Begegnungen von Yosephia ([EU-Sequel \ Ben Skywalker & Tahiri Veila Centric]) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Virs Tarnung war perfekt. Das Paradebeispiel für eine gelungene Infiltration. Und das Ergebnis von vier Jahren harter Arbeit. Als der Verlorene Stamm Coruscant wieder hatte verlassen müssen, war Vir einer der Wenigen gewesen, die geblieben waren. Ein halbes Jahr lang hatte er in der Unterstadt gelebt, hatte sich den Rhythmus dieses übervölkerten Stadtplaneten verinnerlicht, hatte sich Coruscanti-Basic angeeignet und sich mit hunderten verschiedener Spezies vertraut gemacht. Er hatte den Umgang mit der gängigen Technik erlernt, hatte sogar so etwas wie Faszination dafür entwickelt, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Nach einem halben Jahr hatte er Arbeit in einer Lufttaxiwerkstatt am oberen Rand der Unterstadt gefunden. Von dort hatte er sich Stück für Stück weiter hoch gearbeitet, bis er vor sieben Monaten Mechaniker für die berühmte Renegaten-Staffel geworden war. Seitdem besaß er endlich einen Posten, der ihn als Spion quasi unersetzlich machte. Natürlich wurde ihm kein Sterbenswörtchen darüber verraten, welche Erfolge die anderen Spione erreicht hatten, aber er wusste dennoch, dass seine Informationen von unschätzbarem Wert für die Sith waren. Auf seinen Schultern ruhte die Last der Verantwortung dafür, dass der Friedensgipfel scheiterte. Nur so konnte er seine Familienschande reinwaschen. Wenn er es denn wollte… Gemächlich schlenderte Vir durch die leeren Industriestraßen von Kessada. Selbst für Nicht-Sith-Verhältnisse galt der Asteroid als äußerst unansehnlich, aber Vir kümmerte sich nicht darum. Er war nach all der Zeit in der Unterstadt von Coruscant schon wesentlich Schlimmeres gewohnt. Während er so tat, als würde er sich gemeinsam mit seinen Kollegen einfach nur mit seiner neuen Umgebung vertraut machen, hielt er in Wahrheit nach strategischen Angriffspunkten Ausschau. Nach den Schwachstellen bei Mannschaftsunterkünften, nach Generatoren, Energieleitungen, Sensorschüsseln und allerlei mehr möglichen Zielen für Sabotageakte. Als er den Weg zur Messe einschlug, hörte er hinter sich eine salbungsvolle Stimme, die er von einem uralten Holo-Vid über die Rebellenzeit kannte. Automatisch passte er sein Schritttempo so an, dass er weiterhin vor den Gesprächspartnern lief, um alles mit anhören zu können. „Wenn man bedenkt, mit wem wir es hier zu tun haben, lief die erste Besprechung erstaunlich friedlich ab. Die Gründungsverhandlungen der Neuen Republik waren viel explosiver.“ Das Glucksen einer jüngeren männlichen Stimme erklang. „Dieses Mal war ja auch nicht Onkel Han dabei, um die Feindseligkeiten zwischen den Gruppen auch noch zu befeuern.“ „So schlimm war der alte Gauner eigentlich gar nicht. Er war ja clever genug, schon nach wenigen Wochen in den Ruhestand zu treten und Luke und Leia alles zu überlassen. Er war nun einmal eher ein Mann der Tat als des Wortes.“ Eine Frauenstimme kicherte verstohlen. „Aber Generalin Vorn scheint ein zäher Brocken zu sein.“ Die salbungsvolle Stimme wurde ernster. „Wahrscheinlich wird sie noch einigen Ärger machen.“ „Ich denke nicht“, widersprach die jüngere Männerstimme. „Ihre wahre Feindseligkeit gilt nicht uns, sondern den Sith. Sie ist in Sorge um ihre Familienangehörigen. Das macht sie hier zu unserer potenziell stärksten Verbündeten.“ „Wir müssen ihr nur begreiflich machen, dass uns genauso viel am Schutz von Tenel Ka und Allana gelegen ist wie ihr“, fügte die Frau hinzu. „Das dürfte gar nicht so einfach werden. Die Hapaner sind verdammt heißblütig“, sagte der Mann mit der salbungsvollen Stimme. Ein zweifaches Seufzen erklang, ehe der jüngere Mann wieder sprach. „Wir haben ohnehin nicht darauf gehofft, dass es hier in irgendeiner Hinsicht einfach wird.“ Ein dumpfes Geräusch erklang mehrmals hintereinander. Der erste Mann schien seinen Begleitern auf die Schultern zu klopfen. Eine ganz alltägliche Geste unter Menschen und vielen anderen humanoiden Spezies, die Vir erst auf Coruscant kennen gelernt hatte. „Luke, Han und Leia haben das auch immer wieder geschafft.“ „Immer dieser Zugzwang“, brummte der jüngere Mann, aber Vir war sich sicher, ein Lächeln heraus zu hören. Als sich die Türen zur Messe vor ihm öffneten, trat Vir beiseite, um den drei Personen, deren Gespräch er belauscht hatte, den Vortritt zu lassen. Von seinen unzähligen Recherchen erkannte er Lando Calrissian und Tahiri Veila sofort, aber wer ihn wirklich ins Stocken brachte, war der junge Mann in ihrer Begleitung: Ben Skywalker, Sohn des einstigen Jedi-Großmeisters Luke Skywalker. Ben Skywalker, dem Vir es verdankte, dass er sich auf Keshir mehr als irgendjemand sonst abstrampeln musste, um die Schande seiner Familie zu tilgen. Es wäre so einfach, dem Skywalker-Erben hier und jetzt den Garaus zu machen. Vir fielen auf Anhieb ein Dutzend sicherer Methoden ein. Niemand könnte ihn daran hindern… Nicht der Gedanke an seine Mission war es, der Vir wieder zur Besinnung brachte. Nicht die Sorge um seine Heimat oder um seinen Familiennamen. Ein sanftes Hauchen in der Macht, wie er es noch nie gespürt hatte, ließ den Sturm in seinem Inneren zur Ruhe kommen. Dabei dürfte er momentan gar nichts in der Macht spüren. Für einen winzigen Moment sah Vir sich selbst und Ben Skywalker, wie sie einander mit noch deaktivierten Lichtschwertern gegenüber standen. Ein Duell? Ein Kampf auf Leben und Tod? Irgendetwas stimmte mit diesem Bild nicht, doch ehe Vir es ergründen konnte, war Ben an ihm vorbeigegangen und die Vision verschwunden. Langsam und vorsichtig holte Vir Luft, besann sich auf seine innere Ruhe, dann betrat er die Messe ebenfalls und suchte sich einen Platz, der möglichst weit von den Jedi entfernt lag. Verwirrt blinzelnd setzte Ben sich neben Tahiri. Er spürte ihren aufmerksam-fragenden Blick, aber er hatte keine Antworten für sie. In einem Moment war alles normal gewesen und dann hatte er etwas gespürt. Eine Art Prickeln in der Macht. Eine Vorahnung. Eine Vision? Bisher hatte er noch nie eine Vision gehabt, daher hatte er keine Ahnung, wie sich so etwas anfühlte. Da ihm jetzt außer Verwirrung nichts geblieben war, konnte er diesen Machtimpuls nicht ergründen. Vielleicht würde eine Meditation etwas zu Tage fördern, aber fürs Erste konzentrierte er sich lieber wieder auf das Hier und Jetzt. Die Messe war für die Offiziere aller drei Parteien und für Landos Mitarbeiter gedacht. Und bereits gut besucht. Sie wirkte wie zahlreiche andere Offiziersmessen, die Ben schon erlebt hatte, durch die unterschiedlichen Uniformen nur noch ein wenig bunter, aber es gab nur wenige Anzeichen von Feindseligkeit. Bislang war es erstaunlich friedlich und Ben hoffte, dass sich dieser Trend fortsetzte. Ein Küchendroide rollte mit drei beladenen Tabletts heran und bediente Lando, Tahiri und Ben. Auf jeden Tablett schwamm ein saftiges Nerfsteak in dicker Bantha-Buttersoße. Dazu kamen unterschiedliche Gemüsesorten. Ein Klassiker und sicher kein Nobelrestaurantstandard, aber nahr- und schmackhaft. In Landos Privatquartier hätten Ben und Tahiri sich fürstlich bewirten lassen können, aber sie hatten einen Eindruck von der Stimmung der rangniedrigeren Offiziere gewinnen wollen. Während sie aßen, spürte Ben viele Blicke, die ihn und Tahiri beobachteten. Neugierige Blicke, misstrauische Blicke, musternde Blicke… Durch die Macht spürte er Tahiris Belustigung. „Du bist offensichtlich nicht nur bei Jedi-Schülerinnen beliebt.“ „Großartig“, brummte Ben und versuchte, zu verhindern, dass er errötete. „Oho, es hat sich seit unserem letzten Treffen also doch etwas bei Ben getan?“, mischte Lando sich natürlich sofort ein. „Gehst du etwa auf Brautschau? Oder nimmst du dir ein Beispiel an deinem Vater und lässt dich erst einmal Monate lang von deiner Traumfrau durch die halbe Galaxis jagen?“ „Gejagt wird er. Die Frage ist nur, ob seine Traumfrau dabei ist“, kicherte Tahiri, wofür Ben sie am liebsten in ihrer Bantha-Buttersoße ertränkt hätte. „Ich weiß gar nicht, was die alle von mir wollen“, nuschelte Ben missmutig und schob sich eine Frucht in den Mund, welche dem Aussehen nach von Rhyloth stammen könnte. „Du bist berühmt, ein Held würden viele sogar sagen. So etwas wirkt besser als jeder Lockduft“, erklärte Lando weise. „Keine Sorge, wenn du erst geheiratet hast, wird sich das wieder legen.“ Tahiri prustete in ihre Kaf-Tasse, wofür Ben ihr einen finsteren Blick zuwarf. Sie riss sich erst wieder zusammen, als sich ihnen ein breitschultriger Mann mittleren Alters mit den Abzeichen eines Piloten und Kommandanten der GA näherte. Er trug seine tadellos sitzende Uniform anscheinend mit einigem Unbehagen und war wohl eher die Art Mann, die sich in einem Fliegeroverall am wohlsten fühlte. Er hatte schwarzes Haar, das gekämmt nicht so recht zu seinem kantigen Gesicht passen wollte, und dunkelblaue Augen. Ben spürte, wie Tahiri sich neben ihm unmerklich anspannte. Irgendetwas behagte ihr nicht, aber da sie sich seinem vorsichtigen Machttasten nicht öffnete, konzentrierte er sich stattdessen auf den Kommandanten. Er konnte sich erinnern, den Mann bei der Besprechung vorhin und auch in den Personalakten, die Lando ihm gegeben hatte, gesehen zu haben, aber der Name wollte ihm nicht sofort einfallen. „Kommandant Darklighter, richtig?“, erhob Lando das Wort und bedeutete dem jüngeren Mann, sich auf dem freien Platz am Tisch nieder zu lassen. „Ja, Sir, der bin ich.“ „Sie führen die Renegaten-Staffel an, oder?“ Ben erinnerte sich wieder an die Angaben in der Personalakte von Darran Darklighter. Als der Pilot nickte, gluckste Lando amüsiert. „Wohl eine Familientradition, wie?“ „Keine gewollte, Sir. Als ich mich für einen Platz in einer Kampfjägerstaffel beworben habe, wollte Kommandant Peor mich für die Renegaten und bei seiner Beförderung vor zwei Jahren hat er mich als seinen Nachfolger vorgeschlagen.“ „Als Kind berühmter Eltern hat man es nicht leicht, aber es muss nichts Schlechtes sein, in ihre Fußstapfen zu treten“, erklärte Ben bedächtig, der sich nur zu gut in den Älteren hinein versetzen konnte. „Solange man es aus freien Stücken tut“, stimmte Darklighter ihm lächelnd zu. Ben mochte den Piloten auf Anhieb. Er schien ein gutes Gefühl dafür zu haben, wann Förmlichkeiten angebracht waren – und in einer lärmigen Offiziersmesse waren sie das nicht wirklich. „Sie kommen wegen der Flugübung?“ Der Kommandant nickte ruhig, aber in seiner Machtaura nahm Ben ein hohes Maß an Vorfreude wahr, was ihn selbst auch anstachelte. Während der Besprechung vorhin war vereinbart worden, dass Ben mit den unterschiedlichen Staffeln der drei Parteien Flugübungen absolvieren sollte, um ein Konzept für die Verteidigung des Asteroiden erarbeiten zu können. „In unserem Hangar haben wir mehrere XJ-X-Flügler als Reserve. Ich weiß, dass die Jedi Stealth-X-Flügler bevorzugen, aber bei einem Verteidigungsflug wäre ein XJ-X-Flügler effektiver.“ Da war was dran. Die Stealth-X waren hervorragend für Aufklärungs- und Überwachungsmissionen geeignet, weil sie so konstruiert waren, dass sie keine für Sensoren wahrnehmbare Signatur abgaben. Ihre Strahlung wurde von einer speziellen Legierung so stark minimiert, dass nicht einmal die besten Sensoren der Galaxis sie ausfindig machen konnten. Optisch wurden sie durch eine schwarz-gräuliche Lackierung getarnt. Wenn ein Jedi dann auch noch Schattenbomben einsetzte – Torpedos ohne eigenen Antrieb –, waren die Stealth-X ideal für Überrasungsangriffe. Allerdings flog die Tarnung des Stealth-X sofort auf, wenn man sein Komlink verwendete, weshalb nur Jedi das Potenzial des Kampfjägers voll ausschöpfen konnten. Mit Hilfe eines Kampfgeflechts konnten ausgebildete Jedi gut genug miteinander kommunizieren, um auf die Verwendung eines Komlinks verzichten zu können. Da gleichzeitig Panzerung und Schilde des Stealth-X in Vergleich zu anderen Modellen des X-Flüglers deutlich schwächer waren, ergab ihre Verwendung für nicht Nicht-Jedi nur selten Sinn – und im offenen Kampf, wie er hier vielleicht zu erwarten war, ebenso wenig. „Dieses Angebot nehme ich gerne an, Kommandant“, erklärte Ben. Lando gluckste: „Das wäre dann das erste Mal, dass ein Skywalker und ein Darklighter gemeinsam in der Renegaten-Staffel fliegen.“ Ben quittierte diese Feststellung mit einem schlichten Nicken, aber er musste sich eingestehen, dass er Vorfreude auf die Flugübung empfand. Als Kommandant Darklighter sich jedoch höflich verabschiedet hatte, wagte Ben es, Tahiri kurz von der Seite anzusehen. Noch immer wirkte sie angespannt. Ihre Hände hielten das Besteck ein bisschen zu fest und sie verwendete große Mühe darauf, sich ganz und gar von Ben abzuschotten. Wenn er mit Tahiri alleine gewesen wäre, hätte er sie dennoch darauf angesprochen, aber das musste wohl warten, bis sie in Landos Gästequartier waren. Luke war die Macht. Die Macht war Luke. Sie waren eins und doch verschieden, verschmolzen miteinander und mit der Umgebung, waren das Bett, in dem Lukes Körper lag, waren die kleine, spärliche Hütte, waren Dagobah mit all seinen Sümpfen, waren sogar die gesamte Galaxis, vom Wasserstoffatom bis zur größten Supernova. Sie waren Zeit und Raum, überall und nirgends, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Bilder und Stimmen, Gerüche und Berührungen ordneten sich nach einem Prinzip vor Luke, das er gleichzeitig verstand und nicht verstand. Weisungen folgend, die lautlos und unsichtbar und doch laut und grell waren, tastete Luke ganz bestimmte Bilder ab. Mara, unendlich erschöpft und ausgezehrt und dennoch mit dem schönsten Lächeln, das er jemals bei ihr gesehen hatte. In ihren Armen lag ein Neugeborenes mit nassem, aber unverkennbar rötlichem Flaum… Eine hübsche, junge Frau mit einer Narbe im Mundwinkel, die sich vom Licht abwandte… Die vierzehnjährige Tahiri, der Blick der einstmals lebhaft funkelnden Augen trüb und unendlich alt, die Miene steinern, während vor ihr ein großes Feuer brannte… Allana, erwachsen und wunderschön, auf einem Thron, das Lichtschwert im Schoß, um sie herum unzählige verschiedene Spezies in vollkommener Eintracht… Zwei junge Männer, deren Gesichter nicht zu erkennen waren. Sie standen einander gegenüber und hielten Lichtschwerter in ihren Händen, eines blau, eines rot… Anakin, so friedlich, wie er zu Lebzeiten nie gewesen war. Seine Augen funkelten zärtlich, als seine Lippen sich bewegten… Tahiri auf einer Seite des Raums, ihr gegenüber die Solos. Die Solos lächelten ihr zu, aber Tahiri presste sich die Hände auf die Ohren und schrie… Ben und Tahiri in Tahiris Quartier auf Ossus, Tränen auf dem Gesicht der Frau… Ein Mann im Fliegeroverall, den Helm in der Hand, die Miene nachdenklich… Der aktuelle Jedi-Rat, alle mit ernsten Mienen, in ihrer Mitte Ben, die Miene unerschütterlich… Zwei Hände, eine klein und zierlich, die andere groß und schwielig, die Finger zärtlich miteinander verflochten… Ein Raum voller Offiziere, Ben unter ihnen, ruhig, souverän, die Mienen der Offiziere skeptisch, misstrauisch… Eine Blutlache… Ein Gefecht im Raum… Lando, gramgebeugt. Er griff mit beinahe Schmerz verzerrter Miene nach seinem Komlink… Ein scharfer stechender Schmerz… Ben, Schulter an Schulter mit einem Fremden, ihre gegenseitige Deckung perfekt, ein Ausdruck höchsten Vertrauens… Ein junger Mann mit edlen Gesichtszügen, die Miene voller Zweifel, der Blick umherirrend… Die Gedenkstätte auf Ossus… Tahiri, neunjährig, die Lippen ruhelos, die Augen leuchtend… Ein roter Kristall, der langsam zu Boden fiel… Die Vision endete einfach, nicht abrupt und doch ohne Vorwarnung. Luke schlug die Augen auf und nahm sich die Zeit, sich zu sammeln, ehe er sich erhob. Ganz bewusst blieb er weiterhin offen für die Macht, ließ sich von Ruhe und Vertrauen erfüllen. Es war schwer, nicht zu viel in die Bilder der Vision hinein zu interpretieren. Immerhin betrafen sie seinen eigenen Sohn. Neutral zu bleiben, auch wenn seine Familie involviert war, war schon immer die härteste Prüfung für Luke gewesen. Aber er konnte auch nach so vielen Jahren Visionen nicht zweifelsfrei deuten. Nicht einmal Meister Yoda hatte das jemals vermocht. Einige Szenen in der Vision bezogen sich eindeutig auf Vergangenes, andere waren wahrscheinlich nur symbolhaft zu verstehen, wieder andere stellten mögliche Verläufe der kommenden Ereignisse dar. Das Blut könnte genauso gut Ben, Tahiri oder einem Sith gehören. Das ließ sich unmöglich eindeutig sagen. Demzufolge konnte Luke auch nicht Entscheidungen fällen, die auf dieser Vision beruhten. Als Ben und Tahiri von ihrer Mission erzählt hatten, hatte er gewusst, dass der Rat eine gute Entscheidung getroffen hatte. Er hatte den Fähigkeiten seines Sohnes vertraut. Daran musste er sich halten. Ben war schon lange nicht mehr der hilflose, kleine Säugling von damals… Seufzend blickte Luke in den Spiegel seiner schlichten Hygieneeinheit. Als er sich entschieden hatte, sich zurückzuziehen, hatte er gewusst, dass die turbulente Zeit eines Jedi für Ben gerade erst richtig begann. Er hatte geglaubt, damit keine Probleme zu haben, aber nun musste er sich eingestehen, dass er besorgt war, ja, sogar Angst hatte. Wie hatten Han und Leia das während des Yuuzhan Vong Krieges immer wieder ausgehalten? Vor allem bei jener Mission, als alle drei Solo-Kinder ins Feindesgebiet aufgebrochen waren, um der Bedrohung durch die Voxyn für die Jedi Einhalt zu gebieten? Luke war beinahe daran zugrunde gegangen, als Mara gestorben war. Wie könnte er es ertragen, wenn Ben auch sterben sollte? Diese Gedanken bargen einen Pfad zur Dunklen Seite, das wusste Luke nur zu gut. Deshalb hatte der alte Jedi-Orden seinen Mitgliedern familiäre oder romantische Beziehungen untersagt, aber Luke hatte darin ein Verschließen vor den Tatsachen gesehen. Ein Schwur brachte Jedi nicht dazu, auf einmal nichts mehr zu fühlen. Die Jedi des Neuen Ordens hatten für sich eine neue Balance finden sollen. Das galt auch für Luke. Er musste sich mit der Tatsache anfreunden, dass sich sein Sohn in Gefahr begab, wie er selbst es unzählige Male getan hatte, um den Frieden in der Galaxis zu wahren. Ben hatte sich aus freien Stücken und im vollen Bewusstsein über die Gefahren für diesen Pfad entschieden. Er war klug, stark und wahrscheinlich sogar begabter im Umgang mit der Macht als Luke. Luke musste auf diese Talente vertrauen und sich seiner eigenen Ungewissheit und Unsicherheit stellen. Und zumindest in einer Sache konnte er sich gewiss sein: Was auch immer auf Kessel geschehen würde, für Ben und Tahiri würden sich einige grundlegende Dinge ändern… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)