So nah und doch so fern von Fiamma ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1   Müde saß Marinette auf ihrem Schreibtischstuhl. „Das hast du gut gemacht“, setzte sich Tikki vor sie auf den Tisch. Stöhnend ließ sich Marinette nach hinten gegen die Lehne fallen. „Dafür darf ich nun die halbe Nacht an meinen Hausaufgaben sitzen.“ Konnte Hawk Moth nicht wenigstens an Tagen, wo sie so viel zu tun hatte, seine kleinen Akumas dort lassen, wo sie herkamen? Aber nein, irgendwie hatte sie das Gefühl, das er es genau an diesen Tagen besonders auf Paris abgesehen hatte. Lächelnd stellte Marinette Tikki einen Teller mit Keksen hin und begann ihre Matheaufgaben zu lösen. Es half ja alles nichts. Doch immer wieder drifteten ihre Gedanken ab und sie musste an Chat Noir denken. Ob es ihm gut ging? Er hatte beim Kampf ganz schön etwas abbekommen. Er hatte sich schützend vor sie gestellt und somit die volle Wucht der Bälle abbekommen. Nur damit sie nicht getroffen wurde. „Dummer Kater“, seufzte sie und knabberte an ihrem Bleistift herum. Warum musste er sich nur immer so in Gefahr bringen. „Ihm geht es bestimmt gut“, flog Tikki hoch und schwirrte nun vor ihr herum. Lächelnd nahm Marinette sie in ihre Hände und zog sie zu ihrem Gesicht. Tikki kuschelte sich an ihre Wange und schloss ihre Augen. „Ach Tikki. Ich bin so froh, dass du bei mir bist“, setzte sie ihren kleinen Kwami wieder auf den Schreibtisch zurück. „Na Los. Mach schnell deine Hausaufgaben, damit du schlafen kannst. Chat Noir geht es gut.“ „Du hast recht. Also los“, krempelte sie symbolisch ihre Ärmel hoch.       „Wo ist mein Camembert. Ich sterbe vor Hunger. Ich kann mich schon gar nicht mehr bewegen. Mein armer geschundener Körper“, maulte Plagg und fasste sich theatralisch an seine Brust. Augen rollend holte Adrien aus einer Schublade ein Stück des stinkenden Käses heraus. „Hier“, hielt er sich seine Nase zu und lief danach zu seinem Bett, „Was beschwerst du dich eigentlich. Wer bekommt hier die unzähligen blauen Flecken.“ Mampfend schwebte Plagg zu Adrien herüber und schob sich den Rest des Camemberts in den Mund. „Was wirfst du dich auch direkt in den Ballregen von Dark hoopster.“ Erschöpft legte Adrien seinen Arm über seine Augen und seufzte. „Ach Plagg. Das verstehst du nicht. Ich konnte doch nicht zu lassen, dass ihr etwas passiert.“ „Naja vielleicht interessiert sie sich ja jetzt mehr für dich, wenn du selbst, wie ein Marienkäfer aussiehst, mit deinen dunklen Flecken am Körper“, lachte Plagg auf. „Haha sehr witzig“, stand Adrien von seinem Bett auf und ging zu der großen Fensterfront herüber, „Das war es wert … Wenn es ihr dafür gut geht.“       In Windeseile lief Marinette die Treppen des Schulgebäudes herauf. Warum musste sie auch schon wieder verschlafen. Dieses Doppelleben machte ihr wirklich manchmal zu schaffen. Aber sie wollte sich nicht beschweren. Schnell stand sie vor ihrem Klassenraum und drückte leise die Klinke herunter. Sie hoffte, dass sie sich leise hereinschleichen konnte. Sie hatte die Tür bloß einen kleinen Spalt geöffnet, da drang ihr auch schon Chloés schrille Stimme in ihr Ohr. „Ich bin die Tochter des Bürgermeisters, so etwas lasse ich mir nicht bieten.“ Marinette verdrehte die Augen. Worüber beschwerte sie sich denn nun schon wieder. Auf Zehenspitzen schlich sie in die Klasse und hatte ihren Platz beinahe erreicht, als sie erschrocken zusammenzuckte. „Marinette. Mal wieder zu spät.“ Verlegen kratzte sich Marinette an ihren Kopf. „Ja … ich … also … das war so …“ „Setz dich und störe nicht weiter. Wenn das aber so weiter geht, muss ich mit deinen Eltern sprechen.“ Mit hängendem Kopf ging sie zu ihrem Platz und setzte sich neben Alya. „Was war denn schon wieder los?“, flüsterte ihr ihre Freundin ins Ohr, worauf Marinette nur mit ihren Schultern zuckte. „Hab den Wecker nicht gehört.“ Schmunzelnd richtete Alya ihren Blick wieder nach vorne und auch Marinette versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Wobei das gar nicht so einfach war, wenn der tollste Junge der Schule, oder viel mehr, aus ganz Paris, direkt vor ihr saß. Irgendwie hatte sie es dann aber doch geschafft den Matheaufgaben zu folgen. Froh, dass die Stunde vorüber war, stellte sie ihre Tasche auf den Tisch und packte ihre Sachen hinein. Tollpatschig, wie sie war, rutschte ihr jedoch ihre Tasche wieder aus der Hand, wodurch sie nach vorne kippte. Ihr kleines Skizzenbuch flog heraus und landete ausgerechnet direkt auf Adriens Kopf. „Aua“, nahm sich Adrien das Buch von seinem Kopf. Panisch hockte sich Marinette herunter und versteckte ihren Kopf hinter ihrer Tasche. Das gab es doch nicht. Innerlich mit sich selber schimpfend, dass es genau auf seinem Kopf fliegen musste, hätte sie im Erdboden versinken können. Jetzt hasste er sie mit Sicherheit. „Hast du die gemacht?“ Verwundert streckte sie ihren Kopf wieder hoch und blickte herunter zu Adrien. Ihr Herz blieb stehen, als sie sah, dass er in ihrem Skizzenbuch blätterte. Augenblicklich erstarrte sie. Adrien sah sich ihre Zeichnungen an. Schüchtern nickte sie, als er zu ihr herauf sah und dabei aufstand, auf seine Frage. „Gar nicht schlecht. Du hast echt Talent“, lächelte er und hielt ihr das Buch entgegen. „Du bist nicht schlecht … Ich meine, … das ist nicht schlecht … Ich meine, du bist toll, äh das ist toll, ich meine … d-d-danke“, nahm sie das Buch zurück. Adrien drehte sich zu Nino und verließ mit ihm die Klasse. Stöhnend ließ sich Marinette auf ihre Tasche fallen. Das war mehr als nur peinlich gerade. Was sollte er nur von ihr denken. Wahrscheinlich dachte er, dass sie der absolute Dummkopf war. „Du musst echt lockerer werden“, legte Alya ihre Hand auf ihre Schulter und lachte. „Ich weiß“, murmelte Marinette, die ihr Gesicht immer noch in ihrer Tasche vergraben hatte. Aber, wie sollte sie das schaffen, es handelte sich hierbei schließlich um Adrien. Sie konnte nicht anders als jedes Mal auszuflippen, wenn sie ihn sah. Aber das war ja auch kein Wunder. Er war schlau, spielte Klavier, war ein großartiger Fechter, sprach chinesisch, modelte und war dazu auch noch unglaublich süß. Aber er gab nie damit an. Er war einfach perfekt. Wie sollte sie nur jemals normal mit ihm sprechen können. Sie war doch bloß die kleine Bäckertochter, die keinen einzigen vernünftigen Satz herausbekam, wenn er in der Nähe war. Gut, sie war dazu auch noch Ladybug. Aber das durfte nie jemand erfahren. Als Ladybug war sie mutig und schlagfertig, doch als Marinette war sie nur das kleine tollpatschige Mädchen. „Kommst du?“, rief Alya schon von der Türschwelle. Schwerfällig schnappte sich Marinette ihre Tasche und lief schnell zu Alya, damit sie herausgehen konnten.       Gehetzt suchte sich Adrien ein Versteck. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Eilig lief er in eine kleine Seitenstraße. Jammernd flog Plagg unter seiner Jacke hervor und schimpfte herum. „Können wir nicht mal einen Tag Pause haben?“ „Wir haben jetzt keine Zeit für so etwas“, hob er seinen Arm und streckte seine Faust nach vorne, „Plagg verwandle mich.“ Wenige Sekunden später stand er als Chat Noir auf der Straße. Schnell sprang er auf ein Haus, damit er über die Dächer von Paris in das Einkaufszentrum gelangen konnte, in dem der Superschurke gerade wütete. Schreiende Menschen liefen ihm entgegen, als er das große Gebäude betrat. Er brauchte gar nicht lange suchen, da fand er sie auch schon. Ladybug. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er sie erblickte. Auch wenn die Situation gerade alles andere als passend dafür war. Sofort sprang er zu ihr herüber und landete direkt neben ihr. „Mylady.“ „Schön das du auch mal auftauchst“, begrüßte sie ihn kurz und wehrte dabei weiterhin fliegende Eiskugeln ab. Chat Noirs Blick wanderte zu dem Verursacher und hob verwundert seine Augenbrauen in die Höhe. „Was ist das denn?“ Ein riesiger Mann, ganz in weiß gekleidet mit einer Eiswaffel als Hut, warf mit einem Eislöffel unentwegt Eiskugeln durch das Einkaufszentrum. Dort wo die Kugeln trafen, wurden die Menschen oder Gegenstände sofort schockgefrostet. „Das ist der Eisverkäufer von dem Stand da vorne. Der Akuma ist in dem Eisportionierer.“ „Verstehe“, nickte Chat Noir und sprang los, „Dann wollen wir dem Eisblock mal ordentlich einheizen.“ Schnell wirbelte Chat Noir mit seinem Stab herum und wich gekonnt den Eiskugeln aus. Auch Ladybug drehte ihr Jo-Jo und so näherten sie sich immer mehr ihrem Ziel. Doch dieser erhöhte nur die Anzahl der Kugeln und Ladybug konnte gerade noch einem Ausweichen, bevor sie getroffen wurde. Eine Kugel, die direkt vor ihr gelandet war, hatte sie allerdings übersehen und rutschte auf ihr aus. Schmerzend ging sie zu Boden und hielt sich ihren Knöchel fest. „Alles in Ordnung?“, sah Chat Noir geschockt über seine Schulter und versuchte zu ihr zu gelangen. „Alles Gut. Nur wir sollten uns beeilen.“ Schnell warf sie ihr Jo-Jo in die Luft. „Glücksbringer.“ Verwundert fing sie einen riesigen Magnet in ihren Händen. „Was soll ich denn damit anfangen?“ Immer noch die Eiskugeln abwehrend grinste Chat Noir zu ihr herüber. „Ein Magnet? Bin ich nicht schon anziehend genug für dich?“, zwinkerte er ihr zu. Kurz legte sich Ladybug ihre Hand über ihre Augen. Er konnte es einfach nicht lassen. Schnell wurde sie dann aber wieder ernst. Ihr Blick wanderte umher und sie wusste, was zu tun war. „Lenke ihn ab“; wickelte sie ihr Jo-Jo um den Magneten. „Zu Befehl Mylady“, drehte er sich wieder herum und sprang um den Eismann herum, „Wenn du Katze am Stiel aus mir machen willst, musst du dich aber mehr anstrengen.“ Der Plan ging zum Glück auf und Ladybug warf ihr Jo-Jo, samt Magnet zu dem Eismann, der so mit Chat Noir beschäftigt war, dass er zu spät merkte, wie der Magnet den Eisportionierer aus seiner Hand zog. Schnell holte Ladybug ihr Jo-Jo zurück und warf den Portionierer zu Chat Noir. „Benutz deine Kraft.“ Chat Noir verstand sofort und machte sich bereit. „Kataklysmus“, zerstörte er den Löffel und der Akuma flog hinaus. Ohne Zeit zu verlieren, fing Ladybug den schwarzen Schmetterling ein und ließ ihn wieder fliegen. „Miraculous Ladybug“, warf sie den Magnet in die Höhe und kleine Marienkäfer flogen umher und stellten alles in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Chat Noir sprang neben sie und sie stießen ihre Fäuste gegeneinander. „Gut gemacht.“ Ladybugs Ohrringe piepten und so winkte sie Chat Noir zu und machte einen Schritt zurück. Doch schmerzhaft verzog sie ihr Gesicht und zuckte zusammen. Ihr Knöchel schmerzte immer noch höllisch. Hoffentlich war er nicht gebrochen. Das wäre ein Desaster. Wie sollte sie mit einem verletzten Fuß gegen die Superschurken kämpfen. Besorgt stützte Chat Noir sie. „Alles in Ordnung Pünktchen?“ Wieder piepte Ladybugs Ohrring und so löste sie sich von ihm. „Ja. Es ist nur mein Fuß. Halb so wild. Wir sehen uns“, humpelte sie in Richtung Rolltreppe, welche zum Parkhaus führte und verschwand. Kurz sah Chat Noir in die Richtung, in die sie verschwand. Da aber auch sein Ring begann zu piepen, sah er sich um und huschte auf die Männertoilette. Als er sich sicher war, dass ihm niemand zu sah, verwandelte er sich zurück. Maulend flog Plagg aus seinem Ring und landetet auf dem Waschbecken. „Immer diese Plackerei“ gähnte er, „Wo ist mein Käse?“ Tief einatmend hielt Adrien seine Jacke auf, damit er darunter verschwinden konnte. Manchmal war sein kleiner Kwami echt eine Qual. Ohne ihn konnte er sich es jedoch auch nicht mehr vorstellen. Nicht nur, weil er sich ohne ihn nicht mehr in den Chat Noir verwandeln konnte. Nein, er war sein Freund. Auch wenn er ständig herumjammerte. Lächelnd verließ er die Männertoilette. „Hier wird es mit Sicherheit irgendeinen Laden geben, wo wir deinen Käse finden.“ „Das will ich auch hoffen“, murrte Plagg unter der Jacke. Grinsend schlenderte Adrien durch die große Einkaufspassage. Plagg war einfach unverbesserlich. Doch abrupt zog er verdutzt seine Augenbrauen zusammen, als er sah, wer die Rolltreppe vom Parkdeck herunter fuhr. Was machte seine Klassenkameradin denn dort oben? War sie mit ihren Eltern hier? Doch, die konnte er nirgends sehen. Was machte sie alleine auf dem Parkdeck? Autofahren konnte sie immerhin noch nicht. Hatte sie sich vielleicht, als der Angriff begann, dort oben versteckt? Vielleicht sollte er mal nachfragen, ob ihr auch nichts passiert war. Sie hatte das Ende der Rolltreppe erreicht und machte einen Schritt nach vorne. Sofort bemerkte Adrien, dass sie humpelte. Schmerzhaft beugte sie sich nach unten und legte ihre Hand auf ihren Knöchel. Unfähig sich zu bewegen, starrte Adrien auf seine Klassenkameradin. Ladybug verschwand dort oben und hatte sich den … Genau an der gleichen Stelle hielt auch sie ihren Fuß … Konnte es sein? Oder war es nur reiner Zufall? In Adrien drehte sich alles. Konnte das sein? War Ladybug in Wirklichkeit seine Klassenkameradin … Marinette?   Kapitel 2: ----------- Kapitel 2   Unfähig sich zu bewegen, stand er einfach mitten in dem großen Kaufhaus, welches sich langsam wieder füllte, und sah zu seiner Klassenkameradin herüber. Wie lange er dort so an Ort und Stelle verharrte und einfach nur Marinette anstarrte, wusste er nicht. Alles um ihn herum lief wie in Zeitlupe ab. Vor seinen inneren Augen zogen, wie in einem Film, unzählige Begegnungen von ihm und Ladybug vorbei und unweigerlich begann er Marinette mit Ladybug zu vergleichen. Konnte es wirklich sein? Die beiden waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Ladybug war mutig und selbstbewusst, Marinette hingegen wirkte eher schüchtern und zurückhaltend. Wobei, er verhielt sich als Chat Noir auch etwas anders, als er sich als Adrien benahm. Er konnte nicht verhindern, dass er anfing, Marinette zu mustern. Sie hatte die gleiche Haarfarbe, ja sogar die gleiche Frisur. Er stand zwar gerade zu weit weg, um ihre Augenfarbe zu sehen, aber wenn er es richtig in Erinnerung hatte, waren sie Himmelblau, genau, wie die seiner Lady. Warum war ihm das noch nie aufgefallen? „Was ist denn los? Warum stehst du denn hier, wie angewurzelt herum. Wo bleibt mein Käse?“, murrte Plagg unter der Jacke, stupste Adrien in die Rippen und weckte ihn dadurch aus seiner Starre. „Tschh … Es gibt jetzt Wichtigeres, als deinen Käse“, flüsterte er leise. Er musste unbedingt herausfinden, ob seine Vermutung richtig war. Nur, wie sollte er das anstellen? Er konnte ja schlecht zu ihr gehen und sagen, „Hey Marinette, bist du Ladybug? Ach, übrigens ich bin Chat Noir.“ Schwer ausatmend, seufzte er laut aus. So ging es auf keinen Fall. Er musste irgendwie herausfinden, ob sie es wirklich war, ohne, dass sie davon etwas mitbekam. Falls er sich doch irren sollte. Er konnte sehen, dass Marinette eine kleine Holzbank ansteuerte und seine Beine setzten sich, ohne groß nachzudenken in Bewegung. Noch keine Ahnung, wie er das Ganze anstellen sollte, hatte er kurze Zeit später die kleine Bank, auf der Marinette nun saß, erreicht. Sie hatte ihn noch gar nicht gesehen, da sie ihren Kopf gesenkt hielt und ihren Fuß betrachtete. Ihr Blick wanderte zu ihrer kleinen Umhängetasche. Es schien fast so, als würde sie mit der Tasche reden wollen. Jetzt oder nie, dachte sich Adrien und setzte sich neben sie. Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Schulter, da sie ihn immer noch nicht bemerkt hatte. „Marinette. Alles in Ordnung?“ Ohne aufzusehen, zuckte sie mit ihren Schultern und strich sich mit der Hand über ihren Fuß. „Ja. Es ist nur mein Fuß.“ Langsam hob sie ihren Kopf, drehte sich zu ihm und bekam große Augen, als sie realisierte, wer sie da gerade überhaupt angesprochen hatte. „A-d-drien.“ Ihr Herz begann sofort, wie wild in ihrer Brust zu schlagen. Adrien saß hier. Direkt neben ihr. Wo kam er denn so plötzlich her? „Was ist denn passiert?“, lächelte er sie an und zeigte auf ihren Fuß. „Ah … äh, ja … das … u-u-umgeknickt … W-was macht du denn hier?“, wechselte sie schnell das Thema. Sie konnte ihm ja schlecht erzählen, dass sie sich als Ladybug verletzt hatte. „Ich hatte hier in der Nähe, ähm, zu tun. Ich hatte danach tierischen Hunger.“ Kurz schielte Adrien zu seiner Jacke herunter. Ganz gelogen war es ja nicht mal. Nur, dass Plagg derjenige war, der unbedingt seinen Käse wollte. „Wartest du auf deine Eltern?“ Die winzige Möglichkeit bestand ja immer noch, dass sie einfach nur schon vorgegangen war. Das musste er behutsam herausfinden. „N-n-nein … ich … also … eigentlich … ich wollte gerade … nach Hause.“ „Du bist also ganz alleine hier?“ Verwundert, warum Adrien so viele Fragen stellte, legte sie ihren Kopf schief. Normalerweise wechselten sie immer nur kurze Sätze und das war es dann auch schon. Heute schien er aber richtiges Interesse an einer Unterhaltung zu haben. Nicht, dass sie das störte, ganz im Gegenteil, es wunderte sie nur ein wenig. „J-ja. Ich musste … ich war … Dinge machen …“, stammelte sie vor sich her. Innerlich schallte sie sich selber. Dinge machen? Was Blöderes war ich wohl nicht eingefallen. Laut seufzte sie und senkte ihren Kopf. „Ich bin ja solch ein Trottel.“ „Warum?“ Erschrocken sah sie wieder auf. Hatte sie das gerade laut gesagt? Konnte es noch peinlicher werden? „Naja … ja … also mein Fuß … zu dumm zum Laufen.“ Erleichtert atmete sie aus. Das hatte sie ja gerade noch mal hinbekommen. „Was ist denn passiert?“, beugte er sich zu ihrem Fuß herunter, legte seine Hand um ihren Knöchel und hob ihr Bein langsam hoch, damit er es vorsichtig über seine Beine legen konnte. „Hast du schlimme Schmerzen?“ Augenblicklich erstarrte Marinette. Ihr Herz legte noch einen Gang zu und schlug nun wie wild in ihrer Brust. Sie wusste bis eben nicht mal, dass es zu solch einem Tempo fähig war. Nicht einmal wenn sie einen von Hawk Moth losgeschickten Superschurken hinterher hetzte, hatte es dieses Tempo. Sich auf ihre Atmung konzentrierend, versuchte sie nicht in Ohnmacht zu fallen. Alya würde Augen machen, wenn sie ihr das erzählte. Sie saß hier mit Adrien, der nichts anderes zu tun hatte, als ihren verletzten Fuß zu streicheln. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass er ja etwas gefragt hatte, als sie in sein fragendes Gesicht blickte. „Ja … also … nein … naja ein wenig tut es schon weh.“ Gut, das war die Untertreibung des Jahres, aber was sollte sie auch anderes sagen. Adrien sah von ihrem Fuß wieder auf und blickte ihr nun direkt ins Gesicht. Sie war ja schon niedlich, wie sie vor sich her stammelte, dachte er sich. Aber sie hatte ihm immer noch nicht gesagt, wie das überhaupt passiert war. Wich sie dieser Frage etwa aus? Er musste es einfach wissen. „Und wie hast du das geschafft?“, hakte er also nochmals nach und hoffte, dass es nicht zu auffällig gewesen war. „I-ich bin gelaufen … weggelaufen, vor … vor einer Eiskugel … und dann bin ich gestolpert. Ladybug und Chat Noir haben hier eben wieder einen Akuma eingefangen.“ Marinette hoffte, dass ihm das, Antwort genug war. Untypisch war es zumindest nicht für sie. Es war nicht mal wirklich gelogen, nur dass sie das kleine Detail weggelassen hatte, dass sie dabei Ladybug gewesen ist. Als sie bemerkte, wie Tikki sich in ihrer Tasche bewegte, schreckte sie auf. Sie musste dringend, auch wenn sie noch zu gerne hier sitzen würde, nach Hause. Tikki brauchte etwas zu essen und sie hatte keine Kekse mehr dabei. Außerdem wunderten sich ihre Eltern mit Sicherheit schon, wo sie blieb. Eigentlich wollte sie nur schnell neue Stoffe besorgen, als sie wieder als Ladybug gebraucht wurde. Schweren Herzens zog sie ihren Fuß von Adriens Beinen und versuchte aufzustehen. „I-ich muss … n-nach Haus.“ Doch das schmerzende Zusammenzucken ihrerseits, als sie auftrat, ließ Adrien aufspringen. Schnell legte er seinen Arm um sie und zog sie damit näher zu sich. „Warte ich helfe dir … Soll ich dich vielleicht lieber nach Hause bringen?“ Völlig überrumpelt von dieser Aktion stand sie einfach nur da und sah zu ihm herauf. Ihre Blicke trafen sich dadurch und für Marinette stand in diesem Augenblick die Zeit still. Sie sah in seine grünen Augen und für einen kurzen Moment hatte sie das Gefühl, das ihr diese Augen irgendwie so seltsam vertraut vorkamen. Sie kam nur nicht darauf, warum. Gut sie gehörten zu Adrien, aber da war noch etwas anderes. Aber was war es? Bevor sie jedoch weiter grübeln konnte, sprach Adrien auch schon wieder. „Du wolltest doch nach Hause?“ Da sie immer noch kein Ton herausbringen konnte, nickte sie bloß zaghaft. Lächelnd drückte Adrien sie noch etwas mehr an sich heran und richtete seinen Blick wieder nach vorne. „Also dann. Gehen wir.“ Wie in Trance ließ sich Marinette von Adrien nach Hause bringen. Sie konnte immer noch nicht fassen, was da gerade passierte. Sie hatten sich auch unterhalten, aber so richtig wusste sie gar nicht mehr, worum es ging. Es hatte irgendwas mit der Schule, Alya und Nino zu tun, das wusste sie noch. Aber sonst herrschte gähnende Leere in ihrem Kopf. „So da wären wir“, wurde Marinette allerdings von Adrien wieder aus ihren Gedanken geholt. Vorsichtig ließ er Marinette los und zeigte fragend auf die Tür. „Soll ich dir noch hineinhelfen?“ „Ja, hier wohne ich … genau. Also, ich meine, von hier schaffe ich es alleine“, kicherte Marinette verlegen und kratzte sich an ihrem Kopf. „Ich muss dann auch los. Bis Morgen“, verabschiedete sich Adrien. „B-bis Morgen und … Danke“, flüsterte Marinette leise, doch Adrien hatte es gehört. „Keine Ursache“, winkte er ihr noch mal zu und ging davon. Als er eine kleine Seitenstraße erreicht hatte, flog Plagg aus seiner Jacke heraus und sah ihn strafend an. „Was war das denn gerade? Hast du vergessen, dass ich vor Hunger sterbe? Du hättest mir lieber meinen Käse besorgen sollen, anstatt irgendwelche Mädchen nach Hause zu bringen“, schnaufte er laut. Ernst sah Adrien erst zu Plagg und dann zur Hauptstraße herüber. „Plagg, das war jetzt wichtiger als dein dummer Camembert. Ich glaube, dass Marinette Ladybug ist.“ „Marinette und Ladybug? Das kleine tollpatschige Mädchen? Nie im Leben“, lachte Plagg. Nachdenklich sah Adrien auf seinen Ring herunter. Eigentlich gehörte es sich nicht, aber wenn er sich ganz sicher sein wollte, hatte er keine Wahl. „Du willst dich doch nicht etwa verwandeln?“ Ohne seinem Kwami zu antworten, hob Adrien seine Hand, sprach die altbekannten Wörter und Plagg wurde in seinen Ring gezogen. Schnell war sein Stab herausgefahren und er auf ein Hausdach gesprungen. Mit wenigen Katzensprüngen landete er danach auf dem Dach gegenüber der Bäckerei. Er wusste auch nicht genau, was er sich hier von erhoffte. Normalerweise würde er nicht einfach jemanden hinterher spionieren. Aber er brauchte einfach die Gewissheit, ob sie es war oder nicht. Angespannt beobachtete er das Haus, in dem sie wohnte, und behielt Marinettes Zimmer genau im Auge. Doch lange tat sich nichts, sodass er beinahe wieder zurückgegangen wäre, als Marinette ihr Zimmer betrat. Humpelnd ging sie zu ihrem Schreibtisch herüber und stellte ihre kleine Tasche auf den Tisch. Und dann bekam er seine Antwort. Ein kleines rotes Wesen schwirrte aus der Tasche heraus und nahm sich einen Keks, den Marinette ihm entgegen hielt. Es war zweifellos ein kleiner Kwami. Ladybugs Kwami. Marinette war Ladybug. Immer wieder schwirrte ihm dieser Satz durch den Kopf. In seinem Kopf herrschte ein komplettes Chaos. Marinette war seine Lady. Wie er damit umgehen sollte, wusste er allerdings nicht. Nie hatte er damit gerechnet, dass sie Ladybug war. Es war nicht so, dass er Marinette nicht mochte. Nein, sie war eine Freundin. Und so hatte er sie auch immer gesehen, als eine Freundin. Er hatte sein Herz nun mal an seine Lady verloren und da war kein Platz für jemand anderen. Das sie sich fast jeden Tag in der Schule sahen und sie sogar direkt hinter ihm saß, konnte er ja nicht ahnen. Überfordert mit dieser Situation wandte er sich von dem Haus ab und sprang davon.     Verwundert sah Marinette aus ihrem Fenster. „Ist was?“, fragte Tikki besorgt und legte ihren Keks beiseite. „Nein, ich dachte nur gerade, ich hätte einen schwarzen Schatten gesehen. Aber ich hab mich wohl geirrt.“ Langsam setzte sich wieder hin und zog ihr Handy aus der Tasche. Sie musste unbedingt Alya erzählen, was gerade passiert war. Ihrem Fuß ging es zum Glück schon etwas besser. Ihre Mutter hatte ihr eine Salbe auf die schmerzende Stelle geschmiert und einen Verband herumgewickelt. Sie hoffte, dass es Morgen schon besser damit wäre, sonst sollte sie lieber doch zum Arzt gehen. Aber vielleicht hatte sie ja Glück und alles war halb so wild. Geschwind war Alyas Nummer gewählt und Marinette wartete, dass ihre Freundin heranging. „Du errätst nie, was gerade passiert ist“, quietschte Marinette in ihr Smartphone und begann zu erzählen, als Alya heranging.     Betrübt stand Chat Noir auf dem Eiffelturm und beobachtete den Sonnenuntergang. Lange war er noch, nachdem Plagg einen ganzen Camembert verdrückt hatte, durch Paris geirrt, um seinen Kopf freizubekommen. Er hatte einfach keine Ahnung, wie er Marinette morgen in der Schule gegenüberstehen sollte. Bis heute Nachmittag war sie einfach nur seine Klassenkameradin, eine Freundin. Doch nun war sie Ladybug. Seine Lady. Aber er konnte ihr doch nicht sagen, dass er wusste, dass sie Ladybug war. Genau so wenig konnte er ihr sagen, dass er Chat Noir war. Sie hatte immer so darauf bestanden, dass sie nicht wissen durften, wer sie in Wirklichkeit waren. Er lehnte sich gegen die Brüstung und ließ seinen Kopf hängen. Was sollte er jetzt nur machen? Er musste es irgendwie fertigbekommen, dass sie von selbst darauf kam, dass er Chat Noir war. Jedoch gab es noch das Problem, dass sie in als Chat Noir immer abwies. Wie sie zu ihm als Adrien stand, hatte er keinen Schimmer. Sie war ihm gegenüber immer so … Er wusste es gar nicht genau. War sie schüchtern oder war sie abweisend? Er konnte es gar nicht genau sagen. Er musste sie als Adrien besser kennenlernen. Langsam richtete er sich wieder auf. Sie musste ihn als Adrien besser kennenlernen und er sie als Marinette. Genau so sollte er es machen, beschloss er. Und wenn sie zu ihm vertrauen gefasst hatte, konnte er ihr vielleicht die Wahrheit sagen. Entschlossen zog er seinen Stab hervor, betrachtete die letzten Sonnenstrahlen und sprang los.   Kapitel 3: ----------- Kapitel 3   Aufgeregt stieg Adrien am nächsten Morgen aus dem Auto aus. Er hätte nicht gedachte, dass er so nervös werden würde, nachdem er die Wahrheit kannte. Die ganze Zeit saß sie direkt hinter ihm. Eilig lief er die Treppen hinauf ins Schulgebäude. Er konnte es nicht erwarten sie zu sehen. Schnell hatte er die Tür zu dem Klassenzimmer erreicht. Kurz atmete er tief ein und betrat dann das Klassenzimmer. Sein Blick wanderte durch den Raum, doch weit und breit war keine Marinette zu sehen. Flink setzte er sich daher auf seinen Platz und begrüßte Nino, der sich gerade zu Alya herumgedreht hatte und sich mit ihr unterhielt. Die Minuten vergingen und die Schulglocke hatte längst geklingelt. Wo blieb sie nur? Angespannt tippe er mit seinen Fingern auf dem Tisch herum und sah herüber zu seinem besten Freund. Er unterhielt sich immer noch mit Alya. Lächelnd beobachtete er die beiden. Irgendwie hatte es nach dem Zoobesuch, bei dem er ihm eigentlich helfen wollte, Marinette näherzukommen, zwischen ihnen gefunkt. Kurz verzog er bei diesem Gedanke sein Gesicht. Wenn er so daran zurückdachte, was für ein Glück, dass es bei ihnen nicht geklappt hatte. Dann wäre Nino nun mit ihr zusammen und er hätte dazu auch noch beigetragen. Nicht auszudenken. Er sah über seine Schulter zurück auf den leeren Platz hinter ihm und wandte sich danach an Alya. „Kommt Marinette heute gar nicht?“ Als ihre beste Freundin, wusste sie vielleicht, wo sie steckte. „Du weißt doch, wie sie ist. Pünktlichkeit ist für sie ein Fremdwort.“ Da hatte sie recht, Marinette kam des Öfteren zu spät. Nur hatte er sich nie etwas dabei gedacht. Kam sie zu spät, weil sie zu spät dran war, oder kämpfte sie in der Zeit gegen eine akumatisierte Person, schoss es ihm nun durch den Kopf. Er selbst kam deshalb auch schon oft zu spät oder fehlte in der Schule. Das ihm das nicht schon vorher komisch vorgekommen war. Fehlten sie doch oft sogar gleichzeitig, wie ihm Nino oder Alya nicht nur ein Mal erzählt hatten. Wobei, er konnte sich immer ganz gut herausreden, dass er wieder etwas für seinen Vater erledigen musste. Alya grinste auf ein Mal über beide Ohren und beugte sich über ihren Tisch, sodass sie näher zu ihm herüber kam. „Warum fragst du überhaupt?“ Schnell wedelte Adrien mit seinen Händen. „Ach nur so.“ Immer noch grinsend lehnte sie sich wieder zurück, da Madame Bustier die Klasse betrat. „Nur so. Verstehe“, murmelte sie leise und grinste immer noch. Adrien sah wieder nach vorne. Warum grinste sie nun auf ein Mal so? Er hatte doch bloß gefragt, ob Marinette heute gar nicht käme. Doch sofort danach verfinsterte sich sein Gesicht, da ihm gerade ein Gedanke kam. Kämpfte sie etwa in diesen Moment gegen einen Akuma und kam deshalb nicht? Das Madame Bustier bereits mit dem Unterricht begonnen hatte, bekam er nur am Rande mit. Ihm kreiste nur ein Gedanke im Kopf. Wenn sie gerade kämpfte, musste er ihr helfen. Schnell griff er nach seiner Tasche und wollte sich kurz entschuldigen, dass er auf die Toilette müsste, als die Tür geöffnet wurde. Marinette stolperte regelrecht in das Klassenzimmer und kam außer Atem vor dem Lehrertisch zum Stehen. Erleichtert lehnte sich Adrien wieder zurück und beobachtete sie, wie sie durcheinander erklärte, warum sie zu spät war. „Also … meine Katze, die hat gegessen … Spaghetti … und dann ist sie in die Schüssel gefallen und war voller Nudeln. Ich musste sie … sauber machen“, erklärte sie und klammerte ihre Finger in den Stoff ihrer Tasche. Madame Bustier verdrehte ihre Augen und deutete Marinette an, dass sie sich setzen sollte. Schnell huschte sie herüber zu ihrem Platz, als sie an Adrien vorbei kam und dieser ihr zu winkte. „Morgen My... Marinette. Guten Morgen Marinette.“ „M-morgen.“ Mit einem Satz saß sie auf ihren Platz und kopfschüttelnd grinste Alya sie an. „Deine Katze ist in Spaghetti gefallen?“ Marinette senkte ihren Kopf und schnaufte leise auf. „Frag nicht.“ Adrien sah immer wieder unauffällig hinter sich. Wie konnte er die ganze Zeit nur so blind sein, es war doch so offensichtlich. Trotzdem war es schon irgendwie merkwürdig. Marinette war von einer Sekunde zur nächsten nicht mehr einfach nur Marinette. Er kannte ihr Geheimnis. Sie war die Superheldin von Paris. Gedankenverloren sah er auf seinen Block herunter. Er musste etwas finden, wie er Zeit mit ihr verbringen konnte. Vielleicht sollte er sie einfach Mal fragen, ob sie nicht Lust hätte, etwas mit ihm zu unternehmen? Nur halbherzig verfolgte er den Unterricht. Die Stunde war beinahe vorbei. Die ganze Zeit hatte er gegrübelt, was die beiden unternehmen könnten. Aber er hatte absolut keine Idee, was ihr gefallen könnte. Er wusste ja so gut wie gar nichts über sie. Zum Glück half ihm dann aber das Schicksal weiter. Madame Bustier erzählte gerade von einer Gruppenarbeit, die sie bis Montag ausarbeiten und dann präsentieren sollten. Aufmerksam lauschte er der Arbeitsanweisung. „Nun gut. Dann bildet bitte selbstständig zweier Gruppen. Den Rest der Stunde könnt ihr dann schon mal beginnen“, erklärte Madame Bustier und begann Zettel zu verteilen. Das war seine Chance. Flink drehte er sich auf seinem Stuhl zu Marinette herum. „Marinette. Magst du mit mir vielleicht eine Gruppe bilden?“ Mit großen Augen starrte sie ihn an. Träumte sie? War sie im Unterricht eingeschlafen? Ja, so musste es sein. Sie schlief gerade und gleich würde der verdammte Wecker klingeln. „Marinette“, flüsterte Alya sie von der Seite an und gab ihr mit ihrem Fuß einen Stups. Verwundert sah sie zu ihrer Freundin, die mit ihren Kopf Richtung Adrien deutete. Langsam drehte sie sich daher wieder zu Adrien, der sie immer noch fragend ansah. Das hier war kein Traum. Adrien hatte sie wirklich gefragt. Und sie hatte ihm immer noch nicht geantwortet. „K-klar. Denn, ich mag dich … nein, so meinte ich das nicht, also ich mag dich schon, … ich meinte nur, ich mag mit dir eine Gruppe machen, eine Gruppe bilden.“ Marinette konnte im Augenwinkel sehen, wie sich Alya mit der Hand gegen die Stirn klatschte. Aber sie konnte es ihr nicht verübeln, das war wirklich mehr als peinlich gerade. Doch dann sah sie wieder zu ihrer Freundin. „Mit wem machst du dann das Referat?“, fragte sie Alya und runzelte dabei ihre Stirn. „Sie kann doch einfach mit Nino zusammenarbeiten. Na, was sagt ihr?, antwortete Adrien schnell, bevor es sich Marinette noch mal anders überlegte. Nickend stimmten Alya und Nino zu. Lächelnd stand Adrien auf und wollte seinen Platz mit Alya tauschen, als Chloé auf ihn zu gestürmt kam. Mit einem Satz sprang sie ihn an und klammerte sich an ihn heran. „Adri-Chéri. Wollen wir gleich anfangen?“ „Chloé, ich wüsste nicht, dass wir in einer Gruppe sind. Ich arbeite mit Marinette zusammen“, löste er sich von ihr und schob sie von sich weg. Verdattert starrte sie ihn an. „Aber wir wären doch eine viel bessere Gruppe. Dann musst du dich nicht mit dieser Marinette herumschlagen.“ „Such dir doch einfach jemand anderen, Okay?“ Adrien drehte sich von ihr weg und ließ sie so stehen. Mit heruntergeklappter Kinnlade stampfte Chloé wütend zurück zu ihrem Platz. „Die lernt es wohl nie“, schüttelte Alya ihren Kopf und packte ihre Sachen zusammen. In die Hände klatschend stand Madame Bustier wieder vor dem Lehrertisch und bat um Ruhe. „Setzt euch bitte alle wieder hin und arbeitet an euren Referaten.“ Schnell tauschten Alya und Adrien ihre Plätze. Kurz drehte sich Alya noch mal, bevor sie sich hinsetzte zu Marinette herum, nickte ihrer Freundin aufmunternd zu und wandte sich dann an Nino. Rot um die Nasenspitze beobachtete Marinette Adrien dabei, wie er neben ihr Platz nahm. „Wie geht es eigentlich deinem Fuß?“ „Dem geht es wieder gut. War zum Glück nur umgeknickt. D-d-danke.“ Beide lasen danach, ohne etwas zu sprechen, den Arbeitszettel, den ihre Lehrerin verteilt hatte, durch. „A-also, ich glaube, das kann man ganz gut aufteilen“, murmelte Marinette, sah weiter auf den Zettel und schielte herüber zu Adrien. „Ich denke auch. Am Besten wir teilen den Vortrag in drei Teile auf. Was sagst du?“ Zögerlich nickte Marinette und begann sich Notizen auf ihrem Block zu machen. Ihr Herz sprang ihr gegen ihre Brust und sie hatte große Mühe sich auf das Referat zu konzentrieren. Aber sie musste es gut machen. Adrien sollte sie doch nicht für einen Trottel halten. Aber warum hatte er sie eigentlich gefragt? Nicht, dass sie sich nicht darüber freute, aber machte er so etwas nicht eher mit Nino? „Darf ich dich etwas f-fragen?“, sah sie von ihrem Blatt auf. „Klar. Frag ruhig.“ Lächelnd schob Adrien seinen Stift beiseite und sah ihr direkt in ihre Augen. Stutzig legte sie ihren Kopf schief. Diese Augen. Schon wieder hatte sie dieses seltsame Gefühl. Sie konnte es sich aber nicht erklären. „Äh Marinette, stimmt irgendetwas nicht?“ Erschrocken fuhr sie zusammen und wurde rot, wie eine Tomate. Wie lange hatte sie denn einfach nur da gesessen und ihn angestarrt? War hier irgendwo ein Erdloch, in dem sie sich verkriechen konnte? „N-nein alles gut … Ich wollte nur fragen, wie soll ich es sagen, warum hast du eigentlich nicht Nino gefragt?“ Verlegen kratzte sich Adrien an seinem Hinterkopf. „Ja … weil … also …“ Verdutzt sah sie ihn an. Stotterte er? War er nervös? Warum sollte er denn nervös sein? „Erzähle es aber nicht weiter okay?“, beugte er sich zu ihr herüber, „Ich glaube, Nino steht auf Alya. Ich wollte ihm ein wenig helfen, damit er ihr näherkommen kann.“ Mit großen Augen sah sie zwischen Nino und Adrien hin und her. Deswegen hatte er sie also gefragt. Enttäuscht versuchte sie zu lächeln und widmete sich dann wieder ihren Notizen. Wie kam sie auch auf die Idee, dass er wegen ihr fragen würde. Sie war schließlich nur ein tollpatschiges einfaches Mädchen. „Marinette .., hör zu …“ Doch weiter kam er nicht, da es klingelte und die Stunde somit vorbei war. Schnell packte Marinette ihre Sachen zusammen und wollte hinaus zur Pause laufen, als sie von Adrien aufgehalten wurde. „Marinette warte. Hast du am Wochenende Zeit … damit wir das Referat ausarbeiten können?“ „Klar hat sie Zeit. Stimmt´s?“ Alya legte ihren Arm über Marinettes Schultern und grinste über beide Ohren. Zögerlich nickte Marinette und wunderte sich, wo ihre Freundin auf einmal herkam. Hatte sie sie etwa belauscht? „Gut. Dann komm ich Samstag Nachmittag zu dir.“       Aufgeregt lief Marinette nach der Schule in ihrem Zimmer auf und ab. „Ich und Adrien alleine. Tikki, wie soll ich das bloß schaffen, ohne mich total zu blamieren. Er wird doch denken, dass ich der totale Idiot bin.“ Seufzend stieg sie die Leiter zu ihrem Bett hinauf und kletterte durch die Dachluke. Sie brauchte dringend frische Luft. „Marinette du schaffst das schon. Er war doch schon mal hier. Weißt du nicht mehr? Wegen des Turniers.“ Tikki hatte recht. Das hatte sie für ihre Verhältnisse sogar ganz gut gemeistert gehabt. Störend waren da eher ihre Eltern gewesen. Und dann viel ihr noch etwas ein. „Die Fotos!“ Panisch drückte sie ihre Hände gegen ihren Kopf. „Er wird die Fotos sehen, denken ich wäre ein Stalker und mich bei der Polizei melden. Dann komme ich ins Gefängnis und werde nie mit ihm ins Kino gehen können.“ Tikki flog zu ihr herauf, sodass sie direkt in Marinettes Gesicht blicken konnte. „Ganz ruhig. Er kommt doch erst morgen. Du hast also noch genug Zeit, um sie wegzuräumen.“ Erleichtert atmete Marinette aus. Tikki hatte mal wieder recht. Was regte sie sich denn jetzt schon auf. „Was würde ich nur ohne dich machen.“ „Du würdest komplett …“, doch mitten im Satz brach Tikki ab und versteckte sich unter ihrer Jacke. Irritiert sah sich Marinette um. Warum versteckte sich Tikki denn? Doch lange musste sie nicht auf eine Antwort warten, da ihre Mutter durch die Dachluke sah. „Ich gehe eben herüber zum Supermarkt. Brauchst du noch etwas?“ „Ich brauch nichts Maman. Danke.“ Lächelnd winkte sie ihrer Mutter zu und lehnte sich an die Balkonbrüstung. Nachdenklich sah sie in die Ferne. Ihr Blick wanderte über die Dächer der Stadt, doch erschrocken fuhr sie zusammen. Nicht weit von ihr auf einem der Dächer saß Chat Noir. Was machte er denn hier? Hatte Hawk Moth etwa wieder einen Akuma losgeschickt? Und er war auf der Suche nach ihm? Anscheinend hatte er bemerkt, dass sie ihn gesehen hatte, denn er winkte ihr zu. Sie musste herausfinden, warum er verwandelt durch Paris sprang. Wenn wieder ein Superschurke unterwegs war, musste sie das wissen und helfen. „Chat Noir?“, rief sie zu ihm herüber, „Ist wieder ein Bösewicht unterwegs?“ Sie versuchte extra ängstlich zu klingen, damit er dachte, sie würde aus Angst fragen. Mit wenigen Sprüngen landete er direkt neben ihr auf dem Balkon und blickte ihr tief in die Augen. „Marinette.“   Kapitel 4: ----------- Kapitel 4   Marinette wusste im ersten Moment nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er direkt zu ihr herüber springen würde. Völlig überrumpelt sah sie ihm mitten in die Augen. Er war ihr so nah. Nur wenige Zentimeter trennten sie. Wäre sie jetzt Ladybug gewesen, hätte sie ihn schon längst ermahnt, mal aufzupassen, da sie gerade mitten in einem Kampf stecken würden. Doch gerade war sie einfach nur Marinette und kämpfte nicht, wie sollte sie sich nun also verhalten? Einen kurzen Moment sahen sie sich einfach nur, ohne etwas zusagen, an, bis sich Chat Noir schließlich mit seinen Händen am Geländer abstützte und sich nach hinten lehnte. „Um auf deine Frage zu antworten. Nein, es ist kein neuer Superschurke unterwegs. Ich gehe nur etwas auf … Patrouille, genau ich patrouilliere gerade … Man weiß ja nie, wann man zur Stelle sein muss. Vielleicht braucht ja eine Frau in Nöten einen Retter“, zwinkerte er ihr dabei zu. Erleichtert, dass offenbar kein Akuma unterwegs war, entspannte sich Marinette wieder und konnte sich ein kurzes Kopfschütteln nicht verkneifen. Er konnte es einfach nicht lassen. „Ich glaube, nicht jede Frau benötigt einen Ritter in strahlender Rüstung. Manche können auch ganz gut auf sich selber aufpassen.“ Lächelnd stupste sie ihn gegen das kleine Glöckchen, welches ihm um den Hals hing, legte ihre Arme auf die Brüstung und sah über die Stadt. Doch dann erstarrte sie für einen kurzen Moment, als ihr bewusst wurde, was sie gerade gemacht hatte. So verhielt sie sich eigentlich, nur wenn sie Ladybug war. Hoffentlich hatte er jetzt nichts bemerkt? Vorsicht drehte sie ihren Kopf zu ihm und sah, dass er ebenfalls seinen Blick in die Ferne gerichtet hatte. „Da magst du wohl recht haben.“ Seit wann war er denn so ernst? So kannte sie ihren Partner ja gar nicht. Selbst in den kniffligsten Situationen hatte er noch einen Spruch auf Lager. „Chat … Ist alles in Ordnung? Du bist …“ So ein Mist, was sollte sie denn jetzt sagen? Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass sie ihn so gar nicht kannte. Dann würde sie sich nur verraten. Als Marinette hatte sie bisher nur kurz Kontakt mit ihm gehabt, als sie ihm gegen den Evillustrator helfen sollte und er deswegen vor ihrer Tür gestanden hatte. Da war ihr Mund mal wieder schneller, als ihr Verstand gewesen. „Ich bin?“ Verwundert drehte Chat Noir zu ihr und legte seinen Kopf schräg. „Du bist … Bist du vielleicht hungrig?“ Innerlich gab sie sich selber eine Ohrfeige, etwas Dümmeres war ihr wohl nicht eingefallen. Doch zu ihrer Verwunderung schien er wirklich darüber nachzudenken. Er tippte sich mit seinem Zeigefinger gegen sein Kinn und rieb sich danach über seinen Bauch. Knurrte der etwa? „Also um ehrlich zu sein, könnt ich schon etwas vertragen“, kratzte er sich verlegen an seinem Kopf. Das hatte sie sich jetzt selber eingebrockt, wie kam sie da nur wieder heraus? „Naja normalerweise soll man ja keine Streuner füttern, die wird man sonst nachher nicht wieder los“, erklärte sie mit erhobenem Zeigefinger. „Wäre das denn so schlimm?“, beugte sich Chat Noir ganz nah zu ihrem Gesicht herüber und wackelte mit seinen Augenbrauen, „Würdest wirklich ein armes kleines Kätzchen verhungern lassen?“ Kopfschüttelnd drehte sie sich herum und ging Richtung Dachluke. „Ich will mal nicht so sein … Aber Katzenfutter haben wir nicht im Haus. Warte hier. Ich glaube, meine Eltern wären nicht so begeistert davon, wenn ich hier plötzlich herrenlose Kätzchen anschleppe“, zwinkerte sie ihm zu und hüpfte durch die Dachluke in ihr Zimmer. Tikki flog aus Marinettes Jacke und grinste sie an. „Du holst ihm wirklich etwas zu essen?“ Kurz zuckte Marinette mit ihren Schultern und kletterte dann die Leiter herunter. „Ja, warum eigentlich nicht. Schließlich hab ich ihn ja auch gefragt, ob er hungrig ist … Ich konnte ihm ja schlecht sagen, Chat, so kennt man dich ja gar nicht, was ist denn los. Also fiel mir nur die Ausrede ein.“ Flink huschte sie zu ihrer Zimmertür und deutete Tikki an wieder unter ihrer Jacke zu verschwinden. „Ja, das stimmt. Na dann los Marinette, lass uns dem Kätzchen mal etwas zu essen besorgen.“   Mit einer Box, die sie mit Macarons befüllt hatte, kletterte sie wieder durch die Luke. Chat Noir stand immer noch an Ort und Stelle und sah sie erwartungsvoll an, wie sie zurück auf den Balkon stieg. Lächelnd zeigte sie die Box in die Höhe. „Wie praktisch es doch ist, wenn man über einer Bäckerei wohnt.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu und blieb blöderweise mit ihrem Fuß an der Kante von der Dachluke hängen, wodurch sie ins Straucheln kam. Wild wedelte sie mit ihrer freien Hand in der Luft, um wieder halt zu bekommen, aber keine Chance. Stolpernd fiel sie nach vorne, kniff ihre Augen zusammen und wartete auf den Aufprall. Doch zu ihrer Überraschung blieb der aus. Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und lag in den armen von Chat Noir. „Nicht so stürmisch. Ich lauf schon nicht weg“, grinste er sie an, „Na komm, ich helfe dir hoch.“ Vorsichtig richtete sich Marinette wieder auf und hielt ihm die Box entgegen. „Hier bitte. Damit das Kätzchen nicht verhungern muss.“ Chat Noir nahm das Schächtelchen entgegen und setzte sich damit auf dem Boden. Vorsichtig öffnete er sie und bekam große Augen. „Marinette, die sehen aber lecker aus.“ „Na los, greif zu.“ Marinette ging zurück zu ihrem Sonnenstuhl und setzte sich herauf. Erstaunt sah sie dabei zu, wie Chat Noir ein Macaron nach dem anderen futterte. „Die sind echt lecker“, mampfte er und sah dann zwischen der Schachtel und der Box hin und her, „Möchtest du nicht auch etwas?“ Nickend stand sie von dem Stuhl auf, setzte sich neben ihn und nahm sich auch einen. Schweigend saßen sie nebeneinander, aßen und ab und wann trafen sich ihre Blicke dabei. Nachdem die beiden beinahe die komplette Box geleert hatten, rieb sich Chat Noir über seinen Bauch. „Nun bin ich aber ein satter Kater … Danke Marinette … auch, dass wir zusammen hier gesessen haben. Es ist netter, wenn man Gesellschaft hat.“ Traurig senkte er seinen Kopf und sah auf den Boden. Verwundert schluckte Marinette ihren letzten Happen herunter. Warum war er denn auf ein Mal traurig? „Isst du sonst immer alleine?“ Ohne zu antworten, stand er auf und ging zur Balkonbrüstung. Betrübt sah er über die Dächer von Paris und seufzte laut. „Mein Vater hat nicht so viel Zeit, weißt du. Daher bin ich die meiste Zeit alleine.“ Langsam stand nun auch Marinette auf und ging zu ihm herüber. Sie kämpften beinahe täglich Seite an Seite, um Paris zu beschützen, doch wussten sie eigentlich nichts übereinander. Was natürlich auch letztendlich daran lag, dass sie die Identitäten des anderen nicht erfahren durften. Aber, wenn sie das so hörte, tat er ihr schon leid. Er war anscheinend auch noch ein Teenager und ganz dem Anschein nach, hatte sein Vater nicht wirklich Zeit für ihn. „Chat …“ Doch mit einem Lächelnd drehte er sich wieder zu ihr herum. „Ich glaube, ich sollte dann auch wieder.“ Mit einem Satz hockte er auf der Brüstung und griff nach seinem Stab. „Also dann. Es …“ „Warte“, unterbrach ihn Marinette und hob schnell die Box vom Boden auf, „Hier. Nimm mit.“ „Wirklich?“ Nickend drückte sie ihm die Box in die Hand und lächelte ihm zu. „Danke … Keine Angst, dass du damit streunende Katzen anlockst? Vielleicht komm ich ja wieder.“ Marinette drehte sich von ihm Weg und ging Richtung Dachluke. „Ich denke, eine bestimmte streunende Katze kann ich ruhig ab und wann mal füttern “, drehte sie sich wieder herum, winkte ihm zu und kletterte danach in ihr Zimmer. Schnell schloss sie die Luke und ließ sich auf ihr Bett fallen. Prompt kam Tikki herausgeflogen und setzte sich auf ihren Bauch. „Dir ist aber schon klar, dass du damit Chat Noir gerade eingeladen hast, ab und wann vorbei zu schauen?“ Nachdenklich verschränkte sie ihre Arme über ihren Kopf. „Ja, ich weiß. Aber er sah so traurig aus. Er tat mir irgendwie leid.“     Chat Noir hockte immer noch mit einem Lächeln im Gesicht auf der Brüstung und sah auf die geschlossene Dachluke. So kannte er Marinette gar nicht. Sie war so frech und Wortgewand, ganz wie seine Lady. Wenn er sich mit ihr, als Adrien unterhielt, war sie immer so schüchtern und bekam meist keinen vernünftigen Satz heraus. Wobei er das, wenn er ehrlich zu sich selber war, schon immer ganz niedlich fand. Doch sein Herz hatte er halt schon anderweitig verloren gehabt. Mit einem Sprung setzte er an und landete auf dem gegenüberliegenden Dach. Er hätte nicht damit gerechnet, dass der Nachmittag so verlaufen würde. Eigentlich war er nur mit dem Ziel hier her gekommen, herauszufinden, was sie vielleicht mögen könnte. Blöderweise hatte sie ihn gesehen, also konnte er genau so gut auch kurz mit ihr sprechen. Er hätte zwar gedacht, dass sie ihn, wie Ladybug, gleich wieder wegschicken würde, doch dem war nicht so. Eines ist ihm dabei allerdings auch klar geworden. Als Ladybug wies sie ihn immer ab, aber er musste es schaffen, dass sie ihn als Adrien mochte, aber auch seine Katzenseite, Chat Noir, denn das war er schließlich auch.     Grübelnd saß Adrien am nächsten Tag auf seinem Sofa. Er hatte gerade Mittag gegessen. Natürlich saß er wieder alleine an dem riesigen Tisch, doch sein Lichtblick war, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis er los zu Marinette gehen würde. Lächelnd sah er auf seinen Schreibtisch. Dort stand noch die Schachtel mit den Macarons, die sie ihm gestern geschenkt hatte. Plagg schwebte vor ihm herum und folgte seinen Blick. „Das ja schön das du etwas zu essen hast, aber ich habe auch Hunger“, jammerte er. Adrien wollte seinem Kwami gerade antworten, als es an der Tür klopfte. „Ja?“ Sofort flog Plagg unter seine Jacke. Keine Sekunde später wurde auch schon die Tür geöffnet und Nathalie stand im Zimmer. „Adrien. Mach dich bitte fertig. In zwanzig Minuten müssen wir los zu einem Fotoshooting. Abrupt richtete er sich auf. „Was? Aber heute stand doch gar keines an.“ „Die Pläne haben sich geändert.“ Ungläubig starrte er die Assistentin seines Vaters an. „Aber ich habe heute Nachmittag schon etwas vor.“ Ohne ihren Gesichtsausdruck zu ändern, sah sie auf ihr Tablett und drehte sich dann wieder herum. „Dann musst du das halt absagen.“ Schon war die Tür wieder geschlossen. Genervt ließ er sich zurück gegen die Sofalehne fallen. Das war doch nicht fair.       Aufgeregt tigerte Marinette schon einige Minuten, mit ihrem Smartphone in der Hand, in ihrem Zimmer auf und ab. Immer wieder sah sie dabei auf die Uhrzeit. Es war schon halb fünf und von Adrien immer noch keine Spur. „Er hat es sich bestimmt anders überlegt und macht das Referat nun doch mit jemand anderen.“ „Marinette. Nun beruhige dich. Er kommt bestimmt noch. Er hat doch keine genaue Uhrzeit gesagt“, versuchte Tikki ihre Freundin zu beruhigen. Stöhnend ließ sich Marinette auf das kleine Sofa fallen und vergrub ihr Gesicht in einem Kissen. Als sie hörte, dass jemand die Luke zu ihrem Zimmer öffnete, sprang sie erschrocken wieder auf und auch Tikki versteckte sich sofort. Verwundert sah sie auf die Person, die zu ihr heraufkam. „Alya?“ „Bevor du hier noch den frühen Herztod erleidest, dachte ich, warte ich doch zusammen mit dir.“ Alya zwinkerte ihrer Freundin zu und betrat das Zimmer. Theatralisch ließ sich Marinette wieder auf das Sofa fallen. „Er kommt doch sowieso nicht. Ich bin einfach zu tollpatschig.“ Kopfschüttelnd setzte sich Alya neben sie und streichelte ihr ihren Arm. „Weißt du was, wir rufen ihn einfach Mal an.“ Schnell zog Alya ihr Handy aus der Tasche, wählte seine Nummer und drückte es Marinette in die Hände. Panisch sprang diese auf und tippelte auf ihren Zehenspitzen hin und hier. „Alya, was soll das.“ Bestimmend nahm sie Marinettes Hand und hielt sie samt Handy an ihr Ohr. „Nun mach schon.“ Niedergeschlagen drückte Marinette kurze Zeit später auf das rote Hörersymbol und setzte sich wieder hin. „Siehst du, es geht nur die Mailbox heran.“   Nachdem die beiden noch einige Zeit gewartet hatten, konnte sich Alya das nicht mehr mit ansehen und bat ihrer Freundin an, mit ihr das Referat durchzuarbeiten, damit sie nicht nachher am Montag noch ohne da stand. Da es nun aber schon spät am Abend war, musste Alya nun auch nach Hause und verabschiedete sich. „Nun lass den Kopf nicht so hängen. Ihm ist bestimmt nur etwas dazwischen gekommen. Und da er deine Nummer nicht hat, konnte er nicht absagen.“ „Mhm“, winkte Marinette ihrer Freundin zu und schon war sie wieder alleine in ihrem Zimmer. Betrübt wechselte sie ihre Klamotten mit ihrem Schlafsachen, steuerte die Leiter in ihrem Zimmer an und kletterte hinauf. „Alya hat recht. Er konnte dir bestimmt nur einfach nicht bescheid geben.“ Müde ließ sich Marinette auf ihr Bett fallen und schloss ihre Augen. Sie war extra früh aufgestanden. Dementsprechend müde war sie jetzt. Sie hatte ihr Zimmer blitzblank geputzt und alle Bilder von ihm entfernt. Sogar das Bildschirmbild an ihrem Computer hatte sie geändert, nicht dass sie noch nachher irgendetwas im Internet nachschauen mussten und er das dann sah. Schläfrig rollte sie sich auf die Seite. „Ach Marinette. Morgen sieht die Welt schon wieder besser aus. Da Tikki keine Antwort von ihr bekam, flog sie zu ihrem Gesicht herauf. „Marinette? … Eingeschlafen.“ Schmunzelnd legte sich Tikki neben Marinette und schloss ebenfalls ihre Augen. Kapitel 5: ----------- Kapitel 5   Genervt betrat Adrien spät am Abend sein Zimmer und knallte wütend die Tür hinter sich zu. Den ganzen Tag hatte es gedauert, bis diese bescheuerte Fotostrecke im Kasten war. Dazu hatte er auch noch sein Handy vergessen einzustecken. Als er es im Auto bemerkt hatte, und noch mal zurückfahren wollte, um es zu holen, war Nathalie strickt dagegen, damit der Zeitplan nicht in Verzug kam. Sie ließ ihn nicht mal zu Wort kommen. Seufzend ging er zu seinem Schreibtisch, griff nach seinem Smartphone und ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen. Verwundert hob er seine Augenbraue. Ein unbekannter Anruf. Das war mit Sicherheit Marinette, die fragen wollte, wo er blieb. Schließlich waren sie verabredet. Die Nummer hatte sie bestimmt von Nino oder Alya, überlegte er. Er wollte ihr doch absagen, wenigstens über Nino, der wiederum Alya hätte bescheid geben können und die hätte es Marinette sagen können. Warum hatte er nicht nach ihrer Nummer gefragt. Dann wäre es nicht so kompliziert gewesen, sie zu erreichen. Wobei, eigentlich war das auch egal jetzt. Er hatte das verdammte Ding ja sowieso vergessen gehabt mitzunehmen. Und mit Nathalies Handy durfte er nicht telefonieren. „Da wird Marinette bestimmt sauer sein.“ Gähnend setzte sich Plagg vor ihn auf den Schreibtisch. „Vielen Dank. Du bist keine große Hilfe Plagg.“ „Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie wirklich Ladybug ist. Bestimmt verhaut sie dich nun mit ihrem Jo-Jo.“ Adrien verdrehte seine Augen. Sein Kwami hatte wirklich einen eigenwilligen Humor. Aber mit einer Sache hatte er schon recht. Sie war nun bestimmt sauer auf ihn, und das zu Recht. Er konnte zwar nichts dafür, aber das wusste sie ja nicht. Er musste das auf jeden Fall wieder gut machen. Aber wie?     Gähnend richtete sich Marinette am nächsten Morgen in ihrem Bett auf und streckte sich ausgiebig. „Na gut geschlafen?“ Lächelnd nickte Marinette und schwang ihre Beine über die Bettkante. Kichernd flog Tikki hoch und schwirrte vor ihrem Gesicht herum. „Was gibt es denn da zu lachen Tikki?“ „Deine Haare scheinen heute Nacht eine Party gefeiert zu haben.“ Verwundert, was ihr Kwami meinte, stieg sie langsam die Leiter herunter und sah in ihren Spiegel. Ihre Haare standen wirr zu allen Seiten ab. „Sie sehen wirklich aus, als hätten sie gefeiert. Ich glaube, ich sollte erst mal duschen gehen.“ Lachend suchte sie ihre Sachen zusammen, als ihre Mutter zu ihr hoch rief. „Marinette. Bist du wach?“ „Ja. Ich komme gleich zum Frühstück herunter. Ich geh nur schnell duschen“, rief sie zurück und wühlte in ihrem Kleiderschrank. „Hier ist Besuch für dich.“ Verwundert sahen sich Marinette und Tikki an. Was wollte Alya denn so früh hier? Hatte sie gestern etwas vergessen? Nachdenklich tippte sich Marinette gegen ihr Kinn und sah sich in ihrem Zimmer um. Aber sie konnte nichts entdecken. Vielleicht hatte sie wieder irgendwelche Neuigkeiten über Ladybug. Das konnte nie warten, wenn sie etwas herausfand. Zum Glück lag sie damit bisher immer daneben. „Bestimmt hat Alya wieder irgendetwas ganz Wichtiges herausgefunden. Warte kurz hier Tikki.“ Schmunzelnd ging sie zu der Zimmerluke, öffnete sie und stieg die Treppe herunter. „Na, was gibt es dies Mal so brandn...“ Doch mitten im Satz brach ihr die Stimme weg und sie blieb wie angewurzelt auf der letzten Stufe stehen. Das war nicht Alya. „A-a-adrien.“ „Marinette. Tut mir wirklich leid, dass ich gestern nicht abgesagt habe. Aber ich hatte ein Fotoshooting und mein Handy zu Hause vergessen. Wenn du noch möchtest, können wir es heute fertigmachen. Falls du aber nun sauer bist und nicht mehr möchtest, kann ich das gut verstehen.“ Ohne etwas zu sagen, starrte sie ihn an. Adrien war hier. Bei ihr zu Hause. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie immer noch ihren Pyjama trug. Prompt lief sie rot an. „I-i-ich bin gleich wieder da.“ Abrupt drehte sie sich um, rannte die Treppen zurück in ihr Zimmer und machte die Luke zu. „Und was wollte Alya?“ Neugierig flog Tikki auf sie zu und bekam große Augen. „Marinette. Hat sie etwa wirklich etwas herausgefunden? So wie du guckst. Hat sie es herausgefunden?“ „Nein … Adrien … ist … hier. Und ich im Pyjama.“ Panisch suchte Marinette ihre Bürste und ihre Kleidung zusammen. Erleichtert pustete Tikki wieder aus. „Aber das ist doch nicht so schlimm.“ Böse sah Marinette ihren Kwami an. „Nicht schlimm? Tikki sieh mich doch mal an. Wie peinlich. Du hast selbst gesagt, meine Haare sehen aus, als hätten sie Party gefeiert. Und ich hatte bloß meinen Schlafanzug an.“ In Eiltempo zog sie sich um, bändigte ihre Haare und band sich ihre typischen Zöpfe. Ein Blick in den Spiegel ließ sie zufrieden lächeln. „Schon viel besser. Versteck dich, ich geh ihn nun holen.“ Zum Glück hatte sie die Bilder noch nicht wieder aufgehangen, schoss es ihr durch den Kopf. Das hätte nun nicht auch noch sein müssen. Schlimm genug, dass er sie so gesehen hatte. Geschwind eilte sie wieder nach unten. „So, da b-bin ich. Komm doch hoch.“ Marinette ließ ihn vorbei und wollte ihm nach oben folgen, doch ihre Mutter hielt sie kurz auf. „Soll ich euch vielleicht ein paar Kekse oder Croissants hochbringen? Du hast doch noch nichts gegessen.“ Sofort schüttelte Marinette ihren Kopf. „Alles gut Maman. Ich melde mich schon, wenn wir etwas brauchen.“ Vorsichtig sah sie über ihre Schulter, und vergewisserte sich ob Adrien sie auch nicht hören würde. Aber er war schon in ihrem Zimmer verschwunden. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass es Adrien ist“, flüsterte sie ihre Mutter zu, doch die lächelte sie bloß an. Stöhnend drehte sie sich wieder herum und lief die Stufen zu ihrem Zimmer hinauf. Darauf würde sie ihre Mutter später noch mal ansprechen. „E-entschulige, wenn du warten musstest.“ Schüchtern betrat sie ihr Zimmer und erblickte sofort Adrien, der sich auf ihr Sofa gesetzt hatte. „Ich hoffe, ich hab dich nun nicht komplett überrumpelt, dass ich einfach so hier aufgetaucht bin.  Aber ich hab deine Nummer gar nicht und ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich keine Lust gestern hatte oder so.“ „N-nein alles g-gut“, stammelte sie vor sich her und lief langsam auf ihn zu. Verlegen kratzte sich Adrien an seinem Kopf. „Wollen wir dann anfangen?“ Schnell hob er seine Tasche hoch, die er vor sich auf den Boden gestellt hatte, und zog eine Mappe hervor. „Oh … äh, das geht nicht“, murmelte Marinette und ging zu ihrem Schreibtisch herüber. Mit dem Rücken Adrien zugewandt, suchte sie etwas zwischen ihren Schulsachen. „Ach so. Verstehe. Klar du hast bestimmt was vor. Tut mir leid.“ Schnell packte er seine Mappe zurück in seine Tasche und stand auf. „Ich werde jetzt am Besten los. Wollen wir vorher aufteilen, wer etwas macht?“ Geschockt drehte sich Marinette zu ihm herum. Wollte er etwa schon gehen? „N-nein, so meinte ich das gar nicht.“ Eilig zog sie ihren Block vom Schreibtisch und hielt ihn in die Höhe. „I-ich hab es gestern mit Alya schon fertiggemacht … N-naja, ich wusste ja nicht, dass du heute kommst.“ Schüchtern nahm sie den Block wieder herunter und hielt ihn Adrien entgegen. „Jetzt hattest du die ganze Arbeit ja alleine.“ „Naja nicht ganz. Alya hat mir ja geholfen. Außerdem müssen wir es ja auch noch lernen, sofern du damit einverstanden bist, was wir geschrieben haben.“ Adrien nahm den Block und überflog die Zeilen. „Was hältst du davon … Wir üben jetzt unseren Vortrag und als wieder Gutmachung, dass du es alleine machen musstest, lade ich dich auf ein Eis ein?“ „Ich hatte ja Hilfe.“ Und dann realisierte Marinette erst bewusst, was Adrien noch gesagt hatte. „Du … ich … Eis?“, quiekte sie und wusste nicht wohin mit ihren Händen. „Oder magst du kein Eis? Dann können wir auch …“ „Doch, doch … ich mag dich … Eis, ich mag Eis.“ Verlegen kicherte Marinette, drehte sich zu ihrem Schreibtisch und tat so als würde sie etwas holen wollen. Tief atmete sie ein. Sie musste unbedingt lockerer werden, so ging das nicht weiter. Schnell griff sie nach einigen Stiften und drehte sich schwungvoll wieder zurück. Ein Stift rutschte ihr dabei allerdings unbemerkt aus der Hand und viel auf den Boden. Lächelnd ging sie einen Schritt auf Adrien zu und stolperte über, dem am Boden liegenden, Kugelschreiber. Sie versuchte irgendwie wieder zum Stehen zu kommen. Doch sie schaffte es nicht und krachte direkt in Adrien hinein. „Hoppla. Alles in Ordnung?“ Lächelnd hielt er sie fest und sah ihr direkt in die Augen. Rot um die Nasenspitze rappelte sich Marinette wieder auf und räusperte sich. „Ja alles Okay. Entschuldige.“ Nachdenklich sah sie ihn an. Irgendwie hatte sie gerade ein seltsames Déjà-vu. Er sah sie fast so an, wie … „Wollen wir anfangen?“ Erschrocken fuhr Marinette zusammen. „Äh ja, natürlich.“   Gähnend streckte sich Adrien auf dem Stuhl. „Ich glaube, wir haben es.“ Zufrieden nickte Marinette ihm zu. Erstaunlicherweise hatte sie das ganz gut hinbekommen. Nur ihre Eltern konnten es mal wieder nicht lassen und kamen ab und an mit irgendwelchen Vorwänden herauf. Aber im Großen und Ganzen konnten sie ganz in Ruhe ihren Vortrag vorbereiten. Sie waren wirklich ein gutes Team. Sie haben sogar das eine oder anderen noch verbessert gehabt. Damit würden sie mit Sicherheit eine gute Note bekommen. „Ich denke auch.“ Lächelnd stand Marinette ebenfalls von ihrem Stuhl auf und legte ihren Block beiseite. Da sie keine Ahnung hatte, wie lange sie nun hier überhaupt gesessen hatten, blickte sie kurz auf ihre Uhr. Ganze drei Stunden. Ihr kam es gerade mal, wie ein paar Minuten vor. „Wenn wir jetzt fertig sind, was hältst du von einem Eis?“ „Gern.“ Adrien packte seine Unterlagen in seine Tasche und lief zur Bodenluke. Da Marinette aber nicht hinterherkam, blickte er verwundert hinter sich. „Geh doch schon mal vor, ich komm gleich hinter her.“ „In Ordnung.“ Als Adrien nicht mehr zu sehen war, schnappte sich Marinette ihre kleine Umhängetasche und flüsterte leise durchs Zimmer. „Tikki?“ „Hier bin ich.“ Schnell flog sie aus ihrem Versteck heraus und verschwand in Marinettes Tasche. „Das hast du doch super hinbekommen.“ „Danke. Nun aber los.“ Rasch verließ sie ihr Zimmer und eilte die Treppen herunter. Stöhnend sah sie zu ihren Eltern, die Adrien in Beschlag genommen hatten. In wenigen Schritten überwand sie die Meter zu Adrien. „Wir müssen jetzt los.“ „Hat mich gefreut“, verabschiedete sich Adrien von ihren Eltern und ging Marinette hinter her zur Haustür. „Tut mir leid. Meine Eltern können manchmal etwas anstrengend sein.“ Langsam stieg sie die Stufen im Treppenhaus herunter und Adrien folgte ihr. „Ach, deine Eltern sind doch ganz nett … Besser, als so einen Vater, wie meinen zu haben“, murmelte er den Schluss, aber wechselte dann schnell das Thema, „Und gibt es hier in der Nähe etwas, wo man leckeres Eis bekommt?“ „Ja komm mit.“     Eine halbe Stunde später saßen die beiden in dem naheliegenden Park und aßen ihr Eis. „Das ist wirklich lecker.“ Lächelnd blickte Adrien zu Marinette. „Sag ich ja." Glücklich schleckte Marinette an ihrem Eis. Erstaunlicherweise hatte sich ihre Nervosität nach und nach gelegt und sie konnte sich sogar ganz normal mit ihm unterhalten. Sie hatten über die Schule, Alya und Nino gesprochen. Auch kam kurz ihr Wunsch Designer zu werden zur Sprache. Sogar über Jagged Stone hatten sie sich ausgetauscht. „Da müssen wir unbedingt noch mal hin.“ Ihr stockte der Atem und ihr Herz begann wie wild in ihrer Brust zu schlagen. Hatte er gerade gemeint, dass sie beide zusammen dort noch mal hingehen sollten? „O-okay.“ Schüchtern sah sie nach vorne. Er sollte nicht sehen, dass sie schon wieder rot im Gesicht wurde. Da Adrien aber nichts mehr sagte, schielte sie vorsichtig zu ihm herüber. Er war so mit seinem Eis beschäftigt, dass er gar nichts mehr mitbekam. Schmunzelnd beobachtete sie ihn, wie er sein Eis aß, und dann plötzlich schoss ihr das Bild von Chat Noir, wie er auf ihrem Balkon gesessen hatte und die Macarons verspeist hatte durch den Kopf. Warum dachte sie heute schon das zweite Mal an Chat Noir? Bevor sie aber weiter darüber nachdenken konnte, fuhren die beiden erschrocken zusammen, als Adriens Handy plötzlich klingelte. Genervt zog er es aus seiner Tasche und seufzte auf. Ging dann aber schnell heran. Da Marinette ihn nicht beim Telefonieren stören wollte, stand sie von der Bank auf und ging etwas abseits. Sie konnte zwar nicht verstehen, was er sagte, aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Mit gesenktem Blick legte er auf und steckte das Handy zurück in seine Tasche. Langsam ging Marinette daher zurück zu ihm. „Ich muss leider los. Mein Vater möchte, dass ich nach Hause komme.“ „O-okay. Wir sehen uns ja dann m-morgen.“ Nickend kratzte er sich wieder an seinem Kopf. „Du Marinette … Wollen wir, also wollen wir vielleicht unsere Nummern austauschen?“ Überrascht riss Marinette ihre Augen auf. Adrien wollte ihre Nummer haben? Damit hätte sie nun überhaupt nicht gerechnet. Hieße das, dass er mit ihr auch außerhalb der Schule Kontakt haben wollte? Oder irrte sie sich da und er wollte sie nur, falls noch irgendetwas mit dem Referat war? Ihre Gedanken überschlugen sich. „Marinette?“ „Äh k-klar, warte.“ Mit zittrigen Händen fischte sie ihr Smartphone aus der Tasche, suchte ihre eigene heraus und zeigte sie Adrien. Schnell gab er ihr noch seine und verabschiedete sich dann. „Super. Wir sehen und dann morgen in der Schule.“ „Ja … bis dann morgen, äh bis morgen dann.“ Nachdem von Adrien nichts mehr zu sehen war, tippelte Marinette aufgeregt auf ihren Zehenspitzen und wählte die Nummer von Alya.     Nachdenklich tippte Adrien mit seinen Fingern auf seinem Schreibtisch herum. Nachdem er wieder zu Hause war, war er direkt in sein Zimmer gelaufen und hatte Marinette geschrieben. Doch bisher kam keine Antwort. „Meine Güte. Sie wird dir schon antworten. Du hast dir doch vor ein paar Minuten erst geschrieben“, stöhnte Plagg. Seufzend schaltete Adrien seinen Fernseher an und schaltete durch das Programm, bis er schließlich bei den Nachrichten hängen blieb.   Ein weiterer Superschurke treibt in Paris sein Unwesen. Zum Glück ist Ladybug bereits vor Ort. Wir schalten nun live …   Aufgeregt sprang er auf. „Plagg wir haben zu tun.“ „Aber wir sind doch gerade erst zurückgekommen“; schimpfte der Kwami und versuchte sich zu verstecken. Doch Adrien war schneller und streckte seine Faust nach vorne. „Plagg verwandle mich.“ Sofort wurde Plagg in seinen Ring gezogen und wenige Sekunden später stand er als Chat Noir in seinem Zimmer. Eilig öffnete er das Fenster, sprang hinaus und machte sich auf den Weg. Kapitel 6: ----------- Kapitel 6   Angespannt sprang Chat Noir über die Dächer der Stadt und versuchte Ladybug zu finden. Hätte er doch nur besser aufgepasst und ein klein wenig länger den Nachrichten zugeschaut. Dann wüsste er jetzt, wo er hin müsste, und müsste hier nicht planlos durch Paris irren. Verärgert über sich selber, landete er auf dem nächsten Dach. Gerade wollte er weiter springen, als ihm Leute auffielen, die panisch vor etwas wegzulaufen schienen. Warum liefen sie davon? Hatte er endlich sein Ziel gefunden? Lange musste allerdings nicht weiter überlegen, da ein lauter Knall, nicht weit von ihm entfernt, ertönte. Ruckartig drehte er sich in dessen Richtung. Da musste es sein. Ohne zu zögern, eilte er wieder los. Immer mehr Menschen liefen panisch davon. Ohne Zweifel, dort müsste es sein. Es hatte nicht lange gedauert und er entdeckte Ladybug, die angespannt etwas in der Seine zu suchen schien. Für einen kleinen Moment stockte er. Es war das erste Mal, dass er Ladybug wieder sah, seitdem er wusste, dass sie Marinette war. Doch dann schüttelte er seinen Kopf. Jetzt war keine Zeit für so etwas. Er wirbelte seinen Stab über sich und sprang von dem Dach herunter. Die Umgebung war mittlerweile menschenleer. Aber wo steckte die akumatisierte Person? Hatte sie ihn schon ohne ihn besiegt? Flink lief er zu Ladybug herüber. Sie hatte ihren Blick immer noch fest auf den Fluss gerichtet. „Mar … Mylady“, rief er und stellte sich neben sie. Kurz blickte sie über ihre Schulter, doch sofort wandte sie sich wieder von ihm ab. „Du kommst reichlich spät“, murmelte sie und ihr Blick wanderte wieder den Fluss entlang. „Sorry. Hab es nicht gleich gefunden.“ Automatisch sah er ebenfalls auf den Fluss und folgte ihren Blick. „Was habe ich verpasst?“ „Ein verrückter Taucher meint hier Unruhe zu stiften. Er nennt sich Mad-Diver. Das Problem, er taucht immer nur kurz auf und dann verschwindet er wieder im Fluss.“ Chat Noir stützte sich auf seinem Stab ab und runzelte die Stirn. „Und dann spritzt er mit Wasser herum?“, lachte er kurz auf, doch verstummte sofort wieder, als er Ladybugs ernsten Blick sah. „Siehst du die Löcher hier ringsherum?“, deutete sie hinter sich. Verwundert sah er hinter sich. Der Boden sah teilweise aus wie Schweizer Käse. Und dann fiel ihm der laute Knall auch wieder ein. Abrupt drehte er sich wieder zu ihr herum. „Du meinst?“ „Ganz genau. Lass dich bloß nicht von dem Wasser erwischen. Es sieht zwar aus, wie normales Wasser, doch es ist hart wie Stein.“ Chat Noir wollte gerade noch etwas erwidern, doch kam er nicht mehr dazu, da etwas aus dem Wasser herausgesprungen kam. Sofort ging er in Abwehrhaltung und hielt seinen Stab vor sich. „Ach sieh an. Da hätten wir also Nummer zwei. Das wird dir aber auch nichts bringen, Ladybug. Gebt mir einfach eure Miraculous und dann verschone ich euch vielleicht.“ Angriffslustig betrachtete Chat Noir seinen Gegner. Besonders gefährlich sah er jetzt nicht in seinem schwarzen Neoprenanzug aus. Der neongrüne Schnorchel machte das Bild auch nicht besser, eher das Gegenteil. Lediglich seine rot leuchtenden Augen blitzten bedrohlich. „Die wirst du nicht bekommen“, rief Ladybug und warf ihm das Jo-Jo entgegen. Doch bevor es ihn erreichte, tauchte er wieder ab. „Und vor dem sollen wir jetzt Angst haben?“, sah Chat Noir fragend zu Ladybug herüber und konnte nicht verhindern, dass er begann, sie zu mustern. Ladybug rief ihm irgendetwas zu, doch so richtig bekam er davon nichts mit. Zu sehr war er in seinen Gedanken versunken. „Pass auf“, schrie diese nun allerdings und lief auf ihn zu. Schnell warf sie sich gegen ihn, wobei beide zu Boden fielen. Gerade noch rechtzeitig, da ein großer Wasserball laut krachend, an genau der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte, einschlug. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Chat Noir auf das neue Loch im Boden. Das hätte wehgetan, hätte ihn das getroffen, lief es ihm eiskalt den Rücken herunter. „Unterschätze ihn nicht und pass besser auf“, tadelte Ladybug ihn und stand dabei auf. Sie streckte ihm seine Hand entgegen und sah ihm dabei in die Augen. Zaghaft legte er seine Hand in ihre und ließ sich von ihr hochziehen. Ohne seinen Blick abzuwenden, sah er ihr weiterhin tief in die Augen. Sofort schoss ihm wieder Marinette durch den Kopf, wie sie schüchtern neben ihm auf der Bank gesessen hatte, und ihr Eis gegessen hatte. „Alles in Ordnung mit dir? Irgendwie scheinst du heute nicht ganz bei der Sache zu sein.“ Schuldbewusst nickte er ihr zu und schüttelte seine Gedanken wieder ab. Sie hatten einen Superschurken zu bekämpfen. Er musste wirklich besser aufpassen jetzt. „Schon eine Idee, wo der Akuma steckt?“, fragte er daher schnell und konzentrierte sich wieder auf die Situation. „Ich denke, er ist in dem Schnorchel.“ „Tja, nur wie sollen wir daran kommen, wenn er unter Wasser ist. Eine Meerkatze bin ich leider nicht“, zwinkerte er ihr zu. Laut stöhnte Ladybug auf und klatschte sich ihre Hand gegen die Stirn. „Selbst das würde dir nichts bringen. Meerkatzen sind Affen.“ Nachdenklich tippte er sich gegen sein Kinn. „Auch wieder wahr.“ Ruckartig drehte sich Ladybug zurück zum Wasser. Es begann kleine Wellen zu schlagen und alarmierend ballte sie ihre Fäuste. Auch Chat Noir machte sich bereit. Keine Sekunde später formten sich aus den Wellen die nächsten Wasserbälle und flogen auf sie zu. Schnell wichen sie ihnen aus oder ließen sie mit dem Jo-Jo oder dem Stab zurück ins Wasser fliegen. Einige Minuten wurden sie so über den Platz gejagt. Das Wasser beruhigte sich wieder und Ladybug behielt den Fluss stets im Auge. „So wird das nichts“, sprach sie mehr zu sich selber doch Chat Noir hörte sie trotzdem. „Ich denke, es wird Zeit für deinen Glücksbringer.“ Zu stimmend nickte sie und warf ihr Jo-Jo in die Luft. „Glücksbringer.“ Irritiert fing sie ein großes Netz auf. „Was soll ich den damit anfangen?“ Mit einem Katzensprung stellte sich Chat Noir neben sie. „Also mich hast du schon Mal im Netz“, ließ er seine Augenbrauen wackeln. Seufzend wandert ihr Blick daraufhin durch die Gegend und ihre Augen wurden groß. „Ich weiß, was zu tun ist. Gib mir Deckung.“ „Zu euren Diensten Mylady.“ Sofort stellte er sich vor sie und schon begann die nächste Angriffswelle. Er ließ seinen Stab kreisen und wehrte die Geschosse ab. „Siehst du das Boot?“, flüsterte sie ihm zu. Doch ohne auf eine Antwort zu warten, lief sie los. Chat Noir sprintete hinter her und schlug einen Wasserball nach den anderen von ihr weg. Sie hatten das kleine Paddelboot beinahe erreicht und das Wasser beruhigte sich wieder. Ladybug befestigte eine Seite des Netzes am Ufer. Nun begriff auch Chat Noir, was sie vorhatte. „Na dann lass uns den Fisch mal ins trockene bringen.“ Ladybug stand auf, lächelte ihn kurz an und sprang samt Netz auf das Boot. Doch statt ihr hinterher zuspringen, sah er sie einfach nur an. Sie lächelte wirklich, wie Marinette. Warum war ihm das nur nie aufgefallen? Wie blind konnte man eigentlich sein? Doch schlagartig weiteten sich seine Augen. Das Wasser wurde wieder unruhig und er sah das sich eine Wasserkugel, nicht weit entfernt von dem Boot, formte und im Begriff war auf sie zu zufliegen. Da sie gerade auf die andere Seite paddelte, um dort das Netz zu befestigen, bekam sie davon nichts mit. Panisch setzte er zum Sprung an. „Ladybug!“ Schlagartig drehte sie sich zu ihm herum. Doch es war zu spät. Der Wasserball traf sie direkt gegen die Brust, schleuderte sie vom Boot und drückte sie unter Wasser. Kopflos sprang er ihr sofort hinter her. Das war alles seine Schuld. Er sollte ihr Deckung geben, und was tat er? Verträumt in der Gegend herumschauen. Als sich seine Augen an das Wasser gewöhnt hatten, versuchte er sie zu finden. Und da war sie. Regungslos trieb sie unter Wasser. So schnell er konnte, versuchte er zu ihr zu schwimmen. Er musste sie aus dem Wasser holen. Als er sie erreicht hatte, bemerkte er, dass der Taucher ihm auf den Fersen war. Ruckartig drehte er sich um, nahm seinen Stab, ließ ihn länger werden und drückte den Mad-Diver somit von sich weg. Er wusste, dass ihn das nicht lange aufhalten würde, also griff er nach Ladybugs Arm, zog sie zu sich und schwamm mit ihr zur Oberfläche. Er konnte sie gerade noch aus dem Wasser ans Ufer schieben, als er etwas an seinem Knöcheln spürte und zurück unter Wasser gezogen wurde. Wild strampelte er mit seinen Beinen. Doch da er sich unter Wasser befand, bewegten sie sich eher in Zeitlupe. Er nahm sich wieder seinen Stab zur Hand und stieß erneut den Taucher von sich weg. Sofort schwamm er nach oben und kletterte keuchend heraus. Kurz blickte er über seine Schulter, doch von Mad-Diver zum Glück keine Spur. Augenblicklich sprang er auf seine Füße und rannte wackelig zu Ladybug, die immer noch bewegungslos am Boden lag. Ein Blick über die Seine ließ ihn allerdings noch einen Tick schneller laufen, da die Oberfläche wieder unruhig wurde. In Sekundenschnelle warf er sich zu ihr, griff mit einem Arm unter ihre Kniekehlen und legte den anderen um ihren Oberkörper. Kurzerhand stand er mit ihr auf und lief los. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie der Mad-Diver aus dem Wasser aufstieg. „Weglaufen bringt euch gar nichts.“ Ein finsteres Lachen ertönte und Chat Noir konnte ein lautes Platschen vernehmen. Er musste wieder abgetaucht sein. Ohne sich herumzudrehen, lief er unbeirrt weiter. Wenn er wieder abgetaucht war, dauerte es mit Sicherheit nicht lange, bis er erneut angriff. Besorgt sah er herunter in Ladybugs Gesicht. Doch immer noch keine Regung von ihr. „Komm schon, mach die Augen auf!“ Er musste weg vom Wasser. Wenn er weit genug weg wäre, konnte der Taucher sie nicht mehr beschießen. Und wenn er ihnen folgen sollte, wäre es ein Leichtes für ihn, ihn zu stoppen. Am Land war er mit Sicherheit machtlos. Schnell steuerte er eine Seitenstraße an. Es kam ihm, wie eine Ewigkeit vor. Doch in Wahrheit waren nur wenige Sekunden, seitdem er aus dem Wasser gesprungen war vergangen. Ein lautes Husten ließ ihn nach unten schauen. Ladybug hustete und das Wasser wurde wieder aus ihren Lungen gepresst. Endlich. Erleichtert sprang er mit ihr hinter ein parkendes Auto, setzte sie auf den Boden und stützte sie. Immer noch hustete sie und rang nach Atem. „Das ist alles meine Schuld“, senkte er seinen Blick, doch das Piepen ihrer Ohrringe ließen ihn wieder aufblicken. Vorsichtig lehnte er sie gegen das Auto. „Du wartest hier. Ich werde ihn aufhalten und dir den Akuma bringen … Und dann bringen wir dich zu einem Arzt.“ Eindringlich sah er sie an, stand dann mit geballten Fäusten auf und rannte los. Er musste es schaffen diesen blöden Schnorchel zu bekommen. Er näherte sich wieder der Seine. Doch weit und breit war kein blöder Taucher zu sehen. Dann fiel sein Blick auf das Netz. Er musste ihn einfangen und an Land ziehen. Er sprang auf das kleine Boot, schnappte sich das Ende des Netzes und mit einem Satz stand er auf der anderen Seite des Flusses. Schnell befestige er auch dort das Netz. Jetzt musste er ihn nur noch hereinlocken und zu ziehen. Doch dies war leichter gesagt, als getan. Er musste ihn ja erst mal erwischen und alleine könnte das schwierig werden. Aber hatte keine andere Wahl. Diese ganze verdammte Situation war ganz allein seine Schuld. Er hüpfte auf das Boot zurück und ließ das Netz ins Wasser gleiten. Wo steckte der Typ denn nur? Das Wasser begann zu tosen und Chat Noir machte sich bereit. Doch zu seiner Überraschung schwamm er nicht unten im Wasser herum, sondern stieg mit einer riesigen Wassersäule empor. In seinen Händen und um ihn herum, schwirrten Wasserbälle. „Gib mir dein Miraculous!“, brüllte der Mad-Diver und warf einen Wasserball nach den anderen auf Chat Noir. Mit Mühe konnte er ihnen nur ausweichen oder mit seinem Stab wieder zurückschleudern. Lange würde es mit Sicherheit nicht durchhalten, schoss es ihm durch den Kopf. Er musste sich etwas einfallen lassen. Und dann hallte ihm eine sehr bekannte Stimme ins Ohr. Abrupt drehte er sich zu der Stimme herum. „Hey. Wenn du mein Miraculous willst, dann hol es dir“, keuchte Ladybug und drückte sich dabei eine Hand gegen ihre Brust. Fassungslos starrte er sie an. Was machte sie hier? Sie sollte nicht hier sein. Doch dann bemerkte er, dass sie ihm zu zwinkerte. Und er begriff. Es war ein Ablenkungsmanöver. Und es schien auch zu klappen, denn der Taucher beachtete ihn überhaupt nicht mehr. Ohne zu zögern, sprang er mit dem Netz in der Hand los, warf es über ihn und landete am Ufer. Eilig lief er zu dem anderen Ende, zog kräftig an dem Netz und fischte ihn somit aus dem Wasser. Zappelnd und schimpfend versuchte sich Mad-Diver zu befreien, aber Chat Noir war schneller. Er öffnete das Netz, riss ihm die Taucherbrille vom Kopf und warf sie zu Ladybug. Mad-Diver versuchte hinterher zu laufen, doch Chat Noir hielt ihm Fest im Griff. Im Augenwinkel konnte er sehen, dass Ladybug die Brille zerstörte und den schwarzen Schmetterling einfing. Mad-Diver verwandelte sich zurück und landete verwirrt auf allen Vieren. „Wo bin ich?“ Doch darum kümmerte sich Chat Noir gar nicht mehr, da er sah das Ladybug erschöpft zu Boden sank. Wieder piepte ihr Ohrring. Sie hatte nicht mehr viel Zeit, bevor sie sich zurückverwandelte. „Geht es dir gut?“, Besorgt kniete er sich neben sie. „J-ja … Das Netz …“, sprach sie mit heiserer Stimme. Nickend lief Chat Noir zurück und brachte es ihr. Mit einem Lächeln im Gesicht warf sie es in die Luft. „Miraculous Ladybug“, rief sie und die kleinen Marienkäfer erledigten ihre Arbeit. Ein weiteres Piepen und Chat Noir sah, dass ihr nur noch eine Minute blieb. „Du musst zu einem Arzt.“ Sanft legte er seine Hand auf ihre Schulter. Er sah, dass es ihr nicht gut ging, und machte sich große Sorgen. Doch Ladybug schüttelte bloß ihren Kopf und nahm ihr Jo-Jo in die Hand. „Ich muss los.“ Kaum hatte sie die Worte gesprochen, schwang sie sich auch schon mit ihrem Jo-Jo über die Dächer aus seinem Blickfeld und zurückblieb ein in Sorge versetzter Chat Noir. Kapitel 7: ----------- Kapitel 7   Schwer atmend verwandelte sich Marinette in einer kleinen Seitenstraße, nicht weit von ihrem Zuhause, zurück. Am liebsten wäre sie zwar direkt in ihr Zimmer gesprungen, da sie aber nicht zu Hause war, als sie sich verwandelte, ging das leider nicht. Wie sollte sie ihren Eltern erklären, wie sie, ohne durch die Haustür gegangen zu sein, in ihr Zimmer kommen konnte. Sie hatte sich mit Adrien verabschiedet und war seitdem ja noch nicht zurückkehrt. „Geht es dir gut?“, fragte Tikki sofort besorgt, als sich Marinette zurück verwandelt hatte. „Es geht schon. Aber ich sollte mich vielleicht lieber etwas ausruhen. Komm, wir gehen nach Hause.“ Marinette versuchte zu lächeln, doch so richtig wollte es ihr nicht gelingen. Ihr tat alles weh und ein leichtes Schwindelgefühl ließ sie wanken. Sie wollte Tikki aber nicht unnötig beunruhigen. Sie sah auch so schon besorgt genug aus. Langsam öffnete Marinette die kleine Umhängetasche und Tikki flog hinein. „Bist du sicher?“, hakte Tikki nochmals nach, da Marinette aber nickte, verschwand sie komplett in der Tasche. Mit langsam Schritten schleppte sich Marinette zurück nach Hause. Sie wollte nur noch in ihr Bett. Sie hatten zwar schon einige schwere Kämpfe hinter sich, aber dieser hier hatte schon sehr an ihren Kräften gezerrt. Nicht zuletzt auch, da sie kurz ihr Bewusstsein verloren hatte. Vor der Haustür angekommen, atmete sie tief durch und wollte versuchen, sich vor ihren Eltern nichts anmerken zu lassen. Schnell setzte sie daher ein Lächeln auf und betrat die Wohnung. „Ich bin wieder da“, rief sie fröhlich und schloss hinter sich die Tür. Ihre Mutter stand gerade in der Küche und wirbelte am Herd herum. „Hallo mein Schatz. Ganz allein? Adrien gar nicht mehr mitgekommen?“, grinste sie ihre Tochter an, als diese näher trat. „Nein, er musste nach Hause. Ich geh mal rauf in mein Zimmer“, drehte sich Marinette herum und steuerte die Treppe an. Doch ihre Mutter hielt sie auf und drehte sie zu sich zurück. „Geht es dir gut? Du siehst so blass aus.“ Schnell wedelte Marinette mit ihren Händen. „Alles gut Maman. Bin nur … etwas müde. Vielleicht bekomme ich eine Erkältung.“ Stirnrunzelnd legte ihre Mutter den Kopf schief und sah ihre Tochter eindringlich an. „Oder gab es Streit mit Adrien?“ Marinette riss ihre Augen auf und schüttelte heftig ihren Kopf. „Was? Nein. Ich bin wirklich nur müde.“ Und dann fiel ihr wieder etwas ein. Sie konnte Adrien ja noch gar nicht zurückschreiben. Gerade, als sie seine Nachricht gelesen hatte, und ihr Herz sich etwas beruhigt hatte, musste sie, bevor sie ihm antworten konnte, wieder zu Ladybug werden. „Na dann leg dich am Besten etwas ins Bett. Ich hole dich, wenn es Essen gibt.“ „Ist gut. Darf ich mir noch ein paar Kekse mit nach oben nehmen?“ „Natürlich. Nimm dir doch die Keksdose mit. Ich habe sie vor ein paar Minuten erst mit frischgebackenen Keksen neu befüllt. Du scheinst sie ja zurzeit sehr gerne zu essen. Nickend nahm sich Marinette die Dose, gab ihrer Mutter noch einen Kuss auf die Wange und ging herauf in ihr Zimmer. Sofort als Marinette die Luke geschlossen hatte, flog Tikki aus der Tasche heraus. „Du siehst wirklich nicht gut aus.“ Seufzend nahm Marinette Tikki sanft in ihre Hände. „Alles gut. Ich werde etwas schlafen und dann geht es mir bestimmt besser.“ „Okay. Na dann mal ab ins Bett mit dir“, lächelte Tikki. Nachdenklich stellte Marinette ihre Tasche sowie die Keksdose auf den Schreibtisch und öffnete die Dose für Tikki. Flink nahm sie sich noch ihr Handy zur Hand und schleppte sich dann grübelnd die Treppe zu ihrem Bett hinauf. Was war nur heute mit Chat Noir los? So kannte sie ihn gar nicht. Er war mit seinen Gedanken irgendwie nicht bei der Sache und ständig sah er sie so seltsam an. Hatte er vielleicht Probleme? Er hatte ihr ja erst vor Kurzem erzählt, dass sich sein Vater nicht sonderlich, um ihn kümmern würde. Kurz hielt sie in ihrer Bewegung inne und sah zu Tikki hinunter, die fröhlich an einem Keks knabberte. „Meinst du, mit Chat ist alles in Ordnung? Er war doch irgendwie seltsam heute, oder nicht?“ „Das stimmt. Aber mach dir darum jetzt mal keinen Kopf. Wichtig ist nun, dass du wieder zu Kräften kommst.“ Nachdenklich tapste Marinette weiter hoch und war heilfroh, als sie ihr Bett erreichte. Tikki hatte recht, um Chat konnte sie sich auch noch später Gedanken machen. Erschöpft ließ sie sich daher in ihr Kissen fallen. Sie wollte nur noch schnell Adrien schreiben und dann brauchte sie dringend ein wenig Schlaf. Doch das gestaltete sich schwieriger, als gedacht. Das Atmen fiel ihr schwer und sie hatte das Gefühl von einem Auto überrollt worden zu sein. Tief holte sie Luft, hielt ihr Handy vor sich und begann mit ihren Fingern über das Display zu wandern. Bei dem Versuch die Nachricht zu tippen, wurden ihre Lider immer schwerer. Ohne, dass sie etwas dagegen machen konnte, sanken ihre Hände, samt Handy, auf ihren Bauch. Keine Sekunde später fielen ihr auch schon die Augen zu.     Unruhig lief Adrien auf und ab. „Warum antwortet Marinette denn nicht“, murmelte er und lief weiter Kreise in seinem Zimmer. Es war ein Wunder, dass sich noch kein Trampelpfad auf dem Boden gebildet hatte. „Nun setzt dich doch mal hin. Dein Tigern macht mich, nur vom zu sehen, ganz hungrig.“ „Wie kannst du schon wieder ans Essen denken. Du hast doch gerade erst einen ganzen Camembert verschlungen.“ Genervt rollte Adrien mit seinen Augen. Sein ganzes Zimmer stank sogar noch nach dem stinkenden Käse und Plagg dachte schon wieder ans Essen. Dabei gab es jetzt Wichtigeres. Zum Beispiel, warum Marinette nicht antwortete. Er machte sich große Sorgen, um sie. Mit dem Vorwand, ihm wäre noch etwas bei ihrem Vortrag aufgefallen, hatte er sie gefragt, ob er noch mal kurz vorbeischauen könnte, damit sie das ändern könnten. So hätte er sich, ohne, dass sie etwas gemerkt hätte, vergewissern können, dass es ihr gut ginge. Aber sie schrieb einfach nicht zurück. Immer wieder blitzte das Bild, wie er sie in seinen Armen gehalten hatte, und sie nicht mehr geatmet hatte, vor seinem inneren Auge auf. Er hätte ihr sofort hinterher laufen sollen. Nachher hatte sie es gar nicht mehr nach Hause geschafft und lag nun irgendwo bewusstlos in einer Gasse, schoss es ihm durch den Kopf. Er malte sich die schlimmsten Horrorszenarien aus. Seufzend ließ er sich auf sein Sofa fallen. Das war alles seine Schuld. Hätte er nur besser aufgepasst, anstatt verträumt in der Gegend herumzustehen. Er hatte auf ganzer Linie versagt. Er musste einfach wissen, ob sie heil nach Hause gekommen war, und wissen, ob es ihr gut ginge. Sein Blick wanderte herüber zu der großen Fensterfront. Die Sonne ging allmählich hinunter und er hatte immer noch nichts von ihr gehört. Angespannt krallte er seine Finger in seine Hose. Er musste jetzt einfach wissen, wie es ihr ging. Er konnte nicht mehr abwarten. Abrupt sprang Adrien daher wieder von seinem Sofa auf und sah seinen Kwami fordernd an. „Oh nein. Du willst doch nicht etwa wieder zu ihr? Wir sind doch noch gar nicht lange zu Hause“, jammerte Plagg. „Doch. Es geht nicht anders. Plagg, verwandle mich.“     Wimmernd wälzte sich Marinette in ihrem Bett hin und her, bis sie plötzlich senkrecht in ihrem Bett saß. „Wo … was …“ Orientierungslos strich sie mit ihrer Hand über ihre Stirn. Sie brauchte einen kurzen Moment, bis sie wieder wusste, dass sie sich in ihrem Zimmer befand und nicht mitten in einem Kampf steckte. „Marinette ist alles in Ordnung?“ Tikki flog sofort neben sie und musterte sie. „Ja … Bloß ein Albtraum … Wie lange habe ich denn geschlafen?“, antwortete Marinette ihrer kleinen Freundin und sah hinauf zur Dachluke. Die Sonne schien gerade unterzugehen. „Nicht so lange. Geht es dir denn etwas besser?“ „Es geht. Ich fühle mich immer noch, wie von einem Lkw überrollt, ehrlich gesagt.“ Verwundert nahm sie ihr Handy in die Hand. Sie hatte anscheinend noch eine Nachricht, als sie geschlafen hatte, bekommen. Aufgeregt weiteten sich ihre Augen, als sie sah, von wem sie war. Adrien. Ihr Herz machte einen Hüpfer. Was er wohl wollte? Eilig öffnete sie die Nachricht und wurde etwas traurig. Es ging lediglich um das Referat. Doch schnell schrieb sie ihm zurück und entschuldigte sich für die späte Antwort. Seufzend rutschte sie von ihrem Bett und kletterte die Treppe herunter. Immer darauf bedacht ihren Oberkörper nicht allzu dolle zu bewegen, da jede falsche Bewegung prompt ein schmerzhaftes Ziehen nach sich zog. Wie sollte sie nur den Schultag morgen überstehen. Blöderweise stand auch noch ausgerechnet Sport auf dem Stundenplan. Noch keine Ahnung, wie sie das schaffen sollte, legte sie ihr Handy auf den Schreibtisch und ging Richtung Bodenluke. Es gab mit Sicherheit bald Abendessen. Kurz huschte ihr Blick dabei aus dem Fenster heraus, doch anstatt weiter zur Luke zu gehen, blieb sie stutzig stehen. Saß da etwa …?Langsam lief sie auf das Fenster zu. Da saß tatsächlich Chat Noir auf dem Dach. „Tikki, versteckt dich“, flüsterte sie leise, „Chat.“ Mehr brauchte Tikki nicht wissen und verschwand unter Marinettes Jacke. „Was macht den Chat hier?“, murmelte Marinette und eilte, so schnell es ihr in ihrem momentanen Zustand möglich war, zurück und lief die kleine Treppe wieder hinauf zu ihrem Bett. Leise stöhnend kletterte sie zur Dachluke hinauf. Es war vielleicht nicht die beste Idee, aber sie musste einfach wissen, warum Chat hier war, wenn er denn hoffentlich noch da war, wenn sie oben angekommen war. Vielleicht konnte sie ja auch als Marinette herausfinden, was mit ihm los war. Langsam zog sie sich durch die Luke hinaus auf den Balkon und richtete sich auf. Sofort wanderte ihr Blick auf das gegenüberliegende Dach. Chat Noir saß zum Glück immer noch an Ort und Stelle. Unauffällig, als hätte sie ihn nicht gesehen, schlenderte sie herüber zur Balkonbrüstung, lehnte sich dagegen und ließ ihren Blick über die Stadt schweifen, bis sie Chat Noir direkt ansah. „Chat Noir?“, rief sie und versuchte dabei überrascht zu klingen, „Was machst du denn hier? Hat das Kätzchen etwa wieder Hunger?“ Sie zwinkerte ihm dabei zu und hoffte, dass er, wie letztes Mal auch, zu ihr herüber gesprungen käme. Ihre Rechnung schien aufzugehen, denn Chat hob seinen Stab in die Höhe und sprang zu ihr auf den Balkon. „Marinette. Nein, dieses Mal nicht. Ich habe keine Ruhe gefunden und … bin durch die Stadt geirrt. Mein Weg hat mich dabei anscheinend zu dir geführt.“ Irritiert blickte sie ihm ins Gesicht. Er sah so ernst aus und er schien sie anscheinend zu mustern. Die Frage war nur, warum? Doch sie ließ sich nichts anmerken. „Es stimmt wohl wirklich, dass streunende Katzen wiederkommen, wenn man sie füttert.“ „Sieht wohl so aus“, versuchte er zu lächeln, doch Marinette erkannte sofort, dass es kein richtiges Lachen war. Dazu kannte sie ihren Partner gut genug. „Chat Noir … Geht … Geht es dir gut? Du siehst irgendwie so … so nachdenklich aus.“ Seufzend drehte sich Chat Noir von ihr weg und legte seine Hände auf das Balkongeländer. Er senkte seinen Kopf und begann dann zu sprechen. „Weißt du … vorhin … Ladybug und ich …“ Er sah kurz über seine Schulter und sprach dann weiter. „Wir mussten wieder gegen eine akumatisierte Person kämpfen und ich … hab ziemlichen Mist dabei gebaut.“ Niedergeschlagen ließ er seinen Kopf immer noch hängen und Marinette konnte sehen, dass er auf ein Mal seine Hände zu Fäusten ballte. Sie wusste zwar genau, was passiert war, sie war ja schließlich dabei, aber sie durfte sich ja nichts anmerken lassen. Vorsichtig stellte sie sich daher neben ihn und beobachtete die untergehende Sonne. „So schlimm war es bestimmt gar nicht.“ Schlagartig richtete sich Chat Noir allerdings auf, drehte seinen Kopf zu ihr, wodurch auch sie ihren Blick von der Sonne abwandte und sich zu ihm drehte. Zitternd sah er ihr, mit einem gleichzeitig wütenden sowie besorgten Blick, mitten in die Augen. „Doch das war es. Es ist meine Schuld, dass sie sich schlimm verletzt hat. Nur weil ich mit meinen Gedanken woanders war … Ich werde das Bild nie vergessen können wie d... wie Ladybug regungslos in meinen Armen lag … Und das Schlimmste dabei, nicht zu wissen, wie es ihr jetzt geht.“ Marinette musste schlucken. So hatte sie ihren Partner ja noch nie gesehen. Ja, es stimmte schon. Er sollte sie decken. Aber er war ja nicht allein daran schuld. Sie hätte selbst auch besser aufpassen müssen. Behutsam legte sie ihre Hand auf seinen Arm. „Ich kann dir zwar nicht sagen, woher ich das weiß, aber Ladybug geht es gut. Mach dir also keine Sorgen. Okay?“ Lächelnd beobachtete sie ihn, wie sich seine Gesichtszüge scheinbar entspannten. „Wenn du das sagst.“ Scheinbar versuchte er zu lächeln, doch außer einem gequälten Gesichtsausdruck brachte er nichts zustande. Marinette lächelte ihn weiterhin an und ohne etwas zu sagen, sahen sie sich einfach nur in die Augen. Irgendwie war es so ein Moment, bei dem Worte überflüssig waren. Doch dann bemerkte Marinette, dass sie immer noch ihre Hand auf seinen Arm gelegt hatte. Räuspernd nahm sie sie herunter und sah hinauf in den Himmel. „Der Sonnenuntergang ist wunderschön hier oben oder? Ich stehe oft hier und sehe ihn mir an.“ Chat Noir lehnte sich wieder gegen die Brüstung und folgte ihren Blick. „Da stimmt … Aber nicht so schön, wie du …“, flüsterte er leise, wobei sein Blick weiterhin starr geradeaus gerichtet war. Überrumpelt von dieser Aussage, sah sie mit geweiteten Augen zu ihm. Warum sagte er denn so etwas? Und ohne ein witziges Wortspiel oder Ähnliches. Außerdem kannten sie sich doch so gut wie gar nicht, also als Chat Noir und Marinette. Da sie aber merkte, dass sie rot anlief, drehte sie sich sofort wieder herum und sah nachdenklich wieder in den rot schimmernden Abendhimmel. Eine kleine Weile sagte keiner der beiden ein Wort. Schweigend betrachteten sie einfach nur zusammen den Sonnenuntergang, bis ein lautes Magenknurren die Stille unterbrach. Verlegen kratzte sich Chat Noir an seinem Hinterkopf. „Hat das Kätzchen vielleicht doch ein wenig Hunger?“, neckte ihn Marinette. „Könnte schon sein. Ich glaube, ich sollte vielleicht lieber …“ „Magst du vielleicht ein paar Kekse?“ Doch bevor er ihr antworten konnte, drehte sie sich auf ihren Absatz herum und verschwand durch die Dachluke. Vorsichtig ging sie weiter herunter zu ihrem Schreibtisch und drückte den Deckel auf die Keksdose. Tikki flog aus der Jacke heraus und grinste Marinette an. „Kann es sein, dass du Chat doch ein wenig mehr magst, als du dir eingestehen möchtest?“ „So ein Quatsch. Er tat mir nur leid, dass er sich solche Sorgen um mich, beziehungsweise Ladybug gemacht hat.“ Kopfschüttelnd flog Tikki wieder unter ihre Jacke. „Und deshalb hat dein Herz auch schneller geschlagen, als er dir sagte, dass du hübsch aussiehst?“, kicherte Tikki. Augen rollend nahm sie sich ihr Handy. „So ein Blödsinn. Für mich gibt es nur Adrien, das weißt du doch.“ Etwas enttäuscht, da sie keine Nachricht von ihm hatte, legte sie ihr Handy wieder auf den Schreibtisch. Ob Adrien nun sauer auf sie war, weil sie nicht geantwortet hatte und sie ihr Referat verbessern konnten? Selbst, wenn er jetzt antworten würde, wäre es mittlerweile ja auch zu spät zum Vorbeikommen und sie mussten es so lassen, wie es war. Seufzend ging sie mit der Keksdose unter dem Arm wieder zurück. Sie schob die Dose durch die geöffnete Luke und kletterte hinterher. Schmerzhaft stöhnte sie leise auf und fasste sich gegen ihre Brust. „Alles in Ordnung?“ Sofort war Chat Noir zu ihr geeilt und half ihr beim Aufstehen. „Alles gut. Hab mich nur verdreht.“ „Ganz sicher?“ Lächelnd nahm Marinette die Keksdose wieder in die Hand und hielt sie ihm entgegen. „Ja, sicher … Na, was sagt das Kätzchen zu ein paar Keksen?“ Kapitel 8: ----------- Kapitel 8   Chat Noir hob eine Augenbraue in die Höhe und musterte Marinette genau. Auch wenn sie es nicht zu gab. Ihr ging es nicht gut, das sah er genau. Er wollte gerade etwas sagen, doch bevor er dazu kam, öffnete Marinette plötzlich die Keksdose und hielt ihm die duftenden Kekse unter die Nase. „Und? Was ist nun mit den Keksen? Ich kann sie auch wieder zurück in mein Zimmer bringen.“ Sie wedelte mit der Dose herum und ging langsam Richtung Brüstung. Der Duft der Kekse stieg ihm in die Nase und grinsend folgte er ihr. „Die riechen wirklich lecker.“ Chat Noir schnupperte in Richtung der Dose und zur Bestätigung machte sich sein Magen auch prompt, laut knurrend, wieder bemerkbar. „Bedien dich.“ „Danke Marinette.“ Lächelnd nahm er sich einen Keks heraus und biss ein Stückchen davon ab. Seine Augen wurden größer und schnell schob er sich den gesamten Keks in den Mund. Ruck zuck war der Keks verputzt. „Die sind aber lecker.“ Kichernd hielt ihm Marinette wieder die Dose entgegen. „Nimm dir so viele, wie du möchtest. Ti... Äh, eine Freundin von mir, findet sie auch sehr lecker. Sie verdrückt sie so schnell, wie du gerade.“ Abrupt wandte Marinette ihren Blick ab. Chat Noir musste schmunzeln. Sie sprach bestimmt von Tikki. Plagg hatte ihm erzählt, dass ihr Kwami so heißen würde. Kopfschüttelnd drehte er einen weiteren Keks in seinen Händen und betrachtete ihn genau. Tikki aß wohl keinen stinkenden Käse, sondern leckere duftende Kekse. Da könnte Plagg sich ruhig mal ein Scheibchen von Abschneiden, dachte er dabei an seinen gefräßigen Freund. „Stimmt etwas nicht?“ Abrupt sah er wieder auf. „ Nein. Alles gut. Hab nur gerade an etwas gedacht.“ Lächelnd schob er sich den Keks in den Mund und richtete seinen Blick gerade aus. Auch Marinette drehte sich wieder herum und beide sahen zur Sonne, die gerade am Firmament verschwand. Wie lange sie einfach so da standen, wusste Chat Noir nicht. Aber es wurde langsam frisch und Marinette gehörte ins Bett. Und nicht mit ihm auf einen kühlen Balkon. „Ich muss dann auch los jetzt. Vielen Dank für die Kekse.“ Da aber keine Antwort von Marinette kam, drehte er sich langsam zu ihr und sofort veränderte sich seine Miene. Besorgt legte er seine Stirn in Falten. Sie war sehr blass und atmete auf ein Mal so schnell. „Geht es dir gut?“ Schnell winkte Marinette aber ab. Doch gleich danach räusperte sie sich lautstark, begann zu husten und fasste sich an ihre Brust. „A-alles … alles Okay.“ „Das sieht aber nicht so aus.“ Angespannt musterte er sie. Waren ihre Lippen etwa bläulich? „Marinette geht es dir wirklich gut? Du hast blaue Lippen.“ „I-ich … ich glaube, ich bekomme bloß eine Erkältung.“ Unruhig begann sie zu atmen und bekam einen weiteren Hustenanfall. Zitternd rutschte ihr dabei die Keksdose aus der Hand und landete laut scheppernd neben ihr auf den Boden. „Chat …“, flüsterte sie leise und begann zu taumeln. Sofort eilte er neben sie und konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie mit ihrem Kopf gegen die Brüstung schlug, da sie plötzlich umkippte. „Marinette!“ Panisch hielt er sie in seinen Armen und rief immer wieder ihren Namen, doch sie reagierte gar nicht mehr wirklich. „Nein“, flüsterte er und drückte sie an sich. Nicht schon wieder. Sofort schoss ihm das Bild von der leblosen Ladybug in den Kopf. Er musste sie sofort zu einem Arzt bringen. „Marinette? Ist alles in Ordnung? Ich hab ein lautes Scheppern gehö...“ Marinettes Mutter betrat den Balkon und bekam sofort große Augen, als sie ihre Tochter in den Armen von Chat Noir liegen sah. „Was ist hier los?“ „Ich hab jetzt keine Zeit für Erklärungen. Aber vertrauen Sie mir. Marinette muss sofort zu einem Arzt.“ Ohne auf eine Antwort ihrer Mutter zu warten, stand er mit ihr in den Armen auf und sprang auf die Brüstung. „Ich bringe sie ins Krankenhaus.“ Marinettes Mutter nickte ihm zu und so sprang er los. „Wir kommen sofort hinter her“, rief sie ihm noch zu und er konnte im Augenwinkel sehen, dass sie zurück in der Wohnung verschwunden war.     Hektisch lief Chat Noir auf dem Krankenhausflur auf und ab. Wie lange er jetzt schon hier war, wusste er gar nicht. Er hatte jegliches Zeitgefühl, nachdem er Marinette in der Notaufnahme den Ärzten überlassen hatte, verloren. Schnell waren sie mit ihr in einem Zimmer verschwunden und er konnte nichts machen, außer zu warten. Dass ihn alle anstarrten, da er als Chat Noir hier im Krankenhaus herumlief, ignorierte er gekonnt. Er konnte jetzt nicht gehen, bevor er nicht wusste, was mit Marinette war. Zwei aufgeregte Stimmen drangen in sein Ohr und langsam drehte er sich zu ihnen herum. „Du bist doch Chat Noir oder?“ Er nickte und bestätigte so die Frage von Marinettes Vater. „Wie geht es unserer Tochter?“ „Ich weiß es nicht. Die Ärzte sagen mir nichts.“ Betrübt senkte er seinen Blick. Stürmisch umarmte ihn Marinettes Mutter auf ein Mal und drückte ihn fest an sich. „Vielen Dank, dass du Marinette gleich hergebracht hast.“ Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf. „Keine Ursache. Ich konnte sie ja nicht bewusstlos auf dem Balkon liegen lassen, nachdem ich gesehen hatte, dass sie dort lag.“ Er konnte ihnen ja schlecht sagen, dass er mit Marinette dort gestanden hatte, und Kekse gegessen hatte. Er wusste ja nicht, ob ihre Eltern das wissen sollten. Marinettes Vater drückte ihm die Hand und klopfte ihm mit der anderen Hand auf die Schulter. „Du und Ladybug, ihr seid wirklich wahre Helden.“ Chat Noir versuchte zu lächeln, doch gelingen wollte es ihm nicht. Wahre Helden stöhnte er innerlich. Ein toller Held war er. Er war schuld, dass sie überhaupt hier sein musste. „Es ist wirklich sehr freundlich von dir, dass du gewartet hast, bis wir hier sind.“ Marinettes Mutter lächelte ihn kurz an und drehte sich dann zu ihrem Mann. Das war wohl sein Zeichen zu gehen. Auch wenn ihm das widerstrebte. Aber ganz nüchtern betrachtet gab es keinen Grund für Chat Noir hier zu bleiben. Dass er Marinette kannte und sie dazu noch Ladybug war, konnte er ihren Eltern ja schlecht sagen. Schweren Herzens atmete er also tief ein und verabschiedete sich von Marinettes Eltern. Schnellen Schrittes verließ er das Krankenhausgebäude und sprang auf das gegenüberliege Haus. Irgendwo in dem großen Gebäude war Marinette und er hatte keine Ahnung, wie es ihr ging. Und dann kam ihm eine Idee.     Blinzelnd öffnete Marinette ihre Lider. Wo war sie? Das grelle Deckenlicht blendete sie. Schnell kniff sie daher ihre Augen wieder etwas zu und konnte schemenhaft zwei Gestalten erkennen, die sich über sie gebeugt hatten. Sie wollte etwas sagen, doch außer einem schwachen Krächzen kam nichts über ihre Lippen. Schwer atmete sie ein und aus und bemerkte dadurch erst, dass sie eine Maske über ihren Mund trug. Außerdem hingen neben ihr überall Schläuche, die zu ihrem Körper führten. Was war passiert? Sie konnte sich nur noch bruchstückhaft erinnern, wie sie in Chats Arme fiel und er dann mit ihr los gesprungen war. „W-was …“ „Tschh. Alles gut mein Schatz. Wir sind hier. Ruh dich aus.“ Sanft streichelte ihr ihre Mutter über den Kopf. „W-wie?“ „Du hast großes Glück gehabt, dass dich Chat Noir gefunden hat und sofort zum Krankenhaus gebracht hat. Er hat sogar gewartet, bis wir hier waren … Warum hast du uns denn nicht gesagt, dass du im Badezimmer ausgerutscht bist.“ „Was?“, flüsterte sie, doch schlagartig fiel ihr es wieder ein. Chat Noir hatte sie in die Notaufnahme gebracht und war dann plötzlich weg. Sie wurde auf einen Behandlungstisch gelegt und eine Schwester hatte sie gefragt, was passiert war. Das Erste, was ihr dann eingefallen war, war, dass sie im Badezimmer ausgerutscht war, und in die Badewanne gefallen war. „Äh .. W-weil …“ „Ist gut. Ruhe dich lieber erst mal aus und versuch etwas zu schlafen.“ Liebevoll strich Marinettes Mutter ihr eine verirrte Haarsträhne zurück hinters Ohr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „O-okay.“       Nervös stand Adrien vor dem Eingang des Krankenhauses und wartete auf Alya. Aufgeregt hatte er, nachdem er sich in einer Gasse, nicht weit vom Krankenhaus entfernt, zurück verwandelt hatte, seinen besten Freund nach der Nummer von ihr gefragt. Mit der Ausrede, er könne Marinette nicht erreichen und müsste dringend, wegen des Referats, mit ihr sprechen, hatte er Alya gefragt, ob sie es nicht mal probieren könnte. Nach einer Weile hatte sie ihm dann zurückgerufen und ihm erzählt, da sie Marinette auch nicht erreichen konnte, dass sie ihre Eltern angerufen hatte. Von ihnen hatte sie dann erfahren, dass Marinette im Krankenhaus war. Zum Glück hatte Alya ihre Eltern auch wirklich angerufen. Er konnte ja schlecht als Adrien, ohne etwas zu wissen, ins Krankenhaus spazieren. Schnell hatten die beiden beschlossen selbst ins Krankenhaus zu fahren, um nach ihr zu sehen und wollten sich nun hier treffen. Von weiten konnte er sehen, dass Alya auf den Eingang zu gelaufen kam. „Alya“, rief Adrien und winkte seiner Klassenkameradin zu, damit sie ihn bemerkte. „Hallo Adrien.“ Ohne große Worte betraten die beiden das große Gebäude, doch stutzig blieb Adrien plötzlich stehen. „Weiß du denn, wo wir hinmüssen?“ „Nein. Aber gleich.“ Zielstrebig steuerte sie die Frau an der Information an. Adrien blieb etwas abseits, da er bemerkte, wie sich Plagg unter seinem Shirt bewegte. Flink drehte er sich so herum, dass er mit den Rücken zu Alya stand. Vorsichtig hob er seine Jacke ein Stück hoch und beugte sich etwas herunter. „Plagg lass das.“ „Ich mach doch gar nichts. Aber dein schneller Herzschlag macht mich ganz nervös.“ Schnell drückte Adrien seine Jacke wieder zu, als er Schritte hinter sich hören konnte, und drehte sich zurück. „Und?“ Betrübt verschränkte Alya ihre Arme und seufzte. „Direkt dürfen wir nicht zu ihr. Sie ist auf der Intensivstation. Aber so schnell hab ich mich ja nicht abschütteln lassen“, zwinkerte sie ihm zu, „Ihre Eltern sind noch dort und wir warten einfach vor dem Eingang der Intensivstation, bis sie herauskommen.“     Schweigend saßen die beiden vor der Intensivstation und sahen auf die große Glastür. Seufzend stand Adrien aber auf ein Mal auf und stellte sich an das große Fenster. Draußen war es mittlerweile Dunkel und die Straßenlaternen erhellten den großen Parkplatz. Marinettes Eltern waren immer noch nicht herausgekommen. War das ein schlechtes oder ein gutes Zeichen? „Sag mal …“ Verwundert, was Alya wollte, wandte er sich wieder seiner Klassenkameradin zu. „Was ist denn?“ „Warum wolltest du eigentlich unbedingt mit ins Krankenhaus?“ Ertappt erstarrte er für einen kurzen Moment, bis er sich dann verlegen an seinem Kopf kratzte. „Als ich sie vorhin gesehen hatte, ging es ihr ja noch gut und jetzt ganz plötzlich so schlecht. Naja da mach ich mir halt Sorgen. Sie ist ja eine Freundin.“ Alyas Augen wurden zu kleinen Schlitzen und sie lehnte sich auf ihren Stuhl etwas nach vorne. „Eine Freundin ja?“ „Ja, wieso?“ Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und begann zu grinsen. „Nur so.“ Irritiert hob Adrien eine Augenbraue in die Höhe. Doch bevor er etwas sagen konnte, bemerkte er wie das Grinsen aus Alyas Gesicht verschwand und sie aufgeregt aufsprang. Sofort folgte er ihren Blick und sah, dass die große Glastür geöffnet wurde. Marinettes Eltern traten heraus und sofort lief Alya, gefolgt von Adrien, auf sie zu. „Wie geht es Marinette? Was ist überhaupt passiert?“ Aufgeregt stand Alya vor Marinettes Eltern und wedelte wild mit ihren Händen herum. „Hallo ihr Zwei. Kommt wir setzten uns kurz.“ Marinettes Mutter deutete auf die Stühle und so setzten sich alle. Leise begann Marinettes Vater zu sprechen. „Zum Einen hat sie eine Rippenprellung und dann … habt ihr schon mal etwas vom sekundären oder zweiten Ertrinken gehört?“ Adrien und Alya schüttelten ihre Kopf und so sprach ihr Vater weiter. „Marinette ist wohl gestürzt und in die Badewanne gefallen. Dabei hat sie wohl Wasser eingeatmet.“ Adriens Hände krallten sich unbemerkt, als Marinettes Vater sprach, in seine Hose. Er hätte sie sofort ins Krankenhaus bringen sollen und nicht mit ihr noch Kekse essen sollen. „Aber vorhin ging es ihr doch gut? Wie kann sie dann ertrinken?“, fragte Alya aufgeregt. Marinettes Mutter legte Alya eine Hand auf die Schulter. „Die Symptome können bis zu 48 Stunden später auftreten. Zum Glück hat sie Chat Noir auf dem Balkon gefunden und ins Krankenhaus gebracht, sonst wäre sie im schlimmsten Fall …“ Adrien konnte sich das nicht weiter mit anhören. Er musste hier raus. Abrupt sprang er daher auf, wobei ihn alle irritiert ansahen. „Tut mir leid, mein Vater will, dass ich sofort nach Hause komme.“ „Sollen wir dich nach Hause bringen?“ „Das ist sehr nett von Ihnen Monsieur Dupain, aber mein Vater lässt mich abholen.“ Marinettes Mutter stand nun auch auf und verabschiedete sich von ihm. „Marinette wird sich freuen, wenn sie hört, dass du hier warst.“ Doch das bekam Adrien schon gar nicht mehr richtig mit. Wie in Trance nickte er, verabschiedete sich von allen, und lief eilig den langen Flur entlang. Immer schneller wurden seine Schritte, bis er schließlich anfing zu rennen. Das war alles seine Schuld. Wegen ihm wäre sie beinahe … Er rannte immer weiter und verließ das Krankenhaus. Schnell verstecke er sich hinter einem Auto und streckte seine Faust nach vorne. „Plagg, verwandle mich.“ Kapitel 9: ----------- Kapitel 9   Niedergeschlagen stand Chat Noir auf dem schmalen Fenstersims und sah in das kleine Krankenhauszimmer hinein. Dort lag sie und schlief in dem Bett am Fenster. Lange hatte er, nachdem er eine ganze Weile durch Paris geirrt war, um einen klaren Kopf zu bekommen, nach dem richtigen Fenster und einen Weg hinein gesucht. Aber er hatte keine Chance. Die Fenster waren alle verschlossen oder lagen zu weit entfernt von Marinettes Zimmer. Wenn er einfach so, als Chat Noir durch die Flure des Krankenhauses laufen würde, würde er viel zu viel aufsehen erregen, als das er dann noch unbemerkt in ihr Zimmer kommen könnte. Schwermütig beobachtete er Marinette, wie sie ihren Kopf zum Fenster drehte. Im ersten Moment dachte er, sie würde aufwachen, doch sie schlief immer noch. Allerdings konnte er ihr so nun direkt ins Gesicht sehen. Schwer musste er schlucken. Ihre Nase und ihr Mund waren bedeckt von einer Atemmaske. Vorsichtig legte er seine Hand auf das Glas des Fensters. Könnte er doch nur die verdammte Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen. Langsam rutschte seine Hand am Glas herunter, bis er sie schließlich zu einer Faust ballte. Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Er konnte nichts machen, außer zu hoffen, dass sie das unbeschadet überstehen würde. Ein wenig Licht drang plötzlich aus Richtung der Tür ins Zimmer. Aufgeschreckt griff Chat Noir daher hinter sich und nahm sein Stab in die Hand. Es war vermutlich besser, wenn niemand mitbekam, dass er hier war. Wie sollte er das sonst erklären. Eilig fuhr er den Stab aus und machte sich zum Sprung bereit. Er konnte gerade noch einen Schatten erkennen, der das Zimmer betrat, als er einen großen Satz zum nächsten Haus machte.   Blinzelt sah Marinette zum Fenster. Hatte sie das gerade richtig gesehen? Stand da eben Chat Noir und sah hinein? Aber warum sollte er das machen? Es gab doch keinen Grund dafür. Sie musste sich geirrt haben, anders konnte sie sich es nicht vorstellen. „Wie geht es dir mein Schatz?“ Schwerfällig drehte Marinette ihren Kopf in die Richtung der vertrauten Stimme. „Maman“, krächzte sie heiser durch die Maske hindurch und versuchte sich etwas aufzurichten. „Bleib liegen. Es ist schon sehr spät. Der Arzt meint, es ist besser, wenn Papa und ich nun nach Hause fahren und dich schlafen lassen. Papa muss morgen zwar die Bäckerei öffnen, aber ich komme, so schnell ich kann wieder her. Ist das Okay?“ Mehr als ein schwaches Nicken bekam Marinette nicht mehr zustande, bevor ihr auch schon wieder die Augen zu fielen.     Stöhnend griff Adrien am nächsten Morgen nach seinem Wecker, der schon seit einigen Minuten piepte, und drückte auf den Knopf. Auf Aufstehen hatte er so gar keine Lust. Da es aber keine Sekunde später auch schon an der Tür klopfte, hatte er gar keine andere Wahl. „Adrien machst du bitte die Tür auf.“ Mit einem kurzen Blick auf seinem Kwami, der noch schlafend auf dem Kopfkissen lag, schwang er müde die Beine über die Bettkante. Schlurfend näherte er sich seiner Tür. Er hatte gestern, bevor er, als Chat Noir, sein Zimmer verlassen hatte, zur Sicherheit noch schnell die Tür abgeschlossen. Nicht, dass Nathalie in seiner Abwesenheit sein Zimmer betrat. Wie sollte er dann erklären, wie er aus dem Haus gekommen war. Sein Vater ließ sich ja ohnehin nicht blicken, also brauchte er sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen. Gähnend drehte er den kleinen Schlüssel in dem Schloss herum und öffnete einen Spalt die Tür. „Ja?“ „Adrien, da du heute anscheinend etwas spät dran bist, hier deine Termine für heute.“ „Danke …“ Augen rollend nahm Adrien das Tablett entgegen und war im Begriff die Tür wieder zu schließen, als Nathalie noch schnell etwas sagte. „Dein Vater lässt ausrichten, dass er zu einer Geschäftsreise in die USA fliegen muss.“ „Aha. Und wann?“ War ja nichts Neues, dass sein Vater lieber durch die Gegend reiste, anstatt sich mal mit ihm zu befassen. „Genau genommen ist er schon zum Flughafen aufgebrochen.“ „Nicht mal verabschieden kann er sich“, murmelte er leise und senkte kurz seinen Blick, sah dann aber wieder Nathalie an, „Und wie lange?“ „Angedacht sind zwei Wochen, falls allerdings Komplikationen auftreten sollten, könnte es auch etwas länger dauern. Nun mache dich bitte zur Schule fertig, du bist spät dran.“ Ohne etwas zu erwidern, schloss Adrien die Tür und ging seine Termine für heute durch. Seufzend legte er das Tablett danach auf seinen Schreibtisch. Schon wieder ein Fotoshooting nach der Schule. Dabei wollte er eigentlich versuchen Marinette zu besuchen. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn allerdings abermals aufstöhnen. Er musste sich nun wirklich ran halten, um noch pünktlich zur Schule zu kommen. Schnell eilte er zu seinem Bett und stupste Plagg an. Doch dieser machte gar keine Anstalten aufzustehen. Verübeln konnte er es seinem Kwami jedoch nicht. War er selbst auch hundemüde und wäre am liebsten im Bett geblieben. Erst tief in der Nacht war er zurück zu Hause gewesen und hatte erst in den frühen morgen Stunden in den Schlaf gefunden. Aber er hatte jetzt keine andere Wahl. Er musste los und Plagg musste mit. Man wusste ja nie, wann der nächste Akuma auftauchen würde. Und plötzlich verharrte er in seiner Bewegung. Was sollte er überhaupt nun ohne Ladybug machen, falls jemand akumatisiert werden würde? Er konnte ja keine Akumas einfangen. Konnte er Akumas vielleicht irgendwie einfangen und sie aufbewahren, bis Ladybug wieder konnte? Wenn sie nun aber gar nicht mehr richtig gesund wurde? Doch bevor er sich weiter seinen Kopf zerbrechen konnte, holte ihn eine maulende Stimme aus seiner Gedankenwelt zurück. „Man Adrien. Was stupst mich hier so an. Ich will schlafen.“ Laut gähnend schwebte Plagg hoch zu Adriens Gesicht. „Wenn ich nun aber schon mal wach bin, kann ich auch etwas essen. Wo ist mein Käse?“         Ein lautes Poltern riss Marinette aus dem Schlaf und aufgeschreckt öffnete sie ihre Augen. Sie brauchte einen Moment, bis sie wieder wusste, wo sie sich befand. Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite, um zu schauen, woher der Lärm kam. Zwei Schwestern hantierten an dem Bett ihrer Zimmernachbarin herum und begannen sie herauszuschieben. Eine der Schwester hatte wohl bemerkt, dass sie wach geworden war und sah in ihre Richtung. „Guten Morgen. Wir kommen auch gleich zu dir.“ Eilig drehte sie sich wieder herum und die beiden Schwestern verschwanden, samt Marinettes Bettnachbarin aus dem Zimmer. Damit war sie ganz alleine und ihr fiel etwas ein. Wo befand sich Tikki? Sie hatte sie seit gestern nicht mehr gesehen. „Tikki?“, flüsterte sie leise und versuchte sich aufzurichten. Doch sofort zog ihr ein Schmerz durch die Brust. Die verdammte Rippe hatte sie ja ganz vergessen. „Tikki?“, flüsterte sie erneut, nachdem sie es geschafft hatte, ihren Oberkörper aufzurichten. Aber immer noch keine Spur von ihrem Kwami. Hatte man ihr vielleicht die Ohrringe herausgenommen? Panisch fasste sie sich an ihre Ohrläppchen. Erleichtertet stellte sie jedoch fest, dass sie noch in ihren Ohren steckten. Wo steckte Tikki nur? Langsam wurde sie ziemlich nervös. „Tikki?“, rief sie nun etwas lauter, was allerdings nicht ganz so einfach durch diese verdammte Maske war. „Ich bin hier.“ Tikki flog unter dem Bett hervor und schwebte nun vor Marinettes Gesicht. „Ich dachte, du wärst verschwunden“, schluchzte Marinette und nahm ihren kleinen Kwami in ihre Hände. „Wie geht es dir?“ Schulterzuckend ließ sich Marinette vorsichtig zurück in ihr Kissen sinken und Tikki setzte sich neben ihren Kopf auf das Kissen. „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Du hattest wirklich Glück, dass dich Chat Noir sofort ins Krankenhaus gebracht hat.“ Marinette wollte gerade etwas sagen, als die beiden ein Knacken an der Tür bemerkten. Sofort flog Tikki unter die Decke und gleich darauf wurde auch schon die Tür geöffnet. Marinettes Mutter betrat mit der Schwester von eben das kleine Zimmer. Rasch standen die beiden neben Marinette und ihre Mutter lächelte sie liebevoll an. „Dann wollen wir mal die Maske abnehmen. Die brauchst du zum Glück nicht mehr. Du erholst dich schnell. Wenn es so weiter geht, kannst du morgen auf die normale Station verlegt werden. Der Arzt ist auch gerade bei der Visite und müsste auch bald bei dir sein.“ Mit wenigen Handgriffen nahm die Schwester die Maske ab, nickte Marinettes Mutter zu und verließ das Zimmer. „Das klingt doch toll.“ Marinette nickte und ihre Mutter setzte sich neben sie auf die Bettkante. Lächelnd streichelte sie ihr über ihre Hand. „Warum hast du uns denn gar nicht gesagt, dass du in die Wanne gestürzt bist.“ Verlegen räusperte sich Marinette und suchte eine passende Antwort. Die Sache mit der Badewanne war nun wirklich nicht die beste Ausrede, aber was anderes war ihr einfach in dem Moment nicht eingefallen. „Naja es schien ja nichts weiter passiert zu sein, außer das mir die Rippe etwas weh tat. Und ihr kennt mich ja, wie tollpatschig ich doch bin. Ich stolpere ja ständig oder stoß mich irgendwo.“ Angespannt beobachtete Marinette ihre Mutter, als sie jedoch kurz seufzte und danach begann zu lächeln, entspannte auch sie sich wieder. „Das stimmt leider. Aber versprich mir, wenn du wieder ins Badewasser oder Ähnliches fallen solltest, sage uns bitte bescheid.“ „Ist gut Maman. Versprochen.“ Zufrieden nickte ihr ihre Mutter zu und strich ihr eine verirrte Strähne zurück hinters Ohr. „Woher kennt Chat Noir eigentlich deinen Namen? Kennst du ihn etwa?“ Marinette erstarrte. Ihrer Mutter entging auch gar nichts. Sie hatte ihren Eltern nie erzählt, dass sie offiziell, als Marinette, mit ihm zusammengearbeitet hatte. Warum auch, sie hätten sich nur unnötig Sorgen gemacht. Aber es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als ihrer Mutter nun die Wahrheit zu sagen. „Also um ehrlich zu sein, habe ich ihm schon mal bei einer Sache geholfen.“ Sofort bekam ihre Mutter große Augen und sah sie erstaunt an. „Aber es war keine große Sache. Eigentlich habe ich auch gar nichts wirklich gemacht.“ „Meine kleine Tochter. Du bist immer für eine Überraschung gut … Kann es sein, dass Chat Noir gestern gar nicht zufällig bei dir war?“ Grübelnd zog Marinette ihre Stirn in Falten. So genau wusste sie es selbst nicht. Er schien zumindest so, als ob er gestern absichtlich vorbei geschaut hatte. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie ihrer Mutter ehrlich. „Ich glaube ja, er mag dich. So besorgt, wie er gestern ausgesehen hat, als wir ins Krankenhaus kamen. Er lief vor dem Behandlungszimmer auf und ab.“ Fragend sah Marinette ihre Mutter an. „Er hat gewartet?“ Ihre Mutter stand auf ein Mal auf, lief zum Fenster herüber und stellte es auf Kippe. „Hier muss frische Luft herein.“ „Maman.“ Grinsend setzte sich Marinettes Mutter zurück auf die Bettkante. „Er hat extra gewartet, bis wir hier im Krankenhaus waren, und sah sehr besorgt dabei aus.“ „So ein Blödsinn.“ Ihre Mutter musste sich irren. Warum sollte sich Chat Noir sorgen um sie machen. „Alya und Adrien haben sich auch Sorgen um dich gemacht. Sie sind extra gestern Abend noch hier her ins Krankenhaus gekommen, als sie es erfahren haben.“ „Adrien?“ Abrupt richtete sich Marinette auf, doch sofort wurde ihr dies zum Verhängnis. Schmerzhaft griff sie gegen ihre geprellte Rippe und sank zurück in die Kissen. Sie hätte dabei beinahe den Zugang an ihrer Hand herausgerissen. „Nicht so schnell. Du sollst dich ausruhen. Ja, Adrien und Alya waren extra hier und haben gefragt, wie es dir geht.“ Marinettes Herz machte sich schon wieder selbstständig bei dem Gedanken und schlug, wie wild in ihrer Brust. Adrien war extra für sie herkommen. Blöderweise machte sich dies auch prompt auf dem EKG bemerkbar und eine Schwester kam herein gestürmt.       Müde versuchte Marinette am Abend zu schlafen. Ihr tat jede Faser ihres Körpers weh und auch das Atmen fiel ihr noch schwer. Aber das war ja auch kein Wunder, wenn sie da an das Arztgespräch heute Vormittag zurückdachte. Sie hatte zwar nur die Hälfte davon verstanden, was ihr der Arzt gesagt hatte, aber das reichte ihr schon. Gähnend starrte sie die Decke an. Diese ganzen Schläuche und Kabel an ihren Körper nervten einfach. Ganz besonders dieses blöde Ding an ihrem Finger. Es piepte sofort los, wenn es von ihrem Finger rutschte. Aber immerhin musste sie nicht mehr diese Maske tragen. „Kannst du nicht schlafen?“ Marinette schüttelte ihren Kopf und blickte zu Tikki. Glücklicherweise hatte sie noch keine neue Bettnachbarin bekommen und konnte so mit ihrer kleinen Freundin sprechen. „Dabei bin ich so müde.“ Seufzend drehte sie sich zur Seite und blickte aus dem Fenster. Das Zimmer war nicht sehr hoch und so schien das Licht der Straßenlaternen etwas hinein. Irritiert richtete sich dann aber etwas auf. Stand da etwa Chat Noir auf dem Dach gegenüber und sah hier ins Zimmer hinein? „Tikki, ist das etwa?“ Da ihr kleine Kwami jedoch verschwunden war, hatte sie ihn wohl auch gesehen. Was machte er hier? Ohne groß nachzudenken, drückte sie auf den Schwesternknopf, und wenige Zeit später betrat auch schon jemand das kleine Zimmer. „Tut mir leid, wenn ich dafür extra klingeln muss. Mir ist so warm, könnten Sie mir bitte das Fenster öffnen? Ich kann ja leider nicht selbst zum Fenster laufen.“ Entschuldigend deutete sie dabei auf die Kabel, mit denen sie verbunden war. Ohne einen Ton zu sprechen, ging die Schwester zum Fenster, öffnete es und verließ wieder den Raum. Angespannt sah Marinette danach wieder zum Dach gegenüber. Doch Chat Noir war verschwunden. Wo war er denn hin? Hatte er vielleicht doch gar nicht hier hineingesehen? Und dann fiel ihr etwas ein. Was war, wenn er gerade ein Akuma unterwegs war und er auf den Weg dorthin war? Er konnte doch keine einfangen. Sie musste ihm helfen. Aber wie? Sie konnte ja kaum geradestehen. Wie sollte sie außerdem erklären, dass sie für kurze Zeit aus der Intensivstation verschwinden würde? Sie wollte gerade Tikki um Rat fragen, als sie im Augenwinkel einen schwarzen Schatten am Fenster sah. Langsam drehte sie ihren Kopf zurück zum Fenster und blickte in grüne Augen, die sie fixierten. „Chat Noir.“ Kapitel 10: ------------ Kapitel 10   Chat Noir hockte auf dem Fenstersims und blickte durch das Zimmer. „Darf … darf ich reinkommen?“ Marinette nickte ihm zu und so sprang er auf leisen Sohlen ins Zimmer. Schnell stellte er sich neben das Bett und wusste anscheinend nicht so richtig, was er sagen sollte. Marinette musterte ihn genau. Wenn sie ihn als Ladybug traf, hatte er stets einen Spruch auf Lager oder machte irgendwelche Wortwitze, doch nun stand er da, warum auch immer, wie ein Häufchen Elend und sah, verlegen auf den Boden. Marinette konnte sich das nicht mehr mit ansehen und ergriff daher das Wort. „Na, was treibt dich denn in diese Gegend? Falls das Kätzchen Hunger hat, muss ich passen. Heute kann ich leider nichts Essbares für dich besorgen. Wie du siehst, kann ich hier nicht weg.“ Marinette deutete auf die Kabel und Schläuche, was Chat Noir ein schiefes Grinsen entlockte. „Eigentlich … eigentlich wollte ich dich fragen, wie es dir geht.“ „Mir ging es ehrlich gesagt schon mal besser.“ Marinette senkte ihren Blick und zupfte verlegen an ihrer Bettdecke herum. Die Worte ihrer Mutter hallten ihr plötzlich, wie ein Echo, durch ihren Kopf und unweigerlich stellte sie sich Chat Noir, wie er besorgt vor dem Behandlungszimmer herumlief, vor. „Vielen … vielen Dank übrigens, dass du mich ins Krankenhaus gebracht hast“, flüsterte sie leise und hielt ihren Kopf gesenkt. „Nicht dafür … Wegen …“ Verwundert sah Marinette wieder auf. Warum brach er denn mitten im Satz ab? Chat Noir ballte seine Hände zu Fäusten und sah sie nicht mehr an. „Wegen?“ „Weswegen bist du eigentlich hier? Also, warum bist du denn überhaupt umgekippt?“ Kurz erstarrte Marinette. Was sollte sie ihm denn nun sagen? Die Wahrheit fiel schon mal aus. Dann könnte sie ihm gleich um die Ohren hauen, dass gerade seine Partnerin vor ihm im Bett lag. Schnell entschied sie sich daher für die Badewannenstory und berichtete ihm diese absurde Geschichte. „Und nun liege ich hier, wie du weißt“, beendete sie ihre Erzählung und wartete, wie Chat Noir reagieren würde. Doch zu ihrer Überraschung stellte er gar keine Fragen oder Ähnliches, sondern nickte bloß. „Ich bin halt ein richtiger Tollpatsch.“ Ohne etwas zu sagen, drehte er sich zum Fenster und sah hinaus. „Die Hauptsache ist doch, dass du wieder gesund wirst.“ Marinette runzelte ihre Stirn. Das war ja schon fast gruselig, wie ernst ihr Partner war. Warum war er so? Hatte ihre Mutter etwa recht und er machte sich Sorgen um sie? Aber warum sollte er das tun? Sie kannten sich doch kaum, also so. Marinette und er. Keiner der beiden sagte etwas und Chat Noir sah weiterhin aus dem Fenster. „Wenn ich Glück habe, werde ich morgen auf die normale Station verlegt“, erzählte sie schnell, damit wenigstens irgendjemand etwas sagte. Warum war das denn so krampfig plötzlich zwischen ihnen? Doch dann drehte er sich wieder zu ihr herum und lächelte ihr wieder ins Gesicht. „Das ist gut.“ Marinette nickte zögerlich. Er schien wirklich erleichtert zu sein dies zu hören. Sie beobachtete ihn, wie er dort vor dem Fenster stand, und konnte nicht verhindern, dass sie anfing zu gähnen. Die Müdigkeit schien sie zu überrollen und müde rieb sie sich ihre Augen. „Ich glaube, du solltest besser schlafen.“ „Ich denke auch“, flüsterte Marinette und ihr fielen schon halb die Augen zu. Mit einem Satz stand Chat Noir auf dem Fensterbrett und hielt sich an dem Rahmen fest. „Also, wenn du etwas Ablenkung vom Krankenhausalltag brauchst, kann ich dich gern ein wenig Ablenken kommen.“ Er zwinkerte ihr zu und Marinette konnte nur darüber schmunzeln. Da war er wieder, Chat Noir, wie er leibt und lebte. Aber irgendwie war sie auch froh darüber. Stand ihm das doch viel besser. „Ich glaube, streunende Katzen werden hier aber nicht so gerne gesehen.“ „Vielleicht kommt diese Katze ja auch nur bei Nacht heraus, wenn alle anderen schlafen.“ Ohne auf eine Antwort seitens Marinette zu warten, winkte er ihr kurz zu und sprang dann davon. Marinette sah nur noch einen Schatten auf dem anderen Dach davon huschen, bevor ihr die Augen zufielen und sie einschlief.     Müde saß Adrien am nächsten Morgen, wie immer alleine, an dem großen Tisch und stupste mit seinem Finger gegen seine Brotscheibe. Plagg lugte unter seinem Shirt hervor und sah ihn fragend an. „Gar keinen Hunger heute Morgen?“ Seufzend schüttelte Adrien seinen Kopf und schob seinen Teller von sich weg. „Ich bin viel zu müde, um etwas zu essen.“ Mit einem Ruck rutschte er mit dem Stuhl vom Tisch weg und stand auf. Kopfschüttelnd verschwand Plagg wieder unter dem Shirt. „Wie kann man denn keinen Hunger haben. Selber schuld, wenn du dir die Nächte um die Ohren haust.“ „Du weißt genau warum.“ Adrien verließ das Esszimmer und steuerte die Treppe, auf die er seine Schultasche gestellte hatte, an. „Ah Adrien, hier bist du“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Innerlich stöhnte Adrien, wenn Nathalie ihn abfing, verhieß das eigentlich nie etwas Gutes. „Ja?“ Langsam drehte er sich zu ihr herum und da sah er auch schon das Tablet in ihren Händen. „Hier, deine Termine. Nimm dir bitte die nächsten Tage nichts weiter vor. Eine große Fotostrecke für die neue Kollektion deines Vaters steht an. Er möchte die neuen Fotos für seine Verhandlungen benutzen, daher müssen sie schnell im Kasten sein.“ Adrien überflog die Termine und bekam große Augen. „Aber da habe ich ja überhaupt gar keine Zeit mehr zwischen dem Fechten und dem Chinesischunterricht.“ „Es ist doch nur für ein paar Tage.“ Adrien gab Nathalie das Tablet zurück und hob seine Hände in die Luft. „Eine Freundin von mir liegt im Krankenhaus. Ich wollte sie dort besuchen.“ „Das muss eben warten. Die Fotostrecke ist sehr wichtig für deinen Vater.“ „Sie ist im Krankenhaus.“ Wild wedelte Adrien mit seinen Händen herum. Was hatte Nathalie daran nicht verstanden? Man war doch nicht einfach so, weil es einem Spaß machte, in einem Krankenhaus. Die blöden Fotos konnten doch auch mal warten. „Ich befolge nur die Anweisungen deines Vaters. Und die waren eindeutig. Trödel nun nicht herum. Die Schule beginnt bald.“ Wütend griff Adrien nach seiner Tasche. Er hatte sie noch nicht richtig geschlossen gehabt und durch den Ruck rutschte jetzt sein Smartphone heraus. Im hohen Bogen flog es durch die Luft und fiel auf den Boden. Eilig bückte er sich und hob es wieder auf. Dem Display war aber leider nicht mehr zu helfen, es war zersplittert. „Na toll, das auch noch.“ Nathalie hielt ihm ihre Hand entgegen und nickte ihm zu. „Komm, gib her. Ich kümmere mich darum.“ Immer noch wütend drückte er ihr das Handy in die Hand und stampfte Richtung Haustür. Er hatte gehofft, wenn sein Vater schon einfach abreiste, dass er dadurch wenigstes Mal etwas mehr Zeit für sich hatte. Aber er hatte jetzt sogar noch weniger. Eilig verließ er das Haus. Das Auto, welches ihn zur Schule bringen sollte, stand schon bereit, doch Adrien lief einfach vorbei. Er wollte einfach mal ein paar Minuten für sich haben und zu Fuß zur Schule laufen. Doch weit war er noch nicht gekommen, als Nathalie ihm hinter her rief. „Steig ins Auto. Du weißt, was dein Vater gesagt hat. Oder willst du etwa, dass er dich nicht mehr zur Schule lässt?“ Abrupt blieb Adrien stehen, kehrte um und stieg in das Auto. Das bisschen Freiheit, was er hatte, wollte er dann auch nicht verlieren.       Gähnend schaltete Marinette durch die Fernsehkanäle. Die Besuchszeit war lange vorbei und ihre Eltern auch schon lange fort. Sie blieb bei einem Sender, auf dem gerade eine Quizsendung lief, stehen, und legte die Fernbedienung neben sich auf das Bett. Besonders viele Sender hatte sie hier nicht, aber immerhin etwas. Sie war ja schon froh, dass sie nicht mehr auf der Intensivstation liegen musste und heute Mittag verlegt wurde. Zu ihrem Glück hatten sie kein anderes Bett mehr frei und hatte daher ein Einzelzimmer bekommen. So konnte sie wenigsten ungestört mit Tikki sprechen. Nachdenklich nahm sie ihr Smartphone in die Hände. Keine neuen Nachrichten. Ihre Mutter hatte zum Glück daran gedacht ihr das Handy mitzubringen. So konnte sie sich wenigstens verständigen und hatte auch gleich mit Alya geschrieben. Morgen wollten sie sie auch Besuchen kommen. Seufzend legte sie das Smartphone auf das kleine Schränkchen neben ihrem Bett und ließ den Kopf wieder ins Kissen fallen. „Alles in Ordnung?“ Tikki sah ihre Freundin fragend an und schwebte zu ihrem Kopf herauf. „Alles gut, ich dachte nur …“ „Du dachtest, Adrien würde dir zurückschreiben“, beendete Tikki Marinettes Satz und sah sie tröstend an. „Ja …“ „Er wird dir schon antworten, ganz bestimmt.“ Lächelnd stupste Marinette ihren kleinen Kwami an. „Ach Tikki.“ Ein leises Klopfen an der Tür ließ die beiden aufhorchen und Tikki huschte unter die Bettdecke. „Ja?“ Die Tür wurde geöffnet und die Nachtschwester betrat das Zimmer. „Ist alles in Ordnung bei dir?“ Marinette nickte und die Schwester sah zum Fenster herüber. „Soll ich es vielleicht zu machen?“ „Nein schon in Ordnung. Ich habe gern etwas frische Luft in der Nacht.“ „Dann eine angenehme Nachtruhe. Am Besten versuchst du etwas zu schlafen.“ Die Schwester verließ das Zimmer und Tikki kroch wieder heraus. Grinsend sah sie zu erst zu Marinette und dann zum Fenster. „Ja ja. Ich glaube eher, dass du es für jemand ganz Bestimmten offen lässt.“ „Gar nicht wahr.“ Tikki begann zu kichern und Marinette stimmte mit ein. „Vielleicht ein klein bisschen.“   Dösig schaltete Marinette den Fernseher aus und schmunzelte, als sie Tikki schlafend auf dem Kopfkissen betrachtete. Schlafen war wirklich eine gute Idee. Gähnend drückte sie auf den Knopf für das Licht, und das Zimmer wurde auf einen Schlag dunkel. Nur die Straßenlaternen spendeten ein wenig Licht. In die Decke eingekuschelt, suchte sie eine Position, in der ihre Rippe nicht allzu sehr schmerzte. Als sie endlich eine gefunden hatte und ihre Augen schloss, hörte sie plötzlich irgendetwas am Fenster. Langsam öffnete sie wieder ihre Lider und sie konnte einen dunklen Umriss erkennen. „Chat Noir?“, flüsterte sie leise und richtete sich etwas auf. „Hey … Ich wollte dich nicht stören oder gar wecken. Ich sollte am Besten …“ „Schon Okay. Komm ruhig rein.“ Doch im gleichen Atemzug, in dem sie dies gesagt hatte, fiel ihr die schlafende Tikki wieder ein. Sofort zog sie ihren Kwami vom Kissen herunter und rutschte mit ihrer Hand unter die Decke. Sie merkte, wie Tikki sich bewegte, da sie wach wurde, und sprach daher gleich wieder zu Chat Noir, damit sie mitbekam, dass er hier war. „Es stimmt also, dass dieses Kätzchen wirklich nur herauskommt, wenn alle anderen schlafen.“ Marinette beobachtete ihn, wie er etwas näher kam. Es war zwar dunkel im Zimmer, aber ihre Augen hatten sich etwas an die Dunkelheit gewöhnt, und so konnte sie, wenn auch nicht ganz deutlich, erkennen, was er machte. „Wenn du schlafen möchtest, dann sollte ich vielleicht besser gehen.“ Marinette runzelte ihre Stirn. Schon wieder wirkte er so ernst. Was war nur in letzter Zeit mit ihm los? „Solltest du nicht auch vielleicht lieber ein wenig schlafen?“ Sie konnte sich immer noch nicht erklären, warum er hier war. Er hatte doch auch ein normales Leben und Schlafen gehörte doch auch dazu. „Ich schlafe zurzeit sowieso nicht besonders gut. Ein Spaziergang und etwas frische Luft soll ja dabei helfen.“ Marinette konnte sein Gesicht zwar nicht genau erkennen, aber sie war sich sicher, dass er ihr dabei, ganz Chat Noir typisch, zugezwinkert hatte. Ein kurzes Lächeln huschte ihr übers Gesicht und schnell nickte sie. „Das stimmt wohl … Was hält dich denn vom Schlafen ab? Zu viele Superschurken unterwegs?“ Sie hatte zwar nichts davon gehört, dass es einen neuen Angriff gegeben hatte, aber ihre Informationsquellen waren doch sehr beschränkt hier drinnen. Chat Noir ging zurück zum Fenster und stand nun mit dem Rücken zu ihr. „Nein, das ist es nicht. Es ist … naja … “, stammelte er herum. „Wenn du reden möchtest … Ich bin eine gute Zuhörerin.“ Chat Noir seufzte, drehte sich wieder herum und zuckte mit seinen Schultern. „Das … das ist nicht so einfach … Die Sache ist kompliziert.“ „Ich bin gut darin, komplizierte Sachen zu lösen. Also schieß los.“ Chat Noir lachte kurz, schüttelte dann aber seinen Kopf. „Ich kann es dir leider nicht sagen. Aber eines Tages wirst du es hoffentlich verstehen.“ Mit einem Mal sprang er auf die Fensterbank, hockte sich ins Fenster und zog seinen Stab hervor. „Du solltest ein wenig schlafen, es ist schon sehr spät. … Eigentlich wollte ich dich ja ein wenig ablenken und nun haben wir nur über mich geredet.“ „Das nächste Mal bekommst du das bestimmt besser hin“, neckte sie ihn und begann zu grinsen. „Vielleicht komme ich ja einfach morgen wieder und probiere es erneut.“ Langsam stand er auf und wirbelte seinen Stab herum. „Außer du wechselst wieder das Zimmer. Ich hab ewig gebraucht, um das hier zu finden.“ Marinette begann zu lachen. „Nein, ich glaube, ich bleibe erst mal hier.“ „Dann also bis Morgen.“ Marinette beobachtete genau, wie er davon sprang. Als er nicht mehr zu sehen war, ließ sie sich zurück in ihr Kissen sinken. Tikki krabbelte unter der Decke hervor und begann vor ihrem Gesicht herum zu schweben. „Du magst ihn oder?“ „Ja, ich mag ihn. Aber nicht so, wie du jetzt denkst.“ „Bist du dir da sicher?“ Marinette rutschte noch etwas mehr unter ihre Decke und nickte. „Tikki, was soll das. Für mich gibt es nur Adrien. Lass uns schlafen jetzt. Es ist wirklich schon sehr spät.“ Marinette schloss ihre Augen und dachte übers Tikkis Worte nach. Das war einfach absurd. Sie mochte ihn schon irgendwie, aber nur als Freund und Partner im Kampf gegen Hawk Moth, mehr nicht. Bei dem Gedanken, dass er sie morgen wieder besuchen kam, huschte ihr dann aber doch ein Lächeln über die Lippen.   Kapitel 11: ------------ Kapitel 11   Müde saß Adrien am nächsten Tag in der Schule und konnte kaum den Unterricht folgen. Zum Glück war es die letzte Stunde für heute. Gähnend schrieb er zwar fleißig mit, was genau er dort jedoch von der Tafel abschrieb, konnte er gar nicht so genau sagen. Er war schon froh, dass ihm nicht die Augen zufielen. Die Nächte waren die letzten Tage doch etwas kurz gewesen, aber immerhin konnte er sie so wenigstens sehen und sich selbst ein Bild davon machen, wie es ihr ging. Leider hatte er tagsüber auch nicht wirklich Zeit zum Durchatmen. Nathalie hetzte ihn von einem Termin zum Nächsten. Und zu seinem Ärgernis hatte er immer noch kein neues Smartphone, obwohl sich Nathalie darum kümmern wollte. Erleichtert, dass die Schulglocke klingelte und das Ende des Schultages damit verkündete, packte er seine Sachen in seine Tasche. Er wollte gerade von seinem Platz aufstehen, als lautes Gezeter seinen Blick zu Chloé wandern ließ. Sie hielt eine Karte in der Hand und warf sie lachend Nathaniel ins Gesicht. Er konnte sie nicht schnell genug fangen und so fiel sie zu Boden. „Einfach lächerlich. Die simuliert doch nur, damit sie nicht zur Schule muss. Komm, wir gehen Sabrina.“ Schwungvoll stand Chloé von ihrem Stuhl auf, warf ihre Haare in den Nacken und lieferte allen einen standardmäßigen Chloé - Abgang. Sofort tippelte Sabrina ihr hinter her und die beiden verließen den Klassenraum. Augenblicklich wandten sich alle, nachdem Chloé gegangen war, wieder Nathaniel zu, der niedergeschlagen die Karte vom Boden aufhob. Verwundert drehte sich Adrien zu Nino, doch der zuckte nur mit seinen Schultern. Er wusste also auch nicht, was schon wieder los war. Alya, die mittlerweile aufgestanden war, ging zu Nathaniel und legte eine Hand auf seine Schulter. „Mach dir nichts draus. Du weißt doch, wie sie ist. Ich finde, das ist wirklich eine tolle Idee.“ „Danke Alya.“ Langsam standen nun auch Adrien und Nino von ihren Plätzen auf, als Alya sie heranwinkte. „Ich glaube, Adrien und Nino finden das bestimmt auch.“ Verwundert hob Adrien seine Augenbraue in die Höhe. Wovon sprach Alya da nur? Doch bevor er etwas sagen konnte, hatte das Nino schon übernommen. „Worum geht es denn?“ Nathaniel hat eine Karte für Marinette gemacht und sich überlegt, dass die ganze Klasse ihr damit gute Besserung wünschen kann. Es fehlen nur noch Chloés und eure Unterschrift. Wobei ich glaube, auf Chloés kann sie sehr gut verzichten.“ Genervt verdrehte Alya ihre Augen, als sie Chloés Namen aussprach. Darum ging es also eben. Kurz zog sich Adriens Magen zusammen. Wie konnte Chloé behaupten, sie würde nur simulieren. Was hatte sie nur gegen Marinette. Sie tat ja nun wirklich niemanden etwas. „Natürlich bin ich dabei.“ Nino nahm sich die Karte und holte einen Stift aus seiner Tasche. Schnell hatte er unterschrieben und überreichte sie Adrien. „Das ist wirklich eine tolle Idee“, sagte nun auch Adrien. Er drehte die Karte in seinen Händen. Es war wirklich eine schöne Karte. Nathaniel hatte sie offenbar selber gemacht und mit kleinen Zeichnungen verziert. Auf der einen Seite stand, Werd schnell wieder gesund und darunter hatten alle unterschrieben. Schnell schrieb er seinen mit herauf und gab sie Nathaniel zurück. „Vielen Dank ihr beiden.“ Schnell verabschiedete sich Nathaniel und steuerte, gefolgt von Alya, die Tür an. Adrien sah den beiden hinter her und dann fiel ihm wieder etwas ein. Er hatte wirklich Tomaten auf den Augen gehabt, anders konnte er sich das nicht erklären. Damals, als sie gegen Nathaniel, beziehungsweise den Evillustrator gekämpft hatten, hatte ihn Ladybug mitgeteilt, dass er nicht mehr auf Chloé aufpassen musste, sondern nun Marinette beschützen sollte, da sie selber eine wichtige Geheimmission erledigen musste. Natürlich konnte sie nicht als Ladybug kommen, wenn sie schon als Marinette anwesend war. Und dann musste er kurz schmunzeln, da er sich erinnerte, wie er sie gefragt hatte, ob sie nicht seine Ladybug sein wollte. Wie recht er damit gehabt hatte, ohne es zu wissen. Dass sie dabei selber nicht lachen musste. Aber dann fiel ihm noch etwas ein und stirnrunzelnd beobachtete er, wie Nathaniel das Klassenzimmer verließ. Nathaniel war in Marinette verliebt. Daher hatte er sich auch als Evillustrator mit ihr verabredet. Warum hatte sie ihn damals eigentlich nicht einfach als Ladybug besiegt, wie sie es bei allen anderen auch gemacht hatte, und war als Marinette zu ihm gegangen? Hieß das etwa, dass sie vielleicht auch etwas für ihn empfand und nicht gegen ihn kämpfen wollte? Grübelnd sah er ins Leere, als er bemerkte, dass Nino vor seinem Gesicht herum schnipste. „Äh, ja? Was ist?“ „Alles in Ordnung mit dir? Du bist die ganzen Tage schon irgendwie so seltsam. Schläfst du überhaupt genug? Deine Augenringe sind nicht zu übersehen.“ Verlegen kratzte sich Adrien an seinem Hinterkopf. „Ach, viel zu tun zurzeit. Mein Vater hetzt mich von einem Termin zum Nächsten. Ich sollte auch mal lieber los jetzt. Der Gorilla wartet mit Sicherheit schon draußen. Bis Morgen.“ Schnell nahm er seine Beine in die Hand, winkte, dem sittlich irritierten, Nino noch kurz zu und eilte dann heraus. Nino war zwar sein bester Freund, aber über alles konnte er leider nicht mit ihm sprechen. Die ganze Ladybug Chat Noir Sache durfte niemand erfahren. Es wäre viel zu gefährlich für alle beteiligten, wenn dies herauskam. Mit schnellen Schritten verließ er das Schulgebäude und eilte, mit der Hoffnung, dass es heute vielleicht nicht so ein langer Tag werden würde, zum Auto.     Freudig begrüßte Marinette Alya, als sie am Nachmittag das Krankenhauszimmer betrat. „Entschuldige. Ich wollte eigentlich schon früher hier sein. Aber habe es nicht eher geschafft.“ Abgehetzt zog sich Alya einen Stuhl an Marinettes Bett und ließ sich darauf fallen. „Das macht doch nichts.“ Kopfschüttelnd verschränkte Alya ihre Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ehrlich Marinette, eine Badewanne? Ich glaube, beinahe in einer Badewanne zu ertrinken und sich dabei auch noch eine Rippe prellen, das schaffst nur du.“ Bedrückt senkte Marinette ihren Blick. Es entsprach ja nicht der Wahrheit, aber was sollte sie machen, sie konnte die Wahrheit nicht erzählen. Nicht mal ihr. „Ja … ich glaube, da hast du recht.“ Schief lächelte Marinette und versuchte schnell das Thema zu wechseln. „Und, was gibt es so Neues? Hab ich irgendetwas in der Schule verpasst?“ Alya stieg zum Glück darauf ein und erzählte ihr den neusten Tratsch aus der Schule.     Leise landete Chat Noir spät am Abend auf dem schmalen Fensterbrett und ihm huschte ein Lächeln übers Gesicht. Sie hatte das Fenster wieder offen gelassen. Vorsichtig sah er ins Zimmer hinein. Nicht, dass sie nachher schon schlief. Es war schon sehr spät und wecken wollte er sie dann auch nicht. Es hatte alles wieder viel länger, als ihm lieb war, gedauert. Nach dem Fechtunterricht stand er noch Stunden vor der Kamera. Immer wieder musste er sich umziehen und das Set wurde umgebaut. Seufzend hoffte er, dass diese blöde Fotostrecke bald mal im Kasten wäre. „Was stehst du denn da, wie angewurzelt. Komm doch rein“, holte ihm plötzlich eine sanfte und ruhige Stimme aus seinen Gedanken zurück. Mit einem Satz sprang er ins Zimmer und blickte in große blaue Augen. „Ich wollte dich nicht wecken.“ „Wie du siehst, bin ich noch wach.“ Langsam näherte er sich ihrem Bett. Sie sah immer noch so blass aus. Aber ansonsten schien es ihr besser zu gehen, stellte er erleichtert fest. Er entdeckte den Stuhl, der an ihrem Bett stand und lächelnd setzte er sich darauf. „Und wie geht es der Patientin?“ Er zwinkerte ihr zu und tat so, als würde er sie fachmännisch mustern. „Es wird besser.“ Chat Noir wollte gerade etwas dazu sagen, als laut knurrend sein Magen dazwischen funkte. Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf und räusperte sich. „Entschuldige. War ein langer Tag.“ Grinsend zeigte Marinette auf das kleine Schränkchen neben ihrem Bett. „Also, wenn du magst, ich hab hier noch einen Pudding stehen. Nimm ihn dir ruhig.“ „Danke … aber ich kann dir doch nicht dein Essen wegfuttern. Außerdem hab ich eh gar keinen Hunger.“ Gerade hatte er zu Ende gesprochen, da machte sich allerdings sein Magen erneut laut bemerkbar. „Na los. Nimm ihn dir. Ich esse ihn ohnehin nicht mehr.“ „Danke“, räusperte er sich und beugte sich zu dem kleinen Schränkchen herüber. Schnell nahm er sich den Pudding und griff gerade nach dem Löffel, der noch auf dem Schränkchen lag, als ihm eine kleine Karte auffiel. Die kannte er doch. Das war die Karte von Nathaniel. Er musste also heute hier gewesen sein und sie besucht haben. Marinette hatte offenbar bemerkt, dass er die Karte fixierte, und nahm sie lächelnd in ihre Hand. „Die ist von einem Klassenkamerad. Meine ganze Klasse hat darauf unterschrieben und mir gute Besserung gewünscht … Gut, bis auf eine, aber wir verstehen uns ohnehin nicht … Wirklich lieb von ihm.“ Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete Chat Noir, wie sie die Karte betrachtete und ein leichtes Lächeln dabei über ihre Lippen huschte. Mochte sie Nathaniel nachher wirklich? „Das ist wirklich eine schöne Idee. Scheint ein netter Junge zu sein.“ Nickend legte Marinette die Karte zurück und ließ sich etwas in ihre Kissen sinken. „Er ist sehr nett.“ Sehr nett, was hieß das? Fand sie ihn wirklich nur nett oder war da womöglich doch mehr? „Und wie ist der Pudding?“ Verwundert sah Chat Noir auf den Pudding in seiner Hand und dann wieder zu Marinette. Den hatte er ja ganz vergessen. Eilig öffnete er ihn, probierte einen Löffel und lächelte sie dann schief an. „Ähm … lecker … für einen Krankenhauspudding.“ Marinette begann zu kichern und er stimmte mit ein. Ihr Lachen war einfach ansteckend. „Das Essen ist wirklich nicht besonders lecker hier.“ Schnell begannen sie über schlechtes Essen zu diskutieren und schweiften danach immer weiter ab. Sie erzählten über Gott und die Welt und vergaßen beide dabei total die Zeit.       Aufgeregt sah Marinette immer wieder zum Fenster herüber und danach auf ihre Uhr. Sie wusste selbst nicht, warum sie auf ein Mal so aufgeregt war. Er kam sie ja nun wirklich nicht zum ersten Mal hier besuchen. Die letzten fünf Tage kam er jeden Abend zu ihr und sie unterhielten sich über alles Mögliche. Sie hätte nie gedacht, dass sie eigentlich so viel gemeinsam hatten und es wirklich Spaß machte mit ihm Zeit zu verbringen. Gestern hatten sie festgestellt, dass sie denselben Lieblingsfilm hatten und, wie es der Zufall so wollte, lief er sogar heute Abend im Fernsehen. Sie wusste gar nicht mehr so genau, wie es dazu kam, aber sie hatten kurzerhand beschlossen, ihn zusammen zu sehen. Nun wartete sie hier, dass er kam, und war irgendwie total nervös. „Was ist denn plötzlich los mit mir?“, murmelte sie eigentlich mehr zu sich selber, doch Tikki hatte sie natürlich verstanden. „Weil du dich mit ihm verabredet hast, um einen Film anzusehen. Klingt für mich nach einem Date.“ Sofort bekam Marinette große Augen und schüttelte ihren Kopf. „Blödsinn. Das ist doch kein Date.“ Oder war es das doch und sie war deshalb so aufgeregt? Ach, Quatsch. Er war ein Freund, wenn man das so sagen konnte, mit dem sie einfach nur einen Film anschauen wollte, mehr nicht. „Rede dir das nur weiter ein.“ „Tikki!“, quietschte Marinette und öffnete dabei die Schublade zu ihrem Schränkchen, „Los, da rein. Er ist bestimmt gleich da.“ Kichernd huschte Tikki in die Schublade und Marinette konnte sie gerade noch schließen, als sie im Augenwinkel sah, wie Chat Noir auf dem Fensterbrett landete. „Ich hoffe, ich bin noch nicht zu spät. Aber ich musste noch etwas besorgen.“ Marinette wandte ihren Blick zum Fenster und sah in das grinsende Gesicht von Chat Noir. Ihr Herz machte aus irgendeinem Grund einen kleinen Hüpfer, als sie ihn sah. „N-nein … g-genau pünktlich.“ Marinette stutzte sofort. Das gab es doch nicht, warum begann sie denn jetzt zu stottern. Es war doch bloß Chat. Behielt Tikki etwa doch recht? Sofort schüttelte sie unbemerkt ihren Kopf. Das war bloß dieses dumme Gerede, was sie irritierte, mehr nicht. Gekonnt sprang Chat Noir ins Zimmer und hielt danach etwas in die Höhe. „Das war doch deine Lieblingssorte oder?“ Überrascht sah sie auf die Tafelschokolade in seiner Hand und nickte. Deshalb hatte er also gefragt. Vor zwei Tagen gab es mal wieder so richtig mieses Essen und sie hatte, vor sich her murmelnd, gemeckert, dass sie jetzt ein Stück Schokolade vertragen könnte. Er hatte sie daraufhin gefragt, was denn ihre Lieblingssorte sei. Sie verstand zwar nicht warum, aber nun wusste sie es. Er wollte ihr Schokolade mitbringen. Rot, um die Nasenspitzen räusperte sie sich. „Danke.“ „Nichts zu danken. Wozu ist man sonst ein Superheld.“ Lachend schüttelte Marinette ihren Kopf. „Um die Stadt vor Superschurken zu beschützen?“ „Das auch. Und um jungen Frauen in Nöten zu helfen. Zwinkernd überreichte er ihr die Tafelschokolade und sah dann herauf zum Fernseher. „Ich glaube, der Film fängt schon an.“ „Stimmt. Setz dich.“ Marinette rutschte etwas zur Seite und klopfte neben sich. Zögerlich sah Chat Noir auf das Bett und dann wieder zu Marinette. „Na setz dich schon. Oder willst du dir den Nacken verzerren, weil du von da unten vom Stuhl aus guckst?“ Chat Noir kratzte sich an seinem Hinterkopf. „Nein, nicht wirklich.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, setzte er sich neben Marinette und lehnte sich gegen das hochgestellte Kopfteil des Bettes. Schweigsam saßen die beiden eine ganze Weile nur da, und sahen sich den Film an, bis sich Marinette verwundert zu Chat Noir herumdrehte, da sie ein leises Schnarchen vernommen hatte. Und tatsächlich. Er war eingeschlafen. Schmunzelnd beobachtete sie ihn. Er muss wirklich müde gewesen sein, wenn er hier einfach so, noch verwandelt, einschlief. Sie hatte die ganzen Tage schon bemerkt, dass er müde und kaputt ausgesehen hatte. Als sie ihn jedoch darauf angesprochen hatte, verneinte er es nur. Sie hatte also doch recht. Vorsichtig zog sie die Bettdecke etwas höher und deckte ihn damit zu. Sollte er ruhig ein wenig schlafen, bis der Film zu Ende war. Danach würde sie ihn einfach wecken. Doch, ohne es zu merken, wurde sie selbst immer müder, bis ihr schließlich auch die Augen zufielen.   Kapitel 12: ------------ Kapitel 12   „Plagg, was soll das. Das kitzelt. Lass mich schlafen. Deinen Käse bekommst du später.“ Ohne seine Augen zu öffnen, versuchte er seinen Kwami von seiner Wange zu schieben, als ihm auffiel, dass irgendetwas auf seinem Brutkorb lag. Wie konnte Plagg denn an seinem Gesicht sein und gleichzeitig auf seiner Brust liegen? Wann war er überhaupt nach Hause gegangen? Das Letzte, an das er sich erinnerte war, dass er mit Marinette zusammen den Film angesehen hatte. Aber was war dann? Langsam öffnete er seine Augen, blinzelte ein paar Mal und sah an sich herunter. Marinette lag schlafend, mit ihrem Kopf auf seiner Schulter, neben ihm und hatte ihre Hand auf seinen Brustkorb gelegt. Es war gar nicht Plagg, der ihn gekitzelt hatte, sondern Marinette, die sich an ihn gekuschelt hatte, stellte er schmunzelnd fest. Doch dann hielt er inne. Moment. Marinette, die sich an ihn gekuschelt hatte? Augenblicklich bekam er große Augen, als ihm bewusst wurde, dass er immer noch als Chat Noir bei Marinette im Krankenhaus war und sie zusammengekuschelt in ihrem Bett lagen. Sie mussten eingeschlafen sein. Wann genau, beziehungsweise, wer zuerst, eingeschlafen war, konnte er gar nicht sagen. Er wusste nur noch, wie seine Augen auf ein Mal so schwer wurden und ihn die Müdigkeit überrollt hatte. Es war eigentlich klar, dass ihn der Schlafmangel irgendwann einholte. Nur blöd, dass es jetzt in so einer Situation sein musste. Zum Glück hatte er sich noch nicht zurückverwandelt und lag nun als Adrien neben ihr. Sie hätte bestimmt einen riesigen Schock bekommen, wenn sie vor ihm wach geworden wäre. Er hatte zwar vor, ihr zusagen, dass er Adrien war, aber nicht so. Sie war noch krank und lag im Krankenhaus. Er wusste ja nicht, wie sie auf ihn als Adrien reagierte. Vielleicht mochte sie Adrien ja gar nicht. Wer wusste das schon. Er hatte mit ihr, als ihr Klassenkamerad, noch nicht wirklich viel Zeit verbracht. Er sollte am Besten einfach schleunigst nach Hause. Nicht, dass noch eine Schwester hereinkam, und sie so zusammen sah. Was sollte die dann nachher denken. Er sah schon die Schlagzeile vor seinen Augen, Chat Noir belästigt junge Frauen im Schlaf. Das musste wirklich nicht sein. Wie spät es wohl überhaupt war? Ein Blick nach draußen verriet ihm, dass es zumindest noch nachts sein musste, da es noch stockfinster war. Da der Fernseher aber immer noch lief, war Marinette vermutlich auch bei dem Film eingeschlafen. Ein leiser Seufzer entwich ihr im Schlaf und lächelnd betrachtete er sie. Sie sah wirklich niedlich beim Schlafen aus. Langsam zog er seinen Arm unter ihr heraus und schob ihren Kopf sanft auf das Kissen zurück. Er drehte sich auf seine Seite und blickte ihr nun direkt ins Gesicht. Eine Haarsträhne hatte sich in ihrem Gesicht verirrt. Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Wange und strich ihr die Strähne mit seinen Fingern wieder zurück hinter ihr Ohr. „Chat …“, flüsterte Marinette auf ein Mal und öffnete langsam ihre Augen. „Mari...“ Seine Hand lag immer noch auf ihrer Wange und erschrocken verharrte er in seiner Position. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie genau in diesem Moment wach werden wurde. Er sollte vielleicht etwas sagen, irgendetwas. Aber er brachte einfach keinen Ton zustande. Marinette sagte aber auch nichts, und so sahen sie sich einfach schweigend tief in ihre Augen. Es war jedoch keine unangenehme Stille, viel mehr so, dass keiner etwas sagen brauchte. Es war die Art von Stille, die zwischen zwei Menschen herrschte, die einander sehr gut kannten. Ohne zu sprechen, sahen sie sich einfach weiterhin nur tief in die Augen und wie von selbst kamen sich ihre Gesichter dabei immer näher. Sein Herz beschleunigte sich in seiner Brust. So nah war er ihr bisher noch nie gewesen. Sonst hatte sie ihn immer sofort von sich gestoßen. Sein Blick wanderte kurz zu ihren Lippen und wieder zurück zu ihren Augen. Er spürte ihren warmen Atemhauch auf seinem Gesicht. Zaghaft legte er nun seine andere Hand auf ihre andere Wange, nahm ihr Gesicht somit in seine Hände und hoffte inständig, dass sie ihn nicht wieder von sich stoßen würde. Er schloss seine Augen, überwand die letzten Millimeter, die sie noch trennten, und legte sanft seine Lippen auf ihre. Erleichtert, dass sie sich nicht, wie befürchtet, von ihn abwandte, sondern ihre Hände sogar auf seine Brust legte und den Kuss erwiderte, seufzte er kurz leise in den Kuss hinein. Wie lange hatte er sich nach diesem Moment schon gesehnt. „Was ist denn hier los?“, ertönte es plötzlich neben ihnen und erschrocken fuhren die beiden auseinander. Angespannt blickte Chat Noir in Marinettes gerötetes Gesicht. Musste dann aber schmunzeln, sein Gesicht hatte vermutlich gerade die gleiche Farbe angenommen. Sie hatten beide überhaupt nicht gemerkt, dass eine Nachtschwester das Zimmer betreten hatte und sich neben das Bett gestellt hatte. Musste sie auch ausgerechnet in diesem Moment hereinplatzen? „Ich sollte vielleicht lieber gehen“, räusperte er sich. Schnell flüsterte er Marinette ein Leises, bis morgen Abend zu, und rutschte dann hastig vom Bett herunter. Kurz grinste er noch zum Abschied der Nachtschwester zu und lief dann zum Fenster herüber. Mit einem Satz sprang er auf das Fensterbrett und verschwand im Dunkeln der Nacht.   Mit hochgezogener Augenbraue blickte die Schwester immer noch auf Marinette herunter und schüttelte dann schmunzelnd ihren Kopf. „Am Besten du schläfst jetzt.“ Marinette konnte immer noch nichts sagen und nickte daher bloß und so ging die Schwester um das Bett herum. „Diese Jugend“, murmelte sie leise, schaltete den Fernseher aus und verließ wieder das Zimmer. Sofort, nachdem die Tür wieder geschlossen war, flog Tikki unter dem Bett hervor. „Was macht du denn unter dem Bett?“ Marinette, die ihre Sprache wieder gefunden hatte, beobachtete Tikki verwirrt, wie sie sich vor sie auf die Bettdecke setzte. „Naja, es war so leise, also hab ich geguckt, was los ist und hab euch dann schlafend auf dem Bett gefunden.“ Tikki konnte ihr Grinsen nicht verbergen und fixierte Marinette, die prompt rot anlief. „Das erklärt aber immer noch nicht, warum du nicht in der Schublade, sondern unter dem Bett warst. Was, wenn Chat dich gesehen hat?“ „Ich wollte dich wecken, dann hättest du ihn wecken können. Aber bevor ich dich erreicht habe, habe ich gemerkt, dass er wach wurde, und bin sofort unter das Bett. Also keine Sorge.“ „Du hast also nicht gesehen, wie wir …“ Nervös kaute Marinette auf ihrer Unterlippe herum und sah ihren Kwami aufgeregt an. „Wie ihr euch geküsst habt? Nein, das hab ich nicht gesehen. Aber das muss ich auch gar nicht.“ „Ach Tikki.“ Stöhnend ließ sich Marinette vorsichtig zurück in die Kissen sinken und starrte gegen die Decke. „Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich meine .. es war nur …“ „Du magst ihn halt.“ „Ja … schon. Ach ich weiß doch auch nicht … Aber falls es so sein sollte … Macht es das alles nicht einfach unnötig kompliziert? Ich meine … “ Tikki flog in die Luft und schwebte nun vor ihrem Gesicht. „Marinette. Du hast dich halt …“ „Tikki bitte. Ich meine, ich weiß doch gar nicht, wer hinter dieser Maske steckt. Was ist, wenn ich ihn schon kenne?“ „Würde das etwas ändern?“ Schwer atmete Marinette ein und strich sich mit dem Finger über ihre Lippen. Wie konnte sich das Ganze in diese Richtung entwickeln? „Ich weiß es nicht … Außerdem ist da noch Adrien und …“ Nachdenklich nahm sie ihr Smartphone in die Hand. Immer noch keine Nachricht von ihm. Warum schrieb er denn nicht zurück? „Adrien …“ Müde fielen ihr jedoch allmählich die Augen zu und Tikki legte sich neben sie auf das Kopfkissen. „Schlaf etwas. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“ „Mhm“, flüsterte Marinette leise und keine Sekunde später schlief sie auch schon ein.       „Na komm schon. Ich hab Hunger!“, maulte Plagg und zog Adrien an den Haaren. „Hey. Lass das.“ Müde öffnete Adrien seine Augen und streckte seine Arme von sich. Zum Glück war heute Samstag und er konnte mal etwas ausschlafen. Erst in den frühen Morgenstunden war er zu Hause gewesen. Er hatte zwar schon etwas Schlaf diese Nacht gehabt, aber das reichte bei Weitem nicht aus, um den Schlafmangel auszugleichen. Ein Lächeln huschte ihm bei dem Gedanken an die letzte Nacht übers Gesicht. „Adrien!“ Genervt brummelte er in sein Kissen und drehte sich auf die andere Seite. Musste Plagg so einen Alarm machen. Er schlief doch selbst gerne lange und meckerte sonst immer, wenn er ihn früh aus dem Bett holte. „Seit wann machst du so früh morgens denn so einen Alarm.“ Mit einer Handbewegung wedelte er Plagg von sich weg und rollte sich in seine Decke ein. „Früh am Morgen? Schon mal auf die Uhr gesehen. Schon schlimm genug, dass ich so etwas sage, aber, es ist schon längst Mittag. Steh auf. Na los, ich hab Hunger!“ „Was?“, schrie Adrien laut auf und riss seine Augen auf. Abrupt richtete er sich in seinem Bett auf. So lange wollte er nun wirklich nicht schlafen. Schwungvoll schwang er seine Beine über die Bettkante und stand auf. „Also, was ist nun mit meinem Käse! Eigentlich bist du mir ja eine extra Portion schuldig. Jede Nacht schwingst du dich, als Chat Noir, durch die Stadt. Und das nur, weil du zu ihr willst. Mein armer abgearbeiteter Körper braucht eine Pause.“ Adrien rollte mit seinen Augen. Das Plagg auch immer so maßlos übertreiben musste. Aber so war er nun mal. Grinsend schlenderte er zu seinem Schreibtisch. „Ich gebe dir ja gleich deinen Käse.“ Verwundert sah er auf seinen Schreibtisch. Da lag ja ein Smartphone. Wo kam das denn auf ein Mal her? „Gestern lag das aber noch nicht hier.“ Irritiert griff er da nach und drehte es in seinen Händen. „Das hat diese Frau, die dir deine Termine gibt, als du noch geschlafen hast, auf den Tisch gelegt.“ „Ah. Dann wird das wohl mein neues …“ Doch weiter kam er nicht, da es plötzlich an seiner Tür klopfte. „Ist alles in Ordnung? Ich hab ein lautes Schreien gehört.“ Bevor er jedoch antworten konnte, wurde auch schon die Tür geöffnet. Sofort wanderte Adriens Blick zu Plagg, der glücklicherweise das Weite gesucht hatte. „Adrien?“ „Ja, alles in Ordnung. Ich bin … äh nur gestolpert.“ Skeptisch zog Nathalie ihre Augenbraue in die Höhe und musterte Adrien. „Wenn du das sagst … Gut, dass du wach bist. Ich wollte dich sowie so gerade wecken kommen. Mach dich bitte fertig. Wir haben kurzfristig eine weitere Werbekampagne hereinbekommen. Ah, wie ich sehe, hast du auch das Smartphone entdeckt. Deine Passwörter sind die Alten. Mach dich jetzt bitte fertig. In dreißig Minuten geht es los.“ Ohne auf eine Antwort seitens Adrien zu warten, verschwand Nathalie auch schon wieder aus dem Zimmer. „Oh man. Die gönnt uns auch keinen Tag Pause“, stöhnte Plagg, der wieder hervorgekommen war. „Da hast du wohl recht.“ Genervt ließ sich Adrien auf seinen Schreibtischstuhl fallen und schaltete sein neues Smartphone ein. Wartend, dass es endlich an war, starrte er auf das Display. „Adrien!“, schrie Plagg auf ein Mal wieder und funkelte ihn böse an. „Was ist denn?“ „Wo bleibt mein Camembert!“ „Ist ja gut. Ich hol dir ja schon deinen stinkenden Käse.“ Schnell legte er das Smartphone auf den Schreibtisch zurück, stand auf und eilte aus dem Zimmer. Kurze Zeit später betrat er wieder sein Zimmer und wedelte, nachdem er die Tür geschlossen hatte, mit dem Käse herum. „Bitte. Und nun hör auf zu nerven.“ „Na geht doch.“ Gierig stürzte sich Plagg auf den Käse und blickte zu Adrien herüber. „Dein Handy hat übrigens gepiept.“ Eilig schnappte sich Adrien daraufhin sein Smartphone und öffnete die Nachricht. Sie war von Marinette. Sein Herz machte einen Hüpfer, als er ihren Namen im Display sah. Allerdings war sie schon einige Tage alt. Schnell schrieb er ihr zurück und ließ sich mit einem Seufzer gegen die Stuhllehne fallen. Ein unglaubliches Glücksgefühl breitete sich in ihm aus, als er an den Kuss von letzter Nacht zurückdachte. Sie hatten sich tatsächlich geküsst. Aber, was hieß das jetzt? Sie hatten noch keine Gelegenheit darüber zu sprechen. Nachdenklich tippte er mit den Fingern auf seinem Schreibtisch herum, wodurch die Bildschirme ansprangen und den Ladybug-Blog zeigten. „Ladybug“, flüsterte er, gefolgt von einem weiteren tiefen Seufzer. Sein Herz hatte er an Ladybug verloren und lange Zeit kein Platz für jemanden anderen gehabt. Doch in den letzten Tagen hatte er sich in das Mädchen hinter der Maske verliebt. Dies wurde ihm gerade klar. Warum war ihm nie auffallen, wie viel gemeinsam sie doch hatten? Sein Blick wanderte dabei auf die Jagged Stone CD, die sie ihm signiert hatte. „Och nicht doch. Du denkst doch schon wieder an Marinette alias Ladybug.“ „Du kannst das halt nicht verstehen. Ich liebe sie halt.“ Plagg schüttelte sich und machte ein Würgerausch, als müsste er sich übergeben. „Das ist ja nicht zum Aushalten.“ Nachdenklich sah Adrien wieder das Bild von Ladybug an. Er musste mit ihr sprechen. Er musste ihr sagen, dass er wusste, dass sie Ladybug war. Außerdem musste sie wissen, dass er unter der Maske Adrien war. Sie musste die Wahrheit wissen. Was dachte sie sonst nachher, wenn er als Chat Noir Marinette küsste und Ladybug an flirtete. Das würde sie doch nur in den falschen Hals bekommen. Sie mochte ihn als Chat Noir, sonst hätte sie den Kuss bestimmt nicht erwidert. Aber, wie stand sie zu Adrien? „Adrien. Wir müssen los.“ Nathalie, die an die Tür klopfte, holte ihn mit einem Schlag zurück aus seinen Grübeleien. Es half nichts. Er musste es herausfinden. Eilig stand er auf und ging zur Tür. Und zwar heute Abend. „Ich komme ja schon.“     „Tikki, was soll ich denn jetzt machen?“ „Hör einfach auf dein Herz.“ Marinette stöhnte laut aus und zog sich dann die Decke über ihren Kopf. „Aber genau das, weiß ja nicht, was es will“, murmelte sie durch die Decke hindurch und streckte danach ihren Kopf wieder heraus. Verwundert sah sie sich um. Wo war denn Tikki hin? Eben saß sie doch noch neben ihr. Leise klopfte es ans Fenster und erschrocken zuckte Marinette kurz zusammen. Was ihr jedoch wieder ein Mal ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust verpasste. So langsam war sie diese blöde Rippe leid. Ihr Blick wanderte zum Fenster. Chat Noir stand draußen auf dem Fenstersims und winkte herein. Deshalb war Tikki also weg. Sie hatte wirklich gute Antennen für so etwas, das musste sie schon sagen. Vorsichtig schob sie ihre Beine über die Bettkante, stand auf und ging ein Schritt nach den anderen auf das Fenster zu. Sie war noch ziemlich wackelig auf den Beinen, aber kleine Wege konnte sie mittlerweile schon wieder gehen. Mit jedem Schritt auf das Fenster zu, beschleunigte sich allerdings auch ihr Herzschlag. Kurz atmete sie noch mal tief durch, als sie das Fenster erreichte hatte, öffnete es und beobachtete Chat Noir, wie er ins Zimmer sprang. „Hey.“ Grinsend ging er auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Hüften. „Ich hab dich vermisst“, flüsterte er und beugte sich mit seinem Gesicht zu ihrem herunter. Tränen sammelten sich plötzlich in Marinettes Augen und abrupt drückte sie Chat Noir von sich weg. „Ich kann das nicht.“ Langsam entfernte sie sich noch einen Schritt und blickte dann in das verwirrte Gesicht von Chat Noir. „Chat … Es … es tut mir leid.“   Kapitel 13: ------------ Kapitel 13   „Marinette, was ist los?“ Chat Noir ging einen Schritt auf sie zu und wollte etwas sagen, doch Marinette hob sofort ihre Hand und brachte ihn damit zum Schweigen. „Es tut mir leid … Ich kann nicht … Ich mag dich wirklich gerne, aber …“ „Aber?“ Marinette rang nach den richtigen Worten. Wie sollte sie ihm erklären, was sie fühlte, wenn sie es im Moment selbst nicht mal wusste. „Da ist dieser Junge und … ich bin schon so lange in ihn verliebt.“ Sie sah in sein Gesicht und konnte sehen, wie etwas in ihm zu zerbrechen schien. Aber was sollte sie machen? Sie musste ihm die Wahrheit sagen, alles andere wäre ihm gegenüber nicht fair. „Marinette …“ Er senkte seinen Kopf, holte offenbar tief Luft und sah sie dann wieder an. „Aber, da ist doch irgendetwas zwischen uns. Das habe ich mir doch nicht eingebildet. Und der Kuss gestern Nacht … Der hat doch etwas zu bedeuten. Zumindest hat er mir das … “, flüsterte er den Rest, doch Marinette hatte ihn durchaus verstanden. „Chat, es tut mir wirklich leid … Ich … bin einfach so durcheinander. Er hat mir auch etwas bedeutet, wirklich. Das ist es ja gerade. Meine Gefühle spielen Achterbahn. Ich bin schon so lange in diesem Jungen verliebt. Er weiß es nicht und vermutlich wird er auch nie mehr, als eine Freundin, in mir sehen. Aber ich kann nichts gegen meine Gefühle machen und jetzt … ganz plötzlich kommst du, und schleichst dich klammheimlich, ohne dass ich es richtig gemerkt habe, in mein Herz hinein.“ Marinette redete ohne Punkt und Komma, aber Tikki hatte recht. Sie sollte auf ihr Herz hören. Und dies sagte ihr, sie musste ihm die ganze Wahrheit sagen, damit er es verstehen würde, warum sie nun so handelte. „Aber dann empfindest du doch etwas für mich und ich für dich. Dann ist es doch ganz einfach.“ Marinette wollte ihm antworten, doch begann alles vor ihren Augen auf ein Mal zu verschwimmen und das Zimmer fing an sich zu drehen. Sie hatte ganz vergessen sich wieder hinzusetzen und ihr Kreislauf machte offenbar gerade schlapp. Wankend versuchte sie zurück zum Bett zu kommen, als sie zwei Arme um ihren Oberkörper spürte, die sie stützend zurück zum Bett führten. „Danke“, flüsterte sie leise und setzte sich langsam auf die Bettkante. „Alles Okay?“ Besorgt sah ihr Chat Noir in die Augen. Sie sah die Traurigkeit darin, was ihr wirklich leidtat. Sie wollte ihm nicht wehtun. Schnell nickte sie daher, senkte ihren Kopf und blickte stur auf ihre Beine, die über die Kante baumelten. Kurze Zeit herrschte Stille zwischen ihnen, bis Chat Noir schließlich das Wort ergriff und sich neben sie setzte. „Wenn dieser Junge nicht merkt, was für ein tolles Mädchen du bist, dann ist er ein Idiot.“ „Chat …“, flüsterte Marinette und sah wieder auf. „Ich hingegen bin hier. Marinette, ich liebe dich und möchte mit dir zusammen sein. Hat der andere halt Pech gehabt, wenn er seine Chance verpasst hat.“ Mit großen Augen sah sie ihn an, senkte dann aber wieder nachdenklich ihren Kopf. „Marinette?“ „Aber wäre es nicht falsch, wenn ich mich nur für dich entscheide, weil ich bei dem Jungen eh keine Chance habe?“ Langsam blickte sie wieder auf und sah in das verdutzte Gesicht von Chat Noir, und so sprach sie weiter. „Willst du, dass ich nur deshalb mit dir zusammen sein würde? Oder, weil ich mich für dich entscheide, weil ich mich ganz bewusst für dich, gegen den anderen Jungen entschieden habe?“ Seufzend senkte nun wiederum Chat Noir seinen Blick und schien in seinen eigenen Gedanken zu hängen. Sie wusste, dass er wusste, dass sie recht damit hatte. Man konnte doch nicht mit jemandem zusammen sein, weil man einen anderen nicht bekommen hatte. Das war einfach nicht richtig. Nur wusste sie gerade einfach nicht, was ihr Herz wollte. Da war Adrien, wo sie nicht wusste, ob sie überhaupt mal eine Chance bei ihm haben würde und da war Chat Noir, der kleine Casanova mit dem sie erstaunlicherweise ziemlich viel gemeinsam hatte. Aber bei dem Thema Casanova kam ihr noch etwas in den Sinn und nun brannte ihr eine Frage auf der Zunge. Wenn sie Ladybug war, war er ständig am Flirten mit ihr. Was war damit? Wollte er Marinette nur, weil er Ladybug nicht bekommen konnte? Oder war das einfach nur Spaß von ihm? „Sag mal … Was ist eigentlich mit dir und … Ladybug. Munkelt man nicht, dass da zwischen euch etwas wäre? Was willst du dann von mir … “ Chat Noir schien zusammenzuzucken. Hatte sie ihn ertappt? Lag sie mit ihrer Überlegung etwa richtig? Sie konnte sehen, dass er nervös seine Hände ineinander knetete. Fragend zog sie ihren Augenbrauen zusammen und fixierte ihn nun. „Chat?“ „Um das zu beantworten, muss ich etwas ausholen. Weißt du, eigentlich bin heute hier her gekommen, um dir etwas zu sagen, beziehungsweise zu zeigen.“ Verwundert runzelte sie ihre Stirn, wovon sprach er da. Es war doch eine ganze einfache Frage. Wozu sollte er da weiter ausholen. „Bevor ich dir antworte, muss ich dir unbedingt etwas zeigen. Sonst wäre es nicht fair.“ Nun war Marinette vollends verwirrt. Was wäre nicht fair? Wovon sprach er da bloß? Er wollte ihr etwas zeigen? Was denn? Doch dann verstand sie plötzlich, was er ihr zeigen wollte, als er vom Bett aufstand und sich vor sie stellte. Das konnte er doch jetzt nicht machen. Nein, er durfte sich jetzt nicht zurückverwandeln. Das machte die ganze Sache doch nur noch komplizierter. Sie musste schließlich mit ihm noch die Stadt beschützen. Bevor sie ihre Identitäten preisgaben, durfte sie nicht mehr in dieser Achterbahn, in der sie gerade saß, sitzen. Was ist, wenn sie ihn kannte? Panisch wedelte sie mit ihren Händen, als er seine Augen schloss. „Chat bitte nicht. Mach es nicht noch komplizierter.“ Verwundert öffnete er wieder seine Augen. „Aber …“ Schnell unterbrach sie ihn, bevor er weiter sprechen konnte. „Bitte … Ich möchte es nicht … noch nicht … wissen. Okay?“ Stumm nickte er und sah ihr danach mitten in die Augen, sagte aber kein Wort mehr. Marinette atmete tief ein. Er hatte ihr noch nicht geantwortet, wie er zu Ladybug stand. Sie musste es einfach wissen. War er hier, wegen Marinette oder weil Ladybug ihn abblitzen ließ? Irgendwie wurde die ganze Sache immer vertrackter, da sie ja Ladybug war. Aber sie musste wissen, ob er sich für sie interessiert hatte, weil sie Marinette war oder, weil er die Superheldin nicht bekam. „Sei ehrlich, bist du nur bei mir, weil du nicht bei Ladybug …“ „Was? Nein? So ist das nicht … Das ist kompliziert. Dazu musst du etwas wissen.“ Panisch wedelte er mit seinen Händen und ging einen Schritt auf Marinette zu. „Was ist daran kompliziert. Ein einfaches Ja oder Nein. Liebst du Ladybug?“ Tief sah sie ihm in die Augen und wandte ihren Blick nicht ab. Sie sah, wie er anscheinend die richtigen Worte suchte, aber, was gab es da zu überlegen. Oder stand er auch zwischen den Stühlen, so wie sie? Er begann im Raum auf und ab zu laufen und hob seine Hände in die Luft. „Marinette.“ „Antworte einfach.“ Ruckartig blieb er stehen und blickte sie wieder an. „Ja … aber doch nur …“ „Ich glaub, es ist besser, wenn du jetzt gehst.“ Langsam senkte sie ihren Blick, konnte jedoch im Augenwinkel sehen, wie er auf sie zu gelaufen kam. „Marinette.“ „Geh jetzt. Bitte. Ich brauch etwas Zeit zum Nachdenken … und du anscheinend auch.“ Demonstrativ drehte sie sich von ihm Weg und legte sich mit dem Rücken zu ihm gewandt auf das Bett. Leise hörte sie Schritte, die sich von ihr fortbewegten. Er ging anscheinend zum Fenster. „Es war die Wahrheit, als ich gesagt habe, dass ich dich liebe“, flüsterte er, doch so laut, dass sie ihn verstand. Und dann herrschte Stille. Langsam und vorsichtig drehte sie sich auf die andere Seite und überblickte den leeren Raum. Allmählich kullerten ihr die Tränen über die Wangen und so vergrub sie sich in ihrer Decke. Tikki flog aus ihrem Versteck heraus und kuschelte sich an ihre Wange. „Warum muss das alles so kompliziert sein Tikki?“ „Ich weiß es nicht … Aber ich glaube schon, dass er die Wahrheit gesagt hat.“ „Habe ich das Richtige getan?“ Fragend sah sie ihren Kwami an und schniefte laut. „Das kannst nur du selber wissen. Aber ich glaube, etwas Zeit zum Nachdenken kann euch beiden ja nicht schaden.“ Ein kurzes Lächeln huschte Marinette über ihr Gesicht und vorsichtig drückte sie ihren Kwami gegen ihr Gesicht. „Ach Tikki. Ich bin so froh, dass du bei mir bist.“     Kopflos irrte Chat Noir über die Dächer von Paris. Er konnte jetzt noch nicht nach Hause. Er musste erst mal einen klaren Kopf bekommen. Er steuerte den Eiffelturm an und sprang herauf zur höchsten Plattform. In der Nacht war es hier so friedlich. Niemand war hier. Langsam setzte er sich auf die Brüstung und sah auf die Lichter der Stadt herunter. Hätte er ihr einfach sagen sollen, dass er wusste, dass sie Ladybug war? Oder war es richtig es nicht zu sagen? Vermutlich hätte das alles eh nur noch schlimmer gemacht. Seufzend senkte er seinen Kopf. Jetzt war er ihr so nah, und gleichzeitig so fern. Wie sollte er sich jetzt bloß verhalten? Wer wohl dieser Junge war, von dem sie sprach? Hatte sie ihn deshalb, als Ladybug immer einen Korb erteilt, weil sie in jemanden anderen verliebt war? Wie konnte er ihr nur zeigen, dass er es ernst mit ihr meinte. Er fuhr sich mit seinen Händen durch seine Haare. Warum musste die ganze Sache nur so schrecklich kompliziert sein. Wer war bloß dieser andere Junge? Jemand aus ihrer Klasse? Nathaniel vielleicht? Nein, das konnte eigentlich nicht sein. Der war in Marinette verliebt und sie wusste das auch. Als Chat Noir bekam er das bestimmt nicht heraus. Aber vielleicht als Adrien? Das war die Idee. Er könnte sie als Adrien ja mal besuchen. Vielleicht bekam er ja so etwas heraus. Morgen war Sonntag und bisher hatte er keine Termine aufgedrückt bekommen. Schwungvoll sprang er auf und zog seinen Stab hervor. Er sollte nach Hause und versuchen etwas zu schlafen. Total übermüdet würde er auch nicht weiterkommen.       Müde öffnete Marinette am nächsten Morgen ihre Augen, als ein lautes Klappern an ihr Ohr drang. „Guten Morgen.“ Sie blickte in das lächelnde Gesicht einer Schwester, die ihr das Frühstück hereinbrachte. Gähnend richtete sie sich etwas auf und rieb sich ihre Augen. Musste der Krankenhausalltag eigentlich so früh beginnen? Sollten Patienten nicht viel eher richtig ausschlafen, damit sie schnell wieder fit wurden? Aber nein. Früh am Morgen begann hier der Tag. Das Frühstück wurde gebracht, das Bett gemacht und die Visite startete. Aber dafür konnte die Schwester ja nichts. Sie tat ja nur ihren Job. Lächelnd nickte sie ihr daher zu. „Morgen.“ Die Schwester betrachtete sie und runzelte dann ihre Stirn. „Geht es dir wieder schlechter?“ Sofort schluckte Marinette. Sie musste ja furchtbar aussehen, schoss es ihr durch den Kopf. Nachdem Chat Noir gegangen war, konnte sie einfach nicht einschlafen. Sie lag einfach nur in ihrem Bett, starrte die Decke an und dachte über alles nach. Was allerdings nicht viel gebracht hatte, denn sie drehte sich im Kreis und kam einfach auf keine Antwort. „Alles gut. Konnte nur nicht schlafen.“ Die Schwester nickte ihr zu und verließ daraufhin wieder das Zimmer. Langsam rutschte Marinette aus ihrem Bett und ging herüber zu dem kleinen Tisch, auf dem schon ihr Essen wartete. Sofort, als sie ihr Bett verlassen hatte, betrat auch schon eine weitere Krankenschwester das Zimmer und begann das Bett neu zu beziehen. Marinette setzte sich an den Tisch, nahm sich das Tablett und schmierte sich etwas Butter auf eine Toastscheibe. Sie beobachtete die Schwester, wie sie in wenigen Handgriffen das Bett herrichtete. So schnell, wie sie gekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden und sie alleine. Tikki kam aus ihrem Versteck herausgeflogen und setzte sich vor sie auf den Tisch. „Hast du gar keinen Hunger?“ Tonlos schüttelte Marinette ihren Kopf und stand wieder auf. Langsam trottete sie zurück zu ihrem Bett, als ihr Handy piepte. „Wer schreibt mir denn so früh am Morgen?“ Fragend sah sie zu ihrer kleinen Freundin herüber, die aber nur ihren Kopf schütteln konnte. „Keine Ahnung. Vielleicht Alya. Guck doch einfach mal nach.“ Behutsam rutschte sie auf das Bett, nahm sich das Smartphone von dem kleinen Schränkchen herunter und bekam große Augen, als sie sah, von wem die Nachricht stammte. „Adrien“, quietschte sie aufgeregt, wobei er ihr das Handy beinahe aus der Hand gerutscht wäre. Schnell öffnete sie die Nachricht und las, was er geschrieben hatte und sah danach mit großen Augen Tikki an. „Was schreibt er denn?“ „Er möchte mich heute besuchen kommen, wenn das für mich Okay ist.“ Grinsend zeigte Tikki auf das Smartphone. „Na dann los. Schreib ihm zurück.“ „So, wie ich aussehe? Guck mich doch mal an. Was soll er dann von mir denken?“ Aufgeregt zeigte sie dabei auf ihr Gesicht und schüttelte dann ihren Kopf. „Das geht auf keinen Fall.“ „Du bist im Krankenhaus. Das weiß er doch. Da sieht niemand gut aus, sonst wer man ja nicht hier.“ „Du hast recht.“ Schnell schrieb sie ihm zurück und ließ sich dann seufzend in das Kissen gefallen. Zu schnell dummerweise und laut stöhnte sie auf. „Aua. Verdammte Rippe.“ Verträumt legte sie ihre Hände samt Smartphone auf ihren Bauch und lächelte ihren Kwami an. „Tikki … Adrien kommt mich besuchen.“   Kapitel 14: ------------ Kapitel 14   Angespannt saß Adrien auf der Bettkante und sah immer wieder auf das Display seines Smartphones. Vor wenigen Minuten hatte er Marinette eine Nachricht geschrieben und sie gefragt, ob er sie besuchen kommen könnte. Nun wartete er nervös auf ihre Antwort. Ein leises Stöhnen seitens Plagg, der sich neben ihm auf die Bettdecke gesetzt hatte, ließ ihn jedoch kurz aufblicken. „Was ist?“ „Ich verstehe einfach nicht, warum du ihr nicht gesagt hast, dass du weißt, dass sie Ladybug ist.“ Ein tiefer Seufzer entwich Adrien und langsam sah er wieder auf das Smartphone in seinen Händen. „So ist es einfacher. Denke ich. Zumindest im Moment. Ich weiß es doch auch nicht. Ich konnte es plötzlich nicht mehr … Was ist, wenn sie das beim nächsten Kampf ablenken würde, wenn sie weiß, dass ich weiß, wer hinter der Maske steckt. So etwas, wie mit dem verrückten Taucher darf nie wieder passieren.“ „Wolltest du ihr nicht sagen, dass du Adrien bist? Dann wärt ihr doch gleich auf.“ Adrien ließ sich rücklings neben Plagg auf sein Bett fallen und lächelte seinen Kwami schief an. „Was ist, wenn sie mit diesem Jungen zusammenkommt? Wie soll ich mit ihr dann in einer Klasse sitzen. Sie wäre nachher anders zu mir. So weiß sie es nicht und wir können weitermachen, wie bisher. Na ja zumindest sie … Außerdem wollte sie es ja nicht wissen.“ Stöhnend schwebte Plagg nun über Adrien und schüttelte seinen Kopf. „Warum muss bei euch Menschen alles so furchtbar kompliziert sein. Da bleib ich doch lieber bei meinem Camembert … Wo wir gerade dabei sind. Wo ist mein Frühstück?“, maulte Plagg auf ein Mal laut. Leise piepte Adriens Handy und sofort richtete er sich wieder auf. „Ich hol dir ja gleich was.“ Schnell sah er wieder auf das Display und öffnete die Nachricht.       „Hey, alles in Ordnung?“ Langsam drehte Marinette ihren Kopf zur Seite und wandte ihren Blick von der Decke zu Tikki. „Ja. Warum fragst du?“ „Weil du schon eine ganze Weile einfach nur da liegst und die Decke anstarrst.“ Marinette zuckte mit ihren Schultern und blickte wieder herauf zur Decke. Sie konnte Chats traurigen Blick einfach nicht vergessen. Hätte er nicht einfach Nein sagen können, als sie ihn wegen Ladybug gefragt hatte? Aber er sollte ja auch nicht lügen. Aber anderseits, sie war ja Ladybug. Hatte er sich einfach wirklich in beide Identitäten von ihr verliebt? War das dann nicht gut? Stöhnend zog sie ihre Decke, bis zu ihrem Hals herauf. Sie wusste ja selbst nicht, was sie wollte. Und das blöde an so einem Krankenhaus war, dass man zu viel Zeit zum Nachdenken hatte. Ihre Gedanken kreisten sich nur noch um dieses Dilemma. „Dummes kleines Kätzchen“, seufzte sie leise und schloss ihre Augen. „Marinette.“ Tikki wollte sich an ihre Wange kuscheln. Doch als ein leises Klopfen an der Tür zu hören war, verschwand sie sofort unter dem Bett. Langsam wurde die Tür geöffnet und sofort bekam Marinette große Augen, als sie die Person erblickte, die das Zimmer betrat. „A-adrien.“ „Hey Marinette.“ Er lächelte sie an, schloss die Tür und lief auf das Bett zu. Marinette brachte keinen Ton mehr heraus und beobachtete ihn, wie er näher auf sie zu kam. Kurz blickte er sich um und deutete auf den Stuhl, der noch in der Nähe des Bettes stand. „Darf ich?“ Marinette nickte zaghaft und so zog er sich den Stuhl näher heran und setzte sich zu ihr ans Bett. „Wie geht es dir?“ „M-mir? G-gut. Also nicht gut … Besser, wo du jetzt hier bist. Ich meine, mir geht es schon besser.“ Marinette pustete leise aus. Musste sie schon wieder so aufgeregt sein? Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, hatte es doch auch schon besser geklappt. Mit Chat konnte sie doch auch ganz normal sprechen, warum klappte es denn bei ihm dann nicht. Kurz schloss sie ihre Augen, atmete tief ein und versuchte sich zu beruhigen. „Also besser?“ Schnell öffnete sie wieder ihre Augen und blickte in das lächelnde Gesicht von Adrien. „D-danke, mir geht es schon besser. Wenn ich Glück habe, kann ich bald nach Hause.“ „Das ist doch toll … Ich wollte dich eigentlich schon eher besuchen kommen, aber es ging leider nicht.“ „D-das macht doch nichts.“ Kurz herrschte Stille zwischen den beiden und Marinette blickte verlegen zur Seite. Räuspernd sah sie ihn dann aber doch wieder an. „Meine Mutter hat mir erzählt, dass du mit Alya hier warst.“ „Ja, das stimmt … Ich hatte eine Idee für unser Referat und konnte dich nicht erreichen. Als Alya dich dann aber auch nicht erreichen konnte, hat sie dann deine Eltern gefragt, wo du stecken könntest. Als wir dann erfahren haben, was passiert ist, sind wir gleich hergekommen.“ Mit großen Augen sah sie Adrien an. Das hatte sie komplett vergessen gehabt. Jetzt musste er das Referat ja ganz alleine halten. „T-tut mir leid.“ Verwundert zog Adrien seine Augenbrauen zusammen und legte seinen Kopf schief. „Wovon sprichst du?“ „Na, dass du das Referat nun ganz alleine halten musstest.“ Adrien rutschte plötzlich näher zu ihr und griff nach ihrer Hand. Völlig perplex sah Marinette kurz herunter zu Adriens Hand, die ihre fest umschlossen hielt. Prompt verfärbten sich ihre Wangen rot und ihr Puls beschleunigte sich. Adrien hielt ihre Hand. Langsam sah sie wieder auf. Sie blickte in das angespannte Gesicht von Adrien, der sie fixierte. „So war das nicht gemeint. Ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass wir uns Sorgen gemacht haben … Ich hab mir Sorgen gemacht“, murmelte er den Schluss, ließ ihre Hand wieder los und rutschte zurück. Marinette war für einen kurzen Moment unfähig sich zu bewegen. Adrien hatte sich Sorgen um sie gemacht? Um sie? Sie starrte ihn einfach, ohne etwas zu sagen, an. Lächelnd erwiderte er ihren Blick und schien zu warten. Sie sollte etwas sagen. Irgendetwas. „Äh … vielen Dank.“ Sofort erstarrte sie. Hatte sie gerade allen Ernstes vielen Dank gesagt? Wo war das Erdloch, in dem sie sich verkriechen konnte. Konnte man noch peinlicher sein? „Ich meine … also.“ Adrien lächelte sie an und kratzte sich dann verlegen an seinem Kopf. „Äh … Gern geschehen … Wir haben übrigens eine Zwei bekommen.“ „Oh da ist ja toll. O-oder ist das für dich schlecht?“ Sie legte ihren Kopf schief und beobachtete Adrien. „Nein. Das ist gut. Lustig war aber …“ Marinette hörte zwar, dass er irgendetwas vom Vortrag erzählte, aber sie konnte ihm nicht folgen. Zu sehr war sie auf ein Mal von seinen Augen abgelenkt. Sie wusste nicht warum, aber sie kamen ihr schon wieder auf irgendeine Art und Weise so seltsam vertraut vor. Aber warum? Wie konnte das sein? „Chloé eben.“ Adrien schüttelte seinen Kopf und seufzte laut auf, was sie wiederum ins Hier und Jetzt zurückbrachte. Innerlich schimpfte sie mit sich selber. Sie hatte ihm überhaupt nicht mehr zu gehört. Wovon sprach er nur? Irgendwas mit Chloé anscheinend. „J-ja … Chloé halt“, stammelte sie schnell. So etwas passte eigentlich immer. Flehend hoffte sie, dass er nicht gemerkt hatte, dass sie gar nicht zugehört hatte. „Ja leider“, antwortete Adrien und zuckte mit seinen Schultern. Erleichtert atmete sie auf. Glück gehabt. Er hatte es offenbar nicht gemerkt. Sie wollte gerade etwas erwidern, als es plötzlich klopfte. Verwundert sah sie herüber zur Tür. Sie erwartete gar kein Besuch mehr. Ihre Eltern waren heute schon hier und wollten eigentlich erst Morgen wieder kommen. Die Schwestern klopften zwar, aber warteten auf keine Antwort und kamen immer gleich danach herein. „Ja?“, rief sie und wartete, dass die Person hereinkam. Überrascht blickte sie in die Gesichter von Mylène und Ivan, die das Zimmer betraten. „Hallo Marinette. Oh, stören wir? Wir waren gerade in der Nähe und dachten wir kommen dich mal besuchen.“ Mylène sah zwischen Marinette und Adrien hin und her. Bevor Marinette allerdings antworten konnte, stand Adrien plötzlich auf. „Ich wollte sowieso gerade gehen. Der Gorilla wartet schon draußen.“ „O-okay …“ „Wir sehen uns.“ Schnell huschte er zu Tür, winkte noch mal allen zum Abschied zu und verschwand aus der Tür.     Nachdenklich stand Marinette mitten in der Nacht von ihrem Bett auf und ging langsam auf das Fenster zu. „Kannst du nicht schlafen?“ Tikki eilte gleich zu ihr und setzte sich auf ihre Schulter. „Nein … Irgendwie nicht“, flüsterte sie und legte ihre Hand auf die Fensterscheibe. Warum war Adrien nur so schnell verschwunden heute Nachmittag? War es ihm etwa peinlich vor den anderen, dass er sie besuchte? Aber warum sollte er dann sagen, dass er sich Sorgen gemacht hatte? Seufzend blickte sie in die Schwärze der Nacht. „Du wartest auf Chat oder?“ Marinette drehte sich vom Fenster weg, ging zurück zu ihrem Bett und rutschte unter die Decke. „Nein … ja … Ach ich weiß auch nicht. Ich sollte lieber versuchen zu schlafen. Es ist schon sehr spät.“ Sie schenkte Tikki ein kurzes Lächeln und schloss dann ihre Augen. Irgendwie hatte sie schon ein klein wenig gehofft, dass er heute wiederkommen würde. Aber sie hatte ihm ja gesagt, dass sie Zeit zum Nachdenken brauchen würde. Aber was wäre, wenn er nun gar nicht mehr kam? Wenn sie ihn zu sehr verletzt hatte? Schnell schüttelte sie den Gedanken jedoch von sich. Sie sollte wirklich lieber versuchen zu schlafen.     In sich gekehrt sah Adrien am nächsten Morgen aus dem Auto, welches ihn zur Schule brachte. Lange hatte er gestern Abend, ganz zum Leidwesen von Plagg, hin und her überlegt, ob er sich nicht einfach in Chat Noir verwandeln sollte und zu ihr gehen sollte. Letztendlich hatte er sich dann aber doch dagegen entschieden. Sie wollte Zeit zum Nachdenken und bedrängen wollte er sie dann auch nicht. Als Adrien war er auch nicht weitergekommen. Im Nachhinein war es auch eine blödsinnige Idee gewesen. Wie sollte er als Adrien herausfinden, in wen sie verliebt war? Er konnte sie ja kaum direkt darauf ansprechen. Warum wollte er es überhaupt wissen? War es schlussendlich nicht sowieso egal, wer es war? Wollte er es nur wissen, damit er wusste, ob er überhaupt eine Chance bei ihr hatte? Seufzend lehnte er sich zurück und rutschte etwas auf seinem Sitz herunter. „Geht es dir nicht gut heute?“ Adrien drehte seinen Kopf zu Nathalie. „Nein, alles gut.“ Das Auto parkte vor der Schule und Adrien öffnete die Tür. „Dann ist ja gut. Denk bitte an deinen Fechtunterricht heute.“ Nickend stieg Adrien aus dem Auto aus und schloss schwungvoll die Tür. Der Wagen fuhr los und so lief er auf Nino und Alya zu, die am Treppenansatz standen und sich anscheinend angeregt unterhielten. Doch plötzlich blieb er stehen und begann seinen Freund zu mustern. War es vielleicht Nino, schoss ihm plötzlich durch den Kopf. Schließlich hatte sie damals dem Zoobesuch freudig zu gestimmt. Allerdings hatte sie ihn dann, als Ladybug, mit Alya zusammen in einen Käfig gesperrt. Seitdem hatte Nino nur noch Augen für Alya. Es könnte also durchaus sein. „Hey Adrien. Was stehst du denn da wie angewurzelt.“ Die Stimme von Nino riss in abrupt aus seinen Gedanken und so lief er schnell weiter auf die beiden zu. „Morgen.“ „Und wie war dein Wochenende?“ Nino klopfte ihm auf die Schulter und grinste ihm dabei ins Gesicht. Bevor er ihm jedoch antworten konnte, stellte sich Max neben sie und räusperte sich laut. „Nino könntest du kurz mitkommen. Ich bräuchte mal deine Hilfe.“ „Klar … Wir sehen uns dann drinnen“, sprach er noch schnell zu Adrien und Alya und verschwand dann mit Max im Gebäude. „Wir sollten vielleicht auch hineingehen. Der Unterricht fängt gleich an.“ Alya lächelte ihm zu und ging dann einige Stufen hinauf. „Warte kurz.“ Verwundert blickte Alya zurück und hob fragend ihre Augenbrauen in die Höhe. „Was ist denn los?“ Vielleicht war das keine gute Idee, aber er musste einfach wissen, ob es Nino war. Alya wusste mit Sicherheit, in wen sie verliebt war. Sie war schließlich ihre beste Freundin. „Kann ich dich kurz etwas fragen?“ „Klar, schieß los.“ Tief atmete er noch mal ein und eilte dann die Stufen zu ihr hinauf. „Sag mal … Also. Ähm … Ist Marinette zufällig in Nino verliebt?“ „Was? Wieso fragst du?“ Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf. Was sollte er ihr nun sagen, das hatte er wirklich nicht gut durchdacht gehabt. „Naja … Nino ist mein Freund und … er ist ja ganz offensichtlich in dich verliebt. Nicht, dass Marinette sich nun Hoffnung macht, da ich Nino geraten hatte, mit ihr in den Zoo zu gehen, wo er sich dann …“ Leise stöhnte er aus und senkte seinen Kopf. Wer sollte ihm das bitte glauben? Langsam blickte er wieder auf und sah, dass Alya rot im Gesicht geworden war. Und dann wurde ihm erst bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Wenn Nino das erfuhr, war er mit Sicherheit einen Kopf kürzer. Das stand fest. Er hatte ihm das im Vertrauen gesagt. Doch verwundert beobachtete er Alya nun, wie sie plötzlich begann zu grinsen. Was hatte sie denn jetzt? „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, in Nino ist sie nicht verliebt.“ „Sorgen machen? Dann ist sie in jemand anderen verliebt? In wen denn?“ Alyas Augen wurden zu kleinen Schlitzen. Sie beugte sich langsam, mit erhobenem Zeigefinger, zu ihm herüber. „Warum möchtest du das denn wissen?“ „Ach. Nur so. Darf man kein Interesse an seinen Mitmenschen haben?“ Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf und versuchte nicht rot zu werden. „Nur so. Verstehe.“ Die Schulglocke ertönte und erschrocken sahen die beiden zum Schulgebäude heraus. „Wir sollten lieber hereingehen.“ Alya drehte sich auf dem Absatz herum und lief die Treppe herauf. „Und wer ist es nun?“, rief ihr Adrien hinter, worauf sie über ihre Schulter zurückblickte. „Das musst du sie schon selber fragen.“ Sie zwinkerte ihm zu und lief dann schnellen Schrittes ins Gebäude hinein. „Interesse an deinen Mitmenschen?“ Plagg lugte aus der Tasche heraus und begann zu lachen. „Haha sehr witzig.“ Schnell drückte Adrien seinen kleinen Kwami zurück in die Tasche, nahm die Beine in die Hand und lief ebenfalls die Stufen hinauf. Er kam schon oft genug zu spät. Ein weiteres Mal, wenn er direkt vor der Schule stand, musste nun wirklich nicht sein. Kapitel 15: ------------ Kapitel 15   Quietschend starrte Marinette mit großen Augen auf ihr Smartphone. Verwundert legte Tikki daraufhin ihren Kopf schief. „Was ist denn los?“ „Adrien. Hat gefragt, wen ich liebe. Außerdem ist Nino in Alya verliebt“, antwortete sie mit wenigen Worten ihren Kwami. Sie hatte jetzt keine Zeit sich groß mit Tikki zu unterhalten. Sie musste Alya zunächst schreiben und sie fragen, warum Adrien das gefragt hatte. Flink huschten ihre Finger über das Display und eilig schrieb sie ihrer Freundin zurück. Warum wollte Adrien das bloß wissen? „Marinette?“ „So.“ Marinette legte ihr Handy auf das Schränkchen und kratzte sich nachdenklich an ihrer Stirn. „Adrien hat Alya gefragt, in wen, ich verliebt wäre.“ „Na, das ist doch toll.“ Tikki bekam große Augen und grinste sie an. Irritiert blickte Marinette ihre kleine Freundin an. „Das heißt doch, dass er sich für dich interessiert.“ „Meinst du echt?“ Marinette breitete die Hände vor ihre Brust aus und langsam landete Tikki auf ihren Handflächen. „Aber ja. Warum sollte er Alya sonst fragen. Er mag dich.“ Nervös kaute Marinette auf ihre Unterlippe herum. Hatte Tikki recht? „Ich weiß nicht. Gestern ist er auch so schnell abgehauen.“ „Ich bin mir ganz sicher.“       Nur halbherzig hörte Adrien Madame Mendeleiev zu. Seine Gedanken hingen immer noch bei dem Gespräch mit Alya. Was hatte sie damit gemeint, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte? Und in Nino wäre sie nicht verliebt. In wen war sie es denn dann? Seufzend senkte er seinen Blick und starrte auf das Blatt vor ihm, als Nino gegen seinen Arm tippte. „Kannst du mir mal sagen, warum Alya dich die ganze Zeit so angrinst?“, flüsterte Nino leise und beugte sich zu ihm herüber. Langsam drehte Adrien seinen Kopf zu seinem Freund und stutzte, als er in das böse funkelnde Gesicht seines Freundes blickte. Er sah über seine Schulter zu Alya und dann wieder zu Nino. Warum war er denn plötzlich sauer auf ihn? Und dann weiteten sich seine Augen. Dachte Nino etwa, er wollte etwas von Alya? Sofort wedelte er mit seiner Hand. „Keine Ahnung, warum sie mich so angrinst. Ich habe sie lediglich etwas über Marinette gefragt.“ Er sah, wie Nino eine Augenbraue hoch zog und ihn musterte. Er sollte ihm vielleicht gleich sagen, dass er sich dabei verplappert hatte. Lieber kurz und schmerzlos dachte sich Adrien und holte tief Luft. „Du Nino … genau dabei ist mir etwas herausgerutscht“, flüsterte er nun und rutschte mit seinem Stuhl noch etwas herüber, damit ihn Nino besser verstehen konnte. Kurz sah er noch mal nach vorne, da Madame Mendeleiev jedoch etwas auf die Tafel schrieb, sprach er schnell weiter. „Irgendwie habe ich ihr verraten, dass du naja … in sie verliebt bist.“ „Was?“, sprach Nino etwas lauter und so waren plötzlich alle Augen auf sie gerichtet. Sofort drehte sich Madame Mendeleiev herum und sah sie böse an. „Ruhe! Konzentriert euch auf den Unterricht.“ Nachdem sie sich wieder herumgedreht hatte, steckte Nino wieder seinen Kopf zu Adrien. „Du hast was?“ „Es war keine Absicht.“ Stöhnend ließ sich Nino mit dem Kopf auf den Tisch fallen. „Mein Leben ist vorbei.“ „Es tut mir leid, wirklich.“ Vorsichtig sah Adrien hinter sich. Alya war in ihre Aufgabe vertieft und bemerkte dadurch nicht, dass er sie musterte. Warum hatte sie ihn nur so angrinst?     Müde fuhr Adrien zwei Tage später zur Schule. Er hatte schon wieder zwei Fotoshootings aufgebrummt bekommen und die Woche sollten noch Einige dazu kommen. Langsam hatte er es satt, aber was sollte er machen. Ihm blieb nichts anderes übrig. Verärgern wollte er seinen Vater auch nicht. Nachher ließe er ihn nicht mehr zur Schule gehen. Nachdem ihm Nathalie an seine heutigen Termine erinnert hatte, stieg er genervt aus dem Auto aus. Doch sofort weiteten sich seine Augen, als er Nino und Alya Händchen haltend vor der Schule stehen sah. Flink lief er auf die beiden zu. „Hab ich was verpasst?“ Er zeigte auf ihre Hände und begann zu grinsen. „Nachdem du Alya ja erzählen musstest, was ich für sie empfinde … “ Nino machte eine kurze Pause und sah ihn böse an, doch lange hielt es nicht an und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Habe ich mich mit Alya getroffen und habe ihr es selber noch mal gestanden. Eins kam zum Anderen und nun ja … Jetzt sind wir zusammen.“ Verliebt sah Nino danach zu Alya, die seinen Blick gleich erwiderte und ihm einen Kuss gab. „So ist es.“ „Das freut mich für euch.“ Verlegen kratzte sich Nino allerdings an seinem Kopf und Adrien legte seinen Kopf schief. Was hatte Nino auf ein Mal? „Sag mal, hättest du etwas dagegen, wenn du und Alya die Plätze tauschen würdet?“ Kopfschüttelnd lachte er und klopfte Nino auf seine Schulter. „Warum sollte ich. Das ist doch kein Problem.“ Doch dann fiel ihm etwas ein und grübelnd sah er die beiden an. „Aber, was ist mit Marinette? Nicht, dass sie etwas dagegen hat.“ Verschwörerisch zwinkerte Alya ihm zu und hakte sich bei Nino unter. „Ich denke nicht, dass sie etwas dagegen hat … Los, lasst uns rein gehen. Es klingelt gleich.“ Sie zog Nino mit sich mit und so liefen die beiden die Treppen hinauf. Was war das denn nun schon wieder von ihr? Er wurde einfach nicht schlau aus ihr.       Marinette lag lächelnd auf dem Bett und telefonierte mit ihrer Freundin. „Böse bin ich ja schon ein wenig, dass du mir erst heute davon erzählst. Aber ich freue mich für euch. Ihr beide passt so gut zusammen. “ „Bei dir wird es auch noch klappen. Da bin ich mir sicher. Und sobald du wieder zur Schule kommst, wirst du hoffentlich erfreut sein, wer nun neben dir sitzt.“ Marinette konnte sich ihre Freundin richtig gut vorstellen, wie sie da gerade saß und sich über ihren Plan erfreute. „Na, wenn sich Adrien auch mal darüber freut.“ „Tut er. Ich sag es dir. Du, ich muss leider auflegen. Meine Geschwister veranstalten hier anscheinend eine Party. Ich muss mal ein Machtwort sprechen. Schön, dass du Morgen entlassen wirst. Ich komm dich dann am Samstag besuchen, wenn es dir recht ist.“ Marinette wollte gerade antworten, als ein lautes Poltern am anderen Ende der Leitung ertönte und Alya zu schimpfen begann. Danach wurde aufgelegt. Schmunzelnd legte Marinette ihr Smartphone auf das Nachtschränkchen und rutschte von ihrem Bett herunter. Sie musste noch packen. Morgen wurde sie endlich entlassen. Zum Glück pünktlich zum Wochenende. Sie stellte die Reisetasche auf das Bett und packte nach und nach ihre Sachen hinein. „Das müsste alles sein“, sprach sie mehr zu sich selbst, doch Tikki zeigte auf das kleine Schränkchen neben dem Bett. „Hast du da auch alles raus?“ „Stimmt. Das fehlt noch.“ Langsam ging sie auf das Schränkchen zu. Ihre Rippe schmerzte noch, doch hatte sie mittlerweile gelernt, welche Bewegungen klappten und welche sie lieber lassen sollte. Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und zog die kleine Schublade auf. Rasch waren auch hier alle Sachen heraus geräumt. Nachdenklich nahm sie dann allerdings die Verpackung einer Tafel Schokolade in die Hand. Seufzend drehte sie sie in ihrer Hand hin und her. Es war die Schokolade, die ihr Chat mitgebrachte hatte. Morgen war es genau eine Woche her, als er sie ihr geschenkt hatte. Langsam setzte sie sich auf die Bettkante und dachte an Chat. Seit dem Abend, als sie ihn weggeschickt hatte, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Ob er nun gar nicht mehr kam? „Alles in Ordnung?“ „Ich weiß es nicht“, antwortete sie Tikki wahrheitsgemäß und hielt ihr das Schokoladenpapier entgegen. „Die war von Chat.“ Tikki wollte etwas sagen, doch Marinette zog die Reisetasche zu sich, stopfte das Papier in die Seitentasche und lächelte ihren Kwami an. Doch merkte sie selber, dass es wohl nicht ganz so überzeugend herüber kam und drehte sich von Tikki weg. „Das wäre wohl alles.“ „Du vermisst ihn, hab ich recht?“ Marinette stupste ihren Kwami an und ein leichtes Lächeln huschte ihr über die Lippen. „Du kennst mich einfach zu gut.“ Sie vermisste ihn tatsächlich. Sie vermisste seine Wortwitze und das Herumalbern mit ihm. Aber sie hatte ihm gesagt, dass sie nachdenken wollte. Und das tat sie auch. Doch hatte sie immer noch keinen blassen Schimmer, wie es weiter gehen sollte. Da war er und da war Adrien. In den letzten Tagen schrieb sie sich fast täglich mit Adrien, und es schien wirklich so, als ob er sich für sie interessieren würde. Sie hatten sogar mal telefoniert. Seit dem Referat hatte sie das Gefühl, dass irgendetwas anders zwischen ihnen war. Er wollte sie sogar noch mal besuchen kommen, doch schaffte er es nicht, da er einen Termin nach dem anderen hatte. Stöhnend legte sie sich vorsichtig rücklings auf das Bett. Sie mochte beide, sehr sogar, und genau das war das Problem. Warum musste das alles auf ein Mal nur so furchtbar kompliziert sein. Zum Glück konnte sie morgen wenigstens endlich nach Hause.     Adrien sah aus dem Fenster und ein kleiner Seufzer entwich ihm. „Herrje, das kann man sich ja nicht mehr mit ansehen. Na los. Sprich deinen Satz und geh zu ihr. Du willst es doch.“ Adrien wandte sich von der großen Fensterfront ab und ging herüber zu seinem Bett. „Ich kann nicht.“ Stöhnend folgte Plagg ihm und schwirrte um ihn herum. „Und warum nicht?“ „Was ist, wenn sie eine Entscheidung getroffen hat, und zwar gegen mich? Ich bin noch nicht so weit. So ist noch alles möglich.“ Wenn er so an Alyas Andeutungen die letzten Tage zurückdachte, hatte Marinette diesen anderen Jungen wirklich sehr gerne. Alya sprach zwar immer in Rätseln und so richtig schlau wurde er daraus nicht, aber man konnte deutlich heraushören, was Marinette für ihn empfand. Wie sollte er da eine Chance bei ihr haben? „Dir ist nicht mehr zu helfen und ich muss es aushalten.“ Theatralisch ließ sich Plagg auf das Bett fallen. „Und ich muss dein ständiges Gemaule aushalten … Los lass uns schlafen. Der Tag morgen wird sicherlich wieder lang.“ Nathalie hatte ihm beim Abendessen mitgeteilt, dass er morgen nach dem Chinesisch noch einen kleinen Werbefilm drehen sollte. Und das am Freitag. Andere genossen ihr beginnendes Wochenende und er musste wieder bis spät in die Nacht vor der Kamera stehen. Naja vielleicht lenkte es ihn wenigstens etwas ab.     Betrübt sah Marinette aus ihrem Fenster. Nun wurde sie gestern entlassen und hatte sich darauf gefreut, sich auf den Balkon zu entspannen oder eine kleine Runde heute mit Alya im Park spazieren zu gehen, doch wurde daraus nichts. Seit gestern Abend hatte es nicht mehr aufgehört zu regnen. Wie aus Eimern goss es und wollte einfach nicht mehr aufhören. „Wir holen das nach. Freue dich einfach darüber, dass du wieder zu Haus bist.“ Lächelnd drehte sich Marinette wieder um und nickte ihrer Freundin zu. „Du hast ja recht.“ „Und gibt es etwas Neues von Adrien?“ Prompt wurde Marinette rot und kratzte sich an ihren Kopf. „Naja wir schreiben uns eigentlich täglich oder telefonieren sogar.“ Über beide Ohren grinsend starrte Alya ihre Freundin an. „Und weiter?“ „Nichts und weiter.“ Leise klopfte es an der Bodenluke und Marinettes Mutter steckte ihren Kopf ins Zimmer. „Abendessen ist fertig. Alya möchtest du vielleicht mitessen?“ Alya stand vom Sofa auf und schüttelte ihren Kopf. „Ich muss leider los. Babysitten.“ „Oh Schade. Das nächste Mal dann. Marinette kommst du dann herunter?“ Marinette nickte und so ging ihre Mutter wieder. Alya drückte ihre Freundin zum Abschied und knuffte ihr in die Seite. „Sag ihm endlich, was du fühlst. Sieh dir Nino und mich an. Hätte er nichts gesagt, wäre das nie etwas geworden.“ „Das sagst du so einfach.“ Alya wuschelte ihr durch die Haare und lief dann auf die Luke zu. „Denk an meine Worte.“ Und schon verschwand sie aus dem Zimmer.     Müde schaltete Marinette, als sie ihr Zimmer betrat das Licht an. Nach dem Essen hatte sie noch mit ihren Eltern einen Film angesehen und nun war es doch schon sehr spät geworden. Tikki flog aus ihrem Versteck heraus und Marinette hielt ihr gleich einen Teller mit Keksen entgegen. „Meine Eltern denken mit Sicherheit, ich würde nur noch Kekse essen.“ Kichernd stellte sie den Teller auf ihren Schreibtisch und schlenderte zum Fenster herüber. Draußen regnete es immer noch. Hörte das auch irgendwann mal wieder auf? Seufzend blickte sie über die Lichter der Stadt, als ihre Augen plötzlich größer wurden. Täuschte sie sich oder saß auf dem Haus gegenüber tatsächlich Chat Noir? Abrupt lief sie auf die Treppe zu und eilte so schnell sie konnte zur Dachluke hinauf. Dass ihre Rippe dabei schmerzte, war ihr im Moment egal. „Was ist los?“, flog ihr Tikki sofort hinter her. „Chat“, flüsterte sie nur und öffnete die Luke zum Balkon. Sofort tropfte ihr der Regen ins Gesicht. Schnell wischte sie mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht und kletterte hinaus. Kurz holte sie Luft und verdrängte damit den Schmerz, der sich von ihrer Rippe ausbreitete. Zaghaft stand sie danach auf und sah sich um. War er weg? Oder war er gar nicht hier und sie hatte sich das nur eingebildet? Doch dann entdeckte sie ihn auf dem Dach gegenüber. Er saß dort im Regen und sah zu ihr herüber. „Chat …“, flüsterte sie, doch wusste sie, dass er sie hören würde. Einige Sekunden vergingen, bevor er sich bewegte und aufstand. Einen kurzen Moment hatte sie die Befürchtung, er würde wieder gehen, jedoch sprang er zu ihr herüber auf den Balkon. Er landete auf der Brüstung, sprang mit einem Satz herunter und blieb nun etwas von ihr entfernt stehen. „Marinette.“ Der Regen prasselte unentwegt weiter und Marinette war mittlerweile komplett durchnässt. Aber das war ihr gerade egal. Keiner der beiden sagte etwas und so hörte man nur den Regen, wie er auf die Dächer von Paris klopfte. Sie sahen sich einfach nur in die Augen, bis Marinette dann zögerlich das Wort ergriff. „Was … Was machst du hier?“ Chat senkte kurz seinen Kopf und es schien, als ob er überlegte, was er sagen sollte. „Ich … wollte dich sehen. Ich hab dich vermisst …“ Nun war es Marinette, die schüchtern ihren Blick senkte. „Ich hab dich auch vermisst“, murmelte sie ihren Füßen zu und sah dann wieder auf, „Sind Katzen nicht eigentlich Wasser scheu?“ Schulterzuckend lehnte sich Chat Noir gegen die Balkonbrüstung. „Diese hier nicht.“ Ein Lächeln huschte über Marinettes Gesicht und sie konnte deutlich erkennen, dass er auch grinste. Eine leichte Windböe fegte über den Balkon und zitternd umschlang Marinette mit ihren Armen ihren Oberkörper. Sofort eilte Chat Noir zu ihr und umarmte sie vorsichtig. „Du solltest hier wirklich nicht draußen im Regen stehen. Geh rein“, flüsterte er ihr ins Ohr und ging wieder einen Schritt zurück. „Du bist doch auch ganz durchnässt … So kann ich dich nicht gehen lassen. Komm rein und wärme dich etwas auf.“ „Bist du sicher?“ Nickend zog sie ihn zur Dachluke und kletterte vorsichtig hinein. Nach dem auch Chat Noir ihr Zimmer betreten hatte, schloss er die Luke hinter sich und folgte ihr die Treppe herunter. „Ich hol uns kurz ein paar Handtücher.“ Eilig verschwand sie aus dem Zimmer und huschte ins Badezimmer. Ihre Eltern saßen zum Glück noch vorm Fernseher und hatten sie nicht bemerkt. Wie hätte sie ihn erklären sollen, warum sie komplett durchnässt aus ihrem Zimmer kam. Mit zwei großen Handtüchern bepackt schlich sie sich leise zurück in ihr Zimmer und schloss die Bodenluke. „Hier kommt das Handtuch.“ Lächelnd lief sie herüber zu Chat Noir, der vor ihrem Schreibtisch stand. Doch abrupt blieb sie stehen, als sie bemerkte, was er da gerade ansah. Das hatte sie komplett vergessen gehabt, als sie ihn mit in ihr Zimmer nahm. Überall an den Wänden hingen ja die Bilder von Adrien.   Kapitel 16: ------------ Kapitel 16   Irritiert sah sich Chat Noir die Bilder an. Warum hatte sie denn so viele Fotos von ihm an der Wand hängen? Als er das letzte Mal hier gewesen war, waren die aber noch nicht da gewesen. Hatte sie die neu oder hatte sie sie extra abgenommen, als er als Adrien vorbeikam? Sein Vater war ihr Vorbild, das wusste er. Hatte sie deshalb so viele Fotos von ihm? Er trug ja stets die Kollektion seines Vaters bei Fotoshootings. Doch dann entdeckte er ein Foto, auf das ein Herz herauf gemalt wurde. Und dann schossen ihm auf einem Schlag sämtliche Andeutungen von Alya durch den Kopf. Konnte es sein? War es möglich? War sie in Adrien verliebt? Schnell ging er noch mal die ganzen Andeutungen von Alya in seinen Gedanken durch. Außerdem erinnerte er sich daran, was Marinette im Krankenhaus zu ihm gesagt hatte. Es passte alles. Sie sagte, der Junge wüsste nichts davon und würde vermutlich auch nie mehr als eine Freundin in ihr sehen. Vor der Sache im Einkaufszentrum und die Erkenntnis, dass sie Ladybug war, war sie auch wirklich nur eine Freundin für ihn gewesen. Doch nun hatte er sie besser kennengelernt und sich in sie verliebt. Nicht weil sie Ladybug war, sondern weil sie Marinette war. Sie als Ladybug liebte er auch, keine Frage, aber auch das kleine tollpatschige Mädchen, welches ihn zum Lachen brachte. Stöhnend klatschte er sich mit seiner Hand gegen die Stirn. Wie blind war er eigentlich gewesen? Doch dann musste er schmunzeln, er selbst war der Idiot. „Hier kommt das Handtuch.“ Leise drang die Stimme von Marinette in sein Ohr und langsam drehte er sich zu ihr herum. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie zwischen ihm und den Fotos hin und her. „Ähm, … also das … das ist nicht so, wie es aussieht. Also …“ Er sah, wie Marinette rot anlief und grinsend hob er eine Augenbraue in die Höhe. Sie sah wirklich süß aus, bei dem Versuch, das zu erklären. Er hatte also recht. Sie war wirklich in Adrien verliebt. Er war die ganze Zeit auf sich selber eifersüchtig gewesen. Nachdem er jetzt aber wusste, dass sie in ihn verliebt war, konnte er sich nicht nehmen lassen, sie ein wenig zu necken. „Wo nach sieht es denn aus?“ Wild fuchtelte sie mit ihren Händen herum, wodurch ihr eins der Handtücher herunter fiel. Schnell ging sie in die Hocke und hob es wieder auf. Doch er merkte, wie sie schmerzhaft ihr Gesicht verzog. Sofort eilte er zu ihr und half ihr beim Aufstehen. „Alles Okay?“ Nickend lächelte sie ihn an und kratzte sich dann an ihrem Kopf. „Naja die Fotos … Ich bin ein großer Fan von Gabriel Agreste, er ist mein Vorbild und …“ Laut seufzend unterbrach sie jedoch ihre Erklärung und überreichte ihm ein Handtuch. „Wem mach ich da etwas vor … Das ist der Junge, von dem ich gesprochen hatte.“ Sie sah kurz auf die Bilder und wandte sich dann wieder an ihn. „Du hast ihn bestimmt schon mal auf einem Plakat oder so gesehen. Das ist Adrien Agreste. Er geht in meine Klasse. Erst konnte ich ihn nicht mal leiden, da ich dachte, er hätte mir einen Kaugummi auf meinen Platz geklebt. Doch es stellte sich raus, dass er es gar nicht war und dann hat er mir seinen Schirm gegeben, da es geregnet hatte, und naja …“ Ohne sie zu unterbrechen, hörte Chat Noir Marinette zu. Er konnte sich noch gut an den Tag erinnern. Es war sein erster Schultag gewesen und der, war gar nicht gut gestartet. Doch zum Glück lief danach alles besser. Stöhnend drehte sie sich jedoch plötzlich herum und lief auf ihr Sofa zu. „Warum erzähl ich dir das überhaupt. Du hältst mich jetzt bestimmt für eine verrückte Stalkerin oder so.“ „Nein, das tu ich nicht ... Bin nur etwas enttäuscht, dass du gar kein Foto von mir an der Wand hast.“ Wieso sagte er das denn jetzt? Ihr Zimmer war doch voll von ihm. Aber halt nur von ihm, als Adrien. Aber etwas enttäuscht war er schon, dass nur Bilder von seiner anderen Identität zusehen waren. War das sein gekränkter Katzenstolz, der da aus ihm sprach? War das nicht absurd? Schließlich war er es, den sie liebte. „Oh naja … das mit dir, also uns. Wobei ein Richtiges uns, ist es ja auch nicht … Ich meine, das ist noch so neu und …“, stammelte sie, vergrub verlegen ihr Gesicht in dem Handtuch und trocknete sich etwas ab. Kurz schüttelte er sich innerlich. Was machte er denn da? Da saß sie und liebte ihn. Was verplemperte er hier also seine Zeit mit dummer Eitelkeit. „Marinette“, begann er also und ging einen Schritt auf sie zu, doch blieb er sofort wieder stehen, als er die Pfütze unter seinen Füßen entdeckte. „Oh, das tut mir leid.“ Verwundert blickte sie wieder auf und entschuldigend zuckte er mit seinen Schultern. Er beobachtete sie, wie ihr Blick an ihm herunter zum Boden wanderte und wieder zurück. Augenblicklich begann sie zu kichern. „Du siehst aus, wie ein begossener Pudel.“ „Hey. Ich bin viel cooler, als ein Hund.“ Gespielt beleidigt verschränkte er seine Arme vor der Brust, doch lange hielt er es nicht durch und begann auch zu lachen. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, sah sie ihn allerdings wieder ernst an und drehte das Handtuch in ihren Händen hin und her. „Wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest, kann ich das verstehen.“ „Was?“ Dachte sie wirklich, er wollte jetzt nichts mehr mit ihr zu tun haben? „Naja, keine Ahnung, was du jetzt über mich denkst.“ „Marinette, es gibt da etwas, was ich dir sagen muss.“ Er ging einen weiteren Schritt auf sie zu. Bevor er jedoch weiter sprechen konnte, hörten die beiden ein Poltern und abrupt drehten sich ihre Köpfe in Richtung der Luke. „Oh Gott meine Eltern. Du musst gehen, sofort“, quietschte Marinette leise. „Aber …“ „Die denken nachher sonst was, wenn sie mitten in der Nacht einen Jungen in meinem Zimmer finden.“ Panisch stand sie auf, lief zu ihm und schnappte ihn an seinem Handgelenk. Völlig überrumpelt von dieser Aktion, ließ er sich von ihr zu der Treppe ziehen. „Los.“ Sie deutete auf die Dachluke und gab ihm einen kleinen Schubs. Er setzte seinen Fuß auf die erste Stufe, blieb dann aber stehen. Ein Lächeln huschte ihm über sein Gesicht. Wenigstes das musste er ihr noch sagen, ehe er ginge. Schnell drehte er sich zu ihr zurück. „Marinette … Du weißt gar nicht, wie erleichtert und glücklich zugleich ich gerade bin.“ Mit einem Satz überwand er die Distanz zwischen ihnen, drückte ihr das Handtuch zurück in ihre Hände, nahm ihr Gesicht in seine Hände und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Keine Sekunde später klopfte es auch schon an der Bodenluke und grinsend sprang er die Treppe herauf. Rasch war die Dachluke geöffnet und er heraus geilt. Er blickte ein letztes Mal zurück und sah in ihr verwirrtes Gesicht. Er zwinkerte ihr zu, nahm seinen Stab zur Hand und verschwand im Dunkeln der Nacht.   Durcheinander blickte sie Chat Noir hinter her, wie er aus ihrem Zimmer verschwand. Was war das denn jetzt? Langsam hob sie ihre Hand und fuhr mit ihren Fingern über ihre Lippen. Was meinte er damit, dass er erleichtert und glücklich zugleich war? „Marinette?“ Erschrocken drehte sie sich herum und blickte in das fragende Gesicht ihrer Mutter. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie ins Zimmer gekommen war. „Maman.“ „Was ist denn hier los? Warum bist du denn ganz nass und warum steht die Dachluke offen?“ Kurz huschte ihr Blick herauf. Verdammt, sie stand ja noch sperrangelweit offen. „Irgendetwas hat auf dem Balkon ganz laut gepoltert. Ich hab nachgesehen, was es war. Konnte aber nichts finden. Dabei bin ich ganz nass geworden.“ Skeptisch legte ihre Mutter ihren Kopf schief. „Und warum ist das Fenster immer noch offen?“ „Ich hab es nicht mehr zubekommen, meine Rippe … Ich wollte gerade zu euch und fragen, ob ihr es mir zumachen könntet.“ Angespannt betrachtete Marinette ihre Mutter. Es klang ja wirklich sehr abenteuerlich, was sie da gerade erzählte. Kopfschüttelnd ging ihre Mutter dann aber zur Treppe. „Sag uns nächstes Mal vorher beischeid, dann sehen wir nach. Du sollst dich doch ausruhen. Geh dir schnell etwas Neues anziehen. Ich kümmere mich um die Luke.“ Nickend drehte sich Marinette herum. Ob ihre Mutter ihr glaubte, oder einfach nur so tat, wusste sie nicht. Aber solange sie nicht weiter nachfragte, ließ sie es auch auf sich beruhen. Schnell lief sie daher zu ihrem Kleiderschrank und schnappte sich ein paar trockene Sachen. Ihre Mutter stieg in der Zeit die Treppe wieder herunter, trat näher an sie heran und legte liebevoll ihre Hand auf ihre Schulter. „Dein Bett ist zum Glück trocken geblieben. Zieh dich schnell um, und dann geh am Besten schlafen. Du brauchst noch etwas Ruhe.“ „Ist gut. Gute Nacht Maman.“ Ihre Mutter drückte sie noch mal kurz und verließ dann wieder ihr Zimmer. Nachdem die Bodenluke wieder geschlossen war, entledigte sich Marinette von den nassen Klamotten und hängte sie vorsichtig über ihren Stuhl. „Zum Glück hat deine Mutter nicht weiter nachgefragt.“ Tikki flog aus ihrem Versteck heraus und schwebte vor Marinette herum. „Da hast du recht.“ „Und was denkst du?“ Schnell zog sich Marinette ein neues Shirt und eine Leggings über und blickte dann wieder zu Tikki. „Was meinst du?“ „Na, ich meine wegen Chat, dass er das jetzt mit Adrien weiß.“ Marinette zog ihre Schultern in die Höhe, ging zu der Treppe und stieg langsam zu ihrem Bett herauf. „Ich weiß es nicht. Was meinte er denn überhaupt damit, dass er erleichtert und glücklich wäre? Denkt er vielleicht, da er nun weiß, dass es Adrien ist, dass er bessere Chancen hat, da sich jemand, wie Adrien, eh nicht für mich interessieren würde?“ Mit großen Augen blickte sie ihren kleinen Kwami an. „Ich weiß es nicht. Aber es klang für mich nicht so. Vielleicht hat es ja auch einen anderen Grund.“ Seufzend setzte sich Marinette auf ihr Bett und stupste Tikki an. „Ich werde aus ihm einfach nicht schlau.“ „Am Besten du schläfst jetzt erst mal. Deine Mutter hat recht. Du brauchst noch Ruhe.“ Vorsichtig rutschte Marinette unter ihre Decke. „Ein wenig Schlaf kann wirklich nicht schaden.“ Tikki kuschelte sich neben sie auf das Kopfkissen und es hatte nicht lange gedauert, bis beide tief und fest schliefen.   Blinzelnd öffnete Marinette am nächsten Tag ihre Augen und sah müde hinauf zum Fenster. „Es hat ja endlich aufgehört.“ „Das stimmt. Guten Morgen oder eher guten Mittag.“ Lächelnd kuschelte sich Tikki an Marinettes Wange. „Schon so spät?“ Verwundert blickte Marinette auf ihren kleinen Wecker. Es war schon beinahe zwölf Uhr. So lange hatte sie gar nicht vor zu schlafen. „Dein Handy hat übrigens geklingelt vorhin.“ Marinette rutschte mit ihren Beinen über die Bettkante und stand langsam auf. „Bestimmt Alya.“ Träge, da sie immer noch, obwohl sie nun schon so lange geschlafen hatte, müde war, stieg sie die kleine Treppe herunter und ging zu ihrem Schreibtisch. Kurz rieb sie sich die Augen und griff dann nach ihrem Smartphone. Ein verpasster Anruf und eine Nachricht. Doch auf einem Schlag war sie hellwach. „Adrien hat mich angerufen … und eine Nachricht geschrieben.“ Aufgeregt starrte sie ihr Handy an. Tikki flog zu ihr herunter und setzte sich auf den Schreibtisch. „Na, was ist. Mach sie auf.“ Nickend öffnete Marinette die Mitteilung und las die Nachricht. Mit großen Augen sah danach Tikki an. „Adrien möchte sich heute mit mir treffen. Er schreibt, es sei wichtig. Warum sagt er aber nicht.“ „Hast du irgendeine Idee?“, fragend sah sie ihr kleiner Kwami an. Kopfschüttelnd setzte sich Marinette auf ihren Schreibtischstuhl und legte ihr Smartphone auf den Tisch. „Keine Ahnung.“ „Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als es herauszufinden.“ Tikki zwinkerte ihr zu und so schnappte sich Marinette erneut ihr Handy. „Du hast recht.“   Schnell hatte sie Adrien zurückgeschrieben und sich mit ihm für heute Nachmittag verabredet. Direkt danach hatte sie auch sofort Alya davon berichtet, die auch gleich vorbeikommen und sie wieder beruhigen wollte. Sie war der festen Überzeugung gewesen, dass er ihr seine Liebe gestehen würde. Grübelnd lehnte sich Marinette gegen die Stuhllehne und tippte mit ihrem Finger gegen ihr Kinn. Das konnte unmöglich der Grund sein. Aber was war es dann? Was konnte so dringend sein, dass er unbedingt heute noch mit ihr sprechen wollte. Ihr Blick wanderte über die Wand und panisch stand sie von ihrem Stuhl auf. „Die Fotos!“ Flink nahm sie mit Tikki die Fotos herunter und verstaute sie in der Schreibtischschublade. Nachdenklich sah sie danach über die leeren Wände. Unweigerlich musste sie dadurch an Chat Noir denken. Ob er wohl heute wieder kam? Lächelnd dachte sie dabei auch an den, wenn auch sehr flüchtigen, Kuss und ihr ganzer Bauch begann zu kribbeln. Tikki brachte das letzte Foto. Seufzend steckte sie es zu den anderen und macht die kleine Schublade wieder zu. Sie steckte in einer ganz schönen Zwickmühle, denn sie hatte immer noch absolut keine Ahnung, was sie wollte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen auch nur einen von beiden zu verlieren. Wobei verlieren nicht das richtige Wort war, da sie ja mit keinen der beiden zusammen war. Aber es war so. Das Klingeln an der Tür, stoppte jedoch ihr Grübeln und so schnappte sie sich ihre kleine Umhängetasche. Sie und Alya wollten eine kleine Runde im Park spazieren gehen. Sie brauchte dringend frische Luft und das Klingeln konnte eigentlich nur ihre Freundin sein. „Na komm Tikki.“     „Ich sag es dir, ich werde recht behalten … Aber ich muss jetzt leider los. Du schaffst es wirklich alleine zurück?“ Fragend sah Alya Marinette an und stand dabei von der kleinen Bank auf. „Ja wirklich. Es ist doch nicht weit. Ich möchte noch ein paar Minuten hier sitzen.“ Lange hatten die beiden hier im Park gegsessen und diskutiert, doch Marinette konnte einfach nicht glauben, dass Adrien deshalb kommen würde. Auch wenn Alya immer wieder davon erzählt hatte, was ihr alles aufgefallen war. „Okay. Du meldest dich … “ „Sobald er wieder weg ist. Ja mache ich“, beendete Marinette ihren Satz und grinste. Schnell verabschiedeten sich die beiden und Marinette sah Alya hinter her, wie sie den Park verließ. Einige Minuten saß sie danach einfach nur da, genoss die warmen Sonnenstrahlen, die ihr ins Gesicht schienen, und hing in ihren Gedanken, bis Tikki vorsichtig aus der kleinen Tasche heraus lugte. „Du solltest vielleicht auch lieber nach Hause. Adrien kommt doch gleich.“ „Du hast recht.“ Langsam stand sie von der Parkbank auf und schlenderte den Weg entlang zum Ausgang, als plötzlich eine junge Frau an ihr vorbei lief und laut schniefte. Weinte sie etwa? Auf der Höhe der Parkbank, auf der Marinette gerade noch gesessen hatte, blieb sie dann allerdings stehen. Regungslos stand sie da und sah stur auf den Boden. Was hatte sie denn jetzt? Marinette merkte, wie Tikki unruhig in der Tasche wurde. Konnte es etwa sein? Und dann sah sie auch schon einen kleinen schwarzen Schmetterling, der auf die Frau zu flog. „Nein“, schrie Marinette und eilte auf die Frau zu, doch es war zu spät. Marinette konnte nur noch beobachten, wie sie von lilaschwarzem Nebel umhüllt wurde. Kapitel 17: ------------ Kapitel 17   Abrupt blieb Marinette stehen und starrte auf die, in Nebel gehüllte, Frau. Es ging also wieder los. Es war zum Glück lange ruhig gewesen. Aber sie hätte es wissen müssen, dass dies nicht ewig so weiter gehen konnte. Hawk Moth lief schließlich noch irgendwo da draußen herum. Was sollte sie jetzt nur machen? War sie schon wieder gesund genug, um sich zu verwandeln? Aber auch, wenn es nicht so war, sie hatte ohnehin keine andere Wahl. Sie war die Einzige, die den Akuma einfangen konnte. Angespannt sah sie, wie der lilaschwarze Nebel verschwand. Vor ihr stand nun nicht mehr die junge Frau von eben, sondern ein neuer Superschurke. Ihr geblümtes Sommerkleid war einem langen schwarzen Kleid gewichen. Auf ihrem Kopf trug sie jetzt einen kleinen schwarzen Hut mit schwarzer Spitze heran. Auch ihre Handtasche hatte sich schwarz verfärbt. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie gerade akumatisiert wurde, hätte man meinen können, sie käme gerade von einer Beerdigung. Lediglich das bunte Armband hatte sich nicht verändert. Es sah aus, wie ein Lederband mit vielen bunten Perlen heran. Dort musste der Akuma stecken. Langsam drehte sich die Frau herum. Nun konnte Marinette erkennen, dass direkt auf ihrer Brust ein zerbrochenes rotes Herz prangte. Böse wurde sie von der Frau an gefunkelt und erschrocken wich Marinette einen Schritt zurück. „Keine Angst. Dir werde ich nichts tun. Wir Frauen müssen zusammenhalten. Männer sind Lügner. Von wegen man würde sie einengen. Denen werde ich es zeigen. Broken- Heart ist gekommen, um die Männer für ihre Lügen zu bestrafen!“ Mit einem ohrenbetäubenden Lachen sprang die Frau an Marinette vorbei und eilte in Richtung Parkausgang. Sofort lief Marinette hinter einem Baum, öffnete ihre kleine Tasche und sah sich um, ob sie auch niemand beobachten würde. „Tikki es wird wieder Zeit.“ Sofort kam der kleine Kwami, aus der Tasche geflogen. „Meinst du, du schaffst das?“ Besorgt wurde Marinette von Tikki gemustert. „Es wird schon irgendwie gehen. Etwas anderes bleibt uns ja nicht übrig.“ „Ich weiß … Na dann los.“ Die beiden nickten sich gegenseitig zu und Marinette atmete noch mal tief ein. Ihr war nicht wohl dabei. Und so hoffte sie, dass Chat Noir auch nicht lange brauchen würde, bis er dazu käme. Alleine könnte es in ihrer Verfassung schwierig werden. Entschlossen ballte sie jetzt jedoch ihre Hände zu Fäusten. Sie durfte keine Zeit verlieren. Paris war in Gefahr. „Tikki verwandle mich.“ Der kleine Kwami wurde in ihren Ohrring gezogen und wenige Sekunden später war Marinette verschwunden und Ladybug erschienen, bereit Paris erneut zu retten. Sofort lief sie los und versuchte die Frau zu finden. Weit gekommen konnte sie eigentlich noch nicht sein. So schnell sie konnte, rannte sie der Frau hinter her. Jeder Schritt schmerzte sie in ihrer Brust, aber sie konnte darauf jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie musste diese Frau finden und so schnell es ging den Akuma einfangen. Sie hatte das Ende des Parkes erreicht und keine Sekunde später erblickte sie auch schon, die in Schwarz gekleidete, Frau. Sie kramte in ihrer Tasche herum, lachte laut auf und warf eine kleine schwarze Schachtel, auf einen jungen Mann, der nicht weit von ihr entfernt stand. Was hatte das denn zu bedeuten? Doch lange musste sie nicht auf eine Antwort warten. Die Schachtel wurde plötzlich größer und der Mann wurde von der Schachtel regelrecht verschluckt. Ohne groß nachzudenken, lief Ladybug auf die Schachtel zu, klopfte wild dagegen und versuchte sie zu verschieben. War sie zu schweren Eisen geworden? Sie konnte sie kein Stück bewegen. „Lass ihn sofort wieder raus!“ Die Frau lachte auf und funkelte Ladybug böse an. „Ich werde allen Männern zeigen, wie es sich wirklich anfühlt, wenn man keine Luft mehr zum Atmen hat und sich eingeengt fühlt!“ Erschrocken blickte Ladybug wieder auf die Schachtel. Meinte sie damit etwa, sie würde den Mann ersticken? Sie musste sich beeilen. Wo blieb denn nur Chat? „Ladybug. Gib mir deine Miraculous und ich verschone dich. Eigentlich will ich dir nichts tun, aber du hast etwas, was ich brauche.“ Kampfbereit drehte sich Ladybug wieder zu Broken- Heart und griff nach ihrem Jo-Jo. „Niemals!“ Sie warf ihr Jo-Jo aus, doch die Frau wich aus und zog eine weitere Schachtel aus ihrer Tasche heraus. Grinsend hob die Frau ihren Arm und warf die Box schwungvoll in Ladybugs Richtung. Panisch riss Ladybug ihre Augen auf. Die Schachtel durfte sie unter keinen Umständen einsperren. Mit einem Satz sprang sie zur Seite und landete schmerzhaft auf allen Vieren. Das Schächtelchen landete lautstark neben ihr auf den Boden und löste sich in Rauch auf. Tief einatmend drückte sie ihre Hand gegen ihre verletzte Rippe. Der Schmerz zog ihr durch ihren gesamten Körper. Schnell biss sie jedoch ihre Zähne zusammen. Sie musste den Schmerz ignorieren. Umso schneller sie den Akuma hatte, desto schneller konnte sie sich wieder ausruhen. Rasch stand sie daher wieder auf. „Mehr hast du nicht zu bieten …“ Irritiert sah sie sich um, wo war sie denn hin? Schnell sah sie sich zu allen Seiten um, doch lange musste sie nicht suchen. Lachend stand die Frau in der Nähe der Bäckerei und kramte erneut in ihrer Tasche. „Da ist ja noch so ein Lügner!“ Ladybugs Blick wanderte von der Frau zu der Person, die sie fixierte. Für einen kleinen Augenblick erstarrte sie, als sah, wer das neue Opfer war. Adrien steuerte gerade die Bäckerei ihrer Eltern an und hatte nicht bemerkt, dass ein neuer Superschurke nicht weit von ihm entfernt stand, und im Begriff war ihn anzugreifen. Wie in Zeitlupe lief die ganze Szene vor ihr ab. Sie sah, wie die Frau mit ihrem Arm ausholte und die Box auf Adrien werfen wollte. „Adrien!“, schrie Ladybug und im selben Atemzug warf sie ihr Jo-Jo aus. In einem Bruchteil einer Sekunde landete sie direkt vor ihm und wollte ihn zur Seite schubsen, doch im Augenwinkel konnte sie schon die Schachtel auf sich zu fliegen sehen. Und dann wurde es dunkel. Das böse Lachen der Frau drang dumpf zu ihr hindurch. „Nun brauch ich nur noch zu warten und ich komm ganz einfach an deine Ohrringe. Dummes Mädchen … Ich werde in der Zwischenzeit dem Lügner einen Besuch abstatten.“ Erneutes Lachen hallte durch die Wände und dann wurde es still. „Nein“, schimpfte Ladybug und versuchte irgendetwas zu erkennen. Aber sie konnte nicht mal ihre eigene Hand vor Augen sehen. Vorsichtig tastete sie um sich. „Wo sind wir denn jetzt gelandet?“, drang eine bekannte Stimme in ihr Ohr. Es hatte ihn also auch erwischt. Fluchend tastete sie mit ihren Händen die Wand der Schachtel entlang. Irgendwie mussten sie doch hier wieder herauskommen. Es blieb ihnen wahrscheinlich nicht viel Zeit und dann würde ihnen die Luft ausgehen. Zu zweit hier drinnen, vermutlich sogar noch schneller. Sie schlug mit ihren Händen gegen die Wände, aber es tat sich überhaupt nichts. „Ich erkläre es dir gleich.“ Irgendwie musste man doch aus diesem Ding herauskommen. Von außen konnte sie es nicht verschieben. Vielleicht von hier drinnen? Schnell ging sie in die Hocke, drückte mit ihren Händen über sich gegen die Wand und versuchte die Box anzuheben. Aber auch hier keine Chance. Bis auf ein schmerzhaftes Ziehen brachte es rein gar nichts. „Ladybug?“ „Ja … Keine Sorge. Ich werde uns hier wieder herausholen.“ Sie ging auf alle viere und tappte weiter im Dunkeln in der Box herum. Sie begann den Boden abzusuchen und tastete mit ihren Händen vor sich, als sie plötzlich etwas, was eindeutig nicht der Boden war, erwischte. „Ähm, ja das gehört zu mir“, räusperte sich Adrien und sofort nahm sie ihre Hand zurück. „Oh mein … Das wollte ich nicht. Ich meine, ich sehe überhaupt nichts und …“ War das peinlich. So etwas konnte auch nur ihr passieren. Nur sie schaffte es, so eine Situation noch schlimmer zu machen. Für einen kleinen Moment war sie froh, dass man hier nichts sehen könnte, sonst hätte Adrien gesehen, wie sie gerade mit Sicherheit anlief, wie eine überreife Tomate. „Was ist hier überhaupt los?“, fragte dieser nun. „Draußen läuft ein Superschurke beziehungsweise eine Superschurkin herum, die Männer in kleine Boxen sperrt, bis … naja dort drinnen keine Luft mehr ist. Das heißt, wir müssen hier schleunigst herauskommen. Aber keine Angst mir fällt schon etwas ein.“ Die Angst in ihrer Stimme versuchte sie, so gut es ging zu überspielen. Sie hatte nämlich absolut keine Ahnung, wie genau sie das anstellen sollte. Wo blieb denn nur Chat? Wobei dieser nun auch nicht wusste, dass sie in diesem Ding feststeckte. Seufzend lehnte sie ich mit ihren Rücken gegen die Wand und hielt sich ihre Hand gegen ihre Rippe. Das Ziehen in ihrer Brust machte die ganze Sache auch nicht besser. Ihr musste etwas einfallen. Ihr Glücksbringer vielleicht? „Das heißt, wenn wir es nicht schaffen aus dieser Box zu kommen, sieht es nicht gut aus für uns.“ „So könnte man es sagen.“ Einen kurzen Moment herrschte Stille, bis Adrien plötzlich laut seufzte. „Ich weiß, wie wir hier wieder herauskommen.“ „Wie denn? Ich bin für alles offen.“ Angespannt wartete sie darauf, was er für eine Idee hatte, doch Adrien sagte nichts mehr. Was hatte er denn nun? Sie wollte gerade etwas sagen, als sie merkte, dass er mit seiner Hand ihren Arm herunter tastete und danach anfing ihre Hand mit seinen festzuhalten. „Eigentlich … eigentlich hatte ich mir genau überlegt, wie ich es dir sagen wollte … doch uns fehlt die Zeit, also muss ich mich beeilen.“ Sie hörte, wie er schwer einatmete. Was hatte er denn nur? „Adrien?“ „Ich weiß … Ich weiß, wer du in Wirklichkeit bist … Marinette.“ Scharf zog sie die Luft ein. Woher? Woher wusste er das? Sie musste das sofort aus der Welt schaffen und ihm verklickern, dass er sich irrte. Er durfte ihre wahre Identität nicht wissen, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Panisch zog sie ihre Hand aus seinen heraus und wedelte wild damit herum. Auch wenn Adrien, das nicht sehen konnte. Wobei dies gerade sogar besser war. „Was? Nein, wie kommst du denn auf so etwas. Ich bin doch nicht Marinette.“ „Wer wir wirklich sind, darf keiner wissen, nicht ein Mal wir. Das hast du mir damals gesagt, und doch bin ich froh, dass ich es herausgefunden habe. Marinette du solltest wissen, dass ich …“ Stutzig hielt Ladybug ihre Luft an, wovon sprach er da? Nicht ein Mal wir? Das hatte sie damals nach dem Kampf gegen Lady Wifi zu Chat gesagt. Abrupt wurden ihre Augen groß. Das konnte nur Chat Noir wissen. Aber das hieße ja? „Chat?“, flüsterte sie mit leiser Stimme. „Hallo Pünktchen …“ In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen. Ob es der beginnende Sauerstoffmangel war, oder die Erkenntnis, dass Adrien Chat Noir war, wusste sie nicht. Das alles war gerade etwas zu viel für sie. Sie brachte keinen Ton mehr heraus. Adrien war Chat Noir. Außerdem wusste er, dass sie Marinette war. Wie hatte er das erfahren? „Plagg komm raus, wir müssen uns beeilen.“ Plagg? Das war dann wohl sein Kwami. „So etwas schafft auch nur ihr“, stöhnte eine krächzende Stimme. Das war dann wohl Plagg. Irritiert hörte sie den beiden zu, wie sie sich offenbar zankten. So etwas kannte sie von Tikki überhaupt nicht. Sein Kwami schien ganz anders zu sein. „Du kannst später herummaulen. Wir haben jetzt keine Zeit für so etwas. Plagg verwandle mich.“ Plötzlich schimmerte es neben ihr grün, doch nach wenigen Sekunden war es vorbei und es war wieder stockfinster. „Sehen wir zu, dass wir hier herauskommen.“ Hätte sie nicht gewusst, dass sich Adrien gerade verwandelt hatte, hätte sie nie im Leben gedacht, dass Chat Noir nun hier neben ihr saß. Warum war ihr die Stimme von ihm nie bekannt vorgekommen? „Kataklysmus“, ertönte es neben ihr und angespannt sah sie sich um. Es hatte nicht lange gedauert und die ersten Lichtstrahlen bahnten sich zu ihnen hindurch. Keine Sekunde später zerfiel die komplette Box in kleine Stücke und sie saßen wieder an der frischen Luft. Sie schloss kurz ihre Augen und sog die frische Luft in sich ein. Als sie ihre Augen wieder öffnete, blickte sie auf die ausgestreckte Hand von Chat Noir. Zögerlich legte sie ihre Hand in seine und ließ sich von ihm vorsichtig hochziehen. Sie sah ihm dabei tief in die Augen. Deshalb kamen ihr diese grünen Augen ständig so bekannt. Kein Wunder sie gehörten zu Adrien, beziehungsweise gehörten sie zu Chat Noir. Wie blind war sie denn gewesen. „Geht es dir gut?“ Seine Stimme drang zwar zu ihr durch, doch war sie unfähig zu antworten und nickte daher nur zaghaft. So richtig konnte sie es immer noch nicht fassen, auch wenn sie es vom Verstand her wusste. Adrien und Chat Noir waren ein und dieselbe Person. „Sag doch irgendetwas.“ Sie sah in sein besorgtes Gesicht, doch bevor sie etwas sagen konnte, holte das Piepen seines Ringens sie ins Hier und Jetzt zurück. Sie hatten jetzt keine Zeit für so etwas. Sie mussten Broken- Heart aufhalten, bevor nachher noch irgendwer in diesen Boxen ersticken würde. Die kleinen Marienkäferchen, die alles reparierten, konnten zwar viel, aber jemanden ins Leben zurückholen, das mit Sicherheit nicht. Und ausprobieren wollte sie es bestimmt nicht. „Ich versuche sie aufzuhalten und du siehst zu, dass du für deinen Kwami etwas zu essen bekommst. Wir müssen diese Irre schnellstens aufhalten. Wenn du dich aber gleich zurück verwandelst, bist du keine große Hilfe. Geh notfalls zu meinen Eltern, die geben dir schon etwas, wenn du sie fragst.“ Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, nahm sie ihr Jo-Jo zur Hand und schwang sich davon.   Kapitel 18: ------------ Kapitel 18   „Ladybug!“ Schnell nahm Chat Noir seinen Stab, damit er ihr folgen konnte, in die Hand. Sie konnte doch nicht einfach losziehen und in ihrem Zustand alleine kämpfen. Doch das erneute Piepen seines Ringens ließ in kurz innehalten. Er war ihr so wirklich keine Hilfe. Er musste sich schnellstens zurückverwandeln, Plagg etwas zu essen geben und wieder zu Chat Noir werden. Sofort sah er sich um. Sein Blick wanderte von der Bäckerei hinauf zu dem kleinen Balkon. Ohne weiter zu überlegen, ließ er seinen Stab herausfahren, sprang hinauf und landete auf Marinettes Balkon. Ohne Zeit zu verlieren, hockte er sich vor die kleine Mauer und verwandelte sich zurück. Zum Glück hatte er seine Tasche samt Camembert dabei. Schwungvoll wurde Plagg aus dem Ring geschleudert und schwebte nun vor ihm herum. Bevor dieser jedoch anfangen konnte zu meckern, kramte Adrien eilig in seiner Tasche herum und hielt ihm den stinkenden Käse hin. „Los beeil dich.“ „Was ziehst du denn für ein Gesicht? Freu dich doch. Deine Angebetete weiß nun auch bescheid und du musst mich nicht mehr den ganzen Tag damit vollsülzen.“ Plagg schnappte sich den Camembert und stopfte sich ein riesiges Stück davon in den Mund. „Ja, die gerade verletzt alleine kämpft. Also los jetzt“, brummte Adrien und zog seine Augenbrauen zusammen. Nervös beobachtete er Plagg, wie er ein Stück Käse nach dem anderen vertilgte. Angespannt dachte er dabei an Marinette. Er machte sich große Sorgen um sie. Hoffentlich schaffte sie es alleine, bis er, oder genauer gesagt sein Kwami, wieder einsatzbereit war. Seufzend blitzte das Bild, wie sie ihn angesehen hatte, als sie aus der Kiste heraus waren, vor seinem inneren Auge auf. Warum hatte sie denn gar nichts mehr gesagt? War sie so geschockt gewesen, oder hatte sie schmerzen? Sie mussten auf jeden Fall dringend reden. Aber dazu mussten sie erst mal die neue Superschurkin besiegen. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, dass sie es so erfahren sollte. Er wollte ihr das ganz behutsam erklären. Aber er hatte nun mal keine andere Wahl gehabt. Sie wären sonst dort drinnen nachher erstickt. Hawk Moth musste auch ständig zu den ungünstigsten Momenten seine Akumas losschicken. Gerade war er auf den Weg zu ihr gewesen, um das alles aufzuklären. Blöderweise war er viel später los, als er eigentlich vorgehabt hatte. Lange hatte ihn sein Vater, nachdem er heute Morgen wieder zu Hause eingetroffen war, davon berichtet, was bei seiner Geschäftsreise herausgekommen war. Wobei eigentlich nur das, was für ihn relevant war. Und dies hieß noch mehr Fotoshootings, auf die er keine Lust hatte. Seufzend lehnte er seinen Kopf an die Mauer. Wobei ihm diese gerade ziemlich egal waren. Angespannt tippte er mit seinen Fingern auf seinen Oberschenkeln herum und starrte seinen Kwami an. „Du hast genug gegessen … Plagg verwandle mich.“ Wieder verwandelt, hüpfte er auf das nächste Dach und sprang sofort weiter in die Richtung, in der Ladybug verschwunden war. Wo konnte sie nur stecken? So schnell er konnte, sprang er von Dach zu Dach. Überall standen diese schwarzen Kisten herum. Sie musste also hier entlang gelaufen sein. Fix machte er einen Satz vom nächsten Dach herunter, landete unten auf der Straße und so schnell ihn seine Beinen trugen, folgte er den Kisten. Sie führten ihn in Richtung des Eilfellturms.   Schnell hatte er den großen Platz vor dem Eiffelturm erreicht, da entdeckte er auch schon Ladybug, die von einer schwarz gekleideten Frau unentwegt mit kleinen Schachteln beworfen wurde. Ladybug sprang von einer Seite zur anderen oder wehrte sie mit ihrem Jo-Jo ab. Allerdings bemerkte er auch, wie erschöpft sie dabei schon war. Prompt zog er seinen Stab und lief zu ihr herüber. Rasch stellte er sich schützend vor sie und schlug die Boxen von ihr weg. Kurz warf er dabei einen besorgten Blick über seine Schulter. „Alles Okay? Geht es dir gut?“ „Es geht. Lass uns das Ding schnell einfangen.“ Sie nickten sich gegenseitig zu und so sah er wieder nach vorne. „Weißt du schon, wo der Akuma steckt?“ „Ich denke, er ist im Armband.“ Broken- Heart schleuderte eine erneute Welle Kisten auf sie zu und lachte laut auf. „Gebt doch einfach auf und gebt mir eure Miraculous. Dann verschone ich vielleicht Ladybug. Dich Chat Noir kann ich aber nicht so einfach gehen lass. Ihr Männer seid doch alle gleich und müsst dafür bestraft werden.“ Chat Noir wirbelte seinen Stab herum und schlug alle Schachteln weiterhin von ihnen weg. Doch im Augenwinkel konnte er sehen, dass sich Ladybug keuchend ihre Hand gegen ihre Brust hielt. Sie mussten nicht nur schnell die Männer aus den Kisten befreien, damit sie nicht erstickten, sondern auch wegen ihr sollten sie dies hier schnell beenden. Er wusste nicht, wie lange sie das noch durchhalten würde. „Glücksbringer“, ertönte es hinter ihm und immer noch seinen Stab wirbelnd, blickte er schnell hinter sich. Er konnte sehen, dass ihr eine kleine Schere in die Hände fiel. „Sollen uns nun deine Bastelkünste helfen?“ Ladybug antwortete ihm jedoch nicht und sah sich mit ernster Miene um. „Das bringt euch auch nichts“, keifte Broken- Heart und erhöhte die Anzahl der Boxen, die sie auf die beiden warf. Schnaufend hörte Chat Noir auf mit seinem Stab zu wirbeln und schoss nun die Schachteln, wie mit einem Baseballschläger, zurück. Lange schaffte er das aber bestimmt nicht mehr und hoffte daher, dass Ladybug schnell eine Idee hatte, was sie mit ihrem Glücksbringer anfangen konnte. Wenige Sekunden später bemerkte er, wie sie näher zu ihm rückte und anscheinend tatsächlich eine Idee hatte. „Kannst du versuchen die Tasche zu zerstören? Ich lenke sie in der Zeit ab“, flüsterte sie ihm leise zu. „Mit Vergnügen Mylady.“ Er zwinkerte ihr zu und so stellte sie sich neben ihn und begann ihr Jo-Jo kreisen zu lassen. Als sie ihm zu nickte, lief er los. Weg vom Geschehen, damit er aus Broken- Hearts Sichtfeld sein würde. „Lass die Katze. Ich bin dein Gegner“, rief sie laut. Anscheinend wollte die Frau ihm hinter her, aber er drehte sich nicht um und lief einfach weiter. Er musste, so schnell es ging, die Tasche zerstören. Nachdem er sich sicher war, dass sie ihn nicht mehr sehen konnten, schlich er sich leise zurück und pirschte sich von der Seite an. Broken- Heart war zum Glück so abgelenkt von Ladybug, dass er zum Sprung ansetzte und mit seiner Hand die Tasche anvisierte. „Kataklysmus.“ Mit einem Grinsen im Gesicht sah er, wie die Tasche zu Staub zerfiel, und sprang etwas von ihr weg. „Nein!“, schrie die Frau und ballte wütend ihre Hände. „Ach komm, die war doch eh nicht besonders schön. Ich hab dir bloß einen Gefallen getan.“ Broken- Heart holte zum Schlag aus, doch bevor sie ihn erreichen konnte, hörte er, wie Ladybug ihr Jo-Jo warf. Keine Sekunde später hatte sie die Frau mit dem Seil des Jo-Jos eingewickelt, war zu ihr gelaufen und schnitt mit der kleinen Schere das Armband ab. Schwungvoll schmiss sie es auf den Boden und trat die Perlen kaputt. Ein schwarzer Schmetterling flog hinaus und Ladybug löste das Jo-Jo von der Frau. Blitzschnell fing sie den Akuma, mit ihrem altbekannten Spruch, ein. Erleichtert, da sie es geschafft hatten, beobachtete er, wie ein weißer Schmetterling davon flog und Ladybug die Schere hoch gen Himmel warf. „Miraculous Ladybug.“ Kleine Marienkäfer schwirrten umher und stellten alles in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Auch wenn er es schon zig Male gesehen hatte, fand er es immer wieder erstaunlich, was ihre Kraft alles bewirken konnte. Lächelnd lief er auf sie zu und streckte mit erhobenem Arm, ihr seine Faust entgegen. „Gut ge...“, begann er, doch brach mitten im Wort wieder ab, als er sah, dass sie nicht, wie üblich, auch ihre Hand gehoben hatte, damit sie einschlagen konnten, sondern ihre Hände zu Fäusten geballt, neben ihren Körper hingen. Sie hatte ihren Blick gesenkt und schien zu zittern. Was war denn auf ein Mal mit ihr los? „Woher und wie lange weißt du es schon?“, flüsterte sie leise und hob langsam wieder ihren Kopf. Sie blickte ihm direkt in die Augen und zu seinem Bedauern, konnte er überhaupt nicht erkennen, was sie gerade dachte oder fühlte. Da sein Ring und ihre Ohrringe jedoch piepten, griff er nach ihrer Hand und zog sie vorsichtig zu sich. Schnell legte er einen Arm um ihren Oberkörper und den anderen unter ihre Beine. Behutsam hob er sie hoch und rannte los. Sie mussten von hier weg. Weg von dem Schauplatz, auf dem sich nun immer mehr Passanten sammelten, um zu erfahren, was passiert war. Sie mussten zwar reden, aber nicht hier. Ohne ein Wort zu sprechen, lief er einfach immer weiter. Einzig allein das Piepen ihrer Miraculous war zu hören. Gerade rechtzeitig erreichte er den kleinen Park nicht weit von ihrem zu Hause. Zum Glück war er noch immer menschenleer, da Ladybugs Ohrring zum letzten Mal piepte und sie sich in seinen Armen zu Marinette zurückverwandelte. Ein kleiner roter Kwami schwirrte um sie herum und lächelte ihn an. Mit ihr in seinen Armen steuerte er eine Bank an und setzte sie langsam herauf. Marinette sah auf ihre Füße und sagte keinen Ton. Ein weiteres Piepen und auch seine fünf Minuten waren vorbei. Augenblicklich stand er als Adrien vor ihr und auch Plagg schwebte nun neben ihm. Zu seiner Überraschung war dieser, mal erstaunlich still. Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf, setzte sich dann aber neben sie. „Wie geht es dir?“ Besorgt wollte er ihre Hand nehmen doch abrupt zog sie sie weg und blickte ihm wieder direkt in seine Augen. „Du hast mir noch nicht geantwortet“, murmelte sie und senkte wieder ihren Blick. Seufzend legte er seine Arme auf seine Beine und sah hinunter auf seine Schuhe. „Weißt du noch, der akumatisierte Eisverkäufer im Einkaufszentrum?“ „Mhm.“ Ohne seinen Blick von seinen Füßen abzuwenden, sprach er schnell weiter. „Du hattest dir den Fuß verletzt … Ich habe gesehen, dass du als Ladybug hinauf zum Parkhaus geeilt bist. Da ich auch nicht mehr viel Zeit hatte, bin ich zur Männertoilette gerannt und habe mich dort zurückverwandelt … Als ich dann, als Adrien durchs Kaufhaus gelaufen bin, hab ich gesehen, dass du alleine, als Marinette, humpelnd von dort oben wieder heruntergekommen bist … Ich musste es dann einfach wissen, ob mein Verdacht richtig war. Nachdem ich dich nach Hause gebracht hatte, habe ich mich dann auf das Dach genau gegenüber von deinen Zimmer gesetzt. Als dann ein Kwami neben dir herumschwirrte, war die Sache klar.“ Langsam richtete er sich wieder auf und sah erschrocken in die weit aufgerissenen Augen von Marinette. „Du hast mir nachspioniert?“ Sofort wedelte er mit seinen Händen. „Nein, so würde ich das nicht sagen … Ich wollte doch nur … Ich musste doch … ja irgendwie schon.“ Beschämt senkte er wieder seinen Blick. Ja, es war wirklich nicht in Ordnung gewesen, sie als Chat Noir zu beobachten, aber er musste es damals einfach wissen. Eine kurze Zeit herrschte wieder Stille zwischen den beiden. Auch die Kwamis hatten sich verzogen und gaben keinen Piep von sich. Tikki hatte sich in der kleinen Tasche versteckt und Plagg war wieder unter Adriens Shirt geflogen. „Ich …“ „Das Referat in der Schule mussten wir nach der Sache im Einkaufszentrum machen. Wolltest du etwa mit mir in eine Gruppe, weil du herausgefunden hattest, dass ich Ladybug bin und nicht weil du Nino helfen wolltest?“, unterbrach Marinette ihn und konnte einen kleinen Seufzer nicht verbergen. „Irgendwie schon.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen beobachtete er, wie Marinette nervös ihre Hände ineinander knetete. Zu gerne wüsste er jetzt, was sie dachte. Er rutschte etwas näher zu ihr und legte eine Hand auf ihre. „Marinette. Ich …“ „Erst seit der Sache im Einkaufszentrum hast du angefangen, dass du mit mir etwas machen wolltest oder, dass du als Chat Noir mit mir Zeit verbracht hast … Hättest du nicht herausgefunden, dass ich Ladybug bin, hättest du dich also nie für mich interessiert.“ „Nein. Es war doch nur weil …“ Er konnte sehen, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Wie konnte das Ganze in diese Richtung verlaufen? „Eine einfache Frage. Wenn du nicht herausgefunden hättest, dass ich Ladybug bin, hättest du dich dann für mich, als Marinette interessiert?“ „Ich liebe dich. Mit oder ohne Maske. Und ich weiß, dass du mich auch liebst. Ist es nicht egal, wie es dazu gekommen ist?“ Marinette schüttelte ihren Kopf und er konnte genau sehen, obwohl sie mittlerweile ihren Kopf von ihm weggedreht hatte, dass ihr die ersten Tränen langsam die Wangen herunter kullerten. „Nein ist es nicht. Du magst mich doch nur, weil ich Ladybug bin.“ Sie stand von der Bank auf, abrupt krümmte sie sich jedoch zusammen und hielt sich ihre Hand gegen ihre Brust. „Warte ich helfe dir.“ Sofort sprang er auf und wollte sie stützen, doch sie schlug seine Hand weg. „Ich schaff das schon alleine … Ich muss jetzt los. Meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen.“ Sie drehte sich von ihm weg und rannte ohne ein weiteres Wort los. „Marinette!“, rief er ihr noch ein paar Mal hinter her, aber sie drehte sich nicht mehr zu ihm herum. Kapitel 19: ------------ Kapitel 19   Sie hörte zwar, dass Adrien ihr hinter her rief, doch sie konnte und wollte jetzt nicht mit ihm reden. Ohne sich herumzudrehen, lief sie einfach weiter und steuerte den Ausgang des Parkes an. Es war ihr im Moment einfach zu viel mit ihm zu sprechen. Sie musste erst mal das Chaos in ihrem Kopf sortieren. Nicht nur, dass sie nie im Leben damit gerechnet hätte, dass Adrien und Chat Noir ein und dieselbe Person waren, nein er hat die ganze Zeit gewusst, dass sie Ladybug war, und hatte nur deshalb den Kontakt zu ihr gesucht. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen über ihre Wangen kullerten und so wischte sie schnell mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht. Wobei das vermutlich nicht viel brachte. Man würde es dennoch erkennen, dass sie weinte. Ein erneutes Marinette ertönte hinter ihr, doch dieses Mal war es etwas lauter. Anscheinend lief er ihr hinter her. Ihre schmerzende Rippe ignorierend, legte sie noch einen Zahn zu und verließ den Park. Zum Glück konnte sie auf der anderen Straßenseite schon die kleine Bäckerei ihrer Eltern sehen. Nur noch wenige Meter und sie war zu Hause. Sie wollte gerade die Straße überqueren, als sich plötzlich eine Hand um ihr Handgelenk legte und sie damit zum Stoppen brachte. „Marinette. Warte, bitte. Lass uns reden. Lass es mich erklären.“ Sie konnte deutlich die Verzweiflung, die in seiner Stimme mitschwang, hören, aber sie konnte jetzt trotzdem nicht mit ihm sprechen. Der Schock war einfach zu groß. Wäre sie nicht Ladybug, hätte er sich doch nie für sie interessiert. Und diese Erkenntnis traf sie schwer. Wie konnte sie auch glauben, dass jemand wie Adrien, sich für jemanden, wie sie, interessieren würde. Sie war einfach nur ein tollpatschiges Mädchen, was nicht viel zu bieten hatte. „Ich kann nicht … Bitte lass mich.“ Sie löste sich aus seinem Griff, lief, ohne ein weiteres Wort, über die Straße, und ließ ihn einfach stehen. An der Haustür angekommen, fischte sie eilig ihren Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. Ein kurzer Blick über ihre Schulter verriet ihr, dass Adrien immer noch an Ort und Stelle stand und zu ihr herüber sah. Schnell betrat sie daher den Hausflur und ließ die Tür wieder ins Schloss fallen. Weinend lehnte sie sich mit ihrem Rücken gegen die Tür und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Wirklich gelingen tat ihr das allerdings nicht und so schniefte sie leise vor sich her. Tikki streckte ihren Kopf aus dem kleinen Täschchen und sah sie mit großen Augen an. „Marinette.“ „Schon gut Tikki.“ Erneut wischte sie sich die Tränen aus ihrem Gesicht und atmete tief ein. So konnte sie nicht hoch zu ihren Eltern gehen. Was sollte sie denn sagen, warum sie weinte? Sie konnte ihnen ja schlecht die Wahrheit sagen. Hier unten im Hausflur konnte sie jedoch auch nicht stehen bleiben. Vorsichtig drücke sie sich daher von der Tür ab und setzte einen Fuß nach vorne, als sich ihre Rippe schmerzlich zurückmeldete. Der Kampf hatte ihr ganz schön zugesetzt, aber sie hatte keine andere Wahl gehabt. Sie musste den Akuma einfangen. Langsam ging sie einen Schritt nach dem anderen auf die Treppe zu, legte ihre Hand auf das Geländer und sah hinauf. Noch nie war ihr der Weg hinauf so weit vorgekommen. Seufzend begann sie dann aber die Stufen hinauf zu steigen. Sie wollte sich nur noch in ihrem Zimmer verkriechen. Dazu musste sie aber auch erst mal an ihren Eltern vorbeikommen. Nachdem sie endlich vor der Haustür angekommen war, schloss sie kurz ihre Augen, atmete noch einige Male tief ein und betrat dann die Wohnung. Leise schloss sie die Tür hinter sich und sah sich um. Ihre Eltern saßen auf dem Sofa und sahen zum Fernseher herüber. Das war ihre Chance. „Ich bin wieder da“, rief sie und steuerte sofort die Treppe zu ihrem Zimmer an. „Hey Marinette, wo willst du den so schnell hin?“, antwortete ihre Mutter, stand vom Sofa auf und lief in ihre Richtung. Rasch ging Marinette daher einige Stufen hinauf, damit sie mit dem Rücken zu ihrer Mutter stand. Sie musste ja nicht unbedingt ihr Gesicht sehen. „Ich wollte mich etwas hinlegen.“ „Ist alles in Ordnung bei dir? Wir haben in den Nachrichten gehört, dass es einen neuen Angriff gab. Geht es dir gut?“ Kurz zuckte Marinette zusammen, drehte sich jedoch nicht zu ihrer Mutter herum und ging eine weitere Stufe hinauf. „Ach echt? Hab ich gar nicht mitbekommen. Mir geht es gut. Bin nur etwas müde.“ „O-okay … Na dann leg dich ein wenig ins Bett. Sag bescheid, wenn etwas sein sollte.“ Bevor ihre Mutter weiter nachhaken konnte, überwand sie die letzten Stufen zu der Bodenluke und betrat ihr Zimmer. „Ist gut.“ Und schon hatte sie die Luke wieder geschlossen, kniete daneben auf dem Boden und pustete laut aus. Das war zum Glück noch mal gut gegangen. Tikki flog aus der Tasche heraus und schwirrte jetzt neben ihr im Zimmer herum. „Möchtest du reden?“, fragte der kleine Kwami und setzte sich auf ihre Schulter. „Ich kann es immer noch nicht glauben … Adrien ist Chat Noir.“ Langsam stand Marinette auf, ging zu ihrem Schreibtisch herüber und hängte ihre Tasche über die Lehne des Schreibtischstuhls. „Das erklärt zumindest, warum du dich in beide gleichzeitig verliebt hast“, murmelte Tikki, was ihr prompt einen bösen Blick von Marinette einfing. Doch dann wanderte ihr Blick über die Fotos an der Wand und plötzlich weiteten sich ihre Augen. „Chat Noir ist Adrien … Chat Noir hat die ganzen Fotos gesehen ... Adrien hat die ganzen Fotos an der Wand gesehen", stammelte sie leise vor sich her. Konnte es noch peinlicher werden? Stöhnend setzte sie sich auf ihren Schreibtischstuhl und mit einem Mal schossen ihr etliche Begegnungen, die sie mit Chat Noir hatte, durch den Kopf. Das war alles Adrien. Nur langsam drang diese Tatsache bewusst zu ihr hindurch. Vorhin im Kampf hatte sie alles abgeschaltet und von sich geschoben, damit sie sich auf den Kampf konzentrieren konnte. Aber nun hatte sie Zeit und konnte darüber nachdenken. Chat Noir war Adrien. Wenn das Alya wüsste, wie recht sie doch damals hatte, als sie ein Foto von ihm bearbeitet hatte. Kurz musste Marinette bei dem Gedanken daran schmunzeln, doch sofort verzog sich ihr Gesicht wieder. Jetzt im Nachhinein machte es schon Sinn. Er war auch ständig verschwunden, wenn ein neuer Superschurke auftauchte. Er kam auch oft zu spät und nie hatte man Adrien gesehen, sobald Chat Noir auftauchte. Warum war ihr das vorher noch nie aufgefallen? Deswegen konnte er auch so genau wissen, dass Lila damals nicht wirklich Adrien mitgenommen hatte, und es nur eine Illusion gewesen war. Sie musste an das Gespräch im Krankenhaus denken. Jetzt machte es auch Sinn, warum er gesagt hatte, dass er Ladybug liebte. Und dann fiel ihr noch etwas ein. Sie hatte also nicht nur Chat Noir geküsst, sondern damit auch Adrien. Ihre Wangen verfärbten sich rot. Seufzend legte sie jedoch ihren Kopf in ihren Nacken. Nun war zwar das eine Dilemma irgendwie verschwunden, aber es folgte gleich das Nächste. Verwundert wurde sie von Tikki angestarrt. „Alles in Ordnung?“ „Ja, mir ist nur gerade etwas aufgefallen“, räusperte sie sich, wurde aber gleich danach wieder ernst. Das alles änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass Adrien Ladybug liebte. Nicht Marinette. Wie sollte sie damit jetzt umgehen? Sie sah wieder zur Wand und stand mit einem Mal auf. Langsam strich sie mit ihren Fingern über die Fotos. Eigentlich wollte sie sie bevor Adrien kommen würde, abmachen. Danach hätte sie sie bestimmt wieder aufgehangen, aber nun? Eine einzelne Träne kullerte ihr über die Wange und entschlossen nahm sie das erste Bild von der Wand hinunter. Lange sah sie hinauf, doch dann öffnete sie die kleine Schublade an ihrem Schreibtisch und legte es hinein. Schnell nahm sie auch die anderen ab und legte sie ebenfalls in die Schublade. Verwundert beobachtete Tikki sie dabei und setzte sich auf ihre Schulter. „Warum nimmst du sie ab?“ Das letzte Foto war abgenommen und seufzend ließ sie es zu den anderen in die Schublade fallen. „Ich brauch etwas Zeit zum Nachdenken. Adriens Gesicht dabei die ganze Zeit zu sehen, ist irgendwie nicht hilfreich.“ „Bist du sauer, dass er es dir nicht gleich gesagt hat?“ Kopfschüttelnd setzte sie sich wieder auf ihren Schreibtischstuhl. „Nein, das ist es nicht. Er wollte es mir ja sogar schon im Krankenhaus sagen, beziehungsweise zeigen … Aber er liebt Ladybug, nur deshalb hat er sich für mich interessiert.“ „Aber du bist doch Ladybug.“ Ein erneuter Seufzer entwich Marinette und mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, stupste sie ihren kleinen Kwami an. Sie wollte Tikki gerade antworten, als ihr Handy begann zu piepen. Schnell zog sie es aus der Hosentasche und entsperrte das Display. Alya hatte ihr geschrieben und sie gefragt, wie das Treffen mit Adrien verlaufen wäre. Schnell schrieb sie ihr zurück, dass sie jetzt nicht reden wollte, und legte ihr Smartphone vor sich auf den Tisch. Sie konnte jetzt nicht mit Alya sprechen. Was sollte sie ihr auch sagen. Hey Alya, übrigens ich bin Ladybug und Adrien Chat Noir. Und soll ich dir noch etwas verraten, der liebt Ladybug. Nicht Marinette. Langsam lehnte sie sich wieder zurück, zuckte allerdings sofort zusammen. Ihr gesamter Körper schmerzte. Sie sollte sich wirklich lieber ins Bett legen. Auf einen erneuten Aufenthalt im Krankenhaus hatte sie so gar keine Lust. Langsam drehte sie sich daher mit dem Stuhl in Richtung Treppe und wollte gerade aufstehen, als ihr Handy auf ein Mal begann zu summen und einen Anruf signalisierte. Flink hatte sie sich zurückgedreht und nahm das Smartphone in die Hand. „Adrien.“ „Willst du nicht ran gehen?“ Kopfschüttelnd lehnte sie den Anruf ab und entschloss sich kurzerhand ihr Handy auszuschalten. Sie wollte im Moment mit niemandem sprechen. Schwerfällig stand sie auf, stieg zu ihrem Bett hinauf und rutschte langsam unter ihre Decke. Sie brauchte dringend Schlaf. Wenn sie nicht so erschöpft von Kampf gewesen wäre, hätte sie vermutlich nicht in den Schlaf gefunden. Zu viel Chaos herrschte in ihrem Kopf. Aber so hatte es nicht lange gedauert und sie war tief und fest eingeschlafen.   Blinzelnd öffnete Marinette ihre Augen, da ihr die ganze Zeit etwas gegen die Wange stupste. „Tikki? Was ist denn los?“ Müde rieb sie sich ihre Augen und sah verwundert ihren Kwami an. Normalerweise weckte sie sie nicht, außer es war etwas passiert. Panisch riss sie nun ihre Augen auf und versuchte sich aufzurichten. „Ein neuer Angriff?“ „Nein. Oh tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Irritiert kratzte sich Marinette an ihren Kopf. Wie lange hatte sie wohl geschlafen? Es schien schon zu dämmern. „Was ist denn dann los?“ Tikki deutete hoch zur Dachluke und erschrocken weiteten sich Marinettes Augen, als es plötzlich über ihr klopfte. Schnell sah sie hinauf und atmete laut aus, als sie in grüne Augen blickte. Marinette senkte wieder ihren Kopf und schwang dabei ihre Beine über die Bettkante. „Tikki könntest du ihm bitte sagen, dass er gehen soll.“ „Solltest du nicht vielleicht lieber mit ihm sprechen?“ Marinette steuerte die kleine Treppe an und stieg hinab. „Ja, aber nicht jetzt. Ich gehe kurz runter. Sagst du es ihm?“ Tikki nickte ihr zu und so verließ sie ihr Zimmer.     Nur halbherzig hörte Adrien am nächsten Morgen Nino zu, wie er über sein Wochenende erzählte. Ab und wann nickte er zu stimmend oder gab ein kurzes Aha von sich. Wenn ihn jetzt aber jemand fragen würde, worum es überhaupt ging, hätte er keine Antwort darauf. Zu sehr waren seine Gedanken bei Marinette. Sein Blick wanderte die Straße hinunter zu der kleinen Bäckerei. Wenn sie ihm doch nur kurz mal zuhören würde. „Adrien?“ Erschrocken sah er auf seinen Freund, der wild mit seinen Händen vor ihm herumwedelte. „Oh, entschuldige. Was hast du gesagt?“ „Was ist denn mit dir los heute? Ich sagte, wir sollten vielleicht lieber mal rein gehen. Die Stunde fängt gleich an.“ Verlegen kratzte sich Adrien an seine Hinterkopf, nickte Nino zu und wollte mit ihm gerade das Gebäude betreten, als plötzlich Alya wütend auf ihn zu stürmte. „Du!“ Mit erhobenem Zeigefinger deutete sie auf ihn, blieb dann direkt vor ihm stehen und stemmte ihre Hände in ihre Hüfte. „Kannst du mir mal verraten, was du gemacht hast?“ Irritiert blickte Nino zwischen Alya und ihm hin und her. „Was ist denn hier los?“ Alyas Augen wurden zu kleinen Schlitzen und aufgebracht stupste sie Adrien mit ihrem Zeigefinger gegen die Brust. „Das würde ich auch gern mal wissen. Ich weiß nur, dass ihr euch treffen wolltet und seit dem meldet sich Marinette nicht mehr. Was hast du gemacht, dass sie mir schreibt, dass sie nicht reden möchte und ihr Handy ausstellt.“ „Das kann ich dir nicht sagen. Das geht nur mich und Marinette etwas an. Aber sie spricht auch nicht mit mir, dass ich es ihr erklären kann.“ Kopfschüttelnd legte Alya ihre Hand auf ihre Stirn. „Sag mir nur eins. Magst du Marinette?“ „Ja.“ Alya begann auf ein Mal schief zu grinsen und hakte sich bei Nino unter. „Dann sieh zu, was auch immer vorgefallen ist, dass du das wieder hinbekommst.“ Sie zwinkerte ihm noch kurz zu und zog dann, den sichtlich irritierten Nino, die Treppen hinauf ins Gebäude. „Wenn das so einfach wäre“, seufzte er leise. Da die Schulglocke aber klingelte, eilte er den beiden hinter her und hatte ihren Klassenraum beinahe erreicht, als sich plötzlich jemand vor ihn stellte. „Guten Morgen Adrien.“ Das hatte ihm gerade noch gefehlt. „Lila … Hallo.“ Kapitel 20: ------------ Kapitel 20   Schnell hob Adrien seine Hand zur Begrüßung und lief an Lila vorbei. Er hatte jetzt absolut keine Lust mit ihr zu sprechen. An sich hatte er ja nichts gegen sie. Aber er hatte gerade keine Nerven auf Small Talk. Die Tatsache, dass sie in ihn verliebt war, machte die ganze Sache auch nicht einfacher. Nachdem sie akumatisiert wurde, fand er es besser, ihr lieber aus dem Weg zu gehen. Nachher machte sie sich noch falsche Hoffnungen. Bisher hatte das auch ganz gut geklappt gehabt. Schnell steuerte er, nachdem er den Klassenraum betreten hatte, seinen neuen Platz hinter Alya und Nino an. Doch hatte er die Rechnung ohne Lila gemacht. Prompt war sie dieses Mal hinter ihm hergelaufen und ging nun neben ihm. „Und, wie war dein Wochenende?“ „Wunderbar“, brummte er und verdrehte dabei unbemerkt seine Augen. Merkte sie nicht, dass er im Moment keine Lust zum Reden hatte? Rasch setzte er sich auf Alyas ehemaligen Platz und stellte seine Tasche auf dem Tisch ab. „Meines auch … Warum sitzt du denn hier?“ Ohne Lila anzusehen, kramte er in seiner Tasche herum, zog einen Block heraus und legte ihn vor sich auf den Tisch. „Weil wir die Plätze getauscht haben.“ „Oh. Aber nun sitzt du ja ganz alleine. Na, weißt du was, ich setze mich einfach zu dir.“ Nun sah Adrien aber doch auf und starrte irritiert auf Lila, die sich prompt auf den freien Platz neben ihn gesetzt hatte. „Hey, das ist Marinettes Platz.“ Schulterzuckend stellte Lila ihre Tasche auf den Boden. „Aber sie ist doch nicht da. Außerdem kann sie ja, wenn sie wieder kommt, auf meinen Platz dann sitzen.“ Adrien wollte gerade etwas sagen, als sich Alya plötzlich zu ihnen herumdrehte. „Hast du nicht gehört, da sitzt Marinette. Und so wird es auch bleiben. Also setz dich auf deinen Platz. Na los.“ Verblüfft sah Adrien zwischen Lila und Alya hin und her und beobachtete dann Lila, wie sie murrend ihre Tasche nahm. „Wir sehen uns dann in der Pause.“ Schnell rutschte sie mit dem Stuhl zurück und stand auf. Erleichtert pustete Adrien aus und murmelte ein leises Danke zu Alya, die ihm grinsend zu nickte und sich dann wieder zu Nino herumdrehte. Fast im gleichen Moment betrat Madame Bustier den Raum und begann, ohne große Umschweife mit dem Unterricht. Sofort war es still in der Klasse und nur noch Madame Bustier war zu hören. Adrien versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren, doch er konnte nicht anders und sah immer wieder heimlich auf sein Smartphone, ob sich Marinette bei ihm gemeldet hatte. Aber immer noch nichts. „Wer wäre so nett und könnte es Marinette vorbeibringen?“, fragte Madame Bustier in die Klasse und verwundert sah Adrien wieder auf. Als er jedoch sah, dass sie näher an seinen Tisch herantrat, steckte er hektisch sein Handy zurück in die Tasche. Grübelnd versuchte er sich zu erinnern, wovon sie gesprochen hatte. Was sollte man Marinette vorbeibringen? Warum hatte er nicht besser zugehört. Das wäre die Gelegenheit gewesen. Marinette hätte ihn nicht wegschicken können, wenn er etwas für die Schule vorbeibringen sollte. Verärgert über sich selbst, dass er nicht besser zugehört hatte, begann Alya vor ihm ihre Hand zu heben. „Ich kann das machen. Ich wollte sie ohnehin heute besuchen.“ „Gut. Dann bestell ihr doch gleich gute Besserung.“ Madame Bustier übergab Alya einige Zettel und fuhr dann mit dem Unterricht fort. Adrien beobachtete Alya, wie sie die Papiere einsteckte und blitzartig bekam er eine Idee. Eilig nahm er dazu seinen Block und einen Stift zur Hand. Er würde ihr einfach einen Brief schreiben. Wie von selbst wanderte seine Hand über das Papier. Wenn sie ihm schon nicht zu hören wollte, dann halt so. Gerade rechtzeitig zum Ende der Stunde, riss er das Blatt von seinem Block ab und faltete es zusammen. Die Klingel läutete, wodurch alle hinaus zur Pause liefen. Flink packte er, bis auf den Brief für Marinette, seine Sachen in seine Tasche zurück und sah, wie Alya und Nino das Klassenzimmer verließen. Schnell schnappte er sich seine Tasche und lief den beiden hinter her. „Alya warte kurz.“ Sofort drehte sie sich zu ihm herum, sah ihn fragend an und so begann er sofort mit seiner Frage. „Könntest du mir einen Gefallen tun?“ „Worum geht es denn?“ Zögerlich schaute Adrien auf den Brief in seiner Hand. Dort drinnen standen Dinge, die niemand sonst erfahren durfte. Sollte er ihn wirklich Alya geben? Eben hielt er es noch für eine gute Idee, aber was war, wenn er in falsche Hände geriet? „Adrien?“ Langsam sah er wieder auf und blickte ihr nun direkt in die Augen. „Kann ich dir vertrauen?“ Irritiert blickte Alya kurz zu Nino, da dieser aber auch nur mit seinen Schultern zuckte, sah sie wieder zurück. „Ja. Aber worum geht es denn überhaupt?“ Kurz atmete Adrien tief ein und hielt dann das gefaltete Blatt Papier in die Höhe. „Könntest du das hier, Marinette geben?“ „Klar doch.“ Nickend wollte Alya nach dem Brief greifen, doch bevor sie ihn zu fassen bekam, zog Adrien ihn wieder weg. Eindringlich sah er ihr danach in die Augen. „Der Inhalt ist nur für Marinettes Augen bestimmt. Es ist sehr wichtig, dass niemand anderes, außer Marinette, ihn zu Gesicht bekommt.Versprichst du mir, dass weder du, noch jemand anderes diesen Brief lesen wird? Wenn jemand anderes ihn in die Finger bekommt, könnte es sonst großen Ärger für Marinette bedeuten.“ „Ich weiß zwar nicht, was zwischen dir und Marinette vorgefallen ist, aber keine Sorge, du kannst mir vertrauen. Ich werde ihn niemanden zeigen.“ Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magenregion übergab er Alya den Brief. Er hoffte, dass er ihr auch wirklich vertrauen konnte. Aber sie war Marinettes beste Freundin. Sie würde bestimmt nichts machen, was ihr schaden könnte. „Alter, was läuft denn da bei dir und Marinette?“ Grinsend klopfte Nino Adrien auf die Schulter. „Naja … also … das ist kompliziert.“ Verlegen kratzte sich Adrien an seinem Hinterkopf und zuckte prompt zusammen, als eine Stimme hinter ihm ertönte. „Adrien. Kann ich kurz mit dir sprechen?“ Langsam drehte er sich herum und blickte direkt in Lilas Gesicht. „Was gibt es denn?“ Lilas Blick wanderte zu Alya und Nino und schief grinste sie die beiden an. „Alleine.“ Entschuldigend zog Adrien seine Schultern in die Höhe und blickte dabei zu Alya und Nino. „Wir sehen uns dann gleich draußen“, murmelte Alya und lief mit Nino in Richtung Pausenhof. Nachdem die beiden aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, wurde er von Lila plötzlich am Handgelenk gepackt und mitgezogen. „Hey. Was soll das denn?“ Doch sie antwortete ihm nicht. Nachdem er noch einige Meter von ihr mitgezerrt wurde, blieb er dann aber stehen und löste sich aus ihrem Griff. Was sollte das denn? Sie konnte ihn doch nicht einfach ohne eine Erklärung durch die Schule schleppen. „Wo willst du denn hin? Und warum möchtest du mit mir sprechen?“ „Ich wollte eigentlich, dass wir ungestört sind.“ Irritiert runzelte Adrien seine Stirn. Wozu wollte sie denn ungestört sein? „Ich wollte dich fragen, naja ob du nicht Lust hast mit mir ins Kino zu gehen? Oder, wenn du das nicht magst, vielleicht Lust hast etwas anderes zu unternehmen? Nur du und ich.“ „Du meinst, so etwas, wie ein Date?“ Nickend näherte sie sich ihm und legte ihre Hände auf seine Brust. Behutsam nahm er sie jedoch gleich herunter und ging einen Schritt zurück. „Lila, ich mag dich. Aber nicht so, wie du dir das vielleicht wünscht … Ich mag dich, als eine Freundin. Mehr nicht … Weißt du, ich bin schon in jemand anderen verliebt … Es tut mir leid.“ „Ach so … verstehe.“ Sie senkte ihren Kopf und drehte sich schwungvoll auf ihren Absatz herum. „Ich muss los.“ Schnellen Schrittes lief sie, ohne ein weiteres Wort, davon. Es tat ihm leid, sie so vor den Kopf gestoßen zu haben, aber es war nun mal die Wahrheit. Vielleicht würde sie so wenigstens endlich Ruhe geben. Kurz sah er ihr noch hinter her, drehte sich dann aber auch seufzend herum und lief in Richtung Pausenhof.       Nachdenklich lag Marinette auf ihrem Bett und sah durch das Dachfenster, in den wolkenverhangenen Himmel, hinaus, als es leise an der Bodenluke klopfte. „Ja?“, rief sie herunter und richtete sich vorsichtig auf. „Marinette du hast Besuch.“ Sofort erstarrte sie. Sie erwartete doch gar keinen Besuch. Wer konnte das sein? War es etwa Adrien, der es nun auf diesem Wege versuchte? Langsam rutschte sie über die Bettkante und stieg langsam die Treppe herunter. „W-wer ist es denn?“ Aber anstatt einer Antwort zu bekommen, sah sie, dass die Bodenluke geöffnet wurde. Angespannt sah sie auf die Luke und wartete, wer nun hereinkommen wurde. „Mensch Marinette. Warum stellst du denn dein Handy aus!“, schimpfte Alya und betrat ihr Zimmer. Augenblicklich entspannte sich Marinette wieder, als sie in das Gesicht ihrer Freundin blickte. „Alya“, atmete sie erleichtert aus und lächelte ihr zu. „Wer denn sonst? Oder hast du jemand anderes erwartet?“ Zwinkernd umarmte Alya Marinette. Doch gleich danach verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und sah Marinette böse an. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“ „Entschuldige bitte. Aber … ich brauchte gestern etwas Zeit für mich … Komm setz dich erst mal.“ Marinette deutete auf ihr kleines Sofa und so setzten sie sich herauf. „So und nun erzähl. Was ist denn bei dir und Adrien los?“ „Naja … das ist kompliziert und schwer zu erklären.“ Marinette überlegte hin und her. Wie konnte sie ihrer Freundin erklären, was los ist, ohne sich oder Adrien zu verraten? „Oh man. Adrien hat genau so herumgedruckst, als ich ihn gefragt habe. Mit großen Augen starrte Marinette ihre Freundin an. „Wie meinst du das?“ „Nachdem ich dich gestern nicht erreicht habe, habe ich ihn heute vor der Schule gefragt, was er gemacht hat, dass du einfach dein Handy ausstellst. Er meinte bloß, dass es bloß euch etwas anginge, du aber auch nicht mit ihm sprechen würdest. Ach übrigens …“ Alya zog sich ihren Rucksack auf den Schoß, holte ein gefaltetes Blatt Papier heraus und gab es Marinette. „Das hier soll ich dir von ihm geben. Und, wie versprochen, habe ich es nicht gelesen … auch wenn es mich brennend interessieren würde, was dort drinnen steht“, scherzte Alya und kicherte kurz. Im ersten Moment völlig perplex, wovon Alya sprach, sah sie auf den Zettel in ihren Händen. Doch dann verstand sie plötzlich. Adrien hatte mit Sicherheit Sachen über ihre anderen Identitäten geschrieben. Panisch legte Marinette ihre Hände auf Alyas Schultern und sah ihr dabei tief in die Augen. „Hat auch wirklich niemand gelesen, was dort drinnen steht?“ Stirnrunzelnd schüttelte Alya ihren Kopf und so nahm Marinette ihre Hände wieder herunter. „Okay.“ Erleichtert drehte sie den Zettel in ihren Händen hin und her und überlegte, was Adrien wohl geschrieben hatte. Sie konnte es ja erst lesen, wenn sie alleine war. „Man könnte meinen, ihr beide habt irgendetwas zu verbergen. Irgendein Geheimnis.“ Lachend zog Alya noch einige Zettel aus ihrem Rucksack und legte sie neben sich auf das Sofa. „W-wir? So ein Quatsch. Was sollten Adrien und ich schon für ein Geheimnis haben. Ich hab mich nur mal wieder peinlich gemacht und das soll keiner wissen. Das ist alles.“ Wild wedelte Marinette mit ihren Händen herum und kicherte vor sich hin. „Schon gut. Ich hab doch nur ein Spaß gemacht. Wobei ihr euch schon seltsam verhaltet … Die soll ich dir von Madame Bustier geben. Damit du den Anschluss nicht verlierst.“ Alya schob die Zettel zu Marinette herüber und schüttelte belustigt ihren Kopf. „Ach ich bin doch seltsam, das weißt du doch.“ Nervös nahm Marinette die Unterlagen in die Hand und hoffte, dass Alya nun nicht weiter nachfragen würde. „Marinette?“, ertönte die Stimme ihrer Mutter auf ein Mal und die Bodenluke wurde geöffnet. Noch nie war sie so froh, wie jetzt gerade, von ihrer Mutter gestört zu werden. „Ja?“ „Es gibt gleich Essen.“ Froh, über diese Unterbrechung, drehte sie sich dann aber doch entschuldigend zu Alya. Bevor sie allerdings etwas sagen konnte, stand Alya auch schon auf. „Ich muss sowieso los. Ich muss noch mal zur Schule. Es gibt wohl irgendwelche Probleme mit dem Schulblog.“ Schnell verabschiedeten sie die beiden und winkend verschwand Alya aus ihrem Zimmer. „Kommst du dann gleich zum Essen?“ „Ich bin gleich unten.“ Nickend verließ ihre Mutter wieder das Zimmer und sofort sah Marinette herunter zu ihrer Hand, in der sie immer noch die Nachricht von Adrien hielt. Tief einatmend faltete sie das Papier auf und begann zu lesen.   Ich weiß, dass die Neuigkeit erst mal ein Schock für dich gewesen sein muss. Eigentlich wollte ich es dir zwar sowieso gestern sagen, aber nicht so. Ich wollte dir in Ruhe alles erklären. Nur leider kam es alles anders. Es stimmt, dass ich erst, nachdem ich wusste, dass du Ladybug bist, angefangen habe, den Kontakt zu dir zu suchen. Sowohl als Adrien als auch als Chat Noir. Dazu solltest du aber eines wissen. Ich mochte dich schon immer, nur hatte ich meine Augen davor verschlossen, was für ein tolles Mädchen da direkt vor meiner Nase war, da ich an Ladybug mein Herz verloren hatte. Daher bin ich froh, dass ich es herausgefunden habe, denn dadurch habe ich dich besser kennengelernt. Wir haben uns besser kennengelernt und ich habe mich Hals über Kopf in dich verliebt. In das Mädchen hinter der Maske. In dich, Marinette. Ich war wirklich so dumm, dass ich die ganze Zeit nicht gesehen habe, was ich da die ganze Zeit verpasst habe. Ich selbst war der Idiot, der es nicht mitbekommen hat. Aber ich hatte nur Augen für meine Lady. Für deine andere Seite. Aber ist es nicht gut, dass es so gekommen ist? Dass wir uns besser kennengelernt haben? Als Ladybug hast du mich, wenn ich Chat Noir war, immer von dir gestoßen. Doch das bin ich auch. Ich bin Adrien und Chat Noir. Hast du nicht sogar so meine Katzenseite besser kennengelernt, an der du vorher kein Interesse hattest? Eigentlich kannten wir uns doch vorher gar nicht wirklich. Sondern nur die Person, die wir dachten zu kennen. Und jetzt? Marinette ich liebe dich. Bitte melde dich doch bei mir. Adrien   Marinette hielt den Brief vor sich und kleine Tränentropfen landeten auf dem Papier. Er hatte recht. Sie mochte seine Katzenseite wirklich nicht besonders gerne, bis sie sie näher kennengelernt und sich sogar in Chat Noir verliebt hatte. Auch mit dem Rest hatte er absolut recht. Sie war ja so dämlich. Schnell stand sie auf und sah sich nach Tikki um. Sie musste zu ihm, sich für ihr Verhalten entschuldigen. Wenn er überhaupt noch etwas von ihr wissen wollte. Sie griff nach ihrer Tasche und steuerte die Bodenluke an. Wenn sie sich nicht irrte, hatte er gerade Fechten und sie könnte ihn, wenn sie sich beeilte, noch erwischen. Zur Schule war es zum Glück ja nicht weit. „Tikki? Wir müssen los.“     Müde verließ Adrien nach dem Fechten die Umkleidekabine und wollte zum Ausgang hinaus laufen, als er Alya und Lila entdeckte, die mitten im Gang standen, und sich offenbar stritten. Schnell lief er zu den beiden und sah sie fragend an. „Was ist denn hier los?“ Wütend zeigte Alya auf Lila und funkelte sie böse an. „Sie behauptet, dass mein Ladybug Blog totaler Schwachsinn sei, weil Ladybug es nicht wert wäre.“ „Ja, das ist ja auch so. Ladybug ist ein egoistisches, arrogantes Mädchen. Ich weiß nicht, warum sie alle so toll finden. Bestimmt, weil keiner weiß, wie sie wirklich ist. Doch Moment. Du warst ja dabei, wie sie mich beschimpft hat.“ Augenblicklich drehte sich Lila zu Adrien herum und sah ihn mitten ins Gesicht. „Rede nicht so über Ladybug. Du kennst sie doch gar nicht. Sie ist der wunderbarste Mensch, den ich kenne.“ Verwundert sah Alya zu ihm herüber, drehte sich dann aber wieder zu Lila. „Da hörst du es.“ Mit großen Augen starrte Lila nun Adrien an. „Ladybug ist es. Du bist in Ladybug verliebt.“ Ertappt erstarrte Adrien. Er hatte nicht darüber nachgedacht, was er da sagte. Wie kam er jetzt aus der Sache wieder heraus? Es durfte doch keiner die Verbindung von ihm zu ihr wissen. Hin und her überlegend, was er nun sagen sollte, ergriff Lila erneut das Wort. „Immer wieder Ladybug. Ich kann es nicht mehr hören … Na ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.“ Schwungvoll wandte sich Lila von Alya und Adrien ab, begann zu lachen und lief davon.   Kapitel 21: ------------ Kapitel 21   Besorgt sah Adrien Lila hinter her. Was meinte sie damit, ihr werdet noch sehen, was ihr davon habt? Eine wütende Lila konnte auf jeden Fall nichts Gutes verheißen. Wenn er da nur an das letzte Mal zurückdachte. Er sollte sie auf jeden Fall im Auge behalten und ihr vielleicht lieber unauffällig als Chat Noir folgen. Wer wusste schon, ob sie nachher wieder akumatisiert wurde. „Ähm“, räusperte sich Alya auf ein Mal neben ihm und erschrocken drehte er sich wieder zu ihr. Er hatte für einen kurzen Moment ganz vergessen, dass sie ja noch neben ihm stand. „So, das erklärst du mir jetzt ein Mal. Hat Lila recht? Ich dachte, du magst Marinette?“ Mit verschränkten Armen stand sie vor ihm, starrte ihn an und tippte dabei mit ihrem Fuß auf dem Boden herum. „Ja, das ist auch so … Ich meinte damit doch nur, also, jeder mag doch Ladybug. Wie kann Lila so über sie reden. Sie ist doch schließlich die Superheldin von Paris und rettet die Stadt.“ Nervös kratzte er sich an seinem Kopf und sah wieder in die Richtung, in der Lila verschwunden war. Er sollte ihr wirklich lieber schnell hinterher. Wer wusste schon, was sie vorhatte. „Ist es das?“ Irritiert blickte Adrien wieder zurück. Wovon sprach sie da? „Was ist was?“ „Will Marinette deshalb nicht mit dir sprechen? Weil du auch in Ladybug verliebt bist?“ Innerlich stöhnte Adrien. Gab sie denn nie auf? Andererseits, wenn er das zugab, wären zumindest jegliche Verbindungen von Ladybug zu Marinette aus der Welt geschaffen. „Ja … Aber Marinette hat da etwas in den falschen Hals bekommen und nun will sie nicht mehr mit mir sprechen“, seufzte er leise, so ganz war es ja nicht mal gelogen. Er wollte gerade noch etwas hinzufügen, als Plagg auf ein Mal unruhig unter seinem Hemd wurde. Entweder hatte der kleine Vielfraß mal wieder Hunger oder aber … „Tut mir leid. Ich muss ganz dringend los jetzt.“ Ohne auf eine Antwort seitens Alya zu warten, nahm er seine Beine in die Hand und lief los.     Nach Luft schnappend stand Marinette vor der Treppe, die sie hinein ins Schulgebäude führte. Es war zwar nur ein kurzer Weg von ihr zu Hause hier her gewesen, dennoch hatte es gereicht, sie komplett außer Atem zu bringen. Ohne verwandelt zu sein, machte ihr das Rennen noch ganz schön zu schaffen. Auch als Ladybug war es noch anstrengend, aber da steckte sie es anders weg. Tief atmete sie noch ein Mal ein und begann dann die Stufen hinauf zu gehen. Wenn sie Adrien noch erwischen wollte, musste sie sich beeilen. Im Gebäude angekommen, sah sie sich sofort um, ob sie ihn irgendwo entdecken konnte. Doch nirgends war er zu sehen. War sie schon zu spät? Schnell ging sie weiter durch die Gänge der Schule, als plötzlich eine verwunderte Stimme hinter ihr ertönte. „Marinette?“ Sofort drehte sie sich herum und blickte in das verdutzte Gesicht ihrer Freundin. „Was machst du denn hier?“ „Ich … ähm … ich suche Adrien. Ich muss dringend mit ihm sprechen“, räusperte sich Marinette und kratzte sich dabei verlegen mit ihrem Finger an der Schläfe. „Gerade stand er noch hier. Aber ganz plötzlich ist er dann die Treppe da rauf gelaufen … Das war schon seltsam“, murmelte Alya den Rest und tippte sich nachdenklich gegen ihr Kinn. Marinette sah an ihr vorbei, folgte ihren Blick die Treppe hinauf und wollte schon loslaufen, als Alya sie fragend musterte. „Sag mal … warum erzählst du mir eigentlich nicht, was zwischen euch vorgefallen ist. Ich bin doch deine Freundin.“ „Weil … weil …“ Alya hatte ja recht, sie konnte ja nicht wissen, dass es dabei um viel mehr ging, als einen Streit. Würde sie es erzählen, würden sie und Adrien auffliegen. Und das ging auf keinen Fall. „Weil es kompliziert ist“, beendete Alya ihren Satz, ging einen Schritt auf sie zu und legte ihre Hände auf Marinettes Schultern. „Hey. Ich bin deine Freundin. Du kannst mir vertrauen.“ „Ich weiß. Es ist nur so …“ Was sollte sie denn jetzt sagen? Sie wusste zwar, dass sie ihr vertrauen konnte und nachdem anfänglichen Schock, wenn sie es erfahren würde, würde sie bestimmt niemals irgendjemanden je davon erzählen, aber dennoch durfte sie es nicht erfahren. Es wäre einfach zu gefährlich. Trotzdem wusste sie auch, dass Alya nicht locker lassen würde, bis sie eine Antwort von ihr bekommen würde. „Es war einfach das totale Missverständnis. Ich dachte, er mag mich nur wegen einer … ähm bestimmten Sache … Dann hab ich ihm nicht mehr zugehört und jetzt weiß ich, dass es nicht so war, und möchte mich entschuldigen … Ich sag ja, total kompliziert“, berichtete Marinette hastig und ihre Stimme überschlug sich beinah dabei. „Eine bestimmte Sache?“ Marinette konnte buchstäblich die Fragezeichen über Alyas Kopf schwirren sehen. Bevor sie jedoch noch etwas sagen konnte, ertönte plötzlich ein lauter Knall. „Was war das denn?“, rief Alya und drehte sich schwungvoll herum. „Keine Ahnung.“ Marinette schüttelte ahnungslos ihren Kopf und sah sich angespannt um. Doch eigentlich wusste sie ganz genau, was es war. So etwas hieß eigentlich immer, es gab einen neuen Feind. Sie musste sich schnell irgendwo verstecken und sich verwandeln. Ein weiterer Knall ertönte aus den oberen Gängen und schnell sahen sich die beiden um. „Adrien ist da hochgelaufen.“ Ernst zeigte Alya die Treppe herauf und sah dann wieder zu Marinette. „Geh du Hilfe holen und ich suche Adrien“, sprach Marinette schnell und wollte schon die Treppe hinauflaufen, als sie von Alya am Arm zurückgezogen wurde. „Spinnst du? Du bist noch verletzt. Ich lass dich bestimmt nicht hier alleine herumlaufen. Ladybug und Chat Noir sind mit Sicherheit gleich hier. Wir suchen Adrien zusammen.“ Leise stöhnte Marinette. So konnte Ladybug auf jeden Fall nicht auftauchen. Widerwillig nickte Marinette jedoch und so liefen sie die Stufen hinauf. Was hätte sie auch anderes machen sollen. Sie hatte kein Argument, was da gegensprechen würde. Wenn es wirklich ein neuer Superschurke war, der dafür verantwortlich war, hatte sich Adrien mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin schon verwandelt. Sie musste es irgendwie schaffen, Alya loszuwerden, damit sie auch zu Ladybug werden konnte. Nur wie? Diese wich ihr nämlich gerade keinen Zentimeter von der Seite. Oben angekommen liefen sie weiter den langen Flur entlang. Doch abrupt blieben sie stehen, da sie leise klirrende Geräusche hören konnten. „Was war das?“, flüsterte Alya leise und zog ihr Handy heraus, „Bestimmt ist Ladybug schon da.“ Marinette verdrehte unbemerkt die Augen. „Das glaube ich nicht“, murmelte sie vor sich her und ging langsam weiter. Wenn Alya mit ihrem Handy hier herumlief, wie sollte sie sich da verwandeln. „Was?“ „Ich meinte, das glaub ich auch.“ Angespannt sah sich Marinette um. Es war ruhig. Zu ruhig. Wo war Adrien nur? Alya hielt ihr Smartphone in die Höhe und ließ es hin und her schwenken. Ernst sah Marinette zu ihr herüber. „Mensch Alya. Pack das Ding weg.“ „Bestimmt nicht. Ich will doch nichts verpassen.“ Seufzend lief Marinette ein Stück vor. Sie verstand nicht, warum sich ihre Freundin ständig selbst so in Gefahr bringen konnte. Überlegend, was sie nun machen sollte, lief sie noch ein Stückchen weiter. Doch dann blieb sie vor der nächsten Klassenzimmertür stehen. Da drinnen war doch etwas zu hören. Sie wollte gerade näher an die Tür herantreten, um zu lauschen, ob dahinter etwas war, als die Tür plötzlich mit einem lauten Knall auseinanderbrach. Erschrocken hielt sie sich sofort, damit sie keine Splitter im Gesicht treffen würden, ihren Arm vor die Stirn. Als nichts mehr knackte, nahm sie ihren Arm langsam wieder herunter und bekam sofort große Augen. Nicht weit von ihr entfernt stand Chat Noir mit dem Rücken zu ihr in dem Klassenraum und hielt seinen Stab in die Höhe. „Chat.“ Sie hatte es zwar nur geflüstert, trotzdem musste er sie gehört haben, denn sofort drehte er sich zu ihr herum. „Marinette.“ Doch abrupt wandte er sich wieder von ihr ab, sah verwundert durch den Klassenraum und lief dann in Richtung Fenster. Anscheinend war der Angreifer verschwunden. Unfähig sich zu bewegen, starrte sie einfach nur zu ihm herüber und beobachtete ihn, wie er sich umsah. Was war denn auf ein Mal mit ihr los? Sie sollte sich schleunigst ein Versteck suchen und ihm zur Hilfe eilen. Aber aus irgendeinem Grund taten ihre Beine nicht das, was sie wollte. Und so blieb sie einfach, wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen. „Das war bestimmt Lila. So wie die vorhin abgezischt ist.“ Alya stellte sich neben Marinette und hielt ihr Handy in Richtung Chat Noir. „Lila?“ Verwundert blickte Marinette nun ihre Freundin an. Wovon sprach sie da bitte? „Lila war total sauer. Weil Adrien Ladybug verteidigt hatte und er ja in Ladybug verliebt ist.“ Woher wusste Alya das? Hatte Adrien ihr das etwa erzählt? Warum machte er denn so etwas? Schnell sah Marinette wieder herüber zu Chat Noir. Verwundert legte sie dann aber ihren Kopf schief. Warum lief er denn auf ein Mal so panisch auf sie zu? „Marinette pass auf!“, schrie er ihr zu. Bevor sie allerdings irgendwie reagieren konnte, zog er sie schon hinter sich und keine Sekunde später sacke er auf seine Knie. Wurde er etwa von irgendetwas getroffen? „Chat!“ Sofort ging sie ebenfalls in die Hocke und versuchte ihn zu stützen. „Geht schon“, japste er nach Luft und rappelte sich wieder auf. „Geht es dir gut? Was war das?“, fragte Marinette besorgt und sah ihm tief in die Augen. Dass Alya gerade neben ihnen stand, war ihr im Moment egal. „Ich weiß es auch nicht so genau. Irgendeine Art Energieball oder so etwas.“ Ein fieses Lachen hallte durch den Flur und abrupt sahen alle auf. Doch nirgendwo war etwas zu sehen. „Da vorn“, rief Alya und zeigte auf das Ende des Flurs. „Aber … ist das wieder Lila als Volpina?“ überlegte Marinette laut. Alya lief etwas vor und hielt sofort ihr Smartphone in die Höhe. „Oh Wahnsinn. Liebe Ladybug Blog Zuschauer ihr seid gerade live dabei. Ein neuer Superschurke ist hier in der Schule aufgetaucht. Chat Noir ist schon hier. Dürfte also nicht mehr lange dauern, bis Ladybug auftauchen sollte. Hier seht ihr …“ Verwundert nahm Alya ihr Handy wieder herunter. „Wo ist sie hin?“ Marinette nutzte die Gelegenheit und zog Chat Noir etwas zur Seite. „Ich muss mich irgendwo verwandeln, aber Alya weicht mir nicht von der Seite“, flüsterte sie leise, damit ihre Freundin sie nicht hören konnte. „Nein. Du musst von hier verschwinden. Sofort.“ Eindringlich sah Chat Noir ihr in die Augen und legte dabei seine Hände auf ihre Schultern. „Nein. Wieso? Ich muss den Akuma einfangen.“ „Lila ist hinter Ladybug her. Sie ist komplett durchgedreht und das wegen mir. Und im Gegensatz zum letzten Mal sind ihre Angriffe keine Illusionen mehr, sondern …“ Erschrocken zuckten die beiden zusammen, als Alya plötzlich hinter ihnen stand. „Was gibt es denn da zu tuscheln? Sag mal, Chat Noir, wo bleibt denn Ladybug?“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen filmte sie durch den Gang. „Die kommt heute nicht. Könntest du Marinette bitte nach Hause bringen? Sie ist noch verletzt und gehört hier nicht her. Ich möchte sie kein zweites Mal ins Krankenhaus bringen müssen.“ Chat Noir drehte Marinette zu Alya herum und gab ihr einen leichten Schubs in dessen Richtung. „Äh ja. Natürlich“, stammelte die sichtlich irritierte Alya und steckte ihr Handy weg. „Danke.“ Marinette merkte, wie Chat Noirs Hand, unbemerkt vor Alya, von ihrer Schulter herunter zu ihrer Hand rutschte und diese sanft drückte. Sie wollte gerade etwas sagen, da ließ er sie auch schon wieder los und sie merkte, wie er sich von ihr entfernte. „Chat. Warte.“ Sofort drehte sie sich auf ihren Absatz herum, doch konnte sie nur noch sehen, wie er in Richtung Bibliothek verschwand. Panisch nahm sie sofort ihre Beine in die Hand und lief ihm hinterher. Er konnte doch nicht alleine gegen Lila kämpfen. Was sollte das. Sie waren ein Team. „Hey Marinette! Wo willst du hin?“, rief ihr Alya hinterher, aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie musste ihm hinter her und ihm helfen. Schnellen Schrittes lief sie zur Bibliothek und sah sich um. Niemand war hier. Das war die Gelegenheit. Flink öffnete sie ihre Tasche und wollte gerade hinter einem Regal verschwinden, als Alya außer Atem den Raum betrat. „Wie schnell bist du denn“, schnappte sie nach Luft und lief auf Marinette zu, „Was willst du denn hier?“ „Ich ähm … Wir haben Adrien doch noch gar nicht gefunden … Am besten teilen wir uns auf, damit wir ihn schnell finden und verschwinden können.“ Vielleicht verschaffte ihr das etwas Zeit, damit sie sich verwandeln konnte. „Einverstanden. Ich suche in der Turnhalle“, stimmte Alya zu und wollte loslaufen, als plötzlich lautes Lachen in der gesamten Bibliothek hallte. „Wo willst du denn hin Alya?“ Volpina erschien auf der Türschwelle und grinste den beiden feist ins Gesicht. „Na, wo ist deine Ladybug jetzt? Hat sie etwa Angst vor mir?“ Marinette griff nach ihrer Tasche und drückte sie fest an an sich. Was sollte sie jetzt nur machen? Hier vor den beiden konnte sie sich unmöglich verwandeln. Alya ging einen Schritt auf Volpina zu und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Hast du dich etwa absichtlich akumatisieren lassen?“ Volpina wirbelte ihre lange Flöte hin und her und begann wieder zu lachen. „Wenn ich erst mal Ladybugs Miraculous habe, werde ich die neue Ladybug sein und dann wird die Stadt mich lieben. Genauso wie Adrien.“ Entsetzt starrte Marinette auf Volpina. Das war also ihr Plan. Sie wollte die neue Ladybug werden. Sie hatte sich anscheinend wirklich absichtlich von Hawk Moth akumatisieren lassen, um ihren Plan verwirklichen zu können. „Damit wirst du nicht durchkommen. Ladybug wird dich besiegen“, fauchte Alya und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ach ja? Wo ist denn deine tolle Ladybug jetzt? Anscheinend will sie dieses Mal nicht helfen.“ Kichernd setzte Volpina ihre Flöte an ihrem Mund und begann eine Melodie zu spielen. Augenblicklich bildete sich am Ende der Flöte eine große knisternde Energiekugel. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Marinette zwischen Volpina und Alya hin und her. Ohne sich zu bewegen, stand Alya einfach nur da. Warum lief sie denn nicht weg? Sah sie denn nicht, was Volpina vorhatte? Kopflos rannte Marinette auf ihre Freundin zu und konnte sie gerade noch zur Seite schubsen, bevor Volpina die Kugel losgeschossen hatte. Mit zusammengekniffenen Augen wartete sie nun auf den schmerzlichen Aufprall der Kugel. Seltsamerweise blieb dieser jedoch aus. Verwundert öffnete sie, als sie Volpina keifen hörte, wieder die Augen. Laut krachend ging der Energieball hinter ihr zu Boden. „Hey. Wenn du spielen willst, dann spiel doch mit mir.“ Schützend stand Chat Noir auf ein Mal vor ihr. Er musste die Attacke abgewehrt haben. „Danke“; flüsterte sie leise. „Los geht lieber in Deckung.“ Nickend lief Marinette zu Alya und schnell suchten sie etwas, um sich zu verstecken. Die beiden entdeckten einen umgekippten Tisch und rasch versteckten sie sich dahinter. Marinette raufte sich die Haare. Wie kam sie nur hier heraus, damit sie zu Ladybug werden konnte. Vor Lila durfte sie sich auf keinen Fall verwandeln. Sie konnte hören, wie sich Chat Noir lauthals mit Volpina stritt und fieberhaft überlegte sie weiter, was sie machen sollte. „Wo bleibt denn Ladybug?“, flüsterte Alya leise und so blickte Marinette wieder zu ihrer Freundin. „Alya, komm wieder runter.“ Grummelnd versuchte sie ihre Freundin, die ihren Kopf über die Tischkante gestreckte hatte, und die ganze Sache gerade filmte, wieder herunterzuziehen. Alya konnte es einfach nicht lassen. Erneut ertönte Flötenmusik und schnell lugte jetzt auch Marinette über den Tisch. Sie sah, wie Volpina auf ihrer Flöte spielte, doch dieses Mal bildete sich kein Energieball, sondern mitten im Raum standen plötzlich fünf neue Volpinas. Sofort schoss Marinette Chat Noirs Satz durch den Kopf. Ihre Angriffe waren keine Illusionen mehr? Bedeutete das etwa, dass sie jetzt alle irgendwie echt waren? Lange musste sie jedoch auf keine Antwort warten, denn lachend begannen alle Volpinas mit ihren Flöten zu spielen, und bei allen bildeten sich am Ende der Flöten Energiebälle. Das würde Chat doch niemals alleine schaffen. „Du wolltest spielen. Gerne.“ Alle Volpinas lachten gleichzeitig auf und begannen die Bälle auf Chat Noir loszuschießen. Nur mit mühe konnte er mit seinem Stab die Bälle abwehren oder ausweichen. Zeit zum Verschnaufen blieb ihm allerdings nicht, denn sofort schossen die Volpinas die nächsten Bälle los. Marinette musste hilflos mit ansehen, wie Chat Noir kaum noch eine Chance hatte ihnen auszuweichen. Und keine Sekunde später passierte es auch schon. Er übersah einen, der geradewegs auf ihn zu geflogen kam. „Chat! Hinter dir!“, schrie Marinette. Doch es war zu spät. Kaum hatte er sich umgedreht, traf der Ball ihn mitten auf der Brust und stöhnend sackte er auf dem Boden zusammen. „Chat!“, rief Marinette und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie musste doch irgendetwas machen. Sie konnte doch nicht einfach nur hier hocken und zu schauen. Chat Noir lag immer noch am Boden und ein weiterer Ball traf ihm am Rücken. Zitternd ballte Marinette ihre Hände zu Fäusten. Sie musste etwas tun. Volpina brachte ihn nachher noch um. „Na, wo ist die tolle Ladybug nun? Hat wohl keine Lust darauf, ihrem Partner zu helfen“, lachten die Volpinas auf und ließen erneut ihre Finger über die Flöte gleiten. Das war zu viel. Abrupt sprang Marinette hinter dem Tisch hervor und funkelte Volpina böse an. „Marinette, hör auf. Komm wieder runter. Was machst du denn.“ Alya zog an ihrem Arm und versuchte sie wieder nach unten zu ziehen, doch sie schüttelte ihn einfach ab. Sie konnte sich das nicht mehr mit ansehen. Langsam ging sie einen Schritt vor den Tisch und legte ihre Hände auf die kleine Tasche. „Nicht … Lass das …Tu das nicht“, keuchte Chat Noir, der es mittlerweile geschafft hatte, sich wieder aufzurichten. „Volpina!“, rief Marinette angriffslustig und prompt sahen alle sechs Volpinas zu ihr. Kapitel 22: ------------ Kapitel 22   „Hör auf. Lass Chat Noir sofort in Ruhe! … Du kannst doch nicht einfach die ganze Stadt terrorisieren, nur weil der Junge, den du liebst, nichts von dir wissen möchte!“ Marinette konnte sehen, wie sich die Mundwinkel der Volpinas verzogen und sie von allen sechs böse an gefunkelt wurde. „Wer sollte mich denn daran hindern? Du etwa?“ Spöttisch lachten die Volpinas auf und schüttelten belustigt ihren Kopf. „Ganz ge...“ „Hör gar nicht auf sie. Sie ist nur ein verrückter Fan von mir. Wenn du kämpfen willst, dann kämpf mit mir“, wurde Marinette von Chat Noir unterbrochen. Schwer atmend stellte er sich wieder auf seine Beine und stützte sich mit seinem Stab am Boden ab. Marinette wollte gerade etwas sagen, doch ruckartig wurde sie am Handgelenk gepackt und zurückgezogen. Sie konnte gar nicht so schnell reagieren, so schnell hatte Alya sie wieder hinter den Tisch gezogen. „Sag mal spinnst du? Ich bin ja schon verrückt, aber du scheinst ja lebensmüde zu sein“, zischte Alya leise. Mit Tränen in den Augen versuchte sich Marinette aus Alyas Griff zu lösen. Wild zappelte sie dazu mit ihrem Arm und zerrte an ihrer Hand. Seit wann war ihre Freundin denn so stark geworden? „Du willst es also nicht anders. Du hättest mir auch einfach dein Miraculous geben können“, drang Volpinas Stimme in Marinettes Ohr. Erneut erklang Flötenmusik und panisch riss Marinette ihre Augen auf. Wenn sie sich nicht beeilte, war es nachher zu spät. „Lass mich los. Ich muss ihm helfen.“ „Du kannst ihm nicht helfen. Du würdest ihm doch nur im Weg stehen und dich selbst in Gefahr bringen. Wir können nur hoffen, dass Ladybug noch rechtzeitig hier auftaucht.“ Dicke Tränen kullerten über Marinettes Wangen und flehend sah sie ihrer Freundin tief in die Augen. „Alya bitte … Ich bin … Ich bin die Einzige, die … Nur ich kann ihm helfen. Verstehst du?“, flüsterte Marinette leise. Sie konnte sehen, wie es in Alyas Kopf zu arbeiten begann und sich offensichtlich sämtliche Informationen, die sie hatte, wie Puzzleteile zusammenfügten. Alyas Augen wurden immer größer und langsam ließ sie Marinettes Hand wieder los. „Oh mein … L-ladybug?“, quiekte sie leise. Zögerlich nickte Marinette, doch bevor sie noch etwas dazu sagen konnte, ließ ein Schmerzensschrei von Chat Noir ihr Herz zusammenziehen. Sofort sprang sie auf und konnte nur noch sehen, wie er von einem riesigen Energieball in eines der großen Bücherregale geschleudert wurde. Laut krachend brach es nach dem Aufprall zusammen und Chat Noir wurde von Holzbrettern und unzähligen Büchern begraben. Lediglich eine Hand und ein Fuß von ihm guckten aus dem Trümmerhaufen heraus. Zitternd legte Marinette ihre Hände über ihren Mund und wartete darauf, dass er sich aus dem Haufen befreien würde. Sich wieder herausgraben würde. Aber nichts passierte. Er schien sich nicht mehr zu rühren. Weder seine Hand noch sein Fuß bewegten sich auch nur einen Zentimeter. „Nein!“, schrie Marinette und ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Sie hatte das Gefühl den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Das konnte einfach nicht wahr sein. Das durfte einfach nicht wahr sein. War er etwa …? Sie konnte diesen Gedanken nicht mal zu Ende denken. Dumpf drang zwar Alyas Stimme zu ihr durch, doch was sie sagte, wusste sie nicht. Alles war, wie in Watte gepackt, und ihr einziger Gedanke galt ihm. Erst das boshafte Gelächter von Volpina brachte sie ins Hier und Jetzt zurück und bemerkte dadurch, dass Alya sich direkt neben sie gestellte hatte. „Er wollte es ja nicht anders“, gurgelte Volpina vor Freude und wirbelte mit ihrer Flöte herum. Triumphierend lief sie auf den Trümmerhaufen zu und Marinettes Schockstarre änderte sich in blanke Wut. „Lass ja die Finger von ihm“; brüllte sie und ihre Hände wurden zu Fäusten. „Sonst was?“ Mit einem Wink wandten sich nun die neu erschaffenden Volpinas zu den beiden, umzingelten sie und hielten ihre Flöten an ihre Münder. Bereit anzugreifen. „Mach jetzt bloß nichts Unüberlegtes“, flüsterte Alya ihr zu und begann ihre Hände festzuhalten, „Du hast so keine Chance gegen sie.“ Alya hatte ja recht, aber sie konnte doch nicht einfach hier stehen und tatenlos zu sehen. Volpina ging währenddessen immer weiter auf den zugeschütteten Chat Noir zu und jetzt erst realisierte Marinette, welche Hand da überhaupt herausragte. „Nein … Geh weg von ihm, sofort!“ Außer sich lief sie los. Volpina durfte unter keinen Umständen an sein Miraculous kommen. Doch sie war noch gar nicht weit gekommen, da wurde sie sofort von zwei der Volpinas gestoppt und zurückgeschubst. Wankend stolperte sie zurück und wurde zum Glück von Alya aufgefangen, bevor sie zu Boden fiel. „Oh, da haben wir ja wirklich einen verrückten Fan“, lachte Volpina erneut, ging in die Hocke und griff nach Chat Noirs Hand. „Nein“, schrie Marinette erneut, doch sie konnte nichts mehr machen. Sie musste mit ansehen, wie Volpina schief grinsend den Ring von seinem Finger zog. Jetzt war alles aus. Ihre Beine ließen nach und hätte Alya sie nicht noch in ihren Armen gehalten, wäre sie einfach auf dem Boden zusammengesackt. Grauenvolles Lachen hallte durch die Bibliothek und Volpina hielt den Ring in die Höhe. „Hey Alya. Du filmst doch so gerne. Worauf wartest du. Hol dein Handy raus. Ich habe eine Botschaft für Ladybug.“ Angespannt sah Marinette zu Volpina. Sie durfte jetzt keinen Fehler machen. Sie durfte nicht auch noch an die Ohrringe herankommen. Einer der Volpinas stellte sich demonstrativ direkt neben Alya und hielt die Flöte an den Mund. „Na los. Ich hab nicht ewig Zeit“, zischte Volpina und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Zögerlich zog Alya ihr Smartphone aus der Tasche, stellte die Videofunktion an und begann Volpina zu filmen. Die Volpina, die direkt neben ihr stand, nickte der richtigen Volpina zu und so begann sie zu sprechen. „Hey Ladybug. Sieh mal, was ich hier habe“, kichernd winkte sie mit dem Ring in die Kamera und stemmte dann ihre Hände in die Hüfte. „Du willst doch sicherlich nicht, dass ich diesen hier Hawk Moth überreiche oder damit die Stadt in Schutt und Asche lege. Händige mir dein Miraculous aus und ich lasse die Stadt in Ruhe. Du hast drei Tage Zeit. Bye bye.“ Alya nahm ihr Handy wieder herunter und steckte es zähneknirschend zurück in ihre Tasche. „So Leute ich muss los. Hier gibt es nichts mehr für mich zu tun.“ Übertrieben freundlich lächelte Volpina die beiden an, begann auf ein Mal in der Luft zu schweben und ließ ihre Abziehbilder verschwinden. Keine Sekunde später spielte sie erneut eine Melodie und verschwand plötzlich aus dem Raum. Irritiert sahen sich die beiden um. Weit und breit war keine Volpina mehr zu sehen. „Ist sie we... ?“ Alya hatte die Frage nicht mal zu Ende ausgesprochen, da rannte Marinette schon auf den Trümmerhaufen zu, sackte weinend davor auf ihre Knie und nahm Adriens Hand in ihre. „Nein …“ Immer mehr Tränen liefen ihr das Gesicht herunter und sofort begann sie Bücher und Holzbretter von dem Haufen herunter zu werfen. „Du kannst mich doch nicht einfach alleine lassen“, schrie sie und warf weitere Bücher hinter sich. Alya die inzwischen zu ihr gelaufen war, kniete sich neben sie und begann ebenfalls Trümmer herunter zu nehmen. „Es ist Adrien … Hab ich recht.“ Es war viel mehr eine Feststellung, als eine Frage und ohne Marinette anzusehen, beeilte auch sie sich, um ihn von den Trümmern zu befreien. Kurz hielt Marinette in ihrer Bewegung inne und sah mit Tränen verschmiertem Gesicht zu ihrer Freundin. „Was ist … was ist, wenn er …“ Sofort legte Alya ihre Hand auf ihre Schulter und sah ihr dabei tief in die Augen. „Sag so etwas nicht. Los, lass uns ihn da herausholen.“ Nickend drehte sich Marinette wieder herum und zog ein weiteres Brett von ihm herunter. Sie wusste nicht, wie lange die beiden nun schon hier saßen und ihn versuchten daraus zu holen. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. „Marinette. Da.“ Alya zog ein langes Brett herunter und endlich konnten sie seinen Kopf sehen. Er lag mit dem Gesicht nach unten. „Adrien!“, rief Marinette und so schnell sie konnte warf sie ein weiteres Brett herunter, damit sein Oberkörper befreit war. „Adrien“, rief sie erneut, doch er reagierte nicht. Panisch schob sie einige Bücher von seinen Beinen und versuchte ihn auf den Rücken zu drehen. Aber sie schaffte es einfach nicht. Durch ihre verletzte Rippe hatte sie einfach nicht so viel Kraft in ihrem Arm. Alya, die es anscheinend bemerkt hatte, eilte ihr sofort zu Hilfe und zusammen zogen sie ihn aus dem Haufen heraus und legten ihn mit dem Rücken auf den Boden. Erst jetzt sah sie dadurch das Blut, welches ihm das Gesicht herunter lief. Er hatte eine schlimme Platzwunde an seiner Stirn. Mit zittrigen Händen nahm sie sein Gesicht in beide Hände und strich sanft mit ihrem Finger über seine Wange. „Adrien. Kannst du mich hören? Mach die Augen auf, bitte.“ „Ich rufe den Krankenwagen.“ Alya zog ihr Handy heraus und ging etwas abseits. Allerdings bekam Marinette dies nur am Rande mit. Ihr Blick war nur auf Adrien gerichtet und ihre Tränen tropften allmählich auf ihre Beine herunter. Da der aber immer noch nicht reagierte, legte sie weinend ihren Kopf auf seine Brust und krallte sich mit ihren Fingern in seinem Shirt fest. Das konnte doch nicht das Ende sein. Das durfte es einfach nicht. „Ma … Marinette … W-was …“, krächzte es plötzlich leise neben ihr und abrupt sah sie wieder auf. Blinzelnd öffnete Adrien seine Augen und sah zu ihr auf. „Adrien“, schluchzte sie und sofort schlang sie ihre Arme um ihn herum, „Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.“ „Du … weißt doch, i-ich hab neun Leben. S-so schnell wirst du mich nicht los“, flüsterte er mit brüchiger Stimme. „Dummes Kätzchen“, schniefte Marinette und löste sich von ihm, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Immer noch liefen ihr die Tränen übers Gesicht, doch jetzt war es, weil sie so erleichtert war, dass er noch lebte. Langsam hob Adrien seinen Arm und legte lächelnd seine Hand auf ihre Wange. „Mylady. Du weinst doch nicht etwa wegen mir?“ Lächelnd wischte sich Marinette mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht, doch als sie bemerkte, dass Adrien verwundert seine Hand ansah, verzog sich sofort wieder ihre Miene. Sie wusste genau, was er gerade überlegte. „Volpina hat … Volpina hat dein Miraculous. Ich konnte gar nichts dagegen machen. Es tut mir so leid.“ Prompt kullerten ihr wieder die Tränen über die Wangen und schuldbewusst senkte sie ihren Blick. „Aber das ist doch nicht deine Schuld. Die Hauptsache ist doch, das dir nicht passiert ist.“ Langsam sah Marinette wieder auf und blickte direkt in Adriens grinsendes Gesicht. Dieses Grinsen kannte sie eigentlich nur von Chat Noir. Sie war wirklich so blind gewesen, dass sie die Gemeinsamkeiten zwischen ihnen nicht bemerkt hatte. „Ich werde es mir schon zurückholen und dann kann sich Volpina warm anziehen.“ „Erst mal gehörst du zum Arzt. Der Krankenwagen sollte gleich hier sein“, ertönte die Stimme von Alya, die mittlerweile wieder hinter den beiden stand. Lächelnd setzte sie sich dazu und legte eine Hand auf Adriens Schulter. „Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Mit großen Augen sah Adrien zwischen ihr und Marinette hin und her. „Sie weiß …“ „Bescheid, dass ihr beiden die Superhelden von Paris seid? Ja, das weiß ich. Aber keine Sorgen von mir erfährt niemand auch nur ein Sterbenswörtchen.“ Leise hörten die Drei die Sirene eines Krankenwagens und sofort sprang Alya auf. „Ich werde ihnen den Weg zeigen.“     Angespannt saß Marinette kurze Zeit später mit Alya auf einer Stuhlreihe, die in dem langen Flur der Notaufnahme stand, und sah immer wieder zu der grauen Tür. „Mach dir keine Sorgen. Er ist hier in guten Händen.“ Marinette versuchte zu lächeln. Doch außer einem gequälten Gesichtsausdruck, bekam sie nichts zustande und so nickte sie ihrer Freundin einfach nur zu. Alya checkte erneut auf ihrem Smartphone die Nachrichten. Zum Glück hatte Volpina, bisher keine neuen Angriffe gestartet. „Alles ruhig. Anscheinend wartet sie wirklich die drei Tage ab.“ Marinette stellte ihre Ellenbogen auf ihre Knie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Ja aber sie hat … du weißt schon was.“ Da hier immer wieder Krankenschwestern oder andere Patienten vorbeikamen, vermieden sie es, bestimmte Dinge auszusprechen. Zu gefährlich war es, dass es nachher noch jemand mitbekam. „Ich weiß … Oh man. Ich kann es immer noch nicht so richtig fassen. Ich mein … du weißt schon, was ich mein. Aber jetzt ergibt es alles einen Sinn. Euer ständiges Verschwinden, die Ausreden … Aber auch euer Streit. Lass mich raten, du weißt es noch nicht lange, dass er …?“ Kopfschüttelnd blickte Marinette wieder auf und lehnte sich zurück. „Wusste er, dass du?“ Nickend seufzte Marinette und schloss kurz ihre Augen. „Na dann ist ja alles klar.“ Verwundert öffnete Marinette wieder ihre Augen, drehte sich zu Alya und legte ihren Kopf schief. „Du dachtest, er würde nur, wie sagtest du, eine bestimmte Sache an dir lieben, was aber nicht so war. Aber in dem Brief hat er dir alles erklärt und es richtiggestellt, hab ich recht?“ Schmunzelnd lächelte Marinette ihre Freundin an. Ihre Freundin ließ einfach nie locker bei so etwas. „In der Kurzfassung könnte man das so sagen. Aber du kennst ja noch nicht die ganze Geschichte. Bevor ich wusste, dass Adrien, naja noch eine andere Seite hat, hatte ich angefangen diese näher kennenzulernen und …“ Irgendwie tat es ihr unglaublich gut mal mit Alya darüber sprechen zu können. Bisher konnte sie ja nur mit Tikki darüber reden. „Naja und den Rest kennst du ja“, beendete Marinette ihre Erzählung. Lachend schüttelte Alya ihren Kopf und legte ihre Hand auf ihre Stirn. „Das gibt es echt nicht.“ Kurz stimmte Marinette mit ein und kicherte verlegen. Es war wirklich irgendwie eine ganz verrückte Geschichte. Doch sofort wurde sie wieder ernst und blickte wieder auf die graue Tür. „Ich muss den Ring unbedingt zurückholen“, murmelte sie und legte ihre Hand auf ihre Tasche. Sie hatte nur noch keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Wenn sie nur wüsste, wo sich Lila beziehungsweise Volpina gerade aufhielt. Der Überraschungsmoment wäre auf jeden Fall auf ihrer Seite. „Du denkst doch nicht etwa darüber nach, jetzt zu ihr zu gehen? Du bist verletzt, denk daran … Warte mal, dass war kein Unfall mit der Badewanne, hab ich recht?“ Schief grinste Marinette und schüttelte dann ihren Kopf. „Nicht wirklich.“ Marinette wollte grade noch etwas sagen, doch als die Tür vor ihnen aufgemacht wurde, sprangen die beiden abrupt von ihren Stühlen auf. Ängstlich sah Marinette zu dem Arzt, der gerade aus der Tür trat. „Wie geht es ihm? Wird er wieder gesund?“ „Sind sie die Angehörigen?“ Verlegen kratzte sie sich an ihrem Kopf. „Naja ich bin … ähm … seine Freundin.“ Irgendwie war es noch seltsam dies so auszusprechen und so genau wusste sie es ja auch gar nicht, ob es jetzt auch wirklich so war. Sie hatten ja noch gar keine Gelegenheit gehabt darüber zu sprechen. Und im Moment waren ohnehin andere Dinge wichtiger. Sie mussten sein Miraculous zurückbekommen. „Dann darf ich leider keine Auskunft geben.“ Entschuldigend zuckte der Arzt mit seinen Schultern, wandte sich von ihr ab und verschwand hinter der nächsten Tür. „Aber …“ Eine Krankenschwester verließ das Zimmer und sah die beiden an. „Wenn ihr wollt, könnt ihr nun zu ihm. Aber nur kurz. Er wird gleich auf sein Zimmer gebracht.“ Lächelnd deutete die Schwester ins Zimmer und lief dann auch davon. Erleichtert eilte Marinette sofort auf die Tür zu, blieb dann aber verwundert stehen und drehte sich zu Alya zurück. „Kommst du nicht mit?“ Grinsend setzte sich Alya wieder auf den Stuhl. „Geh du mal. Ich warte hier.“ Lächelnd nickte Marinette ihrer Freundin zu, drehte sich auf ihrem Absatz herum und betrat eilig das Zimmer.     Kapitel 23: ------------ Kapitel 23   So schnell Marinette das Zimmer auch betreten hatte, so abrupt blieb sie nun allerdings mitten im Raum stehen und blickte herüber zu der Liege, auf der Adrien lag. Er starrte gerade die Decke an und hatte sie offenbar noch nicht bemerkt. Nervös betrachtete sie ihn und augenblicklich begann ihr Herz, wie wild in ihrer Brust zu schlagen. Vorhin war sie so in Sorge um ihn gewesen, dass sie alles andere ausgeblendet hatte. Aber nun übernahm die Nervosität wieder die überhand. Eigentlich war sie zur Schule gelaufen, um sich bei ihm zu entschuldigen und sich mit ihm auszusprechen. Was war aber, wenn er nun gar nichts mehr von ihr wissen wollte? Wenn sie ihn vergrault hatte? Angespannt überlegte sie, wie und was sie ihm überhaupt sagen wollte. Sie bemerkte dadurch gar nicht, dass er mittlerweile zu ihr herüber sah. „Hey.“ Erschrocken zuckte Marinette zusammen, wobei sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Wild wedelte sie mit ihren Armen herum, um nicht auf dem Hintern zu landen. Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, entwich ihr ein leises Stöhnen. Sie schaffte es auch immer wieder sich in solch peinliche Situationen zu bringen. „H-hey“, flüsterte sie mehr, als dass sie es laut aussprach, „W-wie geht es dir? … Der Arzt durfte mir nichts sagen.“ Verlegen stupste sie mit ihrer Fußspitze auf dem Boden herum und wusste nicht so recht, was sie mit ihren Händen anstellen sollte. „Halb so wild. Morgen darf ich auch schon wieder nach Hause. Bis auf eine Gehirnerschütterung, etliche Prellungen und diese Platzwunde hier, ist nichts passiert.“ Schief grinsend deutete er auf das große Pflaster auf seiner Stirn, doch sofort verzog sich sein Gesicht, als er auf seine Hand sah. „Naja … wenn man davon absieht, dass …“ Marinette merkte, wie er mit den Wörtern rang und sofort musste auch sie schwer schlucken. Es war wirklich eine Katastrophe. Und Katastrophe war wirklich noch gar kein Ausdruck dafür, was passiert war. Sie musste seinen Ring unbedingt zurückholen. Sofort begann sie zu überlegen, wie sie das anstellen konnte. Doch sie hatte absolut keine Ahnung. Allein auf ihren Glücksbringer konnte sie dieses Mal nicht vertrauen. Außerdem wusste sie nicht, wie er und sie jetzt zueinanderstanden. Wollte er möglicherweise gar nichts mehr von ihr wissen? Sie war so vertieft in ihren Gedanken, dass sie erst gar nicht mitbekam, dass Adrien mit ihr sprach. Erst als er etwas lauter wurde, drang es wirklich zu ihr hindurch. „Marinette. Hey. Alles in Ordnung?“ „Ja … Ich … ähm … ich wollte … Ich hab nur … Es … Es tut mir alles so leid“, platzte es auf ein Mal aus ihr heraus und seufzend senkte sie ihren Blick. Aus Angst, wie er reagieren würde, traute sie sich nicht mehr ihn anzusehen. „Es war doch nicht deine Schuld. Lila ist einfach durchgedreht und …“ Abrupt blickte Marinette wieder auf und sah ihm nun tief in die Augen. „Nein … ja. Aber, das meine ich gerade nicht … Was du in dem Brief geschrieben hast. Du hast vollkommen recht damit. Ich hätte nicht einfach so weglaufen sollen und dir zuhören müssen. Auch, dass ich mich nicht mehr bei dir gemeldet habe. Es tut mir so leid. Ich war so blöd. Und dann hätte ich dich heute auch noch beinahe verloren. Wenn du … wenn du nun nichts mehr von mir wissen möchtest, dann …“ Langsam stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie wollte das nicht, aber sie konnte gar nichts dagegen machen. „Was? Wie kommst du denn auf so etwas?“ „Naja, weil …“ Mit großen Augen sah er sie an, doch gleich darauf begann er zu grinsen. „Na komm her … Ich würde ja jetzt gern zu dir, aber ich darf leider noch nicht aufstehen.“ Zwinkernd streckte er seinen Arm in die Höhe und hielt ihr seine Hand entgegen. Zögerlich nickte Marinette, setzte einen Fuß vor den anderen und überwand die wenigen Meter, die die beiden trennten. Zitternd legte sie ihre Hand in seine, und als sie bemerkte, dass er etwas zur Seite rutschte, setzte sie sich zu ihm auf die Liege. „Glaubst du ernsthaft, dass du mich so schnell los wirst?“ Immer noch mit Tränen in den Augen zog sie ihre Schultern in die Höhe. Sie wusste doch einfach nicht, was er nun von ihr dachte. „Marinette. Was ich dir geschrieben habe, war mein ernst. Ich liebe dich. Sowohl ohne Maske, als auch mit ... Du weißt gar nicht, wie eifersüchtig ich war, als du mir sagtest, dass du noch in jemand anderen verliebt bist … Und wie überglücklich ich letztendlich war, als ich die ganzen Fotos von mir an deiner Wand gesehen habe und dadurch wusste, dass ich dieser jemand bin.“ „Oh mein …“ Prompt ließ sie seine Hand los, lief rot an und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Ihr war das immer noch so unsagbar peinlich die ganze Sache und am Liebsten wäre sie jetzt vor Scham im Erdboden versunken. „Das ist so peinlich. Du denkst bestimmt, ich bin total verrückt“, murmelte sie zwischen ihren Händen hindurch und schüttelte dabei ihren Kopf. Doch dann spürte sie auf ein Mal seine Hände auf ihren. Behutsam zog er sie wieder von ihrem Gesicht herunter und lächelte sie an. „Also … Wenn du dein Zimmer nicht mit meinen Bildern tapeziert hättest, wüsste ich immer noch nicht, dass ich der Glückliche bin und wir würden uns immer noch das Leben schwer machen. Und so lang du nur verrückt nach mir bist, kann ich damit gut leben.“ Grinsend zwinkerte er ihr zu und Marinette konnte nicht anders als schmunzelnd mit ihren Augen zu rollen. Das war so typisch Chat Noir. Nicht, dass ihr sein freches Mundwerk nicht mittlerweile gefiel. Sie hatte sich nur noch nicht so ganz daran gewöhnt, es auch von Adrien zu hören zubekommen. Grinsend sah sie zu ihm herunter, strich ihm eine verwirrte Strähne aus dem Gesicht und wurde schlagartig wieder ernst. „Ich werde dir dein Miraculous zurückholen.“ „Aber nicht alleine. Wir werden gemeinsam gegen Volpina kämpfen.“ Stirnrunzelnd legte Marinette ihren Kopf schief und sah ihn eindringlich an. „Wie stellst du dir das vor? Du kannst dich nicht mehr verwandeln. Außerdem bist du verletzt.“ Besorgt zeigte sie dabei auf das große Pflaster auf seiner Stirn. „Du bist auch verletzt. Ich lass dich bestimmt nicht alleine gehen. Du hast gesehen, wie stark sie ist. Wir machen das zusammen. Wir sind doch das Katzen-Käfer-Team.“ „Käfer-Katzen-Team, meinst du wohl eher“, verbesserte sie ihn und beide begannen zu lächeln, „Trotzdem, du kannst mir dieses Mal nicht helfen. Keine Diskussion. Ich mach das alleine.“ Langsam hob Adrien seinen Arm und legte seine Hand auf Marinettes Wange. „Dickköpfig, wie eh und je“, murmelte er und streichelte ihr sanft mit seinem Finger über die Wange. Keiner der beiden sagte mehr etwas. Sie sahen sich stattdessen einfach nur gegenseitig tief in die Augen. Wie automatisch begann sich Marinette langsam mit ihrem Kopf herunterzubeugen, wobei sich ihre Gesichter immer näherkamen. Ihr Herz begann erneut, wie wild in ihrer Brust zu schlagen, als Adrien seine andere Hand ebenfalls zur ihr ausstreckte und ihren Kopf somit in beide Hände nahm. Wenige Millimeter trennten die beiden nur noch und es würde vermutlich nur noch einen Atemzug dauern, bis seine Lippen auf ihre trafen. Nervös schloss Marinette ihre Augen. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie sich küssten, und trotzdem war sie so nervös, als wäre es ihr erster Kuss. Keiner der beiden war im Moment ein Superheld und versteckte sich hinter einer Maske. Sie waren gerade einfach nur Adrien und Marinette. Nie im Leben hätte sie noch vor ein paar Wochen gedacht, dass sie mal so mit ihm hier sitzen würde. Sie spürte seinen warmen Atemhauch auf ihrer Haut und keine Sekunde später, lagen seine Lippen schon auf ihren. Abertausende Marienkäferchen flogen ihr auf einem Schlag, wie wild durch ihren Bauch. Überglücklich darüber, dass Chat Noir und Adrien ein und dieselbe Person waren und es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen gab, rutschte sie noch weiter an ihn heran. Die Zeit schien still zu stehen. Es gab nur ihn und sie. Alle Probleme waren für einen kleinen Moment verblasst und in weite Ferne gerückt. Doch schneller als ihnen lieb war, holte das Quietschen der Tür, gefolgt von einer lauten Diskussion zweier Personen, die beiden zurück ins Hier und Jetzt. Erschrocken fuhren sie auseinander und blickten verlegen zu den beiden Frauen herüber, die sich offenbar stritten. „Mir sind, wie schon gesagt, die Hände gebunden.“ „Monsieur Agreste besteht darauf. Sehen Sie zu, dass Sie es einrichten.“ Irritiert blickte Marinette kurz zu Adrien, der nur mit seinen Schultern zuckte, und so sah sie wieder zurück. Sie beobachtete die Krankenschwester, wie sie seufzend das Zimmer verließ. „Nathalie? Was machst du denn hier?“ „Adrien. Wir haben einen Anruf vom Krankenhaus erhalten, dass du einen Unfall hattest. Wie geht es dir?“ Eilig lief Nathalie auf ihn zu, blieb dann aber ein Stück von der Liege entfernt stehen. Stirnrunzelnd starrte sie auf Marinette und verschränkte die Arme dabei vor der Brust. „Und wer bist du? “ „Ich … ähm.“ Verärgert über sich selber, dass sie keinen vernünftigen Satz herausbekam, atmete Marinette tief ein. Diese Nathalie schüchterte sie irgendwie mit ihrem Auftreten ganz schön ein. Bevor sie jedoch erneut antworten konnte, griff Adrien plötzlich nach ihrer Hand, lächelte ihr zu und blickte dann wieder zu Nathalie. „Das ist Marinette. Meine Freundin.“ Sofort bildete sich ein leichter Rotschimmer auf Marinettes Gesicht. Damit war sie nun wohl ganz offiziell seine Freundin. „Deine Freundin? … Nun gut, darüber können wir auch noch später sprechen. Der Arzt hat gesagt, dass du jetzt ruhe brauchst. Am Besten du schläfst etwas. Dein Vater sollte auch bald hier eintreffen.“ Kurz schielte Nathalie zu Marinette herüber und sofort verstand diese, was sie damit sagen wollte. Langsam rutschte sie daher von der Liege herunter und kratzte sich verlegen an ihrem Kopf. „Ich … äh, wollte sowieso gerade los.“ „Du musst nicht gehen.“ Adrien griff nach ihrer Hand und hielt sie damit auf. „Schon gut. Alya wartet draußen auf mich … Und ich muss ohnehin noch etwas erledigen.“ Marinette merkte, wie er ihre Hand fester drückte, und versuchte seinen Blick auszuweichen. „Wenn du das damit meinst, was ich denke, versprich mir, dass du nichts ohne mich unternimmst.“ Nervös sah sie ihm wieder ins Gesicht, vermied es aber, ihm direkt in die Augen zu sehen. Genau das war es nämlich, was sie vorhatte. Sie wollte sich Volpina stellen und seinen Ring zurückholen. Wie sollte sie ihm nun also versprechen, dass sie nicht alleine zu ihr gehen würde? Sie wollte ihn doch nicht anlügen. „Ich muss jetzt wirklich los.“ Schnell versuchte sie ihre Hand wegzuziehen, doch Adrien ließ einfach nicht los. „Marinette. Versprich es mir, bitte.“ Irritiert sah Nathalie zwischen den beiden hin und her. „Könntet ihr mir mal erklären, wovon ihr sprecht?“ „Hausaufgaben“, sprachen sie gleichzeitig, fast wie abgesprochen, und lächelnd sahen sich die beiden an. Doch sofort verzog sich Adriens Miene wieder und sah sie wieder ernst an. „Bitte.“ „Na schön. Ich verspreche es dir … Vorerst“, murmelte sie leise den Schluss und hoffte, dass Adrien es nicht gehört hatte. Da sie immer noch von Nathalie angestarrt wurde, winkte sie Adrien nur noch schnell zu und verschwand aus dem Zimmer. Sofort sprang Alya auf, als sie sie sah und ging aufgeregt auf sie zu. „Wie geht es ihm?“ „Er hat großes Glück gehabt. Soweit geht es ihm ganz gut. Er soll sich jetzt ausruhen.“ Alya legte ihren Arm um sie herum und zog sie mit. „Ich bring dich erst mal nach Hause.“     Kurze Zeit später saßen die beiden Freundinnen schweigend in Marinettes Zimmer. Marinette wusste ganz genau, was nun kommen würde. Seufzend atmete sie daher aus und nickte Alya zu. Sie konnte ihre Freundin ja verstehen. Sie war, seit Ladybug das erste Mal aufgetaucht war, ein großer Fan. Nun hatte sie endlich die Möglichkeit alles aus erster Hand zu erfahren. „Na, leg schon los. Du platzt doch gleich. Also, was willst du wissen?“ Alya sprang plötzlich von dem Sofa auf und wedelte wild mit ihren Armen. „Einfach alles … Ich meine, wie ist das passiert? Warst du das schon immer? Woher bekommt ihr eure Kraft? Wie ist das so? Du verwandelst dich mit deinen Ohrringen? Du musst mir auf jeden Fall, als Ladybug, ein Exklusivinterview für meinen Blog geben und …“ „Langsam. Eins nach dem anderen. Also, weißt du noch, an dem Tag, als Ivan zu Stoneheart wurde, und somit die erste Person akumatisiert wurde?“ Nickend setzte sich Alya wieder neben Marinette und sah sie mit großen Augen an. „Aus irgendeinem Grund, den ich bis jetzt selbst nicht verstehe, wurde ich ausgewählt. Als ich nach der Schule wieder nach Hause kam, lag plötzlich dieses seltsame Kästchen in meinem Zimmer. Ich öffnete es und fand dann diese.“ Marinette deute auf ihre Ohren und wollte schon weiter sprechen, als auch Alya auf ihre Ohrringe zeigte. „Und das ist dein Miraculous. Mit ihnen verwandelst du dich und erhältst deine Kraft?“ „Nicht ganz. Ein kleiner wichtiger Teil fehlt noch. Ohne ihn würde es nicht funktionieren.“ Flink zog Marinette ihre kleine Tasche auf ihren Schoß und öffnete sie. „Ohne meinen kleinen Kwami hier würde ich mich nicht verwandeln können. Tikki komm raus. Es ist okay.“ Tikki flog heraus und setzte sich auf Marinettes Schulter. „Alya das ist Tikki. Sie ist stets in meiner Nähe, falls ich mich plötzlich in Ladybug verwandeln muss. Außerdem ist sie eine sehr gute Freundin.“ Tikki winkte Alya zu. „Hallo Alya. Schön dich mal richtig kennenzulernen.“ „Wahnsinn. Absoluter Wahnsinn“, quietschte Alya und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, „Deshalb hast du diese kleine Tasche ständig bei dir. Und Adrien? Hat er auch so ein kleines Ding, einen Kwami?“ Traurig stand Marinette von dem Sofa auf, lief herüber zu ihrem Schreibtisch und holte einen Keks für Tikki. „Ja … hatte er.“ „Oh das tut mir leid. Ich habe gerade nicht daran gedacht, dass … Was wirst du denn jetzt machen Du bist doch noch verletzt.“ Schulterzuckend überreichte Marinette Tikki den Keks und lief zurück zum Sofa. „Ich habe gar keine andere Wahl. Hawk Moth darf unter keinen Umständen den Ring in seine Finger bekommen.“ Kurz hing jeder in seinen eigenen Gedanken und Marinette überlegte krampfhaft, wie es nun weitergehen sollte. Doch ihre Gedanken endeten immer damit, dass sie Volpina suchen sollte und alles versuchen musste, sie zu besiegen und den Ring zurückzuholen. Stöhnend raufte sie sich ihre Haare, stand auf und lief zum Fenster herüber. Seufzend sah sie hinaus. „Ich muss die Stadt doch beschützen. Wer weiß, was Volpina vorhat.“ Sie spürte auf ein Mal Alyas Hand auf ihrer Schulter. „Und das wirst du auch dieses Mal. Ich glaube ganz fest an Ladybug.“ Marinette sah weiterhin aus dem Fenster und drehte sich nicht zu ihrer Freundin herum. „Auch, wo du jetzt weißt, wer unter der Maske steckt?“ „Besonders jetzt. Ich kenne dich gut und weiß, dass du alles schaffen kannst. Ich bin für dich da, egal was passieren wird.“ Tikki kuschelte sich an ihre Wange. „Alya hat recht. Du schaffst das Marinette. Wir glauben ganz fest an dich.“ Tränen sammelten sich in Marinettes Augen und abrupt drehte sie sich zu ihrer Freundin herum, die sie sofort in den Arm nahm. „Was würde ich nur ohne euch machen.“ „Total aufgeschmissen sein.“ Alya ließ sie wieder los und grinste ihr ins Gesicht. „So und nun überlegen wir, was wir gegen Volpina machen.“ Nickend wischte sich Marinette die Tränen aus dem Gesicht. Ihre Freundin hatte recht. Sie brauchte einen Plan.   Kapitel 24: ------------ Kapitel 24   Seufzend beobachtete Adrien zwei Krankenschwestern, wie sie einen älteren Mann aus dem Zimmer schoben. Sein Vater bestand darauf, wie er von Nathalie erfahren hatte, dass er ein Einzelzimmer bekam. Er selbst fand das völlig übertrieben. Es war doch nichts Schlimmes daran, wenn er sich mit jemandem das Zimmer teilte. Er wurde morgen ohnehin wieder entlassen. Aber da sein Vater sowieso nicht mit sich reden ließ, versuchte er es erst gar nicht und nahm es so hin. Ein letzter Blick seitens des Mannes zu ihm herüber ließ ihn entschuldigend sein Gesicht verziehen. Es tat ihm sehr leid, dass er extra für ihn nun verlegt werden musste. Es schien ihm nicht besonders gut zu gehen und er brauchte mit Sicherheit Ruhe und nicht ein Unnötiges durch die Gänge herum Geschiebe. Laut auspustend sah er aus dem Fenster und hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Gut, dass er morgen wieder nach Hause konnte. Die Krankenschwestern hatten das Zimmer gerade erst mit dem Mann verlassen, da eilte Nathalie auch schon wieder durch die Tür und so wandte er sich wieder vom Fenster ab. Augen rollend sah er zu ihr herüber. Was wollte sie denn nun schon wieder? „Dein Vater lässt ausrichten …“ „Dass er nicht kommen kann?“, unterbrach er sie schnell. Nickend trat Nathalie einen weiteren Schritt an ihn heran. „Tut mir leid. Ihm ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen.“ Schnaufend sah Adrien nun hinauf zur Zimmerdecke. „Ja klar. Sein Sohn ist ja auch nichts Wichtiges“, murmelte er leise und blickte wieder zurück. Er sah, dass es Nathalie wirklich leidtat. Aber sie konnte ja nichts dafür. Sie führte ja nur aus, was sein Vater befahl. Eigentlich war er nicht mal überrascht, dass er nicht kam. Es hätte ihn wohl eher verwundert, wenn er wirklich hier aufgetaucht wäre. „Hier ist etwas Frisches zum Anziehen. Wir holen dich dann morgen früh ab und bringen dich dann nach Hause.“ Nathalie stellte eine kleine Tasche in den Schrank und verließ, ohne ein weiteres Wort, wieder das Zimmer. Und prompt war er alleine. Sein Blick wanderte durch den leeren Raum und schnell griff er nach seinem Smartphone. Flink tippten seine Finger über das Display und rasch schrieb er Marinette eine Nachricht, dass er nun auf seinem Zimmer wäre. Kurz überlegte er, ob er noch etwas dazu schreiben sollte, aber so richtig wusste er nicht was. Er wollte nicht nachher zu aufdringlich wirken. Es war ja noch alles so neu mit ihnen. „Pla...“ Langsam sank seine Hand samt Handy auf seinen Bauch hinunter und traurig sah er auf seinen Finger. Für einen kleinen Moment hatte er komplett vergessen gehabt, dass Plagg ja gar nicht mehr da war. Niedergeschlagen ließ er seinen Kopf vorsichtig zurück ins Kissen sinken und schloss seine Augen. Es war gerade mal ein paar Stunden her, dass ihm sein Miraculous abgenommen wurde, aber er vermisste den kleinen verfressenen Quälgeist schon jetzt. Es war nicht nur die Tatsache, dass er nicht mehr zu Chat Noir werden konnte. Nein, Plagg war sein Freund. Auch wenn er oft eine etwas eigenartige Sicht auf bestimmte Dinge hatte, war er dennoch, wenn es wichtig war, immer für ihn da gewesen. Er musste ihn unbedingt zurückholen. Die Frage war nur, wie? Er musste mit Marinette irgendeinen Weg finden. Sie konnten unter keinen Umständen zulassen, dass der Ring in Hawk Moths Hände fiel. Beim Stichwort Marinette, fiel ihm auch wieder ein, dass er ihr doch gerade eigentlich eine Nachricht schreiben wollte. Schnell schrieb er sie zu Ende, schickte sie ab und sah seufzend auf das Display. Hoffentlich unternahm sie nichts Unüberlegtes und suchte Volpina doch auf eigene Faust. Um sich etwas abzulenken, nahm er sich die Fernbedienung am Bett zur Hand und schaltete durch die Kanäle des Fernsehers. Sehr viele Programme gab es hier zwar nicht, aber die Nachrichten konnte er immerhin verfolgen. Angespannt hörte er der Nachrichtensprecherin zu, ob nicht nachher irgendwas von Ladybug und Volpina berichtet wurde, als ihm allmählich die Müdigkeit überrollte.   Blinzelnd versuchte Adrien langsam seine Augen zu öffnen, da ihm sanft etwas über die Wange strich. Doch so richtig wollte es ihm nicht gelingen. Sein gesamter Kopf dröhnte immer noch fürchterlich und nur schwerfällig schaffte er es, seine Lider zu öffnen. Doch sofort, als er es geschafft hatte, blickte er in zwei himmelblaue Augen, die ihn fixierten und ein Lächeln huschte ihm übers Gesicht. Als er aber sah, dass Ladybug vor ihm saß, verzog sich seine Miene wieder. Warum war sie verwandelt? Sofort versuchte er sich aufzurichten, jedoch wurde daraus nichts, da sie ihn wieder zurück in sein Kissen drückte. Auch sein zweiter Versuch endete damit, dass sie ihn daran hinderte aufzustehen. „Hey. Du sollst nicht aufstehen.“ Widerwillig blieb er liegen und sah zu ihr hinauf. Gegen Ladybug hatte er so, ohnehin keine Chance. Wenn sie verwandelt war, konnte sie ihn ohne Probleme einfach hochstemmen, also brachte es auch nichts, es weiterzuversuchen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt und runzelte dabei seine Stirn. Schnell musterte er sie, um Spuren eines Kampfes ausfindig zu machen. Zum Glück konnte er keine entdecken und so atmete er erleichtert auf. „Alles Okay … Aber ich habe mir, nachdem du mehrere Stunden nicht geantwortet hast, Sorgen um dich gemacht.“ Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf. „Entschuldige, ich bin anscheinend eingeschlafen.“ Kurz schielte er zum Fenster herüber. Wie lange hatte er wohl geschlafen? „Du brauchst dich doch nicht entschuldigen. Ich wollte einfach nur wissen, ob es dir gut geht. Am Besten du schläfst jetzt auch gleich weiter. Du brauchst Ruhe.“ Schnell beugte sie sich zu ihm herunter, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund und entfernte sich wieder von ihm. Lächelnd entfernte sie sich einen Schritt vom Bett und nahm ihr Jo-Jo in die Hand. „Pass auf dich auf ja? ... Ich liebe dich“, flüsterte sie und eine einzelne Träne kullerte ihr die Wange herunter. Sofort wurde Adrien stutzig. Hier stimmte doch etwas nicht. Bevor er jedoch auf irgendeine Weise reagieren konnte, machte sie schon einen Satz auf das Fenster zu, öffnete es und sprang auf die Fensterbank. „Machs gut …“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, schwang sie sich auch schon mit ihrem Jo-Jo in die Dämmerung des endenden Tages. Adriens Augen weiteten sich und mit offenstehendem Mund starrte er zum Fenster herüber. Hatte sie sich gerade von ihm verabschiedet? Wollte sie etwa alleine zu Volpina? Kopflos sprang er aus dem Krankenhausbett heraus und lief zum Fenster herüber. Dass er bis Morgen eigentlich liegen bleiben sollte, war ihm gerade ziemlich egal. „Ladybug!“, schrie er ihr hinter her, doch sie war schon verschwunden. Wütend schlug er mit seiner Faust auf das Fensterbrett. „Verdammt!“ Sie hatte es ihm doch versprochen. Er musste ihr hinterher, und zwar sofort. Die Frage war nur, wohin sollte er gehen? Er konnte sich nicht verwandeln und sie somit einholen. Grübelnd begann er in dem kleinen Zimmer auf und ab zu laufen, als ihm etwas einfiel. Zügig lief er zurück zum Bett und schnappte sich sein Handy. Flink war die Nummer von Alya gewählt. Zähneknirschend raufte er sich jedoch nach einigen Minuten die Haare. Natürlich ging sie nicht heran. Sie wusste mit Sicherheit, was Marinette vorhatte. Fluchend setzte er sich auf das Bett und drehte das Handy in seinen Händen herum. „Der Ladybug-Blog“, murmelte er plötzlich zu sich selber, öffnete entsprechende Seite in seinem Smartphone und musste auch gar nicht lange suchen, da ihm ein Video ins Auge sprang. Schnell schlüpfte er, nachdem er das Video gesehen hatte, in seine Schuhe und sprang auf. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Geschwind hatte er die Tür erreicht, drückte die Klinke herunter und sah vorsichtig heraus. Da glücklicherweise niemand zu sehen war, lief heraus und hoffte, dass er unbemerkt das Gebäude verlassen konnte.       Angespannt saß Ladybug in ihrem Versteck und ließ den Platz samt ihrer Freundin keine Sekunde aus den Augen. Sie hielt es von Anfang für keine gute Idee. Aber eine andere hatte sie leider auch nicht. Also hatte sie unter großem Protest und nur unter der Bedingung, dass Alya sofort verschwinden würde, sobald sie ihr ein Zeichen geben würde, zu gestimmt. Sie hoffte inständig, dass sich ihre Freundin auch daran halten würde. Nun wartete sie hier schon einige Minuten und mit jeder Sekunde wurde sie nervöser. Erneut kontaktierte sie mithilfe des kleinen Steckers in ihrem Ohr ihre Freundin. Es waren dieselben, die sie auch schon damals im Zoo benutzt hatten. „Bist du dir wirklich sicher, dass du der Lockvogel sein möchtest?“ „Nun entspann dich. Es wird schon alles gut gehen. Außerdem bist du doch da.“ Kopfschüttelnd beobachtete Ladybug Alya in dem Ladybug-Kostüm. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und stand mutig vor dem Eiffelturm. Kurz musste sie schmunzeln. Ihre Freundin wäre wirklich eine gute Superheldin. Sie hatte vor nichts und niemanden Angst. Sie war auch diejenige gewesen, die gleich auf die Idee gekommen war, sich von Chloé das Ladybug-Kostüm auszuleihen und sich als Lockvogel anzubieten. Chloé hatte es ihr, als Ladybug, auch ohne Probleme gegeben. Vermutlich musste sie sich nun, als Marinette, für alle Zeiten von Chloé anhören, dass sie Ladybug bei einer Geheimmission geholfen hatte, und sich damit aufplustern. Aber das war wohl das kleinere Übel, wenn sie aus der ganzen Sache hier überhaupt heile, wieder heraus kam. Irgendwie hatte sie kein gutes Gefühl. Sofort musste sie auch wieder daran denken, wie Adrien sie angesehen hatte, als sie vom Fenster aus zu ihm herüber gesehen hatte. Nachdem sie die Botschaft für Volpina, dass sie auf sie beim Eiffelturm warten würde, aufgenommen hatten, und auf den Ladybug-Blog gestellt hatten, musste sie einfach noch mal zu ihm. Sie musste ihn einfach noch mal sehen. Außerdem hatte sie sich große Sorgen um ihn gemacht, da sie nichts mehr von ihm gehört hatte. Schnell schüttelte sie diesen Gedanken aber wieder ab. Sie durfte jetzt nicht abschweifen. Sie musste sich konzentrieren. Wachsam wanderte ihr Blick über den Platz. Wo blieb Volpina nur? Hatte sie die Botschaft womöglich gar nicht gesehen? Doch dann sprang plötzlich eine Gestalt vom Eiffelturm herunter und landete direkt vor Alya. „Volpina“, flüsterte sie, griff nach ihrem Jo-Jo und machte sich bereit. Durch den Stecker in ihrem Ohr konnte sie genau hören, was Volpina, beziehungsweise Alya sagte. „Ladybug. Schön, dass du dich endlich zeigst. Und jetzt. Gib mir dein Miraculous!“ Sie konnte sehen, wie Volpina ihre Hand ausstreckte und einen Schritt auf Alya zu machte. „Wo ist der Ring?“ „Was hältst du davon, ich gebe dir den Ring und im Gegenzug gibst du mir deine Ohrringe?“ Fest umklammerte Ladybug ihr Jo-Jo und beobachtete die Szene, bereit einzugreifen. „Wenn du sie haben willst. Dann hol sie dir“, rief Alya laut und grinste. Das war ihr Stichwort. Schwungvoll sprang sie aus ihrem Versteck, warf im Sprung ihr Jo-Jo aus und zielte damit auf Volpina. In Sekundenschnelle war Volpina eingewickelt und damit bewegungsunfähig gemacht. „Jetzt!“, schrie sie Alya zu und sofort rannte ihre Freundin auf Volpina zu, riss die Kette von ihrem Hals und warf sie auf dem Boden. „Tritt drauf.“ Nickend tat Alya, was sie sagte, doch es passierte nichts. Mit großen Augen sah Ladybug zu ihrer Freundin. Wo war der Akuma? Nervös blickte sie auf das zerbrochene Schmuckstück. Eigentlich hätte er längst herausfliegen müssen. Steckte er dieses Mal etwa wo anders? Laut begann Volpina auf ein Mal zu lachen. „Hast du ernsthaft gedacht, ich wäre so blöd, Ladybug?“ Volpina sah über ihre Schulter und grinste ihr feist ins Gesicht. Plötzlich erklang wieder diese Flötenmusik und panisch sah sich Ladybug um. Das hier war gar nicht die echte Volpina. Sofort blickte sie wieder zur der Volpina Kopie, die sich auf ein Mal in Luft auflöste. Auf der Stelle zog sie das Seil ihres Jo-Jos zurück und hielt kampfbereit ihre Hände zu Fäusten geballt in die Höhe. Erneut hallte die Flötenmusik über den Platz. „Alya. Verschwinde. Sofort!“ „Aber …“ „Du so...“ Doch weiter kam sie nicht, da sie plötzlich einen stechenden Schmerz im Rücken verspürte und über dem Platz geschleudert wurde. Sie musste von so einem Energieball getroffen worden sein. Keuchend und mit wackeligen Beinen stand sie wieder auf. Wo steckte Volpina bloß? Wieder erklang die Flötenmusik. Hastig nahm sie ihr Jo-Jo in die Hand und ließ es vor ihrem Körper kreisen. Keine Sekunde zu früh, da der nächste Energieball schon auf sie zugeflogen kam. Der Aufprall ließ sie nach hinten wanken, doch Zeit zum Durchatmen hatte sie nicht, da schon der Nächste auf sie zugeschossen kam. Immer mehr Bälle flogen auf sie zu. Sie hatte große Mühe die Attacken abzuwehren oder ihnen auszuweichen. Außer Atem sprang sie nach rechts und links. Lange würde sie das nicht durchhalten. Der ziehende Schmerz in ihrer Brust wurde langsam unerträglich. Sie musste Volpina finden. Und zwar schnell. „Gib mir einfach dein Miraculous“, ertönte Volpinas Stimme über den Platz. „Niemals!“ Wieder wurde sie von einer Welle Energiekugeln über den Platz gescheucht. Volpina spielte Katz und Maus. Und sie war bedauerlicherweise die Maus. So konnte das nicht weiter gehen. „Ladybug. Da! Auf dem Eiffelturm.“ Stöhnend sah Ladybug zu ihrer Freundin. Warum war sie den immer noch hier. Doch dann folgte sie dem Finger und blickte in die Richtung, in die sie zeigte. Und tatsächlich, dort oben auf dem Eiffelturm stand Volpina. Zumindest eine. Ob es die Richtige war, war noch die Frage. „Danke. Aber jetzt verschwinde!“, wandte sie sich an ihre Freundin, die sie plötzlich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Pass auf!“ Doch zu spät. Als sie sich wieder herumgedreht hatte, konnte sie nur noch das grelle Licht vor sich erkennen und dann, dann wurde es dunkel um sie herum. Kapitel 25: ------------ Kapitel 25   Krampfhaft versuchte Ladybug ihre Augen aufzumachen, doch es gelang ihr einfach nicht. Ihr gesamter Körper schmerzte fürchterlich und er gehorchte ihr einfach nicht. Sie probierte etwas zu sagen, sich irgendwie bemerkbar zu machen, aber auch dies klappte nicht. Sie konnte sich also weder bewegen noch irgendetwas anderes machen. Sie lag einfach nur regungslos auf dem harten Boden. Was sollte sie nur machen? Sie musste doch aufstehen und weiterkämpfen. Sie durfte nicht zulassen, dass Volpina auch noch ihre Ohrringe in die Finger bekam. Oder war es möglicherweise schon zu spät? Das Letzte, an das sie sich erinnerte war, dass dieser Energieball auf sie zu geflogen kam und dann, dann verschwimmt alles. Was war danach passiert? Wie lange war sie weggetreten? Sekunden oder gar Stunden? Panisch versuchte sie ihre Hand zu heben. Was war, wenn Volpina schon längst ihr Miraculous hatte? War sie möglicherweise gar nicht mehr Ladybug? Mit aller Kraft versuchte sie mit ihrer Hand zu ihrem Ohr zu gelangen, damit sie fühlen konnte, ob die Ohrringe noch in ihren Ohren steckten, aber ihre Hand bewegte sich nicht, egal was sie probierte. Warum gehorchte ihr Körper ihr denn einfach nicht. Sie musste doch kämpfen. Sie musste Volpina besiegen, die Stadt retten und Adrien den Ring zurückholen. Wo war sie überhaupt? War sie noch am Ort des Geschehens oder schon ganz woanders? Wenn sie doch nur wüsste, was passiert war. Dumpf drang die Stimme von Alya zu ihr hindurch. Allerdings verstand sie nicht, was sie sagte. Alle Geräusche waren, wie in Watte gepackt und sie bekam nur kleine Wortfetzen mit. Sie merkte, wie ihr allmählich die Tränen über die Wangen liefen und sie schmeckte die salzige Flüssigkeit an ihren Lippen. Toll, das funktionierte anscheinend noch, schimpfte sie auf ihren Körper und versuchte weiter verzweifelt ihn zum Bewegen zu bekommen. Aber egal, was sie auch versuchte, es brachte überhaupt nichts. Mit was hatte Volpina sie da nur getroffen? Erging es Adrien genauso? Konnte er sich deshalb nicht mehr aus dem Regal befreien? Wenn dem so war, hieße das wohl, dass Volpina entweder ihre Ohrringe schon hatte, oder sie sie jeden Moment holen kam, und sie rein gar nichts dagegen machen konnte. Tonlos kullerten ihr weitere Tränen das Gesicht herunter. Sie hoffte inständig, dass Alya sich in Sicherheit bringen würde. Oder Volpina einfach kein Interesse an ihr hatte. In der Bibliothek hatte sie sie ja auch in Ruhe gelassen. Wenigstens einer musste hier wieder herauskommen. Erneut versuchte sie ihre Lider zu öffnen, doch wieder hatte sie keinen Erfolg damit. Immerhin wurden die Geräusche um sie herum wieder klarer. Sie vernahm nun deutlich Alyas Stimme, die gerade laut schimpfend Volpina anschrie. „Wenn du Ladybug zu nahe kommst, kannst du was erleben!“ War Alya verrückt geworden? Sie sollte Volpina nicht noch mehr reizen, sondern die Beine in die Hand nehmen und verschwinden. Aber da Alya sie immer noch Ladybug nannte und nicht Marinette, hatte sie immerhin die Hoffnung, dass sie noch Ladybug war und Volpina noch nicht ihre Ohrringe hatte. Angespannt versuchte sie zu verstehen, was um sie herum passierte, als sie plötzlich Volpinas Lachen, gefolgt von Schritten vernahm. Die Person schien auf sie zu zukommen, da die Schritte immer lauter wurden. Volpina, schoss es ihr sofort durch den Kopf. Sie kam. In Panik befahl sie ihren Beinen immer wieder aufzustehen. Aber egal, was sie auch probierte, es tat sich nichts. Sie lag einfach nur, wie ein Käfer, der es nicht mehr schaffte, sich selber herumzudrehen, weiter auf dem Boden. Immer näher schien die Person auf sie zu zukommen und blieb nun, ganz wie es den Anschein hatte, direkt neben ihr stehen. Warum aber sagte Alya denn gar nichts mehr? Hatte Volpina ihr etwas angetan, dass sie nun nichts mehr sagen konnte? Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie musste an Alya denken, an Adrien, an ihre Eltern, ja sogar an Paris. Wer konnte die Stadt denn jetzt noch retten? Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis auch ihr Miraculous im Besitz von Volpina war. Als sie dann plötzlich zwei Hände an ihrem Körper spürte, lief es ihr eiskalt den Rücken herunter. Jetzt war alles aus. Jeden Augenblick würden ihr die Ohrringe abgenommen werden. Hoffnungslos wartete sie auf den Moment, wenn Volpina die Ohrringe aus ihren Ohren ziehen würde, sie Tikki verlor und somit auch ihre Identität aufgedeckt wurde. Doch zu ihrer Verwunderung rutschte ein Arm auf ein Mal unter ihre Kniekehlen und der andere legte sich um ihren Oberkörper herum. Was ging hier vor? Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie auch schon hochgehoben.   Kopflos rannte Adrien, ohne Zeit zu verlieren, mit Ladybug in seinen Armen los. Er hatte gar nicht darüber nachgedacht gehabt, was er tat. Doch als er am Eiffelturm angekommen war und dann mit ansehen musste, wie der Energieball auf sie zuflog und sie auch noch getroffen wurde, war er einfach in Panik losgehastet. Fest drückte er sie nun an sich und rannte um sein Leben, um ihr Leben. Sie war bewusstlos. Er musste sie, so schnell es ging, aus der Schusslinie bringen. Er war zwar als Adrien nicht so schnell, wie er es als Chat Noir gewesen wäre, aber sein plötzliches Auftauchen, hatte Volpina wohl so überrumpelt, dass er sich mit Ladybug zum Glück aus dem Staub machen konnte. Schnell sah er sich um, rief Alya zu, dass sie abhauen sollte, und verschwand dann zwischen Büschen und Bäumen. Rasch versteckte er sich zwischen Gestrüpp und legte Ladybug vorsichtig auf den Boden. Mit zittrigen Händen nahm er ihr Gesicht in beide Hände und beugte sich über sie. „Marinette. Kannst du mich hören? Sag doch was“, flüsterte er leise und strich mit seinen Fingern über ihre Wangen. Doch sie bewegte sich nicht. Wütend und angsterfüllt schlang er seine Arme um ihren Oberkörper, zog sie an sich und wippte mit ihr hin und her. „Du hattest es mir doch versprochen.“ Ein lautes Rascheln ließ in erschrocken aufblicken. Vorsichtig legte er Ladybug zurück auf den Boden und baute sich schützend vor ihr auf. „Adrien?“, fiepste eine leise Stimme, nicht weit von ihm, und erleichtert atmete er auf. „Hier“, flüsterte er zurück und wenige Sekunden später krabbelte Alya im Ladybug-Kostüm zu ihm. Er wollte gerade etwas sagen, als Volpinas Gekeife über den gesamten Platz hallte. „Glaubt ihr ernsthaft, ihr könntet mir entkommen? Und du … Ich nehme mal an, dass du Chat Noir bist. Was willst du denn bitte anrichten? Du kannst dich doch nicht verwandeln.“ Volpina hatte schon recht, er konnte sich nicht verwandeln. Doch dann hatte er plötzlich eine Idee. Wenn Chat Noir nicht helfen konnte, vielleicht aber Adrien. „Gute Idee übrigens. Wenn sie dich erkannt hätte, wüsste sie gleich, dass du Chat Noir bist, wenn du Ladybug hilfst.“ Musternd wurde er von Alya betrachtet, doch schnell sah Adrien wieder zu Ladybug, die immer noch bewusstlos war. „Hawk Moth soll meine Identität ja nicht erfahren. Aber, ich glaube … hier wird sowieso Adrien gebraucht.“ Tief einatmend zog er sich die Mütze, die Sonnenbrille sowie den Mundschutz aus. Die Sachen hatte er sich auf den Weg aus dem Krankenhaus geborgt, damit ihn Volpina hoffentlich nicht erkennen würde und anscheinend hatte es auch geklappt. „Wovon sprichst du?“ „Gib mir deine Ohrringe.“ Verwirrt zeigte Alya auf die Ohrstecker in ihren Ohren und sah ihn mit zusammengezogen Augenbrauen an. „Diese? Wozu … Nein warte … Das kannst du nicht machen.“ Kopfschüttelnd sah sie zu Ladybug. „Marinette reißt mir den Kopf ab, wenn dir was passiert.“ Seufzend nahm Adrien Ladybugs Hand in seine und sah dann wieder zu Alya. „Wir haben keine andere Wahl. Wenn ich, als Adrien an die Kette herankomme und den Akuma freilasse, würde es uns immerhin Zeit verschaffen.“ Vehement schüttelte Alya ihren Kopf und runzelte ihre Stirn. „Was ist, wenn Hawk Moth oder Volpina dadurch herausfindet, dass du Chat Noir bist?“ „Das Risiko muss ich leider eingehen. Alya. Es ist die einzige Möglichkeit, die mir gerade einfällt. Mir wäre es auch lieber, wenn es anders wäre, aber dem ist leider nicht so. Wir müssen Marinette zu einem Arzt schaffen. Und solange Volpina da draußen wütet, geht das nicht.“ Er konnte genau sehen, wie Alya über seine Worte nachdachte und dann seufzend die Ohrringe aus ihren Ohren herausmachte. „Wehe, du kommst nicht heil wieder.“ Schnell legte sie ihm die Ohrringe in seine ausgestreckte Hand und dankend nickte er ihr zu. Kurz schielte er zu Ladybug. Er hatte einfach keine andere Wahl, wenn er sie hier herausbringen wollte. Vorsichtig beugte er sich zu Ladybugs Gesicht herunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Rasch wandte er sich danach wieder von ihr ab und sah Alya tief in die Augen. „Pass gut auf sie auf.“ Mit einem Satz stand er auf seinen Füßen und wollte gerade losschleichen, als er plötzlich eine Hand an seinem Bein spürte. „N... N-nicht.“ Schnell blickte er runter und sah, dass Ladybug versuchte sein Hosenbein zugreifen. Allerdings hatte sie immer noch ihre Augen geschlossen. Sofort ging er wieder in die Hocke, kniete sich neben sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Marinette. Kannst du mich hören?“ Angespannt sah er ihr ins Gesicht und blinzelnd öffnete sie endlich ganz langsam ihre Augen. „A... Ad...“ „Ich bin hier.“ Schnell nahm er ihre Hand wieder in seine und drückte sie sanft, damit sie merkte, dass er da war. „Geh nicht …“, krächzte sie leise und sah ihn dabei nun direkt in die Augen. „Du musst zum Arzt und ich werde uns die Zeit dafür verschaffen.“ Ohne ein weiteres Wort ließ er sie los, richtete sich auf und lief los.   Entsetzt sah Ladybug ihm hinterher, wie er durch das Gestrüpp verschwand, und versuchte sofort sich aufzurichten. Ein entsetzliches Ziehen in ihrem Brustkorb ließ sie aber gleich wieder stöhnend zusammensacken. Sie hatte das Gefühl, ihr würde die Luft zum Atmen abgeschnürt werden. Die Wucht des Aufpralls, auf ihrer verletzten Rippe, war schlimmer, als sie gedacht hatte. „Hey bleib liegen.“ Alya war neben sie geeilt und strich ihr nun beruhigend über den Arm. „Wir werden dich ins Krankenhaus bringen.“ „Nein. Ich muss ihm hinter her“, keuchte sie und mit aller Kraft schaffte sie es endlich, sich hinzusetzen. Schwer atmend fasste sie sich an ihre Brust und stellte ihre Füße auf den Boden, damit sie aufstehen konnte. „Nur ich kann Volpina stoppen und den Akuma einfangen.“ „Du kannst so doch gar nichts ausrichten.“ „Ich muss“, flüsterte sie leise und sah Alya mit großen Augen an. Sie wandte ihren Blick wieder von ihrer Freundin ab, stützte sich mit ihren Händen am Boden ab und versuchte aufzustehen. „Warte ich helfe dir … Du wirst dich ja sowieso nicht davon abringen lassen.“ Flink legte Alya einen Arm um sie herum und half ihr sich aufzurichten. „Danke …“ Mit Alyas Hilfe ging sie nun langsam in die Richtung, in die Adrien gelaufen war. Bei jedem Schritt, den sie machten, verspürte sie einen schrecklichen Schmerz in ihrer Brust. Sie durfte sich jetzt aber nicht ausruhen. Sie musste weiter. Aber ohne Alya. Sie durfte ihre Freundin nicht weiter in Gefahr bringen. Sie biss die Zähne zusammen, löste sich von Alya, die sie mit großen Augen ansah, und wollte gerade etwas sagen, als ihr Adriens Stimme in die Ohren drang. Hastig humpelte sie etwas weiter, stellte sich schützend hinter einem Baum und lugte auf den großen Platz vor dem Eiffelturm. Sie brauchte gar nicht lange nach ihm Ausschau halten, da sie ihn sofort entdeckte. Ohne Schutz stand er, wie auf den Präsentierteller auf dem Platz und suchte die Gegend nach Volpina ab. „Lila, du hattest recht. Ladybug ist wirklich nicht so toll. Sie ist schwach und nicht so stark, wie du. Du wärst die bessere Ladybug. Verzeihst du mir und gibst mir noch mal eine Chance? Ich habe dir auch etwas mitgebracht.“ Er hielt seine Hand in die Höhe und sah sich weiter um. Kurz versetzte es Ladybug einen Stich im Herzen, so etwas aus seinem Mund zu hören, auch wenn sie wusste, dass er es nicht so meinte. „Du hast es also eingesehen?“, hallte Volpinas Stimme aus allen Ecken und nach einer kurzen Pause sprach sie weiter, „Was hast du mir denn mitgebracht?“ Schnell entschied sich Ladybug die Situation erst mal nur zu beobachten. Sie musste ihre Kräfte einteilen, und solange sich Volpina nicht zeigte, blieb sie lieber, um Adrien nicht in Gefahr zu bringen, im Hintergrund. Kurz drehte sie sich zu Alya um, wo sie steckte, doch als sie sah, dass auch sie sich versteckte, sah sie wieder zu Adrien. Dieser begann gerade Volpina zu antworten. „Ihr Miraculous … Es war ein Kinderspiel, es ihr in ihrem jetzigen Zustand abzunehmen. Sie ist nur noch ein normales Mädchen. Auch der Typ, der bei ihr war, war kein Gegner für mich.“ Einige Sekunden passierte gar nichts, doch dann landete Volpina direkt vor ihm und grinste ihm ins Gesicht. „So? Und ich soll dir noch mal eine Chance geben, ja?“ „Ich war ein Idiot und habe nicht gesehen, was für ein tolles Mädchen du bist. Verzeihst du mir?“ Lachend wedelte Volpina mit ihrem Zeigefinger vor Adrien herum und grinste ihm dann feist ins Gesicht. „Beweis es mir.“ Nah ging sie an ihn heran, legte ihre Hände auf seine Brust und streckte sich zu seinem Kopf herauf. Augenblicklich ballte Ladybug ihre Hand zu einer Faust. Wollte sie etwa, dass er sie küsste? Sie hielt es kaum aus und wäre am Liebsten sofort dazwischen gesprungen. Aber da das Adrien nur unnötig in Gefahr bringen würde, harrte sie weiterhin aus und musste nun zu sehen, wie Adrien tatsächlich seine Hände auf ihre Schultern legte und sich zu ihr herunter beugte. „Du weißt, dass das nicht echt es oder?“, flüsterte Alya plötzlich nehmen ihr und erschrocken zuckte sie kurz zusammen. „Ja … Ich weiß …“, murmelte sie, knirschte mit den Zähnen und fixierte Adrien, der gerade seine Lippen auf Volpinas legte. Es fühlte sich für sie, wie eine Ewigkeit an, wobei es vermutlich nur Sekunden waren, bis er sich wieder von ihr löste. Doch ganz rückte er nicht von ihr ab. Sie sah, wie seine Hand herunter zu ihrem Hals wanderte und sie wusste genau, was er vorhatte. Und dann ging alles auf ein Mal ganz schnell. Er griff nach der Kette, riss sie von ihrem Hals, warf sie auf den Boden und trat drauf. Doch sofort bekam er große Augen. Es flog kein Akuma heraus. Irritiert sah er wieder Volpina an, die sich lachend ihre Hände in die Hüften stemmte. „Glaubst du, ich bin so blöd und komme wirklich? Sie schickt dich oder? Bist du ihre kleine Marionette, weil sie es nicht alleine ohne diesen dämlichen Kater schafft?“ „Niemand schickt mich“, wedelte Adrien mit seinen Händen und ging einige Schritte rückwärts. „Schon wieder die Falsche“, knurrte Ladybug und nahm ihr Jo-Jo in die Hand. Sie wollte schon aus ihrem Versteck springen, doch Alya hielt sie am Arm zurück. „Warte. Du brauchst einen Plan.“ Ladybug wollte ihrer Freundin gerade antworten, als sie im Augenwinkel bemerkte, wie Volpina plötzlich auf Adrien zu stürmte. Sofort drehte sie sich wieder herum und konnte nur noch sehen, wie sich Volpinas Hände um seinen Hals legten und sie zudrückte. „Das Miraculous ist auch nicht echt, hab ich recht?“, zischte Volpina. „B-bestimmt … n-nicht …“, keuchte Adrien und versuchte ihre Hände von seinem Hals zu bekommen. Panisch machte Ladybug einen Satz vom Baum und Alya weg. Sie musste sofort einschreiten. So schnell sie konnte, warf sie ihr Jo-Jo in die Luft. „Glücksbringer!“ Kapitel 26: ------------ Kapitel 26   Mit großen Augen starrte Ladybug auf die Gegenstände in ihren Händen. Was sollte sie denn damit anfangen? Es war eine Zwille und ein kleiner grüner Ball? Es schien, als wäre der Ball mit einer Art Flüssigkeit gefüllt. Wie sollte ihr das Bitteschön weiter helfen? Doch dann verstand sie es. Es war Farbe. Sie konnte damit die echte Volpina markieren. Doch musste sie diese allerdings erst mal ausfindig machen. Sie hatte keine Ahnung, welche es war. Zuerst musste sie aber Adrien befreien. So schnell sie ihre Beine, in ihrem jetzigen Zustand, trugen, lief sie auf die beiden zu. Sie wollte gerade mit ihrem Jo-Jo ausholen, als sie plötzlich verdutzt stehen blieb. Die Volpina-Kopie ließ ihn plötzlich los. War das eine Falle? Keuchend sackte Adrien auf dem Boden zusammen, hielt sich seine Hände an seinen Hals und schnappte panisch nach Luft. „Adrien.“ Kopflos nahm sie nun wieder ihre Beine in die Hand und machte sich darauf gefasst mit der Doppelgängerin zu kämpfen. Doch zu ihrer Überraschung blieb diese einfach regungslos an Ort und Stelle stehen. Was hatte das nun zu bedeuten? Darauf bedacht die Kopie nicht aus den Augen zu lassen, kniete sie sich zu Adrien herunter und legte einen Arm um ihn herum. Sie musste ihn aus der Schusslinie bringen. „Alles Okay?“, fragte sie besorgt und half ihm beim Aufstehen. „J-ja … Aber … da … sieh mal“ Immer noch nach Luft schnappend deutete er auf die Volpinas. Sie standen allesamt ohne sich zu bewegen einfach nur in der Gegend herum und starrten leblos in die Ferne. „Aber … was?“, flüsterte Ladybug und ihr Blick wanderte über den Platz. Und dann entdeckte sie plötzlich eine Volpina, am Fuße des Eiffelturms, die mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammengekauert auf dem Boden kniete und sich die Hände gegen ihre Schläfen drückte. Das musste die Echte sein. Irritiert begann sie sie dann aber zu mustern. Leuchtete da etwa ein Umriss eines Schmetterlings vor ihrem Gesicht? Das eine oder andere Mal, hatte sie das schon bei akumatisierten Personen gesehen. Wurde sie etwa gerade von Hawk Moth gegängelt? Aber warum? Doch dann schüttelte sie ihren Kopf. Konnte ihr ja auch egal sein. Vermutlich dauerte es Hawk Moth einfach zu lange. Vorsichtig ließ sie Adrien los. Die Chance durfte sie nicht verpassen. „Geht es?“ Da Adrien ihr zu nickte, lief sie einige Meter, damit sie näher an ihr heran war, vorwärts. Schnell hob sie die Zwille, mit dem Ball im Anschlag, in die Höhe und zielte damit auf Volpina. „Jetzt oder nie.“ Sie ließ das Gummiband der Zwille los und betete, dass sie sie auch treffen würde. Wenn sich Volpina wieder konzentrieren konnte und sie sie nicht markiert hatte, sah es schlecht für sie aus. Volpina ging dieses Mal, zu ihrem Bedauern, sehr schlau vor und es wäre fast unmöglich die Echte zu finden. Ihr kam es, wie eine halbe Ewigkeit vor, wie der kleine Ball durch die Luft flog und sich Volpina immer weiter näherte. Doch dann stand Volpina plötzlich auf. Erschrocken hielt sie die Luft an. Hatte Volpina etwa gemerkt, was sie machte? Angespannt beobachtete sie die Szene vor ihr. Volpina verzog ihr Gesicht, funkelte sie böse und wollte die kleine Kugel weggeschlagen, doch es war zu spät. Der kleine Ball traf sie und hinterließ einen neongrünen Fleck auf ihrer Schulter. Erleichtert atmete Ladybug auf. So war sie wirklich nicht mehr zu übersehen. „Was zum …“, schimpfte Volpina. „Das Spiel ist aus. Du kannst deine Kopien nicht mehr vorschicken.“ Laut lachte Volpina auf. „Aufhalten wirst du mich dennoch nicht.“ Ohne zu zögern, hielt Volpina ihre Flöte erneut an ihren Mund. Sofort ertönte wieder die bekannte Melodie und eilig ging Ladybug in Kampfhaltung. Ein leiser Aufschrei ließ sie allerdings erschrocken hinter sich blicken. „Nein“, schrie sie und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu Adrien, der von der Kopie geschnappt wurde. Doch hatte sie beinahe das Gefühl, dass sie fast behutsam nun mit ihm umging. Verwundert griff sie nach ihrem Jo-Jo und wollte das Abziehbild von Adrien wegziehen, als sie ein verräterisches Zischen hinter sich vernahm. Sofort drehte sie sich herum und blickte auf den anfliegenden Energieball. Sie konnte gerade so noch zur Seite hasten, bevor er laut krachend neben ihr zu Boden fiel. „Kümmere dich nicht um mich. Schnapp dir die Echte“, rief Adrien ihr zu und stoß im selben Moment die Kopie von sich weg, schnappte sich ihre Flöte und warf sie im hohen Bogen davon. Flink hatte er sich ihre Arme geschnappt und hielt sie nun seinerseits fest. „Los. Hol sie dir. Ich mach das hier schon.“ Nur widerwillig nickte sie ihm zu. Aber er hatte recht. Umso schneller sie diesen Akuma hatte, desto schneller war das hier alles vorbei. Schwungvoll holte sie daher mit ihrem Jo-Jo aus und schwang sich, nachdem sie noch ein Mal über ihre Schulter zu Adrien geschielt hatte und sich vergewissert hatte, dass er die Situation im Griff hatte, in Richtung Volpina.   Nervös und mit einem mulmigen Gefühl sah Adrien Ladybug hinterher. Zu gerne wäre er ihr hinterher geeilt und hätte ihr im Kampf beigestanden. Aber er konnte es nicht. Er konnte nur zusehen und hoffen, dass sie es schnell schaffen würde. Ein heftiges Zappeln der Doppelgängerin ließ ihn allerdings kurz seinen Blick von Ladybug abwenden. „Hey. Ganz ruhig.“ Er verstärkte den Druck um ihre Arme und gleich wurde sie wieder ruhig. Etwas irritiert war er ja schon, dass er sie so einfach überwältigen konnte und sie sich kaum gewährt hatte. Sie hatte ihn nur ganz leicht an seinen Handgelenken festgehalten. War das Würgen etwa nur eine Falle von ihr gewesen, um Ladybug herauszulocken? Oder gab es einen anderen Grund, warum sie ihn so einfach wieder freiließe? Doch dann holte ihn eine Stimme abrupt wieder aus seinen Gedanken zurück. „Alles in Ordnung? Brauchst du mit der da Hilfe?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen deute Alya auf die Volpina. „Geht schon.“ Erstaunlicherweise sagte die Kopie kein Wörtchen mehr und sah einfach nur in der Gegend herum. War Volpina diese hier egal geworden? Vorsichtshalber sollte man sie aber vielleicht doch lieber irgendwo festbinden, überlegte er. Allerdings hatte er einfach nichts Geeignetes dabei. Doch dann fiel sein Blick auf das Jo-Jo von Alya. Ein Versuch war es auf jeden Fall wert. „ Gib mir das Jo…“ Doch weiter kam er nicht, da plötzlich ein lauter Knall ertönte und schreckhaft sahen Alya und er sofort in Richtung Ladybug. Einer dieser Bälle war anscheinend im Eiffelturm eingeschlagen. Besorgt suchte er nach Ladybug und entdeckte sie unter dem Turm. Sie wurde von den Volpinas von der eine Ecke zur anderen gescheucht. Sie hatten oft genug zusammen gekämpft, dass er wusste, dass sie es so nicht mehr lange schaffen würde. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie große Mühe hatte, dem Standzuhalten. Außerdem begann ihr Ohrring zu piepen. Nicht mehr lange und sie verwandelte sich zurück. Dann hatte sie gar keine Chance mehr gegen sie. „Können wir nicht irgendetwas tun?“, sah ihn Alya voller Sorge an. „Ich fürchte nicht …“ Zähneknirschend senkte er seinen Kopf. Er konnte einfach nichts ausrichten. Nichts für sie tun, um ihr zu helfen. Und genau das machte ihm schwer zu schaffen. Er musste an ihrer Seite stehen und kämpfen und nicht nur Zuschauer sein. „Ladybug!“, schrie Alya und sofort sah er wieder auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die am Boden liegende Ladybug. Sie wurde offensichtlich erneut getroffen. „Nein! Ladybug“, rief er laut. In Sekunden schnelle ließ er die Volpina los und lief los. Doch weit kam er nicht, da er plötzlich wieder am Arm gepackt wurde und zurückgezogen wurde. „Du hältst dich daraus“, rief ihm die echte Volpina zu und schon hatte ihm die Kopie wieder fest im Griff. Alya wollte ihm zur Hilfe eilen, bevor sie ihn jedoch erreichte, landete auf ein Mal eine zweite Kopie und packte wiederum Alya. Beide waren bewegungsunfähig und konnten nur noch mit ansehen, wie die Volpinas Ladybug einkreisten. „Nun seht zu, wie ich, der ach so tollen Ladybug, ihr Miraculous wegnehme“, lachte Volpina auf und eine Kopie ging langsam einen Schritt nach dem anderen auf Ladybug, die immer noch regungslos am Boden lag, zu. Zitternd senkte Adrien seinen Kopf und kniff seine Augen zusammen. Jetzt war es aus. Sie hatten endgültig verloren. Ganz langsam sah er wieder auf und sein Blick wanderte herüber zu Ladybug. Er konnte jetzt nur noch hoffen, dass Volpina kein Interesse mehr an ihr, als Marinette hatte. Der Doppelgänger ging in die Knie, streckte seinen Arm aus und dann passierte es. Mit einem Mal sprang Ladybug auf ihre Beine, warf ihr Jo-Jo aus und schwang sich, zu der Volpina mit dem riesigen Fleck auf der Schulter, herüber. Angespannt und mit großen Augen beobachtete Adrien Ladybug. Sie hatte Volpina ausgetrickst. Er hatte es sogar selbst geglaubt. Schwungvoll landete Ladybug, vor der sichtlich überrumpelten Volpina, griff nach der Kette und warf sie, ohne zu zögern, auf dem Boden. Erleichtert atmete Adrien auf, als ein kleiner schwarzer Schmetterling herausflog. Volpina sackte auf allen Vieren zusammen und augenblicklich lösten sich sämtliche Doppelgänger in Luft auf und verschwanden, wodurch er und Alya wieder frei waren. Ladybug wirbelte ihr Jo-Jo in die Luft, fing den Akuma ein und verabschiedete einen kleinen weißen Schmetterling, der flatternd davon flog. Lächelnd sah er zu ihr herüber und ihre Blicke trafen sich. Er wusste genau, was jetzt kam. Sie warf die Zwille, mit den altbekannten Wörtern, in die Luft und die kleinen Marienkäferchen begannen in der Luft herumzuschwirren. Eilig lief er jetzt auf sie zu. Sie beugte sich gerade zu Lila herunter und stemmte ihre Hände in ihre Hüften. „Los. Gib ihn her.“ „Wovon sprichst du?“ Die sichtlich verwirrte Lila sah sich zu allen Seiten um. Scheinbar hatte sie alles vergessen, was passiert war. „Ich meine, den Ring den du gestohlen hast. Los rück ihn raus.“ Bei Ladybug angekommen, stellte er sich, ohne etwas zu sagen neben sie. Lila durfte nicht erfahren, dass der Ring zu ihm gehörte. Alya, die ebenfalls zu Ladybug geeilt war, starrte Lila nun auch an. „Zwei Ladybugs?“ Mit gerunzelter Stirn deute Lila auf die beiden. „Muss ich es noch mal sagen. Los, her damit.“ Was war, wenn sie ihn schon längst Hawk Moth gegeben hatte? Besorgte sah er erst zu Ladybug und dann wieder zu Lila. Grummelnd kramte diese gerade in ihrer Tasche herum und zog seinen Ring heraus. Sie hatte ihn Hawk Moth zum Glück noch nicht übergeben. „Hier“, zischte sie und haute Ladybug den Ring in die Hände. „Danke. Und nun verschwinde.“ Ein weiteres Piepen ertönte und Adrien sah genau, dass es ihre letzte Minute war. „Ich versteh einfach nicht, was du an der da findest“, lief Lila an ihm vorbei und stampfte wütend davon. Da Schaulustige begannen den Platz zu stürmen, sah er sich besorgt um. „Wir sollten auch verschwinden und uns verstecken.“ „Ich denke auch“, stimmte Alya ihm zu und auch Ladybug nickte. Schnell nahmen die Drei ihre Beine in die Hand und verschwanden zwischen den angrenzenden Bäumen. Keine Sekunde zu früh, denn Ladybugs Ohrringe piepten zum letzten Mal und sie verwandelte sich zurück. „Das war knapp“, pustete Alya aus und umarmte ihre Freundin, „Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ehrlich.“ „Entschuldige.“ Ihre Freundin löste sich von ihr und grinsend hielt Marinette nun einen ganz bestimmten Ring in die Höhe. „Ich glaube, der gehör...“ „Marinette!“ Erschrocken musste Adrien mit ansehen, wie sie auf ein Mal die Augen verdrehte und in sich zusammensackte. Er konnte sie gerade noch auffangen, bevor sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Wange. „Mach die Augen auf. Na komm schon.“ Doch sie rührte sich nicht. Panisch suchte er auf ein Mal den Boden ab. Sie musste sofort ins Krankenhaus. „Alya. Wo ist der Ring? Ich muss sie zu einem Arzt bringen.“ Doch bevor Alya überhaupt reagieren konnte, hatte er ihn schon gefunden, ihn über seinen Finger gezogen und der kleine schwarze Kwami begann neben ihm herumzuschwirren. „Adrien! Du glaubst gar …“ „Plagg keine Zeit jetzt dafür. Los, verwandle mich“, schnitt er ihm das Wort ab, stellte sich auf die Beine und hob seine Faust in die Höhe.     Voller Sorge schlich Adrien, nachdem Alya ihm versprochen hatte, sich sofort bei ihm zu melden, wenn es etwas Neues gab, zurück zu seinen Zimmer. Marinette war zwar zum Glück wieder bei Bewusstsein, jedoch sagten ihm die Ärzte nicht, wie es ihr ging. „Diese blöde ärztliche Schweigepflicht“, schnaufte er leise und eilte den langen Flur entlang. Er hatte sein Zimmer beinahe erreicht und hoffte, dass keiner bemerkt hatte, dass er verschwunden war. Aber wer sollte es schon mitbekommen haben. Er bekam ohnehin keinen Besuch. Nathalie würde erst Morgen wieder hier auftauchen, um ihn abzuholen und Marinette lag nun selber hier. Höchstens Nino. Aber der hatte es vermutlich noch nicht ein Mal mitbekommen. Er hatte es ihm ja auch gar nicht gesagt. Falls eine Schwester in der Zeit in seinem Zimmer gewesen sein sollte, musste er sich halt irgendeine Ausrede einfallen lassen. Wäre ja nicht das erste Mal. Seit er Chat Noir war, gehörte dies leider zu seinem Alltag dazu. Aber so war es nun Mal, wenn man ein Doppelleben führte. An seiner Tür angekommen, sah er sich schnell noch mal zu allen Seiten um. Niemand zu sehen. Rasch legte er die Hand auf die Klinke, drückte sie herunter und öffnete die Tür. Flink huschte er hinein und schloss leise die Tür. Ein lautes Räuspern hinter ihm ließ ihn jedoch erschrocken herumfahren. Mit geweiteten Augen starrte er auf die Person, die mitten im Raum stand und ihn fixierte. „Vater.“ „Wo warst du? Warum bist du nicht in deinem Zimmer geblieben?“, knurrte dieser ihn an und verschränkte seine Arme von der Brust. Seufzend ging er etwas auf ihn zu. War ja klar, kein Hallo oder ein, Wie geht’s dir. Nein, gleich wurde er wieder gemaßregelt. „Ich habe erfahren, dass …“ „Was?“ Wenn er jetzt sagte, seine Freundin wäre ins Krankenhaus gekommen, dann würde es nachher zu viele Fragen aufwerfen. Da Marinette vorhin noch selbst bei ihm saß. Er konnte ihm ja schlecht sagen, dass Marinette, bei einem Kampf als Ladybug, verletzt wurde. Außerdem wusste er noch nicht, ob Nathalie ihm schon erzählt hatte, dass er jetzt eine Freundin hatte. Ein kurzes Lächeln huschte ihm bei diesem Gedanken übers Gesicht. Ja, sie war seine Freundin. Als er aber in das ernste Gesicht seines Vaters blickte, verzog sich seine Miene gleich wieder. Also entschied er sich schnell, nicht zu verraten, dass es sich um Marinette handelte.Wo er wirklich war, konnte er ihm ohnehin nicht sagen, und ganz gelogen war es ja nun nicht. „Eine Klassenkameradin liegt hier auch im Krankenhaus. Ich wollte mich erkundigen, wie es ihr geht.“ Skeptisch zog sein Vater eine Augenbraue in die Höhe. „So? Und wozu musst dazu aufstehen? Du hättest auch eine Schwester fragen können. Wenn du dich nicht an Regeln halten kannst, dann …“ „Bitte entschuldige. Kommt nicht wieder vor.“ Schnell senkte er seinen Kopf und legte sich zurück in sein Bett. „Das will ich auch hoffen. Du bist mein Sohn und du hast dich an bestimmte Regeln zu halten.“ „Ja Vater.“ „Gut. Nathalie wird dich morgen Früh abholen. Ich hoffe, bis dahin wirst du nun hier in deinem Zimmer bleiben.“ Streng sah sein Vater ihn an und so nickte er einfach nur noch und beobachtete dann, wie der ohne ein weiteres Wort, wieder aus dem Zimmer verschwand. Sichtlich irritiert blickte er noch eine Weile auf die Tür. Warum war sein Vater hier? Hatte er irgendwie mitbekommen, dass er das Krankenhaus verlassen hatte? Schnell schüttelte er allerdings in seinen Gedanken seinen Kopf. Vermutlich war es einfach Zufall und er hatte doch so etwas wie, väterliche Gefühle bekommen, da sein Sohn im Krankenhaus lag. „Du hast nicht zufällig etwas Käse bei dir?“ Stöhnend kam Plagg aus seiner Jacke herausgeflogen und lächelnd blickte Adrien auf seinen Kwami. „Tut mir leid. Du musst dich wohl oder übel heute mit etwas anderem begnügen.“ „Warum musst du auch unbedingt in einem Krankenhaus landen. Wehe, du verlierst mich noch ein Mal. Du weißt gar nicht, wie nervig diese Lila ist. Du siehst übrigens furchtbar aus. Wenn das da mal keine Narbe wird … “, quasselte Plagg ohne Punkt und Komma und lachend stupste Adrien seinen kleinen Freund an. „Ich hab dich auch vermisst.“   Epilog: -------- Leise schlich sich Marinette, bepackt mit zwei Tellern in ihren Händen, spät am Abend zurück in ihr Zimmer. Ihre Eltern schliefen schon lange und so bemühte sie sich, damit sie sie nicht weckte, keinen Lärm zu machen. Kurz stellte sie die Teller auf den Boden, schloss rasch die Bodenluke und nahm lächelnd die Teller wieder in die Hände, als sie einen schwarzen Schatten auf ihr Bett springen sah. „Du kommst spät.“ „Bitte entschuldige Mylady.“ Grinsend verbeugte sich Chat Noir und hüpfte vom Bett herunter. Mit einem weiteren Sprung hüpfte er zur ihr herunter, landete tonlos neben ihr auf seinen Füßen, und küsste sie sanft zur Begrüßung auf den Mund. „Hey.“ „Hey … Hat dich Nathalie mal wieder nicht aus den Augen gelassen?“ Seufzend hob er seine Hände in die Höhe. „Seit sie mich vor drei Wochen aus dem Krankenhaus abgeholt hat, ist sie wie eine Klette. So als hätte mein Vater sie auf mich angesetzt.“ Schulterzuckend stellte Marinette die beiden Teller auf ihren Schreibtisch ab. „Er macht sich vielleicht einfach nur Sorgen um dich.“ „Sorgen? Eher leidet er unter einem Kontrollwahn. Aber lass uns nicht weiter über meinen Vater sprechen … Was ist das?“ Neugierig lugte er an ihr vorbei und sah auf die beiden Teller. „Du verwöhnst ihn zu sehr.“ „Das hab ich ihr auch schon gesagt.“ Tikki flog aus ihrem Versteck heraus und winkte Chat Noir freudig zu. „Was denn? Du bekommst doch auch deine Kekse“, rechtfertige sich Marinette und deutete schnell auf den Teller mit dem Gebäck, „Einer für dich und einer für Plagg.“ Kopfschüttelnd löste Chat Noir die Verwandlung und Plagg wurde schwungvoll aus dem Ring geschleudert. Gähnend streckte sich der kleine Kwami und begann dann sofort in der Gegend herumzuschnuppern. „Oh, rieche da etwa …“ „Einen Teller voll Camembert“, beendete Marinette seinen Satz und beobachtete, wie Plagg sofort auf den Schreibtisch flog. Sein Blick wanderte zwischen Adrien und dem Käse hin und her und irritiert runzelte Marinette ihre Stirn. Was hatte er denn jetzt? „Adrien … Wehe du versaust es mit ihr. Oder, wenn doch … Marinette nimmst du mich dann auf?“ „Plagg!“, schimpfte Adrien und versuchte seinen Kwami zu schnappen. Doch Plagg wich einfach aus, setzte sich wieder auf den Teller und begann den Käse zu verspeisen. „Verräter.“ „Gmar nipft“, schmatzte Plagg laut und schluckte das Stück Käse, welches er sich in den Mund gestopft hatte, herunter. „Marinette behandelt mich halt nur viel besser, als du. Von dir bekomme ich nie so viel Camembert“, maulte er und verspeiste freudig weiter den Käse. „Plagg!“ Kichernd beobachtete Marinette die beiden Streithähne und sie konnte nur schmunzelnd den Kopf schütteln. Die beiden gingen so ganz anders, als sie und Tikki miteinander um. Aber dennoch passten sie einfach perfekt zueinander. Genau, wie sie und ihr Kwami. „Wollen wir raus auf den Balkon?“, fragte sie dann allerdings und deutete auf die Dachluke herauf. Sie hatte die Befürchtung, dass die beiden Streitköpfe nachher noch ihre Eltern wecken würden, wenn sie hier weiter so zickten. Auf das Gespräch, warum sie spät in der Nacht Jungenbesuch auf ihrem Zimmer hatte, der nicht durch die Tür gekommen war, konnte sie gern verzichten. Ihre Eltern wussten zwar, dass sie mit Adrien zusammen war, aber, dass er oft spät abends noch zu Besuch kam, mussten sie ja nicht unbedingt wissen. „Gern“, antwortete Adrien und warf Plagg noch mal kurz einen finsteren Blick zu. Lachend steuerte Marinette die kleine Treppe an. Sie wusste, dass es von den beiden nur Spaß war, aber sie konnten einfach nicht anders. Schnell ging sie einige Stufen herauf, blieb dann allerdings, weil Adrien gar nicht hinterher kam, stehen. Verwundert blickte sie hinter sich und sah, dass er auf ihre Wand starrte. „Kommst du?“ Fragend legte sie ihren Kopf schief und überlegte, was er hatte, doch dann verstand sie, was er sich gerade ansah. „Was ist das?“ „Das Foto?“ Lächelnd zuckte sie mit ihren Schultern, ging langsam die Stufen weiter hinauf und stellte sich unter die Dachluke. „Ja.“ Adrien ging nun ebenfalls die Treppe hinauf und blieb auf der letzten Stufe stehen. „Naja, meine Wand war so leer, und da sich so ein nerviger Kater bei mir beschwert hatte, dass da kein Bild von ihm hängen würde, dachte ich mir, so ein Foto von ihm, würde da ganz gut hinpassen.“ „Nerviger Kater ja?“ Flink überwand er die wenigen Meter, die die beiden trennten, und grinste sie spitzbübisch an. „Ach naja eigentlich ist er gar nicht so schlimm, wenn man ihn erst mal besser kennt“, griente nun wiederum Marinette, zog Adrien zu sich heran und legte ihre Lippen auf seine. „Och bitte … Da vergeht mir ja der Appetit bei eurem Herumgeknutsche“, stöhnte Plagg vom Schreibtisch aus. Prompt wurden beide rot um die Nasenspitze, lösten sich voneinander und Marinette kratzte sich verlegen an ihrem Kopf. „Lass sie doch. Sie sind halt verliebt“, schwärmte Tikki und sah Plagg strafend an, der danach nur noch ein kurzes Würgegeräusch von sich gab und dann weiter futterte. „Komm wir gehen rauf. Dann kann der kleine Vielfraß in Ruhe seinen Käse vertilgen.“ Mit einem Satz war er herausgeklettert und hielt Marinette helfend seine Hand entgegen. Vorsichtig zog er sie zu sich herauf und so gingen sie Hand in Hand über den Balkon. Schnell lehnten sie sich gegen die Brüstung und sahen in den sternklaren Himmel hinauf. Nachdenklich wanderte Marinettes Blick dann aber über die Lichter der Stadt und blieb beim Schulgebäude hängen. „Woran denkst du?“ Stirnrunzelnd drehte sie sich zu Adrien herum und blickte ihm nun direkt ins Gesicht. „Ist es gemein, wenn ich sage, dass ich ganz froh bin, dass Lila die Schule gewechselt hat?“ „Nein. Es war einfach für alle das Beste. Sie kennt zwar zum Glück unsere anderen Identitäten nicht, aber jeder weiß dort, dass sie durchgedreht ist. Sie hätte doch gar nicht mehr normal zur Schule gehen können … Ich hätte sie nun wirklich auch nicht jeden Tag sehen müssen, wenn ich ehrlich bin.“ Nickend sah Marinette wieder in die Ferne und begann zu grinsen. „Wie Chloé wohl reagiert, wenn ich ab morgen wieder zur Schule komme und sie uns zusammen sieht.“ „Vermutlich wird sie wieder einen klassischen Chloé - Ausraster bekommen. Aber …“ „Aber?“, fragte Marinette irritiert, weil Adrien so plötzlich im Satz abgebrochen hatte, und drehte sich zu ihm. Vorsichtig legte der nun seine Hände auf ihre Schulter und zog sie zu sich heran. Langsam beugte er sich zu ihr herunter und blickte ihr dabei tief in die Augen. „Aber soll sie ruhig. Ändern kann sie es eh nicht, denn … Ich liebe nur dich“, flüsterte er leise und ganz automatisch strecke Marinette ihren Kopf zu seinem herauf. „Und ich liebe dich.“ Hosted by Animexx e.V. 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