Besser als alle anderen! von Moony ================================================================================ Kapitel 6: Wie an einem frischen Wintermorgen --------------------------------------------- Er streckte sich gähnte laut. Lustlos quälte er sich aus dem Bett. Irgendjemand krackelte auf der Straße rum. Eins stand fest: sollte dieser jemand ihm begegnen, war es seine letzte Begegnung. Knurrend schnappte er sich Mantel, Hut und Schwert und tapste immer noch lustlos die Treppe hinunter. Sein Zimmer war leider an der Straßen abgewandten Seite und deshalb musste er erst einmal auf die Straße selbst, um zu sehen, was los war. Draußen war es eisig kalt und Schnee lag am Wegrand. Es fröstelte Shanks und er schlung den Mantel fester um seinen Körper, was nicht viel brachte, da seine Hose nur bis knapp unter die Knie reichte und der schwarze Mantel auch nicht sonderlich dick war. Es war nichts mehr zu hören. Anscheinend hatte der Schreihals es sich anders überlegt oder jemand war ihm zuvor gekommen und hatte ihm ein Ende bereitet. Normalerweise hätte ein solcher Gedanke Shanks kein Lächeln auf die Lippen getrieben, aber wer ihn aus seinem lang verdienten Schlaf riss, konnte ruhig ein wenig leiden. Nur gut, dass er ihm wirklich nicht begegnet war. Langsam kam er dem Hafen näher, wo auch schon der Grund für das Geschrei zu sehen war. Laut seufzte Shanks auf und ging gerade wegs auf den Angekommenen zu. Sein kalter Blick, ließ es Shanks noch kälter werden, wenn es überhaupt noch ging. In diesem Moment war ihm so gut wie gar nichts recht und Falkenauge gehörte eindeutig zu diesen Dingen. "Na, alter Freund, was treibt dich in diese kalt'n Gewässer? Man hat dich ja nich' lange genug nich' geseh'n." Stumm knurrend wandte sich Mihawk zu Shanks und beäugte ihn ausgibig ohne ein Wort zu sagen. "Schweigsam wie eh und je. Eins muss man dir lass'n: du bleibst dein' Ansichten treu. Aber anscheind nich' deinem alten Schwert. Das Teil auf deinem Rücke sieht mir arg nach 'nem neu'n aus." Scherzelte Shanks mal wieder rum und trat nahe zu Falkenauge, der immer noch kühl auf ihn herrab schaute. Abermals seufzte Shanks und wandte sich wieder von Mihawk ab. "Lust auf'n Bier? Hier draußen friert man sich ja sonst was ab." sagte er bibbernd und maschierte in Richtung einer nahen Taverne, gefolgt von Falkenauge, der immer noch kein Wort gesagt hatte. In der Taverne saßen lediglich ein paar düstere Typen und wenige besoffene Piraten lallten laut vor sich hind erzählten, was sie alles tolles gemacht hatten, aber nicht stimmte. Diese Leute missachtend setzte sich Shanks in eine Ecke und wartete, dass Falkenauge sich zu ihm setzte, was auch bald geschah. Ein unfreundlicher und übermüdeter Wirt trat zu ihnen und Shanks bestellte zwei Bier. Er konnte die Laune des Wirts gut nachempfinden. Er würde jetzt auch lieber in seinem warmen Bett liegen und bis in die späten Morgenstunden weiter schlafen, aber nun saß er nun mal hier. Als er so den Gang des Wirts verfolgte, fiel ihm irgendwann auf, dass Mihawks Augen starr auf ihn gerichtet waren. Lächelnd wandte er sich diesem zu und wartete darauf endlich ein Wort von ihm zu hören. Doch darauf wartete er lange. Der Wirt hatte schon die Biere gebracht und Shanks hatte seine Krug schon halb geleert, als Falkenauge endlich den Mund aufmachte. "Du hast nachts wohl nichts besseres zu tun, als am Hafen rum zustreunern und Leute abzufangen, um dich mit ihnen zu besaufen." Der Rotschopf blinzelte ein paar Mal und schaute nun ihn stumm an. "Und du hast schlechte Laune, wie immer, was?" Er setzte den Bierkrug an und leerte ihn auf ex. "Na wenn dir meine Gesellschaft so zu wider is', werde ich ma' wieder geh'n." Sagte er und tat es. Er stand auf, ging zu Theke und bezahlte den Wirt. Keinen weiteren Blick auf Falkenauge verschwendend verließ er die Taverne und schlug eine Richtung ein, jedoch nicht die, in der seine Herberge lag. Vielleicht lag es daran, dass er übermüdet war, vielleicht aber auch an dem Bier, was heute abend bestimmt nicht sein erstes gewesen war. Noch wärmte der Alkohol ihn ein wenig von innen, doch schon bald wurde ihm wieder kalt, als er da so auf einer recht hohen Klippe langspazierte und der Wind kalt um seinen Kopf wehte. Der Mond schien kühl auf ihn herab und verdarb ihm die letzte Lust auch nur noch einen Schritt zu gehen. Er ließ sich auf einen nahen Stein plumpsen und schaute stumpfsinnig in den Himmel, wo die meisten Sterne von dünnen, nebligen Wolken bedeckt waren. Dann hörte er nahe Schritte. Er scherte sich nicht drum, hier konnte ja jeder lang gehen wann und wie er wollte. Erst als sie neben ihm verstummten und ein mondbleiches Gesicht den selben verdeckte, bemerkte Shanks, dass Falkenauge ihm gefolgt war. Er richtete sich langsam auf und schaute immer noch verdutzt in Mihawks Gesicht, der sich neben ihn auf den Stein setzte. 'Was will der denn nun noch?' dachte Shanks entnervt, denn so eine depressive Gesellschaft war nicht nach seinem Geschmack. Diesesmal würde er nichts sagen. Konnte er doch selbst den Mund auf machen und die peinliche entstehende Stille durchbrechen. Leicht eingeschnappt drehte Shanks sich von Mihawk weg und bibberte weiter vor sich hin, was ihn in diesem Moment reichlich wenig störte: Es ging ums Prinzip! Falkenauge hingegen fand Shanks verhalten irgendwie belustigend. Ihn so eingeschnappt zu sehen, war selten und er wirkte wie so oft sehr kindisch, obwohl er doch schon Mitte oder vielleicht sogar Ende zwanzig war. Natürlich fiel ihm auch auf, das Shanks fror. Lange beobachtete er das zitternde rote Haar, was größten Teils von seinem Strohhut bedeckt wurde. Irgendwann wanderte auch sein Blick zum Himmel, wo immer noch nur wenige Sterne zu sehen waren, dafür aber der Mond hell durch die Wolken schien. Unbemerkt von Shanks war Mihawk näher an ihn ran gerückt. Sachte legte dieser nun seine eine Mantelhäfte um den Frierenden und seine Hand auf dessen Schulter. Shanks war leicht zusammen gezuckt und starrte in Richtung Nirvana. Was machte Falkenauge da? Okay, ihm war schon kalt und er begrüßte den warmen Mantel, aber - ging das nicht auch ohne seine Hand da auf der Schulter? Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er Falkenauges Atem ganz nah an seinem Ohr spürte. Der große Mann saß nun dicht an ihm und drückte ihn sanft an sich. Eine leichte Röte stieg Shanks ins Gesicht. Warum? Warum fing es in seinem Bauch an zukribbeln? Und warum fühlte es sich so gut an, so an ihm zu lehnen? Er dachte sich, er sei eingeschlafen. Das konnte nicht Falkenauge sein. Pah, der würde sowas doch niemals machen, dieser Gefühlsbolzen. Aber gegen dieses Gefühl in ihm konnte er nichts mehr machen. Schon bei ihrem ersten Treffen, hatte er es ganz tief in sich gespürt, aber es war damals noch so schwach, als hätte es gar nicht existiert. Er hörte sein Herz laut pochen und hatte Angst, dass Falkenauge es hören könnte. Ja, Falkenauge. Was dachte er sich bloß dabei? Wahrscheinlich wollte er sich nur nicht weiter anschaun, wie er fror. Mehr nicht. Doch da irrte sich Shanks. Es hatte Mihawk große Überwindung gekostet. Und nun wusste er nicht weiter. Innerlich verfluchte er sich, dass er es überhaupt gemacht hatte und verstand nicht einmal, warum er Shanks immer noch an sich hielt. Tonlos seufzte er und suchte auf dem leise rauschenden Meer eine Antwort auf seine Frage. Leider fand er sie nicht. Nicht dort. Er bemerkte, wie Shanks seinen Kopf langsam gedreht hatte, da er mit dem Strohhut seine Schulter streifte. Der Kleine schaute verlegen zu ihm auf und sah genauso ratlos aus, wie er wohl selsbt aussah. Der Augenblick schien (schon wieder) eine Ewigkeit zu dauern. Falkenauge hielt dieser Spannung nicht mehr aus. Sachte senkte er seinen Kopf und schaute dabei in Shanks Augen. Er konnte seine Augen nicht von ihm lassen. Shanks spürte seinen Atem warm auf dem Gesicht. Er wusste nicht, was er machen sollte und noch weniger wie er reagieren sollte, auf das, was Mihawk da offensichtlich vor hatte. Oder ob er das überhaupt wollte! Er saß im Arm des bekannten Falkenauges, seinem größten Rivalen und dieser versuchte offensichtlich ihn zu küssen! Sie waren beide Männer! Was sollte das? Kurz bevor Falkenauge nahe genug gewesen war, um seine Lippen zuberühren, wandte Shanks seinen Kopf jäh zur anderen Seite. Einen Moment verharrte Mihawk mit der Nase in Shanks Haaren. Das war zu viel. Er konnte selbst nich begreifen was hier ab ging und nun machte ihn auch noch der Geruch von den roten Haaren verrückt. Sein zweiter Arm, der bisher auf den Fels gestützt war, schlang sich um Shanks, der wieder leicht zusammen zuckte. War seine Geste ihm nicht offensichtlich genug gewesen? Einige Minuten vergingen. Keiner von ihnen wagte es sich zu rühren. Shanks lag wohlig warm in Falkenauges starken Armen. Mihawk selbst, hatte seinen Kopf auf der Schulter des Rotschopfs plaziert und dachte gar nicht daran ihn loszulassen. Sie hatten sich wieder beruhigt. Beiden kam ihr Verhalten kindisch vor und so langsam verschwand die Anspannung. Sie konnten sich die Situation zwar nicht erklären, aber so wie es jetzt grade war, war nichts daran auszusetzen. Irgendwann ergriff Shanks dann doch mal wieder das Wort. Er wusste nicht, warum er ihn das fragte, aber es schien ihm wichtig. "Sag mal..." - "Ja?" Bei Falkenauges tiefer, leicht rauer Stimme, lief abermals ein Schauer über seinen Rücken. "Du heißt doch nich' wirklich Falkenauge, oder?" Einen weiteren Moment trat Stille ein. Falkenauge hob seinen Kopf von Shanks Schulter und schaute ihn fragend an. "Wie kommst du denn jetzt darauf?" Unbekümmert erwiederte der Kleinen seinen Blick. "Keine Mutter der Welt würd' sein Kind Falkenauge nenn'..." sagte er stumpf. Mihawk wusste immer noch nicht, was er von der Frage halten sollte. "Ich heiße doch Mihawk, oder was meinst du?" Er blinzelte und verstand Shanks egdränge nicht. "Ach komm, Mihawk..." sagte er und schaute ihn vorwurfsvoll an. Wieder blinzelte und langsam ging ihm ein Licht auf. "Also... ähm... ja, hast recht. Aber, warum willst du das wissen?" So einfach würde er nicht nachgeben, dachte er sich und ein leises Grinsend schlich sich auf sein Gesicht. "Ich..." - 'Ja, warum will ich das eigentlich wissen?' - "Ich... ich will - lach nich' - etwas haben, was - hör' auf so zu grins'n - was haben, was son - pah!" Schmollend drehte er seinen Kopf wieder weg, den er zu Falkenauge geneigt hatte. Erst wusste Mihawk nicht, was er davon halten sollte. Er hatte leise gekichert und grinste breit. Es sah so niedlich aus, wie Shanks ihn gerade angeschaut hatte. Leise fing er an zu lachen, da der Rotschopf beleidigt nicht weniger niedlich aussah. Grimmig drehte sich dieser um und warf ihm tödliche Blicke zu. Als Mihawk nur noch lauter anfing zu lachen stürzte sich Shanks auf ihn: "Ich kitzel dich so lang', bis du mir dein' richtig'n Namen verrätst!" Mit einem leisen Aufschrei fiel Falkenauge hinten über und landete im angefrorenen Gras und Shanks auf ihm. Der Kleine setzte sich auf die Beine seines Unterliegenden und versuchte seine Drohung in die Tat umzusetzen, was ihm aber redlich missglückte. Nach einem kurzen aber erbitterten Kampf lachte Falkenauge aus vollem Herzen und hielt Shanks Hände fest. Der wiederum versuchte sich immer noch aus seinem Griff zu befreien, was aber genauso wenig funktionierte, wie seine Kitzelattacke. Langsam übernahm Mihawk die Führung. Plötzlich zog er Shanks Arme auseinander, worauf dieser nach vorne kippte. Mit einer schnellen Bewegung wurde er auf den Rücken gedreht und Mihawk platzierte sich nun seiner seits auf den Beinen des wild um sich schlagenden. Er drückte Shanks Hände über seinem Kopf auf den Boden und kam seinem Gesicht gefählich nahe. Sein Lachen verstummte und wich einem überlegenen und leicht hinterhältigem Grinsen. "Du willst also meinen 'richtigen' Namen wissen? Hab ich das richtig verstanden?" Shanks schluckte und nickte mit dem Kopf; dies war ihm sichtlich unangenehm. Eigentlich wollte er sich doch an ihm rächen und nicht von ihm 'flach gelegt' werden. "Hm, dass kann ich dir aber erst sagen, wenn du mir verraten hast, warum ich das tun sollte." - "Bist doch selbst Schuld, dass ich's dir nich' gesagt hab'." kam es kleinlaut zurück. Falkenauge richtete sich wieder ein Stück auf und betrachtete ihn von oben herab. "Na komm, sag's schon! Oder ich lass dich am kalten Boden anfrieren!" stichelte er weiter. Stimmt, der Boden war gefroren. Hätte Mihawk nichts gesagt, wäre Shanks das wohl erst auf gefallen, wenn er wirklich angefroren wäre. Doch nun, wo er sich dessen wieder bewusst wurde, fing er pormpt wieder an zu bibbern. Verlegen schaute er zur Seite und sah seinen Hut ein Stück von sich entfernt im Gras liegen. Seine Gedanken schweiften kurz ab, um die wieder peinliche Situation zu verdrängen. Doch schnell holte er sie wieder zurück, schaute aber trotzdem weiter hin zu dem Hut. "Ich möcht' etwas von dir hab'n, was sonst niemand hat." Falkenauge hatte es fast nicht verstanden, so leise und zaghaft hatte Shans es gesagt und er wollte gerade noch mal nachfragen, als es schon aus seinem Mund kam: "Ich heiße Dulacre, Mihawk Dulacre." Am liebsten hätte er sich die Hände auf den Mund geschlagen, doch mit denen hielt er ja immer noch Shanks fest. Wieder trat ein kurzer Moment des Schweigend ein. Dann schaute Shanks zögernd auf. Seine Lippen waren schon leicht bläulich angelaufen und er stotterte. "Danke, Dulacre." Nun bereute Mihawk es nicht mehr, ihm das gesagt zu haben. Er verstand immer noch nicht, waurm das so wichtig für Shanks gewesen war, auch wenn er es ihm ja gesagt hatte, aber sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er den wohlgehüteten Namen aus seinem Mund hörte. Eben so schnell, wie er Shanks auf den Rücken gedreht hatte, zog er ihn nun hoch und legte wieder behutsam seinen Mantel um seine Schultern und hielt ihn sanft an sich. Kurz ließ er ihn los, holte den Strohhut und bevor er ihm diesen aufsetzte, hauchte er ihm einen Kuss auf die Stirn. Shanks versteckte sein wieder leicht rot angelaufenes Gesicht unter dem Hutrand und schaute zu Boden. Falkenauge ergriff wieder das Wort: "Du hast noch etwas von mir." Fragend schaute Shanks wieder auf. Was jetzt noch fehlte in dieser -so dachte er- schwuchtelig angetouchden Stimmung, war eine so schnulzige Liebeserklärung, wie die, zu der Falkenauge gerade ansetzten könnte. Das, was er allerdings sagte, bevor Shanks sich wieder einmal Gedanken über eine mögliche Reaktion machen konnte, versetzte ihm einen Schlag. "Du hast meinen Traum." Kurz hielt der Rotschopf den Atem an, ging einen Schritt zurück und all die Gefühle, die eben noch in ihm gefährlich aufbrodelten, waren mit einem Mal verpufft. Schroff und kühl kam es aus seinem Mund: "Den haben viele, Mihawk." Und schon waren sie wieder dort angelangt, wo sie schon so oft aufgehört hatten. Shanks Augen funkelten durch ein unergründliches Licht, da die Sterne und der Mond nun vollkommen hinter dichten Wolken verschwunden waren. Sie starrten sich gegenseitig an und die nächsten Worte hätte alles zerstört. Sie würden alles zerstören. Und das taten sie auch. "Aber du bist mein einziger Rivale -" fing Falkenauge an, wurde aber von einem müden 'Gute Nacht' unterbrochen. Shanks hob wie üblich die Hand zum Abschied und verschwand hinter einem einsetzenden Schleier von Nieselregen. Mihawk blieb eine Weile regungslos stehen und wütend wie er war legte er früh am nächsten morgen ab - konnte der doch sehn, wohin ihn was-auch-immer brachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)