Das sechste Jahr von CruelLamia (Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?) ================================================================================ Kapitel 5: Horkruxe ------------------- Harry war tief in seinen Gedanken versunken. Unbewusst hatte er den Weg in den große Halle eingeschlagen und stutzte kurz, weil sich plötzlich die Präsenz anderer Zauberer in sein Bewusstsein drängte. Er hatte sich aber schnell wieder im Griff und ließ sich seine kurze Verwirrung nicht anmerken. Es waren kaum Schüler anwesend. Nur vereinzelte kleine Grüppchen saßen an den vier großen Tischen und schwatzen munter und warteten, dass es endlich Zeit zum Abendessen wurde. Nach dem Knurren seines Magens zu urteilen, würde es auch bald soweit sein. Harry überlegte, ob er noch mal in den Gemeinschaftsraum gehen und sich umziehen sollte, entschied sich aber dagegen. Er würde ohnehin schon zeitig genug auf seine Mitschüler treffen und so hatte er wenigstens noch ein paar Minuten seine süße Ruhe. Er holte die kleine Phiole aus seinem Umhang und drehte sie unablässig in seinen Fingern hin und her und beobachtete dabei, wie der silberne Gedankenfaden ähnlich flüssigen Quecksilbers in dem kleinen Glas hin und her schwappte. Das hatte etwas beinah Hypnotisierendes. ‚Was wird darauf wohl zu sehen sein?‘   Er musste schon eine Weile so gesessen und auf die kleine Flasche in seinen Händen gestarrt haben, denn plötzlich betraten Ron und Hermine die große Halle. Obwohl er mit den Rücken zu ihnen saß, wusste Harry es sofort und versteckte schnell die Erinnerung von Voldemort aus der Zeit, in der er noch Tom Riddle hieß, wieder in seinem Umhang.   Die beiden Gryffindors beeilten sich, zu ihrem Freund zu kommen und riefen schon auf halben Weg fröhlich seinen Namen, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. „Harry!“ Angesprochener drehte sich ruckartig um und tat so, als ob er sie wirklich erst jetzt mitbekommen hätte. Er schaute in die glücklichen Gesichter, zog eine Augenbraue hoch und fixierte dann Ron mit einem fragenden Blick. Dieser grinste nur. Das Paar kam auf den Jungen zugeeilt und setzte sich neben ihn auf die Bank. Harry grinste wissend. „Es scheint ja, dass ihr einen tollen Tag hattet.“ „Ja!“, gab Ron selbstbewusst zur Antwort. Das Mädchen in seinen Armen wurde leicht rot auf den Wangen und ihr Freund drückte einen kurzen Kuss auf diese.   Die Große Halle füllte sich in der Zwischenzeit mit hungrigen Schülern und Lehrern. Bald würde das Essen erscheinen. Nun kamen auch ihre restlichen Freunde an den Tisch. Dean, Seamus, Neville und Ginny – letztere besetzte sofort den ungewohnt freien Platz neben Harry – starrten regelrecht das frischverliebte Paar an und man sah ihnen an, dass sie jedes Detail von ihrem Date wissen wollten. „Jetzt lasst euch doch nicht alles aus der Nase ziehen!“, quengelte Ginny. „Oder muss ich bei Snape einbrechen und Veritaserum klauen?“ Ron sah seine Schwester böse an. „Das geht dich überhaupt nichts an, Ginny!“ „Na, ich kann dir zumindest erzählen, wie der Tag angefangen hat.“ Alle Augen wanderten neugierig zu Seamus, der dreckig grinste. „Die beiden waren heute Morgen so nervös, dass sie nicht mal einen Bissen runterbekommen haben. Da habe ich mir natürlich Sorgen gemacht und bin ihnen gefolgt.“ Er setzte eine übertrieben unschuldige Miene auf, bei der jedem sofort klar war, dass sein Handeln nicht nur reiner Nächstenliebe entsprungen war. „Den ganzen Weg bis nach Hogsmeade haben die sich angeschwiegen. Das war ja nicht zum Aushalten. Total langweilig, sag ich euch. Im Dorf angekommen, dachte ich schon, dass sie das Date sofort beenden würden. Ron wollte unbedingt in den Honigtopf, Hermine aber lieber zu ‚Derwisch und Banges‘. Und die haben richtig angefangen, sich zu streiten. Ich meine, immerhin haben sie sich wenigsten nicht mehr angeschwiegen, aber wirklich besser war’s auch nicht. Und da hab‘ ich mir gedacht, ich bewerfe sie mal mit einem Schneeball, um die hitzigen Gemüter ein bisschen abzukühlen. Nur blöd, dass kein Schnee da war. Dann ist mir glücklicherweise wieder eingefallen, dass ich ein Zauberer bin und kurz darauf hatte jeder der beiden, einen großen Schneeball am Kopf. Ihr hättet mal sehen sollen, wie blöd die aus der Wäsche geguckt haben. Musste mich dann schnell hinter einer Regentonne verstecken. Habe sie dann nur noch lachen gehört. Als ich mir sicher war, dass sie nicht mehr da waren, um mich zu verfluchen, habe ich mich wieder aus meinem Versteck hervorgetraut, wusste aber dann nicht mehr, wo sie sind und habe mich dann lieber anderen Sachen gewidmet.“ Während seines Vortrags wurden sowohl Ron als auch Hermine immer röter im Gesicht, auch wenn es bei beiden aus unterschiedlichen Gründen war. Hermine war total verlegen und Ron wurde immer wütender. „DAS. WARST. DU?“ „Pst! Ron! Schrei nicht so!“, zischte Ginny schnell. „Die anderen gucken schon alle her.“ Ron warf Seamus noch einen bösen Blick zu, hielt aber seinen Mund. „Guck nicht so böse! Immerhin habt ihr ja gelacht, also kann es nicht so schlimm gewesen sein. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich nicht eingegriffen hätte.“, schmollte der rotblonde Gryffindor.   In diesem Moment erschien endlich das Essen auf den Tischen. „Was ist dann passiert?“, fragte nun Ginny und schaute neugierig zu Hermine. „Oh, ich glaube, da kann ich weiterhelfen.“ „DEAN!“, kam es zeitgleich von Ron und Hermine. „Sorry, Leute, aber ich kann doch nichts dafür, dass ihr zu Madam Rosmerta geht und ich da schon zufällig in einer Ecke im Schatten sitze und darauf achte, dass ihr mich nicht seht.“, sagte er unschuldig. „Auf jeden Fall kamen die beiden rein und ich habe mich schon gewundert, warum sie so gelacht haben und ihre Haare ein bisschen nass aussahen. – Gute Arbeit, Seamus!“ Die beiden Jungs grinsten sich an. „Auf jeden Fall haben sie sich dann endlich gesetzt und sich jeder ein Butterbier bestellt. Und dann wurde es total langweilig. Ey! Sie haben sich zwar nicht angeschwiegen, wie bei dir, Kumpel, aber das wäre immer noch besser gewesen, als dieses sinnlose Geplänkel.“ Wie zur Verdeutlichung gähnte Dean erstmal herzhaft. „Schule, Hausaufgaben, Quidditch, Harry – nichts gegen dich, Alter“, Angesprochener zuckte nur kurz mit den Schultern,“ – und Familie. Zwischendurch haben sie sich was zum Essen bestellt und gegessen. Irgendwann kommen sie dann auf ihre Zukunftsvorstellungen zu sprechen, das war auch nicht wirklich spannender. Im Gegenteil. So vorhersehbar. Ehrlich, das war schon scheußlich süß und klischeehaft. Ein Häuschen mit Garten, 3 Kinder, Hermine will in die Zaubereipolitik gehen und Ron will Profiquidditchspieler werden, ein Hund, zwei Katzen, zwei Eulen, keine Elfen. Darauf hat Hermine bestanden. Und ich dachte mir nur so. Ey! Ihr habt schon euer ganzen Leben geplant und euch noch nicht einmal geküsst. Und das, obwohl man Hermine angesehen hat, dass sie nur darauf gewartet hat. – Ähm! Könnte mal bitte jemand Ron seinen Zauberstab wegnehmen? Danke, Ginny. – Aber Ron war viel zu schüchtern und ich dachte schon, der kriegt das nie gebacken. Als sie sich dann am Nachmittag endlich zurück ins Schloss begeben wollten, sah ich meine Chance, den beiden ein bisschen unter die Arme zu greifen. Als Ron Hermine ungeschickt in ihren Umhang helfen wollte, habe ich mit einem Schlenker meines Zauberstabs dafür gesorgt, dass Ron ein bisschen gegen Hermine stolpert und schon lag sie in seinen Armen. Und man bin ich froh, dass dann Hermine die Initiative ergriffen hat. Sie hat Ron zu sich runter gezogen und dann einfach geküsst. Ich glaube, der hätte das sonst nie auf die Reihe bekommen.“ Triumphierend nahm Dean erstmal einen großen Schluck Kürbissaft. „DAS. WARST. DU?“, kreischte der Rothaarige jetzt wie ein zickiges Mädchen. Sein Gesicht war so dunkel angelaufen, dass man sich wirklich Sorgen machen musste, ob nicht jeden Moment Dampf aus seinen Ohren kommen würde. „RON! Sei endlich still!“ Ginny sah sich peinlich berührt um und vergrub dann ihr Gesicht in Harrys Schulter, als ob sie sich verstecken wollen würde. Harry quittierte das mit einer hochgezogenen Augenbraue, sagte und tat aber ansonsten nichts. „Du kannst doch froh sein.“, kam es jetzt schüchtern von Neville, der auch etwas zu dem Gespräch beitragen wollte. „Wenn die zwei nicht gewesen wären, hättet ihr es vermutlich nie geschafft. Du solltest dich lieber bei den beiden bedanken, anstatt sie anzufahren.“ Ron beruhigte sich wieder etwas. Er wusste, dass der andere Junge recht hatte. „Danke!“, flüsterte er kleinlaut. Hermine strahlte, zog ihren neuen Freund in die Arme und gab ihm einen kurzen Kuss auf seine wuscheligen Haare.   Harry, der nur mit mäßigem Interesse zugehört hatte und lieber sein Roastbeef mit der Gabel traktierte, schaute die beiden nun voller Zuneigung an. „Ich freue mich für euch beide. Wurde auch endlich mal Zeit, dass ihr zusammenkommt.“ Er schaffte es tatsächlich, sein Lächeln und seine Worte ehrlich wirken zu lassen. Aber eigentlich war es ihm in der Zwischenzeit völlig egal. Dieses ständige Hin und Her der beiden in den letzten Monaten hatte ihn mürbe gemacht. Er hoffte nur, dass die Streitigkeiten der beiden damit endlich ein Ende hatten. Es war ihm sogar egal, dass die beiden nichts von dem getan hatten, was sie gestern Nacht noch mit Ron besprochen hatten. So gesehen war es eine absolute Zeitverschwendung gewesen. Aber wenigstens waren sie ihm nicht in die Quere gekommen.   „Danke, Kumpel!“ „Danke, Harry!“, sagten Angesprochene gleichzeitig. Endlich war dieses Thema abgeschlossen und jeder widmete sich jetzt erstmal seinem Essen, wobei niemanden entging, dass Ron und Hermine sich gegenseitig fütterten. Harry wusste nicht ganz, ob er angewidert oder eifersüchtig sein sollte.   Plötzlich wurde die Tür zur Großen Halle geöffnet und alle Schüler, mit Ausnahme von Harry, sahen sich um. „Malfoy!“, knurrte Ron. „Klar, dass der mal wieder zu spät kommen musste. Sonst hätte er wahrscheinlich nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen. … Was starrt der denn so?“ Harry wusste, auch ohne seinen Rivalen ansehen zu müssen, was Ron meinte. Er konnte die Blicke in seinem Rücken spüren. Nicht hasserfüllt, so wie sonst, sondern eher abschätzend, neugierig. Als der Slytherin an ihrem Tisch vorbei ging, sah Harry auf und sie sahen sich kurz mit ausdruckslosem Blick in die Augen. Draco schaute noch kurz zu der kleinen Weasley, die viel näher bei Harry saß, als es nötig gewesen wäre. Sein Gesicht verzog sich kurz angewidert, bevor er sich wieder abwandte. Jetzt wurde er aber seinerseits von Harry beobachtet.   Der blonde Slytherin schritt hoheitsvoll an seinen Platz und wurde neugierig von seinen Hauskameraden gemustert. Aber niemand stellte eine Frage. ‚Sie wollen wahrscheinlich wissen, was Voldemort von ihm wollte. Ich würde ja zu gerne Mäuschen spielen, wenn er’s ihnen erzählt.‘ Kurz überlegte er, wie es wäre, ein Animagus zu sein, verwarf diesen Gedanken aber wieder sofort. Eine Maus wollte er ganz sicher nicht sein. „Hey, Harry!“ Ron hatte ihn mal wieder erfolgreich aus seinen Überlegungen gerissen. „Was gibt’s?“ „Was hast du heute eigentlich den ganzen Tag gemacht?“ Harry grinste, fischte die kleine Phiole aus seinem Umhang und hielt sie so, dass nur Ron und Hermine sie sehen konnten. „Ist das DIE Erinnerung?“, flüsterte Hermine, so dass niemand außer ihren beiden Freunden sie verstehen konnten. „Jepp!“ „Wie hast du das geschafft?“ „Das bleibt mein kleines Geheimnis.“ Harry lächelte geheimnisvoll, bevor er die Phiole wieder unauffällig verschwinden ließ. Er schaute kurz wieder zu den Slytherins und bemerkte, wie Malfoy seine Augenbrauen zusammengezogen hatte und skeptisch zu ihnen schaute. Harry war sich sicher, dass er die Phiole erkannt hatte und konnte sich gut vorstellen, was nun in dem blonden Kopf vor sich ging. Er schenke seinem Rivalen ein bösartiges Lächeln und widmete sich dann wieder seinem Essen, das kalt und zerpflückt vor ihm lag. Indes schauten ihn seine alten Freunde mit unergründlichen Mienen an. „Harry,“, begann das brünette Mädchen, „wie…“   Sie wurde jäh unterbrochen als eine Tür in der Nähe des Lehrerpodiums geöffnet wurde und ein erschöpft wirkender Dumbledore zu seinem Platz schlich. Die Veränderung an ihm, war kaum wahrnehmbar, aber Harry spürte es sofort. Ihr Direktor schien in den letzten Wochen um Jahrzehnte gealtert zu sein. Er nahm sich zusammen und lächelte dem Alten kurz triumphal zu und nickte leicht. Die Augen des weißhaarigen Mannes blitzten kurz verstehend auf. Nur wenige Minuten später flog eine Schuleule in die Große Halle und direkt auf Harry zu. Sie setzte sich auf seine Schulter und streckte ungeduldig ein Bein aus. Sie war sichtlich genervt, dass sie zu so später Stunde noch Post austragen musste. Nachdem Harry ihr die Botschaft abgenommen hatte, schaute sie noch angewidert auf den Teller mit Harrys Essensresten, kreischte kurz empört und flog wieder weg. Harry zuckte nur mit den Schultern und wollte die Nachricht lesen, aber er wurde von allen um ihn herum angestarrt. „Von wem ist der Brief?“, fragte Ginny ein wenig säuerlich und versuchte noch näher an Harry heran zu rutschten, um etwas sehen zu können. „Das werde ich erst wissen, wenn ich ihn gelesen habe und da er nur an MICH adressiert ist, würde ich ihn auch gerne ALLEINE lesen.“ Ginny machte aber keine Anstalten, von ihm abzurücken und starrte immer noch auf das Stückchen Pergament in seinen Fingern. Da Harry absolut keine Lust auf solche Spielchen hatte, stand er einfach auf, beachtete dabei Ginny nicht, die perplex ihrer Lehne beraubt zur Seite kippte, murmelte kurz ein „Wir sehen uns später, Leute.“ in die Runde und verließ schnell die Große Halle. Er brachte noch ein paar Flure und Abzweigungen zwischen sich und den Rest der Schüler, spürte am Rand, dass ihn jemand verfolgte, verschwand dann in ein unbenutztes Klassenzimmer, registrierte mit einem zufriedenen Grinsen, wer ihm gefolgt war, lehnte sich an einen Tisch mit dem Rücken zur Tür und öffnete endlich den Brief.   Lieber Harry,   ich freue mich, dass du es endlich geschafft hast, diese Erinnerung zu bekommen. Bitte triff mich noch heute Abend um 11:00 in meinem Büro.   Mit herzlichen Gruß Albus Dumbledore   PS: Ich mag Zuckerkonfekt.   ‚Ich frage mich, woher er das schon wieder gewusst hat.‘ Während er den Brief las, öffnete sein Verfolger leise die Tür und schlich sich an ihn heran. Harry packte den Brief in seine Tasche, griff dabei beiläufig nach seinem Zauberstab und drehte sich um. Er sah in hellgraue Augen. „Hast du mich verfolgt, Malfoy? So gekrängt, dass ich heute keine Zeit hatte, mit dir zu spielen?“ Harry konnte nicht widerstehen und schnurrte die letzten Worte. „Lass den Scheiß, Potter!“, antwortete dieser verunsichert. Harry lachte laut. „Was denn? Hast du etwa Angst? Immerhin bist du doch mir gefolgt. Also was willst du?“ Seine Worte klangen hart und hatten nun nichts mehr von dem immer freundlichen Jungen, dem Liebling Dumbledores und der gesamten Zaubererwelt.   Draco war kurz irritiert, fing sich aber schnell wieder. „Ich will wissen, was du geplant hast. Du kreuzt aus heiterem Himmel bei Du-weißt-schon-wem auf, tust so, als ob du dich ihm anschließen willst und dann hockst du hier mit deinen Anhängseln als wäre nie etwas gewesen. Wen willst du hier also verarschen? Ich weiß, dass du ein doppeltes Spiel spielst und wenn der Dunkle Lord das herausbekommt, dann bist du sowas von fällig.“ Jetzt wurde Harry sauer. Mit einem kurzen Schlenker seines Zauberstabs fixierte er seinen Rivalen an der Wand. „Jetzt hör mir mal genau zu, Malfoy! Es geht dich einen Scheißdreck an, was ich tue und was nicht. Was ich mit Voldemort besprochen habe oder was ich mit anderen bespreche oder tue, geht nur die und mich etwas an. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig. Sondern nur mir selbst und … naja … Voldemort. Ich erfülle meine Aufträge und du erfüllst deine. Und ich glaube kaum, dass du die Anweisung erhalten hast, meine Loyalität in Frage zu stellen oder meine Methoden zu hinterfragen. Und du solltest gefälligst schnell lernen, dich um deinen eigenen Kram zu kümmern, bevor dein auffälliges Verhalten uns beide noch in Schwierigkeiten bringt. Hast du mich verstanden?“ Draco hatte sein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzogen, nickte aber leicht. Er konnte im Moment ja doch nichts tun. „Wunderbar.“ Harry setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Ich muss jetzt los, habe noch etwas zu erledigen. Kann also leider nicht weiter mit dir spielen. Der Zauber verliert in ca. einer halben Stunde an Wirkung, dann kannst du hier wieder verschwinden.“ Er schaute seinem Rivalen noch einmal mit unergründlichen Blick tief in die Augen und verließ dann das alte Klassenzimmer.   Draco hing an der Wand, unfähig sich zu bewegen und überlegte, seit wann sich Harry Potter, der gutmütige Junge, so verändert hatte.   Harry ging fröhlich die Flure entlang. Er brauchte sich nicht zu beeilen, er hatte noch genügend Zeit bis zu seinem Treffen mit Dumbledore. Er ließ das Aufeinandertreffen mit Draco noch einmal Revue passieren und musste lächeln. Ja, diese Spielchen mochte er. Harry konnte sich nicht genau erinnern, wann er angefangen hatte, die Machtspielchen zu genießen. Aber es berauschte ihn förmlich und er lechzte nach mehr. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Rivale ihm noch häufiger die Möglichkeit dazu geben würde. Dieser konnte einfach nicht anders. Und er würde ihn trotz seiner Drohung nicht in Ruhe lassen. Draco hatte mit aller Wahrscheinlichkeit den Auftrag bekommen, herauszufinden, wer Harrys heimliche Liebe war. Und dieses Spiel würde für Harry noch unglaublich interessant werden. Aber er müsste sehr vorsichtig sein, damit er sich nicht verriet. Aber er konnte einfach nicht widerstehen. Wenn er dazu bestimmt war, eines Tages durch einen anderen Zauberer unterzugehen, dann würde es sicher nicht Voldemort sein; sondern einzig und allein Draco Malfoy.   ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Er wanderte noch eine Weile ziellos durch die Gänge Hogwarts – die Genehmigung des Direktors, die dem Brief beigelegen hatte, da ja schon lange Speerstunde war, in seinem Umhang versteckt – bis er sich kurz vor 11 Uhr an dem Wasserspeier widerfand, der den Eingang zur Dumbledores Büro darstellte. „Zuckerkonfekt“, sagte Harry leise und schon wurde ihm der Zugang gewährt. Er stellte sich auf die Wendeltreppe und ließ sich nach oben tragen. Er setzte eine Maske auf und zeigte die Miene, die Dumbledore von ihm gewöhnt war. Ein leicht schüchterner, vertrauensseliger, aber aufgeschlossener Junge, der in seinem kurzen Leben schon so viel Leid gesehen hatte und sich nichts sehnlicher wünschte, als alles Böse von dieser Welt zu vertreiben, damit alle in Frieden leben konnten. Er klopfte und die Tür öffnete sich augenblicklich. Harry trat ein und ging direkt auf den Professor zu, der hinter seinem Schreibtisch saß und den Jungen aus müden Augen musterte. Dann stahl sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. „Guten Abend, Professor!“, sagte Harry freundlich. „Schön, dass sie wieder da sind.“ „Ich freue mich auch wieder hier zu sein, Harry. Ich danke dir. Möchtest du ein Zitronenbonbon?“ Harry lehnte höflich ab. „Du hast es also endlich geschafft, die Erinnerung von Professor Slughorn zu bekommen?“ Er wusste, dass diese Frage rhetorisch gemeint war. „Ja, Sir!“, antwortete er dennoch und beeilte sich, die kleine Phiole hervorzukramen und sie Dumbledore zu geben. „Woher wussten Sie das eigentlich?“ Der Direktor sah ihn mit seinem geheimnisvollen Lächeln an, was ihm augenblicklich einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. „Ah! Ich denke, ein paar Geheimnisse sollte man sich im Alter bewahren. Ein paar Tricks, um mit der Jungend noch ein bisschen länger Schritt halten zu können. Findest du nicht?“ Er zwinkerte Harry verschwörerisch zu. Natürlich! Wie hätte Harry auch nur erwarten können, darauf eine Antwort zu erhalten. Wahrscheinlich hatte es der Alte nicht mal gewusst, sondern schon seit Wochen eine Eule mit dieser Nachricht auf Abruf bereitgestellt, um ihn zu sofort zu überfallen und heran zu zitieren, sobald er die gewünschte Erinnerung in seinen Händen hielt. Harry schaute leicht perplex aufgrund dieser Gedanken. Sollte es so einfach sein? War es jedes Mal so gewesen, wenn er bisher geglaubt hatte, dass Dumbledore scheinbar alles wusste? Bereitete er alles für die eventuell eintretenden Fälle vor, um hinterher den Eindruck zu erwecken, dass er jedem und allem überlegen war? Es musste sehr anstrengend sein, sich jede Eventualität zu überlegen und auf jeder der möglichen Ausgänge vorbereitet zu sein. Das klang irgendwie eher nach Eigenschaften, die Slytherin bevorzugt hätte. Sehr interessant. Harry grinste ihn spitzbübisch an. „Dann sollten wir nicht noch weitere Zeit verstreichen lassen, Professor.“ In der Zwischenzeit, war er schon neugierig, was in der Erinnerung zu finden sein würde. Er hätte vielleicht einfach mal Voldemort fragen sollen, was Horkruxe eigentlich sind. So müsste er sich gedulden, bis der Alte bereit war, es ihm zu zeigen. Das Denkarium war bereits auf dem riesigen Schreibtisch aufgestellt und der Direktor beeilte sich, den Inhalt der Flasche hineinzugeben. „Nun endlich werden wir die Wahrheit sehen.“ Er griff nach Harry und zog ihn mit sich in die Erinnerung.   Sie waren in den Privaträumen von einem ca. 50 Jahre jüngeren Professor Slughorn. Dieser saß mit ein paar von seinen Lieblingen um einen Tisch und unterhielten sich. Slughorn war beeindruckt von seinem Schüler Tom, der immer über verschiedenste Angelegenheiten informiert war, über die er gar nichts hätte wissen können. Nach einer Weile wurden die Schüler in ihre Schlafräume geschickt, aber Tom blieb noch und fragte nach ein paar Schmeicheleien den Professor, was er so unbedingt wissen wollte. „Sir, könnten Sie mir sagen, was Sie über … über Horkruxe wissen?“ Natürlich druckste der Professor erst ein bisschen herum, bevor er dann die ersehnten Antworten gab.   Harry hörte gebannt zu. Horkruxe waren Gefäße, in denen man einen Teil seiner Seele einschließen konnte, die man zuvor durch Töten eines anderen Menschen in zwei Teile zerrissen hatte. Tom wollte seine Seele in sieben Teile zerreißen, also sechs Horkruxe erschaffen, weil sieben eine magische Zahl war. Aber er konnte ihm den Zauber zur Übertragung des Seelenstücks in das vorgesehene Gefäß nicht nennen. Alles natürlich rein theoretisch. Kein Wunder, dass die Spinne nicht wollte, dass jemand die echte Erinnerung sieht. Er hatte Tom ja mit diesen Informationen geholfen, der mächtigsten Zauberer aller Zeiten zu werden.   Und schon war die Erinnerung wieder vorbei und sie standen wieder im Büro des Direktors. „Nun Harry, hast du die Bedeutung dessen verstanden, was da gerade passiert ist?“, wollte der alte Mann wissen. Harry dachte kurz nach. Er hatte genau verstanden, was da passiert war und was das zu bedeuten hatte. Aber er musste den Schein seiner kindlichen Naivität aufrechterhalten. „Sie glauben, es ist ihm gelungen, Sir? Er hat einen Horkrux erschaffen? Und deswegen ist er damals nicht gestorben, als er versucht hat, mich zu töten?“, fragte er also gespielt geschockt. „Ich befürchte, nicht nur einen. Ich habe in den letzten Monaten versucht, Beweise für meine Theorie zu finden und hatte damit sogar Erfolg. Tom hat es wohl wirklich geschafft, sechs Horkruxe zu erschaffen. Ich habe einen gefunden und ihn vernichtet. Einen zweiten hast du sogar schon zerstört. Damals in deinem zweiten Jahr. Erinnerst du dich?“ Harry machte große Augen. „Das Tagebuch?“ „Ja, genau.“, lächelte Dumbledore. „Du bist sehr klug.“ ‚Pah! Als ob das gerade so schwer gewesen wäre.‘, dachte er, setzte aber ein leicht stolzes Lächeln auf, als ob ihm das Lob seines Schulleiters wirklich wichtig wäre. „Was war der andere Horkrux?“ „Ein goldener Ring. Ein Familienerbstück der Gaunts, der Familie seiner Mutter. Dieser Ring zeigt außerdem, dass er der direkte Nachfahre von Salazar Slytherin ist.“ „Oh, also muss der Ring wohl sehr wichtig für ihn gewesen sein.“ „Ja, das denke ich auch. Ich glaube, dass er nur Gegenstände zur Erschaffung eines Horkuxes verwendet hat, denen er eine besondere Bedeutung beimisst, genauso, wie er nur bedeutsame Tode zur Herstellung der Horkruxe genutzt hat. Ich befürchte, dass dein Tod ein solcher für ihn gewesen wäre und dass er zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle sechs zusammen hatte. Vermutlich wollte er mit deinem Tod seinen letzten Horkrux erschaffen. Wie wir wissen, ist er damit gescheitert.“ „Und haben sie schon konkrete Vorstellungen, um was für Gegenstände es sich handelt?“ „Ich kann nur raten, mein lieber Harry. Hast du denn eine Idee?“ Verwirrt blickte Harry auf. Dann sickerte die Erkenntnis langsam in sein Bewusstsein. „Das Medaillon und der Becher von Helga Hufflepuff.“ Dazu waren also die früheren Erinnerungen gut gewesen. Sie sollten ihn wohl stückweise auf das hier vorbereiten. Deswegen musste er sich ansehen, wie Voldemort – damals noch Tom Riddle – bei Borgin & Burke’s gearbeitet und die „Verkaufsgespräche“ geführt hatte, wo auch dieser Becher aufgetaucht war und er auch wieder in den Besitz seines Familienerbstückes, das Medaillon, gekommen war. Er füllte sich irgendwie manipuliert und sein Zorn auf Dumbledore wuchs noch ein bisschen mehr. „Aber zusammen mit dem Ring und dem Tagebuch wären wir erst bei vier. Was könnten die anderen Horkruxe sein?“ Der alte Mann lächelte erfreut. „Ja, zu dem gleichen Schluss bin ich ebenfalls gekommen.“ ‚Wer hätte das gedacht?.‘ Harry konnte sich geradeso zusammenreißen, um diesen Gedanken nicht laut auszusprechen. Dumbledore hatte diese Erkenntnis doch geradezu erzwungen. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie Toms hohen Ansprüchen gerecht geworden wären.“ „Dann sind die anderen beiden Gegenstände vielleicht auch welche, die den Gründern gehört haben?“ „Durchaus möglich. Aber ich weiß leider nicht welche dafür in Frage kämen. Es gibt aber auch Grund zu der Annahme, dass auch seine Schlange eines seiner Horkruxe ist.“ Harry musste die Überraschung auf seinem Gesicht nicht einmal spielen. „Die Schlange? Kann ein Lebewesen denn überhaupt ein Gefäß für ein Seelenstück sein? Immerhin enthält es ja bereits eine eigene Seele.“ Er stellte es sich sehr ungemütlich vor, als ob zwei Personen gleichzeitig an einer Stelle stehen wollten und keiner bereit wäre, auch nur einen Millimeter von diesem Platz zu weichen. „Anscheinend ist es möglich, ja. Das würde das merkwürdige Verhalten dieser Schlange erklären und auch Voldemorts besonders starken Einfluss auf sie.“ „Mrmpf… Also hätten wir noch das Medaillon, den Becher, irgendeinen weiteren Gegenstand, der vermutlich mal einem der Gründer gehört hat, und die Schlange. Bleibt jetzt nur die Frage, wo sich diese Horkruxe befinden.“ „Ich suche schon lange nach ihnen und ich denke… vielleicht… bin ich kurz davor, einen weiteren gefunden zu haben. Es gibt Zeichen, die Anlass zur Hoffnung geben.“ „Und wenn es dann so weit ist“, rief Harry rasch, „darf ich dann mitkommen und helfen?“ Das wäre die perfekte Möglichkeit, um den alten genauer im Auge zu behalten. Aber er machte sich eigentlich keine Hoffnung, dass dieser ihn wirklich mitnehmen würde. Dumbledore sah seinen Schützling sehr aufmerksam an. „Ja. Ja, ich denke doch.“ „Ich darf?“, fragte Harry vollkommen überrascht. Es war absolut neu, mal nicht zu hören, dass es viel zu gefährlich für ihn wäre und genau dieses so plötzlich geänderte Verhalten, machte ihn noch misstrauischer. „Ich denke, du hast dir dieses Recht verdient und ich könnte wahrscheinlich deine Hilfe gut gebrauchen.“ Harry war tatsächlich sprachlos. Damit hatte er niemals gerechnet. Nach so langer Zeit durfte er endlich mal bei einem Vorhaben gegen Voldemort dabei sein und bei der Vorbereitung für seine Vernichtung helfen. Nur zu schade, dass er das jetzt gar nicht mehr wollte. Er musste Voldemort unbedingt so schnell wie möglich davon in Kenntnis setzten, was er eben erfahren hatte. Es würde ihn mit Sicherheit nicht erfreuen, dass seine Lebensversicherungen nach und nach zerstört werden sollen. So besessen, wie Dumbledore von den Horkruxen war, bedeute das wohl, wenn alle zerstört wären, würde Voldemort sterblich sein, könnte also getötet werden. Das war keine Option. Das Risiko war viel zu hoch. Selbst wenn Voldemort nicht spüren sollte, dass seine Horkruxe zerstört wurden – und so schien es jedenfalls – würde er es mit Sicherheit früher oder später bemerken. Was sollte ihn davon abhalten heimlich weitere zu erschaffen? So verkrüppelt, wie seine Seele in der Zwischenzeit schon war, würden ein oder zwei Horkruxe mit Sicherheit nicht weiter ins Gewicht fallen. Und dann wären alle Mühen umsonst gewesen und sie hätten einen nur noch verrückteren und unberechenbareren Dunklen Lord. Nein, das kam sicher nicht in Frage.   „Du siehst müde aus, Harry.“, sagte der Schulleiter mit einem sanften Lächeln. „Du solltest jetzt langsam ins Bett gehen. Es war ein anstrengender Tag für dich.“ ‚Wenn du wüsstest.‘ Er nickte leicht, noch immer in seinen Gedanken versunken. „Mach dir nicht zu viele Sorgen, Harry. Das tut deinem jungen Geist nicht gut. Jetzt geh! Husch, husch!“ ‚Husch, husch? Wie alt bin ich denn?‘ „Ja, Professor, ich danke Ihnen. Gute Nacht.“ „Gute Nacht, Harry, und ich wünsche dir angenehme Träume.“ Harry lächelte seinen Professor noch einmal treudoof an und ging dann zur Tür. Kurz bevor er die Tür öffnete, drehte er sich noch einmal um. „Professor! Mir ist gerade eingefallen, … Ähm! Wie haben sie denn diesen Horkrux, also diesen Ring zerstört?“ Er schaute seinen Schulleiter mit großen neugierigen Augen an, sich innerlich ärgernd, dass er fast vergessen hatte, diese Frage zu stellen. Allerdings erwartete er nicht wirklich eine Antwort. Und natürlich tat Dumbledore ihm auch nicht den Gefallen, diese Information mit ihm zu teilen. „Ah, ich denke, so spannend diese Geschichte auch ist, sie ist doch eher etwas für einen anderen Tag. Du solltest jetzt wirklich schnell wieder in den Gryffindorturm gehen.“ Harry war schon fast draußen also Dumbledore ihn noch einmal zurück rief. „Ah, und Harry?“ Gespannt blickte Angesprochener auf. „Und keine Umwege. Ich erwarte, dass du direkt in den deinen Gemeinschaftsraum gehst, egal wie verlockend Hogwarts bei Nacht auch sein kann.“ Ein beinahe schon spitzbübisches Lächeln zierte dabei Dumbledores Gesicht. Es schien Harry genauso falsch, wie der ganze Mann an sich. Wie hatte er das nur all die Jahre übersehen können? „Natürlich, Professor. Gute Nacht.“ und damit war Harry durch die Tür verschwunden.   ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~   Harry ging mit ruhigen Schritten die Flure entlang. Bevor er in den Gemeinschaftsraum zurückging, wollte er noch kurz nach seiner Hedwig schauen, ob sie wieder angekommen war und es ihr gut ging. Immerhin wollte er sie am nächsten Tag schon wieder auf diese vermutlich lange Reise schicken. Auf dem Weg zur Eulerei, kam er wieder an dem Klassenzimmer vorbei, an dem er vorhin mit Draco zusammengestoßen war und hörte einen lauten Rumms mit anschließenden schmerzhaften Stöhnen. ‚Ups!‘ Er musste sich zusammenreißen, um nicht laut aufzulachen. ‚Da hat der Zauber wohl doch länger als eine halbe Stunde gehalten.‘ Er beeilte sich, außer Sichtweite der Tür zu kommen, damit Draco ihn nicht sah, wenn er jeden Moment aus der Tür gestürmt kommen würde. Mit einem tobsüchtigen Todesser mit schmerzendem Hinterteil wollte er sich dann doch nicht anlegen. Er schaffte es, um die nächste Ecke zu biegen, bevor die Tür aufgesprengt wurde und ein stöhnender und Flüche vor sich hinmurmelnder Slytherin aus dem Klassenraum gehumpelt kam und sich in Richtung Kerker wandte. Innerlich lachend setzte Harry seinen Weg fort.   Ein paar Minuten später hatte er seinen Zielort erreicht. Hedwig kam wieder sofort auf ihn zugeflogen und setzte sich auf seine Schulter. „Oh, meine arme Kleine. Du siehst sehr erschöpft aus.“ Er streichelte sanft ihr weiches Gefieder. „Ruh dich aus. Ich befürchte, ich muss dich morgen Nacht schon wieder losschicken. AU!“ Sie zwickte ihn sehr fest ins Ohr, um ihren Protest kundzutun. „Ich weiß, dass du eben erst wieder angekommen bist. Und es tut mir wirklich leid. Aber ich wüsste niemanden, den ich sonst mit so einer wichtigen Aufgabe betrauen könnte.“ Diese Worte schienen die Schneeeule etwas zu besänftigen und sie kuschelte sich wieder an Harrys Wange. „Danke, Hedwig! Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. So, jetzt aber ab zu deinem Schlafplatz und erhole dich.“ Sie schuhute einmal leise und flatterte dann irgendwo hinauf in die Spitze des Westturms. Etwas beruhigt machte Harry sich endlich auf den Weg zum Gryffindorturm. Er musste auf jeden Fall noch den Brief schreiben.   Als er im Gemeinschaftsraum seines Hausen angekommen war, stellte er erleichtert fest, dass niemand mehr wach war. Er kramte eine kleine Pergamentrolle und seine Schreibfeder aus seiner Tasche hervor, die er glücklicherweise noch nicht weggeräumt hatte und begann, zu schreiben. Diesmal brauchte er nicht lange zu überlegen und wusste sofort, wie er den Text formulieren musste.   An Lord Voldemort,   habe wichtige Informationen.   H.P.   Kurz, knapp, fertig. Er faltete den Brief ordentlich zusammen und ging hoch in den Schlafsaal. Er würde ihn wieder in seinem Bett verstecken. Harry zog sich schnell um, krabbelte in sein Bett und zog die Vorhänge seines Himmelbettes zu. Er fuhr sanft mit seinen Fingern über das Dunkle Mal an seinem Schenkel und musste lächeln. Auch wenn er diesen Ausgang des Tages sich erhofft hatte, war er dennoch überwältigt, dass alles so funktioniert hatte. Selbst Dumbledore schöpfte keinen Verdacht und ließ sich täuschen. Und er würde seiner Liebe niemals in einem ernsthaften Kampf gegenübertreten müssen. Harry kämpfte zwar jetzt für die Dunkle Seite, aber er war so glücklich wie schon lange nicht mehr.   Und während der Auserwählte so in Gedanken in den Schlaf sank, erhoben sich zwei weitere schwarze Flügelpaare in den Nachthimmel und flogen zu den fünf Raben, die bereits seit der Dämmerung den Himmel beherrschten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)