Erwachende Legenden von _Supernaturalist_ (Die Geschichte vor der Schule) ================================================================================ Kapitel 3: Irische Gefahr ------------------------- Einige Zeit saßen die drei Wanderer beisammen in einer ruhigen Ecke des Jauchzenden Ebers, genossen Speis und Trank, den man ihnen gern und eifrig brachte und sie unterhielten sich, auch wenn Rowena es vorzog nur wenig dazu beizutragen. Sie war eher still, lauschte den beiden jungen Zauberern, stimmte aber ab und an zu, oder lehnte dem Gesagtem ab. Dennoch bemerkte Salazar, wie aufmerksam sie aber war, als sie sich über ihre zukünftigen Pläne unterhielten und auf Karten verglichen, wo es noch Arbeit für sie gäbe.   „Im Norden gibt es ein Kobolddorf, dort soll es Probleme mit einem Tierwesen geben...“, flüsterte Salazar, auch wenn er sich sicher war, dass ihn die Nicht-Magier eh nicht zuhörten, da diese viel zu sehr damit beschäftigt waren, sich Gedanken darüber zu machen, von welcher adligen Familie den die holde Jungfrau abstamme. Denn von der Familie 'Ravenclaw' hatten sie gewiss noch nichts gehört.   „Ein Kobolddorf? Nun, gewiss sind diese Burschen nicht für eine gute Entlohnung bekannt“, erwiderte Godric, nachdem er einige Zeit nachgedacht hatte. Er deutete dann auf einen kleinen, roten Fleck auf der Karte, einem anderen Dorf. „Ich las Flugschriften darüber, dass es hier wohl Trolle geben soll, welche die Einwohner plagen. Ich nehme an, dass die in einer Höhle westlich des Dorfes hausen. Lass sie uns dort einkesseln und beseitigen!“ „Wenn das Dorf nicht schon zerstört wurde. Soll ich dich an den Troll von Middlethunderhill erinnern? Der hätte dir fast die Rübe eingeschlagen... Du weist, dass Trolle zwar mehr Stroh als Verstand in ihren Köpfen haben, aber sie absolut brutal sind! Lass uns diesbezüglich erst noch ein paar Informationen herausfinden, bevor wir uns wieder einem Troll stellen...“   „Also das Kobolddorf... Das ist bestimmt eine ganze Woche von hier entfernt. Vielleicht länger, denn auch Greif und Schlange müssen einmal rasten.“   „Dass ihr überhaupt darüber nachdenkt...“, mischte sich plötzlich Rowena ein, woraufhin beide Herren sie ansahen, „..., warum sucht Ihr Euch nicht gewöhnliche Berufe und versucht Eure Münzen mit solch kleinen Aufgaben zu verdienen. Ihr seid doch gewiss darauf bedacht, eines Tages Euch auch ein Weib als Frau zu nehmen, um glücklich mit ihr und Kindern zu werden“   „Erkenne ich da etwa in Euch eine Romantikerin, wertes Fräulein Ravenclaw?“, erkundigte sich Godric teils belustigend, teils interessiert.   Die schwarzhaarige Hexe schnalzte mit ihrer Zunge, verdrehte gar ihre Augen, bevor sie mit ihrem Kopf schüttelte. „Ich meinte allein, dass Euch etwas Besseres erwartet, als diese Gaunereien, welche Ihr hier plant.“ „Gaunereien?“, Godric erschien beinahe schockiert, erhob sogar seine Augenbrauen. „Mein wertes Fräulein, Ihr scheint mich ja fast beleidigen zu wollen? Gaunereien...unsere Arbeit sind allesamt hilfreiche Taten, um die Bevölkerung dieses schönen Landes zu schützen und zu verteidigen! Doch warum fangt Ihr jetzt wieder damit an? Seit Ihr etwa so sehr um unser Wohlergehen besorgt?“   Godric grinste sie breit an. So breit, dass sogar seine weißen Zähne im matten Kerzenschein zu glänzen schienen. Normalerweise bezirzte er so eine jede Frau, denn wahrlich Keine konnte seinem Charme widerstehen. Außer Rowena, wie es schien. Denn sie wandte sich einfach mit einem leichten Schnauben und zusammengepressten Lippen ab.   Salazar allerdings musste ein wenig schmunzeln, versteckte aber dieses Zucken seiner Lippen gekonnt hinter einer Karte. Er schielte darüber hinweg, murmelte dann: „Mein Freund, wahrscheinlich will sie, dass wir uns nicht nur niederlassen, sondern auch einem vernünftigem Handwerk nachgehen. Weist du was – lass uns einfach eine Schule gleich hinter dem Dorf gründen und Lehrer werden, wenn wir das junge Fräulein Ravenclaw so beruhigen und gnädig stimmen können“ „Eine Schule? Wir als Lehrer? Salazar, dass ich nicht lache! Dann ziehe ich es doch lieber vor, dass wir weiterhin unsere kleinen Botengänge erledigen“, erwiderte sein Freund, was Rowena erneut schnaufen ließ. Sie aber schien beschlossen zu haben, einfach gar nichts mehr zu sagen, blieb daher still.   Salazar hätte es auch dabei belassen, doch er spürte, wie Godric sie noch weiter anstacheln wollte. Wahrscheinlich wollte er wissen, wie diese Frau auf seine kleinen Neckereien reagieren würde, oder es machte ihm einfach Spaß, dies zu tun.   Doch gerade als der Rothaarige das Wort erheben wollte, wurde die Tür aufgestoßen und ein Mann, mit wirrem, panischem Blick, schweißgebadet und hastig nach Luft haschend wurde von einer jungen Frau hineingedrängt. Sie hatte alle Mühe, den Mann, wohl einem Bauern, wenn Salazar so seine Kleidung betrachtete, aufrecht zu halten, denn immer wieder versuchte er den Arm von ihrer Schulter zu nehmen, auch wenn sie diesen dann immer wieder zwang, um ihren Hals liegen zu bleiben. Die Frau war kaum viel älter, als er, oder sein rothaariger Freund es waren, doch sie war um ein wesentliches kleiner, was ihre Aufgabe nur umso mehr erschwerte. Den Mann hievte sie auf einen Stuhl, der ihr am nächsten war. Gleich begann er wie wirr irgendwelche Sachen zu brabbeln, die alle keinen rechten Sinn ergaben und unverständlichen zudem noch waren.   „Gebt ihm was zu Trinken!“, befahl die junge Frau doch sanft, als noch immer alle Gäste und der alte, dicke Wirt sich in Starre befanden. Dieser war es, der sich dann auch schnell wieder bewegte, einen kleinen Becher mit Wasser befüllte und ihn der jungen Frau reichte.   Sie hielt dem Wirren das Trinken entgegen, doch dieser war sich noch immer nicht der Umgebung, oder dem, was um ihm geschah bewusst, redete weiter und weiter dieses wirre Zeug, wirkte apathisch und als ob er sich in seiner eigenen Welt befand. „Trink etwas...“, flüsterte sie vorsichtig, kaum hörbar über all den Lärm, der sich nun im Jauchzenden Eber gebildet hatte. Es war Rowena, die von ihn dreien als erste aufgestanden war und sich schnell zu ihr bewegt hatte. „Was hat der Mann?“, fragte sie hastig, kniete sich vor ihn, als wolle sie ihn genau untersuchen. Auch Godric kam nun zu den beiden Damen geschritten, legte seine Hände auf die Schultern des Wirren und versuchte ihn mit einfühlsamen Worten zu beruhigen. Salazar hingegen sammelte flucks all ihre Karten und Flugschriften ein, da keiner der Nicht-Magier etwas von ihren Plänen mitbekommen sollten... Oder davon, dass sie Zauberer und Rowena eine Hexe waren. Schließlich hatten diese Leute schon einmal mehrere Zaubererfamilien verjagt. Und sie würden sich gewiss nicht scheuen, erneut Magier zu verjagen.   Über all den Lärm und Tumult, dem aufgeregtem Geschnatter und Gebrumme der Gäste im Jauchzenden Eber, konnte Salazar nicht verstehen, was die junge Dame zu Rowena gesagt hatte. Doch es musste etwas Schreckliches gewesen sein, denn die Schönheit trat einen Schritt erschrocken zurück, selbst blasser werdend, den Kopf schüttelnd. Godric aber selbst, musste es verstanden haben, denn hastig war er aufgestanden, sah zu dem Mädchen, die Hand bereits an seinem Schwert. Er war kampfbereit und Salazar wusste, dass dies keine ruhige Nacht für sie werden würde. „RUHE!“, rief der rothaarige Zauberer, als er anscheinend sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte. Es dauerte auch nicht lange, bis die Gäste wieder verstummt waren. „Kennt sich hier jemand in diesem Raum mit magischen Tierwesen aus?“, fragte er in die Runde. Bei diesen Worten zuckte Salazars Hand bereits in die Richtung seines Zauberstabes, seinem Freund zunickend, dass er sich für alles bereit fühlte. „Magische Tierwesen?“, erkundigte sich der Wirt, seine Stimme düster durch Verärgerung, „Mit solch einem Irrsinn haben wir hier in diesem guten Dorf nichts zu tun! Wir sind einfache Leute! Uns wird hier nichts heimsuchen!“ „Und doch hat es das!“, sprach die junge Frau und das erste Mal konnte Salazar sie nun genauer betrachten. Sie trug einen alten, braunen Umhang, und doch schimmerte ab und an einiges von einem gelblichen Kleid unter dem Saum hervor. Sie hatte eine gesunde, aber helle Haut und deutliche, fröhlich wirkende Sommersprossen. Mit großen, blauen Augen blickte sie bittend in die Runde, während Locken ihres rot-blonden Haares über ihr Gesicht und ihre Schultern hingen und sie somit regelrecht aussah, als hätte sie mit dem armen, wirren Mann kämpfen müssen, bis er mit ihr gekommen war. Und noch einmal stellte der Zauberer fest, wie klein sie war, wirkte beinahe wie ein Kind zwischen dem großgewachsenen Godric und der nicht weniger kleinen Rowena. „Es ist eine Banshee!“   „Eine Ban-was?“, rief irgendwer aus der Menge.   Salazar hingegen schluckte nur. Eine Banshee..., das hatte ihnen ja wirklich nun gefehlt. „Eine alte, irische Todesfee. Tritt meist in der Form einer Frau auf. Entweder alt, mit langem weißen Haar, oder jung, mit schwarzem Haar. Jede aus Irland stammende Familie besitzt eine Banshee, welche sich auf dem heimischen Dach niederlässt und zu schreien und singen beginnt, sobald der Tod eines Familienmitgliedes droht...“, erklärte das Mädchen, zog hastig einen Lappen aus ihrer Tasche und benetzte dies mit Wasser, um die Stirn des armen Mannes abzutupfen.   „Angeblich ist ihr Schrei für alle, die ihn hören tödlich-“, versuchte Rowena noch die Erklärungen der jungen Frau fortzusetzen, was die Gesellschaft nur wieder in einen unglaublichen Tumult versetzte, dieses mal panisch und in Todesangst. Einige hielten sogar gleich ihre Ohren zu, um dem Schreien entgegenzuwirken. Umso besser für die Zauberer und Rowena, denn so würde sie keiner hören.   „Ich brauche einen Kessel...“, wisperte die Frau mit den langen schwarzen Haaren, „...gegen eine Todesfee soll sich laut Gerüchten ein Lachtrank am effektivsten erweisen“ „Wie sollen wir sie bitte dazu bringen, diesen zu trinken?“, murmelte Godric hastig. „Es reicht nur das Berühren mit dieser Flüssigkeit, habe ich gehört. Der Wirt wird gewiss einen Kessel zum Kochen besitzen. Ich habe auch einige Zutaten für den Trank. Ich werde sie gleich holen. Könnt Ihr ihn zubereiten?“ Salazar betrachtete die kleine, junge Frau. Er verengte seine Augen, zu einer Erkenntnis kommend, bevor er sprach: „Ihr seit auch eine Hexe...“ Nun blickten auch Godric und Rowena das Mädchen neugieriger und eindringlicher an, woraufhin sie seufzte, nickend, dann aber fortfahrend: „Wir sollten vorsichtig sein. Die Banshee hat noch nicht begonnen zu klagen. Der Tod steht also noch bevor. Wir sollten also vorsichtig sein. Kommt Ihr allein mit dem Brauen des Lachtrankes klar? So werde ich die beiden Zauberer zu ihr führen“. Rowena nickte zustimmend, woraufhin die blonde Frau schleunigst den Jauchzenden Eber verließ, um vermutlich die Zutaten zu holen.   „Können wir ihr trauen?“, brummte Godric mehr in Salazars Richtung, als in die von Rowena. „Wir müssen ihr trauen. Diese kleine Hexe hat Ahnung!“, antwortete die Schönheit dann aber. Salazar hätte es wohl kaum anders formuliert.   „He ihr!“, rief plötzlich der Wirt, kam schleunigst auf sie zu geschritten, stampfend, während sein Gesicht rot anlief, als hätte er plötzlich selbst eine Erkenntnis gehabt. „Ihr gehört doch allesamt diesem magischen Pack an, nicht?“, brummte er verstimmte, auf die drei zeigend, während die Gäste nun wieder lauschten. „Hexen und Zauberer seit ihr! Sonst würdet ihr euch wohl kaum mit diesen Dingern auskennen! Diesen...diesen Banshees!“   „Mein lieber Freund...“, begann Godric charmant, doch hielt inne, als der Wirt seinen fetten Zeigefinger erhob, als wolle er ein kleines Kind mahnen. „Dich kenne ich doch..., nicht? Du gehörst doch dieser Magierfamilie an...Wie hießen die doch gleich...Griffingfors?“   „Gryffindor, angenehm. Und Ihr habt Recht, wir allesamt sind Zauberer und Hexen. Die süße Blonde ebenso. Mir ist auch bewusst, was Ihr, Eurer Dorf mit allen Zaubererfamilien gemacht habt, die hier ansässig waren. Ihr habt sie verbannt, nicht? Natürlich könnt Ihr das auch mit uns Vieren machen. Doch seit Euch bewusst, dass Ihr selbst dann wohl kaum mit der Todesfee klar kommen werdet. Also sollte es ein Rätsel sein, welcher der Familienmitglieder Eures werten Freundes hier-“, er deutete auf den Wirren, der nun scheinbar mehr bei Verstand war, als zuvor „...., den Morgen noch erleben wird. Genauso wie Ihr, denn wenn sich die Gerüchte bewahrheiten, so solltet auch Ihr alle hier dem Klagen dieser irischen Gefahr ausgeliefert sein. So gehabt Euch wohl.“   Godric deutete Salazar mit einer Bewegung seines Kopfes an, zu gehen und so drehten sich die beiden Zauberer um. Kurz darauf auch Rowena, bereit mit ihnen den Jauchzenden Eber zu verlassen. „Ist sie wirklich so gefährlich?“, fragte eine ältere Dame und stand auf, um die kleine Gruppe besser erkennen zu können. „Diese Banshee...?“   Sie hielten wieder inne und es war Salazar, der nickte, dann erklärend:   „Mit einem lauten Schreien könnte sie das gesamte Dorf ausrotten. Wir würden sie für Euch alle aufhalten und beseitigen.“ „Gegen eine kleine Gebühr, versteht sich“, grinste Godric, woraufhin ihn Rowena böse anzischte, damit er leise blieb. Blieb er aber nicht und so fügte er noch seinen Preis hinzu: „Wir brauchen ein brauchbares, starkes Pferd für die Jungfrau Ravenclaw und wir würden...von jeder geretteten Seele ein Silberstück nehmen. Von Kindern und Alten reichen zehn Kupferstücke. Wenn unsere Rettung bis Tagesanbruch dauert, so nehmen wir noch fünf Prozent Zinsen. Und alles, was sich die Kleine wünscht“. Keiner der Anwesenden wollte zustimmen und sahen den rothaarigen Zauberer nur entsetzt an, als sie die Preise für ihre Rettung hörten.   Gerade wollte der Wirt etwas gar abwertendes darauf erwidern, als sie alle innehielten, als ein Geräusch an ihre Ohren drang. Es war ein entferntes, hallendes Seufzen. Just in diesem Moment ging wieder die Tür auf und die kleine, rot-blonde Hexe trat hinein, ihre Arme über und über mit allerlei Krimskrams – den Zutaten für den Lachtrank – beladen. Sie wirkte ganz bleich, die Augen weit. „Es hat begonnen. Die Todesfee hat begonnen zu klagen...“ Hosted by Animexx e.V. 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