未来 - Future von yuki19 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich hörte quietschende Reifen, einen lauten Knall. Spürte den kalte Regen, der über mein Gesicht rann…es roch nach verbranntem Gummi. Ein dumpfer Schmerz. Eine Stimme, die entsetzt meinen Namen rief. Und dann wurde es schwarz. Und still. Nur langsam kam ich wieder zu mir. Ein stetiges Piepsen drang an mein Ohr. Meine Augen hielt ich noch geschlossen. Zu sehr blendete mich das weiße, grelle Licht noch…und dann hörte ich Stimmen. Ich konnte sie zuerst nicht zuordnen, aber ich wusste, dass ich sie kannte. „Ob er wohl bald aufwacht?“ Ja, diese Stimme kannte ich. Sie gehörte Yugi. „Mach dir keine Sorgen. Er steckt das schon weg.“ Das war Tristan. „Er hat Recht, Yugi! Joey packt das!“ Und das war Tea. Meine Freunde mussten hier sein. Ich fragte mich, wie lange ich hier eigentlich schon lag. Und was überhaupt passiert war. Ich wusste es nicht. Aber dafür musste ich wohl endlich meine Augen öffnen und die anderen nach den Details fragen. Wenn nur dieses doofe Licht nicht so grell wäre. Ach, verdammt. Es half alles nichts. Ich musste wohl oder übel meine Augen öffnen. Das tat ich auch. Allerdings ganz, ganz langsam. Zuerst sah ich nur grelles Weiß und ich musste sie sofort wieder schließen. Erst durch mehrmaliges Zwinkern, schaffte ich es meine Augen so weit zu öffnen, dass ich die Leute erkannte, die rund um mein Bett standen. Meine Freunde, die mich besorgt ansahen, auch wenn ich zweimal hinschauen musste, um sie zu erkennen. Irgendetwas hatte sich verändert. Ich konnte nur noch nicht genau sagen, was mich an diesem Bild störte. Aber ich würde schon noch dahinter kommen. „Hey, Leute.“, krächzte ich leise hervor und versuchte mich an einem Lächeln. Ich konnte nicht recht sagen, ob mir das auch gelang, aber zumindest sah ich, dass sich die Gesichter meiner Freunde erhellten. „Joey! Zum Glück bist du wieder wach!“, freute sich der Kleinste in der Runde. „Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“, versicherte mir Tea. „Was ist passiert?“, versuchte ich es noch einmal mit Sprechen. So langsam wurde es immer besser. Während ich mir die Antwort anhörte, setzte ich mich vorsichtig auf. Man konnte ja nicht wissen, ob man nicht vielleicht noch wo Schmerzen hatte. Aber die Schmerzmittel wirkten anscheinend, denn ich spürte nichts. „Ein Auto hat dich erwischt. Weißt du das nicht mehr?“, fragte nun Tristan. Ich überlegte angestrengt, aber ich konnte mich nicht mehr wirklich erinnern. Nur noch an ein Auto und einen lauten Knall und dann an einen dumpfen Schmerz. Das war alles. Aber ich hatte auch nicht mehr wirklich Zeit mir darüber weiter Gedanken zu machen. Denn mit einem Mal ging die Türe auf und ein völlig aufgelöster Kaiba stürmte ins Zimmer. Mit schnellen Schritten war er an meinem Krankenbett angekommen und schneller als ich reagieren konnte, hatte mich der sonst so gefühlskalte Firmenchef in eine feste und dennoch sanfte Umarmung gezogen. „Zum Glück bist du wieder wach!“, wurde mir mit einem Ton ins Ohr geflüstert, der sogar nicht zu dem eiskalten Brünetten passen wollte. Verwirrt und unfähig mich zu rühren, sah ich in die Runde meiner Freunde, aber keinen schien es zu kümmern, dass ich mich soeben in den Armen meines erklärten Erzfeindes befand. Was zum Teufel war hier nur los? Gestern noch hatte ich mir ein hitziges Wortgefecht mit eben diesem geliefert und nun lag ich in dessen Armen? Irgendetwas lief hier komplett falsch! „Was zum Teufel soll das? Lass mich los!“, schnauzte ich den Größeren an und drückte diesen mit aller Kraft, die ich in meinem momentanen Zustand zustande brachte, von mir weg. „Joey, was hast du denn?“ Verwirrt wurde ich aus blauen Augen angesehen. „Was zum Teufel ist hier los?“ Hilfesuchend wandte ich mich an meine Freunde: „Und was macht Kaiba hier? Soll das irgendein kranker Scherz sein, oder was?“ Das Letzte hatte ich wieder an den Brünetten gerichtet, „Gestern hast du mich noch Köter beschimpft und auf einmal kommst du so?“ „Ähm, Joey?“ Unsichere Augen blickten in meine. Es war Yugi, der mich eben angesprochen hatte. „Für wie alt hältst du dich?“ Ungläubige braune Augen blieben an den Lilahaarigen hängen. „Was soll die bekloppte Frage? 17 so wie du auch.“ Und mit einem Mal änderte sich der Gesichtsausdruck aller Anwesenden. Einschließlich Kaibas, und aus irgendeinem Grund, schien diese neue Information eben diesen am schlimmsten zu treffen. Alle starrten mich geschockt an und ich konnte genau sehen wie sie Kaiba mitleidige Blicke zuwarfen, auf die ich mir aber keinen Reim machen konnte. Immerhin war ich doch derjenige, der hier in diesem Krankenbett lag. Und wieder wurde die Tür aufgerissen. Dieses Mal war es Kaibas kleiner Bruder, wobei so klein war dieser gar nicht mehr. Musste wohl einen Wachstumsschub gehabt haben. Er war mindestens einen Kopf größer. Oder vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Wer wusste schon, was für Schmerzmittelchen dieses nette Krankenhauspersonal in mich hineinpumpte. Als Kaiba sah, wer da das Zimmer betreten hatte, war er sofort aufgesprungen – er hatte sich bei seiner kleinen Umarmungsaktion neben mir auf dem Bett niedergelassen – und zu seinem Bruder gegangen, bevor dieser noch irgendein Wort hatte sagen können. Ich konnte nicht genau hören, was die beiden Brüder besprachen, aber ich sah genau wie sich Mokubas Gesichtsausdruck von erfreut über geschockt bis hin zu mitleidig änderte, und mit einem Nicken und einem „Ich kümmer mich um die beiden!“ war er dann auch schon wieder verschwunden. Kaiba kam nun wieder auf die kleinen Menschentraube zu und gesellte sich zu Yugi. Noch immer starrten mich meine Freunde an und so langsam reichte es mir. „Könnte mir bitte endlich einer sagen, was verdammt noch mal hier los ist und warum zum Teufel keiner Notiz davon nimmt, dass Mister Großkotz höchstpersönlich hier ist? Und warum ihn noch keiner aus dem Zimmer verbannt hat?“ Wieder war es Yugi, der das Sprechen übernahm. „Ist dir eigentlich noch gar nichts aufgefallen? Ich meine an uns? Sehen wir für dich aus wie 17?“ Nun horchte ich auf. Stimmt, mir kam schon die ganze Zeit etwas komisch vor und jetzt da ich so offensichtlich mit der Nase daraufgestoßen wurde, merkte ich es auch endlich, was sich die ganze Zeit so komisch angefühlt hatte. Sie alle sahen um Jahre älter aus. So als wären sie über Nacht um mindestens 5 Jahre gealtert. Aber wie war das möglich? Gestern waren sie doch noch alle auf der Schule und hatten sich durch diverse Tests gekämpft. Wie konnten sie alle auf einmal so alt sein? „Aber…wie…?“, stammelte ich, da ich im Moment echt nicht wusste, was ich denken sollte. „Hier!“ Damit hielt mir Tea einen kleinen Taschenspiegel entgegen, in dem ich mein eigenes Spiegelbild erblicken konnte und meine Augen weiteten sich in Schock. Nicht nur meine Freunde waren gealtert. Auch ich war viel erwachsener geworden. Und nun war ich vollends verwirrt. „Joey“, wurde ich von Tristan nun angesprochen, „Die Schulzeit ist sieben Jahre her. Du bist 24. So wie der Rest von uns. Du arbeitest als Grafiker in einer großen Firma. – er ließ absichtlich den Namen der Firma weg, in welcher Joey angestellt war - Tea ist Tänzerin in Amerika. Yugi hat den Spieleladen seines Opas übernommen. Duke führt seine Firma auf dem amerikanischen Markt ein. Und ich arbeite für eine Sicherheitsfirma. Wir haben alle unseren Abschluss.“ „Alles schön und gut. Das beantwortet zwar die Altersfrage, aber nicht warum der da da ist.“ Damit nickte ich in die Richtung des Firmenchefs. Fragend sah Yugi zu diesem und als Kaiba zustimmend nickte, seufzte der Kleine und rückte nun endlich mit der Sprache raus: „Nun, ähm, weißt du, also, schau mal auf deine Hand.“ Der Aufforderung nachkommend, schaute ich nun auf meine Hände und meine Augen weiteten sich. An meinem Ringfinger. Was war das? War das ein Ehering? War ich verheiratet? Etwa mit Mai? Immerhin war ich ja mit eben dieser zusammen gewesen, als dieser vermaledeite Unfall geschehen war. Oder eher am Zusammenkommen. Apropos Mai, wo war diese überhaupt. Sollte sie nicht hier sein, wenn sie verheiratet waren? Hm? Vielleicht sollte ich lieber den Ausführungen des Kurzen folgen, bevor ich mich hier in Spekulationen verlor. „Du bist sozusagen verheiratet.“ Ja, schön. Soweit hatte ich das auch schon geschnallt. ‚Komm zum Punkt, Yugi!‘, forderte ich den Lilahaarigen in Gedanken auf. „Und zwar mit Seto. Deshalb ist er hier. Im letzten Schuljahr seid ihr zusammengekommen und seitdem seid ihr unzertrennlich. Vor zwei Jahren habt ihr sogar…“, aber weiter kam Yugi nicht, denn ein einziger Blick von Kaiba ließ ihn verstummen. „Das reicht fürs Erste, denk ich.“, sagte der Firmenchef schnell. „Ihr verarscht mich doch! Ich könnte nie…mit diesem Eisklotz…niemals…“, stammelte ich. „Was ist mit Mai? Ich war doch mit ihr zusammen, oder? Wo ist sie?“, fragte ich verzweifelt. „Mai, ist auf großer Welttour zusammen mit Valon. Ihr habt euch schon nach ein paar Monaten wieder getrennt, besser gesagt nie richtig zusammen. Du warst nie wirklich in sie verliebt, hast du einmal gesagt.“, versuchte Tristan zu erklären, aber ich ließ mich nicht überzeugen. Aber ehe noch irgendjemand etwas sagen konnte, ging die Tür ein letztes Mal für diesen Tag auf und der Arzt kam herein, um ihnen allen mitzuteilen, dass die Besuchszeit vorüber war. So verabschiedeten sich meine Freunde von mir und verließen mich, mit dem Versprechen morgen wieder zu kommen. Nur Kaiba blieb noch und das gefiel mir so gar nicht. War ja klar, dass sich dieser Geldsack nicht an die Besuchszeit halten musste. Nun kam der Arzt auf uns zu und begann mich zu untersuchen und mir einige Fragen zu stellen. Als er fertig war, wandte er sich wieder dem Firmenchef zu: „Nun es scheint so als hätte ihr Partner – bei dem Wort zuckte ich regelrecht zusammen – eine Amnesie, bedingt durch den Unfall. Er scheint die letzten sieben Jahre komplett aus seinem Gedächtnis gelöscht zu haben. Ich kann nicht sagen wie lange dieser Zustand anhalten wird, aber es wäre wohl das Beste ihn in eine vertraute Umgebung zu bringen. Für ein paar Tage muss er zwar noch zur Beobachtung hier bleiben, aber ich werde veranlassen, dass er so schnell wie möglich verlegt werden kann.“ Der Brünette nickte dem Arzt nur zu und damit verabschiedete dieser sich auch und verließ uns wieder. Erst als der Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte sich Kaiba wieder mir zu. Wieder setzte er sich neben mich ans Bett und sah mir lange in die braunen Augen, ehe er zu Sprechen anfing: „Hör zu, Joey! Ich weiß, dass du mir nicht glaubst oder deinen Freunden. Aber alles, was sie dir gesagt haben stimmt. Du lebst schon fast sieben Jahre mit mir zusammen. Ich werde dich morgen wieder besuchen.“ Mehr nicht. Damit stand er auf, aber bevor er endgültig ging, beugte er sich noch zu mir hinunter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann verließ er mich, ehe ich noch reagieren konnte. Es dauerte ein paar Sekunden ehe ich realisiert hatte, was da eben geschehen war. Und warum zum Teufel hatte ich mich nicht gewehrt? Warum hatte sich das Ganze nur so vertraut angefühlt? ‚Ach, verdammt. Von dem vielen Gegrübel krieg ich Kopfschmerzen‘, stöhnte ich innerlich. Also ließ ich mich wieder in die Kissen fallen und versuchte zu schlafen. Leider war das leichter gesagt als getan. Irgendwie bekam ich diese eisblauen Augen nicht aus meinem Kopf, die mich verletzt und hoffend angesehen haben. Diese eisblauen Augen, die sonst so einen stolzen Ausdruck inne hatten. Ich wollte diese nicht so sehen. Das passte einfach nicht. Ich wollte Kaiba zurück. Den echten Seto Kaiba. Den, mit dem ich mich streiten konnte, der mich verachtete, und beschimpfte. Ich wollte meine Normalität wieder. Auch die nächsten Tage änderte sich nicht viel an meinem Gesundheitszustand. Meine körperlichen Wunden heilten zwar, aber geistig war ich immer noch auf dem Stand eines siebzehnjährigen Teenagers. Jeden Tag besuchten mich meine Freunde, und versuchten mir Geschichten und Erlebnisse aus den letzten sieben Jahren zu erzählen. Ich hörte zwar aufmerksam zu, aber mehr war es für mich dann auch nicht. Nichts als Geschichten, die ich zum ersten Mal hörte. Zu meinem Leidwesen kam auch Kaiba jeden Tag. Und jeden Tag blieb er länger als meine Freunde, um ein wenig mit mir alleine zu reden. So wie auch an diesem Tag. Dieser Tag, an dem ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde und in meine gewohnte Umgebung zurückkam. In meinen Gedanken war das die kleine schäbige Wohnung, in der ich mit meinem alkoholkranken, aggressiven Vater hauste, dabei vergaß ich komplett, was mir meine Freunde und Kaiba schon seit gut einer Woche zu erklären versuchten. Tja, und so kam es nun, dass ich eben jetzt wieder daran erinnert wurde. Wie schon die Tage zuvor verabschiedeten sich meine Freunde ein wenig früher. Kaiba blieb und packte meine Sachen zusammen, was mir so gar nicht passte, aber auch lautstarkes Protestieren half nichts. Hatte es noch nie. Immer hatte sich der Brünette durchsetzen müssen. ‚Sturer Geldsack!‘, beschimpfte ich diesen in Gedanken, sprach sie allerdings nicht aus. Denn aus irgendeinem Grund schien der sonst so berechnende Firmenchef etwas nervös zu sein, und das interessierte mich nun doch sehr. Was zum Teufel schaffte es, dass gerade dieser Mann so nervös wurde, dass selbst ich es bemerken konnte. Endlich waren meine Sachen gepackt und die Taschen bereitgestellt zum Nachhause fahren, und Kaiba richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Wie schon die letzten Male davor setzte er sich zu mir ans Bett und blickte in meine Augen, um sich kurzzeitig darin zu verlieren. „Hör zu, Joey. Es gibt da etwas, was du noch nicht weißt, und das du unbedingt noch wissen musst, bevor wir fahren.“ Ich horchte auf. „Du wohnst nicht nur bei mir. Vor zwei Jahren haben wir zwei Waisenkinder adoptiert. Bruder und Schwester. Er ist sieben und sie ist drei. Yuki und Mia. Die beiden wissen nicht was los ist. Ich hab sie bei Mokuba gelassen, und er hat sich die letzten Tage um sie gekümmert. Ich hab ihnen erzählt, dass ihre Mama krank ist und noch Ruhe braucht, aber da du heute entlassen wirst, konnte ich ihnen nicht ausreden dich heute mit abzuholen. Mokuba bringt sie her.“ Meine Augen weiteten sich vor Schock. Nicht nur, dass ich mit dem Großkotz verheiratet war, nein, ich hatte auch noch Kinder und warum zum Teufel war ich die Mama. Moment, hieß dass etwa, dass…? Ich spürte wie die Hitze in meinen Kopf schoss und ich war mir fast sicher, dass ich ob meiner Gedanken gerade einer Tomate Konkurrenz machen konnte. Verdammt noch mal, schnell an was anderes denken. „Und was willst du jetzt von mir?“, fragte ich ihn motziger, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Etwas verkrampfte sich in mir, als ich den leicht verletzten Ausdruck in diesen blauen Augen bemerkte. Aber ich ignorierte dieses Gefühl schnell wieder. „Nun, mir ist klar, dass du im Moment nicht gut auf mich zu sprechen bist, aber die beiden haben damit nichts zu tun. Sie sind noch zu klein um das alles zu begreifen. Also kannst du bitte nur um ihretwillen so tun als wäre alles in Ordnung.“ Ich starrte ihn perplex an. Hatte mich der große Seto Kaiba etwa gerade wirklich freundlich und nett und sogar mit dem Wörtchen „bitte“ um etwas gebeten? Es geschahen also doch noch Wunder. Ich schaffte es gerade noch zu nicken, als auf einmal die Tür aufging und zwei kleine wuselnde Geschöpfe auf mich zurasten und sich zu mir auf mein Bett warfen. „Mama“, wurde ich sofort begrüßt und eifrigst durchgeknuddelt. ‚Autsch‘ Ein kurzer Schmerz durchzuckte mich. Meinen angeknacksten Rippen tat diese Behandlung nicht unbedingt gut. Kaiba schien das wohl zu bemerken, denn sofort hatte er die beiden von mir runtergezogen und auf seinem Schoß platziert. Wow, seit wann kümmerte sich der Brünette um jemand anderen als sich selbst oder seinen Bruder? „Yuki! Mia! Ich hab euch beiden doch gesagt, dass Mama zur Zeit verletzt ist und ihr nicht so wild sein dürft.“ Schuldbewusst senkten die beiden Kleinen ihre Köpfe und stammelten ein „Entschuldigung“. Und ich konnte einfach nicht anders. Diese Szene war einfach zu ulkig. Da saß ein Seto Kaiba mit gespielt böser Mine mit zwei kleine Kindern am Schoß, die schuldbewusst ihre Köpfe hängen ließen. Ich musste lachen. Und zwar so sehr, dass mich alle drei vollkommen perplex und irritiert anstarrten. Ich musste im Moment wohl wirklich ziemlich komisch ausgesehen haben, aber dieser Anblick war wirklich einfach zu surreal. Ein paar Sekunden später kam ein keuchender und schwitzender Mokuba bei uns im Zimmer an und versuchte zwischen schnellem Luftholen ein paar Wörter hervorzupressen: „Sorry…die Kleinen…zu schnell…konnte sie nicht aufhalten.“ „Schon okay, Moki. Komm erst mal wieder zu Atem. Ich weiß wie die beiden sind.“ Damit gesellte sich der kleine Bruder von Kaiba zu uns. Er nahm sich einen der Stühle und setzte sich zu uns ans Bett. „Wie geht’s dir, Joey?“, wurde ich gefragt, als er sich einigermaßen wieder gefangen hatte. „Ganz gut. Nur meine Rippen tun noch ein bisschen weh.“, sagte ich wahrheitsgemäß. Aber als ich in zwei paar tränende Kinderaugen blickte, wünschte ich mir, ich hätte etwas anderes geantwortet. „Entschuldigung, Mama!“, heulten die beiden gleich los. „Hey, nicht weinen.“, sagte ich schnell, „Das ist doch nicht eure Schuld. Kommt her!“ Damit breitete ich meine Arme aus und die beiden krabbelten von einem Schoß zum nächsten. Ganz vorsichtig kuschelten sie sich an meine Brust und ich umarmte die beiden. Ich wusste nicht warum, aber etwas daran fühlte sich bekannt an. Zuerst hatte ich noch gedacht, es würde mir schwer fallen, mich plötzlich um zwei Kinder kümmern zu müssen, aber irgendwie schien es mir wohl zu liegen. Ich sah wie mir Kaiba dankbar zunickte, ehe er sich erhob und mit den Worten: „Ich hol die Entlassungspapiere!“ das Zimmer verließ. „Sie sind eingeschlafen!“, hörte ich auf einmal Mokuba neben mir sagen. „Hm?“ Dann sah ich nach unten und tatsächlich. Da waren die beiden Wirbelwinde doch tatsächlich in meinen Armen eingepennt. „Und was mach ich jetzt?“, fragte ich hilfesuchend den Schwarzhaarigen, aber der zuckte nur mit den Achseln. „Wir warten jetzt erst mal auf Seto.“ Auch gut. Besah ich mir halt einmal die beiden Kleinen in meinem Arm. Und musste feststellen, dass die beiden gewisse Ähnlichkeit mit Seto hatten. Gut, Yuki zumindest. Der Junge hatte braune Haare und blaue Augen, soweit ich das vorher feststellen konnte. Und das Mädchen hatte schwarze, ganz so wie Mokuba. Nur ihre Augen waren braun. Die beiden waren wirklich niedlich. Kein Wunder, dass sie gerade die beiden adoptiert hatten. „Joey. Kannst du dich wirklich nicht erinnern?“ Ich hörte die Traurigkeit in Mokis Stimme. Und ich wusste, dass er dabei nur an seinen Bruder dachte, aber ich konnte ihm auch nicht mehr sagen, als den anderen. Also schüttelte ich nur den Kopf. „Tut mir leid. Aber was mich betrifft, bin ich 17 und gehe noch zur Schule. Ich fühl mich komplett fehl am Platz.“ „Und was denkst du über meinen Bruder?“ „Dass ich ihn nicht leiden kann, weil er mich erniedrigt, demütigt und als Köter beschimpft. Er ist ein eingebildeter Großkotz. Und…“, ein Blick in Mokis Augen ließen meine Schimpftirade unterbrechen, und schnell fügte ich noch hinzu, „Es tut mir Leid, Moki. So war das nicht gemeint, aber in der Schule war er immer so…so unausstehlich zu mir. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es einmal anders sein könnte. Ich weiß, dass er dein Bruder ist und so, aber ich kenn ihn nicht anders und irgendwie will ich das auch gar nicht.“ Gegen Ende hin war ich immer leiser geworden. Keine Ahnung, ob Mokuba die letzten Worte überhaupt noch gehört hatte. Er sah mich nur lange schweigend und durchdringend an. Fast so wie sein Bruder. Unheimlich wie ähnlich sich die beiden doch in manchen Dingen waren. „Du tust ihm Unrecht. Das, was du von ihm kennst, ist der Seto Kaiba der Geschäftswelt. Er darf keine Schwächen nach außen hin zeigen. Er war damals sehr jung in einer hohen Führungsposition. Er musste sich beweisen, und das hat er nun einmal so gelöst, indem er keinen an sich herangelassen hat. Er war nur bei mir so wie er wirklich ist. Ich fand es immer schade, dass er sein wahres Gesicht nicht auch nach außen hin gezeigt hat, besonders euch gegenüber, da ihr ja unsere, naja, zumindest meine Freunde ward. Besonders dir gegenüber. Ich hab es damals nicht verstanden. Mittlerweile schon, wo ich selbst größtenteils in der Firma involviert bin. Weißt du, dass er die letzten Wochen, in denen du im Koma lagst, die ganze Zeit hier war? Er hat kaum geschlafen, gegessen oder gearbeitet. Er war komplett fertig. Hat nur darauf gewartet, dass du wieder die Augen öffnest. Und dann tust du es endlich und mit einem Mal behandelst du ihn wie Abschaum, wie das, was er früher einmal war. Kannst du dir vorstellen, wie sehr ihn das verletzt? Was er gerade durchmacht?“ Ich versuchte es wirklich, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man diesen Menschen wirklich verletzen konnte. Dass dieser eiskalte Firmenboss zu so etwas wie Gefühlen überhaupt fähig war. Und dann sah ich wieder diese traurigen, hoffenden Augen vor mir und die Sanftheit, mit denen er die beiden Kinder behandelt hatte. Aber trotzdem wollte sich das Bild des Eisklotzes nicht verdrängen lassen. Der Mensch, der mich seit ich ihn kenne, als Köter und unwürdig beschimpft hatte. Und meine Mine verfinsterte sich ein wenig. „Nein. Tut mir Leid, Moki. Aber für mich ist er noch immer der, der er in der Schule war. Egal, was angeblich zwischen uns geschehen ist, aber ich kann mich nicht daran erinnern.“, sagte ich nur und fügte in Gedanken noch hinzu: ‚Und ich will mich auch gar nicht erinnern. Ich steh nicht auf Männer und schon gar nicht auf diesen gefühlskalten Geldsack!‘ Mokuba schwieg und ich wandte meinen Blick lieber wieder den beiden schlafenden Kindern in meinen Armen zu. Mokubas mitleidigen Blick hielt ich nun wirklich nicht aus. „Die Papiere hab ich. Wir können gehen.“, hörten wir beide auf einmal eine nur zu gut bekannte Stimme. Und ich wusste zwar nicht warum, aber ich hatte auf einmal ein schlechtes Gewissen, als ich daran dachte, dass uns der Brünette eventuell gehört hatte. Ich hoffte gerade, dass es nicht so war. Anmerken ließ er sich zumindest nichts. Er kam nur kurz auf mich zu und nahm mir den schlafenden Yuki ab. Auch Mokuba erhob sich und nahm nun seinerseits Mia auf den Arm, sodass ich mich endlich erheben konnte. Schnell hatte ich mich in saubere Sachen gequält, ja, die Rippen waren eindeutig angeknackst, und dann waren wir auch schon auf dem Weg nach unten. Wir stiegen zusammen in die wartende Limousine und fuhren schweigend zum Anwesen der Kaibas, in dem ich von nun an auch wohnen sollte. Gott, das fühlte sich alles so surreal an. Das konnte doch nicht wirklich meine Leben sein, oder? Aber es war so und irgendwie musste ich mich wohl damit abfinden. Als wir bei der Villa angekommen waren, war es bereits später Abend, und so wurden die Kleinen ins Bett gebracht, ehe Kaiba sich wieder mir zuwandte. „Wir bringen deine Sachen am besten mal nach oben. Dann sehen wir weiter.“ Damit nahm er meine Tasche und ich folgte ihm die Treppen nach oben. Auch Mokuba folgte uns, allerdings verabschiedete er sich am oberen Ende der Treppe und ging in sein eigenes Zimmer. Erst als wir im Schlafzimmer ankamen, realisierte ich etwas, das ich bis dato komplett aus meinen Gedanken verbannt hatte. Wenn wir verheiratet waren, dann schliefen wir doch zusammen in einem Bett. Das bedeutete ich müsste mit Kaiba zusammen… Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen ob meiner Erkenntnis. Aber das entging wohl auch nicht dem Größeren, denn der sagte schnell: „Keine Sorge! Ich schlaf woanders. Das Bett gehört ganz dir.“ Damit stellte er meine Tasche neben dem Bett ab und wandte sich um zum Gehen. Ehe er allerdings durch die Tür ging, fügte er noch hinzu: „Durch die Tür dort – Kopfnicken in die eine Richtung – ist das Bad und durch die Tür – Kopfnicken in die andere Richtung – findest du einen Schrank. Die linke Seite ist deine. Wenn du was brauchst. Ich bin nebenan im Arbeitszimmer. Gute Nacht, Joey. Ruh dich aus.“ Damit ging er nun endgültig und ließ mich in diesem viel zu großen Zimmer allein zurück. Ein Gähnen verriet mir, dass ich mich vermutlich ins Bett legen sollte, aber zuerst wollte ich unbedingt noch Duschen gehen. Als ich dann frisch geduscht und dick eingemummelt im Bett lag, ließ ich den ganzen Tag noch einmal Revue passieren. Wer hätte gedacht, dass ich einmal in Kaibas Bett schlafen würde? Ich sicher nicht. Aber eines musste ich schon zugeben. Es war mehr als nur bequem und es roch verdammt gut. Es roch nach Kaiba. Kaiba roch gut. Sehr gut sogar. Und irgendwie war mir der Geruch so vertraut, dass er mich immer schläfriger machte und sanft ins Traumland begleitete. Und zum ersten Mal seit meinem Erwachen konnte ich richtig gut schlafen. Tbc Kapitel 2: ----------- Geweckt wurde ich am nächsten Morgen von zwei kleinen Kindern, die sich einfach in mein Bett schmissen, und mich solange durchknuddelten bis ich müde und etwas grummelnd meine Augen öffnete. Erst als ich merkte, wer mich hier so unsanft geweckt hatte, hellte sich meine Mine auf. „Guten Morgen, ihr beide.“, begrüßte ich sie, „Was macht ihr denn schon hier?“ „Papa hat uns geschickt, dass wir dich zum Frühstück holen.“ Papa, wie das schon klang. Ich konnte mir Seto Kaiba einfach nicht in der Vaterrolle vorstellen. „Wenn ich mitkommen soll, dann müsst ihr beide aber von mir runtergehen.“, lachte ich. Brav krabbelten die beiden von meinem Bett und warteten artig bis ich mich kurz in Badezimmer frisch gemacht hatte. Dann schnappten sie mich rechts und links an der Hand und zogen mich mit sich. Die Treppen runter und in die Küche, wo Kaiba und Mokuba schon mit einer Zeitung und Kaffee trinkend am Tisch saßen und warteten. Der Brünette sah verdammt müde aus und ich fragte mich, wo er wohl geschlafen hatte, dass er so aussah, beziehungsweise ob er überhaupt geschlafen hatte. Nur um mich dann gleich zu fragen, warum mich das überhaupt interessierte. Konnte mir doch egal sein, wo der Großkotz heut Nacht gepennt hatte. Pfft. „Guck, Papa. Wir haben Mama geholt.“, präsentierte mich Yuki stolz. Kaiba sah von seiner Zeitung auf und ob dem Lächeln, das er seinem kleinen Sohn zuwarf, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Ich hatte keine Ahnung, dass der gefühlskalte Seto Kaiba so warm und herzlich lächeln konnte. So sah er gleich noch viel besser aus. Was dachte ich da eigentlich für einen Schrott? Ich war nicht schwul und Kaiba sah verdammt noch mal nicht gut aus. Ich schüttelte schnell den Kopf, um diese aufkommenden Gedanken schnell zu vertreiben. „Gut gemacht!“, lobte er den Kleinen, der sofort auf einen Stuhl neben dem Größeren kletterte. Ich hob die kleine Mia in den für sie bereitgestellten Hochsitz und nahm auf dem einzigen noch gedeckten Platz auf der anderen Seite des Firmenchefs Platz. „Guten Morgen!“, begrüßte mich eben dieser und wandte sich dann wieder seiner Zeitung zu. „Morgen“, brachte ich gerade so heraus und begann dann dem Beispiel „unserer“ Kinder folgend mit dem Frühstück. So vergingen einige Tage. Kaiba verhielt sich äußerst rücksichtsvoll und zuvorkommend mir gegenüber. Es war seltsam. Er ließ mich allein in dem großen Zimmer schlafen – ich hatte noch immer nicht ganz durchschaut wo er eigentlich schlief – kümmerte sich liebevoll um die beiden Kleinen und arbeitete mit Mokuba in der Firma. Auch wenn mir mittlerweile aufgefallen war, dass er größtenteils von zuhause aus arbeitete, während Mokuba ihm die Arbeit in der Firma abnahm. Ich merkte sehr wohl, dass er versuchte mir den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu gestalten, aber es half einfach nicht. Ich fühlte mich nach wie vor fehl am Platz. Ich wusste auch, dass ich mich äußerst unfair dem Größeren gegenüber verhielt. Vor den Kindern beherrschte ich mich, aber kaum waren wir alleine, hielt ich ihn auf Abstand und giftete ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit an. Ich konnte den Hass, den ich auf den Brünetten in den letzten Jahren angestaut hatte, einfach nicht vergessen. Ich konnte einfach nicht aus meiner Haut. Zumindest hatte ich im Bezug auf die beiden Kinder eine gewisse Routine entwickelt. Ich kochte für die beiden und brachte sie auch am Abend ins Bett. Genauso wie auch heute. Ich hatte Mia eben schlafen gelegt und war gerade dabei Yuki zuzudecken, als mir der Kleine eine Frage stellte, die mich aufhorchen und zum ersten Mal über den anderen nachdenken ließ. „Warum bist du böse auf Papa?“ „Was? Ich bin doch nicht böse auf ihn?“ Verständnislos sah ich den Kleinen an. „Aber warum schlaft dann Papa nicht bei dir? Hast du ihn nicht mehr lieb?“ Bei den traurigen Kinderaugen, die mich in diesem Moment durchbohrten, schnürte es mir die Kehle zu und ich musste einmal hart schlucken ehe ich antworten konnte. „Papa – dieses Wort hörte sich falsch an aus meinem Mund – muss zur Zeit viel arbeiten. Natürlich hab ich ihn noch lieb.“, versuchte ich den Kleinen zu beruhigen. Es gefiel mir zwar nicht diesen anzulügen, aber ich hatte immerhin versprochen die beiden nicht spüren zu lassen, dass etwas hier so ganz und gar nicht stimmte. Also deckte ich den Kleinen schnell zu, wünschte ihm noch eine Gute Nacht und ging dann aus seinem Zimmer. Ich hörte zwar noch die geflüsterten Worte, die er noch sagte, ehe er einschlief, aber ich reagierte nicht mehr darauf. „Ich hoffe ihr vertragt euch bald wieder.“ Diese Worte hinterließen ein seltsames Gefühl in meinem Bauch, das sich nur noch verstärkte, als ich an Kaibas Arbeitszimmer vorbei in mein – oder sollte ich besser sagen Kaibas – Schlafzimmer ging. Die Tür war nicht ganz ins Schloss gefallen und so stand sie einen kleinen Spalt breit offen. Ich konnte zwar nicht wirklich ins Innere blicken, aber ich hörte die beiden Brüder darin, wie sie miteinander redeten. „Seto, das ist nicht gesund. Du kannst nicht Tag und Nacht arbeiten und dich nur ab und zu auf die kleine Couch hier legen. Du musst dich einmal ordentlich ausschlafen. Du klappst sonst noch zusammen.“, versuchte es der kleine Kaiba, und nach der Dringlichkeit in seiner Stimme, bestimmt nicht zum ersten Mal, seinen Bruder zu überzeugen. Und nun hatte ich wohl auch die Antwort auf meine Frage, wo denn der Größere schlief oder besser gesagt, wo er nicht schlief. Ich hatte schon bemerkt, dass dieser nicht wirklich viel Schlaf bekam, aber dass es so schlimm war, hatte ich nicht gewusst. „Es tut mir Leid, Moki. Ich weiß du machst dir Sorgen. Aber ich kann nun einmal nicht wirklich schlafen in letzter Zeit. Ich muss mich irgendwie ablenken, ansonsten denk ich zu viel nach und das macht mich verrückt.“ Kaibas Stimme war kraftlos. Die ganze Situation schien nicht wirklich spurlos an diesem vorrüberzugehen, und ich fragte mich gerade, wie ich das übersehen hatte können. War ich wirklich so sehr in meinem alten Hassgefühlen gefangen gewesen, dass ich nicht gemerkt hatte, wie schlecht es den anderen tatsächlich ging? Es schnürte mir die Kehle zu und mein Magen verkrampfte sich. „Ich kann mir vorstellen wie hart es für dich sein muss, aber es hilft keinem, wenn du dich hier zugrunde richtest. Du brauchst Schlaf, eine Pause. Denk doch an deine Kinder. Denkst du die beiden merken das nicht?“, versuchte es Mokuba erneut, aber Kaiba wehrte fast sofort ab. „Was soll ich denn tun? Da wartet man Wochenlang darauf, dass die Liebe seines Lebens endlich aus dem Koma erwacht, nachdem man Jahre gebraucht hat sie für sich zu gewinnen, und dann ist es soweit, und man fühlt sich mit einem Mal verlorener und einsamer als jemals zuvor.“ Mir wurde schlecht. Ich hatte den Brünetten noch nie so erlebt. So verletzbar, so schwach, so verloren. Er musste mich wirklich lieben und alles, was ich ihm entgegenbrachte, war der kindische Hass aus Schulzeiten. Auch wenn ich mich an die letzten Jahre nicht erinnern konnte, er konnte es. Und ich verletzte ihn nur. Im Moment war wohl ich der egoistische, gefühlskalte Großkotz. Ich musste etwas ändern. Zumindest versuchen konnte ich es. Das war ich ihm und mir schuldig. Vielleicht würden meine Erinnerungen dadurch wieder zum Vorschein kommen. „Denkst du, er wird sich irgendwann wieder erinnern?“, fragte nun der Größere der Kaibabrüder. „Ich hoffe es.“, war die Antwort. Das Gespräch schien hiermit wohl beendet zu sein, denn ich hörte Schritte, die sich verdächtig der Tür näherten, hinter welcher ich noch immer kauerte, und so schlich ich mich schnellstmöglich in das Schlafzimmer nebenan, um mich dort in das große Bett zu kuscheln. Mit dem Gedanken an Kaiba schlief ich dann schließlich ein. Ab morgen würde ich etwas ändern. Der neue Tag kam und wider Erwarten wurde ich heute nur von einem Kind geweckt. Das andere lag mit einer heftigen Erkältung und Fieber im Bett. So musste mein Entschluss mich bei Kaiba zu entschuldigen noch ein wenig warten, immerhin hatte ich hier eine kranke Dreijährige zu pflegen. Und so verging der Tag. Yuki verhielt sich wie der vorbildlichste große Bruder und pflegte seine Schwester so gut es dem Kleinen möglich war. Er erinnerte mich ungemein an Seto. So musste er sich auch um Moki gekümmert haben, wenn dieser mal krank gewesen war. Moment! Seto? Seit wann dachte ich von ihm als Seto? Hm? Komisch. „Hast du dich mit Papa wieder vertragen?“ „Was?“ Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie sich Yuki in die Küche geschlichen hatte. Es war Mittag und so hatte ich beschlossen der kranken Mia einen Vanillepudding zu machen, und eben bei diesem Unterfangen hatte mich der Kleine unterbrochen. „Was meinst du?“, fragte ich diesen verwirrt. Ich hatte keine Ahnung worauf dieses Kind hinauswollte, aber der Kleine wäre kein echter Kaiba, hätte er mich nicht freundlicherweise aufgeklärt. „Na, du machst Papas Lieblingspudding. Den mag sonst keiner. Den machst du immer, wenn Papa mal böse ist.“ „Ist das so?“, fragte ich den Kleinen, der eifrig zur Bestätigung nickte, und ich blickte auf den Herd. Meine Augen weiteten sich. Wie zum Teufel war das denn passiert? Ich war mir fast sicher, dass ich einen Topf mit Vanillepudding gekocht hatte, aber ich war anscheinend so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie ich einen zweiten sehr viel kleineren Topf mit Pudding dazugestellt hatte. Er hatte sich einfach so dazugeschlichen. Wie hatte ich das nicht merken können? Probeweise kostete ich den Inhalt des zweiten Topfes und verzog angewidert den Mund. Wer isst den bitteschön Pudding mit Kaffeegeschmack? Kein Wunder, dass den sonst keiner mochte. Schnell füllte ich den Pudding in verschiedene Schüsseln. Ich hatte für uns alle mitgekocht. Selbst für Moki stellte ich eine Schüssel mit Pudding in den Kühlschrank. Der würde sich sicher freuen. Yuki setzte ich seine Schüssel vor die Nase auf den Tisch, wo er auch eifrig zu essen begann. Meine und Mias Portion ließ ich derweil noch auf der Anrichte stehen. Ich würde dann später zu ihr gehen, wenn sie wach war. Jetzt wollte ich mich erst einmal mit dem Hausherrn unterhalten. Dieser war wieder einmal in seinem Arbeitszimmer geblieben. Ich hatte ihn heute noch gar nicht zu Gesicht bekommen, da ich den Vormittag in Mias Zimmer verbracht hatte. Wie von selbst öffnete ich einen der Schränke und holte das Kakaopulver daraus hervor. Erst als ich einen Löffel davon über Setos Schüssel hielt, hielt ich kurzzeitig inne. Was wollte ich da gerade tun? Ich konnte gar nicht so schnell schauen, als mir der kleine Wirbelwind schon den Löffel aus der Hand genommen hatte, und den Inhalt über Setos Puddingschale verteilt hatte. „Fertig, Mama! So mag er ihn am liebsten!“, verkündete er stolz und setzte sich wieder an seinen eigenen Pudding. „Das hast du toll gemacht!“, sagte ich lobend, aber innerlich fragte ich mich gerade, woher in drei Teufels Namen ich das gewusst hatte? Woher hatte ich gewusst, dass der Brünette seinen Pudding mit Kaffeegeschmack mochte und mit ein wenig Kakao? Was war in den letzten Jahren nur geschehen? So langsam wollte ich es wirklich wissen. Ich wollte mein Leben wieder haben und es gab nur eine Person, die ich danach fragen konnte. Also dann, auf in die Höhle des Löwen. „Yuki, ich bring das kurz nach oben. Sei brav.“ Damit wandte ich mich um und verließ den Kleinen. Mit der Puddingschale bewaffnet, klopfte ich an die Tür des Arbeitszimmers und trat vorsichtig ein. Mir fiel erst jetzt auf, dass ich in den ganzen Wochen, in denen ich nun schon hier wohnte, noch kein einziges Mal hier herinnen gewesen war. Ich sah mich kurz um. Sehr spektakulär sah es nicht aus. Nur ein Schreibtisch, Regale und eine kleine Couch standen in dem großen, und spärlich eingerichteten Raum. Und der Hausdrachen? Der schlief friedlich, nun es sah nicht sonderlich bequem aus, wie er da auf der viel zu kleinen Couch schlief, aber zumindest schlief er. Mein Entschluss wurde nur noch fester, als ich diesen da so liegen sah. Ich musste definitiv etwas ändern. Ich stellte also die Schale auf dem kleinen Couchtisch neben dem Schlafenden ab und beugte mich etwas zu diesem hinunter. „Hey, Seto!“ Sanft strich ich ihm mit dem Finger über die Wange. Sie war warm. Ob meiner Berührung rührte sich der Brünette sofort. Er schien nicht besonders fest geschlafen zu haben, aber wer konnte ihm das in dieser Position auch verdenken? Verwirrte blaue Augen blickten in meine, als der gerade Aufgewachte erkannte, wer ihn hier geweckt hatte. „Joey? Was machst du hier?“, fragte dieser verwirrt. Wortlos richtete ich mich leicht auf und hielt Kaiba die Puddingschale entgegen. Diese Geste verwirrte den anderen nur noch mehr, dennoch richtete er sich auf und setzte sich normal auf die Couch, was mir erlaubte mich nun ebenfalls zu setzen. Da die Sitzgelegenheit eher klein war, saßen wir sehr dicht beieinander und ich konnte seine Körperwärme spüren und seinen Geruch einatmen, und ja er roch verdammt gut. Zu gut für meinen Geschmack. Der Brünette hielt zwar die Schüssel in der Hand, aber er aß nichts. Er starrte nur total perplex auf den Inhalt, und stammelte etwas, das sich anhörte wie: „Woher…?“ Ich musste leicht grinsen. „Keine Ahnung!“, zuckte ich mit den Achseln, „Ich war so in Gedanken und irgendwie geschah das von selbst.“ Der Brünette sah nun doch auf und direkt in meine Augen. Ich versuchte mich an einem Lächeln, was auch etwas unsicher erwidert wurde. „Und nein, ich kann mich noch immer an nichts erinnern.“, sagte ich schnell, ehe die Frage noch aufkommen konnte, „Ich wollte mich entschuldigen. Für mein Verhalten, für alles eben. Würdest du mir dabei helfen, mich wieder an alles zu erinnern?“ Gegen Ende hin wurde ich immer leiser, aber dennoch hatte mich der andere sehr gut verstanden. Seine Augen weiteten sich und dann sah ich eines der schönsten Lächeln, die ich jemals gesehen hatte. „Ja“ Damit begann er zu essen. Und ich war zufrieden. Schritt eins wäre somit erledigt. Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass mein Verstand bald wieder zu arbeiten anfing. „So, ich sollte nach Yuki sehen. Hoffe die Küche steht noch.“ Grinsend erhob ich mich und ging auf die Tür zu, aber noch ehe ich durch diese gehen konnte, hörte ich noch ein „Danke, Joey!“ Ich drehte mich nochmal um und lächelte ihn einfach nur an. „Hast du mich vorhin wirklich Seto genannt?“ Meine Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig. Mist! Wie peinlich! Das hatte er also doch noch gehört. „Das musst du geträumt haben!“, sagte ich schnell und war auch schon aus der Tür. Ich hörte ihn noch leise lachen hinter mir, und ich wusste, dass er mir nicht glaubte, aber zumindest war er wieder glücklich und aus irgendeinem Grund stimmte mich das ebenfalls froh. Ja, das war definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Tbc Kapitel 3: ----------- ‚Endlich schläft sie.‘, dachte ich erschöpft, als ich Mia zum gefühlt hundertsten Mal hingelegt hatte. Yuki hatte ich schon vor fünf Stunden ins Bett geschickt. Endlich konnte auch ich mich auf ins Bett machen. Es war bereits nach eins. Ich war komplett erledigt. Wer hätte auch ahnen können, dass es so anstrengend wäre, Kinder zu haben. Besonders wenn diese krank waren. Leise schlich ich aus dem Kinderzimmer und schloss die Tür hinter mir. Als ich am Arbeitszimmer vorbeikam, blieb ich allerdings noch einmal stehen. Es brannte noch Licht. Seto würde doch nicht ernsthaft noch arbeiten um diese Zeit? Leise öffnete ich die Tür und lugte hinein. Und tatsächlich da saß er. Vor seinem Laptop und hämmerte darauf herum. Er sah müde aus und viel älter als er eigentlich war. Mokuba hatte Recht. Er musste unbedingt schlafen. Das Ganze musste aufhören. Und zwar jetzt. Entschlossen betrat ich das Zimmer und räusperte mich, da mich der Brünette über seiner Arbeit anscheinend noch nicht bemerkt hatte. „Du solltest schlafen gehen.“, sagte ich leise. Er sah auf und schien sichtlich überrascht, mich noch wach anzutreffen. „Mia wollte nicht einschlafen.“, erklärte ich deshalb, bevor er noch fragen konnte. „Ja. Sollte ich.“, erwiderte der Größere und blickte wieder auf seinen Laptop. Und ja dieses Mal sah ich genau den leicht traurigen Blick. Er drückte noch ein paar Tasten und dann hörte ich wie das Surren des Laptops erstarb, als dieser sich ausschaltete. Müde wirkend stand der Brünette auf und streckte sich einmal ausgiebig. Langsam ging er auf das Sofa zu und schlug die Decke zurück, die er sich dort bereitgelegt hatte. Er wollte sich schon darauf setzen, als ich ihn davon abhielt. „Wird diese Couch nicht langsam unbequem?“ „Was?“ Erstaunt blickte er mich an. „Das Bett ist groß genug.“ Damit drehte ich mich um und ging voraus, nicht wissend ob er meinen dezenten Hinweis nun verstanden hatte oder nicht. Schnell hatte ich mich bettfertig gemacht und war unter der warmen Decke verschwunden. Auch Kaiba hatte sich soweit fertig gemacht und stand nun unschlüssig vor dem großen Bett. „Und du hast nichts dagegen?“, fragte er etwas unsicher. Gott! Wer hätte gedacht, dass dieser sonst so eiskalte Firmenboss so niedlich sein konnte? Es war neu, aber auch aufregend ihn so zu erleben. So anders. Warum hatte ich nur solange gewartet? Ich hätte es von Anfang an auskosten sollen. „Jetzt komm schon ins Bett. Ich beiß auch nicht.“, zwinkerte ich ihm entgegen. Und nun endlich schien er etwas mehr Mut zu fassen und stieg zu mir ins Bett, immer darauf bedacht genug Abstand zwischen uns zu halten. Eine Weile lagen wir schweigend nebeneinander, bis ich die Stille noch einmal unterbrach. „Ich hab das ernst gemeint heute Nachmittag.“ „Was meinst du?“ „Ich will mich wirklich wieder an alles erinnern. An die letzten Jahre. An meinen Abschluss. Mein Leben.“ Während ich das sagte, drehte ich den Kopf in Setos Richtung, um ihn in die Augen blicken zu können. „Aber vor allem, will ich mich wieder an dich erinnern.“ Kaibas Augen weiteten sich vor Überraschung und dann sah ich das kleine Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete. Und ich erwiderte es. Ich hörte Seto etwas murmeln, aber ich verstand ihn nicht. Er schien wohl in Gedanken zu sein. Also fragte ich einfach mal nach. „Was hast du gesagt?“ Und ohne Nachzudenken, wiederholte der Brünette das eben Gemurmelte und dieses Mal waren es meine Augen, die sich vor Überraschung – in meinem Fall eher Schock – weiteten. „Ich würde dich gern küssen.“ Als er realisiert hatte, was er da gesagt hatte, versuchte er sofort wieder gegenzulenken. Zumindest kam es mir so vor. „Entschuldige, ich hab gerade nur laut gedacht. Vergiss es einfach. Ich wollte nicht,…“ Und noch ehe ich wirklich darüber nachgedacht hatte, war auch schon das nächste Wort über meine Lippen gekommen. „Okay“ „Was?“ Erstaunen im Gesicht des anderen. „Ich sagte doch schon, ich will mich erinnern.“, bestätigte ich es ihm noch einmal und dann war es wieder still. Langsam kam der Größere näher an mich ran. Irgendwann konnte ich seine Körperwärme spüren und dann seinen Körper, der sich immer näher an mich drückte, spürte starke Arme, die mich an den fremden Körper drückten. Unsere Nasenspitzen berührten einander. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Ein letzter überprüfender Blick in meine Augen und dann überbrückte er die letzten Millimeter zwischen unseren Lippen. Im ersten Moment fühlte es sich fremd an, ungewohnt, und neu, aber im nächsten überkam mich ein Gefühl, als hätte ich dieses schon eine ewige Zeit lang vermisst und mich danach gesehnt. Ich spürte wie sich ein warmes Gefühl in meinem ganzen Körper ausbreitete, spürte ein Kribbeln überall da, wo mich der andere berührte, mein Herz raste, und wie von selbst schlossen sich meine Augen und ich begann diesen sanften Kuss zu erwidern. Ich merkte, wie mich Seto noch ein wenig näher an sich drückte, aber es störte mich nicht. Ich fühlte mich sogar wohl in dieser starken Umarmung. Noch nie hatte ich mich so sicher gefühlt, so geborgen. Mein Vater hatte mich immer nur beschimpft, geschlagen, und gedemütigt. Noch nie hatte ich solch eine Liebe gespürt, außer vor etlichen Jahren als alles noch in Ordnung gewesen war. Es fühlte sich verdammt gut an, so in Setos Armen zu liegen und ich wünschte mir fast, dass der Kuss nie enden würde. Aber genau das tat er. Keine Ahnung wie lange wir uns geküsst hatten, und als wir uns dann trennten, hatten meine Wangen eine leichte Rotfärbung angenommen und mein Atem war beschleunigt. Es dauerte eine Weile bis ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Wieder blickten mich diese blauen Augen an, und ich konnte genau sehen, dass der traurige, verlorene Ausdruck endlich verschwunden war. Als sich der andere von mir lösen wollte, um wieder etwas Abstand zwischen uns zu bringen, krallte ich mich in sein Oberteil. „Ähm, kannst du vielleicht…noch ein bisschen hierbleiben?“, nuschelte ich in seine Brust, an welche ich mich gedrückt hatte, nicht wissend, ob mich der andere verstanden hatte oder nicht. Aber anscheinend hatte er das. Denn er drückte mich noch einmal zur Bestätigung, rückte sich ein wenig zurecht, um anscheinend besser liegen zu können und kurze Zeit später, hörte ich den regelmäßigen Atem des Größeren. Er musste wohl eingeschlafen sein. Es dauerte nicht lange bis mich die wohlige Wärme und das regelmäßige Atmen auch in den Schlaf gelullt hatten. Als ich am nächsten Morgen erwachte, brauchte ich eine Weile bis ich wieder wusste, warum es auf einmal in diesem Bett so wohlig warm war. Erst als ich die Augen geöffnet hatte, und ich in das Gesicht eines friedlich schlafenden Seto Kaibas blickte, erinnerte ich mich an das, was gestern geschehen war. Noch immer hielt er mich fest umarmt, und ich musste zugeben, dass es sich verdammt gut anfühlte. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen als ich mich noch ein wenig näher an den anderen ran kuschelte. Ja, so konnte man definitiv jeden Tag aufwachen. Daran könnte ich mich direkt gewöhnen. Ich wollte schon wieder die Augen schließen und ein wenig weiter dösen, aber just in diesem Moment hatte auch der Hausherr beschlossen, aufzuwachen. Noch etwas verschlafen öffnete er die Augen und seinem Blick nach zu urteilen, hatte er auch ein paar Sekunden überlegen müssen, warum er hier im Bett und nicht auf der Couch geschlafen hatte. „Guten Morgen“, flüsterte er und blickte mir tief in die Augen. Ja, heute sah er schon wesentlich besser aus. Ausgeschlafen und vor allem sehr viel gesünder. So sah er schon mehr aus wie sein einstiges Selbst. Wir waren definitiv auf dem richtigen Weg. „Morgen“, entgegnete ich ihm und gab ihm einen schnellen und leicht deplatzierten Kuss auf die Lippen, ehe ich meinen hochroten Kopf wieder in seinem Shirt vergrub. Ja, ich wusste sehr wohl wie kindisch das Ganze aussehen musste, aber hey, für mich war das Alles hier neu und fremd, und ich musste mich erst an alles gewöhnen. Und vor allem musste ich noch verdauen, dass ich hier mit dem großen Seto Kaiba, Inhaber der größten Spielefirma Dominos, zusammen im Bett lag. Das war definitiv ein Riesenbrocken, den ich erst einmal schlucken musste. Wir lagen noch eine ganze Weile einfach so da, aber irgendwann hatte jede angenehme Ruhe ihr Ende, besonders wenn man zwei kleine Kinder im Haus hatte, die auch schon um sechs Uhr morgens – und ja es war noch so früh, ich hab auf die Uhr geguckt – Aufmerksamkeit verlangten. Lautstark wurde die Tür aufgerissen, und die beiden Kleinen stürzten sich zu uns aufs Bett. Ich war erstaunt wie schnell sich die kleine Mia erholt hatte - als ich ihre Stirn gefühlt hatte, hatte sie wieder Normaltemperatur. Schnell hatten sie sich zwischen uns gedrängt und knuddelten uns einen nach dem anderen durch. Zum Glück war heute Sonntag, und selbst Kaiba konnte heute ein wenig länger als üblich mit uns im Bett kuscheln. „Hast du Papa wieder lieb?“, flüsterte mir Yuki ins Ohr, auch wenn ich, dem Blick nach zu urteilen, den mir der Größere zuwarf, genau wusste, dass der andere die Frage auch deutlich gehört hatte. Ich musste grinsen. Der Kleine war für sein Alter viel zu aufmerksam und schlau. Tief sah ich in diese blauen Opale und lächelte sanft. „Ja. Sehr sogar.“ Und ja, dieses Mal meinte ich das auch so. Die nächsten Wochen verliefen sehr harmonisch. Seto und ich verbrachten jede freie Minute zusammen. Wir unternahmen eine Menge, selbst ins Kaibaland hatte er mich und die Kinder eingeladen. Unsere Freunde – ja es waren endlich unsere Freunde, und nicht mehr der Kindergarten – kamen uns öfter besuchen. Wir machten Spiele-Abende und sie alle erzählten mir Geschichten von früher. Nur eine einzige Geschichte hörte ich nie, und zwar die, wie Seto und ich eigentlich ein Paar geworden waren. Und genau das wollte ich heute Abend ändern. Ich wollte es endlich wissen. Nachdem ich die Kinderchen ins Bett gebracht hatte, ging auch ich ins Bett und wartete bis Seto endlich mit Arbeiten fertig war. Und nach langen fünfzehn Minuten später war er das dann auch. „Na endlich!“, stöhnte ich, als sich der Brünette zu mir legte. „Na, einsam Hündchen?“, grinste dieser und gab mir einen kurzen Kuss. „Ja“, schmollte ich, „Aber ich wollte dich auch etwas fragen.“ Nun horchte der Größere auf. „Ihr habt mir jetzt glaub ich schon jede erdenkliche Geschichte von früher erzählt, aber eine Sache noch nicht.“ „Und die wäre?“ „Wie sind wir eigentlich zusammengekommen?“, fragte ich neugierig und blickte ihm in diese eisblauen Opale, die er Augen nannte. Gott, so langsam verliebte ich mich in diese. „Hm?“, machte der andere nur, „Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich das nicht mehr so genau. Es ist schon so lange her. Ich weiß nur, dass ich dich schon immer in gewisser Weise mochte. Auch damals schon als wir kein gutes Haar aneinander gelassen hatten. Es hat mir immer gefallen, wie du deine Gefühle so offen zeigen konntest, im Gegensatz zu mir, deine ehrlichen Reaktionen, du hast dir nie etwas gefallen gelassen und warst von meiner Macht und meinem Reichtum in keinster Weise beeindruckt. Du hast dich furchtlos allem gestellt, auch wenn du gegen einen übermächtigen Gegner antreten musstest. Das hat mir gefallen. Und irgendwann war es dann Liebe. Und ja ich weiß wie das aus meinem Mund klingen muss, aber entgegen aller Meinung, ja, ich wusste auch damals schon, was Liebe war. Ich wusste nur nicht, dass es du sein würdest, für den ich dieses Gefühl einmal empfinden würde.“ „Na, da hast du doch mal Glück gehabt, was?“, grinste ich ihm entgegen und kuschelte mich in seine Arme, die er für mich ausgebreitet hatte. Und als ich da so lag und seine Wärme genoss und das wohlige Kribbeln, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete, sprach ich einfach, ohne wirklich darüber nachzudenken, und dennoch wusste ich, dass es stimmte, was ich da von mir gab. „Seto?“ „Hm?“ Ich hörte, dass er nahe dran war, einzuschlafen – so nebenbei ich auch -, also beeilte ich mich ihm zu sagen, was ich zu sagen hatte. „Ich kann mich zwar noch immer an nichts erinnern, aber eines weiß ich, ich verliebe mich so langsam in dich.“ Ich spürte noch wie mich der Größere etwas näher an sich drückte, dann war ich auch schon eingeschlafen. Am nächsten Tag machten wir uns auf in den Park. Es war heiß und Seto hatte uns allen ein Eis versprochen, und das forderten wir auch nun ein. Und so standen wir nun alle, inklusive Mokuba, im Park und aßen unser Eis. Es war wirklich schön und von mir aus hätte dieser Tag ewig dauern können, aber gerade als wir am Heimweg waren, geschah es. Wir überquerten gerade die Straße. Seto ging mit Mia und Mokuba vorne weg und ich hatte Yuki an der Hand. Dann sah ich es. Ein Auto. Es kam viel zu schnell und der Fahrer hatte anscheinend die Kontrolle darüber verloren. Ich reagierte schnell und ohne Nachzudenken. Es raste direkt auf mich und Yuki zu. Ich stieß den Kleinen aus der Schusslinie, sah noch wie er von Seto gefangen wurde, hörte noch ein entsetztes „Joey“ von eben diesem. Dann wurde es schwarz. Warum kam mir diese Situation nur so bekannt vor? Nur langsam kam ich wieder zu mir. Ein stetiges Piepsen drang an mein Ohr. Meine Augen hielt ich noch geschlossen. Zu sehr blendete mich das weiße, grelle Licht…und dann hörte ich Stimmen. Dieses Mal erkannte ich sie sofort. Müde öffnete ich meine Augen. Kniff sie ein paar Mal zusammen, um mich an das Licht zu gewöhnen. Und da standen sie. Alle um mein Bett herum. Yugi, Tristan, Tea, und zu meiner Überraschung auch Mokuba. „Joey, ein Glück. Wie geht’s dir?“, wurde ich sofort von dem Lilahaarigen gefragt. „Was ist passiert?“, fragte ich. „Wir waren im Park und haben Moki getroffen.“, erklärte Tea. „Ja, und als wir auf dem Heimweg waren, ist ein Auto auf uns zugerast. Es hätte fast Mokuba erwischt, aber du hast ihn aus dem Weg gestoßen.“, vervollständigte Tristan die Erklärung, „Deshalb auch das Pflaster am Kopf.“ Damit deutete der Braunhaarige auf das übergroße Pflaster quer über Mokis Stirn und ich fragte mich gerade, wie um alles in der Welt ich das übersehen hatte können. „Ich bin nur gegen die Bordsteinkante geknallt, aber dich hat es voll erwischt. Es tut mir Leid, Joey.“, schluchzte der Kleine und ich merkte sehr wohl, dass er jeden Moment in Tränen ausbrechen würde. „Hey, Moki. Alles gut. Ich bin froh, dass es dir gut geht. Und mir geht’s auch gut.“, versicherte ich ihm, „Ich bin hart im Nehmen.“ Mit einem gebrüllten „Wo ist er?“ wurde die Tür aufgestoßen, und zwar mit so einer Wucht, dass diese auf der anderen Seit gegen die Wand knallte. „Mokuba?“ Und da stand er Seto Kaiba, so wie ich ihn in Erinnerung hatte. Kalt, berechnend und nur Gefühle zeigend, wenn es um seinen Bruder ging. Was? Geschockt weiteten sich meine Augen. Kalt? Berechnend? Das hieß doch? Ich war zurück. Aber wie? Mir blieb keine Zeit darüber weiter zu grübeln, denn in diesem Moment kam der Arzt herein, um netterweise auf das Ende der Besuchszeit hinzuweisen. Also verabschiedeten sich meine Freunde, mit dem Versprechen morgen wieder zu kommen. –Mir kam das alles verdächtig bekannt vor - Die beiden Kaibabrüder blieben noch, aber das störte mich nicht. Ich hatte immerhin noch etwas zu erledigen. Ich hatte einen kleinen Ausblick in eine Zukunft bekommen, wie auch immer das geschehen war, – es war mir ohnehin egal – und es hatte mir gefallen. Sehr sogar. Und ich würde nicht Joey Wheeler heißen, würde ich nicht immer das bekommen, was ich mir in den Kopf setzte. Und ich hatte mir eben genau eine bestimmte Person in den Kopf gesetzt. Ich musste grinsen, als ich den Arzt erkannte, der mich gerade untersuchte. Es war genau derselbe, nur ein paar Jahre jünger. Als er fertig war, bat er Mokuba noch in ein anderes Zimmer, um ihn – auf Kaibas Drängen und zwei Androhungen einer Klage hin, wohl gemerkt – noch einmal gründlich durchzuchecken. Ich blieb allein mit dem Firmenchef und ich spürte wie sich mein Herzschlag langsam erhöhte und ich ein wenig nervös wurde, mich an Kaibas Küsse erinnernd. „Also, Wheeler! Ich tu‘s zwar nicht gerne, aber“ Er brach kurz ab. Ich spürte den eisigen Blick, der sich in meine Augen brannte. Aber mittlerweile störte er mich nicht mehr. Immerhin wusste ich ja jetzt, was hinter der Fassade steckte. Ich wartete nur darauf, dass er endlich weitersprach, denn ich hatte auch noch etwas Wichtiges zu sagen. „Durch dich ist Mokuba nichts passiert, also…Danke“ Ich merkte förmlich wie er das letzte Wort zwischen seinen Lippen herauspressen musste und ich grinste. Das passte ja perfekt zu meinem Plan. „Hm? Du bist mir also dankbar? Wie wär’s, wenn du dich ein wenig erkenntlich zeigen würdest.“, schlug ich ihm, meiner Herzensgüte folgend, vor. Gott, wie sehr hatte ich unsere kleinen Wortgefechte vermisst. Eine glückliche Beziehung hin oder her, dieses hin-und-wieder-Gezanke brauchte ich dann doch noch. Sonst war es ja langweilig. „Und was hat sich der Köter darunter vorgestellt? Willst du Geld? Seltene Duellmonsterkarten?“ Seto hatte anscheinend angebissen. Gut so. Mein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Fest sah ich ihm dabei in die Augen, dass er auch ja merkte, dass ich das nächste vollkommen ernst meinte. „Ein Date“ Mehr sagte ich nicht, und ich sah genau wie sich Kaibas Augen weiteten. „Und mit wem? Denkst du durch meine Geschäftsbeziehungen bei irgendeinem Model oder Filmstar – hm? So abwegig wäre das gar nicht, aber ich hatte da andere Pläne – landen zu können, oder was?“ Ich schüttelte nur den Kopf. Gut, dann musste ich halt konkreter werden. Ernst blickte ich ihm in die Augen. „Nein, ich will ein Date. Mit dir.“ Und so fing es an… Ende?! Kapitel 4: ----------- Meine Augen weiteten sich. Hatte ich mich eben verhört? Dieser vermaledeite Köter wollte also wirklich ein Date? Und dann auch noch ausgerechnet mit mir? Hatte der sie nicht mehr alle? Was versprach er sich davon nur? Ich wurde einfach nicht schlau aus dem blonden Streuner? „Spinnst du jetzt komplett, Köter? Wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass ich darauf eingehen würde? Was versprichst du dir davon?“, giftete ich ihm entgegen, und mir missfiel der Blick, mit dem mich der andere bedachte. Er schien irgendwas zu wissen. Es fühlte sich an als hätte er die Oberhand und das gefiel mir nun ganz und gar nicht. Ein Seto Kaiba hatte immer die Oberhand und besonders wenn es sich um diesen Köter handelte. „Nun erstens, nein, ich bin noch nie so klar im Kopf gewesen. Und zweitens, weiß ich sehr wohl, dass du es nicht leiden kannst, in irgendjemandes Schuld zu stehen. Und zum dritten Punkt, was ich mir davon versprech? Nun, das lass mal meine Sorge sein.“ Damit grinste er mir blöd entgegen. „Also was sagst du? Ein Date als Dankeschön? Mehr will ich gar nicht.“ Ich seufzte. Ich hatte wohl keine andere Wahl. Immerhin hatte er leider mit dem einen Recht, ich hasste es in irgendjemandes Schuld zu stehen, insbesondere in seiner. „Na schön“, gab ich mich geschlagen, „Sobald du entlassen wirst.“ Damit machte ich mich auf den Weg nach draußen, um nach meinem kleinen Bruder zu sehen, aber ich wurde noch einmal zurückgehalten. „Und Kaiba, nur das wir uns richtig verstehen. Ich will das volle Programm. Du darfst mich den ganzen Abend nicht beleidigen, du holst mich ab, bist zuvorkommend, ich will ein Essen, alles eben. Was wir machen ist mir egal, aber ich will, dass du einen Abend lang nett bist. Nur dass wir uns richtig verstehen.“ Herausfordernd sahen mich diese schokobraunen, warmen Augen an. „Denkst du das schafft der große Seto Kaiba?“ „Pfft“ Mehr als das würdigte ich seiner Aussage keiner Antwort. Ich wandte mich nur ab und ging. Was dachte er eigentlich, wen er hier vor sich hatte? Ich war der Firmenboss einer der größten Konzerne hier in Japan. Natürlich schaffte ich es mich an diese lächerlichen Forderungen zu halten. Ich wüsste trotzdem zu gern, was sich der blonde Köter davon versprach. Was hatte er davon? Naja, jetzt zählte erst einmal nur, dass Mokuba nichts geschehen war. Eine Zeit lang hatte ich ja noch etwas Schonfrist. Das hieß es auszunutzen. Der Tag des „Dates“ würde früh genug kommen. Und darauf hieß es sich mental vorbereiten. Zwei Wochen vergingen schnell, und dann war er da. Der von mir gefürchtete Tag X. Der Tag, an dem ich mit dem blonden Hündchen zusammen einen ganzen Abend überstehen musste, ohne ihn auch nur einmal schief anzusehen. ‚Gott, steh mir bei. Das kann nur in einer Katastrophe enden.‘ , dachte ich bei mir, als ich vor meinem Kleiderschrank stand, und nicht so recht wusste, was man zu so einem „Date“ anzog. Nicht dass ich noch nie welche gehabt hätte, aber noch nie mit meinem selbst auserkorenen Erzfeind. „Ach, zum Teufel mit dem Köter!“, fluchte ich und schnappte mir einfach meine üblichen Klamotten und machte mich auf den Weg. Er hatte nichts davon gesagt, dass ich mir auch was Besonderes anziehen musste. Hach, gepriesen seien die Schlupflöcher. Erst als ich in der Limousine saß, - auf dem Weg zu ihm wohl gemerkt – schoss es mir ein. Hatte ich von dem Köter vorher wirklich als Hündchen gedacht? Ja, war ich denn schon komplett übergeschnappt? Wie kam ich denn dazu? Er war ein Köter, ein nichtsnutziger Streuner, der es nicht wert war, meine Zeit mit diesem zu verschwenden. Und dennoch. Er hatte mich schon immer fasziniert. Das musste ich leider zugeben. Seine ehrlichen Reaktionen, seine warmen Augen, der Einsatz für seine Freunde, und einfach seine ganze Art. Man konnte ihm seine Gefühle ansehen, er sprach aus was er dachte – manchmal war das nicht unbedingt zu seinem Vorteil -, er tat all das, was mir, ob meiner Position und meiner Erziehung, immer schon untersagt worden war. Er war grundehrlich und ich bewunderte ihn dafür, auch wenn ich das selbst unter Folter nie zugegeben hätte. Und ehe ich mich noch tiefer in diesen Gedanken verlieren konnte, teilte mir mein Fahrer mit, dass wir angekommen waren. Ich schaute aus dem Fenster. Hier wohnte der Köter also? Ziemlich schäbige Gegend hier, aber ich hatte nicht wirklich was anderes erwartet. Ich wollte schon aussteigen, aber da merkte ich wie ein blonder Junge auf die Limousine zukam. Es war der Köter. Hatte er etwa die ganze Zeit hier unten vor dem Haus gewartet? Als er so auf mich zukam, musterte ich den anderen. Ich schluckte. Der andere sah verdammt gut aus. Auch wenn er genauso wie ich, nichts Besonderes anhatte, nur seine übliche grüne Jacke und blaue Jeans, und dennoch irgendwie kam es mir so vor, als ob ich ihn heute zum ersten Mal richtig wahrnehmen würde. Und ja, ich stand auf Kerle. Ein Geheimnis, das außer meinem kleinen Bruder niemand kannte. Hatte auch niemanden zu interessieren, meiner Meinung nach. Als er bei der Limousine angekommen war, öffnete ich ihm die Türe und er gesellte sich mit einem warmen Lächeln zu mir. „Hallo, Kaiba.“, begrüßte er mich. „Seto“, entgegnete ich ihm nur, und als er mir nur bedröppelt entgegen blickte, wieder einmal nichts verstehend – und ja den bissigen Kommentar schluckte ich hinunter -, erklärte ich weiter, „Wenn wir das heute schon machen, dann richtig. Also nenn mich Seto, Hündchen.“ Und nein, um seinen Vornamen zu benutzen war ich definitiv noch nicht bereit. Aber er schien sich an der Anrede nicht zu stören, denn er lächelte nur wieder und sagte dann: „Also, dann Seto. Wo fahren wir jetzt hin?“ Tja, diese Frage. Ich hatte sehr lange darüber nachgedacht. Es musst ein Ort sein, an dem uns keinerlei Paparazzi auflauern konnten, wo wir allein waren, und trotzdem den Ansprüchen des Kleineren genügen würde. Nun, mir fiel dann nur ein einziger Ort ein und ich hoffte gerade, dass der Blonde mit meiner Wahl zufrieden sein würde. „Warst du schon einmal im Kaibaland, Hündchen?“ Seine Augen begannen vor freudiger Erregung zu leuchten. Also, schien ich doch die richtige Wahl getroffen zu haben. Im Vergnügungspark angekommen, staunte der Blonde nicht schlecht, denn der Park war komplett leer. Heute war Ruhetag, und ich hatte alle Angestellten heute antanzen lassen. Man wusste ja nicht auf was der Köter Lust hatte. Und ja, dieses Date kostete mich gerade ein Vermögen, aber aus irgendeinem Grund wollte ich, dass der Blonde glücklich war. So zog dieser mich von einer Bude zur nächsten, so wie von einer Bahn zur anderen. Ich beschwerte mich nicht, kannte ich das immerhin schon von meinem kleinen Bruder. Ich ließ ihn machen, mich zulabern, gab ab und an eine Antwort, und fuhr mit allem mit. Erst als ich sein Magenknurren vernahm, - lautstarkes Magenknurren, wohl gemerkt – schlug ich vor, dass es wohl allmählich an der Zeit war, ihm das versprochene Abendessen zu bieten. Also ließ ich ihn ein Restaurant aussuchen. Still und konzentriert studierte er die einzelnen Menükarten, und schien dann endlich das gefunden zu haben, nach dem er gesucht hatte, denn er steuerte zielsicher auf das einzige Lokal in dem ganzen Park zu, in welchem es meinen Lieblingsnachtisch gab. Mokuba und ich aßen deshalb immer hier, wenn wir mal einen Tag hier verbrachten. Und ich fragte mich gerade, ob der Blonde gezielt nach diesem Restaurant gesucht hatte, oder ob es nur Zufall gewesen war. Aber woher sollte er schon wissen, was ich gerne aß? Und Hunde und Denken? Nein, bloßer Zufall. Damit verbannte ich diese Gedanken schnell und konzentrierte mich wieder auf meinen momentanen Begleiter. Beim Essen redeten wir über dies und das, und ich musste feststellen, dass es gar nicht einmal so uninteressant war, was der Kleinere zu erzählen hatte, und zu meiner Überraschung war er nicht so nervig, wie ich immer gedacht hatte. In der Schule war er zwar vorlaut und eher schlecht, aber er war keinesfalls dumm. Ich fragte mich also ernsthaft, warum er dann immer zu spät kam und nie Hausaufgaben brachte. Aber auf die Frage nach dem „Warum?“ bekam ich keine Antwort, ja, es schien ihm eher unangenehm zu sein darüber zu sprechen, also wechselte er schnell das Thema. Er fragte mich über mein Leben aus, meinen Bruder, meine Firma, über alles eben, und zu meinem großen Erstaunen gab ich ihm auf alles wirklich eine ehrliche Antwort. Ich wusste nicht, warum ich ausgerechnet mit ihm so offen über alles reden konnte, aber es fühlte sich richtig an. Und dann war auf einmal der Abend fast vorbei. Die Teller wurden gerade abgeräumt und als der Kellner danach fragte, ob wir eventuell noch ein Dessert haben wollten, zeigte der Blonde einfach auf zwei Dinge in der Karte und bestellte somit für mich mit. „Darf ich fragen, was du da eben bestellt hast?“, fragte ich. Da ich nicht wirklich ein großer Fan von Süßspeisen war, interessierte es mich dann doch was ich denn jetzt würde essen müssen. Der Kleinere zwinkerte mir nur zu. „Keine Sorge, Seto. Es wird dir schmecken, vertrau mir.“ Damit schien für das Hündchen die Sache gegessen zu sein, denn er redete munter weiter bis der Kellner erneut mit zwei Schüsseln zu uns kam. Die eine stellte er vor den Blonden – eine Schüssel mit diversen Eissorten, hätte ich mir eigentlich denken können – und auch vor mich wurde eine Schüssel gestellt. Es war Pudding. Kaffeepudding um genau zu sein mit einer kleinen Schicht Kakaopulver. „Woher wusstest du das?“ Fassungslos starrte ich in diese braunen Augen, die mich warm anlächelten. „Ich weiß es einfach.“, sagte er nur und schaufelte fröhlich das Eis in sich hinein. Der Kleinere war ein echtes Rätsel, aber ich begann nun ebenfalls meinen Nachtisch zu genießen. Wider alle Erwartungen war es ein wirklich schöner Abend geworden. Als ich ihn wieder zu Hause absetzte, stieg ich sogar mit ihm aus und brachte ihn zur Haustür. Zur unteren Tür wohl gemerkt, bis zu seiner Wohnungstür wollte er mich nicht hochlassen. Ihm schien es wohl etwas peinlich zu sein, wo er wohnte, aber ich ging nicht näher darauf ein. Mir fiel es schon wesentlich leichter nett zu dem Blonden zu sein. Nicht dass es jetzt zur Gewohnheit werden würde, aber fürs Erste war es schon in Ordnung. „Also, danke, Seto. Es war ein wirklich schöner Abend.“, lächelte mir der Kleinere entgegen und blickte auf in meine Augen. Eine Weile versank ich in diesen braunen Augen, ehe ich das Wort an ihn richtete: „Ich habs noch immer nicht begriffen. Was hattest du jetzt eigentlich davon?“ Sein Lächeln wurde noch etwas breiter und in seinen Augen lag eine Wärme, die sich direkt in meinem Magen auszubreiten begann, was ich aber gekonnt ignorierte. „Nun, Mokuba liebt dich über alles. Ich wollte einfach einmal wissen, warum das so ist. Ich wollte zumindest ein einziges Mal, den echten Seto Kaiba kennen lernen. Danke dafür.“ Er drehte sich um und steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür einen Spalt. Aber er trat noch nicht ein. Noch einmal drehte er sich zu mir um, hielt dabei aber die Türe offen, so als wollte er sich einen Fluchtweg offen halten, auch wenn ich mir daraus keinen Reim machen konnte. „Wir, also Yugi und alle, machen nächstes Wochenende eine Feier bei ihm im Spieleladen. Zur Feier, dass das Schuljahr bald zu Ende ist. Mokuba kommt auch und nun ja, ich würde mich freuen, wenn du mitkommst.“ Was interessierte es mich, was den Köter glücklich machen würde? Was bildete sich der überhaupt ein? Aber ich erwiderte darauf nichts. Immerhin hatte ich einen Ruf zu wahren. „Hm“, machte ich deshalb nur. „Naja, überleg‘s dir. Danke nochmal und Gute Nacht.“ Er sprach es und schneller als ich reagieren konnte, hatte er mich an meinem Mantel runtergezogen, und seine Lippen auf meine gepresst. Es dauerte nicht lange, da hatte er sich auch schon mit hochrotem Gesicht gelöst und war durch die Türe ins Innere des schäbigen Hauses geflohen. Ich war zu perplex um irgendwie zu reagieren. Erst als ich in der Limousine saß auf dem Weg zurück zu meiner Villa, griff ich mit einer Hand an meine Lippen. Sie kribbelten immer noch. Und das warme Gefühl in meiner Magengegend hatte sich noch weiter verbreitet. Es war nun so stark, dass ich es nicht mehr ignorieren konnte. Es fühlte sich gut an, so warm und es erfüllte meinen ganzen Körper. Was war das nur? Was hatte dieser kleine, blonde Straßenköter nur mit mir gemacht? Und warum zum Teufel störte es mich nicht? Zumindest nicht so sehr, wie es sollte? Vielleicht sollte ich doch mit zu dieser Party gehen? Die Woche verging ereignislos. In der Schule war alles wie immer. Nichts ließ darauf schließen, dass der Blonde und ich vor Kurzem noch ein Date gehabt hatten. Nur die alltäglichen Streitereien blieben aus, beziehungsweise sie hielten sich zumindest in Grenzen. Und dann war der Samstag gekommen, und somit der Tag, an dem die Party steigen würde. Mokuba hatte mich die ganze Woche über bearbeitet, dass ich auch ganz sicher mitkommen würde, und nun stand ich hier, an einen Tisch gelehnt in Yugis Spieleladen, und sah den anderen dabei zu, wie sie über einen Stapel neuer Duellmonsterskarten kauerten und dieses studierten. Und ich stand da und wartete, auf die eine Person, wegen welcher ich mir diese Strapazen überhaupt angetan hatte, denn genau diese war natürlich wieder einmal zu spät dran. Ich seufzte genervt auf. Er hatte noch genau fünf Minuten, dann würde ich gehen. Tbc Kapitel 5: ----------- Völlig außer Atem kam ich beim Spieleladen an. Warum musste ich mich ausgerechnet heute verspäten, wo mir Moki extra gesagt hatte, dass selbst Seto heute mitkommen würde? Er war also wirklich mitgekommen. Ich freute mich riesig, bedeutete es doch, dass er sich so langsam für uns erwärmte. Schnell betrat ich den Laden, in dem schon alle versammelt waren. Sie hatten sich alle um einen Stapel Karten gebeugt, nur Seto stand etwas abseits an einen Tisch gelehnt, auf dem Etliches zu Essen aufgebahrt lag. „Hey, sorry Leute. Hab mich ein wenig in der Zeit vertan.“, grinste ich ihnen treudoof entgegen. „Macht doch nichts.“, meinte Yugi. „Hauptsache du bist jetzt da.“, gab auch Tristan seinen Senf dazu. Tea und Mokuba lächelten nur zur Begrüßung. Ich erwiderte ihre Geste, dann gesellte ich mich zu dem braunhaarigen Firmenchef. „Schön, dass du gekommen bist.“, flüsterte ich leise, so dass uns die anderen nicht hören konnten. Ich nahm mir etwas zu essen, während ich auf seine Antwort wartete. „Ich hatte nicht wirklich eine Wahl. Mokuba kann ganz schön stur sein.“ Ich musste lachen. „Wie sein großer Bruder.“ „Hey wir wollten was spielen. Kommt ihr auch?“, rief uns nun Tea zu. Sofort gesellte ich mich zu den anderen, und selbst Kaiba wurde von seinem Bruder zum mitspielen gezwungen. Es wurde ein wirklich schöner Abend. Langsam wurde es spät. Ich stand wieder mit Kaiba etwas abseits – wieder bei dem Buffettisch, da ich schon wieder Hunger hatte - , während die anderen beschlossen hatten Flaschen drehen zu spielen. Da hatte ich mich schnell aus der Affäre gezogen, immerhin konnte ich mich noch gut an das letzte Mal erinnern, als mir Tristan eine Peinlichkeit nach der anderen aufgezwungen hatte, und vor Seto Kaiba wollte ich mich nun doch nicht zum Affen machen. Danke nein. „Warum hast du mich geküsst?“, wurde ich auf einmal von der Seite her angesprochen. Ich zuckte nur mit den Schultern, ohne ihn dabei anzusehen. „Es war doch ein Date und das macht man nun einmal so, oder?“ Ich lächelte den Größeren an, der mich nur perplex anstarrte. Eine Weile standen wir nur so da, und beobachteten die anderen bei ihrem Spiel. Irgendwann hörte ich den anderen neben mir seufzen. Ich hätte zu gern gewusst, was in diesem Kopf gerade vor sich ging, denn er schien wirklich angestrengt zu überlegen. Ich verkniff mir ein Grinsen, das ich schon zu deutlich auf meinen Lippen gespürt hatte. „Ich hab Mokuba versprochen, dass er heute hier schlafen kann.“ „Hm?“ Verwirrt blickte ich ihn an. Was wollte er mir nun damit wieder sagen? Was ging mich es an, ob Moki heute hier schlafen dürfte oder nicht? Es sei denn… Meine Augen weiteten sich. „Ich wollte jetzt Heim fahren. Es ist schon spät.“ Damit stieß er sich von dem Tisch ab, an welchem er die ganze Zeit gelehnt hatte, und bewegte sich in Richtung Tür. Nach zwei Schritten blieb er allerdings noch einmal stehen, und blickte sich zu mir um. „Kommst du, Hündchen?“ Kein ‚Willst du mitkommen?‘, ‚Kein Bitte‘, ‚Kein gar nichts‘, einfach nur eine Aufforderung. Aber noch konnte ich wohl auch nicht mehr erwarten von dem Größeren. Ich grinste einfach, verabschiedete mich von meinen Freunden – der Blick mit dem diese mich bzw uns bedacht hatten, war einfach zu göttlich gewesen. Da herrschte eindeutig erklärungsbedarf - und trottete dem Firmenboss wie ein treudoofer Hund hinterher. Auf dem ganzen Weg zu seiner Villa schwiegen wir. Erst als wir angekommen waren, richtete er das Wort an mich. „Aufwachen, Hündchen! Wir sind da.“ Leicht berührte er mich dabei an der Schulter, und ich zuckte kurz zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich eingedöst war. War wohl doch müder gewesen als gedacht. Im Wohnzimmer angekommen, führte er mich zum Sofa, auf welchem ich mich niederließ. „Möchtest du was trinken?“, fragte er mich. Ich merkte, dass er ein wenig überfordert zu sein schien mit der ganzen Situation hier, aber er versuchte es so gut wie möglich zu überspielen. Ich schüttelte nur den Kopf. „Nein, danke. Wieso bin ich hier, Kaiba?“ „Seto“, sagte er sofort wieder, „Ich dachte das hätten wir geklärt.“ Damit setzte er sich neben mich und schneller als ich reagieren konnte, hatte er seine Lippen auf meine gepresst. Sanft bewegte er sie gegen meine, zwar noch etwas unbeholfen, aber dennoch schloss ich genießend meine Augen, und seufzte in den Kuss hinein. Ich spürte die Zunge, die mit einem Mal da war, und um Einlass bettelte, den ich ihr nur allzu gerne gewährte. Ein kleines Zungengefecht entbrannte, in dem natürlich immer der Größere die Oberhand behielt, aber das störte mich nicht im Geringsten. Mein Atem ging immer schneller, meine Körpertemperatur stieg und ich spürte die altbekannte Hitze, die in meine Wangen schoss, aber es war mir egal. Das hier fühlte sich im Moment einfach viel zu gut an, um sich über solche Nichtigkeiten den Kopf zu zerbrechen. Und von mir aus hätte dieser Kuss noch ewig dauern können, aber er endete wie alles Schöne im Leben. Genauer gesagt, beendete Kaiba, ich meine natürlich Seto, den Kuss. Zu meiner Freude sah ich, dass sich auch auf seine Wangen ein leichter Rotschimmer gelegt hatte. „Und jetzt?“, fragte ich und blickte ihm fest in die Augen. Er grinste verschwörerisch, ehe er mich hochzog und über eine Treppe nach oben führte. Vor einer Tür blieb er stehen und ich wusste genau, was sich dahinter befand. Sein Schlafzimmer. Und mit einem Mal wusste ich, was der andere im Sinn hatte, und mein Herzschlag beschleunigte sich und ich wurde leicht nervös. Ich hatte es mir die letzten Tage zwar immer wieder vorgestellt, aber so ganz sicher war ich mir bei dieser Sache noch immer nicht. Ja, ich wollte es definitiv, aber ich hatte halt absolut keine Ahnung, was mich erwarten würde. Ich konnte nur hoffen, dass der andere nicht zu forsch sein würde. Seto öffnete die Tür und führte mich zu seinem Bett. Darauf ließ ich mich nieder und wartete, dass der andere den ersten Schritt tun würde, und das tat er auch. Sanft umschloss er meine Lippen wieder mit seinen. Ließ seine Zunge in meinen Mund gleiten, forderte mich heraus. Nur zu gerne ließ ich mich auf dieses Gefecht erneut ein, und wieder wurde mir heiß. So unerträglich heiß und verdammt nochmal, der andere hatte Erfahrung. Das merkte man sofort. Ich bekam nicht einmal wirklich mit, wie er mich und sich langsam von den störenden Klamotten befreite. Merkte nicht wie er mich immer weiter aufs Bett drückte, und immer weiter trieb. Erst als sich mein Blut von meinen Wangen in meine unteren Regionen zurückzog, realisierte ich wieder, was gerade um mich herum geschah. Immer wieder strich er mit seinen Fingern meine Konturen nach. Hinterließ ein Kribbeln auf meiner Haut. Mein Atem ging schnell und meine Erregung wuchs immer mehr. Und dann spürte ich auf einmal einen Finger in mir und einen kurzen Schmerz, der allerdings fast genauso schnell wieder verschwunden war. Seto strich immer wieder über meine Erregung. Lenkte mich von dem zweiten und dritten Finger ab, die in mich geschoben wurden. Erst als er seine Finger durch seine eigene Erregung ersetzte, zog ich scharf die Luft ein. Autsch! Das tat doch mehr weh, als gedacht. Der andere wollte sich schon wieder zurückziehen, aber ich hielt ihn in dieser Position und küsste ihn stattdessen. Er verstand anscheinend, denn er verharrte in dieser Position, begann wieder mein Glied mit seinen Fingern zu verwöhnen und küsste mich leidenschaftlich. Langsam entspannte ich mich und er begann sich vorsichtig in mir zu bewegen. Und mit einem Mal wurde aus dem Schmerz Lust und ich erwischte mich dabei, wie ich mich seinen Stößen entgegen drängte. Und dann traf er einen Punkt, der mich Sterne sehen ließ. Unser Atem ging immer schneller, unsere Körper wurden heißer, unser Herzschlag beschleunigte sich und der Schweiß perlte von unserer Haut. Die Hitze steigerte sich ins Unermessliche und dann war der Höhepunkt erreicht. Ein letztes Aufbäumen, und dann waren wir fast zeitgleich über die Klippe gesprungen mit dem Namen des jeweils anderen auf unseren Lippen, und ja dieses Mal hatte er mich tatsächlich auch Joey genannt. Seto sank auf mir zusammen, rang nach Atem und rollte sich dann zur Seite. Eine Weile lagen wir so da, um wieder einigermaßen zu Atem zu kommen. Erst dann schafften wir es, auch nur ein Wort hinaus zu bekommen. Lange sahen wir uns einfach nur in die Augen. Versuchten darin zu lesen, was der andere in diesem Moment dachte. Ich merkte, dass dem Braunhaarigen noch immer eine ganz bestimmte Frage auf der Seele brannte. Und ich hatte Recht. „Warum?“ „Weil ich dich mag. Sehr sogar.“, sagte ich wahrheitsgemäß, „Denn weißt du, Seto, wenn man erst einmal hinter deine Fassade geblickt hat, bist du wirklich nett, fürsorglich und sogar richtig niedlich.“ Ich musste grinsen, ob des entgeisterten Gesichtsausdrucks des anderen. „Yugi hat es uns schon immer zu erklären versucht, dass dein ganzes ‚eiskalter-Firmenboss‘-Gehabe nur Show ist, aber wir wollten es ihm einfach nicht glauben.“ „Und was hat ausgerechnet dich dazu bewogen, das zu ändern?“ „Hm?“ Ich überlegte kurz, ob ich ihm von meinem unfreiwilligen Trip in die Zukunft erzählen sollte oder nicht, aber ich entschied mich dann doch dagegen. Dafür war später irgendwann noch genug Zeit. Stattdessen sagte ich nur: „Nun sagen wir es so, ich hatte eine Art Eingebung, als ich in diesem Krankenbett lag. Und ehrlich gesagt, bin ich diese Feindseligkeit leid, nicht unbedingt die kleinen Wortgefechte ab und zu, aber ich hasse dich nicht mehr. Naja, eigentlich hab ich das auch nie wirklich, denke ich.“ Ich sah das leichte Lächeln auf seinen Lippen, das ich auch sofort erwiderte. „Das kann ich nur genauso zurückgeben.“ Sanft zog er mich näher an seine nackte Brust, auf der ich es mir bequem machte und seinem sich langsam wieder beruhigenden Herzschlag zuhörte. Irgendwann waren wir dann Arm in Arm eingeschlafen. 5 Jahre später „Schneller, Seto! Schneller!“, drängelte ich ihn endlich mehr aufs Gas zu steigen. Wir waren gerade auf dem Weg ins Waisenhaus um ein Kind zu adoptieren. Seto hatte sich endlich dazu bereit erklärt, nachdem ich ihm jahrelang damit in den Ohren gelegen bin. Er wusste nur noch nicht, dass es zwei werden würden, aber ich war mir sicher, dass er nichts dagegen haben würde, sobald er die beiden erst einmal gesehen hatte. Auch als wir endlich angekommen waren, zog ich ihn an der Hand hinter mir her. „Warum hast du denn nur so einen Stress? Sie werden uns schon nicht weglaufen.“, lachte der Größere. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. „Ich weiß. Aber ich bin so aufgeregt.“ Er lachte weiter. „Na gut! Dann komm! Sie warten schon auf uns.“ Und damit hatte er Recht. Die Direktorin des Waisenhauses wartete schon auf uns. Sie begrüßte uns freundlich und führte uns dann ins Innere zu den Kleinen. Sie alle saßen zusammen in einem großen Spielzimmer. Suchend ließ ich meinen Blick schweifen. Ich wusste genau, wen ich adoptieren wollte. Und dann sah ich ihn. In einer Ecke sitzend ganz allein neben einem Gitterbett, in das er seine kleine Hand hielt. Erst im Näherkommen sah ich, dass er mit dieser die Hand seiner kleinen Schwester hielt, die dort friedlich schlief. Nicht älter als ein Jahr und er selber gerade mal fünf. Ja, das waren sie. Meine Kinder. So wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich ging neben dem kleinen Jungen in die Hocke und lächelte ihn freundlich an. „Hey, mein Kleiner. Ist das deine Schwester?“ Verschüchtert sahen mich diese blauen Augen an. Er nickte nur. „Wie ist denn dein Name?“, fragte ich, auch wenn ich die Antwort darauf schon kannte. „Yuki. Und das ist Mia.“ Ich lächelte. „Ein schöner Name. Ich bin Joey. Und der da“ Damit deutete ich auf den Braunhaarigen hinter mir, „ist Seto. Was sagst du, wollt ihr beide vielleicht mit zu uns kommen?“ Ich hörte die Direktorin und Seto näher kommen. „Das ist das erste Mal, dass der Kleine spricht, seit dem schrecklichen Unfall, bei dem sie ihre Eltern verloren haben. Wir wüssten nicht einmal wie die beiden heißen, hätten wir die Papiere nicht gefunden.“ Ich blickte dem Größeren in die Augen, aber er hatte auch so schon verstanden, was ich ihm hatte sagen wollen. „Würden sie bitte die Papiere herrichten. Die beiden kommen mit zu uns.“, sagte er bestimmt zu der Direktorin, die sich auch sofort auf den Weg machte das Gewünschte zu besorgen. Nun ging er ebenfalls neben mir in die Hocke und lächelte den noch immer leicht verschreckten Yuki sanft an. „Es sei denn du willst nicht mit uns kommen. Du hast Joey noch keine Antwort gegeben.“, sprach er nun seinerseits den Kleinen an. Und mit einem Mal erhellte sich dessen Mine. Freudig strahlte er uns entgegen. Es schien ihm wohl endlich klar geworden zu sein, dass wir sie beide mitnehmen würden und sie nicht getrennt werden würden. „Ja“ Als wir dann zu Hause waren, die Kinder schlafen gelegt hatten und zusammen im Bett lagen, richtete ich das Wort an den Braunhaarigen. „Weißt du noch, als du mich vor Jahren einmal gefragt hast, was mich dazu bewogen hat, meine Meinung über dich zu ändern?“ Blaue Augen blickten mich fragend an. „Ja. Du sagtest, du hättest eine Eingebung gehabt.“ Ich grinste. „Nun, das war nicht die ganze Wahrheit.“ Er horchte auf. Und dann erzählte ich ihm meine Geschichte. Keine Ahnung, ob er mir glauben würde oder nicht, aber der beste Beweis lag immerhin zwei Zimmer weiter friedlich schlafend unter diesem Dach… Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)