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Das sechste Jahr

Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ich bin's mal wieder.

Wollte mich ganz doll bei euch allen bedanken, weil ihr mir treu bleibt, obwohl ich in letzter Zeit so unrgelmäßig veröffentlicht habe. Also: DANKE SCHÖN! ^_______^

Hier ist endlich mal wieder ein neues Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch.

Wünsche euch noch alles Liebe für's neue Jahr.

Liebe Grüße
Lamia ^-^~ Komplett anzeigen

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Die Sicht des Gegners

Das Training war in vollem Gange. Draco stand etwas abseits, an eine der riesigen Säulen gelehnt, die Arme vor dem Körper verschränkt und beobachtete das Geschehen mit ausdruckslosem Blick.

 

Er hatte noch kurz mit Potter über seine Idee gesprochen, wie er dieser Schlampe Chang einen Denkzettel verpassen könnte, musste dann aber leider abbrechen.

Potter hatte seine Karte herausgeholt, die das gesamte Schlossgelände zeigte und jeden, der sich darauf aufhielt, unabhängig irgendwelcher Tarnzauber.

 

Ein paar Meter vor der Wand, wo man den Eingang zum Raum der Wünsche heraufbeschwören konnte, waren ungefähr 10 Namen zu lesen. Alle gehörten zu Slytherins. Keiner von ihnen bewegte sich. Sie standen einfach nur an einer Stelle und schienen wie erstarrt. Plötzlich tauchte ein weiterer Name vor ihnen auf. Dobby. Der kleine Hauself lief aufgeregt vor der Gruppe auf und ab. Doch noch immer schien sich keiner der anderen zu bewegen. Alarmiert hatten sich die beiden Zauberer kurz in die Augen geschaut und waren dann zur Tür geeilt.

 

Mehrere Jungtodesser standen bewegungslos im Flur. Dobby lief vor ihnen auf und ab und erklärte ihnen immer wieder, dass Potter gesagt hatte, dass sie noch nicht in den Raum konnten und warten mussten.

 

Die Szene war einfach nur komisch und es war nur Dracos jahrelang antrainierte Selbstbescherung zu verdanken, dass er nicht laut loslachte.

Potter beeilte sich, die Situation aufzuklären und Draco verhinderte erfolgreich, dass Dobby sich verletzte. Ja, in der Tat ein übereifriger Hauself.

 

Das Essen konnte die aggressiven Gemüter glücklicherweise etwas milder stimmen und sie konnte jetzt ganz normal ihr Training absolvieren.

 

Sie übten die Defensivzauber, die Potter ihnen gezeigt hatte.

Eigentlich hätten sie diese schon im zweiten Schuljahr lernen sollen, aber durch diesen unfähigen Lehrer, den sie damals in Verteidigung gegen die Dunklen Künste gehabt hatten, Lockhart oder so ähnlich, konnten die wenigsten einen Fluch abwehren oder einen Schild heraufbeschwören.

 

Draco war die Ausnahme. Sein Vater hatte ihm viel in den Ferien selbst beigebracht und ihm dafür sogar seinen eigenen Zauberstab zur Verfügung gestellt. Natürlich war das eine gängige Praxis unter Slytherins, aber die meistens brachten ihren Kindern nur Angriffszauber und Flüche bei. Selbstverteidigung wurde in der Regel vernachlässigt, wenn er sich so die Fähigkeiten seiner Kameraden anschaute.

 

Lucius Malfoy dagegen hatte viel Wert darauf gelegt, dass sein Sohn sich auch richtig duellieren konnte. Das gehörte einfach zu den Fertigkeiten eines Reinblüters.

 

So standen sich Draco und Potter am Tage ihres ersten gemeinsamen Trainings gegenüber und duellierten sich, wie sie es schon vier Jahre zuvor hätten tun sollen. Keine schmutzigen Tricks, keine Gedanken den anderen zu demütigen und in die Knie zu zwingen. Einfach nur den anderen Slytherins zeigen, wie man sich duellierte, mit besonderen Augenmerk auf Schild- und andere Abwehrzauber.

 

Es war Draco nicht so schwer gefallen, wie er es zu anfangs gedacht hatte und er musste einsehen, dass es sogar Spaß machte, sich mit Potter zu duellieren. Es war eine neue Herausforderung. Zu Hause konnte er nur gegen seinen Vater antreten. Und auch wenn er noch lange nicht so gut war, kannte er doch dessen Taktik in- und auswendig. Außerdem kämpften sie gehandicapt, weil keiner seinen richtigen Zauberstab benutzten konnte. Da Draco den von seinem Vater hatte, nahm dieser sich den von Dracos Mutter.

 

Hier mit seinem eigenen Zauberstab und einem Gegner, dessen nächsten Schritt er nicht vorhersehen konnte, war es ein völlig neuartiges Gefühl. Es war aufregend und Draco hatte überraschenderweise wirklich Spaß gehabt.

 

Das Unterrichten selbst bereitete Draco aber weniger Vergnügen. Er gab seinen Kameraden zwar Tipps, half ihnen bei der richtigen Position, die richtige Aussprache, aber er wurde schnell ungeduldig und war schon genervt, wenn er etwas ein zweites Mal erklären musste. Unterrichten war definitiv nichts für ihn. Im Gegensatz zu Potter. Der war mit Feuereifer dabei und blieb immer noch ruhig und gelassen, wenn er etwas zum zehnten Mal erzählt hatte und sein Gegenüber immer noch nicht in der Lage war, einen wirkungsvollen Schild hochzuziehen.

 

Sie hatten jetzt ihre dritte Trainingsstunde und langsam sah es ganz passabel aus. Selbst Vincent und Gregory sahen nicht mehr so zerrupft aus, da sie nicht mehr alle Flüche abbekamen, sondern beinahe schon gekonnt parierten, blockten oder sogar auswichen.

 

Allen in allem sah es ganz manierlich aus.

Kein Vergleich mehr zu ihrer ersten Stunde, als die meisten Flüche ihr Ziel trafen und schon nach einer viertel Stunde, die meisten Slytherin kampfunfähig waren, weil sie vor Lachen nicht mehr stehen konnten.

Kitzel-, Tanz- und Schwellzauber. Kindisch. Aber immer noch besser, als wenn sie sich gegenseitig ernsthaft verflucht hätten. Aber auch solche Zauber konnten großen Schaden anrichten und den Gegner ausschalten.

Etwas missmutig hatten sie dann aber doch eingesehen, dass es doch sinnvoll sein könnte, sich neben Angriffszaubern und Flüchen auch verteidigen zu können. Wenn nicht Potter selbst schon Beweis genug gewesen war, als er den Sectumsempra abgewehrt hatte, der dafür Draco selbst beinah erwischt hätte.

 

Unschöne Erinnerungen. Draco warf einen Blick auf die Karte, um sich von den negativen Gedanken abzulenken. Der Flur war leer und es sah auch nicht so aus, als würde jemand in diese Richtung unterwegs sein.

 

Unbewusst strich er mit seinen Fingerspitzen über das verzauberte Pergament. Ein faszinierendes Stück Magie. Potter hatte ihm erzählt, dass sein Vater und dessen Freunde während ihrer Schulzeit die Karte erschaffen hatten. Wer hätte gedacht, dass ein paar Gryffindors zu so etwas in der Lage waren?

 

Die Karte lag während ihrer Übungsstunden immer so, dass einer von ihnen sie im Blick hatte und sehen konnte, falls jemand Unerwünschtes sich dem Raum näherte. Bisher gab es noch keinen Zwischenfall, aber man konnte nie vorsichtig genug sein.

 

Draco war der einzige, der wusste, wie man die Karte aktivieren und deaktivieren konnte. Es war sicherer, wenn nicht zu viele darüber Bescheid wussten. Sie waren zwar Verbündete und dienten alle dem Dunklen Lord, aber letztendlich waren sie alle Slytherins. Einem Slytherin sollte man nicht zu viel

Vertrauen. Kontrolle war immer besser.

 

Es war schon erstaunlich, dass Potter ausgerechnet ihm vertraute. Draco hatte Gryffindors Goldjungen seit dem ersten Schuljahr das Leben schwer gemacht, ihn verflucht, beleidigt und ihn bei jeder Gelegenheit sabotiert, meistens in Zaubertränke, weil Snape gerne weggesehen hatte. Keine Basis für Vertrauen. Und doch stand Draco hier, neben ihm die Karte des Rumtreibers, und war aus irgendwelchen Gründen Potters Rechte Hand, wenn man das so nennen wollte. Und auch wenn er es nur ungern zugab, es funktionierte gut.

Draco hatte noch etwas daran zu knabbern, dass er Befehle seines Rivalen entgegen nehmen musste, aber…

 

‚Oh, verdammt, Draco. Komm drüber hinweg!‘

 

Die Wahrheit war, dass Potter ihm seitdem nicht einen Befehl gegeben hatte. Im Gegenteil. Als es darum ging, den Befehl des Dunklen Lords nachzukommen, hatte Potter ihn aufgesucht und um seine Meinung gebeten – GEBETEN – hatte ihm ausführlich von seinen Gedanken und Plänen erzählt, wo und wie er die Treffen abhalten wollte und hatte Dracos Ratschläge beherzigt. Zusammen hatten sie ein gutes System erarbeitet, das perfekt mit den Stundenplänen aller zu vereinbaren war.

 

In der Regel fand das Training in zwei Gruppen statt. Eine am Montag und eine am Donnerstag. An diesen Nachmittagen hatte kaum einer von ihnen Unterricht. Montags lief im letzten Block Muggelkunde. Das hatte keiner von ihnen belegt und jetzt war Arithmantik. Nur ein paar wenige Slytherins hatten dieses Fach gewählt. Sie würden mit einmal Training in der Woche auskommen müssen. Dem Rest stand es frei Montag oder Donnerstag oder wenn sie wollten auch an beiden Tagen teilzunehmen. Nur für Draco bestand Anwesenheitspflicht. Als Potters Quasi-Stellvertreter musste er da sein und über alles Bescheid wissen, falls Dumbledore seinen Goldjungen unerwartet zu sich rufen würde. In diesem Fall müsste Draco das Training übernehmen. Er hoffte sehr, dass das niemals eintreten würde. Er hatte keine Geduld, den Lehrer zu spielen.

 

Hinzu kam der „Lehrplan“. Potter hatte ihm genau erzählt, welche Zauber sie in ihrer DA geübt hatten. Auf dieser Basis hatten sie eine Reihenfolge entwickelt, wann welcher Spruch trainiert werden würde. Als erstes Abwehrzauber mit Schwerpunkt Protego und Protego totalum, dann Entwaffnungszauber, dann die Lähm- und Schockzauber. Das war alles kein Problem für Draco. Schlimmstenfalls könnte er die Stunden übernehmen und die anderen unterrichten. Anders sah es mit dem Patronus aus. Dieses Highlight hatten sie sich für den Schluss aufgehoben.

 

Draco hatte sich daran probiert, nachdem Potter ihm ausführlich erklärt hatte, wie er funktionierte, und war kläglich gescheitert. Seitdem überlegte er krampfhaft, fand aber keine glückliche Erinnerung, die stark genug wäre. Er musste sich eingestehen, dass er nicht viele glückliche Erinnerungen hatte.

Wie es bisher aussah, würde er an diesem Zauber scheitern. Und man konnte niemanden etwas beibringen, was man selber nicht beherrschte.

 

Ein violetter Lichtblitz raste auf Draco zu, holte ihn aus seinen Gedanken. Mit einem kleinen Schlenker seines Zauberstabs hatte er einen unsichtbaren Schild um sich aufgebaut und der Zauber verpuffte einen halben Meter vor ihm.

 

„Ah, entschuldige bitte, Draco. Das war ein Versehen.“, flötete es zuckersüß aus der Menge.

Pansy sah ihn herausfordernd an, ließ keinen Zweifel daran, dass dieses „Versehen“ alles andere als ein Versehen gewesen war.

 

Draco ignorierte sie und ließ seinen Blick weiter über die Menge schweifen, blieb an Potter hängen. Der schaute ihn kurz mit gerunzelter Stirn an, bevor er sich wieder Gregory zuwandte und ihm zum gefühlten 100sten Mal erklärte, wie er seinen Zauberstab führen musste, um einfache Flüche abzuwehren.

 

Wenn man Potter so sah, konnte man ihn sehr leicht unterschätzen, mit seinen strubbeligen Haaren und seiner runden Brille, die seine schönen grünen Augen verdeckte.

Kaum zu glauben, dass sie ihm bisher nie aufgefallen waren. Sie standen sich so oft gegenüber, haben sich gegenseitig regelrecht in die Augen gestarrt, aber ihm war nie aufgefallen, wie kräftig das Grün und wie ausdrucksstark Harrys Augen waren.

Draco hatte sich erst bei dem Gespräch vorhin die Mühe gemacht, genauer hinzusehen. Und dann hatte er seine Mühe gehabt, wieder wegzusehen. Sie waren genauso grün wie das in Slytherins Wappen und wenn er lachte, leuchtete es genauso, wie der Blitz des Todesfluchs. Was genau hatte Potter in Gryffindor zu suchen, wenn alles an ihm geradezu Slytherin schrie? Nicht nur seine Augen, auch seine Persönlichkeit, wie Draco in den letzten Wochen feststellen konnte. Potter war ehrgeizig, schlau, konnte sogar hinterlistig sein, wenn es die Situation erforderte, und hatte allem Anschein nach Führungsqualitäten. Warum ihn der Sprechende Hut nach Gryffindor geschickt hatte, blieb Draco ein Rätsel.

 

Wie gebannt starrte er weiter auf den Gryffindor, verfolgte jeden seiner Bewegungen. Es sah ziemlich grob und etwas unbeholfen aus, aber jeder Zauber saß perfekt. Draco hatte sich zu Beginn ihrer Stunden immer wieder gefragt, wie Potter es schaffte, so effizient und präzise zu sein, obwohl seine gesamte Erscheinung daran zweifeln ließ. Er dachte zuerst, dass es ein Trick sei, damit der Gegner ihn unterschätzte. Aber das stimmte nicht. Jetzt, da er wusste, wie Potter unter seinen viel zu großen Sachen bzw. der unvorteilhaften Schuluniform aussah, war es einfach, sich die grazilen Bewegungen vorzustellen. Schon bei den kleinsten Gesten konnte er sich vorstellen, wie sich die seidig glänzende Haut über seine festen Muskeln spannte.

 

Dracos Finger zuckten unbewusst bei der Vorstellung in dem stummen Wunsch, mit eben diesen über Harrys Haut zu fahren. Oder doch lieber mit seiner Zunge? Nach dem Training, wenn sie beide leicht verschwitzt waren. Angefangen über Harrys Bauchnabel, das Sixpack nach oben gleitend, zwischen den Brustmuskeln entlang, anschließend der Schlagader folgend, um genüsslich an seinem Ohrläppchen zu knabbern, dabei spüren, wie Harrys Puls immer schneller und schneller würde, wie er es bei den Übungskämpfen nie geworden war. Sein Atem stoßweise heiß gegen seine Wange…

 

Wieder kam ein Zauber auf ihn zugerast und holte ihn aus seinem Tagtraum. Der gelbe Lichtblitz wurde von seinem Schild reflektiert und auf den Angreifer zurückgeworfen.

Der fing ihn mit einer gezielten Bewegung seines Zauberstabes wieder ein und hatte dann auch noch die Frechheit, ihn amüsiert anzugrinsen.

 

„Wofür war das, Potter?“, fragte Draco genervt. Wenn er ihn schon aus seiner Fantasie herausholte, dann sollte er sie gefälligst Wirklichkeit werden zu lassen. Oder?

 

Aber Potter grinste ihn nur weiter an.

„Ich habe mich nur gefragt, wo du mit deinen Gedanken bist. Anscheinend nicht beim Training, wenn ich mir deinen verträumten Gesichtsausdruck so ansehe.“

 

Auch Dracos Eisblick, der jeden anderen in die Knie gezwungen hätte, half nicht. Potters Grinsen wurde sogar noch eine Spur breiter.

Er ärgerte sich aber am meisten über sich selbst. Er sollte nicht einfach so in Tagträume abtauchen und dabei seine Deckung vernachlässigen, selbst wenn es sich nur um Übungen handelte. Er war immerhin der Anführer der Slytherins und solche Fehler könnten ihn schnell seine Position kosten. Außerdem waren diese Übungsstunden die beste Zeit, um seiner Aufgabe nachzukommen. Hier hatte er die besten Chancen, herauszufinden, wer Potters heimliche Liebe war.

 

Immerhin war sie eine Slytherin und Jungtodesser. In mindestens einer der beiden Stunden musste sie anwesend sein. Aber auch hier hatte sich Potter bisher nichts anmerken lassen. Keine besondere Aufmerksamkeit, keine übermäßige Sorge, keine bevorzugte Behandlung. Es war frustrierend.

 

„Was hältst du davon, wenn wir Entwaffnungszauber mit ins Spiel bringen? Die Schildzauber sitzen soweit und müssen sowieso immer genutzt werden. Also wird es an Übung nicht mangeln.“

 

Draco löste sich von seiner Säule und ging provokant langsam auf Potter zu. Jeder andere wäre jetzt eingeknickt. Aber Potter tat ihm diesen Gefallen natürlich nicht.

Er blieb einen halben Meter vor dem Gryffindor stehen und… gab auf.

„Von mir aus.“, seufzte Draco. „Theodor! Behalte solange die Karte im Auge.“

 

Wie erwartet, setzte sich Theodor sofort in Bewegung und nahm Dracos Platz an der Säule ein. Er hätte lieber Blaise genommen, weil er sich sicher war, dass Blaise genauso gut von seiner Mutter trainiert worden war, wie Draco von seinem Vater, auch wenn der dunkle Slytherin nicht so gut war wie Draco selbst. Aber bei ihm war es deswegen nicht so schlimm, wenn seine Aufmerksamkeit nicht die ganze Zeit an Potters und seinen Übungskämpfen hing.

 

Aber Blaise hatte bedauerlicherweise Arithmantik. Deswegen musste seine zweite Wahl herhalten.

 

Draco blieb geduldig auf der Stelle stehen, während Potter sich von ihm wegdrehte und den ersten Entwaffnungszauber erklärte, den Expelliarmus.

 

„Ich zeige euch jetzt erstmal, wie der Zauber funktioniert. Anschließend werden Draco und ich uns duellieren, damit ihr sehen könnt, wie das ganze in einem Duell aussieht.“

Alle Schüler hatten sich zu einer kleinen Gruppe zusammengefunden und hörten konzentriert Potters Ausführungen zu. Einige waren dabei aber aufmerksamer als andere.

Blechtley wirkte sehr gelangweilt und sah häufiger auf die Essenreste als auf seinen ‚Lehrer‘. Gerade er sollte sich zweimal überlegen, ob er Potter verärgern wollte.

 

Die Augen des in Ungnade gefallenen Slytherin huschten unruhig hin und her, bis sie von Dracos eiskalten Blick eingefangen wurden.

Draco zog nur eine Augenbraue nach oben. Das genügte, um seinen Unmut über seine mangelnde Konzentration kundzutun.

Blechtleys Blick verfinsterte sich kurz, wandte sich dann aber wieder Potter zu.

Draco nahm sich vor, ihn etwas genauer zu beobachten. Möglich, dass er seine Lektion doch noch nicht gelernt hatte. Obwohl es nur schwer vorstellbar war, dass sich jemand bewusst Voldemorts Anweisungen widersetzen würde. Und das, nachdem er vor allen bestraft worden war.

 

„Der Spruch ist Expelliarmus. Den kennt ihr bestimmt alle noch aus dem Duellierclub von Lockhart.“

Wenn Draco sich so die Gesichter seiner Kameraden anschaute, war wohl eher das Gegenteil der Fall. Nur Millicent nickte aufgeregt.

„Wie Professor Snape damals demonstriert hatte, wird dabei der Zauberstab über die Schulter geschwungen. So.“

In einer fließenden Bewegung hob Potter seinen Arm und beschrieb einen kleinen Kreis.

„Zumindest fängt man so an, ihn zu üben, um ein richtiges Timing für Bewegung und Zauberwort zu finden und für den Anfang ist es einfacher, zu zielen.“

 

Wie aus dem Nichts tauchte fünf Meter von Potter entfernt eine steinerne Statur auf. Sie sah aus wie ein Zauberer mit Umhang und Spitzhut, hatte sogar einen hölzernen Stock in der Hand.

 

„Ex-pelliarmus!“

Laut und deutlich hallte das Wort durch den Raum, begleitet von einem blendend scharlachroten Blitz, und innerhalb eines Wimperschlages war der Statur der Stab entrissen. Er flog durch die Luft und landete genau in Potters ausgestreckter Hand.

Mit einem kleinen Lächeln drehte er sich wieder zu seinen Schülern.

„Den Zauberstab des Gegners zu fangen, ist natürlich der Idealfall und in einem echten Kampf kaum zu schaffen. Da kann man froh sein, wenn man es schafft, den Gegner zu entwaffnen.

Wenn ihr das Timing richtig beherrscht, könnt ihr anfangen, den Kreis zu verkleinern, bis er kaum noch sichtbar ist. Ungefähr so.“

Blitzschnell hatte sich Potter wieder zu der Statur gedreht, die jetzt wieder eine neue Zauberstabattrappe in der Hand hielt. Diesmal machte er nur einen kaum merklichen Schlenker mit seiner Zauberstabhand. Der rote Blitz schoss aus der Spitze seines Zauberstabes und traf präzise sein Ziel. Wieder fing er den Stock mit seiner linken Hand auf.

„In einem echten Kampf ist es besser, wenn der Gegner nicht vorher weiß, welchen Spruch ihr benutzt, damit er sich nicht darauf vorbereiten kann. Der Expelliarmus ist selbst sehr auffällig, wie ihr gesehen habt. Deswegen ist es von Vorteil, die Bewegung so unauffällig wie möglich zu machen. Und am besten ungesagt.“

 

Draco sah in teilweise skeptische Gesichter. Er wusste von den Slytherins in seinem Jahrgang, dass sie das Training ernst nahmen und auch dankbar waren für Potters Unterstützung. Aber bei den Siebtklässlern sah das anders aus. Er hatte gehört, wie sich Pucey mit zwei Mädchen unterhalten hatte, wie sinnlos sie die Defensivzauber fanden.

Zeit, sich ein bisschen miteinzubringen.

 

„Genug geredet. Lass und anfangen.“

Schnell machten die anderen Slytherins Platz. Sie stellten sich zwischen den Säulen auf und ließen ihren beiden Anführern den riesigen Gang für ihr Duell.

Zufrieden bemerkte Draco, wie zumindest seine Klassenkameraden einen Schutzschild heraufbeschworen. Gregory und Vincent waren noch nicht so gut, dass sie ihn lange halten konnten, aber Draco wusste, dass Pansy und Theodor sie unaufgefordert schützen würden, sollte ihr Schild zusammenbrechen. Die Siebtklässler taten nichts dergleichen. Wenn sie es immer noch nicht gelernt hatten, waren sie selbst schuld. Vielleicht sollte sich einer seiner Flüche ausversehen zu ihnen verirren. Vielleicht begriffen sie es dann.

 

Die steinerne Statur war verschwunden. Stattdessen standen jetzt Potter und Draco fünf Meter voneinander entfernt.

„Gibt es noch irgendwelche Fragen, bevor wir anfangen?“ Verneinendes Gemurmel war zu hören, aber Draco achtete schon gar nicht mehr darauf. Er wollte sich endlich duellieren.

 

„Mach schon, Potter. Du kannst deine Niederlage noch so lange hinauszögern, aber ändern wirst du daran eh nichts.“ Herausfordernd stand er da und bedachte seinen ehemaligen Rivalen mit einem provozierenden Lächeln.

 

„Meinst du nicht, dass du dich da ein bisschen überschätzt, mein lieber Draco?“, erwiderte Potter genauso provokant.

 

„Oh, absolut nicht. Gewonnen hat der, der als letztes seinen Zauberstab noch hat.“

Sie verbeugten sich voreinander und nahmen ihre Kampfstellung ein, beide ein vorfreudiges Glitzern in den Augen.

 

„Angst, Potter?“

 

„Träum weiter, Malfoy.“

 

Das war der Startschuss.

 

„STUPOR!“

„CONFUNDO!“

 

Draco grinste als der rote Lichtblitz an seinem Schild abprallte und in die Säule neben Pucey einschlug. Er hatte aber keine Zeit sich auf die Reaktion des Slytherins zu konzentrieren, denn der Gryffindor vor ihm schwang schon wieder seinen Zauberstab für einen erneuten Angriff. Dracos Zauber war ebenfalls von Potters Schild aufgehalten worden und war sofort verpufft. Er hatte auch nicht erwartet, dass es so leicht sein würde. Das wäre doch sehr enttäuschend gewesen.

 

„CONFRINGO!“ Der Explosionszauber krachte in Dracos Schild und schob ihn zwei Meter weiter nach hinten. Er konnte die Hitze auf seiner Haut fühlen und schwankte etwas, hatte sich aber schnell wieder gefangen. Potter hatte glücklicherweise nicht allzu viel Kraft eingesetzt.

 

Aber was Potter konnte, konnte er schon lange.

„EXPULSO!“, schrie er seinen Gegner entgegen.

 

Potter wich seinem Explosionszauber aus, der in eine der Säulen einschlug. Ein Großes Loch klaffte in dem grauen Stein und die Schlangen schlängelten aufgeregt drumherum.

 

„IMPEDIMENTA!“

Mit einer eleganten Drehung wich Draco dem Lähmzauber aus. So leicht würde er sich nicht außer Gefecht setzen lassen.

 

„TARANTALLEGRA!“

Draco musste sich ein Lachen verkneifen, als er in Potters überrascht aufgerissene Augen blickte. Natürlich hatte er Potter nicht getroffen. Viel zu leicht hatte der Goldjunge diesen Fluch auf halben Weg geblockt. Aber vier Jahre alte Erinnerungen fanden ihren Weg in sein Bewusstsein. Damals hatte Potter den Fluch nicht abwehren können. Draco würde einiges tun, um Potter noch mal so tanzen zu sehen.

 

Der Slytherin in ihm ließ Draco aber nicht in seiner Vorstellung verharren. Es gab immer noch ein Duell zu gewinnen. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, in der Potter abgelenkt war, aber dieser gab Draco den Vorteil, den er brauchte. Ein leichter Schlenker seines Zauberstabes und schon schoss der markante scharlachrote Lichtblitz des Expelliarmus aus der Spitze heraus.

 

Es war knapp gewesen. So knapp. Aber im allerletzten Moment hatte sich Potter wieder im Griff gehabt und war Dracos perfekt platzierten Zauber ausgewichen. Der Zauber war nützlich, aber leider wirklich viel zu auffällig.

 

Mit todesgrün blitzenden Augen sah Potter Draco an. Sein Atem ging etwas schneller und ein aufgeregtes Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Also fangen wir jetzt endlich richtig an?“

 

„Bereit für deine Niederlage, Potter?“

Ohne ein weiteres Wort ging der Kampf weiter.

 

Abwechselnd rote, blaue und gelbe Blitze erfüllten den Raum zwischen den beiden Zauberern. Aber die meisten Flüche erzeugten keine solchen Blitze. Vereinzelt konnte man noch durch die Handbewegung die Zauber identifizieren, aber auch diese wurden immer weniger und wurden von Flüchen abgelöst, die sich erst durch ihre Wirkung zu erkennen gaben.

 

Das Duell dauerte an. Beide Gegner schenkten sich nichts. Mehr und mehr Steine wurden aus den Wänden, dem Boden und den Säulen herausgebrochen, verpulverisiert und hüllten den Ort in eine immer dichtere Staubwolke.

 

In der Zwischenzeit hatten sich sogar die Siebtklässler mit einem Schutzschild umgeben.

Es war schwer, die einzigen beiden Zauber, die einen roten Lichtblitz erzeugten, zu unterscheiden. Nur für einen brauchte man eine Handbewegung, aber beide Zauberer beherrschten ihn so perfekt, dass man sie so gut wie nicht ausmachen konnte.

Sie hatten angefangen, zu raten, wer welchen Zauber bzw. Fluch gerade verwendet hatte.

 

Diffindo.“, meinte Millicent, als erst auf Potters Umhang, dann auf seinem Hemd mehrere feine Schnitte auftauchten. Auch die Krawatte war plötzlich viel kürzer.

 

Stupor! Stupor!“, rief Gregory ganz aufgeregt.

 

„Nein, das war der Expelliarmus. Potters Hand hat ganz eindeutig gezuckt.“, widersprach Vincent.

 

„Niemals! Das hast du dir eingebildet.“, mischte sich jetzt Tracey mit ein.

 

Incarcerus.“, rief Pansy als aus der Spitze von Dracos Zauberstab vier Seile auf einmal hervorschossen und blitzartig wie wütenden Schlangen auf Potters Hand- und Fußgelenke zurasten.

 

Potter reagierte schnell, aber er schaffte es, nur drei der vier Seile aufzulösen. Das vierte schlang sich um seinen linken Knöchel und riss ihn zu Boden.

Er musste sich mit beiden Händen abstützen und schlug sich seine Fingerknöchel auf. Aber der Zauberstab blieb fest in seiner Hand.

 

Mit einem wilden Blick noch immer auf dem Boden kniend drehte er sich wieder zu Draco und schickte den nächsten Zauber auf seinen Weg.

 

Ein ohrenbetäubender Knall erfüllte die Halle, als zwei verschiedene Explosionszauber aufeinander trafen. Die Druckwelle war so stark, dass alle Anwesenden von ihren Füßen gerissen wurden, die Aufschreie der Slytherins gingen in dem Nachbeben der Zauber unter. Schutt und Staub flogen durch die Luft, kollidierten mit den schwächer werdenden Schutzschilden, bis sie gänzlich zusammenbrachen.

Ein einzelner scharlachroter Lichtblitz bahnte sich seinen Weg durch die mit bloßem Auge undurchdringlichen Wolke.

Mit einem Mal verklang der Nachhall der Explosion. Alles, was man noch hörte, war, wie ein Holzstab auf den Steinboden fiel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yamis-Lady
2020-01-09T19:48:30+00:00 09.01.2020 20:48
gelehrige Schüler xD
harry ist wirklich ein sehr guter lehrer.

und draco träumt ganz offen~
ganz schön mutig in diesem Raum xD

bin gespannt wie es weiter geht!
Antwort von:  CruelLamia
09.01.2020 22:27
😱 Oh, du hast mich erwischt! Ich habe gar nicht daran gedacht, dass der Raum auf Draco reagieren könnte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn plötzlich ein riesiges Himmelbett mit Laken in der gleichen Farbe wie Harrys Augen aufgetaucht wäre. Oder sich Harrys Sachen langsam in Luft aufgelöst hätten... 😳

LG Lamia 🐱
Antwort von:  Yamis-Lady
11.01.2020 14:05
oohhh, ich glaube, ich liebe deine gedanken jetzt schon! 🤣🤣👍
haha
DAS wäre doch mal interessant
Von:  Tythonia
2018-01-05T21:26:57+00:00 05.01.2018 22:26
Kann das nächste Kapitel kaum erwarten!
Antwort von:  CruelLamia
05.01.2018 23:09
Ich versuche, mich zu beeilen. Versprochen! ^.~
Von:  Sandy
2018-01-05T20:29:35+00:00 05.01.2018 21:29
Hi
Wow das war Spannung pur
Echt Klasse das es wieder ein neues Kapitel raus gekommen ist.
Toll das Duell von harry und draco.
Bin echt gespannt wer gewonnen hat in dem Duell?!
Echt toll weiter so bin gespannt wie es weiter gehen wird
Hoffe bis zum nächsten mal
LG sandy
Antwort von:  CruelLamia
05.01.2018 21:46
Hi Sandy,

vielen Dank für deinen Kommentar. Habe mich wie immer sehr gefreut. ^_____^

Hatte ein bisschen Angst vor der Duellszene, weil ich am Anfang keine wirkliche Vorstellung hatte, wie das Duell ablaufen soll. Es war eigentlich nur zur Demonstration gedacht und dann ist es ein wenig ausgeartet. Aber ich hatte viel Spaß beim Schreiben.

Tja, wer hat wohl gewonnen? Das verrate ich erst im nächsten Kapitel. ^^

Bis dahin.

Liebe Grüße
Lamia ^-^~


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