Wie Regen nach der Trockenheit von abranka (DD x BZ) ================================================================================ Kapitel 4: IV. -------------- Die nächsten zwei Tage pendelte sich Dudleys Leben bei Harry und Ginny langsam ein. Sie lernten einander näher kennen und er war erstaunt, mit welchem Mangel an Voreingenommenheit gerade Harry ihm begegnete. Er selbst hätte wohl gänzlich anders an seiner Stelle reagiert. Sie setzen sich an einem Abend einmal gemütlich bei einem Bier zusammen und Harry erzählte ihm die ganze Heldengeschichte. Dudley musste zugeben, dass er durchaus beeindruckt war. Er begriff, dass die Dinge sehr viel dramatischer und gefährlicher gewesen waren, als Harry sie darstellte. Sowieso neigte dieser dazu, sein Licht viel zu sehr unter den Scheffel zu stellen. Alle um ihn herum hatten längst kapiert, dass er ein Held war, während Harry immer noch abwinkte. Das war schon seltsam. Dudley hätte auch hier gänzlich anders reagiert. Allerdings wäre Dudley auch nie auf die Idee gekommen, sich selbst für alle anderen zu opfern. Insofern... Schließlich sagte Harry beim Abendessen: „Der Zaubereiminister, Kingsley Shacklebolt, möchte dich morgen kennenlernen. Eventuell ergibt sich wirklich etwas für dich.“ Er hob die Schultern, während über Dudleys Gesicht ein ungläubiges Lächeln glitt. „Es hängt ein bisschen davon ab, wie das Gespräch läuft.“ Harry musterte Dudley von oben bis unten und dieser verzog das Gesicht. „Sei intelligent und höflich und zuvorkommend und möglichst wenig wie du eigentlich bist?“, fragte Dudley. Dabei lächelte er, obwohl ihm gar nicht danach war. Vermutlich würde er dafür nicht gut genug sein. So, wie er für so ziemlich nichts gut genug war. Wahrscheinlich reichte es sogar nicht einmal aus, wenn er einfach nur ein normaler nichtmagischer Mensch sein sollte. „Nein, eigentlich solltest du einfach nur du selbst sein. Kingsley wird dich vermutlich überraschen.“ Harry lächelte aufmunternd. „Mhm“, machte Dudley nur. „Im Endeffekt weißt du doch alles, was er von dir wissen wollen kann“, schaltete sich Ginny ein. „Das ganze Muggelzeug kennst du viel besser als jede Hexe oder jeder Zauberer. Du musst es nur einfach erklären. Wie für kleine Kinder.“ Sie hob die Schultern. „Das bekommst du hin, Dudley. Dank dir weiß ich immerhin endlich, wie ein Muggelsupermarkt funktioniert.“ Dort waren sie am Tag zuvor gemeinsam gewesen, weil Dudley es viel zu aufwändig fand, für alle Einkäufe immer in die Winkelgasse zu reisen. „Und diese Pfandmünzdinger an den Einkaufswagen sind wirklich fies“, ergänzte sie, während Dudley unwillkürlich lachen musste. Der Kampf der resoluten vor nichts Angst habenden Ginny mit dem Einkaufswagen war wirklich zu lustig gewesen. Das Zaubereiministerium war wirklich so eindrucksvoll, wie Ginny und Harry es ihm vorher gesagt hatten. Es war unglaublich, dass sich dieses gewaltige Bauwerk tatsächlich unter der Erde befand. Und nicht irgendwo unter der Erde, sondern direkt unter London. Wo war hier denn vor lauter U-Bahnen, Kanälen und so weiter der Platz dafür? Dudley konnte nur mit Mühe verhindern, dass er mit offenem Mund alles um sich herum anstarrte. Harry und er waren über den Kamin angekommen und schritten nun durch die Eingangshalle, in der ein großer Brunnen stand. Ein Zauberer, eine Hexe, dazu noch drei komische Geschöpfe standen dort und blickten gemeinsam in die Runde. Harry erklärte knapp, dass es sich bei den dreien um einen Kobold, einen Hauself und einen Zentaur handelte und dass man den Brunnen vor einigen Jahren umgebaut hatte, um eine neue Politik gegenüber Kobolden, Hauselfen und Zentauren zum Ausdruck zu bringen. Dudley hörte jedoch nur mit halbem Ohr zu. Er war nervös und zupfte an dem Kragen seines Hemdes, der ihm viel zu eng zu sein schien. Die Krawatte störte ihn außerdem. Und der Umhang fühlte sich immer noch wie eine Verkleidung an, auch wenn hier die meisten Männer und Frauen Umhänge trugen. Sie stiegen in den Fahrstuhl und fuhren damit genau ein Stockwerk. Dudley staunte über die Memos, die an der Decke herumflogen und teilweise mit ihnen hinausschwirrten oder noch weiterfuhren. „Genial“, murmelte er leise. „Harry!“ Eine junge Frau mit kastanienbraunem, sehr buschigem Haar lief ihnen entgegen. „Hallo!“ Sie strahlte die beiden an und schien vor Tatendrang und Energie regelrecht zu beben. „Du musst Dudley sein.“ Sie streckte ihm die Hand hin und Dudley schüttelte sie kurz. Danach umarmte sie Harry freundschaftlich. „Hallo Hermione.“ Harry lächelte die Freundin warm an. Kurz wünschte sich Dudley, auch solch eine Freundin – oder einen Freund – an seiner Seite zu haben. Jemanden, der ihn schon lange kannte, und mit dem er durch Dick und Dünn gegangen war oder gehen konnte. Tja, aber es brachte ja nichts, Dingen nachzuweinen, die nicht existierten. Stattdessen sollte er sich lieber auf das konzentrieren, was nun vor ihm lag: das vermutlich wichtigste Gespräch, das es aktuell geben konnte. Er atmete tief durch und bemühte sich, möglichst wenig künstlich zu lächeln. Nur am Rande nahm er wahr, dass Harry und Hermione fröhlich mit einander plauderten und dass sie gemeinsam zu einer großen Tür schritten. Hermione klopfte an, trat kurz alleine ein und winkte sie beide dann hinein, während sie sich wiederum zurückzog. Es begann. Der Zaubereiminister Kingsley Shacklebolt sah vollkommen anders aus als Dudley es erwartet hatte. Er hatte eher mit jemandem wie dem Premierminister Tony Blair gerechnet: recht konservativ und älter. Womit er nicht gerechnet hatte, war ein groß gewachsener dunkelhäutiger Mann mit kahlem Schädel, einem goldenen Ohrring und einem leuchtend gelben Gewand mit roten Stickereien. „Hallo Harry.“ Der Zaubereiminister erhob sich von dem Stuhl hinter dem gewaltigen Schreibtisch, an dem er gesessen hatte. Die gesamte Einrichtung in diesem Büro war groß und sah altmodisch und beeindruckend aus. Alles schien dazu gedacht zu sein, Besucher einzuschüchtern. Dudley musste zugeben, dass das bei ihm funktionierte. „Und Sie müssen Dudley Dursley sein.“ Die Stimme des Zaubereiministers war dunkel und sehr angenehm. Dudley konnte sich gut vorstellen, dass die Menschen ihm gerne zuhörten. „Sir, es ist mir eine Freunde, Sie kennenzulernen.“ Dudley schüttelte die ausgestreckte Hand und lächelte nervös. Sie hielten noch ein wenig Smalltalk, bei dem Mr. Shacklebolt Harry fragte, wie es ihm ging und wie alles so lief, ehe es dann ernst wurde. „Setzen wir uns doch, Mr. Dursley.“ Mr. Shacklebolt deutete auf eine kleine Sitzecke mit einem niedrigen Tisch, auf dem schon Wasser und Tee standen, und vier gemütliche Sessel. „Harry, wir sehen uns nachher.“ „Natürlich.“ Harry nickte und ließ sie alleine. Nervös setze sich Dudley auf die Kante des Sessels. Er bemühte sich krampfhaft darum, dass weder seine Hände noch seine Knie zitterten und verrieten, wie angespannt er war. „Also, Harry hat mir erzählt, dass Sie an einer Tätigkeit als Muggelexperte interessiert sind.“ Der Zaubereiminister lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück und schaute Dudley äußerst aufmerksam an. Dieser fühlte sich regelrecht durchleuchtet. Seine Nervosität und Anspannung waren wahrscheinlich absolut kein Geheimnis für diesen. „Und dass Sie ein Muggel sind.“ „Ja, Sir, das stimmt.“ Dudley wusste nicht, was er dazu noch mehr sagen sollte, also fasste er sich lieber kurz. „Sie wären der erste und einzige Muggel im gesamten Ministerium. Nicht, dass ich nicht jemand bin, der sich für Vielfalt einsetzt. Allerdings würde Sie das sehr besonders und einzigartig machen. Außerdem wären Sie allen anderen Mitarbeitern gegenüber im Nachteil. Schlicht und ergreifend, weil sie nicht zaubern können, was für alle anderen hier selbstverständlich ist. Ich glaube, wir haben höchsten einen oder zwei Squibs hier. Und die arbeiten beim Reinigungsdienst oder in der Kantine.“ Mr. Shacklebolt lehnte sich vor. „Warum, Mr. Dursley, sollten wir beide dieses Risiko eingehen? Warum möchten Sie hierher und Teil dieser Welt werden? Und warum sollte ich Sie hier aufnehmen?“ Dudley schluckte. Das waren genau die Fragen, vor denen er sich am meisten gefürchtet hatte und bei denen er Schwierigkeiten damit hatte, sie zu beantworten. „Das sind sehr berechtigte und sehr schwierige Fragen.“ Dudley lächelte. „Ich denke, das wissen Sie. Und ich weiß das auch.“ Der Zaubereiminister lächelte ebenfalls und ließ seine weißen Zähne aufblitzen. Er füllte ihrer beider Teetassen, während er Dudley damit ein wenig mehr Zeit gab um nachzudenken. „Ich denke, die einfachste Antwort ist die ehrliche. Ich tue mich schwer in meiner Muggelwelt und bekomme dort keine Chance. Sicher, irgendetwas würde sich finden lassen. Aber wahrscheinlich wäre das nicht unbedingt etwas Legales. Harry ist so freundlich und hat mich bei sich aufgenommen, als ich ganz am Boden angekommen war. Ich gebe zu, ich war nie ein großer Freund von Magie. Sie hat mir früher immer Angst gemacht. Nachdem ich mich jetzt jedoch damit beschäftigt habe, finde ich sie und die Möglichkeiten, die sie eröffnet, faszinierend. Ich finde Ihre ganze Welt faszinierend. Und es wäre schön, wenn ich ein Teil davon werden könnte. Zumindest scheinen Hexen und Zauberer in vielerlei Hinsicht offener und toleranter zu sein als es die normalen Menschen sind. Das hoffe ich zumindest. Sie sind alle so anders und unterschiedlich und kommen dennoch miteinander aus.“ Er stockte. Mr. Shaklebolt hatte bislang nichts gesagt, sondern hörte ihm nur aufmerksam zu. „Was ich Ihnen bieten kann, ist das umfangreiche Wissen eines totalen Muggels. Ich war genauso verbohrt und intolerant, wie es die meisten normalen Menschen sind. Ich weiß, was wir uns einreden, um nicht zugeben zu müssen, dass es Magie tatsächlich gibt. Und ich weiß, wie die Muggelwelt mit ihren ganzen technischen Errungenschaften funktioniert. Wissen Sie, ich war gestern mit Ginny, Harrys Frau, in einem ganz normalen Supermarkt. Für mich war das etwas vollkommen Normales, aber für sie gab es dort haufenweise Dinge, die sie nicht kannte und nicht verstand. Ich konnte ihr alles zeigen und erklären, sodass sie danach gut zurecht gekommen ist. Sicher, es gibt viele muggelgeborene Hexen und Zauberer, die vieles selbst kennen. Und es gibt diejenigen, die auch unsere Welt oft betreten und sich gänzlich unerkannt bewegen. Aber für all diejenigen, die das nicht können, könnte ich hilfreich sein und erklären, wie man nicht auffällt. Ich könnte ihre Abteilung für den Missbrauch von... Ach, Sie wissen schon, die verzauberten Gegenstände. Diese Abteilung. Die könnte ich unterstützen. Oder Ihre Polizei. Damit sie sich unauffällig durch die Straßen bewegen kann. Ich weiß ja, worauf man achten muss...“ Dudley verstummte langsam, denn er hatte das Gefühl, dass er sich noch um Kopf und Kragen redete. „Sie haben sich viele Gedanken gemacht“, stellte der Zaubereiminister fest. „Und ich weiß zu schätzen, dass Sie ehrlich und offen mit mir sprechen.“ „Aber?“, unterbrach Dudley ihn. Als er die Miene des anderen Mannes sah, lächelte er verlegen. „Verzeihung. Aber das klang sehr nach einem Aber.“ „Es gibt auch auch ein Aber. Ich möchte dieser Sache hier eine Chance geben, weil ich glaube, dass Sie uns wirklich bereichern können und dass wir Brücken zwischen Zauberern, Hexen und Muggeln schlagen müssen. Schon allein, weil sich unsere Lebenswelten immer wieder berühren und überschneiden. Das Aber bedeutet jedoch, dass das sicher nicht einfach sein wird. Denn wir haben in unserer beider Welten es immer mit Menschen zu tun. Und so gerne ich auch behaupten würde, dass Hexen und Zauberer generell offener und toleranter sind als Muggel, so fürchte ich, dass ich nicht für alle sprechen kann. Es hat sich viel in den letzten fünf Jahren getan. Jedoch liegt auch noch viel vor uns. Sie wären für uns ein solch wichtiger Schritt, wenn Sie bereit sind, sich auf dieses Wagnis einzulassen.“ „Sir, das wäre ich mit Freude.“ Dudley strahlte über das ganze Gesicht. Ihm war bewusst, was Kingsley Shacklebolt gerade gesagt hatte, aber das Risiko, nicht akzeptiert zu werden, trug er doch eh die ganze Zeit. Wo das jetzt der Fall war, war doch letztendlich auch egal. Und hier hatte er zumindest Harry und Ginny, die aus irgendeinem für ihn nicht nachvollziehbaren Grund auf seiner Seite standen. Hier war er nicht vollkommen allein. „Dann lassen Sie uns über die Details sprechen.“ Der Zaubereiminister lächelte breit. „Ich hole nur kurz Hermione dazu. Wenn es um die Origanisation irgendwelcher Dinge geht, ist sie immer um das Hundertfache besser als ich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)