Die Karte des Rumtreibers von Estrelle ================================================================================ Kapitel 16: Jahr 4 – Auror vs. Werwolf -------------------------------------- Peter hatte sich über die späte Ankunft der Eule vor dem Fenster des Schlafsaals gewundert, doch die Erklärung folgte sogleich als sie einen Brief von James und Sirius in seine Hände fallen ließ. Er war lediglich an ihn adressiert und nachdem er ihn gelesen hatte, wusste er auch warum. Lieber Peter, vielen Dank für eure Geschenke. Sie machen den Aufenthalt hier in Afrika noch lustiger. Wir konnten bereits einige Streiche ausführen, ohne erwischt zu werden. Allerdings mussten wir uns eine regelrechte Verfolgungsjagd mit Baba liefern, weil wir zu spät zum Unterricht waren. Er war richtig sauer, weil Sirius versucht hat ihn mit einen Schockzauber zu lähmen. Hat ihn aber nur noch wütender gemacht. Wir haben uns danach entschuldigt und sind sogar richtig gute Freunde geworden. Ich hoffe, der neue Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste setzt Remus nicht zu sehr zu. Einen blöderen Zeitpunkt, einen Auror aus dem Ministerium dafür einzustellen, hätte es wirklich nicht geben können. Aber wir zählen auf dich, dass du Remus tatkräftig unter die Arme greifst. Wusstest du, dass Uagadou berühmt ist für den Animagus-Zauber? Wir haben nicht schlecht gestaunt. Einige der älteren Schüler können sich hier schon verwandeln. Und wir konnten auch schon viel darüber lernen und herausfinden. Es wird zwar nicht leicht, aber wir sind davon überzeugt, dass wir das schaffen werden. Nur so können wir Remus bei seinem kleinen pelzigen Problem helfen. Vielleicht wissen auch Luan, Kenan und Yaris was darüber. Frag sie doch einfach mal. Umso mehr Informationen wir über diesen Zauber haben, umso besser. Wir erzählen dir alles, wenn wir wieder zurück sind. Sie haben hier ein kleines Quidditch-Match aufgezogen und ich durfte mitspielen. Es war mal sehr interessant mit so vielen anderen Nationalitäten. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die Rückkehr und sind gespannt zu hören, wie es euch sonst so ergangen ist. Richte viele Grüße an Remus aus. Wir vermissen euch und denken an euch. Bis Bald James P. S.: Am besten verbrennst du den Brief, wenn du ihn gelesen hast. Es soll ja eine Überraschung für Remus werden. Peter zerknüllte den Brief und warf ihn Richtung Kamin, um ihn wie von James angeordnet zu verbrennen. Er freute sich, dass es James und Sirius offenbar sehr gut ging in Afrika. Gleichzeitig wünschte er sich auch, dass sie früher zurückkehren würden. Remus hatte es wirklich nicht leicht seit Professor Vegas unterrichtete. Peter und die drei afrikanischen Jungs versuchten ihm zu helfen, so gut es ging. Immer wieder versuchten sie Remus dazu zu überreden, zu Professor McGonagall oder gar Professor Dumbledore zu gehen, da er regelmäßig bei dem Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste nachsitzen musste. Ihm entging nicht, dass Rose ebenfalls für Remus immer öfter Partei ergriff und Peter fragte sich langsam, warum sie das tat. Noch bevor er weiter über eine Lösung des Vegas-Problems sinnieren konnte, öffnete sich die Tür zum Schlafsaal. Schnell schnappte er sich ein Buch und tat so als würde er lesen, doch dann atmete er auf. Es waren Kenan, Luan und Yaris. Remus schien noch immer beim Nachsitzen zu sein und das obwohl Wochenende war. „Hey Peter, ist Remus noch nicht zurück?“, wollte Luan wissen. „Hey, nein, Vegas hält ihn ganz schön auf Trab!“, seufzte der Gryffindor. „Ja, er tut gerade so, als hätte Remus irgendwas verbrochen!“ Kenan verschränkte die Arme. „Wir wollten eigentlich nach draußen und euch fragen, ob ihr mitkommt.“ Die drei waren ganz wild auf den Schnee, der seit Wochen die Landschaft um Hogwarts herum beherrschte, da sie so etwas in Afrika ja nicht kannten. Schon mehrmals hatten sie sich mit Peter und Remus Schneeballschlachten geliefert. „Ja, wir wollen diese… diese… wie heißt das noch gleich?“ Yaris versuchte sich an das Wort zu erinnern. „… diese Männer halt… da... bauen!“ „Ach, du meinst Schneemänner…“, lachte Peter und stand auf. „Wartet kurz, ich zieh mich nur schnell um, dann komm ich mit euch.“ „Sollen wir nicht noch auf Remus warten?“, wollte Kenan wissen. „Er müsste doch bald wieder kommen…“ „Nee, so schnell kommt der nicht, er wollte danach noch in die Bibliothek.“ Peter kam es sehr gelegen, dass Remus im Moment nicht da war. So konnte er gleich mit den dreien alleine reden, um mehr über den Animagus-Zauber zu erfahren. Kurze Zeit später waren sie draußen und fingen an kleine, mittlere und große Schneekugeln aufeinander zu setzen. „Sagt mal, James und Sirius haben mir geschrieben, dass eure Schule bekannt für den Animagus-Zauber wäre, stimmt das?“, fragte Peter irgendwann. „Es gibt schon einige an unserer Schule die den Zauber beherrschen, das stimmt.“ Kenan schien richtig stolz darüber. „Ist der nicht richtig schwer?“ „Klar ist der schwer, sonst könnte es ja jeder.“, antwortete Luan. „Du brauchst dazu einiges an Beherrschung und Ruhe, um dich verwandeln zu können, verstehst du? Du musst mit dir im Einklang sein.“ „Und könnt ihr das denn schon?“ Peter sah Luan mit großen Augen an. „Wir sind gerade dabei es zu lernen. Du musst wissen, dass man sich ab dem zweiten Jahr von Professor Abeni einschätzen lassen kann, ob man das Potenzial zu einem Animagus hat. Sie ist eine absolute Spezialistin auf diesem Gebiet und merkt recht schnell, wer dafür geeignet ist. Und nur die dürfen es dann auch lernen. Es dauert aber mindestens bis zum Fünften Jahr, bis man es schafft.“ „Und alle anderen?“ So langsam bekam Peter Angst davor. So wie das sich anhörte, hatte er keine Chance jemals ein Animagus zu werden. „Die haben Pech!“ Kenan zuckte mit den Schultern. „Und ihr seid wirklich gerade dabei es zu lernen?“, wollte er bewundernd wissen. „Yepp, es ist sehr anstrengend, aber das macht uns nichts aus.“, grinste Yaris. „Die größte Belohnung ist doch, wenn wir es schaffen. Oder, Jungs?“ Die anderen beiden nickten zustimmend. Peter konnte regelrecht spüren, dass die drei Feuer und Flamme waren. Während sie ihre Schneemänner verzierten, unterhielten die vier sich noch eine Weile über den Animagus-Zauber. So erfuhr Peter noch einiges über die Grundlagen des Zaubers. Allerdings hatte er so etwas Kompliziertes noch nie gehört. Und er machte sich nun ernsthaft Gedanken, ob sie es überhaupt schaffen würden. „Warum willst du das alles eigentlich wissen?“, fragte Kenan plötzlich. „Naja…“, druckste Peter herum, der sich ertappt fühlte. Er fing sich allerdings wieder schnell. „Ich finde es sehr beeindruckend, wenn jemand so etwas kann. Und James klang wirklich sehr begeistert. Da hat es mich einfach interessiert.“ „Ja, das wäre vermutlich genau der richtige Zauber für James und Sirius!“, grinste Yaris zurück. Er kannte die beiden zwar nicht, aber aus den Erzählungen von Peter und Remus schienen sie es genauso faustdick hinter den Ohren zu haben, wie Kenan, Luan und er selbst. Da wäre es sicher sehr nützlich, sich in ein Tier verwandeln zu können. „Es wird langsam Zeit fürs Abendessen…“, meinte Peter schließlich mit einem Blick auf seine Uhr. „Und Remus müsste auch inzwischen zurück sein.“ „Schon so spät? Eigentlich wollen wir noch gar nicht wieder rein…“, maulte Yaris. „Schon gut, ist ja noch ein bisschen Zeit. Ich geh nur schon mal vor!“, erwiderte Peter lächelnd. „Bis später!“ Er stapfte in Richtung Schloss und bemerkte nicht, dass die drei misstrauische Blicke tauschten. Im Schlafsaal der Gryffindors angekommen, wurde er bereits erwartet. „Wo warst du?“ Remus saß auf seinem Bett und musterte ihn genau. Irgendwas sagte Peter, dass etwas nicht stimmte. „Ich war draußen. Luan, Kenan und Yaris wollten Schneemänner bauen!“, antwortete Peter, während er seinen Wintermantel, Mütze, Schal und Handschuhe auszog. „Und wie war‘s bei dir? Vegas hat dich ja ziemlich lange dabehalten.“, versuchte er den Smalltalk aufrecht zu erhalten. „Hmmm…“, machte Remus nur und ließ ihn immer noch nicht aus den Augen. „Stimmt irgendwas nicht?“, hakte der Kleinere etwas unsicher nach. „Hat Vegas dich wieder getriezt? Du solltest wirklich mal…“ „Kannst du mir das hier erklären, Peter?“, unterbrach Remus ihn unwirsch und hielt ein Stück Pergament hoch. Als er den Brief erkannte, wurde er kreidebleich und wich ein paar Schritte zurück. „Aber… aber… ich hab… ich hab ihn… doch…“, stammelte Peter mit großen Augen. „Er lag zerknüllt vor dem Kamin. Erst wollte ich ihn ins Feuer werfen, aber dann hab ich James‘ Schrift erkannt…“ Äußerlich war Remus gerade die Ruhe selbst, allerdings brodelte es in ihm gewaltig. „… und gelesen, was ihr plant!“ „Wir…. Wir… also James und Sirius glauben, dass wir dir damit deine Verwandlungen erträglicher machen können…“, stammelte Peter als Erklärung. „Wir… wir können dir nicht als Menschen beistehen, also ha-ha-haben wir nach einer anderen Lösung gesucht.“ „Und wann wolltet ihr mir das sagen?“ Remus sprang regelrecht auf und sein Freund machte einen weiteren Satz zurück. „Naja…“, druckste Peter weiter herum. Er konnte einem wirklich leidtun, da er scheinbar jetzt die ganze Wut eines Werwolfs auf sich zog. „WANN?“, forderte Remus lauter zu wissen. „Wenn wir es geschafft haben uns zu verwandeln.“, quiekte Peter so schnell, dass man kaum ein Wort verstand. „Und ihr glaubt, dass ich das zugelassen hätte?“ Remus musste zugeben, dass er im ersten Moment als er den Brief gelesen hatte, richtig wütend gewesen war. „Ihr wisst nicht, in welche Gefahr ihr euch begebt!“ „Das wissen wir sehr wohl, Remus!“ Peter nahm all seinen Mut zusammen, um diese Worte auszusprechen. „Und du weißt auch genau, dass weder James noch Sirius sich davon abbringen lassen! Wir wollen dir nur helfen!“ Eine Weile schwiegen beide und Remus dachte nach. Irgendwie rührte es ihn auch, dass seine Freunde sich so für ihn einsetzten und ihm helfen wollten. Außerdem hatte Peter Recht, James und Sirius würden sich auf gar keinen Fall von dem Versuch Animagi zu werden abbringen lassen. Aber konnte er es wirklich verantworten, wenn etwas passierte? Er seufzte. „Ihr lasst euch doch hoffentlich registrieren?“ Wieder musterte er Peter eindringlich. „Ich… äh… keine Ahnung…“, antwortete der Kleine ehrlich. „Davon haben James und Sirius nichts gesagt.“ „Natürlich, das sieht ihnen mal wieder ähnlich!“, brummte Remus. Über diesen Punkt würde er mit den beiden nochmal reden müssen. „Heißt das, du bist uns nicht böse?“, wollte Peter wissen. „Oh doch, ich bin euch ziemlich böse…“, knurrte Remus zurück und Peter zuckte zusammen. „Aber noch mehr bin ich froh darüber, Freunde zu haben, die alles für mich tun würden. Und das will ich nicht aufs Spiel setzen.“ Peter atmete erleichtert aus, als sein Freund ihn schließlich anlächelte. Kurze Zeit später kamen Luan, Kenan und Yaris herein, legten ihre Wintermäntel ab und gemeinsam gingen sie zum Abendessen. In den nächsten Tagen machten sich Remus und Peter gemeinsam daran, mehr über den Animagus-Zauber zu erfahren. Sie waren immer öfter gemeinsam in der Bibliothek. Sie mussten jedoch aufpassen, dass die drei Afrikaner nicht doch noch Verdacht schöpften. Ab und zu gesellte sich Rose zu Remus und Peter, dann taten sie so, als seien sie mit ihren Hausaufgaben beschäftigt. Sie fanden zwar einige Zeichnungen und allgemeine Informationen über den Animagus-Zauber, die tiefergehenden und ausführlichen Beschreibungen befanden sich allerdings in der Verbotenen Abteilung, wo sie nicht hinkamen. Sie würden warten müssen bis James und Sirius zurück waren. Schließlich saßen die beiden quasi an der Quelle und fanden sicherlich mehr heraus. „Die Frage ist auch, wo wir den Zauber üben können, ohne dass die Lehrer oder Mitschüler Verdacht schöpfen…“, meinte Peter eines Abends, als sie noch alleine im Schlafsaal waren. „Hmmm,“ machte Remus. „Das wird noch ein Problem…“ Eigentlich war er dafür, einen der Lehrer darum zu bitten. Aber wenn die hörten, dass James, Sirius und Peter ihm Gesellschaft in der Heulenden Hütte leisten wollten, wären sie keineswegs hilfsbereit. Aber er wusste keinen Ort dafür. Eines der Klassenzimmer kam definitiv nicht in Frage. Die Gefahr war zu groß, dass sie entdeckt wurden. „Und wenn wir die Heulende Hütte nehmen?“ schlug Peter vor. „Nein!“, entgegnete Remus entschieden. „Es reicht, wenn ich diese Hütte einmal im Monat von innen sehen muss!“ Unruhig lief er hin und her. Es waren nur noch ein paar Tage bis zum nächsten Vollmond. „Tu-tut mir leid! Es war nur eine Idee.“, meinte Peter kleinlaut. „Schon gut.“, winkte Remus müde ab. Es gab nichts, was er mehr hasste als diese Stimmungsschwankungen. „Ich würde sagen, das besprechen wir, wenn James und Sirius zurück sind.“ Peter erklärte sich damit einverstanden. Seit Remus vor ein paar Wochen hinter den Plan seiner drei besten Freunde gekommen war, war er leicht gereizt. Es gefiel ihm einfach nicht, dass sie sich für ihn in so große Gefahr bringen wollten. Da er es aber mit zwei extremen Sturköpfen und einem Mitläufer zu tun hatte, musste er es einfach akzeptieren. Dazu kam noch, dass Vegas so gar nicht die Absicht hatte ihn in Ruhe zu lassen. Eigentlich dachte er, dass es gar nicht noch schlimmer kommen konnte, doch da wurde er in der darauffolgenden Unterrichtsstunde bei ihm eines Besseren belehrt. „In der letzten Stunde haben wir das Thema Flüche und Gegenflüche abgeschlossen, daher widmen wir uns jetzt dem nächsten spannenden Thema. Schlagt Seite 394 auf!“, forderte der Auror seine Klasse auf. Peter, der neben Remus saß, quickte erschrocken auf, als er den Kapiteltitel las. Als Remus selbst bei Seite 394 angekommen war, konnte er nicht anders als seinen Lehrer einen Moment fassungslos anzustarren. Vegas hatte auf die Reaktion von Remus gewartet und er beobachtete ihn genau und für einen kurzen Moment huschte ein hinterhältiges Grinsen über sein Gesicht. „Das Thema Werwölfe wird teilweise bereits Ende des dritten Schuljahres durchgenommen, allerdings fehlte da wohl letztes Jahr die Zeit dafür. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns jetzt intensiv mit dem Thema.“ Vegas lief etwas im Klassenzimmer auf und ab. „Wenn wir damit durch sind, sind Sie alle in der Lage einen Werwolf zu erkennen und wissen auch wie man mit ihm umgeht bzw. wie man mit ihm fertig wird.“ Vegas stand jetzt direkt vor Remus und sah diesen kurz an, dann wandte er sich wieder der Klasse zu. Remus fühlte sich immer unwohler in seiner Haut. Wenn sich bewahrheitete was Vegas sagte, dann würde er schon sehr bald auffliegen. Vegas ging mit der Klasse die Merkmale eines Werwolfs durch und erklärte den wesentlichen Unterschied zu einem normalen Wolf. „Ein Werwolf ist ein blutrünstiges Wesen, das sich nach seiner Verwandlung gezielt auf die Jagd nach Menschen begibt. Menschliches Fleisch und Blut zieht sie magisch an. In den meisten Fällen sterben die Opfer und nur selten werden diese nur gebissen, damit es sozusagen Nachkommen gibt.“ Vegas ging während er sprach erneut durch die Reihen der Schüler die gespannt lauschten. Einige machten sich bereits eifrig Notizen. „Ein von einem Werwolf gebissener ist verpflichtet sich bei der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe zu melden und sich ins Werwolf-Register eintragen zu lassen, welches von Newt Scamander vor vielen Jahren eingerichtet wurde. Verweigerer werden vom sogenannten Werwolf-Fangkommando aufgespürt und eingefangen. Ja, Miss Benett?“ Rose hatte ihre Hand gehoben. „Ist die Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe nicht auch dafür zuständig den Betroffenen zu helfen?“ Remus kannte diese Abteilung. Er war mit seinen Eltern dort gewesen, nachdem er gebissen wurde und er musste sich in ein Register aufnehmen lassen. „Das ist korrekt.“, antwortete Vegas knapp und lief wieder nach vorne zum Pult. „Es gibt eine Art Hilfsprogramm mit dem versucht wird Werwölfen ein normales Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Das allerdings nur mit sehr mäßigem Erfolg, daher dürfte das Programm bald wieder eingestellt werden.“ Diese Tatsache schien Vegas irgendwie zu erfreuen, zumindest hatte Remus den Eindruck. „Ein Werwolf kann nicht auf ein normales Leben hoffen. Er wird immer ein Ausgestoßener der Gesellschaft sein.“, wieder trafen sich die Blicke von Vegas und Remus. Letzterer saß ganz still auf seinem Platz, da er extreme Angst hatte, dass irgendeiner seiner Mitschüler ihm sein Geheimnis auch nur ansehen konnte. Ihm war hundeelend zumute, da er die kleinen Hinweise die Vegas dabei war zu streuen deutlich erkannte. Als Hausaufgabe sollten sie eine Zusammenfassung der ersten Seiten des Kapitels schreiben. Nach Verteidigung gegen die Dunklen Künste stand noch eine Doppelstunde Kräuterkunde an, doch Remus war jetzt nicht in der Verfassung sich um magische Pflanzen zu kümmern. Kaum war die Stunde zu Ende stürmte er regelrecht hinaus. Peter hastete hinterher und wäre dabei beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. „Warte Remus! Wo willst du hin?“ „Sag Professor Sprout, dass mir schlecht geworden ist und ich im Krankenflügel bin. Ich brauch jetzt meine Ruhe!“ Remus entwickelte einen regelrechten Hass auf Vegas und gleichzeitig hatte er große Angst. Peter blieb seufzend zurück. Er konnte gut nachvollziehen wie sich sein Freund jetzt fühlen musste. Vegas hatte zum nächsten Schlag ausgeholt und so wie es aussah hatten sie keine Chance gegen den Auror. Rose hatte ebenfalls beobachtet, dass Remus davongestürmt war, folgte dann aber ihren Mitschülern zur nächsten Stunde. Remus musste raus aus dem Schloss. Er brauchte jetzt einen Ort den er für sich allein hatte und wo sein Geheimnis sicher war. Diesen Ort gab es und eigentlich hasste er ihn, doch jetzt war es eine Art Zufluchtsort. Er vergewisserte sich, dass ihm niemand folgte oder er gesehen wurde und lief hinunter zur Peitschenden Weide, die nur für ihn angepflanzt worden war als er nach Hogwarts gekommen war. Dieser Baum war höchst gefährlich und diente einem einzigen Zweck – er schützte den geheimen Eingang zum Tunnel der zur Heulenden Hütte führte. Jeder der sich dem Baum näherte bekam einen Hieb von einem der Äste. Die Weide war ein recht lebendiger Baum und wusste auszuteilen. Es gab einen Knoten am Stamm, welchen man drücken musste damit der Baum in eine Art Starre verfiel. Diese hielt jedoch nur gerade so lange an um im Tunnel zu verschwinden. Nach knapp vier Jahren wusste Remus wie die Weide funktionierte und er nutzte einen Zauber um den Knoten zu aktivieren. Dann huschte er schnell in den Geheimgang und folgte diesem bis zur Heulenden Hütte. Mittlerweile hatte er fast die komplette Einrichtung auseinandergenommen, wenn er sich hier als Werwolf aufhielt. Überall waren Kratzspuren von seinen scharfen Werwolfsklauen. Remus sank auf das halb zertrümmerte Bett und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Ursprünglich war der Raum sehr behaglich eingerichtet gewesen, da hatte sich Professor Dumbledore wirklich Mühe gegeben. Mit der Zeit wurde der Werwolf in ihm immer stärker und er ließ den Drang hier auszubrechen an den Gegenständen aus. Starke Zauber hinderten ihn an der Flucht nach Draußen. Und das war auch gut so! Remus wollte niemanden verletzen oder gar töten. Obwohl ihm dieser Ort sonst eher wie ein Gefängnis vorkam, fühlte er sich jetzt gerade sehr sicher. Niemand außer Professor Dumbledore selbst würde wahrscheinlich darauf kommen, dass er sich hier verstecken würde. Für die nächsten Stunden hatte er seine Ruhe. Er dachte daran wie sehr ihm James und Sirius jetzt fehlten und er bekam große Angst vor dem was sich Vegas wohl noch so alles hatte einfallen lassen. Dieser Mann hasste ihn und er würde nicht aufhören ihn zu schikanieren, bis er es geschafft hatte ihn aus Hogwarts zu vertreiben. Für Vegas gehörte ein Werwolf nicht hierher. Es musste einen Grund geben warum er einen so starken Hass auf Werwölfe hatte. Remus dachte einen Moment daran zu Professor Dumbledore zu gehen, doch er wollte nicht als schwach dastehen und zum Schulleiter rennen, nur weil ihn ein Lehrer nicht leiden konnte. Er war fast fünfzehn Jahre alt und er musste das allein schaffen, nur war das gar nicht so einfach. Die ganze Sache nahm ihn so sehr mit, dass er einschlief und erst wieder aufwachte, als es Zeit fürs Abendessen war. Auf dem Weg zurück zum Schloss war er sich sicher, dass das heute nicht der letzte außerplanmäßige Besuch in der Heulenden Hütte war. Peter erwartete ihn schon ganz ungeduldig als sich Remus zu ihm an den Tisch in der großen Halle setzte. „Wo um alles in der Welt warst du denn so lange?“ Da Kenan, Yaris und Luan bei ihnen saßen konnte Remus nicht sagen wo genau er gewesen war. „Ich war zuerst im Krankenflügel und dann hat mir Madam Pomfrey geraten etwas frische Luft zu schnappen. Dabei habe ich die Zeit vergessen.“ Remus tat sich Essen auf den Teller. Er hatte einen ziemlichen Hunger. Peter verstand die Anspielung seines Freundes und ihm war gar nicht wohl bei dem Gedanken an die Heulende Hütte. Wenn Remus sich jetzt schon freiwillig dorthin zurückzog, dann belastete ihn die Sache mit Vegas mehr als er angenommen hatte. Sie brauchten eine Lösung! Zumal auch ihre drei Schlafsaalkameraden nicht gerade auf den Kopf gefallen waren. Die drei tauschten vielsagende Blicke. Das sie mittlerweile misstrauisch waren war nicht zu übersehen. Nicht mehr lange und sie würden hinter Remus Geheimnis kommen. Vegas würde schon dafür sorgen, dass sie die Hinweise richtig deuten würden. Nach dem Abendessen setzte sich Remus an die Zusammenfassung für Vegas. Er wollte das Thema Werwolf so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Rest der Woche verlief eigentlich relativ ruhig. Meistens verkrümelte er sich in die Bibliothek, wo ihm Rose oftmals Gesellschaft leistete. Peter konnte nicht verstehen warum Remus so viel Zeit mit dieser Hufflepuff-Schülerin verbrachte. Meist saßen sie nur zusammen an einem Tisch und machten ihre Hausaufgaben. Ab und zu halfen sie sich gegenseitig oder fragten einander ab. Dem Gryffindor entging nicht wie entspannt Remus in ihrer Gegenwart war. Die Sorgen der letzten Zeit waren scheinbar gar nicht da, dabei gab er sich doch solche Mühe seinem Freund zu helfen. Aber er war eben nicht James oder Sirius und er konnte Remus nicht so helfen wie er es gerne wollte. Sie anscheinend schon! Ungewollt entwickelte Peter eine Art Eifersucht auf dieses Mädchen. An einem Abend kurz vor Vollmond saßen Rose und Remus noch nach dem Abendessen in der Bibliothek, da sie an diesem Tag besonders viel aufbekommen hatten. Remus entging dabei nicht, dass sie ihm immer wieder verstohlene Blicke zuwarf und insgesamt erschien sie sehr nervös. Er schüttelte leicht den Kopf. Anscheinend hatte er schon eine Paranoia entwickelt, nachdem Vegas angefangen hatte das Thema Werwolf durchzunehmen. Andererseits schärften sich auch bereits seine Sinne, mit denen er einfach mehr wahrnahm. „Ist alles in Ordnung?“, wollte sie mit einem leicht besorgten Blick wissen. Er lächelte zaghaft zurück. „Ich bin nur ein bisschen müde, sonst nichts!“, antwortete Remus und streckte sich. „Wir können auch Schluss machen für heute.“, meinte Rose. „Ich bin sowieso gleich fertig und wollte noch eine heiße Schokolade trinken vor dem Schlafengehen. Wenn du willst, kannst du mich begleiten.“ „Wo willst du denn noch eine heiße Schokolade herbekommen?“, fragte Remus leicht verwirrt. Sie kicherte leise. „Na, aus der Küche! Sag bloß, du warst noch nie dort…“ Er schüttelte den Kopf. Ehrlich gesagt, hatte er sich bisher keine Gedanken darüber gemacht, woher das viele leckere Essen kam, das tagtäglich auf den langen Tischen in der Großen Halle erschien. „Dann wird es höchste Zeit.“, lächelte Rose. „Ich zeig es dir. Noch ist ein bisschen Zeit, bevor wir in unsere Häuser müssen.“ Die Beiden packten ihre Bücher, Pergamentrollen und Federkiele in ihre Taschen und machten sich auf den Weg nach unten. Er hatte das Gefühl, dass sie noch irgendwas im Schilde führte. Aber er war jetzt auch ziemlich neugierig auf die Küche. Sie kamen in einen hell erleuchteten Korridor, der wohl auch zu den Räumen der Hufflepuffs führte. „Ich war noch nie hier unten.“, bemerkte Remus. „Du hattest ja auch bisher keinen Grund dazu!“, kicherte Rose. Sie blieb vor einem Bild mit einer Obstschale darauf stehen. „Wir sind da!“ „Ich sehe aber keinen Eingang.“, erwiderte Remus leicht verwirrt. Sie antwortete nicht, sondern fing an eine Birne zu kitzeln bis diese kicherte und sich in eine Türklinke verwandelte. Sie öffnete die Tür und machte lächelnd eine Handbewegung in den Raum hinein. „Nach dir!“ Remus betrat staunend einen riesigen Raum, der erstaunliche Ähnlichkeit mit der Großen Halle hatte. Die langen Tische standen in exakt der gleichen Position, allerdings war die Decke etwas niedriger. Plötzlich sah er sich von ca. einem Dutzend Hauselfen umringt. „Können wir irgendwas für Sie tun, Mister?“, piepste eine der Elfen. „Ich äh…“, etwas hilflos sah er zu Rose, die die Elfen offenbar bereits kannte. Sie begrüßte die kleinen Wesen sehr herzlich. „Wir hätten gerne zweimal heiße Schokolade und ein paar Kekse.“, bestellte sie für beide und sofort machten sich die Hauselfen daran, Milch warm zu machen und eine Platte voller Kekse herzurichten. „Du wolltest doch auch eine, oder?“, fragte Rose lächelnd. „Äh… ja.“ Noch immer wusste er nicht, was er sagen sollte. Zwei der Geschöpfe brachten Stühle für die beiden. „Setzen Sie sich, Miss und Mister!“, forderten sie die beiden auf. Rose und Remus taten wie geheißen. Kurze Zeit später brachten weitere Elfen, nicht nur die bestellte Heiße Schokolade und Kekse, sondern auch belegte Sandwiches und Kürbissaft. „Vielen Dank. Sehr aufmerksam…“, lächelte Rose die Elfen an und reichte Remus seine Tasse, bevor sie ihre eigene nahm. Sein anfängliches Gefühl verstärkte sich noch mehr, als er merkte, wie sie ihn regelrecht beobachtete. Nervös klammerte er sich an seine Tasse und sah zu Boden. Am liebsten wäre er jetzt im Gryffindor-Turm. „Alles in Ordnung?“, fragte sie leicht besorgt. „Du wirkst in letzter Zeit oft abwesend und scheinst dich irgendwo zu verkriechen.“ Er sah sie erstaunt an. „Das ist dir aufgefallen?“ Sie nickte leicht. „Natürlich, ich mache mir doch auch Sorgen!“, meinte sie und knetete dabei ihre Hände. Für Remus war das ein eindeutiges Zeichen, dass sie tatsächlich etwas auf dem Herzen hatte. „Mir geht es gut!“, log er und lächelte sie an. „Es gibt keinen Grund zur Sorge!“ „Doch, den gibt es!“, erwiderte sie aufgebracht. „Und der heißt Professor Vegas!“ „Was hat Professor Vegas mit mir zu tun? Er scheint mich nicht zu mögen, das stimmt schon! Aber ich komme schon klar!“, sagte Remus bestimmt. „Das sieht man!“, bemerkte sie trocken und langsam begann er zu ahnen, wohin dieses Gespräch führen würde. Und diese Wendung gefiel ihm gar nicht. „Was weißt du?“, fragte er deshalb geradeheraus. Rose schluckte leicht bei seinem Gesichtsausdruck. Es war eine Mischung aus Angst, Wut und Unsicherheit. Irgendwie schien es doch keine gute Idee gewesen zu sein, ihm jetzt zu sagen, dass sie von seinem Geheimnis wusste. „Sag schon!“, befahl er energisch, als er immer noch keine Antwort bekam, und Rose zuckte zusammen. „Ehrlich gesagt, weiß ich schon eine ganze Weile von deinem Geheimnis…“, rückte sie schließlich mit der Sprache heraus. „Seit wann?“, wollte er wissen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wenn sie tatsächlich durch die Bemerkungen von Professor Vegas darauf gekommen war, dann war die Gefahr groß, dass noch weitere Mitschüler davon Wind bekamen. „Schon bevor Professor Vegas da war. Da waren Sirius und James auch noch nicht in Uagadou…“, antwortete sie schnell, da sie ahnte, weshalb er dies fragte. „Ihr habt mal in der Bibliothek darüber gesprochen, als ich zufällig ganz in der Nähe war…“ „Du hast uns belauscht?!“ Remus starrte sie entsetzt an. „Nein, ich sagte doch, es war ein Zufall… Aber du kannst mir glauben, ich werde es niemandem verraten. Im Gegenteil, ich werde weiterhin versuchen, dir zu helfen. Ich weiß nicht, warum Professor Vegas so einen Hass gegen Werwölfe hat, aber er hat kein Recht so mit dir umzugehen!“, erklärte sie entschlossen und legte ihre Hand auf seine. Sie bemerkte, dass er zitterte. „Deswegen habe ich mich dazu entschieden, es dir zu sagen. Ich möchte dich unterstützen…“, sprach sie sanft weiter. „Weil ich dich sehr gern habe!“ Remus nahm ihre Worte kaum wahr, so geschockt war er darüber, dass Rose es wusste. Bisher hatte er geglaubt, dass niemand außer seinen drei Freunden hinter sein Geheimnis kommen würde. Aber das war offenbar nur Wunschdenken gewesen. Und wenn Rose es bereits herausgefunden hatte, so war die Wahrscheinlichkeit dank Professor Vegas jetzt erst recht hoch. „Remus? Ist alles in Ordnung?“, fragte Rose besorgt und drückte seine Hand leicht. Er hatte einen leicht panischen Gesichtsausdruck mit dem er durch sie hindurch zu starren schien. Sie wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Er nahm diese Neuigkeit nicht so gut auf, wie sie gehofft hatte. Sie wollte noch etwas sagen, doch er stand abrupt auf und entzog ihr seine Hand. „Ich muss hier weg!“, murmelte er, stellte die Tasse auf einen der Tische und verschwand ohne ein weiteres Wort durch die Tür zur Küche. Einen Moment starrte Rose auf die Tür, durch die Remus verschwunden war. Dann stellte auch sie ihre Tasse auf den Tisch, bedankte sich bei den Hauselfen und lief aus der Küche in Richtung Eingangshalle. Er war nicht mehr zu sehen. Sie seufzte leise. „Ich wollte dir doch nur sagen, dass ich dich unterstützen möchte…“ murmelte sie vor sich hin, während sie zurück zum Hufflepuff-Gemeinschaftsraum ging. Sie nahm sich fest vor, noch einmal mit ihm zu reden. Doch das würde bis nach Vollmond warten müssen. Sein Ziel war, wie so oft in den letzten Tagen, die Heulende Hütte. Er musste jetzt alleine nachdenken, da konnte Peter ihm nicht helfen. Er war so in Gedanken vertieft, dass er mit jemandem zusammenstieß. Noch bevor er zu Boden fallen konnte, hielt ihn eine Hand am Arm fest und er fand sein Gleichgewicht wieder. „Entschuldigung…“, begann Remus und starrte sein Gegenüber überrascht an. Es war kein Geringerer als Professor Dumbledore, dem er begegnet war. Der Schulleiter lächelte ihn an, allerdings hatte sein Blick wie immer etwas von einem Röntgengerät. Genau das konnte Remus jetzt nicht gebrauchen. „Ich habe Sie nicht gesehen, Sir! Es tut mir leid.“, beeilte er sich deshalb noch einmal zu sagen. „Du warst offensichtlich in Gedanken versunken.“, erwiderte Professor Dumbledore immer noch lächelnd und ließ ihn los. „Gibt es irgendetwas was dich bedrückt?“ „Was? Nein, alles in Ordnung!“, log der Gryffindor schnell. Er wollte nicht, dass der Schulleiter von seinen Problemen erfuhr. Das musste er schon alleine durchstehen. Er war schließlich kein kleines Kind mehr. „Du weißt, du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn dir etwas Sorgen bereitet.“ Remus hatte alle Mühe, diesem durchdringenden Blick standzuhalten. „Mir geht es gut!“, betonte er mit einem aufgesetzten Lächeln, von dem er hoffte, dass es dem Professor genügen würde. „Das ist aber nicht der Weg zum Gryffindor-Turm. Oder gibt es eine neue Abkürzung, die ich noch nicht kenne?“, zwinkerte Dumbledore ihn durch seine Halbmondbrille an. „Äh… ich… ich hab mich verlaufen!“ Remus betete jetzt regelrecht, dass der Schulleiter ihm diese Ausrede abnahm. Konnte es wirklich sein, dass diesem Mann nichts entging? „Nach fast vier Jahren? Obwohl…“, gluckste der Schulleiter nun vergnügt. „… ich muss zugeben, dass ich bis heute nicht alle Winkel des Schlosses kenne! Es ist ein wahres Labyrinth. So viele Wege… und doch findet man immer wieder zu seinen Wurzeln zurück!“ Remus starrte ihn leicht verwirrt an. Es war einer dieser Momente, wo er nicht wusste, was der Professor ihm mit diesen Worten sagen wollte. „Herrje, schon so spät! Zeit ins Bett zu gehen.“, meinte dieser gerade mit einem Blick auf seine Uhr. „Meinst du nicht auch?“ „Ja… Gute Nacht, Professor!“, murmelte Remus und wandte sich in Richtung Gryffindorturm. Seinen Plan in die Heulende Hütte zu gehen, konnte er jetzt nicht mehr umsetzen. Er hoffte nur, dass Peter keine unangenehmen Fragen stellte. „Gute Nacht, Remus!“, hörte er noch von Professor Dumbledore. Als er im Schlafsaal angekommen war, schliefen die Jungs schon und er atmete erleichtert auf. Leise schlüpfte er ins Bett, doch schlafen konnte er nicht. Noch immer fragte er sich, was der Schulleiter mit diesen Worten gemeint hatte. Auch die Tatsache, dass Rose über sein Geheimnis Bescheid wusste, ließ ihn noch lange wach liegen. In der nächsten Doppelstunde bei Professor Vegas gaben sie alle ihre Hausaufgaben ab und nahmen das Thema Werwolf weiterhin sehr intensiv durch. Remus tat sich unglaublich schwer so zu tun als würde ihn das alles kalt lassen. Der nächste Vollmond stand kurz bevor. Vegas konnte es nicht lassen und streute immer weiter Hinweise und legte buchstäblich eine Spur die Remus früher oder später enttarnen würde. Während die Klasse ruhig vor sich hinarbeitete und anhand ihrer Lehrbücher Fragen zum Thema Werwolf beantwortete, sah sich Vegas die Zusammenfassungen an. Als die Stunde zu Ende war hatte Remus schon die vage Hoffnung gehabt heute ungeschoren davonzukommen. Diese Hoffnung zerplatzte jedoch wie eine Seifenblase noch bevor Remus ansatzweise den Raum verlassen hatte. „Sie bleiben bitte noch einen Moment, Mr. Lupin.“ Peter sah Remus mitleidig an. Er konnte nichts tun um seinem Freund zu helfen und verließ mit den anderen den Klassenraum. „Man sollte meinen, dass Ihnen das Thema Werwolf eigentlich ganz gut liegen sollte, Mr. Lupin.“, sagte der Auror, während er die Pergamentrollen fein säuberlich stapelte. „Ihre Zusammenfassung beweist jedoch das Gegenteil und ist geradezu lächerlich.“ „Es tut mir leid, wenn Sie das so sehen, Professor.“ Remus musste sich sehr beherrschen höflich zu bleiben. Am liebsten wäre er dem Mann an die Gurgel gesprungen. „Sie werden heute Abend nochmals einen Aufsatz für mich schreiben. Vielleicht rückt dieser Ihre Gedanken wieder in die richtige Richtung.“ Die Augen des Auroren blitzten fast vor Feindseligkeit und Häme. „Acht Uhr und keine Minute später!“ Mehr sagte er nicht zu seinem Schüler und deutete ihm mit Ignoranz an, dass er gehen durfte. Remus kochte vor Wut. Draußen vor der Tür wartete Rose auf ihn, was Remus etwas überraschte. Noch immer wusste er nicht wie er mit der Tatsache umgehen sollte, dass sie sein Geheimnis kannte. „Er piesackt dich weiter, oder?“, fragte sie vorsichtig. „Und wenn schon, was geht es dich an?“, fauchte er zornig zurück, sodass sie zusammenzuckte. „Tut mir leid, Rose. Ich wollte dich nicht so anfahren.“, sagte er dann gleich, als er seinen Fehler bemerkt hatte. Sie konnte ja nichts dafür, dass Vegas ihn hasste. „Warum gehst du nicht zu Dumbledore?“ „Weil ich ihn damit nicht behelligen möchte. Er hat genug zu tun.“ „Du schaffst das nicht allein, Remus.“ Gemeinsam gingen sie den Gang entlang zum Klassenzimmer für Verwandlung. Remus verhielt sich Rose gegenüber immer noch recht kühl und sprach kaum ein Wort mit ihr. Punkt acht Uhr abends klopfte Remus an die Tür von Frederic Vegas‘ Büro. Von drinnen erklang die kalte Stimme des Lehrers und Remus trat ein. „Setzen Sie sich, Lupin.“ Vegas sah nicht auf und konzentrierte sich weiter auf das vor ihm liegende Pergament. Remus war sonst ein höflicher Mensch und grüßte seine Lehrer jedes Mal, doch bei Vegas machte er heute eine Ausnahme. Schweigend setzte er sich an den Tisch und wartete. Vegas entging sein Verhalten nicht und er musterte den Gryffindor. „Heute mal die rebellische Schiene, ja?“ Remus antwortete nicht, sondern erwiderte den Blick des Auroren zornig. Er war immer noch wütend auf ihn. Eigentlich war er ständig wütend auf diesen Mann, sobald er sich zusammen mit ihm in einem Raum aufhielt. „Es ist bereits deutlich zu sehen wie stark der nahende Vollmond ihr Gemüt beeinflusst. Als Kind mögen Sie vielleicht noch zu bändigen gewesen sein, aber vermutlich hat Ihr Vater jetzt schon große Probleme die nötigen Schutzzauber aufrechtzuerhalten um Sie während Vollmond abzuschirmen, oder irre ich mich?“ „Mein Vater hat alles unter Kontrolle, wenn ich zu Hause bin.“, knurrte Remus. „Ich habe noch nie jemanden verletzt.“ Es machte Remus noch wütender als Vegas seine Eltern ansprach. Remus fürchtete sich vor nichts mehr als eines Tages seine Eltern zu verletzen. Er wusste, dass er immer stärker wurde und sein Vater hatte wirklich langsam Schwierigkeiten ihn in seinem Zimmer festzuhalten, wenn er sich verwandelte. Ihm war auch klar, dass Vegas seine Wut absichtlich provozierte um einen Grund zu finden ihn von der Schule werfen zu lassen. Für ein paar Minuten funkelten sie sich beide voller Abscheu an. „Sie werden jetzt einen Aufsatz darüber schreiben, warum Werwölfe zur Randgesellschaft gehören und wie ihr Leben im Generellen aussieht in Hinblick auf Ausbildung, Beruf und soziale Kontakte.“, sagte der Auror dann leicht schmunzelnd. Er wusste genau, dass er Remus mit diesem Thema verletzte. Als ob sich Remus noch nie Gedanken darüber gemacht hätte. Er wusste genau was auf ihn zukam, wenn er mit der Schule fertig war. Ihm war auch bewusst, dass die Tatsache, dass er in Hogwarts sein durfte allein Albus Dumbledore zu verdanken war. Schweigend begann er den gewünschten Aufsatz zu schreiben. Vegas beobachtete ihn ab und zu, während er selbst am Schreibtisch weiterarbeitete. Kurz vor Mitternacht war Remus fertig. Schweigend lieferte er den Aufsatz bei Vegas ab und verließ dessen Büro. Höfliche Worte hatte Remus für diesen Menschen nicht mehr übrig. Einen Tag nach Vollmond war Peter auf dem Weg zum Krankenflügel, wo Remus bereits wieder sein musste. Als er dort ankam, traute er seinen Augen kaum. Rose saß an Remus‘ Bett. Remus war mit allerhand Salben eingerieben und schlief anscheinend. „Was machst du denn hier?“, fragte er misstrauisch. „Hey Peter… ich besuche Remus…“, antwortete sie leise, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre. „Und du solltest nicht so laut sprechen. Er schläft.“ Sie lächelte ihn an. „Weiß er, dass du hier bist?“ Er musterte sie abschätzend. „Nein, Madame Pomfrey war auch nicht sehr erfreut darüber, dass ich ihn besuchen wollte. Aber du weißt ja wie sie ist, wenn es um ihre Patienten geht.“ „Weißt du auch, warum er hier ist?“ Er musste jetzt unbedingt herausfinden, wie viel sie tatsächlich wusste. Sie nickte leicht. „Ich weiß, was er ist, falls du das meinst!“ Peter starrte sie entgeistert an. „Woher… seit wann… und wie?!“ Offenbar hatte Vegas‘ Arbeit schon weitere Früchte getragen, als er gedacht hatte. „Seit ihr vier in der Bibliothek mal darüber gesprochen hattet, weiß ich es hundertprozentig. Es war in dem Moment sonst niemand dort außer euch und mir, aber ihr habt mich nicht gesehen. Die Vermutung hatte ich aber schon vorher.“, erklärte sie. „Jedenfalls weiß ich es nicht durch Professor Vegas.“ „Hast du es Remus schon gesagt?“, fragte er sie weiter aus. Irgendwie gefiel ihm die ganze Sache überhaupt nicht. „Ja, schon vor Vollmond. Aber er schien nicht sehr begeistert darüber…“, meinte sie traurig. Peter presste die Lippen zusammen. Remus hatte mit keinem Wort erwähnt, dass Rose von seinem Geheimnis wusste, bevor er sich in die Heulende Hütte zurückgezogen hatte für seine Verwandlung. Warum hatte sein Freund es verschwiegen? „Jedenfalls bin ich jetzt hier, um noch einmal mit ihm zu reden! Ich will ihm doch nur zur Seite stehen!“, fügte sie noch hinzu. „Und irgendjemand sollte Professor Vegas stoppen…“ Noch immer schwieg er. Im Moment hatte er ein viel größeres Problem damit, dass Remus offenbar immer noch nicht genug Vertrauen zu ihm hatte. Scheinbar waren alle seine Bemühungen, ihm zu helfen, während James und Sirius nicht da waren, umsonst gewesen. Er ballte die Hände zu Fäusten. „Peter, ist alles in Ordnung?“, riss Rose ihn aus seinen Gedanken. Er sah aus als würde er im nächsten Moment auf sie losgehen wollen. „Vielleicht solltest du jetzt besser gehen! Wenn er deine Hilfe nicht will, dann lass ihn in Ruhe!“, knurrte Peter zurück. „Wir kommen ganz gut alleine zurecht!“ Sie schnappte überrascht nach Luft. „Sag mal, habe ich dir irgendwas getan?“ „Nein, aber du mischst dich in Dinge ein, die dich nichts angehen…“, gab er angriffslustig zurück. „Man wird ja wohl noch helfen dürfen, wenn jemandem Unrecht getan wird! Hast du nicht gemerkt, wie Professor Vegas ihn behandelt?“ „Natürlich, habe ich das und wir haben das bestens im Griff!“, verteidigte Peter sich. Er wollte nicht zugeben, dass er mit der Situation überfordert war. Und er wollte nicht, dass eine Hufflepuff sich einmischte. Ohne es zu merken hatte er eine Eifersucht auf das Mädchen entwickelt, das sich offenbar sehr gut mit Remus verstand. Er wollte nicht, dass sie ihm seinen Freund wegnahm. „Hört auf!“, kam es plötzlich energisch vom Bett. Remus war aufgewacht, ohne dass Rose oder Peter es mitbekommen hatten. „Remus…“, kam es von beiden wie aus einem Munde. „Was ist hier eigentlich los? Und warum bist du hier, Rose?“, wollte Remus von ihr wissen. Er war ziemlich überrascht, dass sie im Krankenflügel war, trotz der überstürzten Flucht und dem kühlen Verhalten der letzten Tage ihr gegenüber. „Sie mischt sich in alles ein… das ist los, Remus!“, antwortete Peter verärgert, noch bevor sie reagieren konnte. „Ich habe Rose gefragt, nicht dich, Peter!“, knurrte Remus ihn in einem Anflug von aufkommender Wut an. „Seit wann interessiert dich die Meinung von ihr? Du hast mir ja nicht mal gesagt, dass sie Bescheid weiß…“, erwiderte Peter genauso wütend. „Das muss ich ja auch nicht, du bist schließlich nicht mein Babysitter, oder?“ Remus hatte alle Mühe, sich zu beherrschen. Das letzte was er wollte, war ein Streit. Er hatte genug andere Probleme, aber Peter machte es ihm in diesem Moment nicht gerade leicht. Er krallte sich an der Bettdecke fest. „Jungs, jetzt beruhigt euch mal wieder!“, versuchte Rose den aufkeimenden Streit zu schlichten. „Findest du es etwa gut, dass sie uns belauscht hat? Wer weiß, wer dank Professor Vegas auf den gleichen Trichter kommt?!“, fauchte Peter seinen Freund an, Rose völlig ignorierend. „Je mehr es wissen, desto eher kannst du die Schule verlassen!“ „Glaubst du, ich weiß das nicht?!“ Auch Remus wurde immer lauter. „Aber du kannst doch auch nichts gegen Professor Vegas ausrichten!“ „Nur weil du zu stolz bist, mit Professor Dumbledore darüber zu reden! Weißt du was? Ich hab es satt, deinen sogenannten Babysitter zu spielen! Mach doch, was du willst!“ „SCHÖN, ICH HAB DICH SOWIESO NIE DARUM GEBETEN!“, brüllte Remus. Nun war ihm endgültig der Geduldsfaden gerissen. Ohne ein weiteres Wort, stürmte Peter aus dem Krankenflügel. Remus‘ Worte hatten ihn hart getroffen und ihn zutiefst verletzt. Rose wusste nicht, was sie davon halten sollte. Irgendwie machte Remus ihr Angst. „Ähm… Remus?“, fragte sie vorsichtig. „WAS?“, fuhr er sie in seiner Wut an. Sie zuckte leicht zusammen. „Ich…. Ich glaube, ich lasse dich jetzt lieber alleine!“, murmelte sie und rannte aus dem Krankenflügel. Remus hatte ihr gerade eine Seite gezeigt, von der sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Das Beste war, ihn jetzt erst einmal alleine zu lassen. So schnell wie die Wut gekommen war, verebbte sie auch wieder. „Verdammt!“ Remus schlug auf die Bettdecke. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen, dass er so sehr die Beherrschung verloren hatte. Es lief einfach alles aus dem Ruder. Erst waren James und Sirius weg, dann brachten Professor Vegas und Rose sein Leben durcheinander und nun hatte er auch noch aus Undankbarkeit Peter als Freund verloren. Es war gegen vier Uhr morgens als er aus dem Schlaf hochschreckte, die Bilder des Traums noch vor Augen. Sein Herz pochte vor Aufregung und die Erinnerung an jenes Ereignis schmerzte fast so stark, als wäre es gerade erst geschehen. Frederic Vegas stand auf, zog sich seinen Morgenmantel an und zog ein Bild aus seiner Schreibtischschublade. Es zeigte drei Personen die alle sehr glücklich schienen und ihm entgegenstrahlten. Frederic ahnte was oder vielmehr wer schuld daran war, dass die Erinnerung wieder hochkam. Er würde dieses Phantom seiner Vergangenheit jetzt endgültig vertreiben. Bereits als er den Klassenraum betrat merkten die Viertklässler aus Gryffindor und Hufflepuff samt Austauschschüler, dass Professor Vegas schlecht gelaunt zu sein schien. „Bücher aufschlagen! Seite 422!“, fauchte er die Klasse an. Keiner sagte ein Wort und alle schlugen sie schnell ihre Bücher auf. „Zählen Sie die Merkmale eines Werwolfs auf, Pettigrew!“, herrschte er Peter an, der vor Schreck zusammenzuckte. „Ich…äh…ich…da ist die Rute…, das spitz zulaufende Maul…..und…“, stotterte der Gryffindor. Vegas schien über dieses Verhalten noch wütender zu werden. „Was soll das Pettigrew? Haben Sie etwa nicht aufgepasst? Zwanzig Punkte Abzug für Gryffindor!“ So ging es die ganze Stunde weiter. Vegas wirkte noch einschüchternder als er sowieso schon war und er genoss es förmlich der Klasse die hart erarbeiteten Punkte nur so abzuziehen. Nur selten gab er wieder welche dazu, wenn jemand wirklich richtig antwortete. „Mr. Lupin“, rief er dann Remus auf. „Zählen Sie uns die Merkmale auf, woran man erkennen kann, dass ein Werwolf kurz vor seiner Verwandlung bei Vollmond steht.“ Remus sah ihn erneut zornig an. Er legte es wirklich darauf an, dass noch mehr zufällig hinter sein Geheimnis kam. „Ich weiß es nicht, Professor.“ Remus stellte sich jetzt einfach dumm. Er wollte sich auf gar keinen Fall vorführen lassen. „Sie wissen es nicht?“ Damit hatte Vegas nicht gerechnet. Remus probte den Aufstand. „Nein, Sir!“, wiederholte Remus. „Ich weiß es nicht.“ „Wirklich nicht?“, fragte Vegas nochmals nach. Er stand jetzt direkt vor Remus und fixierte ihn regelrecht. „Soll ich Ihnen auf die Sprünge helfen?“ In Vegas‘ Stimme war jetzt deutlich eine Drohung herauszuhören. Der Rest der Klasse verstand absolut nicht was hier gerade vor sich ging, alle außer Peter und Rose. Peter war unschlüssig was er tun sollte. Er war noch immer wütend auf Remus. Rose handelte instinktiv bevor noch schlimmeres passieren würde. Die Braunhaarige saß in der Nähe des Regals mit einigen wissenschaftlichen Instrumenten. Rose zückte ihren Zauberstab und ließ zwei davon mit einem lauten Scheppern zu Boden fallen. Eines davon schien eine Art Alarmanlage zu sein und gab einen fürchterlichen Kreischton von sich. Es war mit dem Katzenjammer belegt worden. Alle hielten sich die Ohren zu und Vegas hatte Mühe das Gerät auszuschalten, da sich ein Mechanismus verklemmt hatte. Am Ende half nur ein Schlenker seines Zauberstabs und das Gerät verstummte. Hätte Rose nicht eingegriffen, hätte Vegas höchstwahrscheinlich dafür gesorgt, dass alle von Remus‘ inneren Dämon erfuhren. Vegas schluckte seinen Zorn hinunter und wies die Klasse darauf hin, dass sie in der nächsten Stunde einen Test über das Thema Werwolf schreiben würden und dass er schlechte Leistungen nicht tolerieren würde. Nach dieser Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte Remus seine endgültige Entscheidung getroffen Hogwarts zu verlassen. Er hatte es bisher immer noch nicht übers Herz gebracht, sich bei Peter und Rose zu entschuldigen. Abgesehen davon machte Peter einen großen Bogen um ihn und unternahm viel mehr mit Luan, Kenan und Yaris. Auf die Frage der Afrikaner, warum sich die beiden so gestritten hatten, hatte er nur geantwortet, dass es sich um ein privates Problem handeln würde. Einzig Rose hatte Remus in dieser Unterrichtsstunde nach wie vor verteidigt. Aber er konnte ihr einfach nicht mehr in die Augen sehen, nachdem er sie im Krankenflügel so angebrüllt hatte. Und Professor Vegas hatte sowieso im Allgemeinen Recht. Er gehörte nicht hierher. Als alle zum Abendessen gingen, schlich er sich in den Schlafsaal der Gryffindors und packte seinen Koffer. Er schrieb noch ein paar Zeilen an Peter gerichtet, dann verließ er den Gryffindor-Turm mit seinen Habseligkeiten. Er hatte sich genau diesen Moment ausgesucht, da alle in der Großen Halle waren. So lief er nicht Gefahr, jemandem zu begegnen. Kurze Zeit später hatte er das Eingangstor erreicht. Er atmete noch einmal tief durch und öffnete das Tor. Eisige Kälte schlug ihm entgegen. „Remus?“, hörte er plötzlich Roses Stimme hinter sich. „Was bei Merlins Bart soll das werden?“ Er schloss die Augen und atmete tief durch. Warum musste ausgerechnet sie jetzt auftauchen? Er sah sie wehmütig an. „Es tut mir leid, Rose! Bitte entschuldige mein Verhalten, aber es ist besser so für alle Beteiligten!“, sagte er leise, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand in die Dämmerung hinaus. Sie stürmte zum Tor. „Remus, warte doch!“, rief sie ihm hinterher, doch er reagierte nicht. Er lief einfach weiter den Weg hinunter in Richtung Hogsmeade. „So ein Mist!“, schimpfte sie, dann rannte sie in die Große Halle. Jetzt konnte nur noch einer helfen, aber zuerst sollte Peter es erfahren. Es dauerte nicht lange, bis sie ihn ausmachte. „Peter, ich muss mit dir reden und zwar dringend!“, keuchte sie atemlos. „Ich wüsste nicht worüber!“ Er zeigte ihr regelrecht die Kalte Schulter und aß einfach weiter. „Es geht um Remus, er ist auf dem Weg nach Hogsmeade! Bitte, du musst mir helfen, er ist doch dein Freund!“, bat sie verzweifelt. „Was?“ Peter verschluckte sich an dem Kürbissaft und fing an zu husten. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Remus Hogwarts tatsächlich verlassen würde. James und Sirius würden ihn umbringen, wenn sie davon erfahren würden. Ihn hatte schon länger das schlechte Gewissen geplagt. Schließlich hatte er gewusst, wie reizbar Remus so kurz nach Vollmond war. „Ist das dein Ernst?!“, hakte er misstrauisch nach. „Ja doch!“, erwiderte sie ungeduldig und zog an seinem Arm. „Jetzt komm schon, wir müssen sofort zu Professor Dumbledore!“ „Was ist denn los?“, wollte Luan wissen. Und auch Kenan und Yaris sahen die beiden fragend an. „Remus geht es ziemlich schlecht und wenn wir nichts unternehmen, sehen wir ihn vielleicht nie wieder!“, erklärte Rose, während Peter aufsprang. „Dann kommen wir mit!“ Die drei Jungs standen ebenfalls auf. „Nein!“, sagte Peter entschieden. „Ihr bleibt hier!“, befahl er und folgte Rose in Richtung Lehrertisch. „Professor Dumbledore!“ „Professor, Sie müssen uns helfen!“, rief Rose dem Schulleiter regelrecht entgegen. „Es geht um Remus!“ „Er hat gerade die Schule verlassen!“, fügte Peter hinzu, als sie bei ihm angekommen waren. Dumbledore musterte die beiden Schüler überrascht über seine Halbmondbrille hinweg, dann erhob er sich. „Folgt mir bitte!“, sagte er knapp. Er warf einen kurzen Blick zu Professor Vegas. Dessen Gesichtsausdruck hatte etwas Siegessicheres angenommen. Peter und Rose tauschten einen vielsagenden Blick, dann folgten sie dem Schulleiter in das kleine Pokalzimmer neben der Großen Halle. „Hier sind wir ungestört. Erzählt mir, was geschehen ist!“, bat er die beiden. Rose erzählte aufgeregt, wie Remus das Schloss verlassen hatte und wie es überhaupt dazu gekommen war. Peter unterstützte sie mit zustimmenden Kommentaren. Nachdem sie geendet hatten, musterte der Professor die beiden genau. „Seit wann wisst ihr von Remus‘ Geheimnis?“, fragte er. Er war sehr überrascht über die Tatsache, dass Remus‘ Freunde wussten was er war. Nun galt es herauszufinden, ob Remus es ihnen selbst gesagt hatte obwohl er eigentlich in seinem eigenen Interesse versprochen hatte, es niemandem zu verraten. „Sirius, James und ich haben es vor zwei Jahren durch Zufall herausgefunden! Remus selbst hat es uns nie gesagt.“, antwortete Peter wahrheitsgemäß. „Und ich seit Anfang des Jahres! Aber auch eher durch Zufall!“, fügte Rose hinzu. „Bitte helfen Sie uns Professor. Wir wollen nicht, dass Remus geht…“ „In der Tat… Das wäre ziemlich schade“ Dumbledore lächelte die beiden an. Er hatte nicht erwartet, dass Remus tatsächlich wahre Freunde finden würde, denen sein Werwolf-Dasein egal war. In dieser Hinsicht war die Zauberergesellschaft wenig tolerant. Umso mehr freute es ihn. Er überlegte einen Moment. „Ich vermute, dass er von Hogsmeade aus seine Heimreise antreten wird?“ Rose nickte leicht. „In die Richtung ist er gelaufen!“ „Gut, dann geht schon einmal vor und versucht ihn aufzuhalten. Ich komme so schnell wie möglich dazu, aber ich muss erst einmal..." „Lassen Sie den Jungen ziehen, Albus!“, unterbrach Vegas ihn von der Tür her. „Er gehört nicht hierher!“ „Ah, Frederic, zu Ihnen wollte ich gerade!“ Der Schulleiter fixierte den Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste regelrecht. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie einen meiner Schüler dazu gebracht haben seine Schulkarriere abzubrechen.“ Er bedeutete Rose und Peter zu gehen und die beiden taten wie geheißen. Sie schlüpften aus dem Pokalzimmer. Die Anspannung im Raum war jetzt deutlich zu spüren. „Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt und ich wiederhole mich vielleicht, aber in diesen vier Wänden hat jeder eine Chance auf eine Ausbildung!“ „Das sehe ich aber anders, Albus!“, knurrte Vegas angriffslustig. „Die ganze Schülerschaft ist in Gefahr, wenn er hierbleibt! Er ist und bleibt ein Werwolf. Er wird älter und somit wird auch der Werwolf in ihm stärker. Sollte jemand durch ihn zu Schaden kommen, ist das das Ende für Hogwarts und auch für Sie. Ist Ihnen das überhaupt klar?“ „Durchaus! Es ist noch niemand zu Schaden gekommen, Frederic! Und ich werde auch dafür sorgen, dass das so bleibt!“, entgegnete Dumbledore ruhig, aber mit Nachdruck in der Stimme. „Verdammt nochmal, Albus! Er ist ein Werwolf…!“, brauste der Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste auf. „Und er ist ebenso ein Mensch mit Gefühlen! Sie haben ihm sehr zugesetzt, wenn er gleich mit gepacktem Koffer davoneilt.“, unterbrach der Schulleiter ihn energisch. „Nicht jeder Werwolf ist gleich! Das müssten Sie eigentlich besser wissen als ich.“ Er machte eine kleine Pause und musterte sein Gegenüber genau. „Ich würde für Mr. Lupin meine Hand ins Feuer legen! Das Letzte was er will, ist jemanden beißen, verletzen oder gar töten!“ Beim letzten Wort zuckte Vegas zusammen und ein Ausdruck von Trauer und Schmerz huschte über sein Gesicht. Er sagte jedoch nichts. „Ah, dachte ich mir doch, dass Sie immer noch nicht über den Vorfall von vor zwölf Jahren hinweg sind. Das ist wahrscheinlich auch der Grund für Ihren Hass auf Remus, nicht wahr?“, seufzte Dumbledore. Es hatte damals eine sehr große Schlagzeile im Tagespropheten darüber gegeben. „Das hat damit nichts tu tun!“, konterte der Professor zornig. „Es geht mir nur um die Sicherheit der Schüler!“ „Und die ist gewährleistet, Frederic! Es gibt keine stärkeren Schutzzauber, als diese!“, entgegnete der Schulleiter. „Sollte mir noch einmal zu Ohren kommen, dass Sie Mr. Lupin oder einen anderen Schüler in irgendeiner Form schlecht behandeln oder drangsalieren sehe ich mich gezwungen weitere Schritte gegen Sie einzuleiten. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss einen Schüler nach Hause holen.“ Mit diesen Worten verließ der Schulleiter schnurstracks das Pokalzimmer und ließ Vegas wütend stehen. Peter und Rose hatten Remus unterdessen am Dorfanfang fast eingeholt. Sie waren so schnell gerannt, wie sie nur konnten. „Remus, warte doch bitte mal!“, rief Rose atemlos. „Du kannst doch nicht einfach abhauen.“ Der Gryffindor blieb kurz stehen und sah sich um. Er war etwas überrascht, dass Peter bei ihr war. Dann wandte er ihnen wieder den Rücken zu. Egal, was sie sagen würden, er hatte sich entschieden die Schule zu verlassen. „Kann ich wohl. An dieser Schule gibt es keinen Platz für mich! Ich halte das alles nicht mehr aus.“, erwiderte er leise. „Hogwarts ist nicht Hogwarts ohne dich.“, meldete sich nun Peter zu Wort. „Außerdem würde das für Professor Vegas einen Triumph bedeuten!“ „Weißt du, es gibt mindestens vier Menschen, die dich furchtbar vermissen würden.“, fügte Rose sanft hinzu und legte ihre Hand auf Remus‘ Schulter. „Das ist aber nur eine kleine Minderheit!“ Noch immer vermied er es sie anzusehen. „Es war nicht geplant, dass ihr von meinem Geheimnis erfahrt. Und bevor noch mehr davon Wind bekommen, gehe ich.“ Peter und Rose sahen sich ratlos an. Keiner von beiden hatte eine Ahnung wie sie Remus umstimmen konnten. „Es tut mir leid, dass ich euch im Krankenflügel so angefahren hab! Ich kann meine Wut in letzter Zeit kaum kontrollieren. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Irgendwann tue ich noch jemandem weh.“ Er löste sich von Rose‘s Hand und ging weiter. „Warum willst du einfach nicht verstehen, dass wir dir nur helfen wollen?“ Langsam verlor Rose die Geduld. Remus blieb noch einmal stehen und sah sie traurig an. „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass ihr mir helfen wollt, glaub mir Rose. Aber ich muss der Tatsache ins Auge sehen. Selbst wenn ich die besten Noten habe und den besten Abschluss mache in Hogwarts, so werde ich doch nie eine Zukunft haben. Das habe ich in den letzten Wochen von Professor Vegas gelernt.“ „Das Einzige was du von Professor Vegas gelernt hast, ist dich zu verkriechen wie ein feiger Hund.“, erwiderte Peter zornig. „James und Sirius wären ziemlich enttäuscht von dir, weil du einfach so kampflos aufgegeben hast. Du hast ja nicht einmal Professor Dumbledore deswegen aufgesucht.“ „Mir scheint, das war mein Stichwort!“, kam es aus einer Seitengasse und der Schulleiter trat in den Lichtkegel einer Laterne. Er musterte Remus ganz genau über seine Brille hinweg. Remus sagte nichts, er war auch nicht sonderlich überrascht, dass der Professor zugegen war. „Ich denke wir verlegen dieses Gespräch an einen etwas angenehmeren Ort als hier draußen.“ Er ging voran und steuerte ein Wirtshaus an. Rose, Peter und Remus folgten ihm, letzterer etwas widerwillig. Sie kannten das Wirtshaus, den Eberkopf, von ihren Ausflügen an den Wochenenden. Sie waren aber noch nie drin gewesen. Es war niemand außer dem Wirt dort, der hinter der Theke Gläser polierte. Dumbeldore nickte ihm kurz zu, dann nahmen sie an einem der Tische Platz. „Hast du dir das auch wirklich gut überlegt, Remus?“, fragte Dumbledore. „Ja, das habe ich, Professor.“, antwortete der Angesprochene. „Es ist besser so, glauben Sie mir. Ich weiß was Sie für mich getan haben zu schätzen, aber alles was Professor Vegas gesagt hat stimmt. Ich gehöre nicht hierher.“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort leiser. Er wollte eigentlich nicht fort. Hogwarts war für ihn zu einem zweiten Zuhause geworden und er würde seine Freunde schrecklich vermissen. „Früher war Professor Vegas nicht so wie heute, müsst ihr wissen.“, erklärte Dumbledore, während der Wirt ihnen Gläser und einen Krug mit Kürbissaft hinstellte. „Das Leben kann manchmal grausam sein und jeder Schicksalsschlag hinterlässt Spuren auf der Seele.“ Die drei verstanden nicht so richtig was Professor Dumbledore ihnen sagen wollte. Sie hakten aber auch nicht weiter nach. „Professor Vegas wird dich ab sofort in Ruhe lassen, das habe ich mit ihm geklärt.“, fügte der Schulleiter noch hinzu. „Aber es steht dir selbstverständlich frei zu entscheiden ob du bleiben möchtest oder doch gehen.“ Dumbledore‘s Augen ruhten auf Remus, dessen Gedanken rotierten. „Was ist, wenn ich irgendwann doch jemanden verletze?“ „Ich bin überzeugt davon, dass das nicht geschehen wird!“, sagte Dumbledore ruhig. „Hätte ich Zweifel daran, hätte ich dich nicht nach Hogwarts geholt. Außerdem hast du wunderbare Freunde die dich unterstützen und dir helfen dein Geheimnis zu bewahren.“ Remus musste unweigerlich kurz zu Rose und Peter sehen. Dumbledore sagte die Wahrheit. Er hatte tolle Freunde, ohne die er wahrscheinlich schon längt gegangen wäre. Er freute sich auch schon so auf den Tag, an dem Sirius und James zurückkommen würden und sie endlich wieder komplett wären. „Du bist stärker als du denkst, Remus! Wenn einer Beweisen kann, dass all die Vorurteile gegen deinesgleichen falsch sind, dann du!“, ermutigte Dumbledore seinen Schützling. „Kommst du wieder mit zurück?“, fragte Rose hoffnungsvoll, als sie sah wie sich Remus sichtlich entspannte. „Wenn nicht, dann bring mich bitte gleich jetzt und hier um, denn sonst machen das Sirius und James wenn sie davon erfahren, dass ich versagt habe!“, fügte Peter theatralisch hinzu. Remus musste leicht schmunzeln. Die beiden würden ausflippen, so viel war klar. „Also gut, ich komme mit zurück.“, sagte er schließlich und die beiden atmeten erleichtert auf. „Tut mir leid, wie ich reagiert habe.“ „Vergeben und vergessen!“, grinste Peter. „Übrigens muss ich mich auch entschuldigen. Ich war ziemlich eifersüchtig als ich erfahren hatte, dass Rose auch alles über dich weiß.“, gab er noch zu. „Aber was ist mit Professor Vegas?“ Rose sah den Schulleiter an. „Was, wenn er nicht auf Sie hört?“ „Ich werde nochmals ein Gespräch mit ihm führen und das klären. Sollte aber nochmal so etwas vorkommen, sei es mit Professor Vegas oder jemand anderen, kommst du bitte gleich zu mir.“ Er sah Remus eindringlich an. „Ist gut!“, versprach Remus. Die vier leerten ihre Gläser und kehrten dann nach Hogwarts zurück, wo sie schon von Luan, Kenan und Yaris erwartet wurden. Die drei löcherten Remus mit Fragen, doch er erfand wie immer eine Ausrede mit der sich die Afrikaner schließlich zufriedengaben. Völlig geschafft fiel Remus an diesem Abend ins Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)