Zwischen Schmerz und Scherben von MadMatt ================================================================================ Kapitel 4: Vertrauen -------------------- Wie kam es eigentlich dazu? Lag es an der Gesamtsituation oder doch nur an ihm? Wollte er es überhaupt? In diesem einen Moment schon. Er hatte sich ermahnt Fassung zu bewahren, standhaft zu bleiben, aber wieso? Sein ganzes Leben wurde ihm genau das eingetrichtert, mit jeglicher Harte hatte man ihm schon als kleiner Junge klar gemacht, dass er zu funktionieren hatte, dass seine Meinung nicht galt, nicht das was er wollte. Aber hatte er diese Sache auch gewollt? In diesem Augenblick hatte es sich auf jeden Fall genauso angefühlt. Er hatte seine Emotionen überhand nehmen lassen, sein Hirn ausgeschaltet und einmal, dass getan was er wollte? Oder war es alles nur eine Trotzreaktion? War es alles eine unausweichliche Handlungsabfolge, die so oder so passiert wäre? Er war nicht sicher. Generell war dieser Tag nicht gerade wie eine klare Erinnerung in seinem Kopf, es war vielmehr eine Erzählung, die ihm jemand bruchstückartig näher gebracht hatte. Der Mond fiel durch das geöffnete Fenster, es war eine klare und angenehme Nacht. Er blickte neben sich, es war ein ungewöhnlicher Anblick sein Bett noch mit jemanden zu teilen, doch Kakashi musste zugeben es gefiel ihm. Er konnte seine leisen Atemzüge hören – es hatte irgendwie etwas Beruhigendes.  Kakashi erhob sich und ging durch die Dunkelheit der Nacht von seinem Schlafzimmer in die Küche. Ein Griff und er hatte die Wasserflasche die am Kühlschrank stand entdeckt, er trank mit kräftigen Schlucken, hoffte ihm würde die Klarheit über diesen Tag damit eingeflößt werden, dieser Wunsch war vergebens – scheinbar gab es hierfür keine logische Begründung.  Musste es denn so sein? Oder genügte es nicht vollkommen die Situation einfach anzunehmen, damit zu leben. Konnte er vielleicht einfach damit glücklich werden – durfte er glücklich sein? Aber es fühlte sich nicht richtig an. Oder hatte die jahrelange Unterwerfung in dieses veraltete System ihn zu dieser Sicht gebracht. Vielleicht war der Punkt gekommen sich nicht mehr von diesen Regeln verschlingen zu lassen, war es an der Zeit sich zu erheben und nach seinen eigenen Werten zu leben, diese Hierarchien aufzugeben und eine neue Ordnung zu schaffen – eine Ordnung in die der Mensch zählte nicht der Rang. Er blickte zu Boden, wieso waren diese Gedanken nur in seinem Kopf. War das alles nur wegen ihm? War er der Ausschlag zu alle dem, Kakashi wusste nicht mehr was er denken sollte, waren Gedanken gerade so ein komisches Konstrukt, Gefühle schienen fiel einfacher zu durchleben zu sein. Sie brauchten keine Begründung, sie waren einfach da. Irgendwo musste es eine Ordnung geben, irgendetwas was ihm half alles noch einmal genauer zu verstehen. Kakashi trank den letzten Rest seiner Wasserflasche aus und blickte zur Decke. Ob es half den letzten Abend im Detail ein weiteres Mal zu denken – möglicherweise.     „Ich habe es so satt, diese Leute widern mich an. Sie haben nichts zu alle dem gesagt. Es sind zehn Männer gestorben.“, Kakashi wirkte angespannt, er sah angewidert in seine Nudelsuppe.   „Die Sicherheit alle hat Vorrang vor dem Leben der Männer und Frauen, die aus Liebe zu ihrem Dorf ihr Leben ließen:“ „Tss.“, Kakashi schnalzte verächtlich mit der Zunge.   „Du hast diese leeren Phrasen wirklich gut drauf.“, Kakashi nahm einen großen Schluck seiner Suppe, allerdings brachte sie an diesem Tag nicht das gewünschte Ergebnis wie sonst. „Dieses System bringt einen irgendwann dazu.“, Itachi schüttete Sojasoße in seine Schüssel.   „Ich habe dieses System so satt. Wir gehen jeden Tag da raus. Tuen unseren Job und was ist der Dank. Niemand wird ihrer Namen kennen, niemand fragt nach wie sie gestorben sind.  Sie sind alle froh ihr bequemes Leben weiter zu führen und wenn wir eine Entscheidung treffen, welche unser Leben schützten soll, bekommen wir ein Disziplinarverfahren an den Hals.“, der Hatake war seine Essstäbchen missgelaunt bei Seite. Ja es war nicht gerade sein Tag. Wie konnte eine Mission so schiefgehen? Sie waren alle tot, tot weil er stur den Vorgaben seiner Vorgesetzten gehört hat. Dann, um die letzten Überlebenden zu retten hatte er auf eigene Faust gehandelt und hatte das eigentliche Missionsziel außeracht gelassen und was war die Konsequenz daraus – kein Dank, dass er die verwundeten Männer zurückgebracht hatte, nein es war nur Thema, dass der versagt hatte. Dabei war doch Leben wichtiger als Geld?   „Die Welt war noch nie gerecht. Das ist einfach so.“, Itachi wirkte etwas teilnahmslos.   Kakashi sah auf.   „Hast du welche davon gekannt?“   Beide schwiegen, es war kein angenehmes Schweigen. Kakashi kannte das Gefühl was Itachi hatte nur zu gut. Menschen die man mochte waren tot, tot wegen irgendwelchen Problemen von hohen Staatstieren, die zu feige waren ihre Angelegenheiten selbst zu klären.   „Komm wir gehen.“, der Hatake hatte die Stille durchbrochen, er legte etwas Geld auf den Tisch, dann erhoben sich beide und verschwanden nach draußen. Auf den Straßen herrschte munteres Treiben, doch die beiden Männer konnten dem ganzen nicht abgewinnen. Sie liefen einfach weiter umher, ziellos in irgendeine Richtung. Die beiden kannten sich nun schon eine ganze Weile. Ihre anfängliche Abneigung war mittlerweile einer sehr harmonischen Freundschaft gewichen. Sie waren sich ähnlicher als gedacht. Sie hatten viele Gemeinsamkeiten, die Kakashi nicht erwartete hatte, doch vor allem verband sie der Frust auf dieses veraltete System. Das Gefühl der Ungerechtigkeit und der Wunsch, dass es endlich vorbei war mit den vielen Toden, dem Blutvergießen und der Diskriminierung innerhalb des Dorfs.   „Ich habe auf das ganze keinen Bock mehr.“, Kakashi war stehen geblieben, seine Augen waren trüb, sein Blick wirkte gebrochen. Itachi sah ihn schweigend an und nickte. Er verstand wie der Hatake sich fühlte, war diese Art der ungerechten Schuldzuweisung in der Ninjawelt trauriger Alltag.   „Komm ich bring dich nach Hause.“, setzte der Uchiha nach einigen Minuten des Schweigens ein. Kakashi nickte, nach der letzten Woche und dem Gespräch mit dem Hokagen am Abend, fühlte er sich mittlerweile einfach nur noch müde. Als schließlich in Kakashis Apartment waren, saßen die beiden ANBU einfach nur da und redeten, sie redeten über das verkorkste System, warum sie sich überhaupt dazu entschlossen hatten Shinobi zu werden und wieso diese ganze Welt von Tag zu Tag verloren zu sein schien und wie viele Menschen sie wohl noch sterben sehen mussten. Dann irgendwann, als sie schon jegliches Zeitgefühl verloren hatten, redeten sie nicht mehr. Ihre Lippen brachten keine Worte mehr hervor – kein Hass, kein Zorn, kein Frust. Sie hatten dem allen den Rücken gekehrt und interessierten sich in diesem Augenblick nicht mehr dafür, sie beide hatten dort irgendwo in der Dunkelheit alle Konversionen ignoriert und schienen nur auf ihr Gefühl zu hören. Und es fühlte sich gut an. Kakashi spürte es – endlich schien sich eine Entscheidung richtig anzufühlen. Jede Bewegung, jeder Atemzug, jedes Mal, wenn sich ihre Lippen berührten kam es Kakashi wie ein Befreiungsschlag an. Endlich tat er was er wollte, zum ersten Mal schien es allein seine Entscheidung zu sein was er tat.     „Eigentlich hätte ich es doch schon da wissen müssen. Wieso so nur war ich so blind.“, er trank einen weiteren kräftigen Schluck aus seinem Glas und starrte wieder auf das Foto vor ihm.   „Ihr Uchihas seit alle undurchschaubar.“, seine Stimme hatte einen bitteren Unterton angenommen.  Würde Sasuke genauso werden wie sein Bruder? Kakashi spürte wie diese Nacht immer noch in seinem Kopf herumschirrte wie ein schlechter Traum, den er immer wieder durchleben musste. „Gott, was mach ich eigentlich hier. Diese Welt wird doch von Tag zu Tag verrückter.“, Kakashi steckte das Bild wieder weg. Es brachte doch nichts, sich den Kopf über diesen Mann so zu zerbrechen – war ihrer gemeinsamen Zeit doch nichts als eine einzige Lüge. Im Grunde war es doch egal was er noch empfand, Kakashi war getäuscht worden. Er hatte sich von den Worten des Uchihas einnehmen lassen, alles geglaubt was er gesagt hatte – und zu welchem Preis? „Niemand hatte es geahnt…“, zischte er leise, als der den letzten Rest seines Getränks leer trank und an eine weitere Nacht dachte. Eine Nacht die er nie mehr vergessen würde. Überall lagen sie da, ihre lebelosen Körper pflasterten die Straße. Das viele Blut klebte überall, von einem auf den anderen Tag war eine Dynastie gefallen. Sie war von innenheraus aufs brutalste gemeuchelt worden und Kakashi? Kakashi war einer der ersten Menschen, welche diese grausame Tat in voller Blüte sehen sollten. Er war derjenige der den letzten noch lebenden Uchiha fand – der Hatake war sich sicher – dies war alles sein Plan gewesen.         Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)