Die Karte des Rumtreibers von Estrelle ================================================================================ Kapitel 10: Jahr 3 - Dunkle Pfade --------------------------------- Am letzten Ferientag kehrten die Schüler, die über die Feiertage nach Hause gefahren waren, wieder nach Hogwarts zurück. Severus vermisste schon jetzt die Ruhe im Gemeinschaftsraum. Es war ja kaum jemand dageblieben und so konnte er sich in aller Ruhe seinem Studium der Zaubertränke widmen. Er war mittlerweile so gut, dass er angefangen hatte die Rezepte in seinen Lehrbüchern zu überarbeiten. Mit dem aktuellen Schulbuch war er bereits durch und das fürs vierte Jahr hatte er schon zur Hälfte gelesen. In der Bibliothek war er außerdem auf ein Buch gestoßen, in welchem teilweise Zaubertränke gelistet waren, die eindeutig zu den dunklen Künsten gezählt wurden. Severus wunderte sich, warum das Buch nicht in der Verbotenen Abteilung aufbewahrt wurde. Madam Woodgood, die Bibliothekarin, hatte nichts weiter dazu gesagt, als er sich das Buch ausgeliehen hatte. Als die anderen Slytherins aus den Ferien zurückkamen saß er gerade im Gemeinschaftsraum. Edward Mulciber, Jacob Wilkes und Charles Avery kamen direkt auf ihn zu. Die drei waren im gleichen Schlafsaal untergebracht wie Severus und er hatte sich in den letzten Jahren recht gut mit ihnen angefreundet. „Hey Sev!“ begrüßte ihn Charles, „Wie waren deine Ferien?“ Die drei setzten sich zu ihm. „Vor allem sehr ruhig!“ antwortete Severus schmunzelnd. „Ich habe die Zeit genutzt und mich mit sehr interessanten Zaubertränken beschäftigt.“ erklärte er den dreien und deutete auf eine aufgeschlagene Seite von ‚Zaubertränke aus aller Welt‘. „Nigerianischer Traumwandel-Trank?“ las Jacob vor. „Was soll das sein?“ „Richtig zubereitet, kannst du mit diesem Zaubertrank Einfluss über die Träume desjenigen nehmen der ihn trinkt.“ erklärte Severus. „Berichten zufolge ist es möglich so die völlige Kontrolle über eine Person zu erlangen, und das nur durch Traummanipulation.“ „Warum bringt Slughorn uns sowas nicht bei?“ fragte Edward grinsend. „Das ist doch viel spannender als dieser ganze andere Kram den wir brauen dürfen. Schrumpftrank! Wer braucht denn sowas?“ „Der Zaubertrank zählt bei uns zu den dunklen Künsten.“ sagte Sev kurz und knapp. „Aber ich gebe dir Recht, Ed.“ fügte er hinzu während er das Buch wieder an sich nahm und darin blätterte. „Die Zaubertränke im Bereich der dunklen Künste sind viel interessanter und du kannst viel mehr damit tun!“ „Warum probieren wir nicht einen von den Tränken aus dem Buch aus?“ fragte Charles leise, sodass sie niemand anders hören konnte. „Das wäre die Idee!“ Jacob war begeistert. „Wenn es einer schafft einen von den Tränken zu brauen, dann du Sev!“ Für einen kurzen Moment war auch Severus von diesem Gedanken begeistert, allerdings meldete sich dann sein schlechtes Gewissen. „Nein! Wenn wir erwischt werden, fliegen wir von der Schule!“ „Und wenn schon?“ Charles zuckte mit den Schultern. „Dann schließen wir uns dem dunklen Lord an.“ Severus starrte Charles Avery einen Moment entsetzt an. Er wusste, dass dessen Vater ein Todesser war und auch einige der Schüler die Hogwarts vor ein paar Jahren verlassen hatten, wie Bellatrix Lestrange oder Lucius Malfoy, gehörten jetzt mehr oder weniger auch zu seinen Anhängern. „Mein Vater hat mir in den Ferien ein paar Zauber gezeigt, welche hier nicht gelehrt werden dürfen.“ fügte stolz Charles hinzu. „Mittlerweile bereut er es auch mich nicht nach Durmstrang geschickt zu haben.“ In den darauffolgenden Wochen beschäftigte Severus sich mehr und mehr mit den eigentlich verbotenen Zaubertränken, als ihn eines Abends der Sechstklässler Rabastan Lestrange ansprach. Diesem war nicht entgangen, dass Severus recht talentiert war im Umgang mit den Dunklen Künsten. Rabastan’s Bruder Rodolphus war ein Todessern und er eiferte seinem Bruder nach. Auch er wollte sich sobald er volljährig war den Todessern anschließen. Gemeinsam mit Andrew Blight und Raphael Luxon hatte er eine geheime Gruppe gegründet die sich mit den Dunklen Künsten beschäftigte. Dieser Gruppe gehörten auch Regulus und Narzissa Black an, und seit kurzem auch Mulciber, Wilkes und Avery. „Deine Freunde haben erzählt du bist recht begabt im Umgang mit dunklen Zaubertränken.“ Rabastan setzte sich Severus gegenüber, der am Kamin im Gemeinschaftsraum saß. Severus musterte ihn skeptisch. „Mag sein, was interessiert es dich?“ Rabastan grinste ihn an. „Du weißt sicher von unserer kleinen geheimen Gruppe, oder?“ Severus zuckte mit den Schultern. „Avery hat sie mal erwähnt.“ Natürlich wusste Severus von dieser Gruppe. Rabastan gegenüber tat er jetzt jedoch so, als würde ihn das nur wenig interessieren. In Wahrheit wollte er ihr nur zu gern angehören. „Was hältst du davon dich uns anzuschließen? Du könntest einiges dazulernen und der Dunkle Lord hat gewiss Verwendung für jemanden wie dich.“ Severus musste sich anstrengen seine Freude zu verbergen. „Morgen Abend treffen wir uns nach dem Abendessen im leer stehenden Klassenzimmer im Vierten Stock.“ erklärte Rabastan. Er wusste, dass Severus den Köder geschluckt hatte und er sich ihnen anschließen würde. „Bist du dabei?“ „Ich kann es mir ja mal ansehen.“ antwortete Severus. „Sehr schön! Dann bis morgen, Snape!“ Rabastan erhob sich und verließ den Gemeinschaftsraum. Am nächsten Abend begleitete Severus seine drei Freunde zu diesem geheimen Treffen. Es war eigentlich nichts weiter Besonderes. Sie unterhielten sich über die letzten Aktionen Voldemorts. Rabastan las einen Brief seines Bruders vor. Anschließend probierten sie ein paar Zauber aus. Raphael Luxon, aus dem siebten Jahr, war recht talentiert im Umgang mit den dunklen Künsten. Er zeigte den jüngeren gerade den Cruciatus an einer Bartagame, die sie zuvor einem Viertklässler abgenommen hatten. Regulus saß relativ gelangweilt dabei und beobachtete das Spektakel, und Narzissa war leicht angewidert von der Echse die sich kreischend vor Schmerzen hin und her wandte. „Willst du es mal selbst versuchen, Avery?“ Raphael ließ von der Echse ab und Avery versuchte sich an dem Fluch. Diese Treffen fanden regelmäßig statt und Severus fand langsam Gefallen daran. Er ließ sich sogar dazu überreden und braute verbotene Zaubertränke. Einige der Zutaten mussten sie aus Slughorns Büro stehlen, was nicht weiter schwer war, da er den Zutatenschrank meist unverschlossen ließ und Slughorn regelmäßig Partys für seine Lieblingsschüler veranstaltete. Da Raphae Luxon, Andrew Blight und Rabastan Lestrange zu diesem Kreis zählten konnten sie die notwendigen Zutaten beschaffen. Anfang März fand das zweite Quidditchspiel der Slytherins statt. Die Ravenclaws waren ein starker Gegner, den Sieg holte sich jedoch Slytherin, was James und seine Teammitglieder mächtig unter Druck setzte. Um noch ein Chance auf den Pokal zu haben mussten sie die beiden ausstehenden Spiele gewinnen und das jedes Mal haushoch. In zwei Wochen galt es dann schon Hufflepuff zu schlagen. Umso härter begann die Gryffindor-Mannschaft um Forrest zu trainieren. Der Kapitän war hochmotiviert die beiden Spiele und damit den Pokal zu gewinnen. James erging es nicht anders, sodass er sich nicht über die fast täglichen Trainingseinheiten beklagte. Am Abend vor dem Spiel rief Forrest noch einmal alle vor dem Kamin zusammen. „Ihr habt gut trainiert, damit sollten wir morgen eine gute Chance gegen Hutchson und seine Leute haben. Marcus und Arthur lasst die Hufflepuff-Jäger nicht an unser Tor ran.“ „Geht klar, Forrest, du kannst dich auf uns verlassen!“ grinste Marcus. „Gut, bleibt nicht zu lange auf. Ich erwarte, dass ihr morgen fit seid.“ Damit entließ Forrest seine Mannschaft wieder und James gesellte sich zu seinen drei Freunden. „Alles okay?“ fragte Remus, der ihn aufmerksam musterte. James zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht so recht, wie er sich fühlte. Schließlich war es erst sein zweites Spiel. „Wir haben dich im Training gesehen, James! Du schaffst das schon! Diesmal gewinnt ihr!“ versuchte Sirius seinen besten Freund aufzumuntern. „Und immerhin ist es gegen die Hufflepuffs… die sind wenigstens fair!“ „Ihr habt Recht, ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen.“ James lächelte leicht und stand wieder auf. „Ich folge mal Forrests Rat und geh ins Bett.“ „Echt jetzt? Ich dachte wir erkunden noch ein bisschen das Schloss!“ erwiderte Sirius leicht enttäuscht. „Vielleicht sollten wir mal tatsächlich früher ins Bett gehen!“ meinte Remus leicht schmunzelnd und klappte sein Buch über Alte Runen zu. Sirius fügte sich in sein Schicksal und zusammen mit Peter gingen sie in ihren Schlafsaal. Am nächsten Morgen war die Spannung bereits in der großen Halle zu spüren. Sowohl die Gryffindors als auch die Hufflepuffs bejubelten ihre Mannschaften schon jetzt, als sie in die Große Halle kamen. Wie schon beim ersten Spiel war James ziemlich nervös und stocherte lustlos in seinem Rührei herum. Er hatte schon wieder die ganze Nacht nicht geschlafen. „Komm schon! Du solltest was essen!“ Sirius boxte ihn leicht. „So schlimm wie das letzte Spiel wird das nicht!“ stimmte Forrest zu. „Das will ich doch hoffen!“ murmelte James und schob sich ein paar Bissen rein. Ein Stückchen weiter saßen Lily, Rachel und Alice am Tisch und beobachteten das Geschehen. „Na, was meint ihr wer heute gewinnt?“ wollte Letztere wissen. „Naja,…“ Lily zögerte. „Eigentlich wär es schon schön, wenn wir gewinnen…“ „… aber Potter ist ja in der Mannschaft!“ fügte Rachel mit leicht verzogener Miene hinzu. Alice hob eine Augenbraue. „Was habt ihr gegen ihn? Er ist doch sehr talentiert und ein guter Ersatz für Zoe!“ „Das mag schon sein… aber er meint, ihm gehört hier alles, er hält sich nicht an Regeln… und stiftet zusammen mit Black ziemlich viel Unruhe!“ Lily rümpfte die Nase. „Außerdem meint er jeden hier verhexen zu können…“ Ihr Blick wanderte unmittelbar zu Severus, den die Rumtreiber erst diese Woche wieder in der Mangel gehabt hatten. Sie hatte in der letzten Zeit kaum mit ihm gesprochen und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sich ein wenig verändert hat. Er hing nur noch mit Mulciber, Avery und Wilkes, vor allem aber auch mit den älteren Schülern Luxon, Lestrange und den beiden Blacks und das bereitete ihr große Sorgen. „Kommst du?“ riss Rachels Stimme sie aus ihren Gedanken. „Alice ist schon mal vorgegangen!“ Erst jetzt bemerkte Lily, dass die Große Halle sich langsam leerte. Ihre beste Freundin musterte sie leicht besorgt. „Alles okay?“ „Ja… ja… alles in Ordnung, ich komme schon!“ Lily beeilte sich aufzustehen und folgte gemeinsam mit Rachel der Masse nach draußen zum Quidditchfeld. Es war ein Frühlingstag, wie er im Bilderbuch stand. Die Sonne stand am Himmel und brachte milde Temperaturen mit sich. „Ideale Bedingungen...“ meinte Forrest in der Umkleidekabine zuversichtlich. „Achtet auf jeden Fall darauf, dass ihr nicht von der Sonne geblendet werdet!“ sagte er zu Marcus und Arthur. „Und lasst Hutchser, Copperbottom und Darer auf keinen Fall zu Chadwick durch, verstanden?“ „Aye aye!“ Marcus salutierte grinsend. „James, du bist klein und flink, dich sehen sie vielleicht nicht gleich auf das Tor zukommen. Jeffrey und Kate werden dir den Quaffel zuspielen, okay?“ James schluckte und nickte dann leicht. Beim letzten Mal hatte Forrest ihn nur zuspielen lassen, jetzt sollte er die Tore schießen. „Mach dir keine Sorgen, gegen die Slytherins sind die Hufflepuffs ein Kinderspiel!“ meinte Kate grinsend. „Nimm das nicht auf die leichte Schulter Kate! Hutchson hat ein starkes Team aufgestellt.“ erwiderte Forrest stirnrunzelnd. Die Jägerin verdrehte leicht die Augen, was er gekonnt ignorierte. „Lasst uns gehen… es ist soweit!“ sagte er schließlich und schulterte seinen Besen. Kurz darauf betraten sie unter Jubelschreien aus einem rot-goldenen und gelb-schwarzen Meer den Rasen. Forrest und Hutchson gaben sich auf ein Zeichen der Schiedsrichterin die Hände und schon ging es los. Der Schnatz schoss in die Luft und mit ihm die Klatscher. Den Quaffel schickte Madam Winters hinterher. Kate schnappte ihn gleich vor der Nase von Hufflepuff-Jäger Copperbottom weg und preschte los. Jeffrey und James gleich an ihrer Seite. Mit einem geschickten Pass zu Jeffrey umging sie Darers Versuche ihr den Ball abzunehmen. Dieser gab ihn gleich weiter an James, der ihn in einem weiten Wurf direkt in das rechte Tor der Hufflepuffs beförderte. Die Gryffindors jubelten lauthals und James stieß grinsend die Faust in die Luft, die Nervosität war wie weggeblasen. „Jaaaah, weiter so!“ rief Sirius begeistert. „Das wird unser Spiel!“ Remus lächelte zufrieden und Peter stimmte in den Gesang seiner Hauskameraden mit ein. Schon nach kurzer Zeit stand es sechzig zu null für Gryffindor. Obwohl die Hufflepuffs sehr stark waren, kamen sie doch nicht bis zu Chadwick vor. Jedenfalls nicht bis Hutchser mit einem geschickten Manöver James den Quaffel abnahm und gleich einen Konterangriff startete. Die schwarz-gelbe Menge jubelte über ihr erstes Tor. Nach weiteren zwanzig Minuten stand es bereits Hundert zu Fünfzig. James ließ sich regelrecht feiern, da er bis jetzt jeden der Bälle selbst ins Tor gefördert hatte. Plötzlich lenkte sich die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die beiden Sucher Forrest und Tretree, die beide den Schnatz entdeckt hatten. Während Rhoda Tretree hinter dem Schnatz herflog versuchte der Gryffindor-Kapitän es aus der anderen Richtung. Noch bevor er mit der Hufflepuff-Sucherin zusammenstoßen konnte, riss er den Besen hoch und umklammerte den kleinen goldenen Ball. Die Gryffindor-Kurve explodierte förmlich, während der Spielkommentator das Endergebnis förmlich ins Megafon brüllte. „Gryffindor gewinnt mit Zweihundertfünfzig zu Fünfzig!“ Glückselig landete James inmitten der Mannschaft auf dem Boden. Forrest klopfte ihm auf die Schulter. „Gut gemacht, James!“ lobte er. James grinste zurück und wurde auch schon kurz darauf von Sirius, Remus und Peter freudestrahlend empfangen. Die Feier im Gryffindor-Gemeinschaftsraum ging bis in die Nacht hinein. Auch ein paar Tage später ließ Lily der Gedanke an Sev nicht mehr los. Sie und Rachel saßen an diesem Spätnachmittag draußen und machten gerade ihre Hausaufgaben. Irgendwann konnte sie sich nicht mehr auf ihren Aufsatz in Zauberkunst konzentrieren und stand schließlich auf, als sie Severus in einiger Entfernung ausmachte. „Wo willst du hin?“ fragte Rachel leicht verwundert. „Ich muss mit Sev reden…“ mit diesem Satz war die Rothaarige auch schon verschwunden und Rachel sah ihr kopfschüttelnd hinterher. Lily steuerte von hinten auf Sev zu. Sie musste etwas rennen, um in einzuholen. „Warte, Sev!“ keuchte sie und er blieb stehen. „Was gibt es, Lily?“ fragte er, während er sich zu ihr umdrehte. Sie musterte ihn kurz. „Ich… Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist! Wir sehen uns ja kaum noch…“ meinte sie dann leise. Severus seufzte leicht. „Es geht mir gut, Lily! Ich komme schon klar mit Potter und seinen Freunden!“ meinte er nachdrücklich. Sie schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht… Mir ist aufgefallen, dass du immer öfter mit Lestrange, Luxon und den anderen potentiellen Todesserkandidaten herumhängst.“ Erwiderte sie besorgt. Ihr entging nicht, dass sich seine Augen überrascht weiteten, doch er fing sich schnell wieder. Ihre grünen Augen durchbohrten ihn regelrecht. „Da besteht kein Grund zur Sorge!“ wehrte er ab, während er ihrem Blick standhielt. „Ich mache mir aber Sorgen, Sev…“ erwiderte sie sanft. Er lächelte sie an. „Glaub mir, das brauchst du wirklich nicht. Ich muss jetzt weiter. Wir sehen uns!“ Damit ließ er sie stehen und ging weiter. „Ach Sev, was verbirgst du nur vor mir?“ murmelte sie leise vor sich hin, während sie ihm nachsah. Lily hatte wirklich große Angst, dass er in die falschen Kreise geraten könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)