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Meritum

von

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Divergenz

Während die beiden Medic-nin beinahe synchron Jutsu um Jutsu einsetzen, erwacht Neji zuerst aus seiner Starre. „Tsunade, du- du darfst sie nicht sterben lassen!“

Die Hokage wechselt von einem Jutsu beinahe direkt zum nächsten. „Hier wird heute niemand sterben!“

Als die aktuelle Methode auch nicht zu ihrer Befriedigung ausfällt, sucht sie erneut den Blick ihrer Schülerin. „Du hast auch nichts gefunden?“

Sakura schüttelt den Kopf und auch wenn alle Anwesenden im Raum spüren, wie ihr Chakra an seine Grenzen getrieben warnend flackert, verliert niemand ein Wort darüber. „Ich finde nichts, was erklären könnte, warum seine Organe plötzlich versagen! Er war stabil und dann-“

Aber während Neji und Naruto in einer seltenen Gemeinsamkeit Schwierigkeiten haben dem Gespräch zu folgen, sieht Sakura plötzlich auf und auch Tsunades Blick weitet sich verstehend.

Sakura nickt zustimmend, als scheinbarer Abschluss ihrer stummen Kommunikation, aber die Hokage selbst zögert noch.

„Sakura-“

Aber die Jüngere schüttelt nur den Kopf. „Ich schaff das schon.“ Sie wird den Chakramangel umso teurer bezahlen, wenn sie sich jetzt auch noch durch dieses hochkomplizierte Jutsu quält, doch im Moment ist ihr das herzlich egal. Sie sucht noch einmal den Blick ihrer früheren Sensei. „Es ist nicht so, dass wir noch eine andere Alternative haben.“

Tsunade presst unzufrieden die Lippen aufeinander, nickt dann aber resigniert.

Was keiner der beiden in Worte fasst, ist die Tatsache, dass das Jutsu zwar ihre letzte Option ist, das Organversagen bei Hinata und Sasuke hoffentlich noch umzukehren, die Chancen, dass es funktioniert, aber bestenfalls bei 70:30 liegen.

Die beiden Medic-nin beginnen dennoch erneut gleichzeitig eine ermüdende Vielzahl an Schriftzeichen zu formen und ihr leises Murmeln geht unter dem Rauschen unter, das das Jutsu ebenso begleitet wie das grüne Schimmern ihrer heilenden Energie, als Tsunade und Sakura sie in Sasukes und Hinatas Körper weiterleiten.
 

Es ist einen langen Moment still, während das Jutsu arbeitet, aber als das grüne Schimmern nachlässt und Sensei und Schülerin in perfektem Einklang noch einmal die Vitalfunktionen ihrer Patienten überprüfen, zeichnet sich sichtbare Erleichterung in ihren Gesichtszügen ab.

Sakura schwankt gefährlich und greift haltsuchend nach der Behandlungsliege, auf der ihr ehemaliger Teamkamerad liegt. Ihre Erschöpfung ist so ausgeprägt, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten kann und wortlos zulässt, dass Naruto an sie herantritt und stützend nach ihrem Arm greift.

Die Hokage sieht von Sakura zu Naruto. „Ihr beide bleibt hier, bis ich wiederkomme. Wir verlegen Hinata in ein normales Krankenzimmer und dann widmen wir uns diesem Schlamassel, das ihr uns eingebrockt habt! Neji, nimm Hinata, wir bringen sie nach oben und haben genau so lange Zeit, um uns eine glaubhafte Erklärung dafür zu überlegen, wie die Erbin des Hyuuga-Clans nach einer harmlosen Informationsbeschaffungsmission mit plötzlichem Organversagen im Krankenhaus gelandet ist.“

Die Hokage wirft noch einmal einen abschätzenden Blick auf den bewusstlosen Mann, der das ganze Drama verursacht hat, das ihren zuvor so gemütlichen Tag ruiniert hat, bevor sie schnaubend die Tür anstrebt. „Ich bin mir nicht sicher, ob ein altes Jutsu, das sie abbekommen hat, weil sie versucht hat einem gesuchten Verräter das Leben zu retten, die beste Geschichte ist.“

Neji hebt seine Cousine wortlos auf seine Arme und auch wenn Narutos Blick ihnen folgt, bis die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, widerspricht er Tsunades Anweisung ausnahmsweise nicht.
 

Tsunade reibt sich unzufrieden die Schläfen, bevor sie sich an den schweigsamen ANBU-Leader an ihrer Seite wendet. „Neji, wir warten bis zum Morgen, bevor wir die ANBU über Uchihas Anwesenheit informieren. Wenn er die Nacht nicht überlebt, war die ganze Aufregung umsonst.“ Die Kage öffnet die Tür zum Treppenhaus und lässt den Hyuuga zuerst hindurchtreten. „Jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, was wir deinem Onkel erzählen.“
 


 

Eine Stunde später
 

Sakura fällt erschöpft auf die kleine Couch in ihrem Büro und sobald sie für einen Moment die Augen schließt, ringt sie darum, noch bei Bewusstsein zu bleiben. Sie spürt, wie Naruto an sie herantritt und rollt sich zusammen, um ihrem besten Freund ebenfalls einen Platz auf der Couch einzuräumen.

Tsunade hat kompromisslos erklärt, dass sie den Nuke-nin in ihrem Krankenhaus in dieser Nacht persönlich überwachen würde, nachdem sie ihnen in gewohnter Lautstärke und ermüdender Ausführlichkeit ihre heutigen Verfehlungen aufgezählt hat.

Sie selber hat sich für diese Tirade kaum noch auf den Beinen halten können und auch Naruto hat der Predigt ihrer Kage in gewohnter Manier eher halbherzig zugehört. Allerdings haben sie in grundlegendem Selbsterhaltungstrieb doch beschlossen Tsunades letzte gebrüllte Anweisung, dass sie ihr gefälligst aus den Augen gehen sollen, zumindest soweit zu befolgen, dass sie ihr Nachtquartier jetzt in ihrem Büro im Krankenhaus aufschlagen.
 

Es ist einen langen Moment still zwischen den alten Teamkameraden, während dieser verrückte Tag noch einmal an ihnen vorbeizieht und Sakura fühlt den Schlaf schon verlockend nach sich greifen, als Naruto die Stille doch noch mit einem unerwarteten Geständnis bricht.

„Ich habe irgendwie gedacht, dass es...“

Irgendwie bringt sie die Energie auf doch noch einmal die Augen zu öffnen und ihren besten Freund verstehend zu fixieren. „Sich besser anfühlen würde?“

Der blonde Shinobi kratzt sich nachdenklich am Kinn, bevor er ihren Blick gewohnt ehrlich erwidert. „Ja.“

„Ihn auf diese Art nach Konoha zurückzubringen ist zweifellos ein schmutziger Sieg.“ Sie schließt erneut die Augen und lehnt ihren Kopf gegen den Oberschenkel ihres langjährigen Teamkameraden. Aber obwohl sie weiß, dass sie den Chakramangel, der an ihr zerrt, noch die ganze nächste Woche über spüren wird, steht sie hinter den Worten, die sie noch leise wispert, bevor sie vor ihrer Erschöpfung kapituliert. „Aber es ist dennoch ein Sieg.“
 

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Zwei Stunden später im Wald vor den südlichen Dorfmauern Konohas
 

Das Gefühl beobachtet zu werden, spannt ihre Muskeln bereits an, lange bevor sie die kaum wahrnehmbare Signatur seines Chakras bemerkt.

Tenten steckt die Wurfmesser, mit denen sie trainiert hat, zurück in ihre Waffentasche und fährt sich mit dem Handrücken über die Stirn, bevor sie sich zu ihm umdreht. „Ich hätte nicht gedacht, dass du heute noch mal wieder kommen würdest.“

Nachdem Tsunade ihn so dringlich zu sich gerufen hatte, musste es sich um etwas Ernstes handeln.

Sie hat keine Antwort erwartet, deshalb stört sie sich auch nicht daran, dass er stumm bleibt, während er aus dem Schatten der Bäume tritt. Allerdings lässt sie die Art, wie er sie mit seinem aktivierten Bluterbe mustert, beinahe rot werden.

Aber als er unerwartet mit beiden Händen nach ihr greift und sie ruckartig gegen seinen Körper reißt, entflieht ihr ein lautes Keuchen, das im nächsten Moment gegen seine Lippen stirbt, als er ihr diese rau aufdrückt.

Sie denkt sich noch nichts dabei, als seine Hände unter den Saum ihres Oberteils wandern, aber als er Anstalten macht, es über ihre Rippenbögen nach oben zu schieben, unterbricht sie ihren Kuss keuchend. „Neji!“

Aber der Hyuuga wandert mit seinen Lippen unbeeindruckt ihren Nacken entlang, bis zum tiefsten Punkt ihres Ausschnitts, der eigentlich nicht im Ansatz so skandalös ist, wie es sich unter seinen Berührungen anfühlt und greift ungeniert nach dem Knopf ihrer Trainingshose.

Tenten umfasst atemlos seine Handgelenke, bevor er sie in unmittelbarer Nähe der Grenzmauern ihres Dorfes ihrer Kleidung entledigt. „Neji, nicht hier!“

„Niemand wird uns sehen.“

Sein gemurmeltes Raunen gegen ihre Haut entlockt der schönen ANBU ein Augenrollen. „Deine Arroganz in allen Ehren, aber-“

„Bitte.“

Mit diesem einen Wort stockt ihr ganzer Körper, aber der Hyuuga setzt seiner abartig uncharakteristischen Äußerung noch eine Erklärung hinzu, die ihren schwachen Widerstand zerschmettert wie einen zerbrechlichen Spiegel.

„Ich brauche dich.“

Ohne auf eine weitere Antwort ihrerseits zu antworten, legt er seine Lippen über den empfindlichen Pulspunkt in ihrem Nacken und sie zittert spürbar unter der simplen Berührung, während sie ihm hilflos beide Hände auf die Schultern legt und sich ihm einmal mehr hingibt.

Er ist ihre eine große Schwäche und sie hasst sich selbst noch viel mehr dafür, als ihn.
 


 

Sie haben es für die zweite Runde dann doch noch zu ihrer Wohnung geschafft, aber jetzt erhebt sie sich schnell aus ihrem Bett und zieht sich ihre Kleidung wieder über, bevor er ihr damit zuvorkommen kann. Denn sie weiß, dass er jeden Moment wieder gehen wird.

Erst als sie zumindest die Illusion der Sicherheit ihrer Kleidung zurück hat, wirft sie einen Blick über ihre Schulter auf den Mann, den sie seit Jahren kennt und der ihr manchmal trotzdem noch wie ein Fremder vorkommt.

„So kann das nicht mehr weiter gehen."

Ihre Worte bringen auch ihn dazu aus ihrem Bett aufzustehen und sich anzuziehen und sie zwingt sich ihren Blick von ihm abzuwenden.

Die talentierte Waffenexpertin tritt vor das verhangene Fenster ihres Schlafzimmers und richtet ihren Blick mit verschränkten Armen durch die zugezogenen Vorhänge nach draußen. Sie weiß, wenn sie ihn ansieht, wird sie nie über die Lippen bringen, was sie ihm zu sagen hat.

„Du schläfst mit mir, willst aber öffentlich nicht zu mir stehen.“

Sie wiederholen dasselbe Spiel schon seit acht Monaten. Wieder und wieder.

Seit sie ausgelassen den gelungenen Abschluss einer schwierigen Mission gefeiert haben und er sie einmal mehr nach Hause gebracht hat.

Der Alkohol hat sie selten ungeschickt über ihre eigenen Treppenstufen vor ihrer Haustür stolpern lassen und plötzlich hat sie sich direkt in seinen Armen wiedergefunden. Ihre Erinnerungen an ihre erste gemeinsame Nacht sind leicht verschwommen und sie kann nicht mehr sagen, wer damals den ersten Schritt gemacht hat.

Woran sie sich noch genau erinnert, sind die seitdem zahllos gewordenen Wiederholungen dieser Nacht.

Zuerst hat sie gedacht, die Tatsache, dass er nach außen hin überzeugend so getan hat, als hätte sich zwischen ihnen nicht das Geringste verändert, läge an seiner Art und der Tatsache, dass er ihr Teamleader und damit Vorgesetzter ist. Aber als er herrisch wie jeher gefordert hat, dass sie nicht einmal Hinata von ihrem Arrangement erzählt, hat sie die Erkenntnis ausgesprochen unsanft getroffen.

Man mag ihr in Bezug auf ihn eine gewisse Naivität vorwerfen können, die normalerweise keinesfalls zu ihren Eigenschaften zählt, aber sie ist kein Narr.

Trotzdem führt sie ihr Weg immer wieder zurück zu ihm, obwohl sie jedes Mal wieder schwört, dass es das letzte Mal sein wird.
 

Sie spürt, wie er hinter sie tritt, aber er weiß es besser, als in diesem Moment zu versuchen, sie anzufassen.

„Du weißt genau, dass das mit Wollen überhaupt nichts zu tun hat.“

Sie dreht sich zu ihm um und sucht seinen Blick, bevor sie endlich ausspricht, was sie ihm seit Monaten sagen will. „Was ich weiß ist, dass ich mir trotzdem zu schade dafür bin, noch länger nur deine Affäre zu sein.“

„Tenten-“

Sie sieht die Reue in seinem Blick, wenn auch nur eine Sekunde lang, aber die seltene Emotion ist einfach nicht mehr genug, um aufzuwiegen, wie sie sich jedes Mal fühlt, wenn er mit ihr schläft und danach geht, als wäre sie lediglich ein billiger Zeitvertreib. „Ich will unseren Freunden von uns erzählen können, Neji. Meiner besten Freundin.“

Sie sieht wie sich seine Kiefermuskeln anspannen und erwartet bereits resigniert, dass er ihrem Gespräch einmal mehr einen Riegel vorschieben wird, als er sich überraschend doch zu einer Antwort herablässt, die jedoch das genaue Gegenteil erreicht statt sie zu beschwichtigen.

„Du weißt so gut wie ich, dass Hinata nur so tut, als wüsste sie nicht schon längst, was zwischen uns läuft.“

Selten aufgebracht, stößt sie ihn grob mit beiden Händen gegen den Brustkorb und ärgert sich mehr über ihren verräterischen Gefühlsausbruch, als darüber, dass er kaum einen halben Schritt zurück macht. „Darum geht es aber nicht, verdammt noch mal!“

Er bleibt ihr die Antwort einmal mehr schuldig und mit ihrem Zorn verlässt sie schlagartig auch all ihre Energie. Sie dreht ihm erneut den Rücken zu und lehnt ihre Stirn müde gegen die kühle Fensterscheibe. „Geh einfach, Neji.“

Aber es tut noch viel mehr weh, als er tatsächlich tut, worum sie ihn gebeten hat.
 

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Am nächsten Tag, in den frühen Morgenstunden im Büro der Hokage
 

Tsunade sieht unzufrieden von dem stetig anwachsenden Papierstapel auf ihrem Schreibtisch auf, als die beiden ANBU den Raum betreten, denen sie das Chaos verdankt, das sie die letzte Nacht keine Minute hat schlafen lassen.

Als Ärztin ist sie normalerweise immer erleichtert, wenn ein kritischer Patient überlebt, aber bei Uchiha hätte sie beinahe eine Ausnahme gemacht. Es hätte ihr Leben um vieles erleichtert, wenn sie nicht immer noch einen Nuke-nin im Keller ihres Krankenhauses beherbergen würde.

Naruto und Sakura betreten wohl zum ersten Mal wortlos das Büro ihrer Kage und halten hinter den Stühlen gegenüber von ihrem Schreibtisch inne.

Die Sanin lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor dem Oberkörper, während sie die beiden ANBU, die leider nicht nur zwei ihrer talentiertesten, sondern zweifellos auch zwei ihrer eigensinnigsten Shinobi sind, abschätzend mustert.

„Was, keiner von euch hat etwas zu sagen? Das ist ja ganz was Neues.“

Naruto verschränkt ebenfalls beide Arme und neben seiner langjährigen Teamkameradin, die er mittlerweile um mehr als einen Kopf überragt, fällt umso deutlicher auf, dass auch Konohas größter Chaot in den letzten Jahren erwachsen geworden ist.

„Wie geht es Hinata?“

Die Tatsache, dass seine erste Frage nicht seinem ehemaligen Teamkameraden gilt, verrät ebenfalls viel.

„Es war eine ruhige Nacht. Sie wird wohl noch mindestens bis morgen schlafen, aber es wird kein dauerhafter Schaden an ihren Organen zurückbleiben und sie wird sich vollständig erholen.“

„Sakura hat gesagt, du weißt, was für ein Jutsu die beiden getroffen hat?

„Ich kannte vor langer Zeit einmal jemanden, der zu einem solchen Jutsu fähig war.“ Wo die Hokage nicht mehr sagt, würden die beiden normalerweise nachhaken, aber heute beschließt sogar Naruto wohlweislich es erst einmal dabei zu belassen.

„Kann ich sie sehen?“

Die Hokage nickt und sieht dem blonden Shinobi für einen Moment hinterher, als er ihr Büro verlässt, bevor sie ihren Blick zurück auf ihre ehemalige Schülerin richtet. „Du wirst von hieran allein für seine medizinische Versorgung zuständig sein.“

Sakura nickt ebenfalls und dreht sich bereits zur Tür um, als sie die Stimme ihrer ehemaligen Lehrmeisterin noch einmal innehalten lässt.

„Und Sakura: Ich will diese Entscheidung nicht bereuen müssen.“

Die junge Medic-nin greift nach der Türklinke, hält dann aber noch einmal einen Moment inne. „Tsunade?“

„Mhm.“

Sie sieht über ihre Schulter zurück zu ihrer früheren Sensei, die sich bereits wieder über ihre Unterlagen gebeugt hat. „Danke, dass du ihn gerettet hast.“

Die Sanin sieht noch einmal auf und es gelingt ihr bei weitem nicht so mürrisch auszusehen, wie sie es gerne hätte. „Jaja, jetzt sieh zu, dass ich diese Entscheidung nicht schon am ersten Tag bereue.“

Als die Tür hinter Sakura ins Schloss fällt, fischt die Godaime die versteckte Sakeflasche aus ihrem Papierkorb und genehmigt sich einen Becher. Shizune möge ihr verzeihen, aber diese beiden würden sie noch einmal in ein verfrühtes Grab bringen.
 

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Am Tag darauf, abends im Krankenhaus
 

Das dumpfe Gefühl, dass die Betäubung durch Schmerzmittel in ihrem Körper hinterlassen hat, ist das erste, was sie bewusst wahrnimmt. Darauf folgt der Schmerz, der in jedem ihrer Glieder steckt und sich doch nicht vollständig unterdrücken lässt.

Ihre Erinnerungen kommen langsam und in Bruchstücken zurück, aber der Zustand ihres Körpers und die klinischen Gerüche, die ihr längst verraten haben, dass sie im Krankenhaus ist, machen zweifellos klar, dass ihr Verstand ihr keinen Streich spielt.

Ihre Lider sind schwer und das Licht der Krankenhauslampen so grell, dass es einen Moment dauert, bis sich ihr Blick schärft und ihre Umgebung klar wahrnimmt. Das erste, worauf ihr Blick fällt, sind die Blumen neben ihrem Bett.

Sonnenblumen. Ihre Lieblingsblumen.

Aber erst, als sie den jungen Mann entdeckt, der neben ihrem Krankenbett in einem der unbequemen Besucherstühle schläft, gerät ihr Herz spürbar aus dem Takt.

Es dauert ein paar Sekunden, bis sie begreift, dass das merkwürdige Piepen, das die friedliche Stille stört, von einer Maschine kommt, die immer noch ihre Vitalfunktionen überwacht.

Sie streckt die Hand aus, um den Ton an der Maschine abzustellen und verpasst dabei, wie ihr Besucher erwacht.

„Hinata!“

Die schöne Clanerbin lehnt sich zurück in ihre Kissen und registriert unzufrieden, dass sie selbst die simpelste Bewegung noch ungewöhnlich viel Kraft kostet, aber als sie den Kopf zurück zu ihm dreht, formen ihre Lippen beinahe selbstständig ein liebevolles Lächeln. „Naruto.“

Der blonde ANBU springt auf die Beine und mustert sie besorgt. „Wie geht es dir? Brauchst du etwas, soll ich eine Schwester holen?“

Aber die Clanerbin schüttelt mit einem sanftmütigen Lächeln den Kopf. „Nein, ich brauche nichts. Höchstens etwas zu trinken.“
 

Sie verfolgt mit einem gutmütigen Schmunzeln, wie Naruto sich augenblicklich den Becher von ihrem Nachttisch schnappt und ihn hochkonzentriert mit Wasser füllt, bevor er sich zu ihr herunterbeugt.

Sie streckt die Hand nach dem Becher aus, aber Naruto schüttelt den Kopf.

„Lass mich.“

Zunächst versteht sie seine sanft ausgesprochene Bitte nicht, aber als er zärtliche eine Hand in ihren Nacken schiebt und ihr den Becher gegen die Lippen legt, begreift sie sein Vorhaben schlagartig und wird augenblicklich rot. Sie begegnet seinem Blick über den Becherrand, senkt ihn aber ruckartig wieder, als sie einen Schluck trinkt, in der Befürchtung endgültig einen Narren aus sich zu machen. Statt sich demütigend anzufühlen, hat die Geste etwas liebevolles, beinahe intimes, das ihr Herz schlagartig erneut aus dem Takt bringt.

Sie wünscht sich seine Berührung zurück, als er sich wieder aufrichtet und den Becher zurück auf ihren Nachttisch stellt.

Aber dann sieht sie wie seltener Ernst in seine Augen tritt, als er zurück in den Stuhl an ihrer Bettseite sinkt, wo er in den letzten zwei Tagen etliche Stunden darauf gewartet hat, dass sie wieder aufwacht. Doch als er ihre Hand vorsichtig mit seiner umfasst, bekommt sie seine nächsten Worte beinahe nicht mit.

„Du hast ihn gerettet. Trotz allem, was er getan hat… Das kann ich nie wieder gut machen.“

Hinatas Blick klärt sich endgültig und sie dreht ihre Finger, um seine Hand ebenfalls umfassen zu können. „Du bist mir nichts schuldig, Naruto.“

Als er den Mund öffnet, fügt sie selten offen hinzu „Du hast mich schon mehr als einmal gerettet.“ Sie erwägt dem noch etwas hinzuzufügen, beschließt dann aber, dass sie Dringlicheres zu besprechen haben. „Hast du ihn schon gesehen?“

Aber zu ihrer Überraschung schüttelt der blonde Shinobi verneinend den Kopf und die hübsche Clanerbin runzelt verständnislos die Stirn. „Aber warum? Darf noch niemand zu ihm?“

„Das schon“, räumt er selten wortkarg ein, aber als er sieht, dass sie sogar ihre Verwirrung unnötig viel Kraft zu kosten scheint, gesteht er, was wirklich hinter seiner Anwesenheit steckt. „Zumindest die wenigen, die im Moment überhaupt von seiner Anwesenheit wissen dürfen, aber… ich musste erst sichergehen, dass es dir gut geht.“

Was übersetzt bedeutet, dass er die letzten zwei Tage nahezu ununterbrochen an ihrem Bett gewacht hat und plötzlich ist sie diejenige, die mit einem hartnäckigen Kloß in ihrem Hals zu kämpfen hat.

„Naruto-“

Aber während sie noch darum ringt ihre Gefühle in Worte zu fassen, schließt er in seltener Reue schmerzerfüllt die Augen. „Du wärst beinahe gestorben, um ihn zu retten.“

Und sie wissen beide, dass sie es für ihn getan hat.

Schmale Finger, die sich zögerlich zwischen seine schieben, lassen ihn wieder aufsehen und in ihren hellen Augen findet er mit ihrer Gutherzigkeit einen der vielen Gründe, warum er sich so unwiderruflich in die schöne Clanerbin verliebt hat. Auch wenn er in diese Richtung noch kein Wort über die Lippen gebracht hat.

„Es ist aber gut gegangen.“

Der bloße Gedanke daran, wie kurz er davor stand sie zu verlieren, lässt ihn erneut erschaudern und er beugt sich vorsichtig vor, legt seine Hand zärtlich an ihre Schläfe und ihr Atem stockt für einen Moment gefährlich in ihrem Brustkorb, als er seine Lippen liebevoll gegen ihre Stirn drückt.

Er zieht sich ein Stück weit von ihr zurück und mustert für einen Moment die verräterische Röte in ihren Wangen, bevor sein Blick auf die Maschinen fällt, die immer noch ihre Vitalfunktionen überwachen, weil selbst Tsunade trotz ihrer Vermutung nicht zweifellos sagen konnte, was die junge Clanerbin verletzt hat und er sucht schlagartig ernüchtert ihren Blick. „Aber das wäre es nie und nimmer wert gewesen, wenn ich stattdessen dich verloren hätte.“

„Naruto-“

Aber sie wird ein weiteres Mal unterbrochen, dieses Mal von einem Klopfen an der Tür ihres Krankenzimmers.
 

Naruto zieht sich gerade noch rechtzeitig ein Stück weit von ihr zurück, denn die Tür wird geöffnet, ohne eine Antwort abzuwarten, was angesichts der Tatsache, dass sie die letzten zwei Tage bewusstlos war, nicht ganz so unhöflich erscheint.

Aber sie wünscht sich trotzdem aus mehr als einem Grund, dass ihre Besucher noch fünf Minuten gewartet hätten, besonders als sie sieht, wie ihr Vater gefolgt von Neji in den Raum tritt.

„Hinata.“

Das Clanoberhaupt der Hyuugas mustert seine älteste Tochter einen Moment, bevor sein Blick zu Naruto wandert.

„Uzumaki.“

„Hyuuga-sama. Neji.“ Naruto dreht den Kopf zurück zu Hinata und auch wenn der Moment zwischen ihnen verschwunden ist, ziert angesichts der Tatsache, dass sie endlich aufgewacht ist, bereits wieder ein gewohnt optimistisches Grinsen seine Lippen. „Ruh dich aus. Ich komme wieder.“

Angesichts der Tatsache, dass die viel zu aufmerksamen Augen ihres Vaters und ihres Cousins auf ihnen liegen, kann sie nur nicken.

Sobald Naruto den Raum verlässt, richtet Hinata ihren Blick schnell auf ihren Vater. „Vater-“

Aber das Clanoberhaupt hebt gebieterisch die Hand und sie verstummt augenblicklich. „Neji hat mich bereits unterrichtet.“

Sie verbietet sich den Blick in die Richtung ihres Cousins und lässt sich mit keiner Miene anmerken, dass sich der Bericht ihres Cousins je nachdem, wie er ausgefallen ist, katastrophal auf sie auswirken könnte. Aber ihr Vater fährt bereits fort.

„Uchiha nach Konoha zurückzubringen ist eine erstaunliche Leistung. Auch wenn du besser aufpassen hättest sollen.“

Die Tatsache, dass ihr Vater gerade die Worte erstaunlich und Leistung in Bezug auf sie in einem Satz verwendet hat, heißt umgeschrieben, dass Neji ihm das genaue Gegenteil der Wahrheit erzählt hat. „Ich-“

Doch dieses Mal tritt Neji einen Schritt nach vorne und unterbricht sie wirkungsvoll. „Was sie meint ist, dass sie eher zufällig über Uchiha gestolpert ist.“

Ihr Vater nickt. „Nichtsdestotrotz.“

Hinata ringt mit sich ihre Gesichtszüge möglichst emotionslos zu halten, als sich die volle Aufmerksamkeit des durchdringenden Blickes ihres Vaters erneut auf sie heftet. „Ruh dich aus. Ich erwarte dich morgen wieder Zuhause.“

Sie antwortet ihrem Vater mit der höflichen Zustimmung, die er erwartet und wartet auch nachdem er den Raum verlassen und die Tür bereits hinter sich geschlossen hat, noch einen Moment, bevor sie sich entgeistert ihrem Cousin zuwendet. Doch dieser begegnet ihr bereits mit herablassendem Spott.

„Glaub mir, es ist wesentlich besser, wenn dein Vater glaubt, dass du entscheidend dazu beigetragen hast einen gesuchten Nuke-nin gefangen zu nehmen, als ihm das Leben zu retten.“

Hinata öffnet den Mund, nicht gewillt die Bevormundung ihres Cousins so stehen zu lassen, aber dann fokussiert sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes. „Was soll das heißen, ihn gefangen zu nehmen?“
 

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Zur selben Zeit in einem der versteckten Kellerräume des Gebäudes
 

Sasuke erwacht beinahe gleichzeitig, aber wesentlich unsanfter aus seiner tagelangen Bewusstlosigkeit als Hinata. Doch seine dunklen Augen wandern nur einmal kritisch über den Raum, bevor sich sein Blick direkt auf sie heftet.

Die junge Medic-nin lehnt mit verschränkten Armen gegen die Wand, die am weitesten von der Behandlungsliege entfernt ist, die er seit zwei Tagen bewohnt und die sie beinahe so lange Tag und Nacht überwacht hat.

„Sakura.“

„Sasuke.“
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Und was denkt ihr?
Ich freue mich wie immer auf eure Gedanken und Meinungen :3
GlG
Eure Hinarika Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von:  Hokagebernd
2020-06-24T12:42:42+00:00 24.06.2020 14:42
Tolles Kapitel is doch klar das Naruto sicher mehr sorgen macht u. Hinata als um Sasuke also neji sollte tenten definitiv besser behandel sonst is bald weg denn ich glaube nich das sie das lange noch so mit macht I. Igewie kommt mir neji so vor als wäre er der lackei von hiashi der ihn immer braf alles berichte was Hinata betrifft
Von: abgemeldet
2017-07-16T17:56:52+00:00 16.07.2017 19:56
interessant, interessant.
neiji und tenten haben also eine affäre? *grins* ok, tenten liebt ihn, aber wie steht neiji im weiteren verlauf wohl zu ihr?
ich lasse mich überraschen, aber es verleiht der FF eine gewisse würze ^^
die szene mit krankenhaus hast du einfach wundervoll beschrieben, so schön realistisch. man konnte sich alles sehr bildlich vorstellen. mal sehen, wann die beiden nun endlich ihre liebe gestehen *gg*
und ich bin mal gespannt, wie es mit unserem eisprinz und der kirschblüte weiter gehen wird. es bleibt spannend.
Von:  Inara
2017-06-14T13:10:11+00:00 14.06.2017 15:10
Das war wirklich gut geschrieben.
Das Verhältnis zwischen Neji und Ten ist seltsam. Ich versteh das sie frustriert ist. Er kann sich sicher mal wieder seine Gefühle eingestehen.
Naru und Hina sind einfach süß.
Wir es jetzt mit Sasu weitergeht wird spannend.
Von:  Hokagebernd
2017-04-13T13:24:44+00:00 13.04.2017 15:24
Tolles kapitel nun es kann nur einer sein der rein geht ohne ne aw. Ab zu wrten hiashi wie er leibt u. Lebt neji sollte teten besser behandeln u. Mal auf ihre gefühle rücksicht nehmen wenn er sie liebt dann soll er auch zu ihr stehn in dem fall sind sich sasuke u. Neji gleich änlich o. Wie imm er man es nenen mag nun sauske is jetzt also als gefangener in konoha nun das passt igdwie nich zu tunade gefangene zu nehmen.
Von:  Dustryll
2017-04-13T08:55:48+00:00 13.04.2017 10:55
Beide haben es überstanden. :D
Hast das Kapi wieder sehr gut geschrieben.
Freu mich auch das nächste. Bin gespannt wie es bei Sasuke und Sakura weiter geht.
Von:  Suta98
2017-04-11T22:38:35+00:00 12.04.2017 00:38
Wieder mal ein tolles Kapitel bin gespannt wie es weiter gehen wird und wie Sasuke auf alles reagieren wird auch das Hinata ihm sein Leben gerettet hat.
Von:  Cosplay-Girl91
2017-04-11T22:20:46+00:00 12.04.2017 00:20
Tolles Kapitel :)
Sehr schön geschrieben.
Mach weiter so..
Mal sehen was SasuSaku sich zu sagen haben.
LG
Von:  Kleines-Engelschen
2017-04-11T17:58:51+00:00 11.04.2017 19:58
sie haben es überlebt. das ist toll! bin gespannt wie es weitergeht, nun da sasuke aufgewacht ist. freue mich schon auf das nächste kapitel

greetz
Von:  franny
2017-04-11T06:25:52+00:00 11.04.2017 08:25
Sehr toll!!!! Fande das Kapitel wirklich klasse! Die Szene zwischen Naruto und Hinata war süß :-)
Ich freu mich schon auf die nächsten Konversationen von sasuke und sakura ^^
Mach weiter so!!!
LG franny
Von:  youjissi
2017-04-11T05:49:54+00:00 11.04.2017 07:49
Oh Gott, wie tragisch. Ich bin so gespannt, wie die Begegnung zwischen Sasuke und Sakura noch ausfallen wird.
Naruto und Hinata sind einfach so süß!

Ich freue mich sehr auf das nächste Kapitel!

Liebe Grüße


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