So nah und doch so fern von Fiamma ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1   Müde saß Marinette auf ihrem Schreibtischstuhl. „Das hast du gut gemacht“, setzte sich Tikki vor sie auf den Tisch. Stöhnend ließ sich Marinette nach hinten gegen die Lehne fallen. „Dafür darf ich nun die halbe Nacht an meinen Hausaufgaben sitzen.“ Konnte Hawk Moth nicht wenigstens an Tagen, wo sie so viel zu tun hatte, seine kleinen Akumas dort lassen, wo sie herkamen? Aber nein, irgendwie hatte sie das Gefühl, das er es genau an diesen Tagen besonders auf Paris abgesehen hatte. Lächelnd stellte Marinette Tikki einen Teller mit Keksen hin und begann ihre Matheaufgaben zu lösen. Es half ja alles nichts. Doch immer wieder drifteten ihre Gedanken ab und sie musste an Chat Noir denken. Ob es ihm gut ging? Er hatte beim Kampf ganz schön etwas abbekommen. Er hatte sich schützend vor sie gestellt und somit die volle Wucht der Bälle abbekommen. Nur damit sie nicht getroffen wurde. „Dummer Kater“, seufzte sie und knabberte an ihrem Bleistift herum. Warum musste er sich nur immer so in Gefahr bringen. „Ihm geht es bestimmt gut“, flog Tikki hoch und schwirrte nun vor ihr herum. Lächelnd nahm Marinette sie in ihre Hände und zog sie zu ihrem Gesicht. Tikki kuschelte sich an ihre Wange und schloss ihre Augen. „Ach Tikki. Ich bin so froh, dass du bei mir bist“, setzte sie ihren kleinen Kwami wieder auf den Schreibtisch zurück. „Na Los. Mach schnell deine Hausaufgaben, damit du schlafen kannst. Chat Noir geht es gut.“ „Du hast recht. Also los“, krempelte sie symbolisch ihre Ärmel hoch.       „Wo ist mein Camembert. Ich sterbe vor Hunger. Ich kann mich schon gar nicht mehr bewegen. Mein armer geschundener Körper“, maulte Plagg und fasste sich theatralisch an seine Brust. Augen rollend holte Adrien aus einer Schublade ein Stück des stinkenden Käses heraus. „Hier“, hielt er sich seine Nase zu und lief danach zu seinem Bett, „Was beschwerst du dich eigentlich. Wer bekommt hier die unzähligen blauen Flecken.“ Mampfend schwebte Plagg zu Adrien herüber und schob sich den Rest des Camemberts in den Mund. „Was wirfst du dich auch direkt in den Ballregen von Dark hoopster.“ Erschöpft legte Adrien seinen Arm über seine Augen und seufzte. „Ach Plagg. Das verstehst du nicht. Ich konnte doch nicht zu lassen, dass ihr etwas passiert.“ „Naja vielleicht interessiert sie sich ja jetzt mehr für dich, wenn du selbst, wie ein Marienkäfer aussiehst, mit deinen dunklen Flecken am Körper“, lachte Plagg auf. „Haha sehr witzig“, stand Adrien von seinem Bett auf und ging zu der großen Fensterfront herüber, „Das war es wert … Wenn es ihr dafür gut geht.“       In Windeseile lief Marinette die Treppen des Schulgebäudes herauf. Warum musste sie auch schon wieder verschlafen. Dieses Doppelleben machte ihr wirklich manchmal zu schaffen. Aber sie wollte sich nicht beschweren. Schnell stand sie vor ihrem Klassenraum und drückte leise die Klinke herunter. Sie hoffte, dass sie sich leise hereinschleichen konnte. Sie hatte die Tür bloß einen kleinen Spalt geöffnet, da drang ihr auch schon Chloés schrille Stimme in ihr Ohr. „Ich bin die Tochter des Bürgermeisters, so etwas lasse ich mir nicht bieten.“ Marinette verdrehte die Augen. Worüber beschwerte sie sich denn nun schon wieder. Auf Zehenspitzen schlich sie in die Klasse und hatte ihren Platz beinahe erreicht, als sie erschrocken zusammenzuckte. „Marinette. Mal wieder zu spät.“ Verlegen kratzte sich Marinette an ihren Kopf. „Ja … ich … also … das war so …“ „Setz dich und störe nicht weiter. Wenn das aber so weiter geht, muss ich mit deinen Eltern sprechen.“ Mit hängendem Kopf ging sie zu ihrem Platz und setzte sich neben Alya. „Was war denn schon wieder los?“, flüsterte ihr ihre Freundin ins Ohr, worauf Marinette nur mit ihren Schultern zuckte. „Hab den Wecker nicht gehört.“ Schmunzelnd richtete Alya ihren Blick wieder nach vorne und auch Marinette versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Wobei das gar nicht so einfach war, wenn der tollste Junge der Schule, oder viel mehr, aus ganz Paris, direkt vor ihr saß. Irgendwie hatte sie es dann aber doch geschafft den Matheaufgaben zu folgen. Froh, dass die Stunde vorüber war, stellte sie ihre Tasche auf den Tisch und packte ihre Sachen hinein. Tollpatschig, wie sie war, rutschte ihr jedoch ihre Tasche wieder aus der Hand, wodurch sie nach vorne kippte. Ihr kleines Skizzenbuch flog heraus und landete ausgerechnet direkt auf Adriens Kopf. „Aua“, nahm sich Adrien das Buch von seinem Kopf. Panisch hockte sich Marinette herunter und versteckte ihren Kopf hinter ihrer Tasche. Das gab es doch nicht. Innerlich mit sich selber schimpfend, dass es genau auf seinem Kopf fliegen musste, hätte sie im Erdboden versinken können. Jetzt hasste er sie mit Sicherheit. „Hast du die gemacht?“ Verwundert streckte sie ihren Kopf wieder hoch und blickte herunter zu Adrien. Ihr Herz blieb stehen, als sie sah, dass er in ihrem Skizzenbuch blätterte. Augenblicklich erstarrte sie. Adrien sah sich ihre Zeichnungen an. Schüchtern nickte sie, als er zu ihr herauf sah und dabei aufstand, auf seine Frage. „Gar nicht schlecht. Du hast echt Talent“, lächelte er und hielt ihr das Buch entgegen. „Du bist nicht schlecht … Ich meine, … das ist nicht schlecht … Ich meine, du bist toll, äh das ist toll, ich meine … d-d-danke“, nahm sie das Buch zurück. Adrien drehte sich zu Nino und verließ mit ihm die Klasse. Stöhnend ließ sich Marinette auf ihre Tasche fallen. Das war mehr als nur peinlich gerade. Was sollte er nur von ihr denken. Wahrscheinlich dachte er, dass sie der absolute Dummkopf war. „Du musst echt lockerer werden“, legte Alya ihre Hand auf ihre Schulter und lachte. „Ich weiß“, murmelte Marinette, die ihr Gesicht immer noch in ihrer Tasche vergraben hatte. Aber, wie sollte sie das schaffen, es handelte sich hierbei schließlich um Adrien. Sie konnte nicht anders als jedes Mal auszuflippen, wenn sie ihn sah. Aber das war ja auch kein Wunder. Er war schlau, spielte Klavier, war ein großartiger Fechter, sprach chinesisch, modelte und war dazu auch noch unglaublich süß. Aber er gab nie damit an. Er war einfach perfekt. Wie sollte sie nur jemals normal mit ihm sprechen können. Sie war doch bloß die kleine Bäckertochter, die keinen einzigen vernünftigen Satz herausbekam, wenn er in der Nähe war. Gut, sie war dazu auch noch Ladybug. Aber das durfte nie jemand erfahren. Als Ladybug war sie mutig und schlagfertig, doch als Marinette war sie nur das kleine tollpatschige Mädchen. „Kommst du?“, rief Alya schon von der Türschwelle. Schwerfällig schnappte sich Marinette ihre Tasche und lief schnell zu Alya, damit sie herausgehen konnten.       Gehetzt suchte sich Adrien ein Versteck. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Eilig lief er in eine kleine Seitenstraße. Jammernd flog Plagg unter seiner Jacke hervor und schimpfte herum. „Können wir nicht mal einen Tag Pause haben?“ „Wir haben jetzt keine Zeit für so etwas“, hob er seinen Arm und streckte seine Faust nach vorne, „Plagg verwandle mich.“ Wenige Sekunden später stand er als Chat Noir auf der Straße. Schnell sprang er auf ein Haus, damit er über die Dächer von Paris in das Einkaufszentrum gelangen konnte, in dem der Superschurke gerade wütete. Schreiende Menschen liefen ihm entgegen, als er das große Gebäude betrat. Er brauchte gar nicht lange suchen, da fand er sie auch schon. Ladybug. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er sie erblickte. Auch wenn die Situation gerade alles andere als passend dafür war. Sofort sprang er zu ihr herüber und landete direkt neben ihr. „Mylady.“ „Schön das du auch mal auftauchst“, begrüßte sie ihn kurz und wehrte dabei weiterhin fliegende Eiskugeln ab. Chat Noirs Blick wanderte zu dem Verursacher und hob verwundert seine Augenbrauen in die Höhe. „Was ist das denn?“ Ein riesiger Mann, ganz in weiß gekleidet mit einer Eiswaffel als Hut, warf mit einem Eislöffel unentwegt Eiskugeln durch das Einkaufszentrum. Dort wo die Kugeln trafen, wurden die Menschen oder Gegenstände sofort schockgefrostet. „Das ist der Eisverkäufer von dem Stand da vorne. Der Akuma ist in dem Eisportionierer.“ „Verstehe“, nickte Chat Noir und sprang los, „Dann wollen wir dem Eisblock mal ordentlich einheizen.“ Schnell wirbelte Chat Noir mit seinem Stab herum und wich gekonnt den Eiskugeln aus. Auch Ladybug drehte ihr Jo-Jo und so näherten sie sich immer mehr ihrem Ziel. Doch dieser erhöhte nur die Anzahl der Kugeln und Ladybug konnte gerade noch einem Ausweichen, bevor sie getroffen wurde. Eine Kugel, die direkt vor ihr gelandet war, hatte sie allerdings übersehen und rutschte auf ihr aus. Schmerzend ging sie zu Boden und hielt sich ihren Knöchel fest. „Alles in Ordnung?“, sah Chat Noir geschockt über seine Schulter und versuchte zu ihr zu gelangen. „Alles Gut. Nur wir sollten uns beeilen.“ Schnell warf sie ihr Jo-Jo in die Luft. „Glücksbringer.“ Verwundert fing sie einen riesigen Magnet in ihren Händen. „Was soll ich denn damit anfangen?“ Immer noch die Eiskugeln abwehrend grinste Chat Noir zu ihr herüber. „Ein Magnet? Bin ich nicht schon anziehend genug für dich?“, zwinkerte er ihr zu. Kurz legte sich Ladybug ihre Hand über ihre Augen. Er konnte es einfach nicht lassen. Schnell wurde sie dann aber wieder ernst. Ihr Blick wanderte umher und sie wusste, was zu tun war. „Lenke ihn ab“; wickelte sie ihr Jo-Jo um den Magneten. „Zu Befehl Mylady“, drehte er sich wieder herum und sprang um den Eismann herum, „Wenn du Katze am Stiel aus mir machen willst, musst du dich aber mehr anstrengen.“ Der Plan ging zum Glück auf und Ladybug warf ihr Jo-Jo, samt Magnet zu dem Eismann, der so mit Chat Noir beschäftigt war, dass er zu spät merkte, wie der Magnet den Eisportionierer aus seiner Hand zog. Schnell holte Ladybug ihr Jo-Jo zurück und warf den Portionierer zu Chat Noir. „Benutz deine Kraft.“ Chat Noir verstand sofort und machte sich bereit. „Kataklysmus“, zerstörte er den Löffel und der Akuma flog hinaus. Ohne Zeit zu verlieren, fing Ladybug den schwarzen Schmetterling ein und ließ ihn wieder fliegen. „Miraculous Ladybug“, warf sie den Magnet in die Höhe und kleine Marienkäfer flogen umher und stellten alles in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Chat Noir sprang neben sie und sie stießen ihre Fäuste gegeneinander. „Gut gemacht.“ Ladybugs Ohrringe piepten und so winkte sie Chat Noir zu und machte einen Schritt zurück. Doch schmerzhaft verzog sie ihr Gesicht und zuckte zusammen. Ihr Knöchel schmerzte immer noch höllisch. Hoffentlich war er nicht gebrochen. Das wäre ein Desaster. Wie sollte sie mit einem verletzten Fuß gegen die Superschurken kämpfen. Besorgt stützte Chat Noir sie. „Alles in Ordnung Pünktchen?“ Wieder piepte Ladybugs Ohrring und so löste sie sich von ihm. „Ja. Es ist nur mein Fuß. Halb so wild. Wir sehen uns“, humpelte sie in Richtung Rolltreppe, welche zum Parkhaus führte und verschwand. Kurz sah Chat Noir in die Richtung, in die sie verschwand. Da aber auch sein Ring begann zu piepen, sah er sich um und huschte auf die Männertoilette. Als er sich sicher war, dass ihm niemand zu sah, verwandelte er sich zurück. Maulend flog Plagg aus seinem Ring und landetet auf dem Waschbecken. „Immer diese Plackerei“ gähnte er, „Wo ist mein Käse?“ Tief einatmend hielt Adrien seine Jacke auf, damit er darunter verschwinden konnte. Manchmal war sein kleiner Kwami echt eine Qual. Ohne ihn konnte er sich es jedoch auch nicht mehr vorstellen. Nicht nur, weil er sich ohne ihn nicht mehr in den Chat Noir verwandeln konnte. Nein, er war sein Freund. Auch wenn er ständig herumjammerte. Lächelnd verließ er die Männertoilette. „Hier wird es mit Sicherheit irgendeinen Laden geben, wo wir deinen Käse finden.“ „Das will ich auch hoffen“, murrte Plagg unter der Jacke. Grinsend schlenderte Adrien durch die große Einkaufspassage. Plagg war einfach unverbesserlich. Doch abrupt zog er verdutzt seine Augenbrauen zusammen, als er sah, wer die Rolltreppe vom Parkdeck herunter fuhr. Was machte seine Klassenkameradin denn dort oben? War sie mit ihren Eltern hier? Doch, die konnte er nirgends sehen. Was machte sie alleine auf dem Parkdeck? Autofahren konnte sie immerhin noch nicht. Hatte sie sich vielleicht, als der Angriff begann, dort oben versteckt? Vielleicht sollte er mal nachfragen, ob ihr auch nichts passiert war. Sie hatte das Ende der Rolltreppe erreicht und machte einen Schritt nach vorne. Sofort bemerkte Adrien, dass sie humpelte. Schmerzhaft beugte sie sich nach unten und legte ihre Hand auf ihren Knöchel. Unfähig sich zu bewegen, starrte Adrien auf seine Klassenkameradin. Ladybug verschwand dort oben und hatte sich den … Genau an der gleichen Stelle hielt auch sie ihren Fuß … Konnte es sein? Oder war es nur reiner Zufall? In Adrien drehte sich alles. Konnte das sein? War Ladybug in Wirklichkeit seine Klassenkameradin … Marinette?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)