Das sechste Jahr von CruelLamia (Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?) ================================================================================ Kapitel 21: Leere Plätze ------------------------ Harry saß unruhig auf seinem Platz in der Großen Halle. Er versuchte, sich krampfhaft auf sein Essen und seine Mitschüler zu konzentrieren, um nicht auf den leeren Platz am Slytherin-Tisch zu starren. Immer wieder zwang er seinen Blick in eine andere Richtung. Seine Augen würden ihm ohnehin nichts anderes zeigen, als sein Geist erspürt hatte. Oder besser gesagt, nicht erspürt.   Draco war seit Freitagabend verschwunden. An sich nichts Ungewöhnliches. Er musste aller vier Wochen zum Rapport zu Voldemort und manchmal blieb er auch bis zum Sonntag. Aber bisher war er immer samstags nach dem Frühstück von seinem Vater abgeholt worden und war bis spätestens zum Mittagessen am Sonntag wieder da. Jetzt war das Abendessen bereits in vollem Gange und von dem Slytherin fehlte jede Spur.   Dazu kam, dass Draco dieses Mal bereits Freitagabend, direkt nach dem Unterricht abgeholt worden war und er war nicht allein gegangen. Miles Bletchley hatte gemeinsam mit den Malfoys das Schloss verlassen und war ebenfalls bis jetzt nicht wieder aufgetaucht.   Dabei war die letzte Woche schon anstrengend genug gewesen. Sein abgesagtes Date mit Turpin und der Grund dafür hatten sich wie Dämonsfeuer verbreitet. Sie waren beide mit Fragen bombardiert worden. Aber weil keiner von ihnen etwas dazu sagte und sie sich auch gegenseitig ignorierten, verloren die Schüler schnell wieder das Interesse.   Das hatte Harry genutzt, um Megan Jones, eine Hufflepuff aus seinem Jahrgang, um ein Date zu bitten. Dieses Mal hatte er sogar Granger und Weasley vorher informiert. Allerdings hatte sich das als Fehler erwiesen. Während Weasley begeistert von der Idee gewesen war, musste Harry sich von dessen Freundin einen halbstündigen Vortrag darüber anhören, dass er nicht mit den Gefühlen junger Hexen spielen sollte. Er könnte doch nicht sein, dass er schon wieder an dem nächsten Mädchen Interesse hat, wenn das mit der einen erst ein paar Tage zurück lag.   Zu seinem Glück dachte Jones da anders und hatte begeistert zugesagt. Doch schon am nächsten Morgen war das Date wieder abgesagt worden, weil Jones über Nacht merkwürdige Pusteln bekommen hatte.   Sie gab Harry die Schuld dafür. Er konnte es ihr nicht mal verdenken; war er es doch gewesen, der Draco erst auf diese Idee gebracht hatte. Oder? Es waren die gleichen Pusteln, die auch Edgecombe letztes Jahr bekommen hatte. Nur bildeten diese kein Wort und waren nicht permanent.   Obwohl nur wenige Schüler dabei gewesen waren, als Harry sie gefragt hatte, wusste am Ende des Tages ganz Hogwarts, was schon wieder vorgefallen war. Das hieß nicht nur die Schüler, sondern auch die Geister und die Portraits diskutierten aufgeregt über ihn und die Vorfälle, die sich um ihn herum ereigneten.   So war es nicht verwunderlich, dass Harrys nächster Versuch mit Hannah Abbott mit ängstlich aufgerissenen Augen und einem bedauernden Kopfschütteln abgelehnt wurde. Es war alles noch zu frisch. Er würde einige Zeit warten müssen, bis sich die Aufregung wieder gelegt hatte und dann einen weiteren Versuch starten.   Harry hatte noch mal versucht, mir Draco darüber zu sprechen, aber der Slytherin war ihm perfekt ausgewichen. Nicht mal in den beiden Trainingsstunden, die sie seitdem gehabt hatten, hatte er mit Draco sprechen können. Entweder war er oder Draco von ihren Mitschülern in Beschlag genommen worden und hinterher war Draco sofort verschwunden.   Freitagabend, nachdem Abbott ihm einen Korb gegeben hatte, wollte er sich in den Slytherin-Gemeinschaftsraum schleichen und Draco zur Rede stellen. Aber er hatte nur noch mitbekommen, wie Malfoy senior gemeinsam mit Draco und Bletchley sich in Snapes Büro in Luft aufgelöst hatten.   Harry hatte das Wochenende mit Lernen, Schularbeiten, Quidditch-Training und der verbotenen Abteilung der Bibliothek verbracht. Er hatte dafür gesorgt, dass er keine freie Minute hatte, um Nachzudenken und sich Sorgen zu machen. Aber jetzt konnte er sich nicht mehr ablenken. Dieses Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, konnte er einfach nicht abschütteln.   „… Mensch, Harry! Jetzt sag doch auch mal was dazu.“ Ronald Weasley hatte Harry seinen Ellenbogen in die Seite gerammt.   Genervt sah Harry seinen ehemaligen Freund an. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er von ihm wollte. Worüber hatten sie sich unterhalten? Er schaute in die Runde und hoffte, einen kleinen Hinweis zu erhaschen, worum es ging.   Vor Granger lag ein Schulbuch aufgeschlagen. Tränke, wenn er die Abbildungen richtig deutete. Nichts Ungewöhnliches. Finnigan und Thomas schaufelten sich gerade eine weitere Portion der Kürbispastete auf ihre Teller. Longbottom starrte auf seinen leeren Teller und blinzelte hin und wieder verstohlen zum Ravenclawtisch. Ginevra Weasley funkelte ihren Bruder leicht säuerlich an. Ob es etwas mit dem aktuellen Thema oder der Tatsache zu hatte, dass sie sich seinetwegen nicht neben Harry hatte setzen können, ließ sich allerdings nicht sagen. Brown und Patil schienen mit sich selbst beschäftigt zu sein. Nichts deutete auf den Inhalt der Unterhaltung hin. Es sah nicht mal danach aus, dass sie sich überhaupt unterhalten hatten. Aber Weasley sah ihn immer noch auffordernd an und wartete auf eine Antwort.   Harry seufzte. „Sorry, ich habe nicht zugehört.“ „Alter! Was ist denn nur mit dir los? Du bist schon das ganze Wochenende so neben der Spur.“, beschwerte sich Weasley. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich zurück, bis er bemerkte, dass da keine Lehne war. Er schaffte es, sein Gleichgewicht wiederzufinden und funkelte dann Harry an, als ob es seine Schuld wäre.   „Ron! Lass Harry in Ruhe.“ Granger hatte den Blick von ihrem Buch losgerissen und schaute ihren Freund vorwurfsvoll an. „Harry hat zurzeit wirklich genug um die Ohren. Es ist doch verständlich, dass er gerade etwas abgelenkt ist, wenn alle Mädchen, die er einlädt, verflucht werden.“   Ah! Da war ja noch was. Genervt, dass das Thema schon wieder aufgegriffen wurde, aber auch ein bisschen dankbar für die Ausrede schenkte Harry Granger ein kleines schüchternes Lächeln.   Weasley Haltung entspannte sich wieder etwas und er schaute Harry jetzt mitfühlend an. „Ja, stimmt ja. Hast du in der Zwischenzeit eine Idee, wer das gewesen sein könnte?“   Harry schüttelte bedauernd den Kopf. Er bemerkte, wie verstohlene Blicke seine Klassenkameraden zu Mini-Weasley huschten. Hatten sie etwas sie im Verdacht? Lächerlich. Als ob sie solche komplexen Flüche bewerkstelligen könnte. Den einzigen, den sie gemeistert hatte, war der Flederwichtfluch. Und den demonstrierte sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit, um davon abzulenken, dass sie keinen anderen Fluch beherrschte.   „Ich denke ja immer noch, dass es Malfoy gewesen ist.“ Nahm das denn gar kein Ende? Selbst Granger verleierte bei der Aussage ihres Freundes die Augen. „Ich meine ja nur… Er ist doch der einzige, der wirklich ein Motiv hat. Das Frettchen würde alles tun, um Harry das Leben schwer zu machen.“   Das reichte. Harry stand auf. „Entschuldigt mich. Mit geht es nicht so gut.“ Überrascht schauten ihn seine Mitschüler an. Harry war es gerade egal, ob er sich seltsam verhielt. Er ertrug das jetzt nicht länger. Wenn er länger an dem Tisch sitzen bleiben würde, würde er noch irgendetwas sagen, was er später bereuen würde.   Als Harry zur Tür lief, huschten seine Augen wie von selbst zum Slytherin-Tisch und sah, wie nicht anders zu erwarten, zwei leere Plätze. Zabini hatte ihn bemerkt und zuckte beinahe unauffällig mit den Schultern. Harry seufzte. Er hatte nicht erwartet, dass die Slytherins etwas wussten, aber Zabinis Blick sagte eindeutig, dass sie sich ebenfalls Sorgen machten.   Harrys schaute weiter zum Lehrertisch. Der Platz in der Mitte war frei. Wie so häufig in diesem Jahr. Harry fragte sich, wie weit Dumbledore mit seiner Suche nach dem Horkrux war. Würde er ihn über den Stand auf dem Laufenden halten? Oder würde er ihn einfach holen, wenn es soweit wäre? Harry tippte aus Letzteres. Er hatte in der Zwischenzeit gelernt, dass der Schulleiter nicht gerne Informationen teilte. Nur dann, wenn er selbst es für unbedingt notwendig erachtete. Sehr manipulativ. Wie hatte Harry nur so lange brauchen können, bis er das bemerkt hatte?   Die Wut, die Harry auf Dumbledore hatte, half einen kurzen Moment seine Sorgen zu vergessen. Aber nur bis sein Blick auf den zweiten freien Platz am Lehrertisch fiel. Severus.   Warum war er nicht früher darauf gekommen? Er könnte Severus fragen, ob er weiß, was da los ist. Wenn jemand in diesem Schloss Antworten hatte, war er es. Kurz entschlossen bog Harry Richtung Kerker ab und eilte zum Büro des Hauslehrers von Slytherin.   Seit ihrem Gespräch von vor vier Wochen hatten sich ihr Verhältnis rapide verbessert. Nicht, dass das jemand mitbekommen hätte. Der ehemalige Zaubertränkeprofessor giftete ihn immer noch an und verpasste ihn bei jeder Gelegenheit Nachsitzen und Strafarbeiten. Ein- bis zweimal pro Woche. Die Zeit verbrachten sie aber größtenteils mit Reden.   Da Harrys Vater immer noch ein wunder Punkt für sie beide war, erzählte Severus meistens über Lily. Harry genoss die Geschichten. Seine Tante hatte sich nie die Mühe gemacht, ihm von seiner Mutter zu erzählen und alle anderen, Dumbledore, Sirius, Lupin hatten ihn nur ein paar Bruchstücke aus ihrer Zeit in Hogwarts oder ein paar wenige Episoden aus ihrem Leben danach mit seinem Vater erzählen können. Severus dagegen hatte sie schon vorher gekannt und erzählte ihm, wie sie ihre Magie entdeckt hatte und welche Wunder seine Mutter bereits in den jungen Jahren ohne Zauberstab erschaffen hatte. Es war wirklich fantastisch. Unkontrollierbare Magie zu kontrollieren war wirklich etwas Einzigartiges und wie Harry wusste, hatte nur Voldemort als junger Tom Riddle ebenfalls so etwas bewerkstelligen können. Viel präziser natürlich. Und gefährlicher. Aber dass Harrys Mutter ebenfalls ein wenig dazu in der Lage gewesen war, machte ihn unglaublich stolz auf seine Mutter. Er vermisste sie schrecklich.   Severus erging es in den Momenten nicht anders. Harry konnte es ihm jedes Mal ansehen, wie sehr ihn diese Erinnerungen, die er mit Harry teilte, schmerzten. Aber er tat es dennoch und Harry schätzte diese Geste sehr.   Sie unterhielten sich aber nicht nur über Lily Potter. Auch Voldemort und Dumbledore gehörten zu ihren bevorzugten Gesprächsthemen. Severus erzählte Harry alles, was in den Jahren vorgefallen war. Sein Verhältnis zu Dumbledore, als Severus noch Schüler gewesen war, wie und warum er sich dem Dunklen Lord angeschlossen hatten, wie sein Vertrauen zu beiden Männern ins Wanken geraten und schließlich gänzlich zusammengefallen war. Harry wusste, dass Severus etwas vor ihm verheimlichte, aber er drängte ihn nicht darauf. Er erzählte ihm immer mehr und wusste, dass er es ihm eines Tages anvertrauen würde. Nicht nötig, etwas zu erzwingen.   Harry klopfte entschlossen an die schwere Holztür. Es dauerte nicht lange und schon wurde sie geöffnet. Ein blasses Gesicht mit einer viel zu großen Nase und strähnigen schwarzen Haaren schaute auf ihn herab. Falls Severus überrascht war, ihn hier zu sehen, ließ er es sich nicht anmerken. Er trat einen Schritt zurück und ließ Harry eintreten.   Harry schaute sich in dem kleinen Büro um, das ihm im letzten Schuljahr viel zu vertraut geworden war und teilweise immer noch unschöne Erinnerungen in ihm wachrief. Aber das war Vergangenheit. Langsam wirkten die riesigen Regale vollgestopft mit Tränken und Trankzutaten und alten viel zu oft gelesen Büchern weniger bedrohlich auf ihn. In der Zwischenzeit kannte er die meisten Tränke und ihre Wirkungen und war auch mit Gegengiften viel besser vertraut.   Sein Blick glitt zu dem Kamin, in dem nur noch eine leichte Glut glimmte, bereit Anreisende ohne große Schwierigkeiten den Durchgang zu ermöglichen. Der Raum begann bereits auszukühlen.   „Weißt du, was da los ist?“ Harry konnte seinen Blick nicht von der Glut lösen, die schimmerte wie flüssiges Feuer. Seine Stimme klang seltsam müde in seinen Ohren.   „Nein. Es kam für mich genauso überraschend als Lucius am Freitag Draco und Miles Bletchley abgeholt hat. Auch er kannte den Grund nicht.“, entgegnete Severus. Natürlich hatte er sofort gewusst, was Harry meinte. Er versuchte nach außen ruhig zu wirken, aber Harry wusste, dass sein Lehrer genauso beunruhigt war, wie er selbst. Irgendetwas ging vor sich und sie würden keine Antworten erhalten, bis die beiden Schüler wieder da waren.   „Du warst nicht beim Abendessen.“, versuchte Harry ein Gespräch zu starten. Irgendwie musste er sich ablenken. Die Warterei machte ihn verrückt.   „Ich habe auf die Rückkehr der beiden gewartet, damit ich hinterher den Durchgang gleich wieder verschließen kann. Wir wollen doch nicht, dass plötzlich irgendwelche Dunklen Lords hier auftauchen.“ Dieser verunglückte Scherz passte so gar nicht zu dem eigentlich einschüchternd wirkenden Zauberer und zum Lachen war er schon mal gar nicht. Aber Harry schätzte den Versuch, die Spannung etwas aufzulockern und schenkte seinem Lehrer ein kleines müdes Lächeln. „Ich hatte gehofft, sie kommen rechtzeitig, damit ich noch etwas essen kann, aber zurzeit sieht es nicht so aus.“   „Ich könnte Dobby bitten, dass er uns etwas herbringt.“, bot Harry an. Er selbst hatte mal wieder mehr in seinem Essen herumgestochert als wirklich gegessen.   „Dobby? Der frühere Hauself der Malfoys?“ Severus schien überrascht. Bisher hatte Harry ihm noch nichts über sein Verhältnis zu dem eigensinnigen Hauself erzählt.   „Ja. Er ist immer sehr eifrig, wenn er mir einen Gefallen tun kann. Er würde uns mit Freuden etwas zu Essen herholen. Dobby!“ Es dauerte nur zwei Sekunden und schon war der kleine Hauself vor ihnen aufgetaucht und verbeugte sich tief vor Harry, seine lange Nase und die Fledermausohren wie immer auf dem Boden schleifend.   „Harry Potter hat gerufen. Was kann Dobby für ihn tun?“ Erwartungsvoll blickte das kleine Wesen auf den Zauberer, den er verehrte, seit er ihm das erste Mal begegnet war.   „Kannst du uns etwas zu Essen bringen? Aber bitte nicht so viel, wie beim letzten Mal.“, warf Harry schnell ein. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Severus es gutheißen würde, wenn sein Büro mit Essen vollgestellt wäre. „Für mich nur zwei Scheiben Toast mit etwas Braten und einem Glas Kürbissaft. Was möchtest du, Severus?“   Severus schaute mit großen Augen auf die kleine Gestalt, die nun ihn wiederum anstarrte und geduldig auf seine Bestellung wartete. Er hatte gewusst, dass Dobby von Dumbledore angestellt worden war, nachdem Lucius ihn durch Harrys Schuld befreit hatte. Aber gesehen hatte er ihn seitdem nicht. Die Erscheinung verschlug ihm den Atem. Hauselfen hatten normalerweise einen alten Putzlumpen oder ein abgenutztes Bettlagen, um sich ein bisschen zu verhüllen. Dieses Wesen dagegen trug einen grellen Muggelbadeanzug, zwei unterschiedliche Socken mit wirren sich bewegenden Motiven und einen… Gryffindor-Schal.   Hilflos schaute Severus zu Harry. Dieser zuckte aber nur leicht amüsiert mit den Schultern.   „Dobby, Professor Snape nimmt das gleiche und dazu…“   „Feuerwhisky!“, rief Severus schnell, ohne seinen Blick von dem Hauself zu lösen.   Harry hab fragend eine Augenbraue, wurde aber komplett ignoriert. „Streich das. Bring stattdessen eine Flasche Nesselwein.“, sagte er bestimmt.   „Dobby wird sofort alles bringen, Harry Potter, Sir.“ Er verbeugte sich noch einmal tief und war dann verschwunden.   Endlich löste sich Severus aus seiner Erstarrung und wandte sich Harry zu. Bevor er aber etwas zu seiner stornierten Bestellung sagen konnte, hatte Harry schon abgewunken und ging an ihm vorbei zum Schreibtisch. Ein kurzer Zauber und schon war ein zweiter Stuhl neben dem Schreibtisch erschienen. Harry bedeutete Severus auf seinem eigenen Stuhl Platz zu nehmen.   Severus seufzte schwer, kam aber der stummen Aufforderung nach. Es irritierte ihn, dass Harry ihn so herumkommandierte. Aber es irritierte ihn noch mehr, dass er es mit sich machen ließ.   „Feuerwhisky betäubt zu sehr die Sinne.“, meinte Harry, nachdem sich Severus gesetzt hatte. „Wir wissen nicht, was beim Dunklen Lord vorgefallen ist und wenn die beiden wieder hier sind, wirst du wahrscheinlich einen klaren Kopf brauchen.   Severus versuchte den Jungen böse anzufunkeln, versagte aber kläglich. Er wusste, dass Harry Recht hatte.   „Außerdem ist morgen wieder Unterricht. Du willst bestimmt nicht mit einem Kater Verteidigung gegen die Dunklen Künste kleinen undankbaren Bälgern beibringen müssen.“ Harry grinste ihn herausfordernd an.   Ein leichtes Grollen entfuhr Severus‘ Kehle, was Harry noch mehr grinsen ließ. „Dafür gibt es Tränke.“, brummte er leise vor sich hin.   Harry fing an, zu lachen.   In dem Moment verriet ein kleines Plopp, dass ihr Essen angekommen war.   „Danke, Dobby. Du kannst es hier auf den Schreibtisch stellen.“ Gut, dass Severus so ein ordentlicher Mann war und sein Schreibtisch nicht mit Dokumenten überhäuft. Es war genug Platz, ohne dass sie sich Sorgen machen mussten, etwas Wichtiges zu verschmutzen. Oder zu verderben.   Das Essen verlief in einer etwas lichteren Stimmung, auch wenn die Sorge der beiden Zauberer nicht völlig verflogen war.   ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Es war dreiundzwanzig Uhr als der Kamin endlich zum Leben erwachte. Severus hatte nach dem Abendessen versucht, Harry zu überzeugen, in seinen Gemeinschaftsraum zurückzukehren, aber Harry hatte sich geweigert. Er würde sich dort genauso Sorgen machen, nur konnte er dort mit niemanden drüber sprechen.   Sie waren am Schreibtisch sitzen geblieben, nachdem Dobby ihre Reste abgeräumt hatte. Jetzt standen dort nur noch eine halbvolle Flasche von dem Nesselwein und ein fast leerer Krug mit Butterbier auf dem Tisch. Severus hatte darüber hinaus ihre beiden Umhänge mir einem Wärmezauber belegt, damit sie nicht in dem immer kälter werdenden Büro erfroren.   Um sich abzulenken, hatte Severus Harry eines seiner Bücher ausgeliehen, ein seltenes Exemplar über schwarzmagische Tränke. In der Verbotenen Abteilung hatte er noch kein Tränkebuch in der Hand gehabt. Vielleicht war der Schutzzauber der Meinung, dass er noch nicht mächtig genug für diese Geheimnisse war oder es war reiner Zufall, dass er noch klein solches gegriffen hatte.   Die Zutaten waren Harry zum größten Teil unbekannt und er löcherte Severus mit vielen Fragen. Der Tränkemeister war überrascht, dass Harry so ein starkes Interesse an den Tränken zeigte, obwohl er in der Vergangenheit diesem Fach eher abgeneigt gewesen war. Nun, das war vielleicht auch ihm selbst zuzuschreiben. Er beantwortete gerne alle Fragen und schnell waren sie in einem Gespräch über Trankbrauerei vertieft, sodass beide erschrocken aufsahen, als plötzlich ein grünes Licht aus dem Kamin kam.   Als erstes kam Draco aus dem Kamin gestolpert und macht sofort Platz, damit sein Nachfolger ebenfalls ungehindert aus dem Kamin steigen konnte. Es dauerte nicht lange und schon war Bletchley ebenfalls aus dem Kamin gestiegen. Er sah sich kurz in dem Raum um und sein Blick blieb an Harry und Severus hängen. Sein Mund verzog sich zu einem hinterhältigen Grinsen.   „Guten Abend Professor Snape.“ Harry beachtete er nicht weiter. „Es ist sehr kalt bei Ihnen.“   „Er lässt immer das Feuer ausgehen, damit man nicht durch die Flammen steigen muss.“, erwiderte Draco eine Spur bissiger als man es von dem kühlen Slytherin gewohnt war.   „Ah, sehr rücksichtsvoll. Aber absolut unnötig. Das Feuer wird auch auf dieser Seite durch das Flohpulver absolut ungefährlich, wissen Sie, Professor?“ Bletchleys Stimme tropfte regelrecht vor Arroganz und Überheblichkeit. Er klopfte sich den Staub von seinem Umhang und sah dann noch einmal herablassend um sich. „Wenn Sie sich mich jetzt entschuldigen wollen, Professor Snape. Es war ein langer Tag und morgen ist wieder Unterricht. Malfoy.“ Er nickte noch kurz Draco zu und ging dann zur Tür hinaus. Harry hatte er die ganze Zeit völlig ignoriert.   Das war kein gutes Zeichen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)