Begegnungen von Yosephia ([EU-Sequel \ Ben Skywalker & Tahiri Veila Centric]) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Als Kommandant der Renegaten-Staffel hatte Darran das Recht und die Pflicht, dem ersten Treffen der Sicherheitskräfte beizuwohnen. Er musste zugeben, dass die Vorbereitungen von Lando Calrissian clever waren. Sie befanden sich in einem runden Raum mit einem runden Tisch, der Platz für alle Offiziere bot. Es war ungewohnt für Darran, der es nur kannte, sich mit anderen niederen Soldaten in einen Raum zu quetschen und nach vorn zum befehlshabenden Offizier zu blicken, während der mit einem Holoschirm die Taktiken erläuterte. Mit diesem runden Tisch wurden die Grenzen der Offiziersränge und natürlich auch die der drei anwesenden Parteien verwischt. Sogar eine Sitzordnung gab es, die vielleicht im ersten Moment vollkommen willkürlich wirkte, in Wahrheit jedoch ein ausgesprochen raffinierter Plan zu sein schien: Nie saßen zwei Offiziere derselben Partei nebeneinander. Links von Darran saß die atemberaubend schöne Admiralsadjutantin Tyrylia Halek, die zum hapanischen Schlachtdrachen Reiterin im Nebel gehörte. Rechts von ihm saß ein Major der Imperialen mit dem kargen Namen Kon Nel, ein Sensorexperte mit wohl dreißig Standardjahren Diensterfahrung, das hakennasige, faltige Gesicht verkniffen und streng. Darran fühlte sich äußerst unwohl in dieser Konstellation, aber er begriff auch, dass Calrissian damit alle Beteiligten dazu zwingen wollte, vom typischen Cliquengehabe abzulassen. Den Mienen der Anderen entnahm Darran, dass auch einige von ihnen sich unwohl fühlten, aber keiner setzte sich über die vorgegebene Ordnung hinweg. Entgegen der sonst üblichen Prozedur war niemand entwaffnet oder gar gefilzt worden. Lediglich die Identität jedes Einzelnen hatte Calrissian mittels Retinascan überprüfen lassen. Die Waffen betreffend hatte der ehemalige General der Rebellenallianz erklärt, dass es nicht seine Aufgabe wäre, die Anwesenden daran zu hindern, einander über den Haufen zu schießen. Dafür hätten sie selbst zu sorgen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen wollten. Zweck der hier zu erarbeitenden Sicherheitsvorkehrungen war der Schutz der Gipfelteilnehmer vor Gefahren von außen, also vor den Sith oder ihren Handlangern. Auch in diesem Punkt hatte Darran dem Geschäftsmann zustimmen müssen. Mit einem leisen Zischen öffneten sich die einzigen Türen des Raums und herein traten zuerst die drei Generäle der jeweiligen Flottillen: Für die Galaktische Allianz ein Bothaner mit schneeweißem Pelz und violett-silbernen Augen, Taon Kre’fey, Sohn von General Traest Kre’fey, einem der frühen Helden des Yuzzhan Vong Krieges. Generalin der Hapaner war Malise Vorn, eine entfernte Verwandte der Königsfamilie und Veteranin des Zweiten Galaktischen Bürgerkriegs, auch wenn ihr die langjährige Erfahrung lediglich an der Härte des Blicks ihrer saphirblauen Augen anzusehen war. Beim dritten General handelte es sich um Malik Tal, Moff von Bastion und berühmt für seine grandiosen Siege beim bisher einzigen Luftkampf gegen die Sith bei Ord Mantell. Wie selbstverständlich verteilten sich die drei Generäle auf noch leere Plätze am Tisch und gaben so den Blick frei auf diejenigen, die ihnen folgten. Lando Calrissian war längst allen hier bekannt, wenngleich er auch dieses Mal eine imposante Erscheinung war mit seiner farbenfrohen Aufmachung, dem beschwingten Gang und dem immerzu strahlenden Lächeln. Weitaus interessanter für alle Anwesenden waren seine beiden Begleiter – drei, wenn man die blau-weiße R2-Einheit mitzählte, für welche extra ein Platz zwischen zwei Stühlen gelassen worden war. Die beiden Menschen waren ihrer Kleidung und den Lichtschwertern an ihren Gürteln nach Jedi, ein Mann und eine Frau. Der Mann musste wohl der Jüngste unter allen hier Anwesenden sein und dennoch bezweifelte Darran nicht, dass alle den hochgewachsenen Zwanzigjährigen mit den rotblonden Haaren und den blauen Augen kannten. Ben Skywalker war die Berühmtheit im Grunde in die Wiege gelegt worden. Seine Haltung war – ganz so, wie man es den Jedi immer nachsagte – ruhig, geradezu entspannt, aber sein Blick hatte etwas stechend Forschendes und verriet, dass er weit mehr Erfahrungen gesammelt hatte, als sie seinen jungen Jahren zu zutrauen wären. Absuderweise war das Erste, was Darran bei der Frau auffiel, die Tatsache, dass sie barfuß unterwegs war. Für einige irritierende Sekundenbruchteile war Darran vom Anblick der nackten Füße gefesselt, ehe sein Blick weiter wanderte über eine kleine, zierliche Statur bis hin zu einem ebenmäßigen Gesicht mit smaragdgrünen Augen, umrahmt von weißblonden Haaren. Darran brauchte nicht die hässlichen Yuzzhan Vong Narben auf der Stirn, um die Frau als Tahiri Veila zu erkennen. Ihr Gesicht war ihm schon lange bekannt gewesen, bevor es vor wenigen Standardjahren Monate lang durch alle Nachrichtenkanäle gegeistert war. Darran kannte die Geschichte dieser Frau, die sechs Jahre jünger als er war und doch das Doppelte seiner Lebenserfahrung zu besitzen schien. Anders jedoch als auf den unzähligen Holoaufnahmen des Prozesses von damals waren Tahiris Augen nicht mehr voller Trauer und Orientierungslosigkeit. Obwohl sie jetzt auf jeditypsiche Art ruhig und undurchschaubar waren, strotzten ihre grünen Augen vor Leben. Etwas hatte sich in den letzten sechs Jahren an ihr verändert – und das machte die Jedi in Darrans Augen um Welten attraktiver als alle hier anwesenden Hapanerinnen. Calrissian und die beiden Jedi ließen sich auf den drei zusammenstehenden Plätzen nieder, der Droide positionierte sich in der Lücke zwischen Skywalkers und Calrissians Stühlen und fuhr seinen Datenport aus, um sich mit der Computereinheit des Konferenztisches zu verbinden. Als er sich der Aufmerksamkeit aller gewiss sein konnte, rieb Calrissian sich mit einem vorfreudigen Grinsen die Hände. „Willkommen auf Kessel, meine Damen und Herren. Wie ich Ihnen zuvor angekündigt habe, wurde für die Dauer des Gipfeltreffens die gesamte Bevölkerung evakuiert. Lediglich mein persönliches Technikpersonal und einige meiner erfahrenen Berater sind noch hier, außerdem ein Regiment YVH-Droiden, deren Sicherheitseinstellung Ihre Experten gerne überprüfen können. Über die Rahmenbedingungen Ihres Aufenthalts hier wurden Sie im Vorfeld sicherlich umfassend informiert, also werde ich sie nicht damit langweilen, alles zu wiederholen. „Für diejenigen unter Ihnen, die sie tatsächlich nicht kennen sollten, möchte ich hiermit Ben Skywalker und Tahiri Veila vorstellen. Auch wenn es sowieso bekannt sein sollte, möchte ich betonen, dass die Jedi in jedweder Hinsicht meine volle Unterstützung genießen. Ich lege großen Wert auf den Rat der Jedi und angesichts unseres gemeinsamen Gegners würde ich Ihnen empfehlen, diesen Rat ebenfalls zu beachten.“ Mit diesen Worten nickte Calrissian dem jungen Mann zu seiner Rechten zu, welcher diese Geste ruhig erwiderte, ehe er zu sprechen begann. Seine Stimme war klar, hatte die Hürden des Heranreifens längst überwunden und die Art, wie er sprach, hatte eine Autorität inne, welche die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Für einen Moment fragte Darran sich, ob das ein Jedi-Trick war, aber wenn es das wäre, so überlegte Darran im nächsten Moment, würde er wohl nicht über diese Frage nachdenken. Seine Gedanken fühlten sich immer noch klar und wie seine eigenen an. Außerdem hatte sein Vater ihm mal gesagt, dass die Jedi die Macht bei weitem nicht so oft benutzten, wie viele es ihnen gerne vorwarfen. Skywalker war wohl schlicht und einfach ein guter Redner. „Entgegen aller landläufigen Vorstellungen sind die Jedi nicht dafür da, für die Wesen in der Galaxis Krieg zu führen“, begann Skywalker. „Wir sind Friedenshüter. Wir beraten, wir helfen, wir stellen uns einer Bedrohung in den Weg. Aber wir rennen nicht mit dem Lichtschwert in der Hand auf denjenigen zu, den Andere in der Galaxis für den Feind halten. „Diese Richtung kann der Orden erst seit einigen Jahren konsequent verfolgen. Oft genug wurde er in Angelegenheiten gezogen, die eigentlich nicht die seine waren. Und der Preis dafür war höher, als viele in der Galaxis das überhaupt ermessen können.“ Darran schauderte unwillkürlich. Für ihn war es das erste Mal, dass er sich in einem Raum mit einem Jedi aufhielt, aber wie jeder gebildete Bürger der Galaxis hatte er die Ereignisse vor dem endgültigen Abzug der Jedi von Coruscant noch gut in Erinnerung. Seine Kenntnisse gingen sogar noch darüber hinaus, da er den Erzählungen seines Vaters, der mehr als einmal Seite an Seite mit Jedi gekämpft hatte, stets wie gebahnt gelauscht hatte. Zum Beginn des Yuzzhan Vong Krieges hatte der Orden gerade einmal aus etwa hundert Jedi-Rittern bestanden, die bei öffentlichen Auftritten oft Schmähungen über sich hatten ergehen lassen müssen. Im Verlauf des Krieges waren die Jedi sowohl von der Friedensbrigade als auch von Politikern, Militärs und Zivilisten immer wieder angefeindet und denunziert worden. Eine hoch angesehene Politikerin, die Kuati-Senatorin Viqi Shesh, hatte den Yuzzhan Vong sogar geholfen, eine Spezies namens Voxyn zu züchten, die in der Lage war, Machtnutzer aufzuspüren und zu töten. Diesen Monstrositäten waren viele Jedi zum Opfer gefallen und noch mehr Opfer hatte es erfordert, das Muttertier aller Voxyn zu töten. Anakin Solo war bei dieser Mission ums Leben gekommen. Am Ende des Krieges hatten die Jedi prozentual genauso viele Opfer wie alle anderen Gruppen in der Galaxis zu beklagen gehabt, aber das hatte viele nicht daran gehindert, wie eine wilde Meute auf Daala Natasis Anschuldigungen und Angriffe auf die Jedi zu reagieren. Selbst als die damalige Staatschefin den Jedi-Tempel von Mandalorianern hatte umstellen lassen, hatte sie einen Großteil der galaktischen Bevölkerung hinter sich gehabt. Darran hatte bei all dem immer die Worte seines Vaters im Kopf gehabt: „Niemals würde ich behaupten, diese Macht-Philosophie der Jedi zu verstehen, aber eines habe ich bei all den Kämpfen an ihrer Seite gelernt: Sie mögen uns noch so überlegen sein, sie sind doch nur fühlende Lebewesen, keine Superwaffen, die man nach Belieben an- und ausschalten kann. Manchmal machen sie Fehler wie jedes andere denkende, fühlende Wesen auch, aber ihnen werden diese Fehler ungleich härter vorgeworfen. Sie werden durch die Macht nicht allmächtig oder allwissend, also sollte man weder das eine noch das andere von ihnen verlangen, sondern für alles dankbar sein, was sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten tun können. Und was ihre Möglichkeiten sind, wissen immer noch am besten die Jedi selbst…“ Nach einer kurzen Pause fuhr Skywalker gleichbleibend ruhig fort: „Jedi Veila und ich sind nicht hier, um das Kommando an uns zu reißen oder um uns in eine militärische Befehlskette einzugliedern. Wir bieten unsere Erfahrungen und unsere Fähigkeiten in den von uns gesetzten Grenzen an.“ Malise Vorn räusperte sich vernehmlich. „Jedi… Meister Skywalker…“ „Nur Jedi Skywalker“, bat der junge Mann höflich und Darran konnte sehen, wie die Lippen der Jedi-Frau ganz kurz zuckten. „Jedi Skywalker also… Vielleicht sollten Sie uns jetzt darüber in Kenntnis setzen, wo diese von Ihnen gesetzten Grenzen liegen. Daran misst sich letztendlich Ihr Wert für diese Operation.“ Die Feindseligkeit der Hapanerin schien die Luft regelrecht zu verpesten. Für Darran war das unerklärlich, war Malise doch mit einer Jedi verwandt und sogar in deren Auftrag hierher gekommen, um deren sichere Teilnahme am Gipfeltreffen zu gewährleisten. Respektvoll, aber nicht unterwürfig nickte Skywalker in Richtung der Hapanerin. „Unsere Grenzen beginnen dann, wenn von uns Aggressionen erwartet werden. Bei der Sicherung des Gipfeltreffens können und wollen wir nach besten Kräften helfen und bieten dabei auch unsere individuellen Erfahrungen und den Speicher unsere Astromechdroiden an. Wenn wir Spione mit unseren Machtsinnen wahrnehmen, werden wir solche Informationen umgehend an Sie weiter geben. Und sollte es zu einem Angriff kommen, werden wir all unsere Mittel zur Verteidigung von Kessada einsetzen. „Aber sollte es im Zuge dieser Operation zur Planung eines Angriffs kommen, werden wir uns nicht beteiligen. Ebenso werden wir uns nicht in interne Ränke verwickeln lassen. Aller früheren Erfahrungen zum Trotz werden wir keine militärischen Ränge bekleiden. Wir wissen, dass das für Sie Einschränkungen bedeutet, aber in der Vergangenheit mussten wir hohe Verluste hinnehmen, wenn wir von diesem Kurs abgekommen sind.“ „Die Jedi sind ein Schild, kein Schwert“, fasste General Kre’fey zusammen und nickte in Skywalkers Richtung, welcher diese Geste erwiderte. Sie begegneten einander auf Augenhöhe und das trotz aller Unterschiede in Alter, Herkunft, Lebensweg und Kulturkreis. Taon Kre’feys Vater war auch schon als Jedi-Unterstützer bekannt gewesen. Ein seltener Charakterzug für einen Bothaner. „Und wenn wir einen Sith-Saboteur identifizieren?“, warf General Tal ein. „Dann werden wir zum Schutz der Soldaten bei einer Gefangennahme helfen“, antwortete Skywalker ruhig. „Und solange Sie keine Ysalamiri für die sichere Haft des Sith haben, werden wir auch bei der Bewachung helfen. Bei allem, was darüber hinaus geht, werden wir uns jedoch ohne Rücksprache mit dem Jedi-Rat nicht beteiligen.“ „Das heißt, Sie würden uns nicht helfen, die Heimatwelt der Sith zu finden?“, hakte Malise Vorn beinahe lauernd nach. „Nicht, solange der weitere Kurs nicht von allen Gipfelteilnehmer einvernehmlich bestimmt worden ist“, meldete sich zum ersten Mal Tahiri Veila zu Wort. „Waren es nicht die Jedi, die vor fünf Jahren eindringlich vor der Bedrohung durch die Sith gewarnt haben?“ Skywalker war die Personifizierung der Ruhe, als er leicht den Kopf neigte. „Wie General Traest bereits sagte, wir sind ein Schild, kein Schwert. Wir werden bei der Initiierung eines Angriffs auf Keshir nicht helfen.“ „Dann würde ich sagen, wir nehmen von den Jedi, was wir kriegen können“, mischte sich Traest ein, bevor die Hapanerin weitere Anschuldigungen vorbringen konnte. Malise Vorn zog eine in Darrans Augen sehr unattraktive Grimasse, ehe sie sich wieder zusammen riss und würdevoll nickte. Dennoch lag auch für die restliche Dauer der Besprechung die Anspannung in der Luft. Alles in allem, dachte Darran irgendwann ironisch bei sich, war eine Operationsbesprechung immer angespannt. Jedi machten da offensichtlich keinen Unterschied aus. Sie waren nun einmal wirklich nicht allmächtig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)