Star Trek - Timeline - 05-01 von ulimann644 (EXODUS-Freunde) ================================================================================ Kapitel 2: Captain Valand Kuehn ------------------------------- 2. Captain Valand Kuehn U.S.S. AKIRA / NX-62497 Sternenzeit: 48400.9 Im Orbit von Sternenbasis-375 Vor der U.S.S. AKIRA schwebte die Sternenbasis-375 in der, von funkelnden Sternen übersäten, Schwärze des Weltalls. Hauptsächlich bestand diese Station aus einem halben Dutzend von Scheiben-Sektionen, die alle, mehr oder minder, mit dem zylindrischen Mittelstück der Station verbunden waren. Den oberen Abschluss dieses Mittelteils bildete eine klobige Sektion, einer gewaltigen Zwiebel nicht unähnlich. Dort lagen die Hauptbüros der Verwaltung und es gab eine auffällige Hangarsektion für Raumschiffe, bis zur Größe der DEFIANT-KLASSE. Die MAGELLAN war nur wenige Stunden vor der AKIRA dort angekommen, um Nachschubgüter und Ersatzteile an Bord zu nehmen. Sie würde bis morgen hier bleiben und Commander Valand Kuehn, der momentan auf der Brücke der AKIRA weilte, freute sich darauf, endlich seinen andorianischen Freund, Tar´Kyren Dheran, wiedersehen zu können. Der Andorianer diente seit etwa einem Jahr nun schon auf der MAGELLAN, als Erster Offizier. Obgleich er nur den Rang eines Lieutenant-Commanders bekleidete, war ihm, im Sommer des Jahres 2370, dieser verantwortungsvolle Posten vom Oberkommando der Sternenflotte, wegen des knappen Führungspersonals zu diesem Zeitpunkt, angeboten worden. Natürlich hatte der Freund diese Chance ergriffen. Auf dem Hauptschirm drehte sich die, nach DEEP SPACE NINE, wichtigste Sternenbasis des gesamten Sektors, langsam um ihre Längsachse. Etwas an Steuerbord querab schwebte die gewaltige MAGELLAN, ein Raumschiff der GALAXY-KLASSE. Entgegen seines andorianischen Freundes hatte es Valand Kuehn nie gereizt, auf einem dieser gewaltigen Raumschiffe, auf denen man sich verlaufen konnte, zu dienen. Ein schneller Angriffskreuzer, wie die AKIRA, erschien ihm genau richtig. Im Sessel des Captains sitzend lehnte sich der Norweger nachdenklich zurück und fragte sich, wann ihm der Drang, nur Forscher zu sein, abhanden gekommen war. Er hasste den Krieg, im Grunde seines Herzens, und doch war er, im letzten, halben Jahr, mehr Krieger, als Forscher, gewesen. Und ein guter dazu, wie sein Captain gelegentlich behauptete. Valand Kuehn hatte, in der letzten Zeit, häufiger mit Feyquari Lanoi, aber auch mit Lieutenant Junior-Grade Tia´Lanai Dharell und Lieutenant-Commander Mark Wilmots, der vor drei Monaten zum Leitenden Ingenieur der AKIRA befördert worden war, darüber gesprochen. Dabei war es die junge Andorianerin gewesen, derer er sich vor drei Jahren, als Mentor, angenommen hatte, die ihm sagte, dass es wohl seine Bestimmung sei, mehr ein Kämpfer zu sein, als ein Forscher. Er fragte sich, ob das vielleicht stimmen könnte. Bei einem Blick auf den Chronografen, über den Hauptschirm der Brücke, stellte der Commander fest, dass es bereits 07:53 Uhr Standardzeit war. In knapp sieben Minuten würde Admiral William Ross an Bord kommen, und seine Beförderung, vor der versammelten Freiwache der AKIRA, vornehmen. Nicht zuletzt aus diesem Grund war momentan, außer ihm selbst, kein einziger Führungsoffizier auf der Brücke zu sehen. Zwei Minuten später übergab er das Kommando über das Raumschiff an den zweiten Piloten der AKIRA, Ensign Thomas Flandry, und verließ die Brücke über Turbolift-I. Während er mit dem Lift hinunter zur Hangar-Ebene fuhr, wurde sich Valand Kuehn bewusst, dass er gerade eben seinen letzten Befehl als Commander erteilt hatte. In wenigen Minuten schon würde Konteradmiral Ross ihn in den Rang eines Captains befördern und er würde sein bisheriges Kommando an einen frisch zum Commander beförderten Offizier abgeben. Dabei dachte er an seine erste Begegnung mit Captain Marina Ramirez-Escobar, nachdem er selbst ihrem Kommando unterstellt worden war. Damals hatte die Latina ihm unverblümt gesagt, dass sie lieber einen anderen Offizier für diesen Posten gehabt hätte, und ein Anflug von Bedauern, für den neuen, zukünftigen Ersten Offizier der AKIRA, überkam ihn. Auf Deck-10 angekommen verließ Kuehn die Kabine des Turbolifts und schritt rasch durch den kurzen Gang, der zum Roll-On-Roll-Off-Hangar des Raumschiffes führte. Bereits von Weitem erkannte Valand Kuehn seine angetretenen Kameraden, die im rückwärtigen Steuerbord-Bereich, vor mehreren, für diesen Anlass speziell in Reihe abgestellten Raumjägern der PEREGRINE-KLASSE, Aufstellung genommen hatten. Mit dem Rücken zu den Jägern blickten sie auf die große Hangar-Öffnung, deren Schutztor sich bereits geöffnet hatte. Nur das, an den Rändern leicht bläulich glühende, energetisch Sperrfeld verhinderte ein Entweichen der Atmosphäre im Hangar. Schnell schritt Valand Kuehn zu Captain Ramirez-Escobar. „Sie sind knapp dran, Commander, der Konteradmiral befindet sich bereits im Anflug“, raunte die Latina ihm so leise zu, dass nur er ihre Worte verstehen konnte. Laut sagte sie: „Treten Sie zur Truppe, Commander, bis der Konteradmiral, mit seinem Shuttle, an Bord gekommen ist und ich ihm Meldung gemacht habe.“ „Aye, Captain“, antwortete Kuehn und begab sich neben den ganz rechts angetretenen Leitenden Ingenieur der AKIRA. Dabei fing er die begeisterten Blicke von Mark Wilmots auf und musste sich ein Grinsen verbeißen. Gleichzeitig rührte es ihn, dass Wilmots, der ihm in den letzten Jahren ein echter Freund geworden war, sich so sehr für ihn freute. Es dauerte nicht lange, bis das Admirals-Shuttle durch das Sperrfeld schwebte, und dicht bei Marina Ramirez-Escobar aufsetzte. Der Pilot konnte was. Eilig nahmen sechs erfahrene Chief-Petty-Officers der AKIRA, die bisher am anderen Ende der Truppe gewartet hatten, am seitlichen Backbord-Schott des Shuttles Aufstellung, und der höchstrangige von ihnen pfiff Seite auf einer altertümlichen Bootsmanns-Pfeife, als der Konteradmiral es verließ. Die blauen Augen des charismatischen Flaggoffiziers richteten sich auf Captain Ramirez-Escobar, als er vortrat und dem uralten Prozedere der Flotte folgend fragte: „Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Captain?“ „Erlaubnis erteilt, Admiral!“, erwiderte die Latina, gemäß dieser Tradition. „In meinem Namen und im Namen der gesamten Mannschaft begrüße ich Sie ganz herzlich an Bord der AKIRA, Sir.“ Der breitschultrige Mann lächelte verbindlich, und sagte so laut, dass ihn auch die angetretenen Männer und Frauen hören konnten: „Danke, Captain Ramirez-Escobar. Sie haben da ein beeindruckendes Schiff unter Ihrem Kommando. Und wohl auch einen beeindruckenden Commander, sonst wäre ich wohl kaum hier, richtig?“ Ebenso laut erwiderte die schwarzhaarige Kommandantin der AKIRA bissig, an Kuehns Adresse gerichtet: „Nun ja, dieser Commander hat mich zwar einige Nerven und Jahre meines Lebens gekostet, aber inzwischen macht er sich ganz gut.“ Auf den Scherz eingehend erwiderte Ross: „Ja, mir ist so, als hätte ich da mal so etwas vernommen, Captain.“ Konteradmiral Ross und die Kommandantin der AKIRA wandten sich, gleichermaßen amüsiert wirkend, den Angetretenen zu und die Latina sagte: „Commander Valand Kuehn, bitte treten Sie vor.“ Es war soweit. Kuehn trat, mit fest auf den Admiral gerichteten Blick, nach vorne, blieb drei Schritt vor ihm stehen und nahm Haltung an. Obwohl er versucht hatte, sich mental auf diesen Moment vorzubereiten, spürte er in diesem Moment ein Kribbeln am gesamten Körper. Konteradmiral William Ross schritt zu Valand Kuehn und reichte ihm die Hand, der sie ergriff, wobei der Flaggoffizier deutlich vernehmbar sagte: „Commander Kuehn, sie haben sich in der Vergangenheit, durch unablässig vorbildlichen Einsatz und die stetige Bereitschaft Verantwortung auch dann zu übernehmen, wenn die Lage scheinbar hoffnungslos ist, die Anerkennung und den Respekt, nicht nur Ihrer Kameraden, sondern auch ihrer Vorgesetzten, verdient. Ansonsten hätte Sie Ihr Captain bestimmt nicht vehement für ein eigenes Kommando vorgeschlagen. Ich bin hoch erfreut darüber, dass Sie nun auch bereit sind, einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Darum ist es mir eine besondere Freude, Sie mit dem heutigen Tag, in den Rang eines Captains der Sternenflotte zu befördern. Mit allen Pflichten und Privilegien, die dieser Rang mit sich bringt.“ Ross wandte sich mit Kuehn den Angetretenen zu und befestigte dann einen zusätzlichen Rank-Pin am Kragen von Kuehns Uniform. „Meinen herzlichen Glückwunsch, Captain Valand Kuehn.“ Es war Mark Wilmots, der es übernahm, an dieser Stelle den uralten Brauch aufleben zu lassen, ein dreifaches Hipp-Hipp-Hurra anzustimmen. Zwar gehörte dieser Brauch noch nie offiziell zum Prozedere der Sternenflotte, aber er war nicht loszuwerden, und das seit mehreren Jahrhunderten bereits. Noch kein Vorgesetzter hatte je dagegen interveniert. Es gehörte einfach zu einer Beförderung dazu, und weil es bei seiner letzten Beförderung nicht möglich gewesen war es anzustimmen genoss es Valand Kuehn diesmal umso mehr. Nachdem es wieder ruhig geworden war, beglückwünschte ihn Marina Ramirez-Escobar, als Erste. Sie gab ihm dabei, entgegen des Protokolls, einen flüchtigen Kuss auf die Wange, wobei sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste. „Genießen Sie den Moment, Captain“, riet ihm der Konteradmiral leise und blickte dabei vielsagend auf die angetretene Mannschaft. „Aye, Sir“, antwortete der frischgebackene Captain, bevor er zu seinen Kameraden ging um nun auch ihre Glückwünsche entgegen zu nehmen. Neben Mark Wilmots schien Tia´Lanai Dharell gleichfalls ungeheuer stolz auf seine Beförderung zu sein, obwohl sie wusste, dass sie nun bald ihren Mentor verlieren würde. Doch sie war längst nicht mehr die zurückgezogene und in sich gekehrte Frau, die sie noch vor drei Jahren gewesen war. Heute war sie eine starke Persönlichkeit und vollkommen in die Mannschaft integriert, und darüber freute sich Valand Kuehn, denn das war sein Ziel gewesen, als er sich damals der Andorianerin angenommen hatte. Ross und die Kommandantin der AKIRA gesellten sich nach einer Weile dazu, und der Konteradmiral sagte zu Kuehn: „Ich erwarte Sie nachher, um exakt 12:00 Uhr, in meinem Büro, auf der Station, Captain. Es geht um Ihren Flug nach Antares und die Übernahme des Raumschiffes, das Ihnen das Sternenflottenkommando zugedacht hat. Das lässt Ihnen Zeit genug, sich von Ihren Freunden und Kameraden auf der AKIRA zu verabschieden.“ „Danke, Sir.“ Der Konteradmiral verabschiedete sich von ihm und Marina Ramirez-Escobar und gab damit gleichzeitig das Zeichen zur Auflösung dieser Versammlung. Auf dem Weg aus dem Hangar wandte sich die Kommandantin der AKIRA zu Valand Kuehn und sagte amüsiert: „Damit haben Sie es endlich geschafft, nicht wahr? Sie bekommen Ihr eigenes Kommando und müssen nicht mehr mit mir konkurrieren.“ Valand Kuehn, der wusste, worauf sie mit ihrer letzten Bemerkung anspielte, stöhnte übertrieben: „Oh nein, Captain, Sie wollen doch nicht immer noch auf dieser alten Geschichte herumreiten.“ Kuehn erinnerte sich dabei an seine erste Zeit, an Bord der AKIRA. Seinerzeit war er es, nachdem er zwangsläufig jahrelang das Kommando über die ALAMO inne gehabt hatte, noch nicht wieder gewohnt gewesen, wieder einen Kommandierenden Offizier zu haben, und einige Male war es dabei vorgekommen, dass er Schiffsweite Entscheidungen getroffen hatte, ohne Marina Ramirez-Escobar dabei mit einzubeziehen. Das hatte zunächst für eine ziemliche Spannung zwischen ihnen geführt, die sich erst nach einer gründlichen Aussprache gelegt hatte. Und einem gemeinsam überstandenen Einsatz auf einem Planeten, bei dem er, gemeinsam mit einem romulanischen Commander, namens Kevek, ihr Leben gerettet hatte. Nach diesem holprigen Start hatte sich zuerst ihr dienstliches Verhältnis zueinander, später dann auch ihr menschliches, zusehends verbessert. Es war zwar immer eine gewisse Spannung, aufgrund ihrer sehr verschiedenen Gemüter, geblieben, doch das hatte ihrem, mittlerweile sehr herzlichen, Verhältnis zu einander keinen Abbruch getan. Die Antwort der Latina riss den Norweger aus seinen Gedanken. „Warum sollte ich diese vermutlich letzte Gelegenheit denn auslassen, Captain?“ Ihre Augen funkelten vergnügt, bevor sie beschwichtigend meinte: „Ich erwarte Sie um 09:00 Uhr in meinem Quartier, Valand. Ihre besten Freunde an Bord dieses Schiffes habe ich ebenfalls für dieser Uhrzeit geladen. Wir möchten Sie gemeinsam verabschieden.“ Valand Kuehn nickte gerührt. „Dafür danke ich Ihnen, Marina.“ Es hatte sich irgendwann während des letzten Jahres so ergeben, dass sie sich bei den Vornamen nannten, wenn sie unter sich waren. Ein weiteres Zeichen dafür, wie positiv sich ihr zu Beginn angespanntes Verhältnis bis heute entwickelt hatte. Marina Ramirez-Escobar nahm den Faden nochmal auf. „Um Ihr Gepäck brauchen Sie sich nicht zu kümmern. Ich sorge dafür, dass es auf die NIMROD gebracht wird, mit der Sie heute Nachmittag zum Antares-System aufbrechen. Ich hoffe, Sie haben schon gepackt.“ „Schon gestern, Marina. Semper paratus, wie die Lateiner gesagt haben.“ „Aber Sie waren damals doch gar nicht dabei“, konterte die Latina trocken. Sie lachten und trennten sich vorläufig, als sie vor Kuehns Quartier ankamen. * * * Eine Stunde später rückte der Zeitpunkt des endgültigen Abschieds, von der AKIRA und von seinen Freunden, an Bord, immer näher. Vor etwa zwanzig Minuten hatte Valand Kuehn das Quartier der Kommandantin betreten und festgestellt, dass er als Letzter erschienen war. Marina Ramirez-Escobar hatte ihn dabei nur bezeichnend angesehen, aber nichts gesagt. Nach einer kurzen Ansprache hatte die Latina ihre Gäste, außer Kuehn der Leitende Ingenieur, Der Leitende Wissenschaftsoffizier, Senak, Feyquari Lanoi, Tia´Lanai Dharell und der erste Taktische Offizier, Lieutenant Senior-Grade To´Raan Yr Paragon, ein Efrosianer mit schulterlangen, schlohweißen Haaren, dazu aufgefordert, mit einem Glas Champagner auf die Verabschiedung anzustoßen. Danach hatten die Gäste damit begonnen einige Anekdoten, in Bezug zu ihren Erlebnissen mit Valand Kuehn, zum Besten zu geben. Dabei lachte Marina Ramirez-Escobar vergnügt auf, als die Andorianerin erzählte, wie wütend Valand Kuehn geworden war, nachdem sie ihn als Bordmaskottchen bezeichnet, und behauptet hatte, dass, mit ihm an Bord, die TITANIC nicht untergegangen wäre. „Unser frischgebackener Captain ist wirklich zu bescheiden.“ Valand erwiderte verteidigend: „Damals nahmen diese viel zu bewundernden Blicke und Bemerkungen einfach Überhand. Ich gewann den Eindruck, die Leute würden mich zu sehr auf einen Podest stellen und dabei vergessen, dass ich ein ganz gewöhnlicher Mensch bin, mit Stärken und auch mit Schwächen.“ „Ganz gewöhnliche Menschen werden aber nicht in Ihrem zarten Alter bereits zum Captain befördert“, hielt die Latina ihm augenzwinkernd entgegen. Und sie bleiben auch nicht auf dem Sessel des Captains sitzen, wenn der Captain die Brücke betritt und lassen ihn auf dem Platz der Counselor schmoren.“ Feyquari Lanoi, die von diesem Ereignis heute zum ersten Mal hörte, blickte ungläubig zu Valand Kuehn und lachte erheitert. „Das hätte ich zu gerne miterlebt.“ Kuehn grinste schließlich selbst, als er sich an diese Begebenheit erinnerte. „Nun, vielleicht haben Sie da nicht ganz unrecht. Aber jetzt werde ich mich bald selbst mit solchen Geschichten herumschlagen müssen – da bin ich schon jetzt gespannt, was in dieser Hinsicht so Alles auf mich zukommen wird. Speziell, welche Spitznamen mir von der Besatzung verpasst werden. Ich hatte da bisher eine Triple-C und eine Señora 10.000 Volt.“ Beim letzten Namen wurde Marina Ramirez-Escobar sehr hellhörig. Sie wusste schließlich, dass dieses Bordkommando erst das zweite war, für Valand Kuehn. „Ach, das ist ja sehr interessant. Señora 10.000 Volt? Wirklich?“ Sie blickte in die Runde und bemerkte, dass selbst Senak irgendwie amüsiert wirkte. Valand Kuehn, auf den sich alle Blicke richteten, sagte verlegen: „Tut mir leid, Freunde, das ist mir einfach so herausgerutscht.“ „Besten Dank auch“, warf Feyquari Lanoi ein und unterdrücktes Gelächter brandete auf. „Damit werden wir leben müssen, während du dich rar machst.“ Ablenkend begann Mark Wilmots mit der nächsten Anekdote. Als eine der altertümlichen Uhren, die Marina Ramirez-Escobar auf ihren Kommoden stehen hatte, um 10:00 Uhr zu läuten begann, hob sie ihre Stimme etwas an. „Meine Damen und Herren, bitte nehmen Sie Abschied von Captain Valand Kuehn. Wir beide werden Ihnen gleich nachfolgen.“ Ein Offizier nach dem Anderen verabschiedete sich nun von Valand Kuehn, wünschte ihm Glück und alles erdenklich Gute. Nachdem Senak, am förmlichsten von Allen, den Abschluss gemacht, und das Quartier verlassen hatte, stellte Marina Ramirez-Escobar ihr Glas auf dem Tisch ab. Dicht vor Kuehn stehen bleibend sah sie zu ihm auf und sagte leise: „Wissen Sie, Valand, ich konnte Sie zu Beginn manchmal nicht ausstehen. Aber heute bedauere ich aufrichtig, dass Sie von Bord gehen. Sie waren nicht nur ein sehr guter Erster Offizier, Sie waren auch ein guter Kamerad. Manchmal auch mein Gutes Gewissen und ich betrachte Sie mittlerweile sogar als einen Freund. Ich verliere Sie höchst ungern.“ „Deshalb haben Sie mich auch für ein eigenes Kommando vorgeschlagen“, bemerkte Valand Kuehn launig und grinste dabei. „Ja, machen Sie nur Ihre Scherze, doch ich weiß, dass Sie ebenso empfinden“, ließ sich die Latina nicht beirren. „Dazu kenne ich Sie mittlerweile viel zu gut. Darum möchte ich, dass wir uns verabschieden wie Freunde.“ Mit diesen Worten nahm sie Valand in den Arm und Valand erwiderte die Umarmung, wobei er spürte, wie die Emotionen unaufhaltsam in ihm aufstiegen. Er schluckte trocken, bevor er ruhig sagte: „Ich werde Sie sehr vermissen, Marina. Sie waren ein sehr guter Vorgesetzter und Kommandant.“ Die Latina, die nicht weniger mit ihren Emotionen zu kämpfen hatte, als Valand Kuehn, erwiderte: „Unsinn, Valand, ich war Ihr verdammt bester Vorgesetzter.“ Die Worte der Latina halfen ihnen beiden, den Moment der Rührung zu verarbeiten. Als sie sich losließen schimmerten ihre Augen dennoch gleichermaßen feucht. Es dauerte eine Weile, bis sich Marina Ramirez-Escobar schließlich räusperte und fragte: „Sind Sie bereit, das Schiff zu verlassen, Valand?“ Der Norweger nickte. „Aye, das bin ich.“ Sie schritten gemeinsam zum Schott. Nachdem die Latina es geöffnet hatte ließ sie Valand den Vortritt, wobei sie erklärte: „Die Mannschaft will sich von Ihnen verabschieden, Captain, nicht von mir.“ Valand Kuehn trat auf den Gang hinaus, und in demselben Moment erkannte er, was die Kommandantin der AKIRA gemeint hatte. Auf dem Gang standen die Männer und Frauen der AKIRA beidseitig Spalier, auf dem Weg zur Seitenschleuse des Raumschiffs, an der es an einer der Scheibensektionen von Sternenbasis-375 angedockt hatte. Langsam, fast andächtig, schritt Valand Kuehn die Reihen der Angetretenen ab, wobei ihn fast die Rührung um diesen tollen Abschied zu übermannen drohte. Dicht gefolgt von seiner bisherigen Kommandantin. Einige Männer und Frauen berührten ihn sacht auf der Schulter, oder am Oberarm, als er vorbei kam und Valand lächelte dankbar für diesen unvergesslichen Moment. Hatten sich zu Anfang die Mannschaftsdienstgrade aufgestellt, so folgten daraufhin die Petty-Officers und Chief-Petty-Officers, bis Valand Kuehn zum Schluss an den Reihen der Offiziere entlang schritt. Direkt am Schleusenschott standen dabei die Führungsoffiziere der AKIRA. Vor dem Schott blieb Valand Kuehn, sichtlich ergriffen, stehen und wandte sich um. Nochmal die Reihe der Offiziere entlang blickend, wandte er sich schließlich an die Männer und Frauen, in unmittelbarer Nähe. „Ich danke Ihnen allen für diesen Abschied. Meine Zeit an Bord der AKIRA wird mir immer in guter Erinnerung bleiben. So, wie auch die Männer und Frauen an Bord dieses Raumschiffs. Während Mark Wilmots vorbereitend das Schott öffnete, blickte Valand Kuehn der Kommandantin des Schiffes in die Augen. „Meine besten Wünsche begleiten die Crew und das Schiff, Captain. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann gesund wiedersehen werden.“ Für einen langen Moment blickten sie einander in die Augen, bevor sich Valand Kuehn abwandte und entschlossen die Schleusenkammer durchschritt, um auf der anderen Seite die Station zu betreten. Nachdem er außer Sicht war gab Marina Ramirez-Escobar den Befehl an die Mannschaft abzutreten. Nur Feyquari Lanoi blieb zurück, als die Latina selbst die Schleusen-Schotts schloss und verriegelte. In den Blicken beider Frauen lag ein trauriger Zug. „Sie lieben Ihn aufrichtig“, stellte die Kommandantin fest, als sie mit Feyquari Lanoi allein waren. „Haben Sie Valand das gesagt?“ Langsam mit der Latina den Gang hinunter schreitend erwiderte die Counselor: „Er weiß es, und er liebt mich ebenfalls, doch auf lange Sicht wäre es aussichtslos. Er ist kein Telepath und damit würde mir immer ein wesentlicher Teil fehlen, in einer Beziehung mit ihm. Irgendwann würde ich ihn deswegen verlassen. Trotzdem tut es weh, Captain.“ Die Kommandantin schwieg für einen Moment, bevor sie erwiderte: „Ich hätte nicht gedacht, so etwas irgendwann einmal über Valand Kuehn zu sagen, doch auf eine gewisse, rein platonische, Art liebe ich diesen Mann ebenfalls.“ Als die Betazoidin sie etwas überrascht von der Seite ansah, lächelte die Latina schmerzlich und fügte an: „Das habe ich Ihnen in ihrer Funktion als Counselor anvertraut. Es bleibt also unter uns.“ „Natürlich, Captain.“ Schweigend setzten sie ihren Weg fort, und erst an der nächsten Gangbiegung murmelte Marina Ramirez-Escobar, mit grimmigem Tonfall: „Señora 10.000 Volt. Pah…!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)