Der große Krach von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: ----------- "Haruka, bitte..." murmelte sie, strich ihrer Freundin über die Haare und hoffte inständig dass Haruka wenigstens einmal ihren Sturkopf vergaß und ihr verzieh. Doch Haruka ignorierte sie einfach, kuschelte sich noch tiefer in die Decke und wischte Michirus Hand weg als wäre sie eine lästige Fliege. Fünfzehn Minuten versuchte Michiru Haruka dazu zu bewegen mit ihr zu sprechen, sie wenigstens anzusehen - kein Erfolg. Schließlich gab sie auf, verließ das Zimmer und ging zurück zu Elza. "Es tut mir wirklich leid, sagst du ihr das bitte?" sagte sie müde, Elza nickte, und Michiru ging. "Du kannst rauskommen, sie ist weg." rief Elza Haruka zu, die auch sofort aufstand und zu Elza in die Küche kam. Sie lugte durch die Gardinen am Fenster, sah Michiru den Weg zur Straße hinunterlaufen, den Kopf gesenkt und die Hände in den Manteltaschen vergraben. "Glaubst du es tut ihr wirklich leid?" fragte Haruka, und Elza zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Irgendwie kann ich's mir nicht vorstellen." Haruka seufzte. Dann wandte sie sich vom Fenster ab. "Ich musste mich ganz schön zusammenreissen damit ich ihr nicht einfach den Kopf abreisse." sagte die Rothaarige, und Haruka nickte. "Ja, das kenn ich." "Ich hätte nie gedacht dass sie so etwas mal sagt." fuhr Elza fort, und wieder nickte Haruka. Sie schwiegen. Drei Tage hörte Michiru nichts von Haruka. Auch Hotaru ließ sich nur sporadisch blicken, gab einen kurzen Existenznachweis ab und verließ das Haus dann wieder. Wohin sie ging wusste Michiru nicht, und sie fragte auch nicht. Sie wollte nicht als die ewig kontrollierende Glucke hingestellt werden...sie machte sich Sorgen. Sorgen um ihre Familie, ihre Beziehung. Doch wenn sie jetzt noch einmal bei Haruka auftauchen würde, würde die sich vielleicht gedrängt fühlen. Gedrängt endlich eine Entscheidung zu treffen, gedrängt sich endlich den Dingen zu stellen. Und dann würde sie vielleicht ganz verschwinden, und das wollte Michiru auf jeden Fall verhindern. Andererseits...vielleicht bekam Haruka das Gefühl dass sie ihr gleichgültig war, weil Michiru sich überhaupt nicht mehr meldete oder blicken ließ. Michiru seufzte tief. Was sie tat war falsch..... Am vierten Tag klingelte es abends an der Tür. Voller Spannung lief Michiru um dem Klingler zu öffnen. "Bitte....bitte sei da." bettelte sie lautlos, doch sie wurde nicht erhört. Vor der Tür stand Elza, die Michiru mit eiskaltem Blick musterte. "Komm rein." sagte Michiru und trat zur Seite. Sie wusste dass sie sich jetzt, wo Elza allein mit ihr war, eine Standpauke anhören durfte. Doch die Standpauke blieb aus. Elza sah sie nur böse an, schüttelte dann den Kopf und sagte:"Ich hoffe sowas macht jemand mal mit dir, damit du weißt wie es sich anfühlt." Michiru senkte den Kopf. "Ich schlage vor du gehst jetzt zu mir nach Hause, und schaust dass du das wieder in Ordnung bringst, und zwar ein bisschen plötzlich!" befahl Elza, und Michiru gehorchte. Endlich konnte sie allein unter vier Augen mit Haruka reden, ohne das jemand im Nebenzimmer wartete und sich wahrscheinlich das Ohr an der Tür platt drückte. Sie schnappte sich ihren Mantel, ihren Handtasche und den schlüssel, ließ Elza einfach stehen wo sie war, und lief zu ihrem Auto. Im Eiltempo zischte sie durch die Straßen, doch als sie endlich vor elzas Haustür stand verließ sie der Mut, und sie brauchte geschlagene zehn Minuten bis sie endlich auf den Klingelknopf drückte. "Sag mal, kannst du denn keinen Schlü-" Haruka brach ab als sie die Tür öffnete und statt Elza Michiru davorstand "Ach, du bist es." sagte sie. "Na, wenigstens schlägt sie mir die Tür nicht vor der Nase zu." dachte Michiru. "Was willst du?" fragte Haruka. "Mit dir reden." antwortete Michiru. Haruka sah sie auffordernd an. "Na dann mal los, ich bin gespannt." Michiru sah sie ungläubig an. "Willst du mich nicht reinlassen?" fragte sie, Haruka schnaubte ungeduldig, drehte sich um und verschwand im Inneren der Wohnung. Michiru trat hinter ihr ein und schloß die Tür. Die Wohnung war komplett dunkel, die Vorhänge im Wohnzimmer waren zugezogen, und auf der ausgezogenen Schlafcouch saß Haruka, eingewickelt in ihre Decke. Michiru seufzte leise. "Also?" fragte Haruka. "Was also?" fragte Michiru zurück. "Du wolltest mit mir reden, also, fang an." forderte Haruka sie auf. Michiru zögerte noch einen Moment, doch dann fasste sie sich ein Herz. "Es tut mir leid." sagte sie. Haruka hob eine Augenbraue. "Ach, und das glaub ich dir jetzt, oder was?" fragte sie feindseelig. Michiru seufzte. Sie konnte Haruka ihr Mistrauen nicht übel nehmen, sie selbst hätte nicht anders reagiert. Michiru setzte sich neben Haruka auf die Couch und streckte eine Hand nach ihrer Freundin aus. Gerade als sie Harukas Arm berühren wollte, wich diese zurück. Dieses Zurückweichen vor ihr, das war es was Michiru zeigte wie weh sie Haruka wirklich getan hatte. Für sie war das nicht einfach nur irgendein unüberlegter Ausspruch wie für Michiru. Für Haruka bedeutete es viel mehr. Seit sie ein Kind war hatte man ihr beigebracht dass sie es zu nichts bringen würde, nie etwas erreichen konnte. Michiru selbst hatte alle Chancen gehabt die sie jemals haben wollte. Ihre Eltern hatten ihr Tür und Tor geöffnet, in welche Richtung sie auch immer gehen wollte. Und, um ehrlich zu sein, bevor sie Haruka kannte hatte sie auch nie daran gedacht dass es Menschen gab denen es nicht so ging wie ihr. Dass es Menschen gab die um ihren Platz in der Welt kämpfen mussten, genauso wie sie um alles andere kämpfen mussten. Um Achtung, um Anerkennung, um Arbeit, um ein anständiges Abendessen. Michiru hatte keine Ahnung was sie sagen sollte um Haruka klar zu machen dass sie verstand was in ihr vorging. Sie legte eine Hand auf Harukas Arm, und dieses Mal wich Haruka ihr nicht aus. "Du wirst mir das jetzt vielleicht nicht glauben, aber ich verstehe dich. Wirklich." sagte Michiru leise. Eine Weile sagten sie beide nichts, dann sagte Haruka:"Nein. Kein Wort verstehst du." Michiru seufzte. Sie würde ihr nie verzeihen...."Du kannst es ja gar nicht verstehen." fuhr Haruka fort. "Du hattest deine Welt, ich hatte meine. Und weder ich noch du darf der anderen vorwerfen in ihrer Welt aufgewachsen zu sein." Haruka sah Michiru traurig an. "Tut mir leid..." murmelte sie. Michiru lächelte, nahm ihre Freundin in den Arm und streichelte sie. "Dir braucht nichts leid tun, ich bin diejenige die sich entschuldigen muss. Es ist ja wie du gesagt hast...ich hatte immer alles was ich brauchte, und wenn ich etwas nicht hatte musste ich nur ein Wort sagen und schon bekam ich es. Ich wusste nicht wovon ich rede, und ich hätte wohl besser meinen Mund gehalten...aber es war schon zu spät, ich konnte nichts mehr zurücknehmen. Wirklich, es tut mir leid." Haruka seufzte. "Weißt du, es ist nur so dass ich das schon so oft gehört habe, und mittlerweile nervts mich einfach. Außerdem dachte ich dass du über solchen Dingen stehen würdest." Es tat Michiru weh dass Haruka jetzt anscheinend nicht mehr so gut von ihr dachte, aber das war wohl der Lohn für ihre "Guten Taten". "Tut mir leid, wirklich..." murmelte Michiru. Sie drückte Haruka an sich und streichelte sie. "Du?" fragte Haruka nach einer Weile des Schweigens. "Hm?" machte michiru. "Ich will nach Hause." sagte Haruka und Michiru stieß erleichtert die Luft aus. Sie machte nicht Schluß...sie wollte wieder zurück nach Hause...alles war noch einmal gut gegangen.....Michiru fühlte wie ihr eine Träne die Wange hinunterlief. Haruka wischte sie ihr mit einem Finger weg. Dann nahm sie sie in Arm und drückte sie an sich. * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)