Krumme Katzen von Ayame-chan ================================================================================ Kapitel 5: Und selbst wenn euch die Füße bluten... -------------------------------------------------- Langsam zog Zhaj’hassa die Reste seiner Keule zu sich heran und stemmte sich unter Anstrengung wieder auf die Beine. Seine Lippen formten dabei Worte, die Paschka zwar nicht verstand, doch die Tonhöhen und –tiefen schienen unweigerlich nach ihrer Seele zu greifen. „Er bereitet einen Zauber vor, vorwärts, hindert ihn daran!“, rief Tjorn und die Unerschrockenen hoben erneut ihre Waffen. „Dymon, bleib zurück!“, befahl Valec und schob sich schützend vor seinen waffenlosen Bruder, dessen Schwerter noch immer im Rücken des Gekrümmten steckten. Paschka bückte sich, um einen Wurfdolch aus dem Lederschutz an ihren Beinen zu ziehen und zielte mit der Waffe auf den Kopf des Gegners. Bagahris Worte wollten ihr nicht aus dem Kopf gehen, so sehr sie auch versuchte diese auszublenden. Der Khajiit hatte gewusst, dass der Dro-m’Athra wieder aufstehen würde, doch woher? Hatte es etwas mit der Geschichte von Zhaj’hassa zu tun? War er wohlmöglich unbesiegbar oder nur auf eine bestimmte Art und Weise zu vernichten? /Wenn ich es doch nur wüsste./, dachte Paschka verzweifelt, während sie mit einem weiteren Wurfdolch gegen das unverwüstbare Bollwerk ausholte. Bläuliche Energien gingen nun von der Keule des Verfluchten aus, zuckten über Boden, Wände und die Kristallsäulen und mit einem Mal schien sich Ceiiron das Rätsel um die schlanken Gebilde gelöst zu haben. „Alle hinter die Säulen, sofort!“, schrie er und diesmal hörte sogar Tjorn ohne Widerworte auf ihn. „Bagahri!“, rief Paschka dem noch immer am Rand stehenden Kater zu, während sie selbst hinter eines der Gebilde sprang. „Ihr müsst herkommen! Wir brauchen euch!“ Langsam, für Paschkas Geschmack viel zu langsam, wandte sich ihr der schwarze Katzenkopf zu und starrte sie an und dann, als hätte man einen Schalter bei ihm umgelegt, schien wieder Leben in Bagahris Körper zurückzukehren. Der Khajiit stürmte vorwärts, direkt auf Paschkas Säule zu, da diese ihm am nächsten war, doch es würde nicht reichen. Das blaue Licht, welches der Keulenkopf ausstrahlte, wurde stärker und stärker und als es explodierte, tauchte es den gesamten Garten in dunkles Blau. Bagahri sprang vom Boden ab, um sich nach vorne zu stoßen und dadurch schneller in den Schutzbereich der Säule zu gelangen, bevor die wellenartigen Ausläufer des Zaubers ihn erreichen konnten. /Er schafft es!/, dachte Paschka und sah wie Bagahri auf sie zuflog, das blaue Licht ließ ihn für einen Moment selbst wie einen Dro-m’Athra erscheinen, bedrohlich, tödlich. Geschickt landete Bagahri vor ihr auf dem Boden, im selben Moment, als die Energiewelle heran rollte und um die Säulen peitschte, wie Wasser, welches sich an den Felsen brach. Kaum einem Atemzug später zerbarsten die Säulen knirschend und ihre groben Splitter prallten schmerzhaft gegen Paschkas Rücken, ehe sie wie von Geisterhand verschwanden. Es rumste, als Zhaj’hassa seine Keule auf den Boden stieß, um sich schweratmend auf sie zu stützen. Seine blauen Augen flackerten, als würde die Kraft dahinter allmählich vergehen. „Unerschrockene!“, brüllte Orak und seine Gefährten stimmten in den Kampfschrei ein, während sie mit ihm vorwärtsstürmten. Es fehlte nicht mehr viel, das war offensichtlich und Ceiiron, der sich nun endlich nicht mehr mit den Säulen beschäftigen musste, schickte seine aufgesparten Reserven gegen den geschwächten Feind, welcher erneut durchgeschüttelt wurde. „Aus deinem Fell mach ich mit einen Bettvorleger!“, rief Orak, sprang direkt vor die Füße des Katzenkönigs und führte seine beiden Äxte wie eine große Schere, als er sie rechts und links an den Hals des Gegners legte und zudrückte. „Los, helfen wir ihnen.“, sagte Bagahri, mit neuem Kampfeswillen, schlug Paschka auffordernd auf die Schulter, ehe er sich mit ihr und den übrigen gegen Zhaj’hassa warf und ihm seine Waffen in jeden ungeschützten Bereich stieß. Wütend brüllte der Verfluchte und holte mit seinen Armen aus, doch magisch beschworene Fesseln verlangsamten seine Bewegungen zu sehr, als dass sie irgendetwas ausrichten konnten. Orak stieß einen weiteren Kampfschrei aus, schien sich dadurch selbst anspornen zu wollen, während die Muskeln an seinen kräftigen Oberarmen weiter anschwollen. Es knackte hässlich und Zhaj’hassas Kopf geriet in eine ungesunde Seitenlage, bevor er den Axtschneiden schließlich gänzlich nachgab und wegklappte. Eine Fontäne aus schwarzblauem Blut spritzte aus dem Hals hervor, besprenkelte die Unerschrockenen und badete den Ork gänzlich, als der Körper nach vorne klappte. Eine Weile zuckte der Leib noch unkontrolliert, dann lag er still. Schweigend und keuchend standen die Krieger um den Leichnam herum als warteten sie nur darauf, dass sich das Ungetüm von Neuem erhob, doch es geschah nichts dergleichen. Das gekrümmte Ungetüm, der einstige khajiitische König Zhaj’hassa, war endgültig besiegt. „Beba Kha‘jay, nak ahzirr suneja wo jerzha‘ja. Zeti Zennji, fede udurr ahzirr tena.“ Adara’hais Stimme klang klar und rein durch den blutgetränkten Garten, als sie die ersten Zeile des Verjageliedes vortrug und seine Melodie schien Paschkas Seele zu wärmen und den Schwindel zu vertreiben. Dennoch konnte sie die Erschöpfung deutlich spüren und aus Sorge die Beine könnten ihr nachgeben, ließ sich Paschka auf die Knie sinken. „Zeit Zennrili, dan ahzirr khrassa tarj, opa ahzirr hadal-ziir yava. Zhubhal‘jay, dekith! Shabar jobal Siir di Kha‘jay, dekith!“ Die Getigerte verstand gerade mal die Hälfte der in Ta’agra, der khajiitischen Sprache, gesungenen Verse. Fünf simple, einfache Sätze, deren Wirkung dennoch so stark war… mochte Orak sie auch gerade halblaut als Katzenjammer bezeichnen. „Kha’jay koomurr raj Var. Vaba felor, saj durravar Kha‘jay. Durravar jaadi wo tsin’ra sunej.“ Langsam hob Paschka wieder den Kopf und ließ die Augen über ihre zehn Mitstreiter wandern, welche ihre Verletzungen in Augenschein nahmen und stutzte. Zehn? Müssten es nicht elf sein? „Wo ist Lalela?“, fragte sie, nachdem sie die rothwardonische Bogenschützin nirgends entdecken konnte. „Tot.“, sagte Schmeckt-den-Wind emotionslos, vielleicht weil er es gewohnt war Mitstreiter zu verlieren, vielleicht um seine wahren Gefühle zu verbergen. „Sie hat blau geleuchtet und ist dann explodiert.“ Mit dem Ende seines Stabes deutete in die entsprechende Richtung, doch Paschka wandte den Kopf nicht. Sie wollte die unförmigen Fleischklumpen, die bis vor kurzem noch ein Mensch gewesen waren, nicht sehen. „Es war mein Fehler.“, gestand Ceiiron und Paschka war nicht die Einzige, welche den Hochelfen daraufhin erstaunt ansah. Der sonst so hochmütige Mer stand zerknirscht auf dem Platz und hatte die Hände in stummer Wut über sich selbst zu Fäusten geballt. „Es ging so schnell, ich hab es nicht geschafft den Fluch, mit welchem Lalela belegt war, rechtzeitig zu neutralisieren.“ Niemand erwiderte etwas. ,Es war nicht deine Schuld‘ wären Worte gewesen, die wahr gewesen wären, doch diese hätte Ceiiron sicherlich nicht hören wollen. Ganz gleich ob er nun nur deshalb auf sich wütend war, weil er versagt hatte, oder ob es ihm tatsächlich darum ging den Tod eines Gefährten zu verantworten. Es war seine Aufgabe gewesen verdeckte Zauber zu enttarnen und die Gruppe vor ihnen zu schützen und genau das war ihm nicht gelungen. /Nein/, dachte Paschka. /Er hat nicht völlig versagt. Das Rätsel der Säulen hatte er gelöst. Er hat weiterhin Leistung gebracht, obwohl er einen Rückschlag erhielt./ Gerade wollte die Getigerte den Mund öffnen, um dies laut zu sagen, als ihr jemand zuvorkam, von dem sie es als letztes erwartet hätte. Tjorn, auf dem rechten Bein hinkend, ging auf den Elfen zu. Er sah ihn dabei nicht an, sondern fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Auch Ceiiron mied den Augenkontakt, spannte sich jedoch an, als erwarte er jeden Moment einen Angriff. Doch stattdessen, blieb Tjorn neben ihm stehen und legte ihm mit freundschaftlich festem Druck die Hand auf die Schulter. „Wärt ihr nicht gewesen, wir wären jetzt alle tot.“, sagte der Nord und Ceiiron riss ungläubig die Augen auf, wandte sein Gesicht dem Rotschopf zu. Er hatte sicherlich vieles bei dem unzivilisierten Trunkenbold, wie er ihn schimpfte, erwartete, aber sicherlich nicht, dass er ihm seinen Fehler verzieh, ja seine Arbeit scheinbar sogar lobte. „Wer hätte gedacht, dass diese Säulen uns schützen können?“, fuhr Tjorn fort, während er auf Lutezia und Bagahri zuschritt, welche sich gemeinsam darum kümmerten Rashid wieder auf die Beine zu bringen. „Z-zu erkennen, dass es ein Schutzzauber war, war nicht sonderlich schwer.“, erklärte Ceiiron, aus dessen Stimme man noch immer die Verwirrung heraushören konnte. „Ich denke dass sie eigentlich dafür gedacht gewesen waren, Dro-m’Athraische Mitkämpfer vor seinem Zauber zu beschü-“, der Hochelf brach mitten im Satz ab, denn Tjorn hatte inzwischen die Dreiergruppe erreicht, packte Bagahri grob am Kragen und schmetterte ihm dann seine Faust krachend auf die Nase. Natürlich sah Bagahri den Schlag kommen, doch er machte keinerlei Anstalten diesen abzuwehren, wissend, dass er es verdient hatte. Blut füllte seinen Mund und sein Kopf wurde nach hinten geschleudert, während Tjorns Griff ihn weiterhin aufrecht hielt. „Geht nach Hause Katze.“, knurrte der Nord und ließ Bagahri schließlich los. „Verdammt Tjorn!“, rief Dymon ihm zu. „Denkt ihr nicht, dass wir schon genug Probleme haben?“ „Ja, und eines davon habe ich soeben gelöst.“, erwiderte der Rothaarige ohne jegliches Schuldempfinden. „Diesem-“, begann Bagahri, doch er wurde sofort unterbrochen. „Haltet die Klappe, Katze! Ich will eure Ausreden nicht hören.“, fuhr Tjorn ihn an und seine grauen Augen blitzten so sehr vor Wut, wie sie es selbst bei Ceiiron nie getan hatten. „Verzieht euch, ihr seid der Aufgabe nicht gewachsen und wir brauchen niemanden, der uns nur ein Klotz am Bein ist!“ Vorsichtig betastete Bagahri seine Schnauze, die jedoch zum Glück nicht gebrochen zu sein und spuckte das Blut aus, eher er erneut zu einer Antwort ansetzte: „Dieser wird niemanden zwingen Bagahri zu retten, sollte dieser sich erneut wie ein Junges aufführen. Aber dieser wird Bagahri nicht davon abhalten können weiterzugehen.“ „Hast du gehört, Paschka? Wag es ja nicht noch einmal dich aus dem Kampf zurückzuziehen, nur um dein Liebchen zu betütteln.“ Paschka reagierte mit einem Fauchen, schwieg aber ansonsten, auch wenn sie ihm gerne ihre Meinung gesagt hätte, doch zugleich nagte auch das schlechte Gewissen an ihr. Hatte sie tatsächlich die Gruppe im Stich gelassen, als sie versucht hatte Bagahri wieder zur Vernunft zu bringen? Sicherlich, die Gesamtheit stand im Vordergrund, da konnte auf Einzelfälle keine Rücksicht genommen werden. Aber wenn sie sich nicht gegenseitig halfen, waren sie doch von vornherein verloren oder nicht? Nicht wissend was sie denken sollte, erhob sich Paschka mit einem Seufzen und ging zu der Leiche des Dro-m’Athra hinüber, um ihre Dolche aus dem Fleisch zu lösen. Sie konnte verstehen, dass Tjorn und die Anderen wütend auf Bagahri waren. Vielleicht wäre der Kampf anders verlaufen, hätte der Khajiit von Anfang an mitgekämpft. Wohlmöglich wäre dann sogar Lalela noch am Leben. Doch alles was Paschka beschäftigte war die Frage, was den sonst so mutigen und furchtlosen Kämpfer so sehr in Panik versetzt hatte. Und wenn sie Adara’hai so beobachtete, wie sie zu Bagahri hinüberging und auf ihn einsprach, dann musste der Grund dafür wohl mehr als offensichtlich gewesen sein. Der Pfad der Mondbande, welcher auf den Steingarten folgte, führte serpentinartig weiter den Berg hinauf und sollte an den Weg der Monde erinnern, welcher diese Nacht für Nacht über den Himmel nahmen. Die nun nur noch elf Unerschrockenen dachten sicherlich an vieles, während sie über die staubigen Steine schritten, doch ganz sicherlich nicht an irgendwelche Mondbande. Nicht bei all den toten Mönchen und Tempeldienern, welche in ihrem getrockneten Blut lagen. Einigen von ihnen fehlten ganze Körperteile, anderen waren die Brustkörbe aufgebrochen worden um an die weichen Innereien zu gelangen. Es war das Werk des Ogerstammes, welcher sich hier angesiedelt hatte und Paschka tat es nicht im Geringsten leid, die hässlichen, plumpen und stinkenden Kreaturen für ihre Taten niederzustrecken. Auch wenn den Opfern durch sie sicherlich ein angenehmeres Schicksal zuteil geworden war, als wenn sie stattdessen ebenfalls in den krummen Tanz verfallen wären. Erschöpft wischte sich Paschka mit dem Unterarm das Blut aus dem Gesicht, die Dolche weiterhin fest umklammernd und richtete den Blick auf das große goldene Gittertor, welches den von toten Ogern gesäumten Platz vom weiteren Weg abtrennte. Wie nah mochten sie ihrem Ziel wohl inzwischen sein? Waren sie noch weit entfernt? Nach wie vor verhöhnte sie der Mondbischof, indem er als geisterhafte Erscheinung immer wieder auf ihrem Weg erschien, doch diesmal schienen seine Worte tiefer in Paschkas Verstand gesickert zu sein. „…erfülle euren Herzenswunsch...gefällt euch ein anderer Rhythmus besser? ...eure Freunde verschwören sich gegen euch…“ Giftige Worte, falsche Worte, um keine Preis durfte Paschka ihnen Gehör schenken. Der Mondbischof hatte nur ein Ziel: sie in den krummen Tanz zu zwingen. Doch was, wenn er den anderen auch zuflüsterte? Was, wenn einer von ihnen den süßen Versprechungen und den Unterstellungen nachgab? Was wenn…Nein! Daran durfte sie nicht denken, durfte ihren Leuten nicht misstrauen. Sie waren eine Gemeinschaft, waren eins. Schwankte einer von ihnen, riss er alle anderen mit. Sie würden nicht schwanken! Niemals würden sie schwanken. „…sie sind neidisch…denn ihr seid stärker…“ Flüsterte es in Paschkas Ohr, in selben Moment, als sie eine Bewegung von der Seite wahrnahm. Instinktiv wich sie zurück und hob abwehrend die Arme, ehe sie erkannte, dass es nur Schmeckt-den-Wind war. „Entschuldigung, ich wollte euch nicht erschrecken.“, sagte der Argonier und legte leicht den Kopf schief, ob Paschkas noch immer erhobener Dolche, welche diese nun langsam sinken ließ. „Ich wollte euch nur mitteilen, dass wir einige der Essensrationen verteilen. Die Zeit, bis die Ogerhöhle geschlossen ist, sollten wir nutzen, um uns ein wenig zu stärken.“ „Sicherlich.“, erwiderte Paschka und schluckte, da sich ihr Mund sehr trocken anfühlte. „Ich- ich komme gleich.“ „Kommt besser sofort, ihr solltet aus der Sonne raus, bevor ihr euch noch einen Stich holt.“, widersprach der Argonier, ehe er sich abwandte und zu den anderen zurückging. /Es ist nicht der Sonnenstich um den er sich Sorgen macht./, dachte Paschka, verstaute die Dolche in ihren Halterungen und folgte dem Argonier dann. /Er befürchtet, ich könnte dem Tanz verfallen. Und er hat ein gutes Recht zu der Annahme. Denn wenn wir uns trennen, scheint das Flüstern stärker zu werden./ Die Khajiit ließ sich im Schatten einiger Felsen nieder, kaute auf einem Stück Trockenfleisch und beobachtete dabei Valrea, wie sie mit Hilfe von Adara’hai einen Zauber wob. Jener sollte dafür sorgen, dass der Höhlendurchgang für die Dro-m’Athra unpassierbar wurde. Paschka war schwer beeindruckt von der alten Hochelfin, die sie wohl vollkommen unterschätzt hatte. Mochte ihr Körper auch noch so schwach und gebrechlich sein, ihre magischen Ressourcen waren enorm und ihr Wissen gewaltig. Während den anderen Magiern der Kampf gegen den König stark anzumerken war, beschwor Valrea mit einem einfachen Fingerschnippen ihre deadrischen Kreaturen, um sie als Wachen abzubestellen und wob nun nebenher auch noch einen Zauber, welcher die verdrehten Ungeheuer am Passieren hindern sollte. „Paschka-do?“ Beim Klang ihres Namens hob die Khajiit den Kopf und zuckte dann erschrocken zurück, als sie bemerkte, wie dicht Bagahri vor ihr stand. Wieso nur mussten sich alle Leute an sie anschleichen? Sie hatte ihren Gegenüber auf seinen leisen Pfoten nicht kommen hören. „Dieser muss sich bei Paschka-do noch entschuldigen, ja?“ Verlegen zuckte Paschka mit dem Schweif. Zum einem, weil sich Bagahri entschuldigte, zum anderen weil er sie mit dem Titel einer besonderen Kriegerin ansprach. „Das ist nicht nötig. Es war die Pflicht von dieser diesen aus seiner Erstarrung zu holen.“ Bagahri schüttelte jedoch nur den Kopf und ließ sich dann vor Paschka auf dem Boden nieder. „Das meint dieser nicht. Nun, vielleicht sollte dieser euch deswegen dankbar sein, denn diese habt dadurch Bagahris Leben gerettet, ja? Aber entschuldigen muss dieser sich für etwas anderes.“ Irritiert runzelte Paschka die Stirn, während sie sich zu erinnern suchte, wann Bagahri irgendetwas getan haben könnte, wofür er sich bei ihr entschuldigen müsste, doch Paschka wollte einfach nichts einfallen. „Als dieser Paschka-do kennenlernte, hielt er diese für ein dummes ahnungsloses Kätzchen, welches sich selbst in einem Hasenbau verirren würde. Eine einigermaßen gute Kämpferin, aber ansonsten nicht wirklich zu etwas zu gebrauchen.“ Die Worte trafen Paschka hart. Es war als hätte Bagahri ihr ohne Vorwarnung in den Magen geschlagen. Und durch ihr Herz ging ein messerscharfer Stich. Natürlich war ihr klar gewesen, dass Bagahri sie nicht anhimmelte, aber dass er so eine niedere Meinung von ihr hatte, traf sie stärker als alles andere. /Ich bin so dumm./, dachte sie und krampfte die Krallen um ihre Knöchel, um irgendwie die Fassung zu bewahren. Auf keinen Fall wollte sie, dass das Dunkelfell erkannte, wie sehr seine Worte sie verletzten. Wie hatte sie auch nur eine Sekunde daran glauben können Chancen bei ihm zu haben? „Aber dann.“, fuhr Bagahri fort, der entweder Paschkas Gefühlschaos tatsächlich nicht bemerkte oder es ignorierte. „Dann standen wir vor Zhaj’hassa und…“ Bagahri stockte einen Moment und beschämt wandte er den Kopf zur Seite. „…dieser muss euch ja nicht erzählen wer Zhaj’hassa war…ein so großartiger Krieger wie dieser…nicht mal im Traum wäre diesem eingefallen, dass dieser diese Macht nur besaß, weil dieser sich Namiira hingegeben hatte. Wenn der Mondbischof es nicht bestätigt hätte, Bagahri würde es wohl noch immer nicht glauben.“ Paschka erwiderte darauf nichts, sondern wartete einfach darauf, dass Bagahri fortfuhr. Was hätte sie ihm auch sagen sollen? Dass sie sich in ihn verliebt hatte? Dass sie den Namen Zhaj’hassa heute zum ersten Mal gehört hatte? „Bagahri schämt sich dafür es zuzugeben, aber dieser war der festen Überzeugung, der einzige Grund warum Zhaj’hassa für die Dro-m’Athra hätte kämpfen können wäre, dass der Mondbischof diesen mittels Nekromantie zurückgeholt und dem Willen von diesem unterjocht hätte. Und das den Unerschrockenen deshalb immer wieder neue Soldaten der krummen Katzen entgegenstellen würden.“ Nun machten auch endlich Bagahris Worte Sinn, welche dieser gemurmelt hatte, als er so schreckensstarr am Kampfesrand ausgeharrt hatte. ‚es bringt nichts…er wird sich wieder erheben.‘ Bagahri musste wirklich davon überzeugt gewesen sein, dass sie sich endlos durch immer wieder neu erweckte Tote würden kämpfen müssen. So lange, bis sie vor Erschöpfung schließlich zusammengebrochen wären. „Dieser ist sicherlich kein Feigling, nein, aber dieser kämpft keine aussichtslosen Kämpfe. Aber diese…“ nun sah er Paschka doch wieder an und in seine Augen blitzte so etwas wie Bewunderung oder Respekt auf. „Diese hat angesichts der Hoffnungslosigkeit weder gezögert, noch ist Paschka-do vor Angst erstarrt. Diese hat gekämpft, denn es ist besser mit wehenden Fahnen unterzugehen, als zitternd auf das Ende zu warten. Selbst als Zhaj’hassa sich erneut erhob hat diese nicht aufgegeben, sondern weitergemacht. Und dann hat diese diesen noch nicht mal als Feigling beschimpft sondern hat Bagahri stattdessen neuen Mut gegeben, den Mut nicht vor dem Unmöglichen zurückzuschrecken. Und deshalb…deshalb muss Bagahri sich bei Paschka-do entschuldigen, ja?“ Abwartend und auch ein wenig hoffnungsvoll sahen die gelben Augen direkt in Paschkas grüne und ihr Herz schrie sie an ihm zu verzeihen, während zugleich die noch frische Wunde darin nach Rache verlangte. Einerseits hatte Bagahri ihr soeben sein Innerstes offen gelegt, wie konnte sie das einfach so mit Füßen treten? Andererseits hatte er ihr ziemlich eindeutig gesagt, was er von ihr hielt, ohne Rücksicht auf ihre Gefühle. Natürlich war er nicht der Einzige, auch Tjorn und Ceiiron hatten eine scharfe Zunge, doch für keinen von ihnen schlug ihr Herz so schnell wie es das für Bagahri tat. Und das dunkle Trommeln, welches für Paschka bis eben noch im Hintergrund verschwunden war, schien plötzlich mit Freude einen eindringlicheren Rhythmus anzuschlagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)