Star Trek - Timeline - 05-01 von ulimann644 (EXODUS-Freunde) ================================================================================ Kapitel 7: Der erste Kampfeinsatz --------------------------------- 7. Der erste Kampfeinsatz Logbuch der U.S.S. EXODUS / NCC-77007 Sternenzeit: 49909.5 Captain Valand Kuehn Zwei volle Tage sind vergangen, seit die U.S.S. EXODUS in den Gamma-Quadrant eingeflogen ist, um die Spur der flüchtigen Jem´Hadar zu verfolgen, die DEEP SPACE NINE überfielen. Jetzt scheinen wir das Ziel der Jem´Hadar zu kennen, denn sie halten auf ein Sonnensystem zu, das von einem orange-roten Hauptreihenstern beherrscht wird. Ich bin guter Hoffnung, die Flüchtigen dort endlich stellen zu können. * * * Vor fünf Minuten hatte Ensign Ladarion Eglee, der Zweite Taktische Offizier, Alarmstufe ROT ausgelöst. Als Valand Kuehn, der vom Alarm aus dem Tiefschlaf gerissen worden war, die Brücke betrat stand Commander Scarinnan bereits an ihrem Platz. Auf dem Hauptbildschirm zeichnete sich ein orange-gelber Stern ab, der im Zentrum stand. Etwas unterhalb querab am rechten Rand des Bildschirms, etwa apfelgroß, erkannte Kuehn einen Planeten. Neben weißen Wolkenformationen gab es braune, grüne und tiefblaue Bereiche, so dass Valand Kuehn die Vermutung anstellte, dass es sich um einen Planeten der M-Klasse handelte. Kuehn trat zu seiner XO und verlangte mit gedämpfter Stimme: „Bericht, Commander, was haben wir hier?“ Die Rigelianerin erklärte: „Die Ionenspur endet hinter diesem Planet, Captain. Ich habe die Anweisung gegeben, dass wir uns von dieser Seite des Planeten nähern. Die Umrundung ist beinahe abgeschlossen. Wenn wir Glück haben, dann fällt den Jem´Hadar unser Annähern erst auf, wenn es zu spät ist.“ In diesem Moment warf Ensign Eglee ein: „Captain, der verfolgte Raider tritt gerade hinter dem Planeten hervor, zusammen mit einem zweiten Raumschiff derselben Klasse. Sie scannen uns und reagieren auf keinen meiner Kontaktversuche, Sir.“ „Tja“, seufzte Kuehn grimmig. „So viel zu unserem Glück, Commander.“ Dann wandte sich Kuehn zu Eglee. Startbefehl für unsere beiden PEREGRINE-Staffeln. Sie fliegen an Backbord einen der Raiders an, während wir uns den anderen Raider vornehmen. Feuererlaubnis, sobald sich die Schiffe in Reichweite befinden.“ Inzwischen hatte Zaralee Scarinnan es übernommen, die Navigatorin einen Kurs setzen zu lassen, und wandte sich zu Na´Loon Ta Regalus um ihm ihr Ziel zuzuweisen. Aus den Augenwinkeln hatte Valand Kuehn das Erscheinen von Karen Gallagher registriert, die von Eglee eingewiesen wurde und dann übernahm. Eglee blieb, auf ihr Geheiß hin, bei ihr, um sie zu unterstützen. Zufrieden begab sich Kuehn zu seinem Sessel und nahm darin Platz. Ohne es zu bemerken mit einem feinen Lächeln auf den Lippen. Erst als Zaralee Scarinnan sich setzte und ihn amüsiert von der Seite ansah wurde er sich dessen bewusst. „Der erste Kampfeinsatz der EXODUS, Captain. Mein Kompliment, Sie lernen es allmählich.“ Augenzwinkernd konzentrierte sich die Rigelianerin wieder. Kuehn, der als Einziger die fast geflüsterten Worte hatte verstehen können, seufzte unterdrückt und erwiderte ebenso leise: „Sie machen mich noch fertig damit, Commander.“ Einen Moment später hatte er diese kleine Ablenkung vergessen und blickte angespannt nach vorne und wies den Piloten des EXODUS an: „Lieutenant Ta Regalus: bereiten sie sich darauf vor, schnell den Feindschiffen ausweichen zu müssen. Fluchtvektor nach eigenem Ermessen.“ „Aye, Captain!“ Ohne sich umzudrehen sagte Valand Kuehn im nächsten Moment: „Miss Gallagher, wir greifen an. Achtung – Feuer!“ Von den sechs Torpedorampen im vorderen Teil des Waffen-Pods, im Hinteren Bereich des Raumschiffs, zwischen und über den beiden Katamaranen, gelegen, jagten beinahe gleichzeitig sechs grell-weiß leuchtende Quantentorpedos und schlugen Augenblicke später in den Schilden eines der Raiders ein. Gleich darauf eröffnete die EXODUS auch aus den dem Bereich der drei Torpedorampen, im vorderen Bereich der unteren Primärhülle, das Feuer auf das Kriegsschiff der Jem´Hadar. Mit Unterstützung der Phaser versuchte Karen Gallagher dabei, das zweite Feindschiff auf Distanz zu halten, wobei die PEREGRINE-Jäger sie aktiv unterstützten. Fast gleichzeitig eröffneten beide Jem´Hadar-Schiffe das Feuer. Normalerweise war Valand Kuehn geneigt, dem Gegner den ersten Schuss zu lassen doch das wäre, hier, weit ab und gegen einen Gegner, wie diese Jem´Hadar, die bereits ihre Kompromisslosigkeit auf der Station DEEP SPACE NINE unter Beweis gestellt hatten, eine zu gewagte Taktik gewesen. Der Jem´Hadar-Raider, an Steuerbord der EXODUS, verlor seine Schilde und versuchte eine scharfe Kehre, doch der Lieutenant Ta Regalus schien dieses Manöver antizipiert zu haben, denn er legte das Sternenflottenraumschiff gleichfalls in eine Kurve, so dass Karen Gallagher den ungeschützten Kiel des Feindschiffes, der ihnen düster-violett entgegen glühte, unter konzentriertes Feuer nehmen konnte. Die Schilde der EXODUS leuchteten auf, als das Raumschiff der AKIRA-KLASSE durch die Randzone der Explosion flog, in der das Schiff der Jem´Hadar unterging. Ein leises Rütteln durchzog das Schiff. Im nächsten Moment lag die Zone der Vernichtung bereits hinter der EXODUS und Ta Regalus wendete den Kreuzer, als handhabe er lediglich einen leichten Jäger. Als dabei kurzzeitig ein geringfügig höherer Andruck spürbar wurde, fing sich der Pilot einen mahnenden Blick von Kuehn ein. „Halten Sie die Manöver im grünen Bereich, Lieutenant Ta Regalus“, wies der Norweger ihn zurecht. „Notmanöver sind nur etwas für wirkliche Notsituationen.“ „Aye, Captain!“, erwiderte der Efrosianer, und war froh, dass sein Kommandierender Offizier nicht seine mürrische Miene sehen konnte. Natürlich hatte der Captain Recht, doch es lag in seiner Natur, Grenzen auszureizen. In jedweder Hinsicht. Der zweite Jem´Hadar-Raider hatte gewendet und hielt direkten Kurs auf die EXODUS. Offensichtlich wollte er zu einem ähnlichen Kamikaze-Manöver ansetzen, wie jener Raider, der die U.S.S. ODYSSEY auf dem Gewissen hatte. Die Piloten der PEREGRINE-Jäger setzten alles daran, dieses Manöver zu stören, wobei zwei von den grellen, bläulich-weißen Polaronphaser-Waffenstrahlen des Feindschiffs erfasst und vernichtet wurden. Die übrigen Jäger der EXODUS griffen an, wie zornige Hornissen. Gemeinsam schafften sie es, den Schild des Raiders zu überlasten. Als das Schutzfeld des Raiders zusammenbrach war die inzwischen ausgewichene EXODUS heran und nahm das nun ungeschützte Raumschiff der Jem´Hadar unter konzentriertes Phaserfeuer, wobei Teile der Hülle in den Weltraum geschleudert wurden, als sich die gerichteten Nadionstrahlen ins Innere des Raiders fraßen. Als sie den Hauptreaktor trafen wurde das Feindschiff von mehreren Folgeexplosionen förmlich zerrissen. Mehrere Jäger entgingen dabei nur knapp den herum wirbelnden Trümmerteilen des zerstörten Raiders. „Beide Raiders wurden zerstört!“, meldete Karen Gallagher nüchtern. Keine Lebenszeichen von Überlebenden. Zwei unserer Piloten wurden ebenfalls getötet, Sir.“ Kuehns Miene wirkte versteinert, bei dieser Meldung. „Danke, Lieutenant.“ Valand Kuehn wandte sich zu Zaralee Scarinnan. „Stellen Sie die Namen der Gefallenen fest und schicken Sie mir später einen kurzen Bericht in meinen Bereitschaftsraum, Commander.“ Während die Rigelianerin bestätigte, erhob sich Valand Kuehn, fast mechanisch, aus seinem Sessel. Für einen Herzschlag starrte er auf den Hauptschirm, bevor er den Taktischen Offizier des Raumschiffs anwies: „Miss Gallagher, geben sie unseren Jagdpiloten Bescheid, zum Schiff zurückzukehren.“ Die Frau bestätigte und der Captain wandte sich wieder nach vorne. Lieutenant Karimba, setzen Sie einen Kurs zum Planeten. Lieutenant Ta Regalus, sobald unsere Jäger an Bord sind, folgen Sie dem Kurs und schwenken in einen Standard-Orbit ein. Als sich Kuehn wieder setzte, und mit nachdenklicher Miene vor sich hin starrte, legte Zaralee Scarinnan kurz ihre Hand auf seinen Unterarm. Beinahe entschuldigend blickend nahm sie ihre Hand wieder fort, als er zu ihr sah, und sie sagte leise: „Sie konnten das nicht verhindern, Sir. Es ist nicht Ihre Schuld, Captain, es ist deren Schuld. Die Jem´Hadar waren es, die DEEP SPACE NINE überfielen. Das Alles ist nur deren Schuld.“ Die Eindringlichkeit ihrer Worte, obwohl fast flüsternd gesprochen, zeigte Wirkung bei dem Norweger. Dankbar sah er zu ihr und nickte unmerklich. „Ja, ich weiß, Commander. Trotzdem schmerzt es, Kameraden im Kampf zu verlieren.“ Die Rigelianerin war taktvoll genug, in diesem Moment nicht zu lächeln, und Valand Kuehn war ihr dankbar dafür, denn das hätte er in diesem Moment nicht ertragen. Als die verbliebenen Jäger schließlich alle eingeschleust worden waren, und sich die EXODUS dem Planeten näherte, meldete Karen Gallagher: „Captain, ich habe einen Punkt auf dem Planeten erfasst, wo Energieanlagen in Betrieb genommen worden sind. Offensichtlich haben die Jem´Hadar dort einen Stützpunkt errichtet. Ich messe jedoch nur ein gutes Dutzend Lebenszeichen an.“ Kuehn blickte zu seiner XO. „Den Stützpunkt werden wir ausheben, Commander. Wir müssen herausfinden, was die Jem´Hadar hier treiben.“ Sich zu Karen Gallagher wendend, befahl er: „Rufen Sie die fünfzehn Leute der Sicherheit in den Besprechungsraum. Wir zwei werden die Leute einweisen, sobald wir in der Umlaufbahn des Planeten sind, Lieutenant.“ Den Ensign ansehend fuhr Kuehn fort: „Mister Eglee, Sie scannen weiter die Oberfläche des Planeten und berichten mir laufend über neue Erkenntnisse.“ Beide Offiziere bestätigten und der Norweger blickte zu Zaralee Scarinnan. „Sie, Commander, werden in meiner Abwesenheit das Kommando über das Schiff übernehmen. Für den Fall, dass mehr Jem´Hadar in diesem System erscheinen sollten, während wir unten auf dem Planet sind, halten Sie uns den Rücken frei, solange Sie können.“ In den Augen der Rigelianerin erkannte Valand Kuehn Widerspruch, doch sie sagte lediglich: „Verstanden, Captain.“ Während Karen Gallagher das Sicherheits-Team informierte meldete Ladarion Eglee: „Captain, auf dem Planeten scheint es so eine Art Werftkomplex direkt beim Stützpunkt zu geben. Groß genug für die Raiders der Jem´Hadar. Sie haben starke Schutzschilde aktiviert. Die werden wir knacken müssen, bevor wir Sie und Ihr Team in den Komplex beamen können, Sir.“ Valand Kuehn nickte in seine Richtung. „Danke, Ensign Eglee. Bereiten Sie die Waffensysteme der EXODUS dementsprechend vor.“ „Das ist merkwürdig, Captain.“ Commander Scarinnan machte eine irritierte Miene. „Ein Werftkomplex erfordert eine wesentlich größere Besatzung, als nur ein gutes Dutzend Wesen. Das ergibt keinen Sinn.“ „Nicht, wenn das hier der Hauptstützpunkt wäre“, gab Valand Kuehn nachdenklich zu bedenken und fuhr sich mit den Fingern der Linken über Schnurrbart und Kinnbart. „Ich habe den leisen Verdacht, dass nicht wir, sondern die DEFIANT den Flüchtigen im Nacken sitzen, die DEEP SPACE NINE überfallen haben. Die zweite Ionenspur, der wir folgten könnte in dem Fall bedeuten, dass man Truppen auf den angeblichen Transporter verlegt hat, die zuvor in diesem System stationiert gewesen sind.“ „Sie glauben, wir sind der falschen Fährte gefolgt, Captain?“ Kuehn machte eine verneinende Geste. „Nein, diesen Stützpunkt zu eliminieren ist wichtig, da es fraglos eine Verbindung zwischen diesen Jem´Hadar und denen gibt, die auf der Station ihr Unwesen getrieben haben. Ich frage mich nur, ob die DEFIANT dem Gegner, der zweifellos auf sie wartet, gewachsen sein wird. Bei der DEFIANT handelt es sich zwar um eine zornige, kleine Kiste, doch ich würde die Kampfkraft der EXODUS als deutlich höher bewerten. Selbst ohne die Jagdstaffeln. Die Rigelianerin lächelte verstehend. Captain Sisko soll mit dem Schiff schon einige haarsträubende Einsätze durchgeführt haben. Der kommt bestimmt klar, Sir.“ „Das hoffen wir alle“, murmelte Valand Kuehn, kratzte sich dabei, seinen eigenen Worten nach horchend, überlegend am Kinn und schüttelte dann in Gedanken den Kopf. Irgendwie hatte das eben nicht wirklich nach ihm geklungen. Die fragende Miene der Rigelianerin ignorierend meinte er zustimmend: „Sie haben Recht, Commander. Vertrauen wir auf Sisko und konzentrieren uns auf den Feind, den wir vor uns haben.“ Damit schritt er zu Karen Gallagher und meinte: „Kommen Sie, Lieutenant, wir wollen das Team einweisen. * * * Als die beiden Offiziere den Besprechungsraum betraten, erhoben sich die Männer und Frauen der Sicherheit, die sich hier eingefunden hatten. Valand Kuehn ließ seinen Blick kurz über die Anwesenden schweifen. „Bitte setzen Sie sich wieder, wir wollen gleich zur Sache kommen.“ Der Norweger gab Karen Gallagher ein Zeichen, und die Frau aktivierte die Wandkonsole, neben dem Bildschirm, der in die Wand gegenüber der Fensterfront eingelassen war. Kuehn postierte sich auf der anderen Seite des Bildschirms, auf dem Lieutenant Gallagher eine topografische Grafik des Gebiets eingeblendet hatte. Dabei erklärte er: „Wir haben einen Stützpunkt der Jem´Hadar ausgemacht. Offensichtlich wurde die reguläre Besatzung dieser Anlage für eine andere Aufgabe abgezogen, so dass wir es nur mit einem Dutzend Feinden zu tun haben. Diese Basis der Jem´Hadar wird von Schutzschilden geschützt, die wir mit den Bordwaffen zunächst ausschalten werden. Danach werden wir uns in den Stützpunkt beamen und den Gegner überwältigen. Mir ist wichtig, dass wir dabei den Stützpunkt möglichst unbeschadet in die Hände bekommen. Danach laden wir so viel an Daten von den Computern des Stützpunktes herunter, wie wir können. Wir müssen herausfinden, welche Ziele diese Jem´Hadar verfolgen. Falls der kürzlich erfolgte Überfall auf DEEP SPACE NINE der Auftakt zu einem Generalangriff des Dominion auf die Föderation darstellt, dann will ich das wissen.“ Kuehn blickte bei diesen Worten zu Karen Gallagher, die an dieser Stelle übernahm und den Anwesenden erklärte: „Die Jem´Hadar konzentrieren sich auf zwei bestimmte Bereiche der Basis. Darum werden wir zwei Teams bilden. Das erste Team, unter dem Kommando des Captains wird die Jem´Hadar im Hauptkomplex der Basis überraschen, während das zweite Team, unter meinem Kommando, die Jem´Hadar im Kontrollraum des Werft-Komplexes übernehmen wird.“ Karen Gallagher warf Kuehn einen fragenden Blick zu. Mit einem knappen Nicken gab der Captain der EXODUS seine Zustimmung. Karen Gallagher sollte merken, dass er ihrer Expertise vertraute. „Teilen Sie die Leute ein, Lieutenant. Danach geht es zur Rüstkammer, wo jeder Teilnehmer einen Handphaser und eins der brandneuen Phasergewehre vom Typ-III bekommen wird. Von dort aus machen wir uns auf den Weg zu den Transporterräumen Eins und Zwei. Die beiden Transporter-Chiefs werden den Beamvorgang so koordinieren, dass wir zeitgleich unten ankommen werden.“ „Aye Captain!“ Karen Gallagher teilte das Sicherheits-Personal der EXODUS zügig in zwei gleichgroße Gruppen ein. Gemeinsam verließen sie den Besprechungsraum und begaben sich gruppenweise zu den beiden Turbolifts, die von der Brücke aus tiefer in den Schiffskörper der EXODUS führten. Als Valand Kuehn und seine Gruppe Transporterraum-I erreichten gab Karen Gallagher über Kommunikator die Bereitschaft ihres Teams durch. Mit einem feinen Schmunzeln auf den Lippen wies der Captain seine Leute an, sich ebenfalls bereit zu machen und trat dann zu ihnen auf die Plattform, wobei er den Anruf des Taktischen Offiziers bestätigte, und den Transporter-Chief anwies auf das Zeichen seines Kollegen hin den Transportvorgang zu den Koordinaten durchzuführen, die er mittlerweile von Ensign Eglee empfangen hatte. Es dauerte nur Sekunden, bis der Chief das Zeichen gab, dass er den Transport nun durchführen würde. Im nächsten Moment löste sich die Umgebung des Transporterraum vor den Augen Kuehns in blauem Licht auf. Irgendetwas schien in seinem Gehirn zu explodieren, bevor das blaue Glühen vor seinen Augen schwächer wurde und Platz für neue Eindrücke machte. Die fremdartige Umgebung der Feindbasis wurde… Daran werde ich mich nie ganz gewöhnen, dachte Valand Kuehn, hob dabei gleichzeitig sein Typ-III-Phasergewehr, und blickte sich kampfbereit um. Im Gegensatz zu den meisten älteren Raumschiffen und den Stationen der Föderation, gab es an Bord der EXODUS bereits diese brandneuen Gewehr-Typen. Sowohl ihre Reichweite als auch ihre Wirkung waren deutlich verbessert worden, gegenüber den älteren Typ-II-Gewehren. Außerdem konnten sie umgeschaltet werden, von normalem Phaserstrahl auf Phaser-Puls. Zudem war eine positronische Visiereinrichtung eingebaut worden. Nachdem sich Valand Kuehn und seine Begleiter davon überzeugt hatten, dass der Bereich, in dem sie angekommen waren, feindfrei war, zog Kuehn seinen Tricorder hervor und gab gleichzeitig den Befehl zum Aufbruch. Zusammen mit einem weiblichen Master-Chief-Petty-Officer bewegte sich Valand Kuehn an der Spitze des Trupps durch einen nur mäßig erleuchteten Gang, der keinerlei Vermutung darauf zuließ, wohin genau er führte. Anhand der Scanns von Ensign Eglee wusste der Captain jedoch, dass dieser Gang zu einem sechseckigen Hauptgebäude gehörte, und ins Zentrum des Gebäudes führte, wo sich die Jem´Hadar nach den letzten Ortungen aufgehalten hatten. Hier unten bekam Valand Kuehn jedoch keinerlei Werte herein, was ihn zu der Annahme veranlasste, dass die Jem´Hadar Dämpfungsfelder aktiviert hatten. Doch warum erst jetzt, und nicht bereits früher? Die hagere, entschlossen wirkende, Trill an Valand Kuehns Seite umklammerte den Lauf ihrer Waffe so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervorstachen. Auch er selbst verspürte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Er hatte bereits zu Akademiezeiten solche Nahkampf-Szenarien gehasst. Dafür war er nicht zur Sternenflotte gegangen. Doch gerade die letzten Jahre hatten ihn gelehrt, dass solche Szenarien sich häuften. Momentan gehörten sie zur Realität des Dienstes in der Sternenflotte. Sie erreichten eine Gangkreuzung, und die Trill spähte vorsichtig um die Gangecke nach rechts und nahm Scanns mit ihrem Tricorder vor, während er selbst nach links sicherte. „Feindfrei, Sir!“, meldete die Trill leise. „Allerdings zeigt mein Tricorder noch immer keine klaren Werte an. Die arbeiten mit Dämpfungsfeldern, Sir.“ „Bei mir ist es dasselbe, Master-Chief...“ „Anzaria Harin“, half die Trill ihm auf die Sprünge. „Nicht vereinigt, Sir.“ Valand Kuehn lachte lautlos und flüsterte dann ironisch zurück: „Das hätten wir dann auch geklärt, Master-Chief Harin.“ Er deutete mit seinem Phasergewehr in der Linken nach vorne. „Weiter jetzt.“ An den graubraunen Wänden entlang schlichen sie weiter. Auch an der nächsten Gangkreuzung gab es kein Anzeichen von Jem´Hadar, und Valand Kuehn, der es aufgegeben hatte, den Feind mit Hilfe seines Tricorders aufspüren zu wollen, begann sich zu fragen, wohin es die Soldaten des Dominion verschlagen haben mochte. Einen Augenblick später meldete Anzaria Harin mit vibrierender Stimme: „Captain, ich messe plötzlich einen signifikanten Energieanstieg an. Wenn das trotz der Dämpfungsfelder möglich ist, dann...“ Valand Kuehn begriff augenblicklich und gab überlaut den Befehl: „Raus aus dem Gebäude, die Jem´Hadar überlasten die Haupt-Energiequelle des Komplexes!“ Kuehn packte die Trill, die wie erstarrt auf den Tricorder blickte, am Oberarm und zog sie mit sich, den Weg zurück den sie gekommen waren. Hinter den anderen rannten sie durch den Gang, zurück zum Erfassungspunkt des Transporters. Dabei fluchte er erbittert, als er bemerkte, dass die überwiegend jüngeren Mitglieder seines Teams ihn abhängten. Auch die etwa gleichalterige Trill war auf einige Meter davongezogen. Im nächsten Moment schien die Welt unterzugehen. Unter Valand Kuehn schien der Boden lebendig zu werden und er wurde durch die Luft geschleudert. Den Gleichgewichtssinn verlierend begann sich die Umgebung um ihn herum zu drehen. Gleichzeitig marterte ein fürchterliches Donnern sein Gehör. Irgendwann schlug er hart gegen eine feste Oberfläche. Er bemerkte nicht, dass er aufschrie – auch nicht, das er seine Waffe fallen ließ. Etwas landete auf seinen Beinen und auf seinem Oberkörper, und presste ihm die Luft aus den Lungen. Im nächsten Moment erfolgte ein harter Schlag gegen seinen Kopf und löschte sein Bewusstsein. * * * Ein scharfer Schmerz, der durch Kuehns gesamten Körper flutete, gerade so als würde jemand Stacheldraht durch seinen Körper ziehen, machte Valand Kuehn schmerzhaft bewusst, dass er noch unter den Lebenden weilte. Erst als er versuchte, sich zu bewegen bemerkte er, dass etwas Schweres auf seinem geschundenen Körper lag. Darüber hinaus fühlte sich sein rechtes Bein so an, als würde flüssiges Feuer hindurch fließen. Möglicherweise war es gebrochen. Der Norweger versuchte verzweifelt Luft zu bekommen und hustete, als sich dabei Staub auf seine Atemwege legte. Was war passiert? Valand Kuehn versuchte den rasenden Schmerz zu unterdrücken, der seinen Körper peinigte und sich auf sein bewusstes Denken zu konzentrieren. Dabei vor Schmerz aufstöhnend nahm er all seinen Willen zusammen und krächzte schließlich heiser: „Hallo, hört mich jemand!“ Für eine ganze Weile blieb es still, bis in einiger Entfernung eine Stimme auf klang, von der Kuehn glaubte, dass sie Master-Chief Harin gehörte. Eine neue Schmerzwelle drohte, ihm erneut das Bewusstsein zu rauben, und es brauchte seine gesamte Willenskraft, um sich gegen die drohende Bewusstlosigkeit zu stemmen. „Captain? Sie leben noch?“ Mehr schlecht als recht krächzte Kuehn heiser: „Ja, aber nicht mehr sehr lange!“ Nun bereits etwas näher antwortete die Stimme von eben: „Das will ich nicht hören, Sir. Halten Sie durch, ich bin gleich bei Ihnen.“ Die Stimme gehörte wirklich Anzaria Harin. Kuehn hörte sie in einiger Entfernung zu ihm rumoren. Offensichtlich wühlte sie sich durch den Schutt und die Trümmer, die ihn umgaben und halb begraben hatten. „Ich habe Sie gleich erreicht, Sir“, sprach ihn die Trill erneut an. „Der Rest des Trupps konnte offensichtlich noch vom Transporter erfasst werden, bevor hier die Hölle losging. Die Explosion hat scheinbar unsere Kommunikatoren überlastet, darum kann ich dem Transporter-Chief, an Bord der EXODUS nicht unsere Position mitteilen. Und da wir immer noch hier unten sind vermute ich, dass das Material der Trümmer unsere Lebenszeichen zerstreuen. Darum müssen wir weg von den Trümmern.“ „Dann bewegen Sie gefälligst Ihren Hintern hier raus und holen Hilfe, Master-Chief.“ Ein ganz und gar unangenehmes Krachen und Knacksen drang von Oben an das Ohr des Norwegers, während die Stimme der Trill nun schon ganz nah zu sein schien, als sie sagte: „Negativ, Sir. Die Zeit bleibt uns nicht, fürchte ich. Noch hält die Decke des Ganges, über uns, doch das kann sich jeden Moment ändern.“ Kuehn überlegte fieberhaft und stöhnte angestrengt: „Bringen Sie sich in Sicherheit, Master-Chief, es nützt keinem etwas, wenn wir beide hier unten verschüttet werden.“ „Ich werde Sie nicht hier unten verrecken lassen, Sir.“ Kuehn stöhnte schwach auf. „Master-Chief, das war ein Befehl. Haben Sie mich verstanden?“ „Ja, Captain“, gab die Trill mit giftigem Unterton zurück. „Doch mit Verlaub: Stecken Sie sich diesen Befehl dahin, wo nie die Sonnen hin scheint... Sir. Wir verschwinden gemeinsam von hier, oder gar nicht.“ Ein unartikulierter Laut von Kuehn war die Antwort, und er hörte die Trill, nun ganz nah bei sich, antworten: „Ich fasse das als Zustimmung auf, Captain.“ Der Druck auf seinen Oberkörper ließ nach, als die Trill den Trümmerbrocken zur Seite wuchtete, der darauf gelegen hatte. Ein leises Seufzen ausstoßend bemerkte Kuehn, dass sie auch seine Beine freilegte, wobei ihn ein wilder Schmerz an seinem linken Arm aufstöhnen ließ. „Verdammt, passen Sie mit Ihren Quadratlatschen auf, Master-Chief.“ Schnell ihren Fuß von Kuehns Arm hebend sagte die Trill entschuldigend: „Tut mir leid, Sir, das war keine Absicht.“ Kuehn hustete krächzend. „Na, da bin ich mir nicht sicher...“ Ein unterdrücktes Lachen der Trill war die Antwort. Schließlich hatte sie die letzten Trümmer beiseite geräumt und aufatmend fragte sie drängend: „Können Sie sich bewegen, Captain?“ Der Norweger machte ein paar Versuche und gab einen wilden Schmerzlaut von sich. Heftig keuchend ächzte er: „Mein rechtes Bein scheint gebrochen zu sein.“ „Zum Glück haben Sie ja noch das linke“, gab die Trill betont grob zurück. „Ich helfe Ihnen jetzt auf, Sir. Halten Sie sich gut an mir fest und stemmen Sie sich mit dem linken Bein hoch, haben Sie gehört?“ „Aye, Ma´am“, erwiderte Kuehn ironisch. Seine Augen hatten sich inzwischen an die fast vollständige Finsternis gewöhnt, so dass er ihre entschlossene Miene erkennen konnte. Ihn stirnrunzelnd ansehend, als sie ihren linken Arm unter ihn schob, bemerkte sie bestimmt: „Legen Sie mir jetzt bloß keine falsche Scham an den Tag, Captain. Halten Sie sich lieber gut an mir fest, wir werden es jetzt wagen.“ Zu Valand Kuehns Überraschung entwickelte die hagere Frau eine erstaunliche Kraft, als sie ihn, unterdrückt grunzend, nach oben zog und auf das linke Bein stellte. Ohne lange zu fackeln legte sie sich danach zwanglos seinen rechten Arm um die Schulter und umfasste seine Hüfte mit ihrem linken Arm. Dabei knurrte sie scherzhaft: „Kommen Sie mir jetzt nur nicht auf komische Gedanken, Sir.“ „Würde mir nie einfallen“, ächzte der Norweger mit schmerzverzerrtem Gesicht und blickte in das amüsiert wirkende Gesicht der Trill. Er atmete einige Male heftig ein und aus und sagte dann angestrengt: „Danke, Master-Chief. Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie eine echte Nervensäge sind?“ Die Trill überging die Frage und zog ihren Vorgesetzten mit sich. „Los jetzt, Sir.“ Mühsam bahnten sich die beiden so verschiedenen Humanoiden den Weg durch das halb eingestürzte Gebäude, wobei ein pulsierender Schmerz im rechten Bein Kuehn von Zeit zu Zeit unterdrückt aufstöhnen ließ. Doch er presste die Zähne zusammen und wankte an der Seite der Trill durch endlich immer weniger zerstörte Bereiche der Anlage. Als sie nach einer Weile ins Freie traten schloss Kuehn geblendet die Augen und registrierte erst nach und nach, dass sie es geschafft hatte. Ein Tosen hinter ihnen, ließ ihn den Kopf drehen, wobei seine Nasenspitze die der Trill berührte, da sie auf dieselbe Idee gekommen war. Ihr Gesicht dicht vor seinem sah Kuehn sie für einen Augenblick unwillig an, bevor er seinen Blick, so wie auch die Trill, nach Hinten richtete. Sie bekamen gerade noch mit, wie der Komplex in einer dichten Staubwolke unterging, und ihnen beiden wurde bewusst, wie knapp sie dem Tod entronnen waren. „Das war aber knapp, Sir.“ Noch bevor Valand Kuehn etwas auf die Worte der Trill erwidern konnte, hüllte sie beide ein blaues Glühen ein. Als er schließlich antwortete: „Da haben Sie verdammt Recht, Master-Chief“, geschah das bereits auf der Transporterplattform, an Bord der EXODUS. Zur Erleichterung der beiden Ankömmlinge wartete bereits ein Medizinisches Notfall-Team auf sie. „Der Captain scheint sich das rechte Bein gebrochen zu haben“, meldete Anzaria Harin zu Naomi Giger gewandt. „Sonstige Verletzungen konnte ich, ohne funktionierenden Tricorder, nicht feststellen.“ Lieutenant-Commander Naomi Giger lächelte erleichtert. „Danke, Master-Chief. Sie kommen mit zur Krankenstation. Ich werde Sie zur Sicherheit ebenfalls durchchecken.“ Die Leitende Medizinerin der EXODUS veranlasste, dass der Captain auf eine Schwebebahre gelegt wurde. Bevor sie ihn abtransportieren konnte ergriff Kuehn die Hand von Anzaria Harin und drückte sie sacht. „Sie haben mich nicht aufgegeben, Miss Harin. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.“ „Das nächste Mal sind Sie mit dem Retten an der Reihe, Sir“, scherzte die hagere Frau bevor der Captain ihre Hand wieder losließ. Valand Kuehn bemerkte kaum, dass Naomi Giger einen Hypospray-Injektor an seine Halsschlagader legte und im einige Einheiten Inoprovalin injizierte. Eine zweite Injektion mit einem Sedativum folgte. „Sie sind zu vergnügungssüchtig“, konterte Valand Kuehn schläfrig werdend. Dass er aus dem Transporterraum geschoben wurde bekam er schon nicht mehr mit. * * * Als Valand Kuehn zu sich kam und seine Augen öffnete fand er sich, auf dem Rücken liegend, auf der Krankenstation der EXODUS wieder. Die Behandlung seiner Verletzungen hatte er nicht mitbekommen. Der Norweger registrierte nur, erleichternd aufatmend, dass er keinerlei Schmerzen mehr empfand. Tief durchatmend schloss er wieder seine Augen und ließ den Einsatz Revue passieren. An der Stelle, an der sich Master-Chief Anzaria Harin geweigert hatte ihn zurückzulassen, verzogen sich seine Mundwinkel zu einem flüchtigen Lächeln, denn dieses Verhalten kam ihm reichlich bekannt vor. Er selbst hatte sich, beim ersten Einsatz der U.S.S. AKIRA, geweigert, seinen Captain auf einer sterbenden Welt zurückzulassen. Gegen ihren ausdrücklichen Befehl. Jetzt, da er selbst den Stuhl in der Mitte inne hatte, wusste er, dass dieser Befehl der Sorge um jedes einzelne Leben ihrer Besatzung entsprungen war. Dabei vergaßen Captains offensichtlich gerne mal, dass diese Besatzungen sich ebenso um sie sorgten. Daran musste er sich erst noch gewöhnen. Auf der ALAMO hatte er zwar das Kommando geführt, doch dort war sein Leben, abseits der allgemeinen Gefahren, nie nur allein ernsthaft bedroht gewesen. Er musste schlucken, weil ihn seine Gefühle beinahe übermannt hätten. Fast gleichzeitig klang zu seiner Rechten eine Stimme auf, die ihm nur allzu bekannt vorkam. „Ich bin erleichtert, dass es Ihnen wieder gut zu gehen scheint, Captain.“ Ahnungsvoll öffnete Kuehn seine Augen erneut und drehte seinen Kopf zur Seite. Auf der Nachbar-Medoliege lag Master-Chief Harin und grinste ihn offen an. „Was, bei allen Sternengöttern, machen denn ausgerechnet Sie hier?“, spöttelte Valand Kuehn und fügte spitz hinzu: „Haben Sie etwa beschlossen, ihrem Captain so lange auf den Wecker zu fallen, bis er Sie feuert und auf ein anderes Sternenflottenraumschiff versetzt?“ Ein leises Lachen war die Antwort. Dann erklärte sie seufzend „Nein. Commander Giger fand einen Metallsplitter in meiner Schulter, den sie heraus operieren musste.“ Die Trill bewegte ihr linkes Bein etwas, so dass die leichte Bettdecke etwas zur Seite rutschte und ihren Fuß und Unterschenkel freigab. Valand Kuehn blickte unwillkürlich auf die Flecken. Die Augenbrauen hebend sah er in die dunklen Augen der Trill. „Ich dachte immer, die Flecken würden bei den Schultern aufhören. Gehen die etwa ganz…?“ Er machte eine wischende Geste mit der rechten Hand, von seiner Brust an seinem Körper hinunter. Die Trill ließ den Fuß schnell wieder unter der Decke verschwinden. Dabei blickte sie ihren Captain, beinahe verschmitzt, an. „Das überlasse ich ganz Ihrer Fantasie, Sir.“ „Ich könnte unsere Chefärztin fragen.“ Die hagere Trill zwinkerte vergnügt. „Ja, das könnten Sie, aber dann würden Sie immer noch nicht sicher sein können, ob nicht bei jedem Trill diese Fleckenmuster individuell anders verlaufen, Captain.“ Kuehn seufzte übertrieben und wechselte das Thema: „Wissen Sie wenigstens, ob das zweite Team es ohne Verluste zurück an Bord geschafft hat?“ „Da gab es nur einen Leichtverletzten, Sir.“ Valand Kuehn atmete erleichtert auf. „Das ist eine gute Nachricht, Miss Harin. Was mir unten auf dem Planeten auffiel, als wir uns aus dem Staub machen wollten ist, dass Sie, und die übrigen Männer und Frauen der Sicherheit, ziemlich fit sind. Oder besser, dass ich selbst in dieser Hinsicht offenbar Defizite habe.“ „Vielleicht das Alter, Sir.“ Der Blick, den Kuehn ihr zuwarf verhinderte, dass Anzaria Harin allzu breit grinste, bei ihren letzten Worten. „Master-Chief Harin, entgegen der landläufigen Meinung darf man einem Vorgesetzten nicht alles sagen, solange man nur ein „Sir“ hinten anfügt.“ Die Miene des Norwegers verriet der Trill nicht, wie er seine Worte nun gemeint hatte und für einen Augenblick verlor sich das Lächeln auf ihrem Gesicht. Erst, als der Captain sein Schmunzeln nicht länger zurückhalten konnte entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. Sich mit der Rechten durch das kurze, braune Haar fahrend meinte sie ablenkend: „Wenn sie möchten, dann könnte ich Sie, wann immer es Ihr Dienst zulässt, in das Trainingsprogramm der Sicherheit einbinden, Captain. Ich denke, dass Sie in relativ kurzer Zeit auf dem Stand der Übrigen sein werden. Aber ich will das nicht mit Ihnen absprechen, ohne Lieutenant Gallagher vorher zu fragen.“ Kuehn nickte zustimmend. „Ja, tun Sie das bitte. Es hat mir nämlich gar nicht gefallen, wie Sie alle mir dort unten vor der Nase weggerannt sind.“ Mit mahnendem Blick erwiderte die Trill, nun etwas ernsthafter, als zuvor: „Captains sollen ja auch das Raumschiff kommandieren, und nicht irgendein Außenteam anführen. Dafür hat er schließlich seine jüngeren Offiziere.“ Dem Norweger gefiel diese schlecht versteckte Kritik an seiner Entscheidung nicht, doch andererseits fiel ihm auch kein Argument dagegen ein, denn die Trill hatte Recht. Zum Verdruss so mancher Admirals waren die Sternenflotten-Direktiven, in dieser Hinsicht, immer noch erstaunlich vage formuliert. Der Gedanke daran, dass es möglicherweise eine hoch geheime Lobby der Sternenflotten-Captains geben könne, die eine schärfere Formulierung der entsprechenden Regularien seit Jahrhunderten erfolgreich verhinderte, brachte ihn schnell dazu, ziemlich breit zu grinsen. In diesem Moment betrat der Leitende Medizinische Offizier den Patientenbereich. Lächelnd meinte Naomi Giger: „Ich freue mich, dass es Ihnen bereits wieder ganz gut zu gehen scheint, Captain. Trotzdem werde ich Sie, und auch Miss Harin, noch einen Tag lang zur Beobachtung hier behalten.“ Valand Kuehn richtete sich halb auf und war drauf und dran zu widersprechen, als die Ärztin mahnend ihren rechten Zeigefinger hob und ihn scharf dabei ansah. Er erkannte, dass sich die Ärztin nicht erweichen lassen würde, ihn vorher gehen zu lassen, und so legte er sich langsam wieder zurück. Dabei überlegte er, in einem Anflug von Sarkasmus, dass ihn die Damen, an Bord der EXODUS, schon ganz gut im Griff hatten. Allesamt.“ Die nächsten Worte der Ärztin brachten ihn schnell wieder auf dienstliche Gedanken. „Ich soll Ihnen übrigens, von Commander Scarinnan, ausrichten, dass die Jem´Hadar-Basis, nachdem klar wurde, dass dort keinerlei Computerdaten mehr zu retten sind, komplett vernichtet wurde, durch Beschuss mit Quantentorpedos der EXODUS. Von dort aus wird niemand mehr zu einem Überfall aufbrechen, Sir. Wir befinden uns auf dem Rückflug zum Wurmloch, um in den Alpha-Quadrant zurückzukehren. Wenn wir DEEP SPACE NINE erreichen sind Sie wieder auf dem Damm.“ „Danke, Doktor.“ Kuehn sah der zierlichen Ärztin sinnend hinterher, legte sich dann entspannt zurück und faltete zufrieden die Hände über dem Bauch. Sein Schiff war in guten Händen, und er hatte die Gewissheit, dass er über eine hervorragende Crew verfügte. Der einzige Wermutstropfen war für ihn der Verlust von zwei Piloten. Der Gedanke daran verursachte immer noch ein Ziehen in der Magengegend bei ihm. Ein leises Seufzen drang an seine Ohren, und im nächsten Moment hörte er Anzaria Harin sagen: „Ich hatte gehofft, dass sie wenigstens mich eher entlässt.“ „Das macht der Lieutenant-Commander bestimmt nur meinetwegen“, spöttelte Kuehn. „Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.“ Ein unzufriedenes Knurren war die Antwort und Valand Kuehns Augen funkelten vergnügt, als er zu ihr hinüber sah. „Außerdem ist es mir ganz angenehm Gesellschaft zu haben, Master-Chief, und Sie haben mir das Leben gerettet. Das werde ich nicht vergessen.“ Der Norweger schloss seine Augen und gähnte schläfrig. Dabei hörte er die Trill schelmisch fragen: „Dann ist meine Beförderung zum Master-Chief-Of-The-Fleet also beschlossene Sache, Captain?“ Noch einmal seine Augen halb öffnend blickte Kuehn mit leicht angehobenen Augenbrauen zu der Trill hinüber. „Abwarten, Master-Chief. Abwarten...“ Dann schloss er wieder seine Augen und war einige Augenblicke später bereits wieder eingeschlafen. * * * Im Büro des Kommandanten der Station DEEP SPACE NINE blickte Captain Benjamin Sisko, hinter seinem breiten Arbeitstisch sitzend, auf, als sich die beiden Hälften des Schotts öffneten, die hinunter zur OPS der Station führten. Der Captain der EXODUS, die vor einer halben Stunde am unteren Pylon-2 angedockte, hatte sein Erscheinen für diese Zeit angekündigt, und offensichtlich war er pünktlich. Er selbst war, vor einem halben Tag erst, wieder aus dem Gamma-Quadrant zurückgekehrt. Durch den Funkkontakt zum CAG der EXODUS-Jagdstaffeln, und durch eine kurze Meldung eines seiner bajoranischen Offiziere an Bord der Station, wusste Sisko natürlich davon, dass Captain Valand Kuehn sich, kurze Zeit vor ihm, mit einem Raumschiff in den Gamma-Quadrant begeben hatte, um denen zu folgen, die seine Station überfallen hatten. Doch das Schicksal hatte es gewollt, dass die DEFIANT es gewesen war, die die wahre Gefahr für den Alpha-Quadrant hatte bannen müssen. Deshalb war er bereits sehr gespannt darauf zu erfahren, wie es dem Captain der EXODUS ergangen war. Sisko kannte den Namen Valand Kuehn natürlich. Dieser Offizier hatte von sich reden gemacht, indem er, kurze Zeit nach der Attacke der Borg bei Wolf-359, die bereits abgeschriebene U.S.S. ALAMO, und mit ihr 109 weitere Überlebende der Havarie dieses Raumschiffs, ins Sonnensystem zurückgebracht hatte. Damals hatte es geheißen, dass die ALAMO nur noch durch Mut und Spucke zusammengehalten worden war. Im Anschluss war Kuehn, von vielen Angehörigen der Flotte, zu einer Art Held hochstilisiert worden. Er selbst hatte nicht zu diesen Leuten gehört. Er bildete sich lieber selber eine Meinung, und dazu gab es nun die Gelegenheit. Als der hochgewachsene, selbstbewusst wirkende Mann nun zu ihm ins Büro schritt erhob sich Sisko höflich und umrundete halb seinen Arbeitstisch. Dabei bemerkte der Stationskommandant die schnellen, prüfenden Blicke, mit denen sich sein Gegenüber umsah. Ein ähnliches Verhalten hatte bisher nur ein anderer Captain an den Tag gelegt, der auf dieser Station geweilt hatte. Captain Jean-Luc Picard, von der ENTERPRISE. Das machte ihm diesen Captain nicht gerade sympathischer, denn Picard war es gewesen, der den Angriff der Borg geleitet hatte, bei dem seine Frau Jennifer, an Bord der SARATOGA, gestorben war. Als Valand Kuehn ihn erreicht hatte reichte er Sisko spontan seine Hand. Benjamin Sisko drückte sie. Ein fester Händedruck, aber ohne den Versuch, ihn zu einer Kraftprobe werden zu lassen. Ganz so wie er sein sollte, nach Siskos Geschmack. Freundlich meinte er: „Ich begrüße Sie herzlich auf DEEP SPACE NINE, Captain Kuehn.“ „Danke, Captain“, erwiderte Kuehn und wurde sich erst jetzt der Tatsache bewusst, dass zwar Sisko der Ältere von ihnen beiden war, aber nicht dienstälter in seinem jetzigen Rang, da Sisko einige Monate nach ihm zum Captain befördert worden war. Er räusperte sich und schlug vor: „Nennen Sie mich Valand.“ „Ben“, erwiderte der Dunkelhäutige und bot Kuehn Platz vor seinem Arbeitstisch an. Während der Stationskommandant selbst wieder zu seinem Sessel schritt, meinte er verbindlich: „Ich habe bereits von Ihnen gehört, Valand. Sie waren es, der die ALAMO zurück brachte.“ Zu Siskos gelinder Überraschung seufzte Kuehn schwach, als er vor dem Schreibtisch Platz nahm. „Wissen Sie, Ben, manchmal wünschte ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen. So gut wie jeder Sternenflottenangehörige hat von der ALAMO gehört und macht sich ein übertrieben glorifiziertes Bild von mir, dem ich in keinster Weise entspreche.“ „Dann haben Sie ja Glück, dass ich nicht zu diesen Leuten gehöre“, erwiderte Benjamin Sisko mit vielsagendem Grinsen. „Ich mache mir nämlich gerne mein eigenes Bild von meinem jeweiligen Gegenüber.“ „Dafür bin ich Ihnen wirklich dankbar.“ Sisko offen ansehend wechselte der Norweger dann das Thema und fragte: „Sie konnten die flüchtigen Jem´Hadar, die den Angriff auf Ihre Station durchführten, stellen, wie ich hörte?“ Der Stationskommandant lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte dabei die Fingerspitzen beider Hände gegeneinander. „Das ist richtig. Unterwegs trafen wir auf einen halbwracken Raider der Jem´Hadar. Er gehörte jedoch nicht zu den Kräften, die den Überfall begingen, wie wir von den Überlebenden auf diesem Raider erfuhren, nachdem wir sie an Bord der DEFIANT gebeamt hatten. Es handelte sich viel mehr um einen Trupp, der die Abtrünnigen, die das Dominion verrieten, gejagt hat. Die Abtrünnigen ihrerseits fanden ein Iconianisches Portal, das sie mit den gestohlenen Gütern und Ersatzteilen zu reparieren gedachten, um mit seiner Hilfe die Macht über das Dominion zu erlangen.“ „Dann hat mein Wissenschaftsoffizier also richtig vermutet“, warf Kuehn ein. Bei Siskos fragendem Blick erläuterte er: „Mein leitender Wissenschaftler stellte, während wir die zweite Ionenspur verfolgten, die Hypothese auf, dass die gestohlenen Güter zur Reparatur eines Transporter-Systems, möglicherweise eines Iconianischen Portals, Verwendung finden könnten. Ich hatte bis eben immer noch meine Zweifel an dieser Hypothese.“ „Sie war zutreffend. Gemeinsam mit einer Handvoll Jem´Hadar, in der Begleitung eines Vorta, konnten wir das Portal finden, in den Komplex eindringen und es vernichten. Der Gedanke daran, mit diesen Vertretern des Dominion zusammenzuarbeiten gefällt mir auch im Nachhinein noch nicht. Aber wir hatten keine andere Wahl.“ Kuehn nickte nachdenklich. „Gab es Verluste?“ Siskos Miene wurde um eine Spur ernster. „Wir verloren zwei gute Leute der DEFIANT-Besatzung. Drei weitere erlitten zum Teil schwere Schnittwunden.“ „Ich verlor bei diesem Einsatz zwei meiner Jagdpiloten“, bemerkte der Norweger düster. „Sie sind ebenfalls ein frisch gebackener Captain, so wie ich auch, Ben. Darf ich Sie fragen, wie Sie mit solchen Verlusten, als Verantwortlicher, fertig werden?“ Sisko blickte seinem Gegenüber in die Augen und es dauerte einen Augenblick, bis er schließlich sagte: „Zählen Sie die, deren Leben Sie retten können, nicht jene, die Sie verlieren, Valand. Das macht es nicht besser, aber es wird Ihnen dabei helfen es zu ertragen.“ „Ich danke Ihnen für den Rat.“ Beide Männer verbrachte die nächste halbe Stunde damit, gegenseitig von ihren jeweiligen Einsätzen zu berichten. Als Benjamin Sisko ein Anruf von Major Kira erreichte erhob er sich. Valand Kuehn tat es ihm nach. „Ich fürchte, die Pflicht ruft“, seufzte Sisko und reichte Kuehn, über den Schreibtisch hinweg, die Hand. Nachdem Valand Kuehn sie ergriffen hatte, meinte er: „Da die EXODUS bei Sternenbasis-375 stationiert ist werden wir uns ganz sicher öfter sehen, in der nächsten Zeit.“ Sisko grinste offen. „Sie sind jederzeit herzlich willkommen, auf meiner Station.“ Kuehn wandte sich ab, und Sisko beobachtete den Norweger dabei, wie er den Offizieren auf der OPS zu nickte, bevor er in den Turbolift stieg und nach unten fuhr. Dann konzentrierte er sich wieder und verließ ebenfalls sein Büro, um sich zu Major Kira Nerys zu begeben, die ihn bereits erwartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)