Draco lachte nur siegessicher, als er seinen Spitznamen hörte, den er vor zwei Jahren von den Gryffindors bekommen hatte. Er war längst nicht mehr der Junge, der er damals gewesen ist.   „Du willst uns nur auseinanderbringen und lässt dir deswegen solche Lügen einfallen.“   „Lügen? Ich habe es nicht nötig, mir irgendwelche Lügen einfallen zu lassen, wenn die Wahrheit doch so viel besser ist. Und du weißt, dass ich recht habe. Seit die Gerüchte über Potter im Umlauf sind, macht jedes Mädchen einen großen Bogen um ihn, mit Ausnahme von dir und Granger. Wenn das Schlammblut nicht mit dem Wiesel zusammen wäre, hätte er wahrscheinlich sogar eher sie gefragt als dich.“ Das letzte Wort betonte er abfällig und verzog seinen Mund zu einer angewiderten Fratze.   Weasley zog blitzschnell ihren Zauberstab und sprach den Flederwichtfluch auf Draco.   Der Eisprinz von Slytherin machte seinem Titel alle Ehre und blieb unbeeindruckt stehen. „Glaubst du wirklich, das funktioniert zweimal?“   „Aber wie?“ Diesen Fluch hatte noch nie jemand von ihr abwehren können. Aber Draco stand einfach nur da, hatte nicht einmal seinen Zauberstab gezogen und es passierte nichts.   „Wie gesagt, glaubst du wirklich, das funktioniert zweimal? Aber das zeigt nur, wie gewöhnlich du bist. Keine Argumente mehr und schon wird zum Zauberstab gegriffen.“   Sie wollte zu einem weiteren Fluch ansetzen, aber Harry griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie auf. „Das reicht jetzt.“ Wen er damit meinte, wusste er selbst nicht genau.   „Aber Harry. Du hast doch gehört, was er gesagt hat.“, schluchzte Weasley.   „Das ist kein Grund, sich auf sein Niveau herabzulassen.“ Harry sprach leise und bemüht ruhig, aber in ihm brodelte es. „Hör einfach nicht auf das, was er sagt.“   Er schaute zu Draco, seine Augen hart und kalt.   Dracos kalte Fassade bröckelte leicht und er musste hart schlucken, als Harry ihn so ansah.   „Hat er recht?“ Weasley schaute ihn flehentlich an, bat stumm, dass Harry ihr sagte, dass Draco ein Lügner war und er sie liebte.   „Natürlich hat er nicht recht.“ Die Lüge ging nur schwer von seinen Lippen. Am liebsten hätte er dieses Theater beendet. Er fühlte sich auf einmal so müde und kraftlos. Stattdessen legte er ihr eine Hand an die Wange und strich eine Träne weg, die sich aus ihren Augen gelöst hatte. Seine Gesichtszüge wurden etwas weicher. „Geh zurück ins Schloss. Wir holen unser Date ein anderes Mal nach.“ Eine weitere Lüge.   „Aber Harry…“   Harry schüttelte den Kopf. „Ich komme gleich nach.“   Sie nickte zögerlich und ging dann in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Vorsichtig ging sie an Draco vorbei, aber er beachtete sie nicht. Sein Blick war starr auf Harry gerichtet.   Weasley drehte sich nicht noch einmal um.   Harry wartete, bis sie sicher aus Hörweite war.   „Warum?“ Seine Stimme zitterte vor Wut, wie auch sein gesamter Körper. „Warum tust du es schon wieder?“   Draco antwortete nicht. Er musste an ihre letzte Auseinandersetzung denken, an ihren Kuss. Dieser Moment war in seinem Gedächtnis eingebrannt.   „Was habe ich dir getan, dass ich das verdient habe? Ist das die Rache für die letzten Jahre?“ Harry schluckte. „Ich habe wirklich geglaubt, dass wir sowas wie Freunde werden könnten. Sind! Aber du willst nichts weiter, als dass ich leide.“ Harrys Augen loderten vor Wut und Verzweiflung.   „Das… ist nicht wahr.“, antwortete Draco leise.   Plötzlich schnellte Draco vor. Bevor Harry reagieren konnte, kollidierte sein Rücken hart mit einer Wand der baufälligen Häuser. Überrascht schnappte er nach Luft. Ihm blieb aber keine Zeit, seine Gedanken zu sammeln. Alles, was er noch spürte, waren Dracos Lippen, die sich gegen seine pressten.   Harrys Verstand setzte aus. Beinahe verzweifelt klammerte er sich an Draco, krallte sich in seinen Haaren fest und versuchte, ihn noch weiter zu sich zu ziehen. Vergessen war seine Wut, vergessen war der Grund, warum er das hier nicht tun sollte. Alles was blieb, war Draco und das Gefühl von seinen Lippen und seiner Zunge, die sich fordernd in seinen Mund drängte.   Er stöhnte, als Dracos Zungenspitze seine berührte. Gierig kam er ihr mit seiner entgegen, wollte mehr von diesem Geschmack, diesem Gefühl. Harry zog an Dracos Haaren, um seinen Kopf ein Stück zur Seite zu drehen, genoss dabei das Gefühl, wie diese seidigen Haare durch seine Finger glitten.   Draco gab nach und intensivierte den Kuss, drückte Harry weiter gegen die Wand. Seine Hände glitten an Harrys Körper herab, umklammerten seine Hüften und zog sie zu sich. Ihre Leisten drängten sich aneinander, beide eindeutig erregt.   Harry biss hart in Dracos Unterlippe und erntete dafür ein tiefes Knurren. Er leckte immer wieder über dir malträtierte Stelle, genoss, wie samtweich sie sich anfühlte, bevor er weiter daran knabberte.   Draco stöhnte laut auf. Er löste seinen Mund von Harry, nur um gleich darauf seinen Hals zu attackieren. Mit Zunge und Zähnen bearbeitete er die empfindliche Haut, widmete sich besonders dem Puls und einer winzigen Stelle hinter seinem linken Ohr. Dann arbeite er sich seinem Hals hinab, genoss, wie Harrys Atem immer schneller wurde, genauso wie sein immer lauter werdendes Stöhnen. Ein kurzes Ziehen an dem weiten Pullover und schon war Harrys Schlüsselbein freigelegt. Während er sich mit seinem Mund dahinarbeite, umklammerte er mit beiden Händen Harrys Hintern, griff fest zu und hoch ihn hob.   Harry keuchte überrascht auf und umklammerte reflexartig mit seinen Beinen Dracos Hüfte. Seine Sinne waren völlig benebelt. Kurz öffnete er seine Augen und starrte in den blauen Himmel. Die Mittagssonne blendete ihn, konnte ihn aber nicht aus seinem Rausch reißen. Er wusste nicht, worauf er sich konzentrieren sollte. Dracos Erektion pulsierte hart gegen seine eigene und die Zunge, die sich in die kleine Kule über sein Schlüsselbein bohrte, machte ihn völlig wahnsinnig. Mit wieder geschlossenen Augen zog er Dracos Kopf zu sich, suchte mit seinen Lippen die des Slytherins, ertrank in dem Geschmack nach Frühling und Morgentau. Seine Hüften schnellten nach vorn, um sich noch näher an Dracos zu pressen und seiner schmerzender Erregung Linderung zu verschaffen.   Gierig kam Draco jedem Stoß mit der gleichen Intensität entgegen. Seine Hände kneteten Harrys Hintern und zog ihn bei jedem Stoß zu sich heran. Ihre Küsse, die mehr Zähne, Lippen und nach Luft schnappen enthielten, wurden immer unkontrollierter, während sie sich immer schneller und schneller aneinander rieben.   Harry krallte sich schmerzhaft in Dracos Haare. Seine Atmung ging nur noch stoßweise. Die Luft war erfüllt von Stöhnen und Keuchen und er konnte nicht sagen, welche von ihm kamen und welche von Draco. Er spürte, wie sich sein Orgasmus aufbaute. Seine Sinne waren völlig überfordert. Dracos Geschmack, diese Hände an seinem Hintern und die permanente Reibung an seiner Erektion waren einfach zu viel.   „Merlin, Harry! Ich will dich so sehr.“   Harry riss seine Lider auf und starrte in Dracos hellgraue Augen, die fast schwarz waren vor Lust. Sein Orgasmus überrollte ihn so heftig, dass er kurz Sterne vor seinen Augen tanzen sah. Mit einem lauten Schrei ergoss er sich in seine Hose.   Als Draco seinen Höhepunkt kurz danach erreichte, biss er hart in Harrys Schulter. Das Bedürfnis, ihn als sein Eigentum zu kennzeichnen war zu stark.   Harry spürte es kaum. Er ließ seinen Kopf nach vorn fallen, die Augen wieder geschlossen. Sein Atem ging schwer. Langsam kam die Welt wieder in sein Bewusstsein.   Er konnte Dracos Atem an seiner Schulter spüren. Die Stelle, an der er zugebissen hatte, brannte leicht. Der Adrenalinrausch ließ nach. Seine Beine begannen zu zittern und er fühlte sich erschöpft.   Vorsichtig ließ Draco Harry herunter und stützte ihn, bis er sich sicher war, dass Harry alleine stehen konnte.   Harry starrte vor sich hin, den Schmerz in seinem Rücken nahm er kaum war. ‚Was habe ich nur getan?‘   „Harry?“ Draco streckte seinen Arm aus und wollte über Harry Wange streicheln, aber Harry schlug seine Hand weg.   Seine Hände zu Fäusten geballt, stand Harry einfach nur da. In seinem Gesicht spiegelten sich so viele Emotionen wider, aber Draco konnte keine benennen. Dann setzte er sich in Bewegung. Er ging um Draco herum und lief den Weg zurück. Erst langsam, dann immer schneller. Er rannte und rannte. Er rannte zurück ins Schloss, weg von Draco, weg von dem Ort, an dem er alles zerstört hatte.   Draco blieb zurück und schaute Harry verwirrt und hilflos hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)