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Das sechste Jahr

Wie weit würdest du gehen, um deine Liebe zu beschützen?
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,

ich wollte mal das Vorwort nutzen, um mich ganz doll bei Sandy zu bedanken, weil sie mich die letzten Wochen so toll unterstützt hat und mich motiviert, immer weiter zu Schreiben.
Also:

Vielen Dank! ^_________^ Du bist großartig.

Und auch liebe Grüße an alle, die meine FF verfolgen. Ich hoffe, ihr habt Spaß und bleibt mir weiter treu. ^-^~ Komplett anzeigen

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Vorbereitungen

Harry hatte es tatsächlich geschafft. Der Suchzauber auf seinen Zauberstab hatte funktioniert. Davon war er überzeugt. Seine Hedwig konnte nun den Brief überbringen.

Damit hatte er innerhalb von nur ein paar Tagen geschafft, was dem gesamten Orden des Phönix‘ in anderthalb Jahren nicht gelungen war. Er hatte Voldemorts Versteck ausfindig gemacht. Hätten sie ein bisschen Vertrauen in Harry gehabt und hätten seine Hilfe angenommen, wer weiß… Vielleicht hätten sie den Dunklen Lord schon vor Monaten gefunden. Und vielleicht wäre dann jetzt schon alles vorbei gewesen.

Sie hätte kein Todesser werden müssen.

Aber die Ignoranz und der Mangel an Vertrauen der Ordensmitglieder Harry gegenüber hatte das verhindert. Sie hatten ihn unterschätzt, jetzt müssten sie mit den Konsequenzen leben.

 

Aber noch müsste er abwarten. Bis zu dem Treffen war noch eine Woche Zeit. Zu viel Zeit für Harrys Geschmack. Er hätte das Treffen lieber schon hinter sich.

Jetzt sollte er sich wohl als erstmal um den Zustand des Jungenschlafsaals kümmern. Er hatte dort ein ziemliches Chaos hinterlassen.

Harry nahm seinen Zauberstab wieder an sich, verbarg sich unter seinem Tarnumhang und schlich zurück in Gryffindor-Turm.

Das Schwierigste an diesem Unterfangen war, die Fette Dame, die in ihrem Gemälde übertrieben laut vor sich hin schnarchte, zu überzeugen, ihn wieder hineinzulassen. Harry wusste, dass sie wach war.  Sie war nur beleidigt, weil er sich mal wieder nachts hinausgeschlichen hatte.

Es kostete ihn eine weitere halbe Stunde, bis sie endlich bereit war, ihn wieder hineinzulassen, allerdings nicht ohne ihm das Versprechen abzunehmen, dass er zu ihrem Konzert kommen würde, das sie zusammen mit ein paar Gemälden im zweiten Stock plante, darunter auch eines mit Harfe spielenden Wichtel. Wer denkt sich denn bitte so etwas aus? Harry hoffte einfach, dass die Natur der Wichtel auch in einem Bild durchkommen würde und das ganze Unterfangen in einem Desaster endete, bevor er an diesem Konzert wirklich würde teilnehmen müssen.

 

 

Im Schlafsaal angekommen, ließ er erstmal seine schlafenden Freunde zu deren Betten schweben. Flüsternd sprach er die Reparaturzauber. Schnell sah alles wieder so aus wie vorher und nichts erinnerte mehr an die Zauberstabtests, die er noch vor einer Stunde hier gemacht hatte. Er spülte noch schnell die Gläser aus, um den Rest des Schlaftrunks zu vernichten, füllte sie aber gleich wieder mit Butterbier auf, sonst wäre es zu auffällig gewesen.

In seiner Tasche wurde es warm. Der geliehene Zauberstab wollte zu seinem Besitzer zurück. Harry nahm ihn in die Hand und einem inneren Impuls folgend, führte er den Stab an seine Lippe und küsste sanft das dunkle Holz des Griffes.

„Danke!“, murmelte er noch und legte den Stab behutsam neben Dean Thomas.

Am liebsten hätte er sich umgezogen, aber er sollte am nächsten Morgen wohl besser in dem gleichen Zustand aufwachen, wie seine Kameraden. Also legte er sich widerwillig mit Sachen ins Bett.

Er ließ noch einmal den Tag Revue passieren, lachte leise über sein unverschämtes Glück und fiel dann schnell – auch ohne Schlaftrunk – in einen traumlosen Schlaf.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Am nächsten Morgen wurde er von einem lauten Poltern und anschließendem schmerzvollen Stöhnen geweckt. Verschlafen öffnete er die Augen und konnte schemenhaft erkennen, dass Neville aus seinem Bett gefallen war.

„Wie spät ist es?“, kam es gequält aus der anderen Ecke des Zimmers. Die Stimme hörte sich verdächtig nach einem heiseren Seamus an.

„Müsst ihr so laut sein?“ Rons Protest wurde von einem durchs Zimmer geworfenem Kissen begleitet.

„Es ist gleich zehn.“, beteilige sich jetzt auch Dean an der recht wortkargen Unterhaltung.

Von Neville war nur ein Wimmern zu hören. Hoffentlich hatte sich der Junge bei dem Sturz nicht verletzt. Bei so einem Tollpatsch konnte man ja nie wissen.

Harry setzte seine Brille auf und nach ein paar Mal zwinkern konnte er auch wieder klare Konturen erkennen. Neville saß an sein Bett gelehnt und hielt sich stöhnend den linken Arm, auf den er wahrscheinlich gefallen war. Kein Blut. Also konnte es nicht so schlimm sein.

Harry packte seine Brille wieder auf seinen Nachttisch. „Seid leise! Ich will weiterschlafen!“

„Nee, wir müssen hoch, sonst verpassen wir das Frühstück!“

Seamus‘ Worte wirkten auf Ron, wie ein Zauberspruch. Denn kaum waren die Worte „Frühstück“ und „verpassen“ in einem Satz gefallen, sprang der rothaarige Junge aus seinem Bett und war prompt im Bad verschwunden.

Nun kamen auch die anderen Gryffindors langsam in die Gänge, nur Harry weigerte sich vehement, ihnen zu folgen. Er brauchte unbedingt noch etwas Ruhe nach dieser langen Nacht.

Aber die bekam er nicht.

 

Nachdem seine vier Freunde sich frisch gemacht und umgezogen und endlich den Schlafsaal verlassen hatten, schaffte es Harry einfach nicht wieder, einzuschlafen. Er wurde irgendwie unruhig. Die letzte Woche hatte er mit den Vorbereitungen verbracht, um mit Voldemort Kontakt aufzunehmen. Er war also die ganze Zeit beschäftigt gewesen. Was sollte er nun tun? Er konnte nicht nur rumsitzen bzw. rumliegen und abwarten. Da würde er wahnsinnig werden.

Seufzend stand er auf. Er würde also damit beginnen, zum Frühstück zu gehen.

 

In der Großen Halle wurde er schon übermäßig freudig von seinen Freunden begrüßt.

„Na! Hste s dir dch nch nders uberlecht?“ Ron würde es wohl nie schaffen, erst zu schlucken und dann zu sprechen.

Harrys Antwort bestand aus einem dumpfen Grummeln und genervten Blick, während er sich auf seinen Platz zwischen Ron und Hermine setzte. Letztere schaute ihn nur missbilligend an. Die anderen hatten ihr wohl schon erzählt, dass sie am Abend zuvor zu tief ins Glas geschaut hatten.

‚Nur gut, dass sie den Rest nicht kennt. Sonst würde sie mich mit ihren Blicken töten.‘

Er sah seine Freundin entschuldigend an, deren Blick sofort ein bisschen nachsichtiger wurde. Woran lag es eigentlich, dass ihm nie jemand lange böse sein konnte? Er zuckte mental mit den Schultern und machte sich fast ausgehungert an sein Frühstück.

 

Plötzlich hatte er das Gefühl, mit einem glühenden Speer durchbohrt zu werden. Er sah von seinem Essen auf, direkt in zwei graue Augen, die ihn mit deutlichem Missfallen musterten. ‚Was habe ich denn nun schon wieder gemacht? Ah! Wahrscheinlich geatmet.‘ Malfoy ging ihm zurzeit extrem auf die Nerven. Nicht mal in Ruhe essen konnte er, ohne dass der Slytherin versuchte, ihn zu provozieren. Da fiel Harry auch wieder ein, dass er dieses Jahr schon zweimal von Malfoy überrumpelt worden war.

Ein kleines teuflisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Der blonde Junge sah kurz irritiert aus, bevor er wieder seine kalte Maske aufsetzte. Aber schon dieser kurze Moment reichte aus, um Harrys Laune noch etwas anzuheben; hatte er es doch geschafft, den Eisprinzen von Slytherin kurz aus der Fassung zu bringen. Und außerdem hatte dieser ihm unbewusst bei der Lösung seines derzeitigen Problems geholfen. Jetzt wusste Harry nämlich, wie er die Woche bis zum Treffen mit Voldemort effektiv nutzen konnte.

 

Voller Tatendrang verabschiedete sich Harry von seinen Freunden mit der Aussage, er müsste noch Hausaufgaben machen. Dessen neuerwachter Lerneifer war für seine Freunde in der Zwischenzeit nichts Neues mehr und so ließen sie ihn ohne weiteres Nachfragen ziehen.

Harry hatte nicht gelogen. Als erstes ging er in ihren Gemeinschaftsraum und holte seine Schultasche, die er am Abend zuvor einfach nur abgeworfen hatte und verschwand kurz darauf in die Bibliothek. Er würde wirklich als erstes seine Hausaufgaben machen und sich dann mit seinem Privatprojekt beschäftigen. Er würde nicht mehr sehr viel Freizeit haben, aber das würde es bestimmt wert sein.

 

Und so verbrachte er das Wochenende und die folgende Woche. Wenn er seine Hausaufgaben erledigt hatte, recherchierte er für seine eigenen Zwecke und fast jede Nacht machte er dafür sogar einen Ausflug in die Verbotene Abteilung der Bibliothek. Seine Freunde waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um seine Veränderung zu bemerken. Das war ihm nur recht.

Und auch Dumbledore konnte nicht bemerken, dass sich sein Lieblingsschüler immer mehr zurückzog. Dafür war der Schulleiter selbst zu selten anwesend. Er verschwand immer mal wieder. Das ging seit Anfang des Schuljahres so. Manchmal waren es nur ein paar Tage, manchmal sogar ein paar Wochen. Aber je weiter das Schuljahr voranschritt, umso häufiger und länger blieb der Beschützer von Hogwarts ebendiesem fern. Und wenn er dann plötzlich wieder auftauchte, wirkte er erschöpft und müde. Aber so hatte er wenigstens weniger Zeit, Harry mit diesen dämlichen Erinnerungen zu belästigen.

Harry hatte nicht vergessen, dass er sich noch immer um die Erinnerung von Slughorn kümmern musste. Aber solange der Alte nicht da war, konnte Harry sich getrost Zeit lassen. Aber lange würde er das nicht mehr aufschieben können.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Die Woche ging erstaunlich schnell um und Harry wurde mit jedem Tag nervöser. Am Freitag hatte seine Nervosität seinen Höhepunkt erreicht. Natürlich ließ er sich das nach außen hin nicht anmerken, aber in seinem Inneren tobte ein Sturm, der aus seinem Gefängnis ausbrechen wollte. Er wusste genau, wenn ihn jetzt jemand nur schief anschauen würde, würde er vermutlich explodieren.

Und so entschied er sich, erstmal in den Schlafsaal zu gehen, sich aufs Bett zu legen und ein paar Entspannungsübungen zu machen. Zumindest wenn er das Glück hätte, nicht dabei gestört zu werden.

 

Natürlich tauchte Ron nur ein paar Minuten nach ihm auf und warf sich laut stöhnend auf sein Bett. Harry war klar, dass das ein Ruf nach Aufmerksamkeit war und wenn er diesen ignorieren würde, er weiter solch versteckte nach Aufmerksamkeit heischende Versuche ertragen müsste.

Also gab er sich lieber gleich geschlagen und seufzte lautlos.

„Was hast du denn, Ron?“

Er bekam ein lautes, theatralisches Seufzen als Antwort.

‚Okay! Er will also meine volle Aufmerksamkeit.‘

Widerwillig stand Harry auf und setzte sich zu seinem Freund aufs Bett.

Behutsam legte er eine Hand auf den Rücken des Unglücklichen und versuchte es noch mal.

„Was ist denn los?“

Dann sprudelten die Worte nur so aus dem Rothaarigen heraus.

„Ich trau mich nicht, Harry! Was, wenn sie doch nein sagt? Willst du nicht doch lieber mitkommen? Was, wenn wir uns wieder streiten oder nur anschweigen und feststellen, dass wir gar keine Gemeinsamkeiten haben? Was, wenn wir eigentlich nur deinetwegen miteinander befreundet sind? Sie wird mich bestimmt auslachen. ICH KANN DAS NICHT!“

Der letzte Satz klang schon richtig verzweifelt.

Harry atmete einmal, zweimal, dreimal, … zehnmal tief durch. ‚Lieber auf Nummer sicher gehen, bevor ich noch etwas tue, was ich hinterher bereue.‘

„Ron! FRAG SIE EINFACH!“ Zu spät, er hatte geschrien. Wie konnte dieser kleine Vollidiot auch einen Abend vorher auf die Idee kommen, kalte Füße zu kriegen? Wollte er ihm etwa alles kaputt machen? Er konnte die beiden morgen absolut nicht gebrauchen. Dieser feige Gryffindor – nein, es schließt sich wohl nicht aus – würde ihn wirklich noch alles versauen.

‚Durchatmen!‘, ermahnte Harry sich selbst.

„Du wirst es nie wissen, wenn du sie nicht fragst. Also meiner Meinung nach hast du nur die beiden Möglichkeiten. Entweder du fragst sie und hast danach Gewissheit oder du fragst sie nicht und wirst dich ewig mit der Frage ‚Was wäre, wenn…?‘ rumquälen. Ich persönlich würde die erste Variante vorziehen. Aber falls du kneifst, rechne bloß nicht mit meiner Unterstützung! Und jetzt reiß dich mal zusammen und beweise, dass der Sprechende Hut dich in das RICHTIGE HAUS GESTECKT HAT!“ Und schon wieder war er laut geworden.

 

Mit einer gewissen Genugtuung schaute Harry in das fassungslose Gesicht seines Freundes. Er hatte ihn noch nie angeschrien. Er hätte es vielleicht auch lieber lassen sollen, aber Merlin! Das hatte gut getan. Ron musste aufhören, wegen jeder Kleinigkeit zu ihm zu kommen und endlich lernen, Entscheidungen allein zu treffen. Dieser machte aber nicht den Eindruck, das überhaupt zu wollen. Umso überraschter war er von Rons nächsten Worten.

„Es… es tut mir leid, Harry! Du hast absolut recht. Ich muss wohl einfach mutig sein und meine Zweifel überwinden. Und deswegen werde ich sofort da runter gehen und sie fragen! Danke, Harry.“

 

Perplex schaute Harry seinem Freund hinterher, der innerhalb von wenigen Sekunden eine 180°-Wendung gemacht hatte und nun selbstsicher in dem Gemeinschaftsraum hinunterging.

‚Vielleicht…‘, überlegte er, ‚…sollte ich ihn öfter Anschreien. Das scheint, ihm gut zu tun.‘

Endlich hatte er seine Ruhe und konnte versuchen, ein bisschen zu entspannen.

Er setzte sich im Schneidersitz auf sein Bett, legte seine Hände in seinen Schoß und versuchte, seine Atmung ruhig und kontrolliert zu halten. Ein und wieder aus, ein und wieder aus.

 

Ein und wieder aus.

 

Lautes Jubelgeschrei schreckte Harry aus seiner Konzentration.

Freudestrahlend kamen drei junge Zauberer in den Schlafsaal geschlendert. Vorneweg Ron mit dem breitesten Grinsen, flankiert von Dean und Seamus, die ihm immer wieder gratulierend auf die Schultern klopften.

„Ich schätze mal, sie hat ja gesagt?“, fragte Harry in einer Mischung aus Freude und Resignation.

„Jaaaaa, hat sie!“ Er konnte es kaum glauben, aber das Grinsen auf Rons Gesicht wurde noch breiter.

„Na dann herzlichen Glückwunsch! Und vermassle es morgen nicht.“

Augenblicklich wurde der rothaarige Junge weiß wie eine Kalkwand.

„Ich habe mir ehrlich gesagt, noch nichts überlegt. Es ist ja auch mein erstes Date. Ich habe absolut keine Ahnung, was man da so macht.“

Seamus lachte und schlang freundschaftlich einen Arm um Rons Schultern.

„Mach dir mal keine Sorgen. Nach dem Abendessen halten wir hier oben einen Kriegsrat ab. Wir werden uns schon was Tolles, für euer erstes Date ausdenken. Nicht wahr, Harry?“

Er nickte begeistert und dachte dabei: ‚Solange es nicht in der Nähe vom Eberkopf ist, ist mir das völlig egal.‘

„Na dann wäre das ja geklärt.“, meinte Dean. „Jetzt lasst uns aber fertig machen und zum Abendessen gehen. Ich habe riesigen Hunger.“

Harry hatte irgendwie die Befürchtung, dass dieser Abend furchtbar werden würde.

 

Das Essen verlief erstaunlicherweise völlig entspannt. Ron und Hermine stritten sich nicht, warfen sich aber immer wieder verlegene Blicke zu. Nervig, aber dafür ruhig, ohne irgendwelche negativen Spannungen.

Der Abend selbst sollte aber eine neue Zerreißprobe für den zukünftigen Verräter werden.

Zu fünft – Neville war jetzt auch wieder bei ihnen – saßen sie im Jungenschlafsaal der Sechstklässler und überlegten gemeinsam, was Ron und Hermine zusammen machen könnten.

Das Wort ‚Eberkopf‘ fiel genau 10mal – Harry hatte mitgezählt – auch wenn es jedes Mal nur als Scherz gemeint war, weil es dort definitiv nicht die richtige Atmosphäre für ein erstes Date oder ein zweites oder drittes oder überhaupt irgendein Date gab, so hatte er doch das Gefühl, dass diese Dementorenbrut ihn mit Absicht so quälte.

Es wurde immer später und Harry fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es schon nach drei Uhr morgens war. Er musste jetzt unbedingt schlafen. Er konnte es sich absolut nicht leisten, morgen müde und entkräftet zu einem Treffen mit Voldemort zu gehen.

Es stand mehr auf dem Spiel als nur sein Leben.

„Leute, es reicht langsam. Lasst uns schlafen gehen. Wenn Ron morgen müde und mürrisch ist, wird er alles versauen und dann hätten wir uns das alles hier sparen können.“

„Ich glaube, ich bin viel zu nervös, um zu schlafen.“

Harry stöhnte innerlich auf. Das durfte doch nicht wahr sein. Hilfesuchend schaute er zu seinen anderen Freunden, aber die schauten nur mitleidig und verständnisvoll zu Ron. Nein! Er hatte nicht vor, sich die ganze Nacht um die Ohren zu schlagen und Händchen zu halten. Wenn das die anderen machen wollten, bitte schön. Aber ohne ihn. Er musste morgen fit sein.

„Ron! Versuch wenigstens zu schlafen.“, probierte er es noch einmal auf nette Art. Immerhin waren sie Freunde. Oder? „Willst du morgen dein Date vermasseln, nur weil du wegen Schlafmangel erschöpft bist?“ Merlin! Es hätte ihm nicht weniger egal sein können.

Ron sah ihn einfach nur an. Seine Augen wurden immer größer und schienen beinahe aus seinen Augenhöhlen springen zu wollen. Sein Mund verzog sich zu einer entsetzt wirkenden Fratze und Harry glaubte wirklich zu sehen, wie Rons Gesicht immer grüner wurde. Beinahe schon flehentlich schaute Ron ihn mit seinen blassblauen an. Aber darauf würde er sich nicht einlassen.

„Mach, was du willst, aber ich werde jetzt schlafen gehen. Ich kann nämlich kaum noch die Augen offen halten.“ Und ohne eine Antwort abzuwarten, schloss Harry die Vorhänge seines Himmelbettes.

 

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Am nächsten Morgen weckte ihn sein Wecker pünktlich um acht Uhr. Harry war noch ein bisschen irritiert aufgrund der mal wieder viel zu kurzen Nacht. Mit einem halbherzigen Schlag wollte er die Ursache seines zerstörten Friedens zum Verstummen bringen. Der wich aber gekonnt aus – immerhin hatte er jetzt über 5 Jahre Übung – und zwickte Harry dafür schmerzhaft mit seinem Schnabel in die Hand.

Das hatte natürlich den gewünschten Effekt und Harry war sofort wach.

Seine schmerzende Hand massierend versuchte er, sich zu orientieren. Was war heute für ein Tag und was…

Ihm wurde schlagartig schlecht.

Heute war es also soweit. Heute würde er sich mit Voldemort treffen. Zumindest, wenn seine Hedwig ihm wirklich den Brief hatte übergeben können – was, wenn die Zeit nicht gereicht hatte und seine Schneeeule den Dunklen Lord noch gar nicht erreicht hatte? – und dieser selbsternannte Lord bereit war, ihm zuzuhören. Immerhin konnte es ja auch sein, dass ihm nachher hinter dem Eberkopf mehrere Todesser auflauern würden und ihn schnell mit einem gezielten Fluch töteten. Er hoffte, dass der Dunkle Lord sich darüber im Klaren war, dass er, Harry, für ihn, Voldemort, lebend viel nützlicher sein konnte.

Diese ganzen Gedanken halfen aber nicht dabei, ihn zu beruhigen. Im Gegenteil. Sein Bauch fühlte sich an, als würde 30 Schnatze darin eine Party feiern und seine Beine wurden definitiv die ganze Zeit von unsichtbaren Klatschern attackiert.

 

Eine halbe Stunde später hatte er seine Lebensgeister wieder soweit geweckt, dass er zumindest nach außen hin selbstsicher wirkte. Er ging hinunter in die Große Halle zum Frühstück, um sich ein bisschen zu stärken, aber allein bei dem Anblick von Essen wurde ihm wieder schlecht. Glücklicherweise war es noch sehr früh und die Halle dementsprechend leer, sodass niemand mitbekam, dass er sein Essen lieber mit der Gabel erstach, als es zu essen.

Irgendwann gab er seinen aussichtslosen Kampf auf und entschied sich, schon mal an den Treffpunkt zu gehen. Es würde nicht schaden, wenn er ein bisschen früher auftauchte.

Und gerade als er das Schloss verlassen wollte, begegnete er natürlich genau diesem einen Menschen, den er erfolgreich die letzte Woche aus dem Weg gegangen war.

„Potter!“, kam es herrisch von Malfoy. Doch bevor dieser Luft holen konnte, um weiter zu reden, hatte Harry bereits das Wort ergriffen.

„Ja, so heiße ich. Wärst du bitte so freundlich, mich zu entschuldigen? Ich habe bedauerlicherweise keine Zeit, dein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit zu befriedigen. Ich habe etwas zu erledigen.“ Und schon war Harry an diesem vorbei und ließ einen überrumpelten Malfoy zurück.

 

Eigentlich hatte Harry ja vorgehabt langsam zu gehen und so noch ein bisschen Zeit zu schinden, bis er beim Eberkopf eintraf, aber Malfoys Auftauchen hatte ihn unbewusst zu einem schnelleren Tempo getrieben. So kam es, dass er eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt ankam und sich seine Füße in den Bauch stand.

Das war für seine Nerven nicht unbedingt förderlich, da er sich bei jedem kleinsten Geräusch gehetzt umsah.

 

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Endlich war es soweit. In einer Minute wäre es genau 10 Uhr und dann könnte er endlich etwas tun und wäre nicht mehr zur Untätigkeit verdammt. Es wäre ihm sogar gerade egal, wenn er gegen 100 Todesser gleichzeitig kämpfen müsste, Hauptsache er könnte IRGENDETWAS tun.

Auf einmal hörte er einen lauten Knall und sah erschrocken auf. Er hatte zwar damit gerechnet, dass Voldemort seine Todesser schicken würde, um ihn zu holen, aber das plötzliche Auftauchen der vier, die ihn eingekreist hatten, schockte ihn dann doch und ließ ihn kurz erstarren.

Ein paar Minuten standen sie einfach nur da. Harry vermutete, dass sie auf eine Falle warteten. Er konnte deutlich die Unsicherheit spüren, die von den vier maskierten Gestalten um ihn ausgingen. Es geschah sicherlich nicht alle Tage, dass sie den Auftrag erhielten, Harry Potter – den Jungen, den Voldemort vor allen anderen tot sehen wollte – abzuholen und auch noch lebendig und unverletzt zu ihrem Herrn bringen. Letzteres war nur eine Vermutung, weil immer noch keine Zauberstäbe direkt auf ihn gerichtet waren. Und genau das gab ihm seine Selbstsicherheit zurück. Er straffte seine Schultern und sah den Todesser vor ihm herausfordernd an. Der schaute kurz zu seinen Kameraden, nickte kurz und berührte Harry dann an der Schulter.

 

Er konnte spüren, wie ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wurde, sein Magen verkrampfte sich, es drehte sich alles um ihn herum und sein Kopf pochte fürchterlich.

Und so schnell dieses Gefühl gekommen war, so schnell war es auch wieder vorbei und er stand wieder mit beiden Beinen fest auf den Boden. Naja! Fest war nicht ganz das richtige Wort. Seine Beine zitterten und er musste tief durchatmen, um sich nicht zu übergeben.

„Scheiße!“, rief er laut. „Ich hasse apparieren.“

Von weitem konnte er eine ihm sehr vertraute Stimme lachen hören. Harry richtete sich auf und sah noch, wie sich seine vier Begleiter aus einer tiefen Verbeugung erhoben und anschließend den Raum verließen. Den stechenden Schmerz seiner Narbe versuchte er zu ignorieren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yamis-Lady
2020-01-02T21:07:49+00:00 02.01.2020 22:07
nun ist es also soweit, harry trifft voldi! uhh, ich bin gespannt wie das endet xD
wieder ein sehr schönes kapitel!
Antwort von:  CruelLamia
03.01.2020 05:21
Vielen Dank. 🤩

Als ich mit dem Schreiben dieser FF angefangen habe, war ich ein absoluter Drarry-Fan. In der Zwischenzeit lese ich das Pairing gar nicht mehr, habe aber noch selbst Ideen für die beiden, die sehr gerne in der Zukunft umsetzen will.

Jetzt bin ich total für Tomarry und Harrymort. Ich liebe einfach die Dynamik zwischen den beiden. Das ist der Grund, warum die Kapitel, in der die beiden sich treffen, zu meinen Lieblingen gehören. Sie sind echt eine Herausforderung.

Aber keine Sorge, dass Pairing hier bleibt natürlich Drarry. 😉

LG Lamia 🐱
Von:  Sandy
2017-06-16T20:19:14+00:00 16.06.2017 22:19
Hi das Kapitel war wieder echt toll sowieso die ganze ff echt toll weiter so bin super mag a gespannt wie es weiter gehen wird und was voldi mit Harry machen wird und toll wie harry sich verändert gegenüber seinen freunden und wie er Malfoy stehen gelassen hat war auch krass weiter so... Und danke für die Widmung wegen meinem Namen werde die ff weiter hin lesen da sie echt spannend ist...: -) bis bald wieder LG sandy
Antwort von:  CruelLamia
16.06.2017 23:00
Ich freue mich, dass dir meine FF so gut gefällt. Werde mich weiter anstrengen.

Vielen Dank für deine Unterstützung. ^-^~

LG Lamia


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