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Enderal – Die Suche nach den Trümmern der Ordnung

von

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„Jetzt liegt es an uns!“

Ich war fassungslos. Konnte nicht glauben, was alles geschehen war. Einst kam ich nach Enderal, um mir ein neues Leben aufzubauen… Um dann herauszufinden, dass ich bei dem Versuch, mit einem Schiff nach Enderal zu gelangen gestorben war und eine Marionette der Bösen wurde. Ich wurde von ihnen wiederbelebt und wollte die Welt beschützen, bis ich erfuhr, dass ich ein Teil ihres Untergangs war. Die Hohen waren Meister darin, Menschen zu manipulieren und sie ins Unglück zu stürzen… Ich wollte alles zum Guten wenden, doch am Ende stand ich vor der unmöglichen Entscheidung: Sollte ich mein Leben opfern, um einen Teil der Welt zu retten und eine ganzheitliche Auslöschung zu verhindern? Oder sollte ich als Einzige mit Jespar fliehen um der gesamten nächsten Generation von Menschen zu helfen? Schon viele Male ist die Läuterung geschehen und ohne Hilfe würde sie noch viele weitere Male vollzogen werden. Ich wusste nicht, ob es feige war, aber ich hatte mich für die Flucht entschieden. Vielleicht konnte ich die Angst, den Zorn und alles, was den Hohen Macht gab, der nächsten Generation von Menschen nehmen… und damit die Hohen vernichten. Ich musste daran glauben, dass ich es schaffen würde. Also flohen Jespar und ich aus Enderal, setzten uns in die Kapseln und ließen uns in die Sternenstadt schießen, in der Hoffnung auf ein neues Leben, für uns und für die Menschen.

 

Ich blinzelte. Ich wachte in einer mir sehr vertrauten Umgebung auf. Der warme Sonnenuntergang leuchtete mir mit seinen orangenen und warmen Farben entgegen und die letzten Sonnenstrahlen wärmten mein kühles Gesicht. Ich richtete mich auf und lief langsam den Weg entlang. Vögel zwitscherten und Insekten summten leise. Die zwei Pferde, die am Wegrand im hohen Gras standen, malmten gemütlich an den langen Grashalmen. Doch ich beachtete die Umgebung kaum. Jeder meiner Alpträume begann hier, doch der Ausgang war verschieden.

Mein Schritt wurde zügiger, der gewundene Weg führte mich bergauf. Als ich oben ankam, konnte ich über die Klippe blicken, wo die Sonne gerade den Horizont berührte. Doch mein Blick verweilte dort nur kurz. Ich sah nach links und bemerkte zuerst, dass Vati nicht mehr da war. Der Baumstumpf, an dem er mich sonst immer erwartete, war leer. Die Axt lag neben einem angefangenen Holzstück und ich ging weiter zum Haus. Die Eingangstür war verschlossen. Also kam ich noch nicht mal mehr in die Holzhütte hinein.

Ich war alleine. Ich ging auf die Veranda vor dem Haus, jeder Schritt von mir ließ das Holz leise knarzen. 

War ich tot? War ich jetzt diejenige, die dazu verdammt war für immer hier in diesem Sonnenuntergang festzustecken? Ich sah mich weiter um.

Auf einmal fielen mir die Grabsteine auf. Ich ging von der Veranda und starrte sie an. Diese waren bei meinem letzten Besuch noch nicht da. Es waren drei Stück. 

Ich ging kurz in mich und verstand: Vati, Mutter und Schwesterchen. Die, die ich angeblich umgebracht habe. Jedoch konnte ich mich seit meiner Schifffahrt nach Enderal an nichts mehr von meiner Vergangenheit erinnern.

Als ich mich fragte, ob jetzt noch mein Grabstein dazukommen würde, erschien plötzlich etwas neben mir. Es war eine Art Geist, von einer Person, die mir sehr bekannt vorkam…

„Jespar!“, rief ich entsetzt aus. Er stand einfach da und lächelte. Ich lief auf ihn zu und er verschwand. 

Ich war verwirrt, sah mich panisch um. Warum war er hier? Wieso war er so schnell wieder verschwunden? Weshalb hatte es den Anschein, dass er nicht mehr lebte?

Die durchsichtig, bläulich, leuchtende Person erschien plötzlich am Abhang wieder, wo der gewundene Weg wieder nach unten führte. Ich rannte los. Getrieben von Liebe, Verzweiflung und Tatendrang musste ich ihm folgen. Ich verstand: Er führte mich. Kurz als ich vor ihm stand, verschwand er wieder und tauchte am unteren Teil des Weges wieder auf. Ich sollte den Weg also wieder zurückgehen? Ich sprintete den kompletten Pfad entlang, bis ich an der herren- und pferdelosen Kutsche ankam, bei der ich in meinen Albträumen bisher immer erwacht war. Ich starrte auf meine Arme – sie lösten sich langsam auf. Alles wurde schwarz um mich herum. War das das Ende? Starb ich gerade? Interessanterweise verspürte ich keine Angst. Ich verspürte Gleichgültigkeit.

Immerhin durfte ich Jespar noch einmal sehen…, dachte ich und lächelte, als ich in der Dunkelheit versank.

 

Ich öffnete die Augen. Mein Rücken war verspannt, ich trug ein einfaches Gewand und setzte mich langsam auf. Vögel zwitscherten und ich bemerkte, dass ich auf einer Steinbank gelegen hatte. Die Runen darauf kamen mir seltsam vertraut vor, doch ich konnte mich gerade einfach nicht erinnern… Ich hatte Kopfschmerzen, doch ich versuchte vorsichtig aufzustehen.

Das Zimmer um mich herum war aus Stein gehauen, die groben Steinblöcke machten den Raum relativ dunkel, aber auch kühl. Ich ging langsam auf den Durchgang zu, von wo aus mehr Licht kam. Als ich nach links blickte, strahlte mir die aufgehende Sonne entgegen. Ich hob mir eine Hand vors Gesicht und kniff die Augen zusammen. Vorsichtig ging ich nach draußen und begriff schlagartig, wo ich war. Das hier war nicht das Totenreich, nicht mehr Enderal. Ich war in der Sternlingsstadt. Vorne am Abgrund der Plattform saß eine mir sehr bekannte Gestalt: Jespar.

Typisch für ihn suchte er das Abenteuer: Das Risiko von der Kante zu stürzen schien ihn nicht zu interessieren.

Ich ging vorsichtig weiter und blieb mit einiger Entfernung hinter ihm stehen.

„Na, endlich aufgewacht?“, fragte er und sah mich an.

Ich schwieg, war unfähig zu sprechen. Erinnerungen prasselten auf mich ein.

„Es ist so wunderschön hier, fast wie ein Paradies“, stellte Jespar fest und blickte in die Ferne.

„Und was tun wir jetzt?“, fragte ich ihn zögerlich.

„Jetzt liegt es an uns!“, sagte er entschlossen und erhob sich



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ami_Mercury
2018-10-13T17:48:16+00:00 13.10.2018 19:48
Ich hab die Alpträume sooooo gehasst!! Aber du hast es schän beschrieben - ich habe auch "gewunden" für den Pfad als Adjektiv gewählt^^
Von: Maryhase
2017-04-23T15:49:03+00:00 23.04.2017 17:49
Huhu
Schön geschrieben, wirklich. Die Szene während des Sonnenuntergangs konnte man sich richtig vorstellen.
Mach weiter so! ;D


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