People always leave von Khaleesi26 (Fortsetzung zu 'And now we can't have it') ================================================================================ Kapitel 11: Und was fühlst du? ------------------------------ An Uni war an diesem Tag definitiv nicht mehr zu denken. Nachdem Tai und Izzy auf Mimi und Kyle getroffen waren, hatte Tai kurzerhand auf dem Absatz kehrtgemacht und war nach Hause gestürmt. Als er das Apartment betrat warf er seine Tasche in die Ecke und schmiss sich aufs Sofa, nur um Izzy wütend anzusehen, als auch dieser aus dem Fahrstuhl trat und die Einkäufe in die Küche brachte. Seelenruhig öffnete er den Kühlschrank und begann die Lebensmittel einzusortieren, ohne ein Wort zu sagen. Was Tai nur noch mehr aufregte. „Redest du vielleicht mal mit mir?“, fuhr er ihn an. „Was zum Teufel hast du mit diesem Kyle zu schaffen?“ Izzy seufzte schwer auf und wandte sich um, um sich auf der Arbeitsplatte abzustützen. „Ich wollte es dir erst nicht sagen, um dich nicht zu beunruhigen“, begann der Rothaarige und sah Tai schuldbewusst an. Das bedeutete nichts Gutes, da war Tai sich sicher. „Aber Kyle ist so was wie mein Boss.“ „WAS?“, rief Tai entsetzt und saß plötzlich kerzengerade. „Ist das dein Ernst?“ „Leider ja“, antwortete Izzy. „Als ich das Projekt übernommen habe, wurde mir gesagt, dass ich die alleine Leitung der Arbeit übernehmen würde. Doch dann hat sich herausgestellt, dass Kyle der Erbe der Firma ist, für die ich arbeite.“ Tai sah seinen Freund fassungslos an. „Kyle soll sich schon mal in der Führungsposition üben oder so ähnlich, deswegen hat sein Vater ihn auch für das Projekt eingeteilt.“ Der Braunhaarige schlug die Hände über den Kopf zusammen und versuchte zu begreifen, was Izzy ihm hier gerade eröffnete. „Das ist nicht gut“, sagte er schließlich und kramte in seinem Kopf bereits nach einer Lösung für dieses Problem. „Ich weiß“, meinte Izzy und kam zu ihm, um ihn eindringlich anzusehen. „Aber Tai… Dieses Projekt ist wirklich unglaublich wichtig für mich. Ich arbeite schon länger mit dieser Firma zusammen und sie haben großes Vertrauen in meine Arbeit. Diese Sache könnte mich wirklich extrem weiterbringen. Wenn ich jetzt kündige, war’s das für mich.“ Es war zwecklos zu grübeln. Es gab keine Lösung für dieses Problem! „Das verstehe ich, Izzy“, gestand Tai ihm zu und versuchte ruhig zu bleiben. „Aber warum hast du mir das nicht eher erzählt?“ Izzy senkte den Blick. „Was hätte das denn geändert?“ Tai zuckte mit den Schultern und sah beinahe verzweifelt aus. „Keine Ahnung. Ich wäre vielleicht vorsichtiger gewesen. Auf jeden Fall muss ich in Zukunft vorsichtiger sein, was Mimi anbelangt.“ „Was meinst du damit?“ Tai sah seinen Freund vielsagend an. „Das heißt, ich werde ganz bestimmt nicht von dir verlangen, dass du deinen Job für mich aufgibst. Das wäre nicht fair. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass Kyle keine Ahnung hat, wer ich bin, was uns einen deutlichen Vorsprung verschafft.“ Izzy runzelte die Stirn. „Meinst du die Sache, dass du dich bei ihm als Matt ausgegeben hast?“ Tai nickte. „Wenn er herausfindet, wer ich wirklich bin, dann weiß er auch, wer du bist und was wir mit Mimi zu schaffen haben. Und meinst du, er würde dich dann noch an dem Projekt arbeiten lassen?“ Izzy schwieg und biss sich angestrengt auf die Unterlippe. „Eben“, bestätigte Tai. „Und was machst du jetzt mit Mimi?“ Das war eine gute Frage. Und Tai wusste nicht, ob es überhaupt eine Antwort darauf gab. Er wusste nur, dass er Mimi unter keinen Umständen aufgeben würde. „Ich denke, ich werde mich weiter mit ihr treffen können, ohne, dass er merkt, wer ich bin. Oder wer du bist. Wenn sie mich überhaupt noch sehen will.“ Nach der Aktion von vorhin war sich Tai da plötzlich nicht mehr so sicher. Sie hatte zwar gesagt, dass er später noch bei ihr vorbeikommen sollte, doch wollte sie das jetzt immer noch? Jetzt, wo sie sich offensichtlich wieder mit diesem Idioten versöhnt hatte? „Geh und find es raus“, sagte Izzy plötzlich, woraufhin Tai ihn überrascht ansah. „Geh einfach zu ihr. Und sei ehrlich. Dann wirst du sehen, was sie sagt.“ *** „Du hättest ihr Gesicht sehen müssen, als sie mich mit Mimi gesehen haben“, lachte Kyle, während er sich das Handy ans Ohr hielt. Nach der ausgiebigen Shoppingtour hatte er Mimi noch zum Abendessen eingeladen. Sie war gerade auf der Toilette, um sich frisch zu machen, weswegen er diese Chance direkt nutzte und vor die Tür gegangen war, um Scott anzurufen und ihm von seinem kürzlichen Zusammentreffen mit Tai und Izzy zu erzählen. „Das hätte ich nur zu gern gesehen“, antwortete Scott amüsiert am anderen Ende. „Und was ist unser nächster Schritt?“ Kyle überlegte. Auch, wenn er Mimi für den Moment milde gestimmt hatte, hatte er ein ungutes Gefühl. Ihm waren Tais Blicke nicht entgangen. So schnell würde er nicht aufgeben, da war er sich sicher. „Ich möchte wissen, was er als nächstes tut. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass er seine Finger nicht von Mimi lassen wird. Kümmere du dich um Tai… pardon. Matt. Ich behalte Izzy im Auge.“ „Geht klar“, meinte Scott nur und legte auf. „Hey, was machst du da?“ Perfektes Timing. Kyle legte ein Lächeln auf und drehte sich um. „Da bist du ja. Ich musste nur kurz telefonieren“, erklärte er Mimi, die zu ihm nach draußen gekommen war und sich die Arme rieb, da sie offensichtlich fröstelte. Kyle musterte sie und grinste. „Das Kleid steht dir zwar super, aber ich wollte nicht, dass du dich deswegen zu Tode zitterst.“ Die Brünette zischte. Sie trug ein kurzes, blaues Cocktailkleid, welches Kyle für sie ausgesucht hatte. Er wollte es unbedingt an ihr sehen und sie schick zum Essen ausführen. Doch es war inzwischen dunkel geworden. Und kalt. „Sehr nett von dir. Gib mir lieber deine Jacke“, forderte sie ihn auf, woraufhin Kyle zwar lachte, jedoch trotzdem seine Jacke auszog, um sie ihr umzulegen. „Bringst du mich jetzt nach Hause? Ich bin ziemlich müde.“ Kyle zog grinsend eine Augenbraue nach oben und zog sie an sich. „Bist du mir denn noch böse?“ Die Brünette lächelte verwegen. „Na ja, du hast dir heute ziemlich Mühe gegeben, also…“ Das hörte sich doch schon mal gut an. „Das überzeugt mich nicht“, sagte Kyle jedoch, was Mimi stutzen ließ. „Was hältst du davon, wenn wir noch einen kleinen, romantischen Spaziergang machen?“ „Spaziergang?“, entgegnete Mimi skeptisch. „Romantisch?“ Kyle rollte mit den Augen. Konnte dieses Mädchen denn nicht einmal mitspielen? „Hast du etwa schon was anderes vor?“ Seine Freundin sah kurz zur Seite und biss sich auf die Unterlippe. Dann schüttelte sie schnell den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Lass uns spazieren gehen!“ Sie hakte sich bei ihm unter. Kyle konnte sich denken, warum sie lieber nach Hause wollte. Doch diesen Raum wollte er ihr nicht geben. Dafür hatte sich das Bild von ihr und Tai am Morgen zu sehr ins Gedächtnis gebrannt. Und wenn er alle Register ziehen musste… niemals würde er Mimi ihm überlassen. *** Izzy hatte recht. Wenn er wissen wollte, was Mimi dachte, wie sie empfand, wo sie standen, dann musste er zu ihr gehen und sie fragen. Mimi hatte ihn nicht umsonst zu sich bestellt. Auch sie wollte anscheinend noch mal reden. Doch, dass sie den Tag mit Kyle verbracht hatte, verunsicherte ihn zunehmend. Er befand sich gerade auf dem Weg zu ihr, als sein Handy klingelte. Tai hob ab. „Hallo?“ „Hey, Tai“, erklang die Stimme seines besten Freundes, woraufhin Tai grinsen musste. „Hey, Namensvetter.“ „Hä? Was soll der Blödsinn? Wieso Namensvetter?“ „Schon gut“, lachte Tai. „Was gibt’s?“ „Unsere New York Tour hat sich verschoben. Wir kommen schon nächste Woche. Sora kommt später nach, da sie ihr Praktikum leider nicht vorziehen konnte. Aber ich habe gute Neuigkeiten: Kari und T.K. kommen mit.“ „Wirklich? Das ist ja klasse!“, freute Tai sich ehrlich. „Mimi wird sich sicher auch freuen, euch alle mal wieder zu sehen.“ „Jaah“, meinte Matt nun etwas unsicher. „Wegen Mimi… Ich habe diesen Kyle mal gegoogelt, von dem du mir geschrieben hast. Der Typ ist echt nicht ohne.“ Tai runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“ „Na ja, zum einen ist er steinreich. Also noch nicht so wirklich, aber die Firma seines Vaters ist Millionen schwer und so wie es in den Medien heißt, wird er wohl nach seinem Studium das Erbe antreten. Wobei wohl auch die Tochter für die Nachfolge in Frage kommen könnte.“ „Alison?“, lachte Tai laut auf. „Niemals!“ „Ist ja auch egal. Worauf ich hinaus wollte“, setzte Matt unbeirrt fort und eine gewisse Ernsthaftigkeit schwang in seiner Stimme mit. „In der Klatschpresse ist Mimis Freund kein unbeschriebenes Blatt. Angeblich hat er sich immer wieder hinterrücks in die Geschäfte seines Vaters eingemischt, potenzielle Kunden bestochen und zwischen Geschäftspartnern intrigiert. Alles nur Gerüchte, aber irgendwie macht mir das ein ungutes Gefühl.“ Tai schluckte. Nicht nur Matt hatte bei diesen Informationen kein gutes Gefühl und nachdem er Kyle ein wenig kennenlernen durfte, hatte er den Eindruck, dass dies nicht nur Gerüchte waren. „Auf jeden Fall solltest du aufpassen“, riet sein bester Freund ihm schließlich. „Keine Sorge. Das werde ich.“ Das machte alles nur noch komplizierter. Erst die Sache mit Izzy und jetzt auch noch die Bestätigung, dass Kyle offensichtlich gerne mit falschen Karten spielte. Sicher würde er auch bei Mimi nicht davor zurückschrecken. „Ich muss jetzt auflegen“, sagte er, als er vor Mimis Apartment angekommen war. „Aber ich freue mich, dass ihr bald kommt. Bis dann.“ Er legte auf und überlegte kurz. Ob Mimi von all dem wusste? *** Händchenhaltend schlenderten sie durch die lichtbefluteten Straßen. Eigentlich total romantisch und eigentlich genau das, was Mimi sich immer gewünscht hatte. Und doch war sie mit dem Kopf ganz woanders. Ungeduldig sah sie auf ihre Armbanduhr. „Ist schon ziemlich spät, findest du nicht?“ Kyle lächelte nur zufrieden vor sich hin. Mimi seufzte leicht. Was sollte das hier alles? So etwas hatten sie noch nie getan und jetzt plötzlich…? Sie sollte sich darüber freuen, was sie anfangs auch getan hatte, doch eine gewisse Begegnung ging ihr nicht aus dem Kopf. Wie er sie angesehen hatte... Seitdem hatte Mimi keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Sie wollte doch Tai nicht damit verletzen, niemals würde sie ihm absichtlich weh tun, egal was er getan hatte. Aber momentan war sie einfach hin und hergerissen. Kyle. Tai. Sie dazwischen. Das war einfach zu viel. Ihr Herz wusste einfach nicht, was es wollte. Wenn sie bei Tai war, wollte sie Tai. Wenn sie mit Kyle zusammen war, wollte sie ihn, weil es das einzig Richtige war. Und jetzt spazierte sie ernsthaft mit ihm händchenhaltend durch die Straßen, was alles war, was sie sich die ganze Zeit gewünscht hatte, und konnte trotzdem nur an Tai denken. Wahrscheinlich stand er schon vor ihrer Tür und wartete auf sie. Erneut sah sie auf die Uhr. Sie hätte vor zehn Minuten zu Hause sein müssen. Um mit Tai zu reden. Eigentlich wollte sie heute Abend endgültig klarstellen, dass es für sie keine zweite Chance gab. Allerdings war sie den ganzen Tag mit ihrem Freund unterwegs gewesen und hatte dabei an einen anderen gedacht. Sollte ihr das nicht zu denken geben? Mimi schielte zu ihm hinüber und irgendwie tat es ihr fast schon leid. Kyle hatte sich zwar oft genug wie ein Arsch aufgeführt, aber heute hatte er sich echt Mühe gegeben. Ein perfekter Tag, der sich trotzdem nicht perfekt anfühlte. „Ich sollte wirklich langsam nach Hause gehen“, setzte sie erneut an, um endlich wegzukommen. „Ich habe heute den ganzen Tag geschwänzt und habe sicher einiges nachzuholen bis morgen.“ „Du willst jetzt noch lernen?“, fragte Kyle misstrauisch. „Ja. Ich habe ein Stipendium, falls du es vergessen hast. Wenn meine Noten nicht stimmen, bist du mich schneller los, als dir vielleicht lieb ist.“ Kyle blieb stehen und drückte sie an sich. „Ich bin stolz auf dich, dass du so fleißig bist. Wir sind wirklich ein gutes Team.“ Ein gutes Team? Sie sollten mehr sein, als ein gutes Team. Wenn sie das überhaupt waren… Mimi lächelte unsicher. Ob Tai überhaupt noch da war? „Soll ich dich noch nach Hause bringen? Ich könnte bei dir übernachten.“ „Nein, das ist wirklich nicht nötig“, warf Mimi schnell ein, obwohl sie dieses Angebot durchaus nett fand. „Du würdest mich eh nur vom Lernen abhalten.“ „Da hast du wahrscheinlich recht“, stimmte Kyle ihr grinsend zu. Mimi zog eine Augenbraue nach oben. Wollte er nur deshalb mit zu ihr kommen? „Okay, ich geh dann mal“, sagte sie und versuchte sich von ihm zu lösen, doch er hielt sie weiter fest. „Kriege ich keinen Abschiedskuss?“ Mimi blinzelte verwirrt. „Äh, doch. Natürlich.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie innig, als würde er versuchen, so viel Gefühl wie möglich hineinzulegen. Ein Kuss, der irgendwie anders war, als all ihre Küsse zuvor. Schließlich war es Mimi, die sich von ihm löste und ihn skeptisch ansah. „Irgendwie bist du komisch.“ Kyle grinste nur und ließ sie los. „Sehen wir uns morgen in der Uni?“ „Natürlich. Bis morgen. Und danke, für den Tag“, lächelte Mimi und winkte ihm zum Abschied. Sie ging weiter und bog um die nächste Ecke. Ein kurzer Blick auf die Uhr. Schon zwanzig Minuten zu spät. „Verdammt!“, fluchte sie und rannte in ihren High Heels los. „Wieso kann man nicht an zwei Orten gleichzeitig sein?“ Wenn Tai nicht mehr da war, würde sie ernsthaft enttäuscht darüber sein. Diese Frage beschäftigte sie so sehr, dass sie gar keine Zeit mehr hatte, darüber nachzudenken, was sie ihm überhaupt sagen wollte. Aber vielleicht war das auch besser so. Sie wollte einfach nur, dass er noch da war. Dass er noch nicht gegangen war. Immer wieder sah sie währenddessen auf ihre Uhr, als wieder einige Minuten verstrichen waren und sie nur noch einen Block von ihrem Apartment entfernt war. Schließlich bog sie um die letzte Ecke und wäre beinahe noch gestolpert, ehe sie endlich ankam und Tai im Eingang stehen sah. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und wandte den Kopf. Nach Luft ringend blieb sie vor ihm stehen und stützte die Hände auf ihre Knie ab. „Tut… mir… leid.“ Tai lachte. „Hast du einen Marathon hingelegt?“ „So ähnlich“, antwortete die Brünette, richtete sich auf und legte eine Hand auf ihre Brust, um ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. „Und das in den Schuhen“, merkte Tai an und zeigte auf ihre schwarzen High Heels. „Ich wollte dich nicht noch länger warten lassen. Ich dachte schon, du wärst wieder gegangen.“ Der Student lächelte. „Ach, was. Für dich hätte ich auch die ganze Nacht hier gewartet. Wobei ich mir nicht sicher war, ob du überhaupt noch kommst.“ Mimis Herz schlug plötzlich wild gegen ihre Brust und sie wusste, dass es nicht wegen des Laufs war. „Ja, ich… i-ich war verhindert.“ „Nennt man das jetzt so, wenn man ein Date hat?“ Mimi verzog das Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust, als hätte er sie beim Lügen ertappt. „Ach, komm schon, Tai. Hör auf, damit!“ „Womit denn? Ich habe mich nur gefragt, warum du den Tag heute mit ihm verbracht hast, obwohl wir gestern… also ich meine, obwohl ich gestern bei dir…“ „Er hat mich eben gefragt, das ist alles“, unterbrach ihn Mimi forsch. Eigentlich wollte sie jetzt nicht über Kyle reden. Den ganzen Tag lang konnte sie nur an ihn denken und jetzt stand er endlich vor ihr und wollte mit ihr über Kyle reden? Tai seufzte. „Ich weiß, dass du nicht darüber sprechen willst, Mimi.“ Fast beschämt sah sie zur Seite. Heute Morgen wollte sie noch genau das mit ihm besprechen und jetzt? Jetzt wollte sie eigentlich nichts lieber, als dass er ruhig war. Konnte er nicht einfach nur da sein? So, wie letzte Nacht? „Aber wir müssen darüber reden.“ „Worüber denn?“, fragte sie ganz unschuldig, als hätte sie keine Ahnung, worum es hier ging. „Über diese Situation.“ Ja, das hatte sie eigentlich auch vorgehabt. Tai seufzte erneut und griff nach ihren Händen, was sie unvermittelt aufsehen ließ. Eindringlich sah er sie an. „Ich merke doch, dass da etwas ist. Zwischen uns, meine ich. Das bilde ich mir doch nicht ein.“ Sie biss sich schmerzhaft auf die Lippe. Ja, das war wahrscheinlich offensichtlich. Wie hätte sie das auch nach letzter Nacht noch abstreiten können? „Aber dann sehe ich dich heute mit diesem Kyle und frage mich ernsthaft…“ Er brach ab. Als müsste er seine nächsten Worte genau überdenken. Dann sah er sie entschlossen an. „Was willst DU eigentlich, Mimi?“ Sie zuckte zurück. Diese Frage hatte sie bis jetzt erfolgreich verdrängt. Und doch wusste sie, dass sie sie früher oder später einholen würde. „I-ich… ich weiß es nicht“, gab sie offen zu und senkte den Blick. Was sollte sie nur tun? Tai. Kyle. Tai. Kyle. Tai. Kyle. Wohin mit ihren Gefühlen für beide? „Du bist mir nicht egal, Tai“, sagte sie leise und sah ihm in die Augen. „Aber Kyle ist mir auch nicht egal. Ich habe mich gefreut, als er sich heute Morgen bei mir entschuldigt hat, doch dann“, sie schluckte schwer. „Dann musste ich den ganzen Tag an dich denken, als wir uns über den Weg gelaufen waren. Und das gestern Abend… das hat mich verwirrt. Es ist, als wäre ich innerlich zerrissen. Hin und hergerissen zwischen dem, was richtig ist und dem, was ich fühle.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Warum war nur plötzlich alles so furchtbar kompliziert? „Ich möchte niemandem wehtun. Ich denke, ich gehöre zu Kyle und deshalb…“ „Du denkst?“, unterbrach Tai sie und sah sie fragend an. „Du denkst, du gehörst zu ihm?“ Er verstand es nicht. Aber wie könnte er auch? „Aber was fühlst du, Mimi? Was FÜHLST du?“ Sie wischte sich schnell eine Träne weg, die ihr über die Wange rollte. „Ganz ehrlich? Manchmal gar nichts. Und dann doch wieder zu viel.“ Eine Weile standen sie schweigend da, während keiner von beiden wusste, was er sagen sollte. Doch Tai hielt immer noch ihre Hand fest. „Soll ich…“, begann er schließlich zaghaft. „Soll ich heute Nacht wieder bei dir bleiben?“ Diesmal musste sie nicht lang überlegen. „Ja, das wäre schön“, antwortete sie und lächelte vorsichtig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)