Blood Craving von CrazyAuthors ================================================================================ Kapitel 2: Little Child ----------------------- 2. Little Child   Zusammen saßen sie beide an der großen Tafel, die sie immer benutzten, um ihre Speisen zu sich zu nehmen, wobei es eher Temari war, die aß, während er ihr dabei zusah und etwas Blut trank. An diesem Tag aber war es anders. Temari saß zwar bei ihm und verschlang ihr Abendessen, was nicht verwunderlich war, schließlich hatte sie die ganze Zeit trainiert. Er hatte auch sein Glas mit Blut neben zu stehen, jedoch schenkte er dem keinerlei Beachtung, obwohl seine Kehle bereits nach dem süßen Getränk schrie. Shikamaru beschäftigte sich mehr mit den Dokumenten, die er aus seinem Büro mitgenommen hatte.   „Du solltest etwas trinken, Shikamaru. Du siehst schon total blass aus“, riss Temari ihn aus seinen Gedanken. „Wenn du nicht das abgestandene Blut da willst, kannst du auch gerne von mir trinken.“ Während sie dies sagte, schob sie ihr T-Shirt beiseite, um ihren Hals frei zu legen. Shikamaru zwang sich weg zu sehen.   „Ich brauche nichts“, erwiderte er bissig. Im Augenwinkel sah er wie Temari eine Augenbraue hochzog und ihm damit zeigte, dass sie genau wusste, dass er log.   „Außerdem habe ich dir schon oft genug gesagt, dass ich nicht von dir trinken werde!“, schob er schnell hinterher, wobei seine Stimme einen aggressiven Unterton annahm, ohne dass er das beabsichtigte, jedoch lagen momentan seine Nerven einfach nur blank.   „Warum denn nicht? Ich würde es so gerne für dich machen, um dich von einem Leiden zu erlösen! Warum behandelst du mich immer wie ein Kind?!“, fuhr sie ihn an und legte ihre Gabel lautstark auf den Tisch. Shikamaru fuhr sich seufzend durch die Haare, bevor er sich wieder seinen Dokumenten zu wand.   „Temari, ich enttäusche dich nur ungern, aber du bist noch immer ein Kind, sowohl in der Menschenwelt und vor allem auch in unserer Welt“, sagte er ruhig, ohne von den Dokumenten aufzusehen.   „Und warum lässt du mich dann mit Baki trainieren?!“, konterte sie provokant.   „Ich lasse dich trainieren, damit du dich selbst verteidigen kannst, wenn du zur Schule gehst oder alleine unterwegs bist, allerdings schein es mir im Moment noch ganz gut, dass du von TenTen oder einem anderen Vampire begleitet wirst“, erklärte er ihr.   Lautstark erhob sich Temari von ihrem Stuhl und ließ ihre Hände auf den Tisch knallen.   „Ach ja, woher willst du das wissen?! Du hast mir doch nicht mal zugeguckt!“, warf sie ihm wütend vor. Shikamaru hob nun doch seinen Kopf und sah Temari ernst an.   „Ich habe genug gesehen, um zu wissen, dass du nicht stark genug bist. Das solltest du eigentlich auch wissen. Baki hat es dir oft genug vor Augen geführt“, sagte er streng. Temari aber funkelte ihn weiter böse an.   „Als ob. Du warst doch viel zu beschäftigt mit deinen dämlichen Dokumenten, sonst wüsstest du, dass Baki mich auch gelobt hat!“, fuhr sie ihn an.   Shikamaru verkniff es sich, ihr zu sagen, dass Baki vermutlich nur nett gewesen war, um sie nicht gleich an ihrem ersten Tag zu entmutigen. Er würde später so oder so seinen Bericht erwarten. Mit Temari brauchte er sich darüber nicht zu streiten. Sie benahmen sich wie ein kleines Kind, ohne Einsicht.   „Als Vampirfürst habe ich nun mal viele wichtige Aufgaben zu erledigen“, sagte er stattdessen. Temari schnaubte.   „Aufgaben, die wichtiger sind als unser gemeinsames Abendessen?!“, erwiderte sie bissig. Shikamaru seufzte, wusste er nun woher ihr mürrischer Ton kam. Doch was sollte er machen? Er konnte ihr doch schlecht die ganze Wahrheit sagen …   „Ja, manchmal auch Aufgaben, die wichtiger als unser gemeinsames Essen sind“, seufzte er, was er fast gleich wieder bereut hätte. Aus Temaris Augen, die vorher noch ein wenig Enttäuschung zeigte, sprach nur noch die Wut.   „Und was sind das für wichtige Aufgaben?“, knurrte sie und ballte ihre Hände zu Fäusten.   „Das nächste Bankett soll hier stattfinden. Die anderen Fürsten drängen darauf, dass der Termin festgelegt und öffentlich gemacht wird. Dafür muss aber noch viel organisiert werden“, erklärte er und kratzte sich am Nacken. Augenblick aber hellten sich Temaris Augen auf.   „Warum hast du das denn nicht gleich gesagt?! Ich muss sofort zu TenTen, damit sie mir hilft das richtige Kleid zu finden!“, freute sie sich.   Pure Vorfreude sprach aus ihren Augen. Eine Vorfreude, die Shikamaru ihr gleich wieder nehmen musste. Er konnte sie zu keinem Ort mitnehmen, an dem sich viele hochrangige Vampire versammelten. Nicht zu dieser Zeit. Das wäre viel zu gefährlich. Die Gefahr, dass jemand ihr Geheimnis entdeckte, war zu groß.   „Du wirst nicht hingehen“, sagte er schließlich. Temaris Gesicht wurde ausdruckslos, jegliche Emotionen waren aus ihrem Gesicht gewichen.   „Aber du hast mir versprochen, dass ich das nächste Mal mitkommen darf!“, hauchte sie. Shikamaru schloss die Augen und seufzte. Es quälte ihn innerlich, sie so zu sehen. Trotzdem musste er hart bleiben.   „Nachdem, was ich heute bei deinem Training gesehen habe, halte ich es für keine gute Idee, wenn du mich begleitest. Es ist einfach noch zu früh, um dich in die Welt der Vampire einzuführen“, sagte Shikamaru streng, vermied es allerdings ihr dabei in die Augen zu sehen. Er wusste, dass er sie damit verletzte …   Einen Moment lang blieb es absolut still zwischen ihnen beiden. Aber nur einen kurzen Moment lang.   „Du bist so ein Idiot! Ich hasse dich, Shikamaru!“, rief sie abrupt, schob ihren Stuhl geräuschvoll noch ein Stück zurück, damit sie sich dann schwungvoll umdrehen konnte, um den Saal zu verlassen. Dabei ließ sie es sich aber nicht nehmen, die Tür laut hinter sich zuzuschlagen.   Shikamaru konnte über ihr Verhalten nur den Kopf schütteln. Seitdem sie älter geworden und in die Pubertät gekommen war, war es für ihn immer schwerer vernünftige Gespräche zu führen. Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, war es viel einfacher. Damals hatte sie ihn noch als eine Art Vater angesehen, als eine Respektsperson. Das war heute ganz anders. Shikamaru konnte sich noch sehr gut an die Zeit damals erinnern, konnte sich noch gut daran erinnern, wie es war, als er sie bei sich aufnahm.     Nachdenklich lief er durch die dunklen Straßen der Stadt. Dabei wurde er die gesamte Zeit von seinen Gefolgsleuten begleitet. Auch wenn er sie nicht sehen konnte, spürte er ihre Anwesenheit ganz deutlich, obwohl er doch lieber alleine sein wollte. Alleine mit sich und seinen Gedanken. Sie lebten schließlich in schweren Zeiten. Zeiten, die Entscheidungen forderten. Entscheidungen, die er mit treffen musste.   Er kam gerade von einer Versammlung mit den anderen Vampirfürsten, bei der sie ewig lange diskutierten hatten und doch nicht wirklich zu einer Lösung fanden, weil jeder von ihnen eine vollkommen andere Sicht auf die Dinge hatte. Damals war es anders gewesen. Damals hatte sie zwischen ihnen allen vermittelt. Heute versuchte Konan, die einzige Vampirfürstin, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Meistens aber konnten sie sich einfach nicht einig werden.   Er war hier raus auf die dunklen Straßen gegangen, um endlich mal wieder einen freien Kopf zu bekommen, aber immer wurde er von zwei Gedanken geplagt, die er auch jetzt nicht loslassen konnte. Fortlaufend musste er an seine Aufgaben denken, aber noch viel öfter dachte er an sie. Ihre grünblauen Augen waren seine ständigen Begleiter, obwohl er viel Zeit damit verbrachte, sie aus seinen Gedanken zu verbannen.   Mit einem Satz landete Neji, einer seiner Untergebenen, neben ihm. Ihm hatte sich TenTen, eine weitere Untergebene, angeschlossen.   „Shikamaru, ich denke, es wäre besser, wenn wir wieder zurückgehen. Morgen gehen die Verhandlungen weiter. Bis dahin solltest du dich ausruhen und vielleicht etwas trinken. Du siehst wirklich nicht gut aus“, sagte TenTen. Neji nickte zustimmend.   „Außerdem sind momentan wieder viele Vampirjäger unterwegs. Ich habe keine Lust heute noch auf einen zu treffen“, wand Neji ein. Shikamaru aber schüttelte den Kopf.   „Ich möchte noch ein wenig an der frischen Luft laufen“, erwiderte er und ging weiter seines Weges. Neji und TenTen folgten ihm.   Plötzlich aber wurde ihre Aufmerksamkeit auf einen kleinen Spielplatz auf der anderen Seite der Straße gelenkt. Dort auf der Schaukel saß ein kleines Mädchen, einsam und verlassen. Das ließ Shikamaru neugierig werden. Auch Neji und TenTen waren neugierig geworden und gingen zusammen mit Shikamaru auf die andere Seite der Straße, wo sie an den Zaun traten, der den Spielplatz umgab.   Zu sehen war aber nur das kleine Mädchen mit den blonden Haaren auf der Schaukel, wie sie vor und zurück schaukelte. Dabei wurde sie nur von dem Licht des Mondes beschienen. Doch sonst war keiner da, der das kleine Mädchen begleitete, obwohl es sicher schon Mitternacht war. Für Shikamaru war es unglaublich, dass die Eltern des Mädchens sie einfach alleine ließen, wo doch alle wussten, wie gefährlich es an diesem Ort war.   Entschlossen setzte sich Shikamaru wieder in Bewegung und ging um den Zaun herum, direkt auf das kleine Mädchen zu. Die kleine reagierte nicht, als er vor ihrer Schaukel zum Stehen kam, dabei wäre es für ihn ein Einfaches, sie zu verletzten, auch wenn er kein Vampir gewesen wäre. Trotzdem schien sie absolut keine Angst zu verspüren, dabei strahlten sie Vampire eigentlich eine Aura aus, die die Kinder normalerweise davonlaufen ließen. Sie aber blieb ruhig auf ihrer Schaukel sitzen.   „Wo sind denn deine Eltern?“, fragte Shikamaru schließlich und beugte sich zu dem kleinen Mädchen herunter. Von seiner Stimme angelockt, hob die kleine ihren Kopf und blickte Shikamaru aus unschuldigen blaugrünen Augen an. Als Shikamaru aber ihre Augen sah, traf ihn der Schlag. Die Augen, mit denen das kleine Mädchen ihn ansah, waren dieselben Augen, mit denen sie ihn immer angesehen hatte. Es war dieselbe Unschuld, dasselbe blaugrün. Es war als würde er in ihre Augen blicken, obwohl das schon lange nicht mehr möglich war.   „Ich habe keine Eltern“, sagte das kleine Mädchen mit klarer Stimme und holte Shikamaru so aus seinen trüben Gedanken zurück. Mittlerweile waren auch TenTen und Neji zu ihm heran getreten, hielten sich aber ein wenig zurück. Vermutlich wollten sie beide die kleine unnötig verunsichern. So konnten jedoch nicht sehen, was er sah.   „Und bei wem wohnst du?“, hakte er weiter nach, aber die kleine wand unerwartet ihren Blick von ihm ab. Shikamaru verstand, was sie ihm damit sagen wollte oder eher nicht sagen wollte. Sie saß hier nicht nur allein, sie war auch alleine auf dieser Welt.   „Hast du keine Angst so alleine hier draußen?“, fragte er und legte seinen Kopf schief. Er konnte nicht glauben, dass ein kleines Mädchen alleine in dieser grausamen Welt überleben konnte.   „Ich werde nicht zurück ins Heim gehen!“, rief sie sofort aus und sah ihn mit bösen Augen an. Auf Shikamarus Lippen schlich sich ein Schmunzeln.   „Ich bin nicht hier, um dich in ein Heim zu bringen. Ich war nur überrascht, dass ein kleines Mädchen hier alleine sitzt und denkt, dass sie es schafft, ohne Hilfe durch zu kommen“, erklärte Shikamaru sich.   Die Augen des Mädchens hellten sich wieder auf und sie sah Shikamaru stolz und selbstsicher an.   „Ich schaffe das auch alleine“, sagte sie trotzig. Shikamaru schloss die Augen. Es war unverkennbar, dass die kleine einen starken eigenen Willen hatte, trotzdem bezweifelte er, dass sie alleine überleben konnte. In dieser Gegend lebten viel zu viele Vampire, die sicher gerne von ihrem süßen Blut kosten wollten, konnte man es doch schon ziemlich deutlich riechen. Vermutlich wusste sie dabei nicht mal, dass es sie gab.   „Weißt du, meine kleine, wenn mitten in der Nacht ein fremder Mann auf dich zukommt, solltest du Angst haben“, sagte Shikamaru mit betont kalter Stimme, dabei öffnete er wieder seine Augen und ließ sie rot aufglühen. Noch immer rückte sie nicht von ihm ab.   „Ich habe keine Angst vor dir. Wenn du mir wehtun wolltest, hättest du das schon lange gemacht. Ich wusste schon lange vorher, dass du ein Vampir bist. Vampire haben mir meine Familie weggenommen“, sagte sie ganz ruhig. Shikamaru war geschockt über die ehrlichen Worte des kleinen Mädchens.   „Shikamaru? Was sollen wir jetzt machen?“, erhob TenTen das Wort und trat auf sie beide zu. „Wir können sie ja schlecht hier alleine lassen.“   „Ich gehe aber nicht wieder ins Heim!“, wiederholte die kleine aufgebracht. Shikamaru schmunzelte. Er konnte verstehen, warum sie nicht wieder zurück an diesen Ort wollte. Er war schon ein paarmal da und hatte versucht, etwas an der Situation in den Heimen zu verändern, aber es war ihm eigentlich nie wirklich funktioniert. Aber auch TenTen recht. Sie konnten sie hier nicht alleine lassen. Es würde nicht lange dauern, bis sie ihr Leben verlor, ganz davon abgesehen, dass ihre Augen ihn auf ewig verfolgen würden und die Ewigkeit war eine lange Zeit … Nein, er könnte sie unmöglich zurücklassen, nicht mit diesen Augen.   „Wie heißt du denn, meine kleine?“, wand sich Shikamaru wieder an das Mädchen. Sie sah auf und grinste ihn frech an.   „Stellt man sich nicht zuerst vor, bevor man jemand anderen nach dem Namen fragt“, sagte sie provokant. Für ihr Alter schien sie Shikamaru trotzdem schon ziemlich reif zu sein. So entschied er sich, ihr Spiel mitzuspielen. Shikamaru erhob sich aus seiner gebeugten Haltung und verbeugte sich elegant vor ihr.   „Verzeiht my Lady, Ihr habt natürlich recht“, sagte er. „Mein Name ist Shikamaru Nara und wie Ihr bereits festgestellt habt, bin ich ein Vampir. Ich bin über mehrere hundert Jahre alt und gehöre zu den noch wenigen existierenden Vampirfürsten“, stellte er sich vor und brachte das kleine Mädchen so zum Kichern.   „Mein Name ist Temari Sabakuno und ich bin viereinhalb Jahre alt. Meine ganze Familie wurde von einem bösen Vampir getötet. Ich möchte aber nicht im Heim leben. Da sind alle nur gemein und kalt“, erwiderte sie dennoch.   „Es freut mich, dich kennen zu lernen, Temari“, sagte Shikamaru und reichte ihr seine Hand. Wenn auch ein wenig zögerlich griff Temari nach seiner Hand und schüttelte sie.   „Es freut mich, einen netten Vampir kennenlernen zu dürfen“, erwiderte sie. Shikamaru nickte und beugte sich wieder zu ihr hinunter.   „Temari, ich kann verstehen, dass du nicht in dieses Heim zurückkehren willst“, sagte er und sah sie ernst an. „Aber du musst auch uns verstehen, dass wir dich nicht hier alleine zurücklassen können. Darum möchte ich dir gerne einen Vorschlag machen, der nicht ganz konventionell ist.“ Temari sah ihn neugierig und gespannt an. Also sprach Shikamaru weiter: „Möchtest du mit uns kommen und bei mir wohnen?“   Shikamaru konnte deutlich hören, wie Neji und TenTen scharf die Luft einzogen. Es war alles andere als konventionell, was er dem kleinen Mädchen dort vorschlug. Noch nie hatte ein Vampir einen Menschen in ihre Welt eingeführt, schon gar nicht ein Vampirfürst. Der Schock darüber und der Unmut in seiner Welt würden hohe Wellen schlagen, aber das war ihm in dem Moment egal. Er wollte nur dieses kleine Mädchen mit den einzigartigen Augen in Sicherheit wissen.   Es dauerte sehr lange, bis Temari zu einer Antwort ansetzte, es schien so als würde sie sehr lange darüber nachdenken, was das Beste für sie wäre und ob sie es wagen sollte, bei einem Vampir zu leben.   „Ich kann es ja mal versuchen“, willigte schließlich ein und sprang elegant von der Schaukel.     Shikamaru hatte damals Recht behalten. Es war ziemlich hart gewesen. Die anderen Vampire hatten nicht verstanden, warum er ein kleines Menschenkind bei sich aufnahm. Wie sollten sie auch. Aber das hatte Shikamaru all die Zeit nichts ausgemacht und tat es auch jetzt noch nicht. Er war froh, dass er Temari damals zu sich aufgenommen hatte. Es war das beste gewesen, was er hatte tun können, auch wenn es momentan nicht immer einfach war … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)