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未来 - Future

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So wieder einmal, nach langer Zeit eine neue Yu-Gi-Oh!-Story von mir. Und wie immer gehören die Charaktere natürlich nicht mir und ich muss sie nachher auch ganz brav und möglichst unversehrt wieder zurückgeben. Ich verdiene hiermit auch kein Geld. (Schön wärs...XD)

So jetzt bleibt mir eigentlich nur noch viel Spaß beim Lesen zu wünschen....hoffe es gefällt...und fürs Protokoll diese Story wird voraussichtlich kürzer ausfallen als meine letzte...mal sehen... ;)

*chu* eure yuki^^ Komplett anzeigen

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Ich hörte quietschende Reifen, einen lauten Knall. Spürte den kalte Regen, der über mein Gesicht rann…es roch nach verbranntem Gummi. Ein dumpfer Schmerz. Eine Stimme, die entsetzt meinen Namen rief. Und dann wurde es schwarz. Und still.
 

Nur langsam kam ich wieder zu mir. Ein stetiges Piepsen drang an mein Ohr. Meine Augen hielt ich noch geschlossen. Zu sehr blendete mich das weiße, grelle Licht noch…und dann hörte ich Stimmen. Ich konnte sie zuerst nicht zuordnen, aber ich wusste, dass ich sie kannte. „Ob er wohl bald aufwacht?“ Ja, diese Stimme kannte ich. Sie gehörte Yugi. „Mach dir keine Sorgen. Er steckt das schon weg.“ Das war Tristan. „Er hat Recht, Yugi! Joey packt das!“ Und das war Tea. Meine Freunde mussten hier sein. Ich fragte mich, wie lange ich hier eigentlich schon lag. Und was überhaupt passiert war. Ich wusste es nicht. Aber dafür musste ich wohl endlich meine Augen öffnen und die anderen nach den Details fragen. Wenn nur dieses doofe Licht nicht so grell wäre. Ach, verdammt. Es half alles nichts. Ich musste wohl oder übel meine Augen öffnen.

Das tat ich auch. Allerdings ganz, ganz langsam. Zuerst sah ich nur grelles Weiß und ich musste sie sofort wieder schließen. Erst durch mehrmaliges Zwinkern, schaffte ich es meine Augen so weit zu öffnen, dass ich die Leute erkannte, die rund um mein Bett standen. Meine Freunde, die mich besorgt ansahen, auch wenn ich zweimal hinschauen musste, um sie zu erkennen. Irgendetwas hatte sich verändert. Ich konnte nur noch nicht genau sagen, was mich an diesem Bild störte. Aber ich würde schon noch dahinter kommen.

„Hey, Leute.“, krächzte ich leise hervor und versuchte mich an einem Lächeln. Ich konnte nicht recht sagen, ob mir das auch gelang, aber zumindest sah ich, dass sich die Gesichter meiner Freunde erhellten. „Joey! Zum Glück bist du wieder wach!“, freute sich der Kleinste in der Runde. „Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“, versicherte mir Tea. „Was ist passiert?“, versuchte ich es noch einmal mit Sprechen. So langsam wurde es immer besser. Während ich mir die Antwort anhörte, setzte ich mich vorsichtig auf. Man konnte ja nicht wissen, ob man nicht vielleicht noch wo Schmerzen hatte. Aber die Schmerzmittel wirkten anscheinend, denn ich spürte nichts.

„Ein Auto hat dich erwischt. Weißt du das nicht mehr?“, fragte nun Tristan. Ich überlegte angestrengt, aber ich konnte mich nicht mehr wirklich erinnern. Nur noch an ein Auto und einen lauten Knall und dann an einen dumpfen Schmerz. Das war alles. Aber ich hatte auch nicht mehr wirklich Zeit mir darüber weiter Gedanken zu machen. Denn mit einem Mal ging die Türe auf und ein völlig aufgelöster Kaiba stürmte ins Zimmer. Mit schnellen Schritten war er an meinem Krankenbett angekommen und schneller als ich reagieren konnte, hatte mich der sonst so gefühlskalte Firmenchef in eine feste und dennoch sanfte Umarmung gezogen. „Zum Glück bist du wieder wach!“, wurde mir mit einem Ton ins Ohr geflüstert, der sogar nicht zu dem eiskalten Brünetten passen wollte. Verwirrt und unfähig mich zu rühren, sah ich in die Runde meiner Freunde, aber keinen schien es zu kümmern, dass ich mich soeben in den Armen meines erklärten Erzfeindes befand. Was zum Teufel war hier nur los? Gestern noch hatte ich mir ein hitziges Wortgefecht mit eben diesem geliefert und nun lag ich in dessen Armen? Irgendetwas lief hier komplett falsch!

„Was zum Teufel soll das? Lass mich los!“, schnauzte ich den Größeren an und drückte diesen mit aller Kraft, die ich in meinem momentanen Zustand zustande brachte, von mir weg. „Joey, was hast du denn?“ Verwirrt wurde ich aus blauen Augen angesehen. „Was zum Teufel ist hier los?“ Hilfesuchend wandte ich mich an meine Freunde: „Und was macht Kaiba hier? Soll das irgendein kranker Scherz sein, oder was?“ Das Letzte hatte ich wieder an den Brünetten gerichtet, „Gestern hast du mich noch Köter beschimpft und auf einmal kommst du so?“ „Ähm, Joey?“ Unsichere Augen blickten in meine. Es war Yugi, der mich eben angesprochen hatte. „Für wie alt hältst du dich?“ Ungläubige braune Augen blieben an den Lilahaarigen hängen. „Was soll die bekloppte Frage? 17 so wie du auch.“ Und mit einem Mal änderte sich der Gesichtsausdruck aller Anwesenden.

Einschließlich Kaibas, und aus irgendeinem Grund, schien diese neue Information eben diesen am schlimmsten zu treffen. Alle starrten mich geschockt an und ich konnte genau sehen wie sie Kaiba mitleidige Blicke zuwarfen, auf die ich mir aber keinen Reim machen konnte. Immerhin war ich doch derjenige, der hier in diesem Krankenbett lag. Und wieder wurde die Tür aufgerissen. Dieses Mal war es Kaibas kleiner Bruder, wobei so klein war dieser gar nicht mehr. Musste wohl einen Wachstumsschub gehabt haben. Er war mindestens einen Kopf größer. Oder vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Wer wusste schon, was für Schmerzmittelchen dieses nette Krankenhauspersonal in mich hineinpumpte.

Als Kaiba sah, wer da das Zimmer betreten hatte, war er sofort aufgesprungen – er hatte sich bei seiner kleinen Umarmungsaktion neben mir auf dem Bett niedergelassen – und zu seinem Bruder gegangen, bevor dieser noch irgendein Wort hatte sagen können. Ich konnte nicht genau hören, was die beiden Brüder besprachen, aber ich sah genau wie sich Mokubas Gesichtsausdruck von erfreut über geschockt bis hin zu mitleidig änderte, und mit einem Nicken und einem „Ich kümmer mich um die beiden!“ war er dann auch schon wieder verschwunden.

Kaiba kam nun wieder auf die kleinen Menschentraube zu und gesellte sich zu Yugi. Noch immer starrten mich meine Freunde an und so langsam reichte es mir. „Könnte mir bitte endlich einer sagen, was verdammt noch mal hier los ist und warum zum Teufel keiner Notiz davon nimmt, dass Mister Großkotz höchstpersönlich hier ist? Und warum ihn noch keiner aus dem Zimmer verbannt hat?“ Wieder war es Yugi, der das Sprechen übernahm. „Ist dir eigentlich noch gar nichts aufgefallen? Ich meine an uns? Sehen wir für dich aus wie 17?“

Nun horchte ich auf. Stimmt, mir kam schon die ganze Zeit etwas komisch vor und jetzt da ich so offensichtlich mit der Nase daraufgestoßen wurde, merkte ich es auch endlich, was sich die ganze Zeit so komisch angefühlt hatte. Sie alle sahen um Jahre älter aus. So als wären sie über Nacht um mindestens 5 Jahre gealtert. Aber wie war das möglich? Gestern waren sie doch noch alle auf der Schule und hatten sich durch diverse Tests gekämpft. Wie konnten sie alle auf einmal so alt sein? „Aber…wie…?“, stammelte ich, da ich im Moment echt nicht wusste, was ich denken sollte. „Hier!“ Damit hielt mir Tea einen kleinen Taschenspiegel entgegen, in dem ich mein eigenes Spiegelbild erblicken konnte und meine Augen weiteten sich in Schock. Nicht nur meine Freunde waren gealtert. Auch ich war viel erwachsener geworden. Und nun war ich vollends verwirrt.

„Joey“, wurde ich von Tristan nun angesprochen, „Die Schulzeit ist sieben Jahre her. Du bist 24. So wie der Rest von uns. Du arbeitest als Grafiker in einer großen Firma. – er ließ absichtlich den Namen der Firma weg, in welcher Joey angestellt war - Tea ist Tänzerin in Amerika. Yugi hat den Spieleladen seines Opas übernommen. Duke führt seine Firma auf dem amerikanischen Markt ein. Und ich arbeite für eine Sicherheitsfirma. Wir haben alle unseren Abschluss.“ „Alles schön und gut. Das beantwortet zwar die Altersfrage, aber nicht warum der da da ist.“ Damit nickte ich in die Richtung des Firmenchefs. Fragend sah Yugi zu diesem und als Kaiba zustimmend nickte, seufzte der Kleine und rückte nun endlich mit der Sprache raus: „Nun, ähm, weißt du, also, schau mal auf deine Hand.“

Der Aufforderung nachkommend, schaute ich nun auf meine Hände und meine Augen weiteten sich. An meinem Ringfinger. Was war das? War das ein Ehering? War ich verheiratet? Etwa mit Mai? Immerhin war ich ja mit eben dieser zusammen gewesen, als dieser vermaledeite Unfall geschehen war. Oder eher am Zusammenkommen. Apropos Mai, wo war diese überhaupt. Sollte sie nicht hier sein, wenn sie verheiratet waren? Hm? Vielleicht sollte ich lieber den Ausführungen des Kurzen folgen, bevor ich mich hier in Spekulationen verlor.

„Du bist sozusagen verheiratet.“ Ja, schön. Soweit hatte ich das auch schon geschnallt. ‚Komm zum Punkt, Yugi!‘, forderte ich den Lilahaarigen in Gedanken auf. „Und zwar mit Seto. Deshalb ist er hier. Im letzten Schuljahr seid ihr zusammengekommen und seitdem seid ihr unzertrennlich. Vor zwei Jahren habt ihr sogar…“, aber weiter kam Yugi nicht, denn ein einziger Blick von Kaiba ließ ihn verstummen. „Das reicht fürs Erste, denk ich.“, sagte der Firmenchef schnell. „Ihr verarscht mich doch! Ich könnte nie…mit diesem Eisklotz…niemals…“, stammelte ich. „Was ist mit Mai? Ich war doch mit ihr zusammen, oder? Wo ist sie?“, fragte ich verzweifelt. „Mai, ist auf großer Welttour zusammen mit Valon. Ihr habt euch schon nach ein paar Monaten wieder getrennt, besser gesagt nie richtig zusammen. Du warst nie wirklich in sie verliebt, hast du einmal gesagt.“, versuchte Tristan zu erklären, aber ich ließ mich nicht überzeugen.

Aber ehe noch irgendjemand etwas sagen konnte, ging die Tür ein letztes Mal für diesen Tag auf und der Arzt kam herein, um ihnen allen mitzuteilen, dass die Besuchszeit vorüber war. So verabschiedeten sich meine Freunde von mir und verließen mich, mit dem Versprechen morgen wieder zu kommen. Nur Kaiba blieb noch und das gefiel mir so gar nicht. War ja klar, dass sich dieser Geldsack nicht an die Besuchszeit halten musste.

Nun kam der Arzt auf uns zu und begann mich zu untersuchen und mir einige Fragen zu stellen. Als er fertig war, wandte er sich wieder dem Firmenchef zu: „Nun es scheint so als hätte ihr Partner – bei dem Wort zuckte ich regelrecht zusammen – eine Amnesie, bedingt durch den Unfall. Er scheint die letzten sieben Jahre komplett aus seinem Gedächtnis gelöscht zu haben. Ich kann nicht sagen wie lange dieser Zustand anhalten wird, aber es wäre wohl das Beste ihn in eine vertraute Umgebung zu bringen. Für ein paar Tage muss er zwar noch zur Beobachtung hier bleiben, aber ich werde veranlassen, dass er so schnell wie möglich verlegt werden kann.“

Der Brünette nickte dem Arzt nur zu und damit verabschiedete dieser sich auch und verließ uns wieder. Erst als der Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte sich Kaiba wieder mir zu. Wieder setzte er sich neben mich ans Bett und sah mir lange in die braunen Augen, ehe er zu Sprechen anfing: „Hör zu, Joey! Ich weiß, dass du mir nicht glaubst oder deinen Freunden. Aber alles, was sie dir gesagt haben stimmt. Du lebst schon fast sieben Jahre mit mir zusammen. Ich werde dich morgen wieder besuchen.“ Mehr nicht. Damit stand er auf, aber bevor er endgültig ging, beugte er sich noch zu mir hinunter und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann verließ er mich, ehe ich noch reagieren konnte. Es dauerte ein paar Sekunden ehe ich realisiert hatte, was da eben geschehen war. Und warum zum Teufel hatte ich mich nicht gewehrt? Warum hatte sich das Ganze nur so vertraut angefühlt? ‚Ach, verdammt. Von dem vielen Gegrübel krieg ich Kopfschmerzen‘, stöhnte ich innerlich. Also ließ ich mich wieder in die Kissen fallen und versuchte zu schlafen. Leider war das leichter gesagt als getan. Irgendwie bekam ich diese eisblauen Augen nicht aus meinem Kopf, die mich verletzt und hoffend angesehen haben. Diese eisblauen Augen, die sonst so einen stolzen Ausdruck inne hatten. Ich wollte diese nicht so sehen. Das passte einfach nicht. Ich wollte Kaiba zurück. Den echten Seto Kaiba. Den, mit dem ich mich streiten konnte, der mich verachtete, und beschimpfte. Ich wollte meine Normalität wieder.
 

Auch die nächsten Tage änderte sich nicht viel an meinem Gesundheitszustand. Meine körperlichen Wunden heilten zwar, aber geistig war ich immer noch auf dem Stand eines siebzehnjährigen Teenagers. Jeden Tag besuchten mich meine Freunde, und versuchten mir Geschichten und Erlebnisse aus den letzten sieben Jahren zu erzählen. Ich hörte zwar aufmerksam zu, aber mehr war es für mich dann auch nicht. Nichts als Geschichten, die ich zum ersten Mal hörte. Zu meinem Leidwesen kam auch Kaiba jeden Tag. Und jeden Tag blieb er länger als meine Freunde, um ein wenig mit mir alleine zu reden.

So wie auch an diesem Tag. Dieser Tag, an dem ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde und in meine gewohnte Umgebung zurückkam. In meinen Gedanken war das die kleine schäbige Wohnung, in der ich mit meinem alkoholkranken, aggressiven Vater hauste, dabei vergaß ich komplett, was mir meine Freunde und Kaiba schon seit gut einer Woche zu erklären versuchten. Tja, und so kam es nun, dass ich eben jetzt wieder daran erinnert wurde.

Wie schon die Tage zuvor verabschiedeten sich meine Freunde ein wenig früher. Kaiba blieb und packte meine Sachen zusammen, was mir so gar nicht passte, aber auch lautstarkes Protestieren half nichts. Hatte es noch nie. Immer hatte sich der Brünette durchsetzen müssen. ‚Sturer Geldsack!‘, beschimpfte ich diesen in Gedanken, sprach sie allerdings nicht aus. Denn aus irgendeinem Grund schien der sonst so berechnende Firmenchef etwas nervös zu sein, und das interessierte mich nun doch sehr. Was zum Teufel schaffte es, dass gerade dieser Mann so nervös wurde, dass selbst ich es bemerken konnte.

Endlich waren meine Sachen gepackt und die Taschen bereitgestellt zum Nachhause fahren, und Kaiba richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Wie schon die letzten Male davor setzte er sich zu mir ans Bett und blickte in meine Augen, um sich kurzzeitig darin zu verlieren. „Hör zu, Joey. Es gibt da etwas, was du noch nicht weißt, und das du unbedingt noch wissen musst, bevor wir fahren.“ Ich horchte auf. „Du wohnst nicht nur bei mir. Vor zwei Jahren haben wir zwei Waisenkinder adoptiert. Bruder und Schwester. Er ist sieben und sie ist drei. Yuki und Mia. Die beiden wissen nicht was los ist. Ich hab sie bei Mokuba gelassen, und er hat sich die letzten Tage um sie gekümmert. Ich hab ihnen erzählt, dass ihre Mama krank ist und noch Ruhe braucht, aber da du heute entlassen wirst, konnte ich ihnen nicht ausreden dich heute mit abzuholen. Mokuba bringt sie her.“ Meine Augen weiteten sich vor Schock. Nicht nur, dass ich mit dem Großkotz verheiratet war, nein, ich hatte auch noch Kinder und warum zum Teufel war ich die Mama. Moment, hieß dass etwa, dass…?

Ich spürte wie die Hitze in meinen Kopf schoss und ich war mir fast sicher, dass ich ob meiner Gedanken gerade einer Tomate Konkurrenz machen konnte. Verdammt noch mal, schnell an was anderes denken. „Und was willst du jetzt von mir?“, fragte ich ihn motziger, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Etwas verkrampfte sich in mir, als ich den leicht verletzten Ausdruck in diesen blauen Augen bemerkte. Aber ich ignorierte dieses Gefühl schnell wieder.

„Nun, mir ist klar, dass du im Moment nicht gut auf mich zu sprechen bist, aber die beiden haben damit nichts zu tun. Sie sind noch zu klein um das alles zu begreifen. Also kannst du bitte nur um ihretwillen so tun als wäre alles in Ordnung.“ Ich starrte ihn perplex an. Hatte mich der große Seto Kaiba etwa gerade wirklich freundlich und nett und sogar mit dem Wörtchen „bitte“ um etwas gebeten? Es geschahen also doch noch Wunder. Ich schaffte es gerade noch zu nicken, als auf einmal die Tür aufging und zwei kleine wuselnde Geschöpfe auf mich zurasten und sich zu mir auf mein Bett warfen. „Mama“, wurde ich sofort begrüßt und eifrigst durchgeknuddelt. ‚Autsch‘ Ein kurzer Schmerz durchzuckte mich. Meinen angeknacksten Rippen tat diese Behandlung nicht unbedingt gut. Kaiba schien das wohl zu bemerken, denn sofort hatte er die beiden von mir runtergezogen und auf seinem Schoß platziert. Wow, seit wann kümmerte sich der Brünette um jemand anderen als sich selbst oder seinen Bruder?

„Yuki! Mia! Ich hab euch beiden doch gesagt, dass Mama zur Zeit verletzt ist und ihr nicht so wild sein dürft.“ Schuldbewusst senkten die beiden Kleinen ihre Köpfe und stammelten ein „Entschuldigung“. Und ich konnte einfach nicht anders. Diese Szene war einfach zu ulkig. Da saß ein Seto Kaiba mit gespielt böser Mine mit zwei kleine Kindern am Schoß, die schuldbewusst ihre Köpfe hängen ließen. Ich musste lachen. Und zwar so sehr, dass mich alle drei vollkommen perplex und irritiert anstarrten. Ich musste im Moment wohl wirklich ziemlich komisch ausgesehen haben, aber dieser Anblick war wirklich einfach zu surreal. Ein paar Sekunden später kam ein keuchender und schwitzender Mokuba bei uns im Zimmer an und versuchte zwischen schnellem Luftholen ein paar Wörter hervorzupressen: „Sorry…die Kleinen…zu schnell…konnte sie nicht aufhalten.“ „Schon okay, Moki. Komm erst mal wieder zu Atem. Ich weiß wie die beiden sind.“ Damit gesellte sich der kleine Bruder von Kaiba zu uns. Er nahm sich einen der Stühle und setzte sich zu uns ans Bett.

„Wie geht’s dir, Joey?“, wurde ich gefragt, als er sich einigermaßen wieder gefangen hatte. „Ganz gut. Nur meine Rippen tun noch ein bisschen weh.“, sagte ich wahrheitsgemäß. Aber als ich in zwei paar tränende Kinderaugen blickte, wünschte ich mir, ich hätte etwas anderes geantwortet. „Entschuldigung, Mama!“, heulten die beiden gleich los. „Hey, nicht weinen.“, sagte ich schnell, „Das ist doch nicht eure Schuld. Kommt her!“ Damit breitete ich meine Arme aus und die beiden krabbelten von einem Schoß zum nächsten. Ganz vorsichtig kuschelten sie sich an meine Brust und ich umarmte die beiden. Ich wusste nicht warum, aber etwas daran fühlte sich bekannt an. Zuerst hatte ich noch gedacht, es würde mir schwer fallen, mich plötzlich um zwei Kinder kümmern zu müssen, aber irgendwie schien es mir wohl zu liegen. Ich sah wie mir Kaiba dankbar zunickte, ehe er sich erhob und mit den Worten: „Ich hol die Entlassungspapiere!“ das Zimmer verließ.

„Sie sind eingeschlafen!“, hörte ich auf einmal Mokuba neben mir sagen. „Hm?“ Dann sah ich nach unten und tatsächlich. Da waren die beiden Wirbelwinde doch tatsächlich in meinen Armen eingepennt. „Und was mach ich jetzt?“, fragte ich hilfesuchend den Schwarzhaarigen, aber der zuckte nur mit den Achseln. „Wir warten jetzt erst mal auf Seto.“

Auch gut. Besah ich mir halt einmal die beiden Kleinen in meinem Arm. Und musste feststellen, dass die beiden gewisse Ähnlichkeit mit Seto hatten. Gut, Yuki zumindest. Der Junge hatte braune Haare und blaue Augen, soweit ich das vorher feststellen konnte. Und das Mädchen hatte schwarze, ganz so wie Mokuba. Nur ihre Augen waren braun. Die beiden waren wirklich niedlich. Kein Wunder, dass sie gerade die beiden adoptiert hatten.

„Joey. Kannst du dich wirklich nicht erinnern?“ Ich hörte die Traurigkeit in Mokis Stimme. Und ich wusste, dass er dabei nur an seinen Bruder dachte, aber ich konnte ihm auch nicht mehr sagen, als den anderen. Also schüttelte ich nur den Kopf. „Tut mir leid. Aber was mich betrifft, bin ich 17 und gehe noch zur Schule. Ich fühl mich komplett fehl am Platz.“ „Und was denkst du über meinen Bruder?“ „Dass ich ihn nicht leiden kann, weil er mich erniedrigt, demütigt und als Köter beschimpft. Er ist ein eingebildeter Großkotz. Und…“, ein Blick in Mokis Augen ließen meine Schimpftirade unterbrechen, und schnell fügte ich noch hinzu, „Es tut mir Leid, Moki. So war das nicht gemeint, aber in der Schule war er immer so…so unausstehlich zu mir. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es einmal anders sein könnte. Ich weiß, dass er dein Bruder ist und so, aber ich kenn ihn nicht anders und irgendwie will ich das auch gar nicht.“ Gegen Ende hin war ich immer leiser geworden. Keine Ahnung, ob Mokuba die letzten Worte überhaupt noch gehört hatte.

Er sah mich nur lange schweigend und durchdringend an. Fast so wie sein Bruder. Unheimlich wie ähnlich sich die beiden doch in manchen Dingen waren. „Du tust ihm Unrecht. Das, was du von ihm kennst, ist der Seto Kaiba der Geschäftswelt. Er darf keine Schwächen nach außen hin zeigen. Er war damals sehr jung in einer hohen Führungsposition. Er musste sich beweisen, und das hat er nun einmal so gelöst, indem er keinen an sich herangelassen hat. Er war nur bei mir so wie er wirklich ist. Ich fand es immer schade, dass er sein wahres Gesicht nicht auch nach außen hin gezeigt hat, besonders euch gegenüber, da ihr ja unsere, naja, zumindest meine Freunde ward. Besonders dir gegenüber. Ich hab es damals nicht verstanden. Mittlerweile schon, wo ich selbst größtenteils in der Firma involviert bin. Weißt du, dass er die letzten Wochen, in denen du im Koma lagst, die ganze Zeit hier war? Er hat kaum geschlafen, gegessen oder gearbeitet. Er war komplett fertig. Hat nur darauf gewartet, dass du wieder die Augen öffnest. Und dann tust du es endlich und mit einem Mal behandelst du ihn wie Abschaum, wie das, was er früher einmal war. Kannst du dir vorstellen, wie sehr ihn das verletzt? Was er gerade durchmacht?“

Ich versuchte es wirklich, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man diesen Menschen wirklich verletzen konnte. Dass dieser eiskalte Firmenboss zu so etwas wie Gefühlen überhaupt fähig war. Und dann sah ich wieder diese traurigen, hoffenden Augen vor mir und die Sanftheit, mit denen er die beiden Kinder behandelt hatte. Aber trotzdem wollte sich das Bild des Eisklotzes nicht verdrängen lassen. Der Mensch, der mich seit ich ihn kenne, als Köter und unwürdig beschimpft hatte. Und meine Mine verfinsterte sich ein wenig.

„Nein. Tut mir Leid, Moki. Aber für mich ist er noch immer der, der er in der Schule war. Egal, was angeblich zwischen uns geschehen ist, aber ich kann mich nicht daran erinnern.“, sagte ich nur und fügte in Gedanken noch hinzu: ‚Und ich will mich auch gar nicht erinnern. Ich steh nicht auf Männer und schon gar nicht auf diesen gefühlskalten Geldsack!‘ Mokuba schwieg und ich wandte meinen Blick lieber wieder den beiden schlafenden Kindern in meinen Armen zu. Mokubas mitleidigen Blick hielt ich nun wirklich nicht aus.

„Die Papiere hab ich. Wir können gehen.“, hörten wir beide auf einmal eine nur zu gut bekannte Stimme. Und ich wusste zwar nicht warum, aber ich hatte auf einmal ein schlechtes Gewissen, als ich daran dachte, dass uns der Brünette eventuell gehört hatte. Ich hoffte gerade, dass es nicht so war. Anmerken ließ er sich zumindest nichts. Er kam nur kurz auf mich zu und nahm mir den schlafenden Yuki ab. Auch Mokuba erhob sich und nahm nun seinerseits Mia auf den Arm, sodass ich mich endlich erheben konnte. Schnell hatte ich mich in saubere Sachen gequält, ja, die Rippen waren eindeutig angeknackst, und dann waren wir auch schon auf dem Weg nach unten. Wir stiegen zusammen in die wartende Limousine und fuhren schweigend zum Anwesen der Kaibas, in dem ich von nun an auch wohnen sollte. Gott, das fühlte sich alles so surreal an. Das konnte doch nicht wirklich meine Leben sein, oder? Aber es war so und irgendwie musste ich mich wohl damit abfinden.

Als wir bei der Villa angekommen waren, war es bereits später Abend, und so wurden die Kleinen ins Bett gebracht, ehe Kaiba sich wieder mir zuwandte. „Wir bringen deine Sachen am besten mal nach oben. Dann sehen wir weiter.“ Damit nahm er meine Tasche und ich folgte ihm die Treppen nach oben. Auch Mokuba folgte uns, allerdings verabschiedete er sich am oberen Ende der Treppe und ging in sein eigenes Zimmer. Erst als wir im Schlafzimmer ankamen, realisierte ich etwas, das ich bis dato komplett aus meinen Gedanken verbannt hatte. Wenn wir verheiratet waren, dann schliefen wir doch zusammen in einem Bett. Das bedeutete ich müsste mit Kaiba zusammen…

Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen ob meiner Erkenntnis. Aber das entging wohl auch nicht dem Größeren, denn der sagte schnell: „Keine Sorge! Ich schlaf woanders. Das Bett gehört ganz dir.“ Damit stellte er meine Tasche neben dem Bett ab und wandte sich um zum Gehen. Ehe er allerdings durch die Tür ging, fügte er noch hinzu: „Durch die Tür dort – Kopfnicken in die eine Richtung – ist das Bad und durch die Tür – Kopfnicken in die andere Richtung – findest du einen Schrank. Die linke Seite ist deine. Wenn du was brauchst. Ich bin nebenan im Arbeitszimmer. Gute Nacht, Joey. Ruh dich aus.“ Damit ging er nun endgültig und ließ mich in diesem viel zu großen Zimmer allein zurück. Ein Gähnen verriet mir, dass ich mich vermutlich ins Bett legen sollte, aber zuerst wollte ich unbedingt noch Duschen gehen.

Als ich dann frisch geduscht und dick eingemummelt im Bett lag, ließ ich den ganzen Tag noch einmal Revue passieren. Wer hätte gedacht, dass ich einmal in Kaibas Bett schlafen würde? Ich sicher nicht. Aber eines musste ich schon zugeben. Es war mehr als nur bequem und es roch verdammt gut. Es roch nach Kaiba. Kaiba roch gut. Sehr gut sogar. Und irgendwie war mir der Geruch so vertraut, dass er mich immer schläfriger machte und sanft ins Traumland begleitete. Und zum ersten Mal seit meinem Erwachen konnte ich richtig gut schlafen.
 

Tbc



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