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Königsanwärter

von

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Kapitel 28

Kapitel 28
 

Stur starte Killian nach vorne zu ihrem Lehrer und versuchte nicht seine Konzentration zu verlieren, denn wenn die Anwärter eines in den letzten Tagen gelernt hatten, dann, dass dies sehr unangenehm werden konnte. Tag für Tag nahm die Strenge des Unterrichts zu. Die Lerninhalte wurden immer mehr gemischt, Wissen unerwartet abgefragt. Passte einer der Anwesenden nicht richtig auf, oder gab eine falsche Antwort auf die gestellte Frage, dann zog sich der Unterricht so lange, bis der entsprechende Lehrer den Eindruck hatte, dieses Defizit ausgeglichen zu haben.

Aidan hingegen nahm inzwischen fast gar nicht mehr an dem Unterricht der Anwärter teil, sondern erhielt einen gesonderten. Seit sein Vater ihn verstoßen hatte, bemerkte man eine große Veränderung bei den Lehrkräften. Es wurde immer mehr offensichtlich wie sehr Aidan durch seine Abstammung Vorteile genossen hatte. Der Respekt ihm gegenüber nahm innerhalb der Ausbildung stark ab. Ihm wurden die Unterrichtsinhalte aggressiver vermittelt und man zeigte weniger Toleranz für Fehltritte, doch besonders sein Kampfunterricht war nun strenger. So auch an diesem Tag.
 

Durch die geschlossenen Fenster konnte man fast jedes Wort, welches ihr Kampflehrer brüllte, verstehen, als er wieder einmal eindrucksvoll verlauten ließ, wie unzufrieden er mit den Leistungen des jungen Mannes doch war. Heute strengte Aidan sich nicht genügend an, so seine Worte.

Die Kampfübungen waren für ihn ohnehin nie die Einfachsten gewesen und diese hatte er nun mehrmals die Woche zu absolvieren. Danach war er immer sehr erschöpft und auch an diesem Abend würde er es wieder sein. Killian kümmerte sich dann nach bestem Wissen um ihn. Er orderte bei Liam ein heißes Bad zur Entspannung und danach lockerte er Aidans Muskeln durch Massagen mit warmem Öl. Auf diese Weise versuchte er so den Jüngeren vor Muskelkater zu bewahren, doch hatte er nur wenig Erfolg damit. Heute würde er trotzdem sein Glück erneut versuchen, sobald der ehemalige Prinz von ihrem Lehrer entlassen wurde.
 

Doch nicht nur aufgrund der jetzt so starken körperlichen Belastung machte der Anwärter sich Sorgen um seinen Liebsten, auch schwieg dieser förmlich über seinen Namensverlust. Er sagte lediglich, dass er weiterhin versuchen würde mit seinem Vater abzuschließen, so wie er dies versuchte, seit sie wegen der Vergiftung des Monarchen im Palast gewesen waren. Er wollte versuchen den liebenden Vater aus vergangenen Tagen in seinem Gedächtnis zu bewahren. Killian war aber natürlich klar, dass dies nicht so einfach zu bewerkstelligen war. Aus diesem Grund behielt er ihn im Auge und wäre für ihn da, wenn er ihn brauchen würde. Bis dahin hoffte er lediglich, dass der Jüngere nicht alles nur unterdrücken würde.
 

Müde rieb der Anwärter sich mit den Händen über das Gesicht. Der Unterricht war anstrengend und lang, danach versuchte er seine Zeit so gut es ging mit Aidan zu verbringen und ihm die Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen, die er verdiente und kaum lagen sie nach wenigen Stunden gemeinsam im Bett, wobei dem Jüngeren immer sehr schnell die Augen zufielen, dann lag er noch wach, aufgrund seiner Sorgen. Er war froh, dass ihm nicht zwischenzeitig der Appetit verloren gegangen war, denn dann hätte er wohl kaum noch Energie um den Tag zu überstehen.

„Langweile ich dich, Killian?“, fragte der Lehrer sofort und sah ihn streng an.

„Nein. Nein, ganz und gar nicht“, antwortet der Anwärter sofort und schüttelte zusätzlich den Kopf. „Ich habe in der Nacht nur wenig geschlafen und versuche nun die Müdigkeit abzuschütteln, um dem Unterricht besser folgen zu können.“
 

Zufrieden nickte der vorne Stehende und ging nicht weiter auf das Angesprochene ein.

Nur von Peer konnte man ein leises Murmeln vernehmen. „Lehrerliebling…“, sagte er, ganz offensichtlich wenig erfreut, da er nur selten Vorzüge genießen durfte.

Aus Reflex wollte der Ältere bereits darauf eingehen, doch schloss er den Mund wieder, ohne auch nur einen Ton herausgebracht zu haben. Er musste dem Jüngsten recht geben, leider.

Seit Antritt zu der Ausbildung hatte er sich immer über die Anerkennung durch ihre Lehrkräfte gefreut, doch nun fragte er sich immer öfter, ob es für ihn wirklich noch erstrebenswert war, König zu werden. Selbstverständlich wäre die Ernennung zu diesem eine Ehre und es war über viele Jahre sein Traum und höchstes Ziel gewesen dies zu erreichen, doch nun war da Aidan. Würde er als neuer Monarch hieraus hervorgehen, dann würde er den jungen Mann unweigerlich verletzen.

Er würde eine der Anwärterinnen heiraten und eine Familie gründen, wie es auch zu seinen Aufgaben gehörte. Für Aidan stand fest, dass er in den Dienst des neuen Königs treten würde und somit würde er dies mit ansehen müssen, ohne dem ausweichen zu können.
 

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Zu Beginn der Mittagspause gingen die Anwärter gemeinsam in den Speisesaal. Wie so oft in letzter Zeit war Aidan nicht anwesend. Meistens bekam er während des Unterrichts die Gelegenheit etwas zu essen, oder seine Pausenzeiten wurden so gelegt, dass sie von denen der Anderen abwich. Sie vermuteten, dass man verhindern wollte, dass der ehemalige Prinz die übrigen Anwärter von der Ausbildung ablenkte. Dazu hätte er aber kaum die Gelegenheit. Alle waren ruhiger als sonst. An keinem ging der strengere Ausbildungsplan spurlos vorbei, weshalb sie zu den Mahlzeiten meistens schwiegen.
 

Nachdem Killian etwas zügiger als sonst gegessen hatte, verabschiedete er sich von seinen Kameraden mit dem Hinweis, dass sie sich zur nächsten Unterrichtseinheit wiedersehen würden. Schnell griff er noch nach ein paar der unangetasteten Speisen vom Tisch und machte sich damit auf den Weg zum Übungsplatz. Ihr Kampflehrer war während ihres Unterrichts immer lauter geworden, weshalb er entschieden hatte dort einmal nach dem Rechten und vor allem nach Aidan zu sehen.
 

Bereits als er noch ein Stück weit vom Platz entfernt war, konnte er dem ehemaligen Prinzen seine Erschöpfung ansehen. Seine sonst konzentrierte Haltung in Kampfstellung war kaum noch existent, viel mehr war er entkräftet nach vorne gebeugt, seine Deckung völlig außer Acht gelassen. Mit Absicht lief der Anwärter so, dass er auf jeden Fall von den Anwesenden bemerkt werden musste und tatsächlich schaute der Lehrer kurz darauf auf und sah zu ihm.

„Killian! Bringst du etwas zu essen?“, fragte der Mann neugierig, als er auf die Hände des Angesprochenen sah. Dieser nickt lächelnd.

„Ja, ich wollte Aidan eine Kleinigkeit vorbeibringen. Wäre eine kleine Pause für die weiteren Übungen nicht sowieso förderlich?“, fragte er freundlich und versuchte so, seinem Liebsten eine Verschnaufpause zu verschaffen. Leider aber ohne wirklichen Erfolg.

„Noch brauchen wir keine“, sagte der Kampflehrer kurz angebunden. „Deine ist dafür jedoch zu Ende.“
 

Weiterhin lächelnd nickte Killian daraufhin. Es war offensichtliche, dass man ihn loswerden wollte. Kurz änderte er seine Richtung, damit er nun zu einem Baum gehen konnte. In den Schatten dessen legte er das mitgebrachte Essen ab. „Aidan, ich lege dir das Essen hier hin, ja?“

Erschöpft sah der Jüngere auf und lächelte ihn leicht an. „Danke“, hielt er sich kurz.
 

Der Anwärter war zwar ein wenig enttäuscht, dass er im Moment nicht mehr für den jungen Mann tun konnte, doch so hatte dieser zumindest für einen kurzen Moment eine kleine Verschnaufpause.

Er nickte den Beiden nochmal kurz zu und eilte dann zurück in das Gebäude. Auf keinen Fall wollte er riskieren zu spät zurück zu sein. Wer wusste schon, was für einen Vortrag er sich dann womöglich anhören dürfte.
 

- - - - -
 

Die ganze Zeit, während ihres Nachmittagsunterrichts, konnte man Geräusche von Aidans Kampfübungen hören. Sei es nun das aufeinander schlagen der Übungswaffen, oder die unzufriedenen Ausrufe seiner Lehrkraft. So langsam machte Killian sich ernsthaft Gedanken darüber, ob dieser seine Übungen nicht übertrieb.
 

Kaum war der Unterricht gegen Abend beendet worden, da machte sich der Anwärter auch schon auf, die Bibliothek in Richtung des Übungsplatzes zu verlassen. Toran folgte ihm schweigend.

Wenig später kamen sie in der Nähe des Platzes an, da bestätigte sich auch schon das gehörte und der ehemalige Anwärter stand noch immer auf der Mitte des Platzes, nur wesentlich erschöpfter, als er es am Mittag bereits gewesen war. Erschrocken musste Killian auch feststellen, dass sogar das von ihm mitgebrachte Essen vom Mittag noch unangetastet unter dem Baum stand.
 

„Wie lang soll denn die Übungseinheit heute noch gehen?“, fragte er deswegen lauernd, als er noch ein Stück weit entfernt war.

Durch seine Frage machte er nun auf sich aufmerksam und der Lehrende hielt in seiner Bewegung inne. Ein wenig verwundert drehte er sich zu dem Anwärter, während sein Schüler schwer atmend seinen Schwertarm sinken ließ, ihn aber weiterhin im Blick behielt.

„Der Tag ist noch nicht vorbei und sollte genutzt werden.“ Mit den ausgesprochenen Worten wollte der Mann sich schon wieder wegdrehen, doch hielt ihn dieses Mal Toran Stimme davon ab.

„Aidan, wann hattest du zuletzt eine Pause?“

„Darüber braucht ihr euch keine Gedanken zu machen. Ich passe schon auf ihn auf“, gab der Lehrer stattdessen angespannt lächelnd, jedoch freundlich klingend zur Antwort.

„Ich denke, das reicht für heute. Die Kampfübungen sind beendet“, sagte Killian schlicht, als er neben Aidan und ihrem Lehrer zum Stehen kam und sah letzteren fast schon herausfordernd an.
 

Kurz sah der ältere Mann den Anwärter prüfend an und nahm eine gerade Körperhaltung ein. „Diese Entscheidung liegt noch immer bei mir.“

Mit den gehörten Worten ging Toran um Killian herum und stellte sich vor den ehemaligen Prinzen. „Die Kampfübungen sind für heute beendet“, wiederholte er die Worte seines Kameraden.

Kurz verzog der Lehrer unzufrieden den Mund und hob ein wenig die Schultern an. Ein Zeichen dafür, dass er sich scheinbar geschlagen gab. Trotzdem beugte er sich ein wenig zur Seite, so, dass er den ehemaligen Anwärter ansehen konnte. „Du hast morgen pünktlich zu erscheinen, verstanden?“, zischte er verärgert.

Killians Laune war ohnehin schon nicht die Beste gewesen als er hier ankam, doch nun war er wirklich sauer. Sie hatten morgen frei und auch wenn Aidan nicht mehr zu den Anwärtern gehörte, so brauchte auch er hin und wieder einen freien Tag. Aus diesem Grund drehte er sich nun vollends zu dem Lehrenden.
 

„Aidan wird nicht kommen. Er wird genauso wie wir einen freien Tag haben.“

„Du bist ziemlich frech und erlaubst dir so einiges, Killian.“ Die Augen des Lehrers wurden schmal und auch er drehte sich dem Anwärter nun entgegen.

„Was soll denn passieren, wenn Aidan morgen nicht erscheint? Soll er rausgeworfen werden? Oder vielleicht doch lieber bestraft?“ Es fiel dem Anwärter schwer ruhig dabei zu bleiben, doch das musste er. Wer wusste schon, was der Mann sich tatsächlich einfallen lassen würde. Doch es passierte tatsächlich nichts weiter, als das der Kampflehrer kurz sein Haupt neigte und sich dann von ihnen abwandte und in Richtung des Anwesens verschwand.
 

Bis er noch zu sehen war folgten ihm drei Augenpaare, doch sobald er hinter einer Ecke nicht mehr zu sehen war, gaben Aidans Beine unter diesem nach. Sofort griff Toran nach ihm, welcher ihm am nächsten stand und bewahrte ihn so davor, auf dem Boden aufzutreffen. Killian hingegen sah sich gleich nach einer Wasserkaraffe um, von der er ausging, dass Liam wieder eine deponiert hatte, so wie er es immer tat, wenn Kampfübungen anstanden und tatsächlich stand eine am Rand des Platzes. Mit großen Schritten ging er darauf zu und füllte den daneben stehenden Becher, um mit diesem zu den anderen Beiden zurückzukehren. Dankbar wollte Aidan seine Hand ausstrecken, doch zitterte diese stark, weshalb der Ältere kurzerhand entschied ihm das kühle Nass direkt an den Mund zu halten. Auf diese Weise konnte der Jüngste der Dreien seinen Durst stillen.
 

Daraufhin entschieden sie, den ehemaligen Prinzen in Killians Zimmer zu bringen. Gemeinsam stützten die Anwärter den Geschwächten, ließen ihm aber zugleich die Möglichkeit auch aus eigener Kraft zu gehen. So brauchten sie zwar etwas mehr Zeit, um an ihr Ziel zu kommen, doch würde es wohl weniger an Aidans Stolz zerren, als es die gesamte Situation ohnehin schon tat.

Im besagten Zimmer angekommen setzten sie Aidan auf einer der Sitzgelegenheiten ab, worauf dieser auch gleich ein wenig in sich zusammensackte und erschöpft an die Rückenlehne lehnte.

„Ich geben Liam Bescheid. Er soll euch Essen bringen und Aidan ein Bad einlassen“, sagte Toran sogleich und wandte sich schon zur Tür.

„Er braucht etwas Kräftiges!“, merkte Killian besorgt an.

„Natürlich. Wir werden schon etwas Gutes für ihn finden“, versicherte der Älteste und lächelte beruhigend, bevor er das Zimmer verließ.
 

Besorgt saß Killian zu dem Jüngeren, bevor er sich vor diesem in Hocke begab.

„Warum hast du denn nichts unternommen oder gesagt?“, fragte er Aidan und strich ihm die verschwitzen Haare von der Stirn.

„Was hätte ich denn tun sollen?“, fragte der junge Mann stattdessen und lehnte sich in Richtung der Hand seines Liebsten. „Meine Worte haben kein Gewicht mehr. Ich habe keinen Wert mehr für sie, seit ich kein Prinz mehr bin.“
 

Ende Kapitel 28



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Serafina2104
2018-02-15T19:03:07+00:00 15.02.2018 20:03
Armer Aiden...hoffentlich bessert sich das wieder.
Super Kapitel :D
Antwort von:  Cheytuna
16.02.2018 21:20
Solange er Killian hat kann er alles ertragen ^^
Vielen Dank für deinen Kommi :D


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