Begegnungen von Yosephia ([EU-Sequel \ Ben Skywalker & Tahiri Veila Centric]) ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Darrans Finger kribbelten, während er seinen Kaf zum Mund führte. Sein ganzer Körper kribbelte. Er fühlte sich wie in einer Blase aus Unwirklichkeit. Alles schien sich um ihn herum verändert zu haben, dabei wusste sein rationales Selbst, dass er immer noch mit tausenden anderen Offizieren auf einem schmucklosen Asteroiden namens Kessel saß – aber sein rationales Selbst hatte momentan nichts mehr zu melden. „Darf ich?“ Darran zuckte überrascht zusammen, als sich auf einmal Han Solo mit einer sehr grimmigen Miene ihm gegenüber niederließ. Irgendwoher kannte Darran diese Miene, aber er kam nicht sofort drauf. Beunruhigend intensiv musterte der ehemalige Schmuggler seinen Gegenüber. Darran wagte es nicht, auch nur zu blinzeln, aber aus dem Augenwinkel erkannte er vage drei Personen, die einige Tische entfernt Platz genommen hatten und ihn und Han Solo zu beobachten schienen. „Also…“, knurrte der alte Rebellengeneral schließlich. „Du und Tahiri, ja?“ Beinahe wäre Darran errötet. Es war ja nicht so, dass er geglaubt hätte, die Solos würden nichts über ihn erfahren, dennoch war das hier eine Inspektion, die er nicht so schnell erwartet hatte. Jetzt wusste er auch, woher er diese grimmige Miene kannte. Genau so hatte sein Vater drein geblickt, als seine Schwester Serrel mit einem Kadetten der Sternenjägerakademie nach Hause gekommen war. Als Sevan, die Jüngste der Darklighters, Jahre später ihren Vater erst bei ihrer Verlobung davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass sie einen Freund hatte, hatte Darran es zum ersten Mal erlebt, dass der sonst so gefasste und korrekte Gavin Darklighter ernsthaft darüber nachgedacht hatte, sein Amt zu missbrauchen, um diesen dahergelaufenen Frachterpiloten hinter Schloss und Riegel zu bringen. Die Erinnerung an seinen Vater beruhigte Darran wieder. Väter wurden wohl alle etwas närrisch, wenn es um ihre Töchter ging. Wenn es nicht ihn selbst beträfe, fände Darran das hier sogar irgendwie witzig. So jedoch rang er um jedes Quäntchen Fassung und Würde. „Ehm… ja, Sir.“ Na ja, an der Sache mit der Würde musste er noch arbeiten. „Ich möchte eines ganz klar stellen, Junge“, begann Han knurrend. Wie beiläufig holte er seinen antiken Blaster aus dem Holster und legte ihn auf den Tisch. „Blutsverwandtschaft hin oder her, Tahiri ist meine Tochter. Und wenn du meine Tochter unglücklich machst, wirst du nicht einmal dann vor mir sicher sein, wenn du dich jenseits des Äußeren Randes begibst. Und ich bin keineswegs so antik wie mein Ruf. Ganz zu schweigen davon, dass ich viele Freunde habe, denen etwas an meinem Mädchen liegt. Ist das soweit klar?“ Stockend nickte Darran. „Glasklar… Sir…“ Han Solo schnaubte wie ein kampflustiger Banthabulle und erhob sich ohne ein weiteres Wort. Perplex blickte Darran dem Rebellenhelden hinterher. Er hätte jetzt mit einem sehr unangenehmen Verhör gerechnet. Nicht dass die Drohung nicht schon beängstigend genug wäre, aber Darran hatte das Gefühl, sehr viel milder behandelt worden zu sein als ihrerzeit seine beiden Schwäger. Als wieder jemand zu ihm trat, rechnete er schon fast damit, dass Han Solo es sich anders überlegt hatte, aber es waren dessen Frau, deren Neffe und sein alter Schmugglerkollege Lando. Alle Drei grinsten breit. „Machen Sie sich keine Sorgen, Darran“, sagte Prinzessin Leia amüsiert. „Mein Mann wollte nur die Traditionen wahren.“ „Du meinst wohl, dass er sich nicht anmerken lassen wollte, wie sehr er sich freut“, lachte Lando und schlug Darran kameradschaftlich auf die Schulter. Ben schnaubte belustigt und verdrehte die Augen. „Onkel Han geht die Dinge gern etwas anders an als andere.“ Er bot Darran eine Hand an. „Willkommen in der Familie, Darran.“ Immer noch etwas belämmert schlug Darran ein und erwiderte danach unbeholfen die Umarmung der alderaanischen Prinzessin. Es dauerte mehrere Minuten, während der Lando, Ben und Leia weiter scherzten und eine Art kleiner Familienfeier in Gang setzten, bis er sich wieder erholt hatte. Als Lando eine Flasche corellanischen Brandy hervorzauberte und öffnete, grinste Darran selig vor sich hin. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass die Skywalkers und Solos Ärger anzogen wie eine Hapanerin ihre Freier, war es doch ein verdammt gutes Gefühl, dazu zu gehören. Insgeheim schwor er sich hoch und heilig, sie alle – und ganz besonders Tahiri – niemals im Stich zu lassen. Übermüdet und hungrig strich Vir sich über das verdreckte Gesicht und versenkte sich in der Macht, um sich zu erfrischen. Die Wirkung fiel mäßig aus, was nicht verwunderlich war angesichts der Tatsache, dass er sich schon seit fünf Tagen in den Minen versteckte. Die Macht war grenzenlos, aber der Körper nicht. Irgendwann hielt er es ohne Schlaf und Nahrung nicht mehr aus, insbesondere dann nicht, wenn Virs Verbindung zur Macht gestört war. Deshalb hatte Vir die Minen verlassen. Er hatte nichts zu gewinnen, wenn er sich weiter versteckt hielt. Im Gegenteil sogar. Wenn er seine Mission überhaupt noch erfolgreich abschließen wollte, dann durfte er nicht länger warten. Das hier war seine letzte Chance… Zischend öffnete sich die Tür zu Ben Skywalkers Apartment, nachdem Vir sie kurzgeschlossen hatte – einer der ersten Tricks, die er in Coruscants Unterstadt gelernt hatte. Zu seiner Überraschung ging kein Einbruchsalarm los. Entweder glaubte Ben Skywalker, dass er jedes Eindringen sofort bemerken würde, oder das hier war eine Falle… Das großräumige Wohnzimmer wurde nur von den Lichtern erhellt, die durch die Fenster fielen, aber Vir erkannte die Silhouette des Jedi sofort, die sich im meditativer Haltung mitten im Raum befand. Vor ihr am Boden lag Virs Lichtschwert. „Ganz schön leichtsinnig, alleine auf mich zu warten“, murmelte Vir und rief das Lichtschwert in seine Hand, aktivierte es jedoch noch nicht. „Diese Eigenschaft wird meiner Familie schon seit vielen Jahren nachgesagt“, erwiderte der Gleichaltrige ruhig und erhob sich, wobei er ebenfalls sein Lichtschwert zog, ohne es zu aktivieren. „Es war auch ganz schön leichtsinnig, Kommandant Darklighter in die Minen zu schicken. Ich hätte ihn töten können.“ „Und du hast es nicht getan.“ Vir fühlte sich auf einmal in die Ecke gedrängt. „Er wäre die Mühe nicht wert gewesen“, fauchte er und sein Daumen am Aktivierungsknopf zuckte leicht. Ben legte den Kopf schräg und musterte ihn ernst. „Vir, wir müssen das hier nicht tun. Wir müssen keine Feinde sein.“ „Sei still!“, zischte Vir und aktivierte seine Waffe. Ben machte keinerlei Anstalten, seine eigene zu erheben. Sie lag locker in seiner Hand, wirkte beinahe beiläufig. „Du hast Darran nicht nur verschont, du hast ihm sogar schon mal das Leben gerettet.“ „Eine Laune, nichts weiter“, versuchte Vir diesen Schwachpunkt abzutun. „Diese Laune überkommt dich oft, Vir“, erwiderte Ben und seine blauen Augen schienen dabei vor Intensität zu glühen. „Du hattest unzählige Gelegenheiten, um mich zu töten, ohne deine Deckung zu gefährden – und du hast mich immer wieder verschont. Du hast Tahiri verschont.“ „Sie war…“ Vir rang um Worte, rang um seine immer mehr bröckelnde Fassung. „Sie war vollkommen wehrlos. Sie ist eine von wenigen hundert Jedi. Es gab nur einen einzigen Grund für dich, sie nicht zu töten. Nur einen einzigen…“ Vir heulte auf wie ein verwundetes Tier und griff an, alle Finesse, alle Vernunft vergessen. Leichtfertig wich Ben aus, ohne auch nur Anstalten zu machen, sein eigenes Lichtschwert endlich zu aktivieren. Viel zu spät bemerkte Vir, dass Bens Lichtschwert noch immer an dessen Gürtel hing und dass der Griff in Bens Hand kein normaler Lichtschwergriff war. Das Shoto aktivierte sich zischend und endete in Virs eigenem Lichtschwergriff, schmorte die Kristalle darin. Sofort erstarb die rote Klinge und gleich darauf deaktivierte Ben sein Shoto wieder. Vir hatte etwas darüber gelesen. Das Shoto war eine Modifikation des herkömmlichen Lichtschwerts, gerade einmal halb so lang, was richtig eingesetzt, eine sehr effektive Waffe sein konnte. So wie gerade eben. „Vir, was bindet dich an die Sith? Du glaubst nicht an ihr Credo und sie blicken Vestaras wegen auf dich herab. Welchen Grund solltest du haben, ihnen die Treue zu halten?“ Vir stieß den Jedi von sich, aber Ben fand beinahe sofort zu seinem Gleichgewicht zurück. Sein Blick noch immer so intensiv ruhig. Es gab nicht das geringste Anzeichen von Feindseligkeit oder Zweifeln. „Wieso?“, krächzte Vir und schüttelte verständnislos den Kopf. „Wieso gibst du mir eine Chance? Ich bin ein Sith!“ „Bist du das wirklich?“ „Ich…“ Vir konnte es nicht sagen. So sehr er es sich auch wünschte, er konnte nicht voll und ganz aufrichtig sagen, dass er ein Sith war. Es fühlte sich falsch an. Es war eine Lüge. Eine Farce. Eine Selbsttäuschung. „Vir, du bist in Wahrheit kein Sith, nicht wahr? Du bist so aufgezogen worden, aber das heißt nicht, dass das dein unumgängliches Schicksal ist.“ Langsam holte Vir den Hydroschraubenschlüssel hervor und dachte daran, wie gut er sich fühlte, wenn er etwas reparierte. Wie ungewohnt und doch angenehm es war, wenn jemand ihm freundlich und ehrlich gegenüber trat. Zutiefst verunsichert blickte er wieder in Bens Augen. Der Jedi lächelte und irgendwie wusste Vir in diesem Moment, was er wirklich war. „Ich bin kein Sith und kein Spion. Vielleicht bin ich ein Jedi. Vielleicht bin ich keins von Beiden. Ich weiß es nicht“, murmelte er und ließ den zerstörten Lichtschwertgriff fallen. „Was ich vollkommen sicher weiß, ist, dass ich ein Mechaniker bin…“ Ein jungenhaftes Grinsen stahl sich auf Bens Lippen. „Dann solltest du auch weiterhin einer bleiben!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)