Begegnungen von Yosephia ([EU-Sequel \ Ben Skywalker & Tahiri Veila Centric]) ================================================================================ Kapitel 15: ------------ „Vir?“ Die Stimme schreckte Vir aus seiner Trance. Er hatte versucht, seine Körperfunktionen herunter zu fahren, um den nun schon tagelang andauernden Entzug von Nahrund und Wasser abzuschwächen. Es dauerte mehrere Sekunden, bis er erkannte, dass sie zu Kommandant Darklighter gehörte. „Vir, ich weiß, dass Sie hier irgendwo sind“, rief der Pilot mit jenem freundlichen Ton, den er immer in inoffiziellen Momenten gegenüber Vir angeschlagen hatte. Unwillkürlich erinnerte Vir sich an jenem seltsamen Moment der Zerrissenheit vor einigen Monaten, als er erkannt hatte, dass nur er noch Darran Darklighter retten konnte. Bis heute wusste er nicht, warum er es damals getan hatte… „Vir, ich weiß über Sie Bescheid. Ben hat mir erzählt, was geschehen ist.“ Die Stimme kam näher, aber Vir konnte spüren, dass er in seinem hiesigen Versteck immer noch in Sicherheit war. Kommandant Darklighter verfolgte einen Kurs, der direkt an ihm vorbei ging. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Sie ein guter Mann sind, Vir. Sie müssen nicht bei diesem Sith-Ding bleiben. Ben will Ihnen auch eine Chance geben.“ Seine Gedanken überschlugen sich. Meinte Darklighter das wirklich ernst? Wollte Skywalker einem Sith wirklich eine Chance geben? Wie war das nach allem, was Skywalker mit Sith erlebt hatte – nicht zuletzt auch mit Virs Cousine Vestara –, möglich? Wie gutgläubig waren die Jedi eigentlich? Oder war das eine Falle? Vir tastete nach dem Glasdolch an seinem Gürtel. „Ich kann mir ziemlich gut vorstellen, was Sie jetzt denken, Vir. Aber das hier ist keine Falle und Ben und ich sind auch nicht gutgläubig. Man könnte viel eher sagen, dass wir Zweifler sind. Sie haben uns als Sith nicht unbedingt überzeugt…“ Langsam verklang Darrans Stimme, aber Vir hörte noch, wie der Pilot seine Ansprache mit einem ähnlichen Wortlaut wiederholte. Dieser Mann lief tatsächlich ziellos durch die Stollen und krakeelte immer wieder seine Nachricht heraus. Als es wieder vollkommen still war, beugte Vir sich ächzend vornüber und vergrub die Hände in den Haaren. Er zitterte. Was war nur los mit ihm…? Sechs Männer und Frauen waren auf dem Bildschirm am Kopfende des Tisches abgebildet. Unter jedem Bild waren Zugehörigkeit, Rang und Aufgabenbereich aufgelistet. Die drei Generäle saßen steif auf der anderen Seite de Tisches. Lando und die Jedi hatten sich auf den Breitseiten verteilt. Jysella war die einzige, die stand, in ihrer Hand eine Fernbedienung. Ben hatte ihr das Wort überlassen mit der Begründung, dass sie, Valin und Tesar die Hauptarbeit geleistet hätten. Nun, da Jysella von drei sehr respekteinflößenden Generälen ins Visier genommen wurde, fragte sie sich jedoch, ob Ben genau das ausnahmsweise mal hatte vermeiden wollen. Sie mochte sich nicht vorstellen, wie es war, wochenlang immer wieder diesen bohrenden Blicken ausgesetzt zu sein. Es erinnerte Jysella an die Zeit unmittelbar nach ihrer Ernennung zum Jedi-Ritter. Sie war jedes Mal schrecklich nervös gewesen, wenn sie vor den Rat hatte treten müssen. Diese Erinnerung half Jysella jedoch auch, sich zu beruhigen. Sie war erwachsen und erfahren. Es gab keinen Grund für Nervosität. „Dies sind die Sith, die wir bisher sicher identifiziert haben. Insgesamt lässt sich keinerlei Muster beim Vorgehen der Sith feststellen. Sie infiltrieren alle taktisch wichtigen Bereiche und alle Ränge und Lager. Bislang gab es keine Hinweise für einen Austausch der Spione untereinander. Auch die Kommunikation mit Keshir scheint sehr spärlich zu sein. Drei der Sith hatten den Akten zufolge vor ihrem Einsatz hier Heimaturlaub, was wohl eine gute Gelegenheit gewesen ist, um heimlich nach Keshir zu fliegen. Ob und wann die übrigen drei zuletzt in Kontakt mit ihrer Heimatwelt standen, lässt sich nicht nachweisen.“ Jysella ließ mittels der Fernbedienung vier andere Personen auf dem Bildschirm auftauchen, drei Männer und eine Frau. „Dies sind die Sith, die sich von selbst offenbart haben, als sie versuchten, einige der hier Anwesenden zu töten. Jedes Mal, wenn ein Scheitern offensichtlich wurde, haben sie sich mittels Gift sofort getötet.“ „Also müssen wir befürchten, dass die anderen Sith ebenfalls Suizid begehen, wenn wir versuchen, sie gefangen zu nehmen“, schlussfolgerte General Vorn mit angespannter Stimme. „Leider ja“, gab Jysella zu. „Die einzige realistische Chance besteht, wenn die Sith schlafen. Man müsste ein Betäubungsgas in ihre Quartiere einlassen, um auf Nummer Sicher zu gehen. Danach muss schnell die Giftkapsel im falschen Zahn entfernt werden und am besten wäre wohl ein Ganzkörperscan und eine Untersuchung mit einem Giftschnüfflerdroiden.“ „Die Frage ist nur: Müssen die Sith überhaupt schlafen?“, wandte General Tal ein und legte das Kinn bedächtig auf seinen verschränkten Fingern ab. „Soweit ich es weiß, können Jedi lange Zeit ohne richtigen Schlaf auskommen. Verhält es sich bei Sith ähnlich?“ „Davon müssen wir sogar ausgehen.“ Jysella unterdrückte ein Seufzen. Die Sith aufzuspüren, war eine anspruchsvolle Herausforderung gewesen, aber sich Gedanken darüber zu machen, wie man sie lebend gefangen nehmen konnte, war einfach nur zermürbend. „Es gibt keinen Plan mit hundertprozentiger Erfolgschance, aber wenn wir es gleichzeitig mit einem Betäubungsgas und mit einem der von Lando organisierten Ysalamiri versuchen, stehen die Chancen noch am besten. Ob Sie es versuchen oder nicht, obliegt sowieso Ihnen. Eine Gefangennahme, egal ob erfolgreich oder nicht, könnte die noch nicht identifizierten Sith warnen – und es lässt sich unmöglich sagen, ob sie dann die Flucht ergreifen oder größere Sabotageakte in Gang setzen werden.“ „Ein Risiko, das wir letztendlich sowieso irgendwann eingehen müssen“, erklärte General Kre’fey ruhig. „Allerdings besteht eine Chance, es im Geheimen ablaufen zu lassen, da die Sith weit verstreut sind und nicht miteinander in Kontakt stehen.“ „Und vor dem Gipfeltreffen sollten wir wenigstens die bekannten Sith aus dem Verkehr gezogen haben“, stimmte Tal zu. Die anderen beiden Generäle nickten beifällig. Wie sie es vorher vom Rat aufgetragen bekommen hatte, ergriff Jysella wieder das Wort: „Wir sind zwar für die unmittelbare Durchführung der Operation nicht zwingend notwendig, aber wir wollen hiermit beratende Hilfe anbieten. Zur Ausbildung eines Jedi gehört mittlerweile auch der Umgang mit Ysalamiri. Wir können Ihren Leuten also Hinweise geben, wie sie die Ysalamiri am besten einsetzen können.“ „Davon unangetastet bleiben meine Einsätze mit den Gipfelschilden und unsere Bemühungen, weitere Sith aufzuspüren“, fügte Ben mit ruhiger Miene hinzu. „Zum Schutz der hier stationierten Soldaten und für das Gelingen des Gipfeltreffens hält der Rat der Jedi es für nötig, die Sith aus dem Verkehr zu ziehen.“ Für einen Moment musterte Jysella den Jüngeren. Ihm war nicht einmal im Ansatz anzumerken, dass er den Generälen die Identität eines weiteren Sith verschwieg. Auch gegenüber dem Rat hatte Ben diese Sache nicht erwähnt, aber er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Jysella und die anderen beiden Jedi hatten jeder für sich entschieden, diese spezielle Angelegenheit Ben zu überlassen. „In dem Zusammenhang können wir Sie nun auch über die verschärften Sicherheitsanforderungen der Gipfelteilnehmer informieren“, erklärte Kre’fey an Jysella gewandt, nachdem er Ben dankend zugenickt hatte. „Dem Jedi-Rat wurde die Bitte übersandt, neben Ihnen weitere Jedi als Wächter für das Gipfeltreffen aufzustellen. Die genaue Zahl steht noch nicht fest, aber im Sinne Ihrer Kampfgeflecht-Taktik habe ich darauf bestanden, dass Sie auf die Auswahl Einfluss nehmen sollen. Sie werden am besten einschätzen können, mit welchen Jedi das Kampfgeflecht am besten funktioniert.“ Jysella hatte für einen Moment wirklich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie belämmert sie sich von diesem enormen Vertrauensbeweis fühlte. „Vielen Dank, Sir“, brachte sie zum Glück stotterfrei hervor. Zufällig fiel ihr Blick auf Lando. Der ehemalige Schmuggler grinste breiter, als man das bei einem Menschen für möglich halten sollte, und zwinkerte ihr aufmunternd zu. Von Ben spürte sie Anerkennung und Zufriedenheit und erst jetzt begriff sie voll und ganz, was diese Entwicklung für die Jedi bedeutete: Egal wie das Gipfeltreffen ausgehen sollte, die hiesigen Generäle und ihre Untergebenen waren von Nutzen und Vertrauenswürdigkeit der Jedi überzeugt worden. Das würde sich innerhalb der Streitkräfte herumsprechen und den Jedi bei zukünftigen Operationen mit militärischen Einheiten die Dinge wesentlich einfacher machen. Stolz und erleichtert ließ Jysella sich neben ihrem Bruder nieder. Unbemerkt von allen Anderen ergriff Valin unter dem Tisch ihre Hand und drückte diese sachte. Auch bei ihm spürte sie Stolz und Anerkennung. Im darauf folgenden Gespräch darüber, welche der identifizierten Sith zuerst und wann und wo genau gefangen genommen werden sollten, fiel es Jysella richtig schwer, sich zu konzentrieren und sich ein dümmlich-stolzes Grinsen zu verkneifen. Ernst sah Tahiri ihn an. Er wusste genau, was sie dachte. Dafür brauchte er nicht einmal ihr gemeinsames Kampfgeflecht. Entschlossen erwiderte Ben ihren Blick. „Es ist richtig, Vir eine Chance zu geben.“ „Natürlich ist es das“, erwiderte Tahiri sanft. „Aber es ist auch ein großes Risiko. Die gesamte Galaxis blickt erwartungsvoll zum Jedi-Orden. Wie wird es aussehen, wenn du einen Sith aus einer scheinbaren Laune heraus vor einer Gefangenschaft bewahrst?“ Ben verkniff es sich, Tahiri zu erklären, dass es sich nicht um irgendeine Laune handelte. Das wusste Tahiri selbst. Sie sprach über jene, die kein Verständnis von der Macht hatten. Für die musste es tatsächlich wie eine Laune wirken. „Wir sind nicht den Erwartungen der Galaxis verpflichtet, sondern der Macht und unserem Kodex.“ „Was nicht heißt, dass wir sakrosankt sind“, brachte Tahiri ein weiteres Argument hervor, das er bereits selbst hin und her gedreht hatte. Seit Tagen zerbrach er sich in jeder freien Minute den Kopf über Vir. Als Tahiri sich via Kom mit ihm in Verbindung gesetzt hatte, damit er zu ihr kam und ihr alles richtig erklärte, war er beinahe erleichtert gewesen. Nach der Aussprache mit den Solos hatte Tahiri sich endlich in eine wirkungsvolle Heiltrance begeben können. Heute Morgen war sie erwacht und hatte als erstes mit Ben sprechen wollen. Sie wirkte jetzt viel kräftiger und irgendwie auch jünger. Ihre Augen waren wieder voller Leben – und Ben ahnte, dass dieses hier nicht das letzte wichtige Gespräch sein würde, das Tahiri heute zu führen gedachte. „Ben, du hast mir nach allem, was ich angerichtet habe, eine Chance gegeben. Deshalb bin ich garantiert die Letzte, die behauptet, Vir hätte keine Chance verdient. Ich vertraue deinem Gespür, aber das heißt nicht, dass der Rest der Galaxis das auch tun wird.“ Ben beugte sich vor und Tahiri folgte dem Wink und beugte sich ebenfalls vor. Mit gedämpfter Stimme antwortete er ihr und zwinkerte dabei verschwörerisch: „Der Rest der Galaxis muss es nicht erfahren.“ Für einen Moment wirkte Tahiri einfach nur verblüfft, dann lachte sie leise: „Das hast du definitiv von deiner Mutter. Meister Luke ist viel zu brav für so etwas.“ Ben grinste stolz. „Damit hast du wahrscheinlich Recht.“ „Wehe, du verrätst ihm, was ich gesagt habe.“ „Das überlege ich mir noch“, neckte Ben sie übermütig grinsend. Sie verfielen in jenes einvernehmliche Schweigen, das Ben in den letzten Wochen so schmerzlich vermisst hatte, und sahen einander aufmerksam an. Der Ausdruck in Tahiris Augen gefiel Ben. Er ließ ihn hoffen, hauchte ihm Zuversicht ein. Tahiri hatte ihre Prüfung hier auf Kessel beinahe bestanden – und er hatte vor, seine eigene auch zu bestehen. „Es tut mir Leid“, durchbrach er die Stille schließlich. „Vielleicht hätte ich schon vorher etwas unternehmen sollen, aber ich wollte dir und Darran die Chance geben, das alleine zu klären.“ Sachte schüttelte Tahiri den Kopf. „Ich glaube, ich musste das alles erst durch machen, um zu begreifen und zu akzeptieren, dass ich…“ Sie stockte und errötete heftig. Ben konnte einfach nicht anders, er musste grinsen. Nun noch dunkler im Gesicht boxte Tahiri ihm gegen die Schulter, was ihn leise lachen ließ. Sie zauste seine rotblonden Haare. „Rache ist zwar der Weg zur Dunklen Seite, aber das zahle ich dir irgendwann zurück“, brummte sie. „Viel Glück dabei“, gluckste er und zauste nun seinerseits ihre Haare. Als er spürte, wie sich eine bekannte Präsenz näherte, stand er auf und zwinkerte aufmunternd. „Viel Glück“, sagte er und verließ den Raum. Die Tür öffnete sich und er sah sich Darran gegenüber, die Miene unsicher und voller Sorge. Ben drehte sich noch mal um. Tahiri wirkte nervös und schuldbewusst, aber auch entschlossen und hoffnungsvoll. Lächelnd trat Ben an seinem Flügelmann vorbei und klopfte diesem kurz auf die Schulter. Davon ermutigt, verschwand Darran im Krankenzimmer und Ben blieb alleine auf dem Korridor zurück. Er wollte schon einen direkten Weg zu seinem Apartment einschlagen, als er zwei starke, geradezu leuchtende Präsenzen in der Macht wahrnahm. Er änderte seinen Kurs und begegnete kurz darauf Han und Lando, letzterer mit einem Sabacc-Kasten unterm Arm. Zweifellos wollten die Beiden zu Tahiri. Ben stellte sich ihnen in den Weg und drehte seinen Onkel an den Schultern herum in die Richtung, aus der er gerade erst gekommen war. „Tahiri kann euch jetzt nicht abzocken, sie hat Besuch“, erklärte er grinsend. Ruckartig blieb Han stehen und verrenkte sich beinahe den Hals, um zu Tahiris Zimmertür blicken zu können. „Was für Besuch?“, fragte er mit zu Schlitzen verengten Augen. „Besuch, bei dem du nicht stören solltest.“ Lando begann wissend zu grinsen und stellte sich zu Hans anderer Seite auf, um diesen gemeinsam mit Ben mit sich ziehen zu können. „Lass’ uns mit Ben spielen, alter Junge. Vielleicht ist er nicht ganz so unfair wie sein Vater.“ „Dad ist nicht unfair, nur besser als ihr“, feixte Ben, was Lando ein Lachen entlockte. Han stimmte nicht in das Lachen ein und ließ sich auch nur widerwillig von Lando und Ben weiter ziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)