Erinnerungen an ein Palastleben von C-T-Black ================================================================================ Kapitel 14: Begegnungen unterm Kirschbaum ----------------------------------------- >>Er konnte nicht genau sagen, wie viel Zeit vergangen war. Stunden. Tage. Wochen. Alles war zu einem einzigen verschwommenen Klumpen geworden. Doch dieser eine Gedanke hatte ihn nicht mehr los gelassen. Freiheit! Er musste hier entkommen und alle vernichten, die sich in seinen Weg stellten. Für diesen Plan hatte er sie beobachtet. Seine Wachen. Ihre Gewohnheiten, ihre Abläufe und die wenigen Momente, in denen sie am unachtsamsten waren. Viel fehlte nicht mehr…«     Eigentlich hatte Kasumi vor dem Militärgebäude warten wollen, doch dann hatte sie den Ruf eines Tiers gehört und hatte sich neugierig nach diesem umgesehen. Jetzt saß sie auf einer Steinbank, in einem der unzähligen Gärten und beobachtete, wie sich das Sonnenlicht im Gefieder eines männlichen Pfaus brach. Wie Edelsteine schimmerten die Federn in allen möglichen Tönen von Grün und Blau. Es hatte etwas Beruhigendes an sich, wodurch Kasumi für einen Moment nichts als reinen Frieden empfand. All die sonst so wild durcheinander wirbelnden Gedanken kamen zur Ruhe und für den Augenblick, konnte sie einfach an nichts denken und die Stille genießen. Langsam wanderte ihre Hand auf ihren gewölbten Leib, wo sie unbewusst über eine Stelle streichelte, an der sich das Köpfchen ihres Kindes befand. Das war es, was sie sich für ihr Kind wünschte. Frieden. Eine Welt, in der es ohne Sorgen und Ängste aufwachsen konnte. In der niemand Jagd auf es machen würde und es einfach sein konnte, was es wollte. Das wünschte sie sich für alle. Niemand sollte mehr diesen Hass und diese Kämpfe erleben müssen. Denn all das Leid war einfach unerträglich für Kasumi. Was auch immer sie vor ihrem Gedächtnisverlust getan hatte, ab jetzt würde sie alles dafür tun, dass diese Welt ein friedlicherer Ort wurde. Ein Ort, ohne Vorurteile und Verfolgung. „Sie beruhigen ungemein, findet Ihr nicht?“ Diese sanft gesprochenen Worte rissen Kasumi aus ihren Gedanken und ließen sie auf sehen. Einige Meter entfernt stand ein Mann in schlichter und doch edler Kleidung, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Blick auf den Pfau gerichtet. Sein langes Haar war bereits ergraut, doch seine hellgrünen Augen erstrahlten wach und aufmerksam. Kasumi fiel es schwer, ihn vom Alter her einzuschätzen, aber sie schätzte ihn auf etwas um die fünfzig herum. Seine Haltung war gerade und, soweit sie das erkennen konnte, waren seine Hände nicht von harter körperlicher Arbeit verschlissen. Er musste ein Diener am Hof sein, doch er war sicher in einer höheren Position tätig. Ein Kammerdiener oder ein Schreiber vielleicht. „Das empfinde ich genauso… Doch sie tun mir auch Leid.“, entgegnete Kasumi nach einem Augenblick. „Weil sie wegen ihrer Schönheit hier eingesperrt werden?“ „Nein. Weil sie für Eitel, gar Arrogant gehalten werden. Als wüssten sie, dass sie die prächtigsten Tiere der Welt wären. Dabei weiß der Pfau nichts von seiner Schönheit. Er selbst sieht sich als ganz gewöhnlich und gibt jeden Tag sein Bestes, um der Dame seines Herzens aufzufallen. Ein Juwel unter tausenden, ist doch nur wie ein Stein in einem Steingarten. Nichts Außergewöhnliches. Dennoch schlägt er immer wieder sein Rad, bis die Zeit ihn in Staub verwandelt und der Wind ihn davongetragen hat.“ Kasumi ließ ihren Blick zurück zum Pfau wandern, der mit wohlbedachten Schritten zwischen den niedrigen Büschen hindurch schritt und die Federn an seinem Schwanz wie einen Fächer ausbreitete, als er genügend Platz dafür hatte. Als sie den Blick des Mannes auf sich spürte, sah sie wieder zu diesem hinüber und musste sich korrigieren. Er besaß keine hellgrünen Augen. Tatsächlich war es eine Mischung aus hellem Grün und Grau. Ein bisschen erinnerten sie diese Augen an den Morgen, an dem sie Matsukaze gefangen hatten. Wie Nebel, der durch einen Wald wabert, strahlten diese Augen etwas Erhabenes aus. Seinen Blick, als er sie jetzt so musterte, konnte sie nicht deuten. Es könnte Verwunderung sein, so wie sich Kasumi über sich selbst und ihre gesagten Worte wunderte. Sie hatte nicht von sich erwartet, dass sie so philosophisch sein konnte. Sie könnte ihn allerdings mit ihren Worten auch verärgert haben. Vielleicht war er ja für die Pflege der Pfauen zuständig und sie hatte ihn damit Beleidigt, von der Gewöhnlichkeit dieser Tiere gesprochen zu haben. „Ich habe euch hier noch nie zuvor gesehen. Seid Ihr neu am Hof?“, fragte er, trotz all ihrer Überlegungen, eher neutral. Vielleicht hatte sie sich auch einfach nur geirrt und er machte sich nichts weiter aus ihren Worten. Deshalb beschloss sie, ebenfalls nicht mehr darüber nachzudenken und neigte leicht den Kopf. Das hier wäre das erste Mal, dass sie die Geschichte erzählte, die sie mit Ihren Brüdern vereinbart hatte: „Mein Name ist Kasumi und ich bin heute erst in Heian-kyō angekommen. Da mein Mann vermisst wird und ich sonst keine Verwandten mehr habe, bin ich bei meinem Bruder, ich meine meinem Schwager, untergekommen. Er ist der jüngere Bruder meines Mannes und steht im Dienst des Daimyō. Gerade gibt er hier einen Bericht ab und da ich unbedingt den Palast sehen wollte, warte ich hier auf ihn und seine Brüder.“ Auf dem Weg zurück zur Hauptstadt waren sie alle möglichen Erklärungen durchgegangen, warum Kasumi jetzt an der Seite von Keiji und seinen Brüdern war. Wer sie war und wo sie her kam. Sie hatten eine glaubhafte Geschichte gebraucht, damit es hier zu keinerlei Gerüchen kam. Am Ende wurde Kasumi zu Kazumas Schwägerin, deren Mann seit einer Schlacht vermisst wurde. Und da Kazuma nicht aufhören konnte, sie Imōto-chan zu nennen, hatten sie alles so gedreht, dass Kasumi zusammen mit Kazuma aufgewachsen war, weshalb sie wie Geschwister zueinander waren. Das amüsierte Lächeln des Mannes machte Kasumi darauf Aufmerksam, dass sie vor lauter Euphorie vielleicht etwas zu viel erzählt hatte. Weshalb sie den Blick senkte, als sie spürte, wie heiße röte in ihr Gesicht schoss. „Entschuldigung. Wenn ich aufgeregt bin, dann rede ich immer zu viel… Zumindest sagen das immer alle“, gab sie entschuldigend zu und sah mit einem verlegenen Lächeln wieder auf. Die Augen des Mannes weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er ihr Lächeln erwiderte. „Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen. Ihr könnt mich Michihito nennen.“, sagte der Mann und neigte leicht den Kopf. Kasumi erwiderte die Geste, bevor sie entgegnete: „Es freut mich ebenfalls!“ Nach dieser Vorstellung sahen sie einige Zeit schweigend dem Pfau zu, bis dieser in einem größeren Gebüsch verschwand. Erst nachdem dieser verschwunden war, streckte sich Michihito und sah wieder zu Kasumi hinüber. „Wenn das hier euer erster Besuch in diesen Gärten ist, dann würde ich euch gerne noch etwas zeigen.“, erklärte er freundlich. Kasumi überlegte kurz, das Angebot abzulehnen. Immerhin wusste sie ja nicht, wie lange Kazuma und die anderen noch brauchen würden. Auf keinen Fall wollte sie, dass ihre Brüder sie hier auch noch suchen mussten. Doch die Neugier ergriff sie, bevor sie wirklich ablehnen konnte. „Gerne! Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich dann noch einmal hier her zurück finde…“, antwortete sie etwas verlegen. Sie würde nicht behaupten, dass sie einen schlechten Orientierungssinn hatte. Normalerweise musste Kasumi nur einmal einen Ort sehen und konnte sich den Weg dorthin merken. Aber hier glich jeder Garten und jedes Gebäude dem anderen. Das erschwerte ihr die Orientierung. Doch sie war sich sicher, wenn sie noch ein paar Mal hier her käme, fände sie sich ausgezeichnet zurecht. Das Lächeln, das nach ihrer Erklärung um die Lippen von Michihito spielte, konnte sie nicht genau deuten. Es war eine Mischung aus Erleichterung, dass sie zugesagt hatte und wahrscheinlich Belustigung. Entweder darüber, dass Kasumi ohne einen Führer hier komplett verloren wäre oder weil sie einfach aussprach was sie dachte. „Keine Sorge, ich bringe euch anschließend wieder hier her zurück.“, versprach er, woraufhin Kasumi mit einem Lächeln aufstand und ihm folgte. Während sie mit ihren Brüdern die Anlage eher südwestlich durchquert hatte, wand sich Michihito jetzt in nördliche Richtung. So konnte Kasumi nach einigen Metern die Hauptgebäude dieser Anlage zu ihrer rechten sehen. Zwar nur entfernt, doch sie konnte sich einigermaßen ein Bild vom Wohnsitz des Kaisers machen. Es waren prächtige Gebäude, die in ihrer Kunstfertigkeit ihres gleichen suchten und einem gar nichts anderes übrig ließen, als sie zu bestaunen. Unwillkürlich musst sich Kasumi jedoch fragen, was den Kaiser, der hier offensichtlich alles hatte, was das Herz begehrte, dazu antrieb die Jagd auf Yōkai zu befehlen. Hier in diesem prächtigen Bau, mit seinem hohen Mauern und weiten Anlagen, gab es sicher keine Angriffe oder dergleichen. War es also das Leid seiner Untergebenen, dass ihn auf die Yōkai Aufmerksam werden ließ oder ehrgeizige Minister, die ihren Stand bedroht sahen? „Worüber denkt ihr nach?“ Michihitos Stimme ließ Kasumi den Blick vom Palast abwenden. „Ich habe mich gerade nur gefragt, ob die kaiserliche Familie diese prächtige Anlage oft verlässt.“ Als Michihito seine Augenbrauen fragend zusammen zog, fügte Kasumi schnell hinzu: „Ich meine, hier gibt es alles und sie müssen sich sicher keinerlei Sorgen um etwas machen. Deshalb frage ich mich, ob es Gründe gibt, weshalb sie den Palast verlassen würden.“ Michihito schien sich diese Frage ernsthaft durch den Kopf gehen zu lassen, denn er brauchte einen Moment, bevor er antwortete. „Ihr habt Recht. Es gibt keine Gründe, weshalb diese Anlage verlassen werden müsste. Einmal im Jahr, an seinem Geburtstag, zieht der Kaiser durch Heian-kyō um sein Volk in der Stadt zu sehen. Aber ansonsten verlässt er dieses Gelände, soweit ich weiß, nicht.“ Kasumi sah noch einmal zum Palast hinüber, bevor sie ihren Blick endgültig davon abwand. „Das ist schade. Auch wenn es hier wunderschöne Dinge gibt, die Welt hinter diesen Mauern ist um noch so vieles Schöner. Ich glaube nicht, dass ich hier mein ganzes Leben lang eingesperrt leben könnte.“ Michihitos prüfender Blick lag nach diesen Worten lange auf Kasumi, bevor er entgegnete: „Ich glaube nicht, dass sich hier jemand eingesperrt fühlt. Vermutlich vermisst hier auch niemand etwas. Aber eure Worte erinnern mich daran, dass ich auch viel zu selten auf der anderen Seite der Mauern unterwegs bin…“ Kasumi sah zu Michihito als er nicht weiter sprach, doch sein Blick war in die Kronen der Bäume gerichtet. Sicher erinnerte er sich an etwas, dass schon viel zu lange her war um wirklich wahr zu sein. Dennoch hatten seine Worte so geklungen, als wollte er noch mehr sagen. Aber Kasumi konnte warten, bis er bereit war die Worte auszusprechen. Daraufhin liefen sie eine Zeit lang schweigend nebeneinander her. Bis Kasumi auffiel, dass es sich diesmal anders anfühlte über das Gelände zu gehen. Als sie mit ihren Brüdern hier her gekommen war, hatte sie unzählige Bedienstete und Adlige gesehen, die ihrer Arbeit nachgingen und von einem Ziel zum anderen liefen. Jetzt sah sie keine einzige Menschenseele mehr, außer Michihito. Das warf bei ihr die Frage auf, ob gerade irgendwo eine Zeremonie oder ähnliches stattfand, zu der alle Bewohner dieser Anlage anwesend sein mussten. Und sofort fühlte sich Kasumi schlecht, dass sie Michihitos Zeit so in Anspruch nahm. Sie wollte ihm gerade sagen, dass er sich wegen ihr nicht von ihren Aufgaben aufhalten lassen sollte, als er begann zu sprechen: „Wir sind da!“ Irritiert sah sich Kasumi um, doch als sie um eine Ecke bogen, sah sie, was er meinte. Vor ihnen öffnete sich ein kleiner Park voller Kirschbäume. Die alten Bäume waren durch jahrelange Züchtung dazu gebracht worden, ihre Äste zum Boden zu neigen. Wie ein einziger Vorhang aus unzähligen Zweigen strahlte der Park in allen möglichen Tönen von Rosa bis Weiß. Es war so überwältigend schön, dass Kasumi mit offenem Mund näher trat und vorsichtig den ersten Zweig berührte, den sie greifen konnte. Dieser wiegten sich in der leichten Frühlingsbriese und verströmten einen angenehmen Geruch. So dass Kasumi die Augen schloss um das volle Aroma komplett in sich aufnehmen zu können. „Sie sind wunderschön.“, brachte sie schließlich ehrfurchtsvoll hervor. Als sie die Augen wieder öffnete, bedachte Michihito sie mit einem stolzen Lächeln. „Diesen Ort liebe ich am meisten auf dieser Anlage.“, sagte er und führte sie dann weiter in den Park. Noch nie hatte Kasumi so viele verschiedene Kirschbäume an einer Stelle gesehen. Es war fast so, als wäre jede mögliche Sorte des Landes an diesem einen Fleck versammelt um den Anwohnern des Palastes die Vielfalt ihres Reiches zu demonstrieren. Es war wie ein Traum aus Weiß und Rosa und schließlich blieben sie vor dem ältesten Baum des ganzen Parks stehen. Sein Stamm war dick, so dass ihn zwei erwachsene Männer kaum mit den Armen umschließen konnten. Er war krumm und gebeugt vom Wind und den Witterungen, doch das hatte nur dazu geführt, dass an allen erdenklichen Stellen Zweige hervor traten und auf sie hernieder zu regnen schienen. Kasumi trat zwischen diese Zweige und ließ sich vollkommen von ihnen einhüllen. Der Duft der Blüten erzeugte eine Vorfreude auf den Frühling in ihrem Magen und erfüllte sie mit Glück. Sie hatte wirklich Glück, dass hier sehen zu dürfen. Denn immerhin war es nur sehr wenigen gestattet diese Anlage überhaupt zu betreten. „Sie gefällt euch! Konoes weinender Kirschbaum.“, stellte Michihito zufrieden fest. „Konoe?“, fragte Kasumi sofort und sah hinüber zu Michihito, der am Rand der Zweige stehen geblieben war. Sein Blick ruhte wachsam auf Kasumi und er schien jede noch so kleine Regungen ihrerseits in sich aufzusaugen. Sicher musste Kasumi auf ihn wie ein kleines Kind wirken, das ohne nachzudenken handelte und seine Gefühle einfach offen zur Schau stellte. Doch sie konnte nicht anders. Sie war einfach nur verzaubert von diesem Spektakel. „Sie war eine der ersten Kaiserinnen hier in diesem Palast und sie liebte Kirschbäume über alles. Doch sie war kränklich und schwach, weshalb sie ihre Räumlichkeiten kaum verlassen konnte. Und da der Kaiser sie über alle Maßen liebte, beauftragte er seine Gärtner, so viele Kirschbäume wie möglich an diesem Ort zu versammeln. Denn diese Stelle konnte die Kaiserin auch von ihren Zimmern aus sehen. Und so wurden immer mehr Kirschbäume hier her gebracht um die Kaiserin zu erfreuen. Es heißt, dass die Kaiserin im ersten Frühling, als alle Bäume blühten, vor lauter Freude darüber, verstarb. Woraufhin ihr Geist in diesen Kirschbaum wanderte, nur um in jedem kommenden Frühling am meisten Blüten zu tragen. Damit alle Zuschauer vor Freude weinen würden, so wie sie es getan hatte.“, erklärte Michihito ruhig. „Das hat sie auf jeden Fall geschafft.“, sagte Kasumi. Den Blick in die Krone des Kirschbaums gerichtet, verspürte sie tatsächlich eine kleine Träne in ihrem Augenwinkel. „Das hier ist wirklich ein magischer Ort!“ Widerstrebend trat Kasumi schließlich unter den Zweigen des Baums hervor und schenkte Michihito ein kleines Lächeln. „Vielen Dank, dass ich das sehen durfte.“, sagte sie und neigte kurz den Kopf. „Die Freude ist ganz meinerseits.“, entgegnete er sofort. „Vielleicht… Könntet ihr mir auch einige Dinge außerhalb dieser Anlage zeigen, wenn ihr euch etwas eingelebt habt?“ Diese Frage kam überraschend für Kasumi und sicher sah ihr Gesicht auch entsprechend aus, da sich Michihito sofort korrigierte: „Ich meine natürlich nur, wenn ich euch nicht zur Last falle-“ „Ah. Überhaupt nicht! Diese Frage hat mich nur etwas überrascht… Ich werde euch natürlich gerne etwas auf der anderen Seite der Mauern zeigen. Vielleicht ist es gar keine so schlechte Idee die Stadt gemeinsam zu erkunden. Ich muss das nur vorher mit meinen Brüdern besprechen.“, unterbrach sie ihn sofort. Auf ihre Erklärung hin nickte Michihito. „Selbstverständlich. Ich würde vorschlagen wir treffen uns morgen noch einmal hier und besprechen das genauer.“ Ehrlich gesagt war Kasumi mit seiner schnellen Zustimmung etwas überfordert. Von ihren Brüdern war sie es gewohnt, dass einer einen Vorschlag machte und das die beiden anderen dann Einwände brachten, bis sie sich schließlich für etwas entscheiden konnten. Doch Michihito wusste offenbar genau was er wollte und war auch nicht bereit Kasumi gehen zu lassen, ohne ihr ein Versprechen für ein erneutes Treffen abgerungen zu haben. So überrascht konnte Kasumi nichts anderes tun als nicken. Sie würde seine Bedingungen annehmen und sehen, was passieren würde. Das wollte sie ihm gerade auch noch einmal sagen, als sie Kazumas Stimme hörte, der nach ihr rief. „Ist es schon so spät? Entschuldigt mich, aber das ist mein Bruder. Ich werde morgen wieder hier her kommen. Versprochen.“, sagte Kasumi, während sie schon begann in Richtung des Hauptweges zu laufen. Mit einer letzten knappen Verneigung ihres Kopfes ließ sie Michihito einfach stehen und eilte zurück zum Hauptweg. Ihre Brüder liefen in einigen Metern Abstand zueinander und riefen alle nach ihr. Es war Kasumi ein bisschen Peinlich, dass ihre Brüder sie hatten suchen müssen, aber irgendwie fand sie es auch süß von ihnen. „Ich bin hier. Tut mir schrecklich Leid!“, rief sie, als sie den Hauptweg betrat und schließlich stehen blieb. „Da!“, rief Kazuma, der ihr am nächsten war, aufgeregt, bevor er auf sie zu stürmte und in seine Arme zog. „Mach das nie wieder!“, befahl er, bevor er seine Wange über ihren Kopf rieb und fast wie ein kleines Kätzchen schnurrte. „Bitte Entschuldigt. Ich wollte nicht, dass ihr euch Sorgen um mich machen müsst.“ Auf Kazumas Ruf hin waren auch Keiji und Benjiro zu ihnen gelaufen und Kasumi reichte den Beiden ihre Hände, während sie sich entschuldigte. Beide ergriffen jeweils eine Hand und drückten sie fest. „Was um alles in der Welt machst du denn hier? Du wolltest doch nicht durch die Anlage wandern. Es hätte sonst was passieren können.“, sagte Keiji scharf, doch Kasumi konnte genau heraus hören, dass er es nicht ernst meinte, sondern sich nur sorgte. „Jemand hat mir die Kirschbäume gezeigt. Da konnte ich einfach nicht widerstehen.“, gab Kasumi kleinlaut zu. „Jemand?“ Es war Benjiro, der bei seiner Frage sofort den Blick über den Park wandern ließ aber offenbar niemanden fand. „Michihito. Ich vermute er arbeitet hier. Ich bin ihm im Garten hinter dem Militärgebäude begegnet und er meinte ich müsse mir das hier ansehen. Und da es hier so viele Wachen wie nirgendwo sonst gibt, dachte ich nicht, dass etwas passieren könnte.“ „Du bist zu leichtgläubig Imōto-san!“, seufzte Keiji, bevor er eine Hand auf ihren Kopf legte und kurz darüber wuschelte. Einen Moment schwieg Kasumi und ließ ihren Brüdern Zeit den Schock über ihr Verschwinden zu verarbeiten. Diese Drei waren wirklich anhänglich geworden. Was ihre in breites Lächeln auf die Lippen zauberte. „Es wird nicht wieder vorkommen. Versprochen.“, sagte sie schließlich und diesmal schien es ihre Brüder endlich zu erreichen. Nach einem weiteren langen Moment lösten sie sich von ihr und sahen sich noch einmal um. Immer noch, war niemand sonst zu sehen, was aber auch ihre Brüder zu beruhigen schien. „Habt ihr eure Berichte abgegeben? Können wir jetzt nach Hause gehen? Ich glaube wir hatten heute alle genug Aufregung!“ „Das haben wir und das ist der beste Vorschlag des Tages.“, erklärte Benjiro mit einem Nicken, woraufhin sie sich wieder auf den Heimweg machten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)