Krumme Katzen von Ayame-chan ================================================================================ Kapitel 8: ...werdet ihr selbst die dunklen Trommeln schlagen ------------------------------------------------------------- Paschka verschwendete nicht einen Gedanken mehr an den merkwürden Sar’m-Athra, sondern wandte ihre ganze Aufmerksamkeit dem sterbenden Ceiiron zu. Die Khajiit legte den Heilstab auf Ceiirons Oberkörper ab, doch nichts gescha. /Natürlich nicht, es braucht sicherlich einen Auslöser./, dachte die Getigerte. /Aber welchen?/ Paschka war keine Magierin, sie hatte sich niemals mit Magie beschäftigt, außer wenn…. Dunkel erinnerte sie sich an die privaten Unterrichtsstunden des Dunkelelfen, als dessen Spielgefährtin sie gedient hatte. Magie war greifbar… Zögerlich umschloss Paschka mit der Hand wieder den Stab. Warm und kribbelnd…er trug Magie in sich, sie musste sie nur dort herausbekommen. Die Khajiit schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Ursprung des Kribbels, versuchte danach zu greifen, doch es war so, als wollte man den Wind mit bloßer Hand einfangen. /Nun komm schon./ Sie versuchte es mit schieben, drücken mit freundlichem Locken, doch die Magie machte nicht ansatzweise Anstalten irgendeine Reaktion hervorzurufen. Schließlich versuchte Paschka es mit Gewalt. Im Geiste griff sich nach dem Kribbeln, stieß es diesmal von sich und glaubte jetzt tatsächlich so etwas wie einen Widerstand zu spüren. /Nun wirke endlich!/ Der Stab erhitzte sich und Paschka umfasste ihn nun auch mit der zweiten Pfote, griff so fest zu, als wolle sie die Magie förmlich herauspressen, welche gegen die grobe Behandlung rebellierte. /Bitte!/ Es knackte und ein Riss zog sich durch das Holz, aus welchem ein feiner goldener Schliere herauszugleiten schien. Ein zweites Knacken, als Paschka an dem Stab zerrte und weitere Risse breiteten sich aus, ehe in einer Explosion der Stab gänzlich zersprang. Die darin gespeicherte Magie drang heraus und warf Paschka nach hinten auf den Rücken, während sich eine Kugel aus goldenem Licht über ihr erhob und lautlos und grell leuchtend explodierte.Das Licht prallte gegen Paschka, ließ ihren gesamten Körper kribbeln, drängte in ihre Schnitt- und Schürfwunden und ließ sie zu Narben verheilen, ehe die Magie vollständig verschwand. Die vergangene Helligkeit tanzte noch immer als helle Punkte vor Paschkas Augen, als sich diese wieder aufgesetzt hatte und auf das zersprungene Holz in ihren Händen starrte. Es kribbelte nicht mehr. Einen Moment lang blickte Paschka noch auf den Stab, dann auf die feinen Narben, die sich unter dem Fell abzeichneten und schließlich hinüber zu Ceiiron. Ein plötzlicher Ruck ging durch den Körper des Elfen, der sich würgend und hustend zur Seite drehte und sein eigenes Blut ausspuckte. /Es hat geklappt!/ „Helle Monde, diese dankt euch, diese dankt euch tausend Mal!“, rief Paschka und richtete dabei den Blick zum blauen Himmel hinauf. Dann wandte sie sich wieder Ceiiron zu und half dem Elfen sich aufzusetzen, während sein Hustenanfall allmählich nachließ und schließlich stiller Verwirrung wich. Seine Finger tasteten nach dem Loch in seiner Brust, doch das einzige was er dort vorfand, war ein unschöner Narbenwust. Die ungewollt hervorgezwungene Magie hatte ihren Zweck getan doch ein richtiger Magier hätte ihre Kraft wohl besser lenken können. „Wieso…wieso bin ich…“, stotterte Ceiiron und richtete seinen Blick auf Paschka. „Ihr habt…?“ Er schien nicht glauben zu können, dass Paschka der Grund für sein Überleben sein konnte, doch die Khajiit verübelte es ihm nicht. Sie konnte ja selbst kaum glauben, dass es ihr tatsächlich gelungen war. „Diese konnte ja schließlich kaum zulassen in euer Schuld zu stehen, ja?“, erwiderte sie und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. Dann fiel ihr der Senche wieder ein und sie wirbelte zu der Stelle herum, wo der Gekrümmte bis eben noch gewesen war, doch er war verschwunden. Ceiiron hatte wohl eine bissige Bemerkung dafür parat, doch ein weiterer Hustenanfall hielt ihn davon ab ihn laut auszusprechen. „Die anderen?“, erkundigte Paschka sich schließlich, nachdem sie keine Bewegungen zwischen den Toten hatte erkennen können. Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Rishids abgetrennter Kopf war das letzte, was ich von ihnen gesehen habe.“, sagte er und kam taumelnd auf die Beine, eine Hand dabei auf seine schmerzende Brust gedrückt. „Wir müssen hier raus.“ Paschka widersprach nicht, auch wenn für einen Sekundenbruchteil Bagahris Gesicht vor ihrem geistigen Auge auftauchte. Doch es war sinnlos nach ihm zu suchen. Wenn es der Khajiit nicht zurück zum Eingang geschafft hatte, dann war er sicherlich längst tot. Der Weg den Berg hinab, wirkte noch länger, als bei ihrem Aufstieg. Außer ihren erschöpften schlurfenden Schritten und dem leiser werdenden Trommeln, durchbrach nichts die unheimliche drückende Stille. Dennoch sah sich Paschka immer wieder um, in Erwartung eines Angriffes. Ceiiron hielt ihre Sorge für unbegründet, doch er war ja auch nicht dem Sar-m’Athra begegnet. Und auch wenn dieser aus welchem Grund auch immer, ihr scheinbar geholfen hatte, so wusste zumindest er, dass sie überlebt hatten. Doch sie sollten niemandem begegnen. Sie kamen ungeschoren an den Leichen der Oger vorbei, betraten erneut den Steingarten wo unter dem wieder aktiven Schutzsiegel unangetastet Lalelas Überreste ruhten. Vor ihrem geistigen Auge sah Paschka erneut, wie Rishid die Körperteile einsammelte undherübertrug, sie achtsam niederbettete und Lalela leise versprach, sie auf dem Rückweg mitzunehmen. Nun bat Paschka die Tote stumm darum ihnen zu verzeihen, dass sie einfach weitergingen. Sie konnten so schon kaum die Füße voreinander setzen, ohne sich gegenseitig zu stützen.Völlig unmöglich, dass sie noch ein zusätzliches Gewicht mit sich schleppten. „Die Siegel scheinen intakt zu bleiben.“, sagte Ceiiron, die Augen auf die golden schimmernde Stele gerichtet. „Vermutlich ist dass der Grund dafür, dass wir noch leben.“ „Dieser denkt die Siegel hindern die Dro-m’Atrha den Berg weiter hinabzusteigen, ja?“ Der Elf nickte. „Es wird sie sicherlich nicht lange aufhalten. Der Mondbischof hat es einmal geschafft die Siegel zu brechen, es wird ihm auch ein zweites Mal gelingen. Wir können nur hoffen, dass die Siegel lang genug halten, bis Verstärkung eintrifft.“ „Ihr wollt es also noch einmal versuchen?“, fragte Paschka, verwundert über den Ehrgeiz des Altmers. Sie hatte ihn für jemanden gehalten, der praktisch dachte. Und angesichts dessen, was sich ihnen in den Weg gestellt hatte… Ceiiron antwortete zunächst nicht. Es war kein Ruhm wonach er strebte, sondern Wissen. Natürlich war die Welt der Khajiit für Außenstehende ein großes Geheimnis und der Tempel somit die Gelegenheit mehr darüber zu erfahren, aber…war es das wirklich wert? Er dachte an seine Versuche die Zauber und Flüche zu durchschauen, was ihm zwar gelungen war doch seine Erkenntnisse war zu spät gekommen. Und vor allen Dingen ließ ihn eines nicht mehr los: Der Moment als er die Pforten des Todes beinahe durchschritten hatte. Der Braunhaarige tastete nach seiner Brust, fühlte die Erhebungen der Narben, der Beweis dafür, dass er tatsächlich noch am Leben war. Jenes Leben, welches ihm mit einem mal so kostbar erschien, dass er es für nichts wieder würde riskieren wollen. Sein Blick glitt hinüber zu Paschka, welche neben ihm her taumelte. Sie war der Grund, warum sein Leben beinahe geendet hätte. Wenn er weitergegangen wäre…wenn er nicht angehalten hätte um sie über den Abgrund zu ziehen…warum hatte er sein Leben für eine Fremde riskiert? Einem mondzuckersüchtigen Tierwesen? „Ich muss darüber nachdenken.“, antwortete er schließlich auf Paschkas Frage. „Ich muss scheinbar über vieles nachdenken.“ Die Sonne hatte bereits ihren halben Weg zum Niedergang hin hinter sich gebracht, als die beiden Überlebenden endlich das Tempeltor erreichten. Die Zuversicht bald in Sicherheit zu sein, verlieh ihnen neue Kraft und ließ sie das letzte Stück weniger Taumeln. Gemeinsam schoben sie das schwere Steintor auf und stolperten hinein in eine Gruppe aufkreischender Unheilsbruten. „Ihr?“, rief Valrea überrascht, als sie Ceiiron und Paschka erkannte und hieß die beschworenen Daedra mit einem knappen Befehl ihnen platz zu machen. Die Miene der Khajiit hellte sich sichtlich auf, als sie die Altmer entdeckte, welche zwar erschöpft aber unversehrt an einem Felsen lehnte. „Ihr seid am Leben!“, rief Paschka und ihr Herz machte vor Freude einen Sprung. Sie hatte bereits sämtliche Hoffnung aufgegeben die anderen noch einmal lebend wiederzusehen, doch scheinbar war es ihnen doch irgendwie gelungen den Angreifern zu entkommen. Als Valrea jedoch den Kopf schüttelte, verschwand das Lächeln von Paschkas Lippen. „Ich habe die Kantorin mit mir nehmen können und Orak war dicht hinter uns.“ Sie deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des Orks, welcher schweigsam auf die Axt in seinem Schoß starrt. Dort wo sein rechter Arm hätte sein sollen, befand sich nur noch ein mit blutigen Lumpen umwickelter Stumpf. „von den anderen habe ich niemanden mehr gesehen. Wenn ihr ihnen nicht begegnet seid, besteht wohl keine Hoffnung.“ Paschka erwiderte nichts. Mühsam schluckte sie den Kloß hinunter, welcher ihre die Kehle zuzudrücken schien, dann sank sie auf die Knie. Wie von weit weg hörte sie Valrea weiterreden. Darüber, dass die Unheilsbruten das Tor bewachen sollten, bis die Kantorin wieder zu Bewusstsein fand und es versiegeln konnte…dass sie ihre Zwielichtschwinge zum Kloster geschickt hatte, um Hilfe zu holen…doch immer weniger Worte schienen bis zu Paschka durchzudringen. Es war nicht nur wegen Bagahri. Sie waren zwölf gewesen. Zwölf unerschrockene Krieger, welche bereits den schlimmsten Schrecken ins Auge gesehen und es überlebt hatten. Und jetzt waren sie nur noch vier…Natürlich, es war selten, dass alle Unerschrockenen von ihren Aufträgen zurückkehrten und dennoch…die Dro-m’Athra hätten sie nicht so überrennen dürfen. Wenn sie nicht gestritten hätte, wenn die dünne Luft ihnen nicht so zugesetzt hätte… Doch das Schlimmste war, dass sie nicht wussten, was der Mondbischof vorhatte. Würde er sich damit zufrieden geben nur das Kloster zu verseuchen? Wie lange mochten ihn die Schutzzauber dort halten? Wie lang, bis er dort ausbrach und über die gesamte Schnittermark herfiel? Paschka spürte eine Berührung an ihrer Schulter, den sanften Druck von Ceiirons Hand. Es schien, als wolle der Hochelf ihr Trost spenden, doch das tat es nicht. Nichts würde sie im Moment trösten können. Die Zeit verging und die Nacht senkte sich über das Land der Khajiit herab, tauchte das komfortabel eingerichtete Schlafzimmer in düstere Finsternis. Lediglich die Reste glimmender Glut im Kamin, spendeten noch einen Hauch von Helligkeit. Ihr schwaches Schimmern beleuchtete eine Khajiit, welche auf einem gepolsterten Hocker vor dem Kamin saß und in die Glut starrte. Sie trug die schlichte Kleidung eines Seefahrers. Weite Hosen, eine luftige Bluse; Lederriemen dienten als Schützer für die Unterarme und Knöchel während die Hinterpfoten bar jeder Bekleidung waren. Das silberweiße Fell, welches in der Dunkelheit nun eher grau wirkte, war makellos, bis auf ein winziges kleines Mal. Am rechten Oberarm, durch die verrutschte Bluse gut zu erkennen, befand sich ein schwarzes Brandmal, in Form einer nach unten zeigenden Sichel. Eine Verletzung, ein Überbleibsel einer ihrer ersten Kaperungen. So erzählte man es sich zumindest. Missgestimmt wippte die Schweifspitze der Khajiit auf und ab. Ihr Vorhaben war gescheitert und das obwohl sie alles sorgfältig geplant hatte. Ihre Strategie war perfekt gewesen, es hätte kein Fehler passieren dürfen! Und dennoch, die Nacht war ruhig…zu ruhig…ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Welt weiterhin in Frieden fortbestehen würde. Mika-la bemerkte ihren Besucher, noch bevor er das Zimmer betrat. Das alte Haus sprach zu ihr. Jedes Knarzen der Dielen und Balken, jeder Hauch der hindurchwehte, sagte ihr alles darüber, wie viele Eindringlinge sich im Haus befanden und wo. Nur kurze Zeit später vernahm sie das fast lautlose Schleichen weicher Pfoten. Ihr Besitzer war nicht schlecht, doch seine Krallen waren zu lang, verursachten beim Auftreten ein leises Klacken. Als dann schließlich die Lampen im Flur entzündet wurden und schwacher Lichtschein in das Schlafzimmer fiel, hatte sie die endgültige Gewissheit darüber, wer sie dort besuchen kam. „Was hockt diese hier im Dunkeln?“, fragte eine männliche Stimme und ein Khajiit erschien im Türrahmen, dem Mika-la nun den Kopf zuwandte. „Hallo Bruder.“, erwiderte die Blauäugige ohne jegliche Gefühlsregung, während sie den Älteren musterte. Er hatte sich seit ihrer letzten Begegnung nicht verändert. Das selbe langweilig braune Fell, die kurze abstehende Mähne, welche als solche kaum zu bezeichnen war. Eine mittelklassige Rüstung aus abgewetztem Leder…und doch, sollte ihr Vater eines Tages der Tod ereilen, würde ihr Bruder es sein, dem die Mannschaft folgen würde, und nicht Mika-la. Es zählte nicht, ob sie erfolgreicher war, gewitzter war, treffsicherer mit den Dolchen… Piratenprinzessin…nichts verabscheute Mika-la mehr, wie diesen höhnischen Titel. „Dieser weiß, dass willkommene Gäste die Eingangstür benutzen und vorher anklopfen, ja?“, fragte Mika-la nun den Älteren und richtete ihre Augen wieder auf die glimmende Glut. „Hätte Mika-la diesen denn eingelassen?“, wollte M‘amha stattdessen wissen, doch Mika-la ging nicht darauf ein. „Was will dieser hier?“, fragte sie stattdessen „Kann sich diese das nicht denken?“ M‘amha seufzte und löste die vor der Brust verschränkten Arme. Es fiel ihm schwer das hier zu tun, doch es blieb ihm keine andere Wahl. Mika-la war seine Schwester, er hatte eine Pflicht ihr gegenüber. „Dieser weiß, was Mika-la getan hast.“, begann M‘amha schließlich, doch die Blauäugige reagierte nicht. „Diese hat Unerschrockenen angeheuert und diese zum Tempel der Sieben Rätsel geschickt.“ Wieder legte er eine Pause ein, doch Mika-la tat ihm nicht den Gefallen etwas zu erwidern oder sich zu rechtfertigen, weshalb er fortfuhr. „Aber nicht, um den Tempel von dessen Übel zu befreien. Die Unerschrockenen sollten lediglich den versiegelten Tempeleingang öffnen, damit das Unheil darin herauskommen kann. Also hat Mika-la diese mit vergifteten Vorräten versorgt, welche die Kräfte von diesen schwächen sollten. Nicht so sehr, dass die Unerschrockenen vorzeitig umkehren und den Tempel wieder versiegeln würden, aber genug, um diese in einem Kampf zu Fall zu bringen. Vermutlich hat Mika-ladiesen auch noch Zwietrachtrunen untergejubelt, damit diese nicht mehr zusammenarbeiten.“ „Diese fragt diesen noch einmal: Was will der Bruder von dieser hier?“ Diesmal hörte man unterdrückten Zorn aus Mika-las Stimme. Zorn auf ihren nervenden Bruder. „Der Plan von dieser ist gescheitert, Mika-la.“, fuhr M‘amha fort. „Die Unerschrockenen haben überlebt und den Tempel wieder versiegelt. Das Böse wird versiegelt bleiben und diese…“ kurz stockte das Braunfell, als wüsste es nicht, wie es weitermachen sollte. „…dieser weiß nicht, warum Mika-la Interesse an den Dro-m’Athra hast, aber was dieser und auch diese wissen sollten: Das ist der falsche Weg. Mika-la ist die Schwester von diesem und darum warnt M‘amhadiese: Hör auf damit! Kehre zurück auf den hellen Pfad, sonst...“ Mika-las helles Lachen unterbrach den Khajiit und sie wandte ihm ihr belustigtes Gesicht zu. „Sonst was? M‘amha sollte dieser besser nicht drohen, im Gegenteil.“ Ihr Blick wurde drohend, die Augen zu Schlitzen verengt und die Ohren leicht angelegt. „Komm dieser in die Quere und diese wird diesen umbringen.“ „Mika-la würde diesen nicht umbringen.“, widersprach der Ältere überzeugt. „Nicht das eigen Fleisch und Blut von dieser.“ „Liebster Bruder…“, erwiderte das Silberfell und erhob sich mit einer eleganten Bewegung von dem Hocker. Als Mika-ladann einen Schritt nach vorne machte, fiel das Licht aus dem Flur auf ihr Gesicht und brachte ihr Fell zum Schimmern. Ihre Augen jedoch.. Fiel im Dunkeln Licht auf die Pupillen eines Khajiit, reflektieren diese es und leuchteten dadurch silbern, den beiden gesegneten Monden hoch am Himmelszelt nicht unähnlich. Mika-la aber…ihre Augen reflektierten nicht. Die geweiteten Pupillen blieben schwarz wie zwei dunkle Schlünde, die alles in sich einsogen. M‘amha schluckte unweigerlich und es fiel ihm schwer nicht zurückzuweichen, als sich Mika-la im weiter näherte. „…gerade weil dieser das Blut von dieser ist, würde Mika-laihn umbringen.“, sprach die Khajiit weiter und trat so dicht anM‘amha heran, dass sich ihre Schnurrhaare berührten. Ihr Schweif langte nach dem seinen, verknotete ihre Enden ihn vertrauter liebevoller Geste. Umso kälter wirkten Mika-las nächsten geflüsterten Worte. „Denn wäre dieser es nicht, würde diese diesen den krummen Tanz tanzen lassen.“ Das Nackenfell ihres Bruders stellte sich auf, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Auch dann nicht, als Mika-la von ihm abgelassen hatte und nach draußen in den Flur geschritten war. „Bleib ruhig heute Nacht hier, Bruder. Oder geh wieder. Diese kümmert es nicht.“, hörte er ihre leiser werdende Stimme. Langsam ließ er den Blick hinab auf seine Hände sinken, die zitterten, als ob er gerade durch einen starken Sturm gesegelt wäre. Einige Tage später Unruhig wälzte sich Paschka in ihrem Bett von einer Seite auf die andere. Sie konnte nicht schlafen, konnte es nicht mehr, seit sie den Tempel der sieben Rätsel verlassen hatten. Es nützte ihr nichts, dass sie die Läden geschlossen und die Vorhänge zugezogen hatte. Allein das Wissen, dass draußen die Monde hell am Himmel standen, genügte um sie nicht schlafen zu lassen. Ihr blasses kühles Licht, welches Paschka für gewöhnlich ein Gefühl von Trost und Geborgenheit gegeben hatte, ließ sie nun Unwohlsein verspüren. Wie dunkle böse Augen, die sie aus den Schatten heraus beobachteten. Vor allem, da Paschka stets das Gefühl hatte noch etwas anderes am Himmel zu sehen. Ein Objekt, selbst so schwarz, dass es vom Nachthimmel kaum zu unterscheiden war, folgte Maser und Secunda…der Geistermond…Lorkhaj… Paschka wusste, dass das Unsinn war, dass sie sich nur etwas einbildete, dann warum sollte sie die einzige sein, die den Geistermond sehen sollte? Oder war sie das etwa nicht? Gab es auch andere, welche die dunkle Kugel sehen konnten? Astronomen oder Priester vielleicht? Oder vielleicht sogar Valrea, Ceiiron oder Orak? Die vier Unerschrockenen sowie die Kantorin waren von Soldaten vom Tempel geholt und zur Genesung ins Do’Krin-Kloster gebracht worden, danach hatten sich ihre Wege getrennt. Soweit die Getigerte wusste, wollte Valrea zurück auf die Summerset-Inseln, Ceiiron hatte irgendetwas von einer unerforschten Ayleiiden-Ruine gemurmelt und Orak… Orak war noch in derselben Nacht verschwunden, in welcher sie im Kloster angekommen waren. Ein Jäger fand ihn am nächsten Morgen in der Steppe, oder besser, seine Überreste, welche die Löwen übrig gelassen hatten. Der stolze Krieger schien den Verlust seines Armes nicht verkraftet zu haben. Lieber ging er kämpfend in der Wildnis unter, als in Scham und Schande zu seinem Stamm zurückzukehren. Er hatte ein gesamtes Rudel niedergestreckt, ehe ihm das zweite den Garaus gemacht hatte. Die Khajiit legte die Hände aneinander und murmelte ein leises Gebet für den Ork, ehe das Geräusch der sich nach unten bewegenden Türklinke, sie zusammenzucken und nach einem Dolch greifen ließ. Langsam schwang die Tür auf und ein kleines Fellknäul tapste ins Zimmer, stellte sich auf die Hinterbeine, als es Paschka entdeckte und umklammerte mit großen runden Augen seinen Schweif, wie es wohl ein Menschenkind mit seiner Puppe getan hätte. Erleichtert atmete die Getigerte auf und legte den Dolch wieder zur Seite, während sie sich selbst für ihre Paranoia eine Närrin schalt. Vor ihr stand nur eines der drei Jungen, die zu der Bauernfamilie gehörten, bei der Paschka freundlicherweise die Nacht hatte verbringen dürfen. „Was macht das Kleine hier? Warum ist es nicht im Bett?“, fragte Paschka, während sich der junge Khajiit scheu duckte. „Dieser hat es gesehen, bitte, du musst es mit deinen Dolchen tot machen.“, wimmerte er. „Was gesehen?“ „Den Seelenfresser.“ „Seelenfresser?“, hakte Paschka nach, die keine Ahnung hatte, wovon das Junge sprach. Sie legte ihren Dolch wieder zur Seite und ging dann in die Hocke, winkte ihren Gegenüber auffordernd zu sich, der sofort angelaufen kam und sich an sie kuschelte. „Dieser darf nicht drüber sprechen, die Mama von diesem will nicht, dass dieser es weiß. Aber dieser hat diese heimlich belauscht, als diese mit den Nachbarn darüber sprach.“, erzählte das Kleine und sah unsicher zu Paschka auf. Erst als diese ihm beruhigend über den Kopf fuhr, sprach er weiter. „Der Seelenfresser ist vor einigen Tagen aufgetaucht. Dieser streift des Nachts durch die Gegend und verschlingt alles und jeden. Und jetzt ist dieser hier!“ Völlig verängstigt richtete sich das Junge auf, stemmte seine Pfoten gegen Paschkas Bauch und sah sie flehentlich an. „Es sah genauso aus, wie Mama es beschrieben hat. Ein Senche schwärzer als die Nacht, die verschlungen Seelen haben um diesen gewabert und die Augen brannten mit blauem Feuer.“ Unweigerlich versteifte sich Paschka und ihr Fell sträubte sich. War sie bis eben noch von einem schlichten Albtraum ausgegangen, befürchtete sie nun das Schlimmste. Denn sie hatte im Tempel in so viele blaubrennende Augen gesehen, dass für sie nur eine einzige Erklärung in Frage kam. Doch wie konnte das sein? Der Tempel war versiegelt worden und selbst wenn er es nicht mehr war, warum sollte nur ein einziger der Dro-m’Athra hier umherstreifen? Sicherlich war es nur ein Zauber, ein Trick, mit dem sich jemand einen Spaß erlaubt hatte. Und dennoch…ob Dro-m’Athra oder nicht, es war offensichtlich eine Gefahr. „Du musst keine Angst haben.“, sagte Paschka so ruhig wie möglich und strich dem Jungen erneut beruhigend über den Kopf. „Diese wird rausgehen und das Monster zur Strecke bringen, ja?“ Ein hoffnungsvolles Funkeln trat in die kleinen Kinderaugen, aber auch Sorge. „Aber diese lässt sich nicht tot machen, ja?“ „Gewiss nicht. Diese wird sehr vorsichtig sein. Geh du zurück zu deinen Geschwistern.“ Sie beobachtete, wie das Kleine wieder aus dem Raum tapste, dann legte sie sich ihre Rüstung an und schob die Dolche in die entsprechenden Halterungen. Paschka machte sich nicht die Mühe nach unten zu gehen und die Haustür zu benutzen, sondern öffnete das Fenster ihres Zimmers und zog sich von dort aufs Dach hinauf, um dadurch gleich einen besseren Überblick von der Umgebung zu haben. Lange musste die Getigerte nicht suchen, bis sie das Ungeheuer fand, welches das Junge so geängstigt hatte. Das blaue Leuchten war in der nächtlichen Dunkelheit nicht zu übersehen. Es bewegte sich um den Stall herum, scheinbar auf der Suche nach einem Weg hinein. Leise schlich Paschka über das Dach in seine Richtung und duckte sich schließlich an der Kante. Es war tatsächlich ein Sar-m’Athra, ein verdorbener Senche. Das nachtschwarze Fell mit den blauen Durchbrüchen darin war unverkennbar. Die Khajiit wartete, bis der Gekrümmte wieder hinterm Stall verschwunden war, dann kletterte sie lautlos an der Hauswand hinab auf den Boden, während sie gedanklich eine Erklärung für seine Anwesenheit zu finden suchte. Vielleicht war er ausgesandt worden, um Jagd auf überlebenden Unerschrockenen zu machen. Sie mochten zwar gescheitert sein, doch sie hatten einige Informationen über den Tempel sammeln können. Informationen, die man künftigen Expeditionen nutzen konnte. Sicherlich wollte man die letzten überlebenden Unerschrockenen auslöschen, damit sie ihr Wissen nicht mehr weitertrugen. /Aber so leicht bekommst du mich nicht./, dachte Paschka und näherte sich dem Stall. Dabei stieg ihr ein irgendwie vertrauter Geruch in die Nase. Für einen Moment dachte sie an Bagahri verwarf diese Möglichkeit jedoch schnell wieder. Der Khajiit würde nicht als Senche wiederkommen, so sehr sie sich auch wünschte, dass er noch lebte. Ein Knurren hinter ihr ließ Paschka herumfahren und einen Satz nach hinten machen. Irgendwie hatte es der Sar-m’Athra geschafft sich lautlos hinter sie zu schleichen. Sofort griff die Getigerte nach ihren Dolchen und duckte sich, bereit einem Angriff auszuweichen. Doch ihr Gegner machte keinerlei Anstalten sie anzugreifen. Zwar knurrte er und entblößte dabei seine kräftigen Fangzähne doch seine gesamte Körperhaltung war entspannt. Die blauen Augen, welche Paschka einen Schauer über den Rücken jagten, blickten direkt in ihre doch das Wabern machte es ihr unmöglich die Absicht des Gekrümmten darin zu erkennen. Scheinbar unentschlossen begann der Sar-m’Athra schließlich vor ihr hin und herzulaufen, stieß ab und an mit der Pfote nach ihr, ehe er wie erschrocken wieder zurückwich. Es war, als würden zwei Mächte in ihm um die Kontrolle kämpfen oder als würde der krumme Tanz manchmal aussetzen. Und dann schließlich, wusste Paschka wieder, woher der vertraute Geruch kam. Das Wesen vor ihr roch genauso wie der Sar-m’Athra, welcher ihr im Tempel den Heilstab gebracht hatte. Schon dort musste er gegen den Rhythmus angekämpft haben, aber wie war das möglich? Der Senche war schon lange vollständig gekrümmt und allen Quellen zur Folge war es dann nicht mehr möglich Lorkahns dunklen Tönen zu entkommen. /Aber irgendetwas muss ich tun. Ich bin es ihm schuldig./ Als der Senche sich schließlich hinlegte und dabei mit seinen Krallen Furchen in den Boden scharrte, wagte es Paschka schließlich sich vorsichtig dem Dunklen zu nähern. Er beobachtete sie dabei misstrauisch, die Ohren warnend angelegt, doch die Khajiit vertraute darauf, dass er sie nicht angreifen würde. Am liebsten hätte sie beruhigend auf ihn eingeredet, schwieg jedoch lieber, aus Sorge ihn dadurch zu reizen. Als sie schließlich so nah war, dass sie den Sar-m’Athra berühren konnte, streckte sie die Hand aus und legte sie vorsichtig auf dem breiten Nasenrücken ab. Der Gekrümmte fühlte sich warm an und das Fell war weich. Als Paschka vorsichtig die Hand hinab zum Kinn wandern ließ und den Sar-m’Athra dort kraulte, schmiegte sich der große Kopf vertrauensvoll in die Liebkosung. Das Knurren ließ ab, wurde zu einem tiefen Schnurren, doch davon ließ Paschka sich nicht täuschen. Der Vierbeiner war immer noch verdorben, auch wenn er gerade seinen Kopf auf die andere Seite drehte, damit Paschka ihn auch dort kraulen konnte. Das Licht seiner Augen beleuchtete sein Fell und es beleuchtete eine Narbe. Lang und schmal, wie von einer Dolchklinge. Und sie zog sich über seine gesamte Gesichtshälfte, bis hinauf zum Ohr. Erinnerungen blitzten vor Paschkas Augen auf. Erinnerungen an den Kampf gegen Zhaj’hassa und an die Sar-m’Athra, die mit ihm gekämpft hatten. Sie sah sich selbst die Dolchklinge führen, sah das Blut spritzen und den Senche schmerzerfüllt wegspringen. Und er war fort geblieben…war nicht wieder zurückgekehrt, um seinem Herrn beizustehen… Paschkas grüne Augen hingen an der Narbe, musterten wie hypnotisiert das Ohr und mehr und mehr nahm eine Idee in ihr Gestalt an. Sie bezweifelte, dass es so einfach sein konnte und dennoch….waren nicht die einfachsten Lösungen häufig die richtigen? Lag sie falsch, würde es zum Kampf kommen, wohlmöglich würde sie sogar die Familie gefährden, die sie so freundlich aufgenommen hatte, aber das hier war vielleicht ihre einzige Chance. Sie musste es einfach darauf ankommen lassen. Die Getigerte verstärkte ihre kraulenden Berührungen um den Sar-m’Athra abzulenken, während sie langsam die zweite Hand hob, in welcher sie noch immer einen Dolch hielt. Die Klinge blitzte im Licht des Gekrümmten, dann sauste sie nieder, auf das noch gesunde Ohr zielend. Die Pranke flog schneller heran, als Paschka gerechnet hatte. Die Krallen schabten tiefe Rillen in ihre Lederrüstung und warfen die Getigerte zurück, während der Sar-m’Athra schmerzerfüllt aufbrüllte. Paschka nutzte den Schwung des Angriffes, um sich nach hinten überzurollen und somit wieder auf ihren vier Pfoten zu landen, den Körper in Erwartung einer weiteren Attacke angespannt. Sie konnte das verängstige Junge aus dem Bauernhaus rufen hören und kurz darauf erhellte Kerzenlicht die Fenster. Paschka hoffte, dass niemand von ihnen mutig genug war ihr beizustehen. Wenn ihr Experiment misslungen war würden weitere Gegner den Gekrümmten nur noch wütender machen. Eben jener brüllte nun erneut wütend und enttäuscht, während das Blut über seine Schnauze lief, dann aber brach er den Angriff, welchen er hatte ausführen wollen, mittendrin ab. Wieder brüllte der Gekrümmte, diesmal jedoch leiser, fragender und ein Teil der Anspannung wich aus Paschkas Körper. Ihr Vorhaben das Trommelfell zu zerstören schien funktioniert zu haben, blieb nur noch die Frage, ob es auch geholfen hatte. Die Khajiit legte den Dolch ab und näherte sich dann dem nun tauben Senche, welcher irritiert ob des Schmerzes und der plötzlich verstummten Welt um ihn herum unsicher auf der Stelle stand und mit dem Schweif schlug. Paschka ging vor ihm in die Hocke und nahm sanft den Kopf des Senches zwischen die Hände, was dieser nach einem anfänglichen zurückweichen schließlich zuließ. Leise begann die Getigerte eine Melodie zu summen, die bald darauf vom Schnurren des Senche begleitet wurde. Die große Katze legte sich schließlich hin, bettete den Kopf in Paschkas Schoß und ließ sich weiter kraulen. Völlig entspannt, völlig friedlich. Kein Knurren mehr, kein unruhiges Zucken. „Es ist so einfach, nicht wahr?“, sagte Paschka schließlich leise und wischte dabei das Blut aus dem tiefschwarzen Fell. „Wer das Trommeln nicht hören kann, kann auch seinem Rhythmus nicht verfallen.“ Ihr Blick wanderte hinauf zu den Monden und ihr Licht schien mit einem Mal wieder so wärmend und tröstend, wie es das schon immer gewesen war. Es gab neue Hoffnung und auch wenn sie noch nicht wusste, wie sie es bewerkstelligen wollte, sie würde in den Schlund zurückkehren und diesmal würde sie siegreich sein. Hosted by Animexx e.V. 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