So nah und doch so fern von Fiamma ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Kapitel 17   Abrupt blieb Marinette stehen und starrte auf die, in Nebel gehüllte, Frau. Es ging also wieder los. Es war zum Glück lange ruhig gewesen. Aber sie hätte es wissen müssen, dass dies nicht ewig so weiter gehen konnte. Hawk Moth lief schließlich noch irgendwo da draußen herum. Was sollte sie jetzt nur machen? War sie schon wieder gesund genug, um sich zu verwandeln? Aber auch, wenn es nicht so war, sie hatte ohnehin keine andere Wahl. Sie war die Einzige, die den Akuma einfangen konnte. Angespannt sah sie, wie der lilaschwarze Nebel verschwand. Vor ihr stand nun nicht mehr die junge Frau von eben, sondern ein neuer Superschurke. Ihr geblümtes Sommerkleid war einem langen schwarzen Kleid gewichen. Auf ihrem Kopf trug sie jetzt einen kleinen schwarzen Hut mit schwarzer Spitze heran. Auch ihre Handtasche hatte sich schwarz verfärbt. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie gerade akumatisiert wurde, hätte man meinen können, sie käme gerade von einer Beerdigung. Lediglich das bunte Armband hatte sich nicht verändert. Es sah aus, wie ein Lederband mit vielen bunten Perlen heran. Dort musste der Akuma stecken. Langsam drehte sich die Frau herum. Nun konnte Marinette erkennen, dass direkt auf ihrer Brust ein zerbrochenes rotes Herz prangte. Böse wurde sie von der Frau an gefunkelt und erschrocken wich Marinette einen Schritt zurück. „Keine Angst. Dir werde ich nichts tun. Wir Frauen müssen zusammenhalten. Männer sind Lügner. Von wegen man würde sie einengen. Denen werde ich es zeigen. Broken- Heart ist gekommen, um die Männer für ihre Lügen zu bestrafen!“ Mit einem ohrenbetäubenden Lachen sprang die Frau an Marinette vorbei und eilte in Richtung Parkausgang. Sofort lief Marinette hinter einem Baum, öffnete ihre kleine Tasche und sah sich um, ob sie auch niemand beobachten würde. „Tikki es wird wieder Zeit.“ Sofort kam der kleine Kwami, aus der Tasche geflogen. „Meinst du, du schaffst das?“ Besorgt wurde Marinette von Tikki gemustert. „Es wird schon irgendwie gehen. Etwas anderes bleibt uns ja nicht übrig.“ „Ich weiß … Na dann los.“ Die beiden nickten sich gegenseitig zu und Marinette atmete noch mal tief ein. Ihr war nicht wohl dabei. Und so hoffte sie, dass Chat Noir auch nicht lange brauchen würde, bis er dazu käme. Alleine könnte es in ihrer Verfassung schwierig werden. Entschlossen ballte sie jetzt jedoch ihre Hände zu Fäusten. Sie durfte keine Zeit verlieren. Paris war in Gefahr. „Tikki verwandle mich.“ Der kleine Kwami wurde in ihren Ohrring gezogen und wenige Sekunden später war Marinette verschwunden und Ladybug erschienen, bereit Paris erneut zu retten. Sofort lief sie los und versuchte die Frau zu finden. Weit gekommen konnte sie eigentlich noch nicht sein. So schnell sie konnte, rannte sie der Frau hinter her. Jeder Schritt schmerzte sie in ihrer Brust, aber sie konnte darauf jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie musste diese Frau finden und so schnell es ging den Akuma einfangen. Sie hatte das Ende des Parkes erreicht und keine Sekunde später erblickte sie auch schon, die in Schwarz gekleidete, Frau. Sie kramte in ihrer Tasche herum, lachte laut auf und warf eine kleine schwarze Schachtel, auf einen jungen Mann, der nicht weit von ihr entfernt stand. Was hatte das denn zu bedeuten? Doch lange musste sie nicht auf eine Antwort warten. Die Schachtel wurde plötzlich größer und der Mann wurde von der Schachtel regelrecht verschluckt. Ohne groß nachzudenken, lief Ladybug auf die Schachtel zu, klopfte wild dagegen und versuchte sie zu verschieben. War sie zu schweren Eisen geworden? Sie konnte sie kein Stück bewegen. „Lass ihn sofort wieder raus!“ Die Frau lachte auf und funkelte Ladybug böse an. „Ich werde allen Männern zeigen, wie es sich wirklich anfühlt, wenn man keine Luft mehr zum Atmen hat und sich eingeengt fühlt!“ Erschrocken blickte Ladybug wieder auf die Schachtel. Meinte sie damit etwa, sie würde den Mann ersticken? Sie musste sich beeilen. Wo blieb denn nur Chat? „Ladybug. Gib mir deine Miraculous und ich verschone dich. Eigentlich will ich dir nichts tun, aber du hast etwas, was ich brauche.“ Kampfbereit drehte sich Ladybug wieder zu Broken- Heart und griff nach ihrem Jo-Jo. „Niemals!“ Sie warf ihr Jo-Jo aus, doch die Frau wich aus und zog eine weitere Schachtel aus ihrer Tasche heraus. Grinsend hob die Frau ihren Arm und warf die Box schwungvoll in Ladybugs Richtung. Panisch riss Ladybug ihre Augen auf. Die Schachtel durfte sie unter keinen Umständen einsperren. Mit einem Satz sprang sie zur Seite und landete schmerzhaft auf allen Vieren. Das Schächtelchen landete lautstark neben ihr auf den Boden und löste sich in Rauch auf. Tief einatmend drückte sie ihre Hand gegen ihre verletzte Rippe. Der Schmerz zog ihr durch ihren gesamten Körper. Schnell biss sie jedoch ihre Zähne zusammen. Sie musste den Schmerz ignorieren. Umso schneller sie den Akuma hatte, desto schneller konnte sie sich wieder ausruhen. Rasch stand sie daher wieder auf. „Mehr hast du nicht zu bieten …“ Irritiert sah sie sich um, wo war sie denn hin? Schnell sah sie sich zu allen Seiten um, doch lange musste sie nicht suchen. Lachend stand die Frau in der Nähe der Bäckerei und kramte erneut in ihrer Tasche. „Da ist ja noch so ein Lügner!“ Ladybugs Blick wanderte von der Frau zu der Person, die sie fixierte. Für einen kleinen Augenblick erstarrte sie, als sah, wer das neue Opfer war. Adrien steuerte gerade die Bäckerei ihrer Eltern an und hatte nicht bemerkt, dass ein neuer Superschurke nicht weit von ihm entfernt stand, und im Begriff war ihn anzugreifen. Wie in Zeitlupe lief die ganze Szene vor ihr ab. Sie sah, wie die Frau mit ihrem Arm ausholte und die Box auf Adrien werfen wollte. „Adrien!“, schrie Ladybug und im selben Atemzug warf sie ihr Jo-Jo aus. In einem Bruchteil einer Sekunde landete sie direkt vor ihm und wollte ihn zur Seite schubsen, doch im Augenwinkel konnte sie schon die Schachtel auf sich zu fliegen sehen. Und dann wurde es dunkel. Das böse Lachen der Frau drang dumpf zu ihr hindurch. „Nun brauch ich nur noch zu warten und ich komm ganz einfach an deine Ohrringe. Dummes Mädchen … Ich werde in der Zwischenzeit dem Lügner einen Besuch abstatten.“ Erneutes Lachen hallte durch die Wände und dann wurde es still. „Nein“, schimpfte Ladybug und versuchte irgendetwas zu erkennen. Aber sie konnte nicht mal ihre eigene Hand vor Augen sehen. Vorsichtig tastete sie um sich. „Wo sind wir denn jetzt gelandet?“, drang eine bekannte Stimme in ihr Ohr. Es hatte ihn also auch erwischt. Fluchend tastete sie mit ihren Händen die Wand der Schachtel entlang. Irgendwie mussten sie doch hier wieder herauskommen. Es blieb ihnen wahrscheinlich nicht viel Zeit und dann würde ihnen die Luft ausgehen. Zu zweit hier drinnen, vermutlich sogar noch schneller. Sie schlug mit ihren Händen gegen die Wände, aber es tat sich überhaupt nichts. „Ich erkläre es dir gleich.“ Irgendwie musste man doch aus diesem Ding herauskommen. Von außen konnte sie es nicht verschieben. Vielleicht von hier drinnen? Schnell ging sie in die Hocke, drückte mit ihren Händen über sich gegen die Wand und versuchte die Box anzuheben. Aber auch hier keine Chance. Bis auf ein schmerzhaftes Ziehen brachte es rein gar nichts. „Ladybug?“ „Ja … Keine Sorge. Ich werde uns hier wieder herausholen.“ Sie ging auf alle viere und tappte weiter im Dunkeln in der Box herum. Sie begann den Boden abzusuchen und tastete mit ihren Händen vor sich, als sie plötzlich etwas, was eindeutig nicht der Boden war, erwischte. „Ähm, ja das gehört zu mir“, räusperte sich Adrien und sofort nahm sie ihre Hand zurück. „Oh mein … Das wollte ich nicht. Ich meine, ich sehe überhaupt nichts und …“ War das peinlich. So etwas konnte auch nur ihr passieren. Nur sie schaffte es, so eine Situation noch schlimmer zu machen. Für einen kleinen Moment war sie froh, dass man hier nichts sehen könnte, sonst hätte Adrien gesehen, wie sie gerade mit Sicherheit anlief, wie eine überreife Tomate. „Was ist hier überhaupt los?“, fragte dieser nun. „Draußen läuft ein Superschurke beziehungsweise eine Superschurkin herum, die Männer in kleine Boxen sperrt, bis … naja dort drinnen keine Luft mehr ist. Das heißt, wir müssen hier schleunigst herauskommen. Aber keine Angst mir fällt schon etwas ein.“ Die Angst in ihrer Stimme versuchte sie, so gut es ging zu überspielen. Sie hatte nämlich absolut keine Ahnung, wie genau sie das anstellen sollte. Wo blieb denn nur Chat? Wobei dieser nun auch nicht wusste, dass sie in diesem Ding feststeckte. Seufzend lehnte sie ich mit ihren Rücken gegen die Wand und hielt sich ihre Hand gegen ihre Rippe. Das Ziehen in ihrer Brust machte die ganze Sache auch nicht besser. Ihr musste etwas einfallen. Ihr Glücksbringer vielleicht? „Das heißt, wenn wir es nicht schaffen aus dieser Box zu kommen, sieht es nicht gut aus für uns.“ „So könnte man es sagen.“ Einen kurzen Moment herrschte Stille, bis Adrien plötzlich laut seufzte. „Ich weiß, wie wir hier wieder herauskommen.“ „Wie denn? Ich bin für alles offen.“ Angespannt wartete sie darauf, was er für eine Idee hatte, doch Adrien sagte nichts mehr. Was hatte er denn nun? Sie wollte gerade etwas sagen, als sie merkte, dass er mit seiner Hand ihren Arm herunter tastete und danach anfing ihre Hand mit seinen festzuhalten. „Eigentlich … eigentlich hatte ich mir genau überlegt, wie ich es dir sagen wollte … doch uns fehlt die Zeit, also muss ich mich beeilen.“ Sie hörte, wie er schwer einatmete. Was hatte er denn nur? „Adrien?“ „Ich weiß … Ich weiß, wer du in Wirklichkeit bist … Marinette.“ Scharf zog sie die Luft ein. Woher? Woher wusste er das? Sie musste das sofort aus der Welt schaffen und ihm verklickern, dass er sich irrte. Er durfte ihre wahre Identität nicht wissen, auch wenn es der Wahrheit entsprach. Panisch zog sie ihre Hand aus seinen heraus und wedelte wild damit herum. Auch wenn Adrien, das nicht sehen konnte. Wobei dies gerade sogar besser war. „Was? Nein, wie kommst du denn auf so etwas. Ich bin doch nicht Marinette.“ „Wer wir wirklich sind, darf keiner wissen, nicht ein Mal wir. Das hast du mir damals gesagt, und doch bin ich froh, dass ich es herausgefunden habe. Marinette du solltest wissen, dass ich …“ Stutzig hielt Ladybug ihre Luft an, wovon sprach er da? Nicht ein Mal wir? Das hatte sie damals nach dem Kampf gegen Lady Wifi zu Chat gesagt. Abrupt wurden ihre Augen groß. Das konnte nur Chat Noir wissen. Aber das hieße ja? „Chat?“, flüsterte sie mit leiser Stimme. „Hallo Pünktchen …“ In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen. Ob es der beginnende Sauerstoffmangel war, oder die Erkenntnis, dass Adrien Chat Noir war, wusste sie nicht. Das alles war gerade etwas zu viel für sie. Sie brachte keinen Ton mehr heraus. Adrien war Chat Noir. Außerdem wusste er, dass sie Marinette war. Wie hatte er das erfahren? „Plagg komm raus, wir müssen uns beeilen.“ Plagg? Das war dann wohl sein Kwami. „So etwas schafft auch nur ihr“, stöhnte eine krächzende Stimme. Das war dann wohl Plagg. Irritiert hörte sie den beiden zu, wie sie sich offenbar zankten. So etwas kannte sie von Tikki überhaupt nicht. Sein Kwami schien ganz anders zu sein. „Du kannst später herummaulen. Wir haben jetzt keine Zeit für so etwas. Plagg verwandle mich.“ Plötzlich schimmerte es neben ihr grün, doch nach wenigen Sekunden war es vorbei und es war wieder stockfinster. „Sehen wir zu, dass wir hier herauskommen.“ Hätte sie nicht gewusst, dass sich Adrien gerade verwandelt hatte, hätte sie nie im Leben gedacht, dass Chat Noir nun hier neben ihr saß. Warum war ihr die Stimme von ihm nie bekannt vorgekommen? „Kataklysmus“, ertönte es neben ihr und angespannt sah sie sich um. Es hatte nicht lange gedauert und die ersten Lichtstrahlen bahnten sich zu ihnen hindurch. Keine Sekunde später zerfiel die komplette Box in kleine Stücke und sie saßen wieder an der frischen Luft. Sie schloss kurz ihre Augen und sog die frische Luft in sich ein. Als sie ihre Augen wieder öffnete, blickte sie auf die ausgestreckte Hand von Chat Noir. Zögerlich legte sie ihre Hand in seine und ließ sich von ihm vorsichtig hochziehen. Sie sah ihm dabei tief in die Augen. Deshalb kamen ihr diese grünen Augen ständig so bekannt. Kein Wunder sie gehörten zu Adrien, beziehungsweise gehörten sie zu Chat Noir. Wie blind war sie denn gewesen. „Geht es dir gut?“ Seine Stimme drang zwar zu ihr durch, doch war sie unfähig zu antworten und nickte daher nur zaghaft. So richtig konnte sie es immer noch nicht fassen, auch wenn sie es vom Verstand her wusste. Adrien und Chat Noir waren ein und dieselbe Person. „Sag doch irgendetwas.“ Sie sah in sein besorgtes Gesicht, doch bevor sie etwas sagen konnte, holte das Piepen seines Ringens sie ins Hier und Jetzt zurück. Sie hatten jetzt keine Zeit für so etwas. Sie mussten Broken- Heart aufhalten, bevor nachher noch irgendwer in diesen Boxen ersticken würde. Die kleinen Marienkäferchen, die alles reparierten, konnten zwar viel, aber jemanden ins Leben zurückholen, das mit Sicherheit nicht. Und ausprobieren wollte sie es bestimmt nicht. „Ich versuche sie aufzuhalten und du siehst zu, dass du für deinen Kwami etwas zu essen bekommst. Wir müssen diese Irre schnellstens aufhalten. Wenn du dich aber gleich zurück verwandelst, bist du keine große Hilfe. Geh notfalls zu meinen Eltern, die geben dir schon etwas, wenn du sie fragst.“ Ohne auf eine Antwort von ihm zu warten, nahm sie ihr Jo-Jo zur Hand und schwang sich davon.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)