Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 1: A Long Homecoming ---------------------------- Byakuya mochte es nicht, in dieser Weise benutzt zu werden. Es war offensichtlich, dass es Kenpachi genauso ging. Aber sie hatten ihre Positionen eingenommen, wie eine Ehrengarde, und führte die Gruppe durch das Dangai. Byakuya ging vorweg und Kenpachi bewachte das Ende. Es erinnerte ihn auf unheimliche Weise an den Rückweg vom Diesseits, als er und Renji Rukia abgeholt hatten… für Aizen. Wie damals waren alle still, verloren in ihren eigenen Gedanken - alle von ihnen dachten scheinbar daran, wie falsch das war. Rukia sah elendig aus. Sie wusste, sie alle wussten, dass keinen Befehl der Soul Society Ichigo Kurosaki zurückhalten würde. Da war kein Zweifel daran, dass er bereits die Rettung seiner Freundin, Frau Inoue, plante, die offensichtlich entführt worden war und keine Verräterin war. Kommandant Hitsugaya schien zu versuchen, mit seinem Blick Löcher in Byakuyas Rücken zu bohren. Sein Reiatsu pulsierte und flackerte so sehr, dass Byakuya vermutete, dass sie in Gefahr liefen, den Kōtotsu anzuziehen. Doch Byakuya konnte den Kommandanten das kaum zum Vorwurf machen. Zurückgeschleift zu werden wie ein Straftäter… oder ein Kind? Hitsugaya und sein Vizekommandant hatten niemals, nicht einmal für einen Augenblick, während dem Ärger um Rukia gegen die Soul Society gearbeitet. Tatsächlich hätte niemand, ohne die Klugheit von Kommandant Hitsugaya, jemals den tiefliegenden Verrat von Aizen aufgedeckt. Dass man ihm nicht vertraute, dass er auf Befehl zurückkehrt oder nicht in der Lage war diejenigen, die sich weigerten, zu zügeln? Das war eine Beleidigung höchster Ordnung. Die zwei Offiziere der elften Division waren die Einzigen, die scheinbar davon ungerührt aussahen, doch Byakuya vermutete, dass sie ebenfalls nur kleinlaut waren. Vielleicht waren sie wie ihr Kommandant und waren frustriert, von einem Kampf abgezogen zu werden, der gerade erst begonnen hatte. Und Renji… Renji schien überraschend resigniert, ruhig und besonnen. Er war derjenige, der Rukia hinausgescheucht hatte, sich selbst zwischen sie und Ichigo gestellt hatte, um klar zu stellen, dass es nicht die Zeit war, Fehlverhalten an den Tag zu legen. Es war sehr scharfsinnig gewesen. Genauso wie es Renjis schneller Eingriff gewesen war, Ichigo zu sagen, sich vor dem Generalkommandanten zurückzuhalten. Renji hatte sogar ein Gegenangebot gemacht, den jeder halbwegs intelligenter, militärischer Kommandant in Erwägung hätte ziehen müssen. Immerhin würde Ichigo so oder so nach Hueco Mundo gehen. Nur ein Narr würde anderes erwarten. Also warum nicht Renji und ein paar anderen gestatten, Ichigo mit offizieller Befugnis zu begleiten? Es war eine ziemliche Ohrfeige, als dies abgelehnt wurde. Und ohne gute Gründe. Das war ein seltsamer Ruck an der Leine und Byakuya mochte es nicht, Teil davon zu sein. Nicht im Geringsten. Renji nahm es jedoch gut auf. Fast schon zu gut. Da war noch nicht einmal ein Aufkeimen seines Temperaments zu bemerken. Doch Byakuya hatte es nicht gewagt, sich auch nur mit seinem Reiatsu nach ihm auszustrecken. Da war etwas an Renji, dass anders schien – als wäre er ein wenig verschlossen. Vielleicht bewältigte er das so. Aber Byakuya konnte natürlich nichts dazu sagen, bis sie das Dangai verlassen hatten. Hier waren zu viele Augen, besonders, nachdem Frau Inoue entführt wurde. Doch Byakuya hatte das intensive Gefühl, dass diese ganze törichte Rückkehr ein Test war. Ein Test der Loyalität. Ihrer Loyalität. Endlich öffneten sich die Tore des Senkaimons und sie traten hindurch. Byakuya ließ sein Blick über das Areal gleiten, erwartete schon halb in der Lage zu sein, die Ninja der zweiten Division zu spüren, die sich irgendwo in der Nähe versteckt haben könnten. Doch falls sie da waren, konnte er ihre Präsenz nicht spüren. Er beschloss, weiterhin vorsichtig zu sein. Nur für den Fall. „Rukia“, sagte er, als sie an ihm vorbei ging. „Vielleicht möchtest du mir und Renji zum Abendessen Gesellschaft leisten?“ Sie blinzelte ihre Gedanken lange genug weg, um ein Lächeln aufbringen zu können. „Ich fühle mich geehrt, Nii-sama.“ Mit einem Nicken drehte sich Byakuya weg, zuversichtlich, dass Renji einen Schritt hinter ihm folgen würde. Sobald sie eine sichere Distanz zwischen ihnen und den anderen gebracht hatte, fragte Byakuya: „Wie lange, bevor du und Rukia Kurosaki folgen werdet?“ Da war ein schnaubendes Lachen, mehr amüsiert als überrascht. „Ein paar Tage, maximal.“ Er kam etwas näher und fügte mit leiser Stimme hinzu: „Sie wird heut Nacht schon gehen wollen, aber das is nich möglich.“ „Wir werden sie gerade lange genug zurückhalten, dass ich einen angemessenen Grund für eure Abwesenheit sicherstellen kann. Wenn es ein Kriegsgericht gibt, dann können wir auch alle dafür untergehen. Gemeinsam.“ Byakuya schwor, dass er Renjis Grinsen hinter ihm wie die Sonne auf seinem Rücken spüren konnte. „Ja, Kommandant.“ Als sie endlich im Kommandantenbüro angekommen waren, schloss Renji die Tür. Er hing für einen Moment am Türrahmen, spürte die Stabilität unter seinen Fingern. Sein Kopf fühlte sich… nebelig an. Als hätte er eine Erklärung und die Dinge verschwammen in einiger Distanz von ihm. „Ich habe nach Tee geläutet, Renji. Komm her und setz dich.“ Renji bewegte sich zu seinem üblichen Platz. Er rieb sich die Augen, versuchte das Gefühl abzuschütteln. „Ähm, ja. Hör zu, wenn ich irgendwie benommen wirke, is es, weil wir dieses Ding gemacht haben“, sagte er und ließ sich auf dem Boden, gegenüber von seinem Kommandanten, an den niedrigen Tisch fallen. „Du weißt, mit Urahara.“ Byakuya warf Renji einen Blick zu, den er nicht ganz lesen konnte, doch er war sich ziemlich sicher, dass das Wort ‚Idiot‘ eventuell involviert war. „Was?“, brauste Renji auf. „Wie sollt ich wissen, dass Orihime sich entführen lässt? Denkste, ich hätte das gemacht, wenn ich das gewusst hätt?“ Byakuya berührte seine Augenbraue, ließ seine Finger über die elegante Kurve gleiten, als versuche er, den Kopfschmerz wegzudrücken. „Der Zeitpunkt könnte nicht schlimmer sein.“ „Was du nich sagst“, grummelte Renji, wünschte sich, dass der Tee schon da war, sodass er sich damit beschäftigen konnte. Stattdessen stellte er fest, wie er sich im Büro umschaute und froh war, alles so zu sehen, wie er es in Erinnerung hatte. Beeindruckende Bücherregale aufgereiht an den Wänden, gefüllt mit Ausgaben von Regularien, Geschichte und anderen offiziellen, imposant aussehenden Dingen. Nur diese kleine Ecke war heimelig, mit Kissen auf dem Boden und einem hellen Aquarell von Bienen, die um Kamelien herumsummten. Sie hatten hier unzählige Mahlzeiten eingenommen, doch noch mehr im Quartier des Kommandanten. Die Erinnerung daran ließ Renji lächeln. Byakuya blickte Renji an, seine Augen schienen verzweifelt jedes Detail in Renjis Gesicht einzusaugen. „Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?“ Renji hatte nun schon eine Weile überlegt, wie er das Gefühl beschreiben sollte. Doch selbst das Beste, worauf er gekommen war, machte nur wenig Sinn. „Ein wenig so, als wäre ich in ne Decke eingewickelt, eingekuschelt mit Zabimaru.“ Er wedelte mit seiner Hand in Byakuyas Richtung „Und du bist… ganz weit dahinten.“ Aio hatte den Moment gewählt, um mit dem Tee einzutreffen. Sie setzte die Dinge ab und schien angenehm überrascht zu sein, Renji zu sehen. Er grinste sie breit an. „Hiya, Aio.“ Sie nickte ihm schüchtern zu, doch ein fröhlicher kleiner Rotschimmer stahl sich auf ihre Wangen. Renji wusste, dass sie nichts sagen sollte – tatsächlich hatte er die Situation ein wenig unangenehm gemacht, indem er sie überhaupt bemerkte. Die Lockerheit der Welt der Lebenden und das Leben im Shōten hatte irgendwie seine ganze Förmlichkeit ruiniert. Er würde aufmerksamer sein müssen. Aio huschte zurück zur Tür und war so durcheinander, dass sie beinahe vergaß zu fragen: „Benötigen so noch etwas, mein Herr?“ „Nein, danke, Aio“, sagte Byakuya. „Aber sag Miki, dass Lady Rukia Renji und mir heute beim Abendessen Gesellschaft leisten wird.“ Ihr Kopf berührte den Boden. „Ja, mein Herr.“ Nachdem die Tür zu geglitten war, sagte Byakuya: „Ich dachte, die Reinigung würde dich so fühlen lassen, als wärst du mehr von Zabimaru getrennt.“ „Ja“, stimmte Renji zu. „Doch Urahara hat keine Reinigung durchgeführt, oder? Er hat mich nur in n Quincy-Kondom gesteckt.“ Renji hatte das Gefühl, dass wenn Byakuya gerade an seinem Tee genippt hätte, er sich verschluckt hätte. „Tut mir Leid, was?“ „Oh, ja“, Renji fischte in seiner Uniform herum, bis er den Brief in der Tasche seiner Kosode gefunden hatte. Er gab ihn Byakuya. „Hier. Ich hab Urahara gesagt, dass ich das nie richtig erklären könnte. Also hab ich dafür gesorgt, dass er es dir aufschreibt.“ Byakuya entfaltete die Notiz. Während er las, schaute Renji nach dem Tee. Auch wenn sie nicht gewusst haben konnte, dass er da war, hatte Miki zwei kleine Schalen mit Oshiruko, einer warmen Suppe mit roter Bohnenpaste garniert mit etwas Mochi, mitgeschickt. Renji stellte eine vor Byakuya und nahm die andere. Während er darauf wartete, dass der Tee fertig gezogen und Byakuya fertig gelesen hatte, hielt Renji die Schale unter seine Nase. Die Hitze wärmte seine Hände und der süße Geruch durchdrang den Nebel, der ihn umschlang. Byakuya legte die Nachricht zur Seite und schenkte den Tee aus. „Ich bin froh zu lesen, dass die Effekte nur temporär sind.“ Renji nickte. Er nahm einen Schluck von dem Nachtisch, bevor er die Schale Tee annahm, die Byakuya ihm anbot. „Miisho hat den frühzeitigen Ruhestand akzeptiert“, sagte Byakuya nach einer Weile. „Ich habe mit der Schreibarbeit angefangen, um Nanako Imai zu befördern.“ Renji hob seine Augenbrauen und trank von seinem Tee. Byakuya erinnerte sich an ihren Namen? Sie musste sich gut angestellt haben. Renji fragte sie, wie hässlich der Kampf mit dem dritten Offizier gewesen sein muss. „Hast du Miisho ausbezahlt?“ Byakuya biss leicht die Zähne aufeinander. „Das habe ich. Aber es ist nun erledigt.“ Renji wollte irgendwie nachhaken, doch es schien, als wolle Byakuya darüber noch nicht reden. Also fragte er, nach einem weiteren, großen Schluck Suppe: „Hat Seichi versucht, dich im Schlaf mit einer Axt zu lynchen?“ Byakuya lachte leise an seinem Tee vorbei. „Soweit nicht. Aber er scheint zufrieden mit der Gartenarbeit.“ Das konnte sich Renji nicht vorstellen. „Zufrieden? Bist du sicher, dass du über meinen Seichi sprichst? Denn, wenn er viel grinst, sollte ich besser sicherstellen, dass dein Personal keine Revolution oder so was plant.“ „Tatsächlich?“, Byakuya schien es einen Moment lang in Erwägung zu ziehen, während er an seinem Tee nippte. Renji bemerkte, dass er sein Oshiruko bisher noch nicht angerührt hatte. „Wie würde er den Magen für solche Missgeschicke haben?“ „Magen?“, wiederholte Renji verwirrt. „Du meinst Eier?“ „Nein, ich meine Magen“, sagte Byakuya und bot ihm seine unangetastete Suppe an, die Renji dankbar annahm. „Ich habe das reichhaltige Essen hier im Verdacht. Dein Bruder wurde mehrere Male übel.“ Übel? Renji konnte ein Glucksen nicht unterdrücken. „Er hat auf irgendnen teuren Teppich gekotzt, oder?“ Auf Byakuyas geplagten Gesichtsausdruck hin, musste Renji laut lachen. „Weißte, das hat er vielleicht auch nur aus Boshaftigkeit getan. Denn da gibts nich viel, dem ein Inuzuri-Magen nicht standhält. Da könnten Maden drin rumkriechen, er würd immer noch nen Weg finden, es unten zu behalten. Vertrau mir.“ „Glaubst du nicht, dass das vielleicht nicht genau das Problem ist? Wenn er gröbere Kost gewohnt ist? Sagst du, du hattest keine Probleme, dich daran zu gewöhnen?“ Renji hob die Schale mit der Suppe aus roter Bohnenpaste an und bewunderte sie. „Nun ja, der Fraß in der Akademie is nich annähernd so fein wie das hier, aber nein. Ich hatt keine Probleme. Die größte Umstellung war, es nich zu horten. Es hat ne Ewigkeit gedauert, dass mir klar wurd, dass ich regelmäßig was bekam. Manchmal find ich immer noch eine Extraportion in meinen Taschen. Bei der Hälfte davon erinner ich mich noch nich mal dran, dass ichs eingesteckt hab“, Renji schüttelte den Kopf. „Ich denk, es is möglich, aber wenn Seichi sagt, dass er krank is, is es vielleicht nur, um zu schwänzen.“ „So ist es nicht“, sagte Byakuya und füllte Renji Tee nach, danach sich selbst. „Dein Bruder war äußerst kooperativ gewesen. Seine Hilfe während der Attacke war unverzichtbar gewesen.“ Renji stellte die Suppenschale ab. Irgendwie war sie schon wieder leer. „Seichi? Kooperativ? Die Worte die du benutzt, Kommandant, passen nich zu meinem Bruder. War ein Sanitäter da, denn… hat die zweite Division eine Mod-Soul ersetzt?“ Byakuya presste die Lippen zu einer dünnen Linie, offensichtlich nicht belustigt. „Du scheinst keine wirklich hohe Meinung von deinem Bruder zu haben.“ „Schau, als ich ihn kannte, war er ein Dieb, ein Betrüger und ehrlich gesagt n wirklicher Haufen…“ „Wie du auch“, schnitt Byakuya ihm die Worte ab, doch nicht unfreundlich. Tatsächlich griff er sogar über den Tisch und nahm Renjis Hand. Er hielt sie und ließ seinen Daumen Renjis Fingerknöchel entlang gleiten. Die Intimität der Berührung ließ ihn verstummen. „Du hast dich im letzten Jahrhundert grundlegend geändert. Vielleicht hat es das auch dein Bruder.“ „Ja, vermutlich“, sagte Renji, doch er hatte immer noch seine Zweifel. Byakuya hielt weiter Renjis Hand. Besser gesagt legte er auch noch seine andere Hand auf seine. Renji seufzte tief. „Das fühlt sich nett an.“ Das tat es. Renji fühlte sich weniger schwammig sondern gefestigt, wenn er etwas hatte, was er festhalten konnte. Die Berührungen ihrer Haut war wie ein Anker und plötzlich verlange es Renji nach dem Gewicht eines Körpers auf ihn, etwas woran er sich festhalten konnte, was ihn auf dem Boden hielt. „Es ist gut, dich wieder zu Hause zu haben. Wenn auch nur für eine Weile“, sagte Byakuya. Renji musste gegen den Drang ankämpfen, sich über den Tisch zu beugen und Byakuya zu küssen. „Schnüffelt deine Tante immer noch rum? Denn ich möcht irgendwie… du weißt, ich könnt vielleicht ne Wand hochklettern, wenn du…“ Byakuya küsste Renji schnell auf die Nase. Als er sich zurücksetzte, ließ er Renjis Hand los und nahm seine Schale auf, um an seinem Tee zu nippen. „Da ist keine Notwendigkeit einer List, Renji. Ich habe ziemlich absichtlich meine Tante nicht zum Abendessen eingeladen. Du kannst einfach bleiben, nachdem Rukia gegangen ist.“ „Oh, richtig“, lächelte Renji. Byakuya seufzte reumütig. „Aber ich glaube, das muss warten. Soll ich Nanako hereinrufen, damit wir die Arbeit der Division ein wenig beschleunigen können?“ Renji schnitt eine Grimasse. „Ja, ich denk, das machen wir besser so.“ Zumindest hatte er etwas, worauf er sich heute Nacht freuen konnte. Byakuya fühlte sich genötigt zu fragen: „Kannst du uns folgen, Renji?“ Nanako warf Byakuya einen scharfen, missbilligenden Blick zu. Es war offensichtlich, dass sie seine Besorgnis mit einer Art Unterschätzung von Renjis Fähigkeiten verwechselte. Doch Renji war nicht er selbst. Da er nie besonders gut darin gewesen war, still zu sitzen, hatte Renji die Dinge für den Tee arrangiert, das warme Tuch gefaltet und wieder entfaltet und die Schalen und Körbe zurecht gerückt. Das allerdings hatte Byakuya nicht gestört. Das war normal. Tatsächlich sogar hatte Byakuya es verstanden, dass Renji solche Dinge fast schon brauchte, um alles zu verarbeiten. Die Momente, in denen Renji jegliche Bewegung eingestellt hatte und nur… starrte, besorgten Byakuya viel mehr. Renji war nun für einige Minuten vollkommen unbeweglich und komplett fokussiert auf das Aquarell, schien verloren in seiner eigenen Welt. Doch er wiederholte pflichtbewusst: „Erste Division will ab sofort die pinke Kopie für Bedarfsanforderungen, kapiert.“ Er riss seinen Blick mit Mühe vom Bild und trank einen großen Schluck Tee. „Hat sich Kinjo benommen?“ „Nicht wirklich, nein“, sagte Nanako mit einem Seufzen. Während er sich am Kinn kratzte, sagte Renji: „Ich könnt ihm noch ma in den Arsch tretn, aber ich hab‘s Gefühl, dass es nich hilft.“ Das war eine andere Sache, die Byakuya durch und durch ging. Es war wie früher. Renjis Ausdrucksweise war fürchterlich. Und es erinnerte Byakuya auf unangenehme Weise an das letzte Mal, als Renjis Beziehung mit Zabimaru zerrissen wurde. Das war Byakuyas schuld gewesen und er hasste das Gefühl, dass in ihm aufkroch, während er das alles wieder hörte. Er musste sich zurückhalten, um Renji nicht zu korrigieren. Mit einem tiefen Atemzug erinnerte er sich daran, dass das nur temporär war. Wie zuvor würde die Zeit es richten. Uraharas Notiz war auch nicht sonderlich hilfreich gewesen. Er dachte an die nichtssagenden Zeilen zurück: „Lieber Kommandant Kuchiki, bitte entschuldigen Sie Vizekommandant Abarai für die nächsten paar Tage vom Bankai. Jemand hat vernachlässigt, mich zu informieren, dass du es zerstört hattest. Im Quincy-Negationsfeld zu sein, könnte glücklicherweise vielleicht helfen, es zu stabilisieren…“ Der Rest war eine Menge Wissenschaft gewesen und Byakuya hatte es nur weit genug verfolgen können, um zu wissen, dass sich Renji in den nächsten Tagen ein wenig ‚bruchstückhaft‘ fühlen könnte. Doch er hatte keine Ahnung, wie dieses ‚Bruchstückhafte‘ Renjis Persönlichkeit beeinflussen könnte, seine Fähigkeit als ein Vizekommandant zu fungieren… oder das bekämpfen zu können, was auch immer ihnen in Hueco Mundo bevorstand. Doch Byakuya würde Renji loslassen müssen. Rukia würde alleine gehen, wenn sie müsste. Selbst… ein benebelter Renji bot Schutz. Nein, egal in welchem Zustand er ist, Renji würde sein Leben für Rukia geben. Soweit war sich Byakuya sicher. Zumindest sah es für den Moment aus, als wäre Renji zutiefst damit beschäftigt, das Problem mit ihrem mühseligen 7. Offizier Kinjo zu lösen. Offensichtlich war geplant, ihm noch einmal die Vorschriften deutlich zu machen, ihm dann noch einmal ein paar Chancen zu geben und dann, falls nichts half, ihn in eine andere Division zu versetzen. Byakuya nickte zustimmend. Danach gingen sie zu anderen Themen über – welche, in Byakuyas Ohren, mehr nach Gerüchten als Geschäftlichem klang. „Weißt du von Tadahiki und Futaba?“, fragte Nanako vorsichtig. „Die kleine ranglose/Rangoffizier-Romanze, eh?“, sagte Renji mit einem Grinsen. Doch dann blickte er zu Byakuya. „Nun ja, ich kann nich wirklich ne grundsätzlich ablehnende Haltung gegen Romanzen in der Division einnehmen. Kommt es dadurch zu Querelen?“ „Nein“, sagte Nanako und warf Byakuya ebenfalls einen verstohlenen Blick zu. „Doch sie sind nicht wirklich diskret.“ Renji zuckte mit den Achseln „Was bedeutet das? Knutschen sie im Hof oder halten sie nur Händchen unter dem Esstisch in der Kantine?“ Nanako sog die Luft ein. „Sie teilen sich ein Quartier.“ „Oh“, machte Renji. Er starrte einen Moment zur Decke hinauf, sagte dann jedoch: „Scheiße. Nun ja, das darf nich passieren. Und wenn nur deshalb, dass ranglose Mitglieder keine privaten Quartiere haben dürfen.“ „Ist es etwas Ernstes?“, fragte Byakuya. Sowohl Renji als auch Nanako blickten ihn überrascht an, daher erklärte er: „Falls nicht, ist es vielleicht das Beste, ihre Beziehung ihren natürlichen Weg gehen zu lassen.“ Renji zog sich am Ohr. „Ich weiß nich, Kommandant. Ich meine: Es ist n schlechter Präzedenzfall. Und was is, wenn der natürliche Weg n halbes Jahrhundert braucht? Sollen wir so lang beide Augen zudrücken?“ „Wir befinden uns in einer unangenehmen Lage, wenn wir auf die Regeln bezüglich Unzucht pochen, Renji“, bemerkte Byakuya. „Ja, aber es scheint, als könnten wir ohne n großes Fass aufzumachen n Mädchen bitten, aus dem Raum eines Typen auszuziehen“, sagte Renji. „N bisschen Alltagsverstand können wir von unsren Leuten erwarten, oder nich?“ „Also gut“, nickte Byakuya und wandte sich zu Nanako, die mit großen Augen zwischen ihnen hin und her geblickt hatte. „Dennoch sollte es besser von dir kommen, sodass es keine… Missverständnisse erzeugt.“ Sie nickte. „Ja, Kommandant!“ Sie verließen kurz danach das Büro des Kommandanten und Renji verbrachte den restlichen Nachmittag, vor dem Abendessen, damit, mit Nanako über den Rest der Arbeit der Division zu sprechen. Sie gingen den Dienstplan durch und fügten Renji zu einigen Schichten hinzu. Er setze den Pinsel ab, nachdem er 2 oder 3 Tage neu geplant hatte und blickte Nanako ernst an. „Ich werd vermutlich EA* sein, weißt du.“ Sie runzelte die Stirn in Richtung Korkpinnwand, an der sie gerade die überarbeiteten Dienstpläne hing. „Kannst du mir davon erzählen?“, fragte sie die Wand. „Ja, ich kanns versuchen“, sagte er und tat es dann auch. Es war schwer zu erklären, wie unaufhaltsam Ichigo nun sein würde, wo doch eine Freund in Gefahr war und wie Rukia, die in Shinigami-Maßstäben den Typen erst vor kurzem kennengelernt hatte, nicht in der Lage war, Ichigo alleine seine Dummheit ausbaden zu lassen und wie… wie zum Teufel irgendetwas davon überhaupt Renji etwas anging. Doch Nanako nickte immer wieder, als würde sie verstehen. Sie hatte sich zwischenzeitlich auf der Kante seines Schreibtisches niedergelassen und zugehörte, wie Renji langsam ins Stocken geriet. Sie fragte: „Und der Kommandant… ist dieses Mal mit an Bord?“ Renji nickte. „Ich denke, er is tatsächlich ziemlich angepisst darüber, wie der Generalkommandant mein Angebot abgeschmettert hat, das Ganze offiziell zu machen. Er wird uns decken.“ Nanako strich eine ihrer langen Zöpfe zurück. „Wirklich? Kommandant Kuchiki?“ Renji lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Rückenlehne knarzte, als wäre sie sein Gewicht nicht mehr gewohnt. „Diese ganze Sache mit Rukia hat ihn verändert, Nanako. Zutiefst.“ Sie schien einen Moment nachzudenken, doch dann nickte sie. „Er war sehr viel öfter… in der Division. Und alle waren absolut begeistert, ihm bei dem Überfall zu helfen.“ „Darauf wette ich. Bist du gegangen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe gehört, es ist ziemlich hässlich geworden. Der ganze Haufen hat Seppuku begangen. Ich denke, es ist nur dem blitzschnellen Shunpo des Kommandanten zu verdanken, dass einer am Leben ist.“ Renji machte sich eine gedankliche Notiz, Byakuya mehr darüber zu fragen, wenn sie etwas Zeit für sich hatten. „Kein Wunder, dass Seichi gekuscht hat“, sagte er mehr zu sich selbst, als zu sonst wem. Zu Nanako gewandt fragte er: „Was hat der Kommandant mit den Leichen gemacht?“ „Für die Krähen und Aasfresser zurückgelassen.“ „Scheiße“, seufzte Renji. Um gerecht zu sein, war es freundlicher als die Standardprozedur, indem man die Körper an die Mauern der Seireitei nagelte oder ihre abgetrennten Köpfe aufspießte und an den Grenzen zur Warnung zurückließ. Zumindest hatten ihre Familien auf diese Weise noch die Möglichkeit, die Körper ihrer Liebsten einzusammeln, falls sie das wagten. Nicht, dass da noch viel übrig war, wenn sie weit reisen mussten. Körper auf dem Rukongai lösten sich zwar langsamer in Reishi auf als reine Seelen, aber sie taten es dennoch. Renji bemerkte, dass sie lange Zeit im Stillen zusammensaßen. „Hast du mit den Soldaten geredet, die mit dabei waren? Kommen sie damit klar? Diese Seite vom Kommandanten gesehen zu haben?“ Nanako blinzelte ihre Gedanken weg. „Ja, die Meisten. Einige haben nun sogar noch mehr Respekt vor ihm. Ich meine, vermutlich war er schnell und… gnadenlos.“ Renji nickte. Er konnte sich das nur viel zu gut vorstellen. „Das ist unser Kommandant.“ „Hast du gehört, wer angeblich dahinter stecken soll?“ „Nein“, gab Renji zu. „Shiba. Besser gesagt, Kaien“, sagte sie und brachte die überarbeiteten Dienstpläne an der Wand an. „Sie sagen, dass er irgendwie nicht gestorben sei oder vielleicht sogar wiedererweckt wurde. Man kann es nicht mit Gewissheit sagen, aber ich denke, wenn überhaupt war es das, was die Leute erschüttert hat.“ Renji sortierte die Papiere, die auf seinem Schreibtisch lagen. „Ich versteh warum. Das is beschissen. Kaiens Tod… war von Anfang an beschissen. Gerüchte wie dieses…“ Er hatte keine Worte dafür. Kaien. Rukia würde ausflippen. Seine Augen glitten über die alte Gedenkmitteilung, die für Fujimoto an der Wand hing. Ihre 11. Offizierin, die ihr Leben in der Nacht verloren hatte, als sie Seichi mit zurückgebracht hatten. Der Gedanke erinnerte Renji an etwas. „Hey, wenn wir über Gerüchte sprechen, hast du irgendwas von der Zweiten wegen den Vergewaltigungen in den höheren Distrikten gehört?“ „Was?“, Nanako drehte sich um und sah geschockt aus. „Was für Vergewaltigungen?“ Renji trat sich selbst. Hatte er ihr das nicht gesagt? Renji stand auf und ging zum Ablageschrank, hielt aber kurz an der Wand, um die alte Mitteilung abzuhängen. Er zeigte sie Nanako, bevor er es in den Schrank in einen Umschlag steckte. „Als Kinjo und ich Fujimotos Familie über ihren Tod informiert haben, haben wir nen weniger warmen Empfang erhalten… Ich mein, viel weniger warm, als wir erwartet hätten. Hat sich rausgestellt, dass die Leute im 2. Distrikt denken, dass männliche Shinigami dort wohl Unheil treiben wollen, wenn du weißt, was ich sag? Etwas, was die Grenze des Erlaubten überschreitet, denn ich hab mein Vizekommandantenabzeichen und alles getragen. Also wer auch immer dort Mist baut, macht es in voller Uniform. Und wir patrouillieren diesen Distrikt. Also könnten es unsere Jungs sein.“ Nanakos Gesicht wurde sehr hart und ihre Hand bebte ein wenig, als sie die letzte Nadel durch das Papier mit dem Dienstplan drückte. Fast schon flüsternd sagte sie: „Das ist nicht in Ordnung.“ „Das sagst du mir“, stimmte Renji zu. „Schau, ich hab das Feuer unter den Untersuchungen entfacht, aber halt deine Ohren offen, während ich weg bin, ok?“ „Das werde ich auf jeden Fall tun“, sagte sie fest. Da gab es eine Hintergrundgeschichte, aber Renji fragte nicht. Sie würde es ihm sagen, wenn sie wollte, dass er es weiß. „Ok, ich beeil mich jetzt lieber, sonst bin ich zu spät zum Abendessen. Wir können aber darüber morgen noch einmal reden.“ Sie schaffte es, ein wenig zu lächeln. „Es ist gut, dich wiederzuhaben, Vizekommandant.“ Renji tätschelte auf dem Weg zur Tür kurz ihre Schulter. „Es ist gut, zurück zu sein.“ Tante Masama war unglücklich, nicht zum Abendessen eingeladen zu sein. Sie stand im Türrahmen der Bibliothek und schmollte. Ihr langes, weißes Haar war in einem einfachen Zopf zusammengefasst und ihr Kimono war strenger, als die meisten anderen von ihr und hatte nur 3 Lagen: eine in Grün, eine in Gelb und einen Überwurf in Himmelblau. Der blaue Kimono war mit fliegenden Schneegänsen bemalt. „Es ist ein geschäftliches Abendessen“, sagte Byakuya, was auch nur eine halbe Lüge war. Er war sich sicher, dass einige Dinge, welche die Hofgarden betrafen, besprochen werden würden. Doch hauptsächlich wollte er Tantchen Masa von Renji und Rukia fernhalten. Doch das Letztere war dennoch zutreffend: „Es würde dich nur ärgern.“ „Oh, also gut“, seufzte sie. „Aber wir müssen die Kandidaten besprechen.“ Er nickte. Byakuya hatte das Gefühl, dass er ihr entgegen kommen sollte. Er setzte das Buch ab, in welchem er am Lesen war und sagte: „Ich werde meinen Morgen für dich freimachen.“ „Exzellent“, lächelte sie dünn. „Wir können mit dem Frühstück beginnen.“ „Nein“, korrigierte er sie. Er nahm das Buch wieder auf und erklärte ihr, ohne sie anzuschauen: „Ich werde mein Frühstück mit Renji zu mir nehmen. Privat.“ Ihr Atem kam in einem sehr undamenhaften Zischen heraus. Da sie nicht in der Lage war, eine andere Antwort zu formulieren, fuhr Byakuya fort. „Wir können jedoch direkt danach beginnen. Du hast gesehen, dass ich zumindest zwei Gesprächen zugestimmt habe?“ „Ich… dachte du hättest meine Einwände gegen… diese Person verstanden.“ Das hatte er ziemlich sicher. Alle davon. Doch im Moment würde Byakuya vermuten, dass sie die Angelegenheit mit der Reinheit der Seele meinte. Er blätterte eine Seite weiter, auch wenn er keine Ahnung hatte, was auf der letzten Seite stand und sagte: „Es wurden Vorkehrungen in dieser Hinsicht getroffen. Mir wurde von unserem früheren Kommandanten der 12. Division versichert, dass Renji im jetzigen Zustand ziemlich… sicher ist.“ „Du… er hat zugestimmt?“ Byakuya blickte auf. Masama hatte den Türrahmen fest umgriffen, als wären ihre Beine plötzlich wackelig geworden. Ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren. „Das schockt dich so sehr?“, fragte Byakuya. Doch als sie ihn weiter anstarrte, schüttelte Byakuya den Kopf und wandte sich wieder seinem Buch zu. „Du hast einen wichtigen Einwand gebracht und Renji ist eine außergewöhnlich kompromissbereite und großzügige Seele.“ Die Stimme an der Tür war fast nur noch ein Flüstern. „Danke, mein Herr.“ Byakuya blickte rechtzeitig auf, um zu sehen, dass Tante Masama sich tief verbeugt. Vielleicht hätte er von ihrer Güte gerührt sein sollen, doch Byakuya empfand die plötzliche Zurschaustellung von Respekt grauenhaft. Ihm danken? Sie sollten beide Renji dankbar sein! „Er hat es nicht für dich getan“, keifte Byakuya. Wenn er an die Kosten dachte, fühlte er einen tiefen Stich der Schuld. „Er hat es für mich getan“, fügte er hinzu. Damit stand er auf, drehte ihr den Rücken zu und stellte das Buch zurück auf seinen Platz im Bücherregal. Er machte eine aufwändige Show daraus, sie nicht anzuschauen, bis er hörte, wie ihre Schritte im Flur verhallten. In der Küche herrschte geschäftiges Treiben, also Renji durch den Dienstboten-Eingang schlüpfte. Miki blickte von ihren Vorbereitungen auf. Als sie ihn sah, weitete sich auf ihrem breiten Gesicht ein Grinsen aus. „Schau dich an!“, sagte sie und breitete ihre Arme aus. Doch dann zog sie die Arme zurück und stemmte sie in ihre üppigen Hüften. „Was kriechst du durch den Hintereingang? Du bist des Herren wertvoller Freund! Du solltest durch den Haupteingang gehen!“ Renji lachte, als er sich etwas von dem eingelegten Gemüse aus der Schale mopste, während er gleichzeitig ihren Hieben mit dem Handtuch auswich. „Der Haupteingang? Ich weiß nich, wie man den Haupteingang benutzt. Frag Ichigo. In der Hälfte der Zeit bin ich durch sein Schlafzimmerfenster gekraxelt.“ „Oh!“, machte Miki in gespielter Bestürzung, während sie ihn aus der Küche jagte. „Du erzählst besser nicht dem Herrn, dass du dich in das Bett einer kleinen Göre geschlichen hast, während du weg warst!“ „Hey! So war das nich! Ichigo ist ein Kerl“, auf ihre geweiteten Augen hin murmelte er: „Oh, warte. Das hat sich schlimmer angehört, was? Schau, jeder hat ihn so besucht... Ah, vergiss es!“ Er sprach während sie weiterhin mit dem Handtuch auf seinen Rücken einschlug, während sie ihn den Weg zurücktrieb, den er gekommen war. Nachdem sie ihn nach draußen geschoben hatte, blickte sie ihn ernst an. „Ich möchte nichts von deinen perversen Eskapaden hören! Nun geh herum zum Eingang. Eishirō erwartet dich dort. Und höre auf, diesen Weg zu nehmen oder ich schwöre, ich lasse einen Meister eine Kidō-Barriere einbauen, die nur Diener mit einem Schlüssel hinein lässt.“ „Ich bin verletzt, Miki“, sagte Renji nur halb im Spaß. „Sagst du, dass du nich mehr mit mir rumhängen willst?“ Sie blickte ihn ernst an, doch tätschelte dann seine Wange. „Ich sage, dass du dich mehr deinem Status entsprechend verhalten sollst. Geh herum zum Haupteingang, wie ein richtiger Gast.“ Und damit schloss sie die Tür vor seinem perplexen Gesicht. Seinem Status entsprechend verhalten? Das war das erste Mal in seinem Leben, dass es jemand in dieser Weise meinte. Doch er vermutete, dass sie Recht hatte. Eishirō würde ganz schön ausflippen, wenn Renji in das Abendessen reinplatzte, wenn schon angefangen hatte. Er schob die Hände in die Taschen seines Hakama und ging zum Haupteingang. Die Gärten sahen im Licht des dunkler werdenden Himmels trostlos aus. Die Bäume hatten wegen dem aufkommenden Winter alle ihre Blätter verloren. Doch auch wenn die Knospen schon prall waren, hatten sich die Schneerosen noch nicht geöffnet. Ein paar weiße Kamelien sprenkelten den Boden, sahen in dem schwachen Licht wie Schneeklumpen aus. Renji blickte durch den Garten des Anwesens in Richtung der Hütte des Gärtners. „Suchste mich?“ Renjis Hand lag auf Zabimaru, bevor er Seichis Stimme erkannt hatte. „Scheiße, Mann. Wann biste zu nem Ninja geworden?“ „Ungefähr zu der Zeit, als du deine Wurzeln vergessen hast, Bruder“, sagte Seichi und trat vollständig hinter dem Gartenschuppen hervor. Doch dann grinste er und öffnete seine Arme für eine Umarmung, die ihm Renji auch gab... wenn auch ein bisschen ungelenk. Seichi fühlte sich wie Haut und Knochen unter seinen Händen an und er konnte sein Kinn auf Seichis Kopf ablegen. Es wäre auch ein weiches Kissen, mit all diesen wilden Dreadlocks, die in allen Richtungen abstanden. Er trug immer noch Renjis altes Bandana, um das 'Hund'-Tattoo zu überdecken. „Biste ok?“, fragte Renji, als sie sich von einander getrennt hatten. Er hatte seine Hand auch auf Seichis Schultern gelegt, als er ihn anblickte. Es war seltsam, dort das Wappen der Kuchiki zu sehen, über seinem Herzen. Hatte Seichi wirklich den Eid der Angestellten abgelegt? Seichi schielte im dämmrigen Abendlicht zu Renji hinauf. „Warum sollte ichs nich?“ „Byakuya sagte mir, dass du krank warst.“ Seichi ließ ein schnaubendes Lachen heraus. „Ja, ich bin irgendwie krank, in Ordnung.“ Huh? Was sollte das jetzt? Renji ließ Seichis Schulter mit einem verwirrten Klopfen los. Sein Kopf hatte sich ziemlich gut angefühlt, doch nun, da er zurück im Anwesen war, hatte Renji wieder dieses benebelte Gefühl. Wie auch immer, er hatte noch nie genug Geduld für Seichis schlauen Sarkasmus. „Ok, nun ja, wir sollten morgen oder so reden. Ich komm zu spät zum Abendessen.“ „Oh, mit... ihm?“ Renji vermutete, dass das geflüsterte 'ihm' Byakuya sein sollte, also nickte er. Seichi schubste Renji in die Richtung des Eingangs. „Zu spät?“, er klang schon fast verzweifelt. „Du wirst nich Ärger dafür kriegen, oder?“ Dieses Gespräch begann Renji ernsthaft zu verwirren. Auf einer tieferen Ebene. „Ähm... nich wenn ich mich beeile.“ „Dann geh!“, flehte Seichi. „Nutz dieses magische Geschwindigkeitsding.“ Shunpo? Der Haupteingang war vielleicht 100 Meter entfernt. Doch der Blick in Seichis Augen ließ Renji fühlen, als sollte er es tun. „Richtig. Also ich denke, wir sehen uns später, Seich'“, damit war Renji weg. Byakuya dachte, dass Renji erschöpft aussah, als er sich endlich zum Abendessen hinsetzte. Sie hatten sich alle im Wohnzimmer von Byakuyas Räumlichkeiten niedergelassen. Die Nachtluft war kühl genug, dass die Kohlen in der Feuerstelle geschürt worden waren und dem Raum eine behagliche Wärme verlieh. Renji rieb sich immer wieder die Augen, als hätte er Probleme, sich zu fokussieren. Byakuya griff in Renjis Ärmel. „Bist du in Ordnung?“ Renji nickte, während er kurz angebratenen Thunfisch zwischen ihnen aufteilte. „Ich denk... Ich hatte nur das seltsamste Gespräch überhaupt mit Seichi.“ Rukia verteilte gerade den gedämpften Reis. „Seichi? Ist er nicht noch im Gewahrsam der 2. Division?“ „Er ist nun der Assistent von unserem Gärtner“, erklärte Byakuya, während er den Sake ausschenkte. Rukia warf Renji einen Blick zu, über den Renji nur mit den Achseln zucken konnte. Also wandte sie sich an Byakuya. „Ist das in Ordnung?“ „Ich sehe keinen Grund, warum nicht“, beharrte Byakuya und nippte an seinem Sake. Er schüttelte über die beiden seinen Kopf. Offensichtlich vertrauten sie ihrem Familienmitglied nicht. Byakuya vermutete, dass dies Bände über ihr Leben in Inuzuri sprach, doch er bevorzugte es, nicht daran zu denken, ebensowenig wie über die Andeutungen über Rukia. Er fragte Renji: „In welcher Weise war das Gespräch 'seltsam'?“ Renji kaute seinen Happen Fisch fertig und sagte dann: „Ich weiß es nich... wüsst ichs nich besser, würd ich sagen, er hat dir gegenüber die Hosen voll.“ Dann nahm er einen Schluck Sake, um alles hinunterzuspülen und sprach weiter. „Du weißt, dass mir aufgefallen is, dass ich es tatsächlich nich besser weiß. Er hat vielleicht Panik vor dir.“ Rukia lächelte Byakuya neckend an. „Hast du wieder den Leuten Angst eingejagt, Nii-sama?“ Byakuya lachte leise und schnaubend. Man springt einmal vor dem Tansu hervor, weil man das Dienstmädchen mit Yachiru vertauscht hat und sie lassen es einen nie wieder vergessen. „Nun ja. Ich habe nichts dergleichen getan, aufgrund dessen dein Bruder Angst vor mir haben müsste.“ Renji, der nur in die Tiefen seiner Sake-Schale gestarrt hatte, blickte auf. „Du musst gar nichts tun, Kommandant. Du bist einfach nur. Ich erinner mich an das erste Mal, als ich dich sah. Ich konnte nich atmen.“ Byakuya war überrascht, das zu hören. Er konnte sich eigentlich nur an Renjis Anwesenheit erinnern, weil er unhöflich gewesen war, aber selbst dann hatte er ihm fast keine Beachtung geschenkt. Jedoch konnte er sich lebhaft daran erinnern, als er zur Elften gegangen war, um Renji kämpfen zu sehen – die Sonne wie Feuer auf diesem rubinroten Haar, das Spiel von Muskeln und Tattoos... Rukia schüttelte liebevoll ihren Kopf. „Ihr beide. Ich würde ja sagen, dass ihr euch ein Zimmer nehmen sollt, aber das sind deine Zimmer.“ Renji machte einen kleinen Laut durch die Nase und wurde leicht rot im Gesicht. „Ähm, ja, ich hab nur gedacht, dass Seichi sich etwas eingeschüchtert fühlen könnte. Das is alles.“ Byakuya seufzte leise. „Also schön. Ich werde mich bemühen, weniger... furchteinflößend zu sein.“ Es war spät, als sie Rukia endlich ‚Gute Nacht‘ sagten. Renji lehnte sich gegen die Wand und rieb sich das Gesicht, beobachtete dabei, wie sich Byakuya und Rukia verabschiedeten. Nanako würde ausflippen, wenn sie ihren distanzierten Kommandant sehen würde, wie er tatsächlich Rukias Hand in seine nahm, als er ihr eine gute Nacht wünschte. Renji fragte sich, wie viele Jahrhunderte es für Byakuya dauern würde, ihr einen bruderlichen Kuss auf die Stirn zu geben. Heh. Vermutlich nie. Aber das war verdammt nah dran – zumindest für ihn. Rukias Gesicht zeigte auch, wie glücklich sie das machte. Manchmal fragte sich Renji, ob Byakuya vielleicht nur deswegen Streuner aus Inuzuri aufsammelte, weil sie bei seinen kläglichen Versuchen, die er zustande bekam, bereits vor Freude sprangen. Renji hätte deswegen angepisst sein müssen, doch irgendwie zeigte es auch, wie kaputt Byakuya war. Wenigstens waren sie zwei kaputte Seelen, die sich gegenseitig ergänzten. Renji hob seine Arme, um sein Bandana vom Kopf zu ziehen und seine Haare zu öffnen. Er entschied, schon einmal anzufangen, sodass wenn Byakuya sich nach dem Schließen der Tür umdrehte, er direkt von dem Anblick begrüßt wurde, wie Renji sich bereits auszog. Renji hatte Zabimaru zur Seite gestellt und entknotete gerade sein Obi, als er Byakuyas glückliches Seufzen hörte. „Komm, lass mich den Rest übernehmen.“ Vorsichtig, um nicht über den Stoff oder seine eigenen Füße zu stolpern, trat Renji auf seinem Hakama und ging hinüber zu Byakuya. Byakuyas Hände waren sofort an den Knoten an der Seite von Renjis Kosode, sein Kopf leicht gebeugt. Renji beugte seine Nase herunter, um den Geruch aufzunehmen, nach dem es ihm immer verlangte – Der Jasmin und Moschus und Mann. Um sie Byakuya aus dem Weg zu halten, legte er seine Hände auf Byakuyas Schultern. Er wartete darauf, eine Anspannung zu spüren, ein Gefühl davon, dass er ihn nicht berühren solle, aber nichts dergleichen kam. Kühn nutzte Renji die Möglichkeit. Er massierte Byakuyas Muskeln, staunte, wie er es immer tat, über die kompakte Kraft, die in einer solch geschmeidigen und schlanken Form steckte. Byakuyas Schultern waren wie Stahl unter der Seide von seinem einfachen, dunkelblauen Schlafyukata. Doch auch wenn Renji nicht gedacht hätte, dass es passieren würde, schien sich Byakuya unter seinen Berührungen zu entspannen. Er seufzte gegen Renjis Schlüsselbein. „Ich habe mich den ganzen Tag nach dem Bett gesehnt.“ Renji gluckste, hätschelte Byakuyas Scheitel mit seiner Wange. „Ich auch.“ Als der letzte Knoten gelöst war, glitten Byakuyas Hände hinein. Finger breiteten sich über Renjis Haut aus, fuhren langsam die Konturen von Rippen und Torso nach. Renji rieb weiterhin sein Gesicht gegen die seidigen Strähnen von Byakuyas Haar. Byakuya murmelte glücklich, aber fragte: „Bist du sicher, dass du dich gut genug fühlst?“ Renji erschauderte, als Byakuyas Fingerspitzen über seinen Brustkorb glitten. Renji kam automatisch näher. „Ich würd nich erwarten, dass ich mich an irgendein kompliziertes Sicherheitswort erinner, aber in ner gewissen Weise ist heute die perfekte Nacht, um mich an ein Bettpfosten zu binden und deine schmutzigen Fantasien auszuleben.“ Hände öffneten die Stofflagen um Renji weiter und Byakuya knabberte an Renjis Hals. „Oh, tatsächlich?“ Renji beugte seinen Hals nach hinten. Er war nicht in der Lage, sich auf etwas Anderes als das Beben durch seinen Körper zu fokussieren. Renjis Hände hörten auf, die Verspannungen aus Byakuyas Schultern zu massieren, stattdessen griffen sie fest in den Stoff dort. „Ugh… Oh ja, je weniger denken desto besser.“ „Ich bin mir sicher, dass wir eine angemessen Übereinkunft treffen können“, sagte Byakuya, seine Stimme voll von Belustigung. Seine Hände glitten die feste Fläche von Renjis Brust hinauf, hielten kurz, um mit erhärteten Brustwarzen zu spielen. Das Gefühl war ein kurzes Necken, doch Renji hatte vergessen, zu atmen. Renji ließ Byakuyas Schultern los, sodass Byakuya ihm die Kosode und Shitagi ausziehen konnte. Der Stoff glitt zu Boden und Renji war blank, entblößt, nackt… nun ja, bis auf seine Tabi. Als Byakuyas Zunge die Tattoos auf seinem Hals nachfuhr, versuchte er mit seinen Zehen die Socken abzustreifen – und scheiterte dabei. Außerdem ließen seine Versuche ihn unangenehm verdrehen. „Renji, was machst du da?“ „Ein Idiot sein. Ich krieg die Socken nich aus." Ein Schnalzen mit der Zunge, sehr missbilligend, und ein tiefes Seufzen. „Also gut. Ich werde helfen.“ Und dann, einfach so, war Byakuya auf seinen Knien. Der Anblick ließ Renjis Glied zur vollen Aufmerksamkeit springen. All das Blut floh in einem heißen Strom aus seinem Gehirn. Renji musste einen wimmernden, glücklichen Laut von sich gegeben haben, denn Byakuya blickte auf. Ihn so aufblicken zu sehen, sein Mund durch die Verwirrung leicht geöffnet, Augen geweitet, Haare frei vom Kenseikan – hätte Renji beinahe vom Fleck weg erledigt. Tatsächlich wurden Renjis Beine wackelig und er war gezwungen sich hinzusetzen. Hart. Sein Hintern schlug mit einem Knall auf dem Tatami auf. Byakuya schüttelte entweder seinen Kopf oder wurde durch stilles Lachen geschüttelt. Doch als Renji stöhnend und hilflos auf dem Boden lag, waren die Socken schnell ausgezogen. Er zog an der zweiten Socke und Byakuyas Mund zuckte vor Vergnügen, als er über Renjis Knie hinweg blickte. „Ich muss sagen, dass mein Einfluss auf dich sehr… schmeichelnd ist.“ „Tut mir leid, ich hab nur – du… so – ugh. Hübsch.“ „Durchaus“, gluckste Byakuya. Er ließ seine Hände über die Innenseiten von Renjis Oberschenkel gleiten, strichen und stießen sie sanft auseinander. „Wir werden es nicht zum Bett schaffen, oder?“ Er sicher nicht, wenn Byakuya seine Zunge weiter so benutzte. Renjis Atmen kam schneller, während er Byakuya beobachtete, wie er über sein Knie leckte und unerträglich langsam seinen Weg in die Mitte bahnte. „Wirst du wirklich…? Ich mein, ich dacht, du wolltest mich festbinden“, schaffte er es noch heiser herauszubringen.“ Byakuya unterbrach seinen Weg und sah Renji durchdringend an. „Tatsächlich war das deine Idee. Ich habe nur freudig zugestimmt. Wir können improvisieren“, sagte Byakuya und griff nach dem Obi seines Yukata. „Ich kann dich auch an dich selbst festbinden.“ „Kannst du?“, Renji spürte wie bei dem Gedanken Hitze seinen Körper durchfuhr. „Was bedeutet das überhaupt? Hast du irgendwelche Techniken oder so nachgelesen?“ „Natürlich“, sagte Byakuya emotionslos, doch Renji sah das Funkeln in seinen Augen. Der Gedanke erregte ihn auch. Tatsächlich schien es sogar zu viel zu sein, denn er senkte den Blick, um zu sagen: „Kinbaku.“ Kinbaku? Heilige Scheiße. Der Gedanke daran erregte und beängstigte Renji zugleich. Aber war es nicht zu kompliziert? Oder war es genau das, was er brauchte? Als würde er Renjis Gedanken lesen, biss Byakuya reuevoll auf die Unterlippe. „Doch wenn wir das tun, müssen wir ins Schlafzimmer gehen. Ich habe dort ein spezielles Seil.“ Nicht zu vergessen, dass dort auch das Gleitgel war. Und alles andere. Es schien ein einfach zu lösendes Problem. „Also dann. Wettrennen.“ „Ein Wettrennen? Renji du hast keine Chance…“ Byakuya sah überrascht aus, als der Wind von Renjis Shunpo seine Haare zum Flattern brachte. Renji grinste breit und winkte vom Bett des anderen Raumes. „Was sagtest du, Kommandant?“ Er nahm sich Zeit, anständig aufzustehen und ging bedächtig auf Renji zu. Die Bewegungen wurden nur ein wenig ins Lächerliche gezogen, da der Yukata nicht mehr verschlossen war und Renji einen fantastischen Blick auf blasser Haut und verlockende Andeutungen von anderen Dingen freigab, während er bei jedem Schritt etwas aufglitt. Byakuya schnaubte missbilligend, als er sich zur Kommode drehte und durch die obere Schublade kramte. Dort waren, wie Renji wusste, alle Sexspielzeuge versteckt. „Du musst auf allen Vieren wie ein Tier galoppiert sein.“ Renji nickte. „Und? Hab ich dich geschlagen oder nich?“ Das Lächeln war aus Byakuyas Stimme rauszuhören. „Ja. Ich vermute, das hast du.“ Renji verlagerte das Gewicht, um seine Beine auf dem Bett auszustrecken und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, als er sich gegen das Fußende lehnte. „Also, wie möchtest du mich?“ „Für den Anfang auf dem Boden, auf deinen Knien“, sagte Byakuya so sachlich, dass die Erregung durch Renji bis tief ins Innere schoss. Da er gefunden hatte, was er suchte, drehte sich Byakuya herum. Seine Augen schienen in dem Anblick von Renji, ausgebereitet auf dem Bett, zu ertrinken und sein Blick war sehr besitzergreifend. Renji konnte auch sehen, welchen Effekt er auf Byakuya hatte. In Momenten wie diesem, wenn er Byakuyas ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, reizte es Renji oft, noch einen drauf zu setzen – verführerisch die Hüfte zu bewegen oder seine Fingerspitzen über seinen Körper gleiten zu lassen, mit sich selbst spielen, etwas… Doch es schien kaum notwendig. Außerdem hatte Renji das Gefühl, als wäre Teil der Anmache, dass er einfach nur da und er selbst war – grob und unkultiviert wie er war, irgendwie ahnungslos und total ungeübt in der Kunst des Verführens. Er könnte sich zurücklehnen und den Rest des Abends damit verbringen, Byakuyas Erregung zu bewundern und zu betrachten, doch Renjis Augen wurden zu einer langen, sehr stabil aussehenden Hanfseil gelenkt, knallrot gefärbt lag sie in Byakuyas Händen. Byakuya bemerkte Renjis Blick und schaute selbst darauf hinab. „Du würdest nicht glauben, wie lange ich über die Farbe nachgedacht habe. Ich dachte an schwarz, doch ich wollte nicht, dass etwas von deinen Tattoos ablenkt. Weiß schien… tödlich; lila und grün und solche Farben schienen mir alle zu albern und ich habe befürchtet, dass sie sich mit deinen Haaren beißen. Doch rot… Ich konnte nicht anders als an dich denken, als ich es sah.“ Alle Wörter verdorrten in Renjis Kehle. Er glitt wortlos auf den Boden. Seine Knie knallten mit einem dumpfen Laut auf den Boden. Byakuyas Augen weiteten sich bei Renjis Reaktion und ein kleines Lächeln kräuselte sich an den Ecken seiner Lippen. Als er herankam und vor Renji halt machte, mutmaßte er: „Ich sehe, es hatte den gewünschten Effekt.“ Renji nickte, da er keine Gedanken neben ‚Ja‘ und vielleicht ‚Beeil dich‘ formen konnte. Doch Byakuya schien für einen Moment zu zögern, sagte dann aber: „Komm ein wenig vom Bett weg, sodass ich hinter dich gelangen kann.“ Als Renji dem nachkam, warf Byakuya das Seil auf die Matratze und setzte sich hinter ihn. „Kannst du für mich deine Arme hinter deinem Rücken verschränken? Ja, genau so. Du wirst geduldig sein müssen, Renji. Die Knoten sich sehr kompliziert und sollen schön werden.“ Geduldig? Er wäre glücklich, wenn er nicht alleine vom Gedanken an all das kommen würde. Sein Schwanz war bereits hart und seine Hoden so angespannt, dass sie schon zu schmerzen begannen. Außerdem war Byakuya unerträglich sanft, als er das Seil herumband und hier und da inne hielt, um etwas mit einem Ruck zu tun, was vermutlich alles festzog und sicherte. „Renji? Du machst sehr viele Geräusche, ist alles in Ordnung?“ „Mmm“, brachte Renji heraus, doch er war überrascht, als Byakuya das Seil um seinen Hals band. Er rückte etwas davon weg, bevor es ihm den Atem nahm. „Nein?“, fragte Byakuya und stoppte. „Renji, wie lautet unser Sicherheitswort?“ „Ikebana, aber wir brauchen eins für ‚wart mal ne Sekunde‘“, sagte Renji ein wenig irritiert und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Ein starker Arm umschlang Renjis Taille und lehnte ihn zurück gegen den festen Körper Byakuyas. In Renjis Ohr murmelte er: „Das haben wir. Es ist Sakura.“ „Oh, richtig. Nun ja, das dann. Nur… Ich denk… Ok, ja“, sagte Renji und entspannte sich, während Byakuya gleichmäßig seine Seite streichelte. Wie die Berührung seiner Hand im Büro war es beruhigend, als Byakuya ihn so hielt. Renji bemerkte, dass er wieder atmen konnte, trotz dem Druck an seinem Hals. „Ich bin ok, mach weiter. Ich lass dich wissen, wenn sich was ändert.“ Byakuya bewegte sich langsam von ihm weg, hörte auf, Renjis Ohr und Schulter zu küssen. „Tu das bitte. Wenn es dir hilft, es zu intellektualisieren, das ist der Teil, der dich an dich selbst festbindet und da ist ein Knoten, hier“, sagte er und festigte etwas, dass Renjis Rücken wölben und seine Hüften und Glied nach vorne stießen ließ. „Das wird dich davor bewahren, dich selbst zu erwürgen, doch es wird Druck vorhanden sein…“ Byakuya blickte über Renjis Schulter um seine fertige Arbeit zu bewundern. Sein Atem stockte bei dem Anblick. Ihm fehlten die Worte, also wisperte er nur bebend in Renjis Ohr: „Oh. Ja. Das.“ Renji hätte gelacht, wenn er nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, nicht vor Erregung zu hyperventilieren. So viel zu intellektualisieren, eh, Byakuya? Byakuya überraschte Renji damit, dass er nicht sofort aufstand. Er kniete weiterhin dort, sein Körper eng an Renjis Rücken gepresst. Seine Hände fuhren über zitternde Muskeln, als wolle er sich so die Erinnerungen zu diesem Anblick von Renji in dieser Weise einbrennen. Hilflos und verfügbar. Kühle Hände hinterließen eine Spur aus Hitze, als Renji angestrengt versuchte sich in die Berührungen hineinzubewegen. Auch wenn da kaum wirkliche Fesseln waren fühlte sich Renji komplett bewegungsunfähig. Und dies in einer Weise, sodass er schmerzhaft die Beine spreizen musste. Ein Daumen spielte mit Renjis erhärteter Brustwarze und er zog schmerzvoll gegen die Fesseln. Byakuyas andere Hand umschloss Renjis Glied und begann zu pumpen. Während seine Hand über die Länge von Renjis Schwanz spielte, zog und drehte er quälend an dem Nippel. „Oh, scheiße Gott“, war der wortgewandteste Kommentar, den Renji anbieten konnte. Der Rest waren Geräusche, von denen selbst Renji nicht gewusst hatte, dass er sie machen konnte. Renjis Glied wippte kläglich, während er diese vorzügliche Tortur über sich ergehen ließ, noch etwas mehr und er war am Ende. Byakuya schien sich jedoch Renjis Grenze bewusst zu sein und stoppte. Doch der plötzliche Mangel an Stimulation ließ Renji keuchen und schnaufen. Byakuya stand auf und ging um Renji herum, um ihm gegenüber zu stehen. Er stand einen langen Moment dort, schien den bebenden und stöhnenden Anblick von Renji, auf seinen Knien und gefesselt, zu genießen. Währenddessen spürte Renji, dass seine Knie wackelig und schwach waren. Er hätte Byakuya darum bitten sollen, auch seine Beine zu sichern, denn er hatte das Gefühl, dass er mit nur dem Kleinsten Stoß mit der Nase den Tatami küssen würde. Byakuya ließ den Yukata von seinen Schultern gleiten und stand komplett nackt vor Renji. Renji vergaß beinahe zu atmen. Es gab keinen selteneren und schöneren Anblick als Byakuya komplett entblößt. Doch dann bearbeitete Byakuyas Hand seine eigene Erektion, während er Renji seine Finger anbot. Renji saugte gierig an ihnen, seine Augen darauf gerichtet, was er wirklich wollte. Das Seil hielt ihn fest an Ort und Stelle. Er war sich ziemlich sicher, dass er vor Frustration begann zu knurren. Byakuya hatte Mitleid mit ihm und lenkte sein Glied in Renjis flehenden Mund. Er griff nach einer Handvoll Haaren und schlug ein gnadenloses Tempo an. Renji versuchte nur mitzuhalten, zu saugen und zu lecken, wo er nur konnte. Es kümmerte ihn nicht wirklich, denn es war selten, dass sich Byakuya so vollkommen fallen ließ. Renji beobachtete Byakuyas Augen, so geweitet, dass es schon bald wirkte, als würden sie herausfallen. Seine Wangen waren im Rausch der Erregung mit einem hellen Pink durchzogen. Schweiß glitzerte auf seiner blassen Haut, fingen Strähnen der tintenschwarzen Haare ein und ließen sie an Hals und Wange kleben. Byakuya sah vollkommen wild aus. Dann warf er seinen Kopf zurück und stöhnte: „Oh Gott, Renji.“ Und das reichte. Renji kam in einem heißen, explosiven Erguss, gerade als Byakuyas Hitze seinen Mund füllte. Er genoss den strafenden, ziehenden Griff in seinen Haaren und das Beben der kraftvollen Oberschenkelmuskulatur und schluckte hungrig. Keuchend ließ Byakuya Renjis Haare los, ließ zu, dass seine geschwächten Beine nachgaben und setzte sich auf das Bett. Renji hätte den Anblick von Byakuyas ausgebreitetem Körper genossen, wenn sein eigener Körper ihn nicht vollständig betrogen hätte. Ohne Byakuyas Hand, die ihn festhielt, machte Renji eine unangenehme Verrenkung und schlug mit dem Gesicht zuerst auf dem Boden auf. Er landete hart auf der Nase und die Fesseln strangulierten ihn beinahe. Er konnte nicht atmen und begann, panisch zu werden. „Ikebana“, krächzte er schwach gegen die Bodenmatten. Byakuyas Reaktion war schnell. Er sprang auf die Füße. Als Renji nach Luft rang hörte er, wie Stahl die Scheide verließ und den Befehl: „Verblühe, Senbonzakura.“ Warte, was…? Er bringt mich um, dachte Renji. Ich wusste, dass er angepisst wäre, wenn ich ‚Nein‘ sage. Ich werde sterben. Doch stattdessen war da nur eine federleichte Berührung von dem Wind der vorbeischnellenden Klingen. Dann zerfielen die Fesseln in einzelne Fasern. Renji schnappte nach Luft – und hustete, als er die dünnen Fragmente des Hanfs einatmete. Doch Byakuya war da, kniete neben Renji auf dem Boden, zog ihn aufrecht und legte seine Hände auf die Seiten von Renjis Gesicht. „Bist du in Ordnung?“, fragte er unruhig. Renji öffnete blinzelnd seine Augen und sah die leuchtenden Klingen von Senbonzakura, ihr pinkfarbenes Kidō-Licht strahlte hell im dunklen Raum, während sie umherwirbelten und zurück in die versiegelte Form wechselten. „Das ist verdammt cool“, sagte Renji, seine Stimme war kratzig. „Ich wusst nich, dass du sie alle so präzise kontrollieren kannst.“ „Übung“, sagte Byakuya angespannt. Seine Fingerspitzen berührten leicht Renjis Hals. „Du wirst Striemen haben, aber ansonsten scheinst du unbeschadet zu sein.“ „Ich denk, ich war doch irgendwie etwas wackelig“, sagte Renji kleinlaut. „So lange du nicht ernsthaft verletzt bist“, sagte Byakuya. Behutsam führte er Renji zum Bett. Er setzte sich neben ihn und ließ seine Hände über Renjis Arme gleiten, massierte sie sanft. „Lass mich den Rest von dir sehen.“ Renji legte den Kopf zurück, ließ ihn gegen das Kopfende ruhen und schloss dabei seine Augen. Byakuya schien ihn sogar noch mit einem warmen Lappen, der von irgendwoher kam, sauber zu machen. Renji war zu schläfrig, um dem Ganzen wirklich folgen zu können, doch es fühlte sich schön an. „Renji, könntest du lange genug wach bleiben, um zu kuscheln?“ „Kuscheln?“ Das Wort ließ Renjis Augen auffliegen. Irgendwie steckte Byakuya bereits unter der Decke und trug sogar einen neuen Yukata. Er war in einem blau-grau und war mit fallenden Schneeflocken bemalt. Renji war immer noch komplett nackt und saß, aufgerichtet gegen das Kopfende, außerhalb der Decke. Er zog seine Finger durch die Haare, um etwas wacher zu werden und glitt dann schnell unter die Decke. Byakuya öffnete seine Augen und Renji presste sich ungeduldig an ihn, schlang einen Arm um Byakuyas schlanke Taille. Als Renji seinen Kopf unter Byakuyas Kinn platziert hatte, seufzte dieser zufrieden. „Ah, ja. So.“ Renji lächelte. Byakuya würde das nicht lange durchhalten, doch es war ein unglaubliches Zugeständnis, es überhaupt zu versuchen. Außerdem würde Renji schneller einschlafen, als sich Byakuya wegrollen konnte. „Ich liebe dich“, murmelte er, als er einschlief. Kapitel 2: Morning Kisses and Onii-chans ---------------------------------------- Renji wachte von einer leichten Berührung an seiner Nase auf und dem nachklingenden Geruch von Jasmin und Sex. Er öffnete ein Auge einen Spalt. Er griff nach ein paar Strähnen tintenschwarzen Haares und schaffte es, die Finger darin zu verschränken, bevor sich Byakuya ihm entziehen konnte. „Morgen“, sagte Renji. „Ja, auch wenn nicht für viel länger. Wir haben verschlafen“, sagte Byakuya und klang dabei so kratzbürstig, dass Renji ihn für einen Kuss hinunterziehen musste. Byakuya seufzte ungeduldig gegen Renjis Lippen, doch er ließ Byakuya nicht los, bis dieser nachgegeben und sich richtig küssen gelassen hatte. Auch wenn Renji sich sicher war, dass sein Mund vom Morgenatem sauer war, schaffte es Byakuya irgendwie, noch etwas nach dem Nachtisch von gestern Abend zu schmecken. Renji hätte den ganzen Morgen küssen können, doch Byakuyas Körper war steif und ungeduldig, als er über Renji lehnte. Also ließ er ihn mit einem letzten, liebevollen Streichen von Zunge, Zähnen und Lippen von ihm ab. Byakuya setzte sich auf und zog seinen Yukata fester um seine Schultern, wie ein verärgerter Vogel, der Schnee aus seinen Flügeln schlug. „Ich hatte gehofft, wir könnten ein Bad nehmen.“ Zusammen? Klang göttlich. Renji streckte sich mit einem großen Gähner, bis es in seiner Schulter knackste. „Ja, kein Problem. Ich kann in fünf Minuten fertig sein.“ Byakuya nickte. Er ging zum Raum mit seiner Garderobe und sagte über seine Schulter: „Ich sag Eishirō, damit er uns Tee ins Sentō bringt.“ Renji zog sich in eine aufrechte Position und ließ die Beine über die Seite vom Bett hängen. Er nahm sich einen Moment, um richtig wach zu werden. Durch das Fenster schien die Sonne hoch über den Kirschbaumgarten. Von der Qualität des Lichts her müsste es schon fast Mittag sein. Es war unüblich dass sie beide so tief geschlafen hatten und ein Wunder, dass kein Diener sie geweckt hatte. Er blickte zu seinen Zehen herab und bemerkte, dass der Boden mit einem feinen Film von roten Fusseln bedenkt war. Die einzigen Überreste vom Missgeschick der letzten Nacht – nun ja, das und der leichte Schmerz um seinen Hals. Renji begutachtete seine Arme und war froh, dort keine Striemen zu sehen. Er konnte nur hoffen, dass trotz seines Gefühls, seine steinharte Haut keine Macken zugelassen hatte. Denn sonst wäre es vielleicht unangenehm, es zu erklären, falls jemand fragte. Er würde in ein paar Stunden im Dienst sein. Renji saß immer noch und rieb sich das Gesicht, als Byakuya um das Bett herum kam und sich vor ihn stellte. Er hielt Renji die zerschlissene Kirschblütenrobe hin. Als Renji sie nahm, sagte Byakuya: „Steh auf, lass mich dich ansehen.“ Pflichtbewusst kam Renji auf die Füße und glitt in seinen Yukata. Byakuya schob sanft Renjis Haare zur Seite, um den Hals zu begutachten. Er glättete ein paar Falten aus der Robe, während Renji sie band und schnalzte mit der Zunge. „Ich werde einen Ruf bekommen.“ „Heh, ich rede nicht über Bettgeschichten“, sagte Renji und platzierte einen weiteren Kuss auf Byakuyas Scheitel. „Außerdem hab ich mir das selbst zugefügt.“ Byakuya strich weiterhin den Stoff von Renjis Yukata glatt,versuchte die Knitter aus der Wolle an seinen Schultern zu bekommen. „Vielleicht sollte ich Eishirō diskret nach dem Heiler des Anwesens schicken lassen. Sie ist nicht gewohnt, Shinigami zu heilen, doch ich bin mir sicher, dass sie einen Striemen behandeln kann." Renji zuckte mit den Achseln. Er war sich sicher, dass es viel schlimmer aussah, als es sich anfühlte. Byakuya stand nah genug, dass Renji seine Arme um Byakuyas Taille schlingen konnte. Renji zog ihn so nah, dass Byakuyas Hände Renjis Schultern umfassten und ihre Bäuche sich berührten. Byakuya blickte auf und öffnete seinen Mund, vermutlich um zu protestieren, doch Renji eroberte seine Lippen für einen weiteren, tiefen Kuss. Dieses Mal schien Byakuya es ein wenig mehr zu schätzen, so dass er seine Hände hinaufgleiten ließ, um Renjis Schultern zu umschlingen. Finger fanden den Weg ins Renjis Haare. Währenddessen presste Renji seine Hände gegen die Konturen der starken Muskeln von Byakuyas Rücken. Sie taten das fast nie: Stehend küssen. Und es erregte Renji auf einer tiefen Ebene, wie Byakuya sich leicht aufrichtete, um Renjis Lippen zu begegnen. Renji fragte sich, ob Byakuya es genauso hasste, wie er es liebte, doch doch spürte er, wie Byakuyas Reiatsu nach ihm tastete und sich mit seinem verflocht. Renji knurrte kehlig und glücklich. Daraufhin zog sich Byakuya zurück und legte einen Finger auf Renjis Lippen. "Stopp. Du erregst mich." Er saugte Byakuyas Finger ein und biss neckend hinein. „Und das ist schlecht, weil...?“ Byakuyas andere Hand verließ Renjis Haare, um ihn auf den Hintern zu schlagen. Der Hieb war hart genug, um Renji zu überraschen und Byakuyas Finger mit einem Grunzen loszulassen. „Weil“, begann Byakuya und drückte sich ohne Probleme aus Renjis Umarmung heraus. „Wir werden heute in der Division erwartet. Unter diesen Umständen wären wir beide zu spät und die Leute würden reden.“ Er beobachtete, wie Byakuya ging und rieb sich seinen Hintern. „Richtig. Ich hole meine Sachen ein und wir können gehen.“ Aufgrund der späten Stunde wurden sie am Sentō etwas aufgehalten. Renji schlang die Arme um sich selbst, um sich etwas zu wärmen, als sie vor dem Privateingang standen und nur in Handtüchern gewickelt waren. Sie warteten, bis der letzte Besucher hinausgehuscht war. Sie hatten draußen in der privaten Nische geduscht und auch wenn die Sonne warm genug war, hatte die Luft etwas vom aufkommenden Winter. Renji schüttelte den Kopf. „Weißt du, das ist doch dumm, oder? Ich meine, du könntest einfach mit den anderen Leuten reingehen.“ „Ja, aber du nicht. Du verängstigst die Kinder.“ Es brauchte einen Moment, bis Renji bemerkte, dass Byakuya versuchte, daraus eine Art Witz zu machen. Es war kein besonders Guter und Renji wollte schon fast anmerken, dass da immer noch Frauen und Kinder drin sein könnten, da Eishirō sich dazu entschlossen hatte, nur die Seite der Männer der heißen Quelle räumen zu lassen. Stattdessen ließ Renji seine Schultern in der Kälte hängen und sagte: „Es ist immer noch bescheuert. Das sind nur Tattoos. Es ist nicht so, als hätte ich eine nackte Frau auf meinem Rücken gemalt oder so etwas. Ich habe noch nicht einmal Yakuza-Tinte.“ Endlich glitt die Tür auf und ein sehr entschuldigend dreinblickender Eishirō verbeugte sich tief. „Ich entschuldige mich zutiefst dafür, sie warten gelassen zu haben, mein Herr. Doch Tee und Frühstück erwartet sie bereits.“ „Gott sei Dank“, sagte Byakuya ein wenig schnippisch und trat in den Raum voller Wasserdampf. Während er Byakuya ins Innere folgte, fühlte sich Renji schuldig, die immer noch tief verbeugte Form des Hausverwalters zu sehen. Also sagte er: „Keine Sorge, Eishirō. Wir wissen, dass du dein Bestes getan hast.“ Selbst wenn er dankbar war, nicht mehr draußen in der Kälte herumstehen zu müssen, war Renji ehrlich beeindruckt, dass sie nicht länger hatten warten müssen. Er konnte die grummeligen Laute von männlichen Stimmen hören, die ihr Geld zurückverlangten. Wäre die Situation andersherum gewesen, hätte Renji ganz sicher nicht gehen wollen, bevor seine Zeit um war. Der Ort hier kostete ein Vermögen. Und gesagt zu bekommen, dass man sich verpissen sollte, weil der Typ, dem der Laden hier gehörte, ein privates Bad nehmen wollte? Das war scheiße. Renjis Augen folgten Byakuya, als er seine Robe zur Seite legte und ins das Wasser nahe dem Tablett mit dem Tee ins Wasser glitt. Renji wurde niemals müde darin, Byakuya nackt zu sehen. Der Mann war wie eine Art lebende Skulptur aus Alabaster und Obsidian – wunderschön, wenn auch etwas gereizt vor dem Tee. Sobald er sich selbst eine Schale eingegossen hatte, versank er bis zu den Schultern im dampfenden Becken. Nachdem er sein Handtuch auf der nahen Bank angelegt hatte, begab sich Renji ins Wasser. Es fühlte sich nach der Kälte draußen schon fast zu heiß an. Eishirō schob die Türen auf, um den Blick in den Garten des Anwesens freizugeben und scheuchte damit einen Fischreiher auf. Er hebte mit lautem Protest ab und flatterte mit seinen großen, weißen Flügeln. Renji beobachtete, wie er Kreise zog, bevor er sich in den großen Rohrkolben am anderen Ende des morastigen Gartens niederließ. Dann kniete sich Eishirō hin und presste seine Stirn gegen die nassen Bodenfliesen. „Die Hausheilerin ist auf ihrem Weg, mein Herr. Benötigt ihr sonst noch etwas?“ Byakuya schien mit seiner ersten Schale Tee ein wenig seiner Geduld zurückgewonnen zu haben. „Nein und vielen Dank für deine Sorgfalt, Eishirō.“ „Ich lebe um zu dienen, mein Herr.“ Renji hob daraufhin eine Augenbraue, doch er glaubte, dass es Eishirō ernst meinte. Er würde sich nicht wagen, an dieser Stelle sarkastisch zu sein, oder? Und doch, vielleicht würde er. Wenn irgendwer damit davonkommen würde, dann wäre es Eishirō. Byakuya schien jedenfalls nicht wirklich darüber nachzudenken. Eishirō glitt lautlos hinaus und Byakuya wandte sich um, um sich eine zweite und eine weitere Schale einzuschenken, die er Renji anbot. Renji nahm diese an und fühlte sich sehr dekadent, Tee im Bad zu trinken. „Ich werde wohl erst am Abend in der Division zu dir stoßen“, erklärte Byakuya und legte seinen Kopf zurück an den Beckenrand. Dort wo es das Wasser berührte, breitete sich das lange, schwarze Haar fächerartig aus und waberte um seine Schultern. „Ich muss mich um Familienangelegenheiten kümmern.“ „Verstanden“, sagte Renji und nippte an seinem Tee. Verdammt, er hatte vergessen, wie gut Byakuyas Tee war. Da war ein reicher, schmackhafter Unterton darin. Nicht wie das Zeug im Shōten. Renji nahm noch einen Schluck um den Geschmack auf seiner Zunge zu genießen, bevor er sagte: „Ich denke, da wird eh nicht viel auf dem Terminkalender sein. Die größten Punkte, die ich heute machen werde ist ein Wort mit Kinjo zu wechseln und eine Beförderungsfeier für Nanako zu planen.“ Oh und vermutlich einer unruhigen Rukia versichern, dass sie mit vollem Einverständnis ihres Bruders durch das Kuchiki Senkaimon verschwinden würden. Byakuya blickte ihn über dem Rand seiner Teeschale an. „Sollten wir etwas Offizielles über Miishos Ruhestand sagen? Was meinst du?“ Renji überlegte. Die Tatsache, dass sich jemand von der Division zur Ruhe setzen würde, war schon eine Neuigkeit. Shinigami verließen den Dienst normalerweise in einem schlichten Sarg oder je nachdem in einer Urne. Doch noch einmal, Renjis eigener Vorgänger, Ginjirō Shirogane, war ausgemustert worden… also war es nicht vollkommen unbekannt in der Sechsten. Niemand würde über Gerüchte überrascht sein, dass Byakuya Miisho dies angeboten hatte. Er hatte es immerhin auch für den früheren Vizekommandanten getan. Doch Renji zuckte mit den Achseln. „Da werden zwangsläufig Fragen aufkommen. Es ist offensichtlich, dass ich und er Ärger hatten. Ich hab ihn auf die Straße geworfen und all das. Wir sollten zumindest eine Antwort darauf haben.“ „Vielleicht ist das das Einfachste“, sagte Byakuya und nahm einen tiefen Schluck Tee. „Deute einfach nur an, dass ihr nicht miteinander klar kamt.“ Renji zog in seine Teeschale hinein eine Grimasse. Er mochte das nicht; es ließ ihn aussehen wie der Schläger von der Elften, was alle anderen von ihm erwarteten. Doch er vermutete, dass diese Sache sich zu ihrem Vorteil herausstellen würde. Niemand würde Renji groß anpampen – nicht wenn sie dachten, dass es ohne große Umwege in eine mysteriöse Art von ‚Ruhestand‘, gestiftet vom Kommandanten, führen würde. Renji kippte den Tee weg, als wäre es Sake. Es war nicht so, als hätten sie einen Haufen anderer Möglichkeiten. Die Wahrheit würde nicht funktionieren, es sei denn, sie wollten sich der Anklage wegen Unzucht gegenüberstehen sehen. Trotzdem hasste es Renji, Miishos Ruf zu zerstören, um ihren eigenen zu retten. Da war mal eine Zeit, in der Renji den Typen respektiert hatte. Sicher, es hatte sich herausgestellt, dass er mehr oder weniger ein Arschloch war, doch er hatte die Division in harten Zeiten zusammengehalten. Und es war absolut gerecht, angepisst wegen dieser Sache zu sein – Miisho war nicht der einzige Kerl, der Byakuya vergötterte und es übel genommen hatte, einen Schläger wie Renji als Vizekommandanten zu haben. Er tauchte seinen Kopf für eine Sekunde unter Wasser. Als er wieder aufgetaucht war, nahm er die leere Schale, kam hinüber um sie aufzufüllen und zu schauen, was ihr Frühstück alles beinhaltete. Er schaute unter die Körbe, als Byakuya sagte: „Ich erkenne, dass du unglücklich bist.“ Renji schnappte sich mit den Fingern ein bisschen von dem eingelegten Rettich und zuckte die Achseln. „Das größte Verbrechen des Typen war, dass er uns erwischt hat, wie wir uns beinahe geküsst haben. Ich denke, ich fühlte etwas Mitleid für ihn.“ „Tu das nicht“, sagte Byakuya. „Er war bis zum Ende reuelos. Ich habe ihm die Möglichkeit gegeben, sich für uns zu freuen und er hat abgelehnt. Ich bin nur dankbar, dass ich in der Lage war, den Heiratsvertrag zu brechen und ihn auf die Hälfte des ursprünglichen Preises runterhandeln konnte.“ Renji hielt inne, seine Nase hing immer noch über den reichhaltigen Geruch, der von dem Odon, einem winterlichen Eintopf mit Fisch, Tofu und Gemüse, kam. Er schöpfte 2 Schalen voll. „Hälfte? Was machst du mit den beiden anderen Teehäusern?“ Byakuyas Augen waren auf den Garten gerichtet. Seine Lippen kräuselten sich für einen Moment, bevor er sagte: „Nichts im Moment. Sie werden in der Familie blieben.“ ‚In der Familie‘? Das war eine halbherzige Weise zu sagen, dass er plant, sie zu behalten. Renji nahm eine sonnengetrockneten Makrele und stopfte sie sich in den Mund. Mit einer Schale Suppe und einer mit Reis setzte er sich auf die andere Seite des Beckens. Byakuya beobachtete, wie Renji platschend an ihm vorbei lief. „Ich weiß, du magst die Idee nicht, Renji“, sagte Byakuya. Nicht mögen? Byakuya wusste ganz genau, dass Renjis Gefühle dazu ein wenig stärker waren, als das. Er schüttelte nur den Kopf, setzte die Schalen am Rand des Beckens ab. Da gab es keinen Sinn, darüber zu reden, also kaute er weiter auf dem Fisch herum. „Dein Blick ist sehr wütend“, bemerkte Byakuya und griff nach der Schale Eintopf, die ihm Renji gefüllt hatte. „Doch du solltest mich anhören. Ich habe Verantwortung, das westliche Teehaus zu behalten, jetzt wo ich Daisuke als meinen Spion unterhalte.“ Renji grunzte. Er vermutete, dass das irgendwo schon Sinn machte, doch man könnte auch meinen, dass es genauso nützlich war, einen Spion im Teehaus eines anderen zu haben. Außerdem, so weit weg wie Byakuya war, war es nicht so, als könnte er den Jungen beschützen, wenn er auffliegen sollte. Byakuya fuhr fort: „Außerdem könnten sie als Unterschlupf nützlich sein, sollte der Bedarf aufkommen.“ Mit einem Schnauben und dem Mund voll Fisch fragte Renji: „Planst du, abtrünnig zu werden, Kommandant?“ „Nein, doch niemand plant so ein Desaster. Ich bin mir sicher, dass die Shiba unvorbereitet getroffen wurden“, sagte Byakuya und nippte an dem leckeren Eintopf. „Ich würde lieber dem Beispiel der Shihōin folgen und zumindest ein wenig vorbereitet zu sein.“ „Dann solltest du dir selbst eine verdammte, riesige, unterirdische Höhle bauen und kein Versteck im Puff.“ „Renji“, Byakuyas Ton war scharf, eine Warnung. Ruhiger fügte er noch hinzu; „Das ist wohl kaum konstruktiv… oder praktikabel.“ Renji vergrub seine Zähne in dem restlichen Fisch. Dann deutete er mit dem Fischschwanz auf Byakuya. „Du möchtest es praktikabel? Versuch es in dieser Größenordnung: Wenn du irgendwann einmal als eine Art Gesetzesloser endest, ist das erste, was passiert, dass sie dein Vermögen einziehen. Also wirst du kein Bordell haben, zu dem du dich abseilen kannst, oder?“ Byakuya wollte irgendetwas sagen, doch Renji schnitt ihm das Wort ab. „Und selbst wenn du es aus deinen Büchern raushältst, glaubst du nicht, dass irgendwer deine Vergangenheit in Erwägung zieht und dort nach dir schaut? Gott verdammt, Byakuya, die sind nur im ersten Distrikt. Glaubst du nicht, dass dich niemand einen Steinwurf vom verschissenen Tor ausmacht? Du wärst sehr viel schlauer, wenn du dich in Hueco Mundo versteckst.“ Byakuya, der ausgesehen hatte, als würde er wütend werden, schien nun verwundert zu sein. „Hueco Mundo? Nicht das Diesseits?“ Renji zermalmte den Rest des Fisches und schüttelte den Kopf. „Du bist im Diesseits ein verschissener Leuchtturm, kinderleicht zu lokalisieren. Soweit ich das verstehe, ist Hueco Mundo voll von Hollows und Schlimmerem, also wird es viel einfacher sein, sich unter solchen spirituellen Kreaturen zu verstecken. Ich bin sicher, dass das Aizen ebenfalls tut.“ Nach einem Moment sagte Byakuya knapp: „Nun ja. Das ist zumindest viel konstruktiver.“ War es und es machte so viel mehr Sinn. „Was auch immer. Warum gibst du nicht einfach zu, dass der Profit zu gut ist, um sie fallen zu lassen?“ „Das ist ungerecht, Renji. Ich war bereit, sie für dich zu veräußern und das habe ich - in einem großen Ausmaß.“ Er setzte seine Schale ab und stand auf, offensichtlich fertig mit dem Bad und dem Gespräch. „Jedoch wurde entschieden, dass Miishos Schweigen nicht mehr den Originalpreis wert war. Ich empfinde dich nicht länger als ein solch schmutziges Geheimnis, dass ich jeden Preis für das Schweigen zahlen würde.“ Oh. Nun ja, scheiße. Warum hätte das Byakuya nicht direkt sagen können? „Ich verstehe, dass du persönliche Einwände hast, Renji“, fuhr Byakuya fort, sein Rücken war Renji zugewandt, als er sich mit dem Handtuch abtrocknete. „Doch das war eine rein geschäftliche Entscheidung. Meine Entscheidung. Meine Familienangelegenheiten.“ Oh. Nun ja, scheiße. Warum musste das Byakuya nun so sagen? Gerade dann, wenn Renji Reue und all das fühlte? Renji schnappte sich die Reste seines Frühstücks und folgte. Er schluckte einen Mund voll Reis hinunter und damit auch seinen Stolz, um zu sagen: „Ja, schön, du hast Recht. Ist nicht meine Familie, ist nicht meine Angelegenheit.“ Im Umkleideraum hatte Eishirō zwei Körbe hingestellt. Auf dem einen lag Senbonzakura oben drauf, bei dem anderen Zabimaru. Der Kommandanten-Haori hing sorgfältig an einem nahen Haken. Byakuya begann sich anzuziehen. Nachdem er seinen Fundoshi angelegt hatte, seufzte er leise. „Lass uns nicht darüber streiten.“ „Das war ungefähr das, was ich damit sagen wollte“, stimmte Renji zu. Er setzte sich auf die Bank und kramte in dem Korb nach seinem Untergewand. Da er die Tabi zuerst fand, lächelte Renji über den Gedanken an letzter Nacht. Er zeigte sie Byakuya, bevor er sie anzog und den Bund flitschen ließ. „Die Heilerin kam nicht“, bemerkte Byakuya. „Sie hatte nicht die Zeit dafür. Wir haben nicht einmal das Frühstück beendet“, wies Renji auf die Tatsache hin, während er die Socken richtete. „Schau, ich werde sie abpassen, bevor ich zur Division rübergehe, ok?“ „Ja“, sagte Byakuya und glitt in seine Shitagi und begann mit den Knoten. „Mach das. Der Striemen ist unansehnlich blau-bräunlich geworden.“ Jetzt schon? Nun ja, er heilte wenigstens schnell. „Ja. Treffen wir uns zum Abendessen in deinem Quartier oder im Anwesen?“ „Ich brauche eine Ausrede, um zu verschwinden. Lass uns mein Quartier nehmen.“ Renji stand auf und zog seine Shitagi an. Byakuya steckte bereits seine Kosode in den Hakama. Renji nickte. „Klingt nach einem Plan.“ Sie zogen sich weiter in Stille an. Als Byakuya den Haori anzog und nach Senbonzakura griff, sagte er: „Ich nehme deine Meinung sehr ernst, Renji. Ich hoffe auch, dass du hoffentlich bald zur Familie gehörst und all das auch deine Angelegenheiten werden. Wenn sich die nächste Gelegenheit bietet, werde ich die übriggebliebenen Teehäuser verkaufen.“ Sicher. Doch Renji erkannte einen Kompromiss, wenn er einen sah, also nickte er so gut er es, mit dem Obi im Mund, konnte. Um den Stoff herum brachte er ein halbwegs verständliches „Danke“ heraus. Byakuya küsste Renjis Wange etwas flüchtig, bevor er hinausging. „Ich sehe dich heute Abend.“ Nach 10 Minuten ziellosem Umherwandern musste Renji zugeben, dass er keine Ahnung hatte, wo er überhaupt anfangen sollte, nach der Heilerin des Anwesens zu gucken. Er hatte gedacht, dass er sicherlich auf dem üblichen Pfad zwischen Anwesen Sentō in sie hineinlaufen würde, doch er hatte kein Glück. Einfach irgendwelches Personal zu fragen, schien eine blöde Idee, da Byakuya offensichtlich wollte, dass dies heimlich, still und leise behandelt wird. Endlich sah er ein bekanntes Gesicht. „Hey, Seichi.“ Bei dem Klang seines Namens, drehte sich Seichi um und winkte Renji heran. Er und der Gärtner reparierten gerade ein Geländer auf einer leicht gewölbten Brücke im Garten. Renji erkannte den Pfad als den, der zu der nicht bewirtschafteten Insel mit dem verstecken Tempel des Tanuki führte. „Renji, du kennst Kawagichi-san, den Hauptgärtner, richtig?“ Renji verbeugte sich zur Begrüßung, aber sagte: „Ich denke nicht, dass wir uns schon einmal richtig getroffen haben. Eine Freude, der Herr.“ „Eine Freude wäre es, wenn jemand das festhalten würde, sodass ich mir nicht den Rücken breche, während ich versuche, es zu befestigen.“ Es war wohl ein Seitenhieb an Seichi, der hart daran zu arbeiten schien, gegen das gegenüberliegende Geländer zu lehnen, doch Renji sah es als Aufforderung und kniete sich hin, um das Holz für den alten Mann festzuhalten. In ein paar Minuten war das neue Geländer befestigt. Während Kawagichi begann, die Werkzeuge zusammenzupacken, sagte Seichi: „Ich bin jetzt Mittagessen. Du gehst in diese Richtung, Vizekommandant, oder?“ Vizekommandant? Renji stand auf und wischte sich die Hände an seinem Hakama ab. Bei diesem Tempo konnte er froh sein, wenn er die Heilerin fand, bevor seine Schicht anfing. Trotzdem hatte er noch ein paar Minuten und die Division war nicht so weit entfernt. „Ich denke.“ „Oh, ja“, murmelte der Gärtner. „Bitte mache eine Pause, Abarai-kun. Du musst erschöpft sein.“ Seichi winkte zum Abschied über seine Schulter. Renji stand eine Sekunde da und beobachtete, wie er wegging. Dann bot er dem Gärtner seine Hand zum Aufstehen an und sagte: „Mein Bruder ist ein kompletter Volltrottel.“ Der Gärtner hatte einen überraschend festen Griff. „Ja, ich fürchte, dass mir diese Tatsache vollkommen bewusst ist.“ Renji schüttelte den Kopf. „Ich wusste, dass Byakuya falsch lag. Kooperativ am Arsch.“ „Er spielt dem Herren etwas vor“, sagte Kawagichi und warf sich die Tasche mit dem Werkzeug über die Schulter. „Er sieht aus, als könnte er kein Wässerchen trüben.“ „Darauf wette ich“, sagte Renji. Seichi war immer gut gewesen, den Unschuldigen in Inuzuri zu spielen. Scheiße, sein Wimpernaufschlag und seine Tränen hatten sie ziemlich oft aus der Scheiße gezogen. Er verabschiedete sich mit einem Nicken beim Gärtner und joggte los, um Seichi einzuholen. Als er auf seiner Höhe war, schlug er Seichi auf den Schädel. „Was läuft falsch bei dir, du wertloses Stück Scheiße? Es bringt dich wohl kaum um, einem alten Mann zu helfen?“ Seichi machte eine Bewegung, um Renji zu schubsen, doch er wich geschickt aus. Seichi versuchte so zu tun, als hätte er gar nicht versucht, ihn zu erwischen. „Er sieht wie ein netter alter Mann aus, aber er ist ein Sklaventreiber! Ich bin seit dem Morgengrauen auf und mach alles, was der Trottel mir sagt.“ „Armes Baby“, sagte Renji ohne Mitleid. „Das letzte Mal, als ich nachgeschaut habe, ist niemand an harter Arbeit gestorben.“ „Ja? Dann warst du offensichtlich niemals in einer Strafkolonie.“ Autsch. Auch wenn er ziemlich verärgert von der kleinen Erinnerung war, dass Seichi einmal dort gewesen war, rollte Renji mit dem Augen. „Du kannst mir nicht erzählen, dass es so schlimm ist auf dem Anwesen der Kuchiki zu arbeiten.“ „Gerade du, von allen Leuten hier, weißt, dass es auch kein Bett voller Rosen ist“, sagte Seichi, seine Stimme plötzlich leise und ernst.“ „Ich von allen Leuten…? Wovon zum Teufel sprichst du, Seichi?“ Sie waren an dem Eingang der Dienerschaft zur Küche angekommen. Seichis Hand ruhte auf der Tür, doch er hielt inne und schaute mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck zu Renji hinauf. „Was ist mit deinem Hals passiert, Renji?“ Renji Hand flog hinauf, um den Striemen zu verdecken. Nicht nur war es zu spät dafür, er spürte auch noch, wie seine Wangen dunkelrot wurden. Mit Mühe ließ er seine Hand fallen und grunzte: „Ich bin gefallen.“ „Ist es das, was er dir aufgetragen hat, zu sagen?“ „Nein, das ist das, was passiert ist“, schnaubte Renji. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und wandte sich um, damit er seinen Rücken gegen die Wand des Gebäudes lehnen konnte. Zu den Dachsparren gerichtet gab er zu: „Ich war vielleicht zu diesem Zeitpunkt gefesselt, aber es lag an mir.“ Er hörte ein lustiges, kleines Geräusch und als Renji zu Seichi blickte, hatte er sich auf den Boden gesetzt, sein Kopf zwischen seinen Knien. „Ah, scheiße, Renji. Ich wusste, dass du mit dem Kuchiki schläfst, jeder hier weiß das, aber ich hatte gehofft, dass das andere Zeug nicht wahr sei.“ Renji warf Seichi einen festen Blick zu und wandte danach seinen Blick wieder auf den Dachvorsprung. „Ja? Also was ist es, was du gehört hast?“ Seichi umklammerte seinen Kopf mit beiden Händen und starrte auf den Schmutz zwischen seinen Füßen. „Dass er dich wie ein Tier festbindet, dich vor den Dienern demütigt… Dass nachdem du ihn versucht hast, zu bekämpfen, er sich für einen Monat hier unter Hausarrest gestellt hast.“ „Oh, nun warte eine Minute“, sagte Renji. „Der Kampf war wegen Rukia und überhaupt nicht wegen uns, aber… ähm, wie auch immer, Letzteres war spaßig, keine Art von Bestrafung, außer dass du das offiziell sagen könntest…“, Renji hörte auf zu reden, als er bemerkte, dass er sich nur noch ein tieferes Grab schaufelte. Er war heute aufgewacht und hatte sich ziemlich gut gefühlt. Nichts von dieser seltsamen Unschärfe in seinem Kopf, wie es immer mal wieder am gestrigen Tag gewesen war. Doch dieses Gespräch stieg ihm zu Kopf. Renji kniff sich in den Ansatz seiner Nase. „Schau, ich kann verstehen, dass es vielleicht so aussieht, aber so ist es nicht, ok?“ Seichi zog elendig an einem seiner dicken Dreadlocks, seine Augen immer noch auf dem Boden gerichtet. „Sag mir, wie es wirklich ist, Renji.“ „Ich liebe ihn. Dieses Zeug – es ist nur ein Spiel, das wir spielen“, sagte Renji. Seichi wog sich etwas vor und zurück, als er weiter an seinen dicken, schäbigen Dreadlocks zog. „Wie kommt es, dass immer die Bosse das Spiel mit dem Verletzten spielen möchte, huh, Onii-chan? Man möchte meinen, mit all ihrer Macht wären sie es leid immer oben zu sein, doch noch immer lieben sie jeden Moment, in denen wir vor ihnen kriechen, gekleidet in ihren Ketten, ihren Halsbändern und ihren Handschellen – flehend, verletzt, weinend… Dann sagen sie uns, dass wir wunderschön seien. Wenn wir ihnen die Schuhe lecken.“ Renji sog die Luft ein. Tatsächlich musste er feststellen, dass er von seiner Position aufgesprungen war. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt, als die Erinnerung von dieser Nacht vor seinem inneren Auge aufblitzte. Wie Byakuya sagte: Küss meine Füße… Doch Seichi konnte nichts von der Allee wissen. Niemand sonst wusste davon. Falls Seichi Renjis Reaktion bemerkt hatte, zeigte er es nicht. Er schien eigentlich immer noch halb zu sich selbst zu sprechen, als er fortfuhr: „Ich verstehe es nicht. Das habe ich nie. Es ist keine Herausforderung, jemanden zu schlagen, der bereits auf dem Boden liegt. Aber das tun Menschen, nicht wahr? Sie denken es ist lustig oder es geht ihnen dabei einen ab, keine Ahnung. Es ist wie damals, als diese Yakuza-Soldaten Katsuo getötet und uns haben hinknien lassen. Und sie haben uns gedemütigt, dich im Besonderen, haben dich…“ „Ich erinnere mich“, unterbrach Renji ihn laut. Seichi zuckte von Renjis lauter Stimme zusammen. Er hatte nicht vorgehabt, ihn anzubrüllen, doch Renjis Eingeweide zogen sich immer noch bei der Erinnerung zusammen, dass man ihn gezwungen hatte, wie ein Hund auf allen Vieren herumzulaufen, während sie gelacht hatten. Während seine Hände und Füße die ganze Zeit in Katsuos Blut badeten. Renji rieb sich das Gesicht, versuchte die Erinnerung und die Übelkeit zu verbannen. „Schau, ich muss gehen. Ich sollte jetzt im Dienst sein. Und diese alte Scheiße sollte begraben bleiben, da wo sie hingehört. Es hat einen Scheiß mit Byakuya zu tun. Wie oft muss ich es noch sagen? So ist es nicht, ich und er. Ich mag die Sachen, die wir tun. Ich bin da total drin. Verstehst du das? Ich möchte das, was wir tun. Alles davon.“ Augen blickten kurz auf und dann wieder weg. Seichis Stimme war leise und dünn. „Du wolltest vor dem Teemädchen in der Bibliothek ausgezogen und begrapscht werden?“ Scheiße. Das ist also eine der Geschichten, die rundgingen, denn nun ja, Aio hatte alles gesehen, nicht wahr? „In der Art…? Größtenteils. Ehrlich gesagt war es nicht einer meiner Favoriten, ok? Damals haben wir immer noch daran gearbeitet. Aber, weißt du, das war die Nacht, in der ich herausgefunden habe, dass ein Teil von mir da vielleicht genauso drauf gestanden hat, wie er.“ Seichi zog immer noch an seinen Haaren. „Das redest du dir selbst ein, das weiß ich. Als es mir passiert ist, habe ich auch Dinge gefunden, die ich mochte, auf die ich mich gefreut habe.“ Renji blickte hinab auf den Punkt, wo Seichi saß. Sein hin- und herwiegen war heftiger geworden und es schien, als hätte er sich tatsächlich Strähnen herausgerissen. „Wann ist dir das passiert, Seich‘?“ „Sie sind stärker als wir, nicht wahr? Ich hörte… Ich hörte, dass du versuchst hast, gegen ihn zu kämpfen, Renji. Sie erzählten mir von seiner speziellen Schwertmacht und dass er so viel von dieser spirituellen Energie hat, dass er einen Typen wie dich nur durch seinen Willen zu Boden drücken kann. Also was hast du für eine Wahl? Es ist wie Katsuo. Nein zu sagen, zu kämpfen… du stirbst oder bekommst eine Tracht Prügel und sie bekommen immer noch, was sie wollen. Sie nehmen sich es einfach, wenn du weinend und verletzt am Boden liegst.“ Güter Himmel. Was ist Seichi im Gefängnis widerfahren? Nein, scheiße – es war zu offensichtlich, was genau passiert war. Renji schob Zabimaru zur Seite, sodass er sich neben Seichi auf den Boden setzen konnte. „Wo schläfst du, Seichi? In den Barracken? Denn du solltest in meinem Quartier unterkommen.“ Da war nicht viel Platz für zwei Leute, doch Seichi würde das nicht so sehen. Sie hatten in der Vergangenheit bereits kleinere Plätze bewohnt. Als Seichi nicht sofort reagierte, wurde Renji von dem alten, brüderlichen Drang überwältigt, Essen für sie zu finden. Essen machte alles besser. „Möchtest du was zu essen haben? Ich kann dich zur Mensa bringen und dir einen Schein fürs Mittagessen besorgen. Ich meine, das Anwesen hat bestimmt netteres Zeug im Angebot, aber…“ „Ja“, sagte Seichi und streckte eine Hand aus, um Renjis Unterarm zu umklammern. „Es ist immer besser, wenn wir zusammen sind. Es war immer so viel besser.“ Kapitel 3: Family Business -------------------------- Seichi schien nicht in der Lage zu sein, selbst zu stehen. Sein gesamter Körper war in eine Kugel gerollt und bebte, also schob Renji seine Arme unter ihn und trug ihn zum Hintereingang der Division. Einer von den Wachen schien Renji jedoch nicht vorbei lassen zu wollen. Es war irgendeiner verdammter Rangloser, Renji konnte die leere Bitterkeit des Asauchi an seiner Hüfte riechen. Der Junge hob einen Arm, als dachte er, er hätte tatsächlich eine Chance, einen Vizekommandanten aufzuhalten. "Vizekommandant, ich denke nicht..." Renji schnitt ihm scharf das Wort ab. „Hol eine Schockdecke vom nächsten Sanitätskasten. Pronto.“ Als der Neuling ihn dümmlich anblinzelte, brüllte Renji. „Beweg dich, Soldat! Jetzt!“ Er stolperte etwas, doch nahm sofort Haltung an und nach einem hastigen „Ja, Vizekommandant!“ war er mit Shunpo verschwunden. Renji wandte sich zur anderen Wache, atmete kurz durch und fragte ihn so ruhig, wie er konnte: „Weißt du zufällig, was mit der Heilerin vom Anwesen passiert ist?“ „Uh, ja, Vizekommandant. Ich habe gehört, dass es so etwas wie Ärger mit der letzten Versorgungslieferung gab. Der Anführer kam und hat von vielen Verletzten berichtet. Sie ist schon den ganzen Morgen damit beschäftigt.“ „Verletzte? Richtig, ok“, Renji verlagerte Seichis Gewicht in seinen Armen. „Ich werde davon den Bericht haben wollen. Stelle sicher, dass der 20. Offizier hört, dass der Vizekommandant nach ihm guckt. Nach dem der Idiot mit der Decke zurück ist, möchte ich, dass du jemanden zur Vierten schickst, damit die Heilerin vom Anwesen unterstützt wird.“ „Aber, Vizekommandant, das sind keine Shinigami...“ „Sehe ich so aus, als würde mich das einen Scheißdreck interessieren?“ Ein Windhauch signalisierte ihm die Rückkehr der ersten Wache. „Ihr beide seit von heute an auf Bewährung. Wenn ich noch ein 'aber' von euch höre, nachdem ich ein Befehl ausgesprochen habe, werde ich euch so hart in den Arsch treten, dass ihr geradewegs in die nächste Woche fliegt, habt ihr mich verstanden?“, schnaubte Renji. Sie schluckten und brachten ein „Ja, Vizekommandant!“ heraus. „Hilf mir die Decke um Seichi zu bekommen und dann verpisst euch“, knurrte Renji zur ersten Wache und dann zur Zweiten. Als der Zweite bereits Anstalten machte, zu verschwinden, fügte Renji hinzu: „Hey, und wenn sie noch einen Heiler zusätzlich zu dem Rest frei haben, sollen sie ihn zum Quartier des Vizekommandanten schicken.“ „Ja, Kommandant!“, sagte er und klang dabei etwas mehr als nur ein wenig erschrocken. Renji nickte leicht bei der Respektbezeugung, nur um den Idioten wissen zu lassen, dass er auf dem richtigen Weg war. Doch als er weiterging, schnappte Renji einen weiteren Hauch von versengender Leere auf. Seine Lippen kräuselten sich. „Du machst besser innerhalb einer Woche Fortschritte in Sachen Zanpakutō oder ich werfe dich zu der Zwölften, hast du gehört?“ Die Wache blickte auf, seine Augen weit und das Gesicht bleich. Doch Renji hatte kein Mitleid. Wie zum Teufel hatte er überhaupt den Abschluss machen können? Und wer hatte das Kind ausgerechnet dieser Division zugewiesen? Verärgert verlagerte Renji Seichi erneut und machte sich dann auf den Weg zu seinem Quartier. Leute hoben ihre Hände, um zu winken, doch hielten inne, als sie Renjis Last sahen. Die kleine, blonde 9. Offizierin, Shimazaki, sah ihn und kam angelaufen. „Ist jemand verletzt?“ Dann schien sie das Blau der Kuchiki unter der Decke hervorlugen zu sehen. „War da eine Attacke auf dem Anwesen? Ich hörte...“ „Es war eine Versorgungslieferung, die die Verletzten meldete. Ich habe für Heiler geschickt. Aber das... uh, hat nichts damit zu tun“, Renji schüttelte seinen Kopf. Als sie neben ihm in Gleichschritt fiel, versuchte er zu erklären. „Das ist mein Bruder... Er fühlt sich nicht gut. Ich lasse ihn sich etwas in meinem Quartier ausruhen.“ Ihre Hände flogen zu ihrem Mund. „Du hast einen Bruder? Ich dachte, Leute vom Rukongai... Oh. Ich meine... Also das ist...“ Sie stoppte bei Renjis Blick. „Tu mir einen Gefallen“, sagte er ihr. „Geh und sag Nanako, dass ich etwas später komme. Ich möchte etwas Essen in ihn rein bekommen und dass er zur Ruhe kommt.“ Sie schien erleichtert darüber erleichtert zu sein, etwas zu tun bekommen zu haben. „Ja, Vizekommandant!“, sagte sie und huschte davon. Renji legte den Rest des Weges zurück, ohne noch einmal angesprochen zu werden. Schnell trat er seine Sandalen an der Tür weg und nutzte seinen besockten Fuß, um die Tür soweit aufzuschieben, um die Schulter dazwischen zu bekommen. Dann betrat er das Innere. Der Raum roch immer noch frisch, nach was auch immer die Diener von Byakuya beim Saubermachen benutzt hatten. Der kleine Hihio-Zabimaru-Origami stand immer noch auf der Truhe, wo er ihn zurückgelassen hatte. Jemand hatte den Stofftiger reingebracht und ihn auf die Kissen des Feldbettes gelegt. Da war eine Papiertüte am Fuße seines Bettes. Als er darüber hinwegstieg, um Seichi auf das Bett zu legen, konnte Renji erkennen, dass die Tüte voll mit Porno-Manga war, die er im Diesseits gekauft hatte. Selbst die Halskette mit dem Kenseikan-Splitter hatte es zurück geschafft. Renji sah, dass sie sie über dem Griff seiner Kommode hing. Als Seichi auf dem Bett lag, strich er Seichi die Haare aus dem Gesicht. „Bist du da?“, fragte er. „Du hast noch nicht einmal einen Mucks von dir gegeben. Du bist mir doch nicht etwa katatonisch geworden, oder?“ „Nein, 'Vizekommandant'“, wisperte er. Auf seinem Gesicht brach eine seltsame Art von Grinsen aus. „Sie springen wirklich, wenn du rufst, nicht wahr?“ „Nicht schnell genug“, sagte Renji mit einem Kopfschütteln. „Einen Teufel würden sie tun und so mit dem Kommandanten reden. Ein bisschen Küchendienst wird ihnen schon eine Lehre sein.“ Seichi nickte abwesend, als würde er nicht richtig zu hören und krümmte sich zusammen, als versuche er vollständig unter die Schockdecke zu gelangen. Renji griff nach einer zusätzlichen Decke, die auf seiner Truhe lag und breitete sie über Seichi aus. Nachdem er fertig war, steckte er die Decke fester um Seichis zitternde Schultern. „Schau, ich werde dir was von der Kantine holen. Aber dann muss ich dich hier alleine lassen. Meine Schicht hat vor 5 Minuten begonnen.“ Er hockte sich neben Seichi und legte seine Hand auf Seichis Rücken, rieb tröstende Kreise über der Decke. „Du wirst wieder werden. Schlaf etwas oder so, huh? Niemand wird dich hier belästigen. Ich lasse den Gärtner Bescheid geben, also brauchst du dich nicht darum zu sorgen, dass du zurück musst.“ „Bitte geh nicht, Renji“, sagte Seichi leise. Renji fühlte sich wie ein Schurke, als er aufstand und zur Tür ging, um seine Sandalen wieder anzuziehen. „Es tut mir leid, aber ich muss gehen, Seich'. Ich schau nach dir, wann ich kann. Wenn du isst, wirst du dich besser fühlen. Warte es nur ab.“ Das Vizekommandantenbüro war immer ein geschäftiger Ort, doch alle fuhren zusammen, sobald Renji eintrat, nachdem er ein Tablett auf den Boden neben dem schnarchenden Seichi abgestellt hatte. Renji fragte, sobald er Nanako sah: „Hast du schon irgendetwas vom Anwesen gehört, was mit der Versorgungslieferung passiert ist?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe gehört, dass es eine Attacke gab, doch mehr auch nicht. Ich habe also ein paar Leute rüber geschickt, damit sie herausfinden, was sie von uns brauchen. Ich denke, der Heiler, nach dem du gefragt hast, ist nun eingetroffen“, sagte sie. „Ich habe Shimazaki losgeschickt, um sie zu begleiten.“ „Gut. Hast du sichergestellt, dass der Kommandant davon weiß?“ Das Personal würde direkt zu Byakuya gehen, doch wenn sie wussten, dass er Familienangelegenheiten nachkam, fühlten sie sich vielleicht nicht so, als sollten sie ihn sofort unterbrechen. Ein Soldat der Division konnte sich da schon eher den Weg bahnen. Renji hatte nicht gedacht, dass sie all das auf dem Schirm hatte, also war er erfreut als sie nickte und etwas schnippisch „Natürlich“ sagte. Er seufzte. „Richtig, nun ja, wir müssen den 20. Offizier seinen Job machen lassen und warten, bis die Berichte eintreffen“, Renji ging zum Schreibtisch hinüber und nahm den Platz, den sie freimachte. „Man könnte meinen, es wäre ein Vergeltungsakt, oder? Du sagtest, der Kommandant hat die Leichen für die Aasfresser liegen gelassen. Ich setze mein Geld auf die Verwandtschaft von irgendjemanden.“ Nanako sammelte den Schreibkram zusammen, bevor sie ihn zur Seite legte. „Nicht den König der Banditen?“ „Könnte sein“, bestätigte Renji. „Wenn dieser wirklich ein Shinigami ist und schnell genug Reisen kann, um die Neuigkeiten zu erhalten. Ich denke, wir werden abwarten müssen, ob etwas gestohlen wurde. Wenn der Boss die Karawane überfallen hat, die Leute nicht dezimieren konnte und die Waren zurückgelassen hat? Sein Ruf wäre hinüber.“ Es sei denn natürlich, er hat die Eskorte der 6. Division ausgeschaltet. Denn einen Shinigami im Rukongai zu töten kann dich dort zu einem Gott machen. Renji zuckte mit den Achseln. „Weißt du, ob wir irgendetwas mit dieser Karawane zu tun hatten? Die Torwächter schien zu denken, dass jeder Betroffene eine normale Seele war.“ Nanako hielt in ihrer Bewegung inne und sagte: „Mist, das war für gewöhnlich Miishos Sache, nicht wahr? Ah, Renji, tut mir leid. Nichts wurde gemacht. Ich hab das vergessen und… Ich werde ein paar Anleitungen oder so etwas benötigen, wenn ich die Vermittlung mit dem Anwesen für die Sicherheit der Versorgungslieferungen übernehmen soll.“ Der 20. Offizier tat viel der Wach- und Patrouilleneinteilung für gemeinsame Besitztümer von Anwesen und Division, doch sobald Sicherheit außerhalb der Mauern benötigt wird, koordinierte das der 3. Offizier mit Byakuyas Familie. Immerhin ist so Miisho zu Tante Masamas Spion geworden. Renji ließ seinen Kopf auf seinen Schreibtisch fallen. Er fühlte sich, als müsse er mehrfach mit seiner Stirn gegen das Holz knallen, als Zugabe. Also tat er das. „Renji.“ Gegen den Tisch sagte er: „Der 3. Offizier. Gottverdammt, wie dumm bin ich eigentlich?“ „Ähm…“ Renji hob seinen Kopf gerade so, um ihr einen Blick zu zuwerfen, der ‚Beantworte das nicht‘ sagte. Aber scheiße, wie hatte er nicht eins und eins zusammenzählen können, als Byakuya ihm zum ersten Mal von den Überfällen und der mysteriösen Tatsache erzählte, dass der Anführer scheinbar nicht nur die Route kannte, sondern auch den Inhalt der Lieferung? Technisch gesehen wusste Eishirō das genauso gut, aber Miisho hatte das, was Eishirō vermutlich fehlte: Ein Motiv. „Bist du in Ordnung, Renji?“, fragte Nanako. „Was ist mit dem 3. Offizier?“ Renji öffnete seinen Mund, um zu erklären, doch dann dachte er noch einmal nach. Selbst wenn es offensichtlich schien, gab es keinen Beweis, dass Miisho involviert war. Und es hatte genug böses Blut zwischen ihm und Miisho gegeben, sodass Renji nicht wirklich anfangen sollte, den Typ in der Division zu verleumden, ohne konkrete Beweise zu haben. Also sagte er stattdessen: „Ich kann nicht glauben, dass ich das vergessen habe, als Miisho ging. Da war niemand der die Sicherheitspatrouillen für die Kuchiki koordinierte. Wir können uns verdammt glücklich schätzen, dass es keine Entführungen gegeben hat. Wenn der Kommandant sich mit Lösegeldforderungen hätte abgeben müssen, wäre es mir an den Kragen gegangen.“ Nanako erschauderte bei dem Gedanken. Sie hatte immer noch die Formulare fest umschlossen. „Ich habe irgendwie Angst vor den Kuchiki, wenn ich ehrlich bin.“ Renji lachte. „Ja, das ist gesund.“ Denn eine der Sachen, mit der die Kontaktperson arbeiten musste, waren weit verstreute Cousins und alle Art von verbündeten Familien. Und das direkt oder zumindest mit Höllenschmettlering oder Briefen und… nun ja, die Politik hinter dem vermeintlich einfachen Job war gigantisch, denn wenn du einem Typen 3 Wachen gabst und dem anderen keine, konntest du aus Versehen eine Blutfehde in Bewegung setzen. Es war auch ein Grund, warum der Vizekommandant vor Renji diese Verantwortung abgetreten hatte. Ginjirō Shirogane war der erste Vizekommandant seit einer Ewigkeit, der kein Kuchiki oder Adliger war, also hatten sie den Job jemanden gegeben, der die nächsthöhere Position inne hatte und zumindest innerhalb der Seireitei geboren worden war. Der andere Grund, dass Ginjirō diese besondere Arbeit weitergereicht hatte war, da war Renji sich sicher, um einen Sündenbock zu haben. Es war die eine Sache, einen Vizekommandanten hinzurichten, wenn er einen entfernt verwandten Kuchiki respektlos behandelte. Doch einen 3. Offizier? Sicher, man konnte ihn als ersetzbarer ansehen, wenn man zu dieser Art von Leuten gehörte. Renji rieb sich den Nacken und blickte zu Nanako. „Uh, kannst du den Job überhaupt machen? Ich meine… Scheiße, das ist unhöflich, aber hast du adliges Blut?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich wurde innerhalb der Mauern geboren, doch meine Eltern waren beide in den Hofgarden.“ „Ein Armee-Balg?“, Renji nickte anerkennend. Er glaubte sich an ein oder zwei Geschichten zu erinnern, in denen ein Vater ausgetreten ist, um seine Tochter groß zu ziehen. Hatte er nicht irgendeinen Laden in der Nähe der Elften? Nudeln! Renji erinnerte sich plötzlich. „Richtig, nun ja, dann grundsätzlich solltest du damit klar kommen. Ich meine, wenn du möchtest.“ Sie drehte ihm den Rücken zu und legte die Formulare weg. „Ich weiß es nicht“, gab sie zu. „Ich meine, es ist eine steile Lernkurve, aber ich denke, wir müssten sonst bis runter zum 9. Offizier gehen, um einen Adligen zu finden.“ So weit? Huh, die Dinge hatten sich in der Division geändert. Renji fragte sich, ob das der Einfluss von Byakuyas eigenen Vorlieben war. „Ja, die Kuchiki wären beleidigt, wenn sie sich mit jemandem so Niedrigstehenden in der Befehlskette abgeben müssten.“ „Absolut“, sagte sie. „Ich denke, sie müssen sich dann eben mit meinem militärischen Stammbaum begnügen.“ Renji nickte. Um ehrlich zu sein war es ein seltsames Schlupfloch, doch in den Hofgarden geboren und aufgewachsen zu sein, war sowas wie ein Freifahrtschein in fast jedes Haus. Vom Hochadel bis hin zur heruntergekommensten Bruchbude. Nun ja, dann war es beschlossene Sache. Sie mussten nur dem Kommandanten darum bitten, Nanako eine ordentliche und formelle Einführung zu erteilen. Tatsächlich sollten sie vielleicht auch Eichirō sofort mit einbeziehen, damit es zwischenzeitlich zu keinen weiteren Lapsus in der Sicherheit kommen konnte. Besonders wenn Byakuya Gespräche mit Kandidaten für das Erbe führte. Das war potentiell ein großer Haufen heller Sterne der Kuchiki, die da durch die Wildnis reisten. Renji war schon dabei, einen Höllenschmetterling zu rufen, als der 20. Offizier hereingeplatzt kam. Er verteilte hektisch Verbeugungen, erst an Renji, der gerade aufstand, dann Nanako, die immer noch die Formulare einsortierte. „Vizekommandant“, sagte er. „Meine Dame. Ich hörte, sie wollten umgehend den Bericht?“ Der 20. Offizier war so spartanisch wie sein Büro. Wie bei vielen Soldaten der Sechsten trug er nirgends sichtbare Änderungen der normalen Shinigami-Uniform. Seine kurzen Haare hatten die Farbe von brüniertem Stahl und sogar die Augen hatten einen ähnlichen Grauton. Renji ging um seinen Schreibtisch herum. Er lehnte seinen Hintern gegen die Kante, verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich zurück, um zuzuhören. „Dann leg los. War es eine geplante Attacke?“ „Es scheint so, Vizekommandant“, der Offizier verbeugte sich erneut. „Die meisten der Personenschützer wurden verletzt. Der Karawanenführer wurde zur 4. Division gebracht. Er hat beinahe den Arm dabei verloren, als er den Händlerschlüssel verteidigt hat.“ Richtig, der Kidō-Pass, den bestimmte Gruppen von normalen Seelen bekommen, um durch die Barrieren zu kommen. Eines Tages musste Renji herausfinden, wie es geklappt hatte, dass er und Rukia vor all den Jahren da durch gekommen waren. Warte, ‚die meisten‘ Personenschützer? Bevor Renji fragen konnte, fragte Nanako: „Du denkst, das war das Ziel? Den Schlüssel zu stehlen?“ „Es ist schwer zu sagen, meine Dame“, sagte der 20. Offizier und nahm Haltung an. „Der Einsatz des Karawanenführers schützte den Schlüssel, doch andererseits war es kein sehr koordinierter Angriff. Wir gehen immer noch das Inventar durch, doch es ist ziemlich offensichtlich, dass einige Luxusgüter gestohlen worden: Zucker, Curry und Teile der getrockneten Früchte. Eine Liste ist an das Anwesen gegangen, aber ich habe eine Kopie für sie angefertigt“, der Offizier zog einen Bündel Papiere aus dem Inneren seiner Kosode und händigte sie Renji aus. Renji nahm sie und überflog die Buchstaben. Doch er hatte keine Ahnung, wonach er suchen musste, also gab er sie einfach Nanako weiter und fragte: „Ist das die Art von Sachen, die normalerweise geklaut werden?“ Die Augen des 20. Offiziers verengten sich und er sagte: „Normalerweise wird nichts gestohlen, Vizekommandant.“ Es war schwer, aber Renji schaffte es, nicht die Augen zu rollen. Er konnte sehen, warum ein Typ wie dieser die Verbindungsperson mit dem Anwesen war. Er schien diese ganze Stolz-Sache bis ins Mark aufgenommen zu haben. „Ich meinte generell.“ „Ich habe keine Ahnung, welche Gegenstände Rukongai-Diebe normalerweise bevorzugen“, sagte er. Er sagte sonst nichts, doch die Herausforderung in seinem Blick schien hinzuzufügen: ‚Sag du es mir.‘ Renji stieß sich vom Schreibtisch ab und war bereits diesem Klugscheißer etwas ins Gesicht zu schleudern wie: ‚Hast du ein Problem mit mir?‘ Oder ‚Woher zum Teufel soll ich das wissen, wir haben in Inuzuri nie so etwas Teures wie Zucker gesehen‘. Doch Nanako legte ihre Hand auf seinen Arm. Zum 20. Offizier sagte sie: „Es wäre gut zu wissen, ob die Attacke typisch für einen Raub war“, sagte sie dem Offizier. „Der Vizekommandant und ich haben vorher darüber geredet, ob die Attacke vielleicht aus Rache erfolgte.“ Der Offizier jedoch verstand das Angebot, die Situation glattzubügeln, nicht. „Woher soll ich das wissen? Meine Arbeit ist es, sicherzustellen, dass die Mauern patrouilliert werden. Ich habe keine Ahnung von alledem.“ Alles, was Renji jetzt noch tun wollte, war dem Typen einen Schlag auf dem Kopf zu versetzen, doch zum Glück sprach Nanako weiter. „Ja, das sind alles nur Vermutungen. Danke für den Bericht. Du bist entlassen.“ Der Offizier verbeugte sich und drehte sich geschickt auf dem Absatz um. Doch Renji hielt ihn an, in dem er ihm eine Hand auf die Schulter legte. Über dessen Schulter sagte Renji leise in sein Ohr: „Du bist auf deinem höchstmöglichen Rang, denn jetzt wo der 3. Offizier gegangen ist, war das die Möglichkeit, befördert zu werden, welche du allerdings ziemlich verkackt hast.“ „Nicht alle von uns leben, um weiter voranzukommen, Vizekommandant“, sagte er und schüttelte Renjis Hand von seiner Schulter. Als der Offizier davon stolzierte, mutmaßte Renji laut: „Nein? Was hat dir das Kuchiki Tantchen versprochen, frage ich mich.“ Immerhin war es auffällig, dass jeder, der eine eigene Verbindung zum Anwesen hat, ein ganz schönes Ego und kein Verlangen danach hatten, ihre Positionen zu verlassen. An Nanako gewandt fragte er: „Wie lange ist er überhaupt der 20.?“ Sie war zufällig immer noch in der Nähe des Aktenschrankes, also ging sie hinüber, wo die Personalakten waren. Ihre Finger zählten bis Zwanzig und sie zog eine dicke Mappe heraus. „Ein paar Jahrhunderte?“ Sie nahm sich einen Moment, um im Kopf zu rechnen. „Zweihundert und siebenundvierzig Jahre.“ Länger als Byakuya Kommandant war. Verdammt nah an der Dauer, die Miisho 3. Offizier war. Was für ein verficktes Desaster es wäre, wenn sowohl der Typ, die für die äußere Sicherheit der Versorgungsgüter verantwortlich ist, und der Typ, der die Sicherheit innerhalb der Mauern gewährleistete, unter einer Decke stecken würden. „Hör zu, du hast noch eine Stunde, bis du Feierabend hast, oder?“, fragte Renji Nanako. Als sie nickte, sagte er: „Ich werde rüber gehen und mit dem Anführer der Personenschützer sprechen. Der 20. Offizier sagte, dass die ‚meisten‘ der Personenschützer verletzt wurden und ich möchte wissen, warum nicht jeder verdammte von ihnen das ist.“ Renji fand die Kommandantin der Personenschützer am Händlereingang, als sie den Schaden an Karren und Pferden begutachtete. Der Wind heulte und es roch nach Schnee. Die Kommandantin war in einem dicken Mantel gehüllt und ließ gerade ihre Finger entlang eines der schweren Lieferwagen fahren. Sie blickte auf, als Renji näher kam. „Ah, Vizekommandant“, sagte sie, ganz klar nicht überrascht davon, dass er gekommen war, um sie zu sehen. Ihre schneeweißen Haare waren nahe an ihrem Kopf abgeschnitten, sodass es wie ein Helm aussah. Sie hatte eine markante, Falken ähnliche Nase und dazu passende, große, wachsame Augen. „Sag mir, sieht das wie Feuer- oder Kidō-Schaden aus?“ Kidō? Renji hockte sich dorthin, wo sie hindeutete und legte eine Hand auf das Holz. Er zog sie fast sofort wieder zurück. „Scheiße. Nun müssen wir uns um Kidō nutzende Banditen sorgen machen?“ Doch hatte nicht Seichi was davon erzählt, dass Kidō-Zauber Währung im Gefängnis waren? „Es scheint so“, stimmte sie zu. Sie wischte ihre Hände an den Beinen ihres Hakama ab und stand auf. Sie blickte auf die verschmorte Stelle und fragte: „Aber du kannst nicht sagen, ob es eine Fehlzündung war, oder?“ „Du meinst, wie meine Spezialität?“, Renji gluckste, als er selbst aufstand. „Du glaubst, dass einer von deinen Leuten vielleicht eine Art Eigenbeschuss verursacht hat?“ Sie schaute ihn mit erhobener Augenbraue an, denn sie beide wussten, dass sie niemals offiziell zugeben würde, jemanden mit dieser Menge an spirituellem Druck in der Truppe zu haben, der selbst niedere Kidō-Zauber beherrschte. Doch Renji wusste, dass die adligen Familien schon immer bei den Akademie-Abbrechern rekrutierten. Es war ein toller Weg, Leute zu bekommen, die zumindest grundlegendes Militärtraining genossen haben. Also zuckte er mit den Achseln und erklärte: „Da gibt es keine Möglichkeit, das zu sagen. Es ist der gleiche Zauber, ob es in dieser Weise funktioniert, wie er eigentlich sollte oder eben nicht.“ Sie nickte. Dann lehnte sie sich mit der Schulter gegen den Karren und warf Renji einen weiteren, listigen Blick zu. „Kannst du sagen, wer den Zauber ausgeführt hat?“ Renji schüttelte den Kopf. „Ich bin nur in der Lage es zu sagen, wenn ich denjenigen wirklich ziemlich gut kenne und ich kenne keinen von deinen…“ „Könntest du es sagen, wenn es ein Kuchiki wäre? Oder euer 3. Offizier?“ „Ich könnte vermutlich… Warte, wohin führt das?“ Irgendwie, trotz der Tatsache, dass Renji hergekommen war, um sie zusammenzustauchen, war nun er derjenige, der ausgequetscht wurde. Doch wenn sie etwas gefunden hatte, wie man es mit Miisho in Verbindung bringen konnte, wollte es Renji wissen. „Und hast du Kuchiki gesagt?“ „Nun ja, die Cousine hat vielleicht versucht, sich selbst zu schützen und ich dachte, da sie eine Verwandte des Kommandanten ist, ist vielleicht ihre Kidō-Signatur…“ „Whoa! Halt mal kurz, welche Cousine? Wovon redest du?“, Renji fragte, selbst wenn sein Herz bei der Möglichkeit zu hämmern begann. „Sagst du etwa, dass es eine Entführung gab?“ Die Anführerin der Personenschützer warf Renji einen betonten Blick zu. „Ich dachte, das wäre der Grund, warum du hergekommen bist.“ „Nein, ich habe mich gefragt, warum es ein Report gab, in dem es hieß, dass ‚die meisten‘ deiner Leute verletzt wurden“, sagte er dümmlich, während sein Hirn immer wieder wiederholte: Ohscheißeohscheißeohscheiße – eine Entführung – Ohscheißeohscheißeohscheiße. „Das ist daher, weil ich ein paar Läufer habe. Sie sind desertiert, als die Kuchiki entführt wurde.“ Scheiße ja, ich denke auch daran, sofort die Hügel hochzurennen, fügte Renji still hinzu. Dann kam sein Gehirn wieder ans Arbeiten. In einer Sekunde hatte er einen Höllenschmetterling herbeigerufen. „An die 4. Offizierin Nanako Imai von Vizekommandant Renji Abarai. Mobilisiere alle verfügbaren Soldaten für ein Such- und Rettungstrupp. Ich möchte, dass Dreiergruppen alle Richtungen vom Ort der Attacke absuchen und ich möchte sie so schnell wie möglich dort haben. Wir haben eine Kuchiki zu retten.“ „Nein, habt ihr nicht“, Byakuyas Stimme sorgte dafür, dass Renji beinahe aus seiner Haut sprang. Wie konnte eine Person, mit solch einem massiven spirituellen Druck, so sehr an einem Typen heranschleichen? Renji drehte sich um, hielt den Schmetterling bereit für neue Befehle. „Was meinst du, Kommandant? Du hast es gehört. Sie haben deine Cousine.“ „Ja, exakt. Sie haben sie. Sie gehört nun ihnen“, sagte Byakuya kalt. „Wir bezahlen kein Lösegeld. Wenn wir das tun, werden wir von jedem Möchtegern-Entführer im Rukongai anvisiert. Ihr Schicksal ist nun ihr eigenes.“ Byakuyas Ton war: ‚Und nun ist die Angelegenheit erledigt‘, doch Renji konnte es einfach nicht glauben. „Aber, Kommandant, wir könnten unsere Leute rausschicken. Ich bin mir sicher, wir könnten…“ „In die Falle tappen, die die Banditen für uns ausgelegt haben? Unakzeptabel“, sagte Byakuya. „Benutze deinen Kopf, Renji. Wir werden nichts tun.“ Was konnte er anderes sagen? „Ja, Kommandant.“ Kapitel 4: Business with the Family ----------------------------------- „Zu mir, Renji.“ Byakuyas tiefe Stimme fiel wie ein Hammer auf Renjis Kopf hinab, doch da war nichts zu tun, außer sich nickend von der Kommandantin der Personenschützer zu verabschieden und hinter seinem Kommandanten pflichtbewusst in den Gleichschritt zu fallen. Ein eisiger Wind heulte über die Mauern des Anwesens, zog wild an Renjis Pferdeschwanz, während sie den Schotterweg entlang gingen. Im Gras neben ihnen, erschauderten die kurzstiligen, schneeweißen Kamelien und sahen mitleiderregend aus. Renji hatte das Gefühl, dass er das Gleiche tat. Er hatte am ersten Tag zurück auf der Arbeit einen Kuchiki verloren. Gott, was für ein Scheißhaufen. Dank seinem Mangel an Erfahrung war da kein Shinigami gewesen, der die Cousine geschützt hatte. Nun war sie in den Händen von Banditen… oder Schlimmerem. Eine unbewaffnete Adlige, im Rukongai auf sich alleine gestellt? Schlussendlich gab Renji den Drang nach, zu erschaudern. Und Byakuya hatte einfach den Befehl widerrufen, eine Suchtruppe aufzustellen und sie zu suchen. Was zum Teufel? Es schien nicht richtig. Besonders da sie die Mittel und die Kampfkraft hatten. Der ganze verschissene Grund ein Shinigami zu werden war, dass niemand mehr zurückgelassen werden sollte. Renji wollte das anmerken, denn selbst wenn die Entführung nur der Vorspiel einer Falle wäre, könnten sie beide – zum Teufel, selbst Byakuya alleine – fast jeden aus der Soul Society abfertigen. Vielleicht würden Kenpachi oder der Generalkommandant etwas heftig werden, aber komm schon, Kaien? Es gab kein Szenario, in dem Byakuya diesen Vollspaten nicht pulverisierte. Und Senbonzakura war Tausend fliegende Projektile des Todes – es konnte wortwörtlich eine ganze Armee ausradieren. Doch man konnte mit Byakuya nicht reden, wenn er so war. Die Stille war tosend. Die einzigen Geräusche waren das Pfeifen des Windes und das Knirschen des Schotters unter Sandalen. Gerade in diesem Moment wünschte sich Renji, zurück in seiner alten Division zu sein. Kenpachi war genauso furchterregend wie Kuchiki, doch auch sehr viel direkter. Wenn er es vermasselt hatte, stand es außer Frage, dass die clevere Variante war, seinen Fehler einzugestehen und die Prügel dafür zu kassieren. Renji hatte keine Ahnung, was er tun sollte oder was die Konsequenzen sein könnten. Nun ja, in Ermangelung eines besseren Plans, musste er das tun, was er kannte. „Das ist meine Schuld“, sagte Renji. „Ich habe noch nicht einmal an die Zusammenarbeit gedacht, die Miisho erledigte, bevor ich in die Welt der Lebenden aufgebrochen bin. Scheiße noch mal, deswegen haben wir ja erst von dem Heiratsvertrag Wind bekommen. Ich hätte das abdecken müssen, Kommandant. Kein Cousin oder Cousine sollte ohne Shinigami-Eskorte sein. Ich hab es vermasselt.“ „Warum bist du so schnell darin, dich meiner Gnade hinzugeben, wenn du ganz genau weißt, dass ich keine habe?“ „Uh…“ Renjis Sandale rutschte auf dem Schotterweg und er wäre beinahe gefallen. Er fing sich mithilfe der Wand ab und starrte auf den weißen Haori, der sich von ihm entfernte. Was zum Teufel war das? Renji hatte schon bemerkt, dass Byakuya angepisst war, aber heilige Scheiße. Würde er einen Blutzoll für den Verlust eines Kuchiki fordern? Nun ja, scheiß drauf, wenn es das war, worauf es hinauslief, konnte Renji nicht zulassen, dass die Strafe jemanden anders traf. Er schüttelte die Steinchen aus seiner Sandale. „Hey, warte mal.“ Byakuya hielt inne, sein Kopf leicht zu ihm gewandt. Renji lief, um die Distanz zwischen ihnen zu verkürzen. „Ich bezahle mit meinem Blut, wenn du es möchtest, Kommandant. Ich verdiene es. Doch denkst du nicht, dass es verdammt noch Mal befriedigender wäre, wenn wir diesen kleinen Scheißer von Miisho und all seine Verbündeten verfolgen und sie einstampfen?“ Da war ein sanftes, unerwartetes Glucksen. „Ja, ich kann mir das als sehr befriedigend vorstellen.“ Ok, also gab es vielleicht noch einen Hoffnungsschimmer. Mit neuem Mut sagte Renji: „Also lass sie uns erst töten. Du kannst mich danach töten.“ Byakuya drehte sich um. Sein Gesicht war die gewohnte, harte Maske, doch Renji konnte einen Hauch Traurigkeit in seinen Augen sehen. „Du bist dafür nicht zu tadeln. Ich habe eine bewaffnete Wache mit Hiroko geschickt.“ „Warte, was? Shinigami? Unsere? Was ist mit ihnen geschehen?“ „Sie halten offensichtlich so wenig von ihrem Kommandanten, dass sie desertierten.“ „Das sind die Läufer? Verarschst du mich gerade? Wir müssen diese Bastarde verfolgen und hängen!“ „Du meinst, wie ich es tat, als du desertiert bist?“ „Uh…“, Renji hatte ordentlich Dampf aufgebaut, aber der verschwand plötzlich mit einem Atemzug. Ok, das ging also gerade in Byakuya vor. Er hatte das Gefühl, ein beschissener Kommandant zu sein. Was konnte Renji sagen, um das wieder hinzubiegen? Sein Mund schloss sich, um sich dann wieder zu öffnen und dann wieder zu schließen, während er weiter versuchte herauszufinden, was die richtige Richtung war. Offensichtlich war Renji zu lange still gewesen, denn Byakuyas Augen zeigten stechenden Schmerz und Enttäuschung. Er wandte sich um und ging wieder Richtung Anwesen. Renji stolperte in seine Position, direkt hinter ihm, nah genug, dass sie reden konnten, ohne zu rufen. „Wir wissen nicht, warum die Jungs die Beine in die Hand genommen haben, Kommandant.“ „Versuchst du gerade anzudeuten, dass es da eine Situation gibt, in dem ein solches Handeln entschuldbar ist?“ Byakuyas Ton war absolut warnend, aber Renji schnaubte zurück. „Ich versuche gar nichts anzudeuten, Kommandant. Ich sage nur, dass es einen Haufen Gründe gibt, warum ein Kerl etwas Dummes tun und rennen könnte. Du hast Namen, oder nicht? Wer sind sie? Haben sie irgendwelche Gründe, warum Miishos Geld ihre Schande vielleicht wert gewesen ist?“ „Was für einen lächerlichen Nonsens plapperst du, Renji? Es gibt keine vertretbaren Gründe für einen Soldaten der 6. Division, seinen Posten zu verlassen.“ „Nein? Wie ist es mit Familie? Das ist der Grund, warum ich es tat. Das ist der Grund, warum du zwischen Ichimarus Schwert und Rukia getreten bist, oder nicht?“ Da waren einige Minuten angespanntes Schweigen. Renji konnte es nicht sehen, doch er konnte sich ohne Mühe vorstellen, wie Byakuyas Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst waren, bevor er endlich sagte: „Und wo genau stellst du dir vor, dass die Familie in dieses eine Szenario passt?“ Byakuyas Ton war kompromisslos und knapp. Bei jedem anderen Mann wäre es tobende, zusammenhangslose Wut. „Wir wissen es nicht, oder?“, sagte Renji. „Was, wenn sich die Typen eine Bezahlung abgeholt haben, weil sie chronisch kranke Eltern haben und bereits die Lohnvorauszahlung der Disivion ausgereizt haben? Jemand könnte ein Arschloch als Verwandten haben, der sich selbst bei einem Geldverleiher knietief in die Scheiße geritten hat, richtig? Ich kann ein halbes Dutzend von bescheuerten Gründen aufzählen, warum man eine plötzliche Geldquelle benötigt und vielleicht nicht gerne mit seinem Vorgesetzten darüber spricht.“ „Und wir sollen ihnen vergeben, weil…?“ Renji hatte darauf keine Antwort. „Ich denke nicht, dass du das musst. Ich sagte nur, dass sie vielleicht andere Gründe haben, einen auf EA zu machen, der nichts mit Respektlosigkeit zu tun hat.“ „Ah.“ Renji konnte nicht sagen, ob da Erleichterung in Byakuyas Stimme war oder nicht, doch seine Schultern schienen sich um einen Millimeter zu senken. Sie waren am Anwesen angekommen. Renji schritt voraus, um Byakuya die Tür zu öffnen. Doch statt hindurchzugehen, blieb Byakuya plötzlich stehen und schien seine Füße im Türrahmen zu begutachten. „Geht es letzten Endes immer nur ums Geld, Renji?“ „Meistens schon.“ Byakuya lachte leise und dunkel, als er zu Renji aufblickte. „Miishos Verlautbarung ließ ihn wie ein Romantiker wirken, der seine zukünftige Braut zurück gestohlen hat.“ „Warte, Miisho rühmt sich mit dem Angriff?“ Byakuya trat in den Vorraum und zog seine Schuhe aus. „Er hatte die Dreistigkeit, einen Höllenschmetterling zu schicken, als sei er immer noch in den Hofgarden. Mehr noch sogar, er behauptet, nichts Falsches getan, sondern nur meine Cousine ‚gerettet‘ zu haben.“ „Er ist ein dreckiger Lügner“, sagte Renji, trat seine Sandalen weg, nachdem er die Tür geschlossen hatte. „Menschen wurden verletzt, Dinge gestohlen. Beides sind Straftaten, als ich das letzte Mal nachgesehen habe: Körperverletzung und Diebstahl.“ Byakuya wartete an der nächsten Tür, bis Renji zu ihm kam. „Miisho sagte, diese Dinge wären von einem Haufen Opportunisten getan worden, die Vorteile aus dem Durcheinander geschlagen haben.“ „Und ich sagte: Schwachsinn“, sagte Renji und öffnete wieder die Tür für Byakuya. „Ich meine, vielleicht… wenn die Wagen durch das Zentrum irgendeines niedrigen Distriktes gefahren wären, mitten am Tag, wenn viele Leute drum herum gewesen wären. Doch der Karawanenführer hat beinahe einen Arm dabei verloren, den Schlüssel zu verteidigen. Ein Schlüssel ist nicht essbar. Diese Art von Ziel klingt für mich nach Banditen.“ Byakuya nickte. „Und, auch wenn Lebensmittel gestohlen wurden, waren es nur Luxusgüter. Säcke mit Reis waren unangetastet. Alle Früchte haben es unbeschädigt überstanden.“ „Ja, man möchte meinen, ein Haufen Opportunisten wären mehr… nun ja, opportunistisch und nehmen alles, was sie tragen könnten.“ „Eben“, sagte Byakuya und führte sie in das Studienzimmer in der zweiten Etage. „Sie schienen genau zu wissen, welche Kisten sie stehlen mussten und in welchem Wagen sie diese finden konnten.“ Renji nickte, als sie die Stufen hinaufsteigen. „Da haben wir unseren Beweis. Miisho musste derjenige sein, der die Banditen mit Informationen fütterte, richtig? Ich meine, er muss es einfach gewesen sein.“ „Außer, Renji, dass wir ihn entlassen haben, lange bevor diese Güter bestellt und das Ladungsverzeichnis gemeldet wurde.“ Renji rieb sich den Nacken, als er die Tür aufschob. „Ja, schau, darüber habe ich eine Theorie.“ „Oh?“ „Vielleicht solltest du nach Tee klingeln. Ich denke nicht, dass du es mögen wirst.“ Byakuyas Augenbrauen schossen in die Höhe, doch er drückte trotzdem auf die Klingel für den Diener. „Ich bin mir nicht sicher, dass ich noch mehr schlechte Nachrichten ertragen kann, Renji. Ich bereue es bereits, dass ich Miisho mit seinem Leben davonkommen gelassen habe. Wenn ich daran denke, dass ich ihm damit vielleicht versehentlich erlaubt habe, dieses Debakel zu finanzieren, könnte ich einfach…“ Renji lächelte innerlich dabei, wie er sich vorstellte, wie Byakuyas Version dazu enden könnte: ‚meine Augenbrauen in Missbilligung zusammenziehen‘ oder ‚in Erwägung ziehen, das Blumenarrangement stundenlang ernst anzublicken.“ Aber, so lustig das vielleicht wäre, wusste Renji die Wahrheit: Byakuyas leere Maske versteckte tiefliegende Emotionen. Er war äußerst verletzt von der Desertion und gab sich selbst die Schuld dafür. Und, nun ja… Fehler wurden überall gemacht. Wären sie vielleicht direkt in der Lage gewesen, einen Weg zu finden, mit Miisho über diese Unzuchts-Sache zu sprechen, wären ihnen die Zügel vielleicht nicht derart entglitten. Natürlich wäre der Typ immer noch ein Spion von Tante Masa gewesen. Das wäre niemals gut ausgegangen. Ein gestresst aussehender Eishirō erschien an Renjis Ellbogen. Er lächelte ein ‚Hallo‘ zu Renji hinauf, bevor er auf die Knie fiel. „Sie haben geläutet, mein Herr?“ Byakuya hatte sich hinter dem niedrigen Schreibtisch niedergelassen. Die Türen waren wegen dem eisigen, heulenden Wind geschlossen, doch Renji hatte die Erinnerung, dass man auf einen feinen Wassergarten blicken konnte, der im Herzen des Innenhofes verborgen lag. Er blickte von irgendeiner Arbeit auf, die er auf dem Schreibtisch fand und fragte: „Hat sich Tante Masama… erholt?“ Es fühlte sich unangenehm für Renji an, halb stehend halb lehnend im Türrahmen, während Eishirō seinen Kopf auf den Boden zu seinen Füßen presste. Doch Renji spitzte bei der Frage seine Ohren. Erholt? Was ist mit dem alten Kampfaxt-Tantchen geschehen? Eishirō hob seinen Kopf leicht. „Ihre Damen spenden ihr Trost. Sie hat angeordnet, dass alle Vorhänge in ihren Räumlichkeiten gezogen werden und sich für den Rest des Tages zurückgezogen.“ Man, sie muss die Neuigkeiten über die Cousine schlecht aufgenommen haben. Kein Wunder, dass Byakuya vorher in so einer Verfassung war. Kuchiki Frauen in Hysterie? Renji glaubte nicht, dass Byakuya viele Fähigkeiten hatte, das zu bewältigen. Ehrlich gesagt war er sich noch nicht mal sicher, ob das überhaupt jemand hatte. „Ich vermute, das ist das Beste, auf das wir hoffen können“, sagte Byakuya und klang erschöpft. Mit einem Seufzen fügte er hinzu: „Offensichtlich benötige ich Tee, um mich zu wappnen.“ „Mein Herr?“ „Renji bringt schlechte Nachrichten.“ „Ja“, sagte Eishirō freundlich. „Es tut mir leid zu hören, dass es deinem Bruder nicht gut geht. Es scheint, dass Tragödien unseren Haushalt immer gesammelt treffen.“ Byakuya blickte von den Papieren auf, die er sortierte. „Ist etwas mit Seichi geschehen?“ „Oh, uh…“ Er konnte nicht wirklich sagen ‚Mein Bruder ist, bei dem Gedanken von dir und mir zusammen, in einen zitternden Haufen Gelee kollabiert‘, also schüttelte Renji nur den Kopf. „Es ist nichts. Er ist nur, ähm, unpässlich.“ Byakuya schien eine Ahnung zu haben, dass mehr dahinter steckte, doch er sagte nichts. Stattdessen warf er Renji einen Blick zu, der fragte: ‚Sagst du es mir später?‘ Renji nickte – selbst wenn er sich nicht sicher war, wie er es erklären sollte. Nicht zuletzt deswegen, weil er es selbst noch nicht ganz verstand. Selbst Eishirō schien die Nachricht erhalten zu haben, dass private Dinge besprochen werden müssen, der er zog sich mit Verbeugungen zurück. „Der Tee wird in Kürze eintreffen, mein Herr.“ „Danke, Eishirō“, sagte Byakuya abwesend. Renji wollte danach fragen, ob auch noch ein bisschen was zu essen mitgeschickt werden konnte, da er fast nicht zum Frühstück und sein Mittagessen an Seichi abgegeben hatte, doch er war nicht in der Stellung, das zu tun. Unangenehmerweise entschied sich sein Magen, für ihn zu sprechen. Eishirō, der gerade auf die Füße kam, grinste Renji an und nickte verstehend, bevor er im Flur verschwand. „Hör auf, im Türrahmen herumzulungern und erzähl mir von deiner Theorie“, befahl Byakuya. Renji fühlte sich immer ein wenig seltsam in Byakuyas Büro im Anwesen. Es war dieser eigenartig nebulöser Ort, der nicht in der Division war, doch immer noch irgendwie offiziell und kommandant-isch war. Und doch fühlte es sich viel mehr danach an, dass der Raum zu einem privaten Haus gehörte. Es dekorierten wesentlich mehr persönliche Gegenstände den Raum. Ein Bild von einer Dichtung in Kalligrafie hing an der Wand. Renji konnte es nicht vollständig entziffern, doch es sagte so etwas wie: „[style type="italic"]Lege ab, was erkannt wurde. / Wende dich dem Thema zu / Das erkennt / Die zugrundeliegende Wurzel / Und entschlossen / gehst du voran.[/style]“ Es war vielleicht inspirierend gemeint, doch Renji fand es zu stoisch, viel zu stumpfsinnig und irgendwie auch deprimierend. Aber es schien wie eine der Sachen von Byakuya, genauso wie die dunklen katzenförmigen Bücherstützen aus Stein, die einige dünnere Ausgaben mit geschichtlichen Themen im Regal hielten. Eines davon saß aufrecht, aber zwinkerte verschlagen und die andere Katzenfigur streckte sich und gähnte ausgelassen – ganz offensichtlich war das irgendwann mal ein Geschenk von Lady Yoruichi gewesen. Renji fand ein Plätzchen, das nah genug an seinem sonst üblichen Platz im Büro des Kommandanten war, und setzte sich hin. Sein Rücken krachte in eine Vase, doch er war in der Lage, die zu fangen, bevor sie fiel. „Kleinerer Raum“, bemerkte Renji, als er das hohe keramische, höchst zerbrechlich aussehende… Ding hinstellte. Was war das überhaupt? Nur Dekoration, vermutete er. „Wirst du mich im Unwissenden halten?“ Renji atmete tief durch. „Also ich hatte diese Interaktion mit dem 20. Offizier, die irgendwie warnsignal-isch war oder, ich weiß nicht, passiv aggressiv…?“ Warum verließen ihn die Worte, wenn er sie am Meisten brauchte? Renji schüttelte den Kopf und versuchte es erneut. „Wie auch immer, ich habe darum gebeten, mir den Bericht der Attacke zu geben. Er ist unsere letzte verbliebende Kontaktperson zum Anwesen und ich habe gedacht, er sei im Bilde darüber, richtig? Und so hat er mir weder von den Deserteuren berichtet, noch hat er eine Entführung erwähnt.“ Byakuya nickte, als er die Papiere auf seinem Schreibtisch sortierte. „Was war daran ‚passiv aggressiv‘? Könnte es sein, dass er es einfach nicht wusste?“ Das würde ihn zu einem ziemlich beschissenen Rangoffizier machen, doch Renji vermutete, dass es möglich war, so schlecht in einem grundlegenden Bericht zu sein. Renji wusste von ein paar Rangoffizieren in der Elften, denen man noch nicht einmal zutrauen konnte, in der Lage zu sein, das Wetter korrekt zu berichten, wenn es wie aus Eimern goss. Aber das war die Sechste und der 20. Offizier kaum neu in dem Job. „Ich weiß nicht, Kommandant. Er hat sich mir gegenüber unangemessen verhalten.“ „Oh?“ Byakuya schaute Renji immer noch nicht an. Renji hatte sich daran gewöhnt, mehr Aufmerksamkeit von seinem Kommandanten zu erhalten, auch wenn es vielleicht nur eine Art Geste war um den beschissenen Tag zu verarbeiten, den Byakuya gehabt hatte. Doch es begann, Renji zu ärgern. „Ja, er hat mehr oder weniger angedeutet, dass ich wüsste, welche Sachen gut zu stehlen wären“, sagte Renji. „Angedeutet?“ Renji hustete murmelnd. „Mit den Augen. So in der Art.“ Byakuya blickte endlich auf. Es war ein derart vernichtender Blick, der Renji fühlen ließ, als sei er eine überempfindliche Tratschtante. „Ich verstehe“, war alles, was Byakuya sagte, bevor er zurück an die Arbeit ging. Renji blickte für einen langen Moment diese dumme Dichtung an, versuchte nicht zu schmollen. Er hätte seine Gedanken besser auslegen sollen, doch das war das Problem mit seinen Instinkten. Manchmal übersetzte er es nicht gut außerhalb seines Kopfes. Das war der Grund, warum Renji auch nie ein Wort gegenüber Aizen verloren hatte. Er wusste, wenn er Mist gesagt hätte wie ‚Nur ein Gefühl, das ich bekomme‘ und ‚Zabimaru hält in seiner Nähe die Klappe‘ – nichts davon waren anständige, logische Argumente. Doch er hätte etwas wegen Aizen sagen sollen und das war Byakuya, der nicht nur sein Kommandant war, sondern auch sein Partner. Wenn Renji nichts sagte und Banditen die Mauern des Anwesens durchbrechen, wäre Renji verantwortlich. „Schau“, sagte er, „Ich denke nur, dass wir vielleicht eine Vorschrift machen sollen, dass Leute, die die Kontaktperson für deine Familie sind, vielleicht alle 100 Jahre den Job wechseln sollen oder so etwas, denn vielleicht ist es zu einfach für die Leute, für sich nützliche kleine Handel herauszuschlagen.“ „Nein.“ Nun ja, Scheiße, Byakuya hat das für vielleicht null Sekunden in Betracht gezogen. Da war ein sanftes Klopfen an der Tür. Diener erschienen mit Tee und Essen. Renji schäumte vor Wut still vor sich hin, während die beiden Dienerinnen Tee und Teller auf Byakuyas Schreibtisch anordneten. „Das Problem ist, Renji“, sagte Byakuya, während er ein paar der Papiere für den Tee auf Seite stellte. „Meine Familie ist… Lass uns sagen, Veränderungen gegenüber abgeneigt. Miisho zu ersetzen wird bereits traumatisierend genug sein. 100 Jahre sind nichts für sie.“ Eine der Dienerinnen gab Renji einen Korb. Er nahm ihn automatisch mit einer kleinen Verbeugung mit dem Kopf an, was sie überrascht blinzeln und dann kichern ließ. Er errötete und legte den Korb in seinem Schoß ab, um zu warten. Er war warm, was auch immer es war, und ließ seinen Magen in freudiger Erwartung Knurren. „Ja, aber werden sie nicht schon wegen der Entführung deiner Cousine ausflippen? Ich meine, sollten wir nicht in der Lage sein, zu sagen, dass wir uns zu 100 Prozent sicher bei unseren Leuten sind?“ Byakuyas Hand knallte auf den Tisch und ließ alle um ihn herum aufquietschen, selbst Renji. Byakuya schien irgendeine Art Atemübung zu machen, bevor er endlich sagte: „Wie kann ich ihnen das versichern, Renji, wenn sogar mein eigener Vizekommandant das Schwert gegen mich erhoben hat?“ Renjis Schamesröte wurde stärker, als die Dienerinnen ihm verstohlene Blicke zuwarfen, während sie hinaus huschten. Er hielt die Klappe, bis die Tür geschlossen und die Geräusche von Füßen auf dem Boden im Flur verstummt waren. „Was erwartest du von mir, was ich dazu sage, Kommandant?“ Byakuyas Mund war eine dünne Linie und seine Augen nach unten gerichtet. Schlussendlich zuckte ein dünner Muskelstrang an seinem Kiefer und er sagte: „Ich bin mir nicht sicher. Aber ich brauche einige Antworten, die ich dem Vater meiner Cousine geben kann. Ich kann ihm kaum sagen, dass ich dir vertraue, weil du mein Liebhaber bist.“ Ah, ok, also hatte die Familie entschieden, dass es an Byakuyas Unfähigkeit lag, seine Truppe vom Vizekommandant abwärts zu disziplinieren. „Die Antwort ist einfach, wenn du mich fragst, Kommandant“, schnaubte Renji, spürte das antwortende Knurren von Zabimaru tief in seiner Seele. „Miishos verschissener Kopf auf einem Silbertablett.“ Kapitel 5: Business as Usual ---------------------------- Renji glaubte, dass sich Byakuya etwas ungläubig anhörte, als er fragte: „Du glaubst, Gewalt wird all meine Probleme lösen?“ Mit einem Nicken sagte Renji: „Genau genommen, ja. Dieses Mal tue ich das. Ich meine, wenn deine Familie sauer ist, weil du mich nicht hart genug bestraft hast, wo liegt da der Unterschied für sie zwischen dem Vizekommandant und dem 3. Offizier?“ Renji saß im Schneidersitz auf dem Boden von Byakuyas privatem Büro im Anwesen. Er hatte einen Korb im Schoß mit etwas, das langsam unangenehm warm auf seinen Schienbeinen wurde. Es roch etwas wie Ochazuke, was seinen Magen rumoren und laut betteln ließ. Byakuya schenkte sich eine Schale Tee ein. Er blickte bei einem besonders lauten Grummeln auf und sagte: „Es besteht keine Notwendigkeit, so formell zu sein, Renji. Wir sind im Privaten.“ Dankbar nahm Renji den Deckel von dem Korb. Er war glücklich zu sehen, dass es tatsächlich in Tee eingelegter, übriggebliebener Reis war mit einem Klumpen salzigem Shiokara oben drauf. Eishirō muss die Köchin wohl wissen gelassen haben, dass sie sich nicht mit irgendetwas Extravagantem herumärgern müsse. Perfekt und genau das, was Renji brauchte. Nachdem er die Essstäbchen gefunden hatte, haute er rein. Byakuya beobachtete, wie Renji aß. Nach einem Moment begann er wieder. „Vielleicht hast du recht. Ich muss mich so oder so auf Kommentare und Andeutungen dir gegenüber gefasst machen. Eine Zurschaustellung von Gnadenlosigkeit ist vielleicht genau die Antwort. Blut würde den Vater meiner Cousine zufriedenstellen und es wäre eine Warnung an alle anderen, potentiellen Deserteure oder Verräter.“ Es war seltsam sexy zu hören, wie Byakuya so sprach, selbst wenn es einen Stich der Angst durch Renjis Innerstes jagte… immerhin hatte ‚Deserteur‘ ihm auch einmal angehangen und Renji wusste, wie Byakuya war, wenn er hinausging, um sich gegen jemanden zu stellen. Renji schluckte seinen Reis mit Schwierigkeiten hinunter, besonders bei dem Gedanken, dass er an der Seite seines Kommandanten sein konnte, wenn dieser Gerechtigkeit walten ließ. „Ja“, stimmte Renji ermutigend zu. „Außerdem wird es scheiße befriedigend sein.“ Ein kleines Lächeln umspielte Byakuyas Lippen. „Ich glaube, dass du richtig liegen könntest.“ Renji nickte und war ein bisschen mehr als nur etwas aufgeregt bei dem Gedanken, tatsächlich wieder mit Byakuya auf die Jagd zu gehen. Es war eine Weile her und beim letzten Mal war dieses desaströse und demütigende Aufeinandertreffen mit Ichigo gewesen. Es wäre eine Freude, Byakuya zu beobachten, wie er den 3. Offizier niederstreckte. Noch mehr sogar, wenn Byakuya Renji zum Aufwärmen das Aufreiben der Bande überließ. Rukia schnüffelte bereits die ganze Zeit herum, war ungeduldig und wollte Ichigo hinterher. Doch wie lange könnte es überhaupt dauern, Miisho zu finden? Vermutlich hatte sich dieser verdammte Idiot in einem der Teehäuser, die ihm Byakuya gegeben hatte, verkrochen. Heh, es wäre eine zusätzliche Freude, das Gebäude zu zerstören, wenn sie nach ihm suchten. Zabimaru lachte verrückt – ein tiefes Grollen, wie ein Bassrhythmus, der gegen Renjis Brustbein vibrierte. „Wo dies nun beschlossen ist, sag mir, was mit Seichi passiert ist“, sagte Byakuya. „Oh, uh…“, Renji setzte die Schüssel wieder in seinem Schoß ab und versuchte herauszufinden, was er sagen sollte. „Ähm, nun ja, schau, ich hatte nicht die Möglichkeit die Heilerin zu treffen, mit all dem Zeugs wegen der Versorgungslieferung und so vermute ich, dass der Gedanke daran, dass ich Bondage-Sex habe, ihn ein wenig gebrochen hat.“ Byakuyas Gesicht zuckte unter der Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. „Oh, ich verstehe. Und ich dachte, dass es etwas Ernstes ist.“ Nun ja, war es schon irgendwie. Aio hat offenbar jemandem von der Sache in der Bibliothek erzählt und… es sei denn, Seichi konnte Gedanken lesen, hatte jemand ihn und Byakuya in dieser einen Nacht in der Allee gesehen. Der letzte Gedanke ließ das Blut aus Renjis Gesicht weichen. Küss meine Füße… „Renji?“ Renji blinzelte die Erinnerung weg. „Oh… uh… was? Hast du… hast du etwas gesagt, Kommandant?“ Byakuya sah enttäuscht aus. Er setzte seine Teeschale auf den Schreibtisch ab, seine langen Finger fuhren verführerisch am Rand entlang. „Ich habe gemerkt, dass ich nicht gut in dieser Art von Dingen bin und die Frage war unangemessen, wenn man bedenkt, dass du im Dienst bist. Doch du hast da ein wenig Essen“, Byakuyas Finger fuhren nach oben, um sich über seine Unterlippe und Kinn zu reiben. „Oh, du… du hast mich gebeten, dich zu küssen“, sagte Renji und widerstand dem Drang, dass essen mit seinem Ärmel wegzuwischen. „Oh… Ich, ja, das wäre… ähm, nett.“ Ugh, hat das letzte bisschen tatsächlich wie eine Frage geklungen? Byakuya warf Renji das warme Handtuch zu und nahm seinen Tee wieder auf. Er blickte weg. „Tatsächlich? Wie auch immer, der Moment scheint uns aus den Händen geglitten zu sein.“ Renji schaffte es, das feuchte Handtuch zu fangen, ohne die Reste seines Ochazuke zu verschütten. Nachdem er seinen Mund und Kinn sauber gemacht hatte, legte er das Tuch auf den Boden. Er faltete es etwas und fühlte sich seltsam dankbar, dass Byakuya auf die ganze Kuss-Sache nicht beharrt hatte. Es war nicht so, als würde Renji es nicht genießen, wie Byakuyas Zunge die Arbeit des Handtuches übernommen hätte, doch… es war dieses Büro und da war der Haori und der Kenseikan und die Tatsache, dass immer wenn diese Dinge miteinander vermischt waren, der Sex böse geendet war… oder zumindest ungünstig. Nicht, dass sie jemals komplett von der Kommandant/Vizekommandant-Sache wegkommen würden, aber ein paar dünne, kleine unüberschrittene Grenzen halfen. Ansonsten wäre die Sache zu sehr wie Seichi dachte, dass sie wäre. Byakuya trank seinen Tee und setzte die Schale wieder ab. Mit einem sanften Seufzen stellte er die Utensilien für den Tee zur Seite und wandte sich wieder seinen Papieren zu. „Wirst du versuchen, einen ereignislosen, restlichen Tag zu haben, Renji? Ich würde sehr gerne unser Abendessen in einer entspannteren Atmosphäre haben.“ „Ich gebe mein Bestes, Kommandant“, stimmte Renji mit einem kleinen Lachen zu. Als Byakuya nichts mehr darauf sagte, vermutete Renji, dass es sein Stichwort war, wieder zur Arbeit zu gehen. Er stellte seine leere Schale auf das Tablett mit dem Tee und nahm es auf, um es mitzunehmen. An der Tür hielt Renji inne. Er sollte sich vielleicht bei Byakuya entschuldigen, dass er so mit den Gedanken abgedriftet war und Byakuyas Annäherungsversuch derart abgeschlagen hatte, doch Byakuya hatte aufgehört, ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Sein Fokus lag nun komplett auf dem, was auch immer auf seinem Schreibtisch war, was irgendwie scheiße war, denn Renji war sich sicher, dass der Kommandant sicher immer noch wegen dieser ganzen, verschissenen Sache mit seiner Cousine verletzt war. Sie sollten vielleicht auch eine Strategie entwerfen, wenn sie Miisho hinterher wollten und ob sie irgendetwas wegen den Deserteuren der Division sagen wollten, doch Byakuya blickte noch nicht einmal auf, als Renji weiterhin am Türrahmen zögerte. Vielleicht brauchte Byakuya seine Zeit alleine. Und doch hatte Byakuya Renji küssen wollen, doch er hatte das kaputt gemacht – also war es wahrscheinlich das Beste, ihn arbeiten zu lassen. „Richtig, sehe dich dann heute Abend.“ Nichts. Noch nicht einmal ein Nicken. Renji verbeugte sich dennoch und schloss die Tür hinter sich. Als Renji das Tablett in die Küche stellte, hatte er das Gefühl, als würden ihm die Blicke folgen. War da ein abschätzender Blick, den die Tellerwäscherin ihm verstohlen zuwarf? Jedenfalls blickte sie dafür hastig genug weg. Miki schien immer ein wenig Röte ins Gesicht zu steigen, wenn sie ihn sah. Er hatte es immer als Zeichen von Zuneigung gesehen, vielleicht sogar Anziehung, doch nun konnte Renji nicht anders als sich zu fragen, ob sie sich vorstellt, wie er sich für Byakuya bückte. Er stellte das Tablett in die Nähe des Waschbeckens und ging, bevor jemand auch nur versuchte, mit ihm zu reden. Wie durch ein Wunder schaffte es Renji rechtzeitig zurück ins Büro, um Nanako abzulösen und den 5. Offizier über die Lage im Anwesen zu informieren. Nanako blieb in der Nähe, um die Details mitzubekommen. „Ja, also haben wir scheinbar ein paar Soldaten, die EA sind“, endete Renji mit einem kaum unterdrückten Knurren. „Wer zum Teufel ist das? Ich hatte keine Chance, das aus dem Kommandanten herauszubekommen.“ Nanako und der 5. Offizier tauschten Blicke aus. Obwohl sie eigentlich Feierabend hatte, huschte Nanako zum Aktenschrank hinüber und begann, in den Akten der Ranglosen zu suchen. „Der Kommandant muss sie persönlich beauftragt haben“, murmelte sie. „Nun ja, einer von uns war im Dienst“, sagte der 5. Offizier. „Ich habe niemanden als abgemeldet eingetragen. Weiß der 6. Offizier, wie man die Akten kennzeichnet?“ Ernsthaft? Würde das am Mangel an richtigem Vorgehen mit den Papieren scheitern? Doch glücklicherweise zog Nanako triumphierend zwei Akten heraus. Aus jeder ragte ein rotes Fähnchen. „Es müssen die hier sein“, sagte sie. „Alle anderen haben Begründungen.“ Nun, danke an das Schicksal für zumindest ein kleines Wunder, dachte Renji und nahm die Akten von ihr entgegen. Er gab eine dem 5. Offizier. „Hol dir einen Stuhl“, sagte Renji ihm. „Wir schauen nach ein paar Dingen. Einen Hinweis, warum jemand blöd genug sein könnte und die Beine in die Hand nimmt. Außerdem nach einer Spur, wo sie vielleicht hin sind. Könnte sein, dass sie mit den Banditen unter einer Decke stecken und sich ihnen angeschlossen haben, doch ich schließe die Möglichkeit nicht aus, dass sie ausgeflippt und getürmt sind. Wenn wir diese Idioten nicht verlieren müssen, würde ich das bevorzugen.“ Der 5. Offizier nahm sich den Stuhl vom Schreibtisch des 3. Offiziers und schob ihn an die Ecke von Renjis Schreibtisch. Er nahm die Akte auf, doch bevor er sie öffnete, fragte er: „Wir werden ihnen selbst das Handwerk legen? Ich dachte, das Prozedere verlangt, dass wir es der Zweiten berichten… du weißt schon, dass…“ Dass der mobile Geheimtrupp sie jagen und töten konnte, denn abtrünnige Shinigami waren ein, großes, fettes Tabu draußen im Rukongai, selbst wenn sie nur Ranglos waren. „Ich denke nicht, dass der Kommandant möchte, dass jetzt schon jeder davon erfährt“, warnte Renji. „Wenn sie nicht bei den Banditen sind und wir sie nicht schnell finden, hetzen wir ihnen die Zweite auf ihre Ärsche, keine Sorge. Ich denke nur, dass wenn wir es innerhalb unserer Division regeln können, sollten wir das tun.“ „Ja, Vizekommandant“, sagte der 5. Offizier. Renji blickte zu ihm herüber, um die Qualität seines ‚Ja, Vizekommandant‘ abschätzen zu können. War es ein ‚Ja, Vizekommandant, doch es ist gegen das Prozedere und ich missbillige das aufs Schärfste‘ oder ein ‚Ja, Vizekommandant, ich bevorzuge auch diese humanere Methode‘? Renji entschied, dass die Antwort irgendwo dazwischen lag, doch der Typ sah ernsthaft genug dabei aus, Renjis Führung in dieser Angelegenheit zu befolgen. Der 5. Offizier war ein ziemlich unauffällig aussehender Typ, daher konnte sich Renji für einen Moment nicht an seinen Namen erinnern. Er hielt seine hellbraunen Haare kurz, doch es hatte die Tendenz von wilden Locken, sobald es ein wenig an Länge gewann. Es kräuselte sich etwas um seine Ohren und oben auf seinem Kopf. Als das immer noch kein Geistesblitz auslöste, war Renji einen heimlichen Blick auf das Zanpakutō des Mannes. Urumaru. Der Name kam Renji sofort in den Sinn, gefolgt von rauchigem, wütenden Duft von Kidō. Renji vergaß niemals einen Kameraden mit der Endung ‚maru‘, dieser einer kam mit… hmmmm, Daisuke Nochwas… Chikanatsu, das war es. Daisuke. Das war ein vertrauter Name. Wo hatte ihn Renji schon einmal gehört? Byakuya hatte einen Daisuke erwähnt, oder nicht? Erst diesen Morgen noch, richtig? Es war der Spion aus dem Teehaus, den Byakuya als Ausrede nutzte, um diesen Ort nicht zu verkaufen. So sehr wie es Renji ärgerte, sollte er Byakuya vielleicht daran erinnern, diesen Typen zu kontaktieren. Da musste die Kacke am Dampfen sein, wenn Miisho behauptete, der Eigentümer der anderen Teehäuser zu sein und so potentiell abtrünnige Shinigami und Banditen beherbergte, die Beute der Kuchiki trugen, inklusive einer entführten Cousine. Also hörte der Spion unter Umständen etwas Nützliches. Da es Renji nach Tee verlangte, der sein Kopf ein wenig klärte, stand er auf. „Ich werde mir eine Tasse vom Aufenthaltsraum holen. Möchtest du auch?“ Der 5. Offizier schüttelte seinen Kopf, die Nase tief in der Akte des Deserteurs vergraben, während er diese studierte. Nanako ging mit Renji hinaus und sie verabschiedeten sich am Pausenraum voneinander. Aufgrund der Lage, innerhalb des Bürogebäudes des Vizekommandanten, benutzte die Division den kleinen Raum als Treffpunkt zwischen den Schichten oder einfach als Ort, um ein wenig abzuhängen. Tee wurde dort immer angeboten und, besonders im Winter, war dort ein Topf mit Oden, eine Art Suppe mit allem, dass man aus der Kantine hatte mitgehen lassen können, die in einem Schmortopf, den jemand aus dem Diesseits mitgebracht hatte, vor sich hin blubberte. Renji sah Rikichi und fragte: „Hast du Dienst?“ Er sah bei der Frage etwas nervös aus, doch antwortete aufgeregt: „Ja, Vizekommandant! Was kann ich für dich tun, Vizekommandant?“ „Ich brauche jemanden, der eine kurze Nachricht rüber aufs Anwesen an den Kommandanten überbringt.“ „Zum Kommandanten?“ Renji fragte sich, ob der Junge ohnmächtig vor Aufregung über all das werden würde. „Ja, nur eine einfache Sache. Glaubst du, dass du dir das merken kannst? Ich möchte, dass du ihm sagst, dass Renji dich geschickt hat und, falls er es noch nicht getan hat, er vielleicht in Erwägung ziehen sollte, seinen Spion einzubeziehen.“ ‚Spion?‘, formte Rikichi tonlos mit dem Mund. Offensichtlich dachte er, das sei die beste, supergeheimste Mission überhaupt. Renji grinste innerlich über seinen Enthusiasmus. Er nickte, was die Perlen in seinen Haaren vor seinem Gesicht zappeln ließ. „Ja, Vizekommandant, ich kann es mir merken.“ „Gut“, sagte Renji und gab seinem Grinsen endlich nach. „Dann geh schon!“ „Ja, Vizekommandant!“, und Rikichi flog praktisch aus der Tür hinaus. Wenigstens hatte er jemandem den Tag gerettet, dachte Renji, als er sich eine Tasse Tee von der Kanne nahm, die immer im Pausenraum stand. Er blickte durch den behaglichen Raum, gefüllt mit leisem Gemurmel über Spiele wie Shoji und Go. Dabei dachte er, wie anders die Dinge hier waren. Er hätte jemanden Geld geben müssen, damit der Kenpachi eine Nachricht überbrachte, denn die Meisten hätten ihn angeschaut und gefragt, was mit seinen Füßen war, dass er nicht selbst gehen konnte. Nicht, dass überhaupt jemand viel Kenpachi zu berichten hatte. Nichts in der Elften hatte Renji für diesen Job vorbereitet. Es war ein Wunder, dass er einen halbwegs brauchbaren Vizekommandanten abgab. Die Weise, wie die Hofgarden beförderte, war irgendwie ein bescheuertes System, wenn man mal genauer darüber nachdachte. Jemand der die Division kannte und wusste, wie sie funktionierte, hätte den Job bekommen sollen – ein Dienstältester oder so etwas. Doch das Büro konnte nicht gefüllt werden, bis jemand da war, der stark genug dafür war. Die Elfte würde noch alle leeren Ränge auffüllen, wenn die Gotei nicht vorsichtig war. Es war der Einzige Ort, der scheinbar Kampfkraft teilen konnte. Daran zu denken, dass Renji und Ikkaku beide stark genug waren, um den Rang eines Kommandanten auszufüllen? Irgendwie war das völlig verrückt. Keiner von ihnen wusste einen feuchten Dreck darüber, wie man eine Division am Laufen hielt. Zum Glück waren sie beide zu loyal ihren jeweiligen Kommandanten gegenüber, um das überhaupt ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Es war eigentlich auch erstaunlich, dass niemand von der Elften Ukitakes leeren Vizekommandantenposten aufgefüllt hat, jedoch wurde dieser auch nie für einen Nachfolger geöffnet. Außerdem schien es deutlich zu sein, dass der Kerl nicht fit genug für jemanden von der Elften war, so krank wie er die ganze Zeit war. Wie auch immer, Kommandant Ukitake betrauerte offensichtlich immer noch Kaien... oder hatte sich mit seiner Wiedererweckung strafbar gemacht – was, offen gestanden, für Renji ziemlich abwegig schien, selbst wenn Byakuya dachte, dass es möglich sein könnte. Nun ja, der Kommandant konnte Kidō. Also war so etwas vielleicht nicht ganz so an den Haaren herbeigezogen, wie es klang. Es machte Renji schon etwas nervös, daran zu denken, dass Ukitake in dieser Banditen-Sache involviert sein könnte. Denn auch wenn er immer mal wieder krank war, war er Rukias Kommandant, was sie in Gefahr brachte, denn trotz seiner Erscheinung kam Ukitake immer noch mit jeder Menge Macht daher... und Kyōraku in seinem Rücken. Diese beiden waren eine beängstigende Kombo. Wenn man schon von dunklen Alleen sprach, Renji wollte niemals nie diese beiden dort antreffen... Renji schüttelte seinen Kopf und nahm sich noch eine weitere Tasse Tee, bevor er zum Büro zurückkehrte. Er musste versuchen, sein Versprechen gegenüber Byakuya zu halten und es so ereignislos bis zum Schichtwechsel zu schaffen, wie möglich. Langsam beschlich ihn das Gefühl, dass das hart werden würde. Renji schaffte es größtenteils. Selbst das Gespräch mit Kinjo verlief besser, als erwartet. Renji hatte den rauflustigen 7. Offizier abgefangen, als das Zanjutsu-Training der Schicht zu Ende war. „Schau, ich sag ja nur, dass du deine Schwachköpfigkeit ein wenig runterdrehen solltest“, sagte Renji nachdem sie eine Weile um das Problem herumgeredet haben. „Du wartest darauf versetzt zu werden? Denn ich habe gehört, dass sie in der Dritten und Fünften Personalmangel haben.“ „Ich weiß“, sagte Kinjo, nahm dabei ein Bokken von der Halterung an der Wand des Dojos und drehte es in seiner Hand. „Die Hälfte davon kam hierhin.“ Das Dojo der Sechsten war ein weiterer dieser Orte, die Renji absolut bewusst machte, dass es eine Division mit Familientradition war. Der Ort war einfach… alles war geradlinig, schmucklos und irgendwie vollkommen und perfekt auf Zen ausgerichtet. Doch um fair zu sein, es sah fast genauso wie jedes andere Dojo aus, in dem Renji einmal gewesen war, also hatte er keine Ahnung, warum es sich so anders für ihn anfühlte. Doch irgendwie war die Qualität der Luft hier mehr die eines Tempels, als an einem Ort, an dem Blut, Schweiß und Tränen vergossen wurden. Auch wenn der hölzerne Boden offensichtlich seit Hundertausenden Jahren des Trainings abgeschliffen war, schaffte er es immer noch nicht abgenutzt und unbeeindruckt von der Nutzung zu sein. Renji stellte immer wieder fest, wie er seine Stimme drosselte, als wäre er in einen heiligen, persönlichen Schrein von Byakuyas Vorfahren. Was es vielleicht auch irgendwie war. Außerdem hatte Renji das Gefühl, als würde sein normales, ungestümes, tiefes und donnerndes Kiai* dafür sorgen, dass es Dachsparren regnete. Renji bevorzugte es, seine Übungseinheiten draußen auf dem Übungsgelände zu führen, denn er und Zabimaru brauchten Platz. Doch das heutige, plötzliche Schneegestöber am Nachmittag hatte alle nach drinnen befördert. Kinjos Schultern sackten ein wenig ab und er seufzte. „Ja, ich denke, du warst lange genug weg, dass ich mich nicht mehr wirklich daran erinnern kann, warum wir uns überhaupt gestritten haben.“ Und Renji würde bald auch wieder weg sein. Rukia hatte ihm eine Nachricht geschickt, die lediglich enthielt: ‚Morgen, mit oder ohne dir.‘ Also nickte Renji und sagte: „Passt für mich.“ „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Schwachköpfigkeit kein Wort ist, Abarai“, neckte Kinjo ihn und stupste Renji mit dem hölzernen Schwert gegen die Rippen. „Du wusstest, was ich meinte, oder nicht?“, sagte Renji und griff ebenfalls nach einem Übungsschwert. Ein ordentliches Kampftraining war genau das, was er gerade brauchte. Also gestikulierte er auf einen freien Bereich im gefüllten Raum und verbeugte sich. „Aus deinem Mund kommen verdammt unhöfliche Sachen, Vizekommandant“, sagte Kinjo mit einem breiten Grinsen, als er sich ebenfalls verbeugte und folgte. „Leck mich am Arsch. Und komm her und lass dir von mir in den Arsch treten.“ „Versuch es.“ Die Leute vergaßen immer, warum Renji in der Akademie so gut abgeschnitten hatten. Außerdem hatten die Prügeleien in der Elften dafür gesorgt, dass eine Menge roher Kraft in jedem, präzisen Schlag steckte. Das Knarzen von Holz hallte von der Decke wieder, gefolgt von Renjis Kiai. Kinjo schlug in weniger als drei Minuten geschlagen auf dem Boden auf. Doch die komplette Gruppe, die am Trainieren gewesen war und aufgehört hatte, um ihnen zuzusehen, applaudierte nun. Eine Frau mit elektrisierenden, blauen Augen und stacheligem, schwarzen Haar – ihr 6. Offizier? – griff nach einem Bokken an der Wand und rief tapfer: „Ich als nächstes!“ Heh. Jetzt das… ja, endlich fühlte sich das Dojo richtig an, als würde er vielleicht doch hierher gehören. Renji nahm Kampfhaltung an und winkte die mit einem „Iza!“ heran. Er konnte spüren, wie er breit grinste. Endlich fing Renjis Tag an, besser zu werden. Er beobachtete, wie der Schnee auf seinen Schultern dampfte, während er durch die Division in Richtung Quartier des Kommandanten huschte. Währenddessen fragte sich Renji, ob er vielleicht ein wenig früher Feierabend machen und versuchen sollte, zu duschen, bevor er den Kommandanten traf. Nun ja, es war nun zu spät. Außerdem fühlte er sich großartig. Die vielzähligen Herausforderungen im Dojo hatten ihm jede Menge Spaß gemacht. Und bis jemand scherzhaft Kidō vorgeschlagen hatte, war Renji ungeschlagener Champion gewesen. Heh, der Boss sogar. An der vertrauten Tür trat er die Sandalen von den Füßen und klopfte. Byakuyas Stimme bat ihn mit einem leicht grummeligen „Steh nicht draußen im Schnee, Renji“ hinein. „Dein Tag ist nicht besser geworden, eh, Kommandant?“, fragte Renji. Er steckte den Kopf durch die Tür und schnupperte, bevor er ganz hineintrat. Der Anblick, den Renji begrüßte, war unglaublich nostalgisch. Byakuya saß an der Frisierkommode und bürstete sich die Haare. Der Kenseikan und Windblumen-Schal hatte er abgelegt und sie waren bereits in ihren Schachteln verstaut. Der Haori und Senbonzakura hingen an ihren Plätzchen an der Wand. Er trug einen einfachen, dunkelblauen Schlafkimono, gemustert mit weißen Schwänen, die zum Flug ansetzten. Und auf dem Bett – dieses eine, in dem Renji so verzweifelt einen eigenen Platz gewollt hatte – waren die Decken an beiden Seiten umgeschlagen, bereit für sie beide. Renji hielt bei dem Anblick inne, zwischen tiefliegender Freude und Reue hin und hergerissen. Die Freude kam von der Einfachheit der Tatsache, dass Byakuya ihn hier erwartet hatte und ihn willkommen hieß. Die Reue, weil… nun ja, scheiße, wenn er Seichi bloß nicht gesagt hätte, dass er wiederkommen würde. Nun, was sollte er tun? Natürlich erwartete Byakuya von Renji, dass er über Nacht blieb, warum sollte er auch nicht? Doch… als Renji ein weiteres Tablett von der Kantine gebracht und seine Pläne bezüglich des Abendessens erklärt hatte, war Seichi wieder total seltsam geworden und hatte Renji gesagt, dass er sich nicht sorgen brauchte, wenn er beim Kommandanten bleiben müsste. Renji hatte sich nach den Kämpfen im Dojo so gut gefühlt, er hatte nur gelacht und Seichis Sorge mit einem ‚Sei kein Idiot‘ zur Seite geschoben. Scheiße. Eine Weise, um alles unangenehm zu machen, Seich‘. „Du lässt die ganze Wärme raus, Renji“, schnappte Byakuya. „Oh, richtig. Tut mir leid“, sagte er. Er trat endlich komplett ein, schloss die Tür und schüttelte den Schnee aus dem Pferdeschwanz. „Öffne sie einfach“, sagte Byakuya mit einem Blick auf Renjis Haare. „Mir ist kalt. Ich möchte im Bett essen.“ Ok, doch Byakuyas kommandierende, schnippische Laune half bei der unangenehmen Situation nicht, doch Renji hob die Hand. In einer Sekunde hatte er den Bandana ausgezogen und die Haare gelöst. Sein Schweiß hatte die widerspenstigen Haare noch schlimmer als sonst gemacht. Er ließ seine Finger ein paar Mal hindurchgleiten und brachte sie so zum größten Teil unter Kontrolle. Renji nahm Zabimaru von seiner Hüfte und platzierte sein Zanpakutō an dem gewohnten Platz an der Wand. In diesem Moment klopfte es an die Tür. „Lass sie das Essen ans Bett bringen“, sagte Byakuya, während er bereits unter die Decke kroch. Renji schob die Tür auf. Aio kniete auf dem Boden, um sie herum Schneeflocken, die sich unter dem Dach des Portikus verirrt hatten. Als sich ihre Augen trafen, spürte Renji, wie sich sein Gesicht dunkelrot färbte. Sie richtete ihren Blick sofort wieder nach unten und ihre Stimme brachte bebend ein schwaches „Euer Essen, mein Herr“ hervor. „Er möchte es am Bett“, sagte Renji leise. Ihr Mund formte ein kleines ‚o‘, doch sie sprang auf, um Byakuyas Wunsch nachzukommen. Sie huschte an Renji vorbei, ohne ihm einen weiteren Blick zu zuwerfen. Byakuya war damit beschäftigt, ihnen ein Nest zu bauen. Er zog gefaltete Decken von irgendwoher und steckte sie in die Ecken, sodass sie auf der anderen Seite des Bettes sitzen konnten und dennoch unter den Decken waren. Aio stellte ihr Tablett ab und verbeugte sich mehrfach, sodass Byakuya sie bestätigte: „Danke, Aio. Das war alles. Stelle sicher, dass wir nicht gestört werden.“ Unwillkürlich blickte sie zu Renji, ihre Wangen standen förmlich in Flammen, doch sie nickte energisch. „Ja, mein Herr.“ Aio hat sich kaum verbeugend zurückgezogen, als Byakuya sagte: „Raus aus den nassen Klamotten und leiste mir Gesellschaft.“ Natürlich schaute Aio wieder zu Renji, bevor sie schnell die Tür zuschob. Renji runzelte über die geschlossene Tür die Stirn und begann, an seinen Obi zu ziehen. „Bist du nicht ein bisschen, du weißt schon, ‚unvorsichtig‘?“ „Was?“, fragte Byakuya von der Kante des niedrigen Futon aus. Er lag auf dem Rücken und nicht mehr als sein Kopf schaute unter der Decke hervor. Er hielt inne, öffnete dann den Deckel des Sake und schnüffelte daran. „Worüber redest du, Renji?“ „Die Diener“, sagte Renji und deutete mit dem Daumen in die Richtung, in der Aio verschwunden war. „Sie reden über uns, weißt du.“ Byakuya sah von dem Gedanken geschockt aus. „Meine Leute? Was sagen sie?“ Das war fast zu viel. Als würde es Byakuya nicht wissen. Herr Lass-mich-ein-Szenario-ansetzen-damit-wir-entdeckt-werden-oh-und-es-ist-nicht-genug-dass-du-auf-deinen-Knien-meinen-Schwanz-lutschst-hier-trag-noch-das-Halsband-während-ich-die-Leine-halte. Aber so verlockend das war, Renji konnte das nicht sagen, denn, Scheiße, denn sie hatten es bis auf den Blickwinkel ausgehandelt. Und wenn Renji nicht wollte, dass die Leute über seine kleine Demütigungsvorliebe Bescheid wussten, hätte er nicht all das Zeug im Sentō machen dürfen, oder? Stattdessen ließ Renji seinen Hakama mit einem Schulterzucken auf den Boden fallen. „Nichts“, sagte er. „Vergiss es, ist nicht von Bedeutung.“ Byakuya blickte auf, ein seltsames Lächeln auf den Lippen. Er schenkte eine Schale Sake für sich selbst, dann für Renji ein. „Ist es nicht, nicht wahr?“ „Ja“, wiederholte Renji und öffnete die Kosode. Er hielt inne, um Byakuya mit erhobener Augenbraue anzusehen. „Warte, ich hatte es am Anfang richtig. Hey, verwirre mich nicht so!“ „So war das nicht gedacht“, sagte Byakuya mit einem Glucksen. „Ich bin erleichtert zu hören, dass es nichts ist.“ Da war etwas, das Renji nicht verstand, doch er nickte nur. „Ja, es war nur etwas, dass mein verblödeter Bruder sagte. Ich rege mich nur über nichts auf.“ Es war möglicherweise wahr. Sobald er mal Seichi überzeugt hatte, wäre die Angelegenheit in null Komma nichts geregelt. Leute tratschten immer. Renji musste nur herausfinden, wie er an die Quelle gelangte, sodass sie anfingen, die richtigen Dinge zu sagen. Er nahm seine Hose auf und warf sie mit seiner feuchten Kosode zusammen über die Rückenlehne von Byakuyas Stuhl. Er überlegte, mit der Shitagi ins Bett zu gehen, doch ein kurzes Schnüffeln unter seinem Arm ließ ihn das verwerfen. Renji glitt aus dem Rest seiner Kleidung und warf das stinkende Kleidungsstück auf die Sitzfläche des Stuhls. Der 5. Offizier musste etwas gefunden haben, das interessant genug war, um einen Boten zu schicken, denn Renji sah die Akten der Deserteure auf Byakuyas Frisierkommode. Renji hatte auch ein paar eigene Vermutungen und blätterte sie durch, um die Theorie noch einmal zu überprüfen. „Kommst du ins Bett?“, fragte Byakuya nach einem langen Moment. „Du kannst die Akten mitbringen, wenn du möchtest, doch ich hatte auf ein bisschen Vergnügen vor der Arbeit gehofft.“ „Huh?“, Renji riss seine Gedanken von der Akte weg. Er blickte auf und bemerkte, dass er zum ersten Mal an diesem Tage die ungeteilte Aufmerksamkeit von Byakuya hatte. Er lächelte und ließ die Akten dort, wo sie waren. „Oh, ja. Hey, du hast mir noch nicht von deinem Tag erzählt.“ „Es war fürchterlich“, sagte Byakuya leicht hin, er nahm einen Schluck von seinem Sake, doch seine Augen verließen nie Renjis Körper. Seine Augen fuhren kontinuierlich über die Linien seiner Tattoos, als würde er immer wieder in seinem Lieblingsbuch lesen. So sehr er es genoss, so angeschaut zu werden, wurde Renji kalt. Also schlenderte er zum Bett hinüber und hob die Decke an, um sich neben Byakuya zu legen. Er legte sich auf den Bauch und richtete sich auf seinen Ellbogen auf. Die Matratze sackte etwas unter Renjis Gewicht ein, was dazu führte, dass sich ihre Schultern kurz berührten. Renji wollte sich schon entschuldigen, doch Byakuya schien sich schon fast in die Berührung zu lehnen. „Meine Tante hat den ganzen Tag damit verbracht, zu weinen, während mich ihre Damen mit geröteten Augen angefunkelt haben“, sagte Byakuya und klang dabei müde. „Hinzu kommt noch, dass der Vater meiner Cousine sich so frei fühlte, meine vollständige Kommandantenschaft zu kritisieren, angefangen mit Hisanas Tod.“ „Scheiße“, sagte Renji. „Das ist nicht cool.“ Aus irgendeinem Grund erzeugte das ein kleines Lachen bei Byakuya. „Durchaus. Allerdings hielt ich es für das Beste, meine Zunge zu hüten. Ironischerweise verstehe ich die Wut in seiner Trauer.“ Byakuya klang so traurig, dass Renji nicht anders konnte, als seine Schulter in Mitgefühl zu tätscheln. Das glückliche Murmeln, welches von seiner Aktion entlockt wurde, ermutigte Renji, seine Finger durch Byakuyas seidenes Haar gleiten zu lassen und an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Seine Zunge schoss hervor, um die weiche Haut des Halses zu schmecken… Ein kalter Windhauch ließ Renji rechtzeitig aufblicken, sodass er sehen konnte, wie die Tür schwungvoll aufgeschoben wurde. „Herr Byakuya? Ich komme mit unserem Spion… oh!“ Byakuya sprang so schnell von Renji weg, dass dieser nur noch Luft leckte. Ein paar von Byakuyas Haaren blieben in Renjis Griff hängen. Byakuya war blitzschnell auf, um Kommandant Kyōraku an der Tür abzufangen. Er zog seinen Kimono zurecht, doch schnaubte. „Shunsui! Du kommst unangekündigt. Ich habe Befehle gegeben, ungestört zu bleiben.“ „Oh, es tut mir fürchterlich leid“, sagte Kyōraku, klang dabei aber weitaus amüsierter als reuevoll. „Sieh an, sieh an und da hat dein Hausverwalter mir gesagt, dass du ein Arbeitsessen hast. Na so was, ich muss sagen, dass mich erfreut, wie du Arbeit auslegst, Herr Renji!“ Renji vergrub sein Gesicht in der Matratze und konnte sich nur gerade so daran hindern, einen Finger für eine unhöfliche Geste zu erheben. Er drehte die Hand für eine ungeschickte Art von einem Winken zur Begrüßung. Gute Sache, dass er auf Demütigung stand, eh? Und doch fühlte er sich nicht sehr sexy, mit seinem komplett mit Schamesröte überzogenen Gesicht. Er rutschte weiter weg, als wolle er sich unauffällig verstecken. Das Problem war, dass er ungefähr genauso groß wie das Bett war. Entweder guckte sein Kopf oder die besockten Füße heraus. Renji wusste nicht, was lächerlicher aussehen würde. „Ich verstehe nicht, warum du hier bist, Shunsui“, sagte Byakuya. „Was genau machst du um die Zeit mit Daisuke?“ „Oh, habe ich das nicht gesagt? Dein Junge war bei mir, als er deine Nachricht erhalten hat. Ich dachte, aufgrund des kürzlichen Ärgers, sollte ich ihn besser durch die Hintergassen der Seireitei eskortieren.“ Neugierig hob Renji seinen Kopf beim Laut des bekannten Namens. Unter seiner provisorischen Kapuze aus Decke und dem Vorhang seiner Haare, konnte Renji einen jungen Mann erkennen, der an der Tür kniete. Sein Kopf war gebeugt, sodass alles was Renji sehen konnte, Meter um Meter Seidenkimono war, ausgebreitet um ihn herum, fast wie bei einer Frau, jedoch in einer weitaus düstereren Farbe. Im gedämpften Licht vermutete Renji, dass es eine Anordnung von Grün- und Goldtönen war – Gold, um ohne Zweifel den blonden Mop aus Haaren zu entsprechen. Renji musste einen seltsamen Stich der Eifersucht unterdrücken. Hübscher kleiner Scheißer. Und nicht einmal annähernd das, was Renji erwartet hätte. Das Bisschen, was er von den Jungen in den Teehäusern gesehen hatte war, dass sie eben nur das waren – Jungen. Diese Person hatte den starken Körperbau eines jungen Mannes… ähnlich wie bei Ichigo. Fand Byakuya Ichigo attraktiv? Das brachte irgendwie Renjis Hirn ins Schleudern, denn – verdammt, wenn sie wirklich einmal ernsthaft nach einem Dreier schauen würden… „Und warum war er bei dir?“, wollte Byakuya wissen. Kyōraku ließ eins seiner donnernden Gelächter ertönen. „Aber, aber, Herr Byakuya. Ein Gentleman genießt und schweigt.“ „Ich glaube diesen Nonsens nicht für einen Moment“, schnappte Byakuya, fast Nase-an-Nase zu Kyōraku. „Kommandant Ukitake würde ein solches Fehlverhalten niemals tolerieren.“ „Oh, tatsächlich! Wie wahr, ich bin bei allen hübschen, jungen Dingern bekannt für meine Einschränkung. Nicht wahr, Herr Renji?“ Zieh mich da verdammt nochmal nicht mit rein, als wäre ich eines deiner hübschen Dinger. „Mit allem nötigen Respekt, Kommandant. Verpissen sie sich.“ Kyōraku kicherte, doch wischte sich die Hände an seinem Kimono ab, als hätte er gerade eine monumentale Aufgabe erledigt, die all seine Energie aufgebraucht hatte. „Nun ja, mit dieser erfreulichen Bemerkung verlasse ich euch. Daisuke, du hast einen neuen Meister für den Abend“, sagte Kyōraku, als er sich von Byakuya abwandte und aus der Tür ging. „Viel Vergnügen, Jungs!“ Kapitel 6: A Business Arrangement --------------------------------- „Ich werde dafür sorgen, dass Kommandant Kyōraku den Weg hinausfindet. Schau nach Daisuke, Renji.“ Warte, was? Byakuya ließ Renji alleine mit dem… mit Daisuke? Renji begann, gehetzt, die Decke zur Seite zu werfen. „Whoa! Warte eine Minute, denkst du nicht, dass du besser…?“ Doch Byakuya war bereits blitzschnell durch die Tür. Der einzige Beweis, dass der Kommandant ihn passiert hatte, war das leichte Flattern der Säume von Daisukes Kimonos. Derweil war Renjis eigener Shunpo weitaus weniger elegant, hauptsächlich weil er nur ein Taumeln aus dem Bett in Höchstgeschwindigkeit geschafft hatte. Er kam nur bis zur Frisierkommode, seine Hand schloss sich um die Leere, die vor einer Sekunde von Byakuyas Ärmel hinterlassen worden war. Der Wind, den Renjis Blitzschritt verursachte, verteilte die Papiere auf dem Schreibtisch überall im Raum. „Ah, Scheiße“, murmelte Renji, kniete sich hin und begann, sie aufzusammeln, bevor die Papiere von dem schmelzenden Schnee, der sich im Eingang sammelte, durchnässt wurden. „Kann ich ihnen dienen, mein Herr?“, fragte Daisuke. Er hielt seinen blonden Kopf gebeugt, doch er krabbelte über die Türschwelle und begann die Dokumente aufzusammeln, die der Wind versuchte, nach draußen zu befördern. „Uh, ja, danke“, nickte Renji. „Und schließ die Tür für uns, ja? Ich friere mir den Arsch ab.“ Seinen nackten Arsch. Daisuke tat, was ihm gesagt wurde und schob die Tür mit einem dumpfen Geräusch zu. Ohne ein Wort sammelte er danach weiter die Papiere auf. Renji setzte sich im Schneidersitz auf den Tatami und tat so, als würde er die Papiere sortieren. Während er die Dokumente mischte, sah er Daisuke prüfend an. Von dem, was Renji sehen konnte, war Daisuke wohl ein gutaussehender Typ, doch wegen all seiner Unterwürfigkeit musste er erst einmal richtig den Kopf heben, dass Renji das vollständig beurteilen konnte. Doch er hatte kunstvoll arrangierte, unordentliche blonde Locken, jedoch von der weichen Sorte, wenn man seine Finger dadurch gleiten ließ. Oder seidig, wenn man sie für einen Ruck in die Hand nahm. Es beunruhigte Renji, dass er den letzten Gedanken hatte. Er schob es grunzend zur Seite. Renji wollte niemals so ein Kerl sein, einer der sich in dem Moment, in dem er ein wenig Macht hatte, einen Vorteil daraus machte. Besonders nicht da, wenn das Schicksal nicht eingeschritten hätte, die Person, die dort kniete Rukia oder Ozuru hätte sein können. Hatte Daisuke friedlich geschlafen, als diebische Teehaus-‚Anwerber‘ ihn ergriffen haben? Sind seine Freunde und Familie wach geworden und mussten feststellen, dass er weg war? Vielleicht hatte Daisuke sich auch selbst in dieses Leben verkauft. Renji kannte einige Leute, die bereitwillig unterschrieben hatten. Alles schien besser als Inuzuri und die Zuhälter ließen die Teehäuser wie das gelobte Land gefüllt mit Seide, Süßigkeiten und so viel Sake, wie man trinken konnte, klingen. Was war ein bisschen Fleisch im Handel gegen das Leben eines schönen Prinzen oder Prinzessin, beschützt von der harschen Welt im Inneren eines goldenen Käfigs? Doch es war nicht annähernd so, als Renji und seine Truppe eingebrochen waren, um zu versuchen, Rukia und Ozuru da rauszubekommen, nicht wahr? Nein, da waren verschlossene Käfige mit Dreck auf dem Boden, die gefüllt waren mit verzweifelten, verhungernden Seelen – hauptsächlich Frauen, doch ein paar Jungs. Manche von ihnen krank, alle von ihnen hungrig. Das Einzige, was wirklich in Massen zu fließen schien, war Opium… und Tränen. Vermutlich hatten die Teehäuser des ersten Distrikts eine glänzendere Fassade, doch da drunter war es dieselbe Scheiße. Sie hätten beinahe Rukia an dieses Leben verloren… Armer Ozuru hatte sein Leben für einen Fluchtversuch aus diesem fürchterlichen Höllenloch gegeben. Mit einem kaum unterdrückten Knurren stand Renji auf und stampfte hinüber zur Frisierkommode. Er schob die Papiere zurück in ihre jeweiligen Ordner. Renji war auf sich selbst wütend, dass er nicht stark genug gewesen war, um alle zu retten. Wieder. Es schien, als wäre er nie stark genug. Renji schnaubte über seine Schulter: „Wenn du die Beine in die Hand nehmen willst, solltest du das jetzt tun. Ich werde dich nicht aufhalten.“ Mit einem zischenden Atemzug schien Daisuke es doch in Erwägung zu ziehen. Als Renji ihm einen Blick zuwarf, saß Daisuke Seiza, kerzengerade, die Papiere in seinem Schoß waren vergessen und starrte fest zur Tür… oder vielmehr zu dem Platz direkt daneben, an dem Zabimaru gegen die Wand lehnte. Renji schüttelte den Kopf. „Wenn du auf deinem Weg raus nach dem Zanpakutō greifst, ist unser Deal nichtig. Das ist mein Zabimaru.“ Als Renji sich hinunterbeugte und ein paar verbliebene Papiere aufsammelte, stupste er Daisukes Oberschenkel leicht an. „Hörst du mich?“ Als Daisuke seinen Kopf drehte, schoss Renjis Hand nach oben, um Daisukes Gesicht fest am Kiefer zu packen. Mit einer alten Angst, die sich in seinen Eingeweiden wandte, untersuchte er Daisukes Augen nach verräterischen Anzeichen. Pupillen sahen normal aus. Zumindest nicht geweitet. Nicht, dass es immer so einfach war, zu sagen, ob sie auf Opium waren. Daisuke erstarrte unter Renjis Berührung, als würde er sich auf Gewalt vorbereiten. „Ich würde mich niemals wagen, das Zanpakutō eines Shinigamis anzurühren, mein Herr.“ Renji ließ ihn los. Er wandte sich ab und versuchte, sein hämmerndes Herz zu beruhigen und erinnerte sich selbst daran, dass es nicht Rukia und auch nicht die Vergangenheit war. „Geh einfach, wenn du willst, huh? Byakuya wird in einer Sekunde zurück sein.“ „Aber ich… ich habe keinen Ort, wo ich hingehen könnte“, wisperte Daisuke wie zu sich selbst. Bebende Hände umfassten die Papiere in seinem Schoß. „Und die Personenschützer… sie würden mich verfolgen.“ Oh, richtig. Renji hatte vergessen, dass der Junge von mindestens einem Personenschützer eskortiert werden musste. ‚Personenschützer‘, dachte Renji mit einem Schnauben. ‚Wache‘ würde es eher treffen. Außerdem war Daisuke ein Ryoka. Auch wenn Renji kein Kidō-Band um seinen Hals oder Handgelenk sah, musste es dennoch einen verzauberten Gegenstand an ihm geben, der dafür sorgte, dass die Tore sich nicht schlossen und ein Alarm ertönte. Vermutlich war das, was auch immer er hatte, auch als Gegenstand zum Aufspüren nützlich. Warf er es weg, würde der Alarm ausgelöst, behielt er es, wussten sie sofort, wo er war. „Scheiße“, sagte Renji deprimiert. Er ging wieder zu Byakuyas Frisierkommode und steckte die übrigen Papiere in die entsprechenden Akten. Nun waren nur noch die übrig, die Daisuke in den Händen hielt. Renji schaute wieder zu ihm herüber. Daisuke war ein solch langgliedriges Ding – bestand nur aus Beinen und Armen und einer Menge ‚noch nicht ganz vorhanden, aber es begann zu einem strammen, jungen Mann heranzuwachsen‘. Er vermutete, dass es das war und das verrückte Chaos von widerspenstigen Haare, die Renji so stark an Ichigo erinnerte. Daisuke musste Renjis Blick auf sich gespürt haben, denn er blickte auf und ihre Augen trafen sich. Renji hatte den plötzlichen Drang, sich dafür zu entschuldigen, dass er ihm überhaupt eine Flucht vorgeschlagen hatte, obwohl es keinen Ausweg für ihn gab. Doch als Renji den Mund aufmachte, um das Daisuke zu sagen, platzte aus diesem heraus: „Warum sorgen sie sich? Ich meine, entschuldigen sie meine Dreistigkeit, mein Herr, aber warum schlagen sie so etwas überhaupt vor? Ich dachte, sie wären mit meinem Herrn, den Kommandanten.“ „Nun ja, ich bin mit ihm. Vermutlich auch auf der ganzen Weise, wie du es meinst, doch wir haben dem nicht zugestimmt, ok?“, sagte Renji. Er blickte einen langen Moment sauer auf Daisuke hinab, bevor er mit den Achseln zuckte. „Schau, es hat nichts mit dir zu tun. Aber einer meiner Brüder wurde getötet, als ich versucht habe ihn aus einem Teehaus zu befreien. Es hat sich ungefähr so zugetragen, wie du es erwartest, vor allem, weil ich damals nicht viel größer war, als du jetzt und nichts zum Kämpfen hatte, außer diese“, Renji hob seine Fäuste, um sie Daisuke zu zeigen, doch ließ sie seufzend wieder sinken. „Oh“, Daisukes Stimme war leise, aber neugierig. Die Augen, die jede von Renjis Bewegungen beobachteten, waren groß. Renji fragte sich, was er sich dachte, wenn er ihn so anschaute, doch war vermutlich zu gut trainiert, um ‚was für ein Idiot warst du, um zu denken, dass du gegen Yakuza kämpfen könntest‘ hinaus zuplärren. Renji wandte sich wieder den Akten zu, sortierte sie, während er seine Gedanken sammelte. „Eh, zumindest war es kein kompletter Fehlschlag. Einer von uns ist davongekommen. Und ich bin auch ziemlich gut damit weggekommen, dass ich nur für den Diebstahl von Teehausbesitz öffentlich verprügelt wurde und diese bekommen habe“, sagte er und deutete auf die beiden kreisförmigen Tattoos auf seinem Arm. „Oh!“, sagte Daisuke. „Ich hätte sie niemals als Bestrafungstattoos erkannt.“ Daisukes Hand flog zu seinem Mund, als versuche er, die Worte wieder hineinzustecken. Huh, sollte er eigentlich unschuldig gegenüber Tattoos agieren? Er musste schon einen Haufen Straftäter, Gangs und – nun ja – vermutlich alles Erdenkliche gesehen haben. Renji lachte freundlich über Daisuke und erklärte mit einer Gestik über den vollständigen Arm und dem Rest der Tinte: „Ja, das ist irgendwie der Sinn hinter dem Rest davon. Zumindest am Anfang“, sagte Renji mit einem Blick zu Zabimaru. „Zuerst brauchte ich ein wenig, um sie zu verdecken, damit ich auf die Akademie konnte und aus dem Höllenloch raus kam.“ Renjis Augen glitten schuldbewusst über Daisuke und murmelte: „Nichts für ungut.“ Als Daisuke die Luft einsog, dachte Renji, dass er vielleicht ein wenig zu grob war, dem Jungen die Akademie so unter die Nase zu reiben. Er wandte sich um, bereit sich zu entschuldigen, so ein Arsch gewesen zu sein, als er sah, wie Daisuke eines der Dokumente mit einem angehangenen Foto in den Händen hielt. Er schaute mit geweiteten Augen zu Renji auf. „Ihr habt ihn gefunden, den König der Banditen?“ „Der wer, was?“, fragte Renji und nahm das Papier, das Daisuke ihm anbot und sah auf das Foto. Renji blickte auf Daisuke hinab und war sich plötzlich darüber bewusst, dass er immer noch nackt in der Gegend rumstand, während Daisuke in seiner feinen Seide auf dem Boden kniete. Renji drehte sich ein wenig zur Seite, um nicht so… vor seinem Gesicht zu stehen und sagte: „Ich verstehe nicht, was du meinst.“ „Ich habe dem Herrn Kommandant Kuchiki von einem meiner Liebhaber erzählt, der sich selbst der König der Banditen nennt und mir Tee und Versprechen über andere wertvolle Geschenke aus dem Lager des Kommandanten gegeben hatte“, erklärte Daisuke. „Das ist er.“ Renji blickte auf das Foto. Einer der Läufer? Was war das für verschissenes Glück, dass Byakuya den Typen ausgewählt hatte, um seine Cousine zu bewachen? Er ging zurück zur Frisierkommode und schaute durch die Akten. Scheiße, wenn es nicht dieser Typ gewesen wäre, hätte er seine eigene Theorie darüber. „Er ist eine Versetzung von der Fünften“, sagte Renji und sortierte dem Bild die entsprechende Akte zu. „Ich wollte sie Byakuya zeigen, weil ich nicht herausfinden konnte, warum wir den Typen aufgenommen haben. Ich dachte, dass er vielleicht ein Kidō-Experte sein könnte, doch das ist er nicht. Da ist generell nicht viel. Dann sah ich das“, Renji zeigte Daisuke die Unterschrift zur Versetzung. „Wer hat ihn aufgenommen? Miisho.“ Daisuke nickte, doch Renji bemerkte, dass der Junge keine Ahnung davon haben konnte, was er da gerade sagte. Die Tür schob sich auf und Byakuya kehrte zurück. Sein Gesicht war rot und Schnee hing feucht in seinen Haaren. „Ich schwöre, dieser Mann lebt um mich zu peinigen – er und sein Partner.“ Byakuya blinzelte, schien die Szene aufzunehmen: Renji stand nackt an der Frisierkommode, Akten in der Hand und Daisuke, in seiner tiefgrünen Seide, der seinen Kopf sofort zu Boden drückte. Renji hatte den seltsamen Impuls, seine Haare irgendwie zu richten, da er im Spiegel sehen konnte, dass sie in zotteligen, rostigen Strähnen in seinen Augen hingen. Er musste im Vergleich zu dem perfekt gefassten Daisuke wie ein Wildtier aussehen. Byakuya schaute ihn an, als wollte er eine Erklärung. „Renji?“ „Daisuke hat den Banditenkönig erkannt“, sagte Renji, versuchte professionell zu wirken, während er hochrot wurde. Es war seltsam, doch er hatte seiner Nacktheit nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, als nur er und Daisuke im Raum waren. Doch nun, wo Byakuya zurück war, fühlte sich Renji äußerst… underdressed. „Oh, tatsächlich?“, sagte Byakuya. Er nahm die Akte, die Renji ihm anbot und schüttelte den Schnee aus seinem Gewand. Byakuya runzelte über die Papiere die Stirn. „Dieser Mann hat noch nicht einmal einen Rang.“ „Und doch ist das mein Liebhaber, mein Herr“, sagte Daisuke, sein Kopf war immer noch auf dem Boden. „Vielleicht ist es nicht überraschend, dass ich ihn nicht erkannt habe“, sagte Byakuya nachdenklich. „Ich habe so wenig mit den Ranglosen zu tun.“ Renji griff nach dem Hakama, der über dem Stuhl hing und schüttelte ihn aus. Zumindest konnte er sich so ein wenig anziehen. Als er im Stoff rumwühlte, um die Vorderseite zu finden, sagte er: „Macht irgendwie auch Sinn, dass es jemand sein musste, den keiner erkennen würde, der nicht im Rang aufsteigen konnte… ein Niemand. So Typen geht vielleicht einen ab, wenn sie der Bonze außerhalb der Mauern sein können.“ „Lass sie“, sagte Byakuya, als Renji gerade in den Hakama steigen wollte. „Ich möchte das Gespräch lieber im Bett fortsetzen.“ Renji zuckte zusammen und warf Daisuke einen Blick zu, der dankenswerterweise sein Gesicht noch auf dem Boden hatte. „Uh, ja, aber falls du es noch nicht bemerkt hast, haben wir einen Gast.“ Byakuya schaute noch nicht einmal zurück, als er zum Bett ging. Seine Nase steckte in den Akten, während er die Unterlagen durchging. „Durchaus. Daisuke kann uns dienen. Falls das Abendessen nicht schon kalt geworden ist“, sagte Byakuya, als er zurück ins Bett kroch. Mit einem leichten Schauder zog er sich die Decken um die Schultern. „Es ist ekelhaft draußen. Viel besser, den Abend eingekuschelt zu verbringen.“ „Was?“, Renji hielt mit halb hochgezogener Hose inne. Sein Hirn war stotternd nach ‚Daisuke kann uns dienen‘ zum Halt gekommen. „Verarschst du mich? Du weißt wie ich mich fühle über… all das.“ „Ja, nun ja, es wird kaum ‚all das‘ sein. Daisuke wird uns einfach Sake ausschenken, während wir drei über die Angelegenheit mit dem Banditen sprechen. Sicher gibt es nichts dabei, bei dem du etwas einzuwenden hättest, oder?“ Außer, dass das Ganze unangenehm war. Geschweige denn, dass das genau das ist, wofür die Leute in Teehäusern zahlten. Würde Daisuke auch die ganze Nacht über ihre Witze lachen und ihnen sagen, wie attraktiv sie waren? Doch Byakuya warf Renji einen Blick zu, den er nur als ‚ich hatte einen schlimmen Tag, könntest du nicht diese eine Sache für mich tun?‘ interpretieren konnte. Grummelig ließ sich Renji auf die Kante des Bettes fallen, um sich die Socken auszuziehen. Sie waren nass geworden, also warf sie Renji in die Richtung der Frisierkommode. Dann vergrub er sich wieder unter die Decken, dort wo Byakuya auf ihn wartete. „Also, was hatte Kommandant Kyōraku zu sagen, als du ihn eingeholt hast? Irgendetwas Interessantes?“, fragte Renji. Byakuya blickte zu Renji hinüber und zog eine Grimasse. „Interessantes vielleicht, aber nichts Nützliches. Es scheint, als denke er, alles wäre eine Art von Spiel.“ „Ja, Kommandant Kyōraku liebt seine Spielchen. Ich habe alle Spiele der Gentlemen durch ihn kennengelernt, obwohl er auch Kinderspiele mag“, sagte Daisuke. Er schob sich zum Tablett mit Essen, schaffte es dabei irgendwie elegant auszusehen, obwohl er das alles auf den Knien tat. Mit abgewandten Augen schenkte er Byakuya Sake ein. „Durchaus. Doch ich vermute, dass Shunsuis Lieblingsspiel bei weitem ‚Katz und Maus‘ ist“, sagte Byakuya. „Tatsächlich vertraue ich auch darauf, dass alles, was wir sagen, den Weg zurück zum guten Kommandanten finden wird?“ Daisuke zuckte fast unmerklich zusammen, bevor er lächelte und nickte. „Natürlich mein Herr.“ Hieß das, dass Byakuya eine von diesen Tricks versuchte, bei denen man seinen Gegner mit falschen Informationen fütterte? Oder war es als Frage gemeint, gegenüber wem die Loyalität am tiefsten saß? Renji konnte genauso gut aufhören zu hoffen, dass er der Diskussion jetzt noch folgen konnte. Er griff über die Kante des Bettes, um zu schauen, was es zum Abendessen gab. Byakuya schlug seine Hand leicht weg, doch der Deckel des Korbs fiel mit einem Klappern aus Renjis Griff. „Lass das Daisuke machen.“ „Das mache ich doch auch immer“, sagte Renji und rieb sich theatralisch die Stelle, die Byakuya getroffen hatte, als wäre er tödlich verwundet. Doch dann stellte er richtig: „Außerdem bin ich hungrig.“ Byakuya warf Renji ein kleines Grinsen zu. „Ich dachte, du würdest nicht essen, bevor es auch Daisuke tut.“ „Ich habe schon geplant, im was abzugeben“, sagte Renji. Er hasste es, wie schmollend seine Stimme klang, doch er fuhr dennoch fort. „Außerdem sieht es aus, als gibt es weiche Hefebrötchen. Wir brauchen dafür keine Teller.“ Byakuya schüttelte leicht missbilligend den Kopf, doch murmelte: „Mach was du willst.“ Daisuke beobachtete ihr Gespräch mit gesenktem Kopf. In diesem leichten, schlauem Lächeln auf Daisukes Gesicht konnte Renji schon fast den Bericht an Kommandant Kyōraku hören: ‚Zielpersonen zanken wie ein altes Ehepaar.‘ Er warf Byakuya einen trotzigen Blick zu und öffnete den Korb erneut. Nachdem er eines der weichen Brötchen in seinen Mund gestopft hatte, händigte er Daisuke ein weiteres kurzerhand aus. Daisuke nahm es mit beiden Händen und verbeugte sich tief. Doch statt es gleich zu essen, legte es Daisuke auf dem Tablett ab. Renji rollte mit den Augen. Natürlich würde Daisuke nicht essen, bis Byakuya gegessen hatte. Renji warf sich auf den Rücken und kaute auf dem, mit Schweinefleisch gefüllten, Brötchen herum. Es war etwas kalt, doch immer noch lecker. Er starrte an die Decke, während er Byakuya und Daisuke zuhörte. „Es ist eine Schande, dass du so viel deines Tages in der Seireitei verbringst“, sagte Byakuya zu Daisuke. „Ich habe gehofft, dass du vielleicht Neuigkeiten von unserem früheren 3. Offizier Miisho Ota gehört hast.“ „Ich habe bereits einige Dinge gehört, mein Herr. Ich kann sagen, dass er der neue Herr der Teehäuser im Norden und Osten ist“, sagte Daisuke. „Doch er bevorzugt mein früheres Etablissement im nördlichen, ersten Distrikt.“ „Residiert er dort?“ „Ich glaube schon, mein Herr“, sagte Daisuke. „Die Gerüchte sagen, er sei der Bastard eines geringeren Adligen und hat kein anderes Eigentum, welches er sein Eigen nennt. Doch er zählt den nächtlichen Profit gierig und es heißt, er würde die Preise anheben, in der Hoffnung, viel schneller ein Vermögen anzuhäufen. Doch ich wage zu behaupten, dass er das Klientel im Norden nicht versteht. Offensichtlich weigert er sich, Erfahreneren zuzuhören, weil er unbedingt Land innerhalb der Seireitei kaufen möchte, um dort eine adlige Braut zu unterhalten.“ „Die Cousine“, murmelte Renji. Nachdem er die Reste des Schweinefleischbrötchens von seinen Fingern geleckt hatte, rollte sich Renji wieder herum, um sich das nächste zu schnappen. Doch er hatte sich kaum bewegt, als Byakuya ihm den Korb anbot. Renji nahm ein paar heraus und legte sie auf seiner Brust ab. „Oh, danke.“ „Steh nicht auf. Du siehst so sehr entspannt aus“, sagte Byakuya mit einem liebevollem Lächeln. Nachdem er den Korb wieder abgestellt hatte, spielten seine Finger mit den Enden von Renjis Haaren, die auf der Matratze ausgebreitet lagen. „Außerdem sind sie für mich zu kalt. Du kannst dich auch gerne satt essen. Ich habe vor, all das zurück in die Küche zum Auffrischen zu schicken.“ Byakuya wandte seine Aufmerksamkeit wieder Daisuke zu und sagte: „Und ich habe vor, dich ebenfalls zu entlassen. Sobald Eishirō da ist, werde ich ihm anordnen, eine Mietsänfte zu bestellen, etwas ohne Wappen. Und ich werde dir ebenfalls eine Mitteilung mit einem Höllenschmetterling mitgeben. Es wird klein genug sein, um es einfach zu verstecken. Du weißt, wie sie funktionieren?“ Daisuke musste genickt haben, denn Byakuya fuhr fort: „Benutze ihn, sobald du etwas davon hörst, wo sich Miisho und seine ‚Braut‘ verstecken.“ „Ja, mein Herr.“ Renji war froh, dass er die Decke anschaute. Er hätte Daisuke nicht in die Augen blicken können. Immerhin hatte Renji vor kurzem erst versucht, Daisuke seine Freiheit anzubieten und er hatte gesehen, wie sehr er sie wollte. Nun schickte ihn Byakuya einfach wieder zurück in dieses Bordell, als sei es nichts. Und setzte ihn noch zusätzlicher Gefahr aus. Um sich davon abzuhalten, etwas Dummes zu sagen, stopfte sich Renji ein weiteres Schweinefleischbrötchen in den Mund. Er konnte verstehen, wie nützlich es für Byakuya war, einen Spion zu haben, doch er hasste die ganze Nummer. Er hasste es nicht nur wegen der gesamten Teehaus-Situation, sondern auch weil Renji wusste, dass niemand einen feuchten Scheiß um Daisukes Leben gab. Andererseits musste Byakuya sicherstellen, dem Jungen ein Tantō oder zumindest ein verschissenes Taschenmesser zu geben, damit er wenigstens die Chance hatte, sich selbst zu verteidigen, wenn die Scheiße am Dampfen war. Eishirō tauchte an der Tür auf. Während Byakuya seine Anweisungen gab, griff Renji nach seinem Hakama. Er schüttelte den Stoff aus, band sich die weitläufige Beinbekleidung um die Hüfte, und stand auf. „Renji, was tust du?“, schnappte Byakuya, als Renji die Frisierkommode öffnete und darin rumsuchte. „Suche nach etwas.“ Byakuya schickte Eishirō irritiert weg und sagte dann: „Ja, offensichtlich. Wonach genau suchst du in meinen Dingen?“ „Du hast einen Brieföffner oder so etwas, nicht?“ „Im Büro“, sagte Byakuya. „Warum benötigst du das gerade in dieser Minute?“ Renji hörte auf, in der Schublade herumzuwühlen und schloss sie. Je nachdem in welchem Alter Daisuke dorthin gekommen war, hatte er vielleicht nie ein Messer in der Hand gehalten. Wenn man einer untrainierten Person eine Waffe gab, landete diese mehr oder weniger garantiert in die Hände des Gegners. Aber so, wie Daisuke Zabimaru angestarrt hatte, ließ Renji wünschen, dass da etwas… „Hey“, sagte Renji und drehte sich um. „Wenn du Daisuke einen Höllenschmetterling geben kannst, der an einem späteren Zeitpunkt noch funktioniert, kannst du ihm dann auch noch einen anderen Zauber mitgeben?“ Byakuya schaute Renji an, als wäre er vollkommen verrückt. „Schau, ich dachte nur, es wäre nett, wenn wir, du weißt schon, Daisuke zurück schicken zu…“, dem Hurenhaus war nicht cool, er sollte vermutlich nur sagen „… diesem Ort, er ein bisschen besser bewaffnet sein sollte. Wenn du einen Zauber hinbekommst, den er verstecken kann, warum ihm nicht noch einen anderen mitgeben, wie zum Beispiel Hadō 31 oder so etwas?“ Daisuke nahm Blickkontakt mit Renji auf und er konnte Hoffnung und Dankbarkeit in seinen Augen sehen. Renji blickte weg, da er sich ziemlich sicher war, was Byakuya sagen würde. Tatsächlich schüttelte Byakuya bereits den Kopf. „Ja, ich verstehe deine Besorgnis“, sagte Byakuya geduldig. „Aber ich habe nicht die Fähigkeiten, so etwas in der Eile zu machen. Ein Kidō-Meister könnte es vermutlich, zumindest in der Theorie, aber es braucht bereits Monate, Höllenschmetterlinge für die Nutzung von Nicht-Shinigami vorzubereiten. Ich kann diese nur anbieten, weil wir sie zur Hand haben. Meine Familie nutzt sie in Notfällen.“ Renji sackte etwas zusammen, ließ seinen Hintern gegen die Frisierkommode ruhen. „Ah, richtig. Scheiße. Können wir ihm ein Tantō unterjubeln? Alle in deinem Gefolge tragen sie, oder nicht?“ Ja, aber das ist hauptsächlich formell“, sagte Byakuya. „Außerdem sind sie alle mit dem Wappen der Kuchiki versehen. Ich bezweifele sehr, dass selbst ein sehr fähiger Spion so etwas von einem Personenschützer verstecken könnte, der ohne Zweifel auf regulärer Basis nach so etwas sucht.“ Daisuke nickte. Das machte Renji fast kaputt, denn Byakuya tat normalerweise so, als hätte er keine Ahnung, wie die Dinge in den Teehäusern waren. Doch offensichtlich wusste er, – nein, es war ganz klar seine Vorgaben – dass seine Angestellten nach Waffen suchten. Renji verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist nicht richtig.“ „Was?“, fragte Byakuya. Er hatte so gelegen, wie vorher – seine Füße in der Nähe der Kissen und Schulter und Körper bedeckt – doch nun richtete er sich mit einem Seufzen auf, ließ die Beine über der Seite des Bettes hängen. Renji kräuselte die Lippen. Wollte er jetzt wirklich diesen Streit haben? Renji runzelte die Stirn und blickte auf die Wand. „Vergiss es. Ich denke, er ist dein Eigentum, du kannst machen, was du mit ihm willst.“ Ups. Richtiger Kampfgeist, falsche Worte. „Oh! Meine feinen Herrschaften sollten sich nicht wegen so jemanden wie mich streiten“, sagte Daisuke plötzlich. Er war immer noch auf seinen Knien und seine Augen waren auf den Boden gerichtet. Seine Stimme jedoch war fest und stark. „Ich bin absolut in der Lage, auf mich selbst aufzupassen, wie ich es bereits in den letzten hundert Jahren getan habe.“ Hatte er? Renji wusste, dass überleben nicht genau das Gleiche war, wie die Tatsache, dass es einem gut ging. Besonders wenn man nichts anderes als dieses Leben kannte. „Aber…“ Daisuke blickte zu Renji auf. Renji konnte immer noch etwas von der Verzweiflung in den Augen sehen, doch sein Gesicht war fest von Entschlossenheit… und Stolz. „Sie sind großzügig, mein Herr, und ich weiß das zu schätzen. Doch bitte glaubt mir, wenn ich sage, dass ich nicht ohne Quellen bin. Und auch wenn ich keine Ahnung von Schwertern oder Fäusten habe, habe ich andere Verteidigungen.“ Es war der Schimmer von Stolz, der Renji dazu bewegte, die Diskussion fallen zu lassen. Wie viele Male hatte Renji die gleiche, verdammte Sache gesagt? ‚Ich bin kein Opfer, lass mich auf meine eigene Weise kämpfen.‘ Renji nickte und sagte ernst: „Ja, natürlich hast du das. Ich wollte nicht respektlos sein.“ Nach einem Moment räusperte sich Byakuya. „Vielleicht kann ich noch mehr für dich tun, Daisuke. Ich habe da ein Passwort, welches den Leitern der Teehäuser bekannt ist. Wenn du es nutzen musst, gewährt es dir Zugang zu einer Notfall-Geldanlage und einer versteckten Fluchtroute. Doch benutze es nicht leichtfertig. Sobald es einmal verwendet wurde, kann es niemals wieder benutzt werden. Es war für mich selbst oder meinem Personal gedacht, falls das Schlimmste meinem Clan widerfährt und ich keine andere Möglichkeit mehr habe.“ Whoa, kein Wunder, dass Byakuya die Teehäuser nicht aufgeben wollte. Renji erinnerte sich zum Teil daran, dass Byakuya so etwas gesagt hatte, wie dass sie einen guten Zufluchtsort abgaben, doch Renji hatte keine Ahnung gehabt, dass so etwas damit gemeint gewesen war. Daisuke verstand zweifellos die Bedeutsamkeit dieses Angebotes. Er beugte wieder seinen Kopf und hauchte: „Nein, mein Herr. Ihr Geschenk ist zu viel, zu großzügig.“ „Ich bestehe. Das Wort ist ‚Inuzuri Blüte‘. Missbrauche es nicht. Es ist für mich wertvoll, in vielerlei Hinsicht.“ Richtig, denn es war offensichtlich eine Referenz auf Hisana. Er blickte auf und bemerkte, dass Byakuyas Augen auf ihm lagen, nicht auf Daisuke. Die Intensität von Byakuyas Blick machte klar, dass er sich absolut bewusst war, dass er es ebenfalls an Renji weitergab. Daisuke blickte kurz zu Renji, hatte ohne Zweifel Renjis Akzent aus Inuzuri erkannt. Renji wollte lachen und sagen ‚Netter Gedanke, aber ich bin niemandes Blüte‘, aber dann… plötzlich war sich Renji nicht sicher, denn das Passwort hätte auch ganz einfach eine Kombination aus Renji und Senbonzakura sein können. Byakuya seufzte und sagte: „Ist die Angelegenheit erledigt?“ Renji nickte. Selbst wenn Renji es nicht mochte – nichts davon – hatte Byakuya Daisuke einen wirklich ernsthaften Ausweg bereitgestellt. „Ja“, sagte Renji ehrlich. „Mehr als das.“ „Bist du dir sicher?“, fragte Byakuya. Renji erwischte sich dabei, wie er ein wenig der unterwürfigen Art von Daisuke kopierte und etwas den Kopf beugte. Er war sich sicher, dass er gescheitert war, doch er versuchte es ernsthaft. „Ja, ich… schau, ich bin nur…“, als die Worte ihn im Stich ließen, deutete Renji einfach in Daisukes Richtung. „Bei dem Zeug kommt immer der alte Scheiß hoch, weißt du?“ Byakuya sagte: „Ja, ich erinnere mich. Dein ‚Freund‘, der in den Teehäusern arbeitete.“ Warum hätte Renij schwören können, dass er Anführungszeichen um das Wort Freund gehört hatte? Oh, richtig. Byakuya dachte wohl immer noch, dass er da von sich selbst und nicht von Rukia sprach. Vielleicht sollte er diese Lüge beibehalten. „Ja, das.“ „Wir hatten beide einen schwierigen Tag, Renji. Kommst du zurück ins Bett?“ Statt einer Antwort drückte sich Renji von der Kommode ab und ging hinüber zum Bett. Auf dem halben Weg entknotete er den Hakama und ließ ihn fallen. Er krabbelte unter die Decken und lehnte sich hinüber, um Byakuya auf die Wange zu küssen. „Hey“ sagte Renji sanft in Byakuyas Ohr. „Schenke mir nicht so viel Beachtung. Ich bin schon seit heute Morgen schlecht drauf.“ Das schien Byakuya ein wenig zu entspannen und er vergrub sich wieder in seinem Nest. „Durchaus. Ich ebenfalls.“ Renji streckte sich für einen ungeschickten Kuss aus, da sie Schulter an Schulter saßen. Trotz des lustigen Winkel schien Byakuya es zu schätzen, genauso wie Renjis Hand an seiner Wange. Renji hätte so glücklich mehrere Minuten verbringen können, den feinen Sake auf Byakuyas Lippen und Zunge zu schmecken, doch Renji war sich ihrer Gesellschaft mehr als bewusst. Byakuya seufzte traurig, als Renji sich zurückzog. Er ergriff Renjis Hand und hielt sie in seiner. Byakuya schien vom Abend erledigt und für ihn unüblich blickte er sich ungeduldig um, als warte er den Anblick von Eishirō. Es war offensichtlich, dass er nichts lieber wollte, als mit ihm alleine zu sein. Also stupste Renji seine Schulter an und flüsterte in Byakuyas Ohr: „Bald.“ Das brachte ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Daisuke behielt während dem ganzen Austausch die Augen auf dem Boden. Renji hatte keine Ahnung, wie der Kerl das schaffte. Wenn er in der Situation gewesen wäre, hätte Renji herumgezappelt und wäre hochrot angelaufen, während er alles beobachtete, wie eine Art Tischtennisspiel. Kein Wunder, dass Daisuke einen so guten Spion abgab. Er hatte keine Chance, überhaupt zu sagen, was der Junge dachte, so wie er es in seinem Gesicht versteckt hielt. Byakuya auf der anderen Seite war einfach zu lesen. Er war erledigt. Am Ende. Tatsächlich ruhte sein Kinn an Renjis Unterarm. Hielt immer noch leicht Renjis Hand und schloss die Augen. Zu Renjis vollkommenem Entsetzen wurde Byakuyas Atem zu rhythmischen, flachen Zügen. Er war eingeschlafen. Renji konnte nicht anders, als es süß zu finden, doch wieder einmal hatte Byakuya ihn mit Daisuke alleine gelassen. Kapitel 7: Business and Pleasure -------------------------------- Renji beobachtete Byakuyas sanfte Atemzüge. Dann drehte er sich zu Daisuke und fühlte sich genötigt, den offensichtlichen Zustand mit ungläubiger Stimme zu verkünden: „Er ist eingeschlafen.“ Daisuke blickte auf. Er fühlte sich scheinbar etwas weniger gezwungen, die Unterwürfigkeit aufrecht zu halten, wenn Byakuya völlig weg war. „Einfach so? Sein Tag muss sehr schwierig gewesen sein.“ Renji nickte. Besonders da Byakuya normalerweise nicht der Typ dafür war, unachtsam zu sein – nun ja, zumindest besonders dann nicht, wenn er in Gesellschaft war. Sanft löste Renji seine Hand von Byakuyas Griff und strich ihm leicht über das Haar. „Es ist die Sache, die ihn am härtesten trifft: Familie“, erklärte Renji. Dann, als er sich daran erinnerte, dass Seichi in seinem Zimmer auf ihn wartete, fügte er hinzu: „Die gehen einen immer auf die Nerven, eh? Doch Byakuya hat niemanden von ihnen selbst gewählt.“ Daisuke überlegte mit einem Stirnrunzeln, als er endlich in das kalte Hefebrötchen biss, welches Renji ihm gegeben hatte. Renji wartete und fluchte leise vor sich hin, da er den Gedanken von Familie miteingebracht hatte. Wer wusste, was für eine schmerzhafte Geschichte Daisuke vielleicht hatte? Er war vielleicht sogar von jemand betrogen worden, dem er vertraut hatte. Jemand, der ihn in dieses Teehaus verkauft hatte, um seine Schulden zu begleichen oder einfach nur, weil Menschen Arschlöcher und faul waren und das Leben einfach verdammt hart da draußen war. Und Familie… sie waren diejenigen, weswegen man innerlich total verdreht sein konnte. Schau dir die verrückte Scheiße an, die Renji für Rukia abgezogen hatte. Und so viel davon war verbunden mit den Dingen, die er nicht hatte tun können, all die anderen, die er nicht hatte retten können, all die, denen er nicht hatte folgen können, weil er viel zu viel von der verschissenen Angst gespürt hatte, zu schwach war… Wie Seichi. Renji machte sich Sorgen, dass es die Gerüchte um Byakuya zu seinem Bruder schafften, doch in aller Ehrlichkeit, das wovor Renji am meisten Angst hatte war, dass Seichi von Rukia hörte. Er war bereit gewesen, sich selbst für sie zu Opfern, für seine Schwester, wenn er sich nicht einmal damit beschäftigt hatte, Seichi zu helfen. Nein, es war schlimmer als das. Die Anderen hatten eine Rettungsaktion für Seichi gewollt, doch Renji war derjenige gewesen, der sie gebremst und gesagt hat: ‚Seid ihr bescheuert? Wollt ihr, dass wir alle draufgehen?‘ Er hatte ihnen gesagt, dass Seichi es nicht wert war, dass sie alle ihre Leben gaben. Gott, was ein Arschloch er gewesen war, was ein feiges, verschissenes Arschloch. Doch dagegen konnte er jetzt nichts mehr tun, dachte Renji mit einem Seufzen. Er griff über die Ecke des Bettes und schaute, was sonst noch zum Abendessen gebracht worden war. Miki musste sich danach gefühlt haben, beliebte Sachen aus dem Diesseits auszuprobieren, denn da war Curry, welches wesentlich süßer und weniger scharf roch. Er reichte Daisuke einen Teller und schaute ihm in die Augen. „Lass uns das essen, eh? Ich meine, wenn du es nicht willst, ist das in Ordnung. Aber ich kann den Gedanken nicht leiden, dass sie es wegwerfen, nur weil es ein wenig kalt geworden ist.“ Daisuke nahm den Teller mit einem ernsten Nicken an. Seine Stimme war nur ein Wispern, als er sich eine große Portion Reis auf den Teller schaufelte. "Essen wegzuschmeißen sollte eine Straftat sein." Da stimmten sie überein. Es war irgendwie traurig, wie sie beide zu Byakuya blickten, als hätten sie Angst, belauscht zu werden. Als es klar war, dass Byakuya immer noch tief und fest schlief, murmelte Renji um einen Mund voll Curry herum: "Ja, doch ohne den Müll der Seireitei hätte ich nichts gehabt, von dem ich groß geworden bin." Daisuke blinzelte und schaute dann auf das Stück eingelegte Lotuswurzel, die er mit den Stäbchen hielt. "ist es wirklich das Essen, dass dich... älter werden lässt?" Und stärker, doch Renji würde das mit Sicherheit nicht sagen. "Scheint so." Daisuke betrachtete seine Schale Reis und sagte dann: "Die Mama-san sagt, dass wir im ersten nördlichen Distrikt wegen der groben Gesellschaft mehr verschlissen werden. Doch in den Hinterzimmern hört man, dass wenn man weiter jung aussehen möchte, man das Essen und die Süßigkeiten ablehnen soll, die sie anbieten." Renji konnte den unausgesprochenen Schrecken hören. Natürlich wollte Daisuke altern, denn wer wusste schon, was mit einem Kagema passiert, wenn sie nicht mehr nützlich waren? Aber gleichzeitig wäre es unmöglich, Essen abzulehnen – oder zumindest wäre es das für Renji. Er konnte jetzt schon kaum 'Nein' sagen und er hatte schon seit fast einem Jahrhundert 3 Mahlzeiten am Tag. Wenn Renji immer noch da draußen wäre? Ja... Nein, er würde alles hinunterschlingen, was ihm angeboten wurde, es vermutlich direkt aus den Händen von jemanden lecken, genau wie ein verschissener Hund. "Ich denke nicht, dass es an diesen Orten Essen hätte geben sollen", sagte Renji und bediente sich noch einmal an dem eingelegten Gemüse und einem weiteren Löffel Curry. Mit einem weiteren, schnellen Blick auf Byakuya, stimmte Daisuke zu. "Ist es auch nicht... offiziell, aber du weißt, wie es läuft. Wir sind zu nah an der Seireitei. Viele Shinigami verbringen den Tag dort und machen Picknick." Im Hurenhaus? "Heilige Scheiße, das ist... speziell. Aber andererseits geht die Elfte ohne Bier oder Sake nirgendwo hin. Ich denke, es gibt nicht viel Unterschied zwischen dem und damit, ein paar Onigiri oder Sushi-Rollen mitzubringen, huh?" "Richtig", lächelte Daisuke. Doch Renji konnte sehen, wie einfach sich diese… Sache in ein kleines, perverses Spiel wandeln konnte, um zu sehen, wie weit das ‚Personal‘ gehen würde, damit sie das ein oder andere essen konnten. Der Gedanke daran, ließ Renji damit rausplatzen: „Schau, es tut mir leid, dass ich dich da nicht rausbekomme.“ Daisukes Augen weiteten sich vor Überraschung. Er errötete und schaute auf das Essenstablett hinunter. „Es war niemals deine Verantwortung“, beharrte er. Daisuke schaute noch einmal kurz in Byakuyas Richtung und fügte hinzu: „Der Herr hat für meine Flucht vorgesorgt.“ „Ja, aber nirgends hinzugehen, wenn du mal draußen bist. Das war doch dein Problem, oder?“ Daisuke versuchte sehr, nicht elendig auszusehen. Zu jeder anderen Zeit hätte Renji die Shiba vorgeschlagen. Nicht dass Kukaku jemals einfach zu finden war, doch sie bewegte sich meist in der Nähe der ersten Distrikte, also nicht weit von dort entfernt von Daisukes Gegebenheiten. Doch dieser Tage würde sie sich gut verstecken, wenn sie von den Gerüchten von Kaiens Wiedererscheinen wusste. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Kakuku Shiba nicht jedes geflüsterte Gerücht kannte, welches im Rukongai im Umlauf ist? Ziemlich klein. Jemand sollte wirklich mit ihr reden, doch sie würde sich jetzt niemals vor Byakuya oder einem der Sechsten zeigen. Selbst wenn es ein Betrüger war, der sich als ihr Bruder maskierte, Kukaku war keine Närrin. Sie würde sich nach Möglichkeiten aus der Geschäfte der Shinigami heraushalten und natürlich auch bei allem, was eine der wahren ersten Familien betraf. Da war ein Haufen böses Blut, bei dem man beginnen würde. Diese Extraportion Scheiße würde nicht helfen. Wenn es ein Betrug war, war der Typ auf seiner eigenen Weise schlau – Kuchiki gegen Shiba zu stellen. Sie würden einen Kampf anfangen, bevor sie die Wahrheit herausfanden. Wenn Byakuya schlau war, würde er Lady Yoruichi darum beten, mit Kukaku zu reden, doch wer wusste schon, wo Yoruichi sich zurzeit herumtrieb? Und Yoruichi um Hilfe fragen? Renji wusste nicht, ob Byakuya jemals seinen Stolz so weit zur Seite schieben konnte. „Ja, nun ja“, sagte Renji, während er das Curry verputzte. „Wenn du damit endest, die Beine in die Hand nehmen zu müssen, komm hierher, wenn du kannst. Sag Jidanbō, dass du geschäftlich mit Renji Abarai, Vizekommandant der 6. Division, zu tun. Ich werde nicht viel hier sein, da braut sich sowas wie ein großer Krieg zusammen, aber ich werde meinen Freunden und den Leuten hier Bescheid geben, ok? Wir werden dich irgendwo unterbringen, bis wir uns einen langfristigen Plan ausgedacht haben.“ Byakuya streckte seine Arme mit einem großen Gähnen aus. „Das ist nobel, Renji, aber ich bin für ihn verantwortlich. Er kann nach mir fragen.“ Daisuke hätte sich beinahe am Essen verschluckt und beeilte sich, seinen Kopf wieder zu beugen. „Mein Herr, das ist bei weitem zu großzügig!“ „Vielleicht“, stimmte Byakuya schläfrig zu. Er griff nach seiner Schale, doch sah enttäuscht aus, als er dort Sake und keinen Tee vorfand. Er setzte sie wieder ab. „Doch Renji hasst die Teehäuser und ich kann sie nicht für ewig behalten, wenn ich mir wünsche, ihn zu behalten. Letztendlich ist mir Renji wichtiger, als diese Besitztümer, also muss ich etwas finden, was ich mit all diesen Angestellten dort mache. Sie einfach an einen neuen Eigentümer abzuschieben löst nichts.“ Da war ein leises Klopfen an der Tür und ein Gedämpftes: „Die Sänfte wartet, mein Herr.“ „Ich werde ihre Güte nicht vergessen, mein Herr“, sagte Daisuke ernst. „Du wirst es damit zurückzahlen, mir die genaue Lage von Miishos Versteck zu nennen“, sagte Byakuya entlassend. „Ja, mein Herr“, und damit verbeugte sich Daisuke und rutschte auf den Knien hinaus. Eishirō ging mit ihm, doch zwei Dienerinnen mussten draußen gewartet haben, denn eine räumte das nun leere Tablett ab und die andere ersetzte es mit einem dampfenden Korb mit neuem Essen. Nach ein paar Sekunden waren sie wieder alleine. Renji hatte Byakuya angestarrt. „Das war wirklich nett, was du da gerade gesagt hast. Du weißt schon, dass ich dir wichtig bin und all das.“ Byakuya nickte abwesend. „Natürlich. Ich habe dir bereits Tausend Mal gesagt, was du mir bedeutest, doch es ist offensichtlich, dass du ein Mann bist, der Demonstrationen der Liebe benötigt. Wenn ich muss, werde ich es dir so oft zeigen, wie es nötig ist.“ Für jemand, der seine Liebe erklärte, hörte sich Byakuya ziemlich grummelig an. Das ließ Renji breit grinsen. Byakuya schnalzte mit der Zunge, als er sich das Essen anschaute. „Ich hätte nach Tee fragen sollen. All der Sake hat mich schläfrig gemacht.“ Renji lehnte sich auf einen Ellbogen und zwirbelte das Ende einer Haarsträhne von Byakuya mit seinem Fingern, dort wo sie vom Schlaf ein wenig abstanden. „Ich weiß nicht. Ich finde, du bist irgendwie bezaubernd, wenn du so schlaftrunken bist.“ Der düstere Blick, den Byakuya ihm zuwarf, ließ Renji nur noch mehr lachen. „Was ist eigentlich falsch an einem Schläfchen?“, fragte Renji, als Byakuya wieder seinen Kopf über die Ecke des Bettes hängen ließ und deprimiert durch die Essensauswahl schaute. Renji rieb leicht Byakuyas Schulter, schwielige Finger blieben an feiner Seide hängen. „Vor allem, wenn du so erschöpft bist. Warum nicht ein bisschen kuscheln und schlummern?“ Byakuya seufzte. „Ich sollte etwas essen oder ich bin morgen nicht zu gebrauchen.“ „Ich könnte dich füttern“, bot Renji schelmisch an. Byakuya blickte auf und betrachtete Renji für einen langen Moment, sein Mund zuckte, als wäre er sich nicht sicher, was er sagen sollte. Als er endlich sprach, klang er ein wenig verwirrt. „Das war auf dem Fragebogen, oder nicht?“ Renji gluckste. Hatte Byakuya alle von Renjis Fragen auf diesem Fragebogen von dem Sexladen auswendig gelernt? Er begann zu glauben, dass Byakuya das Stück Papier gefaltet in seinem Ärmel versteckte, um es gemütlich noch einmal durchzugehen, wann immer er ein wenig Freizeit hatte. „Ja, war es. Willst du oder willst du nicht?“ „Ich denke, dass es nur sehr wenig Arbeit von mir erfordert?“, fragte Byakuya mit einem kleinen Lächeln. Als Renji nickte, sagte er: „Also gut. Wo möchtest du mich?“ So eine einfache Frage und doch schien Renji für einen Moment die Luft auszugehen. „Uh, ähm… du bist gut – sehr, sehr gut. Oder, ich meine, wo auch immer es ist, ist gut.“ Nun war es an Byakuya, leicht zu lachen. Er legte sich auf seine Seite, bettete den Kopf in seiner Armbeuge und blickte Renji an. Schwarze Haare fielen über sein Gesicht, ließen ihn jünger… weicher aussehen. Renji streckte seine Hand aus, um die Haare aus Byakuyas Augen zu schieben. Er steckte die verirrten Strähnen hinter Byakuyas Ohr und ließ seine Fingerspitzen die Linie der hohen Wangenknochen und dem starken Kiefer hinuntergleiten. Byakuyas Augen schlossen sich flatternd unter der Berührung. Erschöpfung tilgte die übliche Härte in Byakuyas Gesicht. Gott verdammt, war er wundervoll. Renji beugte sich hinunter und küsste Byakuyas Stirn leicht. Selbstsüchtig blieb er einen Moment so, spürte die kühle, weiche Haut unter seinen Lippen und nahm den Geruch dieses Mannes auf. Renjis Hirn versuchte nicht länger, die Bestandteile dieses Duftes herauszufinden. Es roch einfach nach Zuhause. Nachdem er tief durchgeatmet hatte, zog sich Renji zurück um zu schauen, was er, wenn überhaupt etwas da war, an Byakuya verfüttern könnte. Er hatte Glück. Es schien, als hätte Miki dabei ein wenig improvisieren müssen, das Essen aufzufrischen. Da war kein Curry mehr. Stattdessen gab es geräucherten Kohlenfisch, etwas von dem normalen, gedämpften Reis und, zu Renjis Freude, noch ein paar Yaki-Gyōza, in der Pfanne gebratene Teigtaschen gefüllt mit Kohl und Schweinefleisch. Es schien ein wenig minderwertig für Byakuyas gewohnten Speisen, doch es war perfektes Finger Food. Miki hatte das vielleicht gespürt, denn der Nachtisch sah aus wie eine extravagante Art von europäischem Cremetörtchen, welches sich Renji schon vorstellen konnte, von Byakuyas Lippen zu lecken. „Knurrt dein Magen?“ „Ähm“, Renji errötete wieder. Er nahm ein paar von den Teigtaschen und grinste Byakuya breit an. „Nah, das war nur ich... wie ich an dich denke.“ „Oh?“, Byakuya öffnete ein Auge. „Ja“, sagte Renji. „Da sind Creme-Dinger zum Nachtisch die einfach... hmm, höchst leckbar aussehen – du weißt schon, wenn sie aus Versehen über denen Körper verschmiert sind.“ Byakuya schien das für einen Moment in Erwägung zu ziehen, während seine Lippen sich ein wenig kräuselten. „Und hier habe ich Probleme mir vorzustellen, wie das auch nur annähernd erregend sein könnte.“ „Du hast ganz klar nie deine Zunge gesehen... oder deinen Mund“, sagte er, kam mit einer der Teigtaschen näher und machte mit seinem Mund eine Geste, Byakuya solle seinen Mund öffnen. Zu beobachten, wie Byakuya gehorchte und wie sich seine Lippen um die Form der Teigtasche legte, wäre es beinahe um Renji geschehen. Er musste ein kleines Geräusch gemacht haben, denn Byakuya blickte ihn an. Er leckte den öligen Film von seinen Lippen und sagte: „Ich hatte keine Ahnung, dass du so einfach bist.“ Renji lachte. Er kam näher um etwas von Byakuyas Unterlippe zu saugen, was er nicht erwischt hatte. „Sicher wusstest du das.“ Er küsste Byakuya und schmeckte Knoblauch und leicht marinierten Kohl. Als er nach dem Geschmack von Schweinefleisch und Sesamöl jagte, fragte er sich, ob das Curry auf seiner Zunge sich damit biss oder es komplimentierte. Die Gewürze schienen noch da zu sein, denn als sie auseinander gingen, meckerte Byakuya: „Du hast mein Curry gegessen.“ „Habe ich“, sagte Renji, stopfte eine weitere Tasche in Byakuyas Mund, bevor er weiter protestieren konnte. „Mmmgh.“ Selbst ohne Worte, konnte Renji den Tadel verstehen. „Du hast gesagt, du würdest es kalt nicht mehr essen“, erinnerte ihn Renji und wackelte mit der Teigtasche wie mit einem Finger. „Curry wird für eine Weile eine rare Köstlichkeit sein. Falls du dich erinnerst, die Banditen haben unseren Nachschub gestohlen.“ Renji hatte es vergessen, doch er wollte gerade jetzt nicht wirklich über Banditen reden. Also warf er sich die letzte Teigtasche in seinen Mund. Er griff nach einem Cremetörtchen und hob den Teigdeckel ab. Dann, ohne weitere Vorwarnung, klatsche Renji die Creme in Byakuyas Gesicht. Byakuyas Augen wurden groß vor Bestürzung, als Renji es seinen Hals weiter hinunterschmierte, bis in die Öffnung seines Schlafkimonos. „Upsi“, sagte Renji in Byakuyas entsetzte Augen. „Du hast vergessen, den Mund aufzumachen.“ Nach dem er die Reste des Cremetörtchens gegessen hatte, ließ Renji seine Finger durch Byakuyas Haar gleiten, um sie von der klebrigen Creme an seinem Hals zu halten. „Lass mich das für dich in Ordnung bringen“, sagte er, als seine Zunge hervorschnellte, um etwas von der Creme zu lecken. „Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast, Renji. Es ist kalt und... klebrig. Mach alles weg. Es ist ein widerliches Gefühl“, begann Byakuya und klang dabei sehr verärgert. Doch Renji ignorierte ihn. Er nutzte seine Hand, die immer noch um Byakuyas Hals und Haare geschlungen war, um ihn zurück auf seinen Rücken zu dirigieren. Dann begann er innig zu lecken und zu saugen, bis sich Byakuyas Schimpftirade in leise Laute der Lust verwandelten. Dann, anstatt aufzuhören, als die Creme weg war, schob Renji ein wenig die Lagen des Kimonos auseinander und murmelte: „Mmm, ich denke, etwas vom Törtchen hat sich hierher verirrt.“ An diesem Punkt hatten sich Byakuyas Finger in Renjis Haaren verschränkt. Fäuste griffen fester an Renjis Kopf und Byakuya stimmte zu: „Du schaust besser nach. Ich wäre sehr erzürnt, wenn du etwas auslässt.“ 'Erzürnt'... es war so ein Wort, dass von jedem anderen dämlich klingen würde, doch von Byakuya ließ es Renjis Kopf mit Bildern von unartigen Jungen, die den Hintern versohlt bekamen, fluten. Renji konnte spüren, wie sich bei dem Gedanken etwas regte. Er zog sich auf alle Viere und setzte sich auf und spreizte Byakuyas Beine. Er nahm sich seine Zeit, um Byakuyas Obi zu entknoten. Es war solch eine seltenes Vergnügen, Byakuya dort liegen zu sehen, seine Augen halb geschlossen, seine Wangen schimmerten rosig, da er sie gründlich sauber geleckt hatte. Sobald der Obi entknotet war, lehnte sich Renji nach vorne, ließ beide Hände unter die Seide gleiten. Er wartete einen Herzschlag mit beiden Händen auf Byakuyas Brust, erwartete halb ein ‚Nein‘ oder ein ablehnendes Kopfschütteln. Renji konnte spüren, wie Byakuyas Herz schneller schlug und die Weise, wie seine Brust sich mit jedem flachen Atemzug hob und senkte. Aber kein ‚Nein‘ kam, also öffnete er langsam mit seinen Händen den Kimono und glitt über die harten Flächen von Byakuyas wunderbarem Körper. Renji schob den Kimono nur so weit auseinander, dass er Brust und einen Hauch Hüfte entblößte. Leicht unordentlich war das Aussehen, das Renji am Meisten an Byakuya mochte. Und er sah so unglaublich sexy aus, ein Arm immer noch unter seinem Kopf, die andere griff in die Laken. Renji ertrank in dem Anblick wie ein durstiger Mann. All diese definierten Muskeln waren so überraschend fest, wenn man die Geschmeidigkeit von Byakuyas schlanker Form bedachte. Doch das war Byakuya, nicht wahr? Kraft und Stärke verpackt in einem unglaublich wunderschönen Körper. Renji beugte den Kopf und liebkoste ihn verehrend. Eine Hand legte er auf Byakuyas Hüftknochen. Renji nutzte die andere, um sich abzustützen, als er träge und langsam Kreise um die kirschblüten-pinke Spitze von Byakuyas Brustwarze leckte. Als er dachte, er habe genug geneckt, saugte er sie hart ein und übte mit seinen Zähnen gerade genug Druck aus, dass Byakuya keuchte. Renji murmelte in seiner Kehle zufrieden. Das war sein Ziel, dass sich Byakuya wand und stöhnte. Sein Mund bewegte sich hinüber, um das Gleiche bei Byakuyas anderer Brustwarze zu machen. Dieses Mal wartete er, bis Byakuya zischend die Luft einsog. Er bekam vielleicht jetzt schon ein Stöhnen. Vielleicht sogar, bevor er ganz unten angekommen war. Ein Grinsen umspielte Renjis Lippen, als er seine Weg langsam, träge… und quälend hinunter bahnte. Er konnte sagen, dass seine Aufmerksamkeit wertgeschätzt wurde, denn als er aufblickte, konnte Renji sehen wie Byakuya seinen Mund überdeckte, um sich davon abzuhalten, Geräusche zu machen. Seine Augen waren fest geschlossen und seine andere Hand griff blind in die Lacken. Seine Zunge schmeckte auch etwas mehr Schweiß und natürlich war da eine angespannte Beule, die sich gegen Renjis Brust drückte. Doch Renji weigerte sich stur, dorthin zu wandern, bis er, nachdem er den Hüftknochen entlang geknabbert und geleckt hatte, endlich ein verzweifeltes, halb hinuntergeschlucktes Stöhnen hörte. Nah genug dran, dachte sich Renji. Doch er bewegte sich weiterhin absichtlich langsam, ließ sich dabei Zeit. Nur um gemein zu sein, blickte er Byakuya über die Länge seines Körpers an und sagte: „Da ist eine kleine Schweinerei hier. Ich mache das besser sauber.“ Renji fuhr mit der Zunge über die Seide und die Hitze, die darunter pulsierte. Er saugte den Stoff in seinen Mund ein. Endlich gab Byakuya nach und ließ ein Stöhnen und Schnauben hinaus. Du bist ein Bastard, Renji Abarai.“ Heh, gewonnen, dachte Renji und nutzte nun seine Zähne an dem Stoff. Mit einem Knurren zog er die durchnässte Seide zur Seite und machte sich daran, Byakuyas Glied förmlich zu verschlingen. Er leckte und saugte für eine Weile, spürte wie er vom Geschmack von Byakuya selbst hart wurde. Doch was Renji mehr als alles andere wollte, war das Gefühl von Byakuya in ihm. Ungeschickt reichte er nach hinten. Die Gewichtsverlagerung ließ ihn das Gleichgewicht verlieren, sodass er Byakuya weitaus tiefer in den Mund nahm, als er vor hatte. Er schaffte es, nicht zu würgen, doch Byakuya bemerkte es. „Renji, du solltest das hier nutzen.“ Etwas viel mit einem dumpfen Laut auf die Matratze. Renji ließ Byakuyas Schwanz aus seinem Mund gleiten und schaute hinüber. „Zum Teufel? Verwahrst du mittlerweile Gleitgel in deiner Tasche?“ Byakuya warf Renji einen herrischen Blick zu, was nur ein wenig ins lächerliche gezogen wurde, wenn man seinen Zustand betrachtete – seine Haare zerzaust, Gesicht errötet und sein Körper überdeckt von Schweiß und Bissspuren. „Nutz es einfach.“ Als Renji das Behältnis öffnete und daran roch, grinste er über den würzigen, holzigen Geruch von Sandelholz. „Mmm, das gute Zeug.“ Byakuyas Augen beobachteten hungrig, wie Renji seine Finger hinein dippte und sich dann auf seine Knie aufrichtete, um sich selbst zu fingern. „Sagtest du nicht, dass du den Kirschduft nicht magst?“ „Nein, es bringt nur immer Erinnerungen zurück“, sagte Renji, schaute auf das Bett und dachte an diese erste, betrunkene Nacht. Sein Grinsen war breit, als er tief in sich stieß und die andere Hand nutzte, um seine Brustwarze zu necken. „Erinnerst du dich, als ich eine Jungfrau war? Erinnerst du dich, wie du mir sagtest, ich solle jemanden anderen finden bei dem ich lernen kann und dann zu dir zurückkommen?“ „Ja, was für ein Fehler wäre das nur gewesen“, sagte Byakuya verträumt. Doch sein Gesicht wurde für einen Moment nüchtern, als er sagte: „Doch ich habe dir die Wahrheit gesagt. Ich bin zu hart, um der Erste eines Mannes zu sein.“ Renji griff nach Byakuyas Glied und brachte sich selbst in Position. „Vielleicht. Ich würde trotzdem nicht tauschen.“ Byakuyas Hände streckten sich aus, um nach Renjis Hüfte zu greifen. „Würdest du nicht?“ Er stieß nach unten, während Byakuya gleichzeitig seine Hüfte anhob und keuchte: „Nein. Schlechte Zeiten machen die Guten umso süßer.“ So wie zuvor war Renji entschlossen, es langsam und süß zu tun. Er drückte sich hinab, und richtete sich gemächlich wieder auf. Renji nutzte sein volles Gewicht, um tief hinabzupressen, sich schmerzhaft weit zu spreizen. Aber es fühlte sich so gut an. Für Byakuyas Genuss ließ er seine Finger durch die Haare und seine Hände über den Körper gleiten, während er sich in einem gemäßigten Tempo auf und ab bewegte. „Oh, Renji, du zerstörst mich“, sagte Byakuya keuchend. „Du musst dich schneller bewegen.“ Renji war versucht, hartnäckig zu bleiben, doch Byakuyas Hand umschloss Renjis Penis. Sie glitt auf und ab und forderte so mit seiner Hand das Tempo, das er wollte. An diesem Punkt verlor Renji alle Fähigkeit, stur zu sein oder etwas anderes außer immer wieder „Oh Gott, ja, oh Gott“ zu denken, während er auf Byakuyas Glied hinabstieß. Errötet und verschwitzt klatschten ihre Körper grob gegeneinander. Die Geräusche, die Gerüche und die Eindrücke pulsierten durch Renjis Körper. Bebend stöhnte er die Warnung aus: „Oh! Oh Gott, ich komme.“ Es stellte sich heraus, dass Byakuya auch soweit war. Renji spürte, wie ihn Byakuyas Hitze füllte, gerade als er zuckte und ein Grunzen herausließ, als er kam. Renji beugte sich hinüber, sein Kopf gebeugt und seine Haare fielen auf Byakuyas Bauch, während er kläglich stöhnte und sich aufrichtete, damit Byakuya hinausglitt. Er blieb so auf bebenden Armen, keuchend, bis er spürte, wie sich Byakuyas Arme um seinen Rücken schlangen und ihn zu sich hinunter zogen. Renji schloss die Augen, sein Ohr ruhte gegen Byakuyas Brust. Er konnte den hämmernden Herzschlag hören, der seinem glich. „All das“, sagte Byakuya trocken. „Und doch habe ich irgendwie immer noch Hunger.“ Kapitel 8: History, Like Gravity -------------------------------- „Renji, du atmest mich an.“ Die Verärgerung in Byakuyas Stimme weckte Renji genau dann auf, um das Problem zu bemerken: Er war mit seinem Gesicht gegen Byakuyas Schlüsselbein eingeschlafen. Er hatte vermutlich mehr getan, als heiß gegen Byakuyas Haut zu atmen, wenn er bedachte, dass er mit einem kleinen Schnarchen wach geworden war und er sein Gesicht aus einer kleinen Lache Sabber hob. Tatsächlich lag das gesamte Gewicht von Renjis Körper fest gegen Byakuyas Seite, einer seiner langen Arme war über Byakuyas Bauch ausgebreitet, seine Hand lag locker über die Rundung von Byakuyas Hintern. „‘tschuldige, Kommandant“, sagte Renji und bewegte sich mit einem Grunzen, ungeschickte Glieder stießen mit Beinen zusammen und verhedderten sich in den Laken. Renji wollte alles wieder gutmachen, in dem er versuchte, die Sabber von Byakuyas Hals zu wischen, doch er schien alles nur noch schlimmer herumzuschmieren. „Einfach… ja, danke; das ist genug“, sagte Byakuya und drehte sich von Renjis ungeschickter, liebevoller Fürsorge weg. „Ich bin in Ordnung.“ Renji trennte ihre verschwitzten Körper, in dem er sich wegrollte und sich streckte, sodass seine Gelenke knacksten. „Ah, ich sollte eh aufstehen.“ „Aufstehen?“, Byakuya runzelte die Stirn, als er die Decke mit einem Ruck zurechtrückte. „Und wohin gehen? Nun, da das Gefühl in meine Gliedmaßen zurückkehrt, ist dir vergeben. Lass mich auf die Seite rollen. Du kannst dich an meinen Rücken kuscheln.“ Das klang nett, besonders bei dem heulenden Wind um das Gebäude herum. Doch Renji blieb sitzen und rieb sich seine Augen wach. „Ich muss gehen. Seichi erwartet mich mehr oder weniger zurück.“ Byakuya, der sich auf die Seite gerollt hatte, wandte sich um, damit er Renji ansehen konnte. Sie waren eingeschlafen, ohne das Licht auszumachen. Tatsächlich hatte Byakuya schon eine Hand ausgestreckt gehabt, um es auszuschalten, also war sein Ausdruck klar. Er war nicht glücklich. „Erwartet dich ‚mehr oder weniger‘? Das klingt nicht im Geringsten konkret. In diesem Fall sollte ich hoffen, dass ich Vorrang habe. Warum ist er in deinem Quartier? Ich dachte, er wäre beim Gärtner untergekommen.“ Renji setzte sich auf und lehnte sich gegen das Kopfende, blickte dabei auf Byakuya hinunter. „Es ist nur vorrübergehend. Erinnere dich, ich habe es dir gesagt, oder nicht? Er… ähm, ist wegen uns ausgeflippt.“ „Ja, das sagtest du, doch ich habe angenommen, dass du wieder einmal übertrieben hast. Sagst du etwa, dass er eine Art Nervenzusammenbruch hatte?“ Renji kratzte sich am Hals, direkt unter seinem Ohr und sagte: „Ein bisschen? Vielleicht?“ Byakuya schnaubte leise. „Entweder hatte er einen oder nicht.“ „Nun ja, ich meine, er war dabei, sich die Haare rauszureißen und hat sich vor und zurück gewogen, aber ich habe keine Ahnung. Der Kerl hat viel durchgemacht. Ich glaube ich dachte, dass er einfach nur ein bisschen Zeit brauchte, um sich zu sortieren.“ Byakuya hielt beim Kissenaufschütteln inne. Dann rollte er sich zurück auf seinen Rücken. Er blickte Renji lange an und sagte dann schlussendlich: „Du hättest ihn zur Vierten bringen sollen, wenn er in einem solch schlechten Zustand war, Renji. Aber ich verstehe nicht. Er hat sich die Haare gerauft bei dem Gedanken daran, dass du und ich Partner sind? Warum?“ Während er zur Tür blickte, fummelte Renji an der Decke herum, die Byakuya in seine Richtung aufgedeckt hatte. Hatte er es nicht erklärt? Vielleicht nicht, denn die Wahrheit war, dass er es selbst kaum verstand. „Ich denke noch nicht einmal, dass er dabei wirklich an uns dachte, weißt du? Ihm ist offensichtlich viel im Gefängnis geschehen. Schlimme Dinge“, Renji blickte zu Byakuya um zu sehen, ob er verstand, was er ihm ohne die entsprechenden Worte mitteilen wollte. Byakuya lag da, seine Hände waren auf der Brust verschränkt, seine Augen waren geschlossen, sodass es unmöglich für Renji war, aus ihm schlau zu werden. „Wie auch immer, der Striemen am Hals hat dabei nicht geholfen. Ich konnte ihn nicht überzeugen, dass ich darauf stehe. Das da ein Unterschied ist.“ „Ah“, war alles, was Byakuya sagte, doch Renji spürte, dass er sich verschloss, auf Distanz ging. Renji hatte etwas Falsches gesagt. Das konnte er sofort sagen. Doch was war es gewesen. „Ich habe es versucht“, sagte Renji. „Du weißt, dass ich nicht so darüber fühle, richtig?“ „Es ist ein verständlicher Fehler, den dein Bruder gemacht hat“, sagte Byakuya, seine Stimme war flach und genauso leer, wie sein Gesichtsausdruck. Er bewegte sich kaum. Es schien sogar, als würde er kaum atmen. „Ich hatte selbst mit der Unterscheidung Probleme.“ Die Allee. Die Bibliothek. Die Gaststätte. Sie hatten Namen wie diese in seinem Kopf, jeder einzelne Ort. Renji wusste, dass er vermutlich etwas Aufbauendes sagen sollte, da Byakuya wenigstens seine Rolle in diesem Chaos zugab, doch Renji nickte nur. „Ja, das hattest du.“ Da war ein fast nicht erkennbares Zusammenzucken von Byakuya, was Renji seine schnelle Zustimmung bereuen ließ. Renji seufzte. „Es half auch nicht, dass irgendwie Gerüchte über die Allee im Umlauf sind.“ Diese Neuigkeit schien Byakuya aus seinen Selbstvorwürfen zu reißen. Er setzte sich auf und fokussierte Renjis Gesicht. Seine Augen glitten über Renjis Konturen, als versuche er dort eine Antwort zu finden. „Gerüchte? Wie ist das möglich?“ „Es war eine öffentliche Straße, Byakuya“, bemerkte Renji. „Jeder hätte uns sehen können. Ich erinnere mich auch nicht daran, besonders leise gewesen zu sein.“ Wenn überhaupt, war er ein wenig hysterisch gewesen, da er gewaltsam von Zabimaru getrennt worden war. Von all diesen Situationen, war die Allee diejenige, an die Renji versuchte, am wenigsten zu denken. Denn das war das erste und einzige Mal gewesen, das ihn fast zerstört hätte. Renji schob die Gedanken und Erinnerungen weg. Es war besser, nicht so weit zu gehen. Besonders nicht, wenn Seichi in der Nähe war, der Renji an diesen besonders furchtbaren Tag erinnerte. Der Tag an dem sie verloren… „Ich vermute, wir sollten dankbar sein, dass es nur einer unserer Diener war“, sagte Byakuya und lehnte sich zurück. Ihre Schultern berührten sich leicht. Byakuya hatte den Schlafkimono ausgezogen und seine Haut war heiß und errötet, wo sie gegen Renjis Haut ruhte. Es schien, dass der Gedanke daran, dass die Allee nicht unter ihnen geblieben war, ihn genauso störte, wie Renji. Dennoch, es war nicht so, als wäre Byakuyas Ruf in einer echten Gefahr. Jeder wusste bereits, wie skrupellos er war und dass er keine Meinungsverschiedenheit unter den Rängen tolerierte. Ein Kommandant war es erlaubt, seine Untergebenen zu disziplinieren, wie er es für richtig hielt. Wollte er sie sexuell demütigen und, dass sie ihm die Füße küssen, war das alles mit dem Gesetz im Einklang und prima. Immerhin kam so Kurotsuchi mit dem Scheiß weg, den er mit seinen Leuten tat. Scheiße. Kein Wunder, dass Seichi ein zitterndes Häuflein Elend war. „Ich bin jedoch überrascht, dass Eishirō solches Geschwätz erlaubt“, sagte Byakuya wie zu sich selbst. „Eh, er weiß es wahrscheinlich gar nicht“, sagte Renji dankbar, dass er das Thema auf die Gerüchteküche im Anwesen lenken konnte. „Zeug wie dieser geht immer durch die untersten Ränge – Tellerwäscher, Scheißeschaufler und den Rest.“ „Ich verstehe. Deutest du an, dass dies durch die Seireitei gewandert ist?“ Hatte er zwar nicht, doch es schien wahrscheinlich. Es war schlüpfrig genug. Renji zuckte mit den Achseln. „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ „Hat dein Bruder gesagt, wer ihm das erzählt hat?“, fragte Byakuya. Auf Renjis Kopfschütteln hin, befahl er: „Bring ihn dazu, es dir zu sagen.“ „Seichi ist keine Petze. Wäre er das, wäre ich im Gefängnis, oder nicht?“, schnaubte Renji. Byakuya blickte Renji verärgert an. „Das ist wohl kaum das Gleiche. Sicherlich kannst du den Wert darin sehen, diese Information zu erhalten.“ Konnte er nicht wirklich. Gerüchte sollte man am besten in Ruhe lassen. Lass die Leute glauben, was sie wollen und tu so, als hättest du niemals ein Wort davon gehört. In dem Moment, in dem du sie verfolgst, hast du ihnen Macht über dich gegeben. Die Allee. Diese verschissene Allee hatte bereits genug Macht. Renji warf die Decke weg. Er hob seinen Hakama vom Boden auf und ging hinüber zu dem Stuhl im westlichen Stil bei Byakuyas Frisierkommode, über die er seine Shitagi und Kosode gehangen hatte. Er würde üben müssen. Denn wenn jemand mal zu ihm kommen würde und sagte ‚Hey Abarai, ist es wahr, dass Byakuya dich mal im Schmutz hat kriechen und seine Füße küssen lassen‘, war sich Renji sicher, dass man es in seinem Gesicht sehen konnte – in der Weise, wie sein Herz anfing, zu hämmern und wie sein Schweiß sofort unter den Armen und prickeln begann und wie sehr es ihm den Atem verschlug. „Renji?“ Renji schlüpfte bereits in seine Kosode, als Byakuyas Stimme ihn aus den Gedanken riss. „Gehst du?“ Tat er das? Er war aufgestanden, ohne wirklich darüber nachzudenken. „Uh, ich weiß es nicht.“ Er fuhr mit seinen Fingern durch seine Haare und schüttelte das Gefühl ab. Die Allee war ihm eine lange Zeit nicht mehr so nahe gegangen. Es muss die ganzen Gespräche darüber gewesen sein und dieses verdammte Quincy-Kondom-Ding von Urahara, was den Geist des Gefühls zurückbrachte, von Zabimaru getrennt zu sein. Renji wollte sich gerade entschuldigen und zurück ins Bett gehen, als Byakuya sein Gesicht abwandte und sagte. „Ich vermute, du musst nach deinem Bruder schauen. Also schön. Frage ihn zumindest, von wem er das Gerücht gehört hat.“ Bei Byakuyas entlassendem Ton brach etwas im Inneren von Renji. „Nein, werde ich nicht“, sagte Renji deutlich. „Die Sache ist die, er ist mein Bruder. Ich benutze ihn nicht als einen Spion. Zweitens, was wirst du tun, wenn du herausfindest, dass es der Tellerwäscher oder dein Stalljunge war, der die Gerüchte streut, huh? Du wirst ihn zumindest feuern, richtig? Lässt sie packen und schickst sie zurück in den Rukongai, huh? Ich kann nicht Teil davon sein.“ Mit jedem Wort, wickelte Renji den Obi durch die verschiedenen Stellen und band den Hakama fest. „Mir ist es egal, was sie getan haben. Niemand verdient es, von einem Ort wie diesem, zurück an einen Ort wie diesen zu gehen. Verhungern ist schon schlimm genug, wenn du nichts gewohnt bist. Doch es ist eine Höllenqual für jemanden, der all das hatte.“ Byakuyas Lippen waren sehr dünn. „Vielleicht hätten sie sich so etwas vorher überlegen sollen, bevor sie Geschichten über ihren Herrn erzählen.“ Renji hatte das Gefühl, als hätte man ihm einen unerwarteten Schlag verpasst. All die Luft in seiner Lunge kam mit einem Schnauben heraus. Er griff Zabimaru und klemmte sein Zanpakutō an seinen Platz. „Richtig“, sagte er, als er endlich Worte gefunden hatte. Er schob die Tür auf und stoppte dann für einen Moment, um über die Schulter zu sagen: „Weißt du was? Ich habe nicht darum gebeten, in der Allee gefickt zu werden. Also ist es nicht mein Problem, wenn es jemand sah. Ich denke, der ‚Herr‘ muss seinen eigenes, gottverdammtes Chaos selbst richten.“ Als er hinausging, hatte Renji großes Vergnügen darin, die Tür zuzuknallen. Welche sofort verschwand, als der Schnee in sein Gesicht wehte und er eine halbe Minute brauchte, um herauszufinden, welcher kleine Schneehügel seine Waraji waren und welche Byakuyas. Er hielt sich nicht damit auf, sie anzuziehen, sondern nahm sie einfach nur in die Hand, während er unter dem Vordach durchschlüpfte und die Treppen zu dem Quartier des Vizekommandanten hinunterging. Himmel, war das eine fiese Nacht. Er hätte einfach über alles die Klappe halten und Byakuyas Angebot annehmen sollen, sich an ihn zu kuscheln. Renji war sich noch nicht einmal sicher, warum er derart gereizt gewesen war – nah, er wusste es. Es war diese dumme Allee. Wenn sie niemals mehr darüber reden würden, wäre das absolut in Ordnung für Renji. Draußen vor seiner eigenen Tür angekommen, klopfte er leise und sagte: „Ich komme rein.“ Er schob die Tür langsam auf und erwartete fast, Seichi schlafend auf dem Bett vorzufinden. Stattdessen saß Seichi jedoch aufrecht, zugedeckt von Renjis dünner Decke. Die Manga waren überall auf dem Feldbett verteilt. Da war ein weiterer Shinigami im Raum, der sich umwandte und Renji ein großes, vertrautes Grinsen zuwarf. "Rukia? Was machst du hier?", fragte Renji. "Auf dich warten, du riesiger Idiot", sagte sie. Sie stand auf und öffnete ihre Arme, um Renji zu umarmen. Nachdem sie ihn losgelassen hatte, blickte Rukia ihn mit großen Augen an und sagte: "Deine Haare sind offen! Hattest du keinen Kampf?" Ein Kampf oder vögeln, dachte Renji. Er zog an einer Strähne, die vor seine Augen gefallen war. "Ja, so etwas in der Art." "Schließ die Tür", sagte Seichi. "Es wird kalt." Nachdem er getan hatte, worum Seichi ihn gebeten hat, suchte sich Renji einen Platz in dem engen Raum für sich selbst. Nachdem er Zabimaru abgelegt und ihn an seinen Platz gestellt hatte, ließ sich Renji auf den Boden plumpsen und lehnte seinen Rücken gegen die Wand gegenüber des Feldbetts. Er begann, die nassen Socken auszuziehen. Zu Rukia sagte er: "Du kannst froh sein, dass ich überhaupt zurückgekommen bin. Wie lange wolltest du noch auf mich warten?" "Oh, ich war eigentlich dabei, Seichi eine Nachricht für dich da zu lassen, aber wir haben gequatscht und ich habe die Zeit vergessen", sagte Rukia, die am Ende von Renjis Feldbett saß. Sie schlang die Arme um ihre Beine, ruhte mit ihrem kleinen Kinn auf den Knien. Renji blickte zu Seichi. Über was zum Teufel hatten sie geredet? Rukias Zeit in der Abarai-Truppe hatte sich nicht im Geringsten mit Seichis überschnitten und es war nicht so, als wäre Inuzuri die Art von Orten, die 'Gute alte Zeiten'-Nostalgie schürte. Vermutlich hatten sie Geschichten über ihn ausgetauscht. In diesem Fall war es an der Zeit, schleunigst das Thema zu wechseln. Er wandte sich an Rukia. "Ich vermute, du möchtest langsam Ichigo hinterher, huh?" Rukia nickte. "Wie früh kannst du morgen verschwinden? Kommandant Ukitake sagte, wir können sein Senkaimon nutzen." Nachdem er seine nassen Socken in die Ecke geworfen hatte, begann Renji, seine Haare zu flechten. "Ist es nicht das Senkaimon, wo Orihime von den bösen Kerlen geschnappt wurde? Nein, danke. Ich nehme dann lieber das Tor der Kuchiki." "Aber Nii-sama..." "Wird das absolut erlauben", versicherte er ihr. "Byakuya war ziemlich angepisst über die Weise, wie der Generalkommandant an unserer Kette gezogen hat. Nebenbei, er ist jetzt anders, weißt du, nach alldem...", Renji wurde still und blickte zu Seichi. Seichi hörte ihrem Gespräch aufmerksam zu, folgte das hin und her mit einem Wippen von dem Chaos an blonden Dreadlocks, als würde er ein Tischtennis-Spiel verfolgen. Rukia schien nicht überzeugt. "Ok, wenn du so denkst. Aber du fragst ihn. Wann glaubst du, können wir gehen?" "Ich weiß es nicht", gab Renji zu. "Ich meine, bei allem, was deiner Cousine widerfahren ist, hatte ich irgendwie gehofft, bei der Rettungsmission mitzumachen. Doch da niemand genau weiß, wo sie sind...", Renji zuckte mit den Schultern. "Vermutlich kann ich jederzeit gehen. Ich meine, ich kann ja nicht noch meine Schichten verschieben, denn eigentlich werde ich ja EA sein, selbst wenn der Kommandant mich deckt." Renji hasste es schon, so bald wieder zu gehen und alle auf diese Weise zurückzulassen. Er fühlte sich, als hätte er seinen Posten kaum wieder richtig ausgefüllt. Trotzdem war es nicht so, als würden sie eine normale Zeit erleben, mit dem Krieg gegen Aizen, der sich am Horizont zusammenbraute. "Ok", sagte Rukia. Sie schien sich zu etwas entschieden zu haben und stand auf. "Ich komme am Nachmittag, nach dem Mittagessen. Wir können dann mit Nii-sama über das Senkaimon sprechen." Renji zog sich ebenfalls auf die Füße. "Klingt nach einem Plan", sagte er und öffnete ihr die Tür. "Bis dann." "Du glaubst nicht, dass Ichigo bereits gegangen ist und etwas Dummes angestellt hat, oder?", fragte sie. "Wir reden hier über Ichigo. Natürlich hat er das", lachte Renji. Doch dann, als er ihr besorgtes Gesicht sah, fügte er hinzu: "Ah, aber mach dir keine Sorgen um ihn. Der Junge führt irgendeine Art von behütetes Leben." Rukai warf Renji eines ihrer 'Ich-weiß-was-du-gerade-versuchst'-Lächeln zu und ging winkend in den Schnee hinaus. "Gute Nacht, Renji. Es war nett, dich kennenzulernen, Seichi." "Gute Nacht", sagte Renji, als er die Tür schloss. "Es ist verdammt kalt draußen. Ich hoffe, sie geht nur zum Anwesen und nicht den ganzen Weg zurück zur Dreizehnten." "Ist das seltsam?", fragte Seichi und machte ein wenig Platz auf dem Bett. "Dass sie mal eine von uns war und nun eine von ihnen?" Renji lachte schnaubend. "Ich bin nun auch einer von denen, weißt du." Er nahm seinen geblümten Yukata von seiner Truhe und begann, sich auszuziehen. Seichi bewegte sich etwas auf dem Feldbett. "Ich meine nicht Shinigami, ich meine eine von denen, eine Adlige." Renji breitete seine nasse Kleidung auf der Truhe aus und überlegte, ob er das abstreiten sollte. Doch die Wahrheit war eben, dass es manchmal hart war. "Ja", gab er mit einem Seufzen zu. "Ich denke, das ist so. Am Seltsamsten war es, als ich sie zum ersten Mal nach der Adoption gesehen hatte und sie... ich meine, sie war schon immer elegant gewesen, anders als der Rest von uns, aber plötzlich sah sie auch so aus, sprach auch so. Ich wusste damals sofort, dass sie komplett außer Reichweite war. Eine Prinzessin. Da war ich, habe mich in der Elften im Schlamm rumgewälzt und sie – ja, es war, als hätte ich sie nie kennengelernt, als würde ich sie niemals wieder kennenlernen können.“ „Das ist nicht richtig, Mann“, sagte Seichi. „Dieser Kuchiki hat sie dir weggenommen.“ „Sie gehörte niemals mir, du Idiot“, sagte Renji. Er zerknautschte seine Shitage und warf sie Seichi gegen den Kopf. „Rukia steht ihre eigene Frau, hat sie immer schon getan. Versuch mal, ihr in die Quere zu kommen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat.“ „Aber du hast sie geliebt“, sagte Seichi und warf ihm seine Unterbekleidung zurück. „Ich liebe sie immer noch. Schau, du musst verstehen: Ich habe sie so sehr geliebt, dass ich sie losgelassen habe. Es war eines der schwersten Dinge, die ich jemals gemacht habe“, Renji seufzte, als er in seinen zerschlissenen Yukata schlüpfte. „Es war das, was sie wollte. Außerdem dachte ich, dass würde sie schützen. Ich dachte, es würde sie für immer in Sicherheit bringen. Stellte sich heraus, dass ich aufs falsche Pferd gesetzt habe. Doch damals konnte ich das nicht wissen, richtig?“ „Warum hast du aufs falsche Pferd gesetzt?“, fragte Seichi, als Renji unter die Decke neben ihn kroch. Renji schüttelte seinen Kopf. Das war noch eine von den Sachen, bei denen er bevorzugte, nicht allzu sehr darüber nachzudenken. „Byakuya hätte sie sterben lassen. Ich dachte... Mit all dieser Macht, all diese Familie und Einfluss, ich dachte, es gäbe keinen besseren Beschützer für sie. Aber als sie das Gesetz gebrochen hatte, hätte er sie hängen lassen.“ „Kalt“, sagte Seichi und drehte sich wie von selbst, um sich an Renjis Körper zu kuscheln. „Er hat es versucht, weißt du, auf legalem Wege. Wenn Aizen nicht den Befehl über Central gehabt hätte, hätte er sie vermutlich da raus bekommen. Ich meine, möchte man doch denken, oder? Kuchiki: Das ist ein großer Name. Ich weiß, dass er zu ihnen gegangen ist. Hat sogar versucht, seine Familie da miteinzubeziehen. Ich denke, ich sollte nicht zu hart mit ihm sein, wir waren an die gleiche Pflicht und das gleiche Gesetz gebunden“, sagte Renji schlussendlich. „Aber ich war bereit, es zu brechen und das war die Sache, was uns gegeneinander aufbrachte. Ich bin nur froh, dass da eine größere Verschwörung hinter steckte oder ich wäre mittlerweile vom Kriegsgericht bestraft worden.“ Renji streckte die Hand aus, um das Licht auszuschalten. Sie lagen für eine lange Zeit gemeinsam in der Dunkelheit, sagten nichts, hörten nur zu, wie der eisige Wind um das Gebäude heulte. Seichis Körper war warm, doch so klein und fragil gegen Renjis. „Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist“, sagte Seichi sanft. Renji schlang seine Arme eng um Seichi und murmelte: „Es tut mir leid.“ „Was?“ „Alles“, sagte Renji. „Ich hätte für dich tun sollen, was ich auch für Rukia tat – was ich versucht habe, für Rukia zu tun.“ Renji konnte spüren, wie Seichi den Kopf schüttelte. „Hör dir mal selbst zu, Mann. Du hattest sie retten können, so wie du jetzt bist. Welche Chance hättest du damals gehabt?“ „Ich weiß es nicht“, grummelte Renji. Er konnte nicht wirklich brauchen, dass Seichi sagte, dass er zu schwach war. „Aber vielleicht hätte ich es versuchen sollen. Weißt du, ich habe es allen ausgeredet. Sie wollten es. Ich sagte nein. Ich... wollte nicht noch jemanden verlieren.“ Seichi sagte für eine Weile nichts und Renji hielt den Atem an, erwartete Anschuldigungen. Letztlich seufzte Seichi und sagte: „Zumindest dachte jemand an mich. Das bedeutet mir eine Menge.“ Nun ja, das war nicht wirklich eine Vergebung, aber es war auch keine Schuldzuweisung. Renji konnte damit leben. Kapitel 9: A Restless Night --------------------------- Da war ein Ellbogen in Renjis Gesicht. Der spitze Knochen vergrub sich in seiner Wange. Er gab dem nervigen Körperteil einen festen Stoß, nur um sich dann zu spät daran zu erinnern, dass er sein schmales Feldbett im Quartier des Vizekommandanten mit Seichi teilte. Seichi fiel zu Boden, riss die Decke und einige der Manga mit sich. Es sagte viel von seinem vorherigen Leben, dass Seichi nur lange genug wach wurde um „Usu!“ zu sagen, wie eine respektvolle Begrüßung eines hochrangigen Yakuza, und sich dann wieder einrollte und weiterschlief. Auch wenn es noch immer dunkel war, setzte sich Renji auf. Er zog den zerschlissenen Stoff seines Wollyukatas um seine Schultern und winkelte die Knie gegen seine Brust an. Renji runzelte die Stirn, während er auf das schnarchende Häufchen Elend blickte, das auf dem Boden lag. Seichi konnte nicht hier bleiben. Und das nicht nur, weil er ein Deckenklauer war. Es war schon schlimm genug, dass Byakuya entschieden hatte, Seichi zu befreien und ihn beim Personal der Kuchiki aufzunehmen. Wenn jemand von der Sechsten ihn sah – besonders jemand, der ihn immer noch den Mord am 11. Offizier Fujimoto ansah – würde es einen verdammten Aufruhr geben. Zumindest würde Seichi damit enden, in einen blutigen Haufen zusammengeprügelt zu werden. Ehrlich gesagt hätten sie Seichi in der Zweiten lassen sollen. Es war nicht so, als wollte Renji seinen Bruder im Gefängnis verrotten sehen. Nein, bei Weitem nicht. Vor allem nicht nachdem bisschen, was Seichi gesagt hatte, sich das Gefängnisleben noch schlimmer anhörte, als das in Inuzuri. Aber sie sollten diejenigen sein, die über Seichis Schicksal entschieden. Die Wahrheit in dieser Angelegenheit war, dass Kommandantin Soi Fon absolut Recht mit ihrer Meinung über Renji hatte. Renjis Pflichtbewusstsein ging vollständig über Bord, wenn seine Familie mit im Spiel war. Alles, was Seichi hätte sagen müssen wäre „Hilf mir, Renji“ gewesen und ihm diesen Blick zuwerfen müssen, der Gleiche, den Katsuo damals gehabt hatte… und ja, Renji wäre zum Kampf übergegangen und dann wäre es das gewesen. Renji wäre als Verräter geendet oder vielleicht dieses Mal sogar noch schlimmer. Untergebene die einem vertrauten zu töten, um einen Bruder zu retten, den er kaum kannte? Da gab es keinen Gewinner in diesem Kampf, egal wer der ‚Sieger‘ war. Er sollte das auch wissen. Renji war bereits diesen Weg gegangen. Doch zumindest war er bei seinem Ausbruch darauf bedacht gewesen, nur zu verletzen und nicht zu töten. Und er wusste tatsächlich, dass es Rukia wert gewesen war. Dennoch hatte das ganze blutige Debakel eine Menge Unmut hinterlassen. Die Division hatte durch Versetzungen einige gute Leute verloren. Renji konnte keinen von ihnen wirklich einen Vorwurf machen. Er war mehr überrascht von all denen, die geblieben sind. Wer wollte denn auch mit einem Typen arbeiten, der seine Familie seinen Pflichten vorzog? Ein Offizier, der seine eigenen, persönlichen Wünsche vor seinem geschworenen Eid gegenüber der Hofgarden setzte? Ein Typ, der gewillt ist, durch seine eigenen Leute zu marodieren…? So sollte es nicht funktionieren. Seine Familie sollte nun die Division sein. Seine eigenen, persönlichen Sorgen sollten nur noch sein, wie schnell und gut er Befehle befolgen konnte. Immerhin war es das, was er seinen eigenen Soldaten gesagt hatte. Die Sache war die, dass Renji nicht so stark war wie Byakuya. Er konnte sich nicht umdrehen und weggehen. Nicht bei Familie. Das war sein Schwachpunkt. Einer von vielen. Schau ihn dir jetzt an, bereit von Bord zu gehen, nur um Rukia und ihrem tollkühnen Freund hinterher zutrotten. Zumindest hatte Byakuya seine Mission genehmigt, selbst wenn der Generalkommandant es nicht tat. Nicht, dass er und Byakuya gerade auf einem besonders tollen Stand wären, mit all der Rederei, den sie über die Allee hatten, die Renji immer noch verfolgte. Scheiße. Warum konnte das nicht einfach in den Teil seines Hirns wandern, der mit ‚Mist, den man besser vergisst‘ beschriftet war. Da war ein Berg Scheiße, der dort hineingestopft war. Doch diese gottverdammte Allee war stur, sie wollte nicht aussortiert werden. Und jetzt… verdammte Scheiße, nun hatte jemand sie gesehen und redete darüber. Was sagten die Leute über ihn? Und wie konnte er und Byakuya als Paar reinen Tisch machen, wenn das in jedermanns Kopf war? Es wäre wie Ukitake, der ihm diesen traurigen, mitleidigen Blick zuwarf, immer wenn er einen Striemen oder Bluterguss hatte. Nur, dass es schlimmer war, multipliziert von den vielen Leuten, die alle dachten, dass Renji keine Wahl hätte, dass er eine Art Opfer war. Schwach. Zu dumm, sich selbst da rauszumanövrieren. Er schloss seine Augen und lehnte seinen Kopf so weit nach hinten, bis er gegen die Wand ruhte. Er ließ einen langen Seufzer raus, als eine Welle der Erschöpfung über ihn hinwegrollte. Er wusste, dass er versuchen sollte, zu schlafen, doch er konnte nicht. So leise wie er konnte krabbelte er von seinem Feldbett hinunter, streckte sich über die Truhe hinweg, um einen Fuß vor der Truhe auf den Boden zu setzen, bevor Seichi murmelte: „Gehst du zu ihm zurück?“ Ärger kroch in Renji hoch. Da war sie wieder, die Andeutung. „Nah, Byakuya schläft wahrscheinlich jetzt tief und fest“, sagte Renji wahrheitsgemäß. Er gab es auf, möglichst leise zu sein und stellte sich auf die Füße und begann, in seiner Truhe herumzusuchen. Er suchte etwas Wärmeres, was er über seinen Yukata werfen konnte. „Ich habe daran gedacht, ein wenig spazieren zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Willst du mitkommen?“ Seichi überraschte Renji, in dem er verschlafen nickte. „Ich könnte etwas Bewegung brauchen. Aber schneit es nicht noch?“ Renji schob mit seinem Zeh die Tür auf und schielte durch den Spalt. Sogar die Wolke seines sichtbar gewordenen Atems konnte er sehen, da sich der Himmel aufgeklärt hatte. Einige Zentimeter Schnee bedeckte jegliche Oberflächen, rundete die scharfen Ecken der schrägen, mit ockerfarbenen Ziegeln gedeckte Dächer ab. Der Übungsplatz war eine einzige, weiße Decke. Kein Fuß hatte den Schneefall bisher unterbrochen. Er schloss die Tür wieder. „Scheint so, als hätte es aufgehört.“ Seichi streckte sich aus und gähnte. „Planst du, weit zu gehen?“ „Nah, vermutlich nur eine Patrouillen-Runde, von der einen Ecke zur anderen, du weißt schon“, sagte Renji mit einem Achselzucken. Auf dem Boden der Truhe fand er, wonach er gesucht hatte: der schwere, steife Umhang, der von der Division ausgegeben wurde. Er hatte niemals Gelegenheit, ihn zu tragen, es war immer noch sorgfältig in Reispapier und Garn gehüllt. „Wenn du mitkommst, solltest du dir das überwerfen“, sagte er Seichi und warf ihm das Bündel zu. „Was wirst du tragen?“, fragte Seichi, entknotete die Schnur und schaute das riesige, offizielle Emblem der sechsten Division ein Stück weit entsetzt an. „Meine Uniform“, sagte Renji und zog eine frische aus der Truhe. „Ich habe ein paar Shitagi, die ich übereinander anziehen kann. Das wird mir reichen. Außerdem kann ich immer noch mit Shunpo zurück.“ „Und mich in der Kälte lassen? Nett“, sagte Seichi, doch seine Stimme hatte einen neckenden Ton. In einer Minute waren sie angezogen und gingen zur Tür raus. Seichi ging in dem Umhang verloren, doch er hatte eine Möglichkeit gefunden, ihn so hochzubinden, dass er nicht über den Boden schleifte. Das Vordach hatte den Schnee weitestgehend zurückgehalten, doch durch das Geländer wurde es ein wenig hineingeweht und blieb in Streifen auf dem Boden liegen. Renjis Sandalen waren gefroren, als er mit seinen Füßen hineinglitt. Seichi schüttelte seine Schuhe sehr sorgsam aus, bevor er sie anzog. „Schau dich an“, Renji grinste, während er Seichis Sorgsamkeit beobachtete. „Schuhe.“ „Ich weiß, ja?“, Seichi spiegelte sein breites Grinsen. „Ich könnte mich daran gewöhnen. Außerdem, schau dir diesen Ort an, er ist so… wunderschön.“ Renji konnte sich nicht anders, als sich in diesem Moment an Rukia zu erinnern. Er lehnte seine Ellbogen auf das schneebedeckte Geländer und versuchte Ähnlichkeiten in Seichis großen, begeisterten Augen zu sehen. Der Vollmond hing über dem großen Gebäude, in dem das Büro des Vizekommandanten war. Das Büro war eines der wenigen Gebäude, in dem immer noch Licht brannte. Laternen hingen in regelmäßigen Abständen unter den Dachvorsprüngen. Der schneebedeckte Boden darunter glitzerte blau, gelb und pink, wie Diamantenstaub. Über ihnen füllten die Sterne den Himmel, als würden sie den glitzernden Schnee auf dem Boden widerspiegeln. In der Ferne rief die Patrouille die Stunde aus. Renji drehte seinen Kopf in die Richtung der Geräusche. Schnee lag über allen Ecken. Über der weit entfernten Mauer konnte er nur gerade so den Kirschbaumgarten sehen, die spitzen, kahlen Äste der Bäume. „Ja“, Renji nickte. „Es ist wunderschön.“ „Ich kann verstehen, warum du alles tust, um es zu behalten“, sagte Seichi leise und mit einem seltsamen Blick zur Seite. Nun, Scheiße. Das hatte die Laune zerstört. Tatsächlich musste Renji den Drang niederkämpfen, Seichi die Zähne auszuschlagen. „Hey, was zum Teufel deutest du an? Ich habe mir diesen Ort verdient… und das nicht auf meinem Rücken!“ Seichi war Renji einen mitleidigen Blick zu. „Akademie. Die Elfte“, argumentierte Renji. „Ich habe hart gearbeitet. Du hast keine Ahnung, wie hart ich gearbeitet habe.“ „Deshalb verstehe ich es, Renji“, sagte Seichi. „Warum du… ‚hart arbeitest‘ um es zu behalten.“ Renji konnte hören, was wirklich mit ‚hart arbeitest‘ gemeint war. „Schau, ich glaube nicht, dass du es verstehen kannst, wo ich durchgegangen bin“, begann Renji, hielt sein Temperament noch fest im Griff. „Doch es ist nicht so wie du denkst. Ich würde nicht alles tun, um hier zu bleiben. Vielleicht konnte ich nicht gegen Byakuya gewinnen, doch ich habe gekämpft. Ich habe bereits gezeigt, dass ich mit allem gegen ihn angehe, wenn ich muss.“ „Sicher“, Seichi hätte nicht herablassender klingen können, wenn er es versucht hätte. „Sicher, Renji, du brauchst mich nicht daran zu erinnern. Sterben ist immer ein Ausweg.“ Das war es. Renji konnte den Schwachsinn nicht länger ertragen. Er hatte keine Ahnung mehr, wie er Seichi überzeugen konnte, ohne dass es wie Ausreden klang, also knurrte er in Seichis Gesicht mit einem wortlosen: „Argh!“ Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging weg. Er ging den hölzernen Fußweg entlang mit dem Vorhaben, seine Laune weglaufen zu können und in der Hoffnung, dass ein langer, kalter Spaziergang um die Division herum seinen Kopf frei machen würde. Oder zumindest, dass er nicht mehr seinen blöden, schwachsinnigen Bruder umbringen wollte. Das Letzte, womit Renji rechnete, war in Byakuya hineinzulaufen. Wortwörtlich. Byakuya kam gerade um die Ecke, nachdem er die Treppen hinuntergegangen war, als sie miteinander kollidierten. Renji griff nach Byakuyas Arm, gerade als Byakuya nach Renji griff, um ihn zu stützen. Zusammen schafften sie es, nicht hinzufallen. Doch die zwei sorgfältig eingepackten Bündel, die Byakuya getragen hatte, lagen im Schnee. Ohne einen zweiten Gedanken zu verschwenden, hockte sich Renji hin, um sie mit einem „Tut mir leid, Kommandant!“ aufzuheben. In der Sekunde, in der sein Knie auf dem Boden aufkam, realisierte er, wie es aus der Ferne für Seichi aussehen mochte. Renjis Wangen wurden heiß, als er schnell die fallengelassenen Gegenstände aufhob. In der Hektik stellte er sich ziemlich ungeschickt an. Gott, es musste aussehen, als würde er sich auf die Knie werfen und im Boden scharren. Denn natürlich stand Byakuya dort, wie es Byakuya immer tat. Scheiße. Endlich schaffte es Renji, die Gegenstände zu greifen und wieder auf die Füße zu kommen. Ungeschickt drückte Renji sie gegen Byakuyas Brust. „Hier.“ „Tatsächlich sind sie für dich“, sagte Byakuya. „Für dich und Rukia.“ „Oh.“ Nun schaute sich Renji die Bündel zum ersten Mal richtig an. Sie hatten ungefähr die Größe und Form von dem Umhang, den er aus seiner Truhe geholt hatte. „Ich habe gehört, in Hueco Mundo ist es ziemlich kalt“, sagte Byakuya knapp. „Diese Umhänge sind speziell dafür gemacht, euch warm und… sicher zu halten.“ War das eine Art Entschuldigung? Byakuya räusperte sich und blickte hinaus in den verschneiten Übungsplatz. „Wie geht es deinem Bruder?“ Heilige Scheiße, es war eine Entschuldigung. Nun ja, so etwas in der Art. Byakuya hatte schon bessere Versuche in der Vergangenheit unternommen, doch Renji vermutete, was Byakuya sagen wollte, war ‚Du denkst, ich habe mich schlecht benommen, doch ich bin nicht sicher, ob ich zustimmen kann. Dennoch bemühe ich mich um eine Versöhnung‘. Könnte schlimmer sein. „Ja, Seichi ist in Ordnung. Danke.“ „Gut.“ Renji schaute wieder auf die Bündel. Sie waren mit dem Kuchiki-Wappen versehen. Also entweder hatte Byakuya vorab geplant, ihm das zu geben oder er war den Weg zum Anwesen gegangen, um sie zu holen. Oder er hat Aio gschickt. So oder so hatte er einen gewissen Maß an Mühe investiert. „Du bist mitten in der Nacht aufgestanden, um mir sie zu geben?“ „Und Rukia“, sagte Byakuya, sein Gesicht war immer noch abgewandt, die Augen auf den frisch gefallenen Schnee gerichtet. „Ich war bereits auf.“ Renji wusste, wie er das zu verstehen hatte. Byakuya wollte sein Gesicht nicht zeigen, weil er befürchtete, dass Renji darin etwas sehen konnte – vielleicht die Tatsache, dass er nach ihrem Streit nicht geschlafen hatte? Byakyua atmete aus. Die Wolke aus seinem Mund war wie Rauch. „Hueco Mundo wird gefährlich sein.“ Renji wartete auf mehr, aber nun ja, es war Byakuya, nicht wahr? Renji musste den Rest selbst auffüllen. ‚Es wird gefährlich werden. Ich möchte nicht, dass du im Streit gehst‘ oder vielleicht sogar ‚Ich liebe dich. Stirb nicht‘. Renji nickte zustimmend. „Ja.“ „Ja, also gut“, sagte Byakuya. „Dann gute Nacht, Renji.“ Byakuya lässt ihn einfach so stehen? Was zum Teufel, musste Renji denn alles machen? „Gott verdammt, du bist echt schlecht in dem Mist“, sagte Renji. „Ich zeige dir einen angemessenen Abschied.“ Er ließ die Umhänge wieder fallen, griff nach Byakuyas Kinn und wandte es ihm zu. Er beugte seinen Kopf hinunter und eroberte Byakuya Lippen mit einem Kuss. Er hatte nicht vor, dass es so leidenschaftlich wurde. Doch als sich seine Finger tief in die Seide von Byakuyas Schlafkimono vergruben, entschied Renji, Byakuya eng an sich zu ziehen, ihre Körper aneinander zu pressen. Es war die Art von Bewegung, die nach hinten losgehen könnte. Stattdessen jedoch glitten Byakuyas Arme durch Renjis hindurch, streckten sich, um nach dem Zopf zu greifen, der Renji bis zum Rücken reichte. Da war ein verspieltes Ziehen. Dann begannen clevere Finger sofort damit, seine schludrige Arbeit zu lösen, bis seine Haare vollständig befreit waren. Seine eigenen Haare kitzelten seine Wangen und Renji hätte sich in dem Gefühl des Kusses verlieren können – das glückliche Seufzen in seinem Mund, der Geschmack von Schlaf und Sake, der Geruch… dieser einzigartige Byakuya-Duft, den er in seinem Herzen mit nach Hueco Mundo nehmen würde und auch wieder zurück. Da war auch eine Dringlichkeit in Byakuyas Körper. Er presste sich fest gegen Renji, als versuche er einen Teil von sich in Renji zu drücken, damit er ihn mitnahm. Renjis Hände fuhren über die starken Schultern, den definierten Rücken und die schlanke, straffe Taille. Er berührte alles, liebevoll, versuchte sich das Gefühl jedes einzelnen Muskels in sein Gedächtnis einzubrennen. Und, verdammt, wenn Byakuyas Zunge nicht eine weitaus bessere Entschuldigung bot, als alles, was er jemals hätte sagen können. Ihre Körper wussten, wie sie miteinander reden mussten, selbst wenn sie selbst es nicht kannten. Denn als Renji ihn endlich losließ, nahm sich Byakuya einen Moment, um seinen Kimono zu richten und sich wegzudrehen. „Ich erwarte von dir, dass du Rukia mit deinem Leben beschützt“, befahl Byakuya. „Und ich erwarte, dass ihr beide sicher und wohlbehalten zurückkehrt.“ Renji schob die Haare aus seinem Gesicht, die Byakuya in seiner Leidenschaft geöffnet hatte. Er grinste und nickte: „Passt für mich.“ Byakuya ging ein paar Schritte in Richtung Treppe. „Lasse die Umhänge nicht zu lange im Schnee.“ „Ich liebe dich auch“, sagte Renji. Byakuya hielt inne. Dann drehte er sich um. Seine Silhouette ging in den langen Schatten der Nacht verloren, sodass Renji nicht einmal einen Hauch seines Gesichtsausdrucks lesen konnte, als er sagte: „Ja. Ich… meinte das ebenfalls.“ Renji kniff seine Augen in der Dunkelheit der Treppe zusammen, wünschte sich mehr als nur den unteren Teil von Byakuyas Kimono zu sehen und diese niedlichen, kleinen, mit Fell gefütterten Hausschuhe, die er trug. Renji wusste, er sollte etwas sagen, vielleicht anbieten, mit hochzukommen oder so etwas, doch das, was stattdessen aus seinem Mund kam, war: „Ist das Hasenfell? Du bist besser vorsichtig, dass Rukia sie niemals zu sehen bekommt, eh?“ Da war ein Seufzen. „Durchaus. Es gibt einen Grund, warum ich sie im Kommandantenquartier lasse und nicht mit zum Anwesen nehme.“ Renji versuchte verzweifelt Worten zu finden, damit sie nicht so… blöd auseinander gingen. Doch er fand trotz Mühen nichts weiter als: „Der Kuss war nett.“ „Ja“, stimmte Byakuya zu. Er schien selbst nach Worten zu ringen. Schlussendlich sagte er: „Eishirō öffnet das Sentō für mich.“ Was das eine Einladung? „Wenn dein Bruder… zur Ruhe gekommen ist, möchtest du mir vielleicht Gesellschaft leisten?“ Renji blickte hinter sich. Seichi hatte bereits aufgegeben und war zurück in sein Quartier gegangen. Renji fühlte sich nur ein wenig hin und her gerissen. Immerhin hatte Seichi ihn zurück ins Byakuyas Arme getrieben. Wenn auch aus den falschen Gründen. Ein breites Grinsen stahl sich auf Renjis Gesicht. „Bin in 10 Minuten da!“ Kapitel 10: Kiss Me Senseless ----------------------------- Als es Renji endlich zum Sentō geschafft und sich ausgezogen und geduscht hatte, ließ sich Byakuya bereits einweichen. Die Shoji-Wandschirme waren aufgeschoben worden und gaben den Blick in den Garten frei. Laternen beleuchteten die schneebedeckten Steine und der Schilf beugte sich zu eingefrorenen, tropfenden Bögen. Die Dunkelheit hüllte alles in den scharfen Kontrast zwischen schneeweiß und mitternachtsschwarz. Vor einem solch märchenhaften Hintergrund sah Byakuya majestätisch aus. Unvergleichlich. Es war eine Weile her, dass dieses Wort durch Renjis Kopf gegangen war, doch da war es wieder. Byakuyas Augen waren wie gewöhnlich nach unten gerichtet, enthüllte so lange, dunkle und fast schon feminine Wimpern. Seine Haare wurden nicht von dem Kenseikan zurückgehalten und boten diesen zerzausten, feuchten Anblick, der Renjis Finger jucken ließ, da er sie durch die seidenen Strähnen gleiten lassen wollte. Das Gefühl wurde nur noch dadurch bestärkt, dass er wusste, wie gut sich das anfühlte. „Planst du, die ganze Nacht zu glotzen oder willst du mir Gesellschaft leisten?“ Renji lachte. „Hey, wenn die Aussicht so gut ist, ist das eine schwere Entscheidung.“ „Durchaus“, sagte Byakuya, hob seinen Blick, um ihn über Renjis Körper gleiten zu lassen, wie er es so oft tat – ein langsamer, verweilender Blick, als würde er die Tattoos immer wieder aufs Neue entdecken. Renji gab einem aufkommenden Gähner nach und streckte und drehte seinen Oberkörper, damit Byakuya auch einen Blick auf seinen Rücken werfen konnte. Selbst nach all der Zeit erregte es ihn immer noch, von Byakuya bemerkt zu werden, die ungeteilte Aufmerksamkeit des Kommandanten zu haben. „Es ist eine Schande, dass du mich so schnell wieder verlässt“, sagte Byakuya mit einem leisen Seufzer. Renji glitt in das warme Wasser. Da er den ganzen Weg barfuß und im Shunpo zurückgelegt hatte, fühlte sich das Wasser kochend heiß an seinen Fußsohlen und Zehen an. „Ja“, stimmte Renji zu. „Und ich werde auch den ganzen Spaß verpassen, wie du den 3. Offizier auseinander nimmst.“ „Früheren 3. Offizier“, korrigierte Byakuya ihn. Und sie hatten auch einen 20. weniger. „Ich werde einiges an Arbeit erledigen müssen, wenn ich zurück bin. Herausfinden, wen man befördern kann und ob wir ein bisschen in der Akademie rekrutieren müssen.“ Normalerweise war Arbeit ein sicheres Thema bei Byakuya, doch stattdessen sagte er einfach nur: „Ja. Lass uns hoffen, dass der Ärger bald erledigt ist.“ Und wir nicht alle tot oder Aizens Sklaven sind, übersetzte Renji. Er tauchte seine Schultern unter Wasser. „Ja.“ Wenn Arbeit kein Thema war, wollte Byakuya dann überhaupt reden? Wenn er von Renji wollte, dass er die Stille füllte, dann war da fast schon zu viel Auswahl: Daisuke und das Rätsel um Kommandant Kyōrakus Beteiligung, die Entführung der Cousine, die Verräter, was zum Teufel mit dem untoten/wiederbelebten Kaien draußen im Rukongai abging, die Misshandlungen der Frauen in den höheren Distrikten, Seichi… Und das war alles Zeug, mit dem Byakuya alleine fertig werden musste, sobald Renji nach Hueco Mundo aufgebrochen war. Für eine Weile war das einzige Geräusch das leise Gurgeln der natürlichen, unterirdischen Quelle, die das Sentō fütterte. Nachdem er seinen Kopf unter Wasser getaucht hatte, lehnte sich Renji gegen den Beckenrand. Byakuya war ihm gegenüber, starrte auf den Dampf, der von dem Wasser aufstieg. Da waren kleine, dunkle Linien der Sorge unter seinen Augen, so undeutlich, dass niemand anders es vielleicht überhaupt bemerkt hätte. Doch nun wusste Renji, was er sagen sollte: „Deine Cousine wird in Ordnung sein“, er stupste Byakuya mit seinem Zeh in die Seite. „Sie war auf dem Weg zur Akademie, richtig?“ „Um eine Wissenschaftlerin zu werden.“ „Oh, richtig“, sagte Renji, seine Hoffnung flaute ein wenig ab. „Dennoch, sie ist eine Kuchiki. Sie kann den bösen Kerlen einen dieser patentierten, eisigen Blicke zu werfen und zap! Totes Fleisch!“ Als er endlich vom Wasser aufblickte, warf ihm Byakuya einen Blick zu, der Renji sehr daran erinnerte, was er als ‚Ich schätze was du versuchst du tun, aber du verschlimmerst meine Sorge nur‘ beschreiben würde. „Tut mir leid“, sagte Renji ernst. Trotzdem, die Frau konnte nicht vollkommen unbewaffnet sein, oder? Scheiße, er hatte keine Ahnung, ob es Damen mit dieser Art von Abstammung erlaubt war, etwas anderes als Poesie und Kalligraphie zu tun. Renji streckte sich aus und stützte seine Beine neben Byakuyas Seite ab. „Wie ist sie denn, deine Cousine?“ Byakuya kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. „Ich habe keine Ahnung. Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, war sie klein, nicht mehr als ein Säugling.“ Ah, das war das Problem. Byakuya hatte dieses kleine, hilflose Mädchen noch in seinem Kopf. Nun ja, da konnte man nicht viel gegen tun. Manchmal dachte er immer noch in dieser Weise von Rukia, ein kleiner, barfüßiger Frechdachs, der durch Hintergassen rannte – doch Rukia konnte ihm schon immer in den Arsch treten, schon damals. Ihr Altersunterschied war auch nicht wirklich so groß. Also war es für sie anders. Auf der anderen Seite wusste Renji genau, wie es sich anfühlte, als Onii-chan versagt zu haben. „Warum kommst du nicht zu mir rüber?“, schlug Renji vor. „Setz dich…“, er wollte sagen ‚in meinen Schoß‘, doch er vermutete, dass das Byakuya nicht tun würde. „… zu mir. Ich könnte mein Arm um dich legen.“ „Das wird Hirako helfen?“ Wenn es jemand anderes wäre, würde Renji sagen: ‚Du kannst dich an mich lehnen, für einen Moment etwas von meiner Stärke nehmen oder zumindest den Schmerz schultern‘, doch Byakuya wäre nur beleidigt. „Wird es nicht“, gab Renji zu und stupste Byakuya erneut mit seinem Zeh an. „Ich hab nur nach etwas Kuscheln geschaut.“ Mit einem Lächeln sagte Byakuya: „Selbstsüchtiger Köter.“ „Das bin ich, bis zum Kern“, stimmte Renji mit einem breiten Grinsen zu. Dann entschied sich Renji ‚wer nichts wagt, der nichts gewinnt‘ und fügte hinzu: „Komm her, setz dich in meinen Schoß.“ Dunkle Augenbrauen schossen in die Höhe, doch das war, zu Renjis Überraschung, der einzige Protest, als Byakuya zu ihm hinüber glitt und sich rittlings auf Renji Schoß. Byakuya legte seine Arme um Renjis Schulter. Er war so nah, dass Renji seinen Kopf zurücklehnen musste, um zu ihm aufzusehen. Renji wollte wirklich gerne seine Arme um die schlanke Taille schlingen und Byakuya so eng an sich drücken und vielleicht auch noch fest an einer dieser Brustwarzen direkt vor seinem Gesicht saugen, bis sich Byakuya wandte und schrie. Doch das war Byakuya, der, offen gesagt, in letzter Zeit unglaublich kompromissbereit gewesen war – also hob Renji stattdessen seine Arme aus dem Wasser und spreizte sie am Beckenrand aus. Ein Kompromiss, ihn nicht zu berühren, doch Renji konnte sich kaum beschweren. Da war eine Menge zu fühlen, so wie Byakuya auf ihm saß, besonders in dem Wasser, weswegen sie langsam immer wieder gegeneinander stießen. Langgliedrige Finger strichen dicke, nasse Strähnen aus Renjis Augen. „Es ist eine gute Sache, dass du diesen lächerlichen Pferdeschwanz bevorzugst.“ Hände fuhren die Seiten von Renjis Gesicht hinab und dann zog er es zu sich hinauf. „Oder ich würde unter größeren Schwierigkeiten leiden, dir zu widerstehen.“ Byakuya beugte seinen Kopf hinunter und ihre Lippen trafen sich in einem Kuss. Feuchte Strähnen von Byakuyas Haaren kitzelten Renjis Wangen, als er Schlaf und den metallischen Hauch der Sorge auf Byakuyas Zunge schmeckte. Der Kuss war drängend, doch darunter war eine Lage von Absicht und Kontrolle – als wollte Byakuya noch nicht vollkommen nachgeben, um den Augenblick noch weiter hinauszuzögern. Renji war es egal. Küssen war seine Lieblingsbeschäftigung. Langsam oder schnell, spielte dabei keine große Rolle, besonders, wenn Byakuya so war – die Führung übernahm, über ihm war, aber trotzdem verletzlich. Auch wenn das Wasser viel zu warm dafür war, dass sein Körper reagierte, aber sein Kopf schwelgte in dem erregenden Bild von Byakuya in diesem Moment, kniend mit seinen Beinen um ihn herum und seinem stolzen Kopf gebeugt… auch wenn diese ganze Pose Renji komplett in Besitz nahm. Tatsächlich wurde der Kuss langsam fast schon bestrafend. Byakuyas Hände waren kraftvoll und seine Finger pressten sich schon fast schmerzhaft gegen seinen Kiefer. Seine Zunge war so tief und fordernd, dass Renji es schwer hatte, mitzuhalten und weiterhin zu atmen. Renjis Finger umgriffen angespannt den Beckenrand unter dem Ansturm dieses alles verschlingenden Kusses. Doch er konnte seinen Körper nicht davon abhalten, sich etwas auftreiben zu lassen und sich zwischen Byakuyas Beinen zu drücken und sich schwach an ihm zu reiben. Als Byakuya ihn schlussendlich frei ließ, war Renji sich sicher, dass seine Emotionen in seinen Augen geschrieben standen: Bewunderung, Lust und… Unterwerfung. Byakuya schien von dem Ergebnis erfreut zu sein und beugte seinen Kopf noch tiefer, um in Renjis Ohr zu wispern: „Ich werde dich vermissen.“ „Murghle“, sagte Renji, was eigentlich ‚Scheiße, ich liebe dich so verdammt sehr, oh du verdammter Grundgütiger; mach das noch einmal!‘ heißen sollte, doch Byakuyas Kuss schien sein Gehirn geschmolzen und ihm die Fähigkeit, zu sprechen, genommen zu haben. Byakuya lachte leise, seine Finger fuhren in Renjis Haare. Er öffnete den Mund, bettelte nach noch einem dieser atemberaubenden Küsse. Doch Byakuya schien mehr auf Renjis Haare fixiert zu sein – verfing sich in den Knoten und zog die Hände grob in einer Weise hindurch, die Renji nach Fesseln und Seilen und befehlenden Berührungen verlangen ließ. Er musste etwas gestöhnt haben, denn Byakuya lachte wieder dunkel und knabberte mit scharfen Zähnen an dem weichen Fleisch von Renjis Ohr, als wäre er in der Lage, seine Gedanken zu lesen. Doch nur für den Fall, dass er es nicht konnte, knurrte Renji: „Wenn ich zurückkomme, möchte ich, dass du mich gegen eine Wand oder gegen eine Couch oder sonst irgendwas drückst und mich hart reitest. Du kannst mich mit Kidō zurückhalten, so lange du mich nur langsam und quälend fickst, wie an diesem einen Morgen, nur… mehr… Und küss mich wieder so wie eben. Immer und immer wieder bis ich sterbe.“ Scheiße, machte das überhaupt Sinn? Wusste Byakuya, dass er den Morgen meinte, als er gefesselt wach wurde und Byakuya ihn bestiegen hatte? Es musste so sein, denn Byakuyas Finger, die die Linien der Tattoos nachfuhren, hielten bei ihren Liebkosungen nur kurz inne. Ein Biss, hart genug, dass sein Ohr ein wenig blutete und dafür sorgte, dass Renji ein zischendes Grunzen raus ließ. Dann ein festes, wenn auch gewispertes: „Also gut.“ Oh, lieber Gott, Renji würde Aizen mit seinen eigenen Händen erwürgen, um das zu bekommen. „Ich wünschte nur, dass könnte jetzt sein“, sagte Byakuya, ließ Renji erbärmlich wimmern, als er sich zurückzog. Renji wollte ihn anflehen, zu bleiben und es einfach in diesem Moment zu versuchen, ja, jetzt, doch es war klar, dass das Wasser und die Leidenschaft sie beide überhitzte. Byakuyas Gesicht war errötet und, dort wo seine wundervolle, blasse Haut die ganze Zeit unter Wasser war, hatte sie sich unangenehm errötet. Um ehrlich zu sein, viel länger davon und Renji würde schwindelig werden. "Ja", stimmte Renji traurig zu. Nachdem er zugelassen hatte, dass sich Byakuya von ihm löste, zog er sich selbst aus dem Wasser. "Aber nun habe ich etwas, wovon ich in Hueco Mundo träumen kann." "Bitte behalte deine Gedanken bei der Aufgabe, die euch bevorsteht", mahnte Byakuya, als er die Shoji-Schirme zuschob. "Du bist bestenfalls nicht der fokussierteste Kämpfer. Ich möchte nicht, dass du stirbst, weil du an mich denkst." Autsch. Dennoch, nur Byakuya konnte es bewirken, dass Renji sich so warm und geliebt mit einer solchen Beleidigung fühlte. "Ja, nun ja. Versuche nicht zu viel Spaß dabei zu haben, wenn du Miisho ein neues Loch in den Hintern reißt, eh?" Byakuya runzelte über Renjis Unhöflichkeit die Stirn. Er reichte Renji ein Handtuch und sagte knapp: "Ich gebe mein Bestes." "Heh", Renji grinste, rubbelte seine Haare trocken, bevor er mit dem Rest anfing. "Ich wünschte, ich könnte das sehen. Dich beim Kämpfen zu beobachten ist immer eine Freude." "Wirklich?", Byakuya zog das Wort länger als notwendig, als er zum Umkleideraum ging. "Und ich habe immer gedacht, du wärst genervt, wenn ich einschreite." "Ja, aber nur, wenn du mir dabei auf die Füße trittst", grinste Renji, folgte ihm und widerstand dem Drang, das Handtuch in eine Peitsche zu verzwirbeln. Selbst wenn er so verspielt und beugsam war, war sich Renji ziemlich sicher, dass Byakuya den stechenden Schlag mit einem nassen Handtuch auf den Hintern nicht wertschätzen würde. Allerdings war das eigentlich schwer vorherzusehen. Manchmal dachte Renji, dass vielleicht der Grund dafür, warum Byakuya ihn mochte war, dass er bescheuert genug war, um solche Nummern abzuziehen. Wenn sich niemand anderes wagte. "Ich bin froh, dass ich es tat", sagte Byakuya, fand seinen Korb mit Habseligkeiten im Regal und schüttelte die Kosode aus. "Du lässt Zabimaru zu sehr mit seinem Essen spielen. Hart und schnell zuschlagen war das, was bei jemanden wie Kurosaki benötigt wurde." Der jeden Moment zufällig einen Kraftzuschuss bekommen konnte, das war wahr. Doch Renji konnte nicht widerstehen: "Ja, also wie ist es für dich bei eurem Kampf eins gegen eins ausgegangen, eh?" Es war ein Zeugnis ihrer Beziehung, dass Byakuya lediglich seufzte. "Ich scheitere dabei zu sehen, was Rukia so ansprechend an diesen einen findet." "Sie stand schon immer mehr auf den Gangster-Ty-", aufgrund von Byakuyas plötzlichem Blick glitt Renji Stimme eine Oktave höher, während er sich korrigierte: "Ich meine, junge Strolche mit einer wilden Einstellung--" Das schien nur dafür zu sorgen, dass sich Byakuyas Augen weiter verengten und das klang vielleicht auch so, als hätte er und Rukia irgendetwas getan, also hob Renji seine Hände kapitulierend. "Nein, nein! Ich meine, woher sollte ich das wissen? Sie hatte niemals in ihrem Leben etwas mit einem Typen. Super jungfräulich, das ist meine Rukia!" Byakuya schien zu versuchen, seinen düsteren Blick einzudämmen, während er weiterhin die Falten aus seiner Kleidung schüttelte. In einer Weise, die Renji denken ließ, dass er Glück hatte, nicht der Stoff zu sein. "Ich vermute, ich sollte dankbar sein, dass dieser zumindest nicht verheiratet ist." Renji entspannte sich daraufhin etwas. Er wandte sich zu seinem eigenen Korb mit Kleidung. "Ja, doch immer noch Shiba. Mann, als hätte ich jemals eine Chance gehabt. Sie scheint nicht nur die adligen Kerle zu mögen, sondern auch nur die von einem Clan... Wenn Ichigo eine Nullnummer wird, vermute ich, sie schaut diesen Ganju-Typen an unterm Motto 'Oh hallo, wie gehts?'." Renji war in seine Unterkleidung geschlüpft und bemerkte nun, dass Byakuya nicht nur still, sondern auch komplett erstarrt war, als sei er eingefroren. Er blickte hinüber und machte schnell einen Rückzieher vom letzten Teil. "Ich meine, sie hat besseren Geschmack. Rukia würde niemals mit einem Typen gehen, der irgendwie aussieht wie eine Ziege und ein Schwein als beste Freundin hat. Doch hast du dich jemals etwas darüber gefragt? Ich meine, schau dir Lady Yoruichi an? Sie ist auch eine deiner ersten wahren Familien, was ist wenn das Schwein nur eine Art seltsame Shiba-Farm-Magie..." War sein Mund kaputt oder was? Renji schloss ihn fest und überlegte, ob er eine Hand darüber legen soll, um die Dummheit zu stoppen. Zum Glück schien sich Byakuya nur auf den ersten Teil von all den Dingen zu fokussieren, die Renji gesagt hatte. "Warum sagst du Shiba? Kurosaki ist nur ein Mensch, der uns Ärger bereitet." Offensichtlich war Ichigo mehr als das. „Uh...“ War das ein Geheimnis? Ichigos Vater? Doch Renji schien gar nichts sagen zu müssen, Byakuya vermutete es bereits. „Ich habe schon gesagt, dass er zu sehr nach Kaien aussieht. Ukitake hat das auch gesagt. Doch Rukia behauptete, das sei nur Zufall. Weiß sie es?“ Renji wollte Rukia mit Sicherheit nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen, aber es war nicht so, als könnte er Byakuya anlügen. „Sie wohnte in Ichigos Haus. Ich weiß nicht, wie sie Kommandant Shiba nicht erkennen könnte. Ich habe den Typen nur einmal gesehen, aber ihn sofort erkannt. Er hat sich nicht viel verändert. Er ist vielleicht nun Dr. Kurosaki, aber er nennt sich auch immer noch Isshin.“ Und stand auch immer noch für Shiba-mäßige Wohltätigkeit. Es war so typisch für diese Familie, eine Klinik in irgendeiner herunter gekommenden Vorwortsiedlung zu führen. „Ich verstehe“, sagte Byakuya. Nachdem er langsam und sorgfältig seine Shitagi geknotet hatte, fuhr er fort: „Sie war weise, nichts zu sagen. Wenn Central herausgefunden hätte, dass sie ihre Kräfte in einen Sohn eines Abtrünnigen übertragen hat, hätte es kaum eine Rolle gespielt, dass es ein Teil von Aizens Plan war.“ Renji hatte diesen Teil nicht bedacht. „Wer weiß noch etwas von Kommandant Shibas Verbindung zu Kurosaki?“ Renji hob die Schultern. „Falls Kommandant Hitsugaya und Vizekommandantin Matsumoto es wissen, haben sie mir nichts davon gesagt.“ „Und noch müssen sie es“, sagte Byakuya knapp. „Er war ihr Kommandant.“ „Ja“, stimmte Renji zu, fühlte sie irgendwie dumm. Er verknotete sein eigenes Oberteil und griff nach der Kosode. „Ich denke, dass war der Grund, warum ich dachte, dass es eins dieser offenen Geheimnisse ist. Yumichika und Ikkaku haben es vielleicht auch herausgefunden, doch ich denke nicht, dass es sie auch nur interessiert.“ „Das wird es nicht“, stimmte Byakuya zu. „Wenn nur die, die loyal den Shiba gegenüber sind, und wir es wissen, sehe ich keinen Grund, noch weiter zu gehen. Oder du?“ Warte, sagte Kommandant Recht und Ordnung ihm gerade, er soll vergessen, dass sich da ein Abtrünniger in der Welt der Lebenden versteckt? „Zumindest bis der Krieg gegen Aizen entschieden ist“, fügte Byakuya hinzu, als hätte er noch einmal darüber nachgedacht. „Richtig“, nickte Renji. „Es macht keinen Sinn, das Boot ins Schwanken zu bringen, wenn ein Sturm kommt.“ „Ja, genau mein Gedanke.“ Wow. Renji war bereits in diese unbeugsame, kompromisslose Version von Byakuya verliebt und er wusste, dass er sich verändert hatte, aber... Einfach nur wow. „Du weißt, dass ich dich gerade so sehr liebe, oder?“ „Bitte Renji. Lass mich meine Entscheidung nicht bereuen.“ „Entschuldigung“, sagte Renji. „Aber das tue ich, weißt du.“ „Ja. Ich weiß. Jetzt zieh dich an.“ Als sie in der Morgendämmerung ihren Weg zurück zum Anwesen antraten, schien Byakuya in einer besseren Laune zu sein. Oder zumindest war er wieder gewillt, über die Arbeit in der Division zu reden. „Meine Familie hat keine Kontaktperson“, überlegte Byakuya, als er um die matschigen Rinnsale von schmelzendem Schnee ging. „Und das Anwesen hat ebenfalls keine Kontaktperson mehr?“ „Ja“, sagte Renji. „Ich habe die 4. Offizierin auf den ersten Teil angesetzt, doch sie hat eine steile Lernkurve und... nun ja, ihr Stammbaum ist militärisch, nicht adlig.“ „An dieser Stelle“, sagte Byakuya, „ist meine Anforderung für alle Pflichten, die meine Familie betreffen, Loyalität mir gegenüber.“ „Das trifft auf Nanako zu, keine Sorge“, versicherte ihm Renji. „Ich weiß nicht, wen zum Teufel wir von den Ranglosen hochziehen sollen, doch wir werden jemanden finden. Es ist nicht so schwer, Patrouillen zu koordinieren und es ist nicht so, als hätten deine Personenschützer keinen guten Kommandanten.“ „Schau, dass das erledigt ist, bevor du gehst“, sagte Byakuya. „Ich werde das Anwesen nicht verlassen, so lange es weiterhin angreifbar ist.“ „Ja, Kommandant.“ Scheiße, Rikichi wäre eine Wahl. Er war loyal und er nahm Anweisungen gut an. Außerdem wäre er begeistert, endlich einen Rang zu haben. Er verdiente es. Der Junge war zwar eine Art Mitläufer, aber er war tapfer. Renji verdankte ihm tatsächlich sein Leben. Sie kamen an der Front des Anwesens an. Eishirō kam Byakuya im Garten mit einer umhangartigen Decke für seine Schultern entgegen. Renji war überrascht zu sehen, dass Aio mit einer dieser Decken auf ihn zukam. Er nahm sie mit einem ungeschickten Austausch von Verbeugungen und einem ernst gemeintem „Danke“ an. Er schlang sie um sich und bemerkte, das die dicke Wolle erwärmt wurde. Daran zu denken, das er all diese angenehmen Dinge hinter sich lassen würde, um Rukias verrückt gewordenen Freund hinterher zu jagen... er musste den Verstand verloren haben. „Tee erwartet sie bereits, mein Herr“, sagte Eishirō. „Frühstück ist auf dem Weg.“ „Wir werden es in der Bibliothek einnehmen.“ Der Bibliothek? Renji blickte zu Aio in der gleichen Zeit, in der sie einen Blick in seine Richtung riskierte. Ihre Augen trafen sich und blickten schnell schuldbewusst weg. Und doch hatte gehen seine Vorteile, dachte Renji während er spürte, wie seine Ohren vor Scham brannten. „Ist da noch etwas, was ich wissen sollte, bevor du gehst“, fragte Byakuya, schnitt durch Renjis schlechter werdende Laune. „Ich kann nicht wirklich meine Schichten abdecken, da ich ja eigentlich EA bin.“ „Ja, natürlich. Ich kann deine übernehmen, bis die 4. Offizierin Zeit hat, den Plan neu aufzusetzen“, sagte Byakuya.“ Sie ließen ihre Schuhe am Eingang zurück und gingen durch das Anwesen. Renji folgte einen Schritt hinter Byakuya und hob eine Augenbraue über sein Angebot, so einfach Doppelschichten zu übernehmen. Vielleicht dachte Byakuya, er brauche Arbeit, um sich von der Familie abzulenken. „Aber wirst du nicht draußen im Rukongai sein, um in Ärsche zu treten?“ „Nicht sofort“, erinnerte Byakuya ihn, als er sie zur Bibliothek führte. „Ich möchte sicher sein, bevor ich zuschlage.“ Richtig. Ja, dann würde Byakuya wirklich etwas brauchen, dass ihn davon abhielt, die Wände hoch zu gehen, während er auf die Antwort von Daisuke wartete. „Macht Sinn.“ Renji hatte keine Ahnung, warum Byakuya die Bibliothek für das Frühstück ausgewählt hatte, bis Byakuya ihn tiefer in den verwinkelten, mit Büchern gefüllten Raum führte. So tief, wie sich Renji bisher nicht hineingewagt hatte. Sie stoppten an einer abgelegenen Ecke mit einer sonderbaren Vorrichtung. Es sah wie ein Tisch aus, über den jemand eine dicke Decke geworfen hatte. Byakuya deutete Renji, sich zu setzen, doch Renji war sich nicht sicher wie, bis er beobachtete, wie Byakuya die Decke anhob und seine Füße in einer Art Vertiefung im Boden gleiten ließ. Er hob die Decke auf seiner Seite an und konnte sehen, dass unter dem Platz für die Beine noch eine weitere Vertiefung war, in der etwas Warmes glühte. „Ein Kotatsu“, erklärte Byakuya. „Ich habe vergessen, dass du wohl niemals das Vergnügen gehabt hattest. Ich glaube, es ist Ironie, dass mein Urgroßvater sich gegen seine Hinzufügung gesträubt hat, da es zu 'rustikal' für die Bibliothek sei. Um ehrlich zu sein, war das im Winter als Kind mein Lieblingsort.“ Renji konnte verstehen, warum. Unter der Decke konnte er die Beine zur Wärmequelle hin ausstrecken. Seine Füße, kalt vom kurzen Gang vom Sentō, begannen sich sofort aufzuwärmen. „Ich bin komplett unter dem Tisch gekrabbelt, nur mein Kopf hat noch rausgeschaut, und habe so gelesen“, fuhr Byakuya fort, als Eishirō mit dem Tee eintraf. „Immer, wenn wir den Herrn nicht finden konnten“, stimmte Eishirō liebevoll zu, als er das Tablett absetzte, „war es dieser Ort, an dem er war.“ Renji hatte das Gefühl, von der Art, wie Eishirō Augen funkelten, dass er Byakuya immer noch oft hier fand, wie er sich 'versteckte'. „Was heizt es?“, fragte Renji. „Mit Kidō aufgeladene Steine", erklärte Byakuya. "Es waren früher glühende Kohlen, wie beim Irori in meinem Schlafzimmer, aber ein Feuer hätte beinahe die vollständige Sammlung meiner Großmutter an original Musikal-Kompositionen zerstört, sodass eine Alternative gefunden wurde." "Entschuldigt die Unterbrechung", sagte Eishirō, als Byakuya fertig erklärt hatte. „Doch Lady Rukia fragt, ob sie zu Ihnen stoßen könnte.“ Byakuya warf Renji einen Blick zu, der Enttäuschung darüber ausdrückte, keine Zeit alleine zu haben. Doch Renji zuckte die Achseln, um ihm zu zeigen, dass es in Ordnung war. Immerhin hatten sie ihren Moment im Sentō. Außerdem wusste Rukia von ihnen. Es war nicht so, als würde sie ihnen nicht die Chance für einen Abschiedskuss geben, wenn sie es wollten. „Also gut. So lange die andere Lady Kuchiki nicht von unserer Frühstücksparty erfährt“, sagte Byakuya trocken. „Warum nicht.“ „Ich werde Rukia-sama um Diskretion bitten, mein Herr.“ Byakuya nickte abwesend, als er Tee für Renji und dann ihm selbst einschenkte. „Glaubst du wirklich, dass Rukia auf Shiba 'steht'?“ Nicht mehr, als du auf Inuzuri-Streuner, dachte Renji, doch sagte es nicht. Stattdessen nippte er an seinem Tee und überlegte. Er legte die Finger um seine Schale, um die Hände zu wärmen und sagte: „Eh, Kaien war schon ein Süßer. Ich denke, dass die Shiba einfach Glück hatten, noch jemanden hervorzubringen, der ähnlich heiß ist.“ Byakuya unterdrückte etwas, dass nach einem unkontrollierten Kichern klang, bis es wie eine Art Husten herauskam. „Durchaus.“ Renji grinste und hätte noch eine weitere Spitze gegen den Shiba-Clan abgelassen, um zu schauen, ob er ihm wirklich ein echtes Lachen entlocken konnte, doch Eishirō verkündete Rukias Ankunft vom Eingang der Bibliothek, sodass sie genug Zeit hatten, auf die Füße zu kommen. Renji hätte es beinahe nicht rechtzeitig unter der Decke hevorgeschafft, was mit einem ungeschickt Klirren und der Tatsache unterstrichen wurde, dass er beinahe die Decke mitsamt Teetablett zu Boden gezogen hätte. Er sah immer noch so aus, als würde er mit aller Macht ein Lachen unterdrücken. Byakuya schüttelte den Kopf über Renjis Mangel an Grazie. Liebevoll murmelte er: "Mein riesiger Affe." Als Renji verschämt an einer langen Strähne zog, bemerkte er, dass er sie noch gar nicht hochgebunden hatte. Rukia lächelte strahlend, als sie sie mit dem Tee am Kotatsu sah. "Können wir die Schirme öffnen, Nii-sama? Es ist so wunderschön draußen." Byakuyas Lippen wurden dünn und Renji war sich ziemlich sicher, dass er ein Erschaudern unterdrückte, doch er nickte. "Lass mich zurück unter die Decke, dann kannst du sie öffnen." Er folgte Byakuyas Beispiel und ließ sich wieder nieder. Die Luft, die hineinkam war kühl, doch die helle Sonne hatte bereits viel des Schnees schmelzen lassen, der in der letzten Nacht gefallen war. Der Garten jedoch war wirklich ein Anblick. Das Leuchten des Schnees war schon fast blendend, wo er auf den Ästern der großen Zeder lag und den Boden bedeckte. Der kleine Teich musste vom gleichen Wasser wie das Sento gespeist werden, denn er war nur an den Rändern gefroren und Dampf stieg von der Oberfläche hinauf. Ein einsamer Rotkronenkranich jagte am nahen Ufer, nur ein paar Schritte entfernt. Rukia umfasste die Tür, beobachtete den großen Vogel mit großen Augen. "Oh, Nii-sama, Renji, schaut!", wisperte sie. Sein langer Hals ging nach oben und er beugte seinen Kopf in ihre Richtung. Dann breitete er seine riesigen Flügel aus und erhob sich kreisend in die Luft. Rukia beobachtete, wie er Kreise flog und sich dann auf einem Ast der Zeder niederließ. Der Schnee fiel in Klumpen von den Nadeln, funkelte in der hellen Sonne. Mit einem leisen, glücklichen Seufzen kam sie zum Kotatsu hinüber und nahm gekonnt Platz. Sie saß so, dass sie in den Garten hinausschauen konnte. Byakuya reichte ihr eine Schale Tee. Sie nickte mit einer kleinen Verbeugung und sagte sehr höflich: „Vielen Dank.“ Während Renji sie beobachtete, fragte er sich, ob er jemals eine Transformation wie sie vollführen konnte – Straßenratte zum Adligen. Er war sich nicht sicher, ob es genug Training gab, das ihn weit genug anheben konnte, um als solches durchzugehen. „In Hueco Mundo ist es kalt genug für dich“, sagte Byakuya. „Doch ich habe Renji Umhänge für euch beide gegeben.“ Rukias Augen wurden groß vor Wertschätzung. „Oh, Nii-sama, das wäre nicht nötig gewesen!“ „Ich bestehe ebenfalls darauf, dass ihr das Senkaimon der Familie nutzt“, fuhr Byakuya fort. Sie sah aus, als wäre sie bereit zu protestieren, doch da Renji das ebenfalls bevorzugte, sprang er ein: „Hey, wie hat dein Kommandant die Neuigkeit aufgenommen, dass du die Biege machst?“ Rukia schniefte, ein perfekter, kleiner Kuchiki-Laut der Reserviertheit. „Kommandant Ukitake versteht den Wert darin, Ichigo beizustehen.“ Renji lachte und stieß sie mit dem Finger an. „Außerdem weiß er, dass du mit oder ohne seine Erlaubnis gehen wirst.“ Sie lächelte schuldbewusst. „Das auch.“ Byakuya nippte nachdenklich an seinem Tee. Nachdem er kurz zu Renji blickte, sagte er: „Hatten wir die erzählt, dass wir einen Überraschungsbesuch von Ukitakes Partner letzte Nacht hatten?“ Rukia warf Renji auch einen kurzen Blick zu und hob ihre Augenbrauen vielsagend, als wolle sie 'wir?' fragen. Daraufhin zuckte Renji nur die Achseln, unter dem Motto: 'Was denn sonst?' Dann blies er sich ein paar Haare aus dem Gesicht, bevor er einen weiteren Schluck Tee nahm. „Ja, scheint als hätte die Achte irgendwie Interesse an den Teehäusern seines Bruders.“ Dann, weil der Gedanke nie wirklich weit aus Renji Kopf war, fügte er hinzu: „Was zum Teufel tun die eigentlich in der Achten?“ „Sich einmischen“, sagte Byakuya knapp. „Nein, ernsthaft“, sagte Renji. „Ich habe niemals je einen Offizier von der Achten getroffen, der nicht der Kommandant oder seine Vizekommandantin war. Ich denke, der ganze Ort ist nur Fassade.“ „Nun sag schon: Von was? Ein Drogenkartell?“, fragte Byakuya trocken. „Das ist die Gotei, Renji, nicht das Diesseits.“ Ja, aber Kommandant. Hast du jemals jemanden von dort... etwas tun sehen? Jemals?“, fragte Renji. „Ich bin mir sicher, jemand hat das“, sagte Byakuya und runzelte über seinem Tee die Stirn. „Rukia, die Dreizehnte und Achte kooperieren ständig, oder nicht?“ Rukia, die ihr hin und her aufmerksam verfolgt hatte, schien darüber überrascht zu sein, dass er sie angesprochen hatte. „Oh, nun ja, meistens bedeutet das nur, dass Kommandant Kyōraku... ähm, viel bei uns ist.“ Renji schnaubte. „Wie in: Dort übernachtet.“ Rukia wurde rot und Byakuya warf ihm einen ernsten Blick zu. „Was?“, Renji suchte nach Bestätigung. „Ist das wieder so ein offenes Geheimnis? Gibt es da jemanden, der nicht glaubt, dass die beiden zusammen sind seit, zum Beispiel dem Anbeginn der Zeit? Als Nächstes sagst du mir, dass niemand von Ikkaku und Yumichika weiß.“ Byakuya gluckste leise, doch Rukia blinzelte. „Ich dachte, Ikkaku hat was mit Keigos Schwester!“ Renji schüttelte den Kopf. „Ja, das war ziemlich seltsam. Ich denke, das war schon immer sowas wie eine offene Sache, denn manchmal habe ich...“, Renji schloss seinen Mund wieder geräuschvoll und blickte zu Byakuya auf, der ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. „Ähm, ich hörte, dass andere Leute mitmachen könnten.“ „Renji, hör auf zu reden“, sagte Byakuya. „Ich weigere mich auf diesen überempfindlichen, kleinen Ayasegawa eifersüchtig zu sein. Es ist schlimm genug zu wissen, dass du Gefühle hegst für Vizekommandant-“ „Uh, hey“, sagte Renji und griff nach der Teekanne. „Brauchst du mehr Tee oder so etwas, Rukia?“ Doch Rukia brach in Gelächter aus, ihren Mund verdeckte sie mit dem Ärmel ihres Shihakushō. "Oh, Renji", sie schubste ihn verspielt. "Jeder weiß, dass du auf Hisagi stehst und das schon seit der Akademie." Byakuya blickte daraufhin auf. "Oh, tatsächlich? Jeder?" Renji blieb eine Antwort erspart, da das Essen eintraf. Sie versuchten alle so zu tun, als hätten sie das Wetter besprochen, während Aio die Körbe und Teller auslegte. Alles, was nötig war, war ein Blick von Rukia und Renji konnte nicht mehr. Nur Byakuya schaffte es, nicht zu kichern und er schien damit zu kämpfen, nicht zu grinsen. Doch es überraschte Renji, als Rukia ihr Kopf verlegen beugte und sagte: "Tut mir leid, Nii-sama." Hatte sie nicht bemerkt, wie verzaubert Byakuya davon gewesen war? Byakuya hingegen schien nicht genau zu wissen, wie er darauf antworten sollte, als wäre er hin und her gerissen dazwischen, ihre Entschuldigung zu akzeptieren oder sie zu entschuldigen. Also sprang Renji dazwischen und nahm die Stäbchen zum Servieren in die Hand. "Ich habe noch eine Sache zu erledigen, bevor wir gehen. In Ordnung, Rukia? Es wird nicht lange dauern. Ich werde einen Kerl befördern und ihn ins kalte Wasser werfen." Byakuya nahm Renjis Stichwort auf und fragte: "Du hast jemanden im Kopf als Kontaktperson für das Anwesen?" "Du kennst doch diesen Jungen Rikichi..." Viel zu schnell war das Frühstück vorbei und es war Zeit, sich zu verabschieden. Es war schwer, die gemütliche Wärme und die lockere Gesellschaft von Byakuya und Renji zu verlassen. Doch Renji wollte Rukia zur Seite nehmen und ihr sagen, dass ihr Bruder nicht einmal annähernd so richtend war, als sie scheinbar von ihm dachte. Nun ja, er verlangte sicher einen höheren Standard von ihr, da sie eine Kuchiki war und all das, aber sie sollte wissen, dass er im Privaten anders war... Oder nicht? Oder vielleicht war er mit ihr nicht so... Renji vermutete, dass Rukia es hart gehabt hatte. Direkt nach der Adoption war Byakuya wohl ein harter Zuchtmeister gewesen mit all den Etiquetten, besonders nachdem, was er alles mit Hisana durchgemacht hatte. Doch Rukia würde davon nichts wissen, also schien es, als hätte die Messlatte unglaublich hoch gelegen. Und wer wusste, ob Byakuya mehr getan hatte, als einmal vorbeizuschauen? Man, ihre Beziehung war echt verworren, nicht wahr? Er fand ein Band in der Tasche seines Hakama und band sich die Haare in seinen buschigen Pferdeschwanz hoch. Er ignorierte Byakuyas seufzen, als er in der Tür stand, keiner von ihnen wirklich bereit, sich zu verabschieden. Rukia blicke auf und schien den Blick zu bemerken, die sie sich zu warfen und sagte leise: „Oh! Ich geb euch ein paar Minuten, oder?“ „Das wäre cool“, sagte Renji, gerade als Byakuya zustimmte. „Ja, einen Moment wäre schön.“ Sie glitt mit einem kleinen Winken hinaus und sagte zu Renji: „Treffen in was? 20 Minuten?“ „Gib mir 30“, sagte Renji, seine Augen verließen Byakuya nie. „Ich muss noch bei meinem Quartier Halt machen und die Umhänge holen.“ „Ich könnte sie holen“, bot sie an und fügte dann noch leiser hinzu: „Dann habt ihr mehr Zeit.“ „Ja, sicher“, sagte Renji, wusste dabei, dass es nicht genug Zeit für diese Art von Verabschiedung gab, die er von Byakuya wollte. Byakuya wandte sich ab und Renji stolperte fast, bemerkte, dass er sich von selbst in Bewegung gesetzt hatte. „Wenn ich dich wieder sehe, sei wohlauf, Rukia“, sagte Byakuya. „Ich versuche es, Nii-sama“, sagte sie mit einem schwachen Lächeln. Er nickte, doch als sie außer Hörweite war, atmete Byakuya aus. „Das regt mein Vertrauen nicht an.“ „Sie ist zäher als sie aussieht“, sagte Renji. „Du musst anfangen, an sie zu glauben.“ Byakuya runzelte die Stirn. „Ich wünschte, ihr wärt beide stärker.“ „Ja, nun ja, ich auch“, stimmte Renji zu. „Doch wir beide haben bereits einiges überlebt, lass das nicht außer Acht.“ „Hmmm, also schön“, sagte Byakuya „Jedoch vermute ich, Hueco Mundo ist weitaus gefährlicher als alles, was du in Inuzuri findest.“ Renji stahl einen kurzen Kuss von diesen Lippen, die vor Sorge zu einer dünnen Linie zusammengepresst waren. „Ja, ohne Zweifel“, sagte er und ließ seine Hand auf Byakuyas Kiefer ruhen. „Doch Inuzuri hat unsere Haut verhärtet, unseren Verstand geschärft und uns zu Kämpfern gemacht. Uns beide. Aber sie im Besonderen.“ Byakuyas Hand griff nach oben und umschlang Renjis Handgelenk, hielt es fest. „Im Besonderen?“ „Es ist kein Picknick, eine Frau in Inuzuri zu sein“, sagte Renji. „Und unsere Rukia, sie war immer eine Dame.“ „Ich verstehe“, sagte Byakuya, hob Renjis Hand und brachte die Knöchel zu einem Kuss an seine Lippen. „Ich bin froh, dass du an ihrer Seite sein wirst, Renji.“ „Sie wird mich nie brauchen.“ „Aber ich brauche dich dort“, sagte Byakuya. „Dann küss mich noch einmal, als meintest du es auch so.“ Das tat er. Kapitel 11: Business with the Dead ---------------------------------- Byakuya wandte sich vom Senkaimon ab und ging geradewegs zum Familiengrab. Er ging und ging und ging, behielt seinen Kopf blank und leer, bemerkte nur die Sonne auf seinem Gesicht, den matschigen Schnee unter seinen Füßen und den gelegentlichen starken Wind, der den Kommandantenhaori hinter ihm aufblies. Erst als er an der Seite des Grabes angekommen war und eine dünne Schicht Eis an der Unterseite des Brunnes gebrochen hatte, erlaubte sich Byakuya selbst, etwas zu fühlen. Denn er wusste, selbst wenn das Hinunterschieben des Schnees seine Hände schmerzhaft einriss, würde ihn das Familienritual der Säuberung entspannen. Die Spannung verschwand von den Schultern, während er wischte und säuberte. Im Hinterkopf sang Senbonzakura tröstende Kinderlieder. Er stellte die Bürste zurück in den Eimer und setzte sich im Seiza vor den großen, glänzenden, schwarzen Stein. Byakuyas Name war die einzige rote Tinte unter der Dunkelheit. Der letzte Kuchiki. Und doch war vor kurzem jemand am Grab gewesen. Trotz des Schnees waren die Blumen immer noch frisch. Byakuya nahm sie auf, um die Verblühten herauszunehmen und sie sorgsamer herzurichten. Rote und weiße Kamelien? Hat jemand von der Division sie als Opfergabe gebracht? Er stellte die Blumen zurück, das Rot, hell wie vergossenes Blut gegen schwarzem Stein, erinnerte ihn an Renjis Haare. Könnte Renji…? Byakuya war sich nicht einmal sicher, ob Renji wusste, wo sein Familiengrab war… doch mittlerweile würde, wenn Renji fragen würde, Eishirō es ihm sagen. Byakuya lächelte über den Gedanken, was für eine Art von unangenehmem Gespräch er an diesem Stein wohl gehabt hatte. Würde er sich bei Hisana entschuldigen oder bei allen Kuchiki, die jemals gelebt hatten? Oder hatte er streitlustig auf sie hinuntergeschaut und überhaupt nichts gesagt? So wundervoll dieses Bild war, die Kamelien hatten genauso gut von Tante Masama kommen können. Ihr Ehemann war ein Soldat der Division und deren Erbe gewesen. Ihr Bruder war der Vizekommandant und ihr Vater der Kommandant. Die Kamelien waren genauso sehr ihre Blumen, wie sie Byakuyas waren. Dennoch, die Stiele sahen dilettantisch und ungleichmäßig aus, als wären die abgerissen, statt geschnitten worden waren. Byakuya konnte sich kaum vorstellen, dass Tantchen Masa einen Diener anwies, den Garten des Anwesens zu plündern. Doch er konnte sich ziemlich gut vorstellen, dass er die Blumen aus einem Impuls heraus stibitze oder sie nach kurzem Nachdenken bewusst genommen hatte. Oder Rukia. Finger strichen liebevoll den geschwärzten, eingravierten Namen von Hisana nach. „Ich habe dir versprochen, sie immer zu beschützen, doch ich kann nicht immer vor deiner Schwester stehen, sie in meinen Schatten zwingen, ihren eigenen Fortschritt blockieren. Es wäre nicht richtig, oder?“ Byakuya blickte auf, vergaß für einen kurzen Moment, dass sie ihm nicht antworten konnte. Wie es ihm nach den Tagen verlangte, als er sich noch zu Hisana in ihrem Bett umdrehen konnte oder sie ihm südlichen Garten am Koi-Teich finden konnte. Sie hatte für gewöhnlich unter der großen Trauerweide dort gesessen, außer Sichtweite, versteckt vor den grausamen Worten der Diener und Familie, doch versicherte ihm immer, dass sie sich einfach draußen an der frischen Luft besser fühlte. Er wollte zu Hisanas Grab sagen, dass sie mit der Gewissheit ruhen konnte, dass Rukia und Renji in Ordnung sein würden und sich alles zum Guten wenden würde, doch Byakuya war nicht mehr in der Lage, diese falschen Plattitüden auszusprechen, seitdem sich Hisana nicht mehr erholt hatte. Nachdem sie gestorben war, widerten ihn solche leeren Worte immer mehr an, wenn Leute ihm weiter lügen erzählten, dass die Zeit alle Wunden heilen würde und dass das Schicksal einem niemals eine Bürde gab, mit der man nicht fertig werden könnte. So ein Schwachsinn. Und diese kleinen, tröstenden Phrasen waren noch nicht einmal gut gemeint, wenn sie von seiner Familie gekommen waren. In jedem Wort war falsches Mitleid, Byakuya war beinahe in der Lage gewesen, den Subtext zu hören: ‚Gott sei Dank ging es schnell; unsere Schande ist mit ihr gestorben‘. Also sagte er stattdessen das, was er als die Wahrheit empfand: „Wenn sie in der Lage sind, würden Renji und Kurosaki ihr Leben geben, bevor sie nur ein Leid auf Rukia zukommen sehen. Sie könnte keine besseren Gefährten haben.“ Zweifel klang immer noch in Byakuyas Ohren, mit einem geflüsterten Gedanken: Ich wäre besser. Immerhin war es so extrem schwer, seinen Griff zu lösen, Rukia gehen zu lassen… sie beide gehen zu lassen. Zuzusehen, wie Rukia und Renji dem entgegen gingen, was mit Sicherheit Gefahr war, ließ Byakuya die Fäuste ballen und den Magen umdrehen. Byakuya konnte nicht anders, als an das Video der Arrancar zu denken, dass er und Kenpachi in der 12. Division gesehen hatten. Der Feind schien dieses Mal… unaussprechlich böse zu sein. Renjis Bankai war so neu und zerbrechlich. Und Rukia hatte keins. Doch Byakuya musste mürrisch anerkennen, dass Ichigo Kurosaki vermutlich stark genug war, um sie beide zu decken. Dem Jungen würde Flügel wachsen, um sie nach Hause zu bringen, falls das nötig wäre. Und doch... wenn es richtig war, Renji und Rukia gehen zu lassen, warum fühlte es sich so... furchtbar an? Er schaute wieder auf, wünschte sich, dass er die Antwort in Hisanas süßem Gesicht sehen könnte. Stattdessen war alles, was ihn grüßte, das warme Sonnenlicht. Die Sonne schmolz den Schnee der letzten Nacht. Es tropfte von den Ästen der Kiefern im Staccato-Rhythmus. Die Kälte vermochte nicht, das Zwitschern der Meisen zu dämpfen. Eichhörnchen rannten und sprangen zwischen den Grabsteinen umher. Dennoch fühlte es sich wie eine Art von Antwort an. Es würde passieren, was passieren wird. Das Leben würde weitergehen, so wie es das immer tat. Byakuya konnte nichts tun, außer im Strom des Schicksals mitzuschwimmen, wie eine Kirschblüte im Wind. Das Flattern von Flügel riss Byakuya aus seinen Gedanken. Ein Höllenschmetterling erschien aus dem Nichts und flog in trägen Kreise vor ihm her, verschmolz beinahe mit dem dunklen Stein. Daisukes Nachricht! „Hast du sie gefunden?“, fragte Byakuya. Wie zur Antwort auf Byakuyas Frage, ertönte Daisukes Stimme: „Mein Kontakt hat mir gesagt, dass die Lady Kuchiki zum nördlichen Teehaus gebracht wurde. Es ist... ein rauer Ort, mein Herr. Sie sollten sich beeilen.“ Da Yoruichi im Diesseits war, gab es nichts in der ganzen Seireitei, das schneller war als Byakuya Kuchiki. Und doch schien es so, als wäre er zu spät angekommen. Als er aus dem Shunpō trat, knirschten seine Sandalen auf dem zersplitterten Holzgitter. Der Türvorhang hinter dem zerbrochenen Wandschirm war zerrissen und flatterte einsam im hellen Sonnenlicht. Trotz der Uhrzeit – wenn Läden und Straßenhändler ihre Waren herausbrachten und ihren Tag begannen – war keine Seele auf der Straße. Sie versteckten sich alle in ihren Häusern. Byakuya konnte schwaches Reiatsu hinter den geschlossenen Fenstern und Türen spüren. Sie beobachteten ihn alle unruhig. Was könnte hier passiert sein? Wer könnte angegriffen haben? Er streckte seine Sinne in das dunkle Innere des Ladens aus und konnte etwas Starkes und Geduldiges eine Etage höher spüren, als würde es auf ihn warten. Byakuya zog Senbonzakura und machte vorsichtig einen Schritt ins Innere. Es hatte hier einen Kampf gegeben. Als er die groben Scharten in den Wänden, die tiefen Schnitte in den Wänden aus Reispapier und Risse im Tatami sah, hätte Byakuya fast schon Zabimaru und Renji in Verdacht gehabt. Nein, dachten er und Senbonzakura gleichzeitig. Renji/Zabimaru sind wild, doch es sah/fühlte sich wie das Werk eines Amateurs an. Von einem der Räume in der oberen Etage hörte er eine bebende Frauenstimme, die nach ihm rief: „Kuchiki-sama, sind sie es?“ „Hiroko?“ Ein Blitzschritt brachte Byakuya die Treppe hinauf. Senbonzakura im Anschlag presste er seinen Rücken gegen die Wand neben der offenen Tür, aus dem die Stimme gekommen war. Außerhalb des Teehauses konnte er die Ankunft einiger Soldaten der Division spüren. Gott sei Dank hatten sie sich schnell aufgemacht, nachdem er den Befehl mit dem Höllenschmetterling gesendet hatte. Senbonzakura konnte viele Gegner gleichzeitig angreifen, doch es war immer schlauer, wenn man – wie es Renji nennen würde – Rückendeckung hatte. Mit einem stillen Befehl zerfiel Senbonzakura. Byakuya behielt die Blütenklingen nah bei sich, wie ein Schild wirbelten sie um ihn herum, als er in den Türrahmen trat, um einen ersten Eindruck davon zu erhalten, was sich in dem Raum verbarg. Byakuya hatte sich auf Vieles eingestellt. Außer diesem. Hiroko saß im Seiza, mitten auf einem zusammenrollbaren Bett. Ihr tiefblauer, mit Kuchiki-Wappen versehener Kimono war zerrissen, eine Schulter war blank und entblößt. Ein Bluterguss, wie eine Bissspur hob sich dunkel an ihrem langen, eleganten Hals ab. Ihre langen, schwarzen Haare waren zerzaust und offen, eine schiefe Haarnadel hielt alles zur Seite. Sie hatte dunkle Ringe unter ihren großen, grauen Augen. Doch da war kein Anzeichen von Tränen. Vielleicht, weil sie einen kleinen Kaiken, ein kurzes Messer, welches die adligen Frauen der Kuchikis zum persönlichen Schutz trugen, in der Hand hielt. Sie hielt das Messer. Es war aber auch keine gewöhnliche Klinge. So wie die Dinge waren, hätte es das jedoch sein müssen. Sein polierter, hölzerner Griff war einfach und es war so unauffällig wie möglich. Doch die Klinge hatte sich am Schaft geteilt und darauf sprossen zwei stählerne Stricknadeln, die sich bewegten, fast schon wie das Mundwerkzeug von irgendeinem Insekt. Die Nadeln selbst schützten einige Kabel – dünn, scharf und eng um Miisho Ōta, dem früheren 3. Offizier, geschlungen. Ōta sah sehr nervös aus, besonders wo die scharfkantigen Kabel tief genug in die Haut geschnitten hatten, dass sein gelber Schlafkimono mit Blut getränkt wurde. Er schien dort schon für eine sehr lange Zeit zu stehen. Seine Beine zitterten, sein Atem bebend und Tränen überzogen sein Gesicht. Wenn das kein Blut unter seinen Füßen war, könnte er sich auch genauso gut vor Angst eingepinkelt haben. Nun ja, dachte Byakuya, es schien, als hätte Hiroko die Sache, ziemlich wortwörtlich, in der Hand. Byakuya ließ Senbonzakura zurück in seine versiegelte Form übergehen und steckte es bedächtig zurück in die Schwertscheide. „Shikai bereits“, bemerkte er trocken. „Du wurdest bereits viel zu lange von der Akademie fern gehalten, Hiroko-chan.“ Sie lächelte leicht und nickte. „Ja, viel zu lange, daher befürchte ich, dass ich im verzweifelten Bedarf von Anweisungen bin, Cousin. Hataorimushi scheint ihren eigenen Willen zu haben. Ich habe keine Ahnung, wie ich sie zum Loslassen bewegen kann.“ „Du darfst es noch nicht beenden“, sagte Byakuya ihr freundlich. „Ich habe es ihr gesagt“, schnaubte Ōta, nur um dann nach Luft zu japsen, als sich die Kabel enger um ihn schlangen. Er erzitterte noch heftiger. „Bitte helft mir, Kommandant.“ Byakuya schaffte es nur gerade so, seinen Zorn aus seinem Gesicht zu halten. „Appelliere nicht an mich, Ōta. Ich bin nicht länger dein Kommandant. Außerdem, hättest du Senbonzakura gegenüber gestanden, wärst du bereits tot. Hataorimushi scheint weitaus gnädiger zu sein.“ Schritte donnerten die Treppe hinauf mit dem Ruf: „Kommandant?“ Byakuya drehte sich um und sah die neue 3. Offizierin mit einer kleinen Gruppe von Shinigami aus der Division hinter ihr. Einige waren an der Tür und im Untergeschoss geblieben, um nach versteckten Feinden zu suchen. Byakuya spürte Stolz in ihm aufkommen, zu sehen, wie effizient das ruinierte Teehaus durchsucht wurde. „Ich bin mir sicher, du wirst keine verbleibende Gefahr finden. Doch sobald du noch einmal alles überprüft hast, bleibst du bitte zurück“, sagte Byakuya zu Nanako. „Wenn meine Cousine bereit ist, wird sie ihren Gefangenen dir übergeben.“ Hirokos dunkle Augenbrauen zogen sich zusammen. Byakuya wollte ihr sagen, dass sie nicht zu viel darüber nachdenken sollte, doch er hatte keine Ahnung von ihrer Beziehung mit diesem erstaunlichen Hataorimushi. Auch so hatte er nichts außer Vertrauen in sie. Hiroko und Hataorimushi würden einen Weg finden. Vielleicht brauchte sie nur die Versicherung durch die Anwesenheit der Soldaten. Tatsächlich schien sich Hiroko zu entspannen, als Shinigami an Byakuyas Seite auftauchten und Rufe mit ‚Gesichert‘ durch die Luft hallten. Die Kabel begannen sich vorsichtig zu lösen und zogen sich zurück, clever manipuliert durch die Stricknadeln. Das Gefühl von flackerndem Reiatsu erinnerte Byakuya daran, wie schwer es zuerst gewesen war, Senbonzakura zu kontrollieren und wie selbst die kleinste Konzentrationsschwäche die Klingen außer Kontrolle bringen konnte. Kuchikis schienen dazu bestimmt zu sein, ein Zanpakutō zu tragen, die sie dazu zwangen, ihre Impulse zu zügeln. Er sah, dass sie Ōta fast vollständig freigelassen hatte und signalisierte 2 Soldaten, sich bereit zu machen, falls er so töricht war und versuchte, zu fliehen. „Keine Sorge, Kommandant“, fügte Nanako leise hinzu, als wäre ihr auch die Wichtigkeit darin klar, Hirokos Konzentration nicht zu stören. „Wir haben den Ort umstellt. Er wird nirgendwohin gehen.“ Byakuya nickte wertschätzend. „Wenn er festgenommen ist, gib Lady Kuchiki die größtmögliche Privatsphäre, um zur Ruhe zu kommen.“ Nanako schien plötzlich den zerrissenen Kimono und die Blutergüsse wahrzunehmen. Ihre Augen verengten sich und ihr Gesicht wurde sehr hart. „Kein Mann wird sich ihr mehr als 5 Meter nähern, Kommandant. Falls sie auch nur in ihre Richtung atmen, werde ich sie töten.“ Das letzte Bisschen schien übertrieben, doch Byakuya schätze ihr sofortiges Verständnis der möglichen Situation. Der Blick, den Nanako Ōta zu warf, ließ ich denken, dass sich der frühere 3. Offizier glücklich schätzen konnte, dass es nicht Nanako war, mit dem er gerade zu schaffen hatte. „Was sollen wir mit ihm tun, Kommandant?“, fragte Nanako. „Ich meine, er ist nicht mehr wirklich einer von uns.“ Das war wahr. Ōta war nicht länger ein Mitglied ihrer Division. So verführerisch wie es war, ihm der Gnade der Familie Kuchiki zu übergeben, da gab es sogar noch eine harschere Möglichkeit. „Der Mann ist ein verbrecherischer Shinigami. Schickt ihn ins Madennest.“ Nanako schien zuzustimmen, denn sie nickte enthusiastisch, als sie sagte: „Mit Vergnügen, Kommandant.“ Byakuya wollte sich gerade umdrehen und sagen, dass er es ihr überließ, als eine Stimme von unten ertönte: „Habe hier etwas gefunden! Eine Falltür!“ Eine von Hirokos Kabeln schlug aus und knallte an die Wand. Ōta war von den Fesseln soweit befreit, dass er sich in einen engumschlungenen, schützenden und schluchzenden Ball zusammenziehen konnte. „Ich werde persönlich danach sehen“, sagte Byakuya seiner Cousine. Dann deutete er zu Nanako an seiner Seite. „Das ist mein 3. Offizier. Sobald unsere Männer sich um diesen Schurken gekümmert haben, wird sie bei dir bleiben, wenn du das wünschst. Du kannst ihr Befehle erteilen.“ Hiroko schien zu verstehen, doch zu sehen, wie Ōta grob weggezerrt wurde, war das, was ein kleines Lächeln auf ihre dünnen Lippen brachte. Ah, durchaus. Er würde Hiroko keine Sorge mehr bereiten. Unten schien es, als würden sie ein paar armen Kerlen aus seinem versteckten Keller helfen. Es waren einige, Männer und eine Frau. Die Männer waren wie Köche und andere Teehausangestellte gekleidet. Die Frau war ganz offensichtlich eine Oiran in Ausbildung. Byakuya erkannte sofort ihre Stellung an dem Schnitt und dem Stil ihrer Kleidung. Sie schienen ihn ebenfalls sofort zu erkennen. Sie alle fielen auf die Knie und beugten ihre Köpfe, als er zu ihnen kam. „Was ist hier passiert?“, fragte Byakuya. „Mein Herr“, sprach die Oiran. „Wir wurden angegriffen.“ „Von Ōta?“, Byakuya konnte sich nicht an das Zanpakutō seines früheren 3. Offiziers erinnern, doch er glaubte nich t, dass es schlitzte. Und überhaupt, was wäre der Nutzen dahinter, seine eigene Einrichtung zu zerstören? Die Oiran tauschte einen neugierigen Blick mit einem der Köche aus, der wisperte: „Der neue Besitzer.“ „Ah“, sagte sie nachdem sie verstehend genickt hatte. „Nein, mein Herr. Außenstehende. Wilde Männer.“ „Banditen?“ Hatten sie attackiert, weil sie gedacht hatten, dass dieser Ort immer noch ihm gehörte? Der Koch, welcher der Oiran mit Ōtas Identität geholfen hatte, hob seinen Kopf um zu sagen: „Wenn dem so ist, waren das die seltsamsten Banditen, die ich jemals gesehen habe, mein Herr. Sie trugen Zanpakutō.“ Ah! Die schurkischen Shinigami-Banditen. Vielleicht der Shiba oder Shiba-Klon und seine Truppen? „Kannst du sie beschreiben?“ „Ich könnte sie wohl kaum vergessen, mein Herr“, fuhr der Koch fort und die Anderen nickten. „Einer hatte blaue Haare und der andere sah aus, wie… ein böse Elf.“ Das war nicht die Beschreibung, die Byakuya erwartet hatte. „Tatsächlich?“ Die Oiran fügte hinzu: „Der Blauhaarige hatte Klauen und… ein Loch.“ Ein Loch? Hollows? Nein, es war der Feind, den Renji im Diesseits bekämpft hatte… „Würde sich einer von euch freiwillig melden und mit zur Division kommen, um ein paar weitere Fragen zu beantworten?“ Die Gruppe sah plötzlich nervöser aus, doch die Oiran schloss ihre Augen in einer vornehmen Geste und sagte: „Ja, mein Herr. Das würde ich.“ Byakuya nickte, doch schnitt innerlich eine Grimasse. Er würde einen ziemlich Ruf bekommen wegen all diesen Oiran, die ihn besuchten… Kapitel 12: The Business of Pleasure ------------------------------------ Bevor er das Teehaus verließ, stellte Byakuya sicher, dass ein Team damit beauftragt wurde, diesen Gerüchten über den blauhaarigen Marodeur nachzugehen. So sehr es ihn ärgerte, er sagte seinen Soldaten, dass sie nicht zum Angriff übergehen sollen, sollten sie diese Kreatur finden. „Die Oiran sagte, es habe ein Loch, wie ein Hollow“, erinnerte Byakuya den Anführer. Byakuya hatte es auch auf dem Video der Zwölften gesehen. Ichigo Kurosaki im vollständigen Bankai hatte dieses besondere, blauhaarige Monster nicht besiegen können. Byakuya würde seine Männer nicht damit verschwenden, dass sie es konfrontierten. „Befragt alle möglichen Zeugen. Lasst euch die Beschreibung bestätigen. Wenn es so ist, glaube ich, dass Aizen der Mittelpunkt dieses Spinnennetzes ist.“ Der Shinigami, der verärgert darüber ausgesehen hatte, dass ihm befohlen wurde, sich zurückzuhalten, wurde plötzlich beim Klang von Aizens Namen bleich. Er schaute über die Schulte zu seinen Leuten, als er ein „Ja, Kommandant!“ stammelte. Aizen. Das neue Schreckgespenst. Byakuyas Lippen wurden dünner. Er war verärgert, dass Aizen sie bereits so tief verletzt hatte, sie so aus vollkommen aus heiterem Himmel getroffen hatte, dass die alleinige Erwähnung seines Namens diese Art von verängstigter Reaktion verursachte. Es war viel zu einfach, alles in eine Verschwörung zu packen, die auf Aizen hindeutete, sich vorzustellen, dass alles Ungewöhnliche Teil von Aizens großem Vorhaben ist. Es könnte nichts sein. Immerhin gab es pinkhaarige Vizekommandanten, also war es auch vollkommen möglich, dass es einen ziemlich gewöhnlichen, blauhaarigen Banditen gab. Jedoch würde es Aizen ziemlich ähnlich sehen, seine Leute in den Rukongai zu schicken und dort so viel Unruhe stiften zu lassen, wie es ihnen gefiel. Und dabei die Zufälligkeit von all dem seine übergreifende Strategie verdeckte. Byakuya seufzte. Diese Denkweise würde ihn nur verrückt machen. Also ging er, um nach seiner Cousine zu suchen. Er fand sie ein Stockwerk höher, wie sie mit der Oiran und der 3. Offizierin diskutierte. „Was ist falsch mit der Kleidung, die ich trage?“, fragte Hiroko. Die Frauen waren in einem kleinen Raum, nur ihre Köpfe waren hinter einem Raumtrenner zum Umkleiden zu sehen. Die Oiran sah Byakuya und quiekte. Er ging schnell wieder hinaus in den Flur. „Ich bitte um Entschuldigung.“ „Cousin, bitte sag diesen Leuten, dass ich kein neues Gewand benötige. Das, welches ich trage, ist in Ordnung.“ Das Bild, wie er Hiroko antraf, war immer noch frisch in Byakuyas Kopf. „War es nicht zerrissen?“ „Ja“, seufzte Hiroko, klang dabei verärgert, als hätte sie diese Tatsache bereits mehrfach bestätigt. „Aber Kyo hat einen Schal für meine Schultern gefunden.“ Kyo? Das musste der Name der Oiran sein. „Mein Herr“, sagte Kyo. „Da alle geflohen sind kann ich sicherlich in dem Raum nebenan einen Kimono finden, der Lady Kuchiki passt.“ Es schien vernünftig. Doch Byakuya wusste es besser, als zwischen die Fronten von Frauen zu geraten, die über Kleidung sprachen… oder fast jedem anderen Gesprächsthema. „Wenn Lady Kuchiki sich darüber schlüssig ist, dann ist es so.“ Byakuya dachte, er habe ein selbstzufriedenes, kleines ‚Ha!‘ gehört. „Allerdings“, fügte er hinzu, „wird es ein langer Marsch zurück zur Division in einem zerrissenen Kimono, Hiroko. Es sei denn, du kannst Shunpō.“ „Zur Division?“, fragte Hiroko und klang untröstlich. „Nicht Akademie?“ Offensichtlich hatte die Oiran entschieden, dass sie nun die Erlaubnis hatte, nach einem Kimono zu suchen, denn sie verbeugte sich tief, als sie an Byakuya vorbei schlüpfte und die Treppen hinunter lief. Er beobachtete, wie sie durch das ruinierte Teehauseigentum lief und über eine seitliche Tür verschwand. „Nur eine kleine Verzögerung“, sagte Byakuya. „Unsere Tante wird mit ihren Augen sehen wollen, dass es dir gut geht. Dein Vater wird Neuigkeiten wollen.“ „Mein…? Nein, ich muss an der Akademie sein, wenn ich mein Vater das nächste Mal sehe.“ „Bist du besorgt, dass er versuchen will, deinen Eintritt zu blockieren?“, fragte Byakuya. Er fühlte sich seltsam, da er mit der Wand sprach, doch er wagte sich nicht, sich herumzudrehen, noch wollte er ihre Bescheidenheit beeinträchtigen.- „Niemand kann dir das verweigern, nun wo du Shikai hast. Auch wenn das technisch gesehen unmöglich ist, da du kein Asauchi hattest.“ „Ich… habe vielleicht experimentiert“, gab Hiroko verschlagen zurück. Sie klang nun näher, als wäre sie direkt hinter seiner Schulter. „Experimentiert?“ „Metallkunde ist meine Spezialität“, sagte Hiroko. Byakuya nickte. Er vermutete, dass es Sinn machte. Ihre Familie war immerhin dafür verantwortlich, den Kenseikan zu schmieden. Sie ging hinaus in den Flur und nickte in einer leichten Verbeugung. Ihre langen, schwarzen Haare waren gekämmt und sie hielt einen einfachen Wollschal um ihre Schultern. Wie viele Kuchiki war sie groß und schlank, stehend war sie fast so groß wie er. Die blasse Haut unter ihren großen, grauen Augen war von Erschöpfung gezeichnet, doch sonst hatte sie sich beruhigt. So wie sie den Schal trug, konnte Byakuya den Bluterguss am Hals nicht sehen. Die 3. Offizierin, Nanako, eilte Hiroko zur Seite wie ein Bodyguard, salutierte und nickte Byakuya zu. „Wir sind zum Abmarsch bereit, sobald sich die Angelegenheit mit dem Kleid erledigt hat.“ Byakuya wollte Nanako fragen, ob sie noch andere Anzeichen von Misshandlung an Hirokos Körper gesehen hat, doch es gab keine höfliche Weise, danach zu fragen. Byakuya dachte, Nanakos harte, kalte Augen würden eine Geschichte erzählen, doch es war unklar ob es die von Hiroko oder ihre eigene war. „Ich weiß nicht, warum wir nicht einfach zur Akademie gehen können. Sicherlich ist dein Wort, dass es mir gut geht, genug für meine Familie?“, fragte Hiroko. Er wollte ‚Nein‘ sagen, ihr raten, dass sie sich selbst etwas Zeit zum Heilen und Erholen geben soll, sicher zu gehen, dass sie in Ordnung und sicher war, doch war das die richtige Entscheidung? In Anbetracht der Tatsache, was ihr passiert ist, schien es nicht so, als wäre es nur eine Entscheidung. Brauchte sie wirklich einen autoritären Mann, der ihr sagte, was sie jetzt zu tun und zu lassen hatte? Er schnaubte über sich selbst. Woher kamen diese Gedanken? Es war, als wäre Renji sein Gehirn eingedrungen. Dennoch… Renji hatte oftmals ein besseres Gespür für diese Art von Dingen. „Dir wurde es schon eine lange Zeit verweigert“, stimmte Byakuya nachdenklich zu. „Es ist vermutlich einer der sichersten Orte der ganze Soul Society. Niemand kann sich über die Sicherheit der Akademie beschweren. Und…“, fügte Byakuya hinzu, als ihm diese Idee kam, „unsere Tante Masama könnte dich dort besuchen. Es gibt dort Wohneinrichtungen, die angemessen für jemanden von ihrem Status sind.“ „Ah“, lächelte Hiroko. „Ein Vorteil für uns beide!“ „Die einzige Schwierigkeit liegt in der Angelegenheit des Transports“, sagte Byakuya. „Ich habe nicht genug Shinigami mitgebracht, um eine eigene Eskorte für dich erübrigen zu können. Es gibt keine Sänfte.“ Hiroko warf Byakuya einen Blick zu, den er nicht ganz interpretieren konnte. Doch sie schien fast schon seine Intelligenz abzuschätzen und sie als… mangelhaft einzustufen. „Kommen die Leute nicht ständig zu Fuß bei der Akademie an?“ Byakuya runzelte die Stirn. „Sicherlich schlägst du nicht vor, dass du alleine dorthin…“ „Ohne Zweifel war es die Sänfte und die Eskorte, die von Anfang an die Aufmerksamkeit der Entführer auf sich gelenkt hat“, sagte sie. „Vielleicht ist eine einfache Eskorte und weniger…“, sie hob ihren Kimono und schüttelte den Kopf, als würde sie dessen Feinheit missbilligen, „auffällige Kleidung eine sicherere Weise, zu reisen.“ Byakuya öffnete den Mund, um zu protestieren, doch sie fügte hinzu: „Und ich habe Hataorimushi.“ Was könnte er dazu noch sagen? Sie hatte ein Zanpakutō. Hiroko war nun ein Soldat, egal was ihre Familie vielleicht von ihr wollte. Um ehrlich zu sein, benötigte sie die Akademie kaum; sie könnte sich sofort bei der Gotei vorstellen und unterkommen, wenn sie fragte. Nebenbei konnte sie das Funkeln aufgrund des Abenteuers in ihren Augen sehen und plötzlich wollte er ihr etwas geben, dass zu vielen Kuchikis verweigert wurde… ihm inklusive. „Also gut.“ Es war offensichtlich gewesen, dass sie den nächsten Teil ihres Argumentes vorbereitet hatte, denn ihr Mund schloss sich überrascht und geräuschvoll. „Du stimmst zu?“ „Das tue ich. Doch ich würde gerne, dass du meinen 3. Offizier mitnimmst.“ Nanako blinzelte. „Aber der Vizekommandant ist weg. Werden wir nicht unterbesetzt sein?“ Es schien so, als wären sie das dieser Tage immer. „Die 6. Offizierin wird das schaffen. Aizen hat bereits entschieden, wo der nächste Kampf stattfinden wird und das wird nicht in der Soul Society sein. Und nebenbei, wenn du zustimmen würdest, Hiroko zu begleiten, würde ich das als persönlichen Gefallen mir gegenüber ansehen.“ „Oh.“ Nanako schien sich bei dem Gedanken etwas aufzurichten und sagte dann: „Also dann, in diesem Fall, wäre es mir eine Ehre, Kommandant.“ Tante Masama würde ihn umbringen, doch Byakuya ließ sie zurück, damit sie ihre eigenen Pläne machen konnte, mit nicht mehr als einem „Lebe wohl“. Natürlich hatte sich Byakuya gerade erst im Büro niedergelassen, als eine aufgeregte 6. Offizierin atemlos verkündete: „Ihre… ich meine, da ist eine Dame der Kuchikis auf dem Weg, Kommandant.“ „Ja, das habe ich erwartet“, sagte Byakuya. Er warf der zitternden Shinigami einen missbilligenden Blick zu, wie sie sich da am Türrahmen festhielt. Byakuya vermisste Renji bereits. Renji hätte seinen Mann gegen Masama gestanden und sei es nur deshalb, weil sie etwas ängstlich ihm gegenüber wirkte. „Hast du unseren Gast untergebracht?“ „Uh… die, uh…?“ „Oiran, ja“, schlug Byakuya vor, als es schien, dass es die Shinigami niemals tun würde. „Stelle sicher, dass sie es komfortabel hat. Sobald Daisuke ankommt, werde ich zu ihnen gehen.“ „Beide?“ Byakuya musste den Drang unterdrücken, mit den Augen zu rollen. Was dachte diese Person? Dass er mitten am Tag irgendeine Art von krankem Dreier haben würde? Während des Dienstes? Er erlaubte sich einen kleinen Seufzer. „Ja, beide. Zusammen können wir vielleicht das Rätsel um die Attacken an den Interessen der Kuchiki lösen.“ „Oh…“, die Offizierin errötete. Sie Blicke auf den Flur hinab und machte einen kleinen, nervösen Laut. Lady Kuchiki musste auf dem Weg sein. Byakuya stand auf. „Du kannst gehen“, sagte er der glücklosen Offizierin. Die Shinigami benötigte keine weitere Aufforderung. Sie floh schnell, Byakuya dachte, dass sie vielleicht sogar Blitzschritt benutzt hatte. „Du solltest als Familienoberhaupt entfernt werden“, kreischte Masama statt irgendeiner Art von angemessener Begrüßung. „Du hast ganz klar den Verstand verloren!“ „Ich wünsche dir einen guten Nachmittag, meine Tante“, sagte Byakuya. Nachdem er nach einem Diener geklingelt hatte, setzte er sich zurück in den Seiza. Wenn Eishirō eintreffen würde, würde er Tee ordern. Selbst wenn Tantchen Masa nicht lange genug bleiben würde, um davon zu trinken, würde Byakuya ihn ganz sicher benötigen. Unhöflicherweise blieb sie stehen. „Was denkst du dir dabei, die arme Hiroko einfach so alleine wegzuschicken?“ „Sie ist wohl kaum alleine. Sie hat den stärksten, verfügbaren Soldat an ihrer Seite und Hataorimushi zu ihrem Schutz.“ Byakuya, der Interesse an Formularen auf seinem Schreibtisch vorgetäuscht hatte, blickte auf, als ein entsetzter kleiner Laut aus dem Mund seiner Tante kam. Masama zog einen Fächer aus seinem Versteck im Ärmel heraus und fächerte damit wild, trotz dem Schnee, der langsam auf dem Dachvorsprung schmolz. „Du hast diesen… Dämon-Barbaren mit ihr geschickt?“ Ah, das schon wieder. Byakuya blickte wieder zu seinen Papieren. „Renji ist auf Mission. Hiroko reist mit meinem 3. Offizier, Nanako Imai.“ „Eine Frau?“ „Ein Soldat“, sagte Byakuya, schaute auf, um Masama mit einem festen Blick zu fokussieren. „Mein Bester.“ Nicht in der Lage, das zu kontern, änderte Masama ihre Taktik. „Sie sind zu Fuß gegangen?“ Das war ein Argument, gegen das Byakuya sicher verlieren würde, da er die Erniedrigung davon verstand. Also stimmte er einfach zu: „Das sind sie.“ „Sie ist deine Cousine! Eine Kuchiki!“ Und sie verdiente, im königlichen Stile bei der Akademie anzukommen, wie er es getan hatte. Doch egal wie angemessen es dem Familiennamen gewesen sein mochte, solch ein Beginn hatte Byakuya kaum Freunde beschert. Nicht das er viele Möglichkeiten gehabt hatte, selbst wenn er es gewollt hätte. „Sie ist perfekt abgeschirmt, sobald sie angekommen ist“, bemerkte Byakuya. Separate Unterbringung, separate Lehrer. Es war gewesen, als hätte er die Akademie alleine besucht. Die Aufregung schien von Tante Masama zu schwinden, doch sie gab sich tapfer Mühe, weiter wütend zu sein. „Und was ist das mit der Wissenschaft? Sicher wirst du nicht erlauben, dass sie dieser erbärmlichen 12. Division beitritt?“ Es schien vom Schicksal vorherbestimmt. Der erste Kanji von Hataorimushis Name konnte auch als ‚Maschine‘ gelesen werden. „Falls sie das tut, ist es einzig ihre Entscheidung und, vermutlich, die von Kommandant Kurotsuchi.“ „Du hast aufgegeben“, folgerte Tante Masama. „Ich bin schicksalsergeben“, gab Byakuya zu und blickte endlich von seinen Papieren auf, um zu sehen, dass sie gegenüber von seinem Schreibtisch auf die Knie gesunken war. „Sicherlich hat dein Spion, was auch immer er sonst noch erzählt haben mag, dich ebenfalls darüber informiert, dass Hiroko Shikai hat?“ Tante Masama seufzte. „Ich verstehe nicht, warum solch fürchterliche Dinge immer unserer Familie geschehen müssen.“ Von allen Spitzen und Seitenhieben, die sie ihm entgegenwarf, traf ihn dieser. Er hatte Probleme, seine Stimme gleichmäßig zu halten. „Sprich nicht so, als sei ein Zanpakutō ein Fluch.“ „Oh“, Tante Masama klang tatsächlich etwas zurückgeschreckt. „Ich meinte nicht… also, Senbonzakura ist wundervoll. So stark und nobel. Doch was hat sie? Stricknadeln oder etwas Fürchterliches und demütigend wie das?“ Um ehrlich zu sein erinnerte es Byakuya mehr an Gliedmaßen eines Insekts. Nichtsdestotrotz würde er solche Art von Gerede niemals tolerieren. „Du sprichst von Hirokos Seele. Tu es mit Respekt oder lass es ganz bleiben.“ Masamas Mund schloss sich endlich, doch ihre Augen blickten ihn verärgert an. Zum Glück erschien Eishirō in diesem Moment. „Mein Herr, ich soll euch wissen lassen, dass Herr Daisuke eingetroffen ist. Soll ich ihn und Frau Kyo zum Anwesen bringen lassen oder würden sie es bevorzugen, sie in der Division zu treffen?“ „Wo könnte der Tee am Schnellsten serviert werden?“, fragte Byakuya. Er stand auf, bereit seine ärgerliche, unnütze Diskussion hinter sich zu lassen, bevor Tante Masama einen Weg fand, Renji in all das hinzuziehen oder die Zanpakutō noch weiter zu beleidigen. „Wo auch immer mein Herr es wünscht. Jedoch“, ein Hauch von einem Lächeln glitt auf Eishirō Lippen. „Den Stärkste finden sie im Anwesen.“ Es schien, als wäre die Entscheidung gefallen. Er setzte sich in Bewegung. „Ich sehe sie in meinem Studierzimmer.“ Byakuya nahm den langen Weg zum Anwesen, um Eishirō die Möglichkeit zu geben, alles herzurichten. Außerdem dachte er, es sei besser, kurz nach dem 4. Offizier zu schauen, der alleine das Kommando über die Division hatte. Im Büro des Vizekommandanten war wie üblich ein Gewimmel von Leuten. Alle sprangen auf, als sie ihren Kommandanten sahen und alle verstummten merklich, während er Richtung Hauptbüro ging. Als Byakuya eintrat, sah der 4. Offizier, der bis vor kurzem noch der 5. Offizier gewesen war, gehetzt aus. Doch er sprang auf die Füße und verbeugte sich tief, während er hinausplatzte: „Ich kann den Vizekommandanten nirgendwo finden, Kommandant!“ Oh. Natürlich hatten sie alle Renji hier erwartet. Was sollte er sagen? Nun ja, die Angelegenheit mit seiner Cousine bot ihnen die perfekte Ausrede. „Renji und Nanako sind auf einer speziellen Mission.“ Nur nicht auf der Gleichen, doch das brauchte niemand sonst wissen. „Wir müssen für eine Weile ohne sie auskommen. Du bist der Aufgabe gewachsen, oder nicht?“ „Natürlich, Kommandant!“ Nun ja, wenn Enthusiasmus zählte, würde mit dieser Person alles glatt gehen. Byakuya muss sich einfach in Geduld üben, was mit Sicherheit minderwertige Reporte und Formulare mit viel Korrekturbedarf angehen würde. Doch vielleicht, mit etwas Glück, würde der 4. Offizier ihn überraschen. Er sah zumindest ordentlich aus, wenn auch… total vergesslich. Und… er sah Byakuya erwartet an. Ah, er sollte wohl etwas Mitreißendes sagen? „Also gut. Gib dein Bestes.“ Das schien genug gewesen zu sein. Der 4. Offizier nickte, verbeugte sich erneut tief und ließ ein weiteres ‚Ja, Kommandant!‘ los. Byakuya beließ es dabei und machte sich auf dem Weg zum Anwesen. Die zwei Gäste pressten ihre Köpfe auf den Boden, als Byakuya eintrat. Nachdem er sich hinter seinem Schreibtisch niedergelassen hatte, blickten sich vorsichtig auf. Als er sie beide dort sah, in ihren feinen Gewändern und zarten Gesichtern, dachte Byakuya, dass wenn Gerüchte deswegen über ihn in Umlauf geraten würden, man ihm zumindest keinen schlechten Geschmack unterstellen konnte. Selbst wenn der jugendlich frische Daisuke tatsächlich auf beunruhigende Weise wie eine blonde Version von Ichigo Kurosaki aussah... Die Frau, Kyo, hatte mit einem der Deutungen ihres Namens gespielt und ihre Lippen leicht angepinselt, damit sie der Farbe einer reifen Aprikose glichen. Die gleiche Farbe war auf ihre Augenlider gepinselt. Um die geschmackvolle Erscheinung abzurunden, wiederholten sich die pink-orangenen Farben leicht in dem tiefgrünen und braunen Kimono. Ihre schwarzen Haare waren in der neusten Mode frisiert und sie hatte große, ausdrucksstarke Augen. Es war so eine Schande, dass Renji so unnachgiebig dabei war, niemanden vom Teehaus für ihren Dreier anzuheuern. Kyo errötete reizend unter Byakuyas Blick. Daisuke hingegen grinste schelmisch, als könne er Byakuyas Gedanken lesen. Byakuya grunzte. Es war ein Wunder, dass der Junge nicht den Hintern versohlt bekam. ...Oh, das war seine Spezialität, oder nicht? Byakuya spürte, wie eine Welle von Hitze durch seinen Körper ging, doch es war Renjis Körper, an den er sich erinnerte, ausgebreitet vor ihm in dem 'Liebeshotel'. Der Klang von geschlagenem Fleisch, das Gefühl von fester Haut unter seiner Handfläche... Byakuya räusperte sich. „Wir sollten über den Angriff auf das Teehaus sprechen.“ „Wenn sie wünschen, mein Herr“, sagte der dreiste, kleine Daisuke. Kein Wunder, dass Kyōraku ihn mochte. Zwischenzeitlich schaffte Kyo es, gleichzeitig schockiert als auch scheu-fasziniert auszusehen. Byakuya rieb sich den Punkt zwischen seinen Augen. Er brauchte Tee. Doch im Moment musste er sich konzentrieren. Zum Glück hatte Senbonzakura aus ihm einen Experten im Fokussieren gemacht. Er atmete tief durch und sagte: "Habt ihr eure Aufzeichnungen verglichen? War irgendein Angreifer euch beiden bekannt?" "Wir haben ein wenig geredet, bevor sie hereinkamen, mein Herr", sagte Kyo. "Ich glaube nicht, dass wir eine Person haben, die gleich war, aber..." Daisuke sprang ein, als er Kyos offensichtlichen 'übernimm du ab hier'-Blick sah. "Aber da ist vielleicht ein ähnliches... 'Verhalten'? Oder Motiv?" Das war interessant. "Was meinst du?" "Frau Kyo und ich haben beide Gespräche gehört, die Weise wie Banditen vor ihren Attacken reden", er blickte sie an. Sie schienen erfreut über ihren Austausch zu sein. Also beendete sie für ihn: "Und sie haben immer über Gerechtigkeit geredet." Gerechtigkeit? Doch was für eine Art Gerechtigkeit musste gegen die Kuchiki ausgeführt werden? Da war immer jemand, der nicht zufrieden mit dem Service gegenüber einem der Adelshäuser war, jemand der dachte, dass irgendeine Entscheidung oder etwas anderes ungerecht war, doch das klang nicht danach. Diese Art von Dinge gingen nie weiter als eine einzelne Familie. Niemals hatte jemand eine Armee oder etwas in der Art wegen einer Entlassung oder Lohn ins Feld geführt. Außerdem hatte Byakuyas Vater ihm eingeträufelt, wie wichtig die gerechte Behandlung seiner Untergebenen war. Ihnen einen hohen Lohn anzubieten, Vorteile und ein Dach über dem Kopf verbesserten die Loyalität. "Sie sprachen von einer Ungerechtigkeit, die von den Kuchiki verursacht wurde?" Kyo schüttelte ihren Kopf. "Nein, mein Herr. Das ist es, was uns beiden seltsam vorkommt. Normalerweise, wenn sich Leute beschweren, werden sie sehr spezifisch. Die Murren über einen Kommandanten so-und-so oder verfluchen den Namen einer Person. Sie schienen alle vereint in einer sehr..." Sie schaute Daisuke an, als hoffe sie, dass er ihr mit den richtigen Worten half. "abstrakten Weise", sagte er. "Die ganze Sache ist sehr abstrakt." Abstraktion? Das war ein ziemlich komplexes Konzept, welches da von den beiden kam. Wer hatten ihnen dieses Wort beigebracht. „Speist ihr mich mit Lügen ab?“ Daisukes braune Augen funkelten für eine Sekunde wütend, doch dann beugte er seinen Kopf. Zu seiner Gefährtin murmelte er: „Ich habe gesagt, wir sollten uns damit nicht bemühen, bis der Vizekommandant da ist.“ Byakuya runzelte die Stirn bei dieser Anmerkung. Was genau hätte Renji in dieses besondere Gespräch eingebracht? Byakuya überlegte. Er vermutete, dass er unfreundlich war, wenn er vermutete, dass sie nicht entsprechend intelligent war, um diese Situation zu begreifen. „Also gut. Sag mir, was dein Kommandant Kyōraku über all das denkt? Hast du es ihm gesagt?" Daisuke blickte auf und sah etwas in die Enge getrieben aus. "Wir haben es eben erst herausgefunden." Nun ja, die Aussicht, Kyōraku einen Schritt voraus zu sein, erschien zu befriedigend, um zu widerstehen. "Dann erzählt es mir noch einmal. Von Anfang an." Am Ende war da wirklich nur eine einzige Schlussfolgerung. Mit all diesem vagen Gerede von Gerechtigkeit, klang das alles so gerecht und Zen artig, dass nur Tōsen die Unruhe ausgelöst haben konnte. Wo Tōsen hinging, war Aizen sicher nicht weit. Mit einem frei herumlaufenden Arrancar im Rukongai, der Verwüstung verursachte, schien es nur noch wahrscheinlicher. Schlimmer noch, mit Aizens Illusionskräften könnte es sich erklären, warum plötzlich ein toter Mann, Kaien Shiba, gesehen wurde. Vielleicht führten alle Stränge zu diesem verdorbenen und lästigen Mann. Es war ein Durchbruch, doch Byakuya freute sich nicht darauf, sich entschuldigen zu müssen und, noch schlimmer, Ukitake informieren zu müssen, dass sein Lieblings-Vizekommandant immer noch ziemlich tot war. Also war er zuerst zum Generalkommandanten gegangen. Nun war er auf dem Weg zum Ugendō... Kapitel 13: Absence and Jealousy -------------------------------- Die Sonne schien hell und hoch am Himmel, die Straßen der Seireitei waren glitschig wegen dem schmelzenden Schnee. Byakuya wählte seinen Weg zu Kommandant Ukitakes Unterkunft am See vorsichtig durch den Matsch und den sturen Flecken Eis. Vielleicht war es die Farbe von dem ausgebleichten, hölzernen Gehweg gegen die kalte, graue Totenstille des tiefen Sees, doch der Ugendō sah… einsam aus. Als er die Tür aufschob, wurde das Gefühl nur noch verstärkt. Der normalerweise allgegenwärtige Kyōraku war merklich abwesend und die verhaltene Weise, wie Ukitake ihn einließ, ließ Byakuya fragen: „Geht es dir gut, Kommandant?“ „Oh, es ist nichts“, sagte Ukitake mit einem gezwungenen Lächeln, als er eine zweite Schale fand und Byakuya Tee eingoss. Ukitake sank langsam zurück auf den Boden, als sei es schmerzhaft. „Ich habe wegen dem Schneesturm nur schlecht geschlafen. Die Kälte, weißt du?“ Doch Wasser war sein Element. Hatte Ukitake ‚schlecht‘ geschlafen oder… alleine? Byakuya konnte den Impuls nicht unterdrücken, zu dem Platz zu schauen, wo meistens Ukitakes Bett ausgerollt wurde, wenn er krank war. Doch es war schon weggeräumt. Wo war Ukitakes Partner? Ohne den ungestümen Kommandanten an seiner Seite, schien Ukitake… halbiert. Hmmmm. Kommandant Kyōraku war derjenige gewesen, der Daisuke in dieser Nacht zum Anwesen gebracht hatte. War da ein Streit gewesen? Auch Kyōraku hatte das Wort ‚Spion‘ benutzt, um seine eigene Beziehung zu dem Kagema zu beschreiben, war es möglich, dass Daisuke doch mehr für ihn war? Vielleicht war es unhöflich, aber es schien ihm nicht außerhalb der Möglichkeiten zu liegen. Kyōraku flirtete mit allem und jedem, wie es schien. Byakuya erinnerte sich noch sehr gut an seine eigenen Tage hier in der Dreizehnten, dass Kyōraku die Tendenz hatte, herumzuwandern, aus Ukitakes Leben für Monate zu verschwinden. Manchmal hatte er sich noch nicht einmal damit aufgehalten, zurückzukehren, wenn Ukitake furchtbar krank gewesen war. Solch offensichtliche Herzlosigkeit hatte dafür gesorgt, dass Byakuya Kyōraku nicht gemocht hatte. Was Kyōraku auf einer weiteren ‚Wanderschaft‘? Vielleicht um auszuleben, was auch immer er für eine Beziehung zu Daisuke hatte? Nun ja, es war wohl kaum Byakuyas Angelegenheit oder warum er hierhergekommen war. „Ich hatte letzte Nacht auch eine Schwierigkeit“, sagte Byakuya schlussendlich und nippte an dem heißen Tee. Wie gewohnt war Ukitakes Geschmack erlesen. Der Tee war reichhaltig und vollmundig. Byakuya nahm noch einen langsameren, genießerischen Schluck, bevor er fortfuhr. „Vielleicht hast du bereits von der Entführung meiner Cousine gehört?“ „Shunsui hat mir davon erzählt“, sagte Ukitake. Ah, also war er zumindest ein wenig bei ihm. „Ja, also“, begann Byakuya. Er nahm einen weiteren Schluck von dem starken Tee und preschte dann hervor. „Es scheint, als schulde ich dir eine Entschuldigung. Während der Rettungsmission wurden Dinge entdeckt, die auf eine Beteiligung von Aizen an unseren Schwierigkeiten im Rukongai deuten. Ich glaube nun, dass vermutlich Kaien Shibas Wiederauftauchen eine reine Illusion war.“ Ukitake hatte sich vorgebeugt und seine Teeschale mit beiden Händen umfasst, dabei hatte er aufmerksam zugehört. Er beobachtete Byakuya für einen weiteren Moment erwartungsvoll. Dann lächelte er und lachte sein sanftes, selbstironisches Lachen. „Oh!“, sagte er und setzte sich zurück. „Du bist den ganzen Weg hergekommen, um ‚Entschuldigung‘ zu sagen? Das hättest du nicht tun müssen, Byakuya. Ich habe dich da niemals ernst genommen.“ Er lachte wieder leicht und rieb sich wie ein Schuljunge den Nacken. „Immerhin wusste ich, dass ich ihn nicht illegal wiederbelebt habe!“ „Durchaus“, sagte Byakuya und hielt dabei mit schierer Willensstärke die Schamesröte aus dem Gesicht. Seine Augen fokussierten sich auf das Getränk in seiner Hand. „Dennoch waren meine Andeutungen gegenüber deinem Charakter unhöflich.“ „Es war Shunsui, der sich mehr beleidigt fühlte“, sagte Ukitake. Dann, mit einem Seufzen, presste er die Lippen fest aufeinander und blickte zur Tür hinaus, wo die Sonne die scharfen Eiskanten des großen Sees schmolz. Ein trauriger Ausdruck war kurz auf Ukitakes Gesicht zu sehen, doch er erholte sich schnell. „Würdest du zum Mittagessen bleiben? Wir können uns gegenseitig Trost spenden!“ „Trost?“, fragte Byakuya, ein bisschen über das Angebot überrascht. Als würde Ukitake seine Gedanken lesen, erklärte er: „Wir können Tee trinken und die Sonne über dem See beobachten, um unsere Gedanken zu beruhigen. Immerhin musst du genauso besorgt um Renji sein, wie ich um Rukia.“ Rukia? Wann hatte sich Ukitake jemals um Rukia gesorgt? Besonders da es viel offensichtlicher war, dass er seinen Partner vermisste, nicht die Untergebene, die er bereits so oft sorglos in den Schlund der Gefahr geworfen hatte. Byakuya starrte finster in seine Teeschale. Konnte dieses Gespräch noch verwirrender sein? Byakuya fühlte sich, als würde alles, was er aussendete, fehlgeleitet zurückkehren. Jedoch war das ein gewohntes Gefühl in Ukitakes Gesellschaft. Byakuya schüttelte den Kopf und sagte höflich: „Es wären mir eine Freude, Kommandant, doch da sowohl mein Vizekommandant als auch meine 3. Offizierin fort ist, befürchte ich, dass ich ablehnen muss. Meine Division ist momentan sehr unterbesetzt.“ „Oh, dann darf ich dich nicht aufhalten“, sagte Ukitake und stand bereits auf. „Ich war sowieso albern. Unsere Untergebenen sind stark und fähig. Ich bin mir sicher, dass wir nichts zu befürchten haben.“ Anstatt mit Blitzschritt zur Division zu eilen, entschied Byakuya, zurückzugehen – zumindest einen Teil des Weges. Er musste seinen Kopf frei machen. Trotz seiner Worte war er in keiner besonderen Eile, zu einer Division zurückzukehren, die soweit selbst in der Lage war, ohne ihn weiterzulaufen. Byakuya wollte sogar etwas Zeit schinden, um das Rätsel um die seltsame Interaktion mit Ukitake zu lösen. Da es gerade Nachmittag war, waren die Straßen rund um der Dreizehnten gefüllt mit lebhaftem Lebensmittelhandel. Dutzende von Essenshändlern aller Arten waren aufgereiht an der großen, alten Befestigungsmauer aus Stein, welche die Division umgab. Shinigami saßen alleine oder in Gruppen, sprachen und lachten, während sie Nudeln schlürften oder am Okonomiyaki knabberten. Wie immer schien es, als wären in der Gegend um der Dreizehnten mehr Familien mit kleinen Kindern, als irgendwo sonst. Eine Gruppe von jungen Mädchen huschte an ihm vorbei und lief im Kreis um ihn herum. Eine hielt an, drehte sich um und sprang dann in die andere Richtung, als hätte sie seinen wehenden Haori als Schild oder Versteck benutzt. Kinderspiele. Fehlgeleitet. Manchmal wunderte sich Byakuya sehr über seinen früheren Kommandanten und seinen ‚schattenhaften‘ Partner. Nur die Zeit würde schlussendlich genau sagen, auf welcher Seite sie waren. Kyōraku, in seiner jovialen Art, war überraschend drohend gewesen in dieser Nacht. Als Byakuya ihn hinausbegleitet hatte, hatten sie fast keine Worte ausgetauscht, bis Kyōraku am Tor in seiner üblichen Art gelacht hatte. Er hatte seinen Kopf geschüttelt, als wolle er ein Kleinkind ermahnen und gesagt: „Sei vorsichtig, Herr Byakuya. Spiel keine Spielchen mit mir. Katen Kyokotsu ist ein schlechter Verlierer.“ Dann war er in den wütenden Schneesturm verschwunden. Der unheilvolle, grell pinke Kimono verschwand in der Nacht wie ein Geist. Byakuya musste zugeben, dass er die Tendenz hatte, von seinen früheren Mentoren als harmlose, sogar aufdringliche, alte Männer zu denken. Und doch nahmen sie sich immer mal wieder die Zeit, ihn daran zu erinnern, wie falsch diese Einschätzung war. Ukitake… schien abgelenkt oder war sein Benehmen… eine Ablenkung? Die beiden waren so, einer spielte direkt in die Hand des Anderen. Das sorgte dafür, dass sich Byakuyas Nackenhaare aufrichteten. Er war so versunken in seinen Gedanken, dass er kaum bemerkte, wie sich der Vizekommandant der 9. Division näherte, bis Shūhei Hisagi an seinem Ellbogen stand. „Kommandant Kuchiki?“ Byakuya blickte hinab – und dann hinauf – überrascht, festzustellen, dass Vizekommandant Hisagi genau seine Größe hatte. Sie waren genau auf Augenhöhe. Ähnlich schlank, doch Hisagi war vielleicht ein bis zwei Kilo schwerer als Byakuya, doch der Unterschied war sehr klein. Noch besorgniserregender war, dass ihre Augen eine ähnliche Farbe hatte, auch wenn Byakuya glaubte, dass seine eigenen einen helleren Grauton hatten. Hatte Renji eine besondere Vorliebe, was den Körperbau anging? Sie hatten auch die gleichen, tintenschwarzen Haare, wenn auch radikal anders frisiert. Tatsächlich konnte Hisagis kompletter ‚Stil‘ als ‚radikal‘ angesehen werden, wenn man sich dieses unhöfliche Gesichtstattoo und die Vorliebe für Lederarmbänder und-halsbänder mit Nieten so anschaute. Letzteres sorgte dafür, dass Byakuya sich fragte, ob sie auch andere… Interessen teilten. Die Stille streckte sich noch etwas länger als gewollt und HIsagi sah nervös aus. „Uh, entschuldigen sie, dass ich sie störe, Kommandant“, sagte er und nickte noch einmal grüßend. „Aber, haben sie Renji – ich meine, Vizekommandant Abarai gesehen?“ „Mir war nicht bewusst, dass du etwas mit meinem Vizekommandanten zu schaffen hast.“ Außer seine Klassenzimmerfantasien mit dir, natürlich, dachte Byakuya verägert. „Renjis ‚Auf geht’s: Shikai‘ Teil 2 hätte vor 3 Tagen auf meinem Schreibtisch sein sollen und, natürlich, ist er jetzt dazu übergegangen, sich zu verstecken. Ich kann ihn nirgendwo finden“, sagte Hisagi. Er blickte zu den Häuserdächern hinauf, als hoffte er, Renji dort auszumachen. Dann fiel er hinter Byakuya in Gleichschritt, der sein Tempo erhöht hatte, um weitere Gespräche zu vermeiden. Hisagai fuhr mit einem Seufzen fort: „Es ist so schwer, Andere für Artikel zu überreden – nun ja, immerhin ist nicht viel Zeit. Ich denke nicht, dass sie bereit sind, ein Gegenstück für die Zeitung zu schreiben? Wie wäre es mit ‚Auf geht’s: Bankai‘?“ „Wie wäre es mit ‚Auf geht’s: Vergiss es‘?“, sagte Byakuya. „Ja, nun ja. Ein Versuch war es wert“, Hisagi zuckte mit den Schultern. Er wandte sich in die Richtung seiner eigenen Division ab und winkte zum Abschied, was allerdings nicht viel mehr als ein Schütteln seiner Finger war. „Also wenn sie Renji sehen, sagen sie ihm bitte, dass ich diesen Artikel aus ihm herausbekomme, egal wie. Selbst wenn ich Tag und Nacht mit einer Peitsche hinter ihm stehen muss! Kein Bier mehr und kein nächtlicher Ausgang, bis ich meinen Artikel bekomme!“ Eine… Peitsche? Nächtlicher Ausgang? Nein. So sehr ‚nein‘. Tatsächlich war alles, was Byakuya tun konnte, nicht zu keifen: ‚Du wirst dich nicht mehr in die Nähe meines Renjis wagen‘. Stattdessen nickte er nur steif und sagte leise: „Glaube mir, ich werde mit ihm reden, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.“ Als Byakuya zur Division zurückkam, herrschte dort… Chaos. Zumindest schien es ihm so, denn plötzlich brauchten alle irgendetwas von ihrem Kommandanten. Woher sollte er denn wissen, wo die Anforderungsformulare aufbewahrt wurden? Ohne Zweifel waren sie dort, wo Renji sie normalerweise aufbewahrte. Nein, er hatte keine Ahnung, wo sie vielleicht sein könnten. Hatte er eine Meinung über die Reihenfolge der Trainingseinheiten? Sicherlich konnte da auch jemand anderes etwas zu sagen. Aber er konnte das nicht sagen, oder? Also traf er die entsprechenden Entschlüsse. Doch wenn er das tat, hatte Byakuya das starke Gefühl, durch all die zusammengezogenen Augenbrauen und ausdruckslosen Blicke, dass es nicht das war, was Renji entschieden hätte. Folglich könnte er auch komplett falsch liegen, doch niemand von ihnen wagte sich, etwas zu sagen. Nein, er wünschte ganz sicher nicht, zwischen zwei streitende, ranglose Soldaten zu treten, doch zumindest war es schnell gelöst, indem er ihnen einen ernsten Blick zu warf, sodass die beiden erzitterten, sich entschuldigten und versprachen, sich zu benehmen. Wie in aller Welt konnte Renji Tag ein und Tag aus damit umgehen? Byakuya fand endlich einen Grund, zu verschwinden. Es war ein Auftrag, weit unter seinem Rang, doch wenn niemand mutig genug war, die monatlichen Karten aus der ‚Vorschlagsbox‘ zum Generalkommandanten zu bringen, hatte Byakuya ganz sicher die Fähigkeiten, den Hügel hinaufzugehen und hatte noch nicht einmal einen Hauch von Angst dem Vizekommandanten der Ersten gegenüber. Außerdem konnte es als Arbeit für die Division gewertet werden. Er drückte sich also nicht vor seinen Pflichten. Und er lief auch nicht weg, auch wenn er mit Shunpo aus dem Haupttor der Division trat, um sicherzustellen, dass niemand nach seinem Ärmel greifen konnte. Es war ein Zeichen für die hektische Energie im Büro des Vizekommandanten, dass im Vergleich die Straßen ruhig erschienen. Byakuya mochte es zu denken, dass die Nachbarschaft um der Sechsten herum die Persönlichkeit der Division widerspiegelte. Folglich war es eine vielseitige Kombination aus Würde und Ungestüm. Die Handelsleute, die in der Nähe der Division lebten, waren meist höchst talentierte Maurer, Baumeister und Zimmerleute. Sie alle hatten Familien, arbeiteten hart, lebten vorwiegend ruhige, manierliche Leben – außer zu dieser Zeit des Tages, wenn sich viele bei den Akachōchin mit den roten Laternen sammelten, laut lachten und sich gegenseitig gutmütige Neckereien und Spitzen zuwarfen. Alleine den Geräuschen der Taverne zuzuhören ließ Byakuya Renji so heftig vermissen, dass es bereits wie ein körperlicher Schmerz war. Vielleicht hätte er doch bei Ukitake bleiben sollen. Die Gerüche, die von der Kneipe kamen, erinnerten ihn, dass er sein Mittagessen ausgelassen hatte und es war nicht so, als würde er nicht verstehen, wie es sich anfühlte… komplett zu sein – nein, das minderte die Größe von beiden Seiten… vielleicht verbessert? Erhaben? – alleine von einem Partner. Byakuya atmete laut aus. Sein Reiatsu breitete sich reflexartig aus, um Renji als seinen Fels neben ihm zu suchen, nur um Leere zu finden. Ah, was würde Byakuya dafür geben, Renji nun hier zu haben, diese lächerlich langen Beine, die ihn laufen ließen, als würde er prahlen. Zu sehen, wie die untergehende Sonne die rubinroten Haare in ein lebendes Feuer verwandelte. Die Weise, wie die dunklen Linien seiner Tattoos jeden Gesichtsausdruck wilder und intensiver wirken ließen. Und doch, trotz all dem, wie einfach er lachte, wie schnell er lächelte und wie erhebend seine Präsenz war. Es war niemals schwierig, mit ihm zu sein, denn Renji schien von Natur aus zu verstehen, wann er ihm Raum lassen und wann er die Stille füllen sollte. Wie es niemand anderes gekonnt hatte, seit Hisana. Manchmal fragte sich Byakuya, ob er besorgter darüber sein musste, Renji zu früh zu verlieren, wie es bei Hisana gewesen war. Doch das Gefühl blieb nie lange. Da war kaum jemand widerstandsfähiger, als Renji. Natürlich konnte dieser närrische Pavian sehr einfach sterben, weil er seine eigenen Fähigkeiten überschätzte, doch seltsamerweise tröstete dieses Szenario Byakuya. Wenn Renji gerade jetzt brüllend und kopfüber in den sicheren Tod stürmte, wusste Byakuya, dass Renji genau so sterben würde, wie er es wünschte – mit dem Schwert in der Hand und das Schicksal mit einem Schnauben auf den Lippen herausfordernd. Und auch wenn Byakuya glaubte, dass er vermutlich niemals mehr lieben konnte, würde er zumindest Frieden in einem solchen Tod von Renji finden. Übermäßiges Selbstvertrauen. Es würde seine eigene Belohnung oder Fluch sein, je nach Ausgang. Nein, die Sache, die Byakuyas Eingeweide in seinem eisigen Griff hatte, war Rukias Tendenz, nicht auf ihre eigene Stärke zu vertrauen. Es war kein wirkliches Wunder, dass sie Bankai nicht erreicht hat. Wenn er Sode no Shirayuki wäre, würde er sich sehr betrogen fühlen von Rukias Bereitschaft, ihr Zanpakutō in einer Krise abzugeben. Es wortwörtlich an einen untrainierten Menschen abzugeben, statt nach ihm zu rufen? Diese Situation musste wirklich schrecklich gewesen sein. Dennoch war es dieser seltsame Impuls von Rukia, dieser tiefliegende Mangel an Selbstvertrauen, der Byakuya bis ins Mark verängstigte. Sie könnte so stark sein, wenn sie nur an sich selbst glauben würde. Byakuya fragte sich, ob etwas in Inuzuri das aus Rukia gemacht hatte, ihren Willen ein wenig gebrochen hatte. Auch hier wünschte er sich wieder, dass er sich Renji zuwenden und fragen konnte. Doch selbst Renji behielt viel von seiner Vergangenheit verschlossen in seiner Brust – selbst wenn es ihn so klar bestimmte. Renji hatte es nie geschafft, trotz Akademie und Jahrzehnten bei den Hofgarden, seinen Akzent zu verlieren oder seine Komplexe zu bewältigen. Er schien niemals komfortabel auf dem Anwesen oder wenn ihm irgendeine Art von Luxus präsentiert wurde. Das Letzte war besonders frustrierend für Byakuya, denn er schien, dass jedes Mal, wenn er versuchte, Renji ein Geschenk oder etwas Ähnliches zu machen, dass es ihm wieder um die Ohren flog. Hisana zumindest hatte sich erlaubt, sich verwöhnen und mit Juwelen behängen zu lassen. Renji… Byakuya konnte sich das noch nicht einmal wirklich vorstellen – wenn er Renji mit glitzerndem Flitter überhängen würde, würde er sich vermutlich sogar schlecht dabei fühlen, auch wenn er keine Ahnung hatte, warum. Als Byakuya die 1. Division erreicht hatte, legte er den Umschlag an den entsprechenden Platz. Vorher hatte er jedoch einem aufgeschreckten Vizekommandant Kira den Weg gezeigt, der offensichtlich auf der gleichen Mission war. „Fühlt sich Vizekommandant Abarai nicht gut?“, fragte Kira, als sie gemeinsam nach draußen gingen. „Er ist auf Mission.“ Kira zuckte zusammen und ein dunkler Schatten glitt an seinen Augen vorbei, bevor sein Gesichtsausdruck härter wurde. „Hueco Mundo“, vermutete er. Dann ballten sich seine Fäuste an seinen Seiten und er flüsterte, fast wie ein Fluch oder vielleicht sogar einem Gebet: „Gin.“ Byakuya nickte, wusste nicht, was er sonst antworten sollte. Als Kira ging, wünschte er sich nur, dass er von dieser Art von Personen war, die einfach fragen konnten: ‚Du kennst Renji seit der Akademie, wie war das so? Wie war er damals?‘ Doch offensichtlich war Kira in einem sehr… intensiven Gedanken über seinen früheren Kommandanten verloren. Und trotz seiner kühnsten Wünsche, manchmal, war Byakuya nie einer von dieser Sorte. Also kehrte Byakuya zu seinen eigenen Gedankengängen zurück. Er bemerkte, dass die Lichter in den Laternen nun angezündet wurden und dachte, dass er besser mit Blitzschritt zur Division zurückkehrte, bevor er den komplette Tag mit seinen Grübeleien und Schmachten nach Renji verbrachte. Er hielt kurz beim Anwesen, um etwas zu Abend zu essen und dann zur Division zurückzukehren. Sicherlich würde die Nachtschicht weniger chaotisch werden? Er konnte es nur hoffen. Byakuya trat am Hintereingang des Anwesens, dem Eingang der Dienerschaft, aus dem Shunpo. Es war die nahegelegenste Tür und auch wenn Byakuya überlegte, schnell zur Front zu gehen, sah er keinen Grund, warum er sich nicht einfach für diesen Weg entscheiden konnte. Er öffnete die Tür, nur um mit Seichi, Renjis Bruder, zu kollidieren. Seichi schien bereit, zu zetern oder zu keifen, doch dann schaute er Byakuya kurz an, seine Augen wurden beim Anblick des Kenseikan und dem Haori groß und er fiel auf die Knie. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung!“ Ein törichter Impuls überwältigte Byakuya und er überraschte sich selbst, als er sagte: „Leiste mir beim Abendessen Gesellschaft. Ich möchte über Renji sprechen.“ Seichi sah… in die Enge getrieben aus, doch er sagte: „Ähm, ok.“ Byakuya nickte. Wenn er nicht mit Renji über seine Vergangenheit reden konnte, dann könnte er zumindest etwas durch seinen Bruder herausfinden. „Folge mir.“ Seichi aß genauso wie sein Bruder, mit Feuereifer und scheinbar endlosem Appetit. Es war sowohl faszinierend als auch ekelerregend, das zu beobachten. Byakuya hatte seine Portion bereits vor eine Weile aufgegessen. Er hatte sich etwas zurückgesetzt und nippte an seinem Tee, während er versuchte, zu formulieren, was genau er sagen wollte. Kaum ein Wort hatten sie beide ausgetauscht, seit der Tisch gedeckt worden war. Vorher hatte er nur ein paar gegrunzte Antworten auf Fragen wie ‚Hast du dich gut eingelebt?‘ und andere Höflichkeiten bekommen. Byakuya musste feststellen, dass nun wo Seichi hier war, er keine Ahnung hatte, wie er mit ihm reden sollte. Am Ende war es Seichi, der zuerst sprach. Vielleicht hatte er Byakuyas Blick auf sich gespürt, doch seine Essstäbchen verlangsamten ihr konstantes Schaufeln lange genug um „Was?“ zu fragen. Als Byakuya nicht direkt antwortete, setzte sich Seichi etwas auf, ließ seine Essstäbchen im Schoß ruhen und sagte: „Richtig. Ich meine, natürlich möchten sie etwas. Ich meine, ich esse am Tisch des Kommandanten, das ist eine Sache. Also, was schulde ich ihnen?“ Schulden. Solch ein gewichtiges Wort, doch es schien nie weit Weg in Seichis Gedanken. Auch wenn diese Situation tatsächlich eine solche war. „Nur ein paar kleine Informationen“, sagte Byakuya. Er hielt die Teeschale in seinen Händen, um sich zu wärmen. Eishirō, der offensichtlich dieses Treffen missbilligte, hatte ihr Abendessen in das sehr formale ‚Kriegszimmer‘ verlegt. Samurai und Oni kämpften auf den Wänden um sie herum. Der große und ausgedehnte Raum mit der Kirschbaumholzdecke strahlte ernste Leere aus und war sehr kalt und hallte. „Ich bin neugierig, an was du dich von Renji in seiner Jugend erinnern kannst.“ „Heh“, Seichi begann wieder, an den restlichen eingelegten Pflaumen zu knabbern. „Der Renji, den ich gekannt habe, war ein Dieb und Dreckskerl. Nicht viel größer, als ich jetzt bin, doch mit einer großen Klappe und bissig wie eine Viper.“ Byakuya wunderte sich über Seichis Wortwahl bei der Beschreibung. Wusste er von Zabimarus Schlangenschwanz? Es war auch schwer, sich vorzustellen, dass Renji jemals so klein gewesen war wie Seichi. Seichi war so klein, dass er schon fast wie ein Kind aussah, auch wenn es so schien, als würde er etwas in die Höhe schießen, nachdem er nun schon länger aus dem Gefängnis geholt worden war. Die Sonne hat einen Glanz in das sonst so fahle Gesicht gebracht und die Arbeit im Garten begann, Muskeln bei ihm aufzubauen, welche unter seinem Yukata leicht zu sehen waren. Es war vielleicht Einbildung, aber er schien auch ein paar Zentimeter gewachsen zu sein. „Ansonsten war er, denke ich, derselbe. Hat immer seine Haare hochgebunden, wenn sie zu lange waren“, sagte Seichi mit einem Kopfschütteln, als könne er Renjis Modegeschmack nicht ganz nachvollziehen. Er bediente sich noch einmal an den Pflaumen, lachte zu sich selbst, als er sagte: „Ich habe ihn immer aufgezogen damit, dass er so hart versuchte, hässlich zu sein. Denn er wusste, wie süß er war, wenn er sie offen trug. Doch man kann nicht die Abarai-Gang anführen, wenn man wie ein Bish aussieht, richtig?“ Seichi blickte zu Byakuya auf und fügte hinzu: „Oh, nichts für ungut.“ Byakuya benötigte einige Minuten um die Puzzleteile zusammenzurücken und zu verstehen, dass ‚Bish‘ vermutlich eine Kurzform für Bishōnen war. Doch wie er das auf sich selbst beziehen konnte, kam ihm nicht in den Sinn. Wenn überhaupt war er ganz sicher eher ein Biseinen, da er ein Knabenalter bereits vor längerer Zeit hinter sich gelassen hatte. Wie auch immer, Seichi schien besorgt, dass er sich falsch verhalten hatte, also winkte Byakuya seine Sorge weg und sagte: „Schon gut.“ Als Seichi fortfuhr, die Teller und Körbe nach weiteren Resten zum Verschlingen zu durchsuchen, nippte Byakuya weiter an seinem Tee. „War es das, was sie wissen wollten?“, fragte Seichi mit dem Mund voller Reis. Es war ein Wunder, dass er nie eines dieser langen, lapprigen, blonden Dreadlocks verschluckte, die immer in seinem Gesicht hingen. Er trug immer noch das Bandana, welches Renji ihm gegeben hatte, um sein Stirntattoo zu verdecken. „Ich meine, nach welcher Art von Information suchen sie? Ich werde ihn nicht verpetzen, wissen sie. Ich habe den Abarai-Schwur geschworen. Wir sind Brüder.“ „Ich möchte nichts dergleichen“, sagte Byakuya, doch er war dankbar zu hören, dass Seichi nicht die Absicht hatte, irgendein Detail von Renjis krimineller Vergangenheit preiszugeben. Das Letzte, was Byakuya wollte war, dass Tante Masama Wind von der ganzen Sache bekam und es Renji anhängen konnte. „Also was möchten sie?“, sagte Seichi, schaute noch ein zweites Mal und bemerkte, dass immer noch keine Reste vom Fisch unter dem Korb zu finden waren. „Ich meine, dieses Essen muss ein Vermögen gekostet haben. Außerdem kümmern sie sich schon eine lange Zeit um mich. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber ich möchte nicht, dass etwas davon auf Renjis Konto geht, wissen sie? Also nehmen sie sich, was sie von mir wollen, haben sie verstanden?“ Das hatte Byakuya ganz sicher nicht. „Tut mir leid, was?“ Schamesröte breitete sich über Seichis Nase aus und er blickte in seinen Schoß. „Ich habe gesehen, wie Renji bezahlt. Ich sage, ich bin derjenige, der ihnen dafür etwas schuldet. Nicht er.“ Byakuya hatte komplett den Faden des Gesprächs verloren. „Renji bezahlt für nichts. Worüber redest du?“ „Zwing mich nicht dazu, es zu sagen, du Bastard“, wisperte Seichi durch zusammengebissene Zähne. Sein Gesicht wurde blass und er begann zu zittern. Was ging hier vor sich? Und warum war er plötzlich ein ‚Bastard‘? „Das musst du jedoch. Ich habe keine Hoffnungen, dass ich es sonst verstehe.“ „Schau“, begann Seichi, nachdem er tief durchgeatmet hatte. „Ich weiß nicht, welchen Zusatzhandel Renji gemacht hat, um mich aus dem Knast rauszuholen, aber sie müssen ihn heftig getroffen haben, um ihn zu verletzen. Ich sage, hören sie auf.“ Seichi riskierte einen Blick zu ihm, seine Augen waren voller Feuer. „Es wird mich vielleicht umbringen, aber es ist nicht richtig, dass er die Schläge für mich einsteckt… oder auf seinen Knien bezahlen muss.“ Byakuya öffnete seinen Mund, doch noch nicht einmal Luft kam heraus, so perplex war er. Sein Verstand war so aufgewühlt, dass sich Byakuya darauf konzentrieren musste, normal zu atmen und sich eine Schale Tee einzuschenken. Endlich war er in der Lage, zu sprechen: „Du missverstehst die Situation.“ Doch Byakuya hatte keine Ahnung, wie er es richtig erklären sollte, immerhin trafen sie sich nicht für ein paar Getränke in einer Kneipe. Byakuya hatte getrunken, doch er hatte Renji befohlen, sich im Büro auszuziehen. Das war kaum das, was unter ‚er hat es sich ausgesucht, an meiner Seite zu sein‘ zu verstehen war. Mit einem Seufzen wählte Byakuya die Wahrheit – zumindest die Wahrheit, die er kannte: „Die Dinge haben unausgewogen angefangen, doch das ist nicht, wie ich es am Ende haben möchte. Wenn es in irgendeiner Weise ein Konto gibt, dann diese Art von Austausch, die typisch bei Paaren sind. Natürlich erwarte ich gewisse Dinge von Renji, doch er tut dasselbe bei mir. Das Einzige, was ich mir beim Handel mit dir erhoffe ist, dass Renji glücklich ist.“ „Und was ist dann all das hier?“, fragte Seichi und deutete dabei auf die leeren Teller. „Was mache ich hier?“ „Um ehrlich zu sein, vermisse ich Renji. Ich hatte gehofft, deine Geschichten über ihn würde mein Unbehagen für eine Weile lindern.“ Seichis Gesicht war knallrot. Ironischerweise erinnerte Byakuya die Farbe an Renjis Haare. „Oh. Oh scheiße, ernsthaft?“ „Ziemlich“, sagte Byakuya und war nicht in der Lage, das kleine Lächeln auf seinen Lippen zu verstecken. „Oh, nun ja, ähm… Ok, ich denke, ich kann ihnen über dieses eine Mal erzählen, als Renji dachte, es wäre eine gute Idee, wenn…“ Kapitel 14: Stories and Insights -------------------------------- Die meisten von Seichis Geschichten beinhalteten irgendeine hirnverbrannte Idee, um an Essen oder Wasser zu kommen, und wenn waghalsiges Draufgängertum gefragt war, Renji in diese Rolle trat und irgendwie nicht starb oder verhaftet wurde, auch wenn nur knapp. Seichi fand diese Geschichten unglaublich amüsierend. Byakuya hingegen empfand sie als unglaublich nervenaufreibend, trotz dem Wissen, dass Renji nicht doch ein Gliedmaß oder sein Leben verloren hatte. Oder für den Rest seines Lebens im Gefängnis verrottete. Eishirō brachte einen großen Teller mit Uirō in allen möglichen Geschmacksrichtungen: Erdbeere, Yuzu, Marone, Grüner Tee und, wenn man vom Teufel sprach, roter Bohnenpaste. Der Tee wurde gegen frischen ausgetauscht und, bevor Eishirō ging, bestellte Byakuya einen zweiten Teller, da er wusste, er würde in kürzester Zeit verschlungen werden. Seichi zögerte nicht einmal, als er sich bediente. Byakuya hatte das Gefühl, dass wenn sie gleichzeitig nach derselben Süßigkeit griffen würden, Seichi seine Hand wegschlagen würde. Also wartete er, bis Seichi seinen Teller gefüllt hatte. Es war weit mehr als Unhöflich, einen Kuchiki zurückzustellen, aber woher sollte es Seichi gelernt haben? Seichi war, wie es sich angehört hatte, von Inuzuri direkt ins Gefängnis gegangen. Nicht wirklich ein Aufschwung auf der Leiter der sozialen Gesellschaft. Außerdem musste Byakuya das so nicht mehr lange durchleiden. Er war all dem müde geworden und würde sich bald entschuldigen. Überraschenderweise war Seichi ein ziemlich unterhaltender Geschichtenerzähler, mit einem angenehmen, komischen Timing, aber manchmal rutschte er so tief in Slang und Geheimsprache ab, dass Byakuya jegliches Gefühl für die Geschehnisse verlor. Außerdem waren die Geschichten nicht sonderlich erleuchtend. Renjis Leben muss ungefähr genauso gewesen sein, wie Byakuya das erwartet hatte: ein brutaler und endloser Kampf. Doch bevor Byakuya ein höfliches Geräusch von sich geben konnte, blickte Seichi von seinen Süßspeisen auf. „Süßes, huh? Sie fahren die schweren Geschütze auf. Ich denke, das bedeutet, dass es Zeit ist, um Details über Renjis Liebesleben auszuspucken, eh?“ Byakuya konnte sein überraschtes Luftholen kaum verbergen. „Aber ihr wart so jung. Sicher gibt es da nicht zu erzählen.“ Seichi warf Byakuya einen belustigten Blick zu. Er hob eine Augenbraue und fragte: „Sie sagen, ihr Adligen leben nicht so lange wie wir Straßenratten? Denn Renji ist ein bisschen älter, als er aussieht, wissen sie?“ Idiot. „Ja, dessen bin ich mir bewusst.“ „Nun ja, er war kein Mönch“, sagte Seichi. „Denken sie, er hätte die ganzen Jahre verbracht, ohne einen einzelnen Fick?“ Die Furche zwischen Byakuyas Augenbrauen wurde tiefer. Um ehrlich zu sein hatte Byakuya nicht in Erwägung gezogen, dass Renji viel Zeit für ein Sexleben gehabt hatte, wenn man bedachte, was für ein Leben er geführt hatte. Trotz dem, was Seichi sagte, waren sie nur etwas mehr als Kinder und Bykauya hätte gedacht, dass die tägliche Plagerei um Essen und einen Unterschlupf zu finden, Renji für alles andere zu sehr erschöpft hätte. „Also gut“, sagte Byakuya, schenkte sich selbst eine weitere Schale Tee ein und nahm sich einen Uirō mit Maronengeschmack. „Sei dir jedoch bewusst, dass eine Liste von Eroberungen bedeutungslos für mich ist. Ich werde wohl kaum einen der Leute kennen, falls jemand davon noch lebt.“ Er dachte an seine Interaktion mit Vizekommandant Hisagi zurück und fügte hinzu: „Viel mehr würde mich interessieren, ob Renji einen bestimmten Typ hatte. Wenn du irgendwelche Informationen darüber hast, welche Art von Beziehungen er mit seinen Liebhabern führte, wäre das ebenfalls interessant.“ Seichi hörte zu und nickte. Doch statt auf Byakuyas Frage zu antworten, sagte Seichi: „Sie sind schwer zu lesen, Kuchiki. Manchmal bin ich mir ziemlich sicher, dass sie in Renji verknallt sind und dann sagten sie so kalkulierten Mist wie das und ich denke mir, nah, er hält Renji nur als Haustierchen.“ So groß die Versuchung war, er sagte dennoch nicht: ‚Nun ja, er sieht gut mit einem Halsband aus.‘ Stattdessen hob er nur die Schultern. „Dein Bruder würde jeden Mann bekämpfen, der versucht, ihn zu unterwerfen.“ „Ich habe gehört, dass er ziemlich heftig gegen sie gekämpft hat.“ „Das hat er“, stimmte Byakuya zu, da er nicht wusste, was er neben dieser Bestätigung hätte sagen können. Seichi schielte zu Byakuya, als würde er hoffen, etwas in seinem Gesicht lesen zu können. Doch da Byakuyas Ausdruck teilnahmslos wie immer war, gab Seichi schließlich auf und schüttelte seinen Kopf. „Schauen sie, wie jetzt gerade? Ich habe keine Ahnung, wie ich das verstehen soll. Vielleicht sagen sie, er ist ihr Haustier oder sie sagen ‚ja, wir haben gekämpft, na und?‘ Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Sie erinnern mich an diesen guten Nachbarn, mit dem ich zu tun hatte, nachdem ich das letzte Mal auf freiem Fuß war. Er war gewieft wie sie, unmöglich zu enträtseln. Nur statt einer harten, leeren Maske wie sie, trug er immer ein kaltes Lächeln.“ Seichi erschauderte theatralisch. „Ja, er grinste immer dieses scheiß gruselige Grinsen.“ Byakuya schnaubte beinahe in seinen Tee. „Immer?“ „Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn man ihm erzählt hätte, dass sein Lieblingswelpe Tod getreten wurde, hätte er irgendetwas abgrundtief Seltsames gesagt und hätte weiter gegrinst.“ Das klang auffallend nach Gin. Lieber Gott, könnte es mehr von ihnen geben? „Hatte er zufällig silbernes Haar?“ „Ja, seltsame Sache. Das war auch sein Name. Silber.“ „Gin“, wiederholte Byakuya. „Du sagtest, er hat euch unterstützt?“ „Quasi“, sagte Seichi und sah plötzlich nervös aus, als wäre er sich nicht sicher, ob er noch mehr sagen sollte. „Hat vielleicht ein oder zwei Projekte finanziert.“ „Ein Projekt? Wie der Überfall auf meine Patrouille?“ „Nein“, sagte Seichi, doch er blickte Byakuya nicht mehr in die Augen. „Mehr wie, dass er ein guter Nachbar war. Hat mir aus einer kleinen, finanziellen Situation geholfen.“ „Du sagst, dass Gin nichts mit dem Überfall zu tun hatte?“, sagte Byakuya und fixierte Seichi mit seinem Blick. „Ich habe diesen Ninja-Typen alles über den Überfall erzählt.“ „Ich habe es so verstanden, dass du ihnen gar nichts gesagt hast.“ „Nun ja, richtig“, sagte Seichi und sah dabei ziemlich elendig aus. Er blickte sich um, als wolle er herausfinden, welchen Wandschirm er zur Seite schieben musste, um aus dem Raum zu gelangen. „Denn hab‘ keine Ahnung von nichts.“ Ohne jeden Zweifel sprachen Seichis grammatikalische Fehler Bände. Dennoch war Byakuya kein ausgebildeter Fragensteller. Wenn die Besten der zweiten Division es nicht geschafft haben, Seichi seine Geheimnisse zu entlocken, dann bezweifelte Byakuya, dass er es schaffen konnte. Außerdem war es weitaus interessanter zu hören, dass Gin Ichimaru sich als Yakuza-Boss maskiert hatte der, wenn man Seichi glauben konnte, offensichtlich Geld für einige heruntergekommene Leute ausgeteilt hatte. Zu welchem Zweck, fragte sich Byakuya. Doch es war auch möglich, dass Gin wahllos Geld ausgeteilt hatte, mit dem Gedanken, dass es die Distrike destabilisieren könnte, wenn man Unruhestifter im Rukongai finanzierte. Gin musste sich gefühlt haben, als hätte er den Jackpot gewonnen, als er Seichis Nachnamen gehört hatte. Nun schien es sehr offensichtlich, dass Aizen und sein Gefolge in vielen Dingen draußen im Rukongai involviert waren, doch das Rätsel um den Überfall und dem Shiba-Betrüger blieb weiter bestehen. Da er keine Antwort erwartete, entschied sich Byakuya, zu fragen: „Hast du Gerüchte darüber gehört, dass Kaien Shiba in den Rukongai zurückgekehrt sei, um eine Revolution anzuführen?“ Seichis Gesicht sagte Byakuya viel. Bei der ersten Erwähnung wurde Seichi blass, seine Augen groß und geschockt, doch nach einem Herzschlag erhärtete sich sein Gesicht und die Fäuste kräuselten sich in den Yukata der Angestellten der Kuchiki, den er trug. „Shiba sind gute Leute“, war alles, was er sagte. Byakuya sagte nichts dazu. Wie könnte er auch? Sie waren Gesetzlose und von ihren Rängen entfernt worden. Wie so viele der ersten wahren Familien, Shihōin mit eingeschlossen. Und alle erst kürzlich. Wenn Byakuya nicht vorsichtig war, würde er Aizens Hand in jeder Tragödie, jedem Unglück sehen. Stattdessen sagte er: „Wenn du Kaien Shiba gefolgt bist, bist du auf einen Betrüger oder eine Illusion hereingefallen.“ Zu Byakuays Überraschung zuckte Seichi mit den Achseln. „Interessiert mich nicht. Da gab es auch Gerüchte drum. Dass Shiba tot war und dieser Typ aus der Hölle oder sonst woher kommt. Wen interessierts? Ich hätte mich auch einem tanzenden Stück Scheiße angeschlossen, wenn es die Dinge gesagt hätte, die der Typ gesagt hat.“ Seichi blickte zu Byakuya hinauf und ihre Augen trafen sich. „Ähm, nicht dass ich irgendwem gefolgt wäre.“ „Natürlich nicht“, antwortete Byakuya, doch es war überaus offensichtlich, dass Seichi tatsächlich dem Shiba-Betrüger gefolgt ist. Und die Zweite hatte keinen Wort aus diesem Mann herausbekommen? Vielleicht sollte Byakuya Yoruichi sagen, dass ihr Schützling friedvollere Methoden ausprobieren sollte, um die gewünschten Informationen zu bekommen. „Also wollen sie jetzt von Renjis Liebhabern hören oder nicht?“, fragte Seichi und versuchte damit zweifelsohne das Thema zu wechseln.“ Byakuya hob eine Hand, deutete Seichi, dass er anfangen konnte, wenn er wollte. „Richtig, nun ja. Sie wollten hören, ob er ein bestimmtes Beuteschema hatte? So wie ich ihn damals kannte, hätte ich gesagt ‚atmend‘.“ Ein Stich von etwas – Ekel? – durchzog Byakuyas Magen für einen Moment, bevor er das breite Grinsen in Seichis Gesicht sah. Ah, Seichi ärgerte ihn absichtlich. Nun ja, er konnte dieses Spiel auch spielen. „Ah, hervorragend“, sagte Byakuya. „Das macht die Wahl eines Dritten für unsere Spiele viel einfacher.“ Seichi erschrak. Unbewusst hob er drei Finger und formte wortlos mit dem Mund ‚Drei?‘ Byakuya fuhr fort: „Machen Geschlecht und Aussehen wirklich kein Unterschied?“ „Ich…“, Seichi sah ehrlich verärgert aus, dass er so verlegen wurde. Er beugte den Kopf und gab endlich zu: „Ich habe keine Ahnung. Er hat so etwas für sich behalten.“ Doch dann schien sich Seichi gesammelt zu haben, seine Brauen zogen sich zu einem missmutigen Stirnrunzeln zusammen, als er ausspie: „Doch ich weiß mit Sicherheit, dass Renji die Allee gehasst hat. Er ging nur dorthin, wenn es uns nicht gut ging und wir wirklich verzweifelt waren. Also bin ich verdammt noch mal überrascht, dass er für sie auf die Knie geht.“ Bei dem Wort ‚Allee‘ war Byakuyas Herz beinahe stehen geblieben. Doch dann realisierte er, dass Seichi irgendeinen Ort in Inuzuri meinte. Byakuya erinnerte sich daran, dass Renji einmal etwas davon erzählt hatte, dass man sich in irgendeiner dunklen, Hintergasse selbst verkaufen konnte. Das war, wie Byakuya sich plötzlich erinnerte, Renjis Hauptgrund von seiner Ablehnung gewesen, einen Jungen aus dem Teehaus für ihren Dreier anzuheuern. „Und doch tut er es“, sagte Byakuya kühl. „Was machst du daraus? Hast du so wenig Respekt vor deinem Bruder, dass du denkst, er würde sich mir widerwillig beugen?“ Seichi schaute sein Essen an, als würde es ihn plötzlich krank machen. Dann sprang er auf die Füße. „Ich wette, sie haben es niemals tun müssen, also wissen sie nicht, wie es ist. Aber ja, natürlich tue ich das! All die Macht, alles! Manchmal hat man keine Wahl, als sich zu beugen, damit man nicht zerbricht. Ich habe Renji krabbeln und kriechen gesehen, damit der Rest von uns nicht sterben musste! Sie können nicht wissen, wie es ist mit dieser Art von Schmerz und Schande zu leben! Natürlich hat er es getan! Er hat alles getan, damit wir überleben! Hätten wir alle!“ Byakuya musste sehr mit sich kämpfen, um nicht zu sagen ‚schreie mich nicht an‘ und nicht sein Reiatsu dafür zu nutzen, Seichi zum Sitzen zu zwingen. Immerhin würde das nur Seichis Standpunkt untermauern. Und… seltsamerweise begann Byakuya etwas über Renji zu verstehen. Endlich. Vielleicht, wenn man nichts hatte, war einem manchmal noch nicht einmal Ehre und Stolz erlaubt. Das war, warum Renji oftmals so schlecht reagierte, wenn er unten gehalten wird… als wäre es eine gewohnte, ungewollte Erfahrung unter den niederen Klassen, gezwungen zu sein, so etwas Wertvolles für eine Seele wie Stolz, aufzugeben. Das war, warum Byakuya nach Erlaubnis fragen musste. Immer. Byakuya sagte leise: „Danke für deinen Einblick. Du hast etwas sehr Wichtiges erklärt.“ Seichi blinzelte, sein Ärger verschwand mit einem Schlag. „Huh? Oh. Ähm, gern geschehen?“ Würde es Seichi umbringen, ein ‚Herr‘ oder ‚mein Herr‘ hinzuzufügen? Byakuya öffnete seinen Mund, um das zu fordern… doch er hielt sich selbst auf. Vielleicht würde es ihn ein wenig umbringen. „Ich muss zu meiner Arbeit in der Division zurückkehren“, sagte Byakuya. Sein Kopf versuchte immer noch den neuen Einblick zu enträtseln, als er aufstand. „Entschuldige mich.“ Als er an Seichi vorbei ging, bemerkte er, dass Seichi sich verbeugte, wenn auch nur ein bisschen. In der Division war es während der Nachtschicht ruhiger. Byakuya musste nur ein paar Mal im Büro des Vizekommandanten vorbeischauen. Der Rest des Abends verbrachte er in seinem Büro und holte bei seiner Schreibarbeit auf. Zumindest scheinbar. Das war schon das zweite Mal, dass sich Byakuya dabei ertappte, dass er aus dem Fenster und in Richtung Mond starrte. Die Tinte an seinem Pinsel war trocken, da er bereits zu lange über dem Dokumente geschwebt hatte, während seine Gedanken zu seinem gewissen, tätowierten Rotschopf abdrifteten. Genauer gesagt hatte sich Byakuya Renjis kraftvolle Arme vorgestellt und einen dieser seltenen Momente, wenn Byakuya sich selbst erlaubt hatte, von ihnen gehalten zu werden. Byakuya wusch die verkrustete Tinte aus seinem Pinsel und trimmte die Borsten. Er dachte an Seichis Gefühlsausbruch und fragte sich, was genau passiert war, dass Renji ‚krabbelte und kroch‘ und für wen? Byakuya stellte fest, dass er denjenigen, der so etwas tat, ausfindig machen und ausweiden wollte. Doch vielleicht hatte das Renji bereits getan. Irgendwie bezweifelte Byakuya das. Vielleicht hätte sich Renji in der Elften die Zeit genommen, um alte Feinde zu jagen. Doch trotz der Weise, wie seine Vergangenheit ihn zu definieren schien, war Renji scheinbar nicht der Typ, der lebenslangen Groll hegte. Oder, falls er das tat, hatte Renji niemals diese Seite von sich Byakuya gezeigt. Wenn er niemals eine Revanche hatte, wie hatte er es meistern können? Vielleicht war es genug zu wissen, dass er dieser Welt entkommen war? War alles, was Renji wissen musste, dass er nun ohne weiteres einen Kleinkriminellen aus Inzuri besiegen konnte, wo er doch nun Zabimaru an seiner Seite hatte? Byakuya wusste, dass in Renjis Träumen manchmal seine Vergangenheit an die Oberfläche trat. Da waren einige Male gewesen, dass er rufend oder um sich schlagend aufgewacht war. Trotz all dieser Male – einer davon war direkt nach der Allee gewesen, erinnerte sich Byakuya – schien es ihn nicht konstant zu ärgern, da man Renji kaum als einen rastlosen Schläfer bezeichnen konnte. Neun von zehn Mal war er wie ein gigantisches, unbewegliches Objekt mit einer Neigung zum Schnarchen und Deckenklauen. Bei dem Gedanken legte sich ein Lächeln auf Byakuyas Lippen. Es war erstaunlich daran zu denken, dass Byakuya tatsächlich diesen heißen, sich ausbreitenden Pavian in seinem Bett vermissen würde. Dennoch war es ein Wunder, dass Renji in den meisten Nächsten so gut schlief. Wie kam es, dass er Frieden mit seiner Vergangenheit schließen konnte? Da war so vieles an Renji, das Byakuya nicht wusste. Byakuya war versucht, Kenpachi zu fragen. Kommandant zu Kommandant. Sie hatten eine seltsame Art von Frieden geschlossen, während sie gemeinsam im Dangai gewartet hatten. Byakuya schnaubte. Genauer gesagt, sie hatten es geschafft, nicht aktiv einen Kampf auszulösen, was schon so etwas wie ein ernsthaftes Friedensabkommen war. Wäre dieser Mann nur nicht so abscheulich. Es wäre interessant zu hören, was Kenpachi zu sagen hatte. Doch vielleicht war Kenpachi auch nicht so aufmerksam gewesen. Warum hätte er es sein sollen? Renji war nur der 6. Offizier. Byakuya hatte Probleme sich vorzustellen, dass Renji nicht aus der Menge herausstach, doch die ganze Elfte war so etwas wie ein mörderischer Zirkus. Also hat er vielleicht doch nicht so herausgestochen? Doch da gab es eine Person in der Elften, die Byakuya fragen konnte… Er beschwörte einen Höllenschmetterling und lud Yachiru zum Tee für den kommenden Nachmittag ein. Der Rest der Nachtschicht verging ohne viele Vorkommnisse. Es hatte sich herumgesprochen, dass der Kommandant die Pflichten des Vizekommandanten übernahm. Auch wenn der 4. Offizier gesagt hatte, dass in der Nacht Raufereien und gelegentliche betrunkene Befehlsverweigerungen gemeldet werden könnten, geschah so etwas in dieser Nacht, falls überhaupt, weit außerhalb der Divisionsmauern. Niemand wagte es, nach der Ausgangssperre zurückzukehren, ob nun nüchtern oder anders. Schlau. Denn da Renji weg war, musste Byakuya die Rolle spielen, die alle von ihm erwarteten. Die Strafen würden so hart, wie das Gesetz es erlaubte, ausfallen. Keine Ausnahmen. Und trotz dem tiefliegenden Gefühl, dass es ihnen recht geschehen würde, da sie seinen Namen beschmutzten, fühlte sich Byakuya nicht danach, heute jemanden in den Arrest zu schicken. Er war einfach nur froh, dass er es durch die Schicht geschafft hatte und seine Befehle mit nur ernsten Blicken und einem einzigen „Was glaubst du, was meine Entscheidung ist, wenn das tatsächlich so ist?“ Endlich fiel Byakuya ins Bett, selbst dafür zu müde, Renji zu vermissen. Er hatte nicht erwartet, von einer Yachiru geweckt zu werden, die auf seinem Bett herumsprang. „Yay! Du bist wach“, quiekte sie, als er sich blitzschnell aufrichtete und schon nach Senbonzakura griff. „Ich konnte nicht auf den Tee warten! Lass uns jetzt spielen!“ „Wie bist du überhaupt…?“, Byakuya stoppte sich noch beim Sprechen. Er wollte nicht wirklich wissen, wie es Yachiru immer schaffte, sich unbemerkt einen Weg durch Wache und Personal zu bahnen. Schlimm genug, dass sie scheinbar den Großteil der geheimen Gänge im Anwesen entdeckt hatte. „Bitte sag mir, dass der Kenpachi nicht bei dir ist.“ „Ken-chan schläft immer noch, Dummerchen!“ Gott sei Dank. Byakuya rieb sich das Gesicht, während Yachiru um ihn herum hüpfte und sprang, dabei aus vollem Hals irgendein kindisches Lied sang. „Du weißt, wo ich meine Spielsachen aufbewahre. Warum gehst du nicht schon einmal zur Bibliothek und guckst nach etwas, das du magst? Ich lasse Eishirō Frühstück für uns dorthin bringen.“ „Yay“, damit hüpfte sie davon. Byakuya ließ sich zurück aufs Bett fallen. Er hatte nicht vor, so früh aufzustehen. Die Nachtschicht hatte erst kurz vor Morgengrauen geendet. Von der Helligkeit her vermutete er, dass es nicht später als 7 oder 8 Uhr sein konnte. Das bedeutete, dass er nur ein paar Stunden Schlaf bekommen hatte. Doch da konnte er nichts gegen tun. Yachiru würde durch das Anwesen marodieren, wenn er ihr keine Gesellschaft leisten würde. Mit einem Seufzen kroch er unter der warmen Bettdecke hervor und klingelte nach Eishirō. Yachiru versteckte sich, wie er es früher getan hatte, unter dem Kotatsu, als Byakuya eintraf. Sie war klein genug, dass sie komplett darunter passte. Er hatte sie nur gefunden, da sie immer noch dieses nervige Lied sang. Sie hatte einen Kartenstapel Hanafuda herausgezogen und ausgelegt, bewunderte die handgemalten Bilder. Als er sie sah, musste Byakuya ein ‚Fass sie nicht an!‘ und den Drang unterdrücken, sie ihr zu entreißen. Es waren diese Karten, mit denen er so oft mit Hisana gespielt hatte. Und doch hatte er Yachiru gesagt, ein Spiel auszusuchen. Außerdem, was machten sie in ihrer Lackbox, außer Staub zu sammeln? Es war besser, dass jemand Gefallen an ihnen fand. Er setzte sich unter die Decke und wärmte seine Zehen, streckte einen Fuß aus, um Yachiru verspielt anzustupsen. Sie kicherte. Also tat er es wieder. Sie quiekte vor Freude und attackierte dann seine Fußsohle, kitzelte ihn. Als er ein kleines, schnaubendes Lachen herausließ, kam von Yachiru ein begeistertes „aha!“ und sie machte schnell ein Spiel daraus zu versuchen, dass Byakuya seine Fassung verlor. Doch Byakuya war viel zu geübt bei diesem besonderen Spiel, dass er schnell verlieren würde. Als Eishirō mit dem Tee kam, lenkte er gerade alle Attacken von Yachiru mit dem Aikido, das ihn Ukitake beigebracht hatte, ab. Ein paar Bücher waren aus den Regalen gefallen, die Spielkarten verstreut und die Decke vom Kotatsu verrückt. „Komm, lass uns das schnell für Eishirō aufheben“, sagte Byakuya. Byakuya erwartete oft von Yachiru, dass sie sich Aufforderungen widersetzte, da sie ein wildes Kind der Elften war, doch das tat sie nie. Sie warf sich auf das Saubermachen mit der gleichen, intensiven Fröhlichkeit, mit der sie alles anging. In weniger als einer Minute war alles wieder gerichtet und Eishirō konnte das Tablett mit Frühstück auf dem Kotatsu ablegen. Die Köchin hatte Tamagoyaki zubereitet, das nach Krabbe und Yamswurzel roch. Neben dem gewohnten Reis gab es auch eingelegte Gurke und Suppe, die ebenfalls mit Krabben aromatisiert wurden. Alles roch so gut, dass Byakuya nur eine kurze Danksagung über das Essen sprach und danach zuschlug. Nachdem er genug Tee getrunken hatte, dass Byakuya in dem Glauben war, dass er zusammenhängende Sätze formulieren konnte, fragte er: "Was hast du von Renji gedacht, als er in der Elften war?" "Renji?", Yachiru schaufelte noch mehr von dem Eingelegten in ihren Mund und zog ihr Gesicht zusammen, als würde sie sehr angestrengt nachdenken. Dann hob sie ihren Finger und verkündete dann mit feierlichem Ernst: "Seine Schultern sind gemütlich und hoch, aber durch diese buschigen Haare kann man zu schwer durchschauen!" "Ah, ja", sagte Byakuya und fragte sich, was ihn geritten hatte, als er dachte, Yachiru könnte ihm etwas Nützliches erzählen. "Renjis Haare sind sehr dick." "Es sieht lang aber besser aus als kurz." "Oh? Ich habe nicht gewusst, dass Renji sie jemals kurz getragen hat." "Einmal. Die Barracken waren voller Läuse. Jeder musste sich die Haare abrasieren. Wir sahen alle aus wie Billardkugel! Das war lustig! Es fühlte sich so ordentlich an, als es wieder wuchs. Stachelig! Außerdem haben wir alle zusammengepasst. Außer Yumi. Er hat geweint und geweint und Zeug in seine Haare gemacht, das eklig gerochen hat.“ Ja, Byakuya konnte sich vorstellen, dass Ayasegawa sehr verzweifelt gewesen sein musste. Ohne Zweifel würde er ebenfalls sicher stellen, dass so etwas niemals wieder passierte. Als er eine weitere Rolle der Eier-Krabbe-Yamswurfel-Mischung aß, spekulierte er: „Renjis Gesichttattoos müssen sehr... heftig ausgesehen haben, ohne Haare.“ „Renji sah aus wie ein Pirat“, nickte Yachiru. „Er hatte ein Tuch und hatte es um den Kopf gebunden.“ Sie tat so, als würde sie sich etwas am Hinterkopf zusammenbinden. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich einen großen, goldenen Ring für sein Ohr holen soll, aber er hat es nie getan.“ Sie schmollte etwas bei der Erinnerung. „Ich hätte daraus ein Befehl machen sollen.“ „Du solltest niemals leichtfertige Befehle geben“, sagte Byakuya und legte ihr noch ein paar Tamagoyaki auf ihren Teller. „Andernfalls werden deine Soldaten dir in der Hitze der Schlacht nicht folgen.“ „Du klingst wie Kenny.“ „Gott bewahre.“ Doch auf ihren Blick hin fügte Byakuya hinzu: „Aber dennoch ist es ein guter Rat. Wenn der Kenpachi etwas weiß, dann ist es über Kämpfer und Kämpfe.“ „Huh. Das klingt fast schon wie ein echtes Kompliment, Kuchiki.“ Kopfschmerz breitete es sich sofort zwischen seinen Augenbrauen aus, als er den Klang von dieser barschen Stimme hörte, die von der anderen Seite den Shoji-Schirme von Richtung Garten kam. „Da sind besser keine Löcher in den äußeren Mauern, Kenpachi, oder ich werde dafür sorgen, dass du für die Reparatur bezahlst.“ Ein Schnauben begleitete das Geräusch, von einem zur Seite geschobenen Wandschirm. Der bestialische Schatten von Kenpachi Zaraki mit seinen dämonenhaft gezackten Haaren und Glöckchen erstreckte sich über den Frühstückstisch. „Ich hätte ein paar Mauern zerstören sollen. Das hätte mehr Spaß gemacht. Es ist langweilig, wie deine Leute mich immer ohne Kampf reinlassen. Ich glaube, sie haben Angst vor mir.“ Eher, dass sie sich an ihre uralte Allianz erinnerten. Doch Byakuya würde das Kenpachi niemals erzählen. Kenpachi setze sich an ihren Tisch, als wäre er eingeladen worden. Er streckte seine Füße unter der Decke aus, trat Byakuyas Füße dabei zur Seite. Dann zog er sich den Servierteller vor sich und füllte ihn. „Wirst du den ganzen Tag hier bleiben, Yachiru?“, fragte Kenpachi. „Ich hab nur daran gedacht, in den Rukongai zu gehen. Ich brauche was zum Kämpfen.“ „Klingt spaßig! Ich komme mit dir!“ „Du lernst also nicht lesen oder so etwas?“ Kenpachi blickte zu Byakuya, der den Kopf leicht schüttelte, um die Frage zu beantworten. „Wie schaut es mit dir aus, Prinzessin? Ich hab gehört, du hast einen Teeladen kaputt gemacht. Möchtest du mit uns kämpfen?“ Byakuya wollte schon arrogant fragen: 'Was glaubst du, habe ich im Rukongai zu erledigen?' Doch dann fiel ihm ein, dass es da tatsächlich etwas gab. Also nahm er stattdessen einen letzten Schluck Tee und sagte: „Ja. Ja, ich denke, das werde ich.“ Kapitel 15: Beauty and the Beast -------------------------------- Auch wenn er sich es kaum selbst eingestehen konnte, fand Byakuya es seltsam aufregend, mit dem Kenpachi an seiner Seite, die Gänge des Anwesens entlang zu gehen – selbst wenn dieser riesige Idiot sich scheinbar nicht daran erinnern konnte, wie man sich duckte. Mehr als nur einmal knallte er mit seinem Kopf gegen den Türrahmen. Jeder neue Raum kam mit einem Knall, dem klingeln von Glöckchen und einer langen Schimpftirade darüber, dass ‚Leute ihre gottverdammten Türen größer machen sollten!‘. Zu der Zeit, als Zaraki drohte, sich einfach seine eigene ‚verfickte Tür‘ zu schneiden, war die Aufregung bereits signifikant gedämpft. Byakuyas Vergnügen wurde noch weiter gesenkt, als er die beiden Anhängsel von Zaraki am Tor herumlungern sah: Der 3. Und 5. Offizier der Elften, Ikkaku Madarame und Yumichika Ayasegawa. Das Paar blickte auf, als ihr Kommandant sich näherte. Ikkaku nickte Byakuya kurz, wenn auch überrascht, zu und fiel dann einen Schritt hinter Zaraki im Gleichschritt. Ein guter Soldat, beschloss Byakuya, vielleicht war er es tatsächlich doch wert, dass Renji zu ihm als Lehrmeister aufsah. Yumichika hingegen warf ihm einen Blick zu und schnaubte. Er machte ein kleines ‚x‘ mit seinen Händen und wimmerte: „Warum kommt er mit?“ Kenpachi lachte. „Ich dachte, du wärst wegen etwas zusätzlicher ‚Schönheit‘ aus dem Häuschen.“ Mit einem glücklichen Quieken sprang Yachiru auf ihren gewohnten Platz auf Zarakis Schulter. In einer überraschend leichtfüßigen und agilen Bewegung, wechselte sie auf Byakuyas Schulter und hing an ihm wie ein Affenbaby. Sie zog an einer Handvoll von Byakuyas Haaren als sie verkündete: „Hübscher Bya-chan wird mit uns spielen!“ Das ließ Yumichika grinsen und er schien für sich zu entscheiden, dass es Byakuya erlaubt war, ihrem Abenteuer beizuwohnen, denn er zuckte schlussendlich mit den Achseln und gesellte sich an die Seite seines Partners. Byakuya stellte dagegen fest, dass jede Interaktion mit Yumichika dafür sorgte, dass er den 5. Offizier weniger und weniger mochte. Was war sein Problem? Er schien noch nicht einmal besonders stark zu sein. Er sah, wie Ikkaku sich zu Yumichika lehnte, als sie gemeinsam die Straße entlang gingen und beschloss, dass Yumichika vielleicht einen anderen Zweck erfüllte. Was nur dazu führte, dass Byakuya sich daran erinnerte, wie er Renji nackt und ausgebreitet auf Yumichika und Ikkaku vorgefunden hatte. „Bist du sauer, Byakki?“, fragte Yachiru, sie kletterte über Byakuyas Kopf, um in sein Gesicht zu blicken. „Du hast ein grummeliges Geräusch gemacht.“ Byakuya konnte spüren, wie der Kenseikan seine Haare durcheinander brachte, doch da er Zarakis neugierigen Blick bemerkte, sagte er: „Natürlich nicht. Ich brenne nur darauf, anzufangen.“ „Wirklich?“, Zaraki grinste. „Du bist noch blutrünstiger, als ich mir vorgestellt hätte!“ „Ich bin mir sicher, dass ich einige Dinge mehr bin, als du es dir vorstellen könntest“, konterte Byakuya. Zaraki schnaubte. „Vorstellungskraft ist nicht wirklich meine Stärke.“ Er hob den Kopf, als würde er den Wind prüfen. „Nun, welcher Weg sieht vielversprechend aus?“ Gott, Byakuya hatte beinahe vergessen, dass es Zaraki komplett an Orientierungssinn mangelte. Niemals würde er den Tag so verbringen, dass er sich mit diesen Barbaren verirrte. "Folgt mir", sagte Byakuya und verschwand im Blitzschritt, hielt sich nicht damit auf zu schauen, ob die anderen mit ihm mithalten konnten. Erst als Yachiru fest genug an seinen Haaren zog, dass ein Glied einer der Ketten seines Kenseikan riss, erinnerte sich Byakuya daran, dass Zakari niemals Shunpo nutzte. Tatsächlich gab es sogar das Gerücht, dass er es nicht könne. Byakuya blieb auf einem Dach in der Nähe des Tors des weißen Weges stehen. Er öffnete seinen Mund, wollte sich gerade bei Yachiru entschuldigen und zurückgehen, as aus dem Nichts Yumichika und Ikkaku gestolpert kamen. Zwischen ihnen hielten sie eine benommene, blinzelnde Gestalt namens Zaraki. Er richtete sich zwischen seinen Untergebenen auf und schüttelte sich aus. "Was zum Teufel? Wir sind noch nicht einmal außerhalb vom Rukongai. Wen zum Teufel willst du hier bekämpfen, Kuchiki? Jidanbō?!" So viele verärgerte und wütenden Antworten gingen Byakuya durch den Kopf, doch er hatte das Gefühl, es wäre am Vernünftigsten, sich auf dem Absatz herumzudrehen und wieder in den Blitzschritt überzugehen. Offensichtlich damit zufrieden, dass Zaraki einen Weg gefunden hatte, nachzukommen, hielt Yachiru Strähnen von Byakuyas Haaren, als würde sie Zügel eines Pferdes halten. "Yippee! Schneller!", schrie sie dabei. Byakuya stellte sicher, dass sie langsam genug waren, dass die beiden Idioten ihren Kommandanten hinterherschleppen konnten. Es fühlte sich an, als würde er sich in schmerzhafter, bedachter Zeitlupe bewegen, doch Byakuya nutze die Gelegenheit, seine Sinne suchend auszubreiten. Er ignorierte die grellen Blitze hier und da und konzentrierte sich auf irgendetwas, das auf der Stufe eines Kommandanten... oder höher war. Es war tatsächlich möglich, dass hier draußen ein echter Kommandant war: Gin oder Tōsen oder vielleicht sogar Kyōraku, der auf der Spur der gleichen Sache war... dieser Sache, die Aizens Kreaturen waren, die Arrancar. Byakuya hatte keine Ahnung, wie das Reiatsu eines Arrancars war. Die 12. Division war, wie gewöhnlich, seltsam abweisend gewesen, als es um einen Informationsaustausch ging. Doch da er die Kämpfe im Diesseits beobachtet hatte,vermutete Byakuya, dass sie sehr stark waren. Im Gegensatz zu den 3 Kommandanten, alle Meister in ihrer eigenen Weise was Verdunklung und List anging, vermutete Byakuya, dass die Arrancar in einer Weise mit ihrem Reiatsu herausstanden wie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit, verschwenderisch ausströmend, möglicherweise sogar mutwillig. Vielleicht hatte ihr Reiatsu, aufgrund des Einflusses des Hōgyoku, eine fremdartige, unnatürlich starke Form, wie... ja, dort, ein Stück weit im Westen. Er trat aus dem Shunpo und kam auf der Kante einer der Grenzbereiche zwischen den Distrikten zum Stehen. Er war sich noch nicht einmal sicher, wie weit sie gekommen waren, doch auf den kargen Feldern, die sich kilometerweit erstreckten, wuchs nichts. Eine Reihe von schäbigen Reihenhäusern konnte in der Ferne gesehen werden, doch die Luft roch immer noch frisch. Helle Nachmittagssonne hatte den Boden unter Byakuyas Sandalen erwärmt und fest werden lassen, gerissen durch die Trockenheit. Die Bäume der Grenze waren bedrohlich massiv, die Baumkronen verwoben sich, um dunkle Schatten zu spenden. Byakuya wusste sofort, wo ihr Ziel war. Direkt über der Linie, in der Reihe der Bäume, war eine Struktur zu erkennen. Trotz der tiefen, bedrückenden Dunkelheit, die es umgab, sah das Gebäude warm und einladend aus. Es waren Laternen entzündet, die unter den Vordächern hingen und einen warmen Schimmer auf die hölzerne Veranda zauberte. Außerdem erleuchtete eine Reihe kleiner Laternen einen steinernen Weg, als würde er erschöpfte Reisende hineinwinken. Das Gebäude selbst war lang und einstöckig, sah ausgerechnet wie ein Dojo aus. Das war die Frechheit von Aizen, dachte Byakuya, als er zum erleuchteten Pfad ging, so offensichtlich gegen das Gesetz eine illegale Trainingseinrichtung in einem solch öffentlichen Ort wie diesen zu bauen – innerhalb der Grenze, wo es verboten war, überhaupt einzutreten. Und doch war es ärgerlich clever, da nur jemand mit entsprechendem Reiatsu jemals die 3 Meter zwischen den, mit Kidō gesicherten, Grenzen beschreiten konnte, ohne ohnmächtig zu werden. Gerade in diesem Moment purzelten Zaraki und sein 'Unterstützungstrupp' aus dem Blitzschritt, wie aus einem stolpernden Sprint. "Gott verdammt noch mal", sagte Zaraki, als würde er eine Schimpftirade fortsetzen, die er schon lange am Ausstoßen war. "Ich sagte, bleib stehen und kämpfe endlich. Das ganze Herumgejage macht mir Kopfschmerzen!" "Ich habe den Gegner gefunden", sagte Byakuya und deutete zum Dojo. Er fühlte, wie Yachiru zu ihrem bevorzugten Aussichtspunkt zurückkehrte. "Byakki ist so schnell! Und wir haben uns überhaupt nicht verirrt!", sagte sie fröhlich. "Bist du sicher? Wo zum Geier sind wir hier, Kuchiki?" "Ich habe gezählt", schniefte Yumichika, als wäre er außerordentlich erfreut, dass er daran gedacht hatte. "Ich bin mir sicher, dass ich 47 gezählt habe." "Was? Es ist 48", sagte Ikkaku. "Ich bin mir sicher, dass ich 48 gezählt habe." "Nein, wir mussten anhalten und noch einmal zurück, erinnerst du dich?", beharrte Yumichika. Seine Stimme wurde leiser. "Nachdem wir ihn das eine Mal verloren haben..." "Langweilig!", verkündete Zaraki laut. "Wo ist der Dreckskerl denn? Juu-huu! Jemand zu Hause? Komm raus, komm raus, egal wer du bist!" Wie als Antwort schob sich die Tür des Dojo auf und Kaien Shiba erschien vor ihnen. Obwohl er schon fast den Betrüger erwartet hatte, sog Byakuya bei dem Anblick dennoch scharf die Luft ein, vor allem als Kaien fröhlich winkte. "Keine Rukia heute, Byakuya? Schade, es wäre toll, sie wiederzusehen." Dann lachte Kaien, schon fast selbstironisch und fügte hinzu: "Wir haben da noch eine Sache offen, würdest du nicht auch sagen?" Die Stimme war perfekt. Der Gesichtsausdruck auch. Und die kleine Spitze über Kaiens Tod durch Rukias Hand? Was genau war dieses Ding? Es war nicht möglich, dass es irgendwie doch der Mann sein konnte, von dem Rukia dachte, sie hätte ihn getötet? Neben ihm hielt Zaraki, der gerade auf dem Weg zum Dojo war, inne und fragte: "Ist das nicht der Shiba Vizekommandant? Er lebt? Ist das der Grund, warum Ukitake ihn nie ersetzt hat?" Yachiru klatschte in die Hände. "Oh, Schneeflocke wird so froh sein!" "Shiba war für eine verschissen lange Zeit EA", bemerkte Ikkaku und kratzte sich aufgrund dieser Wendung den Kopf. "Man möchte meinen, er hätte den Leuten gesagt, keine Beerdigung abzuhalten. Da haben viele geheult. Und auch gutes Essen, daran kann ich mich erinnern." Yumichikas Hand legte sich auf sein Schwert und er schüttelte den Kopf. "Das ist nicht derselbe Mann. Der hier... schmeckt viel stärker." Es irritierte Byakuya ohne Ende, dass Yumichika derjenige gewesen war, der die Tarnung so schnell durchschaut hatte. Wenn er die Augen vor diesem unvergesslichen Gesicht schloss, konnte Byakuya schnell spüren, dass der spirituelle Druck dieses 'Kaien'... wässrig war, ja, er war viel stärker als der, den Shiba jemals gehabt hatte. Das war tatsächlich dieses fremdartige Reiatsu, das er gespürt hatte. Irgendwie hatte Aizen einen Arrancar mit Kaien Shibas Gesicht erschaffen. Es war ein Verbrechen gegenüber den ersten, wahren Familien. Eines, bei dem Byakuya persönlich dafür sorgen würde, dass es bestraft wurde. "Stärker? Dank sei den verfickten Göttern dafür", murmelte Kenpachi. Byakuya und Zaraki zogen gleichzeitig ihre Zanpakutō. "Yay, ein Kampf!", quiekte Yachiru fröhlich. Der Kaien-Betrüger hingegen hatte zumindest das Gespür dafür, nervös auszusehen und sich in sein Dojo zurückzuziehen. Alle 3 der Idioten rannten hinter dem Arrancar ins das Gebäude, Yachiru quietschte vor Freude auf Zarakis Schulter und ließ Byakuya zurück. Er starrte ihnen hinterher und plötzlich verstand er, woher Renjis strategische Schwäche kam. Mit einem empörten Schnauben folgte er ihnen langsamer, hörte bereits die dumpfen Lauten, die jede Form von Schwertkampf in einem geschlossenen Gebäude begleiteten. Oder zumindest diese Art von Kämpfen zwischen Schlägern ohne Finesse. Ein besonders lautes Knacken ließ Staub vom Vordach rieseln. Die Tür vor Byakuya explodierte plötzlich nach außen und nur ein schneller Blitzschritt bewahrte ihn davor, von einem Ikkaku umgemäht zu werden, der an ihm vorbei direkt durch die äußere Mauer flog. Sein Ausgang hatte noch mehr Knacken heraufbeschworen und die Wände des Gebäudes zitterten. Noch mehr davon und die Idioten würden die komplette Statik zerstören, sodass alles über ihren Kämpfen zusammenbrach. „Bastard!“, bellte Zarakis Stimme tiefer im Gebäude. „Hör auf herumzurennen. Bleib stehen und kämpfe, verdammte Scheiße!“ Trotz der zerstörten Türen war es unmöglich zu sehen, was genau in dem Dojo passierte. Es war viel zu dunkel – und, natürlich, dank Zaraki mit Staub gefüllt. Selbst wenn Byakuya sich geneigt fühlen würde, zu helfen, wäre es unter solchen Bedinungen schwierig, Senbonzakura in freier Form zu führen. Außerdem fühlte sich Byakuya nicht lebensmüde genug, in einen solchen Kampf ohne Schutz zu gehen. Ohne Zweifel würde Zaraki keine Unterschiede zwischen Freund und Feind machen, wenn er kämpfte. Während Byakuya über seinen nächsten Zug nachdachte, schoss Ikkaku an ihm vorbei ins Gefecht, vermutlich mit weniger Gedanken um einen Selbsterhaltungstrieb. Oder vielleicht noch besser, gedankenlos. Dieser Mann hatte immerhin lang genug unter Zaraki gedient, dass es ihm jeder Sinn für Gedanken aus dem Kopf getrieben hatte. Es war wirklich eine gute Sache, dass Renji zur Sechsten gekommen war, als er die Möglichkeit hatte. Ein weiteres Jahrzehnt oder zwei und er wäre absolut unrettbar gewesen. „Bastard!“ Ein massives Auflodern von Reiatsu wurde gefolgt von der Art von Geräusch, die man nur hörte, wenn die tragenden Wände einbrachen und, dieses Mal, kam mehr herunter, als nur Staub. Von irgendwoher kam der entfernte laut von fallendem Holz und Ziegeln. Byakuya warf nur einen besorgten Blick auf das Dach und entschied, dass genug definitiv genug war. „Verblühe, Senbonzakura.“ Sein Schwert brach auseinander, das Dach des Gebäudes gab endlich den ungleichen Kampf gegen Zarakis Reiatsu nach und kollabierte, nur Byakuyas schnellem Denken, einschließlich einer Blase aus holzzerschreddernden Blütenklingen, schützte alle davor, verschüttet zu werden. Jeden, natürlich auch den Arrancar. Der nun in der Falle saß, gefangen genommen und verhört werden konnte. Vielleicht konnte nun endlich entschlüsselt werden, welche Rolle die Verräter und der Tod von Kaien Shiba in all diesem Chaos spielte. Außer dass, als sich der Staub langsam legte und der das Sonnenlicht durch die hängenden Äste brach, Byakuya sah, dass der Arrancar zwar immer noch da war, doch Kaiens Gesicht verschwunden war. Stattdessen war dort eine Kreatur, die Mayuri ohne Zweifel faszinierend finden würde. Zwei geschrumpfte und deformierte Köpfe schwammen in einem großen Glas blubbernder Flüssigkeit. Und hinter dieser Figur war der offene Schlund eines Garganta. Byakuya wollte etwas sagen, eine Warnung ausrufen, dass ihr Preis dabei war, zu entkommen. Doch bevor er das konnte, wandte der Arrancar sich um und floh. Das Tor zur anderen Welt schloss sich hinter ihm und Zarakis letzter Schlag zerteilte nur die Luft. Er versiegelte Senbonzakura wieder. Ikkaku und Yumichika standen gerade und wiederholten die bellenden Beschwerden ihres Kommandanten. „Wo zum Teufel ist er hin?“ „Hueco Mundo, vermute ich“, sagte Byakuya. „Ich hab ihn noch nicht einmal geritzt“, sagte Zaraki. „Das kotzt mich an!“ „Vielleicht, wenn wir koordiniert attackiert hätten, statt hineinzustürmen...“, begann Byakuya. „Ist nicht mein Fehler, dass dein spießiges, kleines, pinkes Zanpakutō keine vernünftige Nahkampfwaffe ist." "Mein spießiges, kleines, pinkes Zanpakutō hat dich und deine Untergebenen davor bewahrt, unter eurer massiven Inkompetenz begraben zu werden." "Wir haben nicht nach Hilfe gefragt", schnaubte Kenpachi. Sein Gesicht war so nah an Byakuyas, dass sein fauler Atem an den Strähnen von Byakuyas Haar zog. "Ja!", stimmten Ikkaku und Yumichika ein, obwohl sich Byakuya ziemlich sicher war, dass er gehört hatte, wie Yumichika etwas in der Art sagte, wie hübsch Senbonzakura gewesen war und auch wie wundervoll grausam. Byakuya kräuselte die Lippen und sagte. "Es ist ein Wunder, dass du überhaupt einen Kampf gewinnst." Das muss einen besonders empfindlichen Nerv getroffen haben, denn Byakuya musste mit Höchstgeschwindigkeit zur Seite gehen, um den Schlag von Zarakis Zanpakutō auszuweichen. Er zog Senbonzakura rechtzeitig, um die zweite Attacke mit einem markerschütternden Scheppern zu entgegnen. "Hey, ich hab gehört, dass dieser Ichigo Dreckskerl dich geschlagen hat!" "Nur, weil er Bankai erreicht hat", sagte Byakuya. Er drehte sich und schnitt fein säuberlich den obersten Zacken von Zarakis Haaren ab. "Er hat sich aber schon lange im Dreck liegen gelassen, bevor er auf mich traf." Der Zorn verschwand von Zarakis Gesicht und wurde von einem zu weiten, verrückten Grinsen ersetzt. "Oh, das war's. Du bist toter als tot." "Du kannst es versuchen", sagte Byakuya doch er spürte, wie der plötzliche Zuwachs von Zarakis spirituellem Druck wie ein Hammer auf ihn traf. Sofort überlegte Byakuya sich eine Strategie. Er würde Bankai nutzen müssen, um zu hoffen, Zarakis steinharte Haut mit Senbonzakuras vielfachen Klingen schneiden zu können. Das schien jedoch unsportlich. Er sollte in der Lage sein, diesen Barbaren niederzustrecken, ohne überhaupt Shikai zu nutzen... Aus seinem Augenwinkel konnte er sehen, wie sich Ikkaku und Yumichika für die Show niederließen. Ikkaku murmelte: "Wenn diese Prinzessin am Ende Kenpachi wird, bringe ich mich um." "Hab mehr Vertrauen", sagte Yumichika und schlug auf die Glatze seines Partners. "Nebenbei würden wir das nicht zulassen." Zaraki hatte gerade sein Zanpakutō erhoben, um anzufangen, als die hintere Tür den Dojos aufgeschoben wurde. „Hört sofort auf zu kämpfen, ihr vorlauten Kinder!“ Der Generalkommandant? Byakuya wendete endlich seine Augen ab, um noch einmal zu prüfen, ob es keine Illusion war. Doch in diesem Moment glitt die unverkennbare Form von Kommandant Kyōraku durch die Tür , seine Hand auf dem schrägen Reisegut und der Saum seines pinken Kimono, den er über seinen Schultern trug, flatterte im Wind. "Was habe ich dir gesagt, alter Mann? Herr Byakuya ist unserem Arrancar-Hund auf der Spur. Aber", dann ließ Kyōraku einen von seinen kehligen Lacher los, "wer hätte gedacht, dass er seine Freunde mitbringt?" In der Ablenkung machte Zaraki eine Bewegung, zielte auf Byakuyas Nacken. Byakuya wandte sich und brachte Senbonzakura rechtzeitig nach oben, wenn auch nur gerade so. Eine kleine Strähne von tintenschwarzem Haar segelte zu Boden. "Heh", sagte Zaraki, als wäre er mit dem mageren Ergebnis vorerst zufrieden. "Rache." "Das kannst du dir kaum anrechnen, Zaraki", antwortete Byakuya. Zaraki lachte. Er hockte sich hinunter, sein Zanpakutō locker über der Schulter, und hob die Strähne auf, winkte damit spottend Byakuya zu. „Das ist trotzdem ziemlich befriedigend. Ich behalte es vielleicht als Andenken.“ „Halte es in Ehren“, sagte Byakuya. „Das ist das Letzte, was du von mir bekommst.“ Zaraki gluckste und Byakuya war sich sicher, dass er eine geschickte Antwort hatte, doch der Generalkommandant räusperte sich. „Ihr beide werdet nach Hueco Mundo aufbrechen. Kommandant Kyōraku hat mich über Aizens frevelhaften Invasionen in den Rukongai informiert und es ist Zeit, zurückzuschlagen." "Endlich", sagte Zaraki und richtete sich auf. "Wurde verfickt noch mal Zeit." Auch wenn er nichts sagte, konnte Byakuya nicht anders, als zustimmen. Je länger sie warteten, desto länger würde Aizen planen können. Sie hatten bereits in dem Moment die Kontrolle über Kurosaki verloren, als seine Freundin, Frau Inoue, entführt wurde. Warum der Generalkommandant Renjis sinnvollen Plan, eine offizielle Eskorte zu stellen und Kurosaki zu unterstützen, abgelehnt hatte, konnte Byakuya immer noch nicht verstehen. Denn jeder hatte gewusst, dass er auf eigene Faust handeln würde, egal was die Soul Society sagte. Das ist der Grund, warum Byakuya Renji und Rukia hatte gehen lassen... Rukia... Wie würde sie mit dem Kaien-Monster klar kommen? "Lass uns gehen", stimmte Byakuya zu. "Es gibt keine Zeit zu verschwenden." Kapitel 16: Too Brief a Reunion ------------------------------- Byakuya begutachtete die seltsame Ansammlung von Personen, die in Uraharas staubigen, wüstenähnlichen und großflächigen ‚Erdgeschoss‘ herumschwirrten und fragte sich, wie er es so oft tat, was in drei Gottes Namen im Kopf des Generalkommandanten Shigekuni Yamamoto vorging. Wenn es eine klare Strategie war, dann konnte sie Byakuya nicht verstehen. Zumindest konnte er verstehen, dass die Wahl auf ihn und Kenpachi gefallen war: zwei starke Kämpfer mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Reichweiten. Es gab keinen Grund nicht anzunehmen, dass Yachiru nicht mit mitkommen würde, also plapperte sie wie so oft fröhlich auf Zarakis Schulter. Die Heiler machten auch irgendwie Sinn. Auch wenn es Byakuya besorgte, dass die Heiler gegenüber den Kämpfern in der Überzahl waren. Der Generalkommandant dachte offensichtlich, dass die Zahl der Verwundeten groß sei. Es ärgerte Byakuya besonders, dass er, von allen Kommandanten, einen nervigen, kleinen 7. Offizier der 4. Division als… Anhängsel erhalten hat. Dieser summende, aufgeregte Junge ließ Byakuya Renjis Gesellschaft heftig vermissen. Es war besonders frustrierend, dass der Heiler scharfsinnig genug war, um zu bemerken, dass Byakuyas Blick an Kommandantin Unohana hängengeblieben war, die sich zu ihrer Vizekommandanten gebeugt hatte, damit sie ihre Strategie besprechen konnten. Außerdem schien er überzeugt, dass ‚Ich bin sicher, dass alle in Ordnung sind‘ zu wiederholen, ihn auf irgendeiner Ebene tröstete. Wenn er das nicht sagte, schien der kleine 7. Offizier scheinbar den Drang zu haben, sich dafür zu entschuldigen, was er getan hatte oder was auf der Brücke zum Senzaikyū geschehen war. „Ah“, sagte Byakuya, als er sich endlich wieder an die Person vor ihm erinnerte. „Du warst der, der bereit war für Rukia zu sterben, bis dich diese streitlustige Shiba aus dem Weg geschoben hat.“ „Sie erinnern sich, Kommandant?“ Hanataro – ja, das war der Name des Heilers – schien dümmlich erfreut über diese Entwicklung. Er überraschte Byakuya, als er danach sofort in eine Reihe von Verbeugungen überging und sagte: „Es tut mir leid, dass ich nicht verhindern konnte, dass ihre Schwester verletzt wurde, Kommandant.“ Byakuya nahm sich einen Moment um alles neu abzuwägen. Für einen Moment ließ er seinen Blick auf Hanataro. Eine sehr durchschnittlich aussehende Person: ein wenig kleiner als die Durchschnittsgröße, mit typischer Haarfarbe und einer Art zerzausten Stil und etwas größeren Augen, als normal. Der einzige Unterschied an ihm war der Beutel der 4. Division und das dunkle Blau seiner Hundeaugen. Und doch hatte es diese unscheinbare Person gewagt, sich vor einen Kommandanten zu stellen, obwohl er gewusst haben musste, dass es keine Hoffnungen gab, ihn zu verlangsamen. Er war, wenn Byakuya sich richtig erinnerte, der erste an Ichigo Kurosakis Seite gewesen und hatte, wenn die Gerüchte in der 6. Division stimmten, auch Renji geheilt… als Byakuya ihn zum Sterben zurückgelassen hatte. … als Byakuya bereit gewesen war, alle ohne einen Kampf sterben zu lassen. Also gut. Die Zuordnung war doch nicht eine solche Beleidigung, wie er sie zuerst empfunden hatte. Zumindest war diese kleine Belästigung tapfer und loyal Rukia gegenüber und auch gewissermaßen zu Renji. Da gab es schlimmere Eigenschaften bei einem Narren. Und wenn man schon von Narren sprach, wenn sie jemals hofften, halbwegs pünktlich dort wegzukommen, war es die idiotischste aller Ideen, Kommandant Mayuri Kurotsuchi auch nur in die Nähe von Kisuke Urahara zu stellen. Um gerecht zu sein war es Kurotsuchi, der entrüsteter aussah. „Du enttäuschst mich“, seufzte Kurotsuchi dramatisch. „Wie üblich.“ Urahara blickte von seinen Vorbereitungen auf einem großen Felsen hinunter. „Oh mein Lieber, es tut mir schrecklich leid, das zu hören“, sagte er, obwohl es von seinem Tonfall her klar wurde, dass er nicht einmal gehört hatte, was Kurotsuchi zu ihm gesagt hatte. „Was habe ich dieses Mal angestellt?“ Kurotsuchi hob seine blasse, bemalte Hand und gestikulierte… auf alles, doch hauptsächlich auf Benihime. „Warum beharrst du immer noch darauf, solch zerfallende, altmodische Wege zu nutzen?“ Urahara tippte mit seinem Zanpakutō drei Mal gegen den Felsen. Schwere Magie surrte sofort durch die Luft. Die Welle davon war so intensiv, dass Byakuya spüren konnte, wie sie gegen seine Lunge drückte. Urahara rückte seinen Hut zurecht und grinste Kurotsuchi matt an. „Zweckmäßig?“ Das ließ Kurotsuchi stirnrunzeln. Es war klar, dass er angestrengt versuchte, beeindruckt von dieser kleinen Machtdemonstration zu sein. „Meine Maschine kann genauso schnell ein Garganta öffnen.“ „Ja, richtig. Wir hoffen darauf“, Urahara lächelte in einer Weise auf Kurotsuchi hinunter, die ihn wütend machte und Byakuya war klar, dass er den Ton eines Lehrers gegenüber seinem Schüler angenommen hatte. „Du wirst sehen“, murmelte Kurotsuchi leise. Er drehte sich um und stapfte davon. Seine Klon-Tochter folgte ihm gehorsam im Schatten, doch sie verbeugte sich noch entschuldigend vor Urahara, als sie sicher war, dass Kurotsuchi nicht gucken würde. „Vielleicht können wir jetzt verdammt noch mal endlich anfangen“, murmelte Zaraki, der gegen eine Felsformation mit der Schulter lehnte. Sein zerschlissener, befleckter Haori flatterte in der Luft. Auch wenn Byakuya nichts als zustimmen konnte, warf er ihm nur einen kurzen Blick zu. Je weniger zwischen ihnen gesagt wurde, desto besser war es. Sie wären auf dem kurzen Weg durch das Senkaimon beinahe noch einmal in einen Kampf geraten. Es würde nur sehr wenig brauchen, um wieder damit anzufangen. Tatsächlich stieß sich Zaraki schnaubend vom Felsen ab. „Zu arrogant, um jetzt mit mir zu reden, Kuchiki?“ Byakuyas Antwort wurde von dem sanften Laut, wie sich Unohana räusperte, unterbrochen. Beide Männer hielten plötzlich inne, als wäre zwischen ihnen ein Zanpakutō gezogen worden. Sie lächelte beide geduldig an und schüttelte leicht den Kopf. "Aber, aber", sagte sie in einem matronenhaften Ton. "Wir sollten unsere Energie für das Schlachtfeld aufbewahren, stimmt ihr mir nicht zu?" Es gab keinen Grund, zu wiedersprechen, doch trotzdem stellte Byakuya fest, dass er zustimmend nickte. Zaraki neben ihm schnaubte ebenfalls und drehte sich weg, als hätte er niemals auch nur vorgehabt, einen Kampf zu starten. Irgendwie hatte Urahara, während dem kurzen Austausch, das Garganta geöffnet. Er hüpfte leichtfüßig vom Felsen, Benihime hatte bereits wieder seine Form als verstecktes Schwert angenommen. Damit deutete er in den dunklen, mundähnlichen Schlund, der in der Luft hing. Er lächelte Zaraki an, als wären sie alte Freunde. "Oh, Kommandant", trällerte er. "Mir wurde gesagt, dass du wohl glücklich bist zu hören, dass dank dem Stellvertreter-Abzeichen, dass Kurosaki immer trägt, ich euch direkt in seine Nähe schicken kann. Du kannst sofort in den Kampf eingreifen." "Kampf?", murmelte Zaraki, doch er ging bereits in Richtung der klaffenden Dunkelheit des Garganta. Er schirmte seine Augen mit einer Hand ab, blickte aufmerksam, als könnte er etwas auf der anderen Seite sehen. "Scheiße, ja. Da ist ein Kampf. Verflucht, was macht der Volltrottel da? Verlieren?" Verlieren? Kurosaki Ichigo? Byakuyas Herz hämmerte. Was war dann mit Rukia? Renji? Byakuya versuchte zu sehen, was mit Zaraki passierte, als er hindurchging. Der Mund des Garganta schnappte zu, sah viel zu sehr nach Zähnen aus, die kauend aufeinandertrafen. Es öffnete sich wieder und schien die trostlose Landschaft von Hueco Mundo abzusuchen. Urahara nickte, als er Byakuyas Blick folgte. „Renjis einzigartige Signatur sollte am Zweiteinfachsten zu finden sein.“ Urahara lachte ein wenig unbeholfen und hüpfte auf seinen Füßen, die Geta klackerten auf dem festgetretenen Boden. „Er scheint instinktiv vom Quincy angezogen zu werden, was jedoch weniger überraschend ist, vermute ich, wenn man ihre aktuelle Verbindung bedenkt.“ Byakuya blickte Urahara finster an. „Entschuldige, was?“ „Das Reinigungsritual – nun ja, meine Version davon“, sagte Urahara und war plötzlich sehr ernst. „Solch ein schlechtes Timing. Hat er Nebeneffekte gezeigt?“ „Ein paar“, gab Byakuya widerwillig zu. Seine Augen fixierten den Garganta, verzweifelt danach, einen Blick auf Renji zu erhaschen. Da – war das ein Aufflackern von rubinroten Haaren? er Schlund zoomte, wie eine Kamera, heran und es war zu sehen, dass Renji bereits auf dem Boden kniete. Zu den Füßen von etwas mit pinken Haaren und runden Flügeln. Byakuya bemerkte noch nicht einmal, dass er bereits mit einer Hand auf Senbonzakura losging, bis er spürte, wie Benihime gegen seine Schienbeine traf und ihn aufhielt. Auf Byakuyas wütendem Blick hin, lächelte Urahara entschuldigend. „Tut mir leid! Dennoch musst du wissen, dass deine Anwesenheit ihn nur noch schwächer macht. Ich bin sicher, du stimmst mir in Anbetracht von Renjis besonderem Handicap zu, dass wir einen geübten Wissenschaftlicher sich um ihn kümmern lassen sollten und, wenn nötig, heilen sollte.“ Urahara kicherte leise und tief. „Außerdem versuch es mal, Mayuri von einer medizinischen Kuriosität und einem Quincy wegzuhalten!“ Es schien, als würden Kommandant Kurotsuchi und seine Vizekommandantin bereits hindurch gehen. Byakuya blickte ihnen nach. Er verabscheute die Idee, dass Renji gezwungen war, sich von einer abscheulichen Kreatur wie Kurotsuchi heilen zu lassen. Dennoch schlich sich bei Byakuya das Gefühl ein, dass Urahara recht hatte. Renji war seit dem ‚Quincy Kondom‘ nicht ganz der Gleiche. Er war einfach zu verwirrt und ein wenig benommen. Und doch hatte es alles so ausgesehen, als wäre es weniger Unannehmlich… War Renji mehr verletzt worden, als er es gesagt hatte? Byakuyas Augen suchten wieder das, sich schließende Garganta und den Anblick von Renji, wie er zu Boden ging. Byakuyas Herz hämmerte ihm bis zum Hals. Hatte das Reinigungsritual dafür gesorgt, dass Renji weniger in der Lage gewesen war, zu kämpfen? Auch wenn seine Augen durch den Saum seines gestreiften Hutes im Schatten lagen, schien Urahara Byakuya aufmerksam zu beobachten. „Rukia wird ebenfalls einfach zu finden sein“, sagte er erfreut. Doch er hob seinen Fächer hoch und verdeckte so den Rest seines Gesichtes, als er listig hinzufügte: „Da sie eine ähnliche Seelendisruption hat.“ Byakuyas Blick glitt wieder zu Urahara. „Es ist eine Tradition, auf die meine Familie beharrt.“ „Hmmm“, machte Urahara. „Ja, traditionell sind Wallache gute Tiere für Feldarbeit, aber sie gewinnen keine Rennen, richtig?“ Was wagte sich Urahara, anzudeuten, dass Byakuya ein Teil von dieser absichtlichen Behinderung von Rukia oder Renji war? Das war eine private Familienangelegenheit. „Das ist nichts, was du verstehen würdest.“ „Oh, da liegst du sehr richtig. Das ist es ganz sicher nicht“, sagte Urahara im Singsang, sein fröhlicher Ton schaffte es jedoch nicht, die schneidenden Worte zu besänftigen. „Oh je, Rukias Signal ist für eine perfekte Positionierung zu schwach. Das ist so nahe, wie…“ Doch Byakuya war bereits mit Shunpo hindurchgegangen. Gottverdammter Urahara – nein, es war Tante Masama, die Byakuya töten würde, wenn irgendetwas Renji oder Rukia zustoßen würde. Sie waren die Stärke und der Stolz seiner Familie. Seiner wahren Familie. Renji wachte auf und sah, wie Isane Kotetsu über ihn kniete. Ihre Augen waren geschlossen und der lange, dünne, geflochtene Zopf kitzelte, wo er auf seiner bloßen Brust entlang fuhr. Es erinnerte ihn an das eine Mal, als sie betrunken im Vorsorgungsraum der Elften angebandelt hatten. Ihr Reiatsu nährte ihn auf dieselbe Weise wie damals. Er fühlte sich warm, sicher und eingekuschelt. Also konnte Renji dem Drang nicht widerstehen, verspielt an der grauen Strähne zu zupfen. „Hiya, Hübsche.“ Sie riss ihre Augen mit einem Quieken auf. Schamesröte trat in ihr Gesicht. „Vizekommandant Abarai. Du bist wach!“ Unglaublich, aber es schien wahr zu sein. Renji vermutete, dass er bereits 3 Mal tot sein müsste, zwischen diesen Ekel Szayel-was-auch-immer, der langsam und Stück für Stück seine inneren Organe zerstört hatte, und das durchleiden zu müssen, was als ‚Heilung‘ von diesem verrückten Freak Kommandant Kurotsuchi verstanden wurde und dann wegen diesem riesigen Yammy der ihn in den Boden gestampft hatte, wie eine Fliege. Und doch war er irgendwie nicht nur lebendig, sondern fühlte sich auch noch einigermaßen gut. Tatsächlich war der Grund, warum er sich so gut fühlte, kein Mysterium. Zumindest nicht für ihn. „Wo ist Bya-ähm, Kommandant Kuchiki?“ Isane lächelte ihn wissend an. „Du solltest dich ausruhen. Ich bin mir sicher, dein Kommandant wird nach dir schauen, sobald er in der Lage dazu ist.“ Richtig. Selbst wenn sich Aizen zurückgezogen hatte, war der Kampf weit davon entfernt, vorüber zu sein. „Nah, weißt du. Ich sollte nicht in Eile sein“, lachte er sich gegenüber abwertend. Er setzte sich etwas auf und stützte die Ellbogen in den groben, kalten Sand. „Ich werde Einiges zu erklären haben, weil ich mir den Arsch so hab aufreißen lassen. Ich bin sicher, ihr seid ziemlich ausgeflippt, dass ihr uns retten musstet.“ Sie schüttelte still den Kopf. Renji war sich nicht sicher, ob was es bedeuten sollte oder ob sie dachte, dass das eine blöde Frage gegenüber einem Heiler war, der vermutlich immer in die Schlacht kam, um jeden Überlebenden zu retten. Es war aber ebenfalls klar, dass sie nicht gesprächig war. Sie blickte weiter in den Himmel, als würde sie erwarten, dass jeden Moment über ihren Köpfen eine Armee fallen gelassen werden würde. „Ich muss nach Frau Kuchiki schauen.“ „Rukia?“, Renjis Herz erstarrte und er kam taumelnd auf die Füße, Zabimaru fest umschlossen. „Sie ist in Ordnung, richtig?“ Sobald er stand, bemerkte Renji, dass sie direkt neben ihn gelegt worden war. Rukia lag auf einer Decke, wie eine Leiche. Sie sah blass aus – zu blass. Er kniete sich hin und griff nach ihrer Hand. Zu kalt, doch der geduldige Ausdruck in Isanes Augen, als sie sich im Seiza neben ihm niederließ, versicherte Renji, dass Rukia leben würde. "Die Kälte ist tatsächlich von Sode no Shirayuki, die sie beschützt." Renji atmete wieder durch, hatte nicht gemerkt, dass er seinen Atem angehalten hatte. "Richtig, natürlich." Isane fragte nicht danach, ob er sich wegbewegen würde oder sogar Rukias Hand loslassen würde. Stattdessen arbeitete sie um ihn herum. Renji strich ein paar Haare aus Rukias Gesicht und sagte: "Wenn du hier rauskommst, marschiere ich geradewegs zu Kommandant Ukitake und verlange deine Beförderung. Ich kann nicht glauben, dass du noch nicht einmal einen Rang hast. Das ist ein gottverdammtes Verbrechen." Er setzte sich komfortabler hin und ließ seinen Daumen abwesend über ihre Finger streichen. Jemand hatte ein Loch in das Kuppeldach geschlagen. Schwärze strömte hinein, wie eine Art Anti-Sonnenlicht. Trotz der wüstenähnlichen Landschaft ließ der Wind Renji bis auf die Knochen frieren. In der Ferne war so etwas wie ein mechanisches, schleifendes Wimmern zu hören und ließ Isane aufschrecken. Renji folgte der Quelle des Geräuschs und dachte, er könne sehen, wie etwas im Tal unter ihnen geschah. Yammys riesiger Körper war auf dem Boden und ein paar Shinigami standen dort. Er dachte, einer von ihnen könnte vielleicht Byakuya sein, doch wo war sein Kommandanten-Haori? Einer der anderen war auf jeden Fall Kenpachi, doch er schien noch zerschlissener auszusehen, wie gewöhnlich. Der orangefarbene Fleck musste Ichigos Haare sein. Ichigo schien mit Kommandantin Unohana zu reden. Etwas weiter außerhalb fummelten Kurotsuchi und Nemi mit irgendeinem großen Ausrüstungsgegenstand. „Schaut aus, als schicken sie Ichigo wieder ins Getümmel“, sagte Renji zu Isane und auch zu, der immer noch bewusstlosen, Rukia. Rukia rührte sich ein wenig bei Ichigos Namen, ihre Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. Renji tätschelte ihr die Hand. „Ich denke nicht, dass wir dieses Mal die Möglichkeit haben, ihn zu begleiten, Rukia.“ Als Rukia leise stöhnte, warf Isane ihm einen scharfen Blick zu. Er formte Still ein 'Was?' mit dem Mund, doch er wusste, was er sagen musste. „Was ich meine ist, dass du dich darauf konzentrieren solltest, schnell zu heilen“, sagte Renji zu Rukia. „Wir rennen ihm hinterher, sobald du dazu in der Lage bist. Mach dir da mal keine Sorgen.“ Daraufhin schien sich Rukia wieder mit einem Seufzen zu entspannen. Isane nickte zustimmend und ging zurück an ihre Arbeit. Ein Garganta formte sich und Renji beobachtete, als Ichigo und Unohana hindurchliefen. Renji fühlte, wie sich seine Eingeweide mit dem Wunsch zusammenzogen, dass er derjenige sein konnte, der Ichigo an den Fersen hing, doch er hat bereits bewiesen, wie nutzlos er war... Renji schüttelte seine düster werdende Stimmung ab. Nein, es war keine totale Niederlage gewesen. Sie hatten die Wände dieses Ortes eingerissen und Aizen abgelenkt und einige Diener getötet... Nun ja, zumindest hatte das Ichigo getan. Mit Ichigo war es manchmal das Beste, wenn man einfach blind hinterher lief und versuchte, nicht zu sterben. Es ließ Renji immer noch unzulänglich fühlen. Der gottverdammte Quincy musste ihm sogar einmal seinen mitleiderregenden Arsch retten. Der Laut von Isanes scharfem einatmen riss Renji aus seinen Gedanken. Er blickte auf um zu sehen, dass eine Figur auf sie zukam. Es war ein Mann mit Schock von blauen Haaren, gekleidet in Espada-Weiß, mit wehender Haremshose und einer kleinen Dschinn-Weste. Sobald Renji die knöcherne Kiefermaske und das Loch im Bauch bemerkte, war er schon auf den Füßen und griff nach Zabimaru. Der Espada knurrte Renji an und machte eine betrunkene Geste mit seinen Händen, als dachte er, sie seien Klauen. „Fick dich, fick deine verfickte Deppenfresse, Shinigami-Drecksloch. Ich bin der verdammte König.“ Er hatte Zabimaru noch nicht ganz gezogen, als der Espada hinfiel, mit dem Gesicht zuerst in den Sand. Renji und Isane tauschten Blicke aus, doch sie schien auch nicht zu wissen, wie sie die Situation einschätzen sollte. Er zog Zabimaru und wartete vorsichtig ein paar Augenblicke, doch der Espada rührte sich nicht. Er kam etwas näher und streckte prüfend einen Zeh aus, doch er hielt inne, bevor er gegen den Körper stoßen konnte. Er sah die Nummer, die auf seinem unteren Rücken tätowiert war. „Heilige Scheiße, Sechs“, sagte er und trat langsam zurück. „Acht hat mich fast schon umgebracht – mich und Ishida.“ Isane schien ihn nicht gehört zu haben, denn sie hockte sich auf Händen und Füßen zu dem gefallenen Espada . Sie kniete vor dem liegenden, bewegungslosen Körper, streckte ihr Hände aus und ließ sie über ihm schweben. Renji konnte die heilende Energie spüren, die aus ihr herauskam. Renji haute ihr gegen den Kopf, wie er es auch bei Rukia machen würde. „Was tust du da? Das ist ein Feind, du weichherziger Depp. Numero Sexta! Sechs! Zwei höher als dieser wahnsinnige, pinkhaarige Folterer!“ Renji hob zur Betonung zwei Finger in die Luft. „Zwei!“ „Kommandantin Unohana sagte, ich solle jedem helfen“, sagte sie ruhig. Renji steckte Zabimaru weg und schüttelte den Kopf. „Deine Beerdigung. Du hast den Typen gehört. Nicht viel Liebe für Shinigami vorhanden.“ „Ich bin der König“, murmelte der Espada schwach, seine Stimme wurde vom Sand gedämpft. Isane blickte zu Renji auf, als wolle sie ‚aber schau, wie süß!‘ sagen. Was war das mit solchen Typen und den Frauen? Renji seufzte und sagte: „Tu mir einen Gefallen, ja? Gib ihm nicht direkt die volle Stärke zurück. Ich meine, könntest du nicht aufhören, sobald du weißt, dass er durchkommt? Was ist, wenn er wach wird und uns niedermetzelt und dann bei Rukia und deinen anderen Patienten marodiert?“ Isane blickte auf den blauhaarigen Espada hinunter, der nun friedlich atmete. Sie zog ihre Hände zurück. „Oh, richtig.“ Renji atmete erleichtert durch. Er blickte zum Tal hinunter, hoffte zu sehen, dass Byakuya sich auf dem Weg den Hügel hinauf befand. Stattdessen schien es, dass Byakuya und Kenpachi sich umkreisten. Es war seltsam, Byakuya ohne Haori zu sehen. Selbst in der Entfernung sah er irgendwie viel jünger aus. Jünger und idiotischer, falls er es tatsächlich mit einem Kenpachi aufnahm, der von einem vergangenen Kampf auf Touren gebracht wurde… Er beobachtete sie für einen Moment und überlegte, ob er versuchen sollte, sich zwischen die beiden Kommandanten zu stellen. Er begann bereits, sich für diesen Job zu wappnen, doch dann begann Kurotsuchi, wegen etwas zu keifen und scheuchte die beiden von Yammys Körper weg. Byakuya nahm offensichtlich die Gelegenheit beim Schopf und kam mit Shunpo den Hügel hinauf. „Renji“, sagte er einfach „Kommandant“, sagte Renji, um sich selbst daran zu erinnern, nicht in Byakuyas Arme zu laufen und ihn zu küssen, bis sie beide zu atmen vergaßen. Doch Renji hätte sich auch so keine Sorgen machen müssen, dass sie unprofessionell sein könnten, denn Byakuya ging direkt an ihm vorbei zu Rukia. „Sie wird sich erholen“, die Weise, wie Byakuya das sagte, klang mehr wie ein Befehl als eine Frage an Isane. Isane nickte. „Ja, Kommandant.“ Byakuya hielt inne und blickte auf den bewusstlosen Espada. „Er hat blaue Haare.“ „Ja“, sagte Renji und stellte sich neben Byakuya. Heimlich lehnte er sich weit genug zu ihm, um Byakuyas Geruch einzuatmen. Er nahm einen tiefen Atemzug von dem vertrauten Moschus und überspielte das mit seiner Frage: „Ist das wichtig?“ „Eines der Teehäuser wurde von etwas mit Klauen und blauen Haaren terrorisiert“, sagte Byakuya und blickte Renji von der Seite an, als wolle er ihm sagen, dass er bemerkt hatte, was er da getan hatte und es nicht wirklich befürwortete. Auch wenn er es wohl ein wenig amüsierend fand. Renji zuckte entschuldigend mit den Achseln. „Er hat so getan, als hätte er Klauen, als er noch auf den Beinen stand.“ „Ich glaube, das ist die letzte Lösung im Rätsel.“ „Da gab es mehr als eine?“ „Der Kaien-Klon“, sagte Byakuya und blickte auf Rukia hinab. „Es scheint, dass es der Espada gewesen war, den Rukia getötet hat.“ „Huh“, Renji schaute hinunter auf Rukias schlanke Form. Sie hatte einen Espada getötet? Wie hatte sie es geschafft, wenn sich Renji noch nicht einmal sicher war, ob er in diesem gottverlassenen Ort irgendetwas eingedellt hatte. Er schüttelte über seine eigene, erbärmliche Leistung den Kopf. „Ich sollte wirklich in das Dojo gehen, wenn ich zurückkomme. Ich bin mies.“ „Das ist vermutlich nicht vollständig deine Schuld“, sagte Byakuya. „Doch das können wir besprechen, sobald Aizen besiegt ist.“ Sobald Aizen besiegt ist? Renji musste zugeben, dass er die Zuversicht darin mochte. Byakuya blickte weiter finster zu dem bewusstlosen Espada. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Es sieht so aus, als würde er immer noch leben.“ Renji blickte hinüber zu Isane, die sich wieder Rukia zugewandt hatte. „Yep und ihm geht’s immer besser.“ „Wir können keine Bedrohung so nahe bei Rukia liegen haben“, beschloss Byakuya. Vom Klang her war das die schonungslose Kommandantenstimme. Renji ließ seine Hand auf Zabimaru fallen und er beobachtete Isane, falls er sie zurückhalten müsse, wenn der Kommandant entschied, sich dem Espada zu entledigen. Sie war die Reihe der Verletzten entlang gegangen, um nach Sado zu schauen, also musste er vielleicht nur… „Renji, kannst du das tragen?“ Renji blinzelte. Er hatte gerade noch versucht sich zu erinnern, ob er irgendetwas über Isanes Zanpakutō wusste und der plötzliche Wandel in der zu erwartenden Taktik, warf ihn aus der Bahn. „… Tragen? Oh. Uh…“ Er beäugte den Espada, als wolle er die Lage beurteilen. Der Typ war nicht viel kleiner als er selbst, mit kompakten Muskeln – ein zäher Hurensohn… doch konnte Renji ihn heben? Vielleicht, wenn er ihn über die Schulter warf. „Wahrscheinlich.“ „Dann tu es“, sagte Byakuya. „Lass uns ihn von ihr wegbringen.“ Als Renji damit Probleme hatte, den Espada in die richtige Position zu hieven, sah Isane aus, als wolle sie vielleicht etwas sagen. Renji schüttelte warnend den Kopf. Sie runzelte unglücklich die Stirn, doch ein Blick zu Byakuya sorgte dafür, dass sie ihren Mund geschlossen hielt. Als Byakuya mit Blitzschritt verschwand, blieb Renji einen Moment zurück. Er versuchte Isane zu versichern: „Schau, ich muss die Befehle folgen. Aber wenn ich kann, stelle ich sicher, dass wir den Typen irgendwo verstauen, wo er nicht unter die Räder kommt. Das ist das Beste, was ich tun kann. Er sieht wie ein Überlebenskünstler aus. Er wird schon klar kommen.“ Isane nickte dankbar. Sie begann, etwas zu sagen, doch was immer es auch war, Renji hatte es nicht gehört, denn er bereits verschwunden, um Byakuya einzuholen. Renji holte Byakuya etwas außerhalb der Mauern von Aizens Unterschlupf ein. Die eintönigen Sanddünen von Hueco Mundo erstreckten sich in jede Richtung. In seltsamen intervallen streckten sich blattlose, blanke stein-kristallene Bäume wie Stacheln in die Höhe. Ein silberner Halbmond hing im klaren, schwarzen Himmel. Renjis Atem formte in der kalten Luft kleine Wolken. Er verlagerte die Last auf seiner Schulter und fragte: „Möchtest du ihn hier liegen lassen, Kommandant? Ich dachte eigentlich daran, ihn in eine Höhle zu schieben oder...“ Byakuyas Hände waren plötzlich an Renjis Gesicht und seine Lippen pressten sich gegen seinen Mund. Der Geschmack von einem Hauch kupfrigem Blut und der Geruch von Schweiß und Stahl eines Kampfes täuschten über die drängende, sanfte Erkundung hinweg. Sanfte Finger legten sich um Renjis Ohren und verschränkten sich in seinen Haaren, wären vertraute Ranken von Reiatsu nach seinen eigenen suchten. Renji bemerkte nur, dass er den Halt um den Espada verloren hatte, als ein gedämpfter Aufschlag hinter ihm und ein leises 'verschissener König, gottverdammt' zu hören war. Doch der Kuss war vorbei, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. „Wir können nicht lange verweilen“, sagte Byakuya, seine Hände fielen hinab, um auf Renjis Brust zu ruhen. „Ich wollte ein paar Momente mit dir alleine.“ Gerade in dem Moment murmelte der Espada: „Ich werd euch alle umlegen...“ Renjis wollte gerade einen Scherz darüber machen, wie 'alleine' sie tatsächlich waren, doch Byakuya versiegelte seine Lippen mit einem weiteren Kuss. Als Renjis Hände die zerrissene Stelle von Byakuyas Shihakushō und den bloßen Arm fanden, wäre Renji beinahe vor Überraschung zurückgesprungen. "Du wurdest verletzt?" "In einer Weise", sagte Byakuya. "Der Espada, dem ich gegenüberstand, hatte die Fähigkeit den Körper von Anderen zu kontrollieren. Ich habe meine eigenen Sehnen durchtrennt, um ihn zu stoppen." "Scheiß die Wand an", sagte Renji und fügte ein anerkennendes Pfeifen hinzu. "Das ist so knallhart." Byakuya schien Probleme zu haben, ein Grinsen zurückzuhalten. "Ich habe lediglich getan, was notwendig war." Renji strich über die Haare an Byakuyas Schulter. Er kam nah genug, dass sich ihre Körper beinahe berührten. "Vielleicht, aber es ist immer noch hart. Ich hätte noch nicht einmal daran gedacht, noch weniger an die Ausführung. Ich meine, es ist übel, sich selbst in einer Schlacht kampfunfähig zu machen." "Das war es, doch es ist nun vorbei", sagte Byakuya. Er schloss die Augen, als Renjis Finger die Konturen von Wangen und Kiefer nachfuhren. Die Anspannung schienen sich unter Renjis Berührungen zu lösen und Byakuya seufzte glücklich. "Ich habe dich vermisst." Renji nickte. Wenn er Zeit zum Atmen gehabt hätte, wäre es ihm ebenso ergangen. Was er nun wollte, war eine Pause – ein nettes, langes Bad, ungefähr eine Woche Bett und Tonnen an Liebe. "Glaubst du wirklich, dass es bald vorbei ist?" "Das tue ich", sagte Byakuya. "Aizen hat sich zurückgezogen, wie geplant." Plan? Es gab einen Plan? Das war eine Erleichterung. Renji zwirbelte eine Strähne von Byakuyas tintenschwarzem Haar zwischen den Fingern. Byakuyas Arm schlang sich um seine Taille. Jemand knabberte an seinem Knöchel... "Was zum Teufel?", Renji schüttelte seinen Fuß, um die Zähne des Espadas zu lösen. Er überlegte, dem blauhaarigen Sonderling einen Tritt in seine knöcherne Gesichtsmaske zu geben, doch das ergab keinen größeren Sinn. Er war bereits wieder bewusstlos und murmelte einen Schwall von unzusammenhängenden Schimpfwörtern und behauptete von sich selbst, der König zu sein. "Wenn der Espada anfängt, hungrig zu werden, sollten wir gehen", sagte Byakuya mit einem Seufzen. "Ja", sagte Renji. "Lass mich nur einen Unterschlupf für ihn finden. Das habe ich versprochen." Byakuya warf Renji einen Blick zu, als könne er nicht glauben, wie weich er als Vizekommandant war, doch dann nickte er. "Also gut. Ich werde dich in der Soul Society wiedersehen." "Zu Hause?" Auf Renjis verwirrtem Blick hin erklärte Byakuya: "Ja. Rukia wird Kurosaki hinterherrennen, sobald sie gesund genug ist. Ich weiß, dass du sie begleiten möchtest." Wahr. "Ok", sagte Renji und bereitete sich auf den letzten Kuss vor, bevor er den Espada wieder über die Schulter warf. "Du erinnerst dich, was du mir versprochen hast?" "Dich besinnungslos zu küssen." Renji spürte, wie ein Schauder der Vorfreude ihn durchfuhr. "Ja. Das." "Ich habe es nicht vergessen." Renji kam mit einem Grunzen auf die Beine. "Gut. Denn daran zu denken hält mich weiter aufrecht." Kapitel 17: The Price of Victory -------------------------------- Renji hatte gehofft, die erste Nacht zurück in der Soul Society, nett und warm eingekuschelt, in Byakuyas Bett zu verbringen. Stattdessen saß er in der dunklen Barracke, die sich die ranglosen Mitglieder der 13. Division teilten, auf Rukias Futon mit ihrem Körper unter seinem Arm und ihrem Gesicht gegen seine Brust gepresst. Sie war die letzten 3 Stunden nur am Schluchzen gewesen. Nicht, dass er es ihr verübeln könnte. Als Ichigo so kollabierte, hatte selbst Renji gedacht, dass der Junge schlussendlich aufgegeben und ins Gras gebissen hatte. Doch dann hatte ihnen Urahara die Neuigkeit überbracht… Ichigo lebte, doch es würde einen Monat brauchen, um ihn genug zu stabilisieren, damit er wieder bei Bewusstsein war. Und danach? Scheinbar hatte Ichigo nur einen wirklich kurzen Moment, bevor seine Kräfte komplett verschwanden. Er würde noch nicht einmal in der Lage sein, einen normalen Geist zu sehen, noch weniger, dass er weiterhin der Shinigami-Stellvertreter sein könnte… jemals wieder. Renji hatte Rukia zurück durch das Senkaimon tragen müssen. Sie hatte nicht gewollt, Ichigos Seite zu verlassen. Er hatte sie hierher gebracht. Er streichelte weiter Rukias Haare, wünschte, dass er die Worte wüsste, die sie trösten konnte. Zumindest hatte sie nun einen Monat, um sich zusammenzureißen und zu trauern. Ichgio würde ihre Tränen nicht sehen wollen. „Er ist nun wie ein verwundeter Veteran, Rukia“, erinnerte Renji sie leise. Sie nickte gegen seine Brust. Rukia wusste, was das bedeutete. Man deutete die Verletzung nicht an und man behielt sein Mitleid für sich selbst. Was sie hören wollten und mussten war, dass ihr Opfer es wert war. Ichigo hatte all ihre Ärsche gerettet und Aizen besiegt. Er wird das als angemessenen Preis sehen. Als ein weiterer Soldat im gleichen Krieg ehrst du das. Punkt. Egal wie hässlich die Wunde oder wie verdammt unfair all das war. Doch wenn man dann alleine ist: Alles ist möglich. Man konnte weinen und fluchen und schreien oder sogar schnell Gott danken, dass es ihn getroffen hat und nicht einen selbst. Renjis freie Hand suchte nach Zabimaru, das er neben ihn auf den Futon gelegt hatte. Er griff leicht nach Zabimarus Hülle, nur um sich selbst von der Präsenz des Nue zu überzeugen. Renji hatte keine Ahnung, wie Ichigo ohne den ‚alten Zangetsu‘ überleben konnte. Urahara sagte, dass er ‚normal‘ sein würde, doch das schien nicht richtig. Was war aus dem Geist des Zanpakutō geworden? Ist er gestorben? Wenn ja, wie konnte Ichigo überleben? Wir gehen gemeinsam drauf oder gar nicht, versprach Renji seinem Zanpakutō. Zabimaru grummelte unruhig. Rukias Schluchzen ging in leichtes, schnaufendes Schnarchen über. Renji bewegte die Schulter ein wenig. Er schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Wand, machte es sich für die Nacht ein wenig bequemer. Es gab keinen Sinn dahinter, zu versuchen, zur Sechsten zurückzukehren. Es war nach Zapfenstreich. Er sollte vielleicht einen Höllenschmetterling schicken und sie wissen lassen, wo er war, doch Kidō könnte Rukia wecken, besonders so instabil, wie seines war. Vielleicht, wenn Rukia wirklich tief und fest schlief... Leise Schritte ließen Renji seine Augen aufreißen. Der Schatten von Kommandant Ukitake stand in der Tür. Seine mondbeschienen Haare schimmerten wie flüssiges Silber. "Steh nicht auf", wisperte er, als er wie Renji damit kämpfte, sich zu verbeugen und sein Respekt zu zeigen. "Sag mir, wie es ihr geht." "Nicht gut, Kommandant", gab Renji mit leiser Stimme zu. "Haben sie gehört, was mit Ichigo passiert ist?" Ukitake nickte. Er kam über die Türschwelle und suchte sich einen Weg durch die Futons und die Leute, sie so taten, als würden sie schlafen. Der weiße Haori leuchtete geisterhaft, während er sich still durch den Raum bewegte. Zögernde Schritte, die Renji erst als Vorsicht eingestuft hatte, doch dann erkannte er, dass die Bewegungen steif und schmerzvoll zu sein schienen, je näher Ukitake kam. Am Rand von Rukias Futon sank Ukitake in den Seiza. Er schnalzte mit der Zunge. "Armes Lamm." Renji war sich nicht sicher, ob Ukitake Ichigo oder Rukia meinte – nicht, dass es von Bedeutung wäre. "Sollten sie schon auf sein, Kommandant?", fragte Renji. "Sie sind verletzt." Ukitakes Hand ruhte für einen Moment auf seiner Brust. "Das ist ein ganz anderer Schmerz als der, mit dem ich sonst lebe. Es ist seltsam erfrischend." Zuerst konnte sich Renji nicht vorstellen, dass irgendeine Art von Schmerz 'erfrischend' sein konnte, doch dann erinnerte er sich daran, dass ein überdehnter Muskel nach einer intensiven Trainingseinheit im Dojo oft auch der Schmerz war, den er mit Fortschritt assoziierte. Also wer war er, das zu verurteilen? Außerdem würde er nicht mit einer Person darüber diskutieren, wie er sich fühlte. Noch weniger mit einem Kommandanten. Ukitake tätschelte Rukias Fuß, eine Geste, die sowohl plump als auch tief väterlich wirkte. Er war Renji einen unruhigen Blick zu, doch sagte nichts. Renji streichelte sanft über Rukias Haare. „Sie wollte nicht von seiner Seite weichen. Ich habe mich wie ein Arsch gefühlt, als ich sie hierher geschleppt habe. Sie hätte sich gegen mich gewährt, wenn Urahara nicht gemeint hätte, dass er sie rechtzeitig alarmieren würde, damit sie Ichigo sehen konnte, wenn er aufwachte. In einem kurzen Zeitfenster, bevor...“ Renji konnte sich nicht dazu bringen, es auszusprechen. Ukitake nickt traurig und verstehend. „Sie werden sich gerade lange genug sehen, um sich zu verabschieden.“ „So ziemlich, ja“, sagte Renji und zog, bei dem Gedanken, Rukia in eine kleine Umarmung. Sie starrten Rukia für einige stille Minuten an, bevor Ukitake sagte: „Ich bin froh, dass sie einen Freund heute Nacht bei sich hat. Soll ich Byakuya sagen, wo du bist?“ „Aw, das wäre eine Erleichterung, Kommandant. Ich bin zu Dank verpflichtet“, nickte Renji. Ukitake nickte abwesend. Nach einem nachdenklichen Blick durch den Raum, fragte er: „Denkst du, sie würde in einem eigenen Raum besser schlafen? Das Quartier des Vizekommandanten ist leer.“ Kaien altes Zimmer? Wäre das besser oder... gruselig? Würde es Rukia an den anderen Soldaten erinnern, den sie geliebt hatte und der mit dem ultimativen Opfer gezahlt hatte? Keinen Geringeren als den, den sie ein weiteres Mal getötet hatte? „Ich weiß es nicht, Kommandant. Ihre Sachen sind hier und ich bin mir sicher, dass sie aufwachen würde, wenn ich sie trage.“ „Ah, ja. Du hast natürlich recht.“ Renji war schon ein wenig überrascht gewesen, dass Rukia kein eigenes Zimmer hatte, da sie ja eine Kuchiki und all das war. Doch sie war auch eine von der Sorte, die nicht nach Sonderbehandlung fragte... besonders als Kaien noch lebte und – nun ja, im Grunde war sie trotz alledem ranglos. „Es ist nicht der Platz, es zu sagen, doch sie hat sich diesen Raum auch so verdient“, sagte Renji. „Oh, das weiß ich“, sagte Ukitake mit einem matten Lächeln. „Für wen denkst, spare ich diese Position auf? Doch die Lage war... unangenehm nachdem sie gerade frisch aus dem Gefängnis kam. Nicht, dass ich Zeit gehabt hätte, sie zu befördern! Sie rannte direkt hinter Ichigo her, bevor ich überhaupt 'Buh' sagen konnte.“ Renji hatte darüber gar nicht nachgedacht. „Ja, so war das.“ Ukitake streckte sich auch und tätschelte Rukias besockten Fuß erneut. Mit einem Seufzen stand er auf. Er bewegte sich langsam und vorsichtig, viel mehr wie der alte Mann, der er tatsächlich war. „Ich vermute, es gibt hier nichts, was ich für sie heute Nacht tun kann. Sag ihr, wenn sie wach wird, dass ich eine Teekanne aufgesetzt habe.“ „Ja, Kommandant.“ Ukitake schob seine Haare aus dem Gesicht – eine müde Geste. „Ich sende einen Schmetterling für dich. Byakuya erwartet vermutlich unruhig Nachrichten von euch beiden.“ Renji nickte. „Vielen Dank, Kommandant. Eine gute Nacht.“ „Ja“, sagte er. „Versuche auch etwas Schlaf zu bekommen, Renji. Es war für uns alle eine lange Schlacht.“ Renji wünschte, er hätte Zeuge des Kampfes sein können, in dem Ukitake verletzt wurde, besonders da es bedeuten musste, dass auch Kyōraku gekämpft hatte. Vielleicht hatte Kira etwas davon gesehen. Renji musste von irgendwem Details bekommen, der da gewesen war. Denn wie war das überhaupt, diese beiden mit ihren doppelten Klingen? Renji hatte Gerüchte gehört, dass auch der Generalkommandant einige Attacken rausgehauen hatte. Das musste sicher auch ein Anblick gewesen sein. Ukitake war genauso leise gegangen, wie er gekommen war. Renji atmete tief durch und versuchte zu schlafen. Zum Glück konnte ein alter Inuzuri-Hund überall schlafen. Es waren die gleichen Inuzuri-Instinkte, die ihm am Morgen Augen auf sich spüren ließen. Seine eigenen Augen riss er auf, um eine Ansammlung von ranglosen Offizieren zu sehen, die um den Platz herum saßen, an dem er und Rukia gegen die Wand gelehnt saßen. Eine von den Kühneren, eine Frau mit Irokesenschnitt und einem Augenbrauen-Piercing, lehnte sich auf ihren Handflächen nach vorne und fragte: „Haben wir gewonnen, Vizekommandant?“ Renji nickte. „Haben wir. Ichigo hat Aizen besiegt.“ Rukia erwachte blinzelnd vom Klang von Renjis Stimme. Er stupste sie an. „Sie wollen davon hören, Rukia. Du solltest es ihnen sagen. Ihre großen, violetten Augen blinzelten zu ihm auf. Sie waren rot unterlaufen und geschwollen. Er konnte sehen, wie sehr sie nur ‚Nein‘ sagen und sich verstecken wollte, aber er stupste sie erneut an. „Erzähl ihnen von Ichigo. Wie tapfer er war. Wie verdammt knallhart.“ Das ließ sie ein klein wenig lächeln. „Er hat sogar ohne Getsuga Tensho einen Berg entzweit.“ Renji nickte und warf den Leuten einen wissenden Blick zu. „Knallhart.“ Ein anerkennendes „oooooh“ kam von den Versammelten. Das Irokesen-Mädchen klatschte in die Hände. „Du musst uns alles erzählen, Rukia! Bitte?“ Sie kam unter Renjis Arm hervor. Er konnte spüren, wie sie ihre Schultern hob. Sie schien zu zögern, also fragte er ein paar bedeutsame Momente ab, die meisten davon hatten sie sicher schon gehört, aber das war nicht wichtig. Wichtig war, dass Rukia sich daran erinnerte, warum Ichigo getan hatte, was er getan hat. Warum es das Opfer wert war. Sobald sie in Fahrt kam, nahm er Zabimaru auf und ließ sie alleine. Er nickte ihr zu, um sie wissen zu lassen, dass er später zurückkam, um nach ihr zu schauen. Sie würde das oft brauchen: nachschauen, trinken gehen und leise Zeiten, in denen sie nicht redeten… Obwohl sie oft so tat, hatte sie offensichtlich viele Freunde und Bewunderer. Sie würde nicht ohne Unterstützung sein. Renji war ein ziemlich beschissener Freund im letzten halben Jahrhundert gewesen. Er hatte einiges nachzuholen. Und begann jetzt damit. Renji versuchte sich leise aus der Dreizehnten zu schleichen, doch Kommandant Ukitake wollte ihn nicht gehen lassen, ohne ihm die Gastfreundschaft der Kantine und einer privaten Schale Tee zu zeigen. Ukitake saß Renji gegenüber auf der langen Terrasse mit Ausblick auf den See, beobachtete unruhig sein Gesicht. Renji wurde langsam bewusst, wie schnell er das Ochazuke, ein Gericht mit übrig gebliebenem Reis und Tee, in seinen Mund schaufelte. Ukitake lächelte über den Rand seiner Teeschale. „Du kannst atmen, oder?“ „Oh, uh“, Renji setzte die nun leere Schale vor seinen, im Schneidersitz verschränkten, Beinen. „Ich glaube, ich habe gar nicht bemerkt, wie hungrig ich war. Und es ist… ähm, Essen für die Seele, das einfache Zeug.“ „Oh, ja! Ochazuke ist Shunsuis liebtes Kateressen“, sagte Ukitake erfreut. Das kleine Lachen, dass ertönte, schien an den Wundnähten oder so zu ziehen, denn er zuckte zusammen, bevor er hinzufügte: „Nun ja, neben diesem stinkenden, pinken Zeug, was ein fürchterlicher Likör ist, den er aus dem Diesseits mitgebracht hat. Erdbeere und Sour Mash Whiskey.“ Das war das also? Konterplempe*, richtig? Renji grinste und erinnerte sich, wie er sich nach seiner ersten Nacht mit Byakuya ein wenig dieses Gemischs ‚geliehen‘ hatte. „Wenn du gehst“, fuhr Ukitake fort, der unruhige Ausdruck kam zurück. „Ich verstehe es so, dass du glaubst, dass Rukia sich… genug erholt hat, um alleine zu sein?“ Ah! Darum wollte der Kommandant ihn nicht gehen lassen. „Ja“, sagte Renji und dachte daran, ihn damit zu trösten. Doch dann entschied er sich, dass er Rukias Kommandanten nicht anlügen würde. Daher begann er erneut: „Ah, nein – das wird noch Zeit brauchen. Ich werde mit jeder Menge Eis und Bier zurückkommen, wenn sie wissen, was ich meine?“ Ukitake schien in Gedanken zu versinken, darüber nachzudenken. Der Winterwind wühlte die Oberfläche des Sees auf. Schilf beugte sich und raschelte. Eine einzelne Mangrovenweihe flog über das Ufer, um nach Fröschen zu jagen. „Sie ist zäh“, sagte Renji, als Ukitake weiterhin still blieb. Zweifellos dachte Ukitake über dieselbe Sache wie Renji: Kaien. Das war hart für Rukia gewesen… das hatte Renji zumindest so gehört. Sie hatten sich damals nicht nahe gestanden, doch sie hatte dem getrotzt und das musste in so vielerlei Hinsicht schlimmer gewesen sein. Sie hatte Kaien mit ihren eigenen Händen getötet und ihre Liebe zu ihm war verboten gewesen, da er verheiratet gewesen war. Ichigo lebte. Rukia liebte ihn mühelos mehr, als jeder sonst. Das würde nicht einfach werden, egal wie man es sich in Gedanken zurechtlegen konnte, doch da musste auch ein wenig Trost in der Sache liegen. Nein, Renji wusste, dass es so sein würde. Sie hatten beide so viel in Inuzuri verloren – so viele verschiedene Arten von Dingen. „Sie weiß das Leben zu schätzen, Kommandant, und Ichigo lebt noch“, sagte Renji. „Das ist wichtig. Ohne Frage, die Sache wird hart für sie beide sein. Doch diese Tatsache wird sie im Herzen behalten. Sie ist geduldig und sie wissen ja, seine Seele wird auf jeden Fall zu uns kommen“, egal wie er enden würde. Tatsächlich vermutete Renji, dass Ichigo wenn nötig aus der Hölle ausbrechen würde, um zu Rukia zu gelangen. Schau was er getan hatte, als Rukia ihn gebeten hatte, ihm nicht zu folgen. Ichigo wäre zig Tausend Mal unaufhaltsamer, wenn er wüsste, dass sie auf der anderen Seite auf ihn warten würde. „Hmmm“, murmelte Ukitake zweifelnd. „Nun ja, sie ist widerstandsfähig und sie hat ihre Freunde um sich herum.“ Ukitake warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu und Renji sagte: „Ja, Kommandant, das hat sie.“ „Gut.“ Das war eine Offizielle Entlassung, also sammelte Renji seine Schalen ein und brachte sie zur Kantine zurück. Ukitake ging neben ihm her, als er seine eigenen Schalen zurückbrachte und dann in Richtung Tor ging. „Richte Byakuya liebe Grüße von uns aus“, sagte Ukitake. „Wir hätten euch beide immer noch gerne irgendwann einmal zum Abendessen bei uns.“ Ja, das war es, was die ganze Zeit gefehlt hatte. „Wo ist eigentlich ihr Partner?“ „Oh, Shunsui? Er spielt mit den Schatten. Er wird eine Woche lang betrunken sein!“ „Oh… uh“, Renji war sich nicht sicher, was er sagen sollte. Vor allem, da Ukitake ihn anlächelte, als hätte er etwas völlig Harmloses und Gewöhnliches gesagt. „Ok. Nun ja, ähm… Wir sehen uns später. Ich komme zurück und schaue nach Rukia, sobald ich kann.“ „Gut, gut“, sagte Ukitake immer noch lächelnd, als er zum Abschied winkte. Als Renji am Tor der Sechsten aus dem Shunpo trat, gaben die Wachen ihm mit einem breiten Grinsen, einen Klaps auf den Rücken und ein „Gut, sie wieder hier zu haben, Vizekommandant!“, auf das Renji mit einem Lachen und einem „So schlimm war es doch nicht, oder?“ reagierte. „Der Kommandant hat eine Doppelschicht in der Nacht geschoben“, sagte die Größere der beiden, eine Frau mit auffälligen, goldenen Haaren, die wie ein Büschel auf ihrem Kopf aussahen. Renji konnte sich daran erinnern, dass sie Koemi hieß, denn trotz all ihrer Zähheit hatte sie ein kleines, mädchenhaftes Lachen. Sie ließ eines davon ertönen und fügte hinzu: „Das war… in-teressant.“ Renji lehnte sich gegen die innengelegene Mauer und ließ den Sonnenschein sein Gesicht wärmen. „Darauf wette ich. Sag mir nicht, dass er versucht hat, das Training zu führen.“ „Nein, Gott sei Dank nicht“, sagte sie. Sie tauschten ein Grinsen aus, erinnerten sich dabei an Byakuyas Versuch, der Division ein paar Hakuda-Formen zu zeigen. Byakuyas Bewegungen waren so schnell gewesen, dass sie niemand hatte sehen, noch weniger ihnen hatte folgen können. „Doch ich dachte, dass ein paar Leute im Gefängnis oder auf dem Hinrichtungsplatz enden würden.“ Renji schüttelte nur den Kopf. „Selbst schuld, wenn sie meinen, die Geduld des Kommandanten auf die Probe zu stellen wäre etwas anderes als selbstmörderisch. Apropos, ist er da? Oder muss ich den ganzen Weg zum Anwesen laufen?“ Die andere Wache antwortete mit einem Schnauben. „Machst du Witze? Der Kommandant versteckt sich seit er wieder zurück ist vor seiner Tante. Ich glaube, eine große Anzahl von Cousinen kommen wegen… seinem Geburtstag, vielleicht?“ Er kratzte sich am kurzgeschorenen Kopf und zuckte dann mit den Achseln. „Wie auch immer, er hat sich in seinem Büro verschanzt.“ Byakuyas Geburtstag? Scheiße, war es schon Ende Januar? Renji verabschiedete sich und stieß sich von der Mauer ab. Als er über den Übungsplatz ging, nickte ihm die 4.-nun-3. Offizierin dankbar und willkommen heißend zu. Renji deutete zu der Tür des Kommandanten und machte dann eine Geste für 5 Minuten, um sie wissen zu lassen, dass er so schnell wie möglich zurückkam, um einen Statusreport zu wollen und auf dem neusten Stand gebracht zu werden. Er stieg die vertrauten Stufen hoch und war überrascht, wie sehr er sich ‚zu Hause‘ fühlte. Er hatte kein Recht darauf, da er noch nicht lange Vizekommandant war – und die Hälfte der Zeit war er noch nicht einmal da gewesen. Dennoch ergaben die Dächer ihrer Hauptverwaltung, der Kantine und dem Dojo ein Muster, das genauso unter seine Haut gegangen war, wie jedes seiner Tattoos. Er hatte kaum die Sandalen ausgezogen, als von der anderen Seite der Tür Byakuya nach ihm rief: „Wie geht es Rukia?“ „So gut, wie du es vielleicht erwartest.“ Renji schob die Tür auf und steckte den Kopf hinein. Byakuya saß auf seinem gewohnten Platz hinter dem niedrigen Schreibtisch. Bücherregale waren an der Wand aufgereiht. Die Reste vom Frühstück standen auf einem Tablett in dem kleinen Bereich mit Kissen am Fenster, von der Renji immer als ‚ihre Ecke‘ dachte. Der starke Geruch von teurem Tee füllte den Raum. „Also wirklich beschissen.“ Byakuya nickte, säuberte seinen Pinsel und legte ihn zur Seite. „Es überrascht mich, wie… betrübt ich über diese Wendung bin. Ich dachte, es würde Saftpäckchen auf ihrer Hochzeit geben.“ Renji setzte sich Byakuya gegenüber im Schneidersitz hin und seufzte. „Ich auch.“ „Wird sie ihn besuchen?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Renji und zog nachdenklich an dem Stoff seines Hakama. „Er kann sie so nicht sehen, aber sie könnte im Gigai zu ihm gehen. Aber ist es fair für ihn? Er wird so lange als Mensch leben müssen, bis er stirbt.“ „Ich vermute, es ist undankbar, ihm einen früheren Tod zu wünschen?“, fragte Byakuya so emotionslos, dass Renji sich nicht sicher war, wie er reagieren sollte. Vor allem, nachdem Byakuya hinzufügte: „Unfälle passieren.“ Renji lachte. „Himmel, Kommandant, du hast ihn bereits einmal getötet.“ Das leichte Heben seiner Augenbrauen war Byakuyas einzige Antwort darauf, bevor er mit der Stirn runzelte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kurosaki glücklich sein wird. Vielleicht wäre das ein Gnadenstoß.“ „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das illegal ist“, sagte Renji, denn Byakuya klang nicht nur ernster, sondern er hatte ein paar ziemlich gute Argumente. „Außerdem, glaubst du nicht, dass Urahara Ichigo vor einen Bus schubsen würde, wenn es das wäre, was notwendig ist? Urahara ist bereits ein Gesetzloser und so kommst du auch nicht in den Knast.“ "Mmmmm, hervorragender Punkt", stimmte Byakuya trocken zu. Er griff nach der Teeschale, die auf Höhe seines Ellbogen stand. Er nahm einen abwartenden Schluck, runzelte dann die Stirn, offensichtlich weil der Tee entweder leer oder kalt geworden war. Er wandte sich der Teekanne zu, holte dabei automatisch eine zweite Schale und stellte sie vor Renji ab. "Möchtest du Tee, Renji?" Renji lächelte, erinnerte sich wie er, vor nicht allzu langer Zeit, an diesem Fleck gesessen und Byakuya dabei beobachtet hatte, wie er sich selbst Sake ausgeschenkt hatte und sich fragte, ob er jemals etwas zu trinken angeboten bekommen würde. „Sicher. Das wäre nett. Danke.“ „Ich habe nachgedacht“, sagte Byakuya, nachdem er den Tee ausgeschenkt hatte. Renji wartete darauf, dass Byakuya fortfuhr. Als er das nicht tat, nahm er einen Schluck Tee und fragte: „Oh? Sollte ich mir Sorgen machen?“ Ein kleines Lächeln kräuselte sich auf Byakuyas dünnen Lippen, welches aber überraschend schelmisch aussah. Renji fühlte, wie ihm bei dem Anblick ein aufgeregter Schauer seine Wirbelsäule hinunterlief. „Vielleicht“, gab Byakuya zu. „Nachdem... ich meine, erinnerst du dich, bevor du ins Diesseits aufgebrochen bist, ich dir versprochen habe, dich angemessen zu hofieren?“ „Ja, du hast mir all diese Liebesbriefe geschrieben“, sagte Renji mit einem liebevollen Grinsen und einem kleinen Zwinkern. Byakuya sah für einen Moment verblüfft aus. Als er sich erholt hatte, sagte er mahnend: „Renji. Das sollte niemals alles gewesen sein.“ Oh? Mehr hofieren? Was zum Teufel war dafür erforderlich? Renji runzelte sein Spiegelbild im Tee an, seine Finger trommelten gegen den feinen Porzellanrand. „Ist es nicht ein bisschen zu spät dafür, mich in einen Raum zu setzen und mir hinter einem Wandschirm ein Ständchen zu singen? Ich meine, Himmel: Wir haben ein Sicherheitswort.“ „Durchaus. Ist das nicht Teil unseres Problems? Dass wir ein Sicherheitswort haben, bevor ich dir Blumen gebracht habe?“ „Das ist ein Feature, kein Bug“, schnaubte Renji. Auf Byakuyas ausdruckslosem Blick hin, erklärte er: „Ein paar Kerle mögen es einfach. Glaubst du wirklich, ich bin von der Sorte, die zuerst Blumen brauchen?“ Byakuya suchte Renjis Blick und hielt Blickkontakt. „Das tue ich. Ich denke, vielleicht wurde dir diese Möglichkeit nie angeboten. Ich würde sie dir gerne geben.“ Renji steckte sich ein Finger ins Ohr und versuchte zu begreifen, was hofieren alles beinhalten würde. „Du wirst mir Blumen bringen und Gedichte schreiben?“ „Nein, du bist der Poet.“ Ein neckisches Lächeln zog wieder an Byakuyas Mundwinkeln. Renji spürte, wie er bei dem Gedanken an seinen poetischen Versuch errötete und wie sehr es Byakuya immer noch erfreute. Byakuya nahm einen weiteren Schluck von seinem Tee und sagte dann ernst: „Doch ich würde dich gerne in die Stadt ausführen, mit dir prahlen... dich verwöhnen.“ Renji musste zugeben, dass das ziemlich gut klang. „Ja, aber wir haben immer noch Sex, richtig? Also ungefähr jede Menge.“ Byakuya blinzelte. „Sei nicht töricht: natürlich.“ „Ok“, sagte Renji mit einem Schulterzucken. „Ich denke, wir können 'hofieren'. Doch du musst zulassen, dass ich dich zurück hofiere.“ „Muss ich das?“ „Ja, das musst du. Ich mache deine Sachen, wenn du meine Sachen machst.“ Byakuya dachte darüber nach, während er mehrfach an seinem Tee nippte. Dann sagte er schlussendlich: „Also gut. Das ist akzeptabel.“ Kapitel 18: Back to Business ---------------------------- „Wer von uns beginnt?“, fragte Renji zwischen zwei Schlucken Tee. „Mit dem Hofieren-Zeug, meine ich.“ Byakuya sah etwas überrascht von der Frage aus – nun ja, für ihn: eine Augenbraue war gehoben und er antwortete nicht direkt. Er nahm den Pinsel auf und schnitt die Borsten. „Ich, natürlich.“ Renji schnaubte. „‘Natürlich‘, als wäre all das bereits entschieden.“ War da eine leichte Röte über Byakuyas Nase? „Die Wahrheit ist, dass ich von meinen Cousinen belagert werde. Ich brauche dich heute beim Abendessen.“ „Oh, ja“, Renji rieb sich seinen Nacken. „Ist wirklich schon dein Geburtstag? Denn ich habe es irgendwie vergessen und habe nicht wirklich…“ „Du hast noch genug Zeit, Renji“, sagte Byakuya. Er tauchte den Pinsel in das Tintenfässchen und machte sich wieder an die Schreibarbeit. „Mein Geburtstag ist in zwei Wochen. Das ist nur die erste Welle der Gäste. Der Überfall von Familienangehörigen wird noch weitergehen, je später es wird.“ Renji pfiff leise. Das klang richtig groß. Er hatte keine Ahnung, dass Byakuyas Geburtstag ein Anlass für eine solch große Familienansammlung sein würde. Doch es machte auch Sinn, da Byakuya das Familienoberhaupt und all das war. Aber wusste denn Byakuyas Familie nicht, dass eine ganze Ansammlung seiner Verwandten zu unterhalten, das wirklich Letzte war, was Byakuya an seinem Geburtstag machen wollte? „Rikichi macht sich gut mit all der zusätzlichen Sicherheit?“ „Ja und Nanako ist überraschend gut als Kontaktperson aufgenommen worden. Musste auch, wenn Byakuya sie benannt hatte. Renji nickte. „Nanako ist eine gute Person.“ Byakuya blickte auf. „Das ist nichts, was mich überrascht. Sie ist meine 3. Offizierin. Ich erwarte Großes von meinen Soldaten. Dennoch habe ich nicht gedacht, dass meine Familie sie so schnell akzeptieren wird, wenn man ihren Mangel an Geburtsrecht bedenkt.“ Renji zuckte mit den Achseln. „Ihr Akzent ist Seireitei pur. Von Shinigami geboren und großgezogen, das ist so etwas wie eine eigene Sache.“ Byakuya nickte. „Trotzdem. Dass meine Familie keine Beschwerden hatte, ist eher erstaunlich.“ „Da haben wir’s“, lachte Renji. Byakuya wandte sich wieder seinen Formularen zu. Renji blieb sitzen und nippte langsam an seinem Tee, himmelte seinen Kommandanten unverfroren an. Die späte Morgensonne, die vom Fenster aus hineinschien, liebkoste die Seiten seiner hohen Wangenknochen und funkelte von dem knöchernden Weiß des Kenseikan und Haori. Blasse Haut und tintenschwarze Haare verursachten einen solch wunderbaren Kontrast von Schwarz und Weiß, wie frisch gefallener Schnee um Mitternacht. Er war so verdammt atemberaubend – nein, was er war, war unvergleichlich. Für immer über alle anderen, so weit oberhalb, dass niemand jemals auch nur nahe genug kommen würde, um ihn zu berühren – ja, das war Renjis Byakuya. „Du musst Nanako den richtigen Ablauf bei der Papierarbeit zeigen“, sagte Byakuya mit einem verärgerten Zungeschnalzen. „Es mangelt ihr an deiner –“ Plötzlich glitten Byakuyas Augen nach oben, fokussierten Renji mit einem durchdringenden Blick. „Renji, schmachtest du mich an?“ „Total.“ Etwas an Renjis dümmlichen Grinsen, breitem und erwischten Nicken und dem Wackeln mit seinen Augenbrauen, ließ Byakuyas Ausdruck weicher werden, kitzelte sogar ein kleines, privates Lächeln hinaus. „Nun ja, lass das. Es ist ablenkend.“ Renji atmete lange und enttäuscht aus. Er wandte mit Mühe seinen Blick ab und zog sich mit einem Grunzen auf die Füße. „Ja, ich denke, es ist besser an die Arbeit zu gehen. Sehe dich beim Abendessen.“ „Ja. Trag deine Ausgehuniform und sei nicht zu spät.“ Au weia. „Ja, Kommandant.“ Nanako war zu froh, Renji den Schreibtisch des Vizekommandanten zurückzugeben, dass sie beinahe vor Freude hüpfte. Als sich Renji hinsetzte, konnte er auch erkennen, warum. Da war ein Stapel Schreibarbeit im Posteingang, der ungefähr so groß war, wie er selbst. Als Nanako sein Stirnrunzeln sah, warf sie ihm ein mattes, entschuldigendes Lächeln zu. „Er hasst meine Arbeit.“ „Das fühlt sich nur so an“, sagte Renji und nahm eine Handvoll, um zu sehen, was erledigt werden musste. „Nein, wirklich, Renji. Er hat mir den ersten Teil korrigiert zurückgeschickt. Korrigiert! Ich habe noch nie so viel rote Tinte gesehen. Danach habe ich versucht, aufmerksamer zu sein, aber…“, sie blickte schuldbewusst auf den Stapel. „… das hat das Ganze verlangsamt.“ Er setzte sich im Bürostuhl zurück und hörte auf, in dem Stapel herumzuwühlen. Er wünschte, er hätte soweit gedacht und eine Schale von dem guten Tee von Byakuyas Büro mitgenommen. „Mach dir nicht so viele Gedanken“, sagte er. „Vielleicht denkt der Kommandant, dass du scheiße im Papierkram bist, aber er ist glücklich mit deiner Arbeit als Kontaktperson für seine Familie. Das ist am Ende des Tages viel wichtiger.“ „Er denkt, ich bin scheiße?“, sie zwirbelte einen von ihren, mit Bändern eingewickelten, Zöpfen zwischen ihren Fingern und ließ die Schultern hängen. „Im Papierkram“, erinnerte Renji sie. „Es ist nur Papierkram, du kannst das lernen. Es ist keine Raketenwissenschaft, wenn ich das meistern kann.“ Sie blickte zu ihm auf, ihre dunkelbraunen Augen funkelten. „Gib mir nicht diesen falschen Bescheidenheits-Mist. Du hast mit als Jahrgangsbester in der Akademie abgeschnitten.“ Trotz allem war er nur gerade so bei Kidō durchgekommen. Er hatte auch lesen und schreiben gelernt. Sowohl Kira als auch Momo waren zur Akademie gekommen und konnten das schon. „Das ist schon so etwas wie ein Argument“, sagte Renji. „Wenn ein Inuzuri-Hund wie ich so weit kommt, dann hast du keine Ausreden. Außerdem dachte ich, dass Schreibkram dir im Blut liegen würde, mit zwei Eltern in den Hofgarden.“ Sie lachte. „Miso ist mein Blut! Ich bin vielleicht in einer Baracke geboren worden, doch aufgewachsen bin ich im hinteren Teil eines Nudelladens.“ „Und doch schaukelst du es mit der Kuchiki-Familie.“ Renji fühlte einen Stich von tatsächlichem Neid. Er schüttelte das Gefühl mit einem tiefen Seufzen ab. Dann nahm er eine weitere Handvoll von dem Stapel und sortierte die Papiere weiter in Sachen, die er schnell erledigen konnte und das, was etwas mehr Zeit in Anspruch nahm. „Ehrlich? Ich würde gerade jetzt gerne die Fähigkeit mit dir tauschen. Ich weiß nicht, was Byakuya denkt, dass ich zu irgendeiner Familienveranstaltung kommen soll. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich ihnen gegenüber verhalten soll und alles an mir wird sie nur nerven… noch mehr nerven.“ Nanako nahm den Dienstplan von der Korkwand. „Ja und da sind eine Menge zusätzlicher Zehen im Anwesen, auf die du treten kannst. Die Kuchikis kommen von allen Seiten eingefallen. Und ich habe immer noch ungefähr sieben Truppen draußen. Es ist eine gute Sache, dass der Kommandant sich um die Angreifer gekümmert hat oder wir wären unterbesetzt.“ Richtig, denn die Angriffe wurden von dem Arrancar geführt, der sich als Kaien Shiba hatten ausgeben können. Den, den Rukia töten konnte. Renji fragte sich, ob das wirklich das Ende von allem war. Echte Verbitterung und das Gefühl von Ungerechtigkeit waren im Rukongai angefacht worden. Es war vielleicht egal, ob ihr Anführer nun weg war. Und doch, wenn der Nährboden ausgegangen war, war es vielleicht doch das Ende. Geld drehte alle Räder, besonders die der Revolution. Dieser Gedanke deprimierte Renji aus irgendeinem Grund. Er setzte die Papiere ab. „Ich brauche Tee“, verkündete er. Er rollte den Stuhl nach hinten und stand auf. „Warum kommst du nicht mit und bringst mich auf den neuesten Stand mit der Division, huh?“ Sie lächelte. „Sicher, Boss.“ Sie gingen gemeinsam den schmalen Gang zum Pausenraum entlang. Es war ein kleiner Raum am Ende des Ganges, wo immer eine Kanne Tee und etwas zu essen war. Nun, da es Winter war, köchelte Oden auf dem kleinen Ofen. Renji konnte den reichhaltigen Duft von Dashibrühe und gegartem Gemüse riechen. Renji wollte gerade Nanako eine Frage stellen, als lautes, johlendes Gelächter aus dem Pausenraum erklang. Es schien ein bisschen früh am Tag, für diese Art von Geräusch. Im Büro des Vizekommandanten war immer viel los, ein geschwätziger Ort, doch der Schichtwechsel war noch einige Stunden hin. Als ein weiterer dieser lauten Ausbrüche bei ihnen ankam, hob Renji eine Augenbraue und blickte Nanako an, neugierig, ob sie wüsste, was da los war. Nanako warf ihm einen ‚Keine Ahnung‘-Blick zu. Renji zuckte mit den Achseln. Nun ja, es war keine Straftat, etwas Spaß zu haben. Nicht einmal in der Sechsten. Er schob die Tür auf und erwartete, eine Ansammlung an Soldaten um den Hot Pot herum zu sehen. Was er jedoch nicht erwartete war, dass Seichi der Mittelpunkt des Ganzen war. Währenddessen wurde der Raum leiser, als die Soldaten ihren Vizekommandaten und 3. Offizier im Türrahmen bemerkten. Einer nach dem anderen sprang auf die Beine und nahm Haltung an. Langsam drehte sich Seichi um. Sein Gesichtsausdruck wechselte von ‚Oh Scheiße‘ zu ‚Oh, du bist es‘ in einen Bruchteil von seiner Sekunde. „Hiya, Bro!“ ‚Bro‘? Renjis Mund klappte auf. Seichi trug immer noch den schwarzen Yukata der Kuchiki Dienerschaft, doch seine blonden Dreadlocks waren in einen stacheligen Pferdeschwanz gebunden. Der Bandana, den Renji ihm geben hatte, um seine Tattoos zu verstecken, war in einem sehr bekannten Stil um den Kopf gebunden und auf dem Kopf war… warte eine verdammte Minute! Wo hatte Seichi Renjis alte Sonnenbrillen gefunden? „Ich habe den Leuten nur von dem Mal erzählt, als wir beide einen Bündle von der fetten Händlerin geklaut haben und wir mit Damenunter-“ Oh scheiße, nein – keine Inuzuri Geschichten! Renji wusste, dass es bereits zu spät war, doch er ging einen bedrohlichen Schritt in den Raum hinein und unterbrach mit einem lauten: „Warum zum Teufel arbeitest du nicht im Anwesen? Bist du jemals dahin zurückgegangen?“ „Whoa, Bro, mach dir mal nicht ins Höschen“, sagte Seichi. „Kuchiki hat mich nicht vermisst.“ Das war’s. Renji packte Seichi am Kragen und schleppte ihn aus dem Pausenraum, während er sagte: „Das heißt Kommandant Kuchiki – oder für dich, du kleiner Penner, ist es Kuchiki Taicho-sama, hast du das verstanden? Und ‚Bro‘? Einfach nur nein zu dem ‚Bro‘. Du kannst mich Renji nennen, wie der Rest oder ‚Renji-nii‘, wenn wir uns richtig nahe stehen, aber keinen von diesem Bro-Schwachsinn, ok?“ Renji ließ Seichi mit einem kleinen Schubs los, als sie draußen waren. Seichi wich zurück, gegen die Wand des Gebäudes, in dem das Vizekommandatenbüro war, und hing da, während Renji mit einem Finger gegen die schmale Brust stieß. „Und erzähl keine Geschichten von mir bei den Soldaten. Besonders keine, in denen ich das verdammte Gesetz breche!“ Seichi brachte ein nervöses Lächeln zustande. „Da bleiben nicht viele Geschichten übrig.“ „Genau! Also halt deine verdammte Klappe“, bellte Renji. Seichis Hände gingen nach oben, um sein Gesicht vor einen Schlag zu schützen, der niemals kam und er wimmerte so elendig, dass sich Renji wie ein Schläger fühlte. Die ohrenbetäubende Stille vom Büro des Vizekommandanten half da nicht. Renji war sich sicher, dass alle Leute vom Pausenraum inklusive Nanako sich unter dem Fenster versteckten und zuhörten. Mit bebender Stimme sagte Seichi: „Ich habe keinen Schaden darin gesehen, Onii-chan. Ich habe dich gut aussehen lassen.“ Renji kniff sich in den Ansatz seiner Nase zwischen den Augen und atmete tief aus. „Du Idiot. Das ist es nicht, was wichtig ist. Das ist die Sechste, ok?“, Renji öffnete die Arme, um ausschweifend auf den Übungsplatz, die Kantine und das Quartier des Kommandanten zu deuten – einfach auf alles. Dann schlug er mit seiner Hand auf seine uniformierte Brust. „Ich bin jetzt ein Shinigami. Schau dir diese Uniform, die ich jetzt trage, genau an und versuch dich verdammt noch mal für mehr als 5 Minuten daran zu erinnern, dass es mein Job ist, das Gesetz aufrecht zu halten. Als Vizekommandant muss ich die höchsten Ideale der Division repräsentieren. Über meine Vergangenheit Blödsinn zu erzählen kann mich meinen Rang kosten.“ „Aber... aber, diese Leute dachten alle, es sei witzig“, sagte Seichi schwach. „Ich wette, dass sie das taten. Und was ist mit den Leuten, denen die das erzählen? Und wenn es jemand von den Kuchiki hört, denkst du, dass sie das witzig finden?“ Seichi blinzelte ihn dümmlich an. „Die Hälfte sucht schon nach einem Weg, mich zu Fall zu bringen. Die Kuchiki schmücken sich selbst damit, die ersten Sheriffs gewesen zu sein“, erklärte Renji ihm. „Aber... es kann kein großes Geheimnis sein, Onii-chan“, sagte Seichi. „Du hast deinen Namen nicht geändert.“ „Weil niemand hier, so weit oben, eine Ahnung hat, was es bedeutet, ein Abarai zu sein.“ Der Ausdruck auf Seichis Gesicht ließ Renjis Blick hart und gleichzeitig seine Knie weich werden. „Sag mir nicht, du hast es ihnen erzählt.“ „Ich dachte, sie wissen über uns Bescheid.“ Als er und Rukia den langen Weg durch die Distrike zur Akademie zurücklegten, haben sie gelernt, dass der Ruf der Abarai Gang aus Inuzuri weitaus lächerlicher war, als sie geglaubt hatten. Kaum eine Seele über der 72. hatte den Hauch einer Ahnung, welche Art von Angst und Schrecken dieser Name in den unteren Bezirken ausrichten konnte. Nicht, dass sie per se etwas für diesen Ruf getan hätten, um ihn derart zu verdienen, doch der Name war wie der 'grausamen Piraten Roberts'... er lebte durch die Generationen von Dieben und Schlägern, durch den er verewigt und getragen wurde. Als sie den ersten Distrikt erreicht hatten, war es nur wie eine entfernte Erinnerung. Niemand hatte auch nur geblinzelt, als er und Rukia den Namen für ihre Zulassung zur Akademie benutzt hatten. Außerdem dachten sie, sie seien die Letzten. Es schien wie eine passende Erinnerung von einer einstmals stolzen, antiken Tradition. Doch selbst jetzt noch, im tiefsten Inuzuri, konnte jemand den Namen für sich beanspruchen. Dieser Gedanke ließ Renji innehalten. "Du hast niemals Neue getroffen – jemand nach uns? Im Gefängnis, meine ich", fragte Renji. Seichi schüttelte den Kopf. Vorsichtig richtete er sich wieder auf, spürte die Veränderung in Renjis Ton. "Ich wollte dich darüber schon gefragt haben. Ist etwas passiert?" Ja, ich habe alle unsere Leben verspielt, um eines zu retten, dachte Renji, doch er konnte sich nicht dazu bringen, es zu sagen. Besonders weil er sich geweigert hatte, das für Seichi zu tun, was er ohne nachzudenken für Rukia getan hatte. Stattdessen blickte er finster zum Übungsplatz und sagte: "Schaff deinen bemitleidenswerten Arsch zurück zum Anwesen. Du hast dich lang genug gedrückt." Bei der Aussicht, sah Seichi bemitleidenswert aus, doch er ging los. Renji fasste ihn an der Schulter. "Hey. Gib mir meine Sonnenbrillen zurück." Seichi gab sie ihm schnell. "Tut mir leid, Renji, ich -" "Und hör auf, mein Aussehen zu kopieren", schnaubte Renji und deutete auf seinen Pferdeschwanz. "Du sorgst dafür, dass ich meinen Stil ändern möchte." Renjis großer Plan für den Tag beinhaltete, jeden darüber zu informieren, dass wenn er dabei erwischt wurde, seine Geschichten aus Inuzuri-Tagen zu verbreiten, sie persönlich durch eine Wand zu drücken und die übriggebliebenen Reste an Zabimaru verfüttern würde. Das schien das Ende davon zu sein, besonders nachdem er den letzten Rest seiner Verärgerung auf dem Trainingsplatz abgelassen hatte. Renji fühlte, wie sich Zabimaru brüstete, als Byakuya aus seinem Büro kam, um mit den anderen, versammelten Soldaten zuzuschauen. „Wann wirst du uns dein Bankai zeigen, Vizekommandant?“, rief Kinjo über den Applaus der Menschenmenge hinweg, als Renji Zabimaru wieder in die versiegelte Form übergehen ließ. „Wenn der Übungsplatz groß genug ist“, sagte Renji mit einem breiten Grinsen und lehnte sein Zanpakutō auf seiner Schulter. „Ernsthaft?“ „Ernsthaft“, sagte Renji. „Jetzt im Moment übe ich meine Technik…“, in einer geheimen, unterirdischen Einrichtung „… uh, auf dem Sōkyoku Hügel.“ Eine Traube von Bewunderern folgte Renji zur Kantine und nervte ihn so lange, bis er zustimmte, der Division irgendwann sein Bankai zu präsentieren. „Ich werde nur sicherstellen müssen, dass der Kommandant einverstanden ist“, erinnerte Renji sie mit seinem Mund voller Reis. „Er ist immer noch nicht überzeugt, dass er kampfbereit ist, also, ihr wisst schon…“ „Das ist der Grund, warum du den Kommandantentest noch nicht gemacht hast?“, wollte Rikichi wissen. „So ziemlich, ja“, stimmte Renji zu, denn das war etwas, was die meisten Leute verstehen würden. Es war wahr genug; er ließ nur den Teil bei Seite, bei dem er vor hatte, an Byakuyas Seite zu sterben. „Da werden bald keine leeren Kommandanten-Posten mehr sein.“ Ein rangloser Soldat, an den sich Renji als einen von Byakuyas Kidō-Lehrlingen erinnert, die von der Fünften hergekommen waren, lehnte sich verschwörerisch vor und sage: „Ich habe gehört, der Generalkommandant ist zurückgeblieben, um mit Espada zu verhandeln, dass sie diese übernehmen.“ „Keine Espada“, sagte Renji, nachdem er den Fisch in seinem Mund runtergeschluckt hatte. „Vizards und ich wäre nicht überrascht.“ „Was ist der Unterschied? Sind sie nicht beides Hollows?“ Renji legte die Essstäbchen ab. „Der Unterschied ist, dass die einen gegen uns und die anderen mit uns gekämpft haben. Außerdem sind die Vizards Freunde von Ichigo. Das ist alles, was ich wissen muss. Doch wenn es dir nicht Beweiß genug ist, ich habe gehört, dass einige davon bereits Kommandanten in den Hofgarden waren und das macht sie zu unseren Leuten – guten Leuten.“ Jemand beugte sich vor und fügte hinzu: „Ich habe gehört, sie gehörten mal zu uns, doch sie wurden rausgeworfen, verstoßen.“ Renji hob sein Tablett an. „Weil sie Central 46 nicht gehorcht haben. Ich darf da nicht wirklich mit Steinen werfen.“ Nanako saß neben Renji, während er die Papierarbeit durchging. Man musste ihr lassen, dass sie sich unter seiner Anleitung zu verbessern schien. Er konnte ihr direkt sagen, was Byakuya nicht mochte. Nanako war der ‚nah genug dran‘-Typ; Byakuya war ein Typ, der genaue Zahlen wollte. Sie sah auch keinen Sinn dahinter, Dinge zu markieren, die der Kommandant bereit wissen sollte. „Warum muss das jedes Mal ausgefüllt werden, wenn sich nie etwas ändert?“ Ehrlich gesagt konnte Renji ihr Argument verstehen. „Du wirst es besser machen, wenn du dich nicht dagegen wehrst“, schlug er vor. „Denk bei der Papierarbeit an eine Art Zen-Koan. Manchmal macht es einfach keinen Sinn. Es ist nur so.“ „Wow, Renji. Das ist fast schon tiefgründig.“ Als er mit den Augen rollte, erhaschte er dabei einen Blick auf die Uhr. „Ah, Scheiße“, sagte er und säuberte hastig den Pinsel. „Ich muss mich beeilen. Ausgehuniform heute Abend.“ Sie stand mit ihm auf. „Machst du…? Ich meine, planst du irgendwas besonders mit deinen Haaren zu machen?“ Er hatte nicht daran gedacht. Er hob die Hände und fühlte seine Haarspitzen. „Ähm, sollte ich?“ „Du könntest die so tragen“, sagte sie und deutete auf die zwei Zöpfe, die sie auf jeder Seite ihres Gesichts hatte und die dafür sorgten, dass die langen Haare ihr nicht ins Gesicht fielen. So wurde auch ihre Stirn komplett entblößt. Renji versuchte sich vorzustellen, wie es mit seinem spitzen Haaransatz und den Augenbrauentattoos, vollkommen zu Schau gestellt, aussah. Renji lachte. „Denkst du nicht, dass ich ihnen damit eine Heidenangst einjagen werde?“ Sie schüttelte feierlich den Kopf. „Du siehst leidenschaftlich aus.“ „Huh. Ich werde darüber nachdenken.“ Am Ende waren seine Haare Renjis geringste Sorge. Er schob die Tür zu seinem Quartier auf und taumelte beinahe zurück, als der Geruch von schalem Bier ihm entgegen kam. Er hielt seine Nase zu und trat vorsichtig ein, nur um ein paar Bierflaschen durch den Raum zu treten, die klirrend gegen einen weiteren Haufen schlugen. Sein Bett war ein zerknautschter Berg. Das Tansu und seine Truhe sahen aus, als hätte sie jemand durchwühlt und nach Wertvollem gesucht. Seine Manga, das pornographische Zeug, das er vom Diesseits mitgebracht hatte, lag zerstreut auf allen Oberflächen neben Resten von Bento-Boxen, Nudelschachteln und noch mehr leeren Flaschen. Ohne sich darum zu kümmern, eine Lampe anzuschalten, sank Renji auf das Bett. Renji hasste Dreck. Wenn er so leben wollte, wäre er in Inuzuri geblieben. Es war nicht so, dass er ein Reinlichkeits-Freak war, nicht mal im Geringsten. Er hätte niemals die Elfte überlebt, wenn er nicht damit umgehen könnte, dass das Chaos von anderen Leuten seinen Lebensraum beeinflusste. Doch aufgrund seiner Vorlieben und der Möglichkeit, hielt Renji das, was er hatte, so sauber wie möglich. Mit einem Seufzen schaltete er eine Lampe an. Er hatte nicht viel Zeit. Er musste es schnell erledigen. Er stand vom Bett auf und zog die Laken ab. Alles, was er dabei ausgrub, landete auf einem Haufen. Die Falschen wurden als nächstes eingesammelt. Er stellte sie nach draußen, wo sie dem anderen Müll Gesellschaft leisteten, den er nun zusammensuchte. Die Manga kamen unter das Feldbett. Die Kleidung wurde gerichtet und kamen wieder an ihren Platz. Nun konnte er zurückkehren, falls er musste. Er musste ein paar saubere Laken vom Quartiermeister kaufen, doch es war an der Zeit, seinen üblichen Betrag für die Wäsche zu bezahlen. Doch die Ausgehuniform war ein zerknitterter Haufen, vermutlich auf den Boden geworfen, als Seichi nach, was auch immer es gewesen sein musste, gesucht hatte. Geld vielleicht. All das Bier und Essen waren vermutlich von dem Kleingeld gekommen, dass er in einer Socke aufbewahrte. Wenn er mehr Zeit hatte, würde Renji nachschauen müssen, ob nicht sonst noch etwas fehlte. Auch wenn die Uniform schon so aussah, als würde es sich nicht mehr lohnen, zog er sie dennoch an, nur um zu sehen, ob er sie noch irgendwie retten konnte. Die Knitter waren aber zu stur. Tatsächlich sah Renji weniger schmuddelig in seiner normalen Uniform aus. Er nahm das Abzeichen des Vizekommandanten, band es sich um den Arm und machte sich mit Shunpo in halsbrecherischer Geschwindigkeit auf den Weg zum Anwesen. Eishirō schüttelte seinen Kopf. „Der Herr wird das nicht schätzen.“ „Ich sage dir, die Ausgehuniform sah viel schlimmer aus“, sagte Renji. „Soll ich ehrlich sein? Seit dem Hanami roch sie eh etwas eigenartig. Ich glaube, ich hab in ihr vor mich hingemodert oder so etwas.“ „Rühr dich nicht vom Fleck. Ich werde den Herrn holen“, sagte Eishirō ernst. „Bleib hier.“ 'Hier' war der kleine Vorraum, direkt am Eingang für die Händler. Renji hatte es besser gewusst, als sich selbst am Haupteingang zu präsentieren, wenn er so aussah. Auch wenn die Reispapierwände einfach waren, das Kirschholz strahlte Reichtum aus. Renji fühlte sich schmutzig und fehl am Platz, sank in einem Schneidersitz auf den Boden, um zu warten. Alles, was Renji tun konnte, war seinen Kopf oben zuhalten. Er war nicht nur zu spät, er war auch nicht angemessen gekleidet. Byakuya wird angepisst sein. Und nun, am Ende des Tages bereute er... Seichi. Renji hätte es wissen müssen und ihm einen kleinen Geldbetrag und klare Anweisungen geben sollen. Scheiße, wenn er nachgedacht hätte, hätte er Rikichi darum gebeten, nach seinem Bruder zu schauen. Die Geschichten hätte er immer noch erzählt – vielleicht mehr davon unter Rikichis Ermunterung – doch zumindest wäre Renjis Raum nicht vollkommen verwüstet worden und vielleicht wären die Geschichten nur unter Rikichis Freunden verbreitet worden. Keine Beleidigung gegenüber dem kleinen Kerl, aber die Leute taten ihn bereits als 'Fanboy' ab. Die Geschichten, die er erzählen würde, würden mit viel Augenrollen und 'Sicher, klar hat er das getan...' abgetan werden. Seichi hatte nicht den Schaden darin gekannt. Im Gefängnis waren diese Geschichten Gang und Gäbe. 'Leg dich nicht mit meinem Bruder Renji an. Wisst ihr nicht von der Zeit damals in Inuzuri, als...' Ja, natürlich hatte er gedacht, er würde Renji einen Gefallen tun. Vermutlich hat er sich auch instinktiv selbst damit geschützt. Doch das zu wissen, machte die Dinge nicht besser. Renji hatte ein paar Geheimnisse, die er besser für sich behalten wollte. Dinge, die ihn in tiefe Scheiße reinreiten könnte – zum Beispiel, dass er bereits als Krimineller markiert wurde von den kreisförmigen Tattoos über den Ellbogen, die er in Tigerstreifen hatte überlaufen lassen. Wenn rauskam, was sie tatsächlich waren, würde es den Blickwinkel von jedem ändern, der die Tattoos sah. Inklusive Byakuya. Und ihm selbst. Als er das Geräusch von schnellen Schritten hörte, zog sich Renji aufrecht und wappnete sich für die Strafpredigt, die er verdiente. Trotzdem schreckte er ein wenig zusammen, als sich die Tür aufschob. Renji konnte Byakuyas kritischen Blick spüren, wie er über jeden staubigen, verschwitzten Zentimeter von ihm glitt. Doch als die Worte ertönten, waren sie überhaupt nicht das, was Renji erwartet hatte: „Es ist eine gute Sache, dass ich geplant hatte, dich damit später in der Woche zu überraschen.“ Renji schaute auf, um zu sehen, wie ihm Byakuya einen Bündel Seide aushändigte. Ein schneller Blick offenbarte ein formal aussehenden, kastanienbraunen Kimono – tatsächlich sogar mehrere Teile von einem Kimono. Inklusive ein Untergewand, dass scheinbar mit... Seerosenblätter und Lotosblüten gemustert war. Auf Renjis Verwirrung hin, erklärte Byakuya: „Ich dachte, dass es dir vielleicht reicht, ständig deine Uniform bei all unseren Verabredungen zu tragen.“ Renji schaute zurück auf den Kimono und, ganz besonders, auf dasfarbenfrohe Untergewand. Ja, da waren kleine Frösche, die unter dem Lotos hervorlugten. „Ist das...? Wie viele Frösche sind hier versteckt?“ Ein Lächeln legte sich auf Byakuyas Lippen, als er näher trat. Er legte seine Hand auf den Bündel in Renjis Armen und sagte: „Du erkennst den Stoff.“ „Natürlich“, sagte Renji. „Aber du hast nicht... Ich meine, deiner ist immer noch ok, richtig?“ Byakuya lachte leicht, doch schnalzte dann mit der Zunge in einer typischen Byakuya-Weise. „Ich wollte, dass wir zusammenpassen, nicht das Geschenk meiner Mutter zerstören.“ Renji fand keine Worte. Er fühlte sich zu überwältigt. „Der Frosch-Nagajuban ist der Einzige, der fertig war“, sagte Byakuya. „Ich habe auch Pläne dir einen Bernsteinfarbenen machen zu lassen, der zu dem mit dem Kolibris passt -“ Renji unterbrach ihn mit einem Kuss. Behutsam, damit er nicht das kostbare Geschenk zerknitterte, zog ihn Renji näher. Er versuchte seine tiefe Dankbarkeit mit seiner Zunge und dem Druck seiner Lippen auszudrücken. Byakuya zog sich mit einem liebevollen Lächeln zurück. Er berührte mit einem Finger Renjis Nase und sagte: „Dafür wird noch Zeit sein. Aber nun, lass Eishirō dir helfen, dich anzuziehen. Ich werde das Abendessen so lange hinauszögern, wie möglich. Bitte beeile dich.“ Nun ja, dachte Renji, als er Byakuya nachwinkte, der gerade aus der Tür glitt, zumindest wird es ein nachher geben. Kapitel 19: Business over Dinner -------------------------------- Renji folgte Eishirō hinunter in den geschäftigen hinteren Teil. Mehr Diener als Renji jemals zuvor gesehen hatte, liefen überall herum, trugen Tabletts und Körbe voll von dampfenden, heißen Tüchern. Die versteckten Gänge des Anwesens der Kuchiki brummten fast vor gehetzter Aufregung und kontrolliertem Chaos. Es dauerte nicht lange, bis Renji das Gefühl dafür verlor, wo sie gerade waren. Er behielt seine Augen nur auf Eishirōs Rücken und den silbernen Fäden des Kuchiki-Wappens, das vom dunkelblauen Kimono herausstach, wie ein Leuchtfeuer. Plötzlich kamen sie an dem offenbar gewünschten Ort an, denn Eishirō hielt an. Er schob die Tür auf und beugte seinen Kopf. „Ich bitte um Entschuldigung. Das ist nichts weiter, als ein bescheidener Raum, wo du dich umziehen kannst. Ich befürchte, es steht in so kurzer Zeit kein anderer Raum zur Verfügung.“ Renji runzelte nur Stirn. „Hey, mach dir keine Gedanken“, sagte Renji und winkte den Aufstand weg. Sobald er jedoch eingetreten war, bemerkt Renji, dass er in den privaten Raum von jemanden geführt worden war. Es war nicht viel darin, doch Renji konnte es fühlen. Ein Wäscheschrank, der von der einen Seite bis zur anderen Seite des Raumes ging. Das einzige Möbelstück in dem Raum war ein kleiner, zweckmäßiger Tansu und ein einfacher, faltbarer Paravent, der aus 5 Teilen bestand. Der Raum war schlicht, einfach und enthielt nur ein persönliches Teil: Ein kleiner Altar war in einer Einbuchung in der Wand errichtet worden. Dort stand ein Bild von einer Frau und eine kleine Vase mit Blumen stand davor. Renji wäre beinahe zurückgewichen, als er das gesehen hatte. Das war zu persönlich. Er fühlte sich, als würde er in etwas sehr Privates eintreten. „Uh...“ „Meine erste Ehefrau“, sagte Eishirō und schloss die Tür hinter sich. „Oh, das ist dein Raum“, sagte Renji und fühlte sich dümmlich, weil er nicht wusste, was er sagen sollte. „Es ist... nett.“ Eishirō nickte steif, als wäre es ihm peinlich. Er hielt die Hände für den Kimono auf und sagte: „Bitte, Vizekommandant, nutzen sie den Paravent. Wir müssen sie umgezogen bekommen.“ „Ähm... richtig.“ Nachdem Renji ihm die Seide überreicht hatte, begann Renji den Obi zu entknoten, während er hinter den Paravent ging, um sich hinter den Schirm zu ducken. Er versuchte nicht den privaten Geruch, von wilden Rosen und geschnittenem Gras, aufzunehmen. Renji hatte niemals bewusst an Eishirō gerochen und wollte jetzt auch nicht wirklich damit anfangen. Er ging ein wenig in die Hocke, damit er vom Schirm ganz verdeckt wurde begann sich schnell auszuziehen. Da er sich nicht sicher war, was er mit seiner Uniform anstellen sollte, ließ er sie zu Boden fallen. Doch Zabimaru nahm er behutsam und lehnte es sanft gegen die Wand. Zwischenzeitlich entfaltete Eishirō sorgfältig Byakuyas Geschenk. „Meine Güte.“ Renji blickte über den Paravent hinweg. „Was?“ Eishirō wandte den braunen Kimono herum, so dass Renji das Symbol auf dem Rücken sehen konnte. Gemalt in schwarz und weiß war ein Albino-Nue, seine vorderen Pfoten gehoben, als würde er attackieren und der Schlangenschwanz um sich herumgewunden, sodass es eine Art Kreis ergab. Schwarze blitzartige Streifen, wie Renjis Tattoos, dekorierten die breiten Schultern des Nues. Ein rubinrotes Auge blickte ihn wild vom Stoff aus an. Es erinnerte Renji ein wenig an die stilisierte Version von dem, was Byakuya auf sein Beerdigungskimono gestickt bekommen hatte. „Das Abarai-Kamon ist wundervoll“, sagte Eishirō und drehte es wieder zu sich, um es noch einmal zu bewundern. „Ich hatte keine Ahnung.“ „Ich habe nicht... ich meine, ähm... ist das das, was es ist?“ „Es ist kein Familienwappen?“ „Uh...“ Familie war eine komplizierte und mehr als nur ein wenig belastende Sache für Renji. Zabimaru war sicherlich ein Teil des Ganzen, aber dann war es auch Rukia und Renji könnte sich niemals vorstellen, dass Rukia es brauchte, unter Zabimarus Obhut zu stehen. Außerdem hatte Renji seit Kurzem das Gefühl, als hätte er einen Scheißjob dabei gemacht, Seichi zu beschützen. „Kann man ein persönliches Wappen haben? Denn tatsächlich ist dieses Bild hier – das ist so persönlich, wie es nur sein kann“, er hob Zabimaru an und zeigte für Eishirō damit auf die Streifen. „Schau. Man hätte die hier nutzen können, wenn man es einfach hätte halten wollen.“ „Einfach? Wir reden hier über den Herrn“, sagte Eishirō mit einem kleinen Lächeln. „Da gibt es keine halben Sachen.“ „Heh, wahr“, stimmte Renji zu und setzte Zabimaru wieder ab. Eishirō händigte Renji das Untergewand mit den versteckten Fröschen aus, doch sagte dann: „Es wäre das beste, wenn du mich dir helfen lässt, Vizekommandant. Der Nagajuban ist nicht so einfach wie eine Shitagi.“ Renji begann gerade, es zu bemerken, denn er sah all die Verbindungen und Lagen. Doch da gab es ein Problem. „Ich trage keine Unterwäsche.“ Eishirō warf Renji einen langen, entnervten Blick zu. „Ich habe dich bereits zuvor nackt gesehen, Vizekommandant. Einmal, glaube ich, sogar in nichts anderem als einem nietenbesetzten Halsband.“ Renji konnte nicht anders, als zu lachen. Es gab nur entweder das, oder vor Verlegenheit zu sterben. „Ja, ok. Gutes Argument.“ Renji fühlte sich in so viel Farbe auffällig. Zumindest war der Kimono inklusive Hakama, sodass er wusste, wie er zu gehen hatte. Eishirō hatte auch darauf bestanden, 'etwas' mit Renjis Haar zu machen, also war, trotz Renjis Argumentation, dass es im Pferdeschwanz ordentlicher aussah, unten. Während er Eishirō in den Hauptraum hinterhertrampelte, bemerkte er, wie sich Köpfe umdrehten und sie vorbeigehen sahen. Gespräche verstummten. Münder hingen offen. Und das waren nur die Diener. Byakuyas Familie würde austicken, wenn sie ihn sehen. Renji wünschte sich irgendwie, dass es ihm erlaubt gewesen wäre, Zabimaru mitzunehmen, doch Eishirō hatte darauf beharrt, dass aus vielfältigen Gründen bei Familientreffen der Kuchiki keine Waffen erlaubt waren. Nicht zuletzt, dass so immer eine Blutfehde begann. Er erklärte ihm außerdem, dass sobald er angekündigt wurde, er sich zu Byakuyas Tisch begeben würde. Renji spürte, wie er nervös wurde. "Ich muss nicht versuchen, den ganzen Abend richtig zu sitzen, oder?" "Kannst du das?" "Keine Chance." Eishirō seufzte. "Dann hast du deine Antwort." "Ja, aber ist es besser, so anzufangen oder -" Eishirō hob die Hand und ließ Renji so verstummen. Sie waren an der Tür angekommen. "Setze dich, wie du auch normalerweise mit dem Herrn sitzen würdest. Ich muss dich nun ankündigen." Eishirō wandte sich um und zog noch einmal Renjis Kimono zurecht, strich noch einmal über seine Haare und dann schien er mit einem Seufzen aufzugeben. Er kniete sich hin, schob die Tür für Renji auf und verkündete: "Vizekommandant der 6. Division Renji Abarai." Jeder einzelne Kuchiki in diesem Raum... ignorierte ihn. Tatsächlich sogar ziemlich demonstrativ. Nicht ein einzelnes Auge warf Renji einen neugierigen Blick zu. Der Pegel der leisen Gespräche ebbte nicht einmal einen Dezibel ab. Renji schaute sich nach Byakuya um. Er war sich nicht sicher, ob er schon einmal in diesem Raum gewesen war, zumindest erkannte er die Fusuma nicht, die mit einem morastigen Garten mit hohem Schilf und Blumen dekoriert waren. Vögel und andere Tiere versteckten sich dort überall. Renji dachte, dass er sogar einen sorgsam gemalten Tanuki sah, der einen Fisch aus einem Teich am Rand klaute. Tische waren überall im Raum aufgestellt und kleine Grüppchen der Familienmitglieder saßen in verschiedenen Entfernungen von einem zentralen Podium – ah, richtig, dort war auch Byakyua. Rukia erhaschte Renjis Aufmerksamkeit und gestikulierte ihn zu einem leeren Sitz zwischen ihr und Byakuya. Als Renji sich neben hier niederließ, beugte sie ihren Kopf zu ihm und wisperte: "Netter Zwirn." Renji blickte zu Byakuya, der aufmerksam einem jungen Mann zuhörte, der neben Tante Masama saß, und sagte: "Ein Geschenk." "Passt zu dir", sagte Rukia. Da Renji saß, wie er eben saß, berührte ein Knie ihren Oberschenkel und auf der anderen Seite den von Byakuya. Er nahm das heiße Tuch, welches ein Diener ihm anbot, während Rukia ihm ein scheues Lächeln zuwarf. "Ich kann mich nie daran gewöhnen, wenn deine Haare so sind." Ich kann mich nie daran gewöhnen, wie du jetzt eine echte Dame bist, dachte Renji und beobachtete, wie die Diener nervös um Rukia herumhuschten. Statt das zu sagen, zog er an einer Strähne, die entschlossen zu sein schien, ihm ständig vor den Augen zu hängen. "Eh, du musst sie aber schon einmal offen gesehen haben. Wir waren immer zusammen." "Ja, aber du warst... damals anders", sie lachte und schüttelte den Kopf. "Und überhaupt, deine Haare waren kürzer." Renji wollte Rukia gerade fragen, was sie von der Idee hielt, sie sogar noch weiter wachsen zu lassen, als Byakuya sein Knie berührte und somit Renjis Aufmerksamkeit auf sich zog. "Kommandant?" "Du kennst jeden anderen hier an diesem Tisch, Renji, doch ich sollte dir meinen Cousin vorstellen: Shinobu Kuchiki." Byakuya deutete auf den Jungen neben Tante Masama. "Mein Erbe." Masama lächelte stolz, als wäre es ihr eigenes Kind. Renji hatte hingegen keine Ahnung, was man zu jemandem sagte, der der 29. Oberhaupt der Familie Kuchiki werden würde. Er verbeugte sich so tief, wie er an dem Tisch konnte. Als Renji wieder hoch kam, fuhr Byakuya fort. "Noch ist natürlich nichts schriftlich festgehalten, doch Tante Masama hat ihn heute Morgen vorgestellt und ich habe akzeptiert. Wenn die Dinge weiterhin zu meiner Zustimmung verlaufen, wird er nächstes Jahr die Volljährigkeitszeremonie, den Genpuku, durchlaufen." In einem Jahr wäre Byakuya frei vom Kenseikan... für immer. Er wäre Familienoberhaupt bis zu dem Tag, an dem er starb, aber der konstante Druck, einen Erben hervorzubringen wäre verschwunden. Da waren vermutlich noch Tausende von anderen Andeutungen, die Renji nicht begreifen konnte, doch er wusste, dass das ein großer Schritt für Byakuya war. Die ganze Sache schien wichtig und bedeutsam zu sein und die einzige Sache, die Renji sagen konnte, war: "Wow." Byakuya drückte Renjis Knie unter dem Tisch und kämpfte damit, das Lächeln zu unterdrücken. Tante Masama machte ein finsteres Gesicht. Rukia hob ihren Ärmel, um ihr Gesicht zu verdecken. Der Erbe beobachtete den Austausch mit großen Augen. Der Erbe war ein süßer Junge, doch überraschend untypisch Kuchiki. Seine Haare waren braun, nicht schwarz, und sahen aus, als könnten sie sich in Korkenzieherlocken verwandeln, wenn sie lang genug wachsen würden. Im Moment war es kurz geschnitten, über den Ohren. Eine kleine, eher unmajestätische, Nase saß in der Mitte eines freundlichen, offenen Gesichts. Die Augen waren jedoch absolut Kuchiki: große, dunkle, sturmgraue Augen umrandet von dicken, fast schon femininen Wimpern. Er würde Erwachsen ziemlich gut aussehen. Kein Preis wie Byakuya, doch da war eine Neugierde in Shinobus Blick, den Renji sehr mochte. Tatsächlich war er sich nicht sicher, ob er jemals einen so ausdrucksstarken, neugierigen Kuchiki gesehen hatte. Eh, die Familie wird es vermutlich in kürzester Zeit aus dem armen Jungen herausprügeln. "Shinobu erinnert mich an mich in dem Alter", sagte Byakuya leise und liebevoll. Verdammt, Renjis Gedanke war nicht besonders ernst gewesen, doch nun musste er ein 'Was zum Teufel haben sie mit dir gemacht?' runterschlucken. Rukia lächelte Shinobu an und sagte: "Willkommen. Wirst du auf dem Anwesen bleiben?" Shinobu nickte kleinlaut und mit einem sehr zögerlichen Blick zu Tante Masama sagte er: "Ich hoffe außerdem darauf, zur Akademie zu gehen." "Natürlich gehst du", sagte Masama. Renji musste sich auf die Zunge beißen, um nicht 'wenn er die Aufnahmeprüfung besteht' hinzuzufügen, doch mit der Abstammung wie seiner, war das vermutlich kein großes Problem. Und vielleicht war es wirklich egal. Selbst ohne Talent war es vermutlich wichtig für ihn, ein Mitglied der Hofgarden zu sein, da die 6. Division... Den Kuchiki gehörte. Scheiße. Renji hatte gehofft… nun ja, nein. Fall Byakuya fiel, würde Renji mit ihm draufgehen. Dennoch sah Renji, wenn sie beide nicht mehr wären, Rukia in der Befehlsgewalt anstatt jemand, der die Division mit dem Anwesen gemeinsam geerbt hatte. Byakuya schien den gleichen Gedanken zu haben, denn seine Lippen waren dünn. „Wir werden sehen. Ich hatte viele Jahre privaten Unterricht, bevor ich zur Akademie gegangen bin. Die Aufnahme ist kein garantiertes Recht, sondern ein Privileg.“ „Sagen sie mir, wie die Akademie war, Kuchiki-sama“, fragte Shinobu, seine Augen voller Hoffnung. Die Diener unterbrachen sie mit dem ersten Gang. Renji seufzte beim Anblick dieses kleine bisschen… Kunst auf seinem Teller. Da war ein Sprössling von irgendeinem Kraut und etwas, das wie Gelee und ein winziges bisschen Sushi aussah. Nun ja, er würde warten, bis die anderen fertig waren und es dann in seinen Mund fallen lassen. Ansonsten wäre er viel früher als alle anderen fertig gewesen. Renji dachte immer noch daran, wie er mit der kleinen Portion über die Runden kommen sollte, als Byakuya sagte: „Renji, Rukia, warum erzählt ihr Shinobu nicht davon, wie ihr die Akademie fandet?“ Renji schaute zu Rukia hinüber, die ihm ein kleines ‚Du zuerst‘-Nicken gab. Shinobu wandte seine Aufmerksamkeit gespannt Renji zu. Renji konnte nicht anders, als über das Kind zu lächeln. „Ich habe fast jede Minute meiner Zeit dort geliebt“, sagte Renji. Außer natürlich den Tag, an dem ich Rukia verloren hatte, dachte er und versuchte das nicht auf seinem Gesicht zu zeigen oder zu Rukia hinüberzublicken. „Da gibt es so viel zu lernen: Zanjutsu, Hakuda, Kidō-“ „Nicht, dass du jemals Kidō gelernt hättest“, unterbrach Rukia mit einem Lachen. Renji gluckste zustimmend, doch fügte freimütig hinzu: „Ich kenne genug. Ich kann es im Kampf benutzen – habe erst kürzlich einen Esapada damit betäubt – vielen Dank auch. Ich kann auch ein kleines, instabiles Licht machen. Ich habe nicht gesehen, wie du das gemacht hast, Kidō-Ass.“ „Hast du geübt?“, fragte Byakuya. „Nun ja, ja. Natürlich“, gab Renji zu. „Wann trainiere ich nicht? Und überhaupt, es ist nicht so, als wären das Neuigkeiten für mich, dass Kidō mein großer Schwachpunkt ist. Außerdem hat mir Urahara die Tage erst erklärt, dass die meisten meiner Techniken in Bankai im Prinzip Reiatsu-Manipulationen sind. Es ist derselbe Grundsatz, denke ich… doch ich habe noch nicht genau herausgefunden, wie es zusammenhängt, um mir einen Start zu schaffen.“ „Du hast Bankai? Aber du bist nur ein Vizekommandant“, Shinobu blickte bedeutungsvoll zu Byakuya. „Ich dachte, nur Kommandanten wäre Bankai erlaubt.“ „Es ist keine Sache von Erlaubnis oder Regeln“, erklärte Byakuya geduldig. „Bankai ist eine Sache der Fähigkeit, Stärke des spirituellen Drucks, Bereitschaft und, natürlich, die Tiefe deiner persönlichen Beziehung zu deinem Zanpakutō.“ Danach aß er seine Vorspeise fertig und fügte hinzu: „Außerdem hast du Renji gehört. Er ist eine sehr fleißige und willensstarke Seele. Es gibt nur wenige Shinigami, die so hart trainieren, wie er.“ Selbst wenn Byakuya das ohne einen Hauch Emotion gesagt hatte, spürte Renji, wie sein Gesicht hochrot anlief wegen diesen scheinbar überschwänglichen Komplimenten. „Uh, und mein Bankai ist immer noch ziemlich neu“, sagte Renji Shinobu. „Ich… habe es mehr oder weniger mit Gewalt erlangt, weißt du, es ist nicht wie das vom Kommandanten. Ich habe es erst ein paar Wochen.“ Wow, war das wahr? Selbst als er das sagte, musste Renji rechnen. Ja, vielleicht war es mehr als drei oder vier Wochen, aber es war nicht wirklich lange, seit er… Renji blickte zu Byakuya hinüber. Natürlich verriet sein Gesicht nichts. Doch natürlich schien der kleine Erbe eine Idee davon zu haben, dass es da noch eine Geschichte hinter dem Ganzen gab. „Oooh, hast du dein Bankai benutzt, um die Eindringlinge zu bekämpfen?“ „Nein“, schnaubte Tante Masama. „Er hat es gegen seinen Kommandanten angewendet.“ Renji öffnete seinen Mund, schloss ihn dann aber wieder. Er wollte keine Ausreden für etwas finden, was er nicht bereute – besonders nicht Tante Masama gegenüber. Byakuya biss die Zähne zusammen. Rukias Lächeln kippte und ihre Fäuste ballten sich in ihrem Schoß. Renji stupste mit seinem Knie gegen ihren Oberschenkel um sie wissen zu lassen, dass er ihr für nichts die Schuld gab. So wie die Dinge gelaufen sind zu diesem Zeitpunkt, wäre es zwangsläufig zu einem Kampf zwischen ihm und den Kommandanten gekommen. Shinobu sah verwirrt aus. Seine Augen waren auf Renji gerichtet und er fragte sehr ernst: „Du hast Bankai gegen Bankai mit Kuchiki-sama gekämpft? Warum bist du nicht tot?“ Renji musste leise lachen. Offensichtlich gehörte der Junge zu 110 % zu Team Kuchiki. Ohne Zweifel eine Qualität, die man im zukünftigen Familienoberhaupt sehen wollte. „Gute Frage“, bestätigte Renji. Er kratzte sich nachdenklich den Nacken. „Ich habe darauf, ehrlich gesagt, keine Antwort. Ich denke, ich bin einfach zu stur, um zu sterben.“ „Eine glückliche Wendung des Schicksals“, fügte Byakuya leise hinzu, seine Augen nach unten gerichtet. Doch dann blickte er auf und sah Shinobu fest an. „Wie auch immer, verstehe auch, dass es die Pflicht eines Soldaten ist, ungerechten und illegalen Befehlen zu missachten. Renji führte eine beschwerliche Aufgabe aus, als er die Waffe gegen mich erhob. Byakuyas Blick glitt zu seiner Tante. „Alle anderen ungehorsamen Handlungen gegen die Division wurden bereits zur Zufriedenheit des Kommandanten und des Generalkommandanten behandelt. Wir werden von diesem Vorfall nicht weiter sprechen.“ So nett es auch war, dass Byakuya ihn derart verteidigte, war das auch irgendwie ein echter Gesprächskiller. Renji nutzte die Gelegenheit und schob sich den Sushi-Appetithappen in den Mund. Etwas wie eine Scheibe scharfe Chili klärte in Windeseile seine Nebenhöhlen. Die Gelee-Sauce war weich und beruhigend, doch Renji konnte sie wegen der Schärfe nicht richtig schmecken. Er nahm einen Schluck Sake um zu versuchen, das Feuer in seinem Mund zu löschen. Rukia sah elendig aus. Renji vermutete, dass sie sich schuldig dafür fühlte, weil sie das Chaos angerichtet hatte oder sie dachte an Ichigo und vermisste ihn heftig. Oder beides. Aio kam heran und hob Renjis Tablett an, um ihn durch ein kleines Keramikgefäß und einen Löffel zu ersetzen. Das Gefäß selbst war wunderschön. Glasiert im Kuchiki-Blau, ein handgemaltes Bild von einem Schmuckreiher, der seine Flügel über die Seiten und dem Deckel ausgebreitet hatte und zum Flug ansetzte. Zum Glück roch das, was auch immer im Inneren war, warm und süß. Es war der kleine Kuchiki, der die bedrückende Stille durchbrach. "Ist es wahr, dass Cousine Hiroko ein Zanpakutō hat?" Davon hatte Renji noch nichts gehört. Er spitzte die Ohren. Tante Masama schnalzte missbilligend mit der Zunge. Byakuya ignorierte seine Tante und nickte dem Jungen zu. Dann öffnete er das Gefäß und nahm den Löffel auf. Alle am Tisch herum folgten seinem Beispiel. Renji war glücklich zu sehen, dass es nach heißer Eiercreme mit Yuba oben drauf und Seeigel innendrin aussah. Byakuya tauchte seinen Löffel hinein und sagte: "Ja. Hataorimushi. Es ist zwar ein Rätsel, wie Hiroko Hataorimushi ohne Asauchi herbeirufen konnte, doch es kam, als sie es brauchte." "War das die Cousine, die entführt wurde?", fragte Renji. Er war etwas deprimiert zu hören, dass er verpasst hatte, nach ihr zu suchen, doch es machte Sinn, dass Byakuya nicht hatte warten können. "Sagst du, sie hat Shikai? Klingt, als hätte sie sich selbst gerettet, eh?" "Das hat sie", bestätigte Byakuya vorsichtig. "Doch ich möchte nicht daran denken, was für eine Art Verzweiflung Hataorimushi dazu gebracht hat, ihr zur Hilfe zu kommen." Renji hielt mit einem Löffel voller Eicreme auf dem halben Weg zu seinem Mund inne. Sie wurde nicht vergewaltigt, oder? Ah, scheiße, wie hatte er überhaupt so eine Frage stellen können? Renji versuchte die Antwort auf Byakuyas Gesicht zu lesen, doch die steinerne Leere, die er sah, war weit weg von Trost. "Sie ist doch ok, richtig?" "Ich glaube, das ist sie", sagte Byakuya. "Ungeachtet dessen ist die Akademie der Balsam für ihre Wunden, nach dem es ihr verlangte." Ok, also gab es da eine Geschichte zu. Renji blickte zu Rukia, doch sie schien auch nichts zu wissen, wenn er bedachte, wie groß und neugierig ihre Augen waren. Tante Masama sah einfach nur angepisst wegen allem aus, also war es unmöglich zu sagen, ob sie irgendetwas wusste. Renji vermutete, die vollständige Geschichte würde später rauskommen müssen, wenn er und Byakuya im Privaten waren. "Wird Cousine Hiroko auch zu seinem Geburtstag kommen, Nii-sama?", fragte Rukia. "Wir werden sehen", sagte Byakuya. "Sie war sehr enthusiastisch, ihr Studium zu beginnen und ich habe das Gefühl, dass es ein weitaus größeres Geschenk für alle Kuchiki wäre, wenn sie dort bleiben und ihre Ziele verfolgen würde." "Aber, Byakuya", sagte Tante Masama und schaute dabei Shinobu an. "Das ist ein bedeutsamer Anlass. Nicht nur wird es eine wichtige Bekanntgabe an die Familie geben, du hast auch dein nihyaku go-ju Jubiläum." Hyaku... was? Renji blickte zu Rukia, die ihm zuflüsterte: "Zweihundertfünfzig." Byakuya würde einhundert und fünfzig werden? Renji blinzelte, versuchte diese Information zu verdauen. Er konnte aber einfach nicht. Also platzte aus ihm hinaus: "Warte, du bist jünger als ich, Kommandant?" Kapitel 20: The Politics of Food -------------------------------- Nach Renjis Ausbruch gab es einen Moment der Stille, dann sagte Tante Masama: "Jünger vielleicht, aber sicherlich erwachsener." Byakuya hingegen schien mit einer Frage zu hadern, von der er nicht wusste, wie er sie aussprechen sollte. Renji hatte eine Vermutung, was es vielleicht sein könnte, also versuchte er es. "Du fragst dich, woher ich das weiß, richtig? Es ist nicht so, als hätte sich jemand den Glückstag aufgeschrieben, an dem ich in die Welt gekommen bin." Renji lachte leise und selbstironisch. Er dachte, es wäre leichtfertig herausgekommen, doch Rukia tätschelte mitleidig sein Knie. "Aber das haben sie doch irgendwie getan. Das Jahr auf auf dem Schein, genauso wie der Monat und der Tag." "Schein?", fragte Byakuya. Renji blickte zu Rukia, die die Stirn gerunzelt hatte, als versuche sich sich daran zu erinnern, worüber er gerade redete. Sie kannte ihren 'Geburts'tag doch auch, also musste auch ein Teil von Rukias Unterbewusstsein das Ereignis registriert haben. Außerdem wusste Renji, dass sie Ichigo erklärt hatte, was mit Seelen auf ihrem Weg zur Soul Society passiert. Doch ihre Erinnerung an andere Details waren scheinbar irgendwie verschwommen. Das schien typisch. Renji hatte eine Menge Kerle aus der Elften gefragt, an was sie sich über das Überqueren der Welten erinnern, doch das war nicht viel gewesen. Dann fragte er 'Wie kommt es, dass du ein Geburtstag hast?' und sie schauten ihn an, als wäre er dumm und sagten 'Weil jeder einen hat'. Selbst der Kommandant, dessen Weg zur anderen Seite so traumatisch und gewaltvoll gewesen war, dass er sich noch nicht einmal an seinen verdammten Namen erinnern konnte, hatte ein Datum, an dem er hing. „Sie geben uns diese Dinger“, sagte Renji und zeigte mit Daumen und Zeigefinger herum, um die ungefähre Größe anzudeuten. „Da war das Jahr in der Mitte und den Monat und Tag an den Ecken. Auf der Rückseite war der Name und der zugewiesene Distrikt gedruckt.“ Renji hatte es tagelang festgehalten, es angestarrt, sicher, dass es ein Fehler gewesen sein musste und hoffte, jemanden mit Befehlsgewalt zu finden, um sich zu beschweren oder überhaupt jemanden zu finden, doch es wurde ihm ziemlich schnell klar, dass er für alle Zeiten in Inuzuri festsaß. Sobald er seinen unbehaglichen Frieden mit dem Gedanken gemacht hatte, hatte Renji den Schein in den nächsten Brunnen geworfen und gebeten, dass welcher grausame Gott des Schicksals auf dem Boden von diesem trüben Wasser lebte, sich daran verschlucken möge. Das war Renjis erstes ‚Fick dich‘ gegenüber dem Schicksal gewesen. Renji bemerkte, dass alle um den Tisch herum ihn anblickten und darauf warteten, dass er weitererzählte. Er blinzelte die Erinnerungen weg und schlürfte an der Eiercreme, dann fügte er hinzu: „Das war am 31. August 275 Jahre her.“ „Der Unterschied ist nicht so groß“, sagte Byakuya leise. Byakuya das sagen zu hören, leiß Renji beinahe die Eiercreme aus der Nase rauskommen vor unterdrücktem Lachen. „Du siehst viel jünger aus als Kuchiki-sama“, sagte der Erbe, Shinobu. Renji fragte, wie er darauf antworten sollte und begann, die Wände der Schale für die letzten Reste der Creme abkratzen. „Nun ja, die Größe habe ich vielleicht seit ungefähr 70 Jahren. Ich denke, der Kommandant ist in einem natürlicheren Tempo aufgewachsen, mit all dem Essen jeden Tag um ihn herum.“ Sobald die Worte seinen Mund verlassen hatte, realisierte Renji seinen Fehler. Im Herz des Kuchiki-Anwesens zu sitzen und über die Politik von Nahrungsmitteln und haben und nicht haben zu reden, war nicht die schlauste Idee. Die Augenbrauen des Erben zogen sich zusammen, während er versuchte herauszufinden, was Renji mit seinem unbedachten Kommentar gemeint haben könnte. Tante Masama sah aus, als würde sie ausflippen – zumindest so sauer, wie ein Kuchiki aussehen konnte, was bedeutete, dass sich ihre Lippen zu einer sehr dünnen Linie verformt hatten und in ihren Augen ein dunkles Feuer glühte, als wolle sie versuchen, damit ein Loch in Renjis Seele zu brennen. Rukias Augen glitten herum, als ob sie nach einer angemessenen Ablenkung suchte. „Ja, die Eiercreme war wunderbar“, sagte sie schnell, als wäre das die Antwort auf eine Frage, die Renji nie gefragt hatte. "Ich frage mich, welche wundervolle Sache sie uns als Nächstes servieren.“ Byakuyas Gesichtsausdruck war nachdenklich. Wie er immer wieder Shinobu kleine Blicke zuwarf, ließ Renji sich fragen, was passieren würden, wenn der Erbe des gewaltigen Kuchiki-Vermögen wüsste, dass der Rukongai sich stark von der fröhlichen Lüge unterschied, die erzählt wurde, dass niemand außerhalb der Seireitei die Schmerzen des Hungers spüren würde? Währenddessen wurde Rukias ablenkende Frage von den Dienern beantwortet, die große Servierteller mit geräuchertem Seeteufel, der mit irgendeiner fruchtig riechenden Soße bestrichen worden war, hereinbrachten. Alle starten für eine unbeholfen Weile auf den Teller. Nachdem Renji kurz im Kopf gerechnet hatte, streckte er sich nach den Servierstäbchen, nur um mit Rukias Händen zu kollidieren, die das Gleiche tun wollte. „Hey, gib her. Du bist eine Kuchiki“, sagte er ihr leise, während er ihr die Stäbchen aus der Hand nehmen wollte. „Du bist ein Vizekommandant“, gab sie zurück und versuchte, sich das eine Stäbchen wieder zu angeln, welches Renji erwischt hatte. „Gib es zu dem einfachen Bürgern“, zischte Tante Masama schnippisch durch zusammengebissene Zähne. „Kein Kuchiki sollte sich darüber streiten, wer vom niedrigsten Rang ist!“ Wäre Rukia nicht zusammengezuckt, hätte Renji ihr ein ‚Hab ich dir gesagt‘ zugeworfen. Doch Masamas Befehl hatte die Schamesröte in Rukias Gesicht getrieben und sie gab ihm kleinlaut auch noch das andere Servierstäbchen. Renji nahm es mit einem Blick zu Masama. Er wollte ihr wirklich, wirklich etwas dazu sagen, doch er revanchierte sich damit, dass er erst Byakuya servierte, dann Rukia und dem, noch nicht offiziell verkündeten, Erben. Er legte erst den Fisch auf Masamas Teller und kurz bevor er sich selbst bediente. Neben einem Bissen von dem Fisch, schien Byakuya auch zu versuchen, ein zustimmendes Grinsen hinunterzuschlucken. Rukia sah ihn ein Stück weit erstaunt an, doch Renji hatte wirklich keine Ahnung, warum sie ihn mit solch dankbaren Augen anblickte. Sie war immerhin Byakuyas Schwester und vielleicht hatte Masama mit einer Sache Recht: Vielleicht sollte sich Rukia wirklich ihrer Position mehr bewusst sein – und die war, so vermutete Renji, eine Stufe unter der Spitze. Sie aßen ihren Fisch im Stillen. Shinobu, gesegnet sei seine Seele, war der Einzige, der an die eisige Kuchiki-Stille nicht gewohnt zu sein schien. Seine Augen glitten vorsichtig durch den Raum. Sein Mund öffnete und schloss sich, als versuche er Dinge auszusprechen und verwarf es dann wieder. Endlich kam der Nachtisch – eine weitere kleine, kunstvolle Portion. „Hast du gehört, Renji?“, fragte Rukia und trotzte der Stille. „Die Frauenvereinigung hat wieder damit begonnen, das Fußballturnier zu planen.“ „Oh, hey. Das sind gute Neuigkeiten“, stimmte Renji zu. „Vielleicht habe ich noch Zeit, ein Team auf die Beine zu stellen.“ Er wünschte sich immer noch, es wäre Futsal, aber das Spiel war nicht so beliebt, wie es sich Renji wünschte. „Absolut“, lächelte sie. „Matsumoto hat mich bereits rekrutiert.“ Renji schnaubte. „Ich vermute, ihr habt auch Kommandant Hitsugaya bekommen?“ Rukias schelmischer Blick war Antwort genug. „Großartig“, Renji schnitt eine Grimasse. „Da könntet ihr genauso gut die Preise bereits mit dem Namen eures Teams bedrucken lassen.“ „Wir haben noch keinen Namen ausgesucht“, gab Rukia zu. Sie warf Byakuya ein scheues Lächeln zu. „Ich hatte irgendwie gehofft, dass wir den Botschafter der Algen als Maskottchen bekommen könnten.“ „Absolut“, sagte Byakuya in dem Moment, in dem Tante Masama sagte: „Was? Das alte Ding?“ Renji und Rukia blickten zu Byakuya. Renji hatte immer vermutet, dass es da eine Geschichte gab, doch es war überraschend zu hören, dass Tante Masama etwas darüber wusste. Byakuyas Gesicht war verschlossen, unglücklich. Gerade als Renji glaubte, dass das Gespräch wieder einen rätselhaften Tod erlitten hatte, erklärte Byakuya: „Der Botschafter der Algen war der Held von Gute-Nacht-Geschichten, die mein Vater mir erzählt hatte.“ „Und der Held der Geschichten, die unser Großvater deinem Vater und mir erzählte“, sagte Tante Masama mit einem Blick, der schon fast… nein, Renji konnte sich ‚liebend‘ nicht vorstellen, vielleicht nostalgisch war? „Ich hatte keine Ahnung, dass der Botschafter der Algen eine Tradition war“, sagte Rukia Byakuya blickte kurz zum Erben und nickte dann. „Ja. Vielleicht sogar eine, die weiterlebt.“ Nach dem Essen wurde von Byakuya verlangt, zu bleiben und sich unter seine Verwandten zu mischen. Für Renji war es wie das Hanami in klein. Er stand einfach hinter Byakuya, gerade so weit entfernt, dass er achtsam sein konnte ohne aufdringlich zu sein. Rukia und der junge Erbe standen an Byakuyas Seiten, unterhielten sich und was auch immer sie in seiner solchen Situation tun sollten. Tante Masama machte ihre eigene Runde. Renji bemerkte, dass sie viele stolze Gesten in Richtung Shinobu machte. Sie musste also ihre Rolle in der ganzen Sache ordentlich aufbauschen. Renji wäre eifersüchtig, nicht an Byakuyas Seite zu stehen, wenn es ihn mehr als einen feuchten Dreck interessieren würde, wie das Wetter auf irgendeinem Kuchiki-Anwesen weit außerhalb ist oder wie es um die Gesundheit von diversen Seidenraupen stand. Er verbeugte sich, wenn eine Geste in seine Richtung ging, aber ansonsten war er zufrieden damit, in die nebulöse Position zwischen Kuchiki und seinen Bediensteten zu stehen. Zugegeben, er hätte sich weitaus wohler in seiner Uniform gefühlt, doch Eishirō muss gesehen haben, wie unsicher er damit war, was er mit seinen Händen tun sollte, denn plötzlich drückte ihm ein Diener eine gekühlte Schale Sake in seine Hand. Er behielt ein Auge auf Byakuyas Fortschritt im Raum, während er die Fusuma-Schirme bewunderte. Wenn er Geld oder Platz für so etwas hätte, wäre das die Art von Zeug, den er wollte. Er genoss es, die versteckte Schlange in dem hohen Schilf zu entdecken und die Schildkröten, die sich auf den Felsen sonnten. Jemand hatte sich sogar die Zeit genommen, um Wasserkäfer und den Schatten von Fischen im Teich, wo der Schmuckreiher fischte, zu malen. Renji konnte sich fast schon einen kleinen Byakuya vorstellen, der das Bild von jemanden, vielleicht seiner Mutter, gezeigt bekommen hatte und all die Pflanzen und Tiere erklärt bekommen hatte. „Ich befürchte, ich erkenne ihr Familienwappen nicht, junger Herr“, sagte ein älterer Mann und kam heran, nahm dabei Renjis Ellbogen, um sich zu stützen. Selbst wenn er gebeugt vom Alter war, war er offensichtlich ein Kuchiki, mit langem, glatten Haar, welches bereits weiß geworden, doch immer noch hier und da mit Schwarz durchzogen war. „Bist du vielleicht ein angeheirateter Cousin?“ „Nein, mein Herr“, sagte Renji. „Keine Verwandtschaft. Ich bin der Vizekommandant der Sechsten.“ „Es ist eine Art Dämon, oder nicht? Bist du vielleicht ein Kyōraku? Oder Shihōin?“ „Uh…“, das wurde unangenehm. „Nichts dergleichen, mein Herr.“ „Einer von den erwachsenen Ukitakes?“ Er tippte mit dem Finger gegen die Lippe. „Nein, nein. Ich bin mir sicher, dass ich ihr Kamon erkennen würde.“ Hör bitte auf. Renji versuchte den alten Mann dazu zu bringen, aufzugeben. Doch je mehr Renji redete, desto dicker wurde sein Akzent, der ihn verraten würde. Also schüttelte er nur seinen Kopf. Die Bewegung mussten Renjis Haare ein wenig aus dem Gesicht geschoben haben, sodass ein oder zwei seiner Tattoos zu sehen waren, denn die Augen des alten Kuchiki weiteten sich und seine Hände glitten von Renjis Armbeuge. „Woher sagtest du, kommst du?“ „Die 6. Division, mein Herr“, wiederholte Renji. „Ich bin der Vizekommandant.“ Das ließ das Stirnrunzeln, welches auf dem Gesicht des alten Mannes begonnen hatte, deutlich tiefer werden. „Und du bist nicht mit uns verwandt?“ Seine Augen glitten dorthin, wo der Erbe Byakuya folgte. „Dennoch vermute ich, dass jemand den Rang halten muss, bis er angemessen ausgefüllt werden kann.“ Ungewollt knurrte Renji. Doch es war entweder das oder er musste diesem alten Sack zeigen, dass das Einzige, was ‘angemessen ausgefüllt’ werden musste, sein Gesicht war. Und zwar mit seiner Faust. „Warum kümmerst du dich um diesen Schwachkopf?“, kreischte Tante Masama und kam herüber, um den Arm des alten Mannes zu nehmen, als wolle sie ihn aus den Klauen eines gefährlichen Biests entreißen. „Unterhalten“, sagte der alte Mann, etwas überrascht von Masamas Reaktion. „Ich habe das Kamon auf dem Kimono des Herren nicht erkannt.“ „Das was?“, Tante Masama legte eine Hand auf Renjis Arm und riss ihn herum. Es überraschte ihn so sehr, dass er, trotz des Größenunterschieds, herumwirbelte. Die Sakeschale glitt aus seiner Hand und traf die Wand mit einem Klirren. Die Gespräche in dem Raum verstummten bei dem Laut von zerplitternden Porzellan. Alle Köpfe drehten sich, um Tante Masamas Zorn zu hören: „Bei allem was heilig ist, was für eine fürchterliche Verspottung ist das? Ein Herr! Wie kann sich eine niedere Kreatur aus Inuzuri wie du wagen, ein Kamon zu tragen? Schlimm genug, dass du dich in ein adliges Bett schleichst, nun denkst du auch noch, deine Hurerei erlaubt dir, als einer der unseren durchzukommen? Zieh das sofort aus oder ich schwöre, dass ich dich von den Dienern ausziehen lass !“ Renji riss sich aus dem klauenartigen Griff von Masama und drehte sich um. Er richtete sich zur vollen Höhe auf und blickte finster auf Masama nieder. „Meine Dame, ich würde gerne deinen verschissenen Versuch dabei sehen.“ Sie kauerte sich zusammen. Es war wirklich seltsam. Renji hatte nicht erwartet, sie beben und keuchen zu sehen. Schwach wimmerte sie: „Oh! Byakuya, bitte! Kontrolliere deinen Mann.“ „Renji, halt dich zurück“, Byakuyas Stimme war scharf vom Befehl. Was? Zurückhalten? Was zum Teufel? Er hatte keine Waffe. Dennoch tat Renji das, was ihm gesagt wurde. Er öffnete die Handflächen, um zu zeigen, dass er aufgab und trat zwei Schritte zurück. Er beugte seinen Kopf, Blick mit einem Schnauben auf den Boden gesenkt. Hitze färbte sein Gesicht, als er verstand, was sie getan hatte. Sie hatte mit ihm gespielt. Kapitel 21: The Politics of Politics ------------------------------------ Renjis Körper bebte vor kaum unterdrückbarer Wut und sein Gesicht war rot vor Scham, als Byakuya befahl: „Warte draußen auf mich, Renji.“ Was konnte er sonst tun? Renji behielt seinen Blick nach unten gerichtet und verbeugte sich tief, respektvoll, … untertänig. „Ja, Kommandant.“ Renji blieb in der Verbeugung für einen zusätzlichen Atemzug, als er versuchte ein ‚-sama‘ anzufügen, doch das konnte er einfach nicht. Es war zu bitter auf seiner Zunge. Er zog sich hoch, drehte sich auf dem Absatz und marschierte aus dem Esszimmer. Es war eine gute Sache, dass die Diener die Tür für ihn geöffnet hatten, denn Renji war sich sicher, dass er sonst die Tür mitsamt Rahmen herausgerissen hätte. Diese gottverdammte Tante Masama sollte in der Hölle schmoren. Renji konnte nicht glauben, wie einfach sie ihn in ihre Falle hatte leiten können. So verschissen verschlagen. Sie hat jeden wissen lassen, dass Renji von Inuzuri war, ließ ihn aussehen wie eine Art goldschaufelnde, machthungrige Schlampe – hat unverschämterweise sogar der ganzen Menge gesagt, dass er mit jemandem aus dem Haushalt schlief, obwohl sie sorgfältig vermieden hat, genau zu sagen wer – und hat geschickt sein Temperament den Rest für sie erledigen lassen. Und der ‚beste‘ Teil? Sie hatte dafür gesorgt, dass Byakuya an seiner Leine zog, um ihn wieder in die Ordnung einzufügen. Der schlimmste Teil? Renji musste wirklich seine Faust durch etwas treiben, aber er konnte nicht. Denn wenn er rausging und dort wütete, hätte er ihren Standpunkt nur untermauert, dass er so etwas wie ein furchteinflößendes, gefährliches Tier sei. Also musste er stattdessen einen Weg finden, wie er in der Halle wie ein guter, kleiner Untergebener warten konnte. Scheiße, er konnte vermutlich genauso gut die Nummer komplett abziehen. Er rammte seine Knie in den Tatami und hämmerte seinen Kopf auf den Boden. Er stemmte die Hände vor ihm auf den Boden und konzentrierte sich darauf, sein tobendes Reiatsu zu kontrollieren und nicht alles und jeden in diesem Anwesen zu plätten. Als die Tür zugeschoben wurde, konnte Renji die leisen, scharfen Worte eines Kuchiki hören. Er versuchte nicht die Wörter und Phrasen aufzufangen wie ‚Seht, wie er ist‘ und ‚niederträchtig‘ und ‚was kann man von so einer groben Kreatur wie ihm erwarten‘. Doch Byakuya schien das Gespräch in seinen Händen zu haben – seine Stimme war ebenmäßig, ruhig und befehlshabend. Byakuya wusste es vermutlich besser, als auf die Falle von Masama reinzufallen, doch das war ein Kampf, der vor einer großen Menge von Familienangehörigen ausgetragen wurde. Er musste gewinnen, wenn er ihren Respekt behalten wollte. Dieser Gedanke ließ Renji nur noch schlechter fühlen. Zu was würde Byakuya zustimmen müssen, um nicht sein Gesicht zu verlieren? Masama hatte auch alle an ihrem Tisch an Renjis Ungehorsam erinnert. Wer wusste, wie viele Verwandte das gehört hatten, neben Byakuyas schneller Ablehnung als belangloses Thema. Sie hatten ein echtes Problem. Byakuya wird ihn hart bestrafen müssen. Selbst wenn Renji nichts wirklich Schlimmes getan oder gesagt hatte, es war das, wie es ausgesehen hatte: Ein großer Schläger vom Rukongai, der eine adlige Frau körperlich bedroht hatte. Seine Haltung, sein Ton – was Renji tatsächlich gesagt hatte, war egal. Er hatte einen Kuchiki bedroht. Byakuya konnte das als Familienoberhaupt nicht auf die leichte Schulter nehmen. Vermutlich noch nicht einmal als Kommandant. Renji wusste nicht, ob die Tatsache, dass er keine Uniform trug, die Sache besser oder schlimmer machte. Mit Uniform wäre es wohl besser gewesen. Ein Kommandant der seinen Vizekommandant wieder zur Ordnung brachte. Der Kimono ließ die Grenze zu stark verschwimmen. Die Tür glitt auf und ein einzelnes Paar von feinen Füßen stürmte hinaus. Sie hielt bei seinem Anblick, kniend auf dem Boden, inne. Da war ein kleines ‚Hmpf‘ und Renji wusste, dass es Tante Masama sein musste, die dort stand. Er schaute nicht hinauf, selbst wenn er das Gewicht ihres Blickes auf seinem Rücken, dem Kamon, spürte. „Mich kümmert es nicht, was er sagt“, sagte sie, wie zu sich selbst. „Kein Maß an Ehre in der Schlacht kann jemanden wie dich aus dem Schmutz erheben. Mich kümmert es nicht, dass es die Weise der Hofgarden ist - es sei ‚stolze Tradition‘. Unsere ist die einzige Tradition, die wichtig ist und alles was er jemals getan hat, ist sie mit seinem kranken Inuzuri-Fetisch zu beschmutzen. Du weißt, dass das alles ist, was du für ihn bist, eine von diesen streunenden Hunde-Schlampen.“ Renji wusste, sie versuchte ihn nur auf die Palme zu bringen, also behielt er den Mund geschlossen und seinen Kopf auf dem Boden. So gereizt wie sie außerdem war, gab es Renji die Hoffnung, dass Byakuya die Sache noch einmal gerade gebogen, die Runde gewonnen hatte. „Du spielst diesen Teil wirklich gut“, zischte sie. „Doch deine wahre Natur ist direkt dort in diesem Mon, nicht wahr? Ein Dämon. Sehr passend. Du wartest nur den passenden Zeitpunkt ab, um deine Fangzähne zu entblößen. Das ist schon abgehakt, Lady, dachte Renji. Er weiß alles über meine Fangzähne. Und du hast kein Glück: er mag sie. Da war ein langer Moment der Stille. Dann fühlte Renji, wie etwas nassen ihn am Nacken traf. Hatte sie ihn gerade angespuckt? Zum Teufel. Doch trotz der Tiefe der Beleidigung konnte Renji spüren, wie er grinste, denn Masama musste am Ende ihres Lateins gewesen sein, wenn sie sich auf ‚Primitives‘ herabließ. Als auch das ihn nicht zum Reagieren brachte, stampfte sie endlich davon. Renjis Knie begannen ein wenig zu schmerzen, als Byakuya endlich raus kam. Niemand sonst hatte nach Tante Masamas dramatischen Abgang das Esszimmer verlassen, also wusste er, dass Byakuya die Zeit genutzt haben musste, die Dinge soweit es möglich war, in ihre Richtung zu drehen. Doch es war noch nicht vorbei. Renji wusste, dass er seinen Stolz wahrscheinlich hinunterschlucken musste und den Anpfiff oder die Zurechtweisung vor seiner Familie einstecken musste. „Ich sehe, du verstehst die Ernsthaftigkeit der Situation“, sagte Byakuya, als er vor ihm stand. Ok, hier kommt es, dachte Renji und machte sich auf etwas gefasst. Er biss die Zähne zusammen und sagte zerknirscht: „Ja, Kommandant.“ „Du hast die Stimme in einer drohenden Weise gegenüber einem ranghohen Mitglied meiner Familie erhoben. Das wird nicht toleriert. Wenn es noch einmal passiert, wird die Strafe schnell und schwerwiegend sein, hast du verstanden?“ „Ja, Kommandant“, sagte Renji zum Flur. Nur eine Warnung? Es musste besser gelaufen sein, als Renji zu hoffen gewagt hatte. „Also gut. Entlassen.“ Entlassen? Ok, das war fies und war sicher ein beschissenes Ende für etwas, das ein Date zum Abendessen sein sollte. Es war so etwas wie ein Schlag, doch Renji vermutete, dass es nicht vertretbar gewesen war zu denken, dass er aufstehen könnte, als wäre nichts geschehen und sie gemeinsam vor der gesamten Familie zu seinem Schlafzimmer abdampfen konnten. Renji wartete, bis sich Byakuya abgewandt hatte und zog sich auf die Füße. Auch wenn er wusste, dass Byakuya nicht hinschauen würde, verbeugte sich Renji noch einmal tief, falls noch jemand von der Familie zusah und ging dann in die andere Richtung. Sobald er weit genug weg war, drehte sich Renji um und ging zum Ausgang der Diener. Zumindest hatte er einen sauberen Raum, zu dem er zurückkehren konnte. Wenn er aus dem Tor raus war, konnte er vielleicht noch bei einem Izakaya vorbeischauen und ein oder zwei Flaschen holen. Dann könnte er vielleicht seine Sorgen ertränken oder Zabimaru das Dojo zertrümmern lassen... ah, scheiße. Er konnte ohne Zabimaru nicht gehen. Renji hielt an, als er bei der Küche angekommen war und blickte sich nach einem bekannten Gesicht um. „Hey, Aio. Ist es möglich, dass du zu Eishirōs Raum gehst und mein Zabimaru holst? Ich würde selbst gehen, aber ich habe keine Ahnung, wo es ist und sollte vielleicht auch nicht ohne Begleitung hier rumlaufen.“ „Oh, Renji. Natürlich kann ich gehen“, sagte sie mit solch einem Mitleid, dass Renji wusste, dass sich der Vorfall bereits wie ein Buschfeuer unter den Dienern rumgesprochen hatte. „Danke“, sagte er dankbar, während er sich auf einen Stuhl im westlichen Stil, der neben dem Herd stand, setzte. „Kein Problem“, sagte sie. „Ich mache so schnell, wie ich kann.“ „Oh, hey und kannst du vielleicht auch meine Uniform mitbringen?“, fügte er hinzu, bevor sie um die Ecke verschwand. Sie blickte zurück und nickte. „Sicher. Warte einfach hier.“ Er nahm einen Schürhaken auf und stieß in die glühenden Kohlen. So nervend es war, nach Hause zu gehen und nicht die Nacht mit ihm zu verbringen, die Sache hätte auch schlimmer sein können. Es war nicht weiter aus der Kontrolle geraten oder war damit geendet, dass Renji im Gefängnis wegen Tätlichkeit oder anderen Scheinbelastungen saß. Masama musste immerhin seinen Kopf verlangt haben. Die Tatsache, dass es noch nicht einmal öffentliche Prügel gab, ließ Renji vermuten, dass Byakuya einen Weg gefunden hatte, sie wie einen Idioten dastehen zu lassen. Kein Wunder, dass sie angepisst gewesen war. Nun war Renji hauptsächlich sauer auf sich selbst, dass er sein Temperament verloren hatte und Byakuya blamiert hatte. Rukia musste auch denken, dass er ein riesiger Dummkopf war, wenn er sich so bei einem Familientreffen benahm. Byakuya würde ihn niemals wieder mit in die Öffentlichkeit nehmen. Eh, das wäre in Ordnung, dachte er, als er noch einmal in die Kohlen stieß. Vielleicht konnten sie sich einfach nur im Bett verstecken und diesen ganzen Hofieren-Schwachsinn vergessen. „Tee, Vizekommandant?“ Renji sah auf und sah, dass Eishirō ihm eine Tasse anbot. Renji nahm sie mit einem dankbaren Nicken. „Ich würde lieber etwas Stärkeres nehmen, aber ich denke, das tut es auch.“ Eishirō lehnte mit der schmalen Schulter auf der anderen Seite des Feuerplatzes und seufzte. Renji wartete auf Anschuldigungen oder einem Zungeschnalzen, doch Eishirō nippte einfach nur an seinem eigenen Tee. Endlich sagte er: „Ich denke, in einer halben Stunde kannst du den geheimen Durchgang nehmen.“ „Huh?“ „Zu den Räumlichkeiten des Herrn“, fuhr Eishirō fort, als wüsste Renji, wovon der da sprach. „Ich denke, du könntest auch 45 Minuten warten, wenn du absolut sicher sein möchtest, nicht gesehen zu werden.“ „Du redest davon, mich nach oben zu schleichen?“ „Ist das nicht der Grund, warum du hier in der Küche bist?“, Eishirō blickte bedeutungsvoll die hintere Treppe hinauf. „Es ist einfach da hinauf, ein kurzer Lauf durch den Flur zu dem Wandschirm mit der einzelnen, verirrten Kirschblüte. Folge dem Gang dann bis zum Ende.“ Renji gluckste. „Du verschlagener Hund. Ich kann nicht glauben, dass du mir hilfst, ihn zu treffen.“ „Wer sagt, dass ich nicht die Befehle des Herrn ausführe?“ Renji verbrachte die nächsten 45 Minuten damit, jede Menge zu und Mitleid von der Dienerschaft zu erhalten. Selbst die Diener der anderen Haushalte hielten kurz bei ihm an, um Renji zu sagen, dass sich Lady Masama ungebührlich verhalten habe. „Für eine der ersten, wahren Familien verbringen sie wirklich genug Zeit damit, sich über Klasse zu sorgen“, sagte einer der Stallmeister, der zum Tratschen hineingekommen war. Er hatte eine kleine Flasche Bier mitgebracht und füllte etwas in die Tassen der anderen. „Is' weil se de Jüngst'n sin“, sagte der Tellerwäscher. „Neureiche, vermut'ch.“ „Die Kuchiki?“, fragte Renji ungläubig. Er saß auf dem Stuhl mit Zabimaru über den Knien. Eishirō hatte verkündet, dass die Uniform eine Reinigung benötigte und hatte versprochen, sie diskret zur Division zurückzubringen. „Komm schon. Du verarschst mich.“ „Wir reden hier von vor zigtausend Jahren“, erklärte der Stallmeister. „Und es macht Sinn, oder nicht? Du hörst nichts davon, dass die Shihōin etwas darauf geben, wer wo am Tisch sitzt. Aber diese Kuchiki – man, du verkackst besser nicht darin, wer zu erst kommt, sonst geht es dir an den Kragen.“ Nun ja, Renji konnte das nicht wirklich bestreiten. Der Stallmeister hielt ihm die Flasche hin, also hob Renji seine Tasse und ließ ihn sie füllen. „Die von weiter außerhalb sind schlimmer“, sagte ein Laufbursche, der zu irgendeinem Cousin, oder so etwas, aus der Provinz gehörte, als er die Flasche als nächstes bekam. „Sie schützen das bisschen, was sie haben, wie Tiger. Sie lassen uns noch nicht einmal den Blick zu ihnen erheben, weil sie Aufruhr befürchten. Und wer sind sie? Von irgendwem der Cousin, 14. Grades mit 6 Generationen dazwischen!“ „Sie sind nicht alle so“, beharrte eine Dienerin einer Dame mit dünnem, blonden Haar, welches in einem prüden, kleinen Dutt frisiert war, was Renji an Momo erinnerte. Sie hatte Flickarbeit in ihrem Schoß. Ihre Stiche waren ordentlich und klein. „Ihr wärt überrascht, wie angenehm und bescheiden mein Herr und Herrin sind.“ „Das ist, weil sie von ihrer Arbeit leben“, sagte der Stallmeister, legte den Kopf in den Nacken, um den Rest aus der Flasche zu saugen. „Deine Leute sind Seidenfarmer, nicht wahr?“ „Sie besitzen die Farm und überwachen die Arbeiter“, korrigierte sie ihn, während sie etwas errötete. „Doch sie kümmern sich um den Schrein.“ „Siehste, se mach'n was“, sagte der Tellerwäscher. „Macht'n Unterschied.“ „Wie unser eigener“, sagte der Stallmeister stolz. „Kommandant sein ist echte Arbeit, nicht wahr, Vizekommandant?“ „Ist es“, stimmte Renji zu. „Sehr sogar. Außerdem ist er zur Akademie gegangen, wie ich. In der Hitze des Gefechts, am Ende des Tages, ist Byakuya ein Soldat wie jeder andere.“ Da war ein seltsamer Moment der Stille, als jeder Renji komisch ansah. Schlussendlich fragte er: „Was?“ „Kannste ihn so einfach nenn'n? 'Byakuya'“, es einfach so auszusprechen ließ den Tellerwäscher nervös plappern. „So neb'nher?“ Oh. Hatte er vergessen Kommandant zu sagen? „Ähm, nur im Privaten.“ Wenn man gerade davon sprach, es war Zeit, zu gehen. Renji stand auf und danke allen für die netten Worte und das Teilen ihrer Vorräte. Sie sagten ihm, er sei jederzeit an ihrem Feuer willkommen und ließen ihn dafür drei Mal hochleben, dass Tante Masama endlich das bekommen hatte, was sie ihrer Meinungen nach schon vor Jahren hätte kassieren sollen. Renji schüttelte den Kopf darüber, wie schnell sich die Geschichte schon wieder änderte. Immerhin war er derjenige gewesen, der sich niederknien musste. In den privaten Gemächern hingegen hätte er vermutlich Tante Masama an ihren Haaren hinausgeschleppt oder sogar Schlimmeres. Am oberen Ende der Stufen hielt Renji inne, um sicherzugehen, dass der Flur leer war. Als er sicher war, dass niemand kommen würde, sprintete er zu einer Reihe Wandschirme, die mit einem Kirschbaum in voller Blüte und im Wind zeigte. Er folgte der Schwall Blüten bis zum Ende der Wand. Da waren immer weniger auf den Schirmen zu sehen. Endlich, nach einigen Schritten, kam er zu einem Schirm, auf dem die letzte Blüte gemalt war. Probeweise drückte er gegen den Schirm. Nichts passiert. Er versuchte, es auf eine Seite zu schieben, dann zur anderen. Er versuchte sogar, ihn anzuheben und die Finger um die Kanten gleiten zu lassen. Endlich bemerkte er, dass die Blüte tatächlich ein clever getarntes Loch war. Er steckte den Finger hinein, tastete herum, bis sich etwas anhob. Dann glitt die Tür mühelos zur Seite und offenbarte einen schmucklosen, engen Gang zwischen den Wänden. Renji zwängte sich hinein und, nach einer Minute oder zwei die er brauchte, um die Tür wieder zuzuschieben und den Mechanismus einrasten zu lassen, begann er sich seitlich vorwärts zu bewegen. Zum Glück gab es, wie Eishirō schon angedeutet hatte, nur einen Weg, den er nehmen konnte. Seine Schultern waren nur ein klein wenig zu breit für den Gang, doch die Decke war recht hoch und der Boden überraschend weich ausgelegt. Seine Füße machten keine Geräusche, während er sich seinen Weg bahnte. Ein klein wenig Licht kam durch eine Lücke in den Wandschirmen nahe der Decke hinein, also war der Durchgang dämmrig bis finster, aber nicht komplett schwarz. Es roch nach geschnittenem Holz, Staub und Geheimnissen. Jemand hatte seine Initialen in eine der Deckenbalken geschnitzt. Diesen Namen dort zu sehen, mit einem Herz und einem 'S.K.' ließ sich Renji fragen, warum es einen versteckten, geheimen Gang gab, der von der Küche zu den Gemächern des Herren führte und wie viele Küchenmädchen und Teejungen bereits diesen Weg vor ihm gegangen waren. Und wie viele gedacht hatten, es sei Liebe. Renji ließ seine Finger über das Herz streichen, als er vorbei ging. Er hoffte, dass diese ihm ähnelnde Seele zumindest mit geöffneten Augen den Weg gegangen war und ohne Illusionen, wie die Dinge Enden würden. Als seine Finger das raue Ende verließen, ließ er ein kleines, reuevolles und schnaubendes Lachen los. Als könnten sie reden. Vermischte Klassen. Es klappte nie. Schau, wie gut es heute gegangen war. Der Gang war zu Ende. In Anbetracht, wofür dieser Weg vermutlich war, war Renji nicht überrascht, ein kleines Guckloch in der Mitte des Schirms zu entdecken. Er schaute hindurch. Der Blick zeigte das Wohnzimmer mit der eingelassenen Feuerstelle, die glühten warm. Von seinem Punkt aus konnte Renji bis in das Hauptschlafzimmer sehen. Byakuya saß auf der Kante seines Bettes, die Hände zwischen den Knien. Er hatte den Kenseikan ausgezogen und sich zum Schlafen umgezogen. Er starrte hinaus in die Richtung des Balkons, sein Ausdruck abwesend und nachdenklich. Renji brauchte ein paar Sekunden, um herauszufinden,auf welcher Seite der Mechanismus war, doch es half zu wissen, wonach er suchen musste. Sobald er die Tür geöffnet hatte, trat er hindurch. Byakuyas Ausdruck änderte sich sofort bei seinem Anblick. Seine Augen schienen weicher zu werden, als sei er erleichtert. Doch er stand langsam, fast schon argwöhnisch auf. „Du bist nicht gegangen“, sagte er. „Ich bin froh.“ „Habe ich beinahe, aber Eishirō hat mich rechtzeitig erwischt. Konnte doch nicht ohne gehen, was?“, Renji hielt Zabimaru hoch, den er mit sich trug. „Gerettet von Zabimaru“, sagte Byakuya mit einem Lächeln. „Ja oder meiner Vergesslichkeit“, fügte Renji mit einem Grinsen hinzu. „Wie auch immer, es ist ein Gewinn.“ Als er im Schlafzimmer angekommen war, lehnte Renji Zabimaru an die Wand, wo Byakuya Senbonzakura abgelegt hatte. Renji konnte schwören, er hätte ein zufriedenes, behagliches Seufzen von einem der beiden gehört. Er tätschelte Zabimarus Griff liebevoll. Es war klar, wie glücklich Zabimaru war, wieder an der Seite von Senbonzakura zu sein. Zanpakutō scherten sich offensichtlich nicht um Klasse. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung für sie. Byakuya stand neben dem Bett und beobachtete Renji. Er hatte einen seltsamen Gesichtsausdruck, etwas, was Renji nicht ganz lesen konnte. Doch wenn er hätte raten müssen, hätte er gesagt, dass es Unsicherheit war. "Ich bin nicht böse, wenn es das ist, worum du dir Sorgen machst", sagte Renji und kam hinüber, um vor Byakuya stehen zu bleiben. "Nicht auf dich, jedenfalls. Ich fühle mich dumm, dass ich drauf reingefallen bin. Deine Tante hat mich geradewegs in ihre Falle geführt und ich bin rein gesprungen. Ich hätte schlauer sein müssen...", er zuckte mit den Achseln. "Oder zumindest das Fluchen auf ein Minimun reduzieren sollen." Das ließ Byakuya leise lachen. Seine Finger fanden ihren Weg auf Renjis Brust und er zog abwesend an den Lagen des Kimono. "Das ist eine schwierige Aufgabe bei der liebsten Tante Masama." Da Byakuyas Blick auf Renjis Brust gerichtet war, legte Renji seine Nase auf Byakuyas Kopf ab. Er nahm einen tiefen Atemzug von Jasmin und Moschus, den Duft den er in den letzten Wochen so sehr vermisst hatte. Er riskierte, seine Hände um Byakuyas Taille gleiten zu lassen und ließ sie auf seinen Hüften ruhen. Was er wollte, war Byakuya gegen ihn zu drücken, sie aufs Bett zu werfen und ihre Klamotten von ihren Leibern zu reißen. Doch so liefen die Dinge nicht in den Gemächern des Herrn. Außerdem vermutete Renji, dass war nicht die beste Nacht, um die Regeln – oder seinen Platz – zu vergessen. Nicht zu erwähnen, wie angepisst Byakuya sein würde, wenn Renji es schaffte, diesen todschicken Kimono im allerersten Moment zu ruinieren. Das brachte Renji auf eine Idee. "Hilf mir hier raus, würdest du? Ich habe keine Chance, das alleine hinzubekommen. Und ehrlich gesagt, habe ich Schiss, ihn kaputt zu machen." Byakuyas Hände glitten zum Obi und begannen, ihn langsam und vorsichtig zu öffnen. Während seine Hände arbeiteten, fragte er so leise, dass Renji es beinahe nicht mitbekommen hätte: "Du magst ihn?" "Mögen? Er ist umwerfend. Ich habe niemals so etwas Schönes in meinem ganzen Leben gesehen", sagte Renji. Er ließ Byakuyas Taille los und breitete seine Arme aus, während Byakuya ihn entkleidete. Er konnte sehen, dass Byakuyas Augen immer noch zusammenzogen waren. Etwas an dem Kimono ärgerte ihn immer noch. Also plapperte Renji weiter, in der Hoffnung, das Richtige zu treffen. "Das Kamon-Ding? Der Nue? Du hast offensichtlich viel über mich nachgedacht. Ich meine, ich denke nicht, dass ich die ganze Bedeutung dahinter verstehe, aber ja. Es ist wundervoll." Renji wollte sagen – na ja, wortgewandter jedenfalls, dass das Bild von dem blassen Nue ihn sofort an Byakuyas Beerdigungskimono erinnert hatte. Doch es war ihm aufgefallen, dass sie diesen Vorfall nie wirklich beredet hatten. Außerdem schien es seltsam, zu sagen: Ich weiß zu schätzen, dass du mir endlich zeigst, was du nur gewillt warst auszudrücken, als du dachtest, ich sei tot. Byakuya legte geübt den Obi zusammen und legte ihn auf die Kommode seiner Mutter. "Tante Masama spielt nicht nach den Regeln", sagte er, seine Stimme schneidend. Er wandte sich wieder Renji zu und nahm den Hakama, aus dem Renji getreten war und faltete ihn mit kurzen, schnellen Bewegungen zusammen. Dann attackierte er die Knoten. Renji versuchte seinen Kopf zu beugen, um zu beobachten und zu schauen, ob er sich merken konnte, wo sie alle waren und wie das funktionierte. Auch wenn seine Stimme ruhig war, zogen Byakuyas Finger wütend an den Bändern. "Ich habe ihrem favorisierten Kandidat mit nur wenigen Bedingungen zugestimmt. Ich habe die Verhandlung ihr sogar noch versüßt, indem ich ihr erlaubt hatte, eine Ehe für den Jungen zu arrangieren, sobald er mündig ist. Ich habe sie sogar diesen lächerlichen Wirbel um meinen Geburtstag veranstalten lassen. Ich habe ihr viel Boden gegeben. Es ist höchste Zeit, dass sie etwas locker macht.“ 'Locker macht'? Renji musste etwas zu sich selbst lachen, als er das von Byakuya hörte, doch er schluckte es hinunter. Byakuya würde Humor gerade nicht zu schätzen wissen. Er war wütend. „Was sie heute gemacht hat, war unsere Waffenruhe zu brechen“, sagte Byakuya und hatte den äußeren Kimono weit genug gelöst, um ihn von Renjis Schultern gleiten zu lassen. Er drehte sich zu ihm, um einen Moment über den Kamon die Stirn zu runzeln und begann dann ein kompliziertes Faltritual. „Wenn ich die Idee von einem Erben nicht nützlich finden würde, würde ich den Jungen heute noch packen schicken. Es würde ihr recht geschehen. Dich ausziehen lassen, sagt sie? 'Ausziehen'.“ Byakuyas Schultern bebten vor unterdrückter Wut. „Als wärst du ihr Diener. Als wärst du der Diener von irgendwem.“ Er blickte hinüber zur Wand, wo die Zanpakutō nebeneinander standen. „Sie hat Glück, dass keiner von uns bewaffnet war. Du wärst im Recht gewesen, wenn du Blut verlangt hättest.“ Das überraschte Renji. „Wirklich?“ „Renji, du bist ein Vizekommandant der Hofgarden“, Byakuyas Stimme zischte vor Verbitterung. Er drehte sich zum Untergewand um, doch er schaute Renji nicht in die Augen. „Glaubst du, sie hätte so etwas vom Generalkommandanten verlangen können, wenn er an meinem Tisch gesessen hätte?“ Renji dachte darüber nach, doch er stolperte über eine Sache: „Du sagst also, Yamamoto ist kein Adliger?“ Byakuya atmete tief aus. „Nicht hineingeboren, nein. Doch, du verstehst, das ist mein Punkt und warum ich das Kamon für dich erstellt habe. Der Generalkommandant hat sich seinen Platz in der Gesellschaft mit seinem Schwertarm verdient; er hat seine eigene Abstammung mit Ryuujin Jakka geschmiedet. Das war vor langer Zeit, wie es jeder getan hatte." Oh, darüber hatte Tante Masama also geredet, als sie vor dem Esszimmer abfällig über 'Traditionen und Weise der Hofgarden' gesprochen hatte. In dem Moment glitt die letzte Lage Seide auf und kühle Luft fiel auf Renjis entblößte Brust, Bauch und – Byakuya lachte. "Trägst du niemals Unterwäsche?" "Heh", sagte Renji. "Das sollte mein Familienwappen sein, eh? Ein Fundoshi mit einem großen 'Nein'-Zeichen drüber." "Dein Nachname solltest du in 'Kommando' ändern", bemerkte Byakuya trocken, seine Finger fuhren über nacktes Fleisch, ließ auf Renjis Armen Gänsehaut und zwischen seinen Beinen Hitze aufbauen. "Renji Kommando", lachte Renji. "Hat irgendwie tatsächlich einen netten Klang. Ich mag es." "Mmmmm", murmelte Byakuya, lehnte sich nach vorne, um kleine Küsse auf Renjis Schlüsselbein zu verteilen, während seine Hände unter die Seide glitten. Das letzte Teil des Kimono fiel leise auf den Boden. Renji schloss die Augen und legte seinen Kopf zurück, genoss das Gefühl von Byakuyas Handflächen, wie sie über Brust und Schultern glitten, die Arme hinunter und zurück über Rippen und Bauchmuskeln. Die Daumen pressten sich in die Kontur der Hüftknochen in einer Weise, die Renji den Rücken wölben ließ und seine Brustwarzen und seinen Schwanz steif werden ließ. Byakuyas Lippen und Zähne fanden ihren Weg an seinen Hals und die Daumen fuhren geschickt über seine Brustwarzen. Renji wusste nicht, was er mit seinen Händen tun sollte. Er wollte eine Handvoll von Byakuyas Haaren greifen oder sie in seinen Nacken legen und ihn in einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss drängen. Um sich davon abzuhalten, griff er seine eigenen Hände hinter seinem Rücken. Er zerdrückte fast seine eigenen Finger unter der Mühe, sich zurückzuhalten und ließ ein tiefes, kehliges Stöhnen hinaus. Byakuya hielt bei seinen Neckereien inne. „Was ist das? Totaler Gehorsam? Ausgerechnet heute Abend?“ Er behielt eine Hand hinter seinem Rücken und streckte eine zitternde Hand aus, um Byakuya im Nacken zu greifen. Er drückte ihn fest an sich und legte seine Stirn auf Byakuyas. Seine Worte waren ein Knurren unter vermischten Strähnen aus roten und schwarzen Haaren. „Schau, es ist so: Mir ist die Selbstbeherrschung ausgegangen. Habe alles verbraucht, um nicht deine Tante umzuhauen. Also binde mich an den Bettpfosten und hab deine schmutzigen Fantasien mit mir. Ich bin dabei, so lange ich nicht daran denken muss, mich zurückzuhalten und du mich durchnimmst, als gäbe es kein Morgen.“ „Dein Griff ist zerquetschend.“ Byakuyas Hände hielten auf Renjis Körper an. „Ist es so dringend? Sollte ich Kidō verwenden oder kannst du warten?" "Ich kann nicht auf einen langsamen, kunstvollen Kinbaku-Knoten warten, doch du hast Zeit, die Handschellen zu holen. Der Dämon ist nicht einmal in der Nähe. Ich habe nur nicht die Energie, es zurückzuhalten, wenn es kommt, wenn du weißt, was ich meine." "Natürlich." Byakuya nickte, doch er ging nicht, um die Sachen sofort zu holen. Stattdessen war seine Stimme tief, fast schon heiser. "Irgendwann jedoch, wenn du dafür bereit bist, würde ich gerne etwas mit Kidō versuchen.“ „Ja?“, Renji grinste breit. Sein Griff löste sich, um neckend an Byakuyas Haaren im Nacken zu ziehen. „Etwas, worüber du nachgedacht hast?“ Byakuyas Antwort war etwas atemlos. „Ja.“ Was auch immer diese Fantasie war, es klang wie die Art von Dingen, über die gründlich in tiefer Nacht und alleine im Bett gegrübelt worden war. Oft. Byakuyas Wimpern bebten und sein Atem schien flacher zu gehen. Ein roséfarbener Schimmer legte sich auf seine Wangen. Nur zu sehen, wie aufgeregt Byakuya war, ließ Renji härter werden. Aber... Kidō. „Werde ich es mögen?“ „Ich weiß es nicht. Ich hoffe es, doch ich kann mir nicht sicher sein. Wann auch immer wir es ausprobieren, ich werde sofort aufhören, wenn du das Sicherheitswort benutzt.“ Seine Finger spielten abwesend mit Renjis Brustwarzen, machten es so noch schwerer für Renji, nachzudenken. „Du erinnerst dich an dein Sicherheitswort?“ „Ikebana“, sagte Renji, während seine Knie zitterten bei dem, was Byakuya mit seiner Brustwarze machte. „Hör damit für eine Sekunde auf, ja?“, Renjis Hand verließ Byakuyas Nacken, um sich auf die ablenkende Hand auf seiner Brust zu legen. „Wie unbeweglich werde ich sein?“ Bevor Byakuya enttäuscht sein konnte, fügte er hinzu: „Denn heute ist mehr besser.“ „Ah, ja. Ziemlich“, sagte Byakuya. Er blickte auf, seine Augen glänzten mit Hoffnung. „Es ist eine persönliche Variation von Sajō Sabaku." "'Persönliche Variation'? Hast du geübt?", fragte Renji, eifersüchtig und deutete verspielt eine kleine Kopfnuss an. Byakuyas Lippen waren dünn, weil er wortwörtlich etwas vor den Kopf gestoßen wurde. "Im Prinzip jeden Tag mit Senbonzakura"; sagte Byakuya. Seine Augen blieben nach unten gerichtet und seine Stimme ruhig, doch seine Wangen färbten sich mehr. "Doch ja, einige Male – mit mir selbst, um sicher zu gehen." "Mit dir selbst?", wiederholte Renji. Sein Grinsen war nun breit, fast schon gierig. "Ja, nein. Das können wir nicht verschwenden. Wir müssen das ausprobieren." Byakuyas Augen glitten nach oben. "Heute?" "Ja. Jetzt", sagte Renji. "Brauchen wir Gleitgel?" Da war ein kleines Nicken von Byakuya, was Renji noch glücklicher machte. "Dann hol es. Hol alles, was wir vielleicht brauchen könnten. Wir machen das." Byakuya machte einen Laut, das beinahe ein Quieken vor Freude war. Kapitel 22: Better than Imagination ----------------------------------- Während Byakuya das Gleitgel aus der oberen Schublade der Kommode seiner Mutter holte, setzte sich Renji ans Fußende des Bettes. Er war bereits ziemlich erregt von diesem ganzen mysteriösen Szenario, doch er bearbeitete sich selbst träge, während er versuchte zu entscheiden, ob er nach Details fragen oder es eine Überraschung werden lassen sollte. Doch Kidō... Renji war sich noch nicht einmal sicher, ob er den Zauber kannte, mit dem Byakuya herumhantieren würde. Er erwähnte den Namen, aber nun ja, alles über Hado 31 war außerhalb von Renjis Liga. Also versuchte er sich zu erinnern, ob es das mit den kriechenden Seilen war oder etwas anderes? Was genau waren diese speziellen 'Veränderungen' oder was auch immer Byakuya dazu gesagt hatte? Werde ich am Ende von einem kriechenden Seil gefickt? Wäre das eine schlechte Sache? Die Holzschnitzerei von einer Frau, umschlungen von Tentakeln ging Renji durch den Kopf und er dachte plötzlich: Hmmm, ja, das könnte verdammt gut werden. Es war in einem anderen Schlafzimmer gewesen, doch Renji war sich ziemlich sicher, dass er und Byakuya bereits die Vorzüge von Tentakel-Pornos diskutiert hatten. Wie ironisch, dass sie vielleicht zu so etwas kommen würden, bevor sie den Dreier auf die Beine gestellt hatten. Byakuya drehte sich mit dem Gleitgel in der Hand um. Sein Blick glitt zu Renis Händen, die sich verselbstständigt hatten. Diese feinen, dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen und er runzelte die Stirn. Oh, richtig. Hände weg. „'Tschuldigung“, sagte Renji mit einem schiefen Grinsen, als er die Hände von seinem Körper nahm. „Es ist einfach natürlich für mich, denke ich.“ „Ja, ich kann mir das vorstellen. Nur ich... Nun ja, ich mache mir Sorgen, dass du nicht lange durchhältst.“ Renji lachte. „Ja, nun ja. Entweder komme ich direkt oder ich bin für die lange Nummer zu haben. So ist es mit mir bei vielen Dingen. Wirklich.“ Byakuya nickte abwesend. Er machte die Sache, wo seine Augen über Renjis Körper glitten, als hätte er die Tattoos nicht bereits Tausende Male gesehen. Immer wenn er so komplett die Aufmerksamkeit seines Liebhabers hatte, hatte Renji das Bedürfnis, sich zu brüsten – auszustrecken und anzugeben. Renji gab dem Impuls nach und lehnte sich auf seine Ellbogen zurück und spreizte die Beine ein wenig. Er war nie besonders gut in diesem Teil, doch er versuchte Byakuya den alten verführerischen 'Komm her'-Blick zu zuwerfen. „Also...“, sagte er heiser. „Wie möchtest du mich?“ Byakuya blinzelte, als würde er aus einem tiefen – eher sogar schmutzigen – Gedanken herausgerissen. „Ich glaube, das ist nicht sonderlich von Belang. Es ist so, ich habe herausgefunden, dass ich die Ranken vom Kidō in einer ähnlichen Weise steuern kann, wie ich es bei Senbonzakura tue.“ Byakuya überlegte einen Moment und fügte dann hinzu: „Auf der anderen Seite, solltest du es von Anfang an bequem haben. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie sehr dich die Seile einengen, wenn ich dich körperlich herumzerre. Es war an mir selbst einfacher. Ich bin mir meiner eigenen Grenzen so ziemlich bewusst.“ Jep. Tentakel. Nun hoffte Renji nur noch, dass Byakuya ihn immer noch selbst vögeln würde und das nicht nur den Seile oder Ranken oder was auch immer überlassen würde. „Klingt gut. Stell nur sicher, dass du auch in mir kommst, ok?“ Das entlockte Byakuya ein überraschtes Lachen. „Kennst du mich so gut, dass du schon vermutest, wie es ablaufen wird?“ „Nicht im Geringsten“, sagte Renji mit einem schiefen, ungezwungenen Grinsen. „Nur hoffnungsvoll.“ Byakuyas dunkle Augenbrauen schossen in einem 'Oh?' in die Höhe. „Ich weiß, was für Pornos du liest, erinnerst du dich?“, Renji setzte sich auf und wackelte mit den Fingern. Byakuyas Lächeln war das von einem kleinen Jungen: Hoffnungsvoll und ein wenig unruhig. „Also denkst du, du würdest es mögen?“ „Keine Ahnung“, gab Renji ehrlich zu. „Doch ich bin gewillt, es auszuprobieren.“ Byakuya stellte das Gleitgel am Fuße des Bettes ab. Mit einem Lächeln bemerkte Renji, dass es das Zeug mit Kirschduft war, welches sie im Sexshop im Diesseits gekauft hatten. Sie hatten es bisher für nichts verwendet, wo es Renji hätte schmecken können, aber der Geruch war stark und sirupartig süß. Es amüsierte Renji ohne Ende, dass Byakuya es zu bevorzugen schien, denn es war unglaublich günstig. Byakuya warf ihm noch einen abschätzenden Blick zu und nickte dann. „In Ordnung, lass es uns versuchen. Du erinnerst dich an dein Sicherheitswort?“ „Ja, ich habe es nicht innerhalb von 5 Minuten vergessen.“ „Ich muss es noch einmal von dir hören, Renji.“ Der stille Teil der Schuldzuweisung in Byakuyas Gesicht sagte klar: 'Es ist Teil des Rituals. So machen wir das.' „Schön. 'Ikebana'“. Renji rollte mit den Augen, während er sich herumwarf. Das Bett stöhnte und knarzte unter seinem Gewicht, bis er auf dem Bett ausgebreitet lag. Er überlegte, ob er fragen sollte, ob sein Gesicht nach oben oder unten zeigen sollte, doch wenn es möglich war, wollte er Byakuya während seine mysteriösen Kidō-Tentakel-Fantasien beobachten. Er war sich nicht sicher, wo er die Hände hinlegen sollte, also steckte er sie unter das Kissen, sodass er den Kopf noch etwas anheben konnte. Natürlich konnte er im Moment nur die Länge seines eigenen Körpers sehen, seine zuckende, noch unsichere Erektion. „Ok. Schieß los. Ähm... ich denke, wortwörtlich.“ „Das werde ich, doch zuerst: Erinnerst du dich, was du sagen sollst, wenn ich langsamer machen soll?“ Ah, scheiße, es war nicht 'gelbes Licht'... Ähm... „Oh! 'Kirschblüten'.“ „Sehr gut.“ Renji konnte sehen, dass Byakuya wieder aufgeregt wurde. Byakuyas Augenlider schlossen sich flatternd und er nahm eine kniende Position zu Renjis Füßen ein. Natürlich lag Renji flach auf seinem Rücken – doch das war immer noch die Art von Bild, das Renjis Blut direkt zu seinem Glied pumpte... und es war absolut die Art von Dingen, die Tante Masama ausflippen lassen würde. Renji konnte sich noch nicht einmal vorstellen, was sie denken würde, wenn sie Byakuya so vorfinden würde, so förmlich und demütig, als würde er auf einen Befehl warten oder - Natürlich gab es keine Warnung. Byakuya war fähig genug in der Anwendung, dass er keine Formel benötigte. Plötzlich sprangen elektrische Peitschen ähnlich Schlangen in Byakuyas typischer pinker Farbe aus der einen Handfläche der Hand, die er gehoben hatte. Renji bekämpfte den Instinkt, weg zu zucken und erinnerte sich, dass das Teil des Sex ist. Zögerlich teilten sich die Seile auf, jedes strich über die empfindliche Haut von Renjis Fußsohlen. So leicht! Es war, als würde er von einer kühlen Brise geküsst werden – kitzelnd genug, dass er sich dem Griff entwinden wollte und sein Kichern kaum unterdrücken konnte. Dann schlug das pinke Licht aus wie eine Peitsche und schlang sich um seine Knöchel, zogen die Beine wieder gerade. Wo Kidō die nackte Haut berührte war ein surrendes Prickeln, eine Art brummende, kalte Kraft, wie winzige Metallmanschetten – wenn man solche Dinger ganz leicht unter Strom setzen konnte. Er blickte zu Byakuya und konnte sehen, dass er unter der Maske von Konzentration vor Aufregung errötet war. Seine blasse Haut hatte einen rosigen Schimmer an den Wangen. Byakuyas freie Hand schnürte den Obi auf, entblößte mehr von der sinnlichen, cremigen Haut. Renji stöhnte, als sein Glied härter wurde. Er beobachtete wie mehr Tentakel vom Strom aus Byakuyas Handfläche ausbrachen und Renjis Arme in Schach hielten. Er vermutete schon, dass er sich ein Sicherheitswort wünschen wird, das bedeutete: 'Beeil dich verdammt noch mal und fick mich jetzt hart'. Zumindest wusste Renji, dass Byakuya es mochte, wenn er Obszönitäten rief und bettelte und jaulte. Byakuya genoss es sichtlich – seine Augen waren auf ihn gerichtet, beobachteten den Fortschritt der schlängelnden Tentakeln und glitten hungrig über Renjis Körper. Gerade in dem Moment, in dem Renji sich vorstellte, dass es passieren würde, wanden sich zwei Kidōseile bedächtig und vorsichtig um seine Beine, wickelten sich um seine Oberschenkel. Ein kleines, versuchendes Drücken ließ Renjis Atem stocken und seinen Körper sich bewegen,die Fesseln instinktiv testen. Sie waren fest, aber nach dem ersten enger werden war es nur noch ein fester, wenn auch knisternder Druck. Da seine Beine nun komplett eingewickelt waren, machte Byakuya eine Art Geste mit seiner anderen Hand und Renjis Beine begannen sich zu spreizen und seine Knie winkelten sich an. Weiter und weiter öffneten sich Renjis Beine und sein Gewicht verlagerte sich, als auch sein Hintern leicht hochgehoben wurde. Renji konnte es nicht sehen, doch er fühlte, wie die Ranken um seinen Hintern schlangen. Er spürte, wie seine Arschbacken so geschickt gespreizt wurden, wie von den Knoten eines Kinbaku-Meisters. Byakuyas Blick wurde brennend, als Renji dort weit geöffnet vor ihm lag. „Oh“, sagte Byakuya, seine Stimme überraschend zitternd. „Oh. Du siehst so... oh. Dich hier zu haben übertrifft meine Vorstellungen bei Weitem.“ Es brauchte eine Sekunde, bis Renji das verstanden hatte. „Das Echte ist ziemlich heiß, huh?“ „Oh, ja. Sehr.“ Renji Grinsen war breit. Byakuya sah aus, als würde er jeden Moment sabbern. Sein Kimono war komplett geöffnet. Mit schwarzen Haaren feucht vor Erregung sah Byakuya gerade jetzt am Heißesten aus – leicht zerzaust und wie ein Laser fokussiert auf Renji. Renji war bereit, doch er konnte nicht anders, als ein wenig enttäuscht zu sein. Das war es also, eh? Nun ja, es war ein gutes Stück langsamer als all diese verdammten Knoten und das Anheben war viel einfacher, doch er konnte es nicht in dieser Weise schätzen, wie es Byakuya scheinbar tat. Das knisternde Gefühl von Kidō war allerdings irgendwie auch gut, als hätte er ein Dutzend vibrierende Finger... Renji Gedankenzug entgleiste abrupt, als einer der pinken Tentakeln sich von seinem Bein löste und sich etwas aufstellte, wie der Kopf einer Schlange und als wolle es Renjis abstehenden Schwanz begutachten. Wenn er an die kleinen Stromstöße dachte, die seinen Beinen entlang wanderten, wie würde es sich beim Herumwickeln anfühlen... Oh Gott. Renji Augen sprangen von der Schlange zu Byakuya, den er zwischen seinen, gerade so an der Grenze zum Möglichen, gespreizten und angewinkelten Beinen sehen konnte. Byakuyas Ausdruck war unheimlich still und leer, außer dieses verrückte, schelmische Grinsen, dass am seine Winkel seiner dünnen Lippen zuckte. Doch er atmete schwer und Renji konnte Byakuyas Erektion sehen. Hart und kraftvoll. Der Tentakel schwebte über Renjis Schwanz, peitschte nach vorne und schnippte zart, fast so wie eine Art unter Strom gesetzte Zunge, an seiner Spitze. „Argh!“, war die wortegewandteste Antwort auf dieses teuflische kleine Ding, als es immer wieder schnippte in kleinen, leckenden Blitzschlägen – kalt und vibrierend und doch liebkosend. Renji war kurz davor zu kommen, als sich schlanke, drahtdünne Kidō-Seile um seine Brustwarzen legten und sich festzogen. Sie hatten niemals etwas mit Nippelklammern gemacht und doch wusste Renji, dass dieses Erlebnis tausende Male intensiver war, da diese vorzügliche Tortur das Kneifen mit einem konstanten, beinahe saugenden Ziehen mit der pulsierenden Vibration verband. Es war, als wären Byakuyas Hände und Mund überall gleichzeitig, denn Renji konnte ihn fühlen, sein Reiatsu – wie das eine Mal, als Renji von Senbonzakuras Klingen umgeben war – da war das Gefühl von Byakuyas Essenz in dem Streicheln, Ziehen und Necken. Unzusammenhängende Laute kamen aus Renjis Kehle. Er war vielleicht am Fluchen und vielleicht auch am Betteln, doch die steigende Stimulation ließ ihn endlich keuchen: „Oh Gott, oh... Sakura! Ich muss kommen!“ Damit löste sich etwas Druck um seine Brustwarzen, dann endete die Tortur um sein Glied und das hinterhältige, pinke Tentakel schlang sich um Renjis Schwanz und Hoden, hielt sie fest, wie ein lebender Penisring. Ein heiseres und atemloses „Besser?“ ließ Renji ein Auge öffnen, von denen er nicht realisiert hatte, sie überhaupt geschlossen zu haben, nur um zu sehen, dass Byakuyas Kimono in zerknitterter Unordnung war. Der Kimono hing offen und offenbarte vom Schweiß feuchte Haut und eine harte, verlangende Erregung. Byakuya hatte sich mit Sicherheit selbst angefasst und Renji hatte verpasst, es zu sehen. Oh Gott! Byakuya sah in dieser Weise so heiß aus, mit seinen Haaren, die ihm schamlos ins Gesicht fielen. Graue Augen waren auf Renjis Körper wie festgenietet, glasig vor Leidenschaft. „Nugh-huh“, schaffte es Renji mit einem Nicken zu bestätigen, erleichtert zu sehen, dass Byakuya irgendwann das Gleitgel geöffnet hatte. Glitschige Finger spielte kurz mit Renjis, bereits bebender, Öffnung, bevor sie hineinglitten. Während die Finger hineinstießen, zog der magische Penisring im gleichen Rhythmus. Genauso drückten sich die Kidō-Nippelklammern in perfekter Harmonie zusammen. Renji hing nur da, halb in der Luft und warf Körperteile umher, die er bewegen konnte – was hauptsächlich der Kopf war – stöhnte wie ein Tier. „Oh Gott, bitte. Jetzt vögel mich schon. Fick mich!“ Kidō hob ihn noch weiter an, doch dann war da endlich der Druck von Byakuyas Penis gegen Renjis Öffnung. Er war so bereit dafür. Wäre er in der Lage gewesen, auch nur einen Muskel zu bewegen, außer vor Lust zu beben, hätte sich Renji auf Byakuyas Schaft niedergedrückt. Doch so wurde er langsam gedehnt, der lustvolle Schmerz hallte im pulsierenden Pochen in jedem Kidō-Seil, das ihn hielt, wider. Als Byakuya tief in ihm war, schien der 'Penisring' sich spontan um die volle Länge von Renjis Glied zu winden und begann sich mit jedem von Byakuyas Stößen zu verengen und zu ziehen. Es war, als wären tausend Hände auf ihm – zwickten in beide Brustwarzen, spielten mit seinen Eiern und gaben seinem Schwanz den intensivsten Handjob von Renjis Leben – all das während er beständig und hart in den Arsch gefickt wurde. Byakuyas Körper traf mit einem Klatschen auf seinen. Eine Hand kontrollierte immer noch das Kidō, aber die andere Hand war um Renjis Oberschenkel geschlungen, um sich selbst zu stabilisieren. Byakuyas Fleisch war heiß und fest und kommandierend gegen Renjis schweißgebadeten Körper. Bewusstes Denken verschwand. Renji ritt Welle um Welle von sengender Lust, bis Byakuya an einer Stelle erstickt stöhnte und das Kidō lang genug schwankte, das sich Renji heiß und schnell über die Länge seines Körpers ergoss. Der Rest des Kidō kollabierte mit Byakuya und sie fielen gemeinsam als ein keuchender, klebriger, verschwitzter und zutiefst befriedigter Haufen auf das Bett. Als sich Byakuya von ihm löste und sie in eine kuschelfähigeren Position brachte, gluckste Renji dunkel. „Ich nehme alles zurück. Du kannst jederzeit Kidō an mir verwenden, wenn du es möchtest, Byakuya.“ „Mmmmm, gut“, sagte Byakuya, deutlich erschöpft von der Anstrengung. Tatsächlich schien er nahezu sofort in einen tiefen Schlaf zu fallen. Vorsichtig zog Renji eine Decke vom Fuß des Bettes nach oben und wickelte sie um Byakuya. Dann legte er die Arme um ihn, kuschelte sich an und schlief ein. Kapitel 23: Spitting Mad ------------------------ Renji wachte davon auf, dass Byakuyas Atem ihn an seinem Ohr kitzelte. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, drehte sich Renji um, sodass er ihm ins Gesicht schauen konnte. Die Sonne war schon aufgegangen, wenn auch erst vor Kurzem. Kraftlose, frühe Sonnenstrahlen tauchten das Reispapier in eine matte, cremige Farbe. Da die Tür zum Balkon geschlossen war, fühlte sich der Raum warm und gemütlich an, besonders da sie immer noch ineinander gewunden im zerwühlten Bett lagen. Renji liebte die Weise, wie der Raum nach Sex und Männern roch und den unvergesslichen, würzig-blumigen Duft, den Byakuya immer mitbrachte. Byakuya atmete zufrieden. Für Renji war die tiefe seines Schlafes offensichtlich, denn er hatte den Arm fest um ihn geschlungen und die Hand fest in sein Kreuz gelegt. Seine Beine waren mit Byakuyas verschlungen. Normalerweise würde er selbst im Schlaf Abstand zwischen sie bringen, etwas davon murmeln, dass er zu heiß, verschwitzt und nah wäre. Stattdessen lag er fest schlafend da, wie ein Baby. Genau wie bei einem Jungen, hing Byakuyas Mund ein klein wenig auf, seine Unterlippe ragte ein wenig hervor, als würde er etwas schmollen. Seine Haare waren ihm über die Nase und über sein Auge gefallen. Er sah verführerisch zerzaust aus, total... hinreißend, selbst jetzt, so komplett friedlich. Byakuyas Gesicht war immer eine fest kontrollierte, ausdruckslose Maske. Doch das war es, nicht wahr? Fest kontrolliert. Im Schlaf wurde es weicher, entspannter. Renji war sich nicht sicher, ob er in seinem Ganzen Leben jemals etwas Schöneres gesehen hatte. Ein kleiner, perfekter Moment, so aneinander gekuschelt und schläfrig. Das ließ sich Renji fragen, was kommen und den Moment ruinieren würde. Tante Masama vermutlich... Oder ihre eigenen idiotischen Anwandlungen... Denn ernsthaft, was Tante Masama für sie nicht kaputt machte, das würden sie wahrscheinlich selbst erledigen. Scheinbar wurde Byakuya sich den dunkler werdenden Gedanken von Renji bewusst, denn er ließ ein kleines, glückliches, schnaufendes Seufzen heraus. Renji hatte bemerkt, dass er abwesend Byakuyas seidene Haare gestreichelt hatte. Ein kleines Lächeln kräuselte sich auf Byakuyas Lippen und er seufzte: „Renji.“ Byakuya kuschelte sich tiefer in Renjis Körper und seufzte erneut leise. Er schien wieder in einen tieferen Schlaf zu gleiten, als sei er glücklich zu wissen, dass Renji hier an seiner Seite war. „Und dann läuft es manchmal gut zwischen uns, nicht wahr, Babe?“, fragte Renji leise, lehnte sich vor, um Byakuya einen Kuss auf die Stirn zu drücken. „Mmm, es würde besser laufen, wenn du mich schlafen lässt“, murmelte Byakuya. Er wandte sich aus Renjis Umarmung und rollte sich weg. Renji kuschelte sich an Byakuyas Rücken. „Tut mir leid, Kommandant.“ „Nun bin ich dein Kommandant?“, fragte Byakuya verschlafen. „Vor einem Moment war ich noch dein 'Babe'.“ „Ja... ähm, du solltest das nicht hören.“ Byakuya schnalzte mit der Zunge. „Und warum hast du es dann laut ausgesprochen? Außerdem kann ich nicht sagen, dass ich jemals einen Kosenamen von einem Liebhaber bekommen habe. Ich könnte 'Babe' zustimmen.“ Renji lachte in Byakuyas nackte Schulter hinein. Er hielt inne, um kurz daran zu knabbern und sagte dann: „Ich kann dich schon kaum mit deinem Vornamen ansprechen. Die hälfte der Zeit denke ich, ich müsste ein -sama anhängen.“ „Nein“, Byakuya wurde in Renjis Armen steif. Renji begann, seine Arme sich von seiner Taille wegzuziehen. „Oh, richtig, das war, was Hisana-“ Byakuya überraschte Renji damit, dass er sein Handgelenk griff und die Hand zurück zu seiner Taille dirigierte und sie dann drückte, als wolle er andeuten, dass er ihn noch fester halten sollte. „Das ist es nicht“, sagte Byakuya. „Ich möchte jemandens 'Babe' sein. Es sei denn-“ Byakuya drehte sich schnell um und runzelte sein Gesicht. „Es sei denn, du hast jemanden schon einmal so genannt? Es kam eher leicht heraus. Vielleicht ist ein Name,den du immer verwendest, wenn du mit jemandem zusammen bist?“ „Es ist so etwas wie hinausgeplatzt, richtig?“, gab Renji zu und änderte seine Position so, dass er Byakuya besser ansehen konnte. „Ich denke, das könnte mal passiert sein, aber bei niemandem, der herausstand. Vielleicht Rukia. Aber nicht bei Liebhabern. Du weißt, dass ich nichts Ernstes vor dir hatte. Ich denke nicht, dass ich ein ehrliches, ordentliches Date vor dir hatte. Hauptsächlich war es sowas wie 'hey, wie geht es?' und 'das hat Spaß gemacht, man sieht sich'.“ Byakuyas Augenbrauen zogen sich zusammen. „Das ist der Grund, warum ich darauf beharre, dass du angemessen hofiert wirst.“ „Weil ich eine Schlampe bin?“ „Nein, natürlich nicht.“ Byakuya rieb sich die Augen, klang verärgert. Seine Bewegungen sorgten dafür, dass sein Ellbogen gegen Renjis Brust rieb. Gereitzte Brustwarzen ließen Renji auf die Lippe beißen, damit er nicht merklich zurückzuckte. Als Byakuya den Schlaf aus deinen Augen gerieben hatte, streckte er seine Hand aus, um sich in Renjis Haaren zu verschränken. „Es ist eher, dass-“ „Lass das“, sagte Renji schnell und duckte sich etwas unter Byakuyas Berührung weg. „Meine Haare sind ekelhaft.“ Byakuyas Hand war mitten in der Luft erstarrt und sein Stirnrunzeln wurde tiefer. Sein Mund arbeitete einen Moment, als versuche er, herauszufinden, was er sagen sollte, während sein Blick über Renjis Haare und Gesicht glitten. Schlussendlich sagte er mit einem lustigen kleinen Blinzeln: „Nicht mehr als sonst, Liebling.“ „Heh. Ja, ausgenommen. Nein“, sagte Renji, nicht sicher, wie er das Thema angehen sollte. „Ähm, schau, ich habe da irgendwie Spucke reinbekommen.“ Byakuya blinzelte. Dann rührte sich seine Hand, die in der Luft gehangen hatte und bedeckte unsicher seinen Mund. Gedämpft durch seine Finger sagte er: „Oh, ich verstehe. Ich habe nicht gesabbert, oder?“ Renji lachte. „Du? Nah, Babe. Das ist nicht dein Stil.“ Byakuyas Hand verließ seinen Mund und er sah erleichtert aus. „Ah, gut.“ Er nahm sich einen Moment und arrangierte die Decken zimperlich um sich herum. Ihn zu beobachten ließ Renjis Grinsen breiter werden. Sabbern? Nicht der Typ, der die Bettdecken in dieser Anordnung brauchte. Byakuyas Gesicht durchfuhr ein paar kleine Verzerrungen, als versuche er etwas sehr Wichtiges herauszufinden. Irgendwann gab er auf und sagte: „Ich habe diesen Morgen noch kein Tee gehabt, Renji. Du musst mir weiterhelfen. Wenn ich dich nicht angesabbert habe, wie genau hast du Spucke in dein Haar bekommen?“ „Oh, uh, ja“, Renji verlagerte sein Gewicht auf dem Bett und löste ihre Beine. Er lag nun auf dem Rücken und blickte zur Decke hinauf. Er verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte zu entscheiden, ob es weiter in Tante Masamas Hände spielte, wenn er Byakuya davon erzählte, was passiert war oder ob sie darauf vertraute, dass Renji zu beschämt dafür war... oder es sogar gewöhnt war. Ah, scheiße. Nach letzter Nacht. Es wäre eine süße, sehr süße Rache. Also sagte Renji: „Es war so. Nachdem du und deine Tante gesprochen hattet, kam sie raus auf den Flur und zeigte mir ihre Meinung mit einem sehr undamenhaften Hochgezogenem.“ „Sie hat auf deine Person gespuckt?“ Dann, als wäre der Gedanke noch viel, viel schlimmer, holte Byakuya tief Luft und fügte hinzu: „Sie hat in deine Haare gespuckt?“ „Ich weiß nicht, wohin sie gezielt hat, aber ja, irgendwo in meinen Nacken, aber du weißt ja, mit meinen Haaren offen und so-“ Renji hielt inne, denn da kamen Laute von Byakuya, die er niemals zuvor von ihm gehört hatte. Es klang fast wie eine Totenklage in sehr hoher Stimmlage, auch wenn sehr entfernt. Doch... Vielleicht kam das von Senbonzakura? Achtlos davon, vibrierte das Bett vor Reiatsu. Tatsächlich begann der ganze Raum zu beben. Renji musste feststellen, dass es schwer war, zu atmen. „Ich möchte sie tatsächlich umbringen“, sagte Byakuya einfach. Sein Reiatsu wankte nicht, als er abrupt aufstand. Während Renji weiter darum kämpfte, richtig Luft zu bekommen, fuhr Byakuya fort, seine Stimme vollkommen emotionslos und ruhig. „Ich glaube, es ist unsportlich, Senkai Senbonzakura auf einen untrainierten Zivilisten loszulassen, egal wie befriedigend das wäre.“ Byakuya ging geradewegs zur Kommode und holte einen Yukata heraus. Er war schwarz mit dem Muster von Schneeeulen, die darauf gemalt waren. Renji war zu fokussiert darauf, was Byakuya sagte, um es wirklich zu genießen, ihm beim Anziehen zu beobachten. Jedenfalls schien 'Anziehen' zu beinhalten, dass er die Kleidung sehr ruppig, sehr un-Byakuya-mäßig, an seinen Platz hämmerte. „Ja, sie zu zerfetzen wäre zu schnell, zu nett.“ Zerfetzen? Wie ernst meinte er das? „Uh... du bist aufgebracht, huh?“ „Ziemlich. Ich bin damit fertig, ihre Spielchen zu spielen“, sagte Byakuya. „Du und ich werden jetzt frühstücken und dann werde ich es genießen, sie auf die Straße zu werfen.“ Ok, gut, Byakuya plante, Tee zu trinken, bevor er seine Tante anging – ob wortwörtlich oder im übertragenden Sinne würde von seiner Stimmung abhängen. „Auf die Straße, huh?“, Renji konnte sich nicht helfen und ein Grinsen umspielte seine Mundwinkeln. „Ich würde dafür bezahlen, um das zu sehen.“ „Das wirst du nicht. Ich bestehe darauf, dass du an meiner Seite bist, wenn ich sie konfrontiere.“ Als Eishirō das Tablett mit dem Tee brachte und die Anordnungen für das Frühstück entgegen nahm, bestand Byakuya darauf, dass Renji ein Bad eingelassen wurde. Renji dachte, er hatte eine kleine Regung dabei gesehen, dass Eishirō aus der Routine gerissen wurde. „Wie sie wünschen, mein Herr.“ „Ist es Aufwand?“, fragte sich Renji laut, als Eishirō die Tür zuschob. „Denn es ist früh genug, ich könnte schnell zum Sentō laufen.“ „Ich bin sicher, dass Eishirō nicht glaubt, dass ich grausam bin“, sagte Byakuya so laut, dass er noch auf der anderen Seite der Tür gehört werden konnte, wo noch der Schatten des Hausverwalters kniend zu sehen war. „Während der Festlichkeiten habe ich das Sentō nur für Familienmitglieder öffnen lassen. Mir wäre es keine Schande, dich unter diesen Rängen zu zählen. Allerdings ist es so, dass ich das Gefühl hatte, dass du es bevorzugst, deine Haare schnell auszuwaschen.“ „Uh, ja“, sagte Renji, selbst wenn das Gespräch nicht wirklich ihn betraf, auch wenn es wegen ihm war. Er setzte sich auf die Ecke des Bettes, halb eingehüllt in seinem gemütlichen Kirschblüten-Yukata. Er hatte sich noch nicht darum gekümmert, ihn zu schnüren, daher hing er bis zum Bauchnabel auf. „Schnell Masama-Spucke aus den Haaren zu bekommen, wäre optimal.“ Da war ein kleines Luftholen, als Eishirō davon huschte. Byakuya kniete am niedrigen Frisiertisch. Er zog rabiat einen extravaganten, perlenbesetzten Kamm durch seine Haare, offensichtlich immer noch wütend. Renji konnte schwören, dass er hörte, wie der Kamm durch kleine Knoten riss. Keine Chance, dass er zulassen würde, dass Byakuya seine Haare wegen Renjis Haaren ruinierte. Also stand er vom Bett auf und kniete sich hinter Byakuya. Sanft nahm der den Kamm von ihm und sagte: „Meditiere oder so was, ja? Ich mach das oder du wirst am Ende so kahl wie Ikkaku sein.“ Byakuya übergab den Kamm mit einem kurzen, frustrierten Schnauben. Er nahm die Schale Tee auf, die er vom Tablett mit hinübergebracht hatte und nippte daran, während Renji durch seine Haare kämmte. „Je mehr ich darüber nachdenke, Renji“, begann er. „Desto zorniger werde ich.“ „Du erinnerst dich schon, dass sie auf mich und nicht auf dich gespuckt hat, ja?“ „Das macht sie nur zu einem Feigling. Warum hast du... ihr nicht die Lichter ausgeblasen?“ Renji lachte, während er sich durch einen kleinen Knoten arbeitete. „Ja, das wollte ich, aber Himmel. Was glaubst du, wäre passiert, wenn ich sie vor deiner Familie ins Krankenhaus geschickt hätte. Du hast gesehen, wie sie sich lammfromm und schwach gegeben hat? Es würde nur noch eine bessere Zurschaustellung, wenn sie sich auf eine Krücke stützt. Dann bin ich was? Der tollwütige Köter aus Inuzuri, der adlige alte Damen in Fluren zusammenschlägt.“ „Du hast beachtliche Zurückhaltung gezeigt.“ Byakuya nahm einen weiteren Schluck von seinem Tee. Seine Augen waren nach unten gerichtet. Renji konnte sie jedoch im großen Spiegel vom Frisiertisch sehen. Renji Haare sahen wirklich schlimm aus, doch Byakuya sah wundervoll aus, auch wenn seine Beherrschung von der Zornesröte auf seinen Wangen zerstört wurde. Vielleicht hatte er Renjis Augen auf ihn gespürt, denn Byakuya blickte auf. „Ich kann kaum glauben, dass sie wirklich, leibhaftig auf dich gespuckt hat. Das ist völlig inakzeptabel. Ich sollte keine Illusionen mehr pflegen, dass ihr Herz gewonnen werden kann.“ „Heh, du hast tatsächlich geglaubt, dass sie mich mit der Zeit mögen würde?“ Renji war fast fertig mit Byakuyas Haaren, doch er blieb noch, genoss die Nähe ihrer Körper und das Gefühl von seidenen Strähnen, wie sie durch den Kamm glitten. „Du bist sehr charmant.“ Renji lachte, was Byakuyas die Stirn runzeln ließ. „Das bist du“, beharrte Byakuya, doch er seufzte. „Dennoch glaube ich, es ist für sie nicht möglich, dich in dieser Weise zu schätzen, wie ich es tue. Die Dinge, die ich an dir bewundere – deine Stärke, deine Wildheit, deine animalische Grazie. Das sind genau die Aspekte, die sie furchteinflößend findet.“ Animalische Grazie? Trotzdem spürte Renji, wie er von der Flut an Komplimenten rot wurde. Um es zu überdecken, lehnte er sich nach vorne und küsste das Ohr, das er mit dem Kamm aufgedeckt hatte und murmelte: „Komm schon, hör auf damit. Ich bekomme noch einen großen Kopf.“ Byakuya drehte sich und fing seine Lippen mit seinen eigenen, verwickelte sie in einen kurzen, aber warmen Kuss. Seine Finger fuhren über die kurzen Haare von Renjis Koteletten. Nachdem er sich etwas zurückgezogen hatte, fuhren seine Finger den Rand von Renjis überraschten, offenen Mund nach. „Hmmmm, ja“, schnurrte Byakuya. „Wir wollen ganz sicher nicht, dass irgendein Teil von dir anschwillt. Das wäre eine Tragödie.“ Whoa. Sarkastische Verführung. Unerwartet heiß. Renji lehnte sich gerade vor, in der Hoffnung einen längeren Kuss zu ergattern, als Eishirō verkündete, dass das Bad bereit war. „Ah“, sagte Byakuya, seine Finger verließen niedergeschlagen Renjis Mund. „Vereitelt durch schlechtes Zeitgefühl.“ „Das muss nicht sein“, sagte Renji und tat so, als wolle er an Byakuyas zurückziehenden Fingern knabbern. „Ich könnte einfach... schmutziger ins Bad gehen.“ „Hmph“, machte Byakuya, auch wenn da ein kleines Lächeln auf seinen Lippen war. „Du denkst, dass Bad wäre immer noch heiß, wenn ich mit dir fertig bin?“ Leichte Erregung durchspülte Renjis Körper. Denn freche Verführung? Noch heißer. „Sag nicht solche Dinge, wenn du möchtest, dass ich gehe.“ „Ich bin mir nicht sicher“, Byakuya schien über das Problem einen Moment nachzudenken, während er einen weiteren, sanften Kuss auf Renjis Mund platzierte. Als seine Hand sich hob, um wie von selbst nach einer von Renjis strähnigen Locken griff, runzelte er die Stirn. „Aber deine Haare.“ „Ja“, seufzte Renji, wusste dass die Stimmung zerstört war, wenn er nun ging. Dennoch schien Byakuya nicht genießen zu können, was sie tun könnten, wenn er wusste, was für eine eklige Sache an Renji hing. Renji glitt mit einem Finger unter Byakuyas Kiefer und hob das Kinn leicht an. „Ok, aber ich möchte eine Wiedergutmachung in Form von spontanem herumrollen und küssen.“ Byakuya nickte ernst. Er nahm Renji bei der Hand, beugte seinen Kopf und küsste Renjis Fingerspitzen auf eine Weise, die Schmetterlinge in Renjis Bauch zum Aufsteigen brachten. Dann ließ er Renjis Hand los und blickte mit seinen gewohnt kühlen grauen Augen, die stürmisch funkelten, an. „Gewährt.“ Er stand mit einem Grunzen von tiefer, schmerzvoller und offensichtlicher Reue auf und fügte hinzu: „Hey und vergiss nicht, dass du mir immer noch schuldest, mich besinnungslos zu küssen.“ Byakuyas Gesicht war seine gewohnte Maske der Gleichgültigkeit, doch er schien hinter einem Schluck Tee sein Lächeln zu verstecken, als er bestätigte: „Das habe ich nicht.“ Während er seinen Kopf in den schmalen, tiefen Pool tauchte, grinste Renji zu sich selbst. Byakuya im Beschützermodus war sehr liebevoll und irgendwie auch heiß. Wenn Renji gewusst hätte, dass Byakuya so reagieren würde, hätte er ihm bereits letzte Nacht davon erzählt. Doch dann hätten sie Byakuyas große Kidō-Fantasie verpasst und das wäre echt ein Reinfall. Denn endlich hatte Renji eine Anwendungsweise für Kidō kennengelernt, die ihm gefiel. Tatsächlich fragte er sich, wie es sich anfühlen würde, eines dieser elektrischen Ranken wirklich in sich- Ein höfliches Klopfen und Eishirōs Stimme erklang hinter der geschlossenen Tür. „Ich habe deine gewaschene Uniform gebracht, Vizekommandant.“ Renji stöhnte und zog seine Finger von dort weg, wohin sie gerade gewandert waren. „Ah Mann, Eishirō. Dein Zeitgefühl heute...“ Eishirō schniefte. „Ist so tadellos wie immer, da bin ich mir sicher. Der Herr hat mich mit Shampoo geschickt. Kann ich reinkommen?“ Shampoo? Das Shampoo des Hausherren? „Du meinst, wie Byakuyas Shampoo?“ Renji konnte beinahe das Grinsen hinter der Tür hören. „Genau das Gleiche.“ „Um Gottes Willen, Mann, komm rein!“, rief Renji und zog sich bereits aus der Wanne. „Weißt du eigentlich, wie lange ich darauf warte, meine Hände an das Zeug zu bekommen? Es enttäuschte Renji ein wenig, dass seine Haare sich nicht sofort in seidige, perfekt frisierbare Strähnen verwandelte, doch es roch fantastisch. Tatsächlich war der Geruch so gut, dass er auch irgendwie schon ablenkend war. Alleine den Geruch an sich selbst zu riechen, machte Renji an. Heftig. Renji ging zurück in die Räumlichkeiten des Hausherren, war komplett in Uniform gekleidet. Um seine Finger zwirbelte er ein Haarband. Er hatte die Haare offen, weil er wusste, dass Byakuya sie so bevorzugte. Doch Renji schwörte sich, dass wenn das Shampoo ihm einen Ständer beschehrte, würde er sie zurückbinden müssen. Wer konnte ahnen, dass es ein Nachteil dabei gab, endlich Byakuyas Shampoo zu haben? An der Tür hielt Renji inne. Er konnte Stimmen hören. Byakuya sprach mit jemanden... Renji presste sein Ohr an die Tür, wenn er ein weibliches Lachen hörte. Oh. Er kannte dieses Lachen. Rukia. „Ich komme rein“, kündigte sich Renji an. Wenn sie da war, entschied Renji, dass er besser seine Haare zusammenband. Also öffnete er mit dem Ellbogen die Tür und bündelte seine Haare in den gewohnten, buschigen Pferdeschwanz. Das Haarband hing in seinem Mund. Rukia drehte sich ihm zu. Sie und Byakuya saßen nahe der eingelassenen Feuerstelle um das Tablett mit Tee, welches Eishirō vorher gebracht hatte. Rukia trug immer noch ihren Schlaf-Yukata – er sah gemütlich aus, violett und war mit weißen Cartoon-Hasen übersäht. Byakuya hatte sich zum Teil angezogen. Er trug weder Haori oder Kenseikan und an seinen Füßen trug er noch nicht einmal Tabi. So wie er seine Teeschale hielt und wie steif seine Schultern waren, ließen Renji erkennen, dass es nicht Teil des Plans gewesen war, dass Rukia vorbeigekommen war. Der Kommandant war genauso enttäuscht wie Renji, dass sie nun Rukia zwischen sich hatten. Aber es war genauso offensichtlich für Renji, dass Byakuya das Beste draus machte. Nicht nur wäre es unangenehm und unhöflich, ihr zu sagen, dass sie sich verkrümmeln soll, weil sie rammeln wollten, wie diese Kaninchen, die sie so gerne mochte, es wäre auch... nun ja, es wäre so, als würden sie ihr Ichigo geradewegs ins Gesicht schleudern. Renji hatte seine Haare fertig zusammengebunden und setzte sich neben Rukia. „Heya“, sagte er und stieß ihr Knie mit seinem eigenen an. „Stellst du sicher, dass dein Bruder genug Tee bekommt?“ „An manchen Morgen gibt es niemals genug Tee, Renji“, sagte Byakuya trocken und blickte in die Reste seiner Schale. Renji lächelte, griff nach der Teekanne, um ihm nachzufüllen. „Ja, das wird ganz sicher einer dieser Morgen. Hast du dir bereits an Plan zur Attacke überlegt?“ „Ein Plan zur Attacke für was?“, fragte Rukia. Renji blickte zu Byakuya. Da war ein leichtes Kopfschütteln, das Renji sowohl als 'Nein, habe ich nicht' als auch 'Das geht sie nichts an' lesen konnte. Also überdeckte er es: „Oh, nur Divisions-Zeug. Du weißt schon.“ In der Weise, wie Rukia zwischen den Beiden hin und her blickte, wusste sie, dass da mehr war. Renji versuchte ihr einen Blick zu zuwerfen, dass er es ihr später erzählen würde, doch sie schien weitaus mehr von dem distanzierten Gesichtsausdruck von Byakuya verletzt zu sein. Das war ein Teil von ihrer Beziehung, die Renji nicht verstand. Zum Beispiel, wie Byakuya jemals erwartete, dass er Rukia Nahestehen konnte, wenn sie beide nur harmlose Höflichkeiten austauschten? Vielleicht erwartete er das auch nicht. Vielleicht war das nicht die Weise, wie die Adligen ihre Geschwister-Sache angingen. „Wie auch immer“, sage Renji und versuchte seine Laune abzuschütteln und gleichzeitig das angespannte Schweigen zu verscheuchen. „Ich sollte mich vermutlich dafür entschuldigen, dass ich mich wie ein Idiot letzte Nacht benommen habe. Ich kann nicht glauben, dass ich eurer Tante so in die Karten gespielt habe. Ich hätte schlauer sein müssen.“ Auf Rukias geweitete Augen hin, fügte er mit einem kleinen Lachen hinzu: „Ich schwöre, normalerweise bin ich viel besser sozialisiert. Ich hoffe, ich habe dich nicht vor deiner gesamten Familie blamiert.“ „Oh Renji. Da gibt es nichts, was dir peinlich sein sollte“, sagte Rukia schnell, ihre Hände griffen in den Stoff seines Hakama. Dann verzog sich ihr Gesicht zu seinem finsteren Blick. „Tante Masama ist solch ein... Ekel.“ Renji wusste, dass wenn Byakuya nicht da gewesen wäre, hätte Rukia etwas weitaus Unhöflicheres gesagt. „Glaubte sie wirklich, sie hätte jemand in diesem Haushalt gefunden, der ihrem Befehl dich auszuziehen befolgt hätte? Glaubst du, Eishirō hätte zugelassen, dass irgendjemand von einem anderen Haushalt die Hand dafür erhoben hätte? Nicht, ohne das Nii-sama das bestätigt hätte und das wäre in einer Millionen Jahre nicht passiert.“ Renji hatte darüber nicht nachgedacht. Jetzt wünschte er irgendwie, dass sie es versucht hätte. „Genau so“, stimmte Byakuya um einen weiteren Schluck Tee herum zu. „Masamas Macht vermischt sich an vielen Fronten. Doch je länger sie im Anwesen bleibt, desto mehr Kontrolle über ihr eigenes Personal verliert sie, während diese in meinen eigenen Haushalt aufgenommen werden. Sie hätte niemanden gehabt, den sie für ihren Befehl hätte rufen können. Nicht eine Seele.“ Byakuya nahm einen weiteren, nachdenklichen Schluck und fügte dann hinzu: „Es sei denn, natürlich, sie hätte gewollt, dass ihre Kammerfrauen dich deiner Kleidung entledigen.“ Rukia kicherte ein wenig bei dem Bild, das sie im Kopf hatte. „Nun, das wäre vielleicht etwas einfacher geworden, je nachdem wie hübsch sie sind.“ „Hey“, sagte Renji. Doch dann zuckte er mit den Achseln. „Ok, stimmt.“ „Oh? Du würdest deine Kleidung für eine Schar hübscher Frauen abwerfen?“, fragte Byakuya, seine Augenbrauen scharf nach oben gebogen. „Oh-oh, Renji. Du bekommst Ärger“, neckte Rukia. „Ja, aber sie müssen besser aussehen als du“, sagte Renji mit einer Geste zu Byakuya, bevor er hinzufügte: „Und das ist menschlich unmöglich.“ „Oooooh, gut gerettet“, Rukia klatschte. „Durchaus“, stimmte Byakuya zu und behielt seine perfekte Maske aus Emotionslosigkeit bei. „Aber ich muss dich vielleicht nah an der Hand behalten, wenn ich mich plötzlich von gut aussehenden Menschen umgeben sehe.“ Renji wollte wirklich gerne etwas über das Nieten besetzte Halsband sagen, aber Rukia sagte: Oh, Nii-sama ist dir auf die Schliche gekommen, Renji. Er hat es in Menschen geändert, denn er weiß, dass du genauso hilflos gegenüber Kammerherren wärst.“ „Kammerherren?“, fragte Renji. „So etwas gibt es? Das ist eine Sache?“ „Im Grunde genommen habe ich so etwas“, sagte Byakuya. „Doch ich rufe sie kaum. Ich vermute, sie sind mir eher böse deswegen.“ „Ja, ich bin mir sicher, dass sie sich eher bei langweiligen, adligen Angelegenheiten an deinen Arm hängen, als Arbeiten im Anwesen zu erledigen“, scherzte Rukia. „Auch wahr“, nickte Byakuya. „Es ist mit den Männern nicht das Gleiche, oder?“ Renji dachte, dass das wirklich seltsam klang, doch er schüttete sich einfach einen Tee ein, während Rukia und Byakuya weiter über die Vorzüge von jeden feierlichen Anhänger von Byakuya besprachen. Rukia schien einige davon getroffen zu haben und erinnerte sich an einen von ihnen sogar ziemlich liebevoll. Eishirō traf mit dem Frühstück ein, gerade als Byakuya sagte: „Lord Imamura ist noch unverheiratet, glaube ich. Vielleicht sollte ich ihn vom Lande hierher rufen, damit er dir Gesellschaft leisten kann.“ Oh. Nein, Byakuya. Einfach nein. Zu früh! Selbst Eishirō schreckte ein klein wenig zurück. Rukia verkraftete es gut. „Das ist nett von dir, Nii-sama. Aber ich bevorzuge es, so schnell wie möglich zu meiner Arbeit zurückzukehren. Ich bin schon viel zu lange weg.“ „Ja, natürlich“, sagte Byakuya. Dann, nach einem Moment schnalzte er über sich selber die Zunge und sagte: „Bitte entschuldige. Irgendwie habe ich für einen Moment die fürchterliche Tante Masama herausgelassen. Offensichtlich brauche ich mehr Tee.“ Sie alle lachten darüber. Renji wollte ihn küssen, aber stattdessen lehnte er sich nahe zu Byakuya und flüsterte: „Gut gerettet, Babe. Gut gerettet.“ Kapitel 24: Demons Resurfacing ------------------------------ Renji blickte rüber, als Rukia ein Stück von dem gegrillten Lachs auf seinen Teller legte. "Du solltest mich das machen lassen, weißt du. Du bist immer noch eine Kuchiki, selbst im Privaten." Rukia öffnete den Mund, doch es war Byakuya, der antwortete. "Und bei der Logik bist du immer noch ein Vizekommandant und ich dein Kommandant. Wo passt da Rukia als Ranglose hinein?“ Um seinen Standpunkt zu untermauern, schenkte Byakuya Renji Tee ein, so wie er es auch immer tat, wenn sie alleine waren. „Da ist eine Zeit und einen Ort für Rang und sozialen Stand. Jedoch sind meine privaten Gemächer keines der beiden.“ „Huh. Wirklich? Denn das ist nicht wirklich das, was ich im Schlafzimmer erlebt habe“, kam aus Renjis Mund, bevor er sich stoppen konnte. Es schien, als wäre das Bett einer der Orte, in dem sie den meisten Mist bekämpft hatten. Wenn Rukia nicht da gewesen wäre, hätte Renji vielleicht noch mehr gesagt, doch stattdessen nahm er einen Schluck und nickte. „Aber hey, gut zu wissen.“ Byakuya, der wie immer nachdenklich die Essensauswahl auf dem Tablett begutachtet hatte, blickte scharf auf. Rukia schaute zwischen ihnen hin und her, ihr Gesichtsausdruck argwöhnisch. Renji konnte es fast schon in ihren Augen lesen: 'Streitet ihr beide euch oder so etwas?' Renji schüttelte den Kopf zu ihrer unausgesprochene Frage. Er hätte das nicht sagen sollen. Das wusste er. Also versuchte er es abzuschütteln, indem er nach dem eingelegten Gemüse griff. „Ja, das war unangebracht. Vergesst, dass ich irgendetwas gesagt habe.“ Er überlegte ein anderes Thema, etwas was sicherer war. „Uh, also wie geht es deinem Kommandant, Rukia? Er erholt sich, oder? Wie schaut es mit seinem Partner aus? Ist Kommandant Kyōraku von diesem üblen Besäufnis zurückgekehrt, zu dem er gegangen ist?" Rukia blickte zu Byakuya, als bräuchte sie eine Übersetzung. Als sie aber ein ähnlich überrascht erhobene Augenbraue von Byakuya sah, wandte sie sich an Renji und fragte: "Was? Ich habe nichts davon gehört?" "Oh." Renji zog an seinem Ohr. War das etwas gewesen, was er für sich selbst hätte behalten sollen? Ah, jetzt war es zu spät. "Ähm, Kommandant Ukitake hat etwas dazu gesagt, als ich gestern die Dreizehnte verlassen habe, dass mich denken ließ, dass Kommandant Kyōraku irgendwohin gegangen ist, um sich ordentlich volllaufen zu lassen.“ Rukia lachte daraufhin. „Wann macht er das nicht?“ „Ja, ha-“ Renji antwortete mit einem zustimmenden Lachen, doch er fühlte es nicht. Renji glaubte fest daran, dass Kyōraku weitaus öfters den Betrunkenen spielte, als er es wirklich war. Doch es machte Sinn, dass Rukia das nicht wusste. Renji hatte das Gefühl, dass es die meisten Leute nicht wussten. Byakuya schien ebenso wenig überzeugt zu sein. Er fragte Renji: „Was genau hat Ukitake gesagt? Erinnerst du dich?“ „Er sagte, dass er erwartet, dass Kommandant Kyōraku eine Woche betrunken ist, nachdem er mit den Schatten gespielt hat. Was auch immer das bedeutet.“ „Ah“, sagte Byakuya, als würde er es sofort verstehen. „Ich hatte nicht davon gehört, dass Kyōraku seine Trickkiste im Kampf geöffnet hatte. Er braucht sie fast nie. Doch wenn der Sieg teuer erworben wurde, würde es mich nicht überraschen zu hören, dass er mit seiner eigenen Dunkelheit kämpft.“ Byakuyas Lippen wurden dünn, als er hinzufügte: „Dämonen verlangen oftmals einen hohen Preis, nicht wahr, Renji?“ Renji war gerade dabei gewesen, ein Stück von dem Fisch zu seinem Mund zu führen, doch bei Byakuyas Worten hielte er inne. Ihre Blicke trafen sich. Renji hob seine freie Hand, öffnete seine Handfläche und machte eine Geste, um Byakuya still zu ermahnen: 'Ernsthaft? Du bringst das auf's Tapet?' Als ein herausforderndes Grollen durch Renjis Innenohr ging, weiteten sich Byakuyas Augen, als hätte er es auch gehört. Renjis Blick glitt zur Seite und er stopfte sich den Fisch in den Mund. Sobald er ihn gekaut und runtergeschluckt hatte, fügte er unverbindlich hinzu: „Jep. Stimmt.“ Rukia vollführte ein 'Ja, ok, ihr beide streitet euch offensichtlich' Nicken und stand auf. „Wenn wir von der Dreizehnten sprechen, sollte ich gehen, solange ich kann, besonders wenn ich heute Abend wegen den Geburtstagsfestlichkeiten zurück sein muss.“ Renji kam auf die Füße. Byakuya folgte in einem ruhigeren Tempo und falls er versuchen wollte, sich zu entschuldigen oder Rukia zu fragen, ob sie nicht doch bleiben wollte, fiel das so flach wie sein Ton aus: „Wenn du meinst, dass du gehen musst.“ Rukia schaute zu Renji. Er zuckte mit den Achseln. Irgendwie hatten sie plötzlich angefangen zu streiten, also könnte sie auch gehen und das Unangenehme vermeiden. „Bis demnächst, Rukia.“ Ihre Augen gingen wieder zwischen den beiden hin und her, dann seufzte sie leise, als wäre sie enttäuscht. „Vielleicht sehe ich euch beide heute Abend.“ „Vielleicht“, sagte Byakuya. Er sagte das so ominös, dass Rukias Augen groß wurden. Sie sah so aus, als würde sie fragen, ob sie Schluss machen wollten oder so, also schritt Renji mit so etwas wie einer Halbwahrheit ein: „Ich könnte heute Abend Dienst haben. Das ist alles.“ „Oh, richtig“, sagte Rukia und klang erleichtert. „Auf Wiedersehen, Nii-sama.“ Byakuya neigte den Kopf. Daraufhin ging sie. Renji verlor keine Zeit. Er wandte sich zu Byakuya und schnaubte ihm ins Gesicht: „Ich kann nicht glauben, dass du die Dämonen-Sache angesprochen hast. Zum Teufel?“, seine Hände und sein Körper betonten jedes Wort, dass er ausspie. „Ich dachte, wir wären da drüber hinweg?“ „Ich glaube nicht, dass wir das sind“, sagte Byakuya kühl. Er stand über dem Frühstückstablett, sein ganzes Auftreten hatte die leere, leblose Haltung angenommen, die er oft bei offiziellen Sitzungen trug. „Offensichtlich haben wir gar nichts geklärt, in Anbetracht deines Bedürfnisses, mir ebenfalls einen Stich zu versetzen.“ Byakuya war eine Wand der Stille, was Renji nur dazu trieb, noch weiter ausholen zu wollen. „Ja, aber komm schon, du sagst, dass das Schlafzimmer plötzlich eine klassenfreie Zone ist? Ist das nicht die Hälfte unseres Problems?“ „Das ist es vielleicht“, sagte Byakuya angespannt. „Dennoch hättest du es dieses eine Mal unkommentiert lassen können.“ Ja, ok. Das hätte er tun können. Renji war sich nicht wirklich sicher, warum das so plötzlich aus ihm rausgekommen war. Vielleicht kam das von dem ganzen Scheiß mit dem Tantchen und die Tatsache, dass es Renji auch irgendwie leid war. „Tatsächlich habe ich mir sogar Mühe gegeben, es so zu sagen“, fuhr Byakuya fort. „Du hättest es auch stattdessen einfach anerkennen können.“ „Ich habe meinen Fehler bemerkt, ok? Daher der Versuch, das Thema zu wechseln“, sagte Renji, versuchte dabei, dass er nicht meckernd klang, was ihm nur halb gelang. „Doch du warst derjenige, der losgehen und das Dämonen-Ding ansprechen musste, als ich versucht hatte, ein einfaches, verdammtes Gespräch zu führen.“ „Ja“, gab Byakuya zu. Renji wartete, erwartete mehr. Das war es? 'Ja.' Er vermutete, so gab Byakuya zu, dass er einen Fehler gemacht hatte. Aber, Scheiße, kein Wunder, dass sie niemals über den Mist redeten. Byakuya diskutierte noch nicht einmal wie eine normale Person. Doch Renji konnte spüren, wie ihm der Wind aus den Segeln geholt wurde, also war es vielleicht nicht viel von dieser mistigen Taktik, wie es erst schien. Renjis Schultern hingen, als er einen Schritt zurück machte. „Also sind wir nicht über die Dämonen-Sache hinweg? Ist es das, was du sagst?“ Es verdutzte Renji ein wenig, denn nichts dergleichen war in den letzten Monaten zwischen ihnen aufgekommen. In seiner Erfahrung war das so gut wie geheilt. Sicher, er wurde immer noch festgebunden, aber war das nicht jetzt einfach ihr Ding? Byakuya seufzte sein Blick glitt kurz höher, bevor er wieder teilnahmslos den Boden studierte. „Ich würde gerne sagen, dass wir es sind, doch wir haben gerade erst angefangen, uns zu bessern, als du weg musstest.“ „Bessern. Was zu verbessern? Ich habe zugestimmt, dass du uns mit Uraharas arschkrankem 'Quincy-Kondom' neutralisieren kannst. Ich habe keinen Kampf seitdem gewonnen, muss ich dich wissen lassen.“ Renji war von dem Schmerz und der Vehemenz in seiner eigenen Stimme überrascht. „Rukia kann offensichtlich einen Arrancar selbst platt machen, kein Bankai erforderlich. Aber ich habe Dreck gefressen und musste warten, dass mich dieser Ekel Kurotsuchi rettet. Du kannst doch nicht immer noch Sorgen haben, dass du Zabimarus Läuse bekommst, oder? Ich meine, Scheiße. Ich hatte von Anfang an niemals eine Chance gegen dich. Wie tiefer soll ich deiner Meinung nach noch sinken?“ „Ja“, sagte Byakuya wieder, mit der gleichen Art von Endgültigkeit. Und gerade als Renji dachte, dass wäre es, fügte er hinzu: „Ja, siehst du. Wir haben eine Menge Dinge, die wir klären müssen.“ Renji ließ seine Frustration mit einem Schnauben durch die Nase hinaus. „Ich denke. Also, was möchtest du deswegen tun?“ „Zuerst“, sagte Byakuya, „Möchte ich meinen Haushalt von einer störenden Verwandten befreien, die nur dazu dient, einen Keil zwischen uns zu treiben und das, was bereits schwierig ist, unmöglich erscheinen lässt. Dann möchte ich ein langes, heißes Bad im Sentō mit meinem Liebhaber. Danach, denke ich, liegt es an uns.“ Das war schockierend vernünftig. Was sonst konnte Renji sagen? „Klingt gut. Lass es uns erledigen.“ Tantchen zu konfrontieren begann offensichtlich damit, Eishirō zu rufen. Renji setzte sich hin und beendete das Frühstück und hörte Byakuyas Befehlen zu. „Versammle ihre Dienerschaft und lass sie alles für eine sofortige Abreise vorbereiten“, sagte Byakuya. „Sie wird keine andere Wahl haben als zu gehen, wenn ihre Sachen ohne sie abreisen.“ Eishirō blickte von seinen Platz an der Tür auf, wo er kniete. „Mein Herr?“ „Meine Tante hat eine Grenze überschritten, Eishirō, wie du vielleicht weißt“, erklärte Byakuya, da er irgendwie verstand, was er gefragt wurde. „Sie hat Renji bespuckt.“ „Mein Herr“, dieses Mal waren die einfachen Worte gefüllt mit etwas, was Renji nicht verstehen konnte. Vielleicht Reue? Byakuya hob eine Hand, schien wieder eine Art telepathische Verbindung mit seinem Diener zu haben. „Du hättest nicht eingreifen können, selbst wenn du da gewesen wärst. Ich bin sicher, du wirst es für dich behalten, aber...“, Byakuya zögerte. Renji hatte seinen Kopf gebeugte, kratzte das letzte eingelegte Gemüse vom Boden des Gefäßes. Er spürte die bedeutungsschwangere Pause und blickte auf und sah, dass Byakuya ihn vielsagend anschaute, als er fortfuhr: „... wenn es nach mir ginge, würde ich das ganzen Personal wissen lassen, warum genau sie verbannt wurde.“ Es dauerte eine Sekunde, um das zu verarbeiten, was Byakuya da sagte. Byakuya wartete tatsächlich auf Erlaubnis. Renji blinzelte. Langsam setzte er die Schale ab und räusperte sich. „Uh, ja, mach nur. Feuer die Gerüchteküche an. Macht euch nicht keine Gedanken um mich.“ Byakuyas Lippen wurden dünn. „Und nun bin ich verwirrt. Du tendierst zu doppelten Verneinungen, wenn du verärgert bist. Ist es wirklich in Ordnung, wenn das Personal weiß, dass Tante Masama dich in dieser Weise gedemütigt hat?“ „Mich gedemütigt?“, schnaubte Renji mit dem Mund voller Fisch. „Ich habe mich viel schlimmer gefühlt, als sie mich vor deiner Familie wie einen Schläger hat aussehen lassen. Sie hat nur ihr wahres Ich gezeigt, als sie mich angespuckt hat.“ „Genau so sehe ich das auch“, nickte Byakuya. Zu Eishirō gewandt fügte er hinzu: „Wenn der Grund für die plötzliche Abreise sich unter dem Personal herumspricht, wird es keine Konsequenzen geben.“ „Verstanden, mein Herr“, nickte Eishirō mit einem kleinen Grinsen. „Es wird so sein, wie sie es sagen.“ Nachdem Eishirō das Teetablett abgeräumt hatte und gegangen war, ließ Renji Zabimaru an seinen Platz, an seiner Hüfte, gleiten. „Richtig“, grinste er und rieb seine Hände zusammen. „Was jetzt?“ „Nun warten wir“, sagte Byakuya. Renji versuchte, nicht so enttäuscht auszusehen, wie er sich fühlte. Byakuya lächelte ihn sanft und verstehend an. Er drückte kurz Renjis Arm, als er an ihm vorbei ging, und erklärte: „Es wird eine Sache von Minuten sein, du wirst sehen. Doch zu ihr zu gehen, bedeutet, ihr Territorium zu betreten, ihr einen Vorteil zu geben. Sie muss zu mir kommen.“ Renji lehnte seine Schulter gegen die Wand, nahe an der Balkontür, und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Er beobachtete, wie Byakuya ein Buch von seinem Nachtisch hervorholte und es zurück ins Wohnzimmer brachte. Renji sagte kopfschüttelnd: „Ich kann nicht behaupten, dass ich all dieses politische Zeug verstehe. Ich wäre viel mehr dafür, ihren Arsch aus der Tür zu treten. Wortwörtlich.“ „Ja“, stimmte Byakuya zu und ließ sich würdevoll vor dem Feuer nieder. Er nahm das Buch aus dem Schlafzimmer und öffnete es in seinem Schoß. Doch es war eine geübte Pose der Entspannung. Renji konnte das kribbelnde Trommeln von Byakuyas Reiatsu gegen sein eigenes spüren, welches in Erwartung der Konfrontation aufflackerte. „Doch, du verstehst natürlich, dass das in ihre Hände spielen würde. Ich bin sicher, sie hat darüber nachgedacht, dass du oder ich uns wünschen, in einer Art zu rächen, daher ihre Mühe, letzte Nacht beim Essen wie das Opfer auszusehen.“ „Du glaubst wirklich, dass sie so weit im Voraus gedacht hat? Sich so ihr gesamtes Handeln erdacht hat?“ „Natürlich“, sagte Byakuya und blätterte durch das Buch, suchte nach der Seite, die er vorgab, zu lesen. „Das ist das erste Mal, dass viele meiner Familie sich gesehen haben. Ich bin sicher, sie hat bereits Gerüchte über dich gestreut. Sie wusste von dem Effekt, den deine körperliche Präsenz auf sie haben würde und sie hat damit gespielt.“ „Himmel, ich fühle mich wie ein Idiot“, seufzte Renji. „Tu das nicht“, sagte Byakuya. Er hob eine Hand und prüfte, ob der Kenseikan richtig lag. „Es ist keine Schande, von einem Meister geschlagen zu werden. Und Tante Masama ist durchaus ein Meister solcher Spiele. Sie hat uns auch gegeneinander ausgespielt.“ Renji nickte. Eishirō hatte die Balkontür ein klein wenig geöffnet und der Wind, der vom Garten kam, hatte die beißende Kälte des Winters inne. Die blattlosen Kirschbäume waren ein krasser, knorriger Kontrast zum schneebefleckten Hügel. „Ich hätte niemals auf sie hören sollen“, sagte Byakuya leise. „Ich wusste, dass das Reinigungsritual dich verletzen würde.“ Renjis Blick ging schlagartig zurück. Byakuya behielt sein Gesicht abgewandt, seine Augen studierten das Buch. „Ich habe ebenfalls mich von Mayuri verängstigen lassen.“ Er atmete steif ein, als wolle er sich selbst stärken, dann drehte Byakuya den Kopf leicht. Renji konnte nur nach unten gerichtete Augen und ein leeres Gesicht, eingerahmt von tintenschwarzen Strähnen, die von dem Kenseikan herausragten, sehen. „Es ist, weil ich den Dämon gesehen habe, Renji – seinen heißen Atem im Nacken gespürt habe. Und dennoch hätte ich nicht zulassen dürfen, dass du für meine eigene Feigheit verletzt wirst.“ „Verdammt richtig“, schnaubte Renji. „Doch du hattest nichts, was du jemals befürchten musstest, Kommandant. Du kannst mich wortwörtlich mit einem Gedanken zerquetschen, mit deinem Reiatsu. Meine Fangzähne können dich kaum erreichen.“ Byakuya wandte sein Gesicht ab und sagte: „Die Wahrheit ist, dass deine Zähne bereits in meinem Nacken waren, bevor ich überhaupt gemerkt habe, dass du deine Fangzähne entblößt hattest.“ „In deinem Nacken? Eher habe ich an deinen Fersen genagt. Ich habe keine Macht in dieser Beziehung, hatte ich nie.“ Byakuyas Stimme war wie ein Stein, der in einen Brunnen fiel. „Du und ich wissen beide, dass das eine Lüge ist.“ Renji öffnete den Mund, doch bevor er reagieren konnte, fuhr Byakuya fort: „Hast du vergessen, wie all das begonnen hat? Ich habe mir nur das im Privaten gewünscht, was Tante Masama öffentlich getan hätte – dich auszuziehen, dich zu zwingen, dich meinem Willen, Laune und Begehren zu beugen. Vom ersten Moment, als ich dich erblickt habe, bin ein Sklave meines Verlangens geworden, dich zu haben und zu besitzen.“ War es falsch, dass ihn das gerade ziemlich anmachte? Renji verlagerte das Gewicht auf seinen Füßen und versuchte zu entscheiden, ob er zugeben sollte, wie heiß ihn das gerade machte oder auf mehr warten sollte. Doch was war das? War das eine Art verschrobene Rationale – unterm Motto: Du hast dafür gesorgt, dass ich dich bedrohe, weil du so sexy bist?“ Byakuya seufzte, neigte wieder seinen Kopf in Renjis Richtung. „Aber das sind meine Dämonen, mit denen ich ringen muss und ich kann nur dankbar sein für deinen Starrsinn, sture Widerstandsfähigkeit und deine Unfähigkeit, liegen zu bleiben, wenn du niedergeschlagen wirst. Du sagtest mir ganz am Anfang, dass du dich nicht zurück oder unten halten lassen würdest. Es hat so lange gebraucht, bis ich es gehört habe. Und ich weiß immer noch nicht stets, wie ich…“, Byakuya schien einen Moment zu kämpfen. Dann schaute er weg und fügte hinzu: „… es angemessen respektiere.“ Renji kratzte sich hinterm Ohr. „Das ist die größte, allumfassende Entschuldigung, die ich bisher in meinem Leben gehört habe… zumindest denke ich, dass es eine Entschuldigung war. Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht einmal mehr, wofür du dich entschuldigst – dem Reinigungsritual oder die ganzen Beziehung.“ Byakuya lachte schnaubend. „Was auch immer du akzeptierst.“ Renji verschränkte wieder die Arme vor der Brust. „Nun ja, ich akzeptiere keine Entschuldigung für die ganze, verdammte Sache, denn ich mag einige Teile davon, liebe den Sex und, weißt du, wir reden gerade schon über den Dämon. Ich habe auch Zeug, auf das ich antworten muss.“ „Durchaus“, sagte Byakuya und selbst wenn sein Gesicht abgewandt war, konnte Renji das sanfte Lächeln in seiner Stimme hören. „Erinnerst du dich, als ich-?“ Bevor Byakuya den Satz beenden konnte, sagte Eishirō: „Mein Herr, ihre Tante, die Dame-“ Doch Masama hatte bereits die Tür zur Seite geschoben. „Meinen Leuten wurde befohlen zu packen! Was soll das bedeuten, Byakuya?“ „Ich habe mir selbst ein Geburtstagsgeschenk gemacht. Deine Abwesenheit.“ Byakuya sagte das so ruhig, dass selbst Renji eine Sekunde brauchte, um das zu verarbeiten. Als er das getan hatte, musste er ein Lachen mit einem vorgetäuschten Husten überdecken. Masamas Augen verengten sich bei dem kleinen Geräusch, der von Renji kam. „Du! Ohne Zweifel bist du für diese Farce verantwortlich.“ Renji warf ihr ein breites Grinsen zu. „Ich glaube, dass es an ihnen liegt, meine Dame.“ „Einverstanden“, sagte Byakuya und blätterte bedächtig in seinem Buch, als wäre er bereits von der ganzen Diskussion gelangweilt. Sie ereiferte sich. „Du vergisst. Ich habe Beweise, dass das, das-“, sie deutete mit einem zitternden Finger auf Renji, „das Monster mehr als unrein ist. Er ist beschmutzt. Und er reißt die ganze Familie in den Abgrund, jedes Mal wenn er-“ „Es bist du, die vergisst“, sagte Byakuya. Seine ruhige Stimme schnitt so tief, wie die filigranen, scheinbar harmlosen Klingen von Senbonzakura. Es ist meine Familie, die ich nach meinem Vergnügen aufbauen oder zerstören kann.“ Das ließ sie innehalten, doch sie erholte sich schnell. „Du denkst, ich würde keine Vorwürfe der Beleidigung gegen dich erheben, aber das werde ich.“ „Tue das, wonach dir ist“, sagte Byakuya desinterssiert. Sie begann schnell zu atmen. Renji sah, wie ihre Augen von ihm glitten und im Raum nach einem Anker in der stürmischen See suchten. „Ich werde den Erben mitnehmen.“ „Du kannst das gerne versuchen“, bot Byakuya an. „Doch erneut: Du bist es, die vergisst. Ich bin es, der eine Armee im Rücken hat.“ Renji drückte sich von der Wand ab und stellte sich aufrechter hin. Eine Hand ließ er einfach so auf Zabimaru ruhen. Sie erblasste sichtlich. Dann wurden ihre Augen eng. „Ich werde mich nicht rauswerfen lassen.“ „Du kannst so lange bleiben, wie du wünschst“, sagte Byakuya und sie sah schon fast erleichtert aus. Bis er hinzufügte: „Doch deine Damen, deine Diener und seine Sachen reisen heute ab, mit oder ohne dich.“ Byakuya fing wieder zu lesen an oder zumindest blätterte er die Seiten in unterschiedlichen Intervallen um. Tante Masama stand noch einige, lange Momente wütend da. Ihre Fäuste ballten und entspannten sich. „Du führst uns in den Ruin, das weißt du. Du tust so, als sei es unwichtig, doch alles, was du seit dem Moment getan hast, seit du diese Inuzuri-Schlampe hierher gebracht hast, war unsere Linie zu beschmutzen, uns zu blamieren. Du warst noch nicht einmal Manns genug, ein Kind hervorzubringen, doch ich schätze, dass ich dankbar für dieses kleine Wunder sein sollte.“ „Ich könnte Hisana verloren haben, weil ich eingeknickt bin und zur Reinigung zugestimmt habe“, sagte Byakuya leise und Renji wusste, von der Neigung von Byakuyas Kopf, dass die Information mehr für ihn als für Tante Masama gedacht war. Tante Masama stürzte sich darauf und versuchte Byakuya weiter zu provozieren, in dem sie noch mehr Müll über Hisana erzählte. „Dann bin ich froh, dass du das getan hast. Besser, diese Schlampe ist gestorben, als weiter unsere Familie zu beschmutzen.“ Und das war nur der Anfang. Sie grub weiter und weiter, warf ein verbales Messer nach dem anderen. Renji begann, sie auszublenden. Byakuya sah aus, als hätte er mehr Erfolg, wenn man nur nach dem oberflächlichen Ausdruck urteilte. Doch Renji spürte ein nachhallendes Trommeln im Reiatsu, jedes Mal wenn Spott traf. Es war schmerzvoll, es anzusehen, doch die Botschaft war klar: ‚Unterbrich sie nicht, lass sie ihren Dampf abladen, ignoriere sie.‘ Renji musste die Augen schließen, griff fest um Zabimaru. Byakuyas Reiatsu bebte, als würde sie ihn tatsächlich mit ihren fürchterlichen Worten besiegen. Ich wünschte, es gäbe etwas, was ich für ihn tun könnte, dachte Renji. Es gibt etwas, du Idiot, schnaubte der Paviankönig. Wir wickeln uns um ihn herum, wie Hihio, zischte die Schlange. Du meinst, es sich vorstellen?, fragte Renji. Funktioniert das? Garantiert nicht, wenn du es nicht versuchst. Da war was dran. Renji nahm einen tiefen Atemzug und versuchte die Erinnerung seines Bankais heraufzubeschwören, ohne es wirklich auszulösen. Tatsächlich war es irgendwie mies, nur so zu tun, doch er versuchte es. In seinem Kopf stellte er sich vor, wie er Byakuya in einen beschützenden Kreis von Zabimarus knöchernen Wirbelsäule wickelt, als würde er eine Wand aus Knochen aufbauen, Stück für Stück, alles eingepackt in einer Decke aus Kidō. Leise wisperte er: „Ich hab dich, Babe.“ Auch wenn es nicht komplett funktionierte, musste Byakuya Renjis Mühe gespürt haben, denn sein Rücken streckte sich leicht. Dann schnitt er Masamas Giftigkeit mittem im Satz, in dem er ein extrem unhöfliches, langes Gähnen herausließ. Dann tat er so, als wäre er tief in sein Buch vertieft und hätte plötzlich bemerkt, dass sie immer noch redete. „Sicherlich sind deine Habseligkeiten bereits auf dem halben Weg zu dir nach Hause. Du solltest dich beeilen, wenn du noch aufholen möchtest.“ „Aber, i-ich…“ Byakuya machte eine entlassende Geste mit der Hand. „Wenn du eine Eskorte benötigst, kann dir Renji die Tür zeigen.“ Renji verbeugte sich respektvoll, warf so viel Sarkasmus in eine Körpersprache, wie möglich. Dann grinste er breit und fügte hinzu: „Es wäre mir eine Ehre, Lady Kuchiki.“ „Ich finde selbst den Weg hinaus“, schnüffelte sie. „Wenn du bestehst“, sagte Byakuya desinteressiert. „Oh, das tue ich“, keifte sie und stampfte schnell weg. Sobald die Tür zugeglitten war, ließ Byakuya die Schulter hängen. Als es so aussah, als würde er im wahrsten Sinne der Wortes mit dem Gesicht zu erst auf den Tatami fallen, machte Renji einen Satz nach vorne, um die Distanz zu überbrücken und fing Byakuya mit seinen Armen auf. Mach das noch einmal, Zabimaru, bat Renji. Idiot, du machst das bereits, spie der Schlangenschwanz. Es schien, als tat es Renji. Unbewusst und instinktiv reichte er hinaus, um Byakuya wieder zu stützen. Nur dieses Mal konnte Renji spüren, wie Byakuya reagierte. Gerade als Byakuyas Finger hinaufglitten und sich an Renjis Kosode festhielten und er seinen Kopf auf Renjis Schulter legte, schraubte sich Byakuyas spiritueller Druck hinauf und schien Renjis Reiatsu zu umgreifen und zu umarmen. „Du wirst besser darin“, murmelte Byakuya in den Stoff an Renjis Schlüsselbein. „Ich habe deine Unterstützung gespürt.“ „Heh, nun ja, es war Zabimarus Idee.“ „Ich verstehe“, da war ein kleines, anerkennendes Nicken, vielleicht als wäre der Dämon nicht ganz so schlimm. „Wie die Posie?“ „Ja, genau so“, grinste Renji. Er ließ seine Hand auf Byakuyas Rücken langsam, sanft und tröstend auf Byakuyas Schulterblatt kreisen. „Bist du ok?“ Byakuya nahm einen beruhigenden Atemzug. „Vielleicht habe ich Angst vor dir, weil du weißt, wie schwach ich in Wirklichkeit bin.“ Renji schnaubte. „Idiot. Kyōraku sagte mir einmal, dass du davor Angst hast, von Liebe geschwächt zu werden. Doch so funktioniert das nicht.“ Renji konnte Byakuyas Lächeln spüren, auch wenn sein Ton etwas schnippisch war: „Nun, wie funktioniert es denn?“ Er zog sich etwas zurück, sodass er Byakuyas Gesicht sehen konnte und sagte: „Scheiße, wenn ich das wüsste.“ Als Byakuya den Mund öffnete, um zu antworten, beugte Renji seinen Kopf und eroberte seine Lippen. Er saugte an der Unterlippe, bis Byakuya den Mund für einen tieferen Kuss öffnete. Renji ließ seine Zunge machen, was ihr Reiatsu tat, gemeinsam winden und necken und tanzen. Als sie sich zum Luftholen trennten, lächelte er: „Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass es so anfängt.“ Kapitel 25: Let Sleeping Demons Lie ----------------------------------- Als Byakuya in ihren Kuss hinein seufzte, wusste Renji, dass es Zeit war, den Kuss zu lösen. „Also zum Sentō?“ Byakuyas Schultern sackten etwas unter Renjis Armen hinunter. „Einer von uns sollte nur irgendwann einmal zur Division gehen.“ Renji lachte. „Was? Arbeiten? Ja, ich denke, das wollten wir besser, eh?“ Byakuya warf Renji einen Blick zu, der nicht schwer zu interpretieren war – er war bedauernd, so als wolle er sich lieber einfach umdrehen und den Tag im Bett verbringen. Er wollte jetzt nicht Kommandant sein, nur Partner. Doch das war nicht vernünftig, oder? Die Division erledigte einen guten Job darin, ohne sie zu funktionieren, aber das hatten sie in letzter Zeit recht oft von ihnen verlangt, oder? Er zog die Arme von Byakuyas Schultern und streckte sich, bis die Knochen knacksten. „Ja“, sagte er, als hätte Byakuya tatsächlich etwas laut ausgesprochen. „Das ist scheiße. Aber ich bin heute Abend wieder zurück. Außerdem musst du dich noch irgendwann hier drinnen zu einem Date ausführen lassen.“ Byakuyas Augen weiteten sich leicht. Sein Mund arbeitete eine Weile, bis er endlich fragte: „Beinhaltet das Trinken in der Elften?“ Bevor Renji irgendetwas sagen konnte, stand Byakuya auf und sagte: „Ich sollte dich daran erinnern, dass meine Dämonen weitaus schwerer zu kontrollieren sind, wenn ich zu viel getrunken habe.“ Ah scheiße, als bräuchte Renji eine Erinnerung an dieses kleine Stück der Hässlichkeit. Er warf sich zurück gegen die Kissen auf dem Boden in der Nähe des eingesunkenen Feuerplatzes. „Himmel, Byakuya, denkst du das einzige Date, das ich mir ausdenken kann, beinhaltet sich volllaufen zu lassen?“ Byakuya blickte stirnrunzelnd auf Renji hinab, seine Augenbrauen fragend hochgezogen, als wunderte er sich, ob das ein Test war. „Ja?“ „Nun ja, ist es nicht!“, sagte Renji polternd, um die Tatsache zu verstecken, dass – nun ja – das so ziemlich sein Plan gewesen war. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte finster. „Ich wollte dich ausführen... ähm, zum Tanzen!“ „Ah“, sagte Byakuya, ein Funkeln in seinen Augen. „Dann bitte ich um Entschuldigung. Ich war mir nicht bewusst, dass es hier in der Seireitei Clubs im Stile des Diesseits gibt.“ „Zeigt, wie viel du weißt, huh?“, grummelte Renji, fühlte sich plötzlich wegen seiner schnellen Lüge in der Zwickmühle. „Durchaus“, grinste Byakuya. „Ich freue mich schon darauf.“ Renji zog sich auf die Füße und huschte schon fast aus dem Raum. „Ja, nun ja. Du wirst jetzt wohl warten müssen, nicht? Ich muss arbeiten.“ „Ich und mein großes Maul“, seufzte Renji zu Shūhei beim Mittagessen. Sie waren sich über den Weg gelaufen, als sie auf dem Rückweg von der Postausgabe waren und hatten sich entschieden, kurz in einem Izakaya anzuhalten, das mit einem Angebot über zwei Mittagessen zum Preis für eines warb. Shūhei hatte nicht wirklich dabei geholfen, das Gespräch aufrecht zu halten, nachdem er ihn erst einmal ordentlich zusammengefaltet hatte, da sein Artikel für die Seireitei-Nachrichten überfällig war. Daher hielt Renji seinen Monologe aufrecht, um die Stille zu füllen. Mit dem Mund voller Agedashi-Tofu fuhr er fort: „Wo kann ich einen Tanzclub mitten in der verdammten Seireitei finden?“ „Warum brauchst du das noch einmal?“, fragte Shūhei und schlürfte von seiner Brühe. „Gründe“, Renji zog eine Grimasse. Von allen Zeiten, in denen er sich in das Gespräch einschalten konnte, musste Shūhei gerade diesen auswählen. Renji winkte mit seinen Essstäbchen ab. „Gründe in Form von mit jemandem ausgehen.“ Shūhei spuckte fast seinen Bier aus, von dem er gerade getrunken hatte. „Du gehst mit jemandem aus? Seit wann? Mit wem?“ Renji zog an seinem Ohr. „Schau, ähm, es ist so etwas wie ein Geheimnis, ok?“ Shūhei setzte sich zurück und murmelte etwas von Kerlen aus der Elften und ihre verdammten Geheimnisse. Bevor Renji fragen konnte, was er damit meinte, seufzte Shūhei und sagte: „ Ich kann ein Geheimnis für mich behalten.“ „Ich weiß nicht, ob du mir glauben wirst, wenn ich dir das sage“, sagte Renji und aß noch mehr von seinem frittierten Tofu. „Ich meine, es ist irgendwie unglaubwürdig.“ Shūhei seufzte noch einmal tief, seine Essstäbchen jagten nach einem Stück Frühlingszwiebel. „Ich kann unglaubwürdige Geheimnisse für mich behalten. Sehr unglaubwürdige.“ Seine dunklen Augen glitten hinauf um Renji fest und ernst anzuschauen. „Vertrau mir.“ Dieser Blick. Gah, es war eine gute Sache, dass Renji sehr engagiert darin war, mit Byakuya zusammen zu sein, denn: heißer Scheiß. Renji schüttelte den Anblick ab, rieb sich die Nase und räusperte sich ein wenig. „Ja, ok. Es ist so“, er legte die Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich verschwörerisch vor. „Ich gehe aus mit... ähm, meinem Kommandanten. Irgendwie treffe ich mich mit Byakuya.“ Shūhei setzte sich zurück, sein Gesicht durchzogen verschiedene Emotionen, vor allem Schock und Ungläubigkeit. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Wie kann das...? Wie hast du...? Nein, das kann nicht sein. Ihr seid genaue Gegensätze. Feuer und Eis.“ „Jep“, sagte Renji wissend. „Und, weißt du, oftmals funktioniert es nicht. Wirklich nicht.“ „Darauf wette ich.“ Die Kellnerin kam und brachte ihnen neue Biere. Sie flirtete aufreizend mit Shūhei, doch der schien es noch nicht einmal zu bemerken. Er dachte sehr angestrengt nach und zog an seiner Unterlippe. Seine schmalen Augen waren wieder fest auf Renji gerichtet. Nachdem die Kellnerin aufgegeben hatte und zum nächsten Tisch ging, sagte er: „Du versuchst einen Ort in der Seireitei zu finden, um Kommandant Kuchiki zum Tanzen auszuführen? Es gibt keinen solchen Ort.“ „Ja, Genie-Senpai, das habe ich schon ganz alleine herausgefunden.“ „Nun ja, dann“, sagte Shūhei mit einem Hauch Endgültigkeit. „Du musst einen solchen Ort erschaffen.“ „Einen erschaffen?“, wiederholte Renji, überlegte die Möglichkeit ernsthaft. Doch er hatte keine Ahnung, wo er überhaupt anfangen sollte. Einen Raum irgendwo mieten, vielleicht, aber- „Ich kenne einen Typen, der ein Mischpult hat“, sagte Shūhei. „Und eine Discokugel.“ „Eine Was-Kugel?“ Also half Shūhei? „Disco.“ Shūhei wedelte mit den Fingern in der Luft. „Es macht Licht und so ein Zeug. Es kann ein guter Effekt sein, wenn du die richtige Dekoration hast.“ „Dekoration?“ Renji schnaubte. „Nun klingt das mehr nach einem Schulball als nach einem Nachtklub.“ Shūhei warf Renji einen durchdringenden Blick zu. „Glaubst du, jemand in der Seireitei kennt wirklich den Unterschied? Außerdem muss es schon so etwas wie eine private Sache sein, nicht wahr? Ich sehe deinen Kommandanten nicht als einen von der sozialen Sorte.“ Renji schnitt eine Grimasse. „Heh, ja. Nein, nicht so sehr.“ „Richtig, also rede ich mit Akon wegen dem Mischpult und vielleicht mit Rangiku wegen der-“ Shūheis befehlender Ton verschwand plötzlich, als er an Matsumoto dachte. Plötzlich sah er aus wie ein liebestrunkener Schuljunge. Renji lachte und legte einen Arm auf Shūheis Schulter und gab ihm einen Mann-zu-Mann-Drücker. „Schau, ich mach das so, dass du und Rangiku zusammen an der Dekoration arbeiten werden, Senpai. Das ist das Mindeste, was ich als Dankeschön für deine Hilfe machen kann.“ Das Training am Nachmittag verging schnell, während Renjis Gehirn immer noch an den logistischen Herausforderungen zu arbeiten hatte, einen Nachtclub vorzubereiten. Er hatte bereits ein paar Orte auf dem Rückweg vom Mittagessen in die engere Auswahl genommen, da er einige Mieträume entdeckt hatte. Das Geld für die Miete zusammenzubekommen, würde schon eine Herausforderung darstellen, es sei denn, er könnte vorab Eintrittskarten für irgendetwas anbieten. Doch das würde mehr Menschen beinhalten und Renji war sich wirklich nicht sicher, ob Byakuya bereit war für eine öffentliche Erklärung ihres Zusammenseins. Doch es wäre ein nettes Geburtstagsgeschenk. Es war nicht so, als könnte Renji viel anderes aufbringen. Was sonst sollte er einem Typen wie Byakuya kaufen? ‚Hier, Babe, ich habe dir ein Lolli besorgt.‘ Und auf dem Flohmarkt rumzustöbern wäre einfach nur erbärmlich. Wie romantisch wäre es, wenn er sagen könnte: „Hey, weißt du noch, dass ich gesagt habe, dass ich dich zum Tanzen ausführen würde? Überraschung, ich habe das alles für dich organisiert.“ Ja, aber Byakuya. Würde er überhaupt so eine Überraschung mögen? Vielleicht gab es einen Weg, beides zu haben? Zum Beispiel in den Klub zu gehen, doch anstatt von Byakuya zu erwarten, sich unter die verschwitzte Masse zu mischen, könnten sie es vielleicht arrangieren, den ersten, privaten Tanz für sich zu haben und dann zu verschwinden. Huh, ja. Das könnte funktionieren. Es könnte sogar perfekt sein. Da war ein sanftes Klopfen auf seinem Kopf. „Bist du da drin, Renji?“ Renji blinzelte hinauf in das Gesicht von Nanako, der 3. Offizierin. Ihr braunes Gesicht und ihr spöttisches Grinsen erinnerte ihn an Lady Yoruichi. „Deine Schicht ist seit 10 Minuten zu Ende.“ Er saß auf den Stufen und blickte zum Übungsplatz hinaus, gab vor, das Training auf dem Übungsgelände zu überwachen, lehnte sich auf Zabimaru wie auf eine Krücke. Renji nickte. „Denke, ich war in Gedanken.“ Sie setzte sich neben ihn und schlang ihre Arme fest um ihre Knie. „Hueco Mundo?“ Er lachte über die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme. „Nah, habe nur an den Geburtstag vom Kommandanten gedacht.“ „Besorgst du ihm etwas… ähm, Besonderes?“, Nanako errötete etwas, doch sie versteckte das, indem sie an dem Zopf zog, der an der Seite ihres Gesichts hinunterhing. „Vielleicht?“, sagte Renji. „Die Sache ist, dass er es entweder liebt oder hasst.“ Sie nickte abwesend, ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf den Übungsplatz und dem Geräusch von aufeinanderprallenden Zanpakutō. „Du kennst ihn am besten.“ Renji lehnte sich vor und betrachtete ihr Gesicht für eine Weile. Als er auf Mission ging, war Nanako sehr angespannt wegen den Unzuchtsvorwürfen gewesen, die noch im Raum gehangen hatten. Schlussendlich hatte sich Miisho selbst damit sabotiert, eine dunkle, gierige Seite von sich zu zeigen, mit dem kaum noch jemand sympathisieren konnte. Doch was war mit dem Rest der Division, was sagten sie? Besonders mit Kinjo, der herumlaufen und das Feuer weiter schüren konnte. „Glaubst du, wir sollten reinen Wein eingießen?“, fragte er sie leise. „Ich und der Kommandant?“ Sie blickte zu Renji. „Ich würde es. Es könnte uns Leute kosten, aber Renji, es wäre so viel schlimmer, wenn es herauskommen würde und die Division feststellen müsste, dass ihr das geheim gehalten habt.“ Renji seufzte tief. „Ja, ich denke, du hast recht. Aber Byakuya wird sich weigern, vor der ganzen Division dazu Stellung zu beziehen. Er sieht es als private Angelegenheit; außer uns, geht es niemanden was an. Aber ich frage mich, du weißt schon, ob ich einfach anfangen könnte, es Leuten zu sagen und sie wissen zu lassen, dass es nicht so etwas wie ein großes, hässliches Geheimnis ist. Nichts, wofür wir uns schämen.“ „Was ist mit den Regeln wegen Unzucht? Du kannst es nicht ein Thema für die hohen Tiere hier machen und mit den unteren Rängen anders umgehen.“ Renji nickte. „Darüber habe ich auch nachgedacht. Wir könnten auch hier eine stille Änderung machen, doch Byakuya müsste das absegnen. Ich denke, ich könnte Byakuya auch dazu überreden, denn es wäre eine grundlegende Änderung. Es wäre nur so etwas wie ‚So lange solche Beziehungen die Befehlskette nicht nachteilig beeinflussen‘.“ „Aber Befehlskette, Renji“, sagte Nanako und stieß ihn ihrer gegen seine Schulter. „Da seid ihr beide beim Tee.“ „Nein, ist es nicht“, sagte Renji und grinste sie breit an. „Du bist ein Idiot, wenn du denkst, dass der Kommandant mich nicht in den Tod schicken würde, nur weil wir intim sind. Dieser Mann ist personifizierte Schonungslosigkeit.“ „Ähm“, sie lächelte ihn unsicher an. „Ist das sexy?“ „Total.“ Aber Unzucht mit Untergebenen war mehr als die Befehlskette, dachte Renji, während er sich selbst einen Eimer lauwarmes Wasser, im Sentō der Elften, über dem Kopf kippte. Er griff nach seinem Handtuch und ging los, als er sicher war, dass die Wachablösung erfolgt war. Der Nachmittag war die Zeit, wo es zu voll war, um es in den heißen Quellen der Kuchiki zu versuchen. Außerdem hatte er vage im Hinterkopf, dass es während des großen Zustroms von adligen Familien für die Öffentlichkeit geschlossen war. Renji wrang seine Haare aus und rief sich selbst in Erinnerung, dass es im Unzuchtsgesetz mehr darum ging, jemanden zu bevorzugen. Es ging nicht nur darum, ob jemand vor der Front verschont wurde, sondern ob der Partner irgendeine Art von Vorzüge genoss – wie zum Beispiel, wegen Pflichtverletzung Hausarrest zu bekommen, statt gehängt und gevierteilt zu werden, wie er es vielleicht verdient hatte. Renji zuckte zusammen. Das war so etwas, was sie grandios verkackt hatten und die Art von Tatsache, die Byakuyas Unparteilichkeit in Frage stellen würde. Renji rieb die Seife über den Rest seines Körpers und überlegte. Sicher gab es da irgendwo ein System, wie man damit umging. Irgendwo da draußen, vielleicht in irgendeiner Regierung im Diesseits. Wie schwer wäre es, ein bisschen nachzuforschen und dann ein oder zwei Vorschläge zur Regeländerung Byakuya zuzuschieben? Ernsthaft, könnten sie nicht einfach mit einem unparteiischen Richter oder einem Divisionsübergreifenden Gericht vorbeikommen? Da muss es irgendetwas geben, dass die Probleme vermeiden konnte, dass Byakuya eine Beurteilung bestehen musste... Was zum Teufel hatten sie drüben in der Dreizehnten gemacht, als der Vizekommandant die 3. Offizierin geheiratet hatte? Unruhe auf der anderen Seite von dem zerschlissenen blauen Vorhang zum Umkleideraum unterbrach Renjis Gedanken. Es klang wie ein Haufen Shinigami, die lautstark Geld zusammenkratzten, um das Bad für jeden zu zahlen. Renji nutzte die Gelegenheit und belegte einen Platz im Wasser, bevor sie alle hineinkamen. Er plante nicht, länger zu bleiben, doch jede Gruppe von der Elften waren Rowdys und eine Ecke war eine Position, wo er sich besser verteidigen konnte – besonders die Ecke, die am nächsten zur halb hohen Wand war, die die Männer von den Frauen trennte. Er ließ sich im Pool nieder und wartete. Das Gespräch wurde merklich leiser, als die Gruppe den Umkleideraum betrat. Sie schien über etwas zu diskutieren... Zabimaru? Er stand bereits auf und ging los, während er Fetzen des Gesprächs über Zabimarus knurrendes Zischen aufschnappte. „Schaut Jungs, es steht einfach da. Problem gelöst.“ „Ja, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es kein Asauchi ist. Schau dir das Stichblatt an.“ „Na und? Wenn du es einfach nimmst, musst du noch nicht einmal dafür kämpfen?“ „Ich weiß nicht, Kumpels. Das sieht nicht nach einer guten Idee aus.“ „Du brauchst irgendwoher ein Zanpakutō, nicht wahr?“ „Viele Leute klauen ihres. Hat sogar der Kommandant getan.“ Renji schob so fest den Vorhang zur Seite, dass er riss. „Legt einen verfickten Finger an mein Zabimaru und es wird das letzte...“ Er hätte den Satz vielleicht mit etwas wie 'Mal gewesen sein, dass ihr eure Hand jemals benutzt habt!' beendet, doch der Rest des Satzes erstarb in seiner Kehle, als er ein vertrautes, zerschlissenes Bandana und blonde Dreadlocks sah, die in einem Pferdeschwanz wie seiner zusammengebunden war. Es war Seichi. Er war umringt von einer Gruppe Nichtsnutze aus der Elften. Ranglos, so wie sie aussahen, doch Renji dachte, dass er zumindest ein Gesicht, neben dem von Seichi, erkannte. Bei seinem Anblick stoben sie auseinander, wie Kaninchen und ließen Zabimaru klappernd zu Boden fallen. Während Renji sich bückte, um Zabimaru zu beruhigen, versuchte er zusammenzusetzen, ob das, was er gesehen hatte, korrekt war... denn er hätte schwören können, dass Seichi einen Shihakushō trug, also die Uniform eines Shinigami. Hatte der Idiot tatsächlich einen Weg gefunden, um sich bei der Elften einzuschreiben? Hatten diese Idioten ihn tatsächlich genommen? Und was zum Teufel? Versuchten sie wirklich, das rechtmäßige Zanpakutō anderer Shinigami zu klauen? Es schien, dass er, sobald er angezogen war, seiner alten Einheit einen Besuch abstatten musste. Kapitel 26: Of Swords and Men ----------------------------- Warum Renji dachte, dass es irgendetwas lösen würde, wenn er versuchte mit Kenpachi Zaraki zu reden, wusste er auch nicht. "Habe ich dich zu einer gottverdammten Petze erzogen?" Renji hatte Shunpō nutzen müssen, um einen Schlag mit voller Kraft an die Seite seines Kopfes zu vermeiden, doch Zaraki hatte ihn derart gestreift, dass Renjis Ohren klingelten. „Au! Nein!“, schnaubte er zurück. Zaraki baute sich in voller Höhe vor ihm auf und verschränkte die Arme vor seiner massiven Brust. „Was ist dann dein Problem, Abarai? Hat dein kuscheliger kleiner Job drüben in der Sechsten dich zu schwach gemacht, um selbst zu kämpfen?“ „Nein, natürlich nicht.“ Renji rieb sich die getroffene Stelle am Kopf und warf Zaraki einen gereizten Blick zu. Sie standen auf der Veranda des Dojos der Elften. Die Türen zur großen Halle waren weit geöffnet, trotz der kühlen Luft. Ein Kampf zwischen den niederen Rängen tobte im Inneren, Blut spritzte auf den polierten Holzboden. Zuschauer hatten sich drumherum gesammelt, um zu beobachten, anzufeuern und Wetten abzugeben. Ikkaku lehnte gegen den Türrahmen und Yumichika stand, wie immer, hinter seiner Schulter. Sie kicherten Renji zu. Er zeigte ihnen den Stinkefinger, was Ikkaku natürlich nur noch mehr lachen ließ, während Yumichika in seinen Ärmel schnaubte. An Ikkaku gewandt fragte Renji: „Habt ihr nicht irgendein Prozedere, um Asauchi für neue Rekruten zu bekommen?“ Ikakku schnaubte: „Hast du jemals 'Asauchi' im Anforderungskatalog gefunden, Idiot?“ Renji schüttelte seinen Kopf. „Die Akademie ist der einzige Weg, um eins auf ordnungsgemäße Weise zu bekommen, doch sie haben noch nie jemanden genommen, den ich empfohlen habe“, antwortete Zaraki. „Lustige Sache, weil es keine Waffenkammer gibt, in dem leere Klingen hängen, und ich den Wärter die Lichter auspusten kann. Scheint, als könnte ich so viel rekrutieren, wie ich will, aber ich kann keinen bewaffnen.“ Kein Wunder, dass Renji immer so viel Ärger mit den Jungs wegen seiner Akademie-Ausbildung hatte. Es war nicht das Lesen und Schreiben, was sie beneideten, sondern mehr den 'freien' Zugang zu einem Zanpakutō. Doch das verwirrte Renji. Er wusste, dass Central Probleme mit den Kräften von den Kenpachis hatte, da nicht ein Einziger von einem adligen Haus zu kommen schien. Doch diese Art von Vorkehrung schien nur nach Ärger zu rufen. „Sagst du, dass sie von dir wollen, dass du sie stiehlst, Kommandant?“ „Oder sie von den Toten abpflücken“, nickte Zaraki. Dann lachte er mörderisch, entweder wegen den Bildern, die durch seinen Kopf gingen oder weil sein Blick auf einen der beiden Kämpfer im Inneren gefallen war. „Zum Glück haben wir jedes Jahr einen großen Zustrom an Idioten, die meinen Job wollen. Das sind normalerweise genug, um eine Weile über die Runden zu kommen. Außerdem kann in einer Minute jemand das von dem Kerl haben.“ Zaraki deutete auf den einen Typen, der offensichtlich unter dem zu hohen Blutverlust litt. Er schwankte auf seinen Füßen. Zaraki sah enttäuscht aus. „Langweilig. Sau langweiliger Kampf, der 10 Minuten gedauert hat. Scheiße, ich wünschte Ichigo wäre hier. Er war das Interessanteste, was seit Ewigkeiten hier passiert ist. Stimmt es, dass er seine Kräfte verloren hat, Abarai? Hast du ihn gesehen?“ „Ja“, sagte er und wandte sich mit Zaraki ab. Die Menge schrie nach dem Todesstoß. Als sie weit genug gegangen waren, sodass Renji nicht mehr schreien musste, um verstanden zu werden, fuhr er fort: „Ja, Ichigo ist jetzt nur noch ein Mensch.“ Zaraki schnaubte unglücklich. „Das ist eine verfickte Verschwendung.“ „Ich hoffe irgendwie, dass Urahara ihn vor einen Bus schubst“, gab Renji zu. Auf Zarakis gehobenen Augenbrauen hin erklärte er: „Du weißt schon, damit Ichigo stirbt und hierher kommt.“ „Heh!“, lachte Zaraki und klopfte Renji so fest auf den Rücken, dass es ihm fast die Luft aus der Lunge drückte. „Lass mich wissen, wenn das in Arbeit ist. Ich fahre den beschissenen Bus.“ Renji nickte und ließ seinen früheren Kommandanten ohne ihn weitergehen. Ikkaku folgte Zaraki dicht, doch Yumichika blieb etwas zurück. Er umfasste Renjis Schulter und brachte so Renjis Ohr auf seine Höhe um zu flüstern: „Dein Bruder hat ungefähr 6 Monate. Wenn er bis dahin kein Zanpakutō finden kann…“, Yumichika ließ die Worte drohend im Raums stehen. Als sich Renji scharf zu ihm wandte, ließ Yumichika seine Schulter los und kicherte. „Dann kann der arme Junge eine Küchenmagd werden, wenn er bei uns bleiben will. Doch irgendwie denke ich nicht, dass es zu seinem Temperament passt, wenn man bedenkt, von wo er weggelaufen ist.“ „Also kennst du die ganze Geschichte“, Renji hätte es ahnen müssen. „Und ihr habt ihn trotzdem genommen?“ „Eine Chance, von Kuchiki zu stehlen?“, Yumichika klimperte mit den Augenlidern und ließ dabei die Federn flattern. „Sein Personal anzufeuern? Sag mir, warum ich es nicht annehmen und das Beste draus machen sollte?“ Dann änderte sich seine Laune schlagartig und Yumichika blickte finster und stieß Renji hart gegen die Brust. „Ich bin überrascht von dir, Renji. Lässt deinen Bruder Sklave für einen reichen Mann sein. Was ist mit deinem Inuzuri-Stolz passiert? Hast du es mit der Wichse deines Meisters runtergeschluckt?“ Renjis Mund hing für eine Sekunde vor Schock offen, doch dann lachte er. „Gut zu sehen, dass du dich nicht geändert hast.“ „Währenddessen hast du dich in einen verprügelten Welpen verwandelt.“ „Ja, was auch immer. Zumindest könntest du mit einer neuen Beleidigung aufkreuzen. Ich habe das schon hundert Mal gehört. Der mit der Wichse war tatsächlich etwas überraschend. Für einen hübschen Typen wie du, kannst du wirklich ein paar hässliche Dinge sagen“, sagte Renji mit einem Lachen. Er hatte schon vor langem gelernt, dass wenn Yumichika in einer dieser gefühllosen Launen war, man es am besten weglachen sollte. Es machte Yumichika super wütend, nicht ernst genommen zu werden, doch es war die einzige Möglichkeit, zu gewinnen. „Und überhaupt, was ist dein Problem mit Kuchiki? Hast du irgendeine Geschichte, von der ich nicht weiß? Oder ist es nur, weil er hübscher ist als du?“ Yumichika sah kurz verletzt aus, erholte sich aber schnell. „Du solltest netter zu mir sein, Renji. Ich halte das Schicksal von deinem Bruder in den Händen.“ Renji hätte den Köder beinahe geschluckt, doch er konnte sich noch rechtzeitig stoppen. Er schüttelte den aufkommenden Ärger mit einem Achselzucken ab. „Weißt du, gestern waren wir noch Freunde. Was hat dich so ausflippen lassen?“ Yumichikas Stirn runzelte sich tiefer. Renji wartete darauf, was er sagen würde, doch Ikkaku kam irgendwie aus dem Nichts, legte einen Arm um Yumichikas Schulter und sagte: „Er ist so seit dem Kampf im falschen Karakura. Schenke ihm keine Aufmerksamkeit. Ich denke, er hat seine Tage.“ Renji erschrak und schüttelte den Kopf. „Ah, scheiße, Senpai. Du hast es verkackt. Du schläfst jetzt mit Sicherheit auf der Couch.“ Yumichika rollte nur mit den Augen und ließ zu, dass Ikkaku sein Ohr küsste. Renji würde niemals verstehen, wie die beiden funktionierten. Er hatte sie schon seit Jahrzehnte beobachtete und nichts davon machte in einer rationalen Weise Sinn. Wie jetzt zum Beispiel, Ikkaku küsst in der Öffentlichkeit? Sie haben das nie getan. Doch es war auch nicht so lange her, als Ikkaku mit Keigos Schwester angebandelt war und Renji hatte niemals erfahren, ob Ikkaku die Nummer durchgezogen hatte. Jemals. Also wer zum Teufel wusste, was mit diesen Typen abging? Es war nicht so, als wäre irgendwer in der Elften bei Sinnen. Wie hatte Renji dort so lange überleben können? Wie würde Seichi überhaupt eine Chance haben? „Hat einer von euch beiden meinen verblödeten, kleinen Bruder gesehen?“, fragte Renji. Ikkaku schüttelte seinen Kopf, offensichtlich weitaus mehr daran interessiert, Yumichika zu überreden, irgendwohin zu gehen, wo sie im Privaten waren. Yumichika sah nichts anderes, als Ikkakus Aufmerksamkeit. Also verließ Renji ihr Kuschelfest und ging auf die Suche nach Seichi. Es war nicht schwer, Seichi zu finden. Besonders da die meisten Leute, die Renji sahen, sofort sagten: „Wenn das mal nicht der andere Abarai ist!“ Und gleichzeitig in diverse Richtungen zeigten. Seichi hatte sich scheinbar ein Feldbett im gemeinsamen Quartier der Ranglosen gesichert. Renji im Türrahmen zu sehen, ließ seine Freunde wieder auseinanderspringen, doch dieses Mal schaffte es Renji, Seichi am Kragen seiner Uniform zu greifen, bevor er das Gleiche tun konnte. „Hey, ich will nur mit dir reden“, erklärte Renji, als Seichis Fäuste in Renjis Seite und Bauchmuskeln hämmerten. „Du kannst keinen Schaden mit ihnen ohne spirituellen Druck dahinter anrichten“, nickte Renji zu Seichis Fäusten. „Ich habe Hado 33 aus nächster Nähe abbekommen. Meine Haut wird steinhart.“ Seichi blinzelte, der Kampfgeist war gewichen. „Wirklich?“ Renji ließ Renji los. „Passiert.“ Seichi schaute zur Tür, dann zum Fenster, bevor er fragte: „Du wirst mich ausliefern? Mich zurück zum Anwesen schicken?“ „Nah“, machte Renji und setzte sich auf eines der Betten. Er sollte ihn vermutlich zurückschleppen, doch nach Yumichikas Kommentar brachte er es nicht übers Herz. „Ich meinte, was ich gesagt habe. Ich möchte nur reden.“ Vorsichtig setzte sich Seichi zu ihm auf das Futon, dennoch achtete er darauf, nicht unmittelbar in Reichweite zu sein. „'Tschuldige wegen eben“, sagte Seichi schnell. „Ich habe dein Zabimaru nicht erkannt.“ Renji runzelte die Stirn. Es schien wie ein beschissener Handel, jemanden das Zanpakutō abzuluchsen, egal ob er tot oder lebendig war. Es erschien nicht richtig. Da musste es andere Wege geben. Seichi durch die Akademie zu schicken, würde niemals funktionieren. Wenn sie niemanden auf Kenpachis Empfehlungen nehmen würden – nun ja, das war alles an sich schon irgendwie beschissen, aber es bedeutete, dass Seichi keine Chance hatte, vor allem nicht, da er so etwas in der Art wie ein immer noch gesuchter Verbrecher war. Soi Fon hatte ihn gehen gelassen, doch so wie es Renji verstanden hatte, war Seichi in Byakuyas Obhut übergeben worden, sozusagen wegen guter Führung rausgekommen. Aber gute Führung war sicherlich nicht, dass er abhauen und der Elften beitreten sollte. Byakuya würde ihn vielleicht zur Akademie gehen lassen, aber... da gab es keine Garantie, dass er bestehen würde. Und was dann? Warfen sie ihn zurück in den Rukongai? Das wäre in kürzester Zeit für Seichi Knast oder Tod. Renji konnte das nicht zulassen. Schlussendlich sagte er: „Ok, hier ist der Plan. Du überlebst bis zum Sommer, wenn sich die Tore öffnen und die ganzen Idioten kommen und versuchen, sich den Kenpachi vorzuknöpfen. Du kannst dann aufheben, was auch immer du willst.“ Renjis einziger Trost bei der Sache war, dass kein Zanpakutō gestohlen wurde und wenn jemand dumm genug war, um mit nicht mehr als einem Asauchi gegen Kenpachi Zaraki zu kämpfen, nun ja, dann schienen sie zu dumm zum Leben zu sein. Wenn man gerade davon sprach: „Sag mir, dass du schon einmal ein Katana gehalten hast, dass du weißt, wie man mit einem Schwert kämpft.“ Seichi blickte ihn ausdruckslos an. „Ja, ich bin ein Meister“, sagte er dann sarkastisch. „Denn sie geben dir Übungsschwerter im Knast.“ „Genau das hatte ich befürchtet“, sagte Renji mit einem enttäuschten Seufzer. Nichts war leicht, was? „Ich werde nicht zulassen, dass du mit minderwertigem Schwertkampf den Namen Abarai in den Schmutz ziehst, verstanden? Ein Loser in der Familie ist genug. Also möchte ich, dass du fürs Training bei mir vorbei kommst. Jeden Tag, bis ich weiß, dass du jedes Zanpakutō verteidigen kannst, an das du deine schmutzigen, kleinen Finger legst.“ Seichis Gesicht wurde weicher. Er sah beinahe aus, als würde er etwas weinen. „Sagst du, du willst mich trainieren?“ „Wenn du aufkreuzt, werde ich das“, sagte Renji grummelig, nicht sicher, was er mit der Bewunderung und Dankbarkeit in Seichis Blick anstellen sollte. Also winkte er mahnend mit einem Finger: „Aber du musst auftauchen.“ Seichi überraschte Renji, indem er ihn fest umarmte. „Danke, Onii-chan!“ Renji grunzte, doch er tätschelte Seichis Rücken. Was würde er mit dem Jungen anstellen? Der erste Punkt würde sein, Byakuya davon zu überzeugen, dass es eine gute Sache war, Seichi vom Haken zu lassen. Renji hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte, besonders weil er, nach allen was sie von ihm wussten, sein kleiner Bruder schuldig war, einen der ihren getötet zu haben. Nun ja, zumindest würde er drüben in der Elften nicht herumstampfen und jeden in der Division daran erinnern, dass Fujimotos Tod ungesühnt blieb. „Ja“, sagte Renji und zog sich zurück. „Aber bis ich alles mit Byakuya geregelt habe, sollten wir uns irgendwo auf neutralem Boden treffen, weißt du? Da ist ein Ort, den Ikkaku und ich immer genutzt haben-“ Er erklärte ihm die Lage des Übungsplatzes und Seichi schien der Beschreibung ernst zuzuhören. Nachdem sie sich eine Weile ungeschickt zugenickt hatten, konnte Renji nicht anders, als Seichi an seiner Uniform zu ziehen. „Bist du dir damit sicher? Letztes Mal, als wir geredet haben, hast du Shinigami gehasst.“ Seichi strich die Stelle glatt, die Renji zerknittert hatte und sagte: „Ich wusste nicht, dass man so Shinigami werden kann.“ 'So', offensichtlich in der gesetzlosen Elften zu stecken. Es war wahr, dass niemand Kenpachi in den Rukongai schicken würde, um eine Revolution niederzuschlagen. Niemand traute dem Kommandanten zu, loyal zu bleiben und nicht einfach den Banditen auszuhelfen, wenn es ihm passte. In einer gewissen Weise war Seichi in guten Händen. Seine Meinung würde hier nicht so viele Probleme machen. Doch er würde lernen, Befehle zu folgen. Niemals würde er sich vor dem Dienst drücken können, ohne das ein ranghöherer Offizier ihm in den Arsch treten würde. Gott wusste, dass Renji hier schnell erwachsen geworden war. Renji wuschelte Seichis Pferdeschwanz mit den Dreadlocks, ließ sie dabei wippen. „Heh, dieser Ort könnte gut für dich sein. Versuch einfach nur, nicht zu sterben, ok?“ Seichi lachte. „Abgemacht.“ Renji stellte fest, dass seine Füße ihn zurück zur Sechsten trugen. Als sie herausgefunden hatten, dass Renji seinen Bruder nicht zusammengeschlagen hatte, hatten Seichis Kumpels ihn zur Wiedergutmachung auf ein oder zwei Bier eingeladen. Er hatte gesagt, dass er drauf zurückkommen würde, doch als er an dem lauten Izakaya auf der Straße vor dem Tor der Elften vorbeiging, hatte er sich irgendwie gewünscht, dass er das Abendessen mit Byakuya stattdessen übersprungen hätte. Er war nicht so, dass er Byakuya nicht sehen wollte – nein, es war genau das Gegenteil. Sie hatten eine Tonne an Dingen, über die sie reden mussten und es wäre sicher nett, ein paar Küsse zu bekommen. Doch sie wären umringt von der Kuchiki-Familie und die meisten davon beschuldigen Renji sicher für die plötzliche Abreise des Tantchens. Renji glaubte nicht, dass Byakuya selbst viel Spaß haben würde, was ein Grund mehr war, diese Geburtstags-Disco-Überraschung weiter voranzutreiben. Nachdem er sichergestellt hatte, dass er noch Zeit hatte, drehte er sich um und ging in die Richtung der Zehnten. Die Wachen ließen Renji mit einem seltsamen Lächeln das Tor passieren, als er sagte, dass er die Vizekommandantin sehen wollte. Renji war sich nicht sicher, ob viele Kerle vorbeikamen, um bei Matsumoto rumzuhängen oder ob sie etwas im Besonderen über ihn gesagt hatte oder sonst irgendwas. Trotzdem ließen sie ihn nach einer nur kleinen Diskussion durch und führten ihn zum gemeinsamen Büro des Kommandanten und Vizekommandanten. Renji dachte immer, dass die Zusammenstellung in der Zehnten verdammt süß war. Sicher, der Kommandant und die Vizekommandantin teilten sich ein Büro, doch sie hatten eine Couch in ihrem Raum. Eine Couch! Man, alles, was man noch brauchte, war ein kleiner Kühlschrank und vielleicht einen Tischkicker und du warst bereit. Natürlich wäre eine Couch furchtbar... gefährlich für ihn und Byakuya, dachte Renji und wurde etwas rot. Renji klopfte und steckte seinen Kopf durch die Tür, um in den Raum zu schauen. Kommandant Hitsugaya saß an seinem Schreibtisch, umgeben von Papierstapeln, die größer als er selbst waren. Matsumoto lag auf der Couch und beschwerte sich darüber, dass das kalte Wetter sie lustlos machte. „Und das ist inwiefern vom Sommer unterschiedlich?“, fragte der Kommanadant und nickte Renji grüßend zu. „Bei Kälte möchte ich mich gemütlich und eng bei jemandem ankuscheln. Stimmst du mir nicht zu, Renji?“ „Uh...“, die Röte in seinem Gesicht wurde dunkler. „Bist du gekommen, um mich zum Abendessen auszuführen?“, fragte Matsumoto und schien munter zu werden. Renji legte seine Hände zu einem schnellen 'x' zusammen, bevor er noch von ihr irgendwohin geschleift wurde, mit ihrer seltsamen Fähigkeit, ihn zu versehentlichen Dates auszuführen. „Kann nicht! Ich muss in einer Stunde im Anwesen sein. Ich wollte dich nur wegen... einer Sache etwas fragen. Ich meine, wenn du nicht beschäftigt bist“, fügte er hinzu und blickte zu Hitsugaya. „Ich brauche nur ein paar Minuten deiner Zeit.“ Sie kämmte mit ihren Fingern durch die Locken ihrer goldroten Haare und seufzte theatralisch. „Der Kommandant und ich sind sehr beschäftigt.“ „Du meinst, ich bin beschäftigt“, schnaubte Hitsugaya. „Es geht um eine Disco“, sagte Renji. „Oh!“, machte Matsumoto, sprang auf und eilte zu ihm an die Tür. Sie hatte in einer Sekunde einen Arm um ihn und führte ihn in Richtung Kantine. „Erzähl!“ Die Zehnte hatte überraschend viel Grünfläche: einige verwinkelte Parks um die Barracken, ein Übungsplatz und sogar ein großes Feld, das gemäht und für ein Fußballspiel markiert worden war, inklusive zwei Tore mit Netzen. Sie gingen einen Weg zur Kantine entlang, mit vielen Bäumen und Wildblumen an den Seiten. „Also...“, forderte Matsumoto auf. „Spuck es aus. Was ist dieses Discoprojekt?“ „Um, also, ich habe diesen speziellen Freund, der bald Geburtstag hat...“ „Nicht bis Juli, Süßer. Ichigo wurde im Juli geboren.“ „Nicht dieser spezielle Freund! Agh, nein, hör zu, ich bin nie mit Ichigo ausgegangen.“ Renji hatte vergessen, dass Matsumoto Teil der Gruppe war, die gedacht hatte, dass es Ichigo war, mit dem Renji mit heruntergelassener Hose im Sentō erwischt worden war. Sie schlug ihm hart auf den Arm. „Du hast diesen Jungen nur benutzt! Schande über dich!“ „Ich...“, Renji hatte keine Ahnung, wie er er weit genug aus der Nummer herauskam, um die Sache gerade zu bügeln. „Vergiss das alles, ok? Möchtest du Hisagi und mir helfen, eine Disko zu machen oder nicht?“ „Helfe ich dabei, dass du Ichigo ein weiteres Mal rumkriegst?“ „Nein, definitiv nicht“, versicherte Renji ihr. „Werde ich auch zum Tanzen kommen?“ „Ja, die ganze Nacht. Wir werden auch Sake haben.“ Matsumotos Gesicht hellte sich auf. „Ok! Verlass dich auf mich.“ Kapitel 27: Heir and Fire ------------------------- Renji ließ sich, wie immer, selbst über den Eingang der Diener herein. Er ließ seine Schuhe am Eingang stehen und ging zur Küche. Er hatte sie selten so geschäftigt erlebt. Töpfe klirrten, Messer schnitten, Gemüse brutzelte und so viele Köche und Diener liefen umher. Er sah Mikis orangene Locken und winkte. „Renji!“, mahnte sie und wedelte mit dem Löffel in seine Richtung. „Du solltest anfangen, den Haupteingang zu benutzen!“ „Ja, ich weiß“, sagte er. Er winkte, während er zu ihr ging und achtete darauf, keinen Teller zu berühren oder in einen Ellbogen zu laufen. „Ich kann nur nicht. Es fühlt sich einfach nicht natürlich an.“ „Ist ja gut. Ich wollte dich etwas fragen“, sagte sie mit einem kleinen, verschwörerischen Lächeln. Sie lehnte ihre Hüfte gegen die Arbeitsplatte und rührte in einem ihrer Töpfe. „Ich habe gehört, dass Lady Kuchiki… nun ja, ihre Sachen haben ohne sie das Anwesen verlassen. Weißt du, was geschehen ist?“ Renji gluckste ein wenig. Mit einem Finger schnappte er sich etwas von der Lotoswurzel, die noch in ihrer Marinade schwamm. Sie schlug ihn gegen die Schulter, während er seine Beute in seinen Mund fallen ließ und darauf herumkaute. „Du versuchst nicht etwa gerade so zu tun, als hättest du nichts mitbekommen, oder?“, fragte er. „Denn ich wäre geschockt, wenn du ausgerechnet vom saftigsten Stück aus der Gerüchteküche vom ganzen Anwesen nichts mitbekommen hättest.“ Sie lachte. „Ja, aber du weißt, wie die Gerüchteküche ist, Renji. Es ist gut, wenn man eine Bestätigung zu den Details bekommt. Hat Lady Kuchiki dich wirklich angespuckt?“ Renjis Ohrenspitzen brannten vor Scham, aber er nickte. „Ja, hat sie.“ „Oh! Das ist furchtbar!“ Renji wollte sagen, dass es keine große Sache war, denn er war schon vorher angespuckt worden, doch die Hitze in seinem Gesicht würde es schwer machen, die Wahrheit abzustreiten. „Ja, aber ich kann nicht behaupten, dass ich nicht froh bin, ihre Kehrseite zu sehen.“ Miki kicherte ein wenig, doch dann gab sie seiner Schulter einen kleinen Schubs. „Du gehst jetzt besser. Der erste Gang ist fast fertig.“ Nachdem er die Richtung erfahren hatte, wo sich alle versammelt hatten, ging Renji aus den Raum. Er fragte sich, ob er die Uniform ausziehen und die Kleidungsstücke anziehen sollte, die ihn gestern so viel Ärger bereitet hatten. Er wollte es nicht – er fühlte sich viel zu wohl in Uniform. Außerdem war da nicht wirklich Zeit für, wenn er nicht zu spät kommen wollte. Doch er sollte tatsächlich einen kurzen Sprint in die Räume des Hausherren machen, um Zabimaru dort zu lassen. Eishirō hatte eine große Sache daraus gemacht, dass gestern Abend keine Waffen erlaubt waren. Außerdem konnte Byakuya wohl erklären, wenn Renji in Uniform kam, aber zu einem Familienabendessen bewaffnet aufzukreuzen war vermutlich diese Art von Protokoll- und Etikettenbruch, der unverzeihlich war. Er hatte Zabimaru gerade auf der anderen Seite der Tür von den Räumlichkeiten abgestellt, als er im Flur ein kleines Geräusch hörte, wie ein Räuspern. Er drehte sich um, erwartete halb einen verärgerten Byakuya. Stattdessen war da der kleine Erbe – oh, Scheiße, wie war noch sein Name? Renji erinnerte sich im gleichen Moment, in dem er daran dachte, auf die Knie gehen zu müssen. „Lord Shinobu“, sagte er und beugte seinen Kopf. Wegen der eingetretenen Stille fragte sich Renji, ob er zu persönlich gewesen ist. Hätte er ihn Lord Kuchiki nennen sollen? Der Junge sah zumindest aus, als würde er die Rolle des Erben des Kuchiki-Erbes übernehmen. Sein Kimono hatte das Tiefblau der Kuchiki-Familie, betont mit einem Untergewand aus einem etwas helleren Blau mit goldenen Flecken von irgendetwas, dass im Sonnenlicht schimmerte. „Ähm“, Shinobus Stimme war zögerlich. „Vizekommandant? Vielleicht könntest du mich zum ‚Kriegsraum‘ begleiten? Ich scheine mich verirrt zu haben.“ Und er war alleine, was Renji ein wenig verdächtig vorkam. Renji blickte auf und fixierte ihn mit einem festen Blick. „Bist du deinem Aufpasser entwischt, Söhnchen?“ Sein Gesicht wurde schuldbewusst rot, seine Augen waren geweitet. „Nein, Vizekommandant, ich schwöre, das habe ich nicht! Nicht absichtlich! Aber… mein Aufpasser scheint mit meiner Tante gegangen zu sein. Ich war den ganzen Tag auf mich gestellt.“ Den ganzen Tag? Man konnte Byakuya nicht wirklich als jemanden abstempeln, der väterlich dachte. Oder vielleicht eher etwas abwesend bei dem Gedanken, dass jemand nach dem wertvollen kleinen Bündel hier schauen sollte. „Heh“, sagte Renji und erhob sich, dann bot er Shinobu einen Arm an. „Hast du schon alle Geheimgänge gefunden?“ Nun leuchteten die Augen des Jungen vor Freude. Er nahm Renjis Arm und sie gingen den Flur entlang. „Alle? Gibt es mehr als zwei?“ Renji lachte. „Ich habe keine Ahnung, aber ich denke schon. Es gibt ein Gerücht, dass es einen gibt, der bis zur 11. Division geht – oder zumindest dort in die Nähe. Die Person, die das mit Sicherheit sagen kann, ist Yachiru. Du solltest den Kommandanten bitten, sie dir vorzustellen.“ Der junge Erbe nickte enthusiastisch, doch dann wurde sein Gesichtsausdruck nachdenklich. „‘Kommandant‘? Hast du für das Familienoberhaupt einen nicht etwas persönlicheren Namen? Meine Tante scheint zu denken, ihr wärt-“, Shinobus Gesicht war knallrot, doch er schaffte es, fortzufahren: „- besondere Freunde.“ Oh super, Tante Masama hat vor dem Kind über die beiden gesprochen. Nur Gott wusste, was für ein Gift sie ihm ins Ohr geschüttet hatte. „Sind wir“, sagte Renji fest. „Aber er ist immer noch mein Kommandant und das Oberhaupt einer mächtigen, adligen Familie. Ich werde mit seinen Vornamen nicht in der Öffentlichkeit um mich werfen… es sei denn, ich vergesse es, aber ich versuche, es nicht zu vergessen, ok? Das ist privat.“ „Dann nennst du ihn Byakuya-sama?“ Renji schaute zu dem lockigen Mopp von Shinobus Haaren. Der Junge klang ehrlich neugierig, als würde es ihn faszinieren, wie sich Liebende untereinander nannten. Jedenfalls konnte Renji nicht sehen, ob es irgendeine Art von Falle war. Also zuckte er mit den Achseln. „Nein, das mache ich nicht. Seine Frau nannte ihn so“, erklärte Renji und schob einen Fusuma-Schirm für sie zur Seite. „Es macht ihn traurig, sich an sie zu erinnern. Sie ist jung gestorben. Also lasse ich einfach das –sama weg.“ Renji lächelte über sich selbst und kicherte ein: „Oder ich nenne ihn ‚Babe‘.“ Shinobu sah so geschockt aus, dass Renji sich genötigt fühlte, es zu erklären: „Ja, das erste Mal war ein Versehen, aber er sagte, er würde es mögen.“ Wenn Shinobu eine Meinung darüber hatte, sagte er sie nicht. Stattdessen schien er über etwas sehr angestrengt nachzudenken. Sie waren schon fast am Kriegsraum, also entschied sich Renji, einfach zu fragen: „Warum wolltest du das wissen?“ Er warf Renji ein scheues Lächeln zu. „Ich habe auch einen besonderen Freund – oder hatte, vermutlich nicht mehr, da ich nicht mehr oft nach Hause gehen werde und sie jemanden anderes finden wird, aber na ja, meine Mutter sagt, dass mich jetzt jeder –sama nennen muss. Aber mein Freund, nun ja, sie nennt mich Bu oder Bu-chan und ich hasse es, dass sich das ändern muss, aber ich denke, es wird sich jetzt alles ändern, oder?“ Renji musste mit sich kämpfen, den Jungen nicht fest zu umarmen oder durch den Mopp von dunklen Locken zu wuscheln. „Ah, ich kann dir da nicht helfen, Kleiner“, sagte Renji freundlich. „Ich habe so etwas noch nie durchgemacht, außer vielleicht von der anderen Seite. Schau, ich habe meinen allerbesten Freund einmal verloren. Sie ist wie du. Sie ist aufgestiegen, um eine Lady zu werden, genauso wie du… na ja, du weißt schon, wenn du mehr herrschaftlicher wirst oder so etwas.“ Shinobu war sehr aufmerksam am Zuhören. Sie hielten vor dem letzten Wandschirm an, die Tür würde sie dorthin führen, wo sich alle zum Abendessen versammelt hatten. „Hast du sie seitdem noch einmal gesehen?“ „Ja“, lächelte Renji. „Ich habe Glück. Es gab eine lange Zeit, in der ich sie nicht gesehen habe, aber nun – tja, wir sind wieder Freunde.“ „Obwohl sie eine Lady ist?“ „Obwohl sie weit über mir steht.“ Shinobu nickte, er schien erleichtert zu sein, dass so etwas möglich war. „Bevor wir reingehen, kann ich dich noch etwas fragen?“ „Schieß los“, sagte Renji. Seine Stimme wurde zu einem aufgeregten Flüstern: „Bist du tätowiert, weil du ein Krimineller oder weil du ein Gangster bist? Oh! Oder beides?“ „Uh…“, bevor Renji überhaupt eine Antwort formulieren konnte, kam Eishirō auf sie zugelaufen. „Oh, Gott sei Dank, ihr seid beide hier. Miki ist das Warten leid und möchte den ersten Gang rausgeben.“ Dann, als würde er seine Beiläufigkeit vor dem jungen Erben realisieren, schlug Eishirō eine Hand über den Mund und verbeugte sich tief. „Ich meine... wenn mein Herr bereit ist,“, sagte er höflicher „werde ich ihr Eintreffen ankündigen.“ Shinobu beugte seinen Kopf würdevoll. Renji trat aus dem Weg. „Gehst du nicht mit mir?“, fragte Shinobu und klang ein wenig verletzt. Renji schüttelte den Kopf. „Ich sollte vermutlich noch nicht einmal vor dir stehen. Noch weniger sollten wir durch diese Tür gehen, Arm in Arm, als seien wir Gleichgestellte. Bin mir ziemlich sicher, dass das jemand falsch auffassen wird. Seine Tante würde es. Und ich möchte, dass diese Nacht etwas ruhiger für mich abläuft. Es tut meiner Beziehung nicht wirklich gut, wenn mich Byakuya zusammenstauchen muss, während ich auf den Knien bin. Außerdem stecke ich vermutlich schon tief in der-“, dieses Mal könnte sich Renji rechtzeitig stoppen: „Klemme mit deiner Familie, nachdem, was gestern Abend passiert ist.“ Shinobu runzelte die Stirn, doch er schien es zu verstehen. Er deutete Eishirō an, fortzufahren. Sobald er angekündigt und durch die Tür war, schob Eishirō diese zu. „Das war sehr... weise von dir, Vizekommandant“, sagte Eishirō in einem Ton, der andeutete, dass er sehr überrascht von Renji war, dass er zu so einer solchen Voraussicht in der Lage war. „Wir warten ein paar Minuten, damit es nicht so auffällig ist, dass ihr zusammengekommen seid.“ Renji nickte. Er hätte vielleicht nach Mikis ersten Gang gefragt, aber Renji war sich ziemlich sicher, dass sie nur auf den Erben warteten. Das Essen würde nun serviert werden, da er im Raum und an seinem Platz war. „Sag mir nicht, dass ich etwas Leckeres verpasse.“ Eishirōs Lippen hoben sich ein wenig. „Kommt darauf an, was du von Umibudo hältst.“ „Ich habe noch nicht einmal eine Ahnung, was das ist“, sagte Renji. „Dann wirst du es nicht vermissen.“ Während er sich seinen Weg durch die niedergelassenen Kuchiki bahnte, um zu dem Podium zu gelangen, auf dem Byakuya, Rukia und Shinobu saßen, hatte Renji einen seltsamen Rückblick auf die Akademie. Er konnte immer noch den alten Furz von Professor hören, wie er sagte: „Du kannst nicht nach vorne kommen! Denk mal an all die höher gestellten Leute, die aufstehen müssten, um dich vorbeizulassen.“ Hier war er, der gleiche Inuzuri-Hund von niederer Geburt, und walzte sich gerade seinen Weg, direkt durch die mächtigste Adelsfamilie der gesamten Soul Society, bis nach vorne. Er schaute rotzfrech auf ihre Scheitel. Heh, er hoffte, dass irgendwo der staubige, alte Sensei einen Herzinfarkt bekam. Er setzte sich an den Platz, den sie für ihn freigelassen hatten, und nickte allen zur Begrüßung zu. Rukia legte ein bisschen was von der Vorspeise aus seinen Teller, als hätte sie es nur für ihn aufgehoben. Renji lächelte sie an und haute dann rein. Hmm, es stellte sich heraus, dass 'Umibudo' eine Art von Seetang war, der auch 'grüner Kaviar' oder Meertraube genannt wurde. Salzig! Und sie zerplatzten in seinem Mund in einer Weise, die ihn wünschen ließe, er hätte noch ein paar mehr. „Ich vertraue darauf, dass wichtige Angelegenheiten zu deiner Verspätung geführt haben“, sagte Byakuya missbilligend. Renji blickte zum Erben, doch er würde ihr Geheimnis für sich behalten. „Ja, das tut mir leid. Ich wäre beinahe im Sentō der Elften beklaut worden. Ein paar Saukerle versuchten, mit Zabimaru davonzurennen.“ Byakuya sah verhalten geschockt – oder vage angeekelt aus. Rukia legte schockiert ihre Essstäbchen ab. „Oh, nein! Was ist passiert?“ Sie blickte zu Renjis Seite. „Sie haben ihn nicht bekommen, oder?“ „Ich wäre nicht hier, wenn ich ihn nicht zurückbekommen hätte“, bemerkte Renji. Dann versicherte er ihr: „Er ist oben in Sicherheit. Es ist nicht so, als hätte es da viel zu kämpfen gegeben. Sie hatten noch nicht einmal einen Rang. Sie rannten weg, sobald ich sie konfrontiert habe. Doch ich war dumm genug zu denken, dass Zaraki auch nur einen-“ , er hielt wieder inne und blickte zum Erben. „-Penny darauf geben würde. Also habe ich einige Zeit in der Elften vergeudet.“ „Hmm“, sagte Byakuya. „Du hättest es besser wissen müssen, als dich mit diesem Barbar abzugeben.“ „Ja, nun ja, er ist mein früherer Kommandant“, Renji fühlte sich genötigt, Zaraki ein wenig zu verteidigen. Doch bevor Byakuya deswegen ein Theater machen konnte, zuckte Renji die Achseln. „Aber ich denke, du hast recht. Es ist ihm egal. Ich denke... Ich meine, er hat angedeutet, dass so einige seiner Leute ein Zanpakutō bekommen. In dem sie es von anderen Shinigami holen.“ „Das würde mich nicht im Geringsten überraschen“, sagte Byakuya. „Wirklich? Denn mich hat das überrascht“, sagte Renji. „Ich habe in der ganzen Zeit, in der ich dort war, nie etwas davon gehört. Man möchte meinen, wir haben einen Ruf, wenn deine Leute ständig Zanpakutō klauen.“ „Hast du dich nie gefragt, warum die Leute kehrt machten, wenn sie die Elfte kommen gesehen haben?“, fragte Byakuya mit einem kleinen Grinsen. Renji gluckste ein wenig. „Ja, aber ich habe immer gedacht, dass das unser gesammelter Gestank war oder generell, weil wir harte Typen sind.“ „Die Elfte ist die Division des Kenpachi?“, fragte der Erbe. „Die stärksten Kämpfer?“ Renji nickte stolz, in der gleichen Zeit runzelte Byakuya die Stirn und sagte: „Nun ja, unter denen, die für den Titel töten würden, ja.“ Renji lehnte sich zu Shinobu herüber und sagte: „Da gibt es eine kleine Rivalität zwischen deinem Cousin und dem Kenpachi.“ „Wirklich?“, Shinobu blickte aufgeregt zu Byakuya, wollte mehr wissen. „So etwas gibt es nicht“, beharrte Byakuya, doch Renji hätte schwören können, dass sich die Spitzen von Byakuyas Ohren ein klein wenig rot gefärbt hatten. „Ich bin nur der Meinung, dass 'Stärkster' nicht korrekt ist, wenn der Kenpachi größtenteils ungetestet in den Hofgarden bleibt. Er hat kein Bankai. Er lehnt Kidō ab. Ich glaube einfach, da gibt es einige Kommandanten, die in der Lage wären, ihn zu besiegen.“ „Könntest du?“, fragte Shinobu. „Natürlich könnte er“, sagte Renji stolz. „Zaraki denkt das auch, sonst würde er nicht ständig einen Streit mit Kommandant Kuchiki vom Zaun brechen.“ Als Shinobu seinen neugierigen Blick zu Renji wandte, erklärte er: „Zaraki wird es langweilig, wenn er keine Herausforderung hat. Doch wenn er denkt, dass er einen guten Kampf verpasst, dann ist er irgendwie besessen. Du hättest stehen sollen, wie er Ichigo herumgejagt hatte.“ Sobald Ichigos Namen Renjis Lippen verlassen hatte, zuckte er in Mitleid für Rukia zusammen. Als er sich traute, sie anzuschauen, sah es aus, als wäre sie leicht geschlagen worden – etwas geschockt und verletzt und... traurig. Renji könnte sich selbst gegen den Kopf hauen, weil er diesen wunden Punkt angesprochen hatte. Und der Abend war so gut verlaufen. Sie waren alle still, als die Diener das Hauptgericht hereinbrachten. Von den silbernen Schüsseln und dem würzigen Geruch her vermutete Renji, dass es eine Art von Curry gab. Byakuya fummelte an seiner Sakeschale herum, ungewöhnlich zögerlich. Schlussendlich sagte er: „Sicher können wir ein Seelen-Ticket arrangieren. Da gibt es keine Beschränkungen. Selbst Menschen ohne...“ Scheinbar dachte Byakuya daran, dass es besser sei, das Offensichtliche nicht auszusprechen. „Ich meine, wenn du denkst, Kurosaki würde kommen.“ Rukias Augen glänzten vor kaum zurückgehaltenen Tränen. „Für was kommen?“ „Mein Geburtstag“, bot Byakuya an. „Oh, Nii-sama“, sagte Rukia, deutlich gerührt von dem Angebot. „Aber er ist immer noch im Koma. Ich weiß nicht, ob er rechtzeitig wach wird.“ Byakuya nickte im traurigen Verständnis. „Ah.“ Renji wünschte sich, er würde nah genug an Rukia sitzen, um ihr Knie zu drücken. Doch er saß zwischen Byakuya und Shinobu, also konnte er nur in ihr schmerzvolles Gesicht sehen. Renji wusste immer noch nicht, was Ichigo wollen würde, wenn er aufwachte und Urahara ihn über den Stand aufklärte. Leider konnte sich Renji nur zu leicht vorstellen, dass Ichigo die Art von Typ war, die sagen, es wäre alles in Ordnung. Jeden sagen würde, sie sollen die Verbindung abbrechen und er sich selbst durchschlagen wollte. Nah, scheiße. Das ist genau das, was passieren wird. Denn das war das, was auch Renji wollte, wenn er es war – niemanden zur Last fallen. Renji spürte ein Zupfen an seinem Ärmel. Er war so in Gedanken vertieft gewesen, dass er seine Pflicht, das Essen auszuteilen, total vergessen hatte. Doch als er nach der Schöpfkelle griff, flüsterte Shinobu: „Wer ist Ichigo? Und ist Rukia-sama deine Freundin? Die, die du verloren und wiedergefunden hast?“ Whoa, zu viele Fragen und überhaupt, wie kann es sein, dass der Junge so scharf von Verstand war? Doch Renji vermutete, dass Tante Masama vielleicht ein oder zwei Dinge davon gesagt hatte, dass Rukia auch aus Inuzuri stammte. „Ja“, sagte er, als er das dicke Curry austeilte. Er hielt seine Stimme leise, als er erklärte: „Und Ichigo ist Rukias besonderer Freund. Er wurde wirklich böse verletzt, als er der Soul Society geholfen hat. Er... Da sind einige Wunden, die man nicht heilen kann und er wird nie wieder derselbe sein.“ „Es ist eine bittere Pille“, fügte Byakuya hinzu, denn scheinbar war Renjis leiseste Stimme noch laut genug. „Denn Kurosaki hat so vieles unbeschadet überstanden. Es schien unmöglich, dass jemand so starkes so unwiderruflich verletzt wird. Doch er ist ein Krieger und das ist das Schicksal eines Kriegers.“ Renji versuchte, Rukia in die Augen zu sehen, doch sie starrte fest in ihren Schoß. Es war gut zu erkennen, dass sie versuchte, nicht zu weinen. „Ichigo ist die Art von Person, die jeden Preis dafür zahlen würde, seine Freunde zu retten. Aber, weißt du, er hat den Löffel nicht abgegeben, ok? Und wo Leben ist, ist auch Hoffnung.“ Rukia schaute daraufhin auf. Renji nickte ihr zu und wünschte, sie könnte seine Gedanken lesen. Denn in den Tiefen seines Herzens wusste Renji, dass Ichigo einen Weg zurück zu ihr finden würde. Das würde er immer. Sie musste ihm nur vertrauen und warten. „Der Mann, der die Welt gerettet hat, heißt Erdbeere?“, fragte der Erbe. Das änderte die Stimmung. Alle am Tisch schafften es, zu lächeln oder sogar etwas zu lachen. Rukia fügte hinzu: „Und er hat Zwillingsschwestern die nach Zitrusfrüchten benannt sind.“ Shinobu blinzelte. „Ist seine Familie verrückt?“ Byakuya nippte an seinem Sake und murmelte: „Ziemlich wahrscheinlich.“ Da war ein kleiner Aufruhr an der Tür, als ziemlich plötzlich Eishirō verkündete: „Kommandanten Shunsui Kyōraku und Jūshirō Ukitake.“ Byakuya setzte seine Schale ab. „Was soll das?“ Doch als sich die Türen aufschoben, erhob sich Byakuya. Das sorgte dafür, dass jeder Kuchiki in dem Raum ebenfalls aufstand. Renji kam schnell auf die Füße, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass er eher auf die Knie fallen müsse, da er der einzige Nicht-Kuchiki im Raum war. Kyōraku hob seinen Strohhut an und blickte all die stehenden Kuchiki an. Dann sagte er: „Oh ho! Was für ein Empfang!“ Ukitake lächelte eines seiner strahlensten Lächeln und sagte: „Wir haben dir Sake gebracht, Byakuya. Frisch gebraut!“ Geduckte Diener huschten herum, um einen weiteren Tisch auf dem Podium aufzubauen und Essen auszulegen. Die Kommandanten schritten in den Raum, als seien sie eingeladen und Byakuya brachte ein mäßig zivilisiertes „Kommandanten. Es ist eine... Überraschung euch zu sehen“ heraus. „Du scheinst das 'erfreuliche' weggelassen zu haben“, lachte Kyōraku und klopfte Byakuya ordentlich auf den Rücken. Er nickte Renji und Rukia zu und dann sah er den jungen Erben. „Ah, wenn das nicht mein entfernter Cousin ist! Shinobu Kuchiki!“ Renji blickte zwei Mal zwischen ihnen hin und her und konnte die Ähnlichkeit erkennen: die Locken, der offene Ausdruck – ja, das erklärte tatsächlich Einiges. „Oh!“, machte Ukitake fröhlich. „Das macht unser Geschenk besonders Speziell. Wir haben dir einen Vorrat von der Kyōraku-Marke mitgebracht.“ Er hob den Krug. „Das ist die erste Flasche, die abgefüllt wurde. Aber der Rest ist in den Händen seines Hausverwalters. Jeder kann etwas davon probieren.“ „Es ist fast so, als habt ihr gewusst, dass ihr eine große Familienversammlung unterbrecht“, bemerkte Byakuya eisig. „Oh, ho! Sei nicht so mürrisch, Herr Byakuya“, sagte Kyōraku und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Renji bemerkte, dass er Katen Kyōkotsu wie gewöhnlich an seiner Seite hatte, ebenso wie Ukitake Sōgyo no Kotowari trug. Offensichtlich haben sie den Hinweis nicht erhalten, unbewaffnet aufzutauchen. „Du kannst nicht sauer mit uns sein. Wir haben Wein mitgebracht!“ Byakuya setzte sich, als Ukitake sich niedergelassen hatte und der ganze Raum setzte sich, mit einem kollektiven Geraschel von teurer Seide, wieder hin. Ukitake blickte sich im Raum um, lächelte all die Gesichter an, die ihm abgewandt waren oder ihn ignorierten. „Wow, das muss fast die ganze Familie sein.“ „Nein“, sagte Byakuya. „Es sind noch viele andere auf dem Weg. Und ein paar sind... früher abgereist.“ „Und nun hast du einen weiteren – auch wenn entfernten – Verwandten an deinem Tisch“, sagte Kyōraku jovial, als wäre all das ein großer Witz. „Auch wenn der Höllenschmetterling meine Einladung zu deinem Geburtstagssoiree verloren haben muss. Kein Problem, ich bin mir sicher, er wird noch rechtzeitig eintreffen.“ Byakuyas Lippen wurden dünn. „Durchaus.“ Ukitake lehnte sich vom separaten Tisch vor und gab hinter Byakuyas Rücken Renji den Sake. „Wärst du so lieb und würdest uns ausschenken?“ „Uh, ja, Kommandant“, sagte Renji und nahm ihn mit beiden Händen und einer Verbeugung. Renji konnte fast spüren, wie sich Byakuyas Rücken aufstellte, wie eine verärgerte Katze. „Darf ich fragen, was euch heute Abend hier herbringt?“ „Wir sind gekommen, um frischen Sake zu bringen“, sagte Kyōraku. „Und eine kleine Neuigkeit aus dem Rukongai über unseren gemeinsamen Freund Daisuke.“ Kapitel 28: Demons, Demons Everywhere... ---------------------------------------- Während er Ukitake den Sake einschenkte, schaute sich Renji im Raum um. All die Gruppen der Kuchiki-Familie starrten höflich auf ihre eigenen Teller, doch das leise Gemurmel der Unterhaltungen war verschwunden. Der Raum war still vor Neugierde. Offensichtlich war jedes Ohr zum Podium gerichtet. Und, was? Kyōraku würde jetzt einfach anfangen über den Kagema sprechen, den Byakuya angeheuert hatte. Das würde niemals gut gehen. Renji war in Uniform. Er hatte das Gefühl, als müsse er das zu irgendeinem Vorteil nutzen, als würde er diese beiden aus dem Raum scheuchen können. Doch es war bereits zu spät. Hätte er sie im Flur oder an der Tür aufhalten können, wäre es so gut wie erledigt gewesen, doch die Kommandanten saßen nun und die Diener versuchten hektisch, ihnen die verschiedenen Gänge nachzuliefern. Byakuya saß da wie ein Stein, als hoffe er, dass sich die beiden Kommandanten unter der schieren Kraft seiner Missbilligung in Luft auflösen würden. Rukia sah in etwa so aus, als säße sie in der Zwickmühle, als würde sie sich wünschen, etwas tun zu können, doch sie war gefangen zwischen der Hingabe zu ihrem Bruder und der Loyalität ihrem Kommandanten gegenüber. Kyōraku würde in der nächsten Sekunde die Führung dieses Theaters übernehmen, es sei denn, Renji tat etwas. „Denkst du nicht, dass Angelegenheiten wie dieses besser für das Büro aufbewahrt werden sollten?“, fragte Renji fast ohne Knurren. Ok, er hatte es total geknurrt. Er konnte es daran ausmachen, wie überrascht die beiden Kommandanten eine Bewegung zurück machten. Ein schlauer Kerl würde vermutlich einen Rückzieher machen, doch stattdessen fügte Renji hinzu: „Das ist ein Abendessen mit der Familie, oder nicht? Mir wurde gesagt, man solle Politik aus solchen Dingen herauslassen.“ Kyōraku ließ eines seiner typischen, kehligen Lachen heraus und sagte: „Ah, Shiro, hast du jemals gedacht, dass der Tag kommen würde, an dem ich von jemandem so Junges in Tischmanieren unterrichtet werde?“ Ah, Scheiße. Kyōraku hatte es nicht gesagt, aber er hätte es auch genauso gut tun können: Nicht nur zu jung, sondern auch noch aus der falschen Bevölkerungsschicht. Renjis Wangen wurden knallrot. Ohne Zweifel dachte jeder in diesem Raum, dass Renji immer zu weit gehen musste – besonders nach letzter Nacht und all dem Scheiß zwischen dem Mon und Tante Masama. Er sollte einfach die Klappe halten. Warum beharrte Byakuya darauf, dass Renji zu solchen Veranstaltungen aufkreuzen musste? Er vermasselte es jedes Mal. Verdammt noch mal, er wurde 0 zu 2 geschlagen. Renjis Kopf war gebeugt, so konnte er sehen, wie Byakuyas Hand unter den Schutz des Tischs glitt und sein Knie unterstützend drückte, während er sagte: „Renji sagt nur das, was ich nicht kann. Ihr seid an unserem Tisch willkommen, aber wir werden die Angelegenheit um Daisuke in einem angemessenerem Rahmen besprechen. Mehr Lachen von Kyōraku, der seinen Partner theatralisch mit dem Ellbogen stieß. „Oh ho! Eine verschworene Front! Diese beiden sind beeindruckend, wenn sie zusammenarbeiten.“ „Hör auf, die Jungen zu ärgern, Shunsui“, mahnte Ukitake. „Wo bliebe da der Spaß“, lachte Kyōraku, spülte seinen Sake mit einem großen Schluck hinunter. „Als Nächstes sagst du mir, dass ich aufhören soll, mit den Damen zu flirten!“ Rukia kicherte daraufhin leise. Renji wusste nicht warum, aber er vermutete, dass die meisten Frauen der Hofgarden Kyōraku lustig fanden, als wüssten sie alle, dass er harmlos war, da er so offensichtlich von Ukitake in Bann gezogen war. Es muss so etwas wie ein weiblicher 'Gaydar' sein, denn Renji hatte noch nie verstanden, wie Kyōraku mit all dem wegkam. Der Typ war riesig, wie ein Bär gebaut und er trug zwei Dämonen von unermesslicher Kraft bei sich. Doch wenn er auf die Frauen schielte, taten sie es lachend ab, selbst wenn Kyōraku ein bisschen mehr aufs Ganze ging... Ein leichter Schauder ließ Renjis Wirbelsäule hinunter. Der Typ jagte Renji einen Heidenangst ein. Doppelt so viel seit er Gerüchte darüber gehört hatte, dass Kyōrakus Shikai beinhaltete, wortwörtlich aus dem Schatten zu springen und den Leuten die Klinge in den Rücken zu jagen. Und... Kinderspiele. Als wäre das keine gruselige Scheiße. Kein Wunder, dass sich der Typ danach zulaufen ließ. Renji nahm einen Schluck Sake. Verdammt, der war weich und mit einem solch angenehmen Hauch von etwas Blumigen. Kyōraku muss Renjis Reaktion auf den Sake bemerkt haben, denn er grinste und nickte: „Gut, nicht wahr?! „Ja, Kommandant, sehr“, stimmte Renji zu und nahm einen weiteren Schluck, bevor er die Schale wieder absetzte. Er würde sich selbst im Zaum halten. Es wäre einfach, sich an so etwas Gutem zu betrinken und Gott allein wusste, was er sagen würde, wenn er tatsächlich betrunken war. „Ich würde ihn gerne probieren“, sagte der Erbe und erinnerte plötzlich alle daran, dass er da war. „Nein“, sagte Byakuya, seine Stimme war wie ein Hammer auf einer Stahltrommel. Ukitake, der schon nach der Flasche gegriffen hatte, war überrascht, die Augen waren geweitet. Kyōraku, der scheinbar irgendetwas lustig daran fand, sagte: „Einmal probieren wird ihm nicht schaden. Tatsächlich würde ich anhand eines Teils seiner Abstammung denken, dass er eine ziemliche Toleranz dafür hat. Würdest du nicht auch sagen, mein Junge?“ „Das, Shunsui, ist, was ich am meisten fürchte“, sagte Byakuya. „Er ist mir anvertraut worden. Ich werde nicht zulassen, dass er sich in einen Kyōraku-Säufer verwandelt.“ „Autsch“, lachte Kyōraku. Er täuschte eine tiefe Verwundung vor, indem er eine Hand über sein Herz legte. „Du hast mich verletzt, Herr Byakuya. Ich bin furchtbar verletzt“, sagte Kyōraku und klang alles außer genau das. Dann lachte er wieder. „Weißt du, ich bin wirklich eine Ausnahme. Die meisten Kyōrakus sind perfekt anständige, friedfertige Adlige. Nicht ein Skandal unter ihnen.“ Renji erschrak. Nicht so wie Byakuya, da der Skandal ihm ja seid Hisana gefolgt war. Und... hier saß Rukia und er selbst, wie eine nette Erinnerung an Byakuyas skandalöse Vergangenheit. Ja... das wurde in Windeseile super unangenehm. Ukitake schien es auch mitzubekommen. „Du musst meinem Shunsui vergeben, Byakuya“, sagte er. „Der Kampf um das falsche Karakura hat uns allen viel abverlangt.“ „Ah“, sagte Byakuya, seine Hand verließ Renjis Knie. Renji fiel die plötzliche Abwesenheit sehr auf, fast wie eine Ohrfeige. „Natürlich. Dämonen.“ 'Dämonen'. Da lag viel Spott in der Weise, wie Byakuya das Wort förmlich ausspie. Renji blickte finster, hatte das Gefühl, dass dieser Seitenhieb halb an ihn gerichtet war. War das ein Teil von Byakuyas ganzen Streitpunkt bezüglich Zabimaru? Hatte Kyōraku Byakuya in irgendeiner Weise gepeinigt, während er unter dem 'Einfluss' seiner Zwillignsdämonen stand? Die Diener kamen mit etwas Nachtisch oder so etwas in der Art, doch Renji bemerkte kaum, was es war. Etwas grünes, leicht Zitroniges. Ukitake fing ein wenig Small Talk mit Rukia an und überließ es Renji, Byakuya und Kyōraku, in verschiedene Richtungen zu starren – damit sie sich nicht anschauen und reden mussten. Der Erbe nahm die ganze Dynamik still und in einer Art an, die Renji sich fragen ließ, ob er Kyōrakus Fähigkeit geerbt hatte, mit dem Schatten zu verschmelzen. Denn Scheiße, bis der Junge vor ein paar Augenblicken angefangen hatte zu reden, war es, als wäre er verschwunden. Renji ließ ein stilles, privates Seufzen heraus. Das war Mist. Nur einmal in der Woche wollte er ein nettes, ruhiges Abendessen mit Byakuya, ohne irgendwelche Schlamassel oder politisches Fettnäpfchenwandern oder... verschissene Dämonen. Zabimaru zischte. Renji bereute sofort den letzten Gedanken. Er wäre nichts ohne Zabimaru, aber verdammt, die Dinge sind so... verworren seit der Nacht, in der sie Rukia zurückgebracht hatten. Er war Zabimaru näher gekommen. Das war das erste Mal gewesen, in dem er wirklich in der Lage gewesen war, den Dämonen in seinem Inneren absichtlich, auf Kommando, zu rufen und alles seit dem – selbst Bankai – fühlte sich... Fühlte... … sich wie ein Schritt zurück an? Als würde er ein die Maske der Nähe überziehen, doch Zabimaru war irgendwie nicht mehr vollständig dabei... oder... Renji schüttelte seinen Kopf. Eh, es war vermutlich dieses dämliche Reinigungsritual, das ihm da in den Weg kam. Es würde nach einiger Zeit wiederkommen. Urahara hatte gesagt, das würde es. Richtig, denn der Typ log nie. Scheiße. Nun ja, da sie sich nicht beeilten, Aizen zu bekämpfen, konnte er und Zabimaru etwas gemeinsame Zeit mit Training verbringen. Nach all den demütigenden Kämpfen in Hueco Mundo war Renji noch entschlossener, noch stärker zu werden. Es war deutlich, dass Byakuya recht behalten hatte. Er beherrschte Bankai noch nicht wirklich. Aber einen Schritt nach dem Anderen: Er muss Zabimaru zurück aus dem Nebel des Reinigungsrituals holen. Der Nue hatte sich danach nicht mehr manifestiert und sie hatten kaum geredet. Es ließ Renji unruhig werden. Vielleicht sollte er es tatsächlich mal mit Meditation versuchen, statt sich einfach hindurch zu kämpfen. Renji lachte bei dem Gedanken über sich selbst. Als würde Zabimaru, ein Nue, ein Dämon des Unglücks, ihm jemals näher kommen, in dem er friedlich träumte... Schön wär's. Denn wäre das Zanpakutō vielleicht etwas friedvoller, hätte Byakuya vielleicht auch nicht so eine verdammte Angst vor Zabimaru. Scheiße, Byakuyas Angst ließ Renji bei seiner eigenen Stärke zögern. Und das würde nicht funktionieren. Nicht, wenn er stärker werden wollte. Plötzlich standen die Leute auf und wünschten sich eine gute Nacht. Renji kletterte auf die Füße, als Byakuya zu Kyōraku sagte: „Lass deinen Vizekommandanten einen ordnungsgemäßes Treffen mit meinem arrangieren, dann können wir das Thema Daisuke diskutieren.“ Kyōraku lachte. „Ja, ja. Ich mache alles ordnungsgemäß, Herr Byakuya. Genauso wie du es magst.“ Dieses Kommentar belohnte Byakuya mit einer Maske völliger Kälte. Kyōraku natürlich hatte kein Gefühl dafür, es dabei zu belassen. „Brr“, spottete er. „Hast du gespürt, wie plötzlich die Luft abkühlte, Shiro?“ „Ja“, sagte Byakuya mit einem Hauch Schnippigkeit zu seinem Partner. „Ich sollte dich hier raus befördern, bevor die Hölle losbricht und die Kyōraku/Kuchiki-Fehde wieder auflebt und du den Heiratsvertrag von deiner Cousine zerstörst. Sie würde dir nicht danken, Shunsui.“ „Ah, tatsächlich nicht“, gab Kyōraku mit einem Seufzen zu. „Noch würde es mein Bruder. Ich habe da schon genug Ärger.“ „Oh, ja. Das hast du“, sagte Ukitake mit einem lustigen kleinen Lächeln. „Mehr als genug.“ Nach dieser seltsamen Bemerkung wünschten die Kommandanten eine gute Nacht und auch Rukia entschuldigte sich und ließ sie alleine. Der Erbe tauchte mit einem Gähnen wieder auf und sagte, dass er den Weg zurück in seinen Raum alleine finden würde... was Renji sich fragen ließ, wie 'verirrt' er früher am Abend wirklich gewesen war. Da der Junge aus dem Raum ging, blieb Renji nur noch mit einer Frage zurück. Nachdem Byakuya seine Runde gedreht hatte, um seiner Familie gute Nacht zu sagen und sie alleine waren, zögerte Renji an den Stufen zu den Räumlichkeiten des Hausherrn. „Also... ähm, möchtest du die Nacht mit diesem Dämon verbringen oder nicht?“ Da war einen Herzschlag lang ein Zögern, was Renji tief in seinem Inneren traf. Dann schien sich Byakuya schütteln, doch wie Renji bemerkte, ließ er die kalte Maske nicht einmal für eine Sekunde fallen. „Natürlich“, sagte Byakuya. „Sei kein Narr. Es ist nur, dass“, Byakuya schien nach einer Beleidigung zu suchen, nahm dann aber: „...dieser alte Mann unter meine Haut geht.“ Renji hob eine Augenbraue über Byakuya. Er lehnte die Hüfte gegen die Wand und sagte: „Bist du sicher. Denn ich bezahle nicht für die Fehler eines anderen Mannes.“ „Was glaubst du, was du weißt?“ „Ich habe keine Ahnung von Nichts“, sagte Renji, seine Hände gingen wegen der Schärfe in Byakuyas Stimme nach oben. „Du bist derjenige, der die Verbindung beim Abendessen gemacht hat. Oder habe ich mir das nur eingebildet?“ „Ich...“, ok, plötzlich war ein Hauch von Emotion im Zögern, was Renji Hoffnung schenkte. „Vielleicht wäre es das Weiseste, wenn wir nur zusammen schlafen. Aber ich würde...“, ein weiterer Riss in der Maske, als Byakuyas Blick sich hob, um Renjis Augen kurz zu treffen. „...es mögen, wenn du bleibst.“ Heilige Scheiße. Fragte Byakuya danach, zu kuscheln? Renji grinste. „Ja, das kann ich machen.“ Während sie die Treppenstufen hinaufgingen, wollte Renji nach Byakuyas Hand greifen, doch der Kommandant schien immer noch zu steif und gereizt zu sein. Byakuya seufzte, als Renji die Tür zu den Gemächern für sie aufschob. „Glaubst du, dass Daisuke in Ordnung ist?“ Renji zuckte mit den Achseln. „Anhand der Laune von Kyōraku schwer zu sagen, doch ich bezweifle irgendwie, dass er das Kind in wirklicher Gefahr zurücklassen würde.“ Er ging hinüber zum Kleiderschrank und fand seine zerschlissene, geblümte Wollrobe bei Byakuyas feiner Seide. Er musste lachen, denn die Wäscherin hatte alles ein wenig auseinandergeschoben, als wolle sie sicherstellen, dass die Wolle die Seide nicht beschmutzte. „Meine Vermutung ist, dass er Daisuke in irgendeinem Unterschlupf oder so versteckt hat.“ Byakuya öffnete den Obi seines Hakama. Der Kimono, den er diesen Abend getragen hatte, war so einfach wie für einen solchen Anlass angemessen – ziemlich dezent in einigen Schattierungen des Kuchiki-Blaus und nicht so viele Lagen – doch vermutlich musste er trotzdem nach jemanden klingeln, der den ganzen Stoff anständig faltete und wegbrachte. „Ja, dennoch sorge ich mich nicht so sehr darum, wo er gerade ist, sondern mehr über die Umstände, die ihn gezwungen haben, zu fliehen. Falls es das ist, was passiert ist. Dennoch dachte ich, dass nach dem Sieg über die Arrancar keine Unruhen mehr im Rukongai sind.“ Renji schaffte es noch rechtzeitig, ein Schnauben zu unterdrücken. „Da ist immer Ärger im Rukon, Kommandant.“ Ziemlich präzise faltete Byakuya seinen Hakama und legte ihn in einer leeren Nische ab. Er rollte den Obi auf, während er die Stirn runzelte. „Ich vermute, dass ist wahr. Trotzdem bin ich enttäuscht, dass es nicht mit Aizens Niederlage aufgehört hat.“ Da Renji seinen eigenen Obi ebenfalls geöffnet hatte, fiel sein Hakama auf den Boden. Er dachte daran, ihn auf dem Tatami liegen zu lassen, doch Byakuya deutete auf einen leeren Korb neben einem nahegelegenen Bücherregal. „Kein Kommentar?“, fragte Byakuya, während er die Knoten der ersten Lage von Kimonos öffnete. „Ich hätte gedacht, dass du etwas über den normalen Stand der politischen Unruhen im Rukongai zu sagen hast.“ Renji warf Byakuya über die Schulter hinweg einen finsteren Blick zu. „Was sollte ich darüber wissen? Inuzuri war nicht gerade ein Ballungsgebiet der Radikalen. Wir waren zu fokussiert auf die nächste Mahlzeit, um uns mit der Planung eines Umsturzes zu beschäftigen.“ Renji schaffte es noch, nicht hinzuzufügen, dass er irgendwie immer im Verdacht hatte, dass das der Grund für das Hungern war. Ablenkung durch jämmerlichen Hunger. „Tatsächlich? Wie ist denn dein Bruder zu solchen Freunden gekommen?“ Die Kosode hatte er fertig geöffnet, nun begann Renji mit dem Shitagi. „Gefängnis? Ich weiß nicht. Ich meine, wenn ich nach Leuten suchen würde, die von dem System wirklich angepisst sind, würde ich wohl dort anfangen.“ Byakuya ließ ein kleines, humorvolles Schnauben heraus. Dann, nach einem Moment Nachdenken, fragte er: „Aber sicher kann niemand eine Revolution aus einer Gefängniszelle heraus anstoßen, oder nicht?“ „Da musst du Seichi fragen“, sagte Renji und warf den Rest seiner Uniform in den selben Korb wie seinen Hakama. „Doch warum nicht. Ich meine, es ist nicht wie das Madennest, wo man bis in alle Ewigkeit eingeschlossen wird und einen Graben um sich herum hat und all den Scheiß. Soweit ich weiß, arbeiten die Leute in Minen und so weiter. Ich wette, mit ein wenig Einfallsreichtum können sie auch mit den dort ansässigen Bewohnern Kontakt aufnehmen.“ „Mmmm“, murmelte Byakuya. Renji konnte seine Augen auf sich spüren, drehte sich um und sah, wie Byakuya seine nackte Kehrseite bewunderte. „Hey“, sagte Renji und deutete mit seinem Kimono auf Byakuyas Brust. „Jetzt gibt’s nichts davon. Wir schlafen nur, erinnere dich daran.“ Byakuya seufzte enttäuscht, als Renji in die Kirschblüten-Robe glitt. Er deutete auf die großen, auffälligen pinken Blütenblätter und sagte: „Zumindest bin ich immer noch auf dir.“ „Heh“, Renji grinste und lehnte sich vor, um Byakuya auf die Wange zu küssen. Doch Byakuya drehte sich schnell und fing Renjis Lippen. Sie kamen so schnell zusammen, dass ihre Bäuche gegeneinander stießen. Renji erholte sich von dem Hinterhalt und begann, den Kuss zu erwidern, Byakuyas Hände griffen nach oben und lösten Renjis Bandana und Haarband. Warte, dachte Renji, während er den Sake auf Byakuyas Zunge schmeckte, das ist zu schnell für eine Nacht mit Kuscheleinheiten. Als die Haare geöffnet waren, zog sich Renji vom Kuss zurück, um wieder zu Atem zu kommen. Er legte die Hände auf Byakuyas Schultern, um ihn in Schach zu halten und sagte: „Was machst du da, Babe? Denkst du, wenn du mich nur bespringst, mach ich mit?“ Byakuyas Lippen verzogen sich schuldbewusst, doch dann wurde ein kleines Lächeln daraus. „Du musst zugeben, dass diese Strategie in der Vergangenheit bereits funktioniert hat.“ „Sie ist uns auch schon um die Ohren geflogen.“ Um zu zeigen, dass er es nicht böse meinte, küsste Renji Byakuyas Nasenspitze. Doch er hielt inne, um Byakuya fest in die Augen zu blicken. „Besonders, wenn du zu viel getrunken hast.“ „Pass auf, was du sagst“, sagte Byakuya, seine Augen verengten sich und sein Reiatsu stieg an. „Ja, schau. Genau das. Das ist der Grund, warum wir heute Nacht nichts tun werden.“ Renji sprach ruhig, doch er war angespannt genug, um Byakuya fest von sich zu stoßen. Doch dann dachte er noch einmal drüber nach. Er atmete aus und ließ seine Hände die Schultern massieren, die sich wie Granit unter seinen Handflächen anfühlten. „Ich dachte eben, du fragst nach etwas Nettem. Ich könnte dir etwas Nettes geben – eine Massage, ein wenig kuscheln – doch du musst nach den Regeln spielen, Babe. Du hast mir versprochen, dass du das würdest, erinnerst du dich? Nach dem Gasthaus.“ Byakuyas Blick glitt zu Boden. Er blickte ihn so lange an, dass Renji dachte, er müsste vielleicht doch gegen ihn ankämpfen, doch dann schnaubte Byakuya fast tonlos: „Ich hasse Versprechen.“ „Ja, ich habe das verstanden. Blöde Versprechen“, sagte Renji. „Doch dieses ist nicht wie die Anderen. Brichst du diese...“ Renji wollte noch nicht einmal daran denken, oder noch schlimmer, anfangen Drohungen auszusprechen, also wechselte er zu einem anderen Kurs. „Schau, ich frage nicht nach etwas Unvernünftigen, oder?“ Ein langer Atemzug, wie das Zischen eines Reifens, der die Luft verliert, entwich Byakuyas Lippen. „Nein“, sagte er. „Das tust du nicht. Lass mich mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht spritzen und ich komme dann zu dir ins Schlafzimmer.“ Renji hatte gerade gefunden, wonach er suchte, als Byakuya in das große Schlafzimmer kam. Byakuya hatte den letzten Rest seines offiziellen Kimonos und den Kenseikan abgelegt. Nun trug er einen einfachen, silbrigen Kimono mit weißgrauen Schwänen, die auf den Stoff gemalt worden waren. Der Effekt der Malerei ließ es aussehen, als würden die Vögel durch eine Wolkenbank aufsteigen oder über eine verschneite Fläche gleiten. Byakuyas Augen wurden groß, als er sah, was Renji tat. „Du verwirrst mich“, sagte er frei heraus. „Ist das nicht unsere Spielzeug-Kommode?“ „Ist es“, sagte Renji und nahm die kleine Box heraus, nach die er gesucht hatte. „Und das sind Massageöle. Ich habe mich daran erinnert, dass ich sie im Hotelzimmer gesehen habe, nach dem du den Laden gekauft hast.“ Byakuya sah skeptisch aus. „Meinen Körper mit Öl einzuschmieren soll mich weniger an machen?“ „Es ist nur einschmieren. Himmel, es macht nur meine Hände weniger rau. Es wird direkt von meiner Haut aufgesaugt. Außerdem, wenn ich es richtig mache, kann es dich zum Einschlafen bringen.“ Byakuya runzelte weiter die Stirn und sagte: „Du bist fest entschlossen, mich zu testen. Oder nicht?“ „Nein“, sagte Renji. „Das ist das Letzte, was ich tun möchte.“ Er schaute zu den Ölen und dann wieder zur Kommode. „Ich kann sie zurücklegen.“ Byakuya schüttelte seinen Kopf. „Nein, ich möchte es ausprobieren. Besonders da es so klingt, als hättest du einige Erfahrung damit. Sollte ich eifersüchtig sein?“ „Auf die Tatsache, dass ich oft steife Muskeln hatte und andere Kerle kenne, die das haben? Sicher, wenn du willst“, sagte Renji und kam zum Bett hinüber. „Nun roll dich herum und zieh dein Kimono herunter, damit ich an deinen Rücken komme.“ Byakuya zuckte. Dann blinzelte er zu Renji hinauf und sagte: „Sag mir noch einmal, wie das nicht sexy sein kann?“ Renji grinste breit. „Du bist lasterhaft wie die Sünde selbst, wenn du betrunken bist. Weißt du das, Liebster? Ernsthaft. Doch dieses Mal ist eine Rückenmassage nur eine Rückenmassage, ok?“ „Also gut“, sagte Byakuya und öffnete den Knoten um seine Taille mit einem absolut zweifelnden Blick. Als Byakuya sich herrichtete, überlegte Renji, dass er sich lieber nicht rittlings auf Byakuyas Hintern setzen sollte. Es wäre unangenehmer, alles von einer Seite aus zu machen, aber aufgrund des Drumherums war es vermutlich schlauer. Während Byakuya die Kissen aufschüttelte, öffnete Renji die Flaschen und roch an jeder. Er stellte fest, dass er drei der fünf mochte, also bot er sie Byakuya zum Riechen an. „Was denkst du von dem hier?“ „Billig.“ „Ok“, lachte Renji. „Aber du erinnerst dich, dass du derjenige warst, der die gekauft hat. Wie ist es mit dem? Es ist etwas Subtiler.“ „Viel besser“, stimmte Byakuya zu und hielt seine Haare aus dem Gesicht, um noch einmal zu riechen. „Ja, ich kann es kaum riechen, aber es hat einen Hauch von Würze. Das finde ich gut.“ Renji saß neben dem Bett und stellte die abgewiesene Flasche an das Ende des Tisches. „Ok, das ist blumiger. Magst du es mehr?“ „Es ist in Ordnung“, sagte Byakuya. „Aber nimm das Zweite.“ Er war nur ein wenig überrascht, dass Byakuya nicht das Blumige wollte, dann blickte er auf Byakuya hinunter und verlagerte etwas unsicher das Gewicht. Byakuya beobachtete ihn etwas misstrauisch, als Renji sich etwas von dem Massageöl in die Hände schüttete und sie aneinander rieb, um es zu erwärmen. „Ich werde dich anfassen, weißt du“, sagte Renji. „Viel. Ist das in Ordnung für dich?“ „Wir werden sehen.“ Zumindest war es ehrlich. „Möchtest du ein Sicherheitswort?“ Byakuya schnalzte mit der Zunge, als würde ihn alleine der Vorschlag beleidigen. „Für eine Massage?“ „Warum nicht?“, fragte Renji. „Es ist nicht so, als wäre das vollständig in deiner Komfort-Zone.“ Renji blickte zu, dem nun flach atmenden, Byakuya hinunter. „Schau dich an, du bist steif wie ein Brett. Und überhaupt, du musst mir sagen, ob ich mehr oder weniger Druck verwenden soll. Mir wurde schon gesagt, ich werde übertrieben enthusiastisch.“ „Hmmm“, Byakuya drehte seinen Kopf und ließ ihn auf den Kissen ruhen. „Wir reden nicht über Sex?“ „Heh, korrekt, aber nein.“ Renji legte versuchsweise seine Hand in Byakuyas Kreuz. Langsam und sanft rieb er Kreise bis zu den Schultern hinauf und wieder hinunter. „Ok?“ „Ja“, sagte Byakuya. Dann, wie aus dem Nichts, sagte er: „Ichigo.“ Renjis Hand sprang hinauf und er blickte sich im Raum um. „Wo?“ „Nein, mein Sicherheitswort. Erdbeeren. Ich hasse sie.“ Mit seinen Händen in der Luft versuchte Renji lange Zeit, die Idee zu verarbeiten. Schlussendlich brach er in Gelächter aus. „Ok, ich denke wir wissen, mit wem wir keinen Dreier haben werden. Denn das wäre nur verwirrend.“ Byakuya machte einen höhnischen Laut und gab sonst keinen weiteren Kommentar ab. Lächelnd legte Renji diesmal beide Hände auf Byakuyas Rücken und begann, ein wenig fester zu reiben. „Ichigo, huh? Nun ja, es wäre wirklich ein Stimmungskiller. Das lässt mich auf der Stelle mausetot umfallen. Es ist nicht so, als würde ich noch irgendetwas mit dir machen wollen, wenn du den Namen eines anderen Mannes rufst. Also, wie wäre es mit etwas für 'Gelb'?“ „Kann ich nicht einfach mehr oder weniger sagen?“ „Ja, natürlich“, sagte Renji. Doch er lehnte sich vor, um Byakuyas Schultern zu drücken. „Aber ich habe gerade angefangen, dich kennenzulernen. Ich meine, ich hatte keine Ahnung, dass du Erdbeeren hasst. Und scheiße, deine Schwester ist einer verfallen.“ „Pfft“, machte Byakuya. „Erinnere mich nicht daran.“ Renji ließ seine Finger Byakuyas Rücken auf und ab gleiten, ließ sich Zeit, um die Schulterblätter zu massieren und die Muskeln zu lockern. Verdammt, da waren viele Verspannungen, doch Renji arbeitete bedächtig und geduldig. Nach einigen längeren Minuten sagte Byakuya verschlafen: „Kompeitō. Ich hasse sie nicht total, denn Yachiru liebt sie so sehr. Dennoch könnte ich auf sie verzichten. Zu süß. Das kann gelb sein.“ „Also Erdbeeren und Süßes“, sagte Renji nickend. „Verstanden.“ Mit einem Seufzen sagte Byakuya: „Das fühlt sich gut an.“ „Ja? Nicht zu fest?“, fragte Renji, während er eine besonders hartnäckige Stelle knetete. Mit seinem Gesicht immer noch abgewandt, ließ Byakuya ein kleines, zufriedenes Grunzen heraus. „Nein, es fühlt sich... souverän an.“ War das eine Art Kompliment? Renji entschied sich, es zumindest so zu verstehen. „Danke.“ „Wirst du das wirklich machen, bis ich eingeschlafen bin?“ „Darauf kannst du wetten“, sagte Renji. Machte Byakuya Scherze? Das war auch für ihn toll, eine Chance ihn zu berühren und nicht – nun ja, bestraft zu werden. Byakuya kuschelte sein Gesicht tiefer in das Kissen und murmelte: „Ich liebe dich.“ Renji wäre beinahe ins Stocken geraten, doch schaffte es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Er behielt den stetigen Druck aufrecht und versuchte, so locker wie möglich zu klingen, als er antwortete: „Ich liebe dich auch.“ Es dauerte nicht lange, bis Byakuya tief schlief. Als er sich neben ihm niederließ, roch Renji das Massageöl auf ihnen beiden und dachte: Beste. Nacht. Jemals. Kapitel 29: Demons in the Dark ------------------------------ Etwas weckte Renji im Dunkeln der Nacht auf. Er hatte von Rukia im Senzaikyū geträumt oder es hätteauch Seichi oder Katsuo in Inuzuri sein können, doch eine kalte, starke Hand über seinem hämmernden Herzen hatte ihn mit einem Keuchen aus seinem Albtraum herausgeholt. Renji lag auf seinem Rücken, ausgebreitet über den Großteil des Bettes. Eine Hand war in die Laken gekrallt. Er entspannte sie langsam und blinzelte in Byakuyas regungsloses, vom Mondlicht beschienenes Gesicht. „Entschuldige“, murmelte Renji. „Ich glaube ich – ich meine, habe ich dich geweckt? Oh, Mist, offensichtlich. Entschuldige. Ich habe dich nicht geschlagen oder so etwas, oder?“ Byakuya schüttelte seinen Kopf. Seine Hand verließ Renjis Brust und er rollte sich rüber, drehte Renji wortlos seinen Rücken zu. Renji rutschte rüber, um ihm mehr Platz zu geben und wunderte sich über die stille Behandlung. Vielleicht war der Kommandant nur müde? Nah, es schien die Art von pingeligem Wegrollen. Er richtete sich auf einen Ellbogen auf und lehnte sich über Byakuyas Schulter, um zu versuchen, in der Dunkelheit in Byakuyas Gesicht zu schauen. Das einzige, was sich Renji vorstellen konnte war, dass er Byakuya tatsächlich eine verpasst hatte. Vielleicht hatte er sogar nach oben gelangt und ihm einen harten Kinnhaken oder so etwas verpasst. „Aw, wenn ich dich erwischt habe, habe ich das nicht gewollt. Das weißt du, richtig? Scheiße, lass es mich sehen. Bitte sag mir nicht, dass ich dich ins Gesicht geschlagen habe.“ „Du hast mich nicht geschlagen“, sagte Byakuya, doch seine Stimme war eher eisig als versichernd. Renji setzte sich verwirrt zurück. Was war das denn dann mit der kalten Schulter? Während Renji versuchte herauszufinden, was passiert war, zwirbelte er eine Strähne seines offenen Haares zwischen den Fingern und starrte auf Byakuyas reglosen Gesichtsausdruck. Der Albtraum war verschwunden und hatte nicht viel mehr als verworrene Bildfetzen von Staub, Dreck und dem Gefühl von Hilflosigkeit hinterlassen. Renji war sich noch nicht einmal sicher, nach wen er sich ausgestreckt hatte: Rukia, Seichi… oder Katsuo. Nun ja, was auch immer es war, es schien so, als wollte Byakuya auch nicht darüber sprechen, daher war wohl soweit alles gut, worüber sich Renji Sorgen gemacht hatte. Er konnte also genauso gut versuchen, wieder einzuschlafen. Er schüttelte sich das Kissen auf und kuschelte sich an Byakuyas steifen Rücken. Trotz der offensichtlichen Spannung in Byakuyas Körpersprache warf Renji einen Arm um Byakuyas Taille und schob seine Nase in Byakuyas seidige Haare. „Hast du von mir geträumt?“, fragte Byakuya plötzlich. Das war eine seltsame Frage. Renji hatte einen Albtraum gehabt. „Warum? Was habe ich gesagt?“ „Du sagtest… jemanden, dass du alles tun würdest, jeden Preis zahlen würdest, wenn die Person ‚ihn‘ in Ruhe ließ.“ Byakuyas Stimme war leer und flach. Er drehte den Kopf leicht zu Renji, um zu fragen: „War ich es? Hast du von der Allee geträumt?“ Hatte er? Nein, nein… die Wunde war viel älter gewesen – auch wenn alles ein wenig durcheinander gekommen war. Dennoch konnte Renji mit Sicherheit sagen: „Du warst es nicht; es war nicht die Allee. Es war Inuzuri. Es war dieser Yakuza-Typ, der es nicht gemocht hatte, wie wir ihn angesehen haben.“ Renji sog die Luft bei der Erinnerung ein und immer noch, nach all der Zeit, fand er es schwer, zu schlucken. Also war er an der Reihe, sich von Byakuya zu lösen und sich wegzudrehen. „Verflucht sei dieser Tag. Ich habe versucht, meinen Stolz einzutauschen, doch ich denke, der wog Katsuos Leben nicht auf.“ Das Bett knarzte, als sich Byakuya bewegte. „Was ist passiert?“ „Das ist eine dumme Geschichte. Ist noch nicht einmal gut ausgegangen.“ „Ich möchte sie trotzdem gerne hören.“ Renji dachte daran, zu sagen ‚Aber ich möchte sie immer noch nicht erzählen‘, doch stattdessen atmete er kurz durch und erzählte der Wand: „An diesem Tag – heiß und schwül, vom Geruch her vermutlich im Juli, dachte einer dieser Typen der Yakuza, dass ein paar von uns ihn komisch ansahen. Als Katsuo ihm sagte, dass er sich verpissen sollte und uns Scheiße wie ihn nicht interessiert, wurden wir eingekesselt. Ich wusste nicht, was zu tun war. Katsuo weinte, flehte mich an, ihn zu retten und alles gerade zu rücken. Nur endete es mit mir im Dreck, auf den Knien, wie ich mich vor Angst einnässte und wie ein Hund bellte. Sie haben Katsuos Kehle aufgeschlitzt. Du weißt schon: Keiner von meinen guten Tagen.“ Also ging es nicht um die Allee, doch dieser ganze hässliche Tag war erfolgreich bis zu jenem Tag vergraben gewesen – als etwas tief in ihm zerbrach und die Erinnerung von diesem fürchterlichen Tag zurück an die Oberfläche kam. Aus welchem Grund auch immer, Renji konnte diese eine Erinnerung nicht wieder verdrängen. Es war, als wäre die Erinnerung zu glitschig geworden, um sie richtig festhalten zu können. Er beschuldigte Rukia – nein, Ichigo, weil er stärker war, stark genug um Rukia zu retten, als es Renji nicht konnte. Und vielleicht Seichi, weil er nach all der Zeit lebend aufkreuzte und den ganzen Gestank seines Scheiterns in Inuzuri mitbrachte. Byakuyas Stimme schnitt durch Renjis verworrenen Gedanken. „War Rukia bei dir?“ Renji schlang die Arme um sich selbst und starrte die Wand an. „Nein. Katsuo war vor ihrer Zeit.“ Gott sei Dank. Für ihn war es die eine Sache, auf seinem Bauch durch den Dreck zu robben und einen verfluchten Hund zu imitieren. Doch wenn sie versucht hätten, Rukia ebenfalls dazu zu bringen – scheiße. In diesem Fall wäre Renji jetzt mit Sicherheit tot. "Gibt es diesen Yukuza-Typen noch?" Diese Frage ließ Renji über die Schulter blicken. Byakuya hatte sich aufrecht hingesetzt und lehnte mit dem Rücken gegen das Kopfende. Renji versuchte zu sehen, was wohl in Byakuya vorgingen mag, doch in der Dunkelheit konnte er das nicht. "Scheiße, wenn ich das wüsste", sagte Renji schlussendlich. "Es ist nicht so, als würde ich zum Urlaubmachen dahin zurückgehen." "Ich weiß", sagte Byakuya angespannt. "Ich dachte eher, dass wenn du diese Person vielleicht finden könntest und... zur Rechenschaft ziehen könntest, dass du dann eventuell in der Lage bist, die Albträume ruhen zu lassen." Renji musste sich jetzt hinüber rollen. Renji erinnerte sich daran, dass Byakuya einmal etwas davon sagte, dass er einen Kerl verfolgt hatte, Jahre später. Den Kerl, auf den er Senkei Senbonzakura Kageyoshi losgelassen hatte. „Was zum Teufel schlägst du vor, Kommandant? Wenn ich hinter jeden einzelnen hinterherlaufe, der mich in Inuzuri falsch behandelt hat, müsste Zabimaru den Ort den Erdboden gleich machen. Außerdem, so wie die Dinge in Inuzuri stehen, würde ich darauf wetten, dass der Kerl schon 10 Mal tot ist.“ „Und doch verfolgt er dich.“ „Es ist nicht exakt er. Es sind all die Dinge, gegen die ich nichts tun konnte. Jedes Mal, bei dem ich ein beschissener Onii-chan war.“ Renji rieb sich das Gesicht, versuchte, die ganze Sache auszuradieren. Byakuya griff Renji bei der Hand und brachte seine Knöchel zu den Lippen. Renji beobachtete mit großen Augen wie Byakuya seinen Handrücken sanft küsste. Er hielt sie immer noch, als er sagte: „Tröste dich. Du bist jetzt viel stärker.“ Aber nicht stärker als du, nicht so stark, dass ich nicht mit dem Gesicht im Dreck ende und deine Füße küsse. Doch Renji ließ Byakuya seine Hand halten und zwischen den Knöcheln küssen, denn es gab keinen Grund, dieses Thema immer wieder durchzukauen. Renji wusste, dass Byakuya die Allee bereute, genauso wie Renji bereute, was der Dämon gemacht hatte. Sie hatten sich gegenseitig verletzt, dafür bezahlt und sich wieder gegenseitig verletzt. In Endlosschleife. Dumm gelaufen. Deswegen konnte Renji nicht verstehen, warum er Katsuos Geist nicht einfach abschütteln konnte. Das war so lange her. Und, ehrlich gesagt, hatte es schlimmere Tage gegeben. Unterm Strich war nur eine Person an diesem Tag gestorben und er war schnell und sauber aus der Nummer rausgekommen – so schnell, dass er kaum bemerkt hatte, dass er verblutete, seine Augen groß und mit Renjis Namen auf seinen Lippen. Außerdem hatte Renjis Demütigung den Rest der Truppe davor gerettet, denselben Weg zu gehen. Renji hatte niemals viel Schlaf deswegen verloren. Denn der Preis war ziemlich fair gewesen, so wie die Sache verlaufen war: Ein Leben und verletzter Stolz für sechs gerettete Leben. Keine schlechte Bilanz. Besonders da es Tage gab, an denen Renji seinen Stolz für viel, viel weniger verkauft hatte. Byakuya hatte Renjis Hand geöffnet und liebkoste seine Handfläche mit federleichten, kitzelnden Küssen. Dann fuhren Zähne über die empfindliche Haut an seinem Handgelenk und Renji sog stöhnend die Luft ein. Byakuya blickte von seiner liebevollen Fürsorge auf und sagte: „Ich habe mich gefragt, was es braucht, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Renji grinste draufgängerisch und deutete auf ein anderes Körperteil, dass plötzlich heraufragte. „Ja, nun, du hast sie jetzt. Was wirst du damit anstellen, Kommandant?“ „Ich dachte vielleicht möchtest du deine schlechten Träume damit verbannen, Liebe zu machen.“ Unbewusst hielt Renji den Atem an, sein Körper wurde starr bei dem plötzlichen Gedanken an Handschellen und Hodenpresse und Betteln. Es war nur ein wenig zu früh, um darin Trost zu finden. „Uh“, machte Renji und Byakuya runzelte die Stirn über seine Reaktion. „Ich meine... Das ist, verstehe es nicht falsch, aber... ähm... Nein. Nicht, dass ich nicht auf dich stehe, ähm, aber ich könnte ohne Handschellen und-“ Renji hielt bei Byakuyas entnervten Seufzen inne. „Ich mag vielleicht nicht immer die aufmerksamste Person sein, aber ich bin kein Narr, Renji Abarai. Nach deiner Geschichte war es ziemlich offensichtlich, dass gewisse Spiele für den Abend verschoben werden sollten. Das ist der Grund, warum ich 'Liebe machen' durchaus bewusst gesagt habe. Ich dachte, dass ich vielleicht versuche, den Gefallen der Massage zurückzugeben... und dann schauen wir, ob es noch zu etwas kommt – falls es noch zu etwas kommt.“ „Oh.“ Also so etwas wie Sex ohne Handschellen und eine Rückenmassage zum Hochfahren? „Bin dabei.“ Tatsächlich setzte sich Renji in dem Moment, als Byakuya seine Hand losließ, um das Licht anzuschalten und nach den Ölen zu schauen, auf und zog seinen Baumwoll-Kimono aus. Im Bruchteil einer Sekunde warf er ihn zu Boden. Dann zog er seine Haare aus dem Weg und legte sich auf seinen Bauch, faltete die Arme unter seinen Kopf und dem Kissen. Byakuya drehte sich um und machte einen kleinen, überraschten Laut. „Du bist nackt. So schnell.“ Renji gluckste. „Das ist eine Fähigkeit.“ Byakuya brummte anerkennend und setzte sich dann nah an Renjis Seite. Nach dem er einen Moment brauchte, um die Ärmel seines Kimonos hochzukrempeln und das Massageöl aufzuwärmen, fuhren seine Hände über Renjis Rücken. Renji erwartete die zögerliche Unsicherheit von jemanden, der das noch nie zuvor gemacht hatte, doch Byakuyas Griff war stetig und fest. Seine Technik war bei Weitem noch nicht makellos, doch der Druck fühlte sich gut an und das beständige Vertrauen in den Berührungen waren tröstlich. Renji seufzte glücklich. „Du bist gut darin. Hast du mir etwa was verschwiegen, Kommandant?“ Hände stockten, doch erholten sich schnell wieder. „Nicht im Geringsten. Ich leite lediglich von meinen vorherigen Erfahrungen am empfangenden Ende ab.“ Byakuya verbrachte einige lange Minuten damit, die Spannungen aus Renjis Schultern zu drücken, bevor er fragte: „Bist du dir auch sicher, dass dich sonst nichts stört? An irgendeinem Punkt heute Abend habe ich aufgehört, dein 'Babe' zu sein und bin dazu zurückgekehrt, sein dein Kommandant zu sein.“ Oh? Renji hatte den Wechsel gar nicht gemerkt. Huh, das war irgendwie unangenehm, besonders weil Renji es eigentlich bevorzugte, den Rang aus dem Schlafzimmer zu lassen. Doch Renji war sich nicht sicher, was er sonst sagen sollte. „Tut mir leid.“ Daumen ließen die Wirbel Knacksen. „Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst“, sagte Byakuya. Ich war lange davon erregt, sein Kommandant zu sein. Aber...“ Hände bewegten sich und rieben Kreise auf den unteren Rücken, Renji seufzte vor Behagen. Sie blieben für eine lange Zeit da, bevor die Hände wieder hoch glitten. „Doch es ist nicht schwierig eine Verbindung zwischen der Allee und deinen Erlebnissen mit dem Yakuza herzustellen.“ Trotz seines tiefenentspannten Zustandes zuckte Renji zusammen. Byakuyas Stimme war traurig und seine Hände verließen Renji schuldbewusst. „Ja. Exakt.“ Renji drehte sich um und griff nach Byakuyas Hand, bevor er sich abwenden konnte. „Jetzt aber, ich dachte du würdest mit mir Liebe machen, nicht dich selbst geißeln.“ „Das tue ich nicht-“ Vielleicht bemerkte er, wie sehr er nach einem bockigen Kind klang, denn Byakuyas Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen. „Also gut“, sagte er nach einem Moment, in dem er seine Fassung wiedererlangte. „Du hast recht. Ich sollte es nicht zu etwas machen, was es nicht ist.“ Renji presste Byakuyas Hand auf seine Brust, zog sie so zusammen. „Nun ja, weißt du... Du liegst nicht wirklich falsch. Das hat vermutlich ein wenig miteinander zu tun“, gab er zu und ließ Byakuya sein schlagendes Herz spüren. „Doch es ist, was es ist.“ Er streckte seine andere Hand aus und schlang sie um Byakuyas Nacken, um sie beide für einen Kuss auf die Matratze zu ziehen. Mit ein bisschen Arbeit gelang es Renji, die zusammengepressten Lippen zu lösen und ihn dazu zu bringen, den Mund zu öffnen. Während ihre Zungen miteinander spielten, dirigierte er Byakuyas andere Hand seine Brust hinunter. Dann trennte er sich mit einem Grinsen von ihm und sagte: „Ich möchte wirklich diese 'Liebe machen'-Sache. Also warum sorgst du nicht wie ein guter Partner dafür, dass meine Beine in der Luft sind?“ „Hmmm“, machte Byakuya und lehnte sich hinunter, um an Renjis Ohr zu knabbern. Dann fand er das Tattoo an Renjis Hals und fuhr es mit Zunge und Zähnen nach. Renji drehte den Kopf, um mehr von seinem Hals zugänglich zu machen. Byakuyas Haare kitzelten in Renjis Nase. Er schloss die Augen und atmete den bekannten, aber immer noch aufregenden und exotischen Geruch ein. Schauder liefen Renjis Wirbelsäule hinunter, gingen direkt irgendwo tief in Renjis, nun erwachendes, Verlangen über. Renji bewegte seine Beine, wollte einen Körper, um die er sie wickeln konnte, doch Byakuya lehnte immer noch von der Seite über ihn. Er hakte ein Bein in irgendein Körperteil, dass er erwischen konnte und jammerte: „Leg dich schon auf mich, ja?“ Byakuya zog sich zurück und blickte auf Renji hinunter. Seine Augen waren hart, doch auf seinem Mund war ein kleines Lächeln. „Ich sehe schon, wie das läuft. Keine Fesseln und schon denkst du, du könntest mir Befehle erteilen.“ „Uh...“, Renjis Mund öffnete sich erst für eine Art affektiert-erregte/geschockte Antwort, doch dann entspannte er sich in ein Grinsen. „Ja, richtig. Wünschte ich.“ Lange starrte Byakuya in sein Gesicht und schien etwas sehr ernsthaft zu überlegen. „Würdest du gerne?“ „Würde ich gerne was? Dir während dem Sex Befehle erteilen? Dir?“ Byakuya warf ihn einem Blick zu, also fügte Renji schnell hinzu: „Ich meine, wen sonst, aber ernsthaft? Bin ich wieder eingeschlafen? Träume ich?“ Renjis ganzer Körper lief bei dem Gedanken rot an. Er umfasste Byakuyas Hand auf seinem Bauch fest. Byakuya machte ein kleines 'du bist ein liebenswerter Idiot'-Schnalzen mit der Zunge, sein Blick konzentrierte sich darauf, was sein Vorschlag für eine Auswirkung auf Renjis Körper hatte. Mit abgewandten Augen nickte Byakuya kurz. „Also gut, doch ich nehme mir das Recht heraus, deine Befehle abzulehnen, wenn ich sie unakzeptabel finde.“ Er kämpfte ein Schnauben zurück, dann versicherte ihm Renji: „Natürlich kannst du nein sagen. 'Ichigo', erinnerst du dich?“ „Oh“, sagte Byakuya, ein bisschen Farbe breitete sich auf seine sonst blassen Wangen aus. Sein Blick schien auch zu wanken. „Ja, natürlich. Und 'Konpeito'.“ Gott, nur dieses kleine Zögern wegen dem Sicherheitswort machte Renji so hart, so schnell. Seine Atem stockte und er lief in Gefahr, Byakuyas Hand zu zerdrücken, also ließ er sie mit etwas Mühe los und versuchte locker zu wirken: „Schau, nur wenn du möchtest.“ Es war deutlich, wie ernst Byakuya das nahm. „Nur aus Neugierde heraus, was würdest du mich tun lassen?“ Renji lachte, denn gerade jetzt brauchte es nicht mehr viel, bis er kam. Außerdem war es so typisch für Byakuya, dass er die Lage vom Schlachtfeld genau wissen wollte, bevor er es betritt. Doch Byakuya sah ihn so ernsthaft an, dass Renji einen Moment darüber nachdachte und dann sagte: „Ah, soll ich ehrlich sein? Ich kann mir nur zwei Dinge vorstellen, die ich vielleicht möchte, die du mir sonst nicht gibst.“ „Oh? Und was ist es?“ „Nun ja, mein armer Schwanz, ok? Es wäre in Ordnung, wenn einer von uns beiden ihn ab und zu mal berühren könnte, weißt du was ich meine? Ich frage nach nicht mehr als ein klein wenig Handarbeit und das kann ich sogar selbst machen, so lange der arme Kerl ein bisschen Action bekommt.“ Byakuya schien ein Kichern zurückzuhalten. „Also gut. Und das andere?“ „Du musst mich anschauen. Ich möchte dein Gesicht sehen.“ Renji nickte, um seine Worte zusätzlich zu betonen. „Ja, besonders im großen Moment.“ Mit einem Blinzeln sagte Byakyua: „Das ist alles? Das ist alles, wonach du fragen würdest? Das sind deine einzigen Befehle?“ Renji überlegte. Er vermutete, dass er danach fragen könnte, dass Byakuya zumindest einmal nackt war, doch Renji wollte, dass es funktionierte und dass sie beide eine zufriedenstellende Lösung fanden, bevor jemand nach dem verdammten Ichigo rief, denn das würde super unangenehm werden – also könnte die Kleidung an bleiben. Die Seide würde Renji auch was geben, woran er sich festhalten konnte. Selbst wenn sie es ohne Fesseln machten, plante Renji nicht, die 'Nicht berühren'-Sache zu weit auszureizen. „Nun ja“, sagte Renji dann mit einem breiten Grinsen. „Da kommt vermutlich noch 'Fick mich jetzt!' und 'Härter! Härter!' und 'Oh, genau da, Baby! Ja, mach es mir genau so'.“ Das Lachen, welches Byakuya zurückgehalten hatte, brach endlich durch. „Du bist durchaus ein harscher und schwieriger Meister, Renji Abarai. Ich vermute, ich könnte solchen Befehlen zustimmen.“ „Cool“, sagte Renji. In dem Moment, als es aus seinem Mund kam, realisierte Renji, dass er wie ein absoluter Fanboy klang, also räusperte er sich und gab Byakuyas Seite einen kleinen Klaps. „Du legst dann besser los, eh?“ Natürlich flackerte Byakuyas Augen eisig, bevor er es mit einer Maske von Sittsamkeit überdeckte, die es beinahe um Renji geschehen ließ. Besonders als er noch murmelte: „Ja, Meister.“ „Erk“, Renji versuchte nicht zu quietschen, doch das Geräusch, was herauskam, war super-nicht-dominant und vielleicht sogar ein bisschen schuljungenhaft. Auf seine Lippe zu beißen sah vermutlich auch nicht besser aus, aber er konnte nicht anders. Renji griff in die Seide um Byakuyas Taille und hing daran, wie an einem Rettungsring. Wenn da zu viel von dieser Meister-Sache und den scheuen Blicken war, würde Renji nicht länger als 5 Sekunden durchhalten. Byakuyas sanftes Lachen rumpelte gegen Renjis nackter Haut wie flatternde Küsse. Diese clevere Zunge machte ihre Sache mit Renjis Tattoos. Renji öffnete seine Beine und ließ Byakuya in den freien Raum dazwischen krabbeln. Renji folgte den Bewegungen, Unglaube kämpfte gegen feuriger Lust. Das sanfte Streichen von Byakuyas Haare über seine Brustwarzen ließ eine Hand in die Seide von Byakuyas Schulter greifen und die andere vergrub sich hinter das Kissen, um in die Laken zu greifen. So aufgebreitet spürte Renji wie sein Schließmuskel vor Erwartung zuckte. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, etwas in sich zu haben. „Hey, hast du immer noch Gleitgel in deiner Tasche?“ Byakuya blickte auf. Er hatte gerade den gesamten Weg zu Renjis Rippen zurückgelegt und sah ziemlich spektakulär aus, mit seinem Hintern in der Luft und es war schon irgendwie eine Schande, als seine Zunge wieder in den Mund glitt. Byakuya runzelte die Stirn. Es war ein sehr missbilligender Blick. Etwas am Ärger in Byakyuas Blick ließ Renji seinen Fehler begreifen. „Oh, ich meine: Gib mir das Gleitgel, das du immer in deiner Tasche hast.“ Das kleine Grinsen sagte 'hoffnungslos', doch Byakuya fischte das Gleitgel heraus und händigte es ihm aus. Als er seine Aufmerksamkeit wieder zu den Linien über Renjis Bauchmuskeln lenkte, murmelte er: „Ich glaube, da gibt es einen Grund, warum ich normalerweise die Befehle gebe.“ „Hey, ich bin nur aus der Übung, ok?“ Byakuya grinste, doch der Gesichtsausdruck änderte sich, als die Flasche Gleitgel in voll auf die Nase traf. „Was machst du-?“ „Hey, Sklavenjunge. Steck deine Finger in mich.“ „Ich... was?“, er klang ehrlich beleidigt. „Das ist ein Befehl“, erinnerte ihn Renji mit einem Grinsen und schlang ein Bein um Byakuyas Taille, um ihn verspielt zu drücken. So an ihm gepresst konnte Renji Byakuyas Erektion spüren, wie sie sich fest gegen seinen Hintern drückte. Byakuya schien sich plötzlich an ihr Spiel zu erinnern und seine Augenlider schlossen sich flatternd. „Ah, ja. Wie du wünschst.“ Renji ließ Byakuyas Schulter los, damit er seinem Befehl nachkommen konnte, also nutzte er die Gelegenheit, um über sein Glied zu streichen. Seine andere Hand verließ die Kissen, um an seiner Brustwarze zu spielen. Genüssliche Laute brummten in Byakuyas Kehle, als seine Finger ihren Weg zu Renjis Loch fanden, neckten und leicht zustießen. Renji konnte spüren, wie sein Hintern Byakuyas Finger einsogen. Byakuya stieß langsam zu, weitete ihn immer weiter. Renjis Atem kam nun in Stößen und Schweiß bedeckte seine Haut. Ein lustiges Geräusch von Byakuya erhaschte Renjis Aufmerksamkeit. „Was?“, schaffte er zu keuchen. Byakuyas Mund arbeitete und endlich platzte es aus ihm heraus. „Der Grund, warum ich nicht mag, wenn du dich selbst berührst ist, dass ich dich dann nicht sehen kann.“ Eine Sekunde später fügte er sehr verspätet und aufgesetzt hinzu: „Wenn es meinen Meister zusagt.“ Mit einem Lachen ließ Renji seinen Penis aus seinen Fingern gleiten. „Gott allmächtiger, wir versagen darin“, sagte er mit einem Grinsen als er seine Hand wieder in die Matratze vergrub, um ihn davon abzuhalten sich selbst oder Byakuya zu berühren. „Besorg es mir einfach. Nimm mich, ich gehöre dir.“ „Oh Gott sei Dank“, schnaubte Byakuya. Geschickte Finger schlugen seinen Kimono zur Seite, gaben Renji einen kurzen Blick auf dieses wundervolle, harte Glied frei, bevor er Renjis Hüfte anhob, um sich gegen seine Öffnung zu drücken. Obwohl Renji bereit war, ließ ihn der dehnende Druck immer noch Keuchen, als Byakuya ihn mit einem einzigen Stoß füllte. Er wölbte sich, hob die Hüften, fühlte wie sich Finger fester um seine Oberschenkel legten, sie weiter auseinander drückten. Ein erstickter Aufschrei stahl sich seine Kehle hinauf. Er schluckte einen Teil davon hinunter, doch der Rest entkam mit einem beschämenden Stöhnen. Mit erröteten Wangen lehnte sich Byakuya vor, presste eine Hand auf das Kissen neben Renjis Kopf. Der Winkel war super, er glitt noch zwei oder drei Zentimeter tiefer hinein, traf endlich all die richtigen Stellen. Renjis Hand streckte sich aus, um in den Ärmel des Kimonos zu greifen und hielt verzweifelt daran fest, als Byakuya ein hartes, schnelles Tempo ansetzte. Danach waren alle seine Befehle für Byakuya nach dem Motto „Oh, scheiße ja! Härter!“ Zum Glück musste man das Byakuya nicht wirklich sagen. Alles was Renji machen musste, war durchhalten und den Ritt genießen. Seine Lust wuchs mit jedem Stoß von Byakuyas Hüften, doch ohne etwas zum Gegen-ankämpfen, wie den Fesseln, war es nicht genug. Er musste sich selbst berühren. Doch Byakuya hatte gesagt, dass er es gerne sehen möchte. Er sah jetzt gerade zu. Sein Gesicht war genau über Renjis, doch etwas nach unten gebeugt und Renji konnte das tiefe Rot auf seinen Wangen sehen, die Weise wie seine Pupillen geweitet waren, bis sie fast vollständig schwarz waren und wie sein Mund geöffnet war und die Zunge ein klitzekleines Bisschen herausgestreckt war. Renji griff nach sich und hörte Byakuyas Wimmern. Dann wurde seine Hand weggeschlagen und Byakuyas Hand ersetzte sie. Das war genug. Die Berührung von Byakuyas Hand, sein Geruch, das Gewicht seines Körpers ließ Renji in einem Ansturm der Lust kommen. Seine Hüften zuckten, seine Stimme wurde lauter, während Byakuya das letzte Bisschen mit erbarmungsloser Aufmerksam aus ihm heraus wrang. Dann hielt er sich einfach an dem Stück Seide fest, das er finden konnte, während sich Byakuya das nahm, was er brauchte. Hart und schnell, fast schon verzweifelt. Vielleicht war Renji nicht der Einzige, der etwas zusätzlich brauchte. Renjis Hände fuhren hoch, um sanft die Seiten von Byakuyas Gesicht zu umfassen. Ihre Augen trafen sich, fixierten sich für einen Moment. Auch wenn er furchtbar in diesen Sachen war, versuchte Renji ihr Reiatsu zusammenzuziehen. Byakuyas Augen wurden weit, fühlte deutlich, wie etwas zwischen ihnen passierte und dann kam er, tief in den Moment versunken. Auf dem Höhepunkt bebte etwas durch Renjis Seele und, als der Orgasmus einen wundervollen Gesichtsausdruck hervorbrachte, wisperte Renji: „Gott verdammt noch einmal, du bist so schön.“ Schlussendlich erschöpft entspannte sich Byakuya und Renji zog ihn hinunter in einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss. Renji legte alle Emotionen in jedes sanfte Knabbern an Lippen und atemberaubender Bewegung der Zunge. Sie küssten sich so für eine lange Zeit, bis Byakuya schlaff wurde und hinausglitt. Renji wollte das Küssen nicht unterbrechen, doch er konnte Byakuyas wachsende Müdigkeit spüren. „Du bist ein furchtbarer Meister“, murmelte Byakuya, als er seinen Kopf auf Renjis Schulter ruhen ließ. Renji küsste seinen Scheitel, als er die Decken über sie zog. „Du bist ein beschissener Sklave.“ „Stimmt.“ „Es war trotzdem... ähm, absolut fantastisch“, versicherte Renji ihm. „Das war es“, stimmte Byakuya zu und rollte sich mit seinem sanften Seufzen an Renjis Seite zusammen. Kapitel 30: Empty Seats ----------------------- Hallo zusammen, ich hoffe, ihr hattet eine bessere Woche als ich. Bei mir ist momentan auf der Arbeit ganz schön viel los und dann war dieses Kapitel noch echt groß... ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle an meine Beta-Fee BlackLily, die das Kapitel in Windeseile Korrekturlesen musste. Vielen Dank auch noch an Kiba the Fang für den Kommentar *Lily und Kiba je ein Stück Apfelstreusel rüberschieb* Eines habe ich beim ersten Lesen dieses Kapitels lernen dürfen: Es gibt noch andere Menschen außer mir, die ohne genügend morgendlichen Tee seltsame Launen haben xD Liebe Grüße yezz ___________________________________________________________________________________________________________________ Renji wachte auf, da Byakuya vor sich hin murmelte, während er sich anzog. Sonnenlicht schien vom Balkon herein, doch von der Intensität her vermutete Renji, dass es nicht später als eine Stunde nach Sonnenaufgang war. „Was ist los?“ „Ein Kommandanten-Meeting“, sagte Byakuya angespannt, während er in der Kommode nach einem frischen paar Tabi suchte. „Zu dieser Uhrzeit?“, fragte Renji. Mit einem Gähnen rieb er sich den Schlaf aus dem Gesicht. „Muss wichtig sein.“ Byakuya stoppte seine Suche lange genug, um Renji mit einem frustrierten Blick zu durchbohren. „Kaum. Es geht um die leeren Kommandantenplätze.“ Renji setzte sich auf. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Sasakibe ihm gesagt, dass er eine Chance hätte, die Fünfte zu übernehmen. Doch er hatte keine Einladung erhalten. Kein Schmetterling war zu ihm gekommen. Byakuya muss etwas in Renjis Gesicht gesehen oder in dieselbe Richtung gedacht haben, denn er sagte: „Ich werde dich empfehlen, wenn dein Name aufkommen sollte.“ „Wird er nicht“, versicherte Renji ihm, denn Byakuya schien mit dieser Aussicht nicht glücklich. Er warf beinahe schon seine Kleidung umher. „Und überhaupt“, sagte Renji. „Ich habe bereits ‚Nein‘ gesagt.“ „Warum würdest du so etwas tun?“ Der Haori flatterte wie ein Umhang, als ihn Byakuya über die Arme wirbelte. Renji zwirbelte das Laken in seinen Fäusten und blickte finster in seinen Schoß. Seine Haare fielen vor seine Augen und er pustete sie mit einem verärgerten Schnauben weg. „Du denkst nicht, dass ich bereit bin. Das hast du selbst gesagt.“ Er blickte auf. „Außerdem habe ich es dir gesagt. Ich möchte herausfinden, wie ich ein Vizekommandant bin, bevor ich weglaufe.“ Byakuya stand an der Frisierkommode und befestigte den Kenseikan. Seine Augen glitten zu Renjis Abbild im Spiegel. „Du wärst nicht schlechter, als so manch anderer“, sagte Byakuya. Eine harte Maske hatte sich auf sein Gesicht gelegt, so kalt und distanziert wie die Knochen und weiße Jade von seinem Kenseikan. „Viel wichtiger noch, wir wären vom gleichen militärischen Rang. Die Unzucht mit Untergebenen würde uns nicht länger bedrohen.“ Renji blickte weg und sagte zur Wand: „Ich kann nicht sagen, dass ich es nicht will, aber ich bin auch noch nicht bereit, zu gehen.“ Renji schüttelte den Kopf, versuchte seine komplizierten Gefühle zu entwirren. Er gab mit einem Seufzen auf. „Wir müssen uns darum keine Sorgen machen. Es wird nicht geschehen. Sie können mir nach Rukia nicht vertrauen und ich stehe Ichigo zu nahe.“ „Wen haben wir sonst?“, fragte Byakuya schnippisch, als er mit seinen Haaren und dem Kenseikan fertig war. „Du bist viel besser als der 3. Offizier der Elften.“ „Ikkaku wird Kenpachi nicht verlassen“, sagte Renji. Endlich schleppte er seinen Hintern aus dem Bett und kam hinüber, um die Falten aus dem Haori an Byakuyas Schultern zu streichen und den Kragen zu richten. „Und wie ich dir immer sage, sein Bankai soll ein Geheimnis bleiben.“ „Dann sollte er aufhören, es herumzuzeigen“, sagte Byakuya. Er wandte Renji weiterhin den Rücken zu, seine Augen blieben nach unten gerichtet. „Und du solltest dich anziehen. Du lenkst mich ab.“ Renji lachte herzhaft, als Byakuya ging. Doch er sagte: „Ja, Kommandant!“ Byakuya huschte nur bis zur nächsten Division, bevor er anhielt, um Tee zu besorgen. Natürlich hatte Eishirō ihm eine Schale in die Hand gedrückt, bevor er das Anwesen verlassen hatte, doch es war nicht genug gewesen. Byakuyas Kopf hatte angefangen zu schmerzen. Die Warteschlange teilte sich, um Byakuya zu erlauben, direkt zum Händler zu treten, der beinahe seinen Kopf an seinem Karren gestoßen hatte, als er auf die Knie fiel. Byakuya ignorierte das alles einfach. „Tee. Dein Stärkster“, und dann erinnerte er sich, hinzuzufügen: „Und Größter.“ Als er auf seine Bestellung wartete, runzelte er die Stirn und dachte an das Kommandanten-Meeting. Wer würde der dritte Kandidat sein? Sicher würden sie Renji vorschlagen oder vielleicht auch Madarame. So blieb die dritte Person unbekannt. Könnte es noch einer aus Kenpachis Truppe sein? Könnte jemand wie Iba schnell und heimlich Bankai erreicht haben? Es würde Byakuya nicht überraschen – frustrieren, ja, aber überraschen nein. „400 Ken“, stotterte der Händler als er ihm einen großen Becher aus einem seltsamen, fast schon schwammartigen Material – Styropor vielleicht? Byakuya dachte, dass sich an Rukia mit etwas in der Art zusammen erinnerte, als sie das letzte Mal im Diesseits gewesen waren. Da er nichts kleiner als einen 10.000-Ken-Schein hatte, gab Byakuya dem Händler den Schein und sagte: „Ich benötige kein Wechselgeld.“ Der Händler nahm den Schein, auch wenn er aussah, als würde er von dem Anblick alleine ohnmächtig werden. Er hielt den Schein fest in der Hand und begann, sich unaufhörlich zu verbeugen und wiederholte immer wieder atemlos: „Vielen Dank, mein Herr. Vielen, vielen Dank!“ Byakuya war unsicher, was er mit all der Dankbarkeit machen sollte und sein Becher war auch noch so voll, dass er befürchtete, ihn zu verschütten. „Gibt es auch Deckel?“ Einer erschien in Byakuyas Blickfeld, vorsichtig gehalten von einer massiven, krallenbesetzen Pfote. Byakuya blickte auf. .. und die halb gepanzerte Form von Kommandant Komamura. Der Kommandant neigte seinen Kopf zur Begrüßung. In seiner tiefen, polternden Stimme sagte er: "Willkommen in meiner Nachbarschaft, Kommandant Kuchiki." "Kommandant Komamura", begrüßte ihn Byakuya, nahm den Deckel und war ziemlich beeindruckt, dass ein solcher Gigant sich so leise bewegen konnte und sein Reiatsu so gut verdecken konnte. Doch nun, da Byakuya sich der Anwesenheit bewusst war, konnte er die Präsenz des Anderen spüren – natürlich und beständig, wie die Steine unter ihren Füßen. "Kann ich dir einen Tee anbieten?" Der Händler sah verzückt bei dem Gedanken aus, doch der Kommandant schüttelte seinen Kopf. "Ich befürchte, ich bin nicht so sehr der Teetrinker." Blasphemie, dachte Byakuya zu sich selbst. Doch er drehte sich in Richtung der ersten Division, dorthin wo Komamura mit Sicherheit auch unterwegs war, und fragte: "Wird es dein Iba sein?" "Für was?", fragte Komamura, während er neben Byakuya ging. "Die freie Kommandantenstelle", sagte Byakuya. "Ich kann mir nur noch zwei Weitere unter unseren Rängen vorstellen, die Bankai erreicht haben." "Oh, du hast es nicht gehört", sagte Komamura. "Die Zuweisung... nun ja, ich sollte vielleicht 'Wiederzuweisung' sagen, der Divisionen erfolgt an ihre früheren Kommandanten." "Ich befürchte, ich weiß nicht viel von diesen Leuten", sagte Byakuya. "Nur, dass sie ein... Loch hinterlassen haben." Er meinte natürlich in seinem eigenen Herzen, nicht nur die leeren Plätze, die sie hinterlassen hatten. Nicht nur sie, per se, sondern auch die, die mit ihnen ausgelöscht wurden.... Er war alt genug, um es zu verstehen, doch all die Politik war durch zu viele Reihen gegangen. Das Einzige, woran sich Byakuya wirklich erinnerte war, dass er zu dieser Zeit närrisch begierig gewesen war, das Familienoberhaupt zu werden – noch nicht vollständig realisierend, dass die einzige Weise, das zu erreichen der Tod anderer war. Die einzige Person, die ihn in dieser furchtbaren Zeit hätte trösten und verstehen können, hatte ihn in einem verworrenen Chaos von vermissten Kommandanten und einem verräterischen Wissenschaftler der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zurückgelassen. Und seine letzten Worte an sie? "Komm zurück, du Miststück." Der Gedanke stach immer noch ein wenig in seinem Herzen... Doch es hätte ihn vielleicht mehr getröstet, wenn er tatsächlich geschafft hätte, diese nervtötende Höllenkatze an diesem Tag zu schnappen. Jedenfalls sei sie verflucht. Doch er vermutete, dass er es tatsächlich getan hatte. Also sie verflucht. Immerhin war sie nicht mehr zurückgekehrt. "Weißt du viel von diesen früheren Kommandanten?", fragte Byakuya und fragte sich, was genau zu ihrer Rückkehr geführt hatte. Waren diese Verstoßenen wirklich vertrauenswürdiger als Renji? Byakuya konnte nur vermuten, dass sie sich in irgendeiner spektakulären Art und Weise auf dem Schlachtfeld ausgezeichnet haben mussten. "Hast du sie kämpfen gesehen?" "Das habe ich", sagte Komamura mit einem Nicken. Die Sonne glitzerte auf seinem rostfarbenen Fell, scharfe Fangzähne glänzten gelb. "Sie waren... stark." Byakuya hob seine Augenbrauen und nahm einen Schluck von seinem Tee. Das war eine sehr verschlossene Antwort von jemanden wie Kommandant Komamura. "Gibt es irgendwelche Geheimnisse um sie?", mutmaßte Byakuya. "Etwas, das dir nicht recht ist?" "Sie nennen sich selbst Vizards", Komamura machte mit seinen Klauen eine Geste vor seiner Schnauze, als wolle er das Visier eines Helms hinunterklappen. "Sie haben eine Maske." "Wie eine Hollow-Maske." Das Bild von Kurosakis 'anderen Ich' sprang Byakuya sofort ins Gedächtnis, als Senbonzakura eine furchtsame Warnung sang. Um das Unbehagen, das durch seinen Bauch ging, zu überdecken, nickte Byakuya. "Sowas habe ich gesehen." "Und doch hätten wir die Schlacht ohne ihre Unterstützung nicht gewonnen", sagte Komamura. "Oder die von Ichigo Kurosaki... und er ist einer von ihnen. Sie waren seine Lehrer." Byakuya atmete unglücklich aus. "Du hast sie bereits akzeptiert." Komamura lächelte vorsichtig mit geschlossenem Mund, was seine steifen Schnurrhaare zucken ließ. "Wie kann jemand wie ich jemanden eine Kommandantenrang verweigern? Sie sind stark. Sie sind unsere Verbündeten. Sie haben ihr Blut für unsere Sache vergossen, haben Verletzungen auf dem Schlachtfeld davon getragen – sie haben sich ihre Plätze damit verdient." Byakuya überlegte und fand sich gezwungen, dem zuzustimmen. "Keine Seele könnte mit dir über Ehre streiten, Kommandant Komamura, und dabei hoffen, zu gewinnen. Dennoch, wenn sich die Kunde außerhalb der Hofgarden verbreitet, dass da Kommandanten sind, die hollowfiziert sind, erwarte ich, dass gewisse Mitglieder meiner Familie sofort Tod umfallen oder womöglich spontan implodieren." Während sie durch die Straßen gingen, war Komamura für einige Momente still. Doch dann schob er eine Klaue an sein Ohr und sagte: "Du sprichst metaphorisch, natürlich. Das ist... ein Witz?" Der Schmerz, der zwischen seinen Augen entstanden war, wurde noch ein wenig stärker bei dem Gedanken daran, was Tante Masama aus dieser neuen Entwicklung machen würde. "Wenn es nur so wäre." Renji dachte daran, sich zurück ins Bett zu legen. Er hatte erst viel später am Nachmittag Dienst. Doch um das zu können, müssten die Laken erst einmal getauscht werden und, verdammt, wenn er herausfinden könnte, wo die Tücher gelagert wurden. In Anbetracht der Größe des Anwesens vermutete Renji, dass in der Nähe zumindest ein kleineres Lager war, aber offensichtlich nicht… und ehrlich gesagt, wurde es ihm nach 5 Minuten Herumgeschnüffel im Tansu schnell unangenehm. Wer hätte gedacht, dass Byakuya auch all die Bücher und die Porno-Magazine aus dem Sex Shop gekauft hatte?! Tja, das erklärte auch mit Sicherheit, warum Byakuya immer eine neue Fertigkeit zu haben schien, wenn sie zusammenkamen. Er las scheinbar von all den Sachen. Viele davon hatten… Bilder. Renji schloss den Schrank schnell wieder, bevor er nicht nur abgelenkt wurde, sondern auch noch so erregt wurde, dass er nicht mehr klar denken konnte. Selbst wenn er nun saubere Laken finden würde, war Renji nun irgendwie hellwach. Also konnte er auch genauso gut wach bleiben. Er nahm seinen Kimono, seine Uniform und Zabimaru. Sobald der Kimono gebunden war, nahm Renji den Rest unter seinen Arm und ging in Richtung Sentō – nur um genau in den Erben hineinzurennen. „Ähm“, der Erbe errötete, da er Renji in der Nähe von Byakuyas Räumlichkeiten entdeckt hatte. „Ist der Herr… immer noch am Schlafen?“ „Ich befürchte, er ist schon weg. Irgendwas von einem scheiße frühen Kommandanten-Meeting“, sagte Renji und schob die Tür zu. Er hätte vielleicht daran denken sollen, den geheimen Dienergang zu nehmen, um all die unangenehmen Dinge zu vermeiden, die Kuchikis mit sich brachten. Plötzlich realisierte er, was er vor jemanden, der gerade einmal nach 12 Jahren aussah, trug. „Ähm… Bitte entschuldige meine Sprache und all das.“ Der Erbe grinste breit, was ihn weitaus mehr an Kommandant Kyōrakus herzhaften Lachen erinnerte, als an irgendeine Ausdruckslosigkeit, die die Kuchiki zutage brachten. „Es ist in Ordnung. Ich habe davon gehört“, zwinkerte er. Dann, nachdem sie eine Weile im Flur standen und nicht wussten, was sie sagen sollten, fragte der Erbe: „Gehst du zu den Bädern? Kann ich dich begleiten?“ Renjis erster Gedanke war, zu sagen: 'Warum nicht?' Wenn Shinobu in dieselbe Richtung ging, konnten sie genauso gut zusammengehen. Es schien, als wäre der Junge interessant und Renji starb fast vor Neugierde, herauszufinden, was Tante Masama über Byakuya und ihn gesagt hatte. Masama. Das ließ ihn innehalten, obwohl er eigentlich begonnen hatte, ein 'Ok' zu nicken. Trotz der Tatsache, dass sie weg war, war es nicht schwer sich vorzustellen, was die Familie wohl dachte und das Sentō war vermutlich gerade voll von der Familie. Wenn die Leute sie beide zusammen sahen, würde es irgendwie falsch ausgelegt werden und Renji würde beschuldigt werden, etwas Unerhörtes getan zu haben – selbst wenn es nur war, dass er versuchen würde, dem Jungen nahe zu kommen und ihn zu beeinflussen. „Uh, war ich. Aber weißt du, ich kann nicht wirklich.“ Er deutete auf seine Brust und den Tattoos, die unter dem Stoff verdeckt waren. „Nicht mit all diesen... und deiner Familie drum herum.“ Scheiße, was würde Renji nur für ein Bad geben? Verdammt noch mal, er würde Eishirō suchen und ihn anbetteln müssen, ihm noch einmal eine private Wanne einlaufen zu lassen. Doch er fühlte sich schlecht dabei. Eishirō würde niemals zulassen, dass sich Renji die Wanne selbst füllen würde, doch er ging bestimmt schon auf seinem Zahnfleisch, bei all den zusätzlichen Kuchiki die hier herum hingen und auf den großen Geburtstag warteten. Die andere Option war, den ganzen Weg bis zum Sentō der Elften zurückzulegen, doch das war am anderen Ende der verschissenen Seireitei und das Wasser wäre niemals so toll wie in den heißen Quellen. „Können wir nicht?“, fragte der Erbe. „Ich bin bisher noch nicht selbst zum Onsen gegangen. Ich habe nur gehört, dass es der Stolz des Kuchiki-Anwesens ist.“ Renji dachte wieder an die Reaktionen, die er womöglich wegen all seinen Tattoos bekam. Niemals würde das Byakuyas Beziehung mit seiner Familie gut tun. Dann begann sich eine Idee in seinem Kopf zu formen und er begann sich seinen Weg hineinzureden: „Ich wette, Eishirō kann sie alle raus scheuchen. Ok, hier ist der Vorschlag. Du klingelst nach dem Hausverwalter und, ich weiß nicht, sag ihnen, dass es dir unangenehm oder so ist. Oder scheiß drauf, sag ihm die Wahrheit – sag ihm, dass du mit mir baden möchtest. Ich wette, Eishirō treibt Horden von nackten Kuchiki aus dem Onsen, nur um sicherzustellen, dass niemand meine Tinte sieht.“ Shinobu dachte über das ganze sehr sorgfältig nach. Mit einem kindlich-entschlossenem Nicken sagte er: „Das kann ich machen.“ Byakuya war sich nicht sicher, ob er diese Vizards befürwortete. Nicht ein bisschen. Der frühere-ehemalige-nun-wiedereingesetzte Kommandant Rōjūrō Ōtoribashi schien vertretbar vernünftig zu sein. Kensei Muguruma machte keinen anderen Eindruck als 'du brauchst Ärmel; kein Wunder, dass man dir die Neunte gegeben hatte, denn sie scheinen dort so etwas wie eine allergische Reaktion auf Ärmel zu haben.' Jedoch war Shinji Hirako geradezu nervtötend. Zuallererst sollte niemand so schnell so früh am Morgen reden und... so viele Zähne haben, besonders mit diesem... Akzent. Mit geschlossenen Augen konnte Byakuya ihn fast schon hervorzaubern, mit seinem bösen, fuchsähnlichen Grinsen... Gin. Und dann die Fünfte zu bekommen, mit einem Illusions-Zanpakutō? Es war wie eine Art furchtbare Collage der... Furchtbarkeit. Ugh. Byakuya brauchte mehr Tee. Er konnte kaum gerade denken. Zumindest musste es am Empfang Tee geben, also musste er es durchstehen. Aufgrund der Uhrzeit hatten es einige Kommandanten nicht zum Treffen geschafft – sowohl Kenpachi als auch Kyōraku schienen zu verschlafen oder möglicherweise sind sie immer noch von der Nacht davor betrunken. Es war fast überall bekannt, dass alles vor Nachmittag viel zu früh für die Elfte und auch die Achte war. Ukitake war ebenfalls abwesend. Krank, vermuteten alle. Sehr praktisch, diese Ausrede. Byakuya wünschte sich, er hätte daran gedacht, mehr aus seinen Familiengeschäften zu machen, so dass er sich einfach aus diesen dummen Versammlungen hätte herausreden können. Er atmete aus und bemerkte, wie sauer er war. Und verletzt, im Namen von Renji. Die Fünfte hätte Renji gehören müssen. Ja, sie hatten einen Ruf mit Kidō, den Renji niemals hätte fortführen können, doch diese kleine Vizekommandantin – Hinamori war es? - würde ihren alten Akademie-Kollegen mehr schätzen, als jemand mit der gleichen Zanpakutō-Fähigkeit wie der Mann, der sie betrogen und erdolcht hatte – ZWEI MAL. Selbst wenn es am Anfang vielleicht etwas unangenehm mit jemandem aus dem gleichen Jahrgang sein würde. Doch sie musste einfach einen Freund bevorzugen, einen bekannten Faktor. Außerdem war ein grober Inuzuri-Akzent weitaus besser zu tolerieren, als diesen unablässigen Schwätzer, der jeden mit seiner bloßen Aussprache an Gin erinnerte. Und warum sagte er jeden diese furchtbare Sache mit seinem Namen? Dachte er, er würde sich einer High School Klasse vorstellen? Byakuya folgte der Reihe von Kommandanten zu der kleinen Empfangshalle. „Hat sich nicht viel verändert in Hundert Jahren, was? Ich vermute, dass sich hier eh nicht viel verändert“, sagte Hirako und zwirbelte seinen seltsamen Hut während sein Grinsen zu einer sauren Grimasse wurde. „Außer uns.“ In diesem Moment, mit diesen Worten, spürte es Byakuya endlich – die Stimmung in dem Raum. Durch den, aus Teemangel resultierenden Nebel, bemerkte Byakuya plötzlich, dass jeder in dem Raum ihren Atem angehalten hatte, darauf gewartet hatten, dass jemand in dem Raum etwas von früher sagte, über den Vorfall oder ihre Unterschiede. „Wenn es unangenehm ist, kann ich es wegmachen“, schlug Kurotsuchi vor und bewunderte seinen langen Fingernagel. Seine Augen, von der weißen Farbe, die sie umgab, wirkten gelblich als er aufblickte. „Sag nur ein Wort.“ Der Generalkommandant bahnte sich seinen Weg zu dem Tisch mit den Häppchen und murmelte: „Damit werden wir uns später befassen. Ich verhungere, lasst uns was essen.“ Leiser fügte er hinzu: „Zumindest bevor Mayuri eine Chance hat, das Essen mit Gift zu verderben.“ Sich 'damit' später befassen? 'Damit' war auf jeden Fall interessant. Hatten die Vizards irgendeine vorangegangene Abmachung, dass sie ihre Masken versiegeln lassen? War das überhaupt möglich? Byakuya blickte die Speisen auf dem Tisch finster an. Nur süße Sachen, die verdächtig nach irgendwelchen britischen Machwerken aussahen, die Sasakibe so mochte. Noch schlimmer, statt Tee gab es eine Art rötliche Flüßigkeit, die nach Früchten roch, in einer Glasschale. Punch? Tatsächlich. Byakuya fühlte sich ganz sicher so, als wollte er jemandem einen Punch geben. Doch er war immer noch zu höflich und nahm sich stattdessen einen Teekuchen. Dann blickte er sich nach jemandem um, mit dem er es aushalten würde, ein Gespräch zu führen und hoffte, dass Renji eine bessere Zeit hatte. Renji dachte, dass der Blick von Eishirō dem eines Kuchiki in nichts nachstand. Er hatte ihn behutsam nur in Renjis Richtung geschickt und sich vor dem Erben tief verbeugt. Der Erbe selbst hatte einen sehr autoritären Ausdruck aufgesetzt. „Wie sie wünschen, mein Herr“, sagte Eishirō. „Ich werde es für sie innerhalb einer Stunde bereitstellen. Während sie warten, werde ich Frühstück bringen lassen. Soll ich es ihn euren Raum oder hier in die Räumlichkeiten des Hausherren bringen lassen?“ „Hier ist in Ordnung“, sagte Shinobu. „Stelle sicher, dass auch was für den Vizekommandanten kommt! Oh und vielen Dank. Ich weiß deine Mühen zu schätzen. Ich verstehe, was ich dir da zumute.“ Eishirō war ein wenig überrascht von der überschwänglichen Dankbarkeit. Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen und er klang tatsächlich ehrlich, als er sagte: „Es ist mir eine Ehre, euch dienen zu dürfen, junger Herr.“ Huh, dachte Renji, der hinter Shinobu an der Wand lehnte, das Kind weiß, wie er sich Freunde macht und Leute beeinflusste – total wie Kyōraku. Könnte eine verheerende Kombination sein, wenn er ebenfalls die Rücksichtslosigkeit der Kuchiki geerbt hatte. Es war alles ein großes Lächeln, bis das Kriegsbeil fiel. Und das klang immer noch irgendwie nach Kyōraku. Himmel. Shinobu hatte sich zu Renji umgedreht und blickte ihn mit funkelnden Augen an. „Wie habe ich mich gemacht? Habe ich wie ein Familienoberhaupt geklungen?“ Renji schnaubte ein kleines Lachen. „Größtenteils, aber soll ich ehrlich sein? Bya- ähm, Kommandant Kuchiki hätte sich niemals so oft bedankt.“ „Oh“, Shinobu klang ein wenig enttäuscht. „Ich dachte, das wäre ein netter Zug. Der Hausverwalter schien es auch geschätzt zu haben.“ „Hat er“, nickte Renji, schob die Tür auf und bedeutete Shinobu, in den Raum zu gehen. „Aber Kommandant Kuchiki würde dir vermutlich sagen, dass du zu hoch im Stand bist, um dich gut mit den Diener halten zu müssen.“ „Das ist dumm“, sagte Shinobu, seine Augen waren groß vor Neugierde, als er sich in den Räumlichkeiten umschaute. „Meine Mutter sagt immer, dass die Diener diejenigen sind, die alles kontrollieren. Wenn du es dir mit ihnen verscherzt, spucken sie dir in die Suppe.“ Renji musste nun laut lachen.“Deine Mutter ist eine kluge Frau.“ Scheinbar hatte Shinobu das Kompliment nicht gehört, denn er rannte von Raum zu Raum und schaute sich alles an. Der hielt an der Tür zum Schlafzimmer inne. Renji konnte schon fast spüren, wie Schamesröte spüren, als sich Shinobu schnell von den zerknitterten Laken umdrehte. Doch der junge Erbe schien sich schnell zu erholen und rannte los, um sich die anderen Zimmer anzusehen. Renji ließ den Jungen erkunden und setzte sich vor den eingesunken Feuerplatz im Wohnzimmer. Er nahm einen Schürhaken und stocherte in den Kohlen herum, bis sie warm glühten. Es war schwer zu glauben, dass sich der Januar gen Ende neigte. Es würde ein kalter Tag für ein Training draußen werden. Mit dem Geruch von Schnee im Wind war es vermutlich höchste Zeit, das Training ins Dojo zu verlagern. Zumindest bis in den Frühling. Vermutlich hatte es Nanako bereits veranlasst. Renji stocherte in den Kohlen herum. Wie hätte er sich Hoffnungen machen können, ein Kommandant zu werden? Er war ja noch nicht einmal oft genug da gewesen, um einen guten Vizekommandanten abzugeben. Dennoch konnte es Renji nicht bereuen. Ichigo hatte sein Leben viel interessanter gemacht. Offensichtlich war Shinobu von seinen Erkundungen müde geworden, denn er setzte sich im Seiza neben Renji. „Sind deine Räumlichkeiten angeschlossen? Ich konnte keine Tür finden.“ „Oh, uh“, Renji schob seine Haare aus seinem Gesicht, als er versuchte herauszufinden, wie er die Situation am besten erklären konnte. „Ich bleibe nicht die ganze Zeit. Mein Quartier ist in der Division.“ Shinobus Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen. „Tante Masama sagte, dass du mit Cousin Byakuya zusammen lebst…“, er blickte Renji von der Seite an, als wäre er nicht sicher, ob er den folgenden Teil laut aussprechen sollte: „… wie eine Ehefrau.“ Renji wollte wütend werden, doch Shinobu schien davon nicht wirklich angewidert zu sein. Wenn überhaupt, erschien er neugierig, als würde er denken, dass die Vorstellung irgendwie faszinierend war. Bevor Renji sich eine angemessene Antwort ausdenken konnte, fuhr Shinobu fort: „Mein Onkel Shunsui lebt so mit Jūshirō zusammen.“ Shinobu lächelte fröhlich. „Onkel Jūshirō hat immer Süßigkeiten dabei!“ Renjis Hand hätte sich beinahe ausgestreckt, um durch Shinobus Haare zu wuscheln, doch er stoppte sich rechtzeitig. „Heh“, sagte er zu Shinobus verwirrten Blick. „Es ist nur, dass du manchmal total erwachsen wirkst und dann sagst du so Sachen. Das ist süß.“ Shinobu sah ein wenig grummelig aus, dass er ‚süß‘ genannt wurde, aber er errötete auch. „Ich verstehe nicht. Wie kommt es, dass du mich nicht berühren willst. Das ist das zweite Mal, dass du deine Hand zurückgezogen hast.“ War es das? Renji rieb sich den Nacken, fühlte sich wieder einmal unsicher, was er sagen sollte. „Schau“, sagte er schlussendlich und ehrlich. „Du musst es wissen, oder nicht? Ich meine, du bist ein Kuchiki. Ein Typ wie ich – ich sollte meine Hände nicht auf einen Typen wie dich legen.“ Shinobu blickte in die Richtung des Schlafzimmers, wo das ungemachte Bett gut zu sehen war und sagte: „Aber das tust du. Ich meine, wenn ich verstehe, wie solche Sachen funktionieren.“ Er musste innehalten, um gegen seine Schamesröte zu kämpfen. Er atmete aus, als er seinen Gedanken dahin verbannt hatte, woher er auch immer gekommen war. „Jedenfalls bin ich nicht wie Cousin Byakuya. Die Distanz zwischen dir und mir ist nicht so groß.“ Die Naivität des Jungen war… irgendwie herzzerreißend. Renji schüttelte seinen Kopf. „Ich weiß nicht, was du denkst, wenn du so etwas sagst. Du hast gesehen, wie es mit deiner Tante an diesem einen Abend war. Sie ist ausgetickt, weil ich einen Mon auf dem Rücken trug, auch wenn es nichts anderes bedeutete, als die Stärke und mein Zabimaru, was ich mir erarbeitet habe. Sie muss Sachen über mich erzählt haben. Du kannst nicht glauben, dass es keinen Unterschied, keine Distanz gibt.“ Shinobu runzelte die Stirn und kaute auf seiner Lippe. Dann sagte er: „Kann ich dir ein Geheimnis verraten?“ Der plötzliche Wechsel im Thema warf Renji ein wenig aus der Bahn, aber er nickte. „Sicher. Ich meine, denke schon. Warum nicht?“ „Ich habe niemals in meinem Leben etwas gesehen, dass so groß… und nutzlos ist“, sagte er ernsthaft. Er blickte in Richtung des Balkons, hinaus in den Kirschbaumgarten. „Das“, sagte er und deutete auf die Bäume. „Das verstehe ich. Meiner Familie gehört der östliche, erste Distrikt im Rukongai.“ Renji blinzelte. „Warte, was? Alles davon?“ „Ja“, sagte Shinobu. „Und Teile vom Zweiten und Dritten ebenfalls. Dort sind eine Seidenfarm und viele, viele Reisfelder und da ist auch eine Jademine. Verstehst du? Ich lebte nicht in einem Haus wie diesem. Ich bin auf einer Farm aufgewachsen. Einem bewirtschafteten Hof. Im Rukongai.“ Oh. Das war mal ein Geheimnis: Denn wenn Tante Masama davon erfahren würde, würde sie vor Wut Ziegelsteine scheißen. Shinobu war still, während Aio das Frühstück für sie auslegte. Sie bedachte Renji und auch den Erben mit einem kleinen Lächeln, was noch größer wurde, als Shinobu ihr überschwänglich für ihre Dienste dankte. Nachdem sie gegangen war, erklärte er: „Auf dem Land sind unsere Diener eher wie Kollegen. ‚Ein Vorarbeiter, der seine Arbeiter misshandelt wird bald keine Arbeiter mehr haben.‘ Das ist etwas, was mein Vater immer sagt“, sagte Shinobu. Dennoch hielt es Renji für seine Pflicht, ihm Tee einzuschenken. „Uns gehört das Land, der größte Teil des Profits gehört der Familie, aber der letzte Kuchiki, der dachte, er könnte jeden Ken und jeden Krümel Reis für sich selbst behalten, hat festgestellt, wie gefährlich ein paar Feldgeräte sein können, wenn man sie ‚aus Versehen‘ am falschen Platz zurücklässt.“ Renji legte etwas Aji, getrocknete Pferdemakrele, auf Shinobus Teller, bevor er sich selbst davon nahm. Er konnte kaum glauben, dass es einen Kuchiki gab, der so war, wie der junge Erbe es beschrieb. Doch er hatte noch eine größere Frage in seinem Kopf: „Wie, zum Teufel, hast du all das deiner Tante verheimlichen können?“ Shinobu servierte Renji ein paar eingelegte Frühlingszwiebeln, während er mit einem schelmischen Grinsen weitersprach: „Meine Mutter hat von der Suche nach einem Erben gehört, als sie auf dem Anwesen war. Wir haben die List monatelang vorbereitet. Ich blieb aus der Sonne. Ich habe zu viel gegessen und zu wenig gearbeitet.“ Er setzte die Servierstäbchen ab und hob seine Hände, um Renji die weiche Haut zu zeigen. „Wir haben Bimsstein für meine Schwielen verwendet. Wir haben das Familienanwesen in der Seireitei wieder geöffnet, das gute Essservice abgestaubt und die teuren Kimonos aus dem Lager herausgeholt. Ich sah auf dem Papier sehr gut aus, verstehst du. An meiner Blutlinie ist nichts falsch. Ich bin der direkte Nachkomme von einem sehr beeindruckenden Heiratsvertrag, der zwei starke Familien vereinte. Ich war zur passenden Zeit im Anwesen. Da ist kein Fehler in meinem Blut.“ „Nur in deiner Erziehung“, bemerkte Renji und zerbrach ein Wachtelei über seinem Reis. „Ich bin auch darauf stolz“, sagte Shinobu mit einem sehr kuchikiartigen Schniefen. „Jedenfalls war es klar, dass der Kundschafter – ich meine Tante Masama es nicht verstehen würde.“ „Darauf wette ich.“ „Unser Geheimnis reicht Generationen zurück“, gab Shinobu zu. „Mein Urgroßvater war der erste, der das Anwesen geschlossen hat, um näher zu den Farmern zu ziehen, einer der ihren zu werden. Doch er schickte seine Frau, meine Urgroßmutter, zum Anwesen, sodass niemand jemals bemerkte, dass die alte Lebensweise versagt hatte. In dieser Weise haben wir politischen Einfluss erhalten, den wir darauf verwendeten, unser Land und seine Leute zu versorgen.“ Während er sich das so anhörte, dachte Renji, dass er vielleicht falsch gelegen hatte. Einen Kyōraku und einen Kuchiki zu kombinieren hatte keineswegs einen lachenden, rücksichtslosen Mörder ergeben, doch stattdessen ein listiges, unkonventionelles, politisches Triebwerk hervorgebracht, das offensichtlich tatsächlich etwas darauf gab, was die niederen Arbeiter angeht, die sie besaßen. Shinobu sah neugierig aus, als er an seinem Miso nippte. „Wirst du es Cousin Byakuya sagen?“ „Es ist nicht meine Sache, es zu erzählen“, sagte Renji einfach. „Doch ich vermute, er wäre verdammt stolz, das zu hören.“ „Denkst du wirklich so?“, plötzlich erschien Shinobu wieder sehr kindlich. „Kommandant Kuchiki arbeitet auch hart“, sagte Renji. „Er gräbt keine Felder um, aber er ist ein guter Soldat, ein starker Kämpfer. So wirst du nicht, wenn du auf deinem Hintern sitzt und darauf wartest, dass dir die Dinge in den Schoß fallen.“ Renji fügte seinem Reis noch ein bisschen Eingelegtes hinzu und mischte es dann. „Außerdem musst du von seiner ersten Frau, Hisana, gehört haben. Sie kam aus Inuzuri, genau wie ich.“ Shinobu wurde wieder knallrot. „Ja, Tante Masama hat es vielleicht ein paar Mal erwähnt.“ Renji vermutete, dass das Wort ‚Schlampe‘ sowohl Hisana als auch ihm anhaftete. Er schluckte sein Schnauben mit einem ordentlichen Happen Fisch hinunter und nickte. „Ja, auch wenn ich nicht sagen kann, dass er es immer ‚versteht‘, er ist ziemlich motiviert, es zu verstehen.“ Die letzte Person, von der er erwartet hätte, mit ihr im Gespräch zu enden, war Soi Fon. In der letzten halben Stunde hatte er es geschickt geschafft, am Rande dieser, vermutlich unwillkommensten, ‚Willkommens‘-Party seit der Beförderung von Gin zu bleiben. Das Unbehagen in dem Raum war nur noch angestiegen, als vor weniger als 10 Minuten Shinji bemerkt hatte, dass die bemalten Fusuma-Schirme eine Darstellung von einer früheren Gruppe von Shinigami zeigten, die gegen eine Horde maskierter Hollows kämpfte. Er blickte es für eine lange Zeit an, als er endlich sagte: „Diese Shinigami sehen wie Schläger aus, ich feuere die Hollows an.“ Shinji’s Kommentar hat Byakuya beinahe provoziert, ihn laut zu fragen, ob es wahr sei, dass die Vizards zugestimmt hatten, ihre Kräfte zu versiegeln. Er hatte seinen Mund gerade geöffnet, doch Soi Fon hatte den Moment ausgewählt, um wie ein Ninja an seinem Ellbogen zu erscheinen und zu fragen: „Was macht der Abarai?“ Erst dachte er natürlich, dass sie Renji meinte. Beinahe hätte er ihr erzählt, dass Renji tief enttäuscht sein müsse, nicht für den Rang des Kommandanten in der Fünften in Erwägung gezogen worden zu sein, bis er sich an seinen Bruder erinnerte: Seichi. „Er hat sich als extrem kooperativ während der Attacke auf eine meiner Versorgungslieferungen gezeigt“, informierte Byakuya sie. Automatisch hob er die Schale in seiner Hand zu seinen Lippen, nur um sich zu spät daran zu erinnern, dass sie mit fürchterlicher Bowle mit Erdbeergeschmack gefüllt war, nicht mit Tee. Er schaffte es dennoch, sein Gesicht nicht zu einer Grimasse zu verziehen. „Kooperativ?“, Soi Fon schaffte es, sowohl argwöhnisch als auch beeindruckt zu klingen. „Du musst irgendeine magische Wirkung auf widerspenstige Abarais haben.“ Humph. Was sollte das bedeuten? Byakuya entschied, dass die beste Strategie war, den potentiellen Seitenhieb zu ignorieren. „Seichi wurde meinem Gärtner anvertraut.“ „Ist das so?“ Wieder schaffte sie es, so zu klingen, als würde sie etwas wissen, was Byakuya nicht wusste. „Es ist lustig, dass du das sagst, wenn einer meiner Leute mir berichtet hat, dass er ihn in der Elften hat herumlungern sehen.“ Nun wusste Byakuya, dass sie ihn nur ärgern wollte. „Offensichtlich braucht dein Ninja-Spion eine Brille. Oder vielleicht kann sie oder er einen Rüpel nicht von einem Schlägertypen unterscheiden.“ „Das hoffe ich“, sagte sie. „Deinetwillen.“ Bevor Byakuya auf ihre Drohung reagieren konnte, huschte sie weg. Ihr Verschwinden gab Byakuya zumindest die Erlaubnis, diese fürchterliche Angelegenheit zu verlassen. Vielleicht sollte er sich auf dem Weg zum Anwesen beim Gärtner vergewissern, dass Seichi noch da war, wo er hingehörte. ___________________________________________________________________________________________________________________ Kurze Erklärung: In der japanischen Version von Bleach teilen sich Shinji und Gin die Sprechweise, einen regionalen Akzent, wenn man so möchte. Vorschau Kapitel 31: Als Byakuya entdeckt, dass Renjis Bruder tatsächlich auf dem Anwesen fehlt, ist die Kacke am Dampfen. Renji muss sich um eine Lösung bemühen… Kapitel 31: A Modest Proposal ----------------------------- Mit einem Beil stand der Gärtner neben der kleinen Hütte, die er mit seiner Frau teilte. Rauch kräuselte sich vom Kamin in den Himmel. Mit Frost überzogener Winterkohl glitzerte in der späten Nachmittagssonne. Als Byakuya bewusst in seine Richtung ging, durch die ordentlichen Reihen von Wintergemüse, erstarrte der Mann, wie ein ängstliches Tier. Das war die Bestätigung von Seichis Abwesenheit, die Byakuya gebraucht hatte. Der Griff des Gärtners um das Beil wurde fester. Byakuya legte die restliche Distanz zu dem Mann mit Blitzschritt zurück und schlug das Werkzeug aus der Hand des alten Mannes. Es wirbelte über das kleine Feld und schlug mit einem dumpfen Laut in den nahegelegenen Baum ein. Sofort fiel der alte Mann auf seine Knie und schlug die Hände über seinen Kopf, als würde er erwarten, dass er sofort verprügelt werden würde. „Oh mein Herr, es tut mir so leid! Ich konnte ihn nicht kontrollieren! Dann, eines morgens, war Abarai-kun verschwunden. Es tut mir so leid, Kuchiki-sama! Bitte vergebt mir! Ich bin nur ein alter Mann!“ Byakuya versuchte, an seiner Wut festzuhalten. Doch die Reaktion des Gärtners, dieser erbärmliche Schrecken, ließ seine Wut verebben. Er sollte zornig sein. Er hatte jedes Recht dazu. Er wurde von Soi Fon bloßgestellt, sie hatte ihn aussehen lassen, als hätte er keine Kontrolle über seinen Haushalt. Und doch… Mit tränenerfüllten Augen wagte der Mann einen Blick hinauf zu Byakuya. „Ich hatte Angst, mein Herr. Meine Familie und ich… wir können nirgendwo hingehen. Meine Frau würde den Rukongai niemals überleben.“ Byakuya wollte abstreiten, dass die Verbannung die Strafe sei, doch er konnte es nicht. Er hatte schon Diener wegen Geringerem weggeschickt. Angst. Byakuyas rücksichtsloser Ruf hatte das hervorgebracht. Der Gärtner war zu angsterfüllt gewesen, die Wahrheit zu sagen. Die Angst, dass sich Byakuya unverhältnismäßig harsch verhalten würde, hatte die Loyalität übertrumpft, die ein Diener seines Herrn gegenüber erbringen sollte. Und nun würde er nach einem alten Mann ausholen? Sich wie ein fürchterlicher Lehnsherr aufführen? Lieber Himmel, er verwandelte sich in Tante Masama. Aber was konnte er tun? Wenn er zu nachgiebig war, würde ihm die Kontrolle entgleiten. Wenn er zu hart war, würden die Leute um ihn herum genauso weitermachen, als wäre er ein Hindernis in ihrem Weg und kein… Fürsprecher. Wegen Byakuyas Schweigen entkam ein Schluchzen aus dem Mund des Gärtners und er beugte seinen Kopf erneut. „Ich war dumm zu glauben, dass sie niemals die Wahrheit entdecken. Ich bin ein Narr. Bitte, mein Herr, haben sie Mitleid mit diesem Narren. Bitte, ich flehe sie an, mein Herr. Ich werde jede Strafe annehmen, die sie als angemessen erachten, aber bitte lassen sie meine Frau bleiben.“ Der alte Mann würde ebenfalls im Rukongai sterben. Sie beide wussten das. Die Güte, nach der er fragte, war immer noch zu grausam für ein solches Schicksal, besonders da es Byakuyas Fehler gewesen war, Seichi einem solch alten Mann anzuvertrauen. „Ich war der Narr“, sagte Byakuya endlich, seine Stimme klang fester, als sie in Anbetracht des Tumults in seinem Kopf hätte sein dürfen. „Ich hätte nicht überrascht sein sollen, zu entdecken, dass der eine Bruder genauso stur und eigenwillig ist, wie der Andere. Sei beruhigt, ich werde dir deine Lebensgrundlage nicht nehmen. Aber“, bevor Byakuya weitersprechen konnte, keuchte der Gärtner erleichtert auf. „Sei gewarnt. Wenn du ein weiteres Geheimnis dieser Wichtigkeit vor mir oder meinem Haushalt verheimlichst, gehört deine Zunge mir.“ Zufrieden mit der Weise, wie das Blut aus dem Gesicht des Gärtners wich, wandte er sich ab. Wenn er noch länger dort stand, würde der Gärtner spüren, dass Byakuya es nicht wirklich ernst meinte. Er hasste die Idee, jemanden potentiell zu verstümmeln, doch es durfte auch keine leere Drohung sein. Wenn es noch einmal passieren sollte, würde er seinen Worten Taten folgen lassen müssen. Es war eine fürchterliche Lösung, besonders wenn man bedachte, dass Angst den Gärtner erst dazu gebracht hatte, ungehorsam zu sein. Aber was wäre eine andere Lösung gewesen? Irritiert ging Byakuya zurück zum Anwesen. Offensichtlich hatte Eishirō Byakuyas Näherkommen bemerkt und huschte, mit einem Bündel irgendwas unter seinem Arm und einem breiten Grinsen, aus dem Anwesen. „Mein Herr! Perfekter Zeitpunkt, wie immer.“ Er hielt an, um sich zu verbeugen und Byakuya seine Badeutensilien anzubieten. „Du kannst den Vizekommandanten und den jungen Erben in den heißen Quellen treffen.“ Der Onsen klang genau nach dem, was Byakuya nach diesem fürchterlichen, morgendlichen Kommandanten-Meeting, Erdbeerpunch, Shinji Hirako und einen fehlgeleiteten Abarai, brauchte. Er nahm die Tücher und Hygieneartikel, doch er musste fragen: „War dir bewusst, dass uns ein Assistent des Gärtners verloren gegangen ist?“ Eishirō war blitzschnell aufrecht. „Was?“ Es war nicht möglich, die Emotionen, die über das Gesicht des Hausverwalters glitten, zu fälschen. Er hatte es nicht gewusst. Das zumindest war eine Erleichterung. „Es scheint, als hätte Seichi Abarai unsere Dienste aufgegeben und wird nun von der Elften beherbergt .“ Plötzlich sah Eishirō hin- und hergerissen aus, doch dann sagte er tapfer: „Ich werde persönlich einen Bataillon Personenschützer begleiten, um Abarai sofort zurückzuholen, mein Herr.“ Byakuya winkte diese Idee ab. Der Kenpachi würde bei so einer erbärmlichen Show nur lachen. „Nein, wenn jemand ihn abholen muss, dann wird es der Vizekommandant oder ich selbst sein.“ „Oh, Gott sei Dank“, seufzte Eishirō. Dann schien er plötzlich zu bemerken, dass er das laut gesagt hatte, bedeckte seinen Mund und verbeugte sich erneut. „Und der Gärtner? Wurde ihm bereits aufgetragen, seine Sachen zu packen, mein Herr?“ „Nein, nicht dieses Mal“, gab Byakuya. Auf Eishirōs überraschten Blick hin erklärte er: „Ich hätte einem schwachen, alten Mann niemals jemanden anvertrauen sollen, von dem bekannt ist, ein Verbrecher zu sein. Aus Freundlichkeit zu seinem Bruder war ich zu weich mit Seichi. Die Schuld an seiner Flucht liegt bei mir. Dennoch habe ich den Gärtner gewarnt, dass solch eine Sache in der Zukunft nicht mehr ungemeldet bleiben darf. Ich habe die Konsequenzen klar gemacht, sollte er diesen Fehler noch einmal begehen.“ Eishirōs Augen weiteten sich, als könne er sich vorstellen, was das sein könnte. Byakuya war sich nicht sicher, wie er sich fühlen sollte, als er eine ähnliche Art von Angst in den Augen seines Hausverwalters sah. Vertraute niemand darauf, dass er kein unverhältnismäßiges Scheusal war? „Wie lange war Seichi schon weg?“, fragte sich Eishirō und sah dabei wirklich zerknirscht aus, dass er die Lage beim Gärtner nicht noch einmal geprüft hatte. „Das ist ungewiss“, sagte Byakuya, eine Welle der Müdigkeit brach über ihn hinein. „Ich wurde erst heute Morgen von Kommandantin Soi Fon davon informiert.“ „Von Kommandatin… Oh, Grundgütiger“, keuchte der Hausverwalter. Eine tiefe Schamesröte, war auf seinem Gesicht zu sehen. „Mein Herr, ich fühle mich verantwortlich. Es ist meine Pflicht, alles über diesen Haushalt zu wissen und es euch zu melden. Ich hätte-“ Byakuya hob eine Hand. Er war den Drohungen und Entschuldigen müde geworden. „Ja, vielleicht hättest du“, keifte er. „Ich ebenso. Da ist viel Schuld, die man verteilen kann“, er atmete tief durch und kniff sich in die Haut zwischen den Augen, wo seine Kopfschmerzen saßen. „Bitte schick ein anständiges… Frühstück ins Sentō. Wurde dem Vizekommandanten bereits Essen gebracht?“ „Ja, mein Herr, und dem Erben ebenfalls.“ Richtig. Denn Renji und Shinobu waren gemeinsam zum Onsen gegangen – ein seltsames Pärchen, dachte Byakuya, doch er war erfreut gewesen, dass Renji die Initiative ergriffen hatte, um den jungen Erben kennenzulernen. „Also gut, doch du kannst auch noch ein wenig mehr mitschicken. Renji kann immer noch etwas essen.“ Der Hausverwalter unterdrückte ein zustimmendes Lachen. „Durchaus, mein Herr.“ Die Weise, mit der der kleine Erbe Renjis Körper anstarrte, war ein wenig... unangenehm. Renji wusste, dass es die Tattoos waren, aber scheiße, so zu glotzen konnte einen Typen echt zum Erröten bringen. "Hey", sagte er angespannt. "Kennst du nicht die Sentō-Regeln?“ „Ähm, nein, nicht wirklich“, gab Shinobu scheu zu. „Auf der Farm haben wir der Reihe nach in einer heißen Wanne gebadet.“ Richtig, natürlich. Renji hatte immer noch Probleme damit, zu verarbeiten, dass der junge Herr mit seinen Kyōraku-Locken und der Kuchiki-Porzellanhaut außerhalb der Seireitei aufgewachsen war. Um seine Schroffheit ein wenig zu überdecken, spritzte er spielerisch ein wenig Wasser in Shinobus Richtung und erklärte: „Du sollst nicht starren.“ Shinobus Augen wurden groß. Sein Gesicht wurde etwas röter, doch sein Ausdruck wurde entschlossen: „Aber... du guckst mich an!“ „Nun ja, das ist, weil Kuchikis die Regeln befolgen sollen“, verteidigte sich Renji. „Ich habe nicht gedacht, dass du zurückschaust!“ „Soll ich von dieser Deklaration argwöhnen, dass du dir einen Vorteil herausnimmst, Renji Abarai?“ Byakuyas seidige, tiefe Stimme ließ Renji Haltung annehmen. „Ähm... ich... so etwas in der Art? Manchmal?“ Renji bot Byakuya eine Hand an, um Byakuya die glatten Stufen in die heiße Quelle hinabzuhelfen. Trotz des kühlen Wetters waren die Türen zum sumpfigen Garten weit aufgeschoben. Wasserdampf stieg von der natürlichen Quelle hinauf, die sich zwischen Felsen und Rohrschilf nach oben gedrückt hatte. Der Dampf tauchte alles in einen geheimnisvollen Nebel. Es war wunderschön, doch die offenen Türen bedeuteten auch, dass der geflieste Boden extrem glitschig war. Renji hätte beinahe selbst vor Kurzem einen Flachköpper gemacht. Byakuya nahm Renjis Hand und ließ sich von ihm ins Wasser führen. Trotz des vorausgegangenen Gesprächs hatte Renji Schwierigkeiten, Byakuyas makellose Schönheit nicht zu beglotzen. Als würde er Renjis begehrenden und anhimmelnden Blick bemerken, schaute Byakuya auf und hielt Blickkontakt. „Es scheint durchaus so, als würdest du das tun.“ „Ich kann mir nicht helfen“, gab Renji zu. „Hast du dich selbst gesehen? Du bist verdammt atemberaubend.“ Byakuya lehnte sich zu Renji hinüber, als wolle er ihn mit einem Kuss belohnen, als der Erbe sich räusperte und sie daran erinnerte, dass er auch da war. „Ist das Kommandanten-Meeting gut verlaufen, Byakuya-sama?“ Mit einem leisen Seufzen ließ Byakuya Renjis Hand los. Er sank in das Wasser ein und legte die Ellbogen über den Beckenrand, ließ seinen Kopf leicht hängen. „Nein, ist es nicht. In keiner Weise.“ Das klang ernst. Renji schlich sich zurück ins Wasser und an Byakuyas Seite. Er wollte nicht nach seinen Eigeninteressen fragen, besonders seit die Antwort offensichtlich geworden war, als er keinen eigenen Schmetterling erhalten hatte, der ihn am Morgen zum Treffen gerufen hatte. Außerdem, nachdem er letzte Nacht daran gescheitert war, das Kommando im Schlafzimmer zu übernehmen, war Renji noch mehr davon überzeugt, dass er noch nicht vollkommen geeignet für den Job war. „Also, wer ist es geworden?“ Byakuya machte ein unerfreuliches Gesicht. „Sie sind frühere Kommandanten. Rōjūrō Ōtoribashi für die Dritte, Shinji Hirako für die Fünfte und Kensei Muguruma für die Neunte. Vor Hundert und ein paar mehr Jahren waren diese Männer Kommandanten, bevor sie geächtet und verbannt wurden. Ich war zu jung und zu uninteressiert zu dieser Zeit, um alle Details aufzugreifen, aber die Gerüchte zu ihrem Verschwinden deuteten alle auf Kisuke Urahara und einige gescheiterte Experimente zur Hollowfizierung. Offensichtlich war keins davon wahr. Die Experimente waren zu einem gewissen Ausmaß erfolgreich und Urahara unschuldig. Sie wurden wiedereingestellt.“ Renji lehnte seinen Rücken gegen die Wand des Beckens. Shinji? Ernsthaft? Dieser eigenartige Freak mit den schiefen Haaren und gepiercten Zunge war ein früherer Kommandant? Renji hatte gehört, dass Shinjis Kumpels, die Vizards, dem Kampf um Karakura beigetreten waren, doch er hatte keine Ahnung, dass sie die Sitze in den Hofgarden für sich beanspruchen würden. Hätte er sich aber denken können. „Hast du sie nie kennengelernt, Renji?“, fragte Byakuya. Er klang müde, erschöpft. „Sie waren mit dir in der Welt der Lebenden.“ Renji schüttelte den Kopf. „Ich habe Shinji-ähm Kommandant Hirako getroffen, als er sich als Schüler verkleidet hatte. Ich wusste, dass er kein normales Kind war, aber ich hatte keine Ahnung, dass er ein früherer Kommandant war. Ich, ähm, hatte tatsächlich gedacht, dass er ein übler Kerl war, der versuchte, Ichigo für die dunkle Seite zu rekrutieren, weißt du? Ich meine, er und das Mädchen mit den kurzen Zöpfen waren super geheimnisvoll und haben Ichigo monatelang entführt. Hätte mir denken können, dass da mehr passiert ist, als Urahara nicht besorgt war.“ Byakuya hob eine dünne, dunkle Augenbraue. „Dunkle Seite? Vielleicht hast du ihren inneren Hollow gespürt?“ „Ich weiß nicht, vielleicht? Ich habe nur irgendwie gedacht, dass er seltsam ist.“ „Das ist er.“ Byakuya glitt vom Beckenrand und sank tief in das Wasser, tauchte seinen Kopf unter. Als er wieder auftauchte, warf er Renji einen unglücklichen Blick zu. „Es tut mir leid, dass du übergangen wurdest.“ Renji zuckte mit den Achseln. Es war keine Überraschung und er machte sich nicht viel draus. Nicht, wenn sie übermächtigen, hollowfizierten, frühere Kommandanten wieder ihren früheren Divisionen zugeteilt hatten. „Und ich habe noch mehr schlechte Neuigkeiten“, sagte Byakuya. Nun war die Müdigkeit in seiner Stimme offensichtlich und Renji musste den Drang niederkämpfen, ihn zu umarmen und zu fragen, was passiert sei, denn in diesem Moment, wie auf ein Zeichen, erschien Eishirō mit Tabletts mit Tee und Snacks. Sie waren einen Moment still, während die Diener alles für sie hinstellten. „Leckereien in der heißen Quelle“, seufzte Shinobu. „Ist das normal? Es scheint so…“, Renji dachte, dass er vielleicht ‚dekadent‘ sagen würde, doch seine Meinung schnell geändert hatte, „… wundervoll.“ „Das Essen, welches sie beim Kommandanten-Treffen serviert haben, war grauenhaft“, murmelte Byakuya, während er sich eine große Schale Tee eingoss. „Punch, Renji! Erdbeere.“ Renji konnte nicht anders, als bei dem neuen Beiklang von ‚Ichigo‘, den er nun für sie hatte, zu lachen. Byakuya konnte sich aber nicht darüber beklagen, was Eishirō für sie gebracht hatte. Da waren Dutzende von kleinen Finger Foods – Rollen mit frittierter Yuba, Tofu-Haut; getrockneter Tintenfisch und unzählig viel eingelegtes Gemüse. Trotz der Tatsache, dass Renji gerade erst gegessen hatte, knurrte sein Magen. Aus irgendeinem Grund ließ das Byakuya sanft lächeln und er bot Renji eine Yuba-Rolle an. Nachdem sie ein paar Bissen gegessen hatten, atmete Byakuya tief durch. Er starrte zum Garten und berichtete flach: „Seichi ist EA. Soi Fon hat mich informiert, dass ihre Spione ihn um deine frühere Division haben herumschleichen sehen.“ Oh. Uh, oh Scheiße. Renji hatte gewusst, dass er einen Weg hätte finden müssen, Byakuya zu sagen, dass Seichi ihnen ausgebüchst ist. „Ähm, ja. Ich wollte dir auch davon erzählen. Ich habe ihn auch da gesehen.“ Die Laune änderte sich schlagartig. Byakuya setzte sehr behutsam seine Schale ab. Er hatte allen seinen Rücken zugewandt und seine Stimme war scharf und nachhallend, als er kurz befahl: „Shinobu, mein Vizekommandant und ich müssen etwas besprechen. Würdest du uns bitte entschuldigen?“ „Oh, ja, natürlich mein Herr.“ Shinobu warf Renji einen mitleidigen Blick zu, als er sich aus dem Wasser erhob und zum Umkleideraum ging. „Renji“, sagte Byakuya, drehte sich dabei immer noch nicht um. „Erkläre dich.“ Ah, Scheiße, was konnte er da überhaupt sagen? „Schau, ich weiß, dass ich es verkackt habe, aber... ah, scheiße“, Renji atmete durch und begann von vorne. Da er nicht auf Byakuyas Rücken starren sollte, ließ er den Kopf hängen und beobachtete, wie der Dampf vom Wasser aufstieg. „Erinnerst du dich, als ich dir erzählt habe, dass ein paar Idioten versucht haben, mit Zabimaru abzuhauen? Nun ja, Seichi war einer davon. Ich... vermute ich hätte ihn hierhin zurückschleifen sollen, sobald ich das bemerkt habe, aber – ah, Scheiße. Mein dummer Bruder, er hat es in seinem ganzen, verfickten Leben zu nichts gebracht und er schien nun etwas in der Elften gefunden zu haben. So etwas, wie auch ich gefunden habe, weißt du? Eine Richtung. Also habe ich ihn da gelassen.“ „Und mir nichts gesagt.“ Ja, das war ja auch der Mist, den er gebaut hatte. Renji wollte sich herausreden, denn wann hatte er wirklich Zeit mit Byakuyas Familie um sie herum? Er vermisste ihre gewohnten Gespräche beim Abendessen. Doch das war nicht der einzige Grund, oder? Renji hatte wegen Seichi noch aus einem ganz anderen, weitaus hässlicheren Grund die Klappe gehalten. Renji hatte es Byakuya nicht verheimlicht, weil er ihm nicht traute. Er hatte Angst. Renji war sich sicher gewesen, dass Byakuya Seichis Rückkehr und Bestrafung gefordert und ihn dann in das Leben zurück gezwungen hätte, dass er so verachtete: Ein Diener auf einem großen Anwesen zu sein. Renji hatte Angst, dass der Verlust dieses ersten Funken einer Chance auf ein neues Leben Seichi umgebracht, ihn zerstört hätte. Und es hätte Renji fühlen lassen, als wäre er ein Hund, ein Hund des Militärs. Wie der verfickte Stiefelabsatz des Herrn. Er konnte das einfach nicht. Nicht schon wieder, nicht nachdem, was mit Rukia passiert war. Nicht, ohne sich in ein Monster zu verwandeln, einen Dämon. „Ich hatte Angst...“, begann er und unterbrach sich dann selbst. Dann begann er erneut und sagte: „Es tut mir leid.“ Zumindest war der Teil wahr. Er mochte nicht, dass dies zwischen Byakuya und ihm stand. Er hätte es herunterschlucken müssen und alles berichten sollen, wie ein pflichtbewusster Soldat. Wenn Byakuya ihm befohlen hätte, Seichi zurückzuholen und ihn auszupeitschen, dann hatte er das verdammt noch mal zu tun – wortwörtlich und mit all seiner Kraft. Befehle zu befolgen, war für einen Shinigami in Uniform nicht optional, egal was Ichigo zu denken schien. Man, es war verführerisch, den Jungen unter den Bus zu schubsen. 'Ist nicht mein Fehler, Kommandant. Ichigo ist ein schlechter Einfluss. Ich war zu lange alleine im Diesseits und habe meine eigenen Entscheidungen getroffen. Ich bin weich geworden. Ich habe meinen Platz vergessen. Renji atmete noch einmal aus und straffte seine Schultern. Zeit, es einzuräumen. „Ich hätte nicht selbst die Entscheidung treffen sollen. Ich hätte sofort Bericht erstatten müssen.“ Byakuyas Schultern sanken hinab. Himmel, schau ihn dir an, er strahlte Schmerz und Enttäuschung nur so aus. Renji fühlte sich wie ein vollkommener Bösewicht – in jeder Hinsicht. „Ja, Renji. Bankai zu haben verleiht dir keine exekutiven Rechte. Ich bin dein Kommandant. Du wirst das nicht noch einmal vergessen“, sagte Byakuya. Seine Stimme war hart, aber... war da eine Kante? „Während ich zwar auch dein Liebhaber bin, werde ich nicht tolerieren, wenn du meine Sympathien zu deinem Vorteil ausnutzt.“ Ah, ja, ok. Byakuya war weitaus verletzter, als dass er wütend war. „Ja, Kommandant. Es wird nicht wieder vorkommen.“ Dieses ganze Gespräch war total ironisch, wenn man die Tatsache bedachte, dass sie beide splitterfasernackt waren. Nah, nicht ironisch, dachte Renji, ausgezogen im Sentō zu stehen und den Anpfiff zu kassieren war nur ein Indikator für all die Wege, in denen die Linien ihrer Beziehung vollkommen und komplett verkackt und verschwommen waren. „Ich würde mir nur erhoffen“, sagte Byakuya leise. „Dass dein Respekt mir gegenüber dich in solchen Zeiten zu mir bringt. Ich wünsche mir nicht, dass Angst zwischen uns kommt.“ Oh, huh. Ok, also hatte Byakuya vermutete, dass der Teil das Problem war. „Ich respektiere dich, Kommandant. Es... Es hat auch weniger mit dir, als... ähm, mit dem System zu tun, weißt du? Ich hatte schon so viel damit...“ Nein, Renji musste aufhören. Er war im Begriff, so etwas wie Hochverrat zuzugeben. Nicht an das Gesetz zu glauben, tief im Inneren zu fühlen, dass es ungerecht war und dass er häufiger nicht mit seinem Herzen dabei war, die Mauern zu schützen, die dafür sorgte, dass so viele Menschen mit ihrem Gesicht im Staub lagen. Er glaubte, dass Byakuya auf seiner Seite war, aber nicht bei dieser Sache – nicht in diesem Ausmaße. Rukia war der Beweis für all das gewesen. Also ging er zurück zum Punkt: „Aber das hätte mich nicht aufhalten dürfen, Kommandant. Ich hätte dir vertrauen sollen. Ich hätte mit all meinen Gefühlen zu dir kommen müssen, dir alles erzählen müssen, sodass wir hätten zusammen stehen können.“ Überraschenderweise schienen seine Worte genau richtig gewesen zu sein. Byakuyas Stimme war wesentlich weicher, als er einfach sagte: „Ja.“ Renji wartete. Selbst wenn sie zu einer Übereinstimmung gekommen waren, was sie scheinbar geschafft hatten, würde es immer noch ein Nachspiel haben. Er betete nur, dass es mehr von der Arsch-Tritt-Sorte war, als von der abwertenden Sorte. Er stand da und versuchte zu entscheiden, ob sein Verstoß auf der Ebene der 'Pflichtvernachlässigung' oder 'Ungehorsam' oder einfach nur 'dumme Ideen verdienen einen Klaps auf die Hand' war. Ah, es war vermutlich zumindest Ungehorsam. Scheiße. Mit einem Seufzen drehte sich Byakuya herum, die Teeschale in seiner Hand und sank wieder in das warme Becken. Nicht sicher, wie er sich bei dem plötzlichen Wandel der Pose verhalten sollte, blieb Renji lieber in der unangenehmen Haltung halb im Wasser. Nachdem er seinen Tee eine geraume Weile lang angestarrt hatte, blickte Byakuya auf und sagte: „Rühr dich, Vizekommandant. Du und ich müssen uns einen Plan ausdenken, wie wir nun weitermachen. Es macht keinen Sinn so zu tun, als wollten wir deinen lästigen Bruder aus den Fängen des Kenpachi entreißen, aber Soi Fon muss besänftigt werden. Ich hatte ihr versichert, dass Seichi immer noch mein Angestellter ist, da ich nicht anderweitig informiert wurde.“ „Oh“, sagte Renji. Er hatte sich schon schlecht genug gefühlt, sodass die zweite Spitze schon gar nicht mehr weh getan hat. Da er langsam von der heißen Quelle überhitzte, zog er sich aus dem Pool, um am Beckenrand zu sitzen. „Ja, du verstehst jetzt, warum ich so wütend bin“, sagte Byakuya, schaffte es aber dabei, nicht so zu klingen. Wenn überhaupt, klang Byakuya niedergeschlagen. Doch etwas an Renjis letzten Worten schien irgendwas bei Byakuya zufriedengestellt zu haben, als wären die Dinge irgendwie doch nicht so schlimm. Das gab Renji etwas Hoffnung. Als würde vielleicht, trotz allem, was Byakuya gesagt hatte, er wollen, dass sie ein Kommandant-Vizekommandant-Team bildeten. Also dachte er mit dieser Sache im Hinterkopf ernsthaft über das Problem nach, fest entschlossen, mit etwas zu kommen, dass Byakuyas Gesicht rettete, welches Renji für ihn verloren hatte. Ok, also würde Soi Fon sehen müssen, dass Byakuya die Kontrolle über beide Abarais hatte. Vor langer Zeit, als Seichi geschnappt wurde, war es offensichtlich gewesen, dass Seichi einen Test für Renjis Loyalität den Hofgarden gegenüber repräsentierte. Und da war er gegangen und hatte es verkackt, direkt in eine weitere Falle getappt – kein Wunder, dass er es nicht zum Kommandanten gebracht hatte. „Was denkst du darüber, wenn wir einfach das tun, was wir tun sollten?“, fragte Renji. Byakuya blickte kurz zu Renji auf und blickte dann wieder niedergeschlagen in seinen Tee. „Ich möchte Seichi nicht zurück. Genauso wenig wie du.“ „Ja, aber das ist es, was wir tun sollten, richtig? Das ist, was Soi Fon denkt, was wir tun müssen.“ „Ja“, sagte Byakuya und wurde langsam verärgert. Doch es tröstete Renji, zu sehen, dass es eher Byakuyas gewohnte teelose Genervtheit war. „Wie du es sagst. Es zu wiederholen, ist keine Lösung.“ „Ich überlege“, sagte Renji. „Du weißt, das ist nicht einfach für mich, aber ich habe eine Art verrückten Plan, der sich in meinem Kopf zusammensetzt. Möchtest du ihn hören?“ Byakuya winkte müde mit der Hand, als sollte er fortfahren. „Ok, wie wäre es, wenn du mich hinschickst, alles öffentlich und so und dann Seichi zurückfordest. Entweder spuckt ihn Kenpachi aus oder ich bekomme den Arsch versohlt“, sagte Renji. „Der zweite Teil ist am Wahrscheinlichsten, denn wir beide kennen Kenpachi. Er wird kämpfen nur um zu kämpfen. Doch wenn Kenpachi Seichi öffentlich für sich beansprucht, kannst du ihm die Verantwortung für Seichis gutes Benehmen übertragen und alle bekommen es mit. Besonders Soi Fon.“ „Der Plan hat einige Vorzüge“, sagte Byakuya, klang dabei etwas überrascht von Renjis umtriebigen Einfallsreichtum. „Werde ich aber nicht schwach aussehen, wenn ich Seichi erlaube, zu gehen, ohne selbst zu kämpfen?“ Renji grinste. „Nah, du kannst einfach hochmütig über die Wertlosigkeit einer Rukongai-Ratte sein und wenn dein Vizekommandant seinen Job nicht richtig machen kann, dann kann Kenpachi ihn gerne vermöbeln.“ Byakuya blinzelte. „Du möchtest, dass ich das sage?“ „Nun ja, es ist alles, um meinen Patzer zu decken, oder nicht?“, Renji zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls wenn wir es richtig spielen, wird Soi Fon es uns abkaufen. Wir werfen den Köder aus und sie schluckt ihn.“ Byakuya nippte an seinem Tee, seine Lippen kräuselten sich zu einem kleinen Grinsen. „Und du siehst dabei aus, als wärst du loyal.“ Da Byakuya anzudeuten schien, dass Renji ungestraft davonkommen würde, fügte Renji hastig hinzu: „NACHDEM ich eine ordentliche Packung von Kenpachi kassiert habe... oder noch schlimmer, von Ikkaku. Aber denke nicht, dass ich nicht mein Bestes geben werde. Es wird weh tun. Und ich werde mit eingezogenem Schwanz zur Division zurück humpeln müssen...“ Ja, der Teil würde weh tun. Es würde seinem Stolz auch nicht wirklich gut tun. Doch wenn es die Situation rettete und vielleicht konnte er auch so neu errichtete Mauern niederreißen, die sein fehlendes Vertrauen in Byakuya wieder hervorgebracht hatten. Das wäre es wert. „Ja, ich vermute, das wird dich daran erinnern, eine solche Torheit nicht noch einmal zu begehen“, sagte Byakuya. Er trank seinen Tee mit einem großen Schluck aus und stellte die Schale auf das Tablett. „Also gut, Vizekommandant. Dir sei hiermit befohlen, deinen Bruder von der Elften zu holen und zurück in meinen Service zu überstellen.“ Renji konnte nicht sagen, dass er nicht danach gefragt hätte. „Ja, Kommandant.“ Kapitel 32: Shadow Prince ------------------------- Byakuya lehnte seinen Kopf gegen die Kante des Wasserbeckens und beobachtete, wie Renji ging. Mit den Türen, trotz der winterlichen Luft, geöffnet, lagen die heißen Quellen fast in einem Dunstschleier. Als Renji zum Umkleideraum ging, tanzten die schwarzen Linien der Tattoos auf seiner nackter Haut förmlich mit jeder Bewegung der Muskeln und ließen ihn dabei wie eine mystische Kreatur aussehen, die durch den Nebel wanderte. Wie konnte ein solcher Mann jemals Angst haben? Und doch hatte er es gesagt. Natürlich hatte er mit dem Rücken an der Wand gestanden. Was Renji laut eigener Aussage fürchtete, war ‚das System‘. Byakuya grunzte zu sich selbst – diese Antwort war noch mühseliger. Doch eine solche Haltung war nicht unerwartet, wenn man die Situation von Rukias Beinahe-Exekution und die Gesellschaft bedachte, in der Renji in letzter Zeit gewesen war. „Ichigo“, murmelte Byakuya. Es war das bestmögliche Sicherheitswort, in Anbetracht wie sehr ihn das Wort zusammenzucken ließ. Er drehte sich um und schenkte sich eine weitere Tasse Tee ein. Er lehnte mit den Ellbogen an den Beckenrand und beobachtete einen geisterweißen Fischreiher, der zwischen dem Rohrschilf im Garten, direkt neben dem offenen Fusuma-Schirmen jagte. Er sollte überlegen, den Tag bald richtig zu beginnen. Da waren Angelegenheiten der Division zu klären und womöglich auch medizinische Hilfe vorzubereiten… „Byakuya-sama? Du hast den Vizekommandanten nicht in den Tod geschickt, oder?“ Beim Klang von Shinobus sanfter Stimme erhob der Fischreiher sich aufgeschreckt in die Luft. Byakuya blinzelte überrascht, als sich Shinobu aus dem Nebel materialisierte. Vielleicht war es die weiße, flauschige, übergroße Robe, die der Erbe trug, die ihn so perfekt mit dem Nebel verschmelzen ließ, doch es war fast so, als würde er aus dem Nichts heraustreten. „Du hast zugehört“, bemerkte Byakuya amüsiert. Wieder einmal erinnerte der junge Mann Byakuya an eine jüngere Version von ihm selbst. Er hatte es geliebt, seinen Großvater nachzuspionieren, besonders wenn er zu Soldaten seiner Division gesprochen hatte. Nachdem er noch einmal von seinem Tee getrunken hatte, sagte Byakuya: „Dieser Kenpachi versetzt nur den Todesstoß, wenn sein Gegner seine Interessen ernsthaft verletzt hat. Selbst mit Bankai und allem, was er gelernt hat, ist Renji wahrlich keine wirkliche Herausforderung für Kenpachi Zaraki. Der Kampf wird Zaraki nur kurz unterhalten. Ihm wird langweilig werden und Renji bleibt verschont.“ Shinobus Gesicht zeigte weiterhin offen seine Besorgnis. Er kam näher, um sich neben die Stelle zu setzen, wo Byakuya stand, der noch größtenteils im Wasser war. Shinobu hob den Saum seiner Robe und ließ seine nackten Füße in das heiße Wasser gleiten. Mit einem wagemutigen kurzen Blick stahl er sich einen Leckerbissen vom Tablett und steckte ihn sich in den Mund. „Wenn du das sagst, mein Herr.“ „Das tue ich“, sagte Byakuya versichernd. „Wenn du das ganze Gespräch mitangehört hast, weißt du auch, dass Renji die Idee vorgeschlagen hat.“ Shinobu wackelte mit den Füßen im Wasser. Hände griffen um den steinernen Beckenrand, hielten aber immer noch die Enden der Robe davon ab, ins Wasser zu gleiten. Mit seinem Kopf gebeugt, verdeckten die dunklen, dicken Locken sein Gesicht, doch es war offensichtlich, dass er angestrengt über etwas nachdachte. „Renjis Bruder ist dein Diener? War Renji auch dein Diener?“ Byakuya schnaubte. „Nein, natürlich nicht! Wie kommst du auf diese Idee?“ „Oh, uh…“, Shinobu blickte Byakuya nervös an, sein Gesicht pink. „Es ist nur, dass du ihn immer Renji nennst. Er nennt dich fast immer ‚Kommandant‘. Außerdem scheint ihn auch jeder zu kennen. Ich dachte… vielleicht wäre er aus dem Personal herausbefördert worden und sein Bruder möchte ihm nun folgen.“ Es war eine solide Logik, wenn man bedachte, wie viele Fakten Shinobu dafür zur Verfügung hatte. Byakuya war von der Denkweise des Jungen beeindruckt. Doch er schüttelte seinen Kopf und zeigte ihm den Fehler in seiner Schlussfolgerung auf. „Wenn Renji mein Diener gewesen wäre, dann würde er mich ‚Taicho-sama‘ oder ‚mein Herr‘ nennen“, sagte Byakuya. Er nahm einen weiteren Schluck Tee und grübelte: „Ich musste feststellen, dass ich ‚Kommandant‘ bevorzuge… vor allem von Renji.“ Als Byakuya bemerkte, dass er den letzten Teil laut ausgesprochen hatte, erklärte er auf Shinobus neugierigem Blick hin: „Renji war nie ein Soldat, der einfach zu befehligen ist. Derjenige zu sein, den Renji seinen Kommandanten nennt, ist eine Sache der Ehre und des Stolzes für mich. Du hast es wahrscheinlich nicht gehört, aber Renji war unter den besten Drei in seinem Akademie-Jahrgang. Er wurde ursprünglich von der Fünften rekrutiert, doch er war zu… rebellisch. Renji hat den größten Teil seiner Karriere in der unbändigen Elften verbracht.“ „Oh! Unter dem Kenpachi!“ „Ja, du verstehst also, warum ich es Renji zutraue, dorthin zu gehen“, sagte Byakuya mit einem leichten Lächeln. „Er versteht die Kultur, den Kommandanten.“ Shinobu all das zu erklären, ließ auch Byakuya etwas realisieren. Wenn man die Divisionskultur betrachtete, aus der Renji kam, war es tatsächlich ziemlich ungewöhnlich, in welchem Ausmaß Renji Dinge an seinen kommandierenden Offizier weitergab. Byakuya stellte sich vor, dass Kenpachi nicht zu der Sorte gehörte, der regelmäßige Berichte erwartete und doch war Renji nahezu nahtlos in diese Rolle geschlüpft. Normalerweise war Renji ein furchtloser Vizekommandant. Er ergriff die Initiative, um fast jedes Problem zu lösen und hielt so gut wie nie einige Information zurück, die ihn nur ansatzweise gefährden oder blamieren könnte – was sogar unter den höheren Rängen ziemlich rar war. Außer bei Familienangelegenheiten. Byakuya dachte, dass das eine nachvollziehbare Schwachstelle war. Zumindest hatte Renji es schnell eingestanden und die Verantwortung übernommen, für seine Fehler bezahlt. Tatsächlich wäre es unverantwortlich, noch mehr zu erwarten. Shinobu beobachtete Byakuyas Gesicht aufmerksam. „Also wird Renjis Lösung funktionieren? Dem Bruder wird erlaubt, ein Soldat zu sein?“ Der kurze Anstieg des Stolzes bei Byakuya geriet bei der Erwähnung von Seichi ein wenig ins Wanken. Byakuya fühlte sich plötzlich von den heißen Quellen überhitzt und, nachdem er seinen Tee ausgetrunken hatte, ging er zu den Treppenstufen. „Das werden wir sehen. Der einzige Makel an Renjis Plan ist, dass ich mir nicht annähernd sicher bin, dass Kenpachi Seichi als der Mühe wert betrachtet. Ich sehe eine nicht geringe Möglichkeit, dass Kenpachi Seichi einfach über die Mauern wirft, um die mühsame Last loszuwerden.“ Shinobu sah niedergeschlagen aus. „Komm“, sagte Byakuya freundlich. „Lass uns etwas anziehen. Ich zeige dir die Division, während wir auf Neuigkeiten warten.“ „Wirklich?“ „Natürlich“, sagte Byakuya. „Doch nur aus Höflichkeit. Es wird wichtig als Familienoberhaupt sein, dass du verstehst, wie die Hofgarden funktionieren, aber meine Pläne für die Division sieht vor, dass der Kommandantenrang an Renji oder Rukia geht, wer auch immer von den beiden mich überlebt.“ Byakuya war überrascht, Shinobu zuversichtlich sagen zu hören: „Rukia dann. Renji wird dabei fallen, dich bis zu seinem letzten Atemzug zu verteidigen.“ Das Lächeln, was sich auf Byakuyas Lippen stahl war ehrlich. „Das werden wir sehen. Vielleicht wird dieser idiotische Pavian heute sterben.“ Shinobu ergriff ernst Byakuyas Hand. „Sag das nicht, Byakuya-sama. Verbannen, verbannen, verbannen!“ Dann machte er interessanter Weise ein sehr rustikales Zeichen gegen das böse Omen, welches Byakuya sich fragen ließ, wo der Junge das gelernt hatte. „Habe Vertrauen, Shinobu“, sagte Byakuya und drückte seine Hand, während sie zum Umkleideraum gingen. „Ich sage solche Dinge nur im Scherz. Renji Abarai kann nicht durch Worte oder Aberglauben fallen. Er ist das hitzige, rubinrote Juwel in der Krone meiner Division und er wird das heute erneut beweisen.“ Renji glaubte, dass er sich mit alldem wesentlich besser fühlen würde, wenn er wüsste, was zum Teufel er da überhaupt tat. Der Plan war solide; die Details waren murks. Ein paar Blocks vor dem Haupttor der Elften zog er sein Zanpakutō und gab Zabimaru frei. Er ließ das Gewicht seines Shikais auf seiner Schulter ruhen und überlegte, wie er am besten vorgehen sollte. Offensichtlich war wohl der beste Plan, mit Zabimaru im Anschlag dort hereinplatzen und nach einem Kampf zu fragen, aber war das so gut? Oder sollte er Seichi erst am Kragen packen – lieber den Spatz in der Hand, oder wie das hieß – oder sollte er doch einfach nur fordern, dass sie ihn herausrückten? Wenn er aber daran dachte, dass es tatsächlich darum ginge, Seichi NICHT mit zurückzunehmen, dachte Renji, dass er sich wahrscheinlich einfach nur vor Kenpachi aufbauen und ihm gegen das Schienbein treten sollte oder irgendetwas ähnlich Dämliches. Renji blickte zu den Dächern und fragte sich, ob sie Soi Fon oder ihre Ninja-Spione damit tatsächlich zum Narren halten könnten. Sie war gemein wie eine Hornisse, aber kein Idiot. Also richtig – Renji musste das gut aussehen lassen: Das bedeutet, er muss sich Seichi unter den Arm klemmen. Wo würde sich Seichi verstecken? Renji ging durch das Tor der Elften, als wäre es alltäglich. Vor nicht allzu langer Zeit war es das gewesen, als hob die 'Wache' – also die eine von den beiden, die nicht schlief – eine Hand zum Gruß. „Hey“, rief Renji zu ihm herauf. „Wo läuft ein Würfelspiel?“ Die Wache lachte und deutete auf Zabimaru. „Treibst du irgendwelche Schulden ein?“ „So etwas in der Art“, bestätigte Renji. „Heh, du solltest dich erinnern, dass immer etwas in den Gruben passiert, Abarai. Viel Glück!“ Renji nickte kurz und ging los. Nun ja, dachte er und verlagerte das Gewicht von Zabimaru ein wenig, hineinkommen war einfach, herauskommen würde eine andere Nummer werden. Es war erst kurz nach Mittag, so viel von der Division fing gerade erst an, wach zu werden. Eine verschlafene und schmuddelige Reihe bildete sich vor der Kantine, wartete auf den ersten Tee des Tages oder auf das Kater-Spezial des Kochs. Ein paar von den aufmerksameren Leuten schauten zwei Mal zu Zabimaru, aber Renjis Gang durch die Baracken in Richtung der verlassenen Gruben verlief ansonsten ungestört. Die Elfte wurde in einem alten Areal errichtet, in dem vor nicht allzu langer Zeit, Todeskämpfe im Gladiatoren-Stil zwischen Hollows und Shinigamis, die aus welchem Grund auch immer in Ungnade gefallen waren, ausgetragen worden waren. Gerüchten zufolge war der erste Kenpachi ein großer Fan dieses Blutsports gewesen und hatte sein Lager deshalb hier errichtet. Später, als die provisorischen Zelte sich in Baracken, Dojo, Hauptquartier und dem ganzen anderen offiziellen Kram gewandelt hatten, erschien das alte Kampfgelände gut genug, um die Wettkämpfe, um den Kenpachi-Titel auszutragen. Das Gesindel der Division mochten die alten Gruben wegen den unterirdischen Räumen – die, die als Zellen für die Hollows und Shinigami-Gefangenen genutzt wurden. Während der Titel-Wettkämpfe wurden die Räume als Aufenthaltsraum und Sammelpunkt der Wettkämpfer genutzt, doch für den Rest des Jahres standen sie leer, verlassen. Eine gewisse Anzahl von Räumen und Tunnel gingen ziemlich tief hinein, fast schon wie Katakomben. Alle paar Jahrzehnte ging ein Volltrottel verloren, weil er versuchte, die verschiedenen Verbindungen zu den Baracken herauszufinden. Einige Leute behaupteten sogar, dass ein früherer Gefangener sich seinen Weg aus den Gruben hinaus in die Kanalisation gegraben hatte, doch Renji war sich da nicht sicher. Das wäre eine fürchterlich nützliche Fluchtroute – oder in Anbetracht der Elften, für einen Hinterhalt. Einer der Kenpachis hätte es herausgefunden. Da er nun schon am anderen Ende der Elften war, konnte er die Gruben sehen. In anderen Teilen der Seireitei waren die Gruben nur noch quadratische Löcher im Boden, in die die Menschen ihren Müll warfen. Hier war diese erweitert worden zu einem langen Rechteck. Die Sitzflächen erhoben sich in einem Halbkreis um die Grube herum und senkte sich auch noch bis auf den Boden der Grube, um Ausblick direkt zum 'Ring' bieten zu können. Renji nahm die Steintreppe/sitze hinunter bis zu den Eingängen der unterirdischen Räume. Wie er vermutet hatte, konnte Renji sehen, dass eine Tür von einer der Gefängniszellen zum Teil zurückgeschoben war, sobald er auf dem Kampffeld stand. Dank der hervorragenden Akustik in der Grube konnte Renji „chō“- und „han“-Rufe sowie das Klappern von Würfel hören. Er ging schneller. Genauso gut konnte er direkt mit der Tür ins Haus fallen. Selbst wenn Seichi nicht da sein sollte, da waren diese Art von Typen, die sich mit Seichi zurzeit eine Unterkunft teilen mussten. Renji schob mit der Schulter die Tür zur Seite und bellte: „Ich suche nach etwas, das der Sechsten gehört! Zahltag, ihr Bastarde oder ich werde euch eure Köpfe einschlagen-“ Renji erwartete die schockiert dreinblickende Gesichter, die plötzlich in das Sonnenlicht blinzelten und den Gestank von schalem Bier und Männerschweiß. Er glaubte sogar, ein oder zwei bekannte Gesichter zu sehen. Doch Renji hätte niemals gedacht, dass es er sein würde- „Daisuke?“ Das war er nicht, oder? Ja, nein, Renji würde ihn definitiv erkennen, auch wenn er eine verschissene Tonne schmutziger war, seine blonden Haare in dreckigen Kumpen hinunterhing. Der Kimono, den er trug, war mal sehr extravagant, doch nun war es nur etwas mehr als ein zerschlissener, mistbedeckter Lumpen. Seine Wange war verletzt und geschwollen. Da waren kreuzende Kratzspuren auf Beinen und Unterarmen. Eine Handfessel war an einer langen Kette und mit der Wand befestigt... Oh. Nein. Das war... nein, einfach nur nein. „Was zum Teufel?“, kam es aus Renji, obwohl bereits sein Kopf ein furchtbares Szenario ausmalte. Seine Augen fixierten den Glücksspieler, der ihm am Nächsten war. „Du verfickter Bastard“, schnaubte er und ließ Zabimaru von seiner Schulter in eine Angriffsposition gleiten, bevor er sich seinen Weg durch die Würfelspieler zu Daisuke bahnen würde. Die Spieler sprangen überrascht auseinander, ließen Schreie heraus, als Renji Zabimaru einmal knapp über den Boden herumwirbelte. Aber er zielte nicht auf sie. Die gezackte Klinge schoss hervor und traf dort die Kette, wo sie mit der Wand verbunden war. Funken flogen und Metall zersplitterte. „Wie ich gesagt habe“, fuhr Renji fort und bot Daisuke seine Hand an. „Ich bin gekommen, um Eigentum der Sechsten abzuholen. Jeder, der sich mir in den Weg stellt, stirbt.“ Einer der Spieler, ein Schlägertyp mit einem quadratischen Igelhaarschnitt, was sein bereits ohnehin schon quadratisches und zerdelltes Gesicht unvorteilhaft betonte, stand langsam auf. „Hey, du kannst nicht hierher kommen und dir meine Sachen nehmen.“ „Ja? Ist das so?“, Renji deutete mit der Spitze von Zabimarus Fängen auf ihn. Daisuke dagegen hatte Probleme, sich auf den wackeligen Füßen zu halten. Er hielt sich unter Renjis Arm fest und sein ganzer Körper bebte an Renjis Seite. „Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass das, was wir hier haben, gestohlenes Eigentum aus einem Kuchiki-Teehaus ist. Und es sieht für mich so aus, als würdest du dich an einen ganzen Haufen an Sachen vergreifen, die dir nicht gehören.“ „Hey, ich habe ihn anständig und ehrlich gestohlen! Besitz ist wie neun, ähm...“, offensichtlich nicht in der Lage, die Mathematik hinter seiner Aussage zu knacken, grinste der Schläger schief und zuckte mit den Achseln. „... Ein großer Teil vom Gesetz. Also habe ihn, also ist er mir.“ „Ja, aber du warst am Verlieren“, sagte einer der Spieler, der dürr wie ein Geländer war und lange Haare hatte. „In einer Minute wäre er meiner gewesen.“ Ok, das war einfach nur widerwärtig. Renji interessierte es wirklich keinen Scheiß mehr, was irgendwer zu dieser Sache zu sagen hatte. Er holte mit Zabimaru weit aus, mit einem gewölbten Doppelschlag – ließ Zabimaru beißen, wen er wollte. Blut spritze. Daisuke machte ein kleines Geräusch, doch es klang mehr nach Erleichterung, als nach Angst. Er versiegelte Zabimaru, schwang den Dreck von der Klinge und steckte es zurück in die Scheide. Unter dem Stöhnen und dem qualvollen Protesten hob Renji Daisuke in seine Arme. „Hey“, sagte Daisuke überrascht. „Ich kann laufen!“ Zähes Kind, wenn er das wirklich nach all der Misshandlung machen konnte. So nah roch Daisuke sauer, wie ungewaschene Laken und verschüttetes Bier, was Renji nur noch wütender machte und ihn fragen ließ, wie lange er schon so lebte und herumgetauscht wurde wie – ugh. Ein roter Schleier von Zorn füllte Renjis Gedanken, verdrängte Renjis Fähigkeit, gerade zu denken. Er stampfte ohne zu denken in Richtung des Haupttores. „Ich glaube, meine Nachricht ist nicht durchgekommen. Oder ich habe gedacht, dass dein Kommandant... das Interesse verloren hatte“, sagte Daisuke, seine Stimme war heiser, als wäre ihm noch nicht einmal genug zu trinken gegeben worden. Renji sagte nichts. Er brachte es nicht über sein Herz, Daisuke zu sagen, dass er und Byakuya ihn komplett vergessen hatten. Mit dem Daisuke-Bündel auf den Armen bekam Renji deutlich mehr Aufmerksamkeit. Die Leute starrten offen, deuteten und begannen, zu flüstern. So weit jedoch keine Rufe, dass er anhalten sollte. Renji hoffte, dass sein wütender Blick sie alle im Zaum behielt. Daisuke schnalzte bei der Aufmerksamkeit mit der Zunge und murmelte: „Du bist überraschend romantisch, Vizekommandant. Ich kann gehen.“ „Ja, nun ja, wir gehen nicht weit“, knurrte Renji. „Ich bringe dich aus dem Tor und dann geht es mit Shunpō direkt zur Vierten.“ In seiner Konzentration sah Renji den hölzernen Griff von Hōzukimarus entfesselter Form nicht, bis sie gegen die Seite seines Kopfes schlug, was ihn sofort anhalten ließ. Trotz dem Schlag gegen den Kopf schaffte es Renji, Daisuke festzuhalten. Als er sich schüttelte, kam Ikkaku heran. „Was lässt dich glauben, dass du aus dem Tor kommst?“ Ikkaku hatte Renji an dem unangenehmsten Platz gestellt – direkt vor der Kantine, in einem der engsten Bereiche der Division. Perfekt für Hōzukimaru Stangenwaffen-Angriffe, doch irgendwie Scheiße für Zabimarus Bedürfnis, sich zu strecken. Bevor Renji antworten konnte, löste sich Seichi aus der Menge. Renji hätte ihn vielleicht nicht im vollständigen Shihakushō erkannt, doch es schien, als würden sie beide ihre Gesichtstattoos heute offen zur Schau stellen und 'Hund' konnte man deutlich auf Seichis Stirn lesen. „Renji. Ich habe gehört, dass du hier bist. Was geht hier ab?“ „Ah, Seichi“, sagte Renji, blickte beunruhigt auf Daisuke hinab, dann zu Ikkaku und dann wieder zu Seichi. „Ah, Scheiße.“ Eine Menschenmenge hatte sich angesammelt, also stellte Renji Daisuke auf die Beine, damit er selbst stehen konnte. Sobald Daisuke sicher stand, ließ Renji ihn los. Er trat ein wenig zurück, um hinter Renji stehen zu können, weg von der Menge. Daisuke schien argwöhnisch, dass ihn jemand wieder packen wollte. Super, dachte sich Renji, nun muss ich die Leute und Ikkaku im Auge behalten. Zwischenzeitlich fixierten sich Ikkakus Blick fest auf ihn, mit diesem verrückten Ausdruck, den er hatte, wenn er nach einem Kampf suchte. Mit einem entschlossenen Seufzer sagte Renji: „Scheint so, als hättet ihr einen Haufen Dinge, die den Kuchiki gehören. Ich hole sie zurück.“ Ikkaku schien zu überlegen, ob es genug für eine Herausforderung war und nahm dann eine Angriffsposition ein. Vom Dach, auf dem er saß, als wolle er die Schau genießen, rief Yumichika: „Was für Sachen? Wovon redest du?“ Renji behielt ein Auge auf Ikkaku und zog Zabimaru. Mit der anderen Hand gestikulierte er zu Daisuke. „Der hier wurde von einem.... Kuchiki-Geschäft im Rukongai gestohlen.“ Dann zeigte er mit dem Daumen zu Seichi und fuhr fort: „Der hier sollte eigentlich ein Angestellter auf dem Anwesen sein. Ich habe den Befehl meines Kommandanten, sie zurück zu bringen.“ Yumichika lachte unfreundlich. „Entlaufene Sklaven für deinen Meister abholen? Ich glaube, du bist nun wirklich ein Hund des Militärs, eh Renji?“ Da lachten viel zu viele Leute. Wie viele von dieser Division beobachteten sie? Renji blickte sich um und konnte nur sehen, dass sie eingekesselt waren. Super. Nun ja, es war nicht so, als hätte Renji das nicht erwartet. Dann konnte er genauso gut ein wenig angeben – er entfesselte Zabimaru stumm. Er erntete ein paar beeindruckte 'Ooh's dafür. Offensichtlich hatte keiner dieser Idioten gemerkt, dass Ikkaku das Gleiche vor nicht ganz fünf Sekunden auch getan hatte. Renjis Kopf schmerzte immer noch vom hölzernen Ende Hōzukimarus, der in ihn hineingekracht war, doch Renji wusste, dass Ikkaku ihn noch nicht einmal ansatzweise mit voller Kraft erwischt hatte. Wenn er das getan hätte, hätte Renji nun eine Gehirnerschütterung und der Kampf wäre vorbei gewesen, bevor er überhaupt angefangen hatte. Scheiße, sein Blick war noch nicht einmal sonderlich verschwommen. Musste nicht viel mehr als ein liebevoller Klaps gewesen sein. „Aber...“, sagte Seichi von seinem Platz ein wenig neben der Menschenmenge. „Aber, Renji, du hast gesagt, du würdest mir helfen, du hast gesagt, dass es ok war, wenn ich bleibe, du sagtest-“ „Es ist scheißegal, was ich gesagt habe“, schnaubte Renji und schnitt ihm die Worte ab. „Es zählt, was mein Kommandant sagt.“ Ikkaku wurde langsam ruhelos und schleuderte ihm eine träge Eröffnungssalve entgegen, testete ihn. Renji konterte ohne Probleme. Das war immerhin ein Spiel, welches die beiden viele Male zuvor gespielt hatten. Ikkaku, den man niemals in einen Kampf hetzen konnte, wärmte sich auf, wärmte die Menschenmenge auf, wärmte Hōzukimaru auf. "Langweilig. Es ist klar, dass ihr zwei schon eine Millionen Mal gegeneinander gekämpft habt", kam Kenpachis donnernde Stimme. "Hör auf, die Schlange in die Ecke zu boxen, Ikkaku. Gib ihm ein bisschen Platz. Lass ihn sein Bankai nutzen. Dann wird die Sache vielleicht interessant." "Diese Schlange ist ein Dieb. Er kommt hierher um uns unsere Sachen zu stehlen", sagte Yumichika. "Vielleicht würde es ihm eine Lektion erteilen, ihn in eine Ecke zu drängen und ihm eine ordentliche Portion Prügel zu geben." "Vielleicht", stimmte Kenpachi zu, doch er klang nicht überzeugt. "Scheint nicht sportlich. Ich mag ein bisschen Sport sehen. Ich sage, wir gehen zu den Gruben, lass Abarai um seine Leckerchen kämpfen, wenn er möchte." Auf Kenpachis Worte hin schob sich die Menge nach vorne, mit dem Vorhaben, Renji und Ikkaku zu den Gruben zu tragen. So machten sie es immer in der Elften, wenn eine Herausforderung ausgesprochen wurde. Das Körpersurfen verhinderte, dass sich jemand drückte, so sagten sie es jedenfalls. Normalerweise wäre Renji voll dabei. Doch dieses Mal nicht so sehr. Nicht wenn sich jemand mit Daisuke aus dem Staub machen konnte. Er umschloss Daisukes Handgelenk und setzte seine Füße fest in den Boden. Dann hob er Zabimaru und schnaubte: „Ich kann meine eigenen, verdammten Füße benutzen“, sagte er den näher kommenden Shinigami. Als wären sie eine Einheit, schauten sie nach Befehlen. Nicht zu Kenpachi, sondern zu Ikkaku, dessen Augen sich verengten und rastlos von Renji zu Daisuke und wieder zurück sprangen. Dann nickte er scharf und kurz und wandte sich dann ab. Die Menge trat zurück und öffnete einen Weg für sie in Richtung der Gruben. Renji atmete kurz durch und blickte dann zu Daisuke. „Wenn wir da ankommen, werde ich dich in eine Zelle einschließen“, sagte er. „Für deine eigene Sicherheit, verstanden?“ Daisuke wurde etwas blass, doch er nickte. „Wer bekommt den Schlüssel?“, fragte er. Gute Frage. Renji überlegte, während er und Ikakku durch die aufgeregt rufende Menge zurück zu den steilen Steintreppen gingen, die er vor nicht allzu langer Zeit hinaufgegangen war. Den Schlüssel selbst zu behalten, war zu riskant. Es gab keine Stelle an seinem Körper, wo der Schlüssel garantiert sicher war. Kleidung konnte im Kampf beschädigt werden. Dem Kenpachi wäre es egal und Yachiru...? Sie würde ihn vermutlich in Byakuyas Teich werfen oder für Süßigkeiten eintauschen. Stein wandelte sich unter ihren Füßen zu Staub, die Arena erstreckte sich vor ihnen und es war Zeit, das Denken abzuschalten. Renji führte Daisuke zu der einzigen Zelle, die immer noch verschließbar war. Es war der einzige Versuch der Division, etwas zu haben, was wie eine Zelle aussah, doch es wurde so gut wie nie benutzt, außer von einem der wenigen Idioten, die so idiotisch waren, dass sie zum Madennest verlegt werden mussten. Für eine Sekunde dachte Renji, dass Daisuke vielleicht Probleme haben würde, wieder eingesperrt zu sein, doch dann trafen angsterfüllte blaue Augen seine eigenen und Daisuke fragte: „Bist zu stark genug?“ „Uh, ich bin ziemlich zuversichtlich“, gab Renji zu. „Falls du doch irgendwie verlieren solltest, bitte sag Kommandant Kyōraku, wo ich bin“, sagte Daisuke. Er straffte seine Schultern und trat in die Zelle hinein. Renji blinzelte, bevor er die Zellentür zuschob. Huh. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, Kommandant Kyōrakus Hilfe in Anspruch zu nehmen, auch wenn er eine berechtigte Interesse daran gehabt hätte. Vermutlich war das der Grund, warum Daisuke und nicht Renji der Spion war. Mit einem versichernden Nicken zu Daisuke drehte Renji den Schüssel, der im Schloss gesteckt hatte. Er zog ihn raus und warf ihn vorsichtig in der Hand herum, drehte sich auf dem Absatz um und suchte nach der Person, die er im Kopf hatte. Yumichika lehnte über der Kante der Tribüne, um mit Ikkaku zu sprechen, doch seine Augen waren auf Renji gerichtet, durchdringend und wissend wie immer. Mit einem kurzen Shunpō kam Renji zu ihnen hinüber und Yumichika hielt die Hand auf, ohne Renji auch nur zu fragen. Renji wollte etwas sagen wie 'du weißt, was er ist, richtig?', doch etwas anzusprechen, was so etwas oder vielleicht eine Art großes Geheimnis von Yumichikas Vergangenheit war, konnte nach hinten losgehen. Also gab Renji ihm einfach nur einen festen Blick, als er den Schlüssel in Yumichikas Hand fallen ließ und sagte: „Ich vertraue dir.“ Schlanke, perfekt manikürte Finger schlossen sich darum. „Wie der Junge auch“, sagte Yumichika mit einem Lächeln, das alles andere als schön war. „Wir alle machen Fehler.“ Es war jedoch zu spät, um sich den Schlüssel wieder zu schnappen und wenn Renji gewann, dann würde er ihn nicht benötigen, um Daisuke zurückzubekommen. Zabimarus Zähne würden durch die Gitterstäbe beißen, genauso effektiv, wie sie sich schon durch die Handfesseln gebohrt hatten. Und wenn Renji verlieren würde? Nun ja, er musste einfach nur sicherstellen, lebendig genug zu bleiben, um Kommandant Kyōraku wissen zu lassen, wo der Spion nun war. Das Surren von Hōzukimarus Bewegungen durch die Luft war die einzige Warnung, die Renji hatte, dass ihr Gespräch vorrüber war. Dieses Mal schaffte er es, sich unter dem Schlag hindurch zu ducken. Zwei Blitzschritte brachten Renji an das andere Ende der Arena, wo er auch anhielt. Er zog Zabimaru und blickte Ikkaku wegen dem geschummelten Start böse an. Aufwärmen war wohl vorbei, eh? Die rote Quaste am Ende von Hōzukimaru schwang durch die Luft, während Ikkaku es umherwirbelte. „Hab gehört, dein neues Bankai hat sich nicht so gut geschlagen in Hueco Mundo“, rief er, seine Stimme wurde ohne Probleme zu Renji hinübergetragen. „Bisschen erbärmlich, dass du dich von der Nerd-Truppe retten lassen musstest.“ Eine Antwort über die Tatsache, dass das nicht seine Schuld war und das Urahara ihn mit diesem Quincy-Kondom halb verkrüppelt hat, sprang auf Renjis Lippen. Er biss die Zähne fest aufeinander. Verbale Scheiße hin und herwerfen war vielleicht eine Tradition in der Elften, doch er repräsentierte jetzt die Sechste. Er konnte sich nicht erlauben, sich von Ikkaku Madarame mitreißen zu lassen. Stattdessen umfasste er Zabimaru fester, reichte in sich hinein und zog. Bankai, Hihiō Zabimaru!“ Reiatsu ergoss sich aus ihm und damit formte sich Zabimarus Bankai. Ein bisschen sammelte sich um ihn, festigte sich in das bekannte Fellteil. Der Rest schoss hinauf in einer rotierenden Spirale aus Kraft, welche sich selbst durchstieß und schrie und sich so der Schlangenkopf und Körper bildeten. Als sich der Staub gelegt hatte, waren in der Arena schockiertes Keuchen zu hören. Selbst Ikkaku hatte überrascht einen Schritt zurück gemacht. Renji konnte sich gegen den aufkommenden Stolz bei dieser Reaktion nicht wehren. Er und Zabimaru hatten hart dafür gearbeitet, Bankai zu erreichen. Sie hatten eine Chance verdient anzugeben. Wenn es doch nur so einfach wäre. Als Ikkaku zum x-ten Mal über den Schlangenkopf sprang und die beweglichen Segmente zu ihm hinunter sprinteten, fluchte Renji über sich selbst, dass er das nicht hatte kommen sehen. Gegen Ikkaku zu kämpfen war nie einfach. Der Mann war schnell, fähig und mit Reiatsu auf Bankai-Level, selbst wenn er es versteckte, war er widerstandsfähig wie Renji selbst. Selbst wenn er von Zabimarus Knochenkanone erwischt wurde, kam er nur leicht angetoastet raus. Und nun kam er schon wieder. Renji keuchte flach und warf den gigantischen Schlangenkopf herum, ließ die Wirbel zusammenstauchen, um zu versuchen, den verrückt herumhüpfenden Shinigami zu fangen, der den Rücken hinunter sprintete. Ikkaku rief irgendetwas Unverständliches, aber ganz klar spottend, und seinen Stab als Hebel benutzend, um sich näher an Renji heranzuschleudern. Als wäre Zabimaru ein Klettergerüst eines Kindes, sprang Ikkaku zwischen den Segmenten herum. Dann, mit einer letzten Berührung, war er vor Renjis Gesicht, Hōzukimaru ausgestreckt, sein Gesicht eine anzüglich grinsende Maske aus Blutflecken und Schadenfreude. "Hab dich!" Renji duckte sich unter dem Schlag hinweg. Während der Wind vorbeisurrte, hörte er Ikkaku rufen: "Streck dich, Hōzukimaru!" Er wusste, dass er ungefähr eine Sekunde hatte, um sich ein Wunder aus den Rippen zu leiern oder er war sehr bald ein toter Shinigami. Zum Glück verbrachte Renji Stunden damit, sein Bankai gegen jemand ähnlich Starken und genauso Einfältigen zu trainieren, wie es Ikkaku Madarame war. Und nun war es Zeit, dass er diese Erfahrung nutzte. Statt wieder aufzustehen blieb er unten, traf flach auf dem Boden und biss wegen dem Schmerz der vorherigen Verletzungen auf die Zähne. Über ihn fing Zabimarus Schlangenkopf den, immer noch attackierenden, Ikkaku an der Rückseite und warf den Kopf zurück und ihn so wirbelnd in die Luft. Zabimaru folgte, wie ein Hund, der einem Ball hinterherjagte und schnappte sich den halb verblüfften Ikkaku. Er warf Ikkaku diesmal sogar noch höher. Doch selbst all diese Behandlungen würden nicht genug sein, nicht bei Ikkaku. Sobald er sich wieder gesammelt hatte, würde er zurückkommen, das wusste Renji und da er nun die Attacke gesehen hatte, würde er nicht noch einmal darauf reinfallen. Während die Menge johlte und schrie, zog sich Renji auf die Füße, blinzelte Blut aus seinen Augen und presste eine Hand auf seine Seite. Knochenenden verkanteten sich unter dem Druck und sein Atem stockte. Verdammt nochmal, er hasste gebrochene Rippen. Sie taten höllisch weh und machten es wirklich schwer, zu atmen. Schlimmer noch, sie beeinflussten, wie gut er Zabimaru kontrollieren konnte, was gleichzeitig bedeutete, dass Ikkaku es immer einfacher hatte, durch ihre Verteidigung zu brechen. Renji musste ihn jetzt aufhalten oder er würde ihn gar nicht aufhalten. Im Bankai von jemandem im Shikai besiegt zu werden, selbst wenn es Ikkaku war, würde eine unglaubliche Demütigung sein, die er nicht so einfach schlucken konnte. Ideen?, fragte er, projizierte die Frage nach innen. Zabimarus Stimme war ein wenig gedämpft, als hätte er einen Mund voller Shinigami. Ihn essen? Renji schluckte ein dunkles Lachen bei dem Gedanken hinunter. Vermutlich besser nicht, gab er zurück. Immerhin war es verpönt, ein Mitglied der Hofgarden zu töten, auch wenn es in einem Duell ist. Sie mussten sich etwas Besseres ausdenken. Renjis Blick fiel auf die dunklen, offenen Mäuler der Tunnel. Wie viele Opfer hatten ihre Tage dort beendet, fragte er sich. Und dann... Vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen? Oben in Zabimarus Maul rührte sich Ikkaku. Renji fühlte sein Reiatsu plötzlich pulsieren und ansteigen. Er kam wieder richtig zu sich und dieses Mal würde er ihn nicht aufhalten können. Entschlossenheit durchflutete Renjis Körper, ertränkte den Schmerz und die Steifheit. Er würde später dafür bezahlen, aber gerade jetzt brauchte er die absolute Kontrolle über Zabimaru. Er stemmte die Fersen in den Boden, zog den Griff zurück und ließ ihn dann mit einer schnellen Bewegung nach vorne peitschen. Seine Augen und sein Körper und seine Gedanken richteten sich alle auf den weit entferntesten dieser Tunnel. Zabimaru raste nach vorne, schwere Segmente flogen gerade so noch über den Boden, die Kraft und die Geschwindigkeit wirbelte einen erstickenden Sturm von Staub und Sand auf. Ein paar Meter vor der Wand, gab Renji den Befehl: „Hikotsu Taihō!“ Rote Energie schoss aus Zabimarus Körper und, Ikkaku als Kanonenkugel benutzend, radierte sie die gegenüberliegende Wand aus. Rufe ertönten in der Arena. Renji ignorierte sie. Immer noch nicht genug. Ikkaku war am Boden, aber noch nicht bewusstlos. Ein einziger Gedanke überlagerte seine Strategie. Mit einem Knurren voller wilder Zufriedenheit, zersplitterte Zabimaru, seine Segmente explodierten in alle Richtungen im umherfliegenden Schutt. Die Laune der Menge änderte sich von besorgt zu johlend. Renji grinste zu sich selbst, wartete darauf, dass sich der Staub legte, um genug sehen zu können, wo Ikkaku unter den Trümmern lag und sagte: „Jetzt.“ Die Segmente sammelten sich bei Ikkaku, Reiatsu floss wieder zwischen ihnen. In der Mitte formte sich etwas wie die Pavian-Knochenkanone, aber noch machtvoller. Es war etwas, dass er gegen Sado entwickelt hatte, ein potentieller Todesstoß für unangenehme Nahkämpfer. Doch er hatte niemals gedacht, dass er es am Ende gegen den Mann verwendete, der sein Sempai gewesen war. Ikkaku... der sein Bankai versteckte, damit er bei seinem Kommandanten bleiben konnte. Der sich selbst zurückhielt, damit er den Mann nicht übertrumpfte, von dem er sagte, dass er ihn respektierte. Das machte keinen Sinn. Nicht für Renji. Machte es Sinn für Kenpachi? Renji wusste es nicht. Was er jedoch wusste war, dass er und Ikkaku verschieden waren. Wenn die Zeit kam, würde er Byakuya herausfordern und ihn schlagen, egal ob sie dann noch Liebhaber waren oder nicht. Byakuya würde nicht weniger von ihm erwarten. Rot füllte Renjis Blick. Ein Geräusch wie tausend explodierende Bomben füllte seine Ohren. Dann entspannte sich Renji endlich. Ikkaku lebte noch, eine schwache, flackernde Flamme aus Reiatsu unter den Trümmern, doch er würde sich nicht mehr bewegen. Für eine ganze Weile nicht mehr. Renji hatte gewonnen. Nun war die Herausforderung, sich nicht vor Erleichterung und Erschöpfung lang zu machen. Als Zabimaru in seine versiegelte Form zusammenfiel, hörte Renji wie etwas riss – ein Loch im Quincy-Kondom oder... ugh, vielleicht auch nur ein Stich von seinen Rippen? Er griff nach seinen Rippen und beugte sich vor. Als er sich wieder aufrichtete, stand der Schatten von Kenpachi über ihm. Da war ein wildes, 'glückliches' Grinsen auf Kenpachis Gesicht, als er sagte: „Das ist eines deiner Leckerchen. Möchtest du mit mir um das Andere kämpfen?“ Oh, Scheiße. Keine Chance, dass er es konnte – nun ja, tatsächlich konnte er, aber er würde in seinem jetzigen Zustand ungespitzt in den Boden gestampft werden.“Ich nehme einfach den einen, wenn das recht ist, Kommandant.“ „Ah, Scheiße, Abarai. Dein Bankai sieht nach Spaß aus“, sagte Kenpachi enttäuscht. Renji dachte für eine Sekunde, dass Kenpachi in der Angelegenheit noch weiter Druck machen und kämpfen wollen würde, egal was war. Stattdessen blickte er ihn noch einmal finster an, drehte sich dann auf dem Absatz um und grummelte: „Schön. Ich behalte den, der meine Uniform trägt. Wenn Kuchiki den unbedingt zurück haben will, sag ihm, dass er ihn selbst abholen soll.“ „Werde ich tun, Kommandant“, sagte Renji und ging in Richtung Yumichika, der den Schlüssel zwischen zwei Fingern, von seinem Körper weg hielt, als würde er stinken. Renji schnappte ihn sich mit einem Grinsen, zuckte dann aber bei der Bewegung zusammen. Trotzdem konnte er sein Glück kaum glauben. Irgendwie war er nicht tot und der Plan hatte verdammt noch mal funktioniert. Kapitel 33: Healing Demons -------------------------- Renji hatte gehofft, dass er Daisuke, mit dem Versprechen, dass er nach ihm sehen würde, sobald seine Schicht vorbei war, bei der Vierten abladen konnte. Doch stattdessen war er irgendwie in seinem eigenen Behandlungsraum gelandet, in dem ihm angewiesen worden war, ein Eisbeutel gegen die Verletzung am Kopf zu halten und zu warten. Egal wie oft er beteuert hatte, dass es ihm gut ginge und dass es nur ein Kratzer war, es hatte niemanden überzeugt. Also saß er da, mit dem Plastikbeutel voller Eis, und presste ihn auf Ikkakus 'liebevollen Klaps' und tropfte dabei Blut auf das Papier der Untersuchungsliege. Endlich teilte sich der Vorhang. Die Worte 'Hat ja lange genug gedauert!' erstarben in Renjis Kehle beim Anblick der sanft lächelnden Kommandantin Unohana. Warum hatte Renji plötzlich das Gefühl, in der Klemme zusitzen und um Vergebung betteln zu müssen? Stattdessen fragte er, während er nervös den Ausgang hinter ihr beäugte: „Stecke ich ihn Schwierigkeiten oder so etwas?“ „Nein“, lachte sie freundlich. Ihre Hände waren in die Ärmel ihres Kommandantenhaori gesteckt, der lange Zopf, der um ihr Gesicht herumgeflochten war, hing vor ihren Armen. „Was lässt dich das denken, Vizekommandant Abarai?“ „Ich denke, ich habe eine Schwester erwartet“, sagte er und versuchte cooler rüberzukommen, als er sich fühlte. „Haben sie nicht Wichtigeres zu erledigen, Kommandantin?“ Sie lächelte schüchtern. „Ich behandle jeden mit Reiatsu auf Kommandanten-Ebene.“ Sie machte eine ausladende, abwinkende Geste, dann fügte sie hinzu: „Und 3. Offizier Madarame ist noch nicht eingetroffen.“ Renji blinzelte, überrascht, dass sie von Ikkakus großem Geheimnis wusste. Doch dann kam es ihm in den Sinn, dass falls irgendwer es wusste, dass ein Heiler sein würde – vor allem der stärkste Heiler. Sie lächelte ihn noch für ein paar Augenblicke an. Dann sagte sie schlussendlich: „Wir können anfangen, wenn du bereit bist.“ Renji legte den Eisbeutel auf die Liege und umgriff die Kante mit beiden Händen. „Oh, ähm, ich muss mich dafür nicht ausziehen, oder?“ "Das kannst du, wenn du möchtest." Sie ging hinter ihn und legte ihre Hände leicht auf seine Schultern. Renji fühlte sofort eine Welle aus Ruhe und Gelassenheit. „Tatsächlich“, fuhr sie leichtfertig fort, „solltest du es irgendwann vermutlich tun. Sie sind ziemlich... reif dafür.“ „Oh, tut mir leid.“ Er schnüffelte unter seinen Armen. Sie hatte recht. Er stank auch noch nach Staub und Blut. Selbst als er die beruhigende Wärme von ihrem Reiatsu, das ihn durchdrang, spürte, sagte Renji: „Sind sie sich wirklich sicher, dass ich-“, er hielt inne, als der stechende Schmerz seiner gebrochenen Rippen versiegelt wurde und verschwand. Er atmete tief durch und seufzte glücklich. Renji dachte, dass es das gewesen sein würde und er wäre beinahe schon von der Liege gesprungen, doch ihr kraftvoller Griff hielt ihn an Ort und Stelle. Eine leise, amüsierte Stimme fragte: „Warst du ein freiwilliges Testobjekt für Uraharas Freizeitexperimente, Vizekommandant?“ Renji wollte schon fragen, warum. Doch dann fiel ihm ein, dass sie das Quincy-Kondom gespürt haben musste. „Ein bisschen.“ „Du solltest es besser wissen“, lachte sie. „Das ist nicht gesund für dich.“ Einfach so, wurde ein Schleier von Renji weggehoben. Alles in dem kleinen Untersuchungsraum erschien plötzlich schärfer, dreidimensionaler. Details rückten in den Fokus. Kraft wogte. Irgendwo, tief in seinem Inneren, gähnte Zabimaru und schüttelte sich aus. Er fühlte sich super – so gut wie schon eine Weile nicht mehr. Aber das war nicht gut. Er beugte seinen Hals im Versuch, ihr in die Augen zu gucken und sagte, etwas panisch: „Das können sie nicht tun. Machen sie das rückgängig! Am Ende werde ich Bya-“, er biss sich auf die Zunge, aber es war zu spät. Also fuhr er fort, wenn auch etwas weniger offen. „Ich meine, es soll wie ein Reinigungsritual funktionieren. Sie wissen schon, um die Adligen vor-“, Renji war sich nicht wirklich sicher, wie er seine Inuzuri-Läuse nennen sollte, also wedelte er mit den Armen um sich und sagte: „... meinem Zeug zu schützen.“ Unohana hob ihre Hände von seinen Schultern. Sie ging um die Liege, sodass sie nun vor Renji stand und sagte fest: „Vizekommandant Abarai, wenn du wünschst, Kommandant Kuchiki vor deinem 'Zeug' zu schützen, dürfte ich dann ein Kondom vorschlagen?“ Sie gab ihm keine weitere Zeit zu reagieren, außer dass Renjis Kinnlade bis auf den Boden fiel, bevor sie fortfuhr: "Außerdem, wenn dein Kommandant sich vor Zabimaru schützen muss, wäre die schnellste und sicherste Methode, mehr mit seinem eigenen Zanpakutō zu trainieren.“ Sie drehte sich geschickt auf dem Absatz um. „Ich wünsche einen schönen Tag,Vizekommandant.“ Renji war so erschüttert von ihren Worten, dass sie bereits den Vorhang zur Seite geschoben hatte und halb den Flur hinunter war, bevor er rufen konnte: „Warte! Aber...!“ Sie drehte sich um. Der Blick, den sie ihm zuwarf, konnte nicht in einer Millionen Jahre als finster interpretiert werden, doch er schnitt Renji die Worte ab. Da waren ein paar intensive Sekunden, die dafür sorgten, dass sich Renjis Nackenhaare aufstellten, doch dann warf ihn Unohana ein weiteres, freundliches Lächeln zu. Sie deutete, immer noch lächelnd, eine Verbeugung an und sagte dann einfach: „Liebe hebt uns in die Höhe, Vizekommandant. Sie hält uns niemals zurück.“ Dann war sie weg, ließ Renji mit offenem Mund in der geschäftigen Krankenstation stehen. Was deutete sie da an? Dass das ganze Ritual nicht nötig war? Oder versuchte sie noch mehr über seine Beziehung mit Byakuya zu sagen? So in Gedanken versunken sprang Renji beinahe vor Schreck in die Höhe, als eine Hand seinen Ärmel berührte. Er wandte sich um und sah Daisuke, der eine ganze Ecke besser aussah in einem sauberen Yukata. Der war zwar eine Nummer zu groß für ihn, doch hatte einen Grünton, der fast der von seiner Augenfarbe war. Die Verletzung an seiner Wange war fast weg, war nur noch kränklich gelb gefärbt. Die Kratzer waren verschwunden. Seine Haare waren nass, als hätte er die Möglichkeit gehabt, sie zu waschen. Der Blick, den Daisuke Renji zuwarf, war unsicher. Er beugte seinen Kopf und ließ den Blick zu Boden gleiten, als er sagte: „Ist mein Herr bereit? Werden wir zur Division zurückkehren?“ „Ja, ich glaube, das sollten wir besser“, sagte Renji und richtete seine Uniform. „Ich bin seit 15 Minuten im Dienst und, nun ja, ich denke, der beste Weg den zu beginnen ist, dem Kommandanten einen vollen Bericht abzuliefern.“ Als er sich zur Tür um wandte, sagte er:“ Aber ich bin nicht dein 'Herr', ok? Wenn jemand, dann ist das Byakuya.“ Daisuke folgte Renji und sagte: „Oh, ich verstehe.“ Doch Renji war sich ziemlich sicher, dass das nicht der Fall war. „Ich weiß, was ich dahinten gesagt habe, aber ich war nicht damit beauftragt worden, dich zurück... ähm, zu diesem Arbeitsplatz zu bringen, verstanden? Das war ein...“, nachdem Renji Daisukes Arm genommen hatte und ihn neben sich gezogen hatte, sagte er leiser: „Um ehrlich zu sein, war das eine Tarnung. Du bist ein Spion, das hast du verstanden, ja?“ „Das habe ich“, grinste Daisuke. „Aber wenn wir das Spiel weiterspielen sollen, sollten wir es in der Öffentlichkeit auch aufrecht halten, stimmst du nicht zu, mein Herr?“ Oh. Richtig. Renji versagte bei dem Spion-Scheiß. Außerdem hatten Unohanas Worte ihn immer noch aus der Bahn geworfen. „Ja, wie auch immer. Komm schon.“ Neuigkeiten wanderten schnell in der Seireitei. Die Torwache der Division rief Renji zu: „Wie kommt es, dass du dich in der Elften mit deinem Bankai angibst, aber nicht bei uns?“ Die Frau auf der anderen Seite, Chikako, fügte mit einem Lachen hinzu: „Ja, aber es ist auf jeden Fall groß genug. Ich konnte es gerade noch so von hier aus sehen! Ich meine, ich vermutete, dass die rothaarige Schlange dein Zabimaru sein musste.“ „Ja, das waren wir“, rief Renji zurück. „Schau, ich habe gesagt, dass ich euch allen es zeige, sobald ich einen Platz gefunden habe, der groß genug ist. Der Kommandant wäre sicherlich nicht glücklich, wenn ich die Division in Schutt und Asche lege, nur um damit anzugeben, oder?“ Die Wachen schüttelten daraufhin nachdenklich den Kopf. „Wer ist der Gast?“, Chikako blickte Daisuke lange an. „Das ist Daisuke, er arbeitet für den Kommandanten“, erklärte Renji. „Wer von euch eine Pause möchte, ich könnte jemanden brauchen, der ihn zum Anwesen rüber eskortiert.“ Chikako war am Schnellsten. Ihre Hand schoss nach oben und sie hüpfte auf ihren Zehenspitzen. „Das wäre ich! Übergebe ich ihn einfach dem Hausverwalter?“ „Das würde reichen“, grinste Renji, während sie die Stufen hinunter hüpfte, um ihn auf der Straße entgegenzukommen. Zu Daisuke sagte er: „Chikako gehört zu uns. Du kannst ihr vertrauen. Und sie wird dir Eishirō vorstellen – er ist ein bisschen mürrisch, wenn er dich nicht kennt, aber das wird besser. Sie haben dadrüben sozusagen ein volles Haus mit all seiner Familie in der Stadt, aber ich bin mir sicher, dass er dich irgendwo unterbringen kann.“ „In Anbetracht dessen, wo ich schon geschlafen habe, wäre schon ein warmes Plätzchen am Küchenfeuer sehr willkommen“, sagte Daisuke mit einer kleinen Verbeugung. „Ernsthaft. Und vielen Dank, Vizekommandant.“ „Mach dir keine Gedanken deswegen“, sagte Renji und winkte die Entschuldigung weg, bevor es zu peinlich wurde – besonders da eigentlich eine Rettung von Daisuke gar nicht geplant gewesen war. Daisuke war untergebracht, nun wandte sich Renji zum Kommandantenbüro. Während Renji über den Hof zum Kommandantenbüro ging, konnte er sofort den Unterschied spüren, den Unohanas Heilung vollbracht hatte. Selbst von der Entfernung konnte Renji Byakuyas Anwesenheit spüren, wie ein kaltes Feuer inmitten eines seltenen Edelsteins, glitzernd. Und... Gerüche füllten plötzlich seine Nase: der Schweiß und Staub vom Übungsplatz und der einsame Duft von Winter mit dem Hauch von getrockneter Ernte und modernden Blättern. In seinem Innenohr , wie ein Trommeln gegen sein Herz, war eine tosende, schnurrende Präsenz, die sich anfühlte, als wäre sie um jeden einzelnen seiner Muskeln gewickelt. Bereit, zuzuschlagen. Er nahm zwei Stufen auf einmal und glitt im Flur, an der Tür, schnell aus den Sandalen. Er hatte kaum die Hand zum Klopfen erhoben, als er Byakuya überrascht hörte: „Renji?“ Er schob die Tür auf und steckte seinen Kopf hindurch. „Ja, ich bin es. Frisch vom Heiler.“ „Ah“, sagte Byakuya von seinem niedrigen Tisch aus, an dem er kniete. „Ist das der Grund, warum du ungewöhnlich... laut bist?“ Laut? Oh, Byakuya meinte das wahrscheinlich in Sachen Reiatsu. Nun, da er alles wiederhatte, sollte er es wohl ein bisschen besser bei sich tragen. „Ja, ähm, Unohana hat vielleicht das Kondom kaputt gemacht.“ „Wovon redest du?“, fragte Byakuya, dann blickte er auf und sah, dass Renji immer noch an der Tür stand. „Und komm rein und setz dich. Bist du hungrig? Soll ich nach Mittagessen rufen?“ Renjis Magen sprach mit einem lauten Knurren für ihn. „Ich verhungere“, gab er zu. „Da war ein großer Kampf und... ähm, ich habe vielleicht den falschen Kerl zurückgebracht.“ Byakuya, der nach der Klingel gegriffen hatte, um nach einem Diener zu rufen, hielt lange genug inne, um Renji einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Mit einem Seufzen klingelte er und sagte: „Nun ja, du machst es dir besser gemütlich. Es scheint so, als hätten wir viel zu besprechen.“ Als er sich im Schneidersitz an seinem üblichen Platz, in der einen Ecke des Büros, niederließ, bemerkte Renji, dass es eine lange Zeit her war, dass sie diese Art Kommandanten-Vizekommandanten Gespräche gehabt hatten. Er hatte es vermisst. Selbst wenn es ums Berufliche ging, war es... vertraulich. „Du lebst“, bemerkte Byakuya. „Und bist gesund. Ich vermute, dass es das Scheitern des Plans bedeutet?“ „Ok, harsch. Und nein, es hat total funktioniert... Ich meine, so in der Art“, sagte Renji mit einem kleinen Grinsen. „Die Sache ist die, ich bin rein, um Seichi zu holen, aber kam mit Daisuke raus.“ „Dem Kagema? Dem Spion?“ „Mit genau dem, aber frag mich nicht, was er da gemacht hat“, sagte Renji, hob die Hand um die offensichtliche Frage abzuwehren. „Denn wenn ich zu sehr darüber nachdenke, bekomme ich Kopfschmerzen, wenn du weißt, was ich meine.“ Byakuya kräuselte seine Lippen. „Tue ich nicht, aber ich kann es mir vorstellen.“ Renji grunzte. „Ja, ich mir auch, was zum Teil auch der Grund ist, warum ich Rot gesehen habe.“ Gerade dann klopfte es leise an der Tür und Aios Stimme ertönte hinter dem Reispapier. „Mein Herr hat geläutet?“ „Bitte bringe uns Mittagessen“, informierte Byakuya sie. „Der Vizekommandant ist sehr hungrig. Stelle sicher, dass die Köchin das versteht.“ „Es wird sein, wie mein Herr sagt“, sagte sie und nach einem Moment, vermutlich wegen einer Verbeugung, schloss sich die Tür wieder, damit sie Byakuyas Anweisungen befolgen konnte. „Ich habe normalerweise immer ein sehr leichtes Mittagessen“, erklärte Byakuya Renji. Es war seltsam nach all der Zeit, doch Renji wusste das nicht. Doch die Wahrheit war, dass sie fast nie gemeinsam zu Mittag gegessen hatten. Es war normalerweise immer Frühstück und Abendessen. Nach einem Moment fragte Byakuya: „Gegen wen hast du gekämpft? Sicherlich konntest du nicht Kenpachi gegenüberstehen und so... lebhaft herauskommen.“ „Ja, na ja, das 'Lebhaft' ist eine andere Geschichte!“, sagte Renji und kratzte sich den Nacken. „Das Wichtigste zuerst. Also, als ich Daisuke in der Elften fand, hat mich Ikkaku dabei aufgehalten, ihn aus dem Tor zu zerren und die Sache entwickelte sich ab da. Ich habe es geschafft, meine ganze Ansprache darüber zu halten, Seichi zurück zu wollen, du weißt schon, und Kenpachi hat mir angeboten, gegen mich zu kämpfen. Doch ich war schon ziemlich mitgenommen zu dem Zeitpunkt, also habe ich sein nettes Angebot abgelehnt.“ Renji gluckste dabei zu sich selbst. Dann blickte er zu Byakuya auf und fügte hinzu: „Ich denke, ich habe trotzdem eine gute Vorstellung abgeliefert. Ich meine, der Kampf um Daisuke war zu hundert Prozent echt.“ „Ich vermute, in einer furchtbaren Weise können wir froh sein, dass Daisuke da war, sodass dein Vorhaben ehrlich war.“ „Ja, ich denke“, seufzte Renji. „Glaubst du, dass ist das, was Kommandant Kyōraku versucht hatte uns letzte Nacht zu sagen, als er meinte, er habe schlechte Neuigkeiten? Du glaubst nicht, dass er wusste, dass Daisuke gefangen genommen wurde, oder?“ „Fragst du mich, ob ich glaube, dass Shunsui Kyōraku herzlos genug ist, einen hilflosen Zivilisten in den Händen von Barbaren, die ihn misshandeln würden, zurückzulassen?“ Für Renji war es von der Weise her klar, mit der Byakuya sprach, dass er definitiv glaubte, dass Kommandant Kyōraku genau diese Art von Person war. Trotzdem schien das nicht wie der Kyōraku, den Renji kannte. „Ich weiß nicht, Kommandant“, sagte Renji. „Ich denke, ich habe kapiert, dass Kommandant Kyōraku vielleicht gehört hat, dass Daisuke vermisst wird. Es scheint mir aber nicht wirklich sein Stil zu sein, zuzulassen, dass ein Typ... nun ja, misshandelt wird. Ich meine, außer der Sache mit aus den Schatten springen, scheint er nicht wirklich schlimm zu sein.“ „Es ist schwierig, eine Seele wie seine wahrhaftig zu verstehen“, sagte Byakuya. Da war ein Zucken, ein kurzes Aufblicken in Renjis Augen, was Renji sofort dazu veranlasste, zu sagen: „Oh, du meinst, jemand mit einer Dämonenseele?“ „Ja“, sagte Byakuya einfach. „Was zum Teufel hat er dir überhaupt angetan?“, wollte Renji wissen. Denn es war sicher nicht das erste Mal, dass dieser Dämonenscheiß auf Renjis Kopf fiel, wenn es offensichtliche mit Kyōraku angefangen hat. Byakuya starrte auf seine Hände hinab, welche fest auf seinen Knien ruhten. „Die Dreizehnte hat in Wirklichkeit zwei Kommandanten oder zumindest hat sie eine Aushilfe. Ich habe einen großen Teil meiner Jugend damit verbracht, von diesem Mann gepeinigt zu werden. Ich mag ihn nicht.“ „Nun ja, Scheiße, Kommandant. Aber dieser Teil ist offensichtlich. Er hat dich nicht verletzt oder nichts dergleichen, oder?“ „Nein“, sagte Byakuya fest und hob seinen Blick, um Renji in die Augen zu schauen. „Nicht körperlich. Ich hatte das Gefühl, dass er viel zu viel Spaß daran hat, mich zu verspotten, meine Schwächen zu entblößen. Wenn ich sage, dass ich ihn nicht mag, dann meine ich wirklich, dass ich jede einzelne Faser seines Wesens hasse.“ „Wirklich? Denn er scheint dich zu mögen“, bemerkte Renji. „Also wirklich, ehrlich.“ „Ja, das macht das Alles nur noch schlimmer“, grummelte Byakuya und klang dabei ganz kurz wie ein kleiner Junge. „Und an irgendeinem Punkt hast du entschieden, dass es sein Dämon war, der ihn dazu brachte, dich zu ärgern?“, fragte Renji. „Er hat es mir so gesagt. Wiederholt“, sagte Byakuya. Ah, also hatte Kyōraku wirklich eine Mitschuld an Byakuyas Engstirnigkeit, was Dämonen anbelangte. „Himmel, glaubst du nicht, dass er vielleicht einfach nur sarkastisch war? Oder, du weißt schon, metaphorisch?“ Die Muskeln um Byakuyas Kiefer spannten sich an, wenn auch nur ganz leicht. „Seine Dämonen sind anders als deine. Sie sind viel dunkler. Dunkler als er sich wagt, zu zeigen. Vertrau mir dabei, Renji.“ Also der Subtext darin, war ziemlich deutlich: Lass das Thema endlich ruhen. Daher zuckte Renji mit den Achseln. „Also schön. Aber versuch dich daran zu erinnern, dass ich so ziemlich ein was-du-siehst-ist-was-du-kriegst-Art von Dämon bin, ok?“ Das brachte ein dünnes Lächeln zurück auf Byakuyas Lippen. Er streckte sich, um Renjis Oberschenkel zu berühren und sagte: „Ich werde bestrebt sein, es zu tun.“ In dem Moment kamen die Diener und luden die Tabletts ab. Byakuya drückte Renjis Oberschenkel kurz, bevor er ihn losließ und den Dienern sagte, sie könnten eintreten. Während sie herum wuselten, um alles herzurichten, dachte Renji darüber nach, wie gut ihr Gespräch tatsächlich verlaufen war. Byakuya steckte eine Menge Beschuss von Renji ein und lächelte am Ende doch. Nicht viel mehr als vor ein paar Monaten wäre das Ganze in bitterem Schweigen und Anschuldigungen geendet. Das machte das, was Renji nun sagen würde, noch viel härter. Als der letzte Diener seinen Weg hinaus verbeugt hatte, räusperte sich Renji, bevor Byakuya seinen Segen über das Essen sprechen konnte und griff mit den Fäusten in seinen Hakama. „Kommandantin Unohana hat das Reinigungs-Dingsi rückgängig gemacht. Schau, es tut mir leid, aber es ist einfach so passiert – sie hat es einfach weggewedelt. Ich habe ihr gesagt, dass sie es rückgängig machen soll. Aber das hat sie nicht getan. Stattdessen sagte sie mir die seltsamsten Sachen. Sie sagte, dass wenn du dich vor Zabimaru schützen möchtest, dass du mehr mit Senbonzakura üben solltest.“ Renji wagte es, aufzublicken. „Was zum Teufel soll das bedeuten, Kommandant?“ Byakuya hielt die Essstäbchen in seiner Hand und blinzelte überrascht. „Sie... hat das Reinigungsritual rückgängig gemacht?“ „Ja, als wäre es nichts. „Das ist der Grund, warum du so viel... mehr da bist?“ „Ich würde es vermuten“, sagte Renji. „Schau, was glaubst du, worüber sie geredet hat? Ich meine, sie ließ es klingen, als wäre das Ritual nicht notwendig. Doch selbst wenn das wahr wäre, was zum Teufel hat das mit deinen Übungen zu tun?“ Byakuyas Lippen waren wieder dünn, doch er hob seine Augenbrauen, als wolle er mit den Schultern zucken. „Ich vermute, alles was wir tun können, ist auf ihre Weisheit zu vertrauen. Ich werde Senbonzakura fragen. Du solltest Zabimaru fragen. Vielleicht wissen sie etwas, was wir nicht wissen.“ Also...?, fragte Renji. Es ist offensichtlich, oder nicht?, zischte der Schlangenschwanz. Der Paviankönig schnaubte: Immunität wird mit Belastung aufgebaut. Je stärker wir sind, desto weniger beuten sie uns aus, zischte der Schlangenschwanz. Wir müssen uns nicht gegen Ebenbürtige verteidigen. Verteidigen? Renji dachte, dass es andersrum war. „Ok, du hattest mich, bis zum letzten Teil“, murmelte Renji. Zu Byakuya sagte er: „Zabimaru sagt, wir sollten gegeneinander kämpfen... glaube ich. Irgendetwas über Immunität mit Belastung?“ Byakuya lächelte. „Ich verstehe. Das ist alles Teil deines Plans, mich zu übertreffen, oder?“ „Heh“, grinste Renji. „Könnte sein. Ich würde mich nicht beschweren, wenn das so funktionieren würde.“ „Also gut“, sagte Byakuya und hob den Deckel des Körbchens auf dem Tablett. „Du kannst unsere Dienstpläne überarbeiten, um ein wöchentliches Kampftraining unterzubringen. Nun würde ich gerne essen.“ Renji und sein Magen stimmten enthusiastisch zu. „Ja!“ Kapitel 34: An Old Lover ------------------------ Der leicht missbilligende Ausdruck auf Byakuyas Gesicht, als er den Segen über das Essen sprach, ließ Renji nachschauen, was Aio ihnen zum Mittagessen gebracht hatte. Da war auf jeden Fall eine Menge, genauso wie der Kommandant angeordnet hatte. Es schien jedoch mehr ein Frühstück als ein Mittagessen zu sein. Auch die große Schale mit Okayu, einem Reisbrei mit einer eingelegten Pflaume oben drauf, war einfacher als die gewöhnliche Kost des Kommandanten. Gleiches galt auch für die Tofu-Miso, eingelegtem Kohl und einem Viertel Zuckermelone. Eine kleine Schale beinhaltete einige gekochte Eier. Renji hatte bereits den größten Teil der Melone, drei Eier und die Hälfte vom Okayu gegessen, bevor er realisierte, dass Byakuya bisher nichts davon angerührt hatte. „Ist irgendwas?“ Byakuyas Mund öffnete und schloss sich dann wieder. Mit Mühe riss er den Blick vom Essen weg und starrte das Aquarell an der Wand über dem Bücherregal an. „Ich bin froh, dass du dich nicht dazu entschieden hast, dein Bankai geheim zu halten.“ Huh? Renji glaubte nicht, dass es wirklich das war, was im Kopf des Kommandanten vorging. Er schaufelte sich den Mund voll Kohl und sagte dann: „Es ist zu groß, um es wirklich zu verstecken.“ Nachdem er ein paar Mal nachdenklich gekaut hatte, kam es Renji in den Sinn zu fragen: „Stört dich etwas an dem Essen? Du solltest zumindest etwas vom Eingelegten essen. Das ist lecker.“ Als Renji versuchte, etwas davon auf Byakuyas Teller zu legen, schob Byakuya seine Hand hart weg, als hätte er ihm Gift angeboten. „Das ist… inakzeptabel.“ Renji , der gerade von der Miso getrunken hatte, als wäre sie Wasser, hielt inne und blickte auf das angebotene Essen. Außer der Tatsache, dass es fast aufgegessen war, konnte er nicht erkennen, dass etwas damit nicht stimmte. „Uh, ok. Wie kommt das?“ „Das sind offensichtlich Reste vom Frühstück des Personals.“ Die Weise, wie Byakuya ‚Reste‘ sagte, klang es wie das Schlimmste auf dieser Welt. Renji begann zu lachen, denn Byakuya hatte kurz dafür gesorgt, dass er sich ernsthaft Gedanken gemacht hatte. Doch Byakuya fuhr fort: „Normalerweise würde es weggeschmissen werden. Es ist Abfall.“ „Mit allem Respekt, aber du solltest deine Augen untersuchen lassen, Kommandant“, sagte Renji. Er nahm ein viertes Ei und rollte es auf dem Teller, bis die Schale brach und sich vom hartgekochten Inneren trennte. Er säuberte es von ein paar kleinen Schalenüberresten, hob es wie zu einem kleinen Gruß kurz hoch, bevor er es sich in den Mund steckte. „Ich habe irgendwie vergessen, wie Abfall schmeckte, aber ich erinnere mich daran, dass der größte Teil davon tatsächlich etwas war, was wir ‚Ballaststoffe genannt haben – du weißt schon, Zeug wie Pappe, Bettstroh und Leinen.“ „Man kann solche Dinge nicht essen“, beharrte Byakuya. „Nun ja, ich habe das getan. Offensichtlich ist es möglich, also meinst du vielleicht, dass man es nicht essen sollte. Da stimme ich dir im Übrigen auch zu“, Renji lächelte matt. „Wie auch immer, das waren nur die schönen Sachen, die du im Abfall finden konntest. Ich gehe jetzt nicht ins Detail, außer zu sagen, dass dies hier“, er breitete seine Hände aus die Fülle an Essen auf ihrem Tisch einzuschließen, „kein Müll ist.“ „Also gut. Aber es ist dennoch nicht angemessen für-“ Byakuya wurde von einem leisen Klopfen an der Tür und Aios sanfter Stimme unterbrochen. „Euer Essen, mein Herr.“ Er blickte auf das Essen vor ihm und sagte: „Herein.“ Fast im gleichen Moment, als die Tür aufglitt, konnte Renji das Curry riechen. Er schlürfte mehr von der Miso, um sich von einer bissigen Bemerkung abzuhalten, denn natürlich würde das Personal Byakuya niemals derart beleidigen, wie er gedacht hatte. Sie wäre genauso erschrocken, ihrem Meister Reste zu servieren, wie er, wenn er sie erhalten würde. Als Aio das Tablett vor Byakuya stellte, beugte sie den Kopf. „Miki entschuldigt sich für die Verspätung eures Tabletts, mein Herr.“ Byakuya schien damit zu kämpfen, ihr irgendetwas zu sagen, doch alles, was herauskam war: „Entschuldigung akzeptiert.“ Aio begann, sich ihren Weg hinauszuverbeugen. Bevor sie ging, wandte Byakuya sein Gesicht ab, doch er sagte: „Sag Miki, dass ich es zu schätzen weiß, dass sie sich erst um die Bedürfnisse des Vizekommandanten gekümmert hat.“ Aios Kopf ruhte für einen Moment auf den Boden, als wäre sie überrascht worden. Dann sagte sie: „Natürlich, mein Herr.“ Die Tür schob sich zu und Renji fragte sich, ob er etwas sagen sollte, um das Ganze anzuerkennen oder- „Was denkst du, was ich mit Daisuke machen soll?“, fragte Byakuya, als er ein wenig Reis in sein Curry rührte. „Wie es der Zufall will, habe ich gerade eine Position als Assistent des Gärtners offen.“ „Heh“, schnaubte Renji. Jetzt, da er wusste, dass alles für ihn war, schnappte sich Renji die letzten Eier und das Eingelegte. „Das hast du. Ich denke, das würde klappen.“ Nach ein paar Löffeln Curry sagte Byakuya: „Hast du jemanden zurückgelassen, der immer noch glauben könnte, dass er ein Anrecht auf ihn hat? Sollte ich mir Sorgen um seine Sicherheit oder um eine Vergeltung machen?“ „Bei Shinigami ziele ich normalerweise so, dass ich sie ausschalte“, gab Renji zu. „Aber ich habe nicht wirklich gerade denken können, als ich seinen Zustand gesehen habe.“ Ja, zische Zabimaru. Wir waren so nah an der Oberfläche. Wir wären schon früh genug ausgebrochen, fügte der Paviankönig hinzu. „Dann ist der Gärtner vielleicht nicht die beste Option. Er ist nicht dafür ausgerüstet, jemanden zu verteidigen oder zu beschützen“, sagte Byakuya. „Wir werden Daisuke separat unterbringen, bis ich einen sicheren Platz für ihn habe, wo er auch verteidigt werden kann. Renji erinnerte sich an Shinobus Geheimnis und sagte: „Habt ihr Kuchikis nicht Besitztümer außerhalb der Seireitei? Ich meine deine ganze Familie ist hier. Jemand kann sicher einen Gehilfen oder so etwas brauchen.“ „Ich bin überrascht zu hören, dass du dafür bist, jemanden zurück in den Rukongai zu schicken“, sagte Byakuya. „Oh, nun ja. Ich glaube, auf deinen Besitztümern wird es nicht so schlimm sein“, sagte Renji und versuchte zu überdecken, was er wusste. „Hmmm“, machte Byakuya. „Ja, das ist sicher etwas, das man in Erwägung ziehen kann. Wenn niemand ihn nehmen kann, ich habe auch noch einen Freund auf dem Land… ah, ok.“ Byakuya blickte auf und nahm mit Renji auf eine sehr untypische, scheue Weise Blickkontakt auf. Etwas Pink färbte seine Wangen. Seine Wimpern bebten und er ließ seinen Blick wieder zu Boden gleiten. „Ah, ich sollte gestehen, dass unter den Neuankömmlingen von heute ein früherer Liebhaber von mir ist.“ "Wa...? Ah, oh?" Renji wusste zwar, dass Adelsfamilien den Ruf hatten, inzestuös zu sein, doch es war Renji nie in den Sinn gekommen, dass einer seiner Cousins sein Ex sein könnte. Scheiße, wenn er ein Kuchiki war, war er vermutlich wunderschön. Oder war es eine Sie? Egal was, Renji vermutete, dass es einfach zu heiß wäre. Verdammt, nun fühlte er sich völlig unkomfortabel, irgendwie angemacht und gleichzeitig auch irgendwie eifersüchtig. „Ja“, sagte Byakuya. „Er und ich... unsere Affäre war lange vor Hisana und er ist seit Kurzem verheiratet, aber ich habe einem privaten Abendessen zugestimmt.“ „Privat wie mit der Ehefrau? Oder privat wie nur ihr beide?“ Byakuyas Schweigen sagte alles. „Ok, nun ja, ich vertraue dir“, sagte Renji, obwohl er sich fragte, ob sein früher Liebhaber auch auf all die Sachen stand, die sie... Nur wenn er das war, musste es gewesen sein, bevor Byakuya über 'Sicherheitswörter' und 'Nachsorge' nachgedacht hatte. Also war es vielleicht... einfacher, weniger belastend und komplizierter. „Ich sollte euch miteinander bekannt machen“, sagte Byakuya und riss Renji damit aus seinen Gedanken. „Er war, tatsächlich sogar, einer der Leute, die ich für einen Dreier in Erwägung gezogen habe.“ „Ich... was?“ Wie sind sie plötzlich zum Dreier gekommen? „Ja, ich kann mir vorstellen, dass Isoroku ziemlich empfänglich dafür wäre“, sagte Byakuya. „Und sicherlich weniger problematisch, als jemand aus den Hofgarden.“ Byakuya wandte sich wieder seinem Curry zu. „Vielleicht kann ich das Thema heute Nacht anschneiden, falls du ihn magst...“ „Ist es das, was du zum Geburtstag möchtest?“, fragte Renji und warf Byakuya ein laszives Grinsen zu. „Ich meine, ich möchte dir noch immer... Ich meine, ich habe da etwas am Laufen, aber, nun ja-“ „Lass uns abwarten. Vielleicht“, er lächelte in einer Weise, die Renji ziemlich sicher sein ließ, dass das genau die Art von Geschenk war, die Byakuya wohl wollen würde. Renji begann, sich die Dinge vorzustellen, doch musste aufhören. Sie mussten für eine Weile über Berufliches reden oder er würde den Rest des Tages mit einem schmerzenden Ständer verbringen. „Uh, ja, also wegen dem Dienstplan...“ Sie schafften es, während des restlichen Mittagessens über die Arbeit zu reden. Am Ende davon arrangierte es Renji, sich am nächsten Tag wieder zum Mittagessen mit Byakuya zu treffen und er wünschte ihm Glück mit seinem Ex am Abend. Renji überlegte, ob er sich selbst einladen sollte, um dort zu übernachten, aber er wollte am Ende nicht aufkreuzen, wenn sie gerade in den guten alten Tagen am schwelgen waren oder etwas ähnlich Unangenehmes. Außerdem würde es sehr misstrauisch wirken, wenn er auftauchen würde. Daher verließ er Byakuya mit den Worten: „Wenn du mich vorher brauchst, lass es mich wissen.“ Renji schaffte es, während der Trainingsstunde im Dojo ziemlich fokussiert zu bleiben, doch nun, da er im Büro war und durch die Formulare ging, wanderten seine Gedanken. Renji hatte schon vorher Sex mit mehreren Partnern. Ikkaku und Yumichika haben ihm immer mal wieder einen Platz angeboten und dann waren da die betrunkenen Orgien, die öfters mal in der Elften passierten. Seine erste, sexuelle Erfahrung war tatsächlich auch mit mehr als einer Person gewesen, denn es war in einer verrückt-kalten Nacht in Inuzuri - ein Haufen Leute verschiedenem Geschlechts und Alters die ein paar Nächte miteinander zugange waren, während der Sturm um sie herum pfiff. Eine angenehme, tröstende Erinnerung war das. Und irgendwie auch ein großartiges erstes Mal, in aller Ehrlichkeit – da hatte es so viel unbefangene Erforschungen und genug Vielfalt gegeben, dass er eine Tonne an Erfahrungen gemacht hatte, wie man sich selbst und andere befriedigte. Und doch hatte Renji, aus irgendwelchen Gründen, einige Beklemmungen wegen diesem geplanten Dreier. In Anbetracht seinen Erfahrungen war er nicht besorgt, weil er nicht wusste, was passieren würde. Aber, nun ja, das war ein weiterer Adliger, richtig? Wird keiner von ihnen sich von Renji anfassen lassen? Bedeutete es, dass er am Ende gefesselt und mit jemandem in seinem Arsch und dem anderen in seinem Mund enden würde? Nicht, dass das so eine schlechte Sache wäre, aber nun ja, in der Hälfte der Zeit schafften er und Byakuya es, solche Verhandlungen zu versauen. Eine zusätzliche Person – besonders bei jemand, bei dem Byakuya vielleicht das Bedürfnis verspüren könnte, zu beeindrucken – nun, das wäre noch einmal ein zusätzliches Problem, welches sie nicht brauchten. Mit einem Gähnen stand Renji auf, um sich seine Beine ein wenig zu vertreten und sich eine weitere Tasse Tee aus dem Pausenraum zu holen. Er hatte in letzter Zeit ein ziemlich gutes Gefühl wegen den Dingen zwischen Byakuya und ihm gehabt. Byakuya änderte sich mit der Geschwindigkeit eines Gletschers, aber Renji bemerkte, dass er nicht mehr so schnell wie früher seine Geduld verlor und, es sei denn, Renji hatte die Situation falsch eingeschätzt, dass Byakuya schon fast wegen seiner Reaktion auf die Essens-Situation heute beschämt gewesen war. Tatsächlich so verärgert über eine solche Sache zu sein, hatte ihren Klassenunterschied betont – das war wirklich kein Wunder. Auch wenn Byakuya noch immer nicht alles laut aussprechen konnte. Dennoch hatte er sich in einer gewissen Weise bei Aio entschuldigt, was für Byakuya ein großer Fortschritt war. Der Pausenraum war ungewöhnlich ruhig. Es waren nur Akemi und Yuriko da, die ihre Köpfe über eine Runde ‚Go‘ gebeugt hatten. Sie winkten ihm kurz zur Begrüßung zu, doch sie waren zu sehr in ihrem Spiel vertieft, um ihn wirklich zu bemerken. Die Thermoskannen waren leer, also musste Renji eine neue Kanne aufsetzen. Jemand hatte ein großes Tablett Hanabiramochi hingstellt, vermutlich Reste einer Neujahr-Teezeremonie von jemandem. Der Geruch von warmer, süßer Bohnenpaste war zu unwiderstehlich, also suchte sich Renji einen Teller und holte sich ein paar. Er lehnte sich gegen die Kochnische und aß die Süßigkeiten, während er darauf wartete, dass das Wasser kochte. Das Klackern der Steine auf dem hölzernen Spieltisch war ein angenehmer Klang. An der Pinnwand aus Kork hingen, unter den Verkaufsanzeigen und Anfragen zum Zimmertausch, die Traueranzeigen. Fujimoto und Tako starrten ihn an, während er auf den Hanabiramochi herumkaute. Natürlich war da eine ganze Reihe von kleinen Messing-Plaketten im Speisesaal mit allen Namen der Divisionssoldaten, die im Dienst gefallen waren. Byakuyas Vater und die meisten seiner Vorfahren waren irgendwo in der sehr langen Liste aufgeführt. Doch weil es nicht geschätzt war, dort Opfergaben zurückzulassen – es wurde als unhöflich angesehen, einen einzigen Namen unter den vielen hervorzuheben – hatten die Leute hier Bilder aufgehangen. Getrocknete Blumen, Briefe, Anhänger, Geschenke und Bilder waren um die Gesichter der kürzlich Verstorbenen angepinnt worden. Renji hatte seine eigenen kleinen Brief dort zurückgelassen: Eine Entschuldigung an Fujimoto für seinen bescheuerten Bruder und ein Gedicht für Tage, welches er gefunden hatte, das um wiedervereinigte Seelen ging. Der Kessel pfiff und Renji goss das Wasser in die gemeinschaftliche Teekanne. Es war eine große, industrielle Thermoskanne aus der Welt der Lebenden und konnte einige Tassen für Stunden warm halten. Als er sich etwas in seine eigene Tasse goss, fragte er die Go-Spieler: „Wollt ihr auch einen Nachschlag?“ Still hob Akemi ihre Tasse, während Yuriko nur ihren Kopf schüttelte, um zu verneinen. Renji füllte Akemis Tasse nach und brachte ihr die Tasse zurück. Er stand über dem Spielbrett für eine Weile und versuchte herauszufinden, wer wohl gewinnen würde. Renji hatte keine Ahnung. Go war keines der Spiele, die er bisher zu spielen versucht hatte. Trotz der Strategie, die es beinhaltete, war es keines der beliebten Spiele in der Elften gewesen. Außer zum Wetten. Jedes Mal, wenn Renji Geld auf einen Spieler gesetzt hatte, dann war es reiner Instinkt gewesen oder hatte darauf basiert, wen er generell für klüger gehalten hatte. Bei diesen beiden war sich Renji nicht sicher. Trotz ihres oberflächlichen, mädchenhaften Aussehens war Akemi überraschend bösartig in einem Kampf, doch Yuriko hatte die Stille Entschlossenheit, der Stärke und Bedächtigkeit zugrunde lag. Es war vermutlich ein ziemlich ausgeglichenes Spiel, weswegen sie wohl auch schon so lange dran waren. Mit einer Verabschiedung nahm Renji seinen Tee und ging zurück zum Büro. Nanako war an ihrem Schreibtisch, als er durch die Tür kam. „Oh, hey“, sagte er, als er sie sah. „Hätte ich das gewusst, hätte ich dir einen mitgebracht.“ „Oh, hey, Renji“, lächelte sie. „Gute Trainingsstunde heute, du warst ja richtig fokussiert oder so. Außerdem, ist es wahr? Warst du heute Morgen unterwegs in der Elften, um zu kämpfen?“ „Ich kann es nicht wirklich abstreiten. Die Wachen haben gesagt, dass sie Hihio Zabimaru hatten sehen können“, sagte Renji. Er machte sich wieder an den Stapel von Papieren auf dem Tisch im westlichen Stil. An seiner Hüfte konnte er spüren, wie Zabimaru fröhlich schnurrte und sich putze. Nanako warf einen ihrer Zöpfe über ihre Schulter und kam herum, um sich mit der Hüfte gegen die Ecke seines Schreibtisches zu lehnen, die von dem Papiergewirr befreit worden war. „Was hat das zu bedeuten? Eine alte Rechnung, die du zu begleichen hattest, nun da du Bankai hast? Ich sollte dir sagen, dass es Gerüchte gibt, dass du mit einem sehr hübschen Jungen im Schlepptau zurückgekommen bist.“ „Bin ich“, sagte Renji und blickte von seinen Formularen auf. „Sein Name ist Daisuke. Er ist ein früherer Angestellter von Byakuyas Teehaus – du weißt, was ich meine?“ Sie brauchte eine Sekunde, doch er sah in ihren Augen, als sie es verstanden hatte und nickte. Er fuhr fort: „Richtig, nun ja, ein paar von den Drecksäcken da drüben haben ihn entführt. Ich hätte eigentlich meinen Bruder holen sollen, aber, nun ja, Seichi – er war nicht in der gleichen... Situation.“ „Oh.“ Sie wurde blass. Zu spät erinnerte sich Renji an ihre Reaktion, als er ihr von den Vergewaltigungen erzählt hatte, die im zweiten Bezirk berichtet worden waren. Dann, nach einem Moment, verhärtete sich ihr Gesicht und sie sagte: „Ich hoffe, du hast den getötet, gegen den du gekämpft hast.“ „Ikkaku? Nicht so sehr“, sagte Renji. „Aber machst du dir keine Sorgen um die Leute, die Daisuke hatten? Ich hab sie Zabimaru als Frühstück gegeben.“ Sie warf ihm ein mattes Lächeln zu. „Gut.“ Er wollte sie irgendwie fragen, ob sie irgendetwas davon gehört hatte, wie es damit voran ging, aber es schien höllisch unangenehm zu sagen 'also, wenn wir schon von Vergewaltigung sprechen...'. Stattdessen beschloss Renji, hinüber zur zweiten Division zu gehen und herauszufinden, ob jemand überhaupt etwas wegen diesen Berichten getan hatte. Vielleicht ging er gegen Ende seiner Schicht, da er ja offensichtlich nicht bei Byakuya zum Abendessen erscheinen musste. Abendessen... und alles andere. Was zum Teufel würde er die ganze Nacht mit sich alleine anstellen? Renji vermutete, dass er ein bisschen Schlaf nachholen konnte. Vielleicht nach Hisagi schauen und über ein paar Bier oder so überlegen, was als Räumlichkeit in Frage kam. Verführerisch, aber es war vermutlich gefährlich. Ein betrunkener Hisaki begann, unglaublich süß auszusehen und er war absolut einer von den Typen, die man zu einem Blowjob überreden konnte, wenn er nur betrunken genug war. Und Renji konnte jetzt schon sehen, wie sein verwirrtes kleines Hirn arbeiten würde: 'Nun ja, wenn Byakuya mit seinem Ex zusammen ist, warum kann ich dann nicht auch ein bisschen Spaß haben...?' Ja, nein. Schlechte Idee. Also wurde es ein kurzer Abend für Renji. Da waren immer noch all die Pornos, die sie im Diesseits gekauft hatten und die er noch nicht gelesen hatte. Scheiße, er könnte ein paar Bier holen und eine Party für sich selbst schmeißen. „Hast du irgendwas mit deinen Haaren gemacht?“, fragte Nanako aus dem Nichts heraus. Sie hatte sich mittlerweile an ihrem eigenen Schreibtisch niedergelassen und arbeitete am vorläufigen Dienstplan, den er für sie übrig gelassen hatte. Renji dachte eine Sekunde darüber nach und zuckte dann mit den Achseln. „Ich hab sie gewaschen.“ „Oh. Das ist es vermutlich.“ Sie spürt unsere Rückkehr, schnurrte Zabimaru stolz. Ich weiß, grinste Renji zu sich selbst. Ich hätte ihr beinahe gesagt, dass das Kondom gerissen ist. Dieser Kommentar erntete ein tiefes, grummelndes Lachen und ein zischendes Kichern. Renji hing beim Schichtwechsel noch eine Weile in der Division herum, sprach mit ein paar Leuten, mit denen er seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte. Fast jeder fragte ihn, ob er etwas mit seinen Haaren gemacht hatte, also antwortete er am Ende nur noch aus Spaß: „Ja, ich lasse sie wachsen.“ Interessanterweise war die mehrheitliche Antwort „Gute Entscheidung“ oder „Das wird sicher super aussehen“. Natürlich gab es da auch ein paar Neckereien wie „Endlich wirst du diese alte Ananas los, eh?“ und „Du kannst nicht wie ein Hahn herumstolzieren, wenn du keinen Hahnenkamm hast!“. Aber wie auch immer, die meisten Leute schienen zu denken, dass er so heiß aussehen würde. Also warum nicht? Byakuya würde es sicher mögen. Er mochte offensichtlich sein Aussehen mit langen Haaren. Als alle begannen, ihre eigenen Wege zu gehen, nahm Renji eine Einladung zur Essensuche an, da es ihn immerhin in die Nähe der Zweiten brachte. Als Gruppe gingen sie die Straßen entlang in Richtung der Händler und er schnappte ein paar Gerüchte der Division auf. Wie immer gab es Romanzen, die heiß und kalt waren. Eine Menge Leute wunderten sich über die neuen Vizard-Kommandanten. Renji erzählte, was er konnte, doch er musste zugeben, dass er die Vizards nicht wirklich gut kannte. Als die Sonne unterging blickte Renji unbewusst zurück in die Richtung des Anwesens und fragte sich, ob sich Byakuya genau in diesem Moment mit seinem alten Liebhaber traf. Wie würde dieser Typ aussehen? Es war schwer, sich nicht eine Kopie von Byakuya vorzustellen: gebieterisch, kalt wie Stahl und verdammt hinreißend... Renji könnte niemals mit so jemanden mithalten. Er fragte sich, warum sie Schluss gemacht hatten. Vermutlich waren sie, da sie beide Kuchiki und adlig und all das waren, nicht gewohnt, Kompromisse einzugehen. Ohne Zweifel hatten sie sich wegen irgendetwas festgefahren und das war es dann gewesen. Aber dann... Was wäre, wenn sie immer noch eine brennende Leidenschaft für einander hatten und nun der Streit, der Dekaden her war, vergessen war? Renji schüttelte seinen Kopf. Es war dumm, anzufangen so zu denken. Er war schon eifersüchtig genug. Ein kleiner Streit brach in der Gruppe aus. Es ging darum, ob sie nach Westen gingen sollten, um dort das wohl beste Inarizushi in der Seireitei zu essen, welches es in der Nachbarschaft der dritten Division gab oder ob sie an ihren ursprünglichen Plan festhalten sollen und einen Ramenladen oder eine andere der vielen Nudelläden um der Zweiten herum besuchen sollten. Eine Gruppe wollte wirklich einfach nur beides überspringen und den neuen 'englischen Tee'-Laden in der Nähe der Ersten ausprobieren. Renji konnte den Gedanken nicht ausstehen, irgendetwas zu essen, was ihn an Ichimaru erinnerte und Tee klang zu experimentell für ihn, also entschied er sich, bei den Ramen-Essern zu bleiben. Kinjo kannte einen guten Ort und überzeugte alle, es zu probieren, in dem er behauptete: „Ein Suppentopf mit Tonkotsu, Schweineknochenbrühe, köchelt seit der erste Kenpachi seinen Titel bekommen hat. Und die Nudeln sind so dünn und gerade, wie die Haare einer Geliebten.“ Renji rollte mit den Augen, doch er dachte: Wenn du hinzufügst, dass sie auch genauso seidig sind, bin ich dabei. Doch da das Bier vermutlich günstig war, klang es für Renji wie die perfekte Beschäftigung für eine Winternacht. Also hatten sie sich einige Minuten später unter dem Vordach des Nudelladens eingereiht, saßen auf Stühlen und beobachteten, wie der Koch geschickt Nudeln und Gemüse in die kochende Brühe gab, um sie dem nächsten Kunden zu geben. Kleingemachtes Schweinefleisch war offensichtlich die 'Neuheit', importiert aus der Welt der Lebenden, doch Renji blieb beim klassischen Chashu-Schwein mit einem weichgekochten Ei, Frühlingszwiebeln, Kohl, Knoblauch und Enoki-Pilzen. „Es ist selten, dich dieser Tage in der Stadt zu sehen“, sagte Kinjo, während sie ihre Suppe schlürften. „Alles in Ordnung zu Hause mit deinem Loverboy?“ „Mein wa...?“, Renji hätte sich beinahe verschluckt, als er diese Beschreibung vom Kommandanten gehört hatte. „Oh, tut mir leid, gibt es da einen besseren Begriff, den ich verwenden sollte? Fußfessel? Bessere Hälfte? Boss?“ „Hey, nichts davon jetzt“, sagte Renji scharf und blickte zu dem anderen Shinigami, der sich über ihre Schüssel gebeugt hatten. Uh... verdammt, wie war ihr Name? Etwas mit einem 'U'... Ume? Nein, Umeko. Wie auch immer, sie war ohne Rang und sicher musste sich nicht von dem ganzen Unzu... Oder, warte. Hatten sie nicht angefangen, es den Leuten zu sagen? Es auszuprobieren? „Zeig etwas Respekt gegenüber dem Kommandanten“, sagte Renji und machte sich wieder über seine Suppe her. „Und es geht ihm gut. Er hat nur eine Menge Familie und Freunde wegen seinem Geburtstag in der Stadt.“ „Du gehst mit dem Kommandanten?“, fragte Umeko. Ihr Gesicht strahlte vor Neugierde, also sagte Renji: „Ja.“ „Oh mein Gott, er ist so heiß!“, quiekte sie schon fast. „Was hast du nur für ein Glück?“ Über Kinjos verblüfftes Gesicht hinweg grinste Renji breit und sagte: „Ich weiß, ja?“ Der Koch warf ihnen ein 'Nicht reden, nur Essen'-Blick zu. Eine Schlange hatte sich gebildet und von jedem wurde erwartet, seine Ramen zu essen, während sie noch frisch waren. Neun Minuten war Standard und offensichtlich wollten die Leute das einhalten. Renji nickte entschuldigend und begann zu schaufeln. Kinjo tat das Gleiche, warf Renji weiterhin 'Ich kann nicht glauben, dass du das gerade getan hast'-Blicke zwischen sehr offensichtlichen 'Scheiße, das ist nicht gelaufen, wie ich erwartet habe'-Stirnrunzeln zu. Ha. Verdammt noch mal, ha, dachte Renji, als er seine Nudeln verputzte. Er stellte seine Schale zu dem anderen, dreckigen Geschirr, winkte zum Abschied und machte sich auf den Weg zur Zweiten. Anstatt zu versuchen, mit Soi Fon klar zu kommen, fragte Renji am Tor, ob er einfach mit demjenigen sprechen konnte, der die Untersuchungen wegen den Vergewaltigungen im zweiten Distrikt, welche seine Division vor einigen Monaten berichtet hatte, leitete. Es dauerte eine Weile, bis sie herausgefunden hatten, wer es war, doch schlussendlich bekam Renji einen Namen genannt und wurde gebeten, zu warten. Sie schickten jemanden, um zu schauen, ob sie verfügbar war oder ob er ein Termin vereinbaren und wiederkommen musste. Er mochte die Idee nicht wirklich, zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal zu kommen, doch Renji vermutete, wenn das der Fall sein würde, hätte diese – er blickte hinunter auf den Fetzen Papier, den die Wache ihm ausgehändigt hatte – '5. Offizier Ran Koizumi', mehr Zeit, einen angemessenen Bericht vorzubereiten. Dennoch wäre er zu diesem Zeitpunkt froh einfach versichert zu bekommen, dass es eine Untersuchung gab. Er setzte Sich auf die Steintreppe und wartete. Die Bäume auf dem Hügel waren ohne Blätter. Der Wind pfiff unheilvoll durch die Äste. Die Sterne erschienen langsam, funkelten durch die Wolken am dunkler werdenden Himmel. Hatten Byakuya und sein Liebhaber gerade Nachtisch, zogen sie sich für Sake zurück in die Bibliothek? Über was hatten sie geredet? Hatte Byakuya erwähnt, dass er jemanden Neues hatte? Deutete Byakuya zu dem Teil der Bibliothek und sagte: 'Genau dort. Dort habe ich ihn gegen die Wand vor den Dienern gefickt.' Schamesröte erhitzte Renjis Gesicht und er stand auf, um den Gedanken abzuschütteln. Gerade in dem Moment öffnete sich das Tor der Zweiten, um eine große, schlaksige Frau auszuspucken. Ihre Haut war so dunkel wie die von Tōsen, aber sie hatte kurz geschnittenes Haar, dass sich in kleinen Locken gegen ihren Kopf kräuselte. Sie ging mit einer Art bedrohlichen Entschlossenheit, die alle Ninjas hier hatten und Renji musste dem Drang widerstehen, wegzulaufen. Er legte trotzdem eine Hand zur Berührung auf Zabimaru, einfach nur deshalb. Sie stellte sich vor und bevor Renji das Gleiche tun konnte, sagte sie: "Unsere Untersuchungen gehen nur langsam voran. Wie du dir vorstellen kannst, verschlimmert die Anwesenheit von Shinigami die Situation nur. Doch da der frühere Kommandant Aizen in Gewahrsam ist, erwarte ich, dass sich das Problem von selbst löst." Sicher, alle Probleme in der Soul Society würden nun erledigt sein, da Aizen jetzt hinter Gittern saß... Doch Renji sagte das nicht. Immerhin konnte da genauso gut ein Funken Wahrheit drin liegen. Aizen schien hinter der Rebellion im Rukongai zu stecken – oder er hatte zumindest die Flammen angefacht und genährt. "In Ordnung", sagte Renji schlussendlich. "Ich meine, so lange das der Fall ist. Ich hatte das Gefühl, was sie nicht mochten, war mein Abzeichen, denn da war die Sechste drauf. Also, weißt du, wenn du sicher bist, dass es keiner meiner Leute ist." "Ich glaube, es war nur die Uniform", korrigierte sie. "Nichtsdestotrotz kümmern wir uns um die Angelegenheit." Nun ja, darüber konnte er sich nicht streiten. "Cool. Danke für deine Zeit." Renji winkte ihr halb zu und drehte seinen Kopf zu den Treppen. Ihre Stimme stoppte ihn. "Und wie kommt dein Bruder in der Elften zurecht?" Renji wandte sich um, damit er sie ansehen konnte. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr das bereits besser wisst, als ich." "Durchaus." Damit ging Renji weg, versuchte das Gefühl, auf dem ganzen Weg zur Division zurück beobachtet zu werden, abzuschütteln. Kapitel 35: Demons at the Gate ------------------------------ Mit zwei Flaschen Bier in der Hand, identifizierte er sich bei der Torwache. Da er erwartete, dass sich die Tore sofort öffneten, prallte er von dem geschlossenen Tor ab und hätte beinahe eine der Flaschen fallen gelassen. „Was zum…?“ „Woher wissen wir, dass du kein Hochstapler bist?“ Renji trat zurück und schielte zu der Torwache, die gerade gesprochen hatte. Selbst im trüben Mondlicht konnte es nur eine Person sein. „Rikichi, ich werde dich nie wieder das Tor bewachen lassen, wenn du nicht aufhörst, diese Science-Fiction-Romane zu lesen! Niemand hier ist eine verdammte Mod-Soul.“ Das Tor öffnete sich knarzend. Als er hindurchging, schaute er zu Rikichi hinauf, der entschuldigend winkte. Er schüttelte den Kopf, aber lächelte. Zumindest wäre die Sicherheit heute Nacht gut. Er mochte vielleicht Idiot erster Klasse sein, aber Rikichi würde niemals während seiner Schicht einschlafen oder jemand Seltsames durchlassen. Irgendwann würde dieser kleine Doofkopf ihnen alle noch den Arsch retten. Es wäre nicht das erste Mal, dachte Renji. Er beschloss, den Jungen mal ein Mittagessen oder so auszugeben. Er kramte durch die Taschen seines Hakama und zählte seine verbliebenen Ken. Am nächsten Zahltag, änderte er seine Pläne. Ein kurzer Fußmarsch durch den Hof, während die Flaschen in der stillen Nachtluft klackerten, und er stand vor seinem Quartier. Er glitt aus seinen Sandalen und schob die Tür auf. Er tastete sich im ungewohnten Raum herum, warf beinahe die Lampe um bei seinem Versuch, diese anzuschalten. Beinahe hätte er sie wieder ausgeschaltet. Obwohl Renji das Chaos, dass Seichi hinterlassen hatte als er da war, aufgeräumt hatte, sah der Raum klein und schäbig im Vergleich zu… dem aus, an was er sich langsam gewöhnt hatte, vermutete er. Der Gedanke ließ ihn mit der Stirn runzeln. Vor allem als er sich erinnerte, wie riesig und herrlich und wundervoll und sauber alles ausgesehen hatte, als er aus Inuzuri hierhergekommen war. Scheiße, selbst nachdem er von der Elften hierhergekommen war. Nun blickte er auf sein altes Feldbett und fragte sich, wie zum Teufel er sich davon abhalten sollte, dort hinunterzufallen. Er blickte über die Schulter in die Richtung, in der er das Anwesen gesehen hätte, wenn die Tür nicht geschlossen wäre. Vielleicht sprachen Byakuya und sein Ex immer noch. Es wären noch Stunden, bevor sie daran denken würden, schlafen zu gehen. Dennoch konnte Renji nicht anders als enttäuscht zu sein, dass kein Schmetterling oder Notiz auf ihn wartete, ihn fragte, ob er herkommen und das Bett nicht so riesig und einsam erscheinen lassen könnte. Vielleicht kam das noch. In der Zwischenzeit zog Renji seine Uniform aus, die leicht nach einer Kombination aus Ramen, Schweiß und Blut von Ikkaku… und auch etwas von seinem eigenen, roch. Ja, die war ein Fall für die Reinigung, dachte Renji und warf sie in die Ecke, die er für seine dreckige Wäsche reserviert hatte. Da sein Lieblingsyukata schon vor eine Weile zum Anwesen umgesiedelt worden war, brauchte Renji einige Minuten, um etwas Angemessenes fürs Bett zu finden. Eine zusätzliche Shitagi musste ausreichen. Er würde nackt schlafen, wenn es nicht so kalt wäre. Und wenn man gerade davon sprach, grub er seine Winterdecke vom Boden seiner Wäschetruhe aus und breitete sie über das Bett aus. Sie war nicht wie die Decken, die Byakuya hatte, aber die war wattiert. Oben hatte sie ein Patchwork-Design, das aus Stofffetzen gefertigt worden war. Er hatte es vor Jahren, mit dem Gewinn eines Hanafuda-Spiels, bei einem Händler in einem besonders kalten Winter gekauft. Er hatte nicht gespielt. Er hatte niemals gelernt, wie es ging, aber er hatte auf den richtigen Kerl gewettet. Tatsächlich sogar Mädel. Matusmoto hatte den Laden mit ihm leergefegt. Renji erinnerte sich daran, weil es das erste Mal war, dass er sie wirklich in Fleisch und Blut getroffen hatte – und davon gab es bei ihr eine Menge, was ziemlich ablenkend war. Allerdings nicht ablenkend genug, um zu übersehen, wie verdammt clever sie war. Außerdem haben wir dir gesagt, die Katze zu beobachten, murmelte Zabimaru. Katzen sind immer clever, grummelte der Schlangenschwanz. „Wirst du eigentlich immer alle Ehre für meine Ansichten für dich beanspruchen?“, fragte Renji laut, als er zu seinem Zanpakutō schaute, dass er auf das Feldbett gelegt hatte, als er sich ausgezogen hatte. „Ich habe auch gelegentlich den ein oder anderen eigenen Gedanken, wie du weißt.“ Als Antwort gab es nur schnaubendes Gelächter. Renji dachte daran, diesem dämonischen Klumpen Metall zu sagen, dass er glücklicher wäre, wenn sie ihre Meinungen für sich behalten, doch er wusste, dass das eine ziemlich fette Lüge wäre. Also ließ er sich einfach auf sein Feldbett neben Zabimaru sinken und griff unter das Bett und suchte nach einem Porno-Manga. Nachdem er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte, also einem der Guten mit einem Haufen Kurzgeschichten drin, schüttelte er sein Kissen auf, kuschelte sich unter seine Decken und öffnete eines seiner Biere. Er hatte das Buch beinahe gelesen, als der Klang von hektischen Füßen, die auf den Boden trommelten, dafür sorgten, dass Renji nach seinem frischen Hakama und Zabimaru griff. Als die Füße an seiner Tür ankamen, hatte Renji seinen Obi noch im Mund, aber seine Uniform Größtenteils angezogen. „Vizekommandant, wir haben ein Problem am Haupttor.“ Renji knotete seinen Hakama schnell zu und schob die Tür mit der Schulter auf, um eine keuchende Wache zu sehen… Tabito? „Was ist los? Es ist besser ernst. Ich bin nicht im Dienst.“ „Ist es. Sehr“, Tabito wurde blass. „Kommandant Kyōraku fordert Einlass und… ähm, er ist betrunken, Vizekommandant.“ Betrunkener Kyōraku? Oh, heilige Scheiße. Er hielt sich nicht damit auf, Zabimaru in seinen Obi zu stecken, sondern trat gleich in die Sandalen und lief in Richtung Tor, Tabito war ihm dicht auf den Fersen. „Und Rikichi hält ihn draußen? Der Junge ist mutiger, als ich dachte. Viel mutiger. Ich werde ihm eine Medaille oder so etwas geben müssen – falls er überlebt.“ Kyōrakus Stimme hatte ihre gewohnte Heiterkeit verloren und er begann, verärgert zu klingen, als er hinaufbellte. „Du bist sehr amüsierend, Kind, aber ich habe genug von deinen lächerlichen zwanzig Fragen.“ Er lallte, als er hinzufügte: „Ich habe mich ausgewiesen und ich sagte, ich habe ihr was zu erledigen.“ Renji huschte die Treppe hinauf, um sich neben Rikichi zu stellen. Renji konnte spüren, dass Rikichi die Kidō-Barriere ausgelöst hatte, kein Wunder also, dass er so am Austicken war. Renji ließ Zabimaru mit seiner Hülle auf seiner Schulter ruhen, als er fragte: „Das sind nicht wirklich die gewohnten Arbeitszeiten, Kommandant.“ „Ah, Herr Renji, mein Junge! Ich habe nicht erwartet, dass du hier bist. Aber wenn du hier bist, lass es uns eine Freude nennen. Sollen wir?“ Kyōraku war wirklich unsicher auf seinen Beinen. Alleine seinen Hut ein wenig zurückzuschieben, damit er zu Renji hinaufblicken konnte, ließ ihn ein wenig stolpern. Himmel. Was hatte Kyōraku in diesen Zustand gebracht? Und was zum Teufel sollten sie tun, wenn er entschied, ihnen mit seinem Bankai den Arsch aufzureißen? Oder selbst Shikai… Alles lag in den Schatten. Alles. „Ja, lass uns eine Freude draus machen“, sagte Renji und traf eine plötzliche Entscheidung. „Was halten sie davon, mich über die Straße zu begleiten für einen netten, heißen Oden, eh, Kommandant? Wir können da über ihr Anliegen sprechen.“ Während er über seine Schulter blickte, schwankte Kyōraku, doch er beäugte die Läden für eine Weile. Dann zuckte er mit den Achseln und sagte mit einem Zungeschnalzen: „Ich könnte noch ein Getränk brauchen.“ Renji atmete erleichtert aus. Er steckte Zabimaru in den Gürtel. Dann nickte er Rikichi zu, damit er die Kidō-Barriere so lange auflöste, dass Renji über die Mauer springen und neben Kyōraku landen konnte. „Sie haben nicht erwartet, dass ich da bin, eh?“, sagte Renji und bot Kyōraku einen Arm an. Kyōraku nahm stattdessen die Schulter und lehnte sich schwer auf ihn. Falls das gespielt war, war es verdammt überzeugend, dachte Renji, vor allem wegen dem sauren, alkoholischen Gestank vom Nahen. „Und sie wissen, dass Byakuya mit seiner Familie beschäftigt ist. Ich habe meinen rangniedrigsten Offizier am Tor. Ich wette, sie dachten, dass unser 20. Offizier ein Schwächling wäre, eh? Haben sie wirklich einen Angriff auf uns geplant, Kommandant?“ Kyōraku lachte eines dieser lauten Lachen. „Und jeder sagt, du wärst solch ein Idiot. Ah, wie sie dich unterschätzen!“ Er lallte, doch seine Augen funkelten begeistert. „Also sag mir, warum mein gerissener Plan gescheitert ist, ja? Warum steckst du nicht da, wo du sein solltest – eingewickelt in die Seidenlaken deines Liebhabers?“ Er war betrunken genug, dass das Wort ‚Seidenlaken‘ mehr nach ‚Scheidenhaken‘ klang. Renji begann, sich zu erklären, doch hielt dann inne. „Hey, nichts davon jetzt. Wir sind hier die Opfer. Wie wäre es, wenn sie damit rausrücken, was sie dachten hier tun zu müssen, eh, Kommandant?“ Sie waren auf der anderen Straßenseite angekommen. Es hatte nicht länger gedauert, als es sollte, mit all dem Schwanken. Die Gastwirtin hielt die Tür für sie beide auf, ohne Zweifel hatte sie den Aufruhr gehört. Renji nickte ihr dankbar zu, als sie die beiden in einen ruhigen, dunkleren Teil der Bar führte. Er kannte sie gut. Dieser besondere Izakaya hatte Räume im ersten Stock, die von der Division zum einzigen Zweck gemietet wurden, damit welche verfügbar waren, sollte einer der Offiziere nach dem Zapfenstreich zurückgestolpert kommen. Also ein Offizier, der wollte, dass ihn Renji am Morgen abholte, natürlich. Die gute Nachricht war, dass die Gastwirtin es gewohnt war, Ausgaben von ihm auf den Deckel zu schreiben. Sobald er Kyōraku auf dem Boden abgesetzt hatte und ihm einen von diesen Rückenlehnen geholt hatte, damit er nicht umfiel, bestellte Renji zwei große Schalen Eintopf für sie. Als die Gastwirtin außer Hörweite war, lehnte sich Renji über den Tisch und flüsterte: „Ernsthaft, Kommandant, was könnte so wichtig sein, dass sie gewillt sind, einen Krieg mit meinem Kommandanten anzuzetteln? Was hat er überhaupt, was sie wollen? Oh. Scheiße, natürlich. Sie waren hinter Daisuke her, nicht wahr?“ Kyōraku sah genervt aus, dass er so schnell durchschaut worden war. Mit einem Seufzen sagte er. „Ich werde niemals wieder darauf hören, was die Leute über dich erzählen. Herr Renji. Du bist viel cleverer, als alle wissen. Weiß Herr Byakuya, was er an dir hat? Du solltest nach einer Gehaltserhöhung fragen, mein Junge.“ Die Gastwirtin stellte eine Flasche und zwei Schalen für sie hin. Gierig griff Kyōraku danach. Noch mehr Sake? Aber, scheiße, es war bereits zu spät. Ungeschickte Hände bearbeiteten schnell die Flasche. Bevor Renji nein sagen konnte, hatte Kyōraku sie bereits geöffnet und schenkte ihnen ein. „Sollen wir einen Toast aussprechen?“, lächelte Kyōraku und bot Renji eine Schale an. „Auf dich, Herr Renji, weil du mich vor mich selbst behaart hast.“ 'Behaart' von was? Er musste 'bewahrt' gemeint haben, aber das machte immer noch keinen Sinn. Renji prostete ihm trotzdem zu, da es unhöflich erschien, es nicht zu tun. „Nichts für ungut, Kommandant, aber was haben sie sich gedacht? Die meisten Schurken kündigen sich nicht am Tor an.“ „Schurken?“, lachte Kyōraku. Er wedelte den Gedanken mit einer nachlässigen Bewegung weg. „Ich bin viel schlimmer als das! Aber ich hatte nicht vor, den Jungen zu stehlen. Ich wollte mir Daisuke nur ausleihen und nehmen, was ich brauchte. Ich hätte ihn in kürzester Zeit zurückgebracht.“ Renji wurde ein wenig blass, 'nehmen, was ich brauchte'...? „Ah, schau mich nicht so an, Herr Renji, mein Junge. Ich hätte nichts so Kostbares genommen, wie das, was du denkst. Nur seine Zunge.“ „Nur seine...“, begann Renji zu wiederholen, doch er konnte es nicht zu Ende sagen. Sein Mund war offen. Meinte das Kyōraku wirklich? War er gekommen, um Daisuke die Zunge rauszuschneiden? Ernsthaft? Renji vermutete, dass war das, was man damals in der Steinzeit getan hat, um Spione in den 'Ruhestand' zu schicken, aber scheiße... Kyōraku schob betrunken seine Schale in Renjis Richtung. „Nun guckst du genauso wie Jūshirō." Er machte einen abfälligen Laut. "Ich habe es ihm hunderte Male gesagt. Es ist nicht bösartig, nur notwendig." Die Dämonen verraten sich, zischte Zabimaru. Eine aufgeschlitzte Kehle ist die ruhigste Kehle. Der Paviankönig grunzte zustimmend. Eine herausgeschnittene Zunge ist eine Nachricht an Andere. Also glaubst du, wir haben vielleicht mehr als nur Daisuke als Spion in unseren Rängen?, mutmaßte Renji. Großartig. "Tut mir leid, dass ich ihre Pläne zerstören musste", sagte Renji, vollkommen ohne Reue. Kyōraku sah ein wenig überrascht aus und lachte dann. Die Wirtin kam mit einer großen Schale Oden für jeden zurück. Die Brühe mit Soja-Sauce roch leicht süßlich und statt dem gewohnten Fischküchlein glaubte Renji, getrocknete Makrelenflocken zu riechen. Große Scheiben Daikon und Tofu schwammen in der dunklen, reichhaltigen Brühe. „Du hältst nicht viel von mir, oder Herr Renji?“, fragte Kyōraku, nachdem sie die Hälfte ihres Eintopfes geschlürft hatten. „Tatsächlich tue ich das sehr wohl“, sagte Renji und kaute auf etwas Rettich herum. „Ich habe sehr viel Respekt vor ihnen, Kommandant. Deshalb glaube ich, dass sie ein lügender Drecksack sind. Sagen sie mir nicht, dass meine Torwache, tapferer kleiner Idiot wie er ist, sie davon abgehalten hat, aus dem Schatten heraus auf Daisuke loszugehen und die Zunge, oder was auch immer sie zur Hölle wollen, herauszuschneiden. Ich sehe sie nicht wirklich als die Art von Kerl, der zögert, wenn er am Zug ist. Ich habe von dem Kampf im falschen Karakura gehört. Ihr Partner wollte kein Kind töten, aber sie haben es getan. Das klingt für mich nicht nach einem Kerl, der einen Job nicht erledigt bekommt, wenn er gemacht werden muss.“ Kyōraku grinste breit. „Herr Renji, du klingst furchtbar sehr danach, als wolltest du mich überreden, den Job zu erledigen. Meinst du das so?“ „Nah, ich versuche sie nur zu verstehen.“ „Heh. Viel Glück, mein Junge“, lachte Kyōraku. „Wenn du es geschafft hast, sag es mir.“ Während sie weiter aßen, beschloss Renji, dass Kyōraku ihm vermutlich schon gesagt hatte, was er wissen wollte. Was hatte er noch gesagt? Schau mich nicht so an, wie es Jūshirō bereits getan hat? Kommandant Ukitake musste Wind von seinem 'Plan' bekommen und Kyōraku gesagt haben, was er davon hielt. Was auch immer sein Partner ihm gesagt hatte, musste Kyōraku so sehr geplagt haben, dass er sich selbst sabotiert hatte, in dem er sich betrunken hatte. Tatsächlich einmal so richtig – zu betrunken, um den Job richtig zu machen. Sein Partner hatte ihm 'Nein' gesagt. Kyōraku hat 'Fick dich' gesagt und ist rausgegangen, um es zu tun, doch er hatte sich selbst in den Fuß geschossen. Verdammt, wenn das nicht nach etwas klang, was Renji tun würde. Und alles machte auf diese Weise beinahe Sinn. „Möchten sie, dass ich einen Höllenschmetterling an Kommandant Ukitake schicke?“, fragte Renji. „Oder haben sie beide immer noch Streit? Sie könnten sich auch hier ausschlafen, kostenfrei, sie wissen schon.“ Kyōraku wippte anzüglich mit den Augenbrauen. „Was deutest du da an, Herr Renji? Du weißt, dass ich dich sehr attraktiv finde. Ich erinnere mich, dass ich dich einmal geküsst habe.“ Renji lachte ein wenig und hob die Hände, vor allem als Kyōraku aussah, als würde er über den Tisch krabbeln und ihm einen feuchten Kuss aufdrängen wollen. „Sie verstehen falsch, Kommandant. Ich frage sie nicht, ihr Strichjunge zu sein. Ich sage, dass wir Zimmer hier haben, für die bezahlt sind – für Divisionsmitglieder, um die Leute aus den Ausnüchterungszellen zu halten. Also können sie sich eins nehmen, wenn sie wollen. Sie wissen schon, falls sie nicht nach Hause können.“ Kyōraku schien bei dem Gedanken zu zögern. „Warum bist du so großzügig... besonders jetzt, wo du weißt, warum ich hier war? Wirst du mir in der Nacht die Kehle aufschlitzen?“ „Oh, sie meinen, weil sie an meine Tür klopfen und jemanden verkrüppeln wollten, dem ich geschworen habe, ihn zu beschützen?“ Kyōrakus Augen wurden groß, doch er nickte. Renji zuckte mit den Achseln. „Sie haben es aber nicht getan, oder Kommandant? Das reicht mir. Außerdem denke ich, dass ich Kommandant Ukitake etwas schuldig bin.“ Kyōraku setzte sich zurück und schnaubte enttäuscht, dann seufzte er. „Er sei trotzdem verdammt.“ Er hatte viel nüchterner geklungen, doch nun lallte Kyōrakus Stimme wieder. Sein Blick war unkoordiniert und Renji dachte, dass er vielleicht bewusstlos wurde. „Außerdem“, sagte Renji freundlich, „denke ich nicht, dass sie es in dem Zustand irgendwohin schaffen.“ „Mm“, stimmte Kyōraku zu. Es dauerte nicht lange, bis er, mithilfe des Türstehers, Kommandant Kyōraku ins Bett steckte. Nachdem er mit der Wirtin die Absprachen traf, damit alles bezahlt wurde, ordnete Renji seine Uniform. Er wandte sich ab und ging in Richtung Anwesen. Er würde direkt mit Byakuya deswegen sprechen müssen. Selbst wenn er peinlicherweise sein 'Date' mit seinem Ex unterbrechen müsste. Eishirō wollte Renji nicht reinlassen. „Ich weiß, was du denkst“, sagte Renji ruhig, lehnte mit dem Arm am Türrahmen des Dienstboteneinganges an der Küche und blickte auf das schmale, zusammengekniffene Gesicht des Hausverwalters hinunter. „Aber so ist es nicht. Ich bin nicht hier, um sie zu unterbrechen und nichts. Das ist eine ernsthafte Divisionsangelegenheit. Wir hatten einen Kommandanten an unserem Tor. Jemand der uns Schaden zufügen wollte. Ich kann das nicht bis zum Morgen aufschieben, Eishirō.“ „Oh, ich verstehe“, nickte Eishirō, doch zögerte weiterhin. „Bist du sicher, dass es nicht warten kann?“ Warum? Waren sie nach oben gegangen? „Nein“; sagte Renji und richtete sich auf. „Das kann es wirklich nicht.“ „Bleib hier“, sagte Eishirō. „Ich komme zu dir zurück, falls der Herr zustimmt.“ „Ich bleibe hier stehen“, sagte Renji. Als Eishirō entsetzt aussah, hob Renji seine Hände. „Ich sollte mich mit der Kommandantin der Personenschützer besprechen. Das betrifft auch sie. Also, du weißt schon, du kannst mich dort finden, wenn der Kommandant dem Treffen zustimmt.“ „Ah, ja. Natürlich.“ Aber sollte er es nicht, dachte Renji als er zum Büro der Personenschützer ging, würde ich wissen, falls Byakuya nichts Gutes im Schilde geführt hatte. Denn diese laufende Behinderung ärgerte Renji bereits ziemlich – es schmeckte zu sehr danach, dass Byakuya Eishiro gesagt hatte, Renji abzublocken. Als würde er Renji nicht zutrauen, dass er sie alleine ließ. Schlimmer noch, dass er vielleicht sogar plante irgendwelchen Unfug mit seinem Ex anzustellen. Renji war gewillt zu glauben, dass es der Ex war... Im Moment. Als Renji die Barracken und das Büro der Personenschützer erreicht hatte, war er zu der Überzeugung gekommen, dass Byakuya ihm nicht soweit vertraute, doch seine kleine Party mit seinem Ex zu zerstören. Es war typisch Byakuya, oder nicht? Erwartete immer von Renji, sich wie ein Tier zu verhalten. Zu denken, dass er kommen würde, um sein Territorium zu markieren oder irgendetwas ähnlich Streitlustiges zu tun. Nun ja, Renji hatte Pläne für einen ruhigen Abend gehabt, verdammt nochmal. Es war nicht seine Schuld, dass Kyōraku entschieden hatte, an ihre Tür zu klopfen. Die Nachtschicht der Personenschützer war belebter als die in der Division. Selbst die Kommandantin war im Dienst. „Es ist wegen all den Familien“, erklärte sie, als Renji seine Überraschung ausdrückte, sie zu solch später Stunde anzutreffen. „Wir sind in Alarmbereitschaft mit all den Kuchiki an einem Fleck.“ Das machte Sinn. „Es tut mir leid, dir noch mehr aufzubürden“, sagte Renji. „Aber du musst sicherstellen, dass jemand Daisuke im Auge behält.“ Als die Kommandantin den Mund öffnete, sah sie aus, als wolle sie ihm sagen, es sei unmöglich mit einem bereits voll ausgelastetem Personal, doch Renji schnitt ihr die Worte ab. „Wir haben ein Mordanschlag von hoher Ebene heute Nacht vereitelt. Oder Beinahe-Verstümmelung, aber du verstehst, was ich sagen will.“ Renji entschied sich, nicht von dem schlampigen Versuch, mit nahezu keiner Tötungsabsicht, zu erzählen. Sie brauchte das nicht zu wissen und überhaupt, Kyōraku könnte irgendwann wieder ausnüchtern und sich dazu entscheiden, es noch einmal zu versuchen – oder jemanden anderen zu befehlen, es zu tun. Angeblich hatte er eine Division... obwohl Renji kaum jemanden von ihnen getroffen hatte. „Hoher Ebene?“, wiederholte die Kommandantin der Personenschützer. „Ja, da ist vielleicht nicht viel, was einer von uns tun kann“, sagte Renji. „Passt einfach nur auf. Es wird von innerhalb der Hofgarden kommen. Stelle sicher, dass du jeden Shinigami kennst, der ihm näher kommt.“ Die Kommandantin runzelte mit der Stirn. „Wir können uns nicht gegen Shinigami verteidigen. Dafür haben wir nicht genügend Schlagkraft.“ „Ich weiß“, sagte Renji verständnisvoll. „Ich erwarte keine Wunder. Tu nur was du kannst, um Daisuke erst einmal abgesondert und außer Sicht zu halten, denke ich. Das sollte sein Risiko verringern.“ Was auch immer die Kommandantin sagen wollte, es wurde durch Aufruhr überraschte Aufschreie und Leuten, die auf die Knie fielen, unterbrochen. Für einen Moment, bevor er realisieren konnte, was passierte, stand Renji da und starrte, als Byakuya in die Baracken trat. Byakuya war offensichtlich von etwas halb Formalen gekommen. Er trug den Kenseikan, doch er hatte einen einfacheren dunkelblauen Yukata an, bemalt mit gelben, Lilien ähnlichen Blumen. Als sich ihre Augen trafen, fiel Renji schnell auf ein Knie und beugte seinen Kopf wie die anderen. „Was bedeutet all das?“, forderte Byakuya zu wissen. „Was ist passiert?“ Ohne seinen Kopf zu heben, berichtete Renji: „Kommandant Kyōraku hat versucht, durch das Haupttor zu gelangen, Kommandant. Er wurde zurückgewiesen, doch es wurde aufgedeckt, dass er vor hatte... ähm, Daisuke die Zunge rauszuschneiden.“ Ein entsetztes Gemurmel fuhr durch die Personenschützer. Byakuya war für einige Momente still. Byakuyas besockte Füße kamen in Renjis Sichtfeld zum Stehen. „Du hast Kommandant Kyōraku selbst zurückgewiesen, Renji?“ Die Ungläubigkeit war offensichtlich. Aber um gerecht zu sein, würde Renji Byakuya auch anzweifeln, wenn die Situation umgedreht war. „Nein, Kommandant. Er wurde am Tor von unserem 20. Offizier verlangsamt. Ich habe ihn nur... umgeleitet.“ Renji blickte auf. „Er war ziemlich betrunken. Ich meine, wirklich, Kommandant, nicht nur wie sein gewohntes... was auch immer. Aber die Bedrohung war in meinen Augen echt. Ansonsten hätte ich ihren Abend nicht gestört, Kommandant.“ Ein Hauch von einem Lächeln glitt über Byakuyas Gesicht, bevor er seine Mimik wieder unter Kontrolle hatte. „Ich bin dankbar für deine Sorgfalt, Vizekommandant. Komm. Berichte mir im Studierzimmer.“ „Ja, Kommandant“, sagte Renji und stand auf, um Byakuya zu folgen. Kapitel 36: Politics and Peaches -------------------------------- Renji folgte Byakuya durch ein Meer an gebeugten Köpfen. Wie ein richtiger Adjutant ging er einen halben Schritt und zu seiner linken Seite hinter ihm, während sie aus den Baracken der Personenschützer hinaus in den Flur traten. Bevor er etwas sagte, wartete er ab, um Byakuyas Stimmung einschätzen zu können. Byakuya blieb still, bis sie zu dem Studierzimmer kamen. Er führte Renji hinein und schob die Tür hinter ihnen zu. Das war einer der Räume, die Renji nur einmal betreten hatte. Da war ein niedriger, aber großer Tisch in der nahegelegenen Ecke des Raums, offensichtlich deswegen so platziert, damit man den besten Blick durch die Shoji-Schirme auf den Garten hatte. Da waren einige Kalligraphien an der Wand, so wunderschön stilisiert, dass Renji nicht sicher war, wie er sie lesen sollte. Byakuya runzelte die Stirn. Er stand an der Tür und seine Hand ruhte immer noch auf der Tür. „Ich finde es schwer zu glauben, dass falls Shunsui Kyōraku jemandes Zunge wollte, er sie nicht bereits hätte.“ Renji nickte. „Ich weiß, ja?“ Doch da Byakuya sich nicht niederließ, tat es Renji ebenfalls nicht. Stattdessen ruhte er die Schulter gegen die Wand und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Die ganze Sache ist unglaublich seltsam. Ich kann nicht glauben, dass er besoffen genug war, um mir sein Vorhaben zu verraten – falls es wirklich das war, hinter dem er her war. Aber scheiße, ich kann mir keinen besseren Grund vorstellen, warum er vor unseren Toren so rumbellte.“ Byakuya wandte sich um und beobachtete Renji. Er starrte so lange, dass Renji sich aufrechter hinstellen musste. „Was?“, fragte Renji, fühlte sich unbehaglich unter der plötzlichen und intensiven Aufmerksamkeit. „Lieber Himmel, du bist so erfrischend“, sagte Byakuya. „Ich glaube nicht, dass ich dein ganzes… Gebaren so stark vermissen sollte, wenn ich nur für ein paar Stunden von dir getrennt war.“ Renji zog sich am Ohr. Was zum Teufel war überhaupt Gebaren? „War das ein Kompliment?“ Byakuya ließ ein kleines Lachen hinaus. „Sehr sogar.“ Er suchte im Raum herum, bis er die Klingel für die Diener gefunden hatte und sie läutete. „Ich werde Tee bestellen und wir können richtig reden. Da sind Kissen im Schrank. Könntest du sie rausholen, ja? Wir können zusammen hinter dem Schreibtisch sitzen. Das ist ein netter Ort. Hier schaue ich mir für gewöhnlich die Schriften meines Vaters an.“ Renji sah den Platz, zu dem Byakuya deutete. Es war geschützt von Bücherregalen und wäre gemütlich mit den Kissen. In einer Minute war der Tee geordert und sie hatten einen netten Platz, an dem sie sich gegenüber niederließen. „Also…“, wagte es Renji, als er ein Kissen aufschüttelte, „du bist nicht in Eile, zu deinem Freund zurückzukehren?“ Byakuya blickte scharf auf und seine einzige Antwort war: „Nein.“ O-k. Was bedeutete das? Hatten sie keine gute Zeit miteinander gehabt? Renji hatte Tausend andere Frage, die er stellen wurde. Wie zum Beispiel, warum Byakuya immer noch den Kenseikan trug, besonders wenn er informelle Kleidung trug? Außerdem, wenn er doch so eine beschissene Zeit mit seinem Ex gehabt hatte, wie kam es, dass Eishirō so verdammt entschlossen gewesen war, Renji zurückzuhalten? Doch Byakuya schien sich gerade auf die Angelegenheit fokussieren zu wollen, also atmete Renji durch und sagte: „Ich sollte dir sagen, dass der Kommandant auf unsere Kosten im Gasthaus auf der anderen Straßenseite schläft. Es sei denn, er steht mitten in der Nacht auf.“ „Du hast Kyōraku eines unserer Betten gegeben?“ Renji zuckte mit den Achseln. „Schien für mich eine anständige Sache zu sein.“ „Hat er nicht versucht, einen meiner Diener zu verstümmeln?“ „Nun… eigentlich hat er nur gesagt, dass er es tun würde“, bemerkte Renji, kratzte sich den Nacken und machte keine ‚Keine Ahnung‘-Geste mit der anderen Hand. „Er hat tatsächlich nichts gemacht, außer meine Freizeit zu stören.“ „Wenn er nichts getan hat, wie kannst du dir so sicher sein, dass er hinter Daisukes Zunge her war?“, Byakuya saß sehr formal da, im Seiza, seine Hände flach gegen seine Oberschenkel. „Wie ich sagte, er hat es mir gestanden, ja? Als ich ihm zu dem Gasthaus gebracht hatte, hat er mir einige Dinge gesagt, die er nicht sagen wollte. Glaube ich.“ Renjis Beine waren über Kreuz und seine Hände überall, betonten jedes Wort mit einer Geste. Als er es selbst bemerkte, steckte er seine Hände in seine Ärmel und verschränkte die Arme wieder vor der Brust. „Es war super seltsam, Kommandant. Ich habe Kommandant Kyōraku niemals derart betrunken gesehen. Also sturzbesoffen. Ich hätte nicht gedacht, dass es für so einen Typen möglich war, sich so abzuschießen.“ Byakuyas Stimme wurde neugierig. „Was hat er sonst noch gesagt?“ „Ah, lass mich nachdenken.“ Renji atmete aus und versuchte, seine Gedanken zu sortieren. „Also er hat etwas über Kommandant Ukitake gesagt. Ich denke, ich muss ihn genauso böse angeschaut haben, denn er sagte, ich soll ihn nicht anschauen, wie Jūshirō und dann sagte er etwas Kryptisches darüber, das notwendige Übel zu sein.“ Renji hielt inne und versuchte sich zu erinnern, ob das so richtig war. „Denke ich.“ Sag ihm, was wir vermuten, zischte Zabimaru. Der Paviankönig beendete den Satz, über die Zungen. „Oh ja und Zabimaru vermutet, dass eine aufgeschlitzte Kehle eine… ähm, endgültigere Lösung für ein Spion-Problem ist. Er vermutet, dass eine herausgeschnittene Zunge mehr ein Signal für andere Spione ist, damit sie ihren Mund halten, verstehst du? Also glaubst du, dass das bedeutet, wir haben noch andere Spione, neben Daisuke, von Kyōraku in unseren Rängen? Ich meine, nicht dass die Achte so etwas tut, aber… nun ja, Daisuke gehörte zu ihm, also-“, Renji ließ seine Worte verhallen, denn zu versuchen zu überlegen, was Kyōrakus Division tat, ließ immer seinen Kopf schmerzen. Byakuyas Augen glitten kurz zu Renjis Waffe an seiner Hüfte. Er sagte für einige Momente nichts, seine Augen nach unten gerichtet und nachdenklich… oder wütend. Offen gestanden war es unmöglich zu sagen, was gerade in Byakuyas Kopf vorging. Als sich die Stille weiter erstreckte, dachte Renji zu Zabimaru: Vielleicht hätte ich nichts sagen sollen. Ich glaube nicht, dass er dich immer gut leiden kann. Der Schlangenschwanz lachte zischend. Der Paviankönig gluckste. Sein Problem. Wohl wahr, stimmte Renji zu. „Andere Spione der 8. Division in unseren Rängen“, sagte Byakuya endlich, seine Stimme absolut beherrscht. „Ich kann das nicht auf die leichte Schulter nehmen.“ „Da geht es mir genauso, Kommandant“, stimmte Renji zu, froh, dass der Zorn, den er gedacht hatte zu spüren, auf Kyōraku gerichtet war, nicht auf Zabimaru. „Was werden wir tun?“ Byakuya atmete kurz durch. „Ich weiß es nicht. Das Problem ist, dass es so schwierig ist zu wissen, Kyōrakus wahre Absichten herauszufinden. So etwas ist sehr selten, wie es scheint. Es kann genauso gut sein, dass seine ganze augenscheinliche Trunkenheit eine Ablenkung ist – um uns Paranoid wegen unserer eigenen Offiziere zu machen. Doch mit welchem Hintergrund? Und dann noch einmal, wenn er wirklich so außer Kontrolle war, wie du sagtest, dann ist es vielleicht nicht mehr als ein Fehler, der durch ein belastetes Gewissen kam.“ Das Klopfen an der Tür kündigte die Ankunft des Tees an. Aio stellte das Tablett zwischen ihnen ab. Als Renji sie anblickte, warf sie ihm ein unauffälliges Lächeln zu, als sei sie erfreut ihn mit dem Kommandanten zu sehen, statt Byakuya mit jemanden anderen. Huh. Renji entschloss sich daran zu denken, die Diener zu fragen, was sie von Byakuyas Ex hielten. Als Renji den Deckel vom Tablett hob, verschluckte er sich beinahe. Die Köchin hatte einen Castella, einen Schwammkuchen, gemacht. Normalerweise war er rechteckig, aber jemand hatte ihn in der Form eines Pfirsichs gemacht. Die Marzipan-Glasur war so perfekt aufgetragen, dass es für Renji aussah wie ein kleiner pinker, praller und saftiger Arsch. „Uh…“, machte Renji und fragte sich, ob er es wagen sollte zu fragen, ob es für seinen Ex hergerichtet worden war. „Oh je“, sagte Byakuya mit offensichtlich der gleichen Reaktion. „Vielleicht ist es eine gute Sache, dass Isoroku und ich uns keinen Nachtisch haben bringen lassen.“ „Miki muss ihn wohl mehr mögen als mich“, sagte Renji trocken. „Ich hab noch nie Arschkuchen von ihr bekommen.“ „Renji!“, mahnte Byakuya, doch er klang nicht ernst. Tatsächlich schien es, als würde er mit einem Lachen kämpfen. „Was sollen wir nun damit anstellen? Sollen wir ihm den Arsch aufreißen?“, fragte Renji. Byakuya hatte tatsächlich eine Hand vor sein Gesicht gehoben, weil er sein Lächeln nicht mehr zurückhalten konnte. Renjis Hände zuckten mit dem Drang, den Arm hinunterzudrücken, damit er sein Lächeln sehen konnte, doch zumindest funkelten Byakuyas Augen schelmisch und strahlend. Endlich schien er sich genug unter Kontrolle zu haben, um zu sagen: „Du machst das. Wir können es nicht verkommen lassen. Ich bin mir sicher, es ist…“, er kämpfte noch einmal mit sich selbst, bevor er herauspresste, „… schmackhaft.“ „Ha!“, lachte Renji. Er nahm das Messer und fuhr sanft und langsam die Linie zwischen den runden Hälften nach. Er drehte es ein wenig an dem Punkt, wo man sich das Loch hätte vorstellen können… „Oh, Renji. Hör auf“, zischte Byakuya. Er schien kurz davor, in Gelächter auszubrechen, also ließ Renji Gnade walten und schnitt den Kuchen durch. In der Mitte durchgeschnitten und mit dem geknackten Marzipanpanzer sah es nicht mehr zweideutig aus. Er gab Byakuya die Hälfte und grinste: "Ich glaube, das hat irgendwie unsere ganze berufliche Atmosphäre zerstört, huh?" "Komplett", sagte Byakuya ernst, doch um seinem Mund zuckten immer noch die Überreste seines Lachens. Er stellte den Teller zur Seite. Geschickt griff er nach oben und öffnete die Haken des Kenseikan, behutsam zog er die Teile aus seinem Haar. Seine Schultern sanken ein Stück, als er vorsichtig die Teile auf den Boden legte. Als Byakuya seine Haare ausschüttelte, hielt Renji den Atem an. Zu beobachten, wie Byakuyas nachtschwarze Haare um sein Gesicht fielen, machte komische, stockende Dinge mit Renjis Herzen. Unvergleichlich. "Ich bin froh, dass du nach Hause gekommen bist, Renji", sagte Byakuya. Er nahm eine Gabel, die die Köchin auf dem Tablett für sie bereit gelegt hatte und trennte ein kleines Stück Kuchen für sich ab. "Es wurde langsam spät und ich habe nicht gedacht, dass ich nach dir rufen könnte." "Ich hatte gehofft, dass du das tun würdest", sagte Renji und probierte den Kuchen. Gut, aber nicht so unglaublich wie die Aufmachung gewesen war. "Aber ich bin irgendwie überrascht zu hören, was du da sagst. Ich hätte nicht gedacht, dass mich Eishirō reinlässt. Ich habe angefangen zu glauben, dass du ihm gesagt hast, mich fernzuhalten.“ „Oh, das habe ich.“ Renji musste aufschauen, um Byakuyas Reaktion abschätzen zu können. Er ereiferte sich, da er nicht mit einer direkten Bestätigung rechnete. „Ich hatte befürchtet, dass du vielleicht mit irgendeiner Ausrede kommst und dich selbst einlädst. Eishirō war viel zu begierig, zu helfen. Er mag Isoroku.“ Renji blickte seinen Kuchen finster an. „Ich dachte, Eishirō und ich kommen miteinander klar. Was hat dieser Freund von dir, was ich nicht habe?“ „Einen Titel, wenn auch gering. Land. Große, enorme Mengen an Land“, sagte Byakuya. Er nahm die Teekanne auf und schenkte Renji ein. „Und keine Bedingungen. Er hat eine Frau und ein Kind ist unterwegs. Wenn ich es wieder mit ihm aufnehmen würde, wären wir zwanglose, sporadische Liebhaber.“ „Ich hasse ihn jetzt schon“, grummelte Renji. In diesem Moment, wie auf ein Zeichen, klopfte es leise an der Tür des Studierzimmers. Eishirō verkündete. „Lord Isoroku wird sich zur Ruhe begeben, mein Herr. Er möchte euch eine gute Nacht wünschen.“ „Ich vermute, dass er direkt auf der anderen Seite der Tür ist“, wisperte Byakuya zu Renji. „Er konnte es ab dem Moment, in dem ich von dir erzählt habe, nicht mehr erwarten dich kennenzulernen.“ Er stand auf und deutete Renji, sich ebenfalls zu erheben. Mit lauterer Stimme sagte er: „In Ordnung, schick ihn herein.“ Renji drehte sich erwartungsvoll zur Tür. Der Mann, der durch die Tür trat, war nichts von dem, was Renji erwartet hatte. Er war groß, nicht so groß wie Renji, doch fast und kräftig gebaut. Seine Haut war von einem tiefen Braun, wie Yoruichis und genauso wie sie hatte er ein kräftiges, auffallendes Gesicht. Doch das auffallenste an ihm waren seine glatten, langen, hellpinken Haare, die er offen um seine Schultern trug. Der Yukata, den er trug, war von einem tiefen Smaragdgrün mit einem helleren, grünen Bambusmuster, welches sich von dem Saum wie ein kleiner Wald nach oben erstreckte. Seine pinken Augenbrauen erhoben sich, als er Renji sah und eine Mischung aus Faszination und Schock waren klar auf seinem Gesicht zu sehen. „Oh! Du musst Renji sein.“ „Vizekommandant Abarai“, korrigierte Byakuya angespannt. Dann sagte er: „Darf ich vorstellen, Lord Isoroku Takenaka.“ Oh, kein Kuchiki? Doch sie konnten immer noch verwandt sein, daher hatte Renji keine Ahnung, wie tief er sich verbeugen musste. Er schätzte einfach und hielt seine Pose für einen respektvollen Moment, nur um sicher zu gehen, bevor er sich wieder aufrichtete. Er wäre auf seine Knie gegangen, doch da Byakuya seinen Rang verwendet hatte, vermutete er, dass er es nicht tun sollte. Der stämmige, pinkhaarige Lord klatschte die Hände zusammen und trillerte mädchenhaft: „Oh, Vizekommandant! Du bist so viel mehr als ich mir jemals vorgestellt hätte.“ Renji entschied sich, in bester „schlag nicht sofort jemanden die Nase ein“-Manier, den Gedanken, dass dieser Kerl sich überhaupt irgendetwas an ihm vorstellte, erst einmal von sich abperlen zu lassen. „Es ist mir ebenfalls eine Freude, sie kennenzulernen, mein Herr.“ „Oh! Solch eine barsche, derbe Stimme, die du da hast! Wärst du nicht so...“, Isorokus Hände schienen zu versuchen, Renjis Tattoos und Haare in der Luft wegzuschreiben, „... einzigartig, würde ich sagen, dass du das Schauspiel ausprobieren solltest. Du gibst einen ausgezeichneten Bösewicht ab.“ Bösewicht? Renji hatte sich niemals wirklich als Bösewicht vorgestellt, doch es war seltsam schmeichelnd. „Isoroku ist ein Dramatiker“, sagte Byakuya, als wäre das eine Erklärung. Er machte ein paar Schritte, um neben Renji zu stehen. Renji konnte einen Hauch von Byakuyas Reiatsu spüren, wie es sich nach ihm ausstreckte und sich um ihn legte, wie eine Hand auf seinem Arm. „Und ein früherer Schauspieler.“ Isoroku lächelte reizend Byakuya an, bevor er eine Hand ausstreckte und beinahe Renjis Ärmel berührte, sich dann aber doch anders entschied. „So haben wir uns natürlich kennengelernt. Byakuya war ein ziemlicher Bewunderer von mir. Er umgarnte mich mit verschwenderischen Geschenken, bis ich ihm nicht länger widerstehen konnte. Wirklich sehr romantisch.“ Romantisch? Klang mehr danach, als hätte Byakuya dafür bezahlt. Byakuya musste den gleichen Eindruck gehabt haben, denn er schnalzte mit der Zunge. „Du lässt mich furchtbar und verzweifelt klingen.“ „Glaubst du nicht, dass du das zuerst nicht auch ein bisschen warst?“, neckte Isoroku. „Nein“, sagte Byakuya mit seiner typischen, finalen und scharfen Art. Renji musste gegen ein Grinsen ankämpfen. Isoroku kicherte. Es war ein seltsames Getue für so einen großen Kerl, dachte Renji. Doch wenn man ihn genauer anschaute, vermutete Renji, dass Byakuya eine Art Beuteschema hatte. Er mochte offensichtlich die stark Aussehenden. Wenn man die pinken Haare abzog, konnte sich Renji diesen Isoroku-Typen vorstellen, wie er die heroische Rolle spielte – er hatte eine klare, starke Statur. Sein Kiefer war quadratisch und seine Wangen hoch und scharf. Wenn er mit dieser gespielten affektierten, Froufrou-Scheiß aufhören würde und sich einmal umstylen ließe, könnte er den knallharten Typen abziehen… vielleicht. Als er sich zu Renji wandte, fragte Isoroku: „Wie habt ihr euch beide kennengelernt?“ Renji blickte zu Byakuya, denn er war schon fast verleitet zu sagen ‚Er war betrunken und hat mir in seinem Büro befohlen, mich auszuziehen‘, doch stattdessen sagte er: „Ich arbeite für Kommandant Kuchiki.“ „Ja, ja“, sagte Isoroku wegwerfend. „Aber da muss es doch einen Moment gegeben haben, als sich eure Augen getroffen haben und das Herz schneller geschlagen hat und all das, nein?“ „Oh, ja. Ich erinnere mich an den Moment“, sagte Renji. „Ich meine, unsere Augen haben sich nicht wirklich getroffen, denn er hatte mich so umgehauen, dass ich ihn nicht anschauen konnte. Es war in der Akademie und er hat mir die Luft gestohlen – wortwörtlich, ich konnte kaum atmen. Ich habe vorher niemanden wie ihn getroffen. Ich habe sofort beschlossen, dass ich ihm folgen werde.“ Isoroku legte eine Hand über sein Herz. „Das ist wundervoll! Oh, du hast sehr viel Glück, Byakuya. Hast du das Gleiche gefühlt?“ „Nicht in dem gleichen Moment, nein. Ich habe einige Zeit benötigt, um Renji angemessen zu bemerken“, gab Byakuya zu. „Für mich war es das, als ich ihn kämpfen gesehen habe. Ich war gekommen, um ihn zu beobachten, um zu sehen, ob er ein geeigneter Vizekommandant wäre und ich war… beeindruckt.“ Isoroku wartete für einen Moment auf mehr und ließ dann einen traurigen Seufzer hinaus. „Du bist der schlechteste Geschichtenerzähler überhaupt, Byakuya. Wo sind die Emotionen? Wo ist das Feuer? Großer Gott, es klingt nach einem Einstellungsgespräch.“ Byakuya runzelte verwirrt die Stirn. „Das war es auch.“ „Und das ist in welcher Weise sexy?“, fragte Isoroku. „Hör dir selbst einmal zu, Byakuya! Er hier hat ein Feuer in seinem Herzen, seit dem Moment, als er dich erblickt hat und du… du warst beeindruckt. Ich weiß noch nicht einmal, weswegen!“ Byakuya schien ein wenig verwundert und blickte zu Renji hinüber. Ihre Augen trafen sich und Renji war überrascht zu sehen, dass Byakuyas Wangen sich ein wenig rot färbten, als er murmelte: „Das ist privat.“ „Privat? Oh, du hast dich nicht verändert“, sagte Isoroku mit einem traurigen Kopfschütteln. „Ich bemitleide dich, Vizekommandant. Ihn zum Lächeln zu bringen kann schon eine Plagerei sein, nicht wahr?“ „Oh ja“, stimmte Renji ehrlich zu. „Doch es scheint, als habe er eine Schwäche für Pfirsiche. Hat sich herausgestellt, dass sie ihn knacken.“ „Renji“, ermahnte ihn Byakuya schwach. Isoroku hob eine Augenbraue. „Rustikaler Humor! Das befürworte ich! Ich hätte selbst daran denken sollen, bei Herrn Kabuki-Fan da drüben. Doch ehrlich gesagt, ich vermute, dass wenn ich es versucht hätte, nur einen Klaps deswegen bekommen hätte. Du scheinst ihn zu mäßigen“, er nickte Renji mit Respekt zu. „Seid ihr schon lange zusammen?“ Renji riskierte einen weiteren Blick zu Byakuya. Sie hatten die ganze Zeit gesprochen und Byakuya hatte Isoroku noch nicht einmal die grundlegenden Dinge erzählt? „Ähm, nun ja, ich denke, das kommt drauf an, von wann man zählt“, sagte Renji. „Ich habe ihm beim Hanami gesagt, dass ich ihn liebe… also, das war letzten Frühling?“ Byakuya starrte auf einen Punkt auf dem Boden, fügte aber hinzu: „Ja und ich habe meinen Schritt, ungeschickt wie er auch war, ein paar Wochen zuvor gemacht.“ „Oh, wie entzückend!“, Isoroku klatschte wieder in die Hände. „Du warst ungeschickt, Byakuya! Das ist sehr aussagekräftig. Normalerweise bist du sehr gefasst und…“, er gestikulierte mit einer Hand zu Byakuyas aktueller Pose, „… formal.“ Es war einfach zu erkennen, warum die beiden Schluss gemacht hatten. Auch wenn es offensichtlich war, dass Isoroku Byakuya nur aus Zuneigung neckte, war Renji irgendwie schon fasziniert, dass sie es mehr als ein paar Stunden zusammen ausgehalten hatten. Isoroku musste gut im Bett sein. Oder vielleicht hatte Byakuya ihn geknebelt. Das war ein unangenehmer Gedanke. Nun kam ihm das Bild von einem komplett gefesselten und geknebelten Isoroku unangenehm erfreulich in den Sinn. „Du wolltest ins Bett gehen“, fragte Byakuya. „Ich sollte dich nicht aufhalten.“ „Ha! Nein, das hast du sicher nicht!“ Isoroku explodierte vor Lachen. „Also gut, bei dieser offensichtlichen Bemerkung, wünsche ich euch eine gute Nacht. Es war erfreulich, dich kennenzulernen, Vizekommandant Abarai. Seid brav, ihr beide!“ Dann winkte er zum Abschied und verließ von selbst den Raum. Byakuya schien zutiefst erleichtert zu sein, als die Tür sich zuschob. „Er bereitet mir Kopfschmerzen.“ „Darauf wette ich“, gluckste Renji. Füge ‚eigensinnig‘ zu Byakuyas Beuteschema hinzu. „Doch er ist unterhaltsam, huh?“ „Sehr“, stimmte Byakuya zu und setzte sich wieder vor seinen Tee. „Obwohl er es anders gesagt hat, er konnte mich immer zum Lachen bringen.“ Tatsächlich spürte Renji da schmerzhaft seine Eifersucht. Hatte Isoroku Byakuya gesehen, wie er breit grinste oder sogar ein unkontrolliertes, herzhaftes Lachen gehört? Wie wundervoll muss dieser Anblick gewesen sein? Die Diener hatten ihm anvertraut, dass Byakuya viel öfter gelacht hatte, bevor Hisana gestorben war. Renji wünschte sich irgendwie, dass er den Byakuya aus dieser Zeit hätte kennenlernen dürfen. Den Byakuya, der laut losgelacht hatte. „Du hast dein Denker-Gesicht aufgesetzt. Sollte ich mir Sorgen machen?“, fragte Byakuya und goss sich dabei ein bisschen heißen Tee in seine halb leere Tasse, um den Inhalt etwas aufzuwärmen. „Ich denke, er ist überhaupt nicht so, wie ich ihn erwartet hatte“, sagte Renji und setzte sich hin. „Und was hattest du erwartet?“ Renji blickte auf, nicht sicher, was er sagen sollte. Er schob den Kuchen auf seinem Teller umher, bevor er einen Bissen nahm. Dann zuckte er mit den Achseln und sagte: „Ich glaube, ich habe gedacht, dass du jemanden willst, der gute Manieren hat und der… unterwürfiger ist.“ „Wann habe ich jemals solche Dinge gewünscht?“, fragte Byakuya. „Wenn ich das wollte, würde ich mit meinem Hausverwalter gehen.“ Renji kaute auf etwas von dem Marzipan umher. „Also ist Lord- “, Renji fischte in seinem Hirn nach Isorokus Nachnamen, „Takenaka kein super-bottom, kein Über-Ukemi?“ Byakuya schnaubte ein wenig in seinen Tee. „Oh, das ist er. Zu einhundert Prozent – und sogar mehr, wenn das möglich wäre. Tatsächlich war das meine größte Enttäuschung. Da ist kein Kampfgeist in ihm. Nicht wie die Charaktere, die er auf der Bühne spielte. Nein, Isoroku empfängt… großzügig und ohne Widerstand in irgendeiner Hinsicht.“ Oh, ja. Renji konnte verstehen, wie das Byakuya wohl runtergezogen hatte. Doch es war trotzdem ein interessanter Gedanke, über den Renji mehr hören wollte. „Du meinst, all die Zeit in der ich so hart daran gearbeitet habe, still zu halten, wolltest du eigentlich, dass ich um mich haue?“ Byakuya biss steif von seinem Kuchen ab, seine Wangen färbten sich leicht. Er setzte die Gabel ab und blickte Renji sehr ernst an. „Was für eine Herausforderung ist es, jemanden zu bändigen, der zahm und fügsam ist? Je größer der Kampf, desto fundierter ist das Gefühl des Sieges.“ „Kein Wunder, dass Kenpachi heiß auf dich ist“, sagte Renji mit einem breiten Grinsen. „Ihr seid gleich.“ „Sind wir nicht“, sagte Byakuya fest. Die Gabel, die er wieder aufgenommen hatte, klapperte resolut auf dem Teller. „Das auch“, neckte Renji. „Bei diesem Thema seid ihr es aber schon. Du kannst über Kämpfen oder Ficken sprechen, es klingt genau gleich.“ Byakuya starrte Renji für einen langen Moment an. „Der Kenpachi ist nicht ‚heiß‘ auf mich. Das ist widerlich.“ Doch Renji dachte, dass Byakuya die Idee vielleicht ein wenig faszinierte. Wenn sie einen Dreier wollten, der sie umbrachte… Nein, Renji schüttelte seinen Kopf. Das war Selbstmord. Außerdem… Zwischen die beiden zu geraten? Er wäre Mus. Doch wenn man von Drei sprach… „Er ist nicht schlecht, weißt du, dein Ex“, bot Renji an und aß den letzten Bissen seiner Kuchenhälfte. „Ich könnte mit ihm. Ich meine, besonders wenn er so ist, wie du sagtest. Du könntest mich toppen und ich ihn. Könnte funktionieren.“ „Ist das so?“ „Ja, sicher. Warum nicht?“, sagte Renji. „Also, wenn das ok ist, dass ich das tue – ihn toppen, meine ich. Mit ihm als Adligen und so.“ Byakuya sah bei der Frage überrascht aus. „Ich vermute, ich sollte ihn fragen, um das sicherzustellen, aber ich kann mir kaum ein Szenario vorstellen, in dem Isoroku den Spieß umdreht und einen großen, massigen Wüstling schändet. Wenn du sein sittsames Geturtel durchstehen kannst, vermute ich, dass er dir zu Füßen liegen wird.“ Renji gluckste. Er nahm seine Teeschale auf und schwenkte den Inhalt, beobachtete, wie die Teeblätter tanzten. Es schien zu spät für Tee zu sein, trotzdem nahm er einen Schluck. Byakuya aß seinen Kuchen auf. Er nahm seine Schale auf und hielt sie nah an sein Gesicht, als wollte er sich wärmen. „Ich bin überrascht, dass du so gewillt bist. Hat Isoroku dich so positiv beeindruckt?“ Mit Mühe unterdrückte Renji ein Gähnen. Der Typ war in Ordnung; nicht wirklich Renjis Typ, aber sah gut genug aus. Es wäre keine Mühsal, so lange die Dinge abliefen, wie besprochen. Könnte sogar spaßig werden. Es war lange her, dass jemand gegen Renjis Schulter geseufzt hatte oder unter ihm ‚geturtelt‘ hatte. „Turteln kann nett sein.“ „Ah, ich verstehe“, Byakuya lächelte hinter seiner Teeschale. Sein Mund zuckte für ein paar Momente, bevor er sagte: „Doch ich kann mich daran erinnern, dass du Schwierigkeiten damit hattest, Befehle zu geben, als du dich Chance dazu hattest.“ „Hey, das war nur, weil du es warst.“ Renji deutete auf seine Brust. „Ich muss dich wissen lassen, dass ich gewöhnlich so ziemlich der Befehlshaber war. Das habe ich vor dir nur gemacht.“ „Ja“, sagte Byakuya liebevoll. „Ich erinnere mich.“ Renji begann, sich über das Teetablett zu lehnen und Byakuya einen Kuss zu geben, doch er hielt inne. Er wollte nichts anfangen, was er nicht beenden konnte. Sie waren immer noch im Studierzimmer. Selbst wenn Byakuya endlich seinen Kenseikan abgenommen hatte, es war nicht klar, ob Renji bleiben durfte oder gehen sollte. Er hatte sich selbst eingeladen, doch da war das Problem, dass Byakuyas gesamte Familie, vor allem sein Ex, im Anwesen waren. „Uh, ich sollte vermutlich zurückgehen.“ „Oh? Machst du eine zusätzliche Schicht?“ „Nah, ich habe erst morgen Nachmittag wieder Dienst“, sagte Renji. Er stellte seine Teeschale ab, doch er hatte noch nicht all seine Entschlossenheit gesammelt, um aufzustehen. „Warum bleibst du nicht?“, fragte Byakuya. „Mit dem ganzen Ärger mit Kyōraku denke ich, es wäre das Weiseste, wenn wir beide zur Stelle sind, wenn es einen Angriff auf Daisuke geben sollte. Die Personenschützer sind zu schlecht ausgerüstet, um mit einem Shinigami klar zu kommen.“ Es war eine Ausrede. Sie beide wussten, dass wenn Kyōraku irgendetwas erneut versuchen würde, es vorbei wäre, bevor einer der beiden überhaupt reagieren könnte. „Du willst nur Gesellschaft, nicht wahr?“ „Ja“, stimmte Byakuya zu, belohnte Renji mit einem kleinen Lächeln. „Das ebenfalls.“ Kapitel 37: Unexpected Demons ----------------------------- Renji lag bereits unter den Laken im Bett, als Byakuya seine gewohnten Abendrituale beendet hatte. Byakuya hatte Senbonzakura und den Kenseikan abgelegt, seine Haare ausgekämmt und eine lächerlich lange Zeit im Bad verbracht. Er hatte sich auch offensichtlich die Zeit genommen, den Yukata zu wechseln, denn er trug nun einen völlig anderen. Dieser hier war in einem tiefen kastanienbraun und hatte ein feines Muster von kleinen, funkelnden, gelben Dreiecken, die fast wie Goldkleckse aussahen. Renji setzte sich auf, um ihn zu bewundern und musste einfach fragen: „Woher weißt du, welcher zum Schlafen ist? Sind die irgendwie dicker gewebt oder so etwas?“ Byakuya blickte auf seinen Yukata hinunter und runzelte die Stirn. „Es ist immer der, der für mich rausgelegt wird.“ Oh, richtig. Natürlich. Renji schaute auf seine nackte Brust und lachte. „Ich denke, so entscheide ich mich auch immer“, sagte er. Byakuya hob die Decken an und glitt auf seine Seite in dem Bett. „Oh? Soll ich Eishirō deine Kirschblütenrobe jeden Abend rauslegen lassen?“ „Nah, ich habe einen Scherz gemacht. Ich bevorzuge es eh, nackt zu schlafen, wenn es warm genug ist“, sagte Renji und machte ein wenig Platz, indem er ein Stückchen rüber rutschte. Er rollte sich auf die Seite und richtete sich auf dem Ellbogen auf. „Das habe ich gemerkt“, sagte Byakuya mit einem liebevollen Lächeln. Er saß im Bett, als würde er überlegen, noch ein wenig zu lesen, bevor er sich hinlegte. Das Licht neben dem Bett war immer noch an, warf sanftes, gedämpftes Licht auf ihr Bett. Renji gähnte, streckte seinen Körper, bis ein paar Gelenke knacksten. Byakuya beobachtete genussvoll und dann, scheinbar aus dem Blauen heraus, fragte er: „Warum ist das so? Warum schläfst du immer nackt? In Anbetracht der Verhältnisse, in denen du aufgewachsen bist, erscheint es kontraintuitiv. Ich hätte vermutet, dass du, da du aus Inuzuri stammst, jederzeit die Sicherheit von Kleidung bevorzugen würdest.“ Renji dachte gerade so lange darüber nach, wie er mit dem Kopf schüttelte. Da er seine Haare offen hatte, ließ er seine Finger durch die Haare gleiten, um sie aus seinem Gesicht zu halten. „Ja, schau, das ist eine Sache. Ich habe Jahrzehnte die gleichen Klamotten getragen. Tag ein, Tag aus. Ich habe sie nur ausgezogen, wenn sie verrottet waren oder ich herausgewachsen bin. Es war ja nicht so, als hätten wir eine Reinigung oder Kleiderläden gehabt. Also denke ich, dass es sich immer noch wie ein Luxus anfühlt, dass ich die Wahl habe. Besonders bei so vielen Laken.“ „Ich verstehe“, sagte Byakuya. „Hast du in der Akademie nackt geschlafen?“ „Nein, das war gegen die Regeln. Der Quartiermeister gab Schlafkleidung aus. Es war ein Teil von der kompletten Uniform“, sagte Renji. „Außerdem war ich in einem Gemeinschaftsraum. Es wäre unangenehm gewesen. „Also hast du damit in der Elften angefangen?“ Renji überlegte. „Ich denke, das habe ich.“ „Wie viele Tattoos hattest du da?“ „Wie viele…?“, wiederholte Renji und plötzlich erkannte er, worauf Byakuya hinaus wollte. „Oh, ich verstehe. Du denkst, ich habe damit angefangen, nackt herumzustolzieren, weil ich mit meinen Tattoos angeben wollte?“ „Vielleicht“, Byakuya grinste verspielt. „Nicht, dass ich das missbillige. Was sagt Rukia? ‚Wenn du es hast, zeig es‘.“ Während er den Kopf ungläubig schüttelte, grinste Renji. Er griff nach Byakuyas Arm. „Du bist in einer seltsamen Laune, doch ich muss sagen, dass ich es irgendwie mag. Ist es das, was ein Abend mit Isoroku aus dir macht? Denn vielleicht brauchst du ein paar mehr Freunde.“ Byakuya machte das Licht aus, rutschte im Bett hinunter und rollte sich zu Renji. Nachdenklich sagte er: „Isoroku und ich sind langfristig nicht gut füreinander.“ Renji streckte eine Hand aus, um eine Strähne aus Byakuyas Gesicht zu streichen. „Ja? Wie kommt es?“ Byakuya wendete den Blick ab. „Ich verliere mit ihm zu schnell die Geduld.“ Das war ein Code für etwas, aber für was, war sich Renji nicht sicher. Unbewusst hatte sich Renjis Hand von Byakuyas Haare aus, auf dessen Schulter gelegt. Er konnte spüren, wie sich Byakuya unter seiner Berührung anspannte, also ließ er ihn los und ließ die Hand in den Zwischenraum ihrer beiden Körper fallen. Dieser Moment und eine Sache, die Isoroku vorher gesagt hatte, ließ Renji raten: „Ihr zwei seid aneinandergeraten, huh?“ „Das lässt es klingen, als hätte Isoroku irgendeine Verteidigung aufgeboten“, sagte Byakuya. „Ich befürchte, es war sehr einseitig gewesen.“ „Oh.“ Nun ja, dieses Geständnis war kaum überraschend. Es war ja nicht so, als wäre Renji nicht auch schon am empfangenden Ende dieses Benehmens gewesen. Dennoch ziemlich übel, jemandem nachzustellen, der so viel schwächer war – Isoroku war noch nicht einmal in den Hofgarden. Sie lagen für einen Moment still da. Renji wartete, beobachtete, bis Byakuya endlich aufblickte. Er betrachtete Renji mit einem dünnen Lächeln. „Was ich an dir liebe, Renji, ist, dass du keine Ausreden für mich findest. Wenn ich so eine Sache zu Isoroku sagen würde, würde er darüber plappern, dass es ‚da gewisse Umstände‘ gab oder dass ich mich ändern könnte oder anderen Unsinn. Du… du lässt mich damit sitzen, lässt es mich eingestehen.“ Renji kratze sich mit seinem kleinen Finger im Ohr, nicht sicher, wie korrekt das war – es war eher, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. „Hast du versucht, mit ihm zu reden?“ „Nein“, sagte Byakuya resolut. „Ich habe zu viel Stolz und er würde abstreiten, dass es jemals passiert ist.“ Nun ja, Isoroku hatte in ihrem Gespräch irgendwie die ganze ‚Klaps bekommen‘-Linie angedeutet, doch Renji entschied, das nicht anzusprechen. Außerdem war es wohl die beiläufige Bemerkung, warum es in Byakuyas Gedanken war. Rückblickend sah es schon fast so aus, als hätte Isoroku versucht zu sehen, ob Renji ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Besonders beim nachfolgenden Satz, dass er Byakuya ‚mäßigen‘ würde. „Ja, das ist scheiße“, sagte Renji schließlich. Er beugte sich vor, um Byakuya einen schnellen Kuss auf die Nase zu drücken. Er legte sich auf den Rücken und legte die Arme unter seinen Kopf. „Zu blöd, dass du das nicht mehr richtig stellen kannst. Ich denke, er wäre ein guter Freund für dich. Er ist irgendwie lustig und er lässt dich nicht mit allzu viel davonkommen, oder?“ Byakuya schien einen Moment darüber nachzudenken. „Wir schreiben uns. Das reicht. Außerdem wird er früh genug jede Menge Arbeit mit einem Baby haben.“ Renji musste fragen. „Wie kriegt ein Typ wie er ein Baby hin? Außer seine Frau ist wie Yoruichi und hat ihn einfach irgendwie genommen. Ansonsten sehe ich keine Möglichkeit, wie das geklappt haben sollte.“ „Oh, ich habe für das Baby gesorgt.“ Renji wäre beinahe aus dem Bett gesprungen. „Was?!“ „Nicht so“, sagte Byakuya. „Sie war eine Kandidatin. Es war die Kandidatin von Tante Masama, die gewillt war, ihre Haare rot zu färben und sich tätowieren zu lassen.“ Renji griff fest in die Laken. „Das spricht nicht für dich, Byakuya. Das klingt nach etwas, wofür du dich interessierst. Sehr.“ Byakuya setzte sich auf und schaltete das Licht an. „Hab ein wenig Vertrauen in mich! Sie war bereits schwanger von einem Farmarbeiter oder so und hat mir eine fertige Familie versprochen. Sie war sehr schlau. Sie hatte ein Problem und dachte, ich könnte es lösen, denn sie hatte wegen meiner Kinderlosigkeit trotz Ehe angenommen, dass ich wie Isoroku bin – nicht in der Lage, nicht gewillt mit jemandem anderen zu sein, als einem anderen Mann. Sie bot an, die Ehefrau zu spielen, ohne die ehelichen Pflichten einzufordern.“ „Oh.“ Renji entspannte sich und legte sich wieder ins Bett. Langsam rutschte er wieder näher an Byakuya heran und fragte: „Das klingt nach einem guten Handel. Warum hast du sie abgelehnt?“ „Weil ich dich liebe, du riesiger Pavian.“ „Ja, aber du könntest jetzt eine Frau und ein Kind haben, kein-“ „Renji“, schnitt im Byakuya scharf das Wort ab. „Siehst du dich gerade selbst? Du bist so eifersüchtig bei dem Gedanken an mich mit einer Frau, dass du annimmst, dass ich einfach eine Fremde in deiner Abwesenheit schwängere. Du kannst dir vorstellen, dass wir mit Isoroku teilen, aber mit einer Frau? Nein. Du bist offensichtlich sehr verärgert über den Gedanken.“ Renji öffnete seinen Mund um zu protestieren, doch Byakuya hob eine Hand. „Leugne es nicht. Du musst wissen, dass ich das bei dir schon vor einige Zeit erkannt habe. Rukia hat es mir erklärt. Du bevorzugst Männer und dass ich bisexuell bin bereitet dir Unwohlsein.“ „Whoa, nun ich würde nicht so weit gehen“, sagte Renji. „Ich hatte auch was mit Frauen, weißt du. Nicht mit vielen, aber trotzdem. Das ist nicht der Punkt – die Sache ist die, ich bin da nicht als Solches gegen. Ich weiß nur, wie wichtig dir Hisana war und ich… ich denke, dass ich nicht immer weiß, wie ich damit konkurrieren kann.“ „Das kannst du nicht“, stimmte Byakuya zu. „Nicht mehr, als sie mit dir konkurrieren könnte. So wie das Leben spielt wissen wir beide, wie schwierig es wäre, wenn ich sie wiedersehen würde. Ich liebe euch beide.“ Renji runzelte die Stirn, dachte an die Frau, Hana, und all das hässliche Chaos, welches sie im Diesseits hinterlassen hatten. „Aber das bedeutet auch nicht“, fuhr Byakuya fort, „dass ich so mit allen Frauen bin. Hisana war eine einzigartige Schönheit, genauso wie du es bist. Bitte schenke mir ein wenig Vertrauen.“ Da waren ein Dutzend Dinge, die in Renjis Kopf vorgingen, doch er musste auf seine Nase deuten und wiederholen: „Einzigartige Schönheit? Ich?“ Byakuyas Wangen erhitzten sich ein klein wenig. Renji konnte das leichte Pink im matten Licht erkennen. „Ich habe es gemocht, als Isoroku dich ‚einzigartig‘ genannt hat. Es passt zu dir. Du bist rar und außergewöhnlich.“ Renji rieb sich den Nacken, fühlte sich irgendwie ein wenig bescheuert, weil er so heftig reagiert hatte. „Eh, Schmeicheleien bringen dich überall hin.“ „Tun sie das tatsächlich?“, fragte Byakuya. Da war etwas Schelmisches in Byakuyas Ton. Renji wandte sich ihm zu, um zu sehen, ob es vielleicht in seinem Gesichtsausdruck widergespiegelt wurde, doch er wurde sofort in seinen plötzlichen, tiefen Kuss verwickelt. Es war eine neue Sorte Kuss von Byakuya. Es war diese Art von Kuss, deren Intention man unmöglich für was anderes deuten konnte als das ‚ich-möchte-dich-hart-gegen-die-Wand-ficken-und-dich-zu-meinem-Eigentum-machen‘, was es bedeuten sollte. Byakuyas gewohnt präzise Kontrolle entglitt ihm. Leidenschaft machte ihn verzweifelt und nachlässig. Er presste sich an ihn, seine tintenschwarzen Haare legten sich über Renjis Wangen. Der Geruch von Byakuya füllte Renjis Nase mit diesem bekannten und doch exotischen Duft aus Mann, Jasmin und Moschus. Byakuyas Zunge drängte Renji weiter in die Matratze. Sein Körper folgte, Hände legten sich auf Renjis Schultern und drängten ihn nach unten. Ja! Ja, halt mich fest, Renji versuchte es mit hektischen Kreisen seiner Zunge und einladendes Spreizen seiner Beine zu sagen. Rauf mit dir. Ich möchte dein Gewicht auf mir spüren. Doch Byakuya war ganz Byakuya und schien sein Stichwort nicht ganz zu verstehen. Also legte Renji seine Hände auf Byakuyas Brustkorb und stieß ihn sanft. Renji konnte Byakuyas kurze Verwirrung spüren, da seine Zunge für einen Moment stockte. Dann schien er es zu verstehen. Er vertiefte den Kuss noch weiter und bewegte sich in den Raum, den Renji für ihn freigemacht hatte. Um seine Zustimmung zu zeigen, schlang Renji seine Beine um Byakuyas Oberschenkel – oder versuchte es zumindest. Seine enthusiastische Zurschaustellung wurde damit gedämpft, dass er sich in den Laken verhedderte, doch es fühlte sich immer noch gut, seine Knie gegen ihn zu pressen und Byakuya so näher an sich zu ziehen. Renjis Finger gruben sich in den Stoff von Byakuyas Yukata. Wenn es jemand anderes wäre, würde Renji seine Hände nach unten ausstrecken und seine Handflächen um die Kurven von Byakuyas Hintern legen und sie schön massieren. Stattdessen hielt er an Byakuyas Seiten fest und stellte sich vor, das zu tun. Eine Sache, die sich Renji nicht vorstellen musste, war Byakuyas Erregung. Da er auf ihm lag, konnte Renji die harte Beule spüren, die gegen seine eigene rieb. Mit den Laken und dem Yukata im Weg, erschuf diese Art von Einschränkung sowohl Schauder der Lust als auch der Frustration. Renjis Hüfte stieß unbewusst hart noch oben, rieb sich gegen Laken und dem Druck. Seine Erektion wurde größer und fester, obwohl wenn er mehr wie ein Hund in der Luft rammelte. In einer Minute würde er auch mit dem Betteln anfangen. Byakuya fokussierte sich weiterhin auf den Kuss. Es war, als wollte er irgendetwas wie ‚du gehörst mir‘ oder ‚wag es nicht, zu streunen‘ damit sagen. Seine Zunge schob sich tief in seinen Mund, raubte Renji den letzten Atem, forderte volle Aufmerksamkeit, trotz den Schmerzen und dem Verlangen an anderen Stellen. Also hielt sich Renji fest, ritt auf der Welle des Kusses, vergrub die Finger tiefer in die Seide. Nicht dass es Renji wirklich störte, er liebte das Küssen mehr als alles andere, besonders wenn er dadurch von dieser verrückten Verzweiflung mitgerissen wurde. Doch er wollte Byakuya sagen, wenn er jemals noch einmal seine Zunge benutzen konnte: Es ist ok. Ich weiß, dass du mich mehr liebst, als diesen Isoroku-Typen. Ich meine, leg los und falle über mich her, aber wir schaffen das. Da seine Lippen beschäftigt waren, entschied Renji, sich die Zeit zu nehmen und das Gefühl von Byakuyas Mund und Zunge zu genießen. Er schmeckte nach etwas Pfirsich – ah, ja. Ihr Arschkuchen. Dieser Gedanke ließ Renji dunkel gegen Byakuyas Zähne glucksen. Wider besseres Wissen glitten seine Hände nach unten und umfassten Byakuyas schönen, festen Hintern. Daraufhin verließen Byakuyas Hände Renjis Schultern, um besitzergreifend über Renjis Hals hinauf zu fahren, sich an beiden Seiten von seinem Gesicht legten und damit Schauder Renjis Wirbelsäule entlang schickten. Renji keuchte bereits in Byakuyas Mund, doch er war bereit zu rufen: ‚Verdammte scheiße, besorg es mir endlich!‘ Als hätte er Renjis verzweifeltes telepathisches Drängen gehört, zog sich Byakuya zurück. Sein Gesicht war seine gewohnt ausdruckslose Maske, doch seine Lippen waren geschwollen, feucht und errötet. „Da. Der Kuss hat dir den Atem geraubt, oder etwa nicht?“ Oh, das war es! „Uh-huh. Ja“, schaffte Renji zu sagen, während er versuchte aus Byakuyas Griff zu entkommen, um an seinem Hals zu knabbern. Was sich hart herausstellte, da Byakuyas Ellbogen gegen Renjis Schulter gepresst waren, damit dieser sein Gesicht umfassen konnte. Byakuya blickte zur Seite, als würde er über etwas ernsthaft nachdenken. Dann sagte er: „Die Sache, die du da mit deinen Händen tust. Es ist überraschend angenehm.“ Renji hatte es nicht wirklich bemerkt, doch er hatte unbewusst die Rundungen von Byakuyas Hintern immer weiter massiert, wie er sich das auch im Kopf vorgestellt hatte. „Mmmm“, murmelte Renji. Ermutigt von Byakuyas Geständnis glitt eine Hand an den Saum von Byakuyas Yukata und hob ihn an. Er hielt inne, bevor er tatsächlich eine Hand unter den Stoff steckte, um zu sagen: „Es fühlt sich auf nackter Haut noch viel besser an.“ Byakuya nickte leicht, um Renji zu zeigen, dass er weitermachen konnte und beugte sich dann hinunter, um an Renjis Ohr zu knabbern. Die geänderte Position führte dazu, dass Byakuya seinen Hintern ein wenig angehoben hatte. Renji wandte sein Gesicht ein wenig, damit Byakuya freien Zugang zu seinem Hals hatte, dabei zog er ein wenig an dem Yukata. Seine Hände fuhren Byakuyas feste, muskulöse Oberschenkel hinauf, um die Konturen seines Hinterns zu erkunden. Seine Hand fuhr zwischen die beiden Wölbungen und als Byakuya stöhnte, schoss Renjis Blut in sein Glied und er dachte, er würde sofort kommen. „Oh scheiße, ich könnte schon davon kommen, dich nur zu berühren.“ „Könntest du?“, Byakuyas Stimme war ein tiefes Rumpeln in Renjis Ohr, das direkt in seine Mitte ging. „Wenn ich dir erlaube, mich überall zu berühren, nur nicht dich selbst. Könntest du?“ „Ja“, sagte Renji ohne einen Moment des Zögerns und mit einem Hauch ‚also bitte, als würdest du‘ in seiner Stimme. Seine Hände hatten immer noch Byakuyas Hintern umfasst. „Das wäre noch nicht einmal eine große Herausforderung. Du hast mich ziemlich gut darin trainiert, zu kommen ohne mich selbst anzufassen.“ Byakuya zog sich hoch und kniete nun zwischen Renjis Beinen. Dann lösten seine Hände den Yukata und er sagte: „Durchaus, aber kannst du es nur davon, deine Finger über meinen Körper gleiten zu lassen?“ „Babe, ich könnte vermutlich davon kommen, dir zuzugucken, wie du dir einen runterholst. Scheiße, ich könnte alleine davon kommen, dir zuzuhören, wie du dir einen runterholst.“ Byakuyas Lippen hoben sich zu einem kalten Lächeln. „Deine Angeberei bringt dich vielleicht in Schwierigkeiten, Renji Abarai. Ich kann mit Sicherheit persönliche Freude an dem Bild finden, wie du gefesselt bist und eine Augenbinde trägst.“ Heftige Erregung minderte Renjis Fähigkeit, zu atmen und sein Herz schlug bis zu seinen Ohren. „Uh… Ich würde dazu nicht nein sagen. Möchtest du das heute Nacht tun?“ „Du bist überraschend entgegenkommend“, Byakuya warf Renji einen intensiven Blick zu, den die meisten Leute wohl als missbilligend interpretieren würden, doch Renji wusste, dass es innige, fokussierte Erregung war. Tatsächlich dachte Renji, dass sie es tatsächlich so machen würden, doch Byakuya sagte: „Aber in einer anderen Nacht. Heute Nacht möchte ich deine Hände auf mir spüren… in mir.“ In? Renjis Mund wurde trocken. Im gleichen Moment fiel Byakuyas Yukata auf und enthüllte einen Ausblick, nach dem Renji gehungert hatte – Nacktheit. Doch natürlich fokussierten sich Renjis Augen auf eine besonders harte und starke Erektion, die aus einem seidigen Nest schwarzer Haare zwischen Byakuyas Beinen empor ragte. Doch er war auch ebenfalls wie hypnotisiert von dem Anblick, wie die Seide von den täuschend schmalen Schultern glitt. Renji beobachtete, Mund geöffnet, wie die fallende Seide kräftige Muskelstränge vom gut definierten Bizeps enthüllte. Als nächstes wurde die Fläche der cremigen Brust mit diesen vorwitzigen, pfirsichfarbenen Brustwarzen, die so erregt aussahen und danach zu betteln schienen, dass an ihnen gesaugt und rumgespielt wurden, aufgedeckt. Schlussendlich fiel der Yukata den Brustkorb hinunter und sammelte sich dort, wo Renji immer noch Byakuyas Hintern umfasste. Die Seide auf seinen eigenen Armen bereitete Renji einen kalten Schauder vor Aufregung, der alles anspannte, vor allem seine Hoden. Oh, es war sowas von kein Problem, zu kommen. Tatsächlich war er schon auf halbem Wege. Er konnte den feuchten Flecken sehen, den er machte, wo sein Penis immer noch unter den Laken gefangen war. „Ich versaue schon die Laken, wenn ich dich nur anschaue“, gab Renji zu und massierte Byakuyas Hintern ein wenig weiter. „Nun, du kannst mit mir machen, was du willst“, sagte Byakuya, beugte sich hinab, um Renjis wartenden Mund ausgiebig zu plündern, bevor er sich zurücksetzte und hinzufügte: „SO lange du nur deine Hände benutzt.“ „Warte, keine Zunge, kein Mund…?“ Renji täuschte tiefe Enttäuschung vor, fixierte seinen Blick auf den Preis zwischen Byakuyas Beinen. „Aw, man, was für eine Verschwendung! Schau dir diesen wunderschönen Schwanz an, der nur darauf wartet, in meinen Mund gesaugt zu werden.“ „Du wirst noch genügend Möglichkeiten dazu haben“, sagte Byakuya, während sie beide sahen, wie Byakuyas Glied zuckte, als wäre er ein wenig enttäuscht. „Lass uns selbst herausfordern.“ Renji würde sich nicht wirklich beschweren, er hatte seine Hände gefühlt jetzt schon länger auf Byakuya, als ihn ihren bisherigen Nächten zusammen. Renji nickte zur Beule in seinem Schritt. „Du kennst mich. Ich bin immer für Herausforderungen zu haben. Mach daraus ein Wettbewerb und ich bin bereits fertig.“ „Oh, ich verstehe“, sagte Byakuya und knabberte wieder an Renjis Ohrläppchen. „Dann sollten wir das am besten nicht tun. Ich möchte, dass es länger anhält.“ Renjis Hände glitten Byakuyas Beine entlang. „Heh, wir werden sehen, wer Erster ist.“ Als würde er die Herausforderung akzeptieren, sanken Byakuyas Zähne in das empfindliche Fleisch an Renjis Hals, ließen ihn vor Überraschung ein wenig zusammenfahren. Doch er erholte sich schnell und liebkoste langsam mit einer Hand Byakuyas Rücken. Nachdem er die steinharten Muskeln eine Weile massiert hatte, während Byakuya weiter an seinem Hals knabberte, ging Renji zu seiner Überraschungsattacke über. Er schob seine Hand zwischen sie und benutzte seinen Daumen, um kurz an Byakuyas Brustwarze zu spielen. Byakuyas Reaktion war heftig. Sein ganzer Körper bebte und er sog überrascht die Luft ein. Renjis Hand verließ Byakuyas Brust schuldbewusst und er versuchte sich hektisch daran zu erinnern, ob er Byakuya dort schon einmal angefasst hätte. Also außerhalb seiner Fantasien. Er musste es, richtig? Einmal? Zwischenzeitlich hatte Byakuya Probleme, sich davon zu erholen. Sein Gesicht war errötet und er holte tief Luft. Als Byakuya Renji mit einem direkten Blick fixierte, konnte Renji die Hitze spüren und er schrumpfte ein wenig in die Matratze zurück. Seine andere Hand verließ Byakuyas Rückseite und hob sich als Kapitulation. Er war kurz davor, eine Entschuldigung zu stammeln, als Byakuya schnippisch sagte: „Warum hast du aufgehört?“ „Oh… uh, tut mir leid?“ Zögerlich kehrten Renjis Hände zurück auf Byakuyas Körper. „Wenn ich möchte, dass du aufhörst, nutze ich das Sicherheitswort“, erinnerte er Renji. Er wandte wieder seine Aufmerksamkeit auf Renjis Tattoo am Hals, das er mit der Zunge nachfuhr. Er hatte offensichtlich entschieden, seine Zunge auf die Weise zu nutzen, in der Renji seine Hände nutzte. „‘Ichigo‘, erinnere dich.“ „Scheiße, wie könnte ich das vergessen?“ Langsam liebkoste Renji die Konturen von Rücken und Hintern und Oberschenkel und Armen, erarbeitete sich seinen Weg zurück zu Byakuyas Brust. Als er angekommen war, leckte und saugte Byakuya an der Tinte auf der anderen Seite von Renjis Hals. So bekannte Muster gegen seinen Körper ließen Renjis Atem schneller gehen und er fand es schwierig, sich weiter auf die Berührungen und das Streicheln zu fokussieren. Verdammt, er war außer Übung damit. Da gab es Vorteile dabei, gefesselt zu sein: Keine Notwendigkeit zu denken und zu machen. Vorsichtig dieses Mal, zwickte Renji leicht in Byakuyas Brustwarze. Mit seiner anderen Hand fuhr er nur mit dem Daumen Byakuyas Steißbein entlang, bis er gerade über sein Loch zum Halten kam. Byakuya versuchte ganz klar nicht zu reagieren. Er fuhr immer noch sorgfältig die Tattoos nach, doch sein Atem stockte gegen Renjis Haut, als er sanft an seinem Nippel zog. Seine Muskeln spannten sich an und sein Rücken war gewölbt, als Renji mit dem Daumen kreisende, leicht stoßende Bewegungen machte. Sein Glied tropfte warm auf die Laken über Renjis eigenem Penis. Lächelnd presste Renji seine Knie wieder gegen Byakuya, damit er seinen eigenen Rücken wölben konnte, um ein wenig gegen ihn zu stoßen. Nicht genug, um die ‚nur Hände‘-Regel zu brechen, aber genug um seinen steigenden Druck ein wenig zu erleichtern, in dem er sich gegen das warme, klebrige Laken rieb. Gott, er konnte nicht glauben, dass Byakuya ihn dazu überredet hatte, das Bett zu ficken. Byakuya griff nach sich selbst, doch nachdem er bemerkte, dass Renji ihn neugierig beobachtete, entschied er sich dagegen. Stattdessen gab er einen kleinen grummelnden Laut von sich, der sich in ein ersticktes Geräusch wandelte, als Renji in Byakuyas Brustwarze zwickte. Dann griff er entschlossen eine Handvoll von Renjis Haaren und stürzte sich in einen tiefen Kuss. Oh, ich verstehe, spielt den Hartnäckigen, eh? Renjis Grinsen wurde gegen Byakuyas Zähne breiter. Als Byakuyas Zunge seinen Mund plünderte, ließ Renji seine Hand Byakuyas Brust hinunterwandern, hielt dabei inne, um straffe Bauchmuskeln zu liebkosen. Statt direkt nach dem Preis zu greifen, sobald er ihn erreicht hatte, fuhr Renji federleicht mit den Fingern über die empfindliche Länge von Byakuyas heißer, tropfender und harter Erektion. Byakuya unterdrückte ein Stöhnen, doch konnte nicht aufhören, sich bedürftig gegen Renjis Hand zu reiben, um mehr als nur diese Neckerei zu verlangen. Nicht, bis du mir mehr Laute gegeben hast, Babe. Renji gluckste boshaft über sich selbst. Zitternd und bebend unter Renjis kontinuierlichen, kitzelnden Neckereien, schien sich Byakuya entschlossen auf ihren Kuss zu fokussieren. Renji übte nur ein wenig mehr Druck auf Byakuyas Loch aus. Ohne Gleitgel konnte er nicht weit oder tief hineingehen, doch er konnte leicht stoßen und frotzeln. Nun musste sich Byakuya von ihrem Kuss lösen, um sich selbst auf die Lippe zu beißen, damit er kein Geräusch von sich gab. Sein Gesicht war nicht länger eine emotionslose Leere. Oh, er versuchte es immer noch, unter Kontrolle zu halten, doch seine Augen waren nicht einfach nur geschlossen wie sonst, sondern fest zusammengedrückt. Wangen waren errötet und ein Schweißfilm bedeckte seine Haut. Zähne schnitten so tief in die Lippe, dass sich Renji sicher war, Blut zu sehen. Nun hörte Renji mit seiner Neckerei auf und umfasste Byakuyas Glied vollständig, drückte mit genau dem richtigen Druck und Geschwindigkeit. Bei dieser neuen Tortur formten sich Tränen in den Winkeln von Byakuyas Augen, als würde ihn das Verlangen zu schreien irgendwie brechen. Da hörte es Renji. Ein seltsam heulendes, hämmerndes, jammerndes… Lied, wie ein geistesgestörtes Orchester, das mit einer Punk Rock Band verschmolzen war, nur war alles aus Stimmen, alles a cappella. Wie tausend Stimmen. Zum Teufel, war das Senbonzakura? Die Musik trieb Renji an, wurde mit jeder Bewegung stärker, hämmerte immer lauter. Selbst als Byakuya sich weiter tapfer weigerte, einen Laut zu machen, bettelte Senbonzakura nach mehr. In einer Minute, dachte Renji, dass es vielleicht tatsächlich seinen Namen rief. Falls sie es taten, schwor er, er würde sofort kommen. Was als nächstes geschah, war besser. Zwischen zusammengepressten Zähnen zischte Byakuya: „Oh, Renji. Mir kommt es.“ Vielleicht war es die veraltete Ausdrucksweise, vielleicht war es sein Name von Byakuyas Lippen, so verletzlich, so offen, doch irgendetwas ließ ihn erschaudern und dann, sehr zu seiner eigenen Überraschung spürte er, wie er im selben Rhythmus in die Laken stieß, wie seine Hände Byakuyas Körper bearbeiteten. Als Byakuya endlich einen erstickten, gedämpften Aufschrei hinaus ließ, kamen sie beide in einem Ansturm aus Hitze, Sperma schoss zwischen Renjis Fingern hindurch und spritze auf seine nackte Brust, befleckte die Laken. Byakuyas Kopf war gebeugt, ruhte an der Stelle, an der Renjis Schlüsselbein seine Schulter traf. Seine Atemzüge waren heiß und keuchend auf seiner fiebrigen Haut. Renjis Hand fiel von Byakuya hinunter, lag flach auf dem Bett und er fühlte sich komplett zufrieden und befriedigt. Einige lange, von der Leidenschaft bedingte Beben, schüttelten Renjis Körper wie Nachbeben. Byakuyas Hände lagen auf Renjis Schultern und das Gewicht auf seinem eigenen Körper beruhigten und trösteten ihn. Nachdem er verstohlen seine Hände an den Laken abgeputzt hatte, schlang er seine Arme um Byakuya und zog ihn in eine feste Umarmung. Es war ein Zeugnis für den Sex, wie lange Byakuya es tolerierte, so lange gehalten zu werden. Schlussendlich, als Byakuyas Atem wieder normal ging, fuhr Renji mit einer Hand durch Byakuyas seidenes, verschwitztes Haar und er gluckste: „Entweder war das der beste Handjob meines Lebens oder du bist verdammt noch mal zu stur für dein eigenes Interesse.“ Byakuya rollte sich hinunter, um auf seinem Rücken zu liegen. Mit einem Seufzen sagte er: „Möglicherweise beides.“ Kapitel 38: Slow Burn --------------------- Renji musste eingeschlafen sein, denn er wachte im Dunkeln auf. Er hatte vom bitteren Winter in Inuzuri geträumt und nun wusste er auch warum – die Kohlen im Wohnzimmer waren vor einer Weile kalt geworden und er hatte die Decken von sich gestrampelt, sodass er nun fror. Er hatte die vage Erinnerung daran, wie er und Byakuya die benutzten Laken abgezogen und ersetzt hatten, bevor sie sich ins Bett hatten fallen lassen. Er blickte über die Schulter und konnte seine Decken sehen, wie sie im schmalen Freiraum zwischen der Kante seiner Seite des Bettes und der Wand eingeklemmt waren. Renji überlegte, ob er versuchen sollte, mit Byakuya, um einen Teil der Decke zu kämpfen, aber er sah so goldig aus, wie er darin eingewickelt war, wie in einem kuscheligen Kokon. Seine Haare waren zerzaust und seine Nase steckte unter dem Saum der Decke, den er mit seinen Händen fest umschlossen hatte. Niemals würde Renji das zerstören können. Zu süß. So leise wie er konnte, krabbelte Renji aus dem Bett. Das Mondlicht war hell genug, dass er die Konturen im Raum relativ gut ausmachen konnte. Mit so wenig Lärm wie möglich versuchte er seinen zerschlissenen Kirschblüten-Yukata zu finden und sich seinen Weg zum Irori im Wohnzimmer zu bahnen. In kürzester Zeit hatte er die Kohlen wieder angefeuert. Während er den einsamen Mitternachtsgeräuschen des Winters lauschte, die unter dem Dachvorsprung hindurch blies, schlang er die Arme um seine Beine und saß so nah wie möglich an der Wärmequelle. Bald war Byakuyas Geburtstag. Renji musste sich immer noch mit Hisagi treffen um zu sehen, ob er weitergekommen ist damit, einen DJ und eine Anlage zu organisieren. Irgendwo auf seinem Schreibtisch in der Division hatte er eine Liste von Kontaktdaten für ein paar Läden, die Räume vermieteten. Er musste morgen ein wenig Zeit damit verbringen, diese Läden abzuklappern und nach einem passenden Ort zu schauen. Sonst würden sie am Ende auf der Straße tanzen, was in Renjis Kopf verdammt sexy war, aber nichts, was Byakuya wirklich schätzen würde. Scheiße, Renji war sich ja noch nicht einmal sicher, ob das überhaupt ein wirklich gutes Geschenk werden würde. Es war viel zu sozial und öffentlich. Doch vielleicht konnte Renji den Handel damit versüßen, dass er sie diese perverse Sache machen könnten, über die Byakuya in letzter Zeit so viel las. Denn Byakuya war erstaunlich flexibel im Schlafzimmer gewesen. Was zum Teufel war das überhaupt letzte Nacht gewesen? Es war süß und nicht weniger als wundervoll gewesen, besonders wenn man bedachte, wie selten Byakuya berührt werden wollte. Renji kam darauf immer noch nicht ganz klar. Er war sich noch nicht mal im Klaren darüber, ob er tatsächlich zuvor schon einmal Byakuyas Brustwarzen angefasst hatte. Jemals. Nach all der Zeit schien es, als hätte er das mal sollen, aber hatte er? Also ja, Renji war an der Reihe, etwas Großes zu geben. Gott wusste, dass sie eine Tonne von Ausrüstung hatten, die sie noch nicht einmal ausprobiert hatten. Es war an der Zeit, die Tansu-Kommode aufzureißen und zu sagen: „Ja, Babe. Wähle etwas aus, irgendetwas.“ Der Humbler hatte ja, trotz allem, auch funktioniert. Und da er Byakuya kannte, würde er sagen ‚Ich habe dazu etwas gelesen…‘ und es wäre irgendeine verrückte Vorrichtung, von dem er irgendwie bereits ganz genau wusste, wie sie funktionierte. Renji könnte schwören, dass Byakuya all seine Freizeit damit verbringen musste, das ganze Zeug nachzuschlagen. Nicht, dass er sich beschwerte… Byakuyas besessene Nachforschungen hatte sie weit gebracht. All das Vertrauen und Besprechen mit perversen Dingen musste zum Teil für die Flut von süßem Liebemachen verantwortlich sein, die seit Kurzem von ihm kam. Das und, wie Renji vermutete, Isoroku. Byakuya musste ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Typen haben, besonders wenn man… seine Neigung bedachte. Und in Anbetracht der Fehler, die Byakuya in den Anfängen ihrer Beziehung gemacht hatte. Also konnte sich Renji nur noch Schlimmeres für Isoroku vorstellen, der nicht so erschien, als könnte er sich selbst vor einem Moskito verteidigen. Aber andererseits war es schwer zu wissen, wie viel von ihren früheren Problemen mit Renjis sozialem Status zu tun hat. Isoroku wurde im Bett vielleicht ein bisschen mehr wie ein Gleichgestellter behandelt, denn nun ja, das waren sie. Es war immer noch der einzige Zweifel, den Renji wegen dem Dreier hatte. Die Klassendifferenz konnte zu aller Art von Ärger führen, aber das ganz große Problem, über das sich Renji plötzlich klar wurde, war: Was, wenn Byakuya Isoroku wirklich sanfter, zärtlicher behandelte? Das zu sehen, würde Renji das Herz brechen – zu wissen, als harten, kalten Fakt, dass er niemals auf die Weise berührt werden würde, außer wenn er mal ein oder zwei Knochen zu geworfen bekam, wie bei den letzten paar Malen. Ja, nein. Das würde all die netten Worte in eine Lüge verwandeln und Renji musste ernsthaft überlegen, ob er so leben könnte. Zweitklassig, für immer. „Du hast dein Denkergesicht aufgesetzt. Sollte ich mir Sorgen machen?“, grummelte Byakuyas tiefe Stimme aus dem Schatten heraus. Renji blickte noch rechtzeitig von den glühenden Kohlen auf, um Byakuya durch den geöffneten Fusuma-Schirm in den Raum kommen zu sehen. Als er die eingelassene Feuerstelle erreicht hatte, setzte er sich schräg gegenüber von Renji in den Seiza. „Du hast unser Bett verlassen. Bist du in Ordnung?“, fragte Byakuya. „Mir wurde kalt.“ Dann, als er in Byakuyas besorgtes Gesicht blickte, legte Renji kurz eine Hand auf Byakuyas Oberschenkel und gluckste: „Ja, schau wie ich versucht habe, dich nicht zu wecken?“ Byakuyas Augenbrauen hoben sich und er sagte trocken: „Vielleicht hättest du nicht herumpoltern und gegen alles stoßen sollen. Da kamen mir die Erinnerungen von dieser Nacht in den Sinn, als du betrunken versucht hast, dich ‚hereinzuschleichen‘.“ „Poesie-Nacht“, nickte Renji mit einem Grinsen. „Gute Zeiten.“ Byakuya stimmte zu. „Durchaus.“ Renji stach mit dem Schürhaken in die Kohlen. Sie saßen so zusammen, sagten nichts und beobachteten, wie die Kohlen knacksten und knisterten. Der Raum roch leicht nach Holzrauch. Draußen schob der Wind die gefallenen Blätter gegen den Dachvorsprung, machte dabei beruhigende, knisternde Geräusche. „Habe ich etwas getan?“, fragte Byakuya. „Etwas, dass dich aufgebracht hat?“ „Was? Nein“, versicherte Renji ihm. „Wenn überhaupt fühle ich mich rastlos, weil in letzter Zeit alles so gut lief.“ „Oh, ich verstehe“, Byakuya blinzelte. Nach einer Sekunde gab er zu: „Nein, das macht für mich keinen Sinn. Warum sollte das so sein?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Renji und stach wieder in die Kohlen. „Mit uns ist immer irgendetwas, richtig? Deine Tante, mein dummer Bruder – und so glaube ich, dass ich mir nicht sicher bin, was ich tun soll, wenn es niemanden zum Kämpfen gibt.“ Byakuya lachte schnaubend. „Oh, Renji. Es wird immer etwas geben. Es gibt kein Bedarf daran, einen Feind zu suchen.“ Er blickte Byakuya aus dem Augenwinkel an, dann entschied Renji, seine Ängste klarzustellen. „Ja, aber genau das ist es, oder? Wenn wir keinen gemeinsamen Feind haben, sind die Einzigen, die uns zum Kämpfen übrig bleiben, wir beide.“ Zarte Augenbrauen zogen sich zusammen. Byakuya war für einige Zeit still, bevor er zu Renji aufblickte und sagte: „Ich suche nicht nach einem Kampf.“ „Ich auch nicht“, sagte Renji. „Und doch denkst du, es liegt in unserer Natur?“ Renji lächelte sanft bei seinen Worten. „Nun ja, wir haben so etwas wie einen Werdegang.“ Byakuya schüttelte den Kopf. Er stand auf und wandte sich zum Schlafzimmer um. „Du machst dir Sorgen ums Nichts. Komm zurück ins Bett.“ Renji dachte für eine Sekunde nach, doch stellte dann den Schürhaken ab. Byakuya hatte recht, kein Bedarf, Probleme aufzuwiegeln, die sie noch nicht hatten. „Klingt gut für mich.“ Byakuya fand eine zusätzliche Decke für das Bett und richtete die Laken noch einmal kurz, bevor er sich hineinkuschelte. Renji glitt aus seinem Yukata und faltete ihn über die Kante des Bettes. Als sie beide im Bett waren, gab es einen angespannten Moment, in dem Byakuya fast schon so aussah, als würde er Renji eine Umarmung anbieten. Seine Arme tätschelten Renji ungeschickt und seine Augen wurden weit, als sagten sie ‚Nope!‘. Mit einem hilflosen Blinzeln drehte Byakuya ihm seinen Rücken zu, um auf der Seite zu liegen. Renji dachte, dass es immer noch so etwas wie eine Einladung war, also fragte er: „Willst du mir sagen, dass ich mich an dich rankuscheln kann?“ Byakuya räusperte sich und räumte dann ein: „Ja, für eine kurze Weile. Bis du zu warm wirst.“ „Du bist zu gut zu mir, Babe“, gluckste Renji. Er rutschte heran und drückte sich nah an Byakuyas Rücken, die Beine unter Byakuyas Hintern angewinkelt. Er warf einen Arm locker um Byakuyas Taille und seufzte lange und glücklich. Trotz des vorherigen Unbehagens konnte Renji spüren, wie sich Byakuya entspannte. Ein Arm schlang sich tröstend um Renjis Unterarm. Mit dem vertrauten Geruch und der vertrauten Berührungen um ihn herum, schlief Renji in weniger als einer Minute ein. Als Renji das nächste Mal wach wurde, war die Sonne schon aufgegangen und ein Zettel klebte an seiner Stirn. Er zog ihn von seinem Gesicht, blinzelte ihn für einen Moment dümmlich an, bevor seine Augen endlich wach waren. Dann las er in Byakuyas penibler, aber gehetzten Schrift: Liebling, meine Cousine Hirako ist unerwartet eingetroffen (und zu einer lächerlichen vor-Tee-Stunde). Aus irgendeinem Grund meint Eishirō, dass ich anwesend sein muss. Ich werde mich so schnell wie möglich entschuldigen, doch vielleicht ist es am besten, wenn du nicht deinen Morgen mit dem Warten auf mich vergeudest und wir uns wieder zum Mittagessen in meinem Büro treffen. Ich wünschte, ich wäre immer noch im Bett mit dir, eingekuschelt. Wie kalt es war, deine Arme zu verlassen! Dennoch muss ich gehen. Dein. Am Ende war wieder eines von Byakuyas verrückten Kunstversuchen. Renji drehte das Papier einige Male herum, bevor er entschied, dass es vielleicht Lippen waren. Küssende? Oder vielleicht ein Herz? Er war sich nicht wirklich sicher, aber er liebte es irgendwie, wie abwechselnd süß und genervt diese Notiz war. Daher faltete er sie zusammen und legte sie zur Seite, um sie mitzunehmen. Eishirō musste sich auch schuldig gefühlt haben, denn auf Byakuyas Seite des Bettes war ein kleines, abgedecktes Tablett mit einem weiteren Zettel, auf dem lediglich Renjis Name stand. Er hob den Deckel und enthüllte eine dampfende Schüssel Reis mit Fischflocken und grünem Tee darauf. Ah, ein Lieblings-Trostessen! Renji war sich ziemlich sicher, dass es eine Art Entschuldigung dafür war, dass er nicht geweckt wurde, denn Miki hatte noch Renjis Lieblings-Eingelegtes hinzugefügt: Kyurizuke, Gurken eingelegt in Soja-Sauce, Salz und Zucker. Eine kleine Kanne Tee zog schon für Gott weiß wie lange vor sich hin, doch Renji würde sich nicht beschweren. Er stellte das Tablett auf seinen Schoß und aß noch im Bett alles auf. Im Waschraum kippte Renji sich die Schüssel Wasser, die normalerweise zum Händewaschen reserviert war, über seinen Kopf um seine Haare ein wenig auszuwaschen, bevor er sie dann versuchte zu seinem gewohnten Pferdeschwanz zurückzubinden. Irgendwo auf dem Weg hatte er sein Bandana verloren, also ging er erst einmal ohne. Nachdem er sein Gesicht geschrubbt und seine Koteletten getrimmt hatte, zog er sich an und war bereit, hinauszugehen. Er hielt an der Tür inne. Er könnte durch die Küche gehen, doch Renji wusste bereits jetzt schon, dass sie geschäftiger sein würde, wie an normalen Tagen. Außerdem wollte er auch irgendwie beim Gasthaus gegenüber der Division anhalten, um zu sehen, ob Kommandant Ukitake schon gekommen war, um seinen fehlgeleiteten Partner einzusammeln. Also drehte er um. Er schob die Tür des Balkons auf, sprang auf das Geländer und stieß sich mit einem Reiatsu gefüllten Shunpō ab, um über die Mauer zu kommen. Die Wachen mussten sein Erscheinen gespürt haben, denn statt die Waffen zu ziehen, nahmen sie Haltung an. Er winkte ihnen, dass sie sich rühren könnten und fragte: „Hat zufälligerweise jemand letzte Nacht ein Auge auf das Izakaya geworfen?“ Die zwei Wachen tauschten nervöse Blicke aus. Das waren Byakuyas Wachen vom Anwesen, also hatte Renji keine Ahnung, wie sie hießen. Einer von ihnen, der Jüngere mit einer Art längerem Topfschnitt, dem die Haare in den Augen hingen, sagte: „Hätten wir das tun sollen?“ Renji schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Euer Boss hat euch gesagt, nach Shinigami zu schauen, die euch seltsam vorkommen, richtig?“ „Ja, Vizekommandant!“ Renji nickte und drehte sich zum vorderen Teil der Divisionsmauer um. Er hoffte, dass seine eigenen Leute ein besseres Gefühl dafür hatten, was letzte Nacht hätte passieren können und ob oder ob nicht sich Kyōraku hinausgeschlichen hatte oder immer noch seinen Rausch ausschlief. Doch vorne erhielt er auch nicht mehr hilfreiche Neuigkeiten. Kinjo war am Tor und erklärte: „Ich habe niemanden gesehen, aber wir können nur den Vordereingang des Ladens sehen. Bin ziemlich sicher, dass der Kommandant clever genug ist, um sich hintenraus zu schleichen.“ Renji stimmte mit einem Grunzen zu. Nachdem er den grundlegenden Bericht von der Nachtschicht bekommen hatte, ging Renji die Stufen von dem gemauerten Brustwehr hinunter und wanderte hinüber zum Izakaya. Eines der Kinder von der Gastwirtin wischte den Eingangsbereich in dieser halbherzigen Weise, die Teenager überall an den Tag legten. Er hielt inne, um Renji zu zunicken und ein neidisches Auge blieb an Zabimaru hängen. Als Renji zurück nickte, tat ihm der Junge leid. Es musste schwierig für jeden mit Ambitionen sein direkt gegenüber einer Division zu sein und zu wissen, dass er kein Soldat der Hofgarden werden konnte, ohne sich für die Akademie zu qualifizieren. Und ein Kind in seinem Alter? Er würde es jetzt wissen. Trotzdem wollte Renji sagen, dass es da auch andere Möglichkeiten gäbe – besonders mit dem Anwesen direkt neben an. Tatsächlich benötigten ein Haufen Adlige starke Schwertarme, um ihre Schlösser zu verteidigen. Dennoch war es nicht so reizvoll wie das Leben eines Soldaten der Hofgarden – Hollows und Arrancar bekämpfen und so weiter. Bei diesem Gedanken wollte Renji hinzufügen: 'Ja, sieht von außen cool aus, aber das war nicht alles, was das Ganze bedeutete, Kind.' Doch er ließ es sein und ging in die Taverne. Als er die Tür öffnete, schaute die Gastwirtin von dem Platz auf, an dem sie die Tische abwusch. Sie legte den Lappen ab und stand auf. „Haben wir immer noch einen Gast der Sechsten oben?“, fragte Renji. Sie sah bei der Frage überrascht aus. „Wenn sich keiner davongeschlichen hat, dann habt ihr zwei. Den Kommandanten und dann einen von ihren Leuten, der irgendwann nach zwei Uhr eintraf, sturzbetrunken.“ Nun ja, dafür bezahlten sie sie ja. Er nickte. „Hast du so etwas wie ein Spezialfrühstück?“ Als sie nickte, fügte Renji hinzu: „Mach mir eine große Portion und ich bring es dem Kommandanten hoch.“ Mit dem Tablett in einer Hand lauschte Renji an der Tür zum Raum, den sie für Kyōraku gemietet hatten. Er dachte, er hörte jemanden dort herumschlurfen, aber er was sich nicht sicher. Zabimaru? Kannst du Katen Kyōkotsu spüren? Sie sind da, zischte der Schlangenschwanz. Renji nutzte seine Schulter, um die Tür zur Seite zu schieben und sagte: „Shitsurei shimasu!". Und dann stand er da, sein Mund offen, denn Kommandant Kyōraku war in nichts weiter gehüllt als seinem Shitagi und... so... viele... Haare. Dicke Haare sprießten auf Kyōrakus Beinen und Armen und der Shitagi hing weit genug offen, um eine dicke Matte auf seiner Brust zu zeigen. Außerdem hatten sich irgendwie seine Haare gelöst und fielen in einer gigantischen Flut von Locken über seine Schultern. Die Locken tanzten und zappelten und wippten, während er in dem kleinen Raum scheinbar panisch umherlief und Dinge zur Seite warf. Als er Renji sah, hielt Kyōraku in seiner hektischen Herumlauferei inne. „Oh, Herr Renji, Gott sei Dank! Stell das Tablett ab und hilf mir, meine Haarnadel zu finden. Irgendwie ist sie verloren gegangen.“ „Oh, uh richtig“, sagte Renji, fand einen Platz, um das Tablett abzustellen und schloss die Tür hinter sich. Er ging zum Futon hinüber und begann, die Laken abzuziehen und Kyōraku beugte sich nahe zu ihm herüber, um zu beobachten. „Sie hatten es letzte Nacht noch, als wir sie hierhin gebracht haben. Sie ist irgendwo in diesem Raum.“ Immerhin war das nicht der Rukongai. Nur ein lebensmüder Idiot würde etwas so Auffälliges von einem beliebten Kommandanten innerhalb der Seireitei klauen, wenn Tausende Soldaten der Hofgarden dir im Nacken hängen. Außerdem war auch ein Grund, warum die Division die Gastwirtin bezahlte, dass sie ein Auge darauf warf, dass niemand sich an einen Betrunken bereicherte. „Das ist das einzige Erdstück, das ich freiwillig trage“, sagte Kyōraku ernst und rang mit den Händen. „Mehr als das, es ist das Einzige von Wert, dem ich zugestimmt habe, von meiner Familie mitzunehmen. Wenn sie weg ist, werden sie mich zerstören.“ „Wir werden sie finden, Kommandant“, sagte Renji und händigte Kyōraku ein Laken zum Ausschütteln aus. In dem Moment, als Renji beinahe alles, bis auf die Hülle der mit Buchweizen gefüllten Matratze abgezogen, hatte, hörten sie ein verdächtiges Klimpern. Renji hob die Haarnadel auf und gab sie dem Kommandanten. Kyōrakus Erleichterung war so dramatisch, dass er auf den Boden fiel und die Nadel an sein Herz drückte. „Ho, ho! Du bist ein Lebensretter, Herr Renji!“ „Sie hätten es gefunden, wenn sie sich nicht so viele Sorgen gemacht hätten, Taicho“, sagte Renji. Er begann, das Laken in seiner Nähe zu falten und versuchte, Kyōraku mit seinen Haaren überall und dem Shitagi weit geöffnet, nicht anzustarren. „Und nicht ganz so verkatert“, gluckste Kyōraku. Renji grinste. „So ist es.“ Während Renji weiter die Laken faltete, zog Kyōraku seine Beine heran, um sich im Schneidersitz hinzusetzen und begann, seine Locken in seinen typischen Pferdeschwanz zu zwingen. Renji konnte spüren, wie Kyōrakus Augen ihm neugierig folgten. Was auch immer sich Kyōraku über ihn fragte, Renji hatte selbst Fragen: Wo war Nanao? Normalerweise verließ sie nie die Seite des Kommandanten – ließ ihn niemals in Ärger geraten. Wenn schon nicht sie da war, wo waren all die hektisch umherfliegenden Schmetterlinge, die zumindest Byakuya umgeben würden, wenn er eine Nacht zufällig EA sein würde? Und was ist mit Ukitake? Warum war er nicht hier und schnalzte die Zunge über seinen Partner und kümmerte sich um ihn? Nach einer Weile stand Kyōraku auf und nahm das Tablett, das Renji mitgebracht hatte. „Und du hast mir Frühstück gebracht“, sagte er, nachdem er es sich genau angeschaut hatte. „Du hast schon bemerkt, dass ich keine deiner Freundlichkeiten verdiene, oder nicht?“ Renji war das Bettzeug ausgegangen, mit dem er sich beschäftigen konnte, also setzte er sich auf die Kante des Futons. „Ja, ich weiß. Außer, dass sie niemanden verletzt haben, oder? Also haben sie es wohl auch nicht gewollt.“ Kyōrakus scharfe, grauen Augen schienen sich in die Tiefe von Renjis Seele zu bohren und hielten den Blick für einen Herzschlag. Dann, ganz plötzlich, lachte Kyōraku. „Du bist ein ungewöhnlicher Mann, Herr Renji. Du erinnerst mich an deinen lieben Freund, Herrn Ichigo. Ihr beide seid viel zu vertrauensselig.“ Was zu Anfang wie ein Kompliment geklungen hatte, wurde zu einer Beleidigung. Renjis erster Instinkt war, zu protestieren und zu sagen: 'Hey, wenigstens Ichigo und ich haben Aizen durchschaut, während der Rest von euch allen auf euren Händen gesessen habt', doch stattdessen zuckte er mit den Achseln. War ja nicht so, als hätten sie wirklich Aizens Pläne aufgedeckt, er hatte nur gewusst, dass er Rukia nicht hatte sterben lassen können. Mit gehobener Schulter sagte er: „Eh, ich bin es nicht, um den sie sich Sorgen machen müssen. Es war nicht mein Scheiß, hinter dem sie her waren.“ „Ho, ho? Ich glaube nicht, dass Herr Daisuke jemandem anderen gehört als sich selbst.“ „Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Kommandant das nicht so sehen würde. Die Sechste hat Anspruch auf ihn, seit wir Blut für ihn vergossen haben.“ „Dein Blut“, bemerkte Kyōraku mit einem Lächeln. Er setzte sich zurück auf den abgewetzten Tatami und goss sich selbst Tee ein, als hätten sie ein nettes kleines Gespräch während des Frühstücks. „Würde er bei dieser Logik nicht dir gehören?“ Renji machte ein finsteres Gesicht. „Sie wissen, dass das nicht so ist. Ich habe ihn auf Befehl des Kommandanten geholt.“ „Ist das so?“, Kyōrakus Stimme war ein tiefes, amüsiertes Schnurren. „Du hast genau das zurückgebracht, was dir befohlen wurde abzuholen, nicht wahr?“ Ah, scheiße. Renji hätte klar sein sollen, dass Kyōraku alles über Seichi wusste und auch alles, was sich als, zufälliges verkacktes Ereignis darauf, in der Elften zugetragen hatte. Nun ja, dann hatte Renji keine andere Möglichkeit, als die Wahrheit auszusprechen. Und in diesem Fall konnte er sich auch genauso gut mit einer Attacke kopfüber hineinstürzen. „Ja, nein. Hab ich nicht. Ich sollte meinen verblödeten Bruder holen, aber als ich Daisuke dort fand, konnte ich ihn so nicht zurücklassen. Ich habe kein Verständnis für die Art von Misshandlung. Aber ich denke, sie haben kein Problem mit dem Scheiß, huh?“ „Ah, touché“, gluckste Kyōraku. „Doch vielleicht wollte ich gestern Nacht nur das Gleiche tun?“ Nun gluckste Renji düster. „Ja, das Argument würde um Längen besser funktionieren, wenn sie mir nicht bereits gesagt hätten, dass sie planen, ihm die Zunge herauszuschneiden.“ „Oh? Habe ich das laut ausgesprochen? Oh je, ich war wohl betrunkener, als ich gedacht habe“, lächelte er und trank einen weiteren Schluck Tee. Mit einem erneuten, fröhlichen Lachen zerschlug Kyōraku ein Ei über den Reis und verkündete: „Also gut! Ich sehe, ich wurde ausgespielt. Du bist ein überraschend beeindruckender Gegner, Herr Renji.“ Renji spürte, wie sich kalte Angst plötzlich in seinen Eingeweiden formte. Kyōraku hat viel zu einfach aufgegeben. Renji sprang auf die Füße. Frühstückszeit... oh Scheiße, sie hatten den Wachen gesagt, auf der Hut zu sein, aber nicht den Dienern. Jeder konnte sich mit einer Lieferung in das Anwesen schleichen. Besonders nun, mit der ganzen Familie versammelt und die Hälfte der Dienerschaft, die nicht wussten, wer für wen arbeitete. So lange sie das Kuchiki-Blau trugen, würde niemand der Wachen sie stoppen - Renji rannte aus der Tür mit dem Klang von Kyōrakus Gelächter im Rücken. Kapitel 39: Of Spies and Poisoners ---------------------------------- Als Renji endlich Daisuke gefunden hatte, dachte er schon, er sei zu spät. Eishirō hatte sie hastig zu einem Raum im hinteren Bereich des Anwesens geführt. Es war ein luxuriöser, wenn auch unbenutzter Raum, in dem eine große Anzahl von 'überzähligen' Dienern auf Dutzenden ausgebreiteten Futons schliefen. Daisuke lag fest zusammengerollt dort, mit dem Gesicht zur Wand. Er schien nicht zu atmen, er war so still. Eishirō und Renji tauschten nervöse Blicke aus. Renji hockte sich neben ihn. Eine zitternde Hand streckte sich nach der Schulter aus. „Daisuke?“ Als Daisuke sich herumrollte, um unglücklich zu Renji hinaufzuschielen, wäre dieser beinahe vor Erleichterung auf den Boden kollabiert. Renji zog seine Hand mit einem „Oh, Gott sei Dank“, zurück. „Wie spät ist es?“ Finger kämmten durch das Gewirr von blonden Locken und Daisuke gähnte. Er befeuchtete seine Lippen, blickte sich umher und sah die ganzen anderen Männer in verschiedenen Bekleidungsstufen. Sein Blick schien auf dem extravaganten Fusuma-Schirm am anderen Ende des Raumes zu fallen. „Wo bin ich?“ „Das Kuchiki-Anwesen“, antwortete Eishirō. Er schien mit seinen Händen zu ringen, doch als er sah, wie sich Daisuke bewegte, steckte er sie in die Ärmel seines Kimonos im Kuchiki-Blau. „Wir haben dich gestern hierher gebracht, nachdem du in der 4. Division untersucht worden warst.“ „Kuchiki?“, Daisuke kratzte sich das Kinn, als versuche er den Namen irgendwo einzuordnen, doch dann fixierte sich sein Blick schlussendlich auf die Tattoos auf Renjis Stirn und er schien sich zu erinnern. „Oh, ja. Der Teehaus-Boss.“ Er nickte Renji zu. „Dein Liebhaber.“ „Hast du dir den Kopf irgendwo angeschlagen oder so?“, fragte Renji. Natürlich hatte Daisuke immer noch den gelblichen Fleck auf der Wange, eine schwindende Erinnerung an die Misshandlung, als er in den Händen der Elften war. Vermutlich war er ziemlich oft herumgeschubst worden. Es sollte keine große Überraschung sein, wenn sich dann ein paar Schrauben gelöst haben sollten. Dennoch war er meist klarer, nicht war? Eloquenter? Daisuke schien zumindest soweit da zu sein, dass er das Wesentliche aus Renjis Frage heraushörte. „Schau, ich bin von Natur aus kein Morgenmensch, aber ich war irgendwie krank letzte Nacht. Ich fühl mich immer noch nicht gut.“ Einer der Männer, der auf einem der nahen Futons saß und gerade seine Tabi anzog, nickte. „Wir mussten ihm einen Nachttopf holen. Er hat sich übergeben, bis er nur noch trocken würgen konnte.“ Renji tauschte einen weiteren Blick mit Eishirō aus. Sie dachten beide das Gleiche: Gift. „Ich hole etwas Ingwer-Tee“, sagte Eishirō. Renji nickte. Es schien nicht Kyōrakus Stil, jemanden zu vergiften, aber genauso wenig war es sein Stil, betrunken vor dem Tor zu marodieren. Könnten noch andere Leute hinter den Geheimnissen her sein, die der Junge hütete? „Wie viele Feinde hast du eigentlich?“ Daisuke rieb sich gerade das Gesicht. Er hielt inne, um durch seine Finger Renji anzuschauen. „Seitdem ihr involviert seid, noch mehr“, sagte er und ließ die Hände in seinen Schoß fallen. Er trug die einfache Kleidung, die die Vierte ihm ausgehändigt hatte. Das Oberteil hing offen und entblößte eine gepflegte, schlanke Brust und Taille. Eine Decke lag in seinem Schoß. „Wäre ich in der Achten, hätte ich einen weniger.“ Renji schnaubte. „Wärst du in der Achten, hättest du keine mehr. Soweit ich weiß, erzählen Tote keine Geschichten.“ „Wahr. Ich sollte euch dankbar sein.“ Daisuke seufzte und blickte sich wieder im Raum um. Erneut schien er die kunstvollen Bemalungen zu bewundern, bevor sein Blick zu Renji zurückkehrte. „Hat dein Herr entschieden, was er mit mir tun möchte?“ Renji war ziemlich sicher, dass der einzige Gedanke, den Byakuya zu dieser Angelegenheit hatte war, dass Kyōraku nicht das bekommen sollte, was er wollte. Aber damit das passierte, mussten sich etwas mit Daisuke tun – selbst wenn sie ihn dafür verkleiden und wegschicken mussten. Vielleicht konnten sie aus dem Chaos um den Geburtstag einen Vorteil ziehen und Daisuke mit einem der Kuchikis nach Hause schicken. „Ich denke, das hängt davon ab, ob du irgendwelche Fähigkeiten als Diener hast.“ Daisukes Augenbrauen schossen nach oben und dann lachte er ein wenig. „Ich habe sehr viel Erfahrung darin, es Herren komfortabel zu machen, aber bittet mich nicht, einen Kimono zu falten.“ „Heh, verstehe“, Renji grinste ihn breit an. „Aber du scheint clever zu sein. Ich wette, du kannst es lernen – falls du es willst.“ „Wenn es bedeutet, dass ich lebe, bin ich auch gewillt, Mist in einem Stall zu schaufeln.“ „Vorsicht mit dem, was du dir wünschst. Mein Bruder sagte dasselbe und er hat nicht lange in dem Job ausgehalten.“ Renji stand auf. Er richtete Zabimaru und warnte Daisuke noch einmal: „Bleib wachsam. Die Diener sind nun alarmiert, aber ich würde keine Süßigkeiten von Fremden annehmen, wenn du verstehst, was ich meine.“ Daisuke nickte. Renji dachte, dass Daisuke seine geistigen Fähigkeiten wieder zurück hatte, aber als er sich umwandte, um noch einmal nach ihm zu schauen, bevor er aus der Tür glitt, war Daisuke wieder auf seinem Futon kollabiert, als hätte er sich in den paar Minuten, in denen er sich zusammengerissen hatte, verausgabt. Es war besorgniserregend, Daisuke so zu sehen, doch was Renji noch mehr störte, als er den Flur zurück in Richtung Küche ging, war, dass Vergiften viel mehr nach einer Sache klang, die Soi Fon tun würde. Oder Mayuri Kurotsuchi. Der letzte Gedanke bereitete Renji Gänsehaut. Doch wenn Kurotsuchi nicht asexuell oder Wissenschafts-sexuell war, dann musste er irgendwoher kriegen, was er brauchte, oder? Niemand in den Hofgarden, der bei klarem Verstand war, würde das mitmachen, also bezahlte er dafür? Seltsamerweise konnte sich das Renji vorstellen... Denn er konnte sich vorstellen, dass der Kommandant auf irgendeine Art von perversen 'Experimenten' stand. Aber selbst wenn das so wäre, keine Chance, das ein Typ wie Kurotsuchi sich bei so etwas wie Bettgeflüster beteiligte. Einfach nein. Und er war viel zu paranoid, um jemals seine Geheimnisse einer bezahlten Begleitung anzuvertrauen. Außerdem, falls Kurotsuchi dorthin ginge, wäre das mit seiner Klon-Tochter. Immerhin hatte Renji in Hueco Mundo Dinge gesehen, die er lieber vergessen würde. Mit einem erneuten Schauder verbannte Renji die Gedanken. Soi Fon machte mehr Sinn. Obwohl sich Renji ziemlich sicher war, dass sie lesbisch war, würde er ihr unterstellen, dass sie alles tun würde, um die Geheimnisse herauszufinden oder Daisuke in der Weise benutzen, wie Byakuya und Kyōraku es schon getan hatten. Und wieder, Gift schien eine Sache des Adels zu sein. Tricksten Höflinge und so sich nicht mit diesen Geheimfach-Ringen und so weiter aus? Vielleicht waren Daisukes Feinde nicht aus den Hofgarden, sondern er fehdete ein Adelshaus? Vielleicht hatte Byakuya irgendwelche Ideen. Renji war in der Nähe der Küche, als er bemerkte, dass die Leute ihn zwei Mal anschauten, oder wie in einem Fall, tatsächlich quietschend zur Seite sprangen. Was zum Teufel? Dann bemerkte er, dass die Blicke der Leute zu seiner Stirn gezogen wurden. Oh, richtig. Er hatte sein Bandana vergessen. Das war der Grund, warum er immer eins trug. Renji dachte, dass seine Augenbrauen-Tattoos verdammt cool waren, doch er hatte auch ohne Ende Ärger deswegen gehabt. Sie ließen Dienerinnen aufschreien, sie verängstigten kleine Kinder, sie faszinierten Untergebene so sehr, dass sie abgelenkt waren. Zum Glück fand Renji schnell, wonach er gesucht hatte. Eishirō stand im Flur vor der Küche und dirigierte Diener und Teejungen hin und her. Als er Renji sah, fragte er: „Ich habe Aio anvertraut, den Tee zu bringen. War das in Ordnung? Ich musste mich noch um Dinge kümmern, wie du sehen kannst.“ „Ja“, Renji nickte. „Nur noch zwei Tage bis zum großen Geburtstag.“ „Ugh, erinnere mich nicht daran“, sagte Eishirō, während er geschickt einen der jüngeren Burschen, der mit einem Tablett beladen war, in die richtige Richtung drehte. „Ich vermute, ihr beide habt abendliche Pläne?“ „Mit etwas Glück“, sagte Renji. „Wenn wir schon davon sprechen, weißt du, wo er ist?“ „Seine Cousine, Lady Hirako, ist in tiefen Verhandlungen mit ihrem Vater.“ Eishirō zeigte weiterhin mit Gesten den Dienern die Richtungen. „Seine Herrschaft hat den Fortschritt bereits seit den frühen Morgenstunden beigewohnt.“ „Klingt ernst“, sagte Renji. „Denkst du, er wird zum Mittagessen frei sein? Ich sollte ihm vermutlich die neusten Entwicklungen mitteilen, weißt du?“ „Ich vermute, seine Herrschaft würde den Vorwand willkommen heißen, um den Machtkampf vorläufig zu beenden“, sagte Eishirō. „Ich könnte auch falsch liegen, doch sollen wir es herausfinden?“ Renji war sich nicht so sicher, doch er folgte Eishirō durch die Menge der beschäftigten Diener. „Machst du dir keine Sorgen, in Schwierigkeiten zu geraten?“ Eishirō lachte leicht. „Vizekommandant, wenn du so lange wie ich Hausverwalter wärst, würdest du wissen, wie man die richtigen Fragen in der richtigen Weise stellt. Seine Herrschaft wird wissen, was ich anbiete und ich werde es wissen, wenn er sich genötigt fühlt, zu bleiben und die Sache durchzustehen.“ Renji nickte. In vielerlei Hinsicht war ihre Arbeit ähnlich. Ein Adjutant musste wissen, welche Treffen er unterbrechen konnte, welche der Kommandant mit einer Ausrede verlassen wollte und welche durchzustehen waren, egal was. Irgendwie schien es einfacher, wenn Soldaten involviert waren. Direkter. Außerdem brachte dir ein Fehler meistens nur ein Anschiss ein. Mit einer adligen Familie... Nun ja, mit ihnen schien es immer so, als würde schon der falsche Platz beim Abendessen reichen, um eine Blutfehde anzuzetteln. Renji beneidete Eishirō nicht um seinen Posten. Nicht ein klitzekleines Bisschen. Eine Minute später knieten sie zusammen vor einer Reispapiertür. Eishirō verbeugte sich bis zum Boden. Renji zögerte eine Sekunde, tat es ihm aber dann gleich. Eishirō schien auf einen Abbruch der Diskussion zu warten, bevor er klopfte. Renji strengte sich an, um die Worte zu verstehen. Ein Typ, dessen Stimme Renji nicht kannte, sprach mit großer Vehemenz. Es klang nicht wirklich verärgert, aber er schien verdammt entschlossen, seinen Standpunkt zu vertreten. Eine weibliche Stimme versuchte immer wieder, zu unterbrechen, nur um von dem Typen übergangen zu werden. Byakuya war, soweit es Renji mitbekam, noch nicht eingeschritten. Renji hatte keine Ahnung, was es ausgelöst hatte, doch Eishirō blickte bei etwas kurz auf und klopfte dann mit den Knöcheln laut gegen die Tür. Nun konnte Renji ziemlich klar Byakuya sprechen hören: „Mein Hausverwalter mit Geschäftlichem“, erklärte er. „Ich habe dieser Diskussion lange genug beigewohnt. Ich werde mir den Rest des Nachmittags Zeit nehmen, abzuwägen und werde meine Entscheidung zu dieser Angelegenheit heute Abend verkünden.“ Da waren zwei gemurmelte, verärgerte „Ja, Byakuya-sama.“ Nun verkündete Eishirō: „Vizekommandant der 6. Division, Renji Abarai, ist hier, um sie zu sehen, mein Herr.“ Voller Name und Titel? Renji schaute ein wenig neugierig, doch er vermutete, Eishirō wusste, was er tat. Renji verstand es, als Byakuya sagte: „Schicke ihn herein.“ Oh, er würde also reingehen und die Kuchikis würden drin bleiben. Renji würde einen formalen Bericht ablegen müssen. Würde er stehen? Knien? Er sollte vermutlich aufstehen, ein paar Schritte hineingehen und dann zumindest wieder auf ein Knie hinunter gehen. Sein Kopf gebeugt halten... und es schnell und professionell machen. Doch das waren komplizierte Dinge! Wie sollte er Daisuke ansprechen? Vermutlich war es das Beste, vage zu bleiben. Als Eishirō die Tür aufschob, wisperte Renji: „Du hättest mich vorwarnen können.“ Eishirō zuckte hilflos mit den Achseln, bevor er wieder in die unterwürfige Position ging. Renji atmete tief durch, stellte sich auf die Beine und schritt selbstbewusst in den Raum, als wäre es etwas, was er ständig machte. Byakuya saß im Seiza auf einem leicht erhobenen Dai, in Uniform, komplettiert von dem geerbten Schal und Kenseikan. Der Mann saß genauso, in Blickrichtung zu Byakuya, in einem höflichen Abstand von dem Dai. Er trug eine Art von Kimono, den Renji auf dem Hanami an Männern gesehen hat: dunkelblauer Hakama, eine etwas farbenfrohere Shitagi und dann eine Art, an den Schultern ausgestellter, ärmelloser Haori darüber. Seine Haare waren kurz, aber sie waren ebenfalls dunkel und glatt, mit nur einem Hauch von Grau. Seine Gesichtszüge waren sehr majestätisch und typisch Kuchiki, wenn auch ein bisschen gröber und robust-aussehender, als die von Byakuya. Die Überraschung war die junge Dame. Sie saß im Seiza neben dem älteren Herrn und trug die Uniform der Akademie. Sie war so wunderschön und zart wie jede Kuchiki, mit langen, glatten, schwarzen Haaren, die schlicht ihren Schultern hinunter hingen und hatte blitzende, intelligente, graue Augen. Als sich ihre Blicke trafen, nickte ihr Renji kurz zu, wie er es bei jedem Untergebenen in Uniform getan hätte. Dann fiel er auf seine Knie und beugte den Kopf. „Kommandant?“ Byakuya stand auf und sorgte so dafür, dass die anderen Beiden auch auf die Beine kamen. „Ihr müsst mich entschuldigen. Der Vizekommandant und ich haben Angelegenheiten der Division zu klären.“ Sie verbeugten sich und dann wandte sich Byakuya ab und schwebte fast aus dem Raum. In dem Moment, als Byakuya vorbeikam, stand Renji auf und verbeugte sich vor den beiden. „Mein Herr“, sagte er, als er aus einer tiefen Verbeugung hoch kam. Zu der Dame gewandt, verbeugte er sich nur leicht und sagte: „Kadett.“ Bevor er sich umdrehte, um Byakuya zu folgen, bemerkte er, dass seine Anrede ihr ein breites Grinsen auf das Gesicht gezaubert hatte, bevor sie sich ebenfalls verbeugte und „Vizekommandant“, sagte. Der ältere Herr streckte blitzschnell seine Hand aus, als wolle er sie davon abhalten, sich zu verbeugen und schoss Renji einen Blick zu, der hätte töten können. Was zum Teufel? Als sie sich einige Schritte entfernt hatten, drehte Byakuya seinen Kopf ein klein wenig und sagte leise: „Ich liebe dich, Renji Abarai.“ „Was hab ich getan, um das zu verdienen?“ Byakuya erklärte, während sie weitergingen. „Hirako, die junge Kadettin, genießt das Leben eines Soldaten. Du hast sie unglaublich erfreut, als du ihren Rang anerkannt hast. Ihr Vater, der jüngste Bruder meines Großvaters, glaubt jedoch, dass der Soldatentum eine unpassende Berufung für eine junge Dame ist – besonders für eine, die den Namen der Kuchiki trägt und, aus eben jenen Grund, höchst ehefähig ist.“ Renji versuchte herauszufinden, wo das Problem lag, aber konnte es nicht. „Kann sie nicht einfach nach ihrem Abschluss heiraten? Das hast du auch getan.“ Byakuya drehte sich und führte sich einen langen Gang im überdachten Außenbereich hinunter. Obwohl das Anwesen überfüllt war, war dieser Flur irgendwie leer. „Das könnte sie durchaus“, stimmte Byakuya nachdenklich zu. „Falls sie einen Mann finden könnte, der der Ehemann eines Soldaten sein möchte.“ Renji wollte sagen, dass es nicht so schwer sein könnte, einen Typen zu finden, der eine Frau haben wollte, die auch zupacken konnte, denn: Hallo, heiß! Doch dann kam es ihm in den Sinn, dass sie vermutlich nicht irgendjemanden heiraten konnte – Sie musste jemanden heiraten, der einen Titel hatte. Und die hatten vermutlich andere Erwartungen in Ehefrauen. Trotzdem. Sicherlich war nicht jeder Adlige in der gesamten Soul Society konservativer Traditionalist, oder? Byakuya hielt vor einem Shoji-Schirm an. Renji ging an ihm vorbei, um die Tür für ihn zu öffnen und sie gingen in einen der vielen Hofgärten. Die Sonne war hell, aber die Luft knackig kalt. Die meisten Blumenbeete waren wegen dem Winter mit Mulch bedeckt, doch die Zierquitten-Bäume trugen geöffnete, fuchsiafarbene Blüten. Pinke Kamelien blühten, neben Büschen von Seidelbast, an den Wänden entlang. Die Luft im Garten roch nach schmelzendem Frost, modernden Blättern und Heu. Byakuya deutete an, dass sie auf der Bank unter dem Baum Platz nehmen sollten. Als sie sich niedergelassen hatten, entschied sich Renji, direkt mit der Tür ins Haus zu fallen und zu sagen, was ihn zum Anwesen gebracht hatte. „Ja, also Kommandant Kyōraku war heute Morgen seltsam. Ich denke, dass seine große Show am Tor gespielt war, um die Tatsache zu decken, dass einer seiner Leute versucht hat, Daisuke die Nacht zu vergiften. Natürlich war er vage genug, dass ich mir nicht sicher sein kann, aber einige Leute, mit denen Daisuke letzte Nacht den Raum geteilt hat, sagten, dass der krank war. Byakuya hörte mit geschlossenen Augen zu und sein Kopf war leicht zurückgelegt, als würde er versuchen, dass bisschen Wärme der Sonne aufzusaugen. „Du verdächtigst jemanden innerhalb meines Haushaltes?“ Renji zuckte mit den Schultern. Sie saßen nah genug beieinander, dass die Bewegung der Schulter sich ein wenig gegen Byakuya schob. „Könnte sein, aber das bezweifle ich. Ich meine, Eishirō scheint alles unter Kontrolle zu haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Fremder an ihm vorbei kommt. Außerdem waren da noch jede Menge andere Möglichkeiten, je nachdem, wie schnell das Gift wirkt. Da war die ganze Zeit, in der Daisuke in der Vierten war und jeder hätte auf seinem Weg zu uns in ihn hineinstolpern können. Es hat nicht geschafft, ihn umzubringen. Zumindest noch nicht bisher. So könnte es ein Fehlversuch gewesen sein.“ Renji klemmte seine Hände zwischen seinen Knien ein. Er lehnte sich ein wenig vor und starrte auf den Kiesweg zu ihren Füßen. „Scheiße, mit Kyōraku, bei allem was wir wissen, könnte er ihm etwas langsam Wirkendes schon vor Jahren untergejubelt haben. Kyōraku scheint mir von der langfristigen Sorte.“ „Das ist er durchaus“, sagte Byakuya. „Ich habe Eishirō gesagt, dass er allen seine Leuten noch einmal prüfen soll. Ich hab schon auf meiner Liste, der Kommandantin deiner Personenschützer noch einmal zu sagen, dass sie auf Alarmbereitschaft bleiben sollen.“ „Ja, sehr gut. Es scheint, du hast alles vortrefflich in der Hand.“ Vermutlich war es nicht Byakuyas Absicht gewesen, doch bei dem 'in der Hand'-Kompliment kamen bei Renji die Erinnerungen an letzte Nacht zurück. „Heh.“ Auch wenn seine Augen geschlossen blieben, ließ Byakuya zu, dass ein kleines Lächeln seine Lippen umspielten. „Nichts davon jetzt. Ich bin offensichtlich zu müde, um erfolgreich Doppeldeutigkeiten zu vermeiden.“ „Ja, das hat dich früh aus dem Bett geholt, oder?“ „Ja. Viel zu früh“, sagte er wehmütig. „Aber Hirakos Vater verlangt hartnäckig, dass ich die Erlaubnis, dass Hirako die Akademie besuchen darf, zurückziehe. Wie ich immer und immer wieder über dem Frühstück wiederholt habe, ist es einfach unmöglich. Sie hat bereits Shikai erlangt.“ Renji pfiff leise. „Wie zum Teufel hat sie das ohne Asauchi angestellt?“ „Das ist ein Rätsel“, sagte Byakuya. Er öffnete die Augen ein wenig, um Renjis neugierigem Blick zu begegnen, bevor er sie wieder schloss. „Die Zanpakutō-Seele scheint aus einem Kaiken entsprungen zu sein, welches Hirako die ganze Zeit verborgen bei sich trug. Das Kaiken war ein Geburtstagsgeschenk von einem Mitglied der Kasumioji-Familie.“ „Ist das wichtig?“, fragte Renji, setzte sich aufrecht hin und lehnte sein Rücken gegen die Bank. „Vielleicht. Die Kasumioji sind die zweite Macht der ersten wahren Familien. Eine verschlossene Familie mit weiblicher Erbfolge, die ihre Distanz zur Öffentlichkeit und dem Central 46 wahrt.“ Byakuya seufzte leise. „Ich bin selbst nicht sehr bekannt mit ihnen, da ich so selten den höfischen Funktionen nachkomme, aber sie sind bekannt für ihre Schmieden. Ihre Ländereien beinhalten reiche Mineralvorkommen. Tatsächlich wird eine Waffe der Kasumioji als den anderen überlegen angesehen. Andererseits ist man sicherlich... schlecht beraten, wenn man irgendwie die Kräfte eines Asauchis repliziert.“ Renji nickte. Er erinnerte sich an das, was Kenpachi darüber gesagt hatte, wie schwer es für ihn war, seine Rekruten zu bewaffnen. Abgesehen davon, dass offensichtlich jemand mit Macht eine strenge Kontrolle über den Zugang zu Zanpakutō haben wollte, würde Central einen Tobsuchtanfall bekommen, wenn sie herausfinden würden, dass eine mächtige Adelsfamilie aus Versehen Zivilisten mit lebenden Waffen ausrüstete. Byakuya legte den Kopf soweit zurück, dass Renji hören konnte, wie die Ketten des Kenseikan gegen die Rückenlehne klirrten. „Hast du jemals Tage, an denen du dir vor allem eine Möglichkeit wünschst, irgendetwas immer wieder zu schlagen?“ Renji lachte. „Scheiße, ja. An den meisten Tagen.“ Byakuya hob den Kopf und öffnete seine Augen. „Vielleicht, wenn ich es schaffe mich von meiner Familie zu befreien, könnten wir einen Trainingskampf machen?“ „Darauf kannst du wetten“, grinste Renji. Byakuyas Hand umgriff kurz Renjis Oberschenkel. Dann sagte er: „Gut, Dann lass uns zum Mittagessen treffen und dann gehen wir an einen privaten Ort.“ Renji grinste. „Heh, hast du Angst, dass jemand sehen könnte, wie du dein Oberteil an mich verlierst?“ Mit einem Schniefen stand Byakuya auf. „Es ist mehr, dass ich mir wünsche, dir die Peinlichkeit einer schnellen Niederlage durch meine Hände zu ersparen.“ Nun ja, da war etwas Wahres dran. Renji grunzte bestätigend, dass die Möglichkeit bestand. „Ja, ok. Ich kenne den perfekten Ort.“ „Exzellent“, sagte Byakuya, doch er schien nicht in Eile zu sein, zu gehen. Feingliedrige Finger streckten sich aus, um sanft die Linien auf Renjis Stirn nachzufahren. Renji blickte zu Byakuya auf. Die Perspektive war sexuell sehr aufreizend, besonders, als sich ihre Augen trafen. Byakuyas Finger fuhren weiter Renjis Augenbrauen die Linie seiner Wangen nach und glitten zu seinen Koteletten, um dann den Rändern seiner Lippen zu folgen. Renji öffnete willig seinen Mund und knabberte an den Fingern. Als Renji sie einsog, schien Byakuyas Atem zu stocken. Wäre es möglich gewesen, wäre Renji an Ort und Stelle auf die Knie gesunken. Doch es war viel zu gefährlich mit der ganzen Familie im Haus, also musste sich Renji damit zufrieden geben, enthusiastisches Interesse an Byakuyas Fingern zu zeigen, Seife und Haut zu schmecken. Seine Zunge kräuselte sich auf der Unterseite der Fingerspitze, ließ Byakuya erschaudern. Byakuyas andere Hand berührte Renjis Scheitel, strich liebevoll darüber, als er sagte: „Stopp. Du weißt, wir können nicht.“ Renji ließ Byakuyas Finger aus seinem Mund gleiten und stand dann auf, um seine Lippen zu erobern. Er war zum Trost gemeint, ein Abschiedskuss, doch Byakuyas Hand glitt hinunter, um sich fest in Renjis Nacken zu legen und seine Zunge plünderte Renjis Mund. Blindlinks schlangen sich Renjis Arme um Byauyas Schultern, doch seine Hände streiften aus Versehen die glatte, kalte, knochrige Oberfläche des Kenseikans und irgendwie verfingen sich seine Finger in den Ketten. Byakuya brach ihren Kuss mit einem: „Dieses verdammte Ding.“ Geschickt löste er Renjis Finger und richtete den Haarschmuck. „Ich bin froh, wenn ich es los bin.“ Renji war sich nicht sicher, was er dazu sagen sollte. Er liebte es, wie Byakuya ohne aussah, doch es stellte auch ebenfalls ein Teil von dem dar, was er war. Stattdessen küsste er vorsichtig Byakuyas Stirn. „Tut mir leid, dass ich den Kuss versaut habe. Er war schön.“ „Es ist gut, dass du es getan hast“, sagte Byakuya, strich seinen Haori glatt und richtete Senbonzakura. Mit abgewandten Augen sagte er: „Sei zum Mittagessen in meinem Büro. Danach trainieren wir.“ „Ja, Kommandant“, sagte Renji, denn es war klar, dass die Stimmung verfolgen war. Tatsächlich verbeugte er sich schnell, als sich Byakuya abwandte. Als die Tür sich schloss, richtete sich Renji von der Verbeugung wieder auf und seufzte mit einem heftigen, enttäuschten Schmerz zwischen seinen Beinen. Er ließ seine Beine einknicken und setzte sich zurück auf die Bank und hörte den einsamen Rufen eines überwinternden Vogels zu. Er wünschte sich dabei einen Liebhaber eher wie ihn, mit weniger verschissenen Selbstkontrolle, so dass er nun auf dem Rücken liegen würde. Er saß für ein paar Minuten da und versuchte wirklich angestrengt, sich nicht vorzustellen, was hätte passieren können. Schlussendlich entschied er, er sollte besser aufstehen und sich an die Arbeit machen, bevor er sich selbst einen Ständer bescherte. Gerade als er dabei war, sich von der Bank aufzurichten, bemerkte Renji eine Bewegung im Augenwinkel – braune Locken, so sehr wie die von Kyōraku, dass seine Hand zu Zabimarus Griff ging. Aber, nein, das war nur der Erbe, Shinobu. Shinobu trat hinter den Büschen hervor und ging zur Tür. Dann blickte er über die Schulter zu Renji und sah entsetzt aus, als er sah, dass Renji dort noch saß. Renji hob eine Hand von der Bank und winkte, doch der junge Erbe duckte sich durch die Tür hindurch. Renji gluckste. Das Kind muss wohl die ganze Zeit damit verbringen, im Anwesen herumzuschnüffeln… Warte eine Minute, niemand beobachtete den Erben – nicht die Personenschützer, nicht die Diener. Er hatte zu jedem Zugang, zu jedem Ort. Oh, keine Chance, dass er der Giftmörder war, er war nur ein Kind… ein Kind dessen Verwandter niemand geringeres als Shunsui Kyōraku war… Renji war in einem Herzschlag auf den Füßen und lief Shinobu nach. Kapitel 40: Of Heirs and Spares ------------------------------- Renji hatte Shinobu am Kragen seines Kimonos bevor er überhaupt daran denken konnte, dass es vielleicht nicht das Klügste war, den Erben öffentlich auf dem Kuchiki-Anwesen grob zu behandeln. Nun ja, es war zu spät, um aufzuhören und wie Ikkaku-Senpai immer sagte: 'Wenn du es bereits verkackt hast, mach es richtig'. Also schob Renji Shinobu am Kragen gegen die nächste Wand und sagte: "Hey, was treibst du hier eigentlich?" Shinobu umfasste Renjis Handgelenk mit beiden Händen. Die Diener warfen Renji nervöse Blicke zu und machten einen großen Bogen um ihn. Der Junge stammelte: "Ich... nur... Tut mir leid. Ich hatte nicht vorgehabt, euch zu beobachten..." "Und doch schaffst du es immer wieder", schnaubte Renji und das Gesicht des Jungen wurde blass. "Aber das ist nicht der Punkt. Ich wollte wissen, was du so in letzter Zeit treibst. Hast du irgendwen für deinen Onkel vergiftet?" Die Verwirrung, die kurz auf Shinobus Gesicht trat, war echt. Er schaute total verdutzt, als er zurück fragte: "Vergiften!? Wovon zum Teufel redest du? Welcher Onkel?" Kyōrakus Name war auf Renjis Lippen, doch er entschied, dass er bereits genug Schaden angerichtet hatte, ohne noch einen weiteren Punkt auf die Liste zu setzen. Er löste seine Faust und ließ Shinobu los. Der Erbe war ein hinterhältiger kleiner Junge, aber diese Augen, die Renji gerade gesehen hatte und auch kannte, waren nicht die Augen eines Mörders. Renji wusste, dass das Alter keinen Unterschied machte, aber Entschlossenheit. Und die größte Entschlossenheit dieses Kindes war ein paar herausfordernde Dummheiten zu machen. Er hatte kurz die Aufregung des Erbens gespürt, als er ihn gegen die Wand gehalten hatte. Offensichtlich hatte seine Nervosität mehr damit zu tun, wie aufregend es Shinobu gefunden hatte, Renjis und Byakuyas kleine Verabredung im Garten entdeckt zu haben. Renji konnte den Jungen dafür nicht schelten. Er spürte ja selbst noch die Nachwirkungen davon. „Vergiss es“, sagte Renji. Er nahm sich eine Minute, um Shinobus Kragen zu richten und versuchte, sich nicht schuldig zu fühlen, als der Junge von seiner Berührung zurückzuckte. „Schau, es tut mir leid. Ich bin gereizt, weil unser Sicherheitsdienst letzte Nacht umgangen wurde.“ Renji überlegte für eine Sekunde und entschied dann, ein paar mehr Details zu erklären. „Jemand den ich eigentlich beschützen sollte, ist letzte Nacht vielleicht vergiftet worden und ich folge gerade alle möglichen Vermutungen. Ich habe nicht an dich gedacht, bis ich gesehen habe, wie du hier herumschleichst und es ist mir eingefallen, dass zu überall uneingeschränkten Zugang hast.“ „Und offensichtlich habe ich irgendeine Verbindung zum Opfer?“, fragte Shinobu. „Über einen meiner Onkel?“ „Ja“, sagte Renji, wollte aber keine Namen nennen. Shinobu wartete hoffnungsvoll, doch Renji schüttelte den Kopf. Die Diener warfen ihm immer noch sehr verängstigte Blicke zu. Peinlich berührt kratzte er sich im Nacken und trat noch einen Schritt zurück. Gott sei Dank hatte Tante Masama bereits ihre Sachen gepackt, sonst würde sie gerade seinen Kopf auf einem Silbertablett verlangen. „Uh, hör zu. Ich hätte dich nicht so behandeln dürfen. Das war wirklich, uh…“ Renji verbeugte sich tief, auch wenn er wusste, dass es viel zu wenig und viel zu spät war. „Ich bitte tausend Mal um Entschuldigung.“ Dieses Mal sah der Erbe verlegen aus. „Entschuldigung akzeptiert“, sagte er. „Ich meine, es ist verständlich, wenn man bedenkt… ähm, nun ja…“ „Ja“, sagte Renji und richtete sich wieder auf. „Wir vergessen einfach die ganze Sache, huh?“ „Lass uns das tun“, stimmte Shinobu dankbar zu. Byakuyas Hoffnung auf fünf Minuten Ruhe und Frieden wurden zerschlagen, als Hirako ihn auf seinem Weg ins Studierzimmer überfiel. Er vermutete, dass sie wortwörtlich auf der Lauer gelegen hatte, da sie hinter einer Ecke hervorgesprungen kam, sobald er in ihre Sichtweite gekommen war. „Nur ein paar Momente eurer Zeit, Byakuya-sama“, sagte sie, sie beeilte sich, um Schritt zu halten, als er sein Tempo beschleunigte. „Sei versichert, dass ich niemals auch nur für einen Moment den Gedanken haben werde, dich von der Akademie abzuziehen“, sagte Byakuya. Tatsächlich war er entsetzt darüber gewesen, herauszufinden, dass ihre Familie von ihrem Potential gewusst und selbst dafür gesorgt hatte, dass sie es selbst realisieren konnte. „Ähm, ja und ich weiß das wirklich unglaublich zu schätzen“, sagte sie. „Es ist der Rest, gegen den ich plädieren möchte.“ „Der Rest?“ „Ich bin nicht für eine Ehe geeignet. Niemals. Für niemanden“, sagte sie und dann, nach einer kurzen Pause wiederholte sie: „Niemals.“ Byakuya hielt an, da er an der Tür zum Studierzimmer angekommen war. Sein Kopf begann zu schmerzen. Denn immerhin hatte die Heirat zwischen Hirako und einem angemessenen Partner als guter Weg geschienen, ihren Vater zu besänftigen. Byakuya hatte sogar ein paar Ideen, wer eine gute Partie wäre. Besonders hatte er den Erben, Shinobu, ins Auge gefasst. Er war jung genug, dass sie beiden eine lange Verlobungszeit haben könnten – lang genug, dass Hirako ihre Karriere festigen konnte. Ihr Vater wäre extrem erfreut, dass seine Tochter so gut untergekommen wäre und sie schienen sich in ihrem Wesen gut zu ergänzen. Er hatte sich sogar ziemlich clever gehalten, dass er einen solchen Gedanken hatte. Normalerweise fand sich Byakuya nicht sonderlich gut in dieser Art von Machenschaften. Das stieß allerdings ein Keil hinein. Byakuya seufzte. „Du hast zugestimmt, meinen 3. Offizier zu heiraten. Sicherlich hast du keine pauschalen Einwände gegen die Idee einer Heirat?“ Dann erinnerte er sich an die Nacht ihrer ‚Rettung‘ und Byakuya fügte schnell hinzu: „Hat sich etwas geändert?“ Sie sah ein wenig verärgert aus und dann gab sie, mit einem Blick auf ihre Uniform, zu: „Ich bin nun in der Akademie, nicht wahr? Miisho sollte meine Sprungbrett aus meiner Familie hinaus und in die Hofgarden sein.“ Byakuya seufzte erneut, eine Kombination aus Erleichterung und Frustration. Zumindest hatte Hirako ihre Entführung narbenlos überstanden. Er schob die Tür auf und deutete ihr an, das Zimmer zu betreten. „Lass uns die Angelegenheit privat besprechen. Ich benötige dringend Tee.“ Sie setzte sich im Seiza auf die Kissen gegenüber vor dem niedrigen Arbeitstisch. Nachdem er die Tür geschlossen und nach einem Diener geklingelt hatte, setzte sich Byakuya hinter seinen Tisch und bemerkte erst jetzt, dass das Ganze ihrem Gespräch einen Hauch von Geschäftlichem verpasste. Das war auch nicht verkehrt. Da gab es nichts vorzutäuschen oder Ähnliches. „Nun sag mir“, sagte er, faltete die Hände über einen kleinen Stapel Papiere. „Was sind deine Einwände? Bist du lesbisch?“ „Oh! Wir haben ein ehrliches Gespräch? Oh, gut!“, sie lächelte enthusiastisch. „Nein, bin ich nicht, doch ich bin nicht wirklich interessiert an der Idee von Sex mit jemanden, egal welchen Geschlechts. Ich habe null Interesse an den Gedanken an Kinder, tatsächlich jagen sie mir ziemlich Angst ein.“ Sie lachte ein wenig nervös bei ihrem Geständnis. „Ich möchte einfach nur Wissenschaft studieren und ein Soldat sein. Wenn ich ein Mann wäre-“ Byakuya wusste, wohin das führen würde, daher schnitt er ihr die Worte ab. „Wenn du ein Mann wärst, würdest du immer noch den Namen der Kuchiki tragen. Als ein männlicher Kuchiki wäre der Druck auf die Fortpflanzung weit aus größer, glaube mir.“ Sie sah aus, als würde sie immer noch protestieren wollen, daher hob er die Hand. Müde fügte er hinzu: „Ob du Kinder haben wirst oder nicht, liegt ganz an dir. Es ist egal, wenn du aus der Kuchiki-Familie herausheiratest. Aber sicherlich verstehst du die Notwendigkeit von-“ Nun war sie es, die ihn unterbrach. „Politik“, spie sie. „Sie realisieren die Ironie, nicht wahr, Byakuya-sama? Von ihnen, unter allen Kuchiki, zu fordern, dass jemand aus politischen Gründen statt Liebe heiratet?“ „Meine Selbstsüchtigkeit hat es für alle Nachkommenden schwer gemacht“, sagte Byakuya traurig. „Es hat es für Andere unmöglich gemacht, sich vor der Heirat zu drücken. Dies verstehe ich ziemlich deutlich.“ Hirako verstand seine Andeutung und blickte ihn für lange Zeit im stillen Zorn an. Dann senkte sie ihren Blick und fixierte wütend ihre Hände, die flach auf dem Hakama der Akademie lagen. Als sich die Stille weiter hinzog, fragte Byakuya. „Ist es das? Hast du dich in jemand Bestimmtes verliebt, jemanden, den du lieber heiraten würdest?“ „Nein, ich bin alleine ziemlich glücklich. Das ist der Punkt“, sagte Hirako. „Ich möchte niemals jemanden heiraten. Ich möchte ein Soldat sein, Wissenschaft studieren und mein Leben leben.“ Oh. Byakuya war für die Unterbrechung durch den Tee dankbar. Nachdem Aio gegangen war, streckte Hirako ihre Hände aus, um ihn zu bedienen, doch Byakuya winkte ab. „Wenn du von niemanden die Ehefrau sein möchtest, dann handle nicht, als wärst du meine.“ Sie sah ein wenig schockiert über seine Worte aus, also versuchte es Byakuya erneut, als er noch einmal durchgeatmet hatte. „Ich bin sehr speziell, was mein Tee angeht. Lass mich einfach machen. Es hilft mir beim Nachdenken.“ Aber was war da zum Nachdenken? Hirako hatte ihren Standpunkt ziemlich klar gemacht. Mehr sogar, sie hatte ihn bereits an seine eigene Rebellion erinnert. Sie zu bitten, eine Lüge zu leben nur für die Annehmlichkeit der Familie schien unredlich und ungerecht. Seine Pläne waren ein Durcheinander. Wäre sie offen für Kinder, wäre es eine perfekte Lösung, sie mit dem jungen Erben zu verheiraten. Nicht nur für die bisherigen Gründe hatte Byakuya darüber nachgedacht, denn zusätzlich würde Shinobu so noch den Namen der Kuchiki erhalten, sobald die Amtseinsetzung erledigt war. Hirako würde ihren Namen durch Heirat nicht verlieren und da sie die Tochter des Bruders seines Großvaters war, würde ihre Blutlinie Shinobus Verbindung zur Familie stärken. Es wäre, wie man es so schön sagte, ein Gewinn für beide Seiten. Aber es bestand wirklich keinen Sinn darin, diese Verbindung zu erzwingen, wenn es keine Aussicht auf Nachkommen gab. In keiner Weise. „Ich vermute nicht, dass du zustimmen würdest zu deinem Nutzen zu Heiraten und ein Kind zu adoptieren?“, fragte Byakuya, als er ihr Tee einschenkte. „Ich könnte dir eine sehr, sehr lange Verlobungsphase garantieren.“ Sie wurde blass. „Ich… ich bin geschmeichelt, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie auf der Suche nach einer Frau sind.“ Byakuya hätte sich beinahe an seinem Tee verschluckt, an dem er gerade genippt hatte. „Nicht mich. Shinobu, meinen Erben.“ Sie runzelte die Stirn, als versuche sie den Namen einzuordnen, doch sie hatte ihn mit Sicherheit schon getroffen. Teil dieser lächerlich langweiligen Familienzusammenkunft war immerhin, um sicher zu stellen, dass Shinobu der gesamten Familie angemessen vorgestellt wird. Hirako schien sich endlich zu erinnern. „Er ist ein Kind.“ „Ja, das ist genau mein Punkt“, sagte Byakuya. Er wartete darauf, dass sie das Puzzle zusammensetzte und trank von dem erfreulich starken Tee. Die Vorteile schienen für Byakuya offensichtlich. Ihre Familie würde niemals ihren Wunsch, alleinstehend zu bleiben, akzeptieren. Nicht mit so einem heiratsfähigen Namen, aber eine ausgedehnte Verlobung würde sie in Schach halten. Und letztendlich, falls Hirako oder Shinobu unbedingt das Gefühl hatten, dass sie es tun zu müssen, könnten sie den Vertrag brechen. So wie es Byakuya mit seinem getan hatte. Die Entscheidung würde schwer sein, aber sie war nicht unmöglich. Im schlimmsten Fall waren sie in einer Heirat ohne Liebe verbunden. Viele Leute hatten so etwas überlebt. Immerhin war das der Grund, warum es Kurtisanen gab. „Würden sie in dem Vertrag einen festen Termin für die Heirat angeben?“, fragte Hirako und klang ein wenig versucht. „Nein, ich würde sicherstellen, dass dem nicht so ist“, sagte Byakuya. „Was, wenn mein Vater darauf besteht?“ „Dann lügen wir ihn an“, sagte Byakuya einfach. „Oh!“, sie lachte. Über den Rand ihrer Teeschale hinweg warf sie Byakuya ein sehr schelmisches Grinsen zu. „Sie sind eine sehr verschlagene Person, Byakuya-sama.“ Byakuya war sich nicht sicher, ob er mochte, wonach dies klang. „Es ist mehr, dass ich rücksichtslos entschlossen bin, zu bekommen, was ich möchte. Und die Wahrheit ist, ich möchte dir gerne deine Wissenschaft und dein Soldatentum lassen. Ebenso bevorzuge ich es, wenn ich den Heiratsvertrag für dich und auch meinen Erben aushandle, als diese Angelegenheit unserer lieben Tante Masama zu überlassen.“ „Ah“, Hirako lächelte. „Nun bin ich interessiert. Sagen sie mir, was die Verlobung erfordert…“ Als Renji sich endlich vom Anwesen losreißen konnte, fand er die Division bereits im Trubel vor. Vor allem hatte er einen Kommandanten, der im Vizekommandantenbüro auf ihn wartete. Tatsächlich bekam Rikichi gerade eine Herzattacke deswegen. „Wir sollen sie reinlassen, wenn es zu den normalen Zeiten ist und sie höflich sind, richtig?“, fragte Rikichi, während er nervös hinter Renji herlief und wie ein Welpe hüpfte. „Hängt davon ab. Ich wäre nicht allzu glücklich, wenn ich jetzt Kurotsuchi oder Soi Fon sehen würde.“ Renji und Rikichi hatten das Vizekommandantenbüro erreicht und eine kleine Gruppe von Soldaten lungerten unter dem Vordach herum, als würde sie die Anwesenheit des Kommandanten abstoßen, wie das falsche Ende eines Magneten. Renji hielt vor der Tür und wandte sich zu Rikichi. „Heilige Scheiße, wer zum Teufel ist da drin?“ Ein Chor an Stimmen antwortete ihm: „Kommandant Ukitake.“ „Holla die Waldfee“, atmete Renji durch. „Ihr Idioten habt mir einen Heidenangst eingejagt! Ich dachte, Kenpachi hätte vielleicht das Kriegsbeil ausgegraben, so wie ihr euch benehmt. Geht schon da rein, ihr hasenfüßigen Feiglinge. Ukitake wird euch nicht beißen. Holt euch zumindest euren Tee und schaut auf den Dienstplan.“ Kinjo, der einer von den Leuten war, die draußen rumgestanden hatten, sagte: „Du zuerst.“ „Also schön“, sagte Renji. Er richtete Zabimaru und trat hinein. Der normalerweise betriebsame Ort war verlassen, was ein wenig gruselig war. Renji ging am Pausenraum vorbei, um zum Büro des Vizekommandanten zu gelangen. Er steckte den Kopf durch die Tür und sah, wie Ukitake das schwarze Brett bewunderte in, offensichtlich tiefer, Wertschätzung den Dienstplan und die Hinweise zu den Regeln. Seine weißen Haare und der Haori ließ ihn wie ein heller Leuchtturm der Reinheit im Durcheinander und Chaos des Büros wirken. Als Ukitake Renji sah, lächelte er. Er deutete zum schwarzen Brett und sagte: „So gewissenhaft! Deine Division scheint tatsächlich sehr gut organisiert zu sein. Ich vermute, da spiegelt sich dein Kommandant wieder, oder?“ „Ja, vermutlich“, sagte Renji ein wenig verlegen. „Kann ich ihnen eine Tasse Tee holen oder so etwas? Wir haben immer eine Kanne fertig.“ „Das wäre wunderbar“, sagte Ukitake und drehte sich wieder um, damit er die Notizen lesen konnte. Renji holte den Tee. Er bemerkte, dass sich sonst niemand getraut hatte, das Innere dieses Hauptquartiers zu betreten und sie stattdessen draußen herumtratschten. Auch gut. Zumindest konnte so das Gespräch, welches er und Ukitake haben würden, nicht von irgendjemanden aufgeschnappt werden. Renji durchsuchte den Schrank nach einer halbwegs annehmbaren Tasse, doch die saubersten, unbeschädigsten Exemplare kamen alle aus dem Diesseits und bewarben irgendwelche Touristenattraktionen, wie den Tokyo Tower und irgendeinen Vergnügungspark oder so etwas. Nun ja, dachte Renji, als Renjis sie mit seiner Kosode polierte, sie würden es tun. Es war ja nicht so, als wäre Ukitake nicht mit der Welt der Lebenden vertraut. Mit seiner vollen Tassen in der Hand, kehrte Renji in das Büro des Vizekommandanten zurück. Er reichte die Tokyo-Tower-Tasse Ukitake und sagte: „Es tut mir leid, dass es hier nicht wirklich etwas zum Sitzen gibt, Ich könnte ihnen den Stuhl des 3. Offiziers hervorholen, wenn sie möchten, Kommandant.“ Ukitake legte seine Hände um die Tasse. Er schüttelte den Kopf mit einem Lächeln. „Nein, nein. Das ist in Ordnung.“ Dann blickte er sich in dem zweckmäßigen Büro herum und sagte: „Du musst einen sehr strammen Dienst ausfüllen, eh, Renji? Hier gibt es kein herumlungern und Plaudern.“ „Das ist so etwas wie der Knotenpunkt der Division“, erklärte Renji. Trotz seiner auffallenden Leere im Moment. „Für gewöhnlich.“ „Oh, ich scheine eine ziemliche Aufruhr bereitet zu haben“, sagte Ukitake entschuldigend. „Ich habe deinen 3. Offizier verängstigt. Sie rannte los, um dich zu holen und scheint nun vollständig verschwunden zu sein.“ „Ja, nun ja. Sie sucht mich vermutlich immer noch. Ich war nirgendwo, wo sie mich einfach hätte finden können“, sagte Renji – erwähnte dabei nicht, dass er erst in einigen Stunden im Dienst sein würde. „Ich würde Nanako auch nicht tadeln, wenn sie die Beine in die Hand genommen hat. Sich mit einem Kommandanten abzugeben ist außerhalb von ihrem Anforderungsprofil. Also, uh, wie kommen wir zu dem Vergnügen?“ Als könnte Renji sich das nicht denken. „Ich muss dir danken, dass du dich um meinem Shunsui gekümmert hast“, sagte Ukitake. Er lehnte mit seinem Hintern gegen den Tisch des 3. Offiziers und hielt die Teetasse an sein Gesicht, als wolle er sich mit dem Dampf aufwärmen. Die Pose des Kommandanten war der Inbegriff von entspannter Gemütlichkeit, doch Renji fühlte sich angespannt. „Ja? Er war ziemlich betrunken.“ Ukitake blickte auf, seine meergrünen Augen fingen Renjis Blick ein und hielten ihn. Für einen Moment dachte Renji, er könnte den ozon-schweren Duft eines aufkommenden Sturms riechen. „Ja“, lachte Ukitake leicht, brach damit den Bann. „Ich kann mir vorstellen, dass er einige sehr verrückte Dinge gesagt hat.“ Renji grunzte zustimmend. Es schien klar, dass Ukitake wissen wollte, was gesagt worden war und was Renji davon hielt. Doch Renji wollte diesen Vorteil noch nicht aufgeben. „Aber du verstehst solche Sachen, oder Renji? Du trägst ebenfalls die Bürde eines Dämons.“ Renji setzte die Tasse auf seinen Tisch und schob vorsichtig die Anforderungsformulare zur Seite. „Ich weiß davon nichts, Kommandant. Mein Dämon ist ein Berserker und Totschläger, den ich hervorhole, wenn ich meine beste Freundin verletzten muss, aber ich kann Zabimaru keine Bürde nennen. Denn was er ist, bin auch ich.“ „Ja, in Ordnung“, sagte Ukitake als er nachdenklich einen Schluck Tee nahm. „ Dann hast du Glück. Hast du jemals Shunsuis Shikaibefehl gehört?“ „Kann ich nicht behaupten“, gab Renji zu. „Zum Glück.“ Ukitake lachte leise und anerkennend. „Durchaus. Nun ja, ich kannes nicht mit derselben Inbrunst sagen, wie er, aber er geht so“, Ukitake räuperte sich und zitierte: „Wind durchtobt die Blüten, der Gott der Blumen brüllt! Wind durchtobt den Himmel, der Gott der Unterwelt lacht.“ Renji konnte spüren, wie ein Schauder seine Wirbelsäule hinunterlief. Gott der Unterwelt? Das war ernsthafter Scheiß. Was zum Teufel war Kyōrakus Dämon genau?“ Ukitake schien in der Lage zu sein, Renjis Gesichtsausdruck zu lesen, denn er nickte und sagte: „Ja, du verstehst. Die Dinge, die meinen armen Shunsui heimsuchen sind wirklich sehr düster.“ Renji konnte da mitfühlen, doch es schien ziemlich deutlich, dass er mehr als nur das sollte. „Also soll ich es vergeben und vergessen, huh?“ „Ja, was auch immer er gesagt oder getan hat“, bestand Ukitake. „Er ist nicht daran schuld. Es war der Wahnsinn des Dämons.“ Renji verschränkte die Arme vor seiner Brust und versuchte zu entscheiden, ob er den Schwachsinn schlucken sollte. Ukitake beobachtete ihn wieder aufmerksam, doch dieses Mal war da ein Echo von knisternden Blitzen, die über Renjis Haut zogen. Ukitakes Augen waren quälend tief und zwingend, als er fragte: „Hast du noch niemals etwas in der Art erlebt?“ „Ja“, sagte Renji vorsichtig. „Ich weiß, wie es ist, wenn man aufwacht und bereut, was der Dämon getan hat.“ „Da hast du es!“, sagte Ukitake fröhlich. Er stand nun aufrechter da, setzte seine Tasse ab und klatschte in die Hände. „Ich wusste, wir würden zu einem Einverständnis kommen, du und ich. Du bist ein vernünftiger Mann, Renji. Das schätze ich.“ „Ok“, sagte Renji, denn, ja, es gab keinen Grund, die Angelegenheit mit zwei mächtigen Kommandanten noch weiter zu reizen. Vor allem, da Daisuke noch lebte und es ihm gut ging. „Wissen sie: Kein Schaden, kein Verbrechen. Genau wie ich es bereits Kommandant Kyōraku gesagt habe.“ „Gut, gut“, lächelte Ukitake. Renji verstand die Andeutung und führte den Kommandanten in Richtung Tür. „Soll ich sie hinausbegleiten, Kommandant?“ „Ja, bitte“, sagte er. Als Renji an seiner Seite stand, hakte sich Ukitake wie eine Frau bei Renji unter. „Oh“, lächelte er. „Mit deinem Pferdeschwanz bist du fast so groß wie mein Shunsui.“ „Wohl kaum, Kommandant“, sagte Renji und führte sie hinaus in den leeren Gang. Renji konnte sehen, wie sich der Hof leerte, als sie merkten, wohin die beiden steuerten. „Ihr Partner hat bestimmt 4 Zentimeter Vorsprung.“ „Es ist interessant, dass du den Unterschied so genau kennst“, Ukitake warf Renji ein neugieriges Lächeln zu. „Uh, nun ja, das kommt davon, wenn man meistens der Größte im Umfeld ist. Ich bemerke, wenn Leute größer als ich sind“, erklärte Renji und spürte, wie er etwas rot wurde. „Ah“, Ukitakes Mine hellte sich auf, als er verstand. „Ich fragte mich, ob es bei Shunsui auch so ist!“ „Nun ja, da gibt es nicht viele, die größer sind als er“, sagte Renji. Er bemerkte, dass sich der Weg zum Tor geleert hatte. Es war, als wollte niemand auch nur von Ukitake bemerkt werden. „Ich meine, Kenpachi und Kommandant Komamura müssten die Einzigen sein. Und Kommandant Komamura sollte nicht zählen, er ist ja ungefähr einen Meter größer als alle anderen.“ „Und so pelzig!“, sagte Ukitake fröhlich, als wäre es die beste Eigenschaft jemals. „Fell ist nett“, stimmte Renji zu und dachte dabei an Zabimaru. Der, wie Renji bemerkte, ungewöhnlich still war. Es war fast so, als würden sie sich, wie alle anderen in der Division, versteckt halten. Sie waren am Tor, also löste Renji seinen Arm, verbeugte sich und öffnete das Tor für Ukitake. Er nickte. „Kommandant.“ „Du bist ein solcher Gentleman. Wir müssen dich und Byakuya immer noch zum Abendessen einladen, weißt du. Ich habe vor, das sicherzustellen, vor allem jetzt. Vielleicht als eine Entschuldigung!“ Ja, wunderbar. Abendessen mit dem potentiellen Giftmischer, wer wollte so etwas nicht?? „Klingt super“, log Renji. „Wunderbar“, sagte Ukitake und verließ Renji mit einem Wink. Renji vollführte erneut eine tiefe Verbeugung. Als er sich aufrichtete, fragte er sich, ob es schon Mittag war. Denn bei allen Göttern, er könnte einen ordentlichen Drink gebrauchen. Kapitel 41: A Perfect Storm --------------------------- Byakuya und Hirako hatten gerade die letzten Details zu ihrer Verlobung mit Shinobu, dem jungen Erben, festgesetzt, als ein kurzes Klopfen an der Tür zu hören war und eine weibliche Stimme fröhlich "Shitsureishimasu!" verkündete. Die Worte 'tatsächlich bist du ziemlich unhöflich, meine Dame' starben auf Byakuyas Lippen, als er sah, wie oh-Gott-wie-war-der-Name-dieser-Cousine-zigsten-Grades-die-eine-Seidenfarm-hatte, eintrat. Sie sah so alt aus wie der Generalkommandant und, auch wenn sie nur eine entfernte Verwandte war, erforderte die Höflichkeit, dass er Aufstand. "Tante", sagte er freundlich in der Hoffnung, so ihren Namen zu erfahren. "Wie kann ich dir helfen?" Sie umfasste die Kante der Tür, als wäre sie ein Gehstock und sagte verschwörerisch. "Nun ja, ich denke, du hast da ein Problem, mein lieber Byakuya-chan. Mein Dienstmädchen sagte mir, dass ihre Schwester, das Küchenmädchen, die unterwegs war, um beim Spüldienst zu helfen, deinen Vizekommandanten sah, diesen großen Schläger mit all diesen furchtbar angsteinflößenden Tattoos, wie er dem kleinen Erben nachstellte." Byakuya brauchte ein paar Sekunden, um den Satz zu entwirren und der dachte immer noch nicht, dass er Sinn machte. "Wer sah Renji was tun?" Die tattrige Tante runzelte die Stirn und legte den Kopf schief, als hätte sie es nicht ganz gehört. „Nun ja, ich bin mir nicht sicher, wie orange er ist, Liebling, ich würde mehr sagen, dass er rothaarig ist. Ich wage nicht zusagen, welche Farbe er auch immer hat, dass dein Vizekommandant wieder eine Grenze übertritt, wenn er den süßen, kleinen Jungen herumschubst, wie sie es sagen.“ Byakuya blickte zu Hirako, die mit den Schultern zuckte. Sie hatte auch keine Ahnung, was die Tante da sagte. Doch sie stand ebenfalls auf und ging hinüber, um der alten Dame ihren Arm anzubieten. „Es muss ein Schock gewesen sein, eh, Tantchen Akiko.“ Ah, ja, das war der Name dieser Frau. Ironischerweise war Hirako zum Teil nach ihr benannt worden. Hirakos Angebot, Tante Akiko hinauszubegleiten funktionierte jedoch nicht so, wie geplant. Die alte Dame klammerte sich an der Tür und starrte Byakuya an. „Wirst du nichts unternehmen, Junge? Was ist, wenn dein Mann den Erben angreift!?“ Angreift? Das Wort und der anklagende Ton bebten unangenehm durch Byakuyas Gedanken. „Ich bezweifle zutiefst, dass Renji-“ „Kommandant?“ Das Gesicht einer weiteren Frau erschien an der Tür des Studierzimmers. Dieses gehörte jedoch zur 3. Offizierin. „Ähm, tut mir leid, dass ich störe, Kommandant. Aber Kommandant Ukitake sucht nach Vizekommandant Abarai und ich kann ihn nirgends finden.“ Was im Namen aller Götter passierte mit Renji? „Ja, ja!“, sagte Byakuya, verlor unter all des weiblichen Drucks kurz die Fassung. „Ich werde nach ihm schauen. Geht mir aus dem Weg.“ Als er die letzten Papiere auf den Stapel 'erledigt' ablegte, fühlte sich Renji ziemlich gut, vor allem, da er erst in 15 Minuten seinen Dienst antreten musste. Falls die 3. Offizierin jemals den Weg zurückfand, vermutete Renji, dass er genug Druckmittel hatte, damit sie für ihn ein paar Minuten abdeckte, in denen er tatsächlich ein paar Fortschritte in der Geburtstagsplanung machen konnte. Als sich die Tür öffnete, schaute er auf, bereit Nanako freundlich zu necken, warum sie denn so lange gebraucht hatte. Doch es war Byakuya... nein, streicht das, das war Kuchiki-Taicho und er sah so zornig aus, dass Renji so schnell auf seinen Füßen war, wie die Soldaten, die gerade den Dienstplan begutachtet hatten, sich ihre Knie anschlugen. „Kommandant?“ „Warum höre ich Berichte, dass du Hand an den Erben gelegt hast?“ Renjis Mund öffnete sich, dann schloss er sich wieder. Die drei Soldaten, die ihre Köpfe mittlerweile gebeugt hatten, blickten neugierig auf. Renji war sich ziemlich sicher, dass durch sein Gesicht alle Art von Emotionen gingen, während er versuchte herauszufinden, was zum Teufel er sagen sollte. Man brauchte die Schamesröte nicht erwähnen, die er durch diesen sehr öffentlichen Anschiss bekam. Noch dazu in seinem eigenen, verdammten Büro. Die Sache war die, dass es grundlegend die Wahrheit war, aber was zum Teufel, Shinobu hatte gesagt, es wäre alles gut. Warum bekam er nun Ärger deswegen?!? „Du streitest es nicht ab? Renji, was hast du dir gedacht? Sie sagen, du wärst gewalttätig gewesen?“ „Schauen sie, es war nicht – können wir dieses Gespräch nicht in ihr Büro verlegen, Kommandant?“ Renji blickte bedeutungsvoll in die Richtung der Soldaten, die schnell wieder ihre Köpfe beugten. „Können wir, aber ich möchte jetzt eine Antwort“, sagte Byakuya. Renji funkelte Byakuya an, denn, ernsthaft, verstand er den Hinweis nicht? Diese öffentliche Zurschaustellung half Renjis Autorität in der Division nicht. Konnte Byakuya nicht bemerken, dass Renji versuchte zu signalisieren, dass jede Art von detaillierte und vernünftige Antwort sensible Informationen beinhalten würde? Wenn sie alleine wären, hätte Renji jede Menge Antworten für Byakuya, doch mit einem Publikum war er in der Zwickmühle. So verlockend es war, zurück zu schimpfen war keine Option. Nicht dem Kommandanten gegenüber. Nicht mit Renjis sehr öffentlichem Vergehen in Form von Ungehorsam. „Schön, ok. Schauen sie, ich habe einen Fehler gemacht“, sagte Renji. Er musste seine Fäuste an seinen Seiten ballen, damit er nicht die Arme verteidigend vor der Brust verschränkte. „Ich hatte meine Gründe, aber sie waren fehlgeleitet. Was den Rest betrifft, würde ich es wirklich bevorzugen, mich in ihrem Büro zu erklären, Kommandant.“ Endlich schien Byakuya die Tatsache zu bemerken, dass jede einzelne Seele in Hörweite aufmerksam lauschte. Ohne etwas zu sagen, machte Byakuya auf dem Absatz kehrt. Renji folgte Byakuya, als er hinausmarschierte und fokussierte mit den Augen das Bisschen der Nummer 6, die auf Byakuyas Haori und dem Stoff von dem geerbten Wildblumen-Seidenschal hervorschaute. Er wusste, dass sie hinter ihren Rücken flüsterten. Er war sich auch sicher, was die Leute sagen würden. Es wäre der gleiche, alte Scheiß darüber, dass Renji irgendetwas vermasselt hätte, denn er war der Typ, der keinen Kampf gewinnen konnte und dass es ein Wunder war, dass sich ein 6. Offizier der Elften am Posten des Vizekommandanten festhalten konnte. Schlimmer noch, sie begannen sich vermutlich zu fragen, ob das der Grund war, warum Renji immer auf Missionen geschickt wurde: Denn Köpfe einschlagen war das Einzige, wofür ein Typ wie er vermutlich gut war. Er zwang sich dazu, tief einzuatmen und versuchte, sich zu beruhigen. Es funktionierte nicht wirklich. Denn während des kurzen Gangs durch den Hof hatte Renji Zeit, sich über Byakuyas Verwendung von 'Hand angelegt' aufzuregen. Als würde er, zum Teufel noch mal, Renji die ganze schmutziger-Köter-Sache unter die Nase reiben. Auch wenn Renji in der Sekunde, als er den Erben gepackt hatte, wusste, dass er sich nicht 'seines Standes' entsprechend benahm. Aber das bedeutete nicht, dass Byakuya so etwas auch noch vor den Leuten aussprechen musste, die Renji befehligen sollte. Es waren ein Haufen von Leute in der Sechsten, die wegen Byakuyas Adelstitel zu ihnen gekommen war. Das Letzte, was Renji brauchte war, dass diese Leute das Gefühl bekommen, sie konnten sich vor Renji aufspielen, denn Renji konnte sie nur in ihre Schranken weisen, wenn der Kommandant ihn unterstützte. Dieser 'du hast kein Recht, anzufassen'-Scheiß war in dieser Lage genau das Gegenteil von Unterstützung. Als sie ihre Sandalen vor Byakuyas Büro auszogen, hielt Renji krampfhaft ein Knurren zurück. Zabimarus hallendes Zischen und Schnauben half dabei nicht. Doch Renji war entschlossen, nicht den Kopf zu verlieren. Also nahm er Haltung an, auch als Byakuya sich umwandte, um erneut anzufangen: „Warum sind meine alten Tanten überzeugt, dass du den Erben angegriffen hast?“ Ok, das riss Renji für einen Moment aus seinem Zorn. „Ich... was?“ Byakuya kniff sich, für einen Moment, in den Nasenansatz zwischen den Augen, seufzte und sagte dann: „Aus irgendeinem dummen Grund scheinen die Diener über dich zu tratschen. Sie scheinen zu denken, dass du den Erben grob behandelt hast und da du es nicht bestreitest, beginne ich mich zu fragen, was passiert ist, Renji.“ „Ich habe ihn irgendwie grob behandelt, ok? Ich habe ihn vielleicht sogar ein wenig geschubst“, als sich Byakuyas Augen weiteten, fuhr Renji fort: „Schau, ich habe bereits zugestimmt, dass es dumm war. Er ist aalglatt, oder nicht? Ich dachte, er würde mir entwischen, bevor ich die Chance habe, ihn zu fragen, warum er im Garten herumgeschnüffelt hat.“ Dunkle, geschwungene Augenbrauen zogen sich zusammen. „Herumschnüffeln? Welcher Garten?“ „Der Garten, in dem wir waren“, erklärte Renji und deutete mit einem Blick 'du weißt, der, in dem wir uns geküsst haben' an. „Behauptest du, Shinobu hat uns hinterher spioniert? Ist das der Grund, warum du mit solcher Gewalt hinter ihm her warst?“ Byakuyas Augen waren kalt, als er Renji unter seinem Blick fixierte. „Nicht direkt“, sagte Renji und fühlte sich langsam wirklich griesgrämig. „Und ich würde es nicht Gewalt nennen. Es war nur ein Schubser.“ „Mir ist es egal, was du denkst, was er getan hat. Schubse nie wieder den Erben, Renji.“ Renji war gerade dabei, seinen Mund zu öffnen und anzumerken, dass Byakuya anders darüber denken würde, wenn der Junge tatsächlich der Giftmischer gewesen wäre, als Byakuya hinzufügte: „Das ist ein Befehl.“ Oh, so lief der Hase also, was? Schön. „Ja, Kommandant“, sagte Renji in seiner besten 'Fick dich'-Stimmlage. Entweder bemerkte er Renjis brodelnden spirituellen Druck oder ignorierte ihn geschickt, denn Byakuya wandte sich um und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er schob ein paar Formulare herum, seine Augen auf die Arbeit, statt auf Renji gerichtet. „Ich habe gehört, dass Kommandant Ukitake nach dir gesucht hat? Hat er dich gefunden? Was wollte er?“ Auch wenn Byakuya ihm nicht gesagt hatte, dass er sich rühren konnte, entschied Renji, eine entspannte Haltung anzunehmen. Er lehnte den Rücken gegen den Türrahmen und gab nun endlich seinem Drang nach, seine Arme vor der Brust zu verschränken. „Nur seinen Partner decken, wie erwartet.“ „Ich verstehe“, sagte Byakuya. „Ich nehme an, dass du es geschafft hast, nicht den Kommandanten zu schubsen?“ Es war eine so offensichtliche Stichelei, dass Renji es schaffte, den Köder nicht zu schlucken. Stattdessen antwortete er trocken: „Knapp. Du weißt, er würde einen von diesen Hakuda-Tricks machen und mir einfach ausweichen, also dachte ich, es wäre die Mühe nicht wert.“ Byakuyas Lippen zuckten, als würde er noch versuchen sich zu entscheiden, ob er den Spruch amüsant oder ärgerlich fand. „Es ist offensichtlich, dass du mir nicht traust, dass ich komplizierte Situationen bewältigen kann“, sagte Renji. „Aber ich habe mich drum gekümmert. Wir sind wieder Freunde. Die Kommandanten wollen uns zum Abendessen einladen.“ „Was?“, Byakuya blickte endlich von seinem Schreibtisch auf. „Freunde? Wie hast du das geschafft? Und bist du dir sicher, dass das weise war, Renji? Kyōraku hat vielleicht Daisuke vergiftet.“ „Ja, nun ja, vielleicht hat er das. Du willst ihm deswegen den Arsch aufreißen. Bin dabei. Ich bin kein Raketenwissenschaftler, aber selbst ein Idiot konnte sagen, dass was auch immer Kyōraku vorhatte, Ukitake auch tief mit drin steckt. Vielleicht liege ich falsch, aber es schien für mich clever, langsam den Rückzug anzutreten.“ Byakuya schien darüber eine lange Zeit nachzudenken und sagte dann: „Vielleicht. Doch in der Zukunft bevorzuge ich, dass du die Verhandlungen mit den Kommandanten denen überlässt, die auf der gleichen Ebene stehen.“ Hat Byakuya plötzlich vergessen, dass Renji mit Bankai im Prinzip auf Kommandanten-Level war? „O-k“, sagte Renji ehrlich. „Das kann ich versprechen.“ „Gut.“ Es war offensichtlich die Entlassung, dich Renji rührte sich nicht. Er starrte Byakuya fest an, gewillt ihn einmal ein wenig zu bewegen und sich vielleicht zu entschuldigen, dass er wie eine Tonne Ziegelsteine auf Renjis Kopf hinuntergefallen war. Es war ein kleiner, verdammter Schubser, Renji hatte sich bereits dafür entschuldigt und Shinobu hatte deswegen kein Fass aufgemacht, also was zum Teufel? Byakuya ignorierte ihn, wie er es immer tat, gab vor, dass er total vertieft in den Bericht auf seinem Schreibtisch war. Renji wusste mit Sicherheit, dass die jährliche Inventarliste vom Lager nicht sonderlich fesselnd war, denn er hatte sie selbst geschrieben. „Ich sagte, dass es mir leid tut“, sagte Renji endlich. „Kannst du nicht verstehen, wie das vielleicht zustande gekommen ist? Ich dachte, du weißt schon, für einen kurzen Moment, dass Shinobu in die Vergiftung involviert sein könnte. Er ist Kommandant Kyōrakus Cousin, er-“ „Spreche den Erben als junger Lord Kuchiki an“, korrigierte Byakuya, ohne aufzublicken. „Vielleicht ist das Problem, dass du zu vertraut bist.“ Es hätte auch ein Schlag in die Magengrube sein können, da Renji die Luft ausging. „Ja?“ Byakuya blickte immer noch nicht auf und sagte: „Ja.“ Zu vertraut? Wie ein Diener, der hochnäsig wird, eh? Was zum Teufel. Das schien so sehr wie ihr gleicher, alter Scheiß, dass sich Renji fragte, ob das irgendeine gestörte, all umfängliche Bestrafung für den ganzen Vanilla Sex in letzter Zeit sei. Ja, dachte Renji, du sagst immer, es ist in Ordnung, dich zu berühren. Aber es ist es nie wirklich, was? Also blickte Renji Byakuya finster an, stieß sich von der Wand ab und sagte: „'Sakura', Arschloch.“ Byakuya war so erschrocken, Renjis 'gelbes Licht' zu hören, dass sein Kopf schnell hochfuhr und Renji schwören konnte, das Klirren der Ketten vom Kenseikan zu hören. „Renji, du kannst dein Sicherheitswort nicht in meinem Büro nutzen.“ „Habe ich aber gerade. Und ich denke, dass du respektieren musst wenn ich sage, dass du langsam machen sollst“, sagte Renji, als er zum Schreibtisch hinüber ging. Er stand für eine Sekunde über Byakuya, bevor er sich im Schneidersitz auf den Boden fallen ließ. Er legte seine Unterarme auf dem Tisch übereinander und lehnte sich zu Byakuyas Gesicht vor. „Vor 10 Minuten hast du mich mit einem Kuss verlassen. Nun sagst du mir, dass ich mich an meinen Platz erinnern soll. Womit hat das wirklich zu tun?“ Byakuyas Gesicht zuckte. Es war nicht viel, doch da war eine leichte Zuckung der Lippen, Augen und Augenbraue. „Ich... Dein Benehmen hat mich beschämt.“ Obwohl er Byakuya bereits gut kannte, wartete Renji immer noch auf mehr. Als nichts mehr kam, setzte sich Renji zurück und kratzte sich am Kopf. Ok, vielleicht lag der Schlüssel in diesen vier oder fünf Wörtern. Beschämt. Das war ein ziemlich heftiges Wort. Nicht 'in Verlegenheit gebracht' oder 'frustriert', sondern beschämt. Außerdem hat Byakuya, der normalerweise prägnant und direkt war, mit etwas über sich selbst angefangen und war dann zu etwas über Renji gewechselt. Also lag Byakuyas größtes Problem vielleicht bei sich selbst. Irgendwie. Ok, das Ganze mit dem Erben war also nicht von Shinobu gekommen, sondern von jemand anderem, einem anderen Familienmitglied. Was hatte er gesagt? Tanten, vielleicht? Ja, das schien richtig. Oder vielleicht der Diener einer Tante? Hmmm, Renji musste ziemlich tief in seinen Erinnerungen suchen, doch er dachte, dass er sich an Byakuyas große, unangenehme Spielerei mit dem Stalljungen erinnerte, die von seinem Dienstmädchen entdeckt wurde... oder Frau, richtig? Ja! Es war Eishirōs erste Frau gewesen. Verstanden. Byakuya wurde getriggert. Vielleicht war das auch eine beknackte Theorie, aber zumindest machte es irgendwie Sinn und gab Renji etwas, womit er arbeiten konnte. Doch was war die richtige Antwort? Wenn die Dinge so weitergingen, wie sonst, würde keine Anzahl von Sicherheitswörter helfen, denn Byakuya tendierte dazu, keinerlei 'Neins' zu hören, wenn er in seinen Demütigungsmodus verfiel. Renji brauchte Hilfe. „Bleib an diesem Gedanken dran“, sagte Renji und stand auf. „Ich komme wieder.“ Und so ließ Renji einen sehr verwirrten Byakuya zurück. Kapitel 42: Fear of Demons -------------------------- Nachdem er Byakuyas Büro verlassen hatte, ging Renji instinktiv in Richtung Dojo. Sein ganzer Körper war angespannt von zurückgehaltenem Ärger und zumindest durch ein paar Hakuda-Formen zu gehen, würde etwas davon lösen. Du solltest zulassen, dass wir ihn herausfordern, wisperte Zabimaru mit einem Zischen. Er stand an der Tür und zog seine Sandalen davor aus und ließ sie achtlos liegen. „Was, wenn er uns einfach nur den Arsch aufreißt?“ Und wenn er das tut?, fragte der Paviankönig. Vielleicht besänftigt das seinen Dämonen. Während dem Dienstwechsel vor dem Mittag war das Dojo fast leer. Die blasse Wintersonne schien durch die hohen Fenster und tauchte den polierten, formalen Ort in gedämpftes Licht. Staubpartikel tanzten in den dünnen Sonnenstrahlen, die den mit Matten ausgelegten Boden sprenkelten. Eine andere Seele stand in der entfernten Ecke und übte ihre Schwertform. Renji erinnerte sich, dass sie eine ranglose Rekrutin aus der Fünften war, die sie im Rang zurückstufen mussten. Während ihr Kidō bemerkenswert war, war ihr Zanjutsu schlimmer als das von Rikichi. Renji war erfreut zu sehen, dass sie ihr Training ernst nahm. Auch wenn die Trainingshalle fast leer war, vollführte Renji die Verbeugungen, während er eintrat. Zu Zabimaru wisperte er: „Also muss ich den Schlag einstecken, egal was? Du sagst, ich soll zulassen, dass er uns im Kampf fertig macht, damit ich den Scheiß aus dem Schlafzimmer halten kann?“ Ein Kampf kann therapeutisch sein, sagte der Paviankönig. Der Schlangenschwanz zischte: Und überhaupt, wer sagt, dass wir uns so einfach fertig machen lassen? Renji musste darüber nachdenken. Auf der einen Seite machte das Sinn, auf der anderen… Nun ja, es war sein Stolz, nicht wahr? Er nahm Haltung an und ging durch eine ziemlich schwierige Form, die Hakuda mit Schwertarbeit kombinierte. Er hatte Probleme mit dem Teil, bei dem er nach dem Abrollen direkt einen Drehkick platzieren sollte. Daher dachte er sich, er könnte die ganze Sache durchgehen, bis sie sich richtig anfühlte. Renji bewunderte immer diese super akrobatischen Bewegungen der Typen aus der 2. Division, aber sein klobiger Körper war nicht wirklich für Finesse gebaut. Dennoch war sein Motto: Du kannst nicht wissen, wozu du in der Lage bist, bis du es nicht versucht hast – und ungefähr 6 Millionen Mal geübt hast. Während er in den Schlag-Tret-Schlitz-Rhythmus kam, dachte Renji über Zabimarus Worte nach. Es war eine gute, kurzfristige Lösung. Byakuya wollte ja eh heute ein bisschen gemeinsam trainieren. Vielleicht würde es funktionieren, wenn Byakuya Renji in einem Kampf demütigen konnte, wenn er es schaffte, dass Renji ihm zu Füßen lag, dann müsste er vielleicht die Szene während des Sex so oft wiederholen. Doch alleine der Gedanke daran brachte ein Schnauben auf Renjis Lippen. Außerdem, würde Byakuya Kidō nutzen und Renji hasste es, wie hilflos ihn das machte. Dennoch war es besser, diese Erniedrigung vollständig bekleidet zu erleiden, mit Zabimaru in der Hand und im Kampf untergehend? Ja, irgendwie war es das. Aber würde das ihr Problem lösen oder würde Renji einfach dabei enden, zwei Mal Byakuyas Sandalen zu lecken? Einmal war verdammt noch mal genug. Doch auf der anderen Hand könnte Renji absolut eine öffentliche Tracht Prügel einstecken, wenn er eine Garantie bekommen könnte, dass es das dann auch war. Da er nach dem Tritt seltsam landete, begann Renji die Form erneut. Renji wusste, dass er mit jemanden reden musste, der von dieser Art von Dingen Bescheid wusste. Doch er hatte keine Ahnung, wer das sein könnte. Sein Körper ging die gewohnten Bewegungsmuster durch, während er potentielle Experten in Gedanken duchging. Als Erstes fiel ihm Matsumoto ein. Es war vielleicht nicht wahr, aber sie tat so, als hätte sie eine Menge sexuelle Erfahrungen im Allgemeinen und sie war insbesondere eine Freundin von Gin Ichimaru gewesen. Sie musste eine Art Gespür haben, wie man mit... schwierigen Personen umging. Nicht, dass Byakuya in irgendeiner Weise an Ichimaru rankommen würde, aber vielleicht hatte sie einen Rat. Doch da gab es allerhand von Problemen, wenn er sich bei Matsumoto ausheulte. Renji und Byakuya hatten überlegt, öffentlicher mit ihrer Beziehung umzugehen, aber Matsumoto von etwas zu erzählen, von dem du wolltest, dass es nicht die ganze Seireitei erfuhr, schien ziemlich dämlich. Sie war von Natur aus eine Tratschtante. Das war eines ihrer besten Eigenschaften. Und das war das andere Problem. Denn diese sehr bekannte Paar von ihrer anderen besten Eigenschaft, lenkte Renji immer total ab. Nur zu leicht konnte er sich vorstellen, wie das Gespräch in Trostsex enden würde. Das war eine andere 'finale Lösung' für ihr Problem, aber Renji wollte mit Byakuya Schluss machen, sollte er den Arsch zusammenkneifen und zurück ins Büro marschieren, um ihm das zu sagen. Also, selbst wenn sie vielleicht einen guten Rat geben könnte, war Matsumoto raus. Dieses Mal war die Landung technisch perfekt, doch er fühlte sich immer noch so aus dem Gleichgewicht geraten, dass er eine vermeidlich einfache Drehung und einen Schwertstreich verpfuschte. Er ließ Zabimaru wieder in die Schwertscheide gleiten und fing noch einmal von vorne an. Er atmete durch und fokussierte sich. Er hatte diese Reihenfolge von komplexen Bewegungen bereits oft genug gemacht, dass er zu schwitzen begonnen hatte. Die körperliche Erschöpfung half ihm, sich wohler mit den Formen zu fühlen – er ging die Bewegungen einfach durch, wortwörtlich mit weniger Kopf, dafür mit mehr Erinnerungen in den Muskeln. Die Person, von der sich Renji wünschte, er könne sie darüber ausfragen, wie er mit Byakuyas Launen umgehen könnte, war Hisana. Aber dann noch einmal, vielleicht war Byakuya mit Damen nicht so seltsam. Immerhin hatte die ganze Sache, die ihn so aufgebracht hatte – und es so schien es immer – etwas mit dem Stalljungen zu tun. Renji fragte sich, was mit dem Burschen passiert war. Wurde der Stalljunge still und heimlich einem anderen Haushalt zugewiesen oder wurde er zurück in den Rukongai geworfen? Falls es Letzteres war, war er vermutlich schon tot. Wenn es Option ‚A‘ war, konnte er vielleicht gefunden werden. Aber was dann? Würde Byakuya jemals mit ihm reden wollen? Wenn er es könnte, würde das irgendetwas ändern? Dieses Mal schaffte Renji die Landung und ging die ganze Form ohne einen einzigen Fehler durch. Applaus brach aus, als er fertig war. Renji war überrascht, eine kleine Ansammlung zu sehen. Er beugte seinen Kopf zum Dank, als er zur Seite ging. Die ranglose Kidō-Expertin tätschelte Renjis Arm leicht und sagte: „Du hast mich inspiriert, Senpai. Es ist gut zu wissen, dass es da auch Dinge gibt, bei denen du Probleme hast, sie zu meistern.“ „Heh“, sagte Renji und zog verlegen an seinem Pferdeschwanz. „Du veräppelst mich? Jeder weiß, dass ich selbst dann noch kein Kidō wirken könnte, wenn es um meine Seele geht.“ „Ja“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln. „Aber die Schwertkunst ist etwas, indem du gut bist und trotzdem musst du immer noch üben.“ Er nickte, klopfte mit der Hand auf ihre schmale Schulter. „Das ist wahr. Da ist immer noch Platz, um besser zu werden.“ Kinjo stieß Renji leicht in die Rippen und sagte: „Ja, es ist immer einfacher, wenn du mit so einer niedrigen Hürde startest.“ „Hey!“, sagte Renji, und schlug Kinjo spielerisch auf den Kopf, aber hart genug, um zu zeigen, dass er es genau so meinte. „Ich hatte hier einen lehrreichen Moment!“ Über das Gelächter der Anwesenden schnitt eine Stimme: „Und dieser war sehr gut, Vizekommandant.“ Byakuya stand an der Tür zum Dojo. Sein plötzliches Erscheinen ließ alle panisch werden, als seien sie sich nicht sicher, wie sie sich im gegenüber in dieser lockeren, informellen Umgebung verhalten sollten. Doch Byakuya drehte ihnen den Rücken zu und sagte: „Mittagessen wartet, Renji.“ Renji wollte gerade versuchen, eine Ausrede dafür zu finden, doch sein Magen knurrte so laut, dass der Laut im Dojo widerhallte. Kinjo lachte schnaubend. Das ranglose Divisionsmitglied musste mit dem Ärmel ihr Gesicht verdecken. „Richtig. Ich gehe besser.“ Während sie zum Hauptteil der Division gingen, drehte Byakuya seinen Kopf leicht und fragte über die Schulter: „Soll das heißen, dass du unser Gespräch so abrupt beendet hast, weil du den plötzlichen Drang verspürt hast, zu trainieren?“ Da war ein leichtes Necken in Byakuyas Stimme, doch Renji antwortete ehrlich: „Ich musste nachdenken. Das ist es, was ‚Sakura‘ bedeutet, du Trottel. Es bedeutet, mach langsam, ich brauche Zeit um mit etwas klarzukommen.“ Leiser murmelte er: „Und es war kein ‚Gespräch‘, es war ein Streit.“ Byakuya hob eine dünne Augenbraue und wandte sich ab. „Wie auch immer“, wagte sich Renji. „Vielleicht war es ein Aufwärmen für später.“ Byakuya kam an den Stufen an, die zu seinem Büro hinauf führten. Er hielt lang genug inne, um Renji noch einmal kurz über seine Schulter anzuschauen. „Planst du, mich mit Schwertform 53 zu überfallen?“ Renji lachte. „Würde es funktionieren?“ Byakuya dachte den ganzen Weg bis zur Tür seines Büros darüber nach. „Nun ja, es würde mich überraschen.“ Als sie die Schuhe ausgezogen hatten, öffnete Renji die Tür für sie. Er konnte den typischen Geruch von Tonkatsu, ein frittiertes Schweineschnitzel, riechen, als sie hineingingen. Kein Wunder, dass Byakuya kam, um ihn abzuholen. Die Köchin hatte völlig übertrieben, es war viel zu viel Essen für einen. Neben dem Schwein war da auch noch Miso-Suppe, Reis, geschnittener Kohl und eingelegte, wilde Zwiebeln. Er setzte sich auf seinen gewohnten Platz und sagte: „Sieht köstlich aus.“ „Ja“, sagte Byakuya, ohne Renji in die Augen zu schauen. „Du siehst, warum ich nicht zulassen konnte, dass es verkommt.“ Renji wusste, dass es eine Art Entschuldigung bedeutete, doch es war schwach. Dennoch sah das Essen lecker aus. Vielleicht konnte er einer Waffenruhe zustimmen – zumindest bis alles aufgegessen war. Byakuya sprach den Segen. Renji begann, das Essen aufzuteilen, während Byakuya den Tee einschenkte. Es war fast heimelig. Entschlossen, das Ganze nicht zu ruinieren, bis das Essen vorbei war, behielt Renji seinen Mund geschlossen – außer, wenn er noch mehr Essen hineinschaufelte. Er konnte Byakuyas Blick auf sich spüren, kühl und neugierig. „Du bist gegangen, um nachzudenken“, fragte Byakuya nach einem Bissen Reis. „Hast du irgendetwas entschieden?“ Renji kaute auf seinem Stück Schwein herum und dachte, dass er bereits genug gegessen hatte, um ehrlich zu sein. Er schlürfte ein wenig von seiner Suppe und sagte dann: „So in etwa. Ich denke, dass ich es vielleicht zulassen, dass du während unseres Trainings meinen Kopf in den Boden rammst.“ Byakuya legte seine Stäbchen in den Halter. „Mich lassen?“ „Aww, versteh es nicht falsch“, sagte Renji und sah, wie Byakuya seine Augenbrauen stolz bog. „Ich werde dich fair bekämpfen. Glaubst du, dass Zabimaru sich jemals zurückhalten würde, wenn es gegen Senbonzakura geht? Ich warte seit Ewigkeiten auf eine Revanche.“ „Also schön“, sagte Byakuya skeptisch. „Wir werden kämpfen. Ich dachte, wir hätten das bereits entschieden. Warum musstest du darüber nachdenken?“ Renji stahl sich den letzten Rest Eingelegtes. Er blickte zu Byakuya und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu lesen, doch da gab es nicht viele Anhaltspunkte. „Weil wir irgendwann wieder zu dem Spanking-Zeugs zurückgehen und ich möchte nicht, dass es darum geht, mich an meinen Platz zu erinnern. Du musst mich zurechtweisen, schön. Ich möchte es nur geradewegs und nicht von der Seite, sodass es am Ende einen guten Fick zerstört.“ Die Worte kamen ganz natürlich heraus, locker, doch Byakuya war danach so leise, dass Renji dachte, dass Byakuya vielleicht aufgehört hatte, zu atmen. Renji aß während er auf Byakuyas Antwort wartete, denn warum nicht. Außerdem brauchte er vielleicht Energie, wenn die Dinge schnell hässlich werden würden. „Ich glaube nicht, dass es mich sehr kümmert, was für eine Person ich in deinen Gedanken bin, Renji Abarai“, sagte Byakuya monoton, ohne aufzublicken. Nur ein Idiot würde den Schmerz in der Frage nicht hören können: „Denkst du wirklich, dass ich so bin?“ Auch wenn Berührungen immer heikel waren, streckte Renji eine Hand aus, um Byakuyas Oberschenkel zu drücken. Muskeln versteiften sich unter Renjis Berührung, doch Renji ließ seine Hand dort ruhen. „Nein, Babe, tue ich nicht – nicht die ganze Zeit, nicht einmal die meiste Zeit. Ich liebe dich. Aber du weißt, dass es uns passiert ist. Es ist uns so oft passiert. Ich verbocke was und du hast im Kopf, dass du mich bestrafen musst. Was ich sage ist, dass es mir egal ist, wenn du das tust. Tu es. Ich bin dabei. Aber dieses Mal möchte ich eine klare Linie. Ich möchte die Bestrafung als Bestrafung und das Spanking als etwas Eigenständiges und Spaßiges, nicht alles miteinander vermischt, ok?“ Als Byakuya aufblickte war sein Blick roh und verletzlich. „Du möchtest, dass ich… dich schlage? Du möchtest, dass ich dich schlage, wenn du eine Grenze überschreitest?“ Mit einem weiteren, mitfühlenden Drücken von Byakuyas Oberschenkel, sagte Renji: „Sozusagen? Aber denke nicht, dass ich mich darauf freue, dass du mich auf den Hof hinausnimmst und mich mit einem Stock schlägst. Ich bin nicht dein Hund, den du auspeitschen kannst. Was ich sage: Lass uns die Dinge Mann gegen Mann durcharbeiten, mit einer ordentlichen Prügelei.“ Byakuya fokussierte sich für eine lange Zeit auf Renjis Hand auf seinem Oberschenkel. Einige Zeit ging vorbei und Renji hatte keine Ahnung, was Byakuya durch den Kopf ging. Doch er konnte etwas in Byakuyas Reiatsu spüren… atmen, entspannen. Leise murmelte Byakuya: „Mann gegen Mann.“ Er schüttelte den Kopf, als sei er verzweifelt. „Ist das nicht… barbarisch?“ Renji tätschelte Byakuyas Oberschenkel, dann ließ er los und lächelte. „Vielleicht.“ „Es ist mehr als offensichtlich, dass du von dem Kenpachi trainiert wurdest“, sagte Byakuya mit einem kleinen Schnauben, doch Renji erkannte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Doch dann zogen sich seine Brauen zu einem Stirnrunzeln zusammen. „Doch ein Kampf als Bestrafung…“ „… ist besser, als Sex zur Bestrafung“, unterbrach Renji. Er ließ die Worte erst einmal sinken und schenkte Byakuya Tee nach. „Das wird jetzt ironisch sein, weil es von mir kommt, ich denke, dass ist eine Sache von sozialem Stand.“ Byakuya hatte die gefüllte Teeschale an seine Lippen gehoben, doch hielt dann verwirrt inne. „Sozialer Stand? Wie das?“ „Vielleicht liege ich falsch, aber nur vom zuschauen her denke ich, dass ein Gentleman zu sein auch etwas mit Einschränkungen zu tun hat. Du möchtest mir einen Schlag gegen den Kopf verpassen, weil ich ein Volltrottel bin, aber du tust es nicht, weil – nun ja, ich weiß tatsächlich nicht warum, aber ich erinnere mich daran, dass Ukitake dich einmal davon abgehalten hat, mich zu schlagen. Dort wo ich aufgewachsen bin, auf den Straßen, so geschlagen zu werden - wenn du bescheuert warst – ist einfach eine Sache, die passiert. Das schüttelst du ab. Es hat nicht keine Bedeutung.“ „Dein nutzen von doppelten Verneinungen verwirrt mich, Renji“, sagte Byakuya. „Aber ich scheitere daran sowieso daran, dein Argument zu erfassen. Nur weil etwas 'eine Sache' ist, heißt es nicht, dass es richtig ist.“ „Ja, nein, lass mich versuchen, es zu erklären. Ich möchte nicht, dass du falsch verstehst, was ich sage, aber ich versuche hier etwas Wichtiges zu erklären.“ Renjis Hände fanden Dinge, die er auf dem Tisch wegräumen konnte, um seine Gedanken sortieren zu können. „Ein körperlicher Kampf wegen Differenzen, diese Sache war immer ein Teil meines Lebens. Manchmal ist der Typ stärker als du, also musst du deine Tracht Prügel einstecken, aber der Kampf an sich ist nicht unfair, weil du für dich selbst einstehst, verstehst du?“ Byakuya tat es offensichtlich nicht, zumindest nicht vollständig, aber er schien es zu versuchen. Renji seufzte frustriert. „Es ist meine Kultur, ok? Du schlägst, du wirst geschlagen. Du benutzt so etwas, um die Rangordnung auszuloten, aber es ist alles, ich weiß nicht, so etwas wie ein Hintergrundgeräusch.“ Byakuya nahm seinen Tee auf und trank ein paar Schlucke. „Ich kann damit im Kopf gegen dich kämpfen, doch du hast vielleicht damit nur erreicht, dass ich noch zögerlicher bin“, sagte er schlussendlich. „Denn jemanden zu schlagen, nur weil ich ihm einfach nicht zustimme... nun ja, das ist etwas wogegen ich konstant wachsam sein muss. Ich bin bereits gefährlich nah dran, wie mein Großvater zu werden.“ Opa schon wieder. Wann immer sie diese Art von schwierigen Themen ansprachen, schien er oft aufzutauchen. Wenn Renji in die Zeit zurückreisen könnte, hätte er Ginrei Kuchiki eine Menge zu sagen und eins davon würde sein: 'Lass Byakuya verdammt noch mal zufrieden, du Arschloch. Deine kranken Ideen von Korrektur machen ihn nur noch kaputter.' Doch nun waren Byakuya und Renji wieder in einer Sackgasse. Wenn Byakuya seine Kontrollprobleme mit einem Schlag auf den Kopf nicht in den Griff bekommen würde, würde es sich nicht alles wieder im Schlafzimmer in einer unspaßigen Art und Weise manifestieren? „Nun ja“, sagte Renji mit einem Achselzucken. Er fand noch einen kleinen Schnipsel Kohl und warf es sich in den Mund. Dann stapelte er die Schalen. „Vielleicht funktioniert ein Trainingskampf trotzdem.“ Falls das ganze Gerede die Sache nicht ruiniert hat, zischte Zabimaru. Renji stand auf. „Bist du bereit?“ Byakuya nickte, doch er sagte. „Ich vermute.“ Byakuya war überrascht als sie sich im Blitzschritt dem Sōkyoku-Hügel näherten. Die emporragende Felsformation trug immer noch die Narben der jüngsten Schlachten und der Zerstörung des Hinrichtungsplatzes. Ein trostloser Wind heulte und zog an seinem Haori und seinen Haaren. Senbonzakuras Lied wurde misstrauisch, da der Ort ihrer ersten und einzigen Niederlage so nah war. Sicherlich war der Ort groß genug für Hihio Zabimaru, doch er war kaum privat. Die ganze Seireitei wäre in der Lage, sie dort kämpfen zu sehen. Und in Anbetracht, wie belastend das Ganze nach ihrem Gespräch geworden war, war sich Byakuya nicht vollkommen sicher, ob das eine gute Idee war. „Renji-“ Byakuya verlor seinen Gedanken, als Renji ihm den Eingang zu einer Höhle an der Seite des Hügels zeigte. „Was ist das?“, fragte Byakuya und kam hinüber, um es sich anzuschauen. „Schau es dir an, das ist Uraharas geheimer Trainingsplatz. Zabimaru hat den Platz gefunden. Hier haben wir Bankai gelernt.“ „Tatsächlich?“, Byakuya blickte über Renjis Schulter, als er eine Art versteckte Tür öffnete. Ein Schwall sommer-warme Luft kam ihnen entgegen, als sich die Tür öffnete. Aus irgendeinem Grund war dort auch Sonnenschein. Renji sprang ohne zu zögern hinein, Byakuya folgte zögerlicher, formte sich Treppenstufen aus seinem Reiatsu. Er begann, die versteckte Tür hinter ihnen zu schließen, doch hielt dann inne und fragte sich, wie sie ihren Weg hinaus finden sollten, ohne dieses Guckloch zur Seireitei in Mitten des falschen Himmels von diesem Trainingsplatz. Es war eine seltsame Landschaft – fremdartig und doch irgendwie vertraut. Braune Sandsteinhänge, sengende Sonne und wehender Sand. Es war wie das Positiv von einem Fotonegativ aus Hueco Mundo. Renji hatte einen weitläufigen, offenen Platz gefunden und schien sich mit Dehnübungen für den Kampf vorzubereiten, was ihn wie eine sinnliche, rothaarige Katze aussehen ließ. Byakuya wandte sich ab, betrachtete angeblich die Landschaft, doch in Wahrheit brauchte er etwas Anderes als Renjis Körper, auf das er sich fokussieren konnte. Es würde schwierig werden, Renji das zu geben, was er sich wünschte. Byakuya hatte sehr aufmerksam zugehört und er glaubte zu wissen, dass Renji von ihm eine Art leidenschaftliche Auseinandersetzung haben wollte. Ein Kampf der irgendwie anstelle einer... ...sexuellen Bestrafung stand? Um ehrlich zu sein, hatte Renji ihn an dieser Stelle verloren. Doch das hatte kaum Bedeutung. Das Problem war, dass Senbonzakura nicht die Waffe war, die man mit rasender Leidenschaft benutzte. Anders als Zabimaru war Senbonzakura kein Dämon. Sie waren ein Instrument der Präzession, Kontrolle und Konzentration. Byakuyas Shikai war keine Waffe, die dafür gebaut war, jemanden Verstand einzuprügeln – oder was auch immer Renji während seiner Zeit mit diesen Barbaren in der Elften gewohnt war. Und doch war es Renji so wichtig gewesen, diese Art von 'Lösung' zu artikulieren. Daher wollte Byakuya diesen Gedanken nicht sofort abschmettern. Vielleicht, wenn sie für eine Weile Shikai aus der Sache hinauslassen? Er drehte seinen Kopf leicht, um über die Schulter zu sprechen: „Wenn du wirklich wünschst, dass es ein 'Kampf' wird, ist es vielleicht besser, wenn wir uns nur auf die Klingen begrenzen.“ Renji hielt für eine Sekunde inne, bevor er wieder in eine tiefe Dehnung beugte und sagte: „Kein Shikai oder Bankai, verstanden.“ Er blickte auf, seine Augen glühten in dem seltsamen Licht der Höhle. „Das bedeutet, auch kein Kidō, richtig?“ Byakuya beugte seinen Kopf zustimmend. Er hatte bereits entschieden, dass er Kidō unterlassen würde, da es den Kampf zu einem viel zu schnellen Ende bringen würde. Niemand von ihnen schlug vor, Shunpō sein zu lassen, da es viel zu stark in ihrem Training verankert war. Er begann sich ebenfalls fertig zu machen, als Renji ihn mit einer weiteren Bitte völlig überrumpelte. „Zieh den Haori aus, ja?“ Byakuya war gerade dabei gewesen, sein Schwert zu ziehen, doch seine Finger schwankten am Griff und er blickte Renji misstrauisch an. Er stand da mit seinen Armen vor der Brust verschränkt und das Kinn fast schon störrisch nach vorne gereckt und sagte: „Ich möchte gegen dich kämpfen, nicht gegen meinen Kommandanten.“ Was das eine dieser undeutlichen Grenzen von Renji? Byakuya musste zustimmen, dass das Weiß des Kommandanten-Haori einen greifbaren Unterschied zwischen ihnen darstellte und dieser hatte vermutlich keinen Platz in diesem besonderen Gefecht. Außerdem sah er keinen Grund, diese Bitte abzuschlagen. Er war schon fast versucht, als Bezahlung für diese Bitte zu verlangen, dass Renji sein Haarband abnahm, doch das würde einfach nur zu mehr Ablenkung führen. Er glitt aus dem Haori und zog auch den Schal aus, legte sie über seinen Arm. „Wir haben keinen Shinpan, keinen Schiedsrichter. Wie wird der Kampf entschieden?“ Renji zuckte mit den Achseln. „In der Elften hat immer der gewonnen, der als Letztes noch stand.“ „Bewundernswert, da bin ich mir sicher, aber kaum praktikabel, wenn wir diesen Nachmittag noch eine Division zu führen haben“, Byakuya runzelte die Stirn, während er sprach. Renjis Wangen waren errötet und sein Blick wanderte immer wieder zu Byakuyas, nun entblößten, Nacken. Den Schal zu entfernen war offensichtlich genauso ablenkend für Renji, wie offene Haare es für Byakuya wären. Das machte die Lösung für das Problem offensichtlich, wenn auch etwas nostalgisch. Es gab etwas an diesem Ort, den Renji an Yoruichi erinnerte, auch wenn er nicht genau sagen konnte, was es war. „Dann sollten wir uns gegenseitig voneinander etwas stehlen“, sagte Byakuya und wickelte sich geschickt den Schal wieder um. Dabei erntete einen missmutigen, wenn auch viel klareren Blick. „Ich werde dein Haarband stehlen, während zu versuchst, mir meinen Schal zu entwenden. Der Erste, der den anderen auszieht, hat gewonnen. Anstatt auf eine Antwort zu warten, bewegte er sich mit Shunpō zum nächsten Stein und ließ den Haori dort zurück, wo er dieses Mal nicht zerstört werden sollte. Als er sich umdrehte, grenzte Renjis Grinsen an Wildheit und als er Zabimaru zog, sang die Klinge mit dem Zischen von Stahl. Ah, also war die Zeit für Worte vorbei. Obwohl er bereit war, hätte Byakuya Renjis erste Attacke beinahe verpasst. Schnell und bösartig, mit einem Shunpō angetriebenen Sprung nach vorne, sauste die Attacke auf ihn hinunter. Seine Instinkte ließen Byakuya den Schlag ablenken, statt zu versuchen, sie komplett blocken zu wollen. Ihre Klingen glitten auseinander und Schmerz strahlte vom Aufprall von seinen Finger aus. In seinem Kopf stiegen die Stimmen von Senbonzakura in einer ungläubigen Anmerkung an, welch pure Kraft sie gerade Zeuge wurden. Wieder und ohne einen Moment zu zögern, kam Renji mit einem schnellen und harten, für zusätzliche Kontrolle zweihändigen, Schlag zurück und dieses Mal hatte Byakuya keine andere Wahl, als mit Shunpō das Gewicht dieses Schlags zu entgehen. Woher kam all diese zusätzliche Kraft? Da war nun so viel mehr als bei diesem letzten, schicksalhaften Mal, als er und Renji die Schwerter gekreuzt hatten. Doch das war nur einige Stunden gewesen, nachdem Renji Bankai gemeistert hatte und er hatte seitdem die Möglichkeit gehabt, zu üben. Lange Tage der Übung, erinnerte sich Byakuya, als er einen von Zabimarus Schlägen parierte und endlich selbst zum Gegenangriff ansetzen konnte. Seine Attacke wurde wie ein lästiger Käfer zur Seite gewischt und es brauchte alle Selbstkontrolle von Byakuya, nicht mit Kidō nachzusetzen, wie er es in einem echten Kampf getan hätte. In diesem Moment der Unaufmerksamkeit, fuhren heiße Finger seinen Nacken entlang. Byakuya duckte sich unter der Berührung, drehte sich und streckte sich selbst, spürte raue Haare in seinem Griff, als Renji mit einem Blitzschritt entkam. Renji hielt in kurzer Entfernung an. Er hockte sich auf einen nahegelegenen Fels, grinste sogar noch breiter, als zuvor. Renjis Körpersprache strahlte die arrogante, animalische Selbstsicherheit aus, die Byakuya in seinen dunkelsten, geheimsten Träumen verfolgte. Für einen kurzen Moment war Byakuya zurück, gefangen in seinem Raum mit einem unersättlichen Dämon, der entschlossen war, sein Verlangen zu stillen. Angst ging durch Byakuyas Körper. Das Verlangen, den Dämon zu unterdrücken überwältigte beinahe seine rationalen Gedanken. Kidō kitzelte an seinen Fingerspitzen. Nur der plötzliche, ausgesprochen menschliche Ausdruck von Verwirrung auf Renjis Gesicht ließ den Zauber abebben, was ihm die Möglichkeit gab, ihn in seiner Faust einzuschließen. „Bist du in Ordnung?“, rief Renji, alle Ähnlichkeit zu dem Dämon fiel von ihm ab, als er aufstand und ihn besorgt anblickte. Byakuya hob sein Kinn und sein Zanpakutō, die plötzliche Angst schwand genauso schnell, wie sie aufgekommen war. „Natürlich. Warum sollte ich das nicht sein?“ „Du sahst, keine Ahnung, für eine Sekunde verschreckt aus.“ War er so einfach zu lesen? Nicht für jeden, doch für Renji, da war sich Byakuya sicher. Und doch las ihn Renji mit einer solchen Genauigkeit, dass es manchmal beunruhigend war. Als würde seine innerste Seele entblößt. All das, was ihn so viele Schmerzen gekostet hatte, es zu tief zu vergraben und hinter unzähligen Verteidigungsmauern zu sichern, bis dieser Mann vorbei kam, dieser wiedergeborene Streuner aus Inuzuri, der durch all das sehen konnte und sich in sein in einer solche Weise in sein Herz gekämpft, dass Byakuya manchmal das Gefühl hatte, sich nirgendwo mehr verstecken zu können. Nirgendwo außer den hohen Mauern seines Geburtsrechts und Rang, welches er nutzte, um Renji hinunterzudrücken, jedes Mal wenn er ihm zu nahe kam. Er beugte die Spitze von Senbonzakuras Klinge ein wenig. Die Ausrede, um ihn zu unterdrücken und von sich weg zu schieben war immer Renjis Dämon und Byakuyas eigene tiefsitzende Angst gewesen, dass Renji weitaus weniger Kontrolle darüber hatte, als er vorgab. Byakuya war seit dieser Nacht immer entschlossen gewesen, dass wenn Renji keine Kontrolle hatte, er den Dämon für ihn kontrollieren müsse. Doch der Dämon war niemals wirklich zurückgekehrt, nur der Geist von ihm. Egal wie schlecht Byakuya Renji behandelt hatte, der Dämon hatte niemals seine Fangzähne gebleckt… geschnaubt und gespien vielleicht, aber nichts mehr in der Art, wie an jener Nacht. Nein, der wahre Dämon war Byakuyas Angst. Die Angst vor der Nähe, die Angst des Scheiterns… die Angst vor Leidenschaft. Die Angst, dass sein Großvater recht mit ihm hatte, dass er niemals gut oder korrekt genug war, dass niemand jemals stolz auf jemanden sein könnte, der so kaputt und schwierig wie er war. „Byakuya?“ Renji stand da, seine Haltung weit geöffnet, unaufmerksam. Genauso wie seine Worte. Es war nur ‚Byakuya‘ gewesen, nicht Kommandant oder sogar ‚Babe‘. Keine falsche Distanz zwischen ihnen, kein ‚Respekt‘ oder Achtung, keine Demut oder Ehrerbietung. Es war wirklich furchteinflößend, wie intim und direkt es war. Vollkommend angsteinflößend, wie das Gefühl eines freien Falls. Aber auch beglückend. Byakuya schüttelte sich mental und hob Senbonzakura wieder. „Tritt gegen mich an, mit allem, was du hast“, sagte er. Angst schärft meine Sinne, doch ich bin nicht verängstigt. Kapitel 43: Sexy Beast ---------------------- Als Renji dieses Mal kraftvoll auf ihn zu kam, war Byakuya mehr als bereit. Anstatt dort zu stehen und den Schlag abzuwarten, machte er einen Schritt nach vorne und nutzte seine Klinge, um Zabimaru abzulenken. Aus dem Gewicht gekommen, stolperte Renji zurück, fluchte in einer, für Byakuya, zufriedenstellenden Art und Weise und riss seinen Kopf herum, um seine Haare aus seinen Händen zu befreien. „Du kannst nicht erwarten, dass dein Gegner sich auf sein Tempo anpasst. Sei bereit, das auszugleichen“, sagte Byakuya, brach kurzzeitig die Verfolgung der roten Strähnen ab und wiederholte eine der Grundregeln von Zanjutsu. Es hatte es als Neckerei gemeint, doch Renji wirbelte mit einem Schnauben herum, doch seine Lippen waren mehr durch Ärger auf sich selbst, als durch Wut auf ihn kräuselt, dachte Byakuya. „Ja, hab’s kapiert“, zischte er und machte mit einer Hand eine Bewegung in der Luft, als wolle er den Ratschlag wegwischen. „Werde den Fehler nicht nochmal machen.“ Renji trat ein paar Schritte zurück, hielt nun mit beiden Händen Zabimarus Griff, seine Augen waren achtsam. Staub wirbelte kreisförmig zu ihren Füßen auf, während Byakuya auf die nächste Attacke wartete, die auf jeden Fall kommen würde, denn Renjis Geduld war niemals wirklich sehr ausgeprägt. Selbst wenn die Sonne Renjis Haare wie Feuer leuchten ließ und schien auf seine Stirntattoos, missmutig und wild, während er ging wie ein Tier. Die Furcht, die Byakuya gefühlt hatte, hatte ihn komplett verlassen – und war von einer Art elektrisierende Wahrnehmung ersetzt worden, die alles heller und kühner erschienen ließ. Endlich kam Renji zur Attacke auf ihn zu. Byakuya konterte den Hieb, welcher zu einer Gegenattacke wurde, den Renji aber parieren konnte. Seine Augen weiteten sich leicht, als eine Welle von Hieben folgte, jeder traf Stahl, während ihre Klingeln klirrten und rutschten, dabei die Luft mit dem Klang eines Kampfes füllten. Die beide atmeten schwer, als sie sich von voneinander entfernten. Byakuyas Schal hatte sich etwas abgewickelt und die Hälfte von Renjis Haaren baumelten lose aus dem Haarband heraus. Keiner von beiden war siegreich gewesen, doch auch niemand musste sich geschlagen geben. „Hah!“, jubelte Renji, sein Grinsen triumphierend. Er zog eine Hand durch sein Gesicht, dort wo Schweißperlen die Haut hinuntergelaufen waren und Streifen von Dreck auf Wangen und Nacken hinterlassen hatten. Dann warf er seinen Kopf zurück, um seine blutroten Haare aus seinen Augen zu schieben. Byakuyas Puls hämmerte bei dem Anblick, das Bild von Renji so vollkommen wild und ungezähmt brannte sich in seine Gedanken, wie das Nachbild der Sonne selbst. Gott, gab es denn kein Ende in seinem Verlangen für diesen Mann? Er schluckte sein Verlangen hinunter und startete eine neue Attacke. Dieses Mal, statt von oben zu kommen, nahm er das Risiko in Kauf, wechselte die Hand mitten im Angriff und attackierte flach. Renji erkannte die Strategie sofort und Byakuya kam noch gerade so mit einem intakten Schal davon. „Der Trick funktioniert bei mir nicht“, rief Renji als sie wieder ein wenig Distanz zwischen sich hatten. „Senpai kämpft so immer. Während ich gegen ihn gekämpft habe, habe ich gelernt, meine Augen auf dem Schwert zu halten, nicht auf die Hand, die sie führt.“ Es war ein interessantes Detail zu wissen, falls Byakuya jemals gegen Madarame kämpfen würde, was, in Anbetracht seines letzten Aufeinandertreffens mit dessen Kommandanten, nicht ganz ausgeschlossen werden konnte. Wenn also diese Strategie gescheitert ist, welche würde erfolgreich sein? Ein Lehrbuch voller potentieller Bewegungen öffnete sich in seinem Kopf und doch gefiel im keine davon. Es wirkte alles so bieder, so vorhersehbar. Was war es, was er vorher zu Renji gesagt hatte? Planst du, mich mit Schwertform 53 zu überfallen? Könnte er. Kontrolle, zunehmender Aufbau von Erfahrung durch vergangene Kämpfe, das eigene Limit kennen, bevor man sich dort heran wagte. Das machte alles einen starken, vielseitigen Shinigami aus. Das wurde Byakuya zumindest so beigebracht. Renji interessierte sich für all das nicht. Egal, was vor ihm stand, er stürmte vorwärts, offensichtlich furchtlos und kühn gegenüber der potentiellen Niederlage. Rukia retten, Ichigo nach Hueco Mundo folgen. Selbst die Weise, in der er sich beharrlich weigerte, ihre Beziehung aufzugeben, nie ging es darum, abzuwarten was möglich war. Stattdessen schien er die Regeln neu zuschreiben, damit sie aussagten, was er wollte. Könnte Byakuya das tun? Als sie wegen Rukia gekämpft hatten, war Renji in der Lage gewesen seinem Senka folgen, einer Art Blitzschritt, den er als schnellsten und effizientesten Weg nutzte, Gegner zu überwältigen. Bedeutete es, dass Renji ihm folgen konnte, wenn er so schnell war, wie er nur konnte? Die Art von Geschwindigkeit, die er gegen jemanden wie Yoruichi einsetzen würde? Sich mit einer solchen Geschwindigkeit fortzubewegen war für den Ausführenden fast genauso gefährlich, wie für den Gegner. Ein falscher Schritt und ernsthafte Verletzungen konnten die Folge sein. War es das Risiko wert? Renjis nächste, kraftvolle Attacke machte die Entscheidung irrelevant. Byakuya hatte nicht gezögert dieses Spiel mit Zaraki zu spielen und er sollte es auch nicht, wenn er gegen Renji kämpfte, selbst wenn es nur Training war. Er parierte den Hieb und stieß sich geradewegs mit Geschwindigkeit vom Boden ab. In einem Herzschlag traf er auf den Felsen, sprang davon ab, schickte damit eine kleine Gerölllawine los, während er in Renjis Richtung beschleunigte, der aussah, als würde er sich in Zeitlupe bewegen, während Byakuya zu ihm aufschloss. Doch er bewegte sich. Seine Augen waren geweitet, sein Mund offen. Er konnte die Bewegungen sehen, erkannte Byakuya. Sie sehen, aber sich dennoch nicht dagegen schützen. In letzter Sekunde sprang Byakuya ab, machte einen Satz über Renjis Kopf, um der sich langsam hebenden Klinge von Zabimaru auszuweichen. Haare verfingen sich in seinen Fingern, gefolgt von Stoff, der sich kurz verfing und sich dann löste. Als er landete hörte Byakuya hinter sich ein Aufjaulen. Er drehte sich um und streckte seine Hand mit Renjis Haarband aus. Renji entspannte seine Haltung, steckte Zabimaru in seine Hülle. Er grinste breit durch den Vorhang von Haaren, die in sein Gesicht fielen. „Shikai hätte mir da geholfen... vielleicht“, sagte er und kämmte mit seinen Fingern grob durch die rote Mähne, sein dämonischer Blick funkelte schelmisch. „Aber du hast gewonnen, Herr Blitzschritt-Meister.“ Und was für einen Preis hatte Byakuya für sich beansprucht, Renji so zu sehen, mit seinen Haaren so wild und feurig, so brilliant scheinend in dem künstlichen Licht. Dicke Strähnen klebten an Renjis Dreck verschmierten Gesicht und Nacken. Wie konnte dieser Mann gleichzeitig sowohl derart wunderschön und auch furchteinflößend wild sein? Besonders wie er dort stand, bedeckt von Scheiß und atmend, wie er es während dem Sex tat... Byakuya musste sich abwenden. Doch plötzlich war Renjis Stimme nah, leise und knurrend in Byakuyas Ohr. Die Hitze seines Körpers war nur Zentimeter davon entfernt, Byakuya zu berühren. „Was, du beanspruchst nicht mehr als das Haarband für dich?“ So unglaublich verlockend. „Ich dachte, die ganze Idee war dazu gedacht, diese Dinge zu trennen.“ „Eh, ich vermute, dass das so war“, sagte Renji und klang tief enttäuscht, als er zurücktrat. Kalte Luft ersetzte die Hitze ihrer Körper und Byakuya musste ein enttäuschtes Seufzen unterdrücken. „Trotzdem. Kannst einem Jungen nicht verdenken, dass er es versucht hat.“ „Nicht im Geringsten“, sagte Byakuya und wünschte sich mehr Selbstkontrolle, sodass er sich zumindest ein oder zwei Küsse stehlen konnte. Aber so eine Sache würde nur zu all dem danach führen und sie würden so viel zu spät zur Division zurückkehren. „Ja, es hat Spaß gemacht“, sagte Renji mit einem plötzlichen Gähnen und streckte sich. „Wir sollten das regelmäßig tun. Ich liebe irgendwie die Idee von einer Art Strip-Sparring. Nächstes Mal denke ich, sollten wir die Hakama-Schnürungen involvieren.“ Meinte er das ernst? „Renji, wir würden stolpern und uns damit gegenseitig umbringen.“ „Ja, aber wir wären schnell nackt.“ Schau dir dieses animalische Grinsen an; Renji war unverbesserlich. „Das war ablenkend genug.“ „Ja?“ Renji war wieder nah hinter ihm, als Byakuya in Richtung Ausgang ging. „Gibst du mir das Band zurück oder lässt du mich den ganzen Tag so herumlaufen?“ „Oh.“ Dieses Wort kam so ungebeten, genauso was unterbewusst das Bild von Renji, wie er in der Division herumlief, so... sexuell herumlief, mit ihm tat. Es war auch unglaublich wie schnell Byakuyas Körper ihn betrog. Kein Wunder, dass er Renji immer als gefährlich erachtete. Er brachte Byakuya immer so schnell, so heftig außer Kontrolle. Auch wenn sich seine Finger vor Verlockung um das Band schlossen, schüttelte Byakuya den Kopf. „Wenn du das tust, würden wir nichts erledigt bekommen.“ Er öffnete seine Hand und ließ das Band fallen. „Nimm das Band.“ „Hast du es jetzt ernsthaft fallen lassen? Du bist so ein Drecksack, Byakuya. Das ist doch der älteste Trick überhaupt. Es ist als wolltest du nur sehen, wie ich mich bücke oder auf die Knie gehe.“ Byakuya machte sich blitzschnell aus dem Staub, bevor Renji sehen konnte, welche Reaktion das bei ihm verursacht hatte. Als er sich bückte, um das Band aufzuheben, war Renji darüber amüsiert, wie heftig Byakuya versuchte, nicht angetörnt zu sein. Es sorgte dafür, dass er wirklich, wirklich gerne das Thema weiter ausreizen wollte, dass Byakuya einknickte, aber er entschied sich, besser langsam zu machen – vorerst zumindest. Denn so viel Spaß es vielleicht machte, Byakuya außer Kontrolle zu bringen war niemals ein guter Plan und es war gerade jetzt ein besonders schlechter Plan, da das ja der ganze Sinn hinter ihrem kleinen Experiment war. Wie Byakuya ihn erinnern musste. Man, dachte Renji, als er seine Haare wieder zusammenfasste, das war der Grund, warum sie sich direkt wieder kopfüber in Ärger stürzten, obwohl sie gerade erst alles geklärt hatten. Renji kam mit diesem großen Plan um die Ecke doch dann musste er es selbst in einem Herzschlag sabotieren, weil ein Teil von ihm dennoch irgendwas gewinnen wollte. Außer dass der Gewinn nicht halten würde. Hakama würden zerrissen werden und er wäre wieder total angepisst. Also, ja, lass Byakuya seine letzte Verteidigung aufrecht halten, die Grenze in den Sand zeichnen, sodass sie später wieder keine Grenzen im Schlafzimmer hatten. Das wäre super. Als er seine Haare alle dort hatte, wohin er sie haben wollte, gluckste Renji über sich selbst. Er begann langsam zu denken, dass wenn er sein Ziel erreichen und Byakuya auf dem Schlachtfeld besiegen wollte, er wirklich seine Haare offen lassen und sein Oberteil ausziehen musste… Eh, aber das wäre geschummelt. Eine verdammt zufriedenstellende Schummelei, aber trotzdem geschummelt. Doch wenn er Byakuya dazu überreden konnte, das öfters zu tun… hätte er mehr Möglichkeiten, Byakuya in dieser Art zu studieren. Doch wenn der heutige Kampf eine Andeutung war, würde jeder Kampf auch Byakuya eine Möglichkeit zum Erkennen geben, wie er Renjis Schwächen ausnutzen konnte. Sie würden in einem niemals endenden Tanz gefangen sein – bei jedem Schritt konterte der andere, erhob sich. Heh, das wäre auch total in Ordnung. Mit diesem Gedanken verließ Renji schlussendlich das Trainingsgelände, verließ die warme Sommersonne und trat unter die schummrige Wintersonne. Er blickte über die Seireitei und konnte kein Anzeichen seines Kommandanten sehen. Byakuya hatte einen großen Vorsprung. Ohne Zweifel war er bereits in seinem Büro, sicher versteckt hinter seiner Papierarbeit und Routine. Als er in den Shunpō überging, dachte Renji an seinen eigenen Berg Papierarbeit in seinem Büro. Er vermutete, dass er Nanako morgen ein oder zwei Stunden früher Feierabend würde geben müssen, für all die Drückebergerei, die er heute getan hatte. Vor allem da er der Division wirklich den Gefallen tun und seine Kleidung wechseln sollten, wenn nicht sogar ein Bad nehmen sollte. Er landete im Hof der Division und entschied, dass er noch einmal seinen Kopf ins Vizekommandantenbüro stecken und schauen sollte, ob sie damit klar kam, wenn er sich noch ein bisschen Zeit nahm, um sich frisch zu machen. Er war so auf das Hauptbüro fokussiert, dass Renji direkt an der offenen Tür des Pausenraums vorbei ging. Es brauchte noch 2 lange Schritte bevor Renji bemerkte, dass er dort Nanako gesehen hatte, wie sie mit Hisagi sprach. Er stoppte, blinzelte und schaute noch einmal nach, um sicher zu gehen, dass er das wirklich richtig gesehen hatte… Denn, flirteten sie? Ok, Nanako schon. Sie lehnte tatsächlich über dem Tisch, ihr Kopf war mit ihren Händen abgestützt und sie hörte sehr aufmerksam bei was auch immer für einer dämlichen Geschichte zu, die sich Hisagi zusammenspann. Renji lehnte am Türrahmen und beobachtete sie für ein paar Minuten, denn ernsthaft: Dieser Typ brauchte dringend Unterstützung. Nicht, weil er nicht in der Lage wäre, die Aufmerksamkeit von Frauen auf sich zu lenken, sondern weil er zutiefst ahnungslos war, was Frauen anging. Vielleicht machte Hisagi den Scheiß absichtlich. Vielleicht hatte er wirklich nur Augen oder besser gesagt Nasenbluten für Matsumoto. Das war der Lauf der Dinge oder nicht? Du kannst für alle super attraktiv sein, nur nicht für die eine Person, die du verzweifelt beeindrucken möchtest. Dann erstarrst du völlig oder benimmst dich wie ein kompletter Dummkopf, wenn sie in der Nähe war. Oder… schmilzt. So wie Nanako, zumindest sah sie so aus. Renji musste die Szene unterbrechen, bevor sie peinlich wurde. „Yo, Hisagi. Hängst du nur hier rum?“ Hisagi drehte sich um und stand in der gleichen Zeit auf. „Hey, Renji! Genau der, wegen dem ich hierhergekommen bin.“ Nanako warf Renji einen finsteren Blick zu. Ohne es auszusprechen formte er mit dem Mund die Worte: „Gehst du nicht mit Kinjo?“ Ihre Lippen wurden dünn. Doch falls sie etwas sagte, konnte Renji es nicht sehen, da Hisagi ihm auf die Schulter schlug. „Wie laufen die Pläne?“ „Langsam“, gab Renji zu und verlagerte das Gespräch in Richtung Büro. „Ich habe ein paar Adressen für uns, aber ich hatte noch keine Zeit, sie mir anzusehen. Ich vermute, du hast keine Zeit?“ Hisagi setzte sich auf die Kante von Renjis Schreibtisch. „Weißt du, habe ich vielleicht, aber ich frage mich, für wessen Freund das tatsächlich ist, wenn ich am Ende alle Arbeit für dich übernehme.“ Ein paar der Offiziere im Büro warfen Renji einen neugierigen Blick zu. „Ja, nun ja, ich dachte du tust die Hälfte dafür um Rangiku näherzukommen.“ Hisagi lachte leicht. „Ja, sie hat bei der Dekoration zugesagt, aber wir brauchen einen Raum zum Dekorieren.“ Renji fand den Papierschnipsel auf seinem Schreibtisch und gab ihn Hisagi. „Das sind die Orte, die ich mir leisten kann, was nicht sonderlich viel sagt. Such einen aus, ja? Ich komme nach meiner Schicht vorbei und helfe mit allem aus, was nötig ist.“ Hisagi blickte auf den Schnipsel und dann zurück zu Renji. „Vielleicht sollte ich noch andere organisieren, die sich daran beteiligen?“ Renji setzte sich in seinen Stuhl. „Dann würde ich es wirklich verkacken, nicht wahr? Ich habe nichts von der Arbeit übernommen und kann noch nicht einmal dafür bezahlen.“ „Nicht, wenn darauf ein Club wird“, sagte Hisagi. „Richtig? War das nicht der Punkt? Deinen Fella zum Tanzen auszuführen?“ „Mein Fella? Was zum Teufel?“, lachte Renji. „Ist das irgendein Slang aus der Welt der Lebenden?“ „Ja“, sagte Hisagi mit einem Grinsen. „Es war in einem Film. Akon – der Typ, der den DJ macht – besorgt diese Filme mit ‚Fellas‘ und ‚Dames‘. Die sind zum Totlachen. Du solltest mal mitkommen.“ Renji schüttelte seinen Kopf. „In der Zwölften? Denkst du, ich bin bekloppt?“ „Aus diesem Grund schaffe ich es nie, dass jemand mit mir kommt“, seufzte Hisagi. „Sie sind so paranoid, dass sie auf irgendeinem Labortisch enden würden. Es ist jeden Freitagabend. Du solltest deinen Fella mitbringen, wenn du nicht zu feige bist.“ „Feige?“ Frisch aus dem Kampf gekommen wusste Renji, dass er nicht darauf hereinfallen sollte, doch er konnte sich einfach nicht aufhalten. „Forderst du mich heraus?“ „Ja“, sagte Hisagi. Er stand auf, um es Renji gleichzutun, der nicht einmal gemerkt hatte, dass er sich auf seinem Stuhl hochgedrückt hatte, um sich vor Hisagi aufzutürmen. Hisagi wedelte mit dem Zettel unter Renjis Nase. „Hier ist die Abmachung. Ich kümmere mich darum. Um alles. Aber du bringst deinen Partner mit zu einem Filmeabend in der Zwölften.“ „Schön“, schnaubte Renji. „Du denkst, ich würde das nicht tun? Ich krieg das hin. Das ist eine Abmachung.“ Als Hisagi triumphierend davon ging, sank Renji in seinen Stuhl zurück. Was zum Teufel hatte er da gerade getan? Er wäre niemals in der Lage, Byakuya zu einem Filmeabend zu überreden… Es war schon schlimm genug, dass er versuchte, Byakuya zum Tanzen in einen selbstgemachten Club einzuladen. Nun war es Nanakos Chance, mit dem Kopf zu schütteln und das kostete sie auch aus. „Glaubst du, dass dein Partner bei so etwas Spaß hätte? Tanzen? Filme? Was genau geht durch deinen Kopf, Vizekommandant?“ „Nicht viel“, stimmte Renji traurig zu. „Nicht wirklich viel.“ Ein rangloses Mitglied, der den ganzen Austausch beobachtet hatte, fragte: „Also bist du nicht mit Rukia Kuchiki zusammen? Denn das ist irgendwie… was die Meisten von uns dachten…“ Renji blickte bei der Unhöflichkeit des Typen auf, zuckte dann aber mit den Achseln. „Ja, nein. Der Zug ist abgefahren, Kumpel. Schon vor einer langen Zeit.“ „Ist es der orangehaarige Ryoka?“ Renji blickte zu Nanako und dann zurück zu dem ranglosen Typen. „Warum geht jeder so weit?“ „Ihr seid euch sehr ähnlich“, bot Nanako an. „Er ist ein total nerviger Schwachkopf-“, Renji hielt inne. „Ja, ok. Ich verstehe dein Argument. Aber ernsthaft, glaubt ihr nicht, dass ich es auf jemanden wie Hisagi abgesehen hätte?“ „Zu cool für dich“, sagte Nanako ohne zu Zögern. Renji ereiferte sich für einige Minuten, sagte dann aber schlussendlich: „Ok, das war’s. Ich mache Pause, ich brauche ein Bad. Ich schaue, ob ich mich in die heißen Quellen schleichen kann. In einer Stunde bin ich zurück“, er warf Nanako einen neckenden Blick zu. „Wenn du Glück hast, Mädel.“ Sie lachte und winkte ab. „Geh! Du stinkst!“ Kapitel 44: Ghost of the Past ----------------------------- Der Aufseher von den heißen Quellen der Kuchiki nahm Renjis Geld und ging noch einmal nachschauen, ob die Quelle auch wirklich leer war. Renji stand verlassen dort und fühlte sich vage ausgeraubt, als würde der Typ planen, mit seinen 150 Ken zu türmen. "Komm schon. Ernsthaft, ich stinke", murmelte er, als es Ewigkeiten zu dauern schien. Der Aufseher steckte seinen Kopf durch den Vorhang und verbeugte sich entschuldigend. Er hielt Renji sein Geld entgegen und stammelte: "Tut mir Leid, Vizekommandant. Da ist ein Adliger im Sentō." Renji starrte auf das Geld in der zitternden, ausgestreckten Hand. Er sollte es vermutlich nehmen, den Aufseher vom Haken zu lassen, doch er brauchte wirklich ernsthaft ein Bad. „Nur einer? Kannst du ihn nicht fragen, ob er einfach, du weißt schon, seine Augen abwenden kann? Ich meine, gottverdammt, es ist nicht so, als wären meine Tattoos ansteckend!“ Der Aufseher blickte erst auf das Regelwerk an der Wand und dann zu Renji zurück. Gerade als sich Renji sicher war, dass er gebeten werden würde, zu gehen, steckte der Aufseher das Geld in die Box. „Es ist nur einer, wie sie sagten, mein Herr. Und sie sind immer noch der Vizekommandant.“ Als der Aufseher herumkam, um die Tür aufzuschließen, murmelte er verschwörerisch: „Er ist noch nicht einmal ein Kuchiki.“ Renji schnaubte daraufhin ein kleines Lachen. Vom sozialen Stand gerettet, wie ironisch. Er fand ein Regalfach für sich, stellte Zabimaru zur Seite und zog schnell seine stinkenden Klamotten aus. Er roch an ihnen und hustete beinahe. Sie waren wirklich ranzig. Gute Sache, dass er beim Quartiermeister gehalten hatte und eine frische Uniform zum Wechseln mitgenommen hatte. Er legte die neue Uniform oben auf das Regal. Sie war immer noch in Papier eingeschlagen, also sollte sie auch mit dem Wasserdampf klarkommen. Dann schnappte sich Renji seine Waschutensilien und schrubbte sich ordentlich unter der Dusche ab. Er shampoonierte seine Haare zwei Mal, denn es stand verschwitzt und ekelhaft ab. In kürzester Zeit fühlte er sich wieder menschlich. Er überlegte, es als gut genug anzuerkennen und das Bad zu überspringen, doch er fühlte einen leichten Schmerz in den Muskeln – eine kleine Überanstrengung von der vorangegangenen Trainingsstunde mit Byakuya. Ja, warum die Gelegenheit verstreichen lassen? Sein Körper würde ihm später danken. Das Sentō war so still, daher glaubte Renji, dass wer auch immer vorher dort gewesen war, nun sein Bad beendet hatte und an ihm vorbeigehuscht war. Er ließ sich ins heiße Wasser sinken. Er streckte die Arme am Beckenrand entlang aus und legte seinen Kopf zurück. Mit einem glücklichen Seufzen schloss er die Augen. Er musste ein wenig eingedöst sein, denn er hatte das Näherkommen nicht bemerkt – bis die Finger von jemandem seine Brustwarzen zwickten. Instinktiv hatte sich eine Faust um das schmale Handgelenk geschlungen, drückte mit Kraft zu, seine andere Hand holte aus, bereit nach etwas zu greifen oder zu schlagen, sobald er alle Puzzleteile zusammengesetzt hatte. Er riss seine Augen auf und sah den pinkhaarigen Isoroku. Renji blickte auf die Hand an seiner Brustwarze hinunter und blickte auf in das unverfrorene Gesicht von Isoroku. Er löste den Griff ein wenig, denn es würde nichts bringen, den Arm des Typen zu brechen, auch wenn das Arschloch es verdient hätte. Renji umfasste mit der anderen Hand den Beckenrand. „Was zur Hölle tust du?“ „Du hast mich vielleicht verletzt. Ich könnte schreien.“ „Was?!“ Finger drehten Renjis Brustwarze leicht, neckend, während Isoroku fortfuhr: „Ich habe gehört, du hast den jungen Erben erst vor ein paar Stunden attackiert. Du und ich sind alleine. Wenn ich sage, du hättest mich angegriffen, würde mir geglaubt werden. Oder nicht, Vizekommandant?“ Isorokus Hand streckte sich nach Renjis Wange aus, doch er fing sie ab. „Mehr Verletzungen?“, Isoroku klang von alledem amüsiert. „An beiden Handgelenken? Aber, aber, das wird niemals funktionieren, Vizekommandant. Es wird aussehen, als hättest du mich an die Wand gedrückt.“ „Scheiße“, schnaubte Renji und ließ los. Übergriff auf einen Adligen? Die Division würde ihm das nicht abkaufen, aber Byakuyas Familie mit Sicherheit... und Byakuya auch. Er war schnell genug dabei gewesen, das Schlimmste bei der Sache mit dem Erben anzunehmen. Das würde Renjis Karriere schnell beenden. Und abhängig davon, was Isoroku behauptete, auch sein Leben. Renji hob eine Hand als Zeichen für Frieden. Sie bebten mit Mühe, nicht nach Isorokus Fingern zu schlagen, die immer noch an seiner Brustwarze zog. Auch wenn die Berührungen Schübe von Schmerz/Lust durch seinen Körper schickten, war das Wasser viel zu heiß und Renjis Eier waren zu sehr damit beschäftigt, sich in Renji Körper zurückzuziehen, als dass Renji irgendetwas anderes als Ekel verspüren konnte. Er versuchte nicht zu zucken, als Isoroku mit der Rückseite seiner Finger über die kurzen Haare seiner Koteletten strich. Haut kribbelte und Renji presste sich fest gegen die Wand des Beckens. „Komm schon, Mann“, bat er grimmig. „Lass es.“ „Oh, schau nicht so. Ich werde dich nicht ruinieren. Ich möchte nur eine kleine Kostprobe davon, was Bya-chan hat“, sagte Isoroku. Isorokus Haare waren offen und es hing in langen, schlaffen, pinken Strähnen herab. Sein Körper war schlank und feingliedrig, fast schon ausgemergelt und erinnerte Renji an diesen verrückten Wissenschafts-Espada, den er so verzweifelt versucht hatte, zu bezwingen und es nicht konnte – der, der ihn gebrochen hatte, wortwörtlich, und gelächelt hatte, während er ihn und Ishida gequält hatte. Das Bild sorgte dafür, dass sich Renjis Eingeweide zusammenzogen. Er fühlte sich, als könne er nicht mehr atmen. Isoroku kam näher und Renjis gesamter Körper erstarrte. Doch statt einen ungewollten Kuss auf ihn zu drücken, stoppte der Adlige. Seine Hand verließ Renjis Brustwarze, um die feuchte Fläche seiner Brust und seines Bauchs entlangzufahren. In Renjis Ohr sagte er: „Du bist tatsächlich ein Preis. Ich kann verstehen, warum Byakuya sich so tief herablässt. Deine Tattoos sind wirklich wundervoll. So wild und ursprünglich. Ich will sie alle sehen. Dreh dich um.“ Umdrehen? Seinen Rücken, seinen Hintern preisgeben? „Ich kann nicht“, sagte Renji. Auch wenn seine Stimme flach und verloren klang, etwas in ihm begann sich zu erheben... heulend. Etwas Altes krabbelte hinauf, zischte und fauchte, von tausend dreckigen, verzweifelten Inuzuri-Alleen. Die Erinnerung an den Moment, als Renji bemerkte, dass der Typ ihm sagte, auf die Knie zu gehen wurde... kleiner. „Wenn du es nicht tust, werde ich schrei-“ Isoroku kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn Renjis Hand glitt blitzschnell nach oben, um seinen Mund zu bedecken. Mit zerschmetternden Reiatsu wirbelte er sie beide herum, rammte Isorokus Körper in die Wand. „Atme, du Wichser, und ich reiße dir die Lunge heraus. Du möchtest, dass ich wegen Belästigung in den Knast gehe? Ich sage: Denk größer. Warum nicht gleich für Mord?“ Der Adlige wurde blass, seine Augen rollten in die Augenhöhlen hoch und eine Wolke von etwas Gelblichem verschmutzte das Wasser des Sentō. Isoroku war ohnmächtig geworden. Renji ließ ihn los, nur um ihn dann wieder zu packen, damit er nicht leblos im Wasser unterging. Der Nebel des Dämons klärte sich sofort. Renji hatte mit voller Absicht den Adligen töten wollen und nun... nun hatte er ein ernstes Problem. Denn da waren leicht violette Striemen an Isorokus Handgelenken, vermutlich hatte er auch ein oder zwei nette Verletzungen am Rücken. Er konnte das immer noch gegen Renji ins Feld führen. Renji stand da ein paar Sekunden, schüttelte sich, als das Wasser von seinen Haaren auf ihn hinabtropfte und wägte tatsächlich die Vorzüge ab, dem Bastard den Kopf einzuschlagen und seinen Körper in den Gärten der Kuchiki zu vergraben. Die Sache, die Renji zurückhielt war genau das, was auch seine Lösung sein konnte. Zu viele Augen. Zu viele Leute schauten zu. „Hey“, rief Renji in Richtung des Aufsehers. „Wie viel hast du davon mitbekommen?“ „Nicht viel, Vizekommandant“, hörte er eine bebende Stimme. „Aber ich weiß, was er getan hat... was er von ihnen wollte.“ Gut genug. „Hol jemanden von der Vierten, ja?“, sagte Renji. „Mein Reiatsu hat ihn vielleicht wirklich verletzt. Ich hatte...“, eine Panikattacke? „...eine kleine PTBS. Ich glaube nicht, dass ich mich zurückgehalten habe.“ „Ich werde meinen Sohn schicken, jemanden zu holen“, sagte er. „Er ist auf der anderen Seite der Straße. Er hilft beim Säubern des Izakaya.“ „Perfekt“, sagte Renji, da er nicht wirklich wollte, dass er zu lange mit Isoroku alleine blieb, falls er wach wurde und Renji das überwältigende Verlangen hatte, ihn doch umzubringen. „Beeil dich.“ Auch wenn den Typen zu berühren das Letzte war, was Renji wollte, hob Renji Isoroku in seine Arme. Wenn er ihn in dem Becken zurückließ, würde er ertrinken... oder zumindest am Ende überhitzen. Er trug ihn die Stufen hoch und suchte nach einem guten Platz, ihn abzulegen. Es war verlockend, ihn einfach auf den Fliesen liegen zu lassen, doch Renji legte ihn stattdessen auf einer Bank ab. „Wenn ich daran denke, dass ich dich irgendwie mochte und Mitleid mit dir hatte“, schnaubte Renji zu Isoroku. Isorokus Augenlider flatterten ein wenig bei dem Klang, als würde er vielleicht aufwachen, also fügte Renji hinzu: „Wage es ja nicht, die Beine in die Hand zu nehmen, du Stück Scheiße. Ich gehe mich jetzt anziehen.“ Der Aufseher war auch schnell zurück und brachte Handtücher, um Isoroku abzudecken und den Kopf zu betten. Renji verließ sie und ging zum Umkleideraum. Plötzlich gaben seine Knie nach und er schaffte es nicht, sich an der Wand abzufangen, sodass er zu Boden glitt. Er atmete ungleichmäßig, während das Beben seines Körpers ihn überwältigte. Er brauchte einen Moment, während er seinen Kopf zwischen den Knien hielt. Es waren die eingebildeten, langen Fingernägel von Szayelaporro Granz, die ihn nun berührten, leicht über Brust und Nacken fuhren. Doch er schüttelte das Gefühl mit einem Knurren ab. Zabimaru wiederholte es, erinnerte Renji daran, dass er sich in seiner Uniform und mit seinem Zanpakutō an seiner Seite viel besser fühlen würde. Er zog sich mit einem Grunzen wieder auf die Beine. Außerdem war es gut, wenn er präsentabel aussah, denn er musste beten, dass Isoroku nicht richtig lag. Doch der Aufseher hatte gesagt, dass er gehört hatte, was Isoroku wollte. So lange diese Aussage nicht verdreht wurde, wäre Renji in Ordnung. Er hatte gerade Zabimaru an seinen Platz gleiten lassen, als eine höfliche, doch feste Stimme von der anderen Seite des blauen Vorhangs erklang. „Vizekommandant Abarai, darf ich eindringen?“ Die matronenhafte Stimme von Kommandant Unohana war nicht zu verwechseln. „Kommandantin?“, Renji hatte nicht erwartet, dass die Kommandantin selbst erschien. Und so schnell. Der Sohn des Aufsehers musste zur Sechsten gegangen sein. Die Division musste jemanden mit Blitzschritt zur Vierten geschickt haben. Das bedeutete, dass Byakuya auch nicht weit weg war. Unohana schob vorsichtig den Vorhang zur Seite. Sie lächelte glückselig, als sie sah, dass Renji vollständig angezogen und in Uniform war. Er hatte nicht die Zeit gehabt, etwas mit seinen Haaren zu machen, doch falls sie geschockt war, ließ sie es sich nicht anmerken. Doch dann erinnerte er sich, dass sie ihn schon einmal mit offenen Haaren gesehen hatte, als sie ihm im Gefängnis, nach Ichigos Getsuga Tenshō, geheilt hatte. „Der junge Mann sagte etwas von posttraumatischem Stress? Bist du in Ordnung?“ Ah, das ist der Grund, warum sie gekommen ist. In diesem Fall mussten sie mit ihm ringen, ihn fesseln, weil er ausgetickt ist. Super. Das prophezeite ihm nichts Gutes. Er würde nicht wirklich wie ein Opfer aussehen, wenn sie einen Kommandanten geschickt hatten um sicherzustellen, dass er nicht außer Kontrolle war. Und so etwas passierte an dem gleichen, verdammten Tag, an dem das ganze Anwesen sich darüber die Mäuler zerriss, wie er Shinobu gegen die Wand gedrückt hatte. Alles war außer Kontrolle, wie es schien. Er war doppelt so groß wie Isoroku, tausend Mal stärker. Niemand würde auch nur ein einziges, verdammtes Wort aus seinem Mund glauben. Er hätte seinen Körper vergraben sollen. „Dein Reiatsu, Vizekommandant“, mahnte Unohana. „Zorn ist eine normale Reaktion für eine Analepse, aber bitte versuche, ihn zu kontrollieren.“ „Ich bin nicht wütend. Ich bin traurig“, sagte Renji und versuchte, die wabernde Kombination aus Scham und Frustration in seinen Eingeweiden zu unterdrücken. Er lockerte die Fäuste, von denen er sich nicht erinnern kann, sie geballt zu haben und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich denke, ich habe jedes Recht darauf, angepisst zu sein. Ich weiß nicht, was bereits gesagt wurde, aber dieses-“, Renji hielt sich selbst davon ab, eine abwertende Bezeichnung für Isoroku zu verwenden, in dem er auf die Zähne biss und bis 10 zählte. Obwohl er wusste, dass er eine respektvollere Bezeichnung verwenden sollte, konnte er nur sagen: „-Person hat angefangen.“ Unohanas Gesicht war ernst. Sie trat nun vollständig in den Raum und versteckte ihre Hände in den Ärmeln ihres Haori. „Ja. Ich hätte zuerst nach deiner Gesundheit fragen sollen, aber ich wollte absolut sicher sein, dass du nicht noch an Nachwirkungen leidest.“ Sie glaubte ihm? Renjis Schultern begannen, sich zu entspannen und er konnte den Aufruhr im Sentō hören. Isoroku kreischte wegen irgendetwas, Renji konnte nur die Worte 'Bestie' und 'Verletzungen' ausmachen. Die gleiche alte Scheiße wurde immer nach ihm geworfen. Verdammt, jeden Moment würde der Bastard sagen, dass Renji ein dreckiger Köter war. Die Wichser brauchten ein neues Manuskript. Unohanas Augen folgten Renjis Blick. Ruhig sagte sie. „Isana wird sich um ihn kümmern. Lass mich dich ansehen.“ Renji ließ sich mit hängendem Kopf auf die Bank vor den Regalen fallen. Er starrte auf seine Hände, die er zwischen den Knien verschränkt hatte. Große, kräftige Hände – vernarbt und schwielig von tausenden Kämpfen. „Er hat mich nicht verletzt“, sagte Renji. „Wie könnte er? Aber er... nahm sich Freiheiten und sagte, er würde es aussehen lassen, als wäre ich es gewesen, wenn ich nicht – ah, Scheiße, ich hätte ihn geben sollen, was er wollte. Es ist nicht so, als hätte ich etwas Wertvolles oder Nichts, was ich nicht schon vor langer Zeit abgegeben habe.“ Er schaute kurz auf, in die Richtung des Sentō, seufzte und ließ seinen Kopf wieder hängen. „Ich kann nicht abstreiten, dass ich ihn geschubst habe, Kommandantin. Ich habe vielleicht auch seine Handgelenke gebrochen. Aber wenn er sagt, ich habe mehr als das getan, dann ist er ein dreckiger Lügner.“ Hände legten sich fest auf Renjis Schultern. „Was du hast, ist sehr wertvoll, Vizekommandant Abarai. Du bist die Ehre und der Stolz der 6. Division. Niemand, egal von welchem Status, soll noch nicht einmal den Versuch wagen, dies zu beschmutzen. Falls jemand das tut, wird er die volle Macht der 13 Hofgarden zu spüren bekommen. Verstehst du?“ Sie war vielleicht nur eine Heilerin, doch Unohana klang wie ein Generalin, die zum Kampf aufrief. Die Bedeutung ihrer Worte ließen Renji den Kopf heben und er sagte: „Ja, Kommandantin!“ „Das ist mein Junge“, sagte sie und tätschelte ihm die Schulter. „Wir haben alle unsere Vergangenheit, Vizekommandant. Du bist nun einer von uns, wir passen auf unsere Leute auf.“ Es war wie Kenpachi, der statt Unohana redete. Renji nickte, denn das war ein, ihm bekanntes, Motto und eins, an das er fest glaubte. „Ich kann nur nicht anders, als zu glauben, dass Bya- Kommandant Kuchiki das Gefühl nicht teilen wird. Das ist ein Ex-Liebhaber da draußen, der mich in die Enge getrieben hat.“ „Ich verstehe“, Unohanas Stimme war kalt, intensiv. Sie drückte noch einmal seine Schulter und ging dann zu dem Vordereingang mit einem fröhlichen und doch seltsam bedrohlichen: „Wir sollten dann sichergehen, dass Byakuya sich daran erinnert, dass seine Loyalität in erster Linie den Hofgarden gilt, oder nicht?“ Kapitel 45: A Lesson Learned ---------------------------- Zu sehen, wie Kommandantin Unohana ihm mit einem entschlossenen Blick entgegenkam, ließ Byakuya unbewusst einen Schritt zurückgehen und seine Hand zu Senbonzakura gleiten. Mit mehr Autorität, als er fühlte, fragte Byakuya: „Kannst du mich über die Situation unterrichten, Kommandantin Unohana? Ist Renji in Ordnung?“ Etwas an ihrem Blick und ihrem Verhalten wurde sofort weicher. Als sie vor Byakuya anhielt, am Fuß der Treppe zum Sentō, erschien sie nicht mehr überlebensgroß. „Ist er“, versicherte sie ihm ernst, doch ihre Augen funkelten als sie hinzufügte: „Wie auch immer, falls Vizekommandant Abarai immer noch einen besonderen Freund hat, würde ich vorschlagen, dass diese Person ihm heute Abend eine Extraportion ZLP gibt. Er benötigt es vielleicht für eine Weile.“ Byakuya runzelte die Stirn und hatte das Gefühl, dass er diese mysteriöse Medizin besser verstehen sollte, als er es tat. Schlussendlich musste er fragen: „ZLP?“ „Zärtliche, liebevolle Pflege“, erklärte sie mit einem gutmütigen Lächeln. „Ah, ja, natürlich“, Byakuya unterdrückte den Drang, zu erröten, indem er das Gespräch mehr dienstlich werden ließ. „Ist es bekannt, was Renjis post-traumatischen Stress auslöste?“ Unohana berührte Byakuyas Ärmel leicht und sagte: „Könntest du ein paar Schritte mit mir gehen, Kommandant Kuchiki?“ Byakuya zögerte nur wegen dem Gedanken, dass Renji gehen könnte. Würde er alleine zurechtkommen? Unohana musste Byakuyas Gedanken in seinem Blick erkannt haben, denn sie sagte: „Da Vizekommandant Abarai durchaus danach aussah, zum Dienst zurückkehren zu können, habe ich ihn bereits auf den Weg geschickt.“ „Aber ich habe ihn nicht gehen gesehen“, bemerkte Byakuya. Sie begann, loszugehen, daher folgte Byakuya. Schaulustige standen in den Straßen. Erwachsene taten so, als müssten ihre Treppen gekehrt oder ihre Fensterläden abgestaubt werden. Einige Kinder standen an der Seite oder saßen auf den Dächern, starrten offen zu den Shinigami der 4. Division, die den Eingang des Sentō blockierten. „Und du hast deine Wachen noch nicht abgezogen.“ „Ja“, sagte sie, ihre Stimme leise und sich darüber bewusst, dass sie von allen beachtet wurden. „Ich habe Vizekommandant Abarai durch den Hinterausgang weggeschickt.“ Plötzlich hatte Byakuya das kribbelnde Gefühl von Bedrohung. „Kommandantin Unohana? Ich bekomme das Gefühl, dass ich eine sehr kritische Sache nicht weiß. Was erzählst du mir nicht?“ Sie hatten sich nun vom Sentō entfernt, zurück in der Richtung, wo das Haupttor der 6. Division war. Da war eine entsprechende Menge von Fußgängerverkehr, wie an jedem typischen Mittag kurz vor dem Mittagessen, doch die Leute kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten, interessierten sich nicht für die beiden vorbeikommenden Kommandanten. „Ich bereue dich darüber informieren zu müssen, das ein Gast deines Haushaltes, Lord Isoroku Takenaka, festgenommen wurde, da er einen Offizier der Hofgarden sexuell belästigt hat“, sagte Unohana einfach. „Sexuelle… eines Offiziers…? Sicher deutest du nicht an, dass Isoroku Renji belästigt hat?“ Dann traf Byakuya der Rest, den Unohana gesagt hatte. „Warte, Lord Isoroku ist in militärischer Haft?“ Unohanas Lippen wurden dünn, ihr Blick verengte sich. „Ich verstehe, dass du als Repräsentant des Adels einen Protest für deinen… Gleichgestellten formulieren möchtest, doch ich werde in dieser Angelegenheit nicht weichen“, sagte sie klar. „Es ist dieser Tage sehr selten, dass ich meine Autorität als Kommandant geltend mache, aber Vizekommandant Abarai ist ein Soldat von gutem Stande in den Hofgarden und ich erlaube es nicht, dass ein Offizier der Hofgarden wegen seinem früheren sozialen Stand manipuliert oder misshandelt wird. Sollte dies vor ein Zivilgericht gehen, wäre das genau das, was passieren würde. Und du weißt das.“ Byakuyas Mund öffnete und schloss sich einige Male. Er fühlte sich verwirrt und wie von einem Seitenhieb erwischt. Da war viel an dieser Situation, das er nicht wusste oder verstand, doch eine Sache war klar – Unohanas Stimme erklang mit Schmerz und Ehre in Renjis Namen. Nur ein Narr würde da diskutieren. Außerdem, wenn Isoroku Renji verletzt hatte, würde Byakuya ihn umbringen. Byakuya nickte. „Du hast freie Hand, Kommandantin Unohana. Ich gebe meine Rechte und Autorität in dieser Angelegenheit auf. Tu, wie du es für richtig hältst. Ich werde dir nicht im Wege stehen.“ Da ihr Blick es von ihm zu verlangen schien, fügte er nach einem Moment leise hinzu: „Ich stehe hinter Renji.“ Unohana belohnte ihn mit einem glückseligen Lächeln. Sie tätschelte seinen Arm und klang wie eine Großmutter, als sie sagte: „Du bist trotz allem ein guter Mann, Kommandant Kuchiki.“ Als sie wegging, blieb Byakuya mit nur einem Gedanken zurück: Trotz allem? Renji fühlte sich wegen dem ganzen Aufheben um ihn blöd, doch er war genauso froh, Nanakos Angebot zum Diensttausch annehmen zu können. Sie erledigte den Rest des Nachmittags, wenn er morgen früh eine Doppelschicht machte. Sie hatte dadurch mehr Vorteile, aber das war Renji egal. „Ja“, sagte er zu ihr. „Ich denke. Aber was soll ich den ganzen Nachmittag mit mir anstellen?“ Sie zuckte leicht mit den Achseln. „Du hast dieses Geburtstagszeug“, schlug sie vor. „Oder du könntest ein Nickerchen halten. Mit Verlaub, Vizekommandant, du siehst erschöpft aus.“ Er wollte protestieren, dass er von der ganzen, dummen Sache unbeeindruckt sei und dass sie viel zu viel aus der ganzen Angelegenheit ableitete. Doch die Wahrheit war, dass er es schon spürte – gereizt und erschöpft zur gleichen Zeit, als käme er gerade aus einem Kampf. Er atmete tief durch. „Ok, ich denke, ich könnte ein Nickerchen machen. Ich kann mich nicht an das letzte Mal erinnern, als ich einen ganzen Tag gefaulenzt habe. Na ja, wir hatten ein paar von diesen Tagen im Diesseits, aber verdammt, das fühlt sich an, als wäre das vor einer Ewigkeit gewesen.“ „Oh! Das erinnert mich“, sagte Nanako und suchte hinter ihrem Tisch nach etwas. „Urahara Shōten hat dir ein Paket gesendet. Offensichtlich hast du dort etwas vergessen?“ Der Pappkarton, den sie auf ihren Schreibtisch stellte, war mit einer Schnur umwickelt. Daran hingen mehrere O-Mamori, wie Poststempel. In einer sorgfältigen Handschrift, von der Renji vermutete, dass es die von Tessai war, stand eine Adresse darauf: Abarai Renji, Vizekommandant, 6. Division, 13 Hofgarden, Seireitei, Soul Society, Land der Toten. Rund herum war kindisches Gekritzel mit ‚Herr Schmarotzers Stinkesocken‘ und ‚WARNUNG: Vielleicht giftig!‘ und ein paar weitere cartoonhafte Bilder mit fiesen Dingen, die mit Ananassen passierten, ganz klar Jintas Arbeit. Es war jedoch eine überraschend große Box mit Socken. „Es ist spät letzte Nacht eingetroffen, am Ende meines Dienstes“, sagte Nanako entschuldigend. „Aber es tut mir leid, sagen zu müssen, dass es in Vergessenheit geriet bei allem, was mit Kommandant Kyōraku am Tor passiert ist.“ Gott, war das erst letzte Nacht? Ja, vielleicht konnte Renji ein Nickerchen brauchen. „Mach dir keine Sorgen“, sagte er. Renji hob das Paket hoch und ließ es beinahe wieder fallen, da es so schwer war. „Whoa, das sind nicht nur Socken.“ Nanako sah so aufgeregt wie ein Schulmädchen aus, klatschte in die Hände und nickte. „Falls sie Souvenirs oder Süßigkeiten geschickt haben, teilst du mit uns, Vizekommandant?“ Er nahm die Box unter den Arm, um sie besser greifen zu können und lachte. „Ich habe keine Ahnung, ob du irgendetwas möchtest, was vom Urahara Shōten kommt.“ Aber als er in ihr Gesicht schaute, fühlte er sich stark daran erinnert, wie Rukia ihn ermahnt hatte, weil er Süßigkeiten gehortet hatte, als sie sich das erste Mal trafen. „Aber ja, ich teile. Wenn da irgendwas Gutes drin ist, teile ich. Versprochen.“ Sobald er in seinem Quartier war, öffnete Renji das Paket. Die Schnur war schnell geöffnet. Als er die Klappen öffnete, dachte er, es wären wirklich alles nur Socken. Dann bemerkte er das große, weiße, fluffige Ding, das etwas Anderes war. Eine Art… Stofftier? Als er es herauszog, sah er rote, getigerte Beine, ein Affengesicht mit roter Mähne und ein pailetten- und lamé-besetzer Schwanz mit einem Schlangenkopf. Oh. Ein Nue. Es sah nicht wirklich aus wie Zabimaru, aber wenn man das blaue und weiße Quincy-Kreuz um den Hals der Schimäre betrachtete, dann war das wahrscheinlich, weil die Person niemals Zabimarus Manifestation gesehen hatte. An einem der Pfoten war ein Zettel befestigt: „Abarai-Kun: Ich habe anhand Lady Yoruichis Beschreibung und ‚Zeichnung‘ mein Bestes gegeben. Ich muss sagen, dass ihre Kunst tatsächlich wohl schlimmer als die von Rukia ist. Rukia beendet es zumindest. Lady Yoruichi wird es in der Hälfte langweilig und kritzelt Katzen, Hüte und Hummeln. Ich hätte Ichigo gefragt, aber er liegt immer noch im Koma. Uryuu Ishida“ Es war seltsam… rührend. Renji legte das auf Seite, um sich den restlichen Inhalt anzuschauen. Da waren 3 Tabi – ein Paar und ein einzelner – ein Hakama und eine Shitagi, die anhand der Größe sicher seine waren. Der Rest des Pakets war gefüllt mit aller Art von Geschenken. Ein Glas von Tessais bestem, eingelegten Gemüse mit einem selbstgemachten Schild, auf dem ‚Nicht Alice‘ stand, ein pinker Hello Kitty Reiskocher mit einem Zettel ‚Damit du dich nicht durchschnorren musst‘ und ein iPod voll mit Musik und tollen Kopfhörern, die er schon bei Ichigo gesehen hatte. Und, natürlich, jede Menge Süßigkeiten, die wohl als Füllmaterial benutzt worden waren. Am Boden des Kartons war tatsächlich etwas Briefähnliches, was sich als Halloween-Karte entpuppte. Renji rätselte über das Englisch, das er nicht lesen konnte, doch dachte, dass es einen Scherz über Geister oder Sensenmänner machte, und las dann: „Vizekommandant Abarai: Tessai hat ein paar Dinge von dir in der Wäsche gefunden und so dachten wir, dass wir alles in ein ‚Hoffentlich geht es dir gut‘-Paket zusammenpacken. Tatsächlich scheint meine Familie ein wenig übertrieben zu haben, doch als Ishida sagte, er hätte da noch ein Projekt für dich, an dem er als Präsident der Näh AG arbeitet… Nun ja, du siehst das Ergebnis. Ich wurde auch ermahnt, dir zu sagen, dass du jederzeit wiederkommen kannst. Offensichtlich traut mir meine Familie nicht, meinen sehnlichsten Wunsch zu verheimlichen, dass noch nicht einmal dein Schatten meine Treppe verdunkelt. Jemals. Gruß und Kuss! Kisuke Urahara P.S. Falls du die Möglichkeit bekommen solltest, bitte richte Aizen „Ich habe es dir gesagt“ von mir aus. Wenn du das machst, werde ich in Erwägung ziehen, dass wir mit deiner Miete während deines Aufenthaltes hier quitt sind. P. P. S. Eventuell bereue ich es, bei der Sache mit dem Kondom zugestimmt zu haben, besonders weil du so bald danach wieder in den Kampf gezogen bist. Ich hoffe, es hat sich abgenutzt. P. P. P. S. Es ist bewundernswert, wie sehr sich Rukia um ihren Freund sorgt, aber denkst du, es ist gesund für sie, JEDE Nacht über ihn zu wachen? Es macht sie vielleicht übermäßig traurig. Auf der anderen Seite verkaufe ich mehr Geister-Tempo als jemals zuvor. Zeit für die Nachbestellung!“ Renji musste den Brief noch ein paar Mal lesen, entschied dann aber drei Dinge: 1) Kisuke Urahara war ein wirklich schräger Vogel, 2) nie und nimmer würde er Aizen besuchen, nur um ihn zu verspotten (auch wenn es überraschend verlockend war) und 3) er musste unbedingt nach Rukia schauen. Doch Rukia musste warten, bis er seine Augen für mehr als drei Sekunden offen halten konnte. Er stellte die Box neben sein Tansu, griff nach dem Plüsch-Nue und, nachdem er Zabimaru unter seinem Obi hervorgezogen hatte, kuschelte er sich an sein Zanpakutō, dem Nue und dem Stoff-Tiger, den Byakuya für ihn im Vergnügungspark gewonnen hat. Weich und tröstend war genau das, was er brauchte. Renji war in einer Sekunde eingeschlafen. „O-jama shimasu“, sagte Byakuya, als er die Tür zu Renjis Quartier aufschob. Byakuya wusste, dass Renji dort war, denn er hatte seine Sandalen draußen auf der Matte gesehen. Doch er hatte nicht erwartet, dass er eingerollt auf seinem Feldbett lag. Sein Gesicht war tief zwischen zwei Stofftieren vergraben. Alles, was sichtbar war, war der leuchtend rote Pferdeschwanz. Starke Arme schlangen sich um die Spielzeuge, drückten sie in einer heftigen Umarmung. Byakuya dachte, dass er auch den markanten, rot eingebundenen Griff von Zabimaru in dem Haufen sah. Renji rührte sich noch nicht einmal bei seinem Eintreten: Nicht ein einziges Schnarchen oder Murmeln oder ein anderes Zeichen der Wahrnehmung von Byakuyas Anwesenheit. Während er nicht mehr so hyper-wachsam war, seit sie begannen, das Bett zu teilen, war diese Reaktionslosigkeit so untypisch für Renji, dass Byakuya fühlte, dass das ein Zeichen für die Ernsthaftigkeit dieser Situation war. Dass Renji so tief schlief, bedeutete, dass er auf einer Ebene tief verletzt war, da war sich Byakuya sicher. Leise schloss er die Tür hinter der besorgniserregenden doch friedlichen Szene. Da war etwas weitaus nützlicheres, was er jetzt für Renji tun konnte, als ihm beim Schlafen zu beobachten. Byakuya wandte sich ab und ging entschlossen in die Richtung, wo sie Isoroku festhielten, um ihn zu erwürgen. Auch wenn Vizekommandantin Isane sich weniger sicher zu sein schien, war Kommandantin Unohana weitaus entgegenkommender. „Natürlich kannst du mit ihm sprechen, Kommandant Kuchiki“, lächelte sie. „Tatsächlich ruft er schon seit dem Moment, in dem wir ihn hierher gebracht haben, nach dir. Vielleicht kannst du ihn davon überzeugen, seine Stimme zu senken? Wir sind immerhin ein Krankenhaus.“ Byakuya nickte. „Ich werde mein Bestes versuchen, Kommandantin.“ Die hochgewachsene Vizekommandantin Isane führte Byakuya in ihr Wachhaus. Das Wachhaus war ein Teil der Ersteinschätzung für Notfälle der Krankenstation der 4. Division. Es schien, als wäre es entworfen worden, um gefährliche Kriminelle behandeln zu können, die notfallmäßig eine medizinische Betreuung benötigten. Die vergitterten Zellen waren an der gegenüberliegenden Wand aufgereiht, mit diesem typischen Vorhang vor Blicken versteckt. Aktuell kümmerte man sich in der Ersteinschätzung auch um dringliche Behandlungen von Zivilisten. Es war geschäftig genug, doch man hörte die lauten Schluchzer und schrillen Rufe nach Gerechtigkeit, die hinter dem Vorhang der am weitesten entfernt lag, hervorkamen. Und beschämend. Konnte sich Isoroku nicht zumindest soweit zusammenreißen, wie es sich für die Würde eines Adligen gehörte? Rukia hatte sich wie eine Kuchiki benommen. Isane zog den Vorhang zur Seite, um ein bemitleidenswertes Bild zu enthüllen: Isoroku in Handfesseln und einem einfachen Yukata, geprägt mit dem Logo des Kuchiki-Sentō. Seine pinken Haare hingen schlaff sein Gesicht hinunter, tropften immer noch. Seine dunkle Haut war bleich vor Angst. Als er Byakuya sah, sprang er von dem Feldbett auf und rannte zu den Gittern. Er drückte sein Gesicht zwischen die Stäbe, während er sie mit seinen gefesselten Händen ergriff. „Oh Gott sei Dank, Byakuya! Sag ihnen, dass sie mich gehen lassen sollen.“ Byakuya starrte seinen Ex-Liebhaber ungeduldig an. „Warum sollte ich das tun?“ Isoroku ging überrascht einen Schritt zurück. „Weil… ist das nicht offensichtlich? Ich bin ein Adliger. Ich gehöre nicht hierher unter diesen… Leuten. Ich muss von meinen Gleichgestellten verurteilt werden.“ „Tatsächlich? Das sind deine Gründe?“ Byakuya hob eine Augenbraue und fuhr dann fort: „Nicht, wie ich bemerke, dass du deine Unschuld beteuerst. Sie haben mir gesagt, dass du meinen Renji belästigt hast. Sagst du, dass du es nicht abstreitest?“ „Belästigt? Überfall? Ja, ja, ich habe diese Behauptungen gehört und natürlich sind sie absurd. Ich habe nichts dergleichen gemacht“, sagte Isoroku und richtete sich auf, als versuche er, trotz seinem Zustand ein bisschen mehr Seriosität zu gewinnen. „Dein Mann hat mich verletzt. Ich bin das Opfer hier, nicht diese brutale Bestie.“ Byakuya blickte zu Isane hinüber. Die grauhaarige Vizekommandantin hatte sich von ihnen entfernt, um ihnen etwas Privatsphäre zu geben, doch sie war nah genug, um den Fortschritt ihres Gesprächs beobachten zu können. Sie sah seine Frage in den Augen und sagte: „Die Verletzungen, die der Lord erlitt sind, unserer Meinung nach, Resultat einer Selbstverteidigung. Vizekommandant Abarai hat selbst bestätigt, dass er unbewusst übermäßig Kraft ihm gegenüber ausgeübt hatte, als der post-traumatische Stress ausgelöst wurde.“ „Selbstverteidigung“, schnaubte Isoroku. „Das ist lächerlich. Ich bin Theaterautor und Schauspieler. Er ist ein trainierter Soldat.“ „Du solltest für Renjis Training dankbar sein“, sagte Byakuya kühl. „Es ist der einzige Grund, warum du nicht tot bist.“ Isoroku blinzelte, sah plötzlich sehr verloren und verängstigt aus. „Du machst mir Angst, wenn du so sprichst, Bya-chan. Bitte. Diese Farce ging jetzt lange genug, denkst du nicht auch? Ich habe also ein wenig mit deinem Mann rumgespielt. Er ist derjenige mit dem psychotischen Aussetzer! Das ist wohl kaum meine Schuld. Lass uns das Ganze ein Missverständnis nennen und es ist erledigt.“ „Rumgespielt?“, wiederholte Byakuya, seine Eingeweide schienen sich zu verknoten und er ballte seine Fäuste, fest und wütend. „Was hast du genau getan?“ Isoroku warf Byakuya einen weiteren, verzweifelten Blick zu. „Sei nicht so, Byakuya. Eifersucht steht dir nicht.“ Bevor Byakuya reagieren konnte, fuhr Isoroku fort: „Du musst dich deswegen entspannen. Alles war ein kleiner Spaß, bevor seine ‚Kriegsverletzung‘ in den Weg kam. Nun behandelt das jeder, als wäre es eine Art Verbrechen.“ Er schaute elendig auf seine Handfesseln. „Diese Misshandlung ist so unnötig. Hol mich hier raus, Byakuya.“ „Selbst wenn ich es wollte, kann ich nichts für dich tun“, sagte Byakuya, statt zu versuchen, sich mit einer der anderen, von Isorokus beiläufig genannten… Geringschätzungen auseinanderzusetzten. „Was?“ Da war nun ein Hauch echter Angst in Isorokus Stimme. „Bist du nicht ein Kommandant? Bist du nicht der Kuchiki? Hast du nicht die Autorität darüber, was in deinem Anwesen passiert?“ „Militärisches Personal wurde involviert“, erklärte Byakuya. „Kommandant Unohana hat ihr Recht ausgeübt, dies als Angelegenheit der Hofgarden zu deklarieren.“ „Ich bin kein Offizier“, protestierte Isoroku und begann, in der sauberen, weißen Zelle auf und ab zu gehen. „Ich kann nicht vom Militär belangt werden.“ „Tatsächlich wirst du herausfinden, dass du es kannst“, sagte Byakuya. „Angriff auf einen Soldaten ist sowohl innerhalb als auch außerhalb der Seireitei ein ernstes Verbrechen. Wie sonst könnten wir die Ordnung im Rukongai aufrecht halten?“ „Du vergleichst diese Dummheit mit einer Attacke auf eine Patrouille?“, schnaubte Isoroku. „Jetzt weiß ich, dass du mir nur Angst einjagen willst. Das ist nicht lustig, Bya-chan. Du hast mich genug dafür bestraft. Es tut mir leid, ich behalte meine Finger von deinem Jungen. Da, ich habe mich entschuldigt, obwohl es andersherum sein müsste. Nun lass mich raus.“ Byakuya starrte seinen alten Liebhaber an, fragte sich, was er jemals attraktiv an diesem Mann gefunden hatte. Er dachte daran, dass seine Familie um so vieles mehr Isoroku statt Renji bevorzugen würde. Isoroku hatte die richtige Herkunft, er hatte die richtige… Haltung. Noch schlimmer, während er diesem magenumdrehenden Quatsch zuhörte, bemerkte Byakuya, dass Unohana mit ihren Andeutungen richtig lag. Der Adel würde alles, was Isoroku sagte, absolut vernünftig finden. Wo war das Problem? Es war das Recht eines Adligen, sich von denen unter ihnen zu nehmen, was sie wollten. Wirklich, es war Renji, der sich dafür entschuldigen müsste, seine Hände an jemanden gelegt zu haben, der so weit über ihm stand. Es machte Byakuya krank, zu wissen, dass er selbst noch vor nicht allzu langer Zeit genauso war. Und dass er selbst jetzt noch die verschobene Logik in alledem sehen konnte. Byakuya ballte die Fäuste fester. „Du bist ein Narr, Isoroku Takenaka. Du hast dir erzwungen, was dir aus freien Stücken gegeben worden wäre. Renji und ich haben darüber gesprochen, dich einzuschließen. Nun sehe ich, wie mein Vertrauen in dich mich beschämt.“ „Du wolltest mich in euer Bett einladen? Nun, dann ist das alles besonders bescheuert. Sag ihnen das, Byakuya!“ Isorokus Miene hellte sich auf. „Dann wissen sie, dass das alles nur ein Fehler war, dass ich ein bisschen übereifrig war. Er war offen dafür! Warum hat er es nicht gesagt?“ Byakuya schüttelte den Kopf, verzweifelt, dass er so etwas erklären musste. „Weil es nicht zählt, was wir besprochen haben, was wir vielleicht zu einer späteren Zeit gewillt waren zu tun. Was zählt ist, was Renji dann gesagt hat. Wenn er ‚Nein‘ gesagt hat, dann bedeutet es ‚Nein‘.“ Auch wenn Byakuya die Ironie des Moments bemerkte, machte es das Ganze nicht weniger wahr. Er hatte diese Lektion vielleicht immer und immer wieder lernen müssen, aber bei allen Göttern, er lernte sie. Tatsächlich machte die Hässlichkeit dieses Mannes und sein Beharren darauf, dass er nichts falsch gemacht hat, Byakuya wirklich unbehaglich. Er begann die Tiefen seiner eigenen Fehler wirklich zu verstehen. „Zustimmung“, spie Byakuya endlich, hörte Renjis eigene Stimme in seinem Kopf, „ist eine Sache.“ Damit drehte sich Byakuya um und ließ Isoroku zurück. Als er an ihr vorbei ging, hätte er schwören können, dass er Vizekommandant Isanes leisen Beifall vernahm: „Hört, hört.“ Kapitel 46: Tender Loving Care ------------------------------ Auf dem Rückweg von der Vierten, dachte Byakuya über die Angelegenheit ‚ZLP‘ nach. Schwere Wolken hatten sich über den Himmel geschoben, versprachen Schnee. Trotz der Kälte hatten die Händler ihre Karren aufgebaut. Mit dem schwindenden Licht hatten viele kleine Papierlaternen in allen Farben angezündet, um die Blicke der potentiellen Kunden auf sich zu locken. Byakuya schaute sich die gewohnte Ansammlung an Essensständen an – geröstete Süßkartoffeln, Takoyaki, Curry-Brötchen, Nudel-Stände aller Art und verschiedene Eintöpfe mit Oden. Was davon würde Renji bevorzugen? Sicherlich aß er alles, was ihm vorgesetzt wurde. Byakuya wusste von Renjis Schwäche für rote Bohnenpaste, besonders in Pfannkuchen, Taiyaki, aber hatte er ein Lieblingsessen? Während Byakuya die verschiedenen Angebote in Augenschein nahm, verursachte das Kenseikan ziemlichen Aufruhr. Sobald sie es bemerkten, hielten die Händler in der Anpreisung ihrer Waren inne, als wären sie sich nicht über die Etikette sicher, ob sie jemanden so hochrangiges anschreien durften. Manche fielen auf der Straße auf ihre Knie. Solche Reaktionen machten das Stöbern… schwierig. Gerade als Byakuya überlegte aufzugeben und Eishirō damit zu beauftragen, rief eine alte Frau, die wegen der Kälte in eine dicke Decke eingerollt war, von einem Stand mit Oden: „Brauchen sie etwas frischen, heißen Eintopf, um sich aufzuwärmen, Kommandant-chan?“ Hot Pot, ja. Das wäre hervorragend. Mit einer großen Portion Ikamaki-Oden in einem Behälter zum Mitnehmen und einer brandneue Decke unter seinem Arm, durchquerte Byakuya den Hof zu Renjis Quartier. Er hatte alles geplant: Eine Decke über Renjis Schultern und eine heiße Suppe, wenn er aufgewacht war. Sollte sich die Gelegenheit bieten, sollte Byakuya vielleicht sogar über Nacht bleiben, um für ihn da zu sein… oder sogar neben ihm liegen. Renji sagte ja immer, dass er ‚kuscheln‘ möchte. Es lag Schönheit in dieser Einfachheit und Byakuya war recht stolz darauf, dass ihm etwas eingefallen war, mit dem er ihn erfreuen konnte. Als er näher kam, bemerkte Byakuya zwei Männer, die vor Renjis geschlossener Tür standen und ihre Köpfe zusammengesteckt hatten, als würden sie etwas ernsthaft überlegen. Einer war Vizekommandant Hisagi, durch diese lächerlichen Gesichtstattoos unmöglich, nicht zu erkennen. Da war ein Blonder mit einer sehr…. markanten Frisur. Byakuya hatte das Gefühl, er müsste sich an die Haare erinnern, doch es waren die unruhigen Augen, die ihm halfen, Kira zu erkennen. Den unglücklichen früheren Vizekommandanten von Gin Ichimaru. Aber was machten diese beiden hier? Könnte sich die Neuigkeit von Renjis Vorfall unter seinen Freunden rumgesprochen haben? Oder war es nur ein Zufall, dass sie vorbei gekommen waren? Als sie Byakuyas Ankunft bemerkten, nahmen sie schnell Haltung an. Hisagi schaute sehr offensichtlich auf die Decke und die Suppe, doch Byakuya ignorierte das. „Kann ich euch helfen?“ Es war Kira, der sprach: „Ähm, ein früherer Kollege von mir aus der Vierten sagte mir, dass Renji… verletzt wurde?“ Hisagi schlug seinen Freund auf den Arm. „Tatsächlich haben wir gehört, dass es PTS war.“ Und sie standen direkt vor Renjis Tür und tratschten darüber? Byakuya biss fest auf die Zähne. „Habt ihr ihn geweckt?“ „Nein, Kommandant“, sagte Kira. Hisagi schüttelte schuldbewusst den Kopf. „Seht zu, dass ihr das auch nicht tut“, sagte Byakuya und bedeutete ihnen, dass sie sich ein paar Schritte von der Tür entfernen sollten. Als sie ihm folgten, beobachteten sie ihn in einer Weise, die ihm klar machte, dass sie auf Details zu dem Vorfall hofften. Byakuya würde am liebsten nichts sagen, doch Isoroku hatte ihre Angelegenheit durch das ganze Krankenhaus gebrüllt. Falls – nein, wenn es vor Gericht ging… Byakuya erschauderte, als er daran dachte, wie viel dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen werden würde. Doch. Es stand außer Frage, dass Isoroku eine Strafe für sein Vergehen verdiente. Es stieß Byakuya immer noch sauer auf, wenn er daran dachte, was ‚herumgespielt‘ vielleicht beinhaltete, was Isoroku mit Renji getan haben mochte. Alleine der Gedanke einer Hand von einem anderen Mann auf Renji schoß eiskalte Stacheln durch Byakuyas Herz. „Glauben sie, dass Renji seine Sorgen ertränken möchte?“ fragte Hisagi leise, sein Blick war auf die großen Sandalen vor Renjis Tür gerichtet. „Ich meine, hätte er Lust auf so etwas?“ „Ich befürchte, ich habe keine Ahnung“, gab Byakuya zu. „Kommandantin Unohana konnte mir nur versichern, dass er nicht verletzt wurde. Ich kenne bisher noch nicht einmal die Details von dem Vorfall.“ Kiras Lippen waren dünn vor Sorge. Er nickte in Richtung der Decke und der Suppe und sagte: „Wir sollten vermutlich den Kommandanten seine… Dinge abliefern lassen, Hisagi-san. Vielleicht könnten sie uns wissen lassen, ob Re-Vizekommandant Abarai sich danach fühlt, mit uns heute Nacht wegzugehen, Kommandant?“ „Ja“, fügte Hisagi mit einem heftigen Nicken hinzu. „Sagen sie ihm, dass es uns alle mal erwischt. Es ist nichts, was nicht durch ein ordentliches Besäufnis kuriert werden würde.“ Byakuya nickte. „Werde ich.“ Sie vebeugten sich und gingen. Byakuya blickte ihnen nach, fragte sich dabei, ob sie so schnell zur Unterstützung herbeigeeilt wären, wenn sie von der sexuellen Natur des Auslösers gewusst hätten. Männer konnten bösartig wegen vermeintliche Schwächen werden. Zumindest konnten das die Männer in Byakuyas Leben. Dies waren Renjis Freunde. Es gab keinen Grund sich vorzustellen, dass sie nicht weiterhin durch dick und dünn mit ihm gingen. Byakuya schwor sich, Renji von der Einladung zu erzählen und sicherzustellen, dass er wusste, dass er das Angebot seiner Freunde annehmen durfte. Bevor er seine Sandalen an der Tür auszog, beschwor Byakuya zwei Höllenschmetterlinge. Einen schickte er zu Eishirō und erklärte ihm, dass er bis in den späten Abend in der Division beschäftigt sein würde und nicht gestört werden soll. Alle Anfragen von seiner oder Isorokus Familie sollten direkt an Kommandantin Unohana der 4. Division adressiert werden. Den Zweiten schickte er an die Division, zum Vizekommandantenbüro. Die Nachricht sollte dem Diensthabenden übermittelt werden. Byakuya hielt inne, unsicher, was für Worte er verwenden sollte. Er wollte, dass sie ein wenig Privatsphäre erhielten, ungestört, aber um Zeit für sie beide alleine zu bitten… Da konnte er genauso gut Unzucht mit einem Untergebenen zugeben. Er atmete tief durch. Es war weitaus besser ‚offen und ehrlich‘ zu sein, wie es Renji sagen würde, als dass jemand mit guten Absichten hineingestolpert kam und sie gemeinsam entdeckte, oder nicht? „Wie ich sicher bin, habt ihr es bereits durch die Gerüchteküche gehört“, sagte Byakuya. „Der Vizekommandant hat ein post-traumatisches… Erlebnis erlitten. Ich kümmere mich in seinem Quartier um ihn. Ich dulde keine Störung.“ Es war nichts, doch Byakuya fühlte, wie seine Wangen brannten, als er den Schmetterling auf seinen Weg schickte. Renji wachte von dem Gefühl auf, dass jemand seine Taille umfasste. Es war eine starke ‚Ich hab dich‘-Umarmung, aus der Emotionen hervorgingen. Er öffnete die Augen und hob sein Gesicht aus den Stofftieren. Er lag zur Wand hin und wer auch immer sich von hinten an ihn gekuschelt hatte, hatte sie mit einer brandneuen, dicken Decke zugedeckt. Es war die Art von Decke, die man über einen Kotatsu warf. Sie war wundervoll, dunkelrot und Renji war sich sehr, sehr sicher, dass sie ihm nicht gehörte. Er würde sich daran erinnern, wenn er etwas so… Warmes gekauft hätte. Renji rührte sich und versuchte nach hinten zu schielen, wer bei ihm war, doch es war nicht genug Platz auf seinem kleinen Feldbett um sich herumzudrehen, ohne den anderen aus dem Bett zu werfen. Das Gefühl von dem Körper, der sich gegen ihn gepresst hatte, war viel zu bekannt, als dass es jemand anderes als Byakuya sein könnte, doch das machte keinen Sinn, richtig? Byakuya würde nicht einfach in Renjis Bett krabbeln. Inmitten der gesamten Division, wenn jeder einmarschieren könnte, oder? Scheiße, seine Tür hatte noch nicht einmal ein Schloss. Doch da an der Wand, wo er für gewöhnlich Zabimaru abstellte, stand Senbonzakura. Und war das der Kommandanten-Haori, der über seiner Truhe lag mit dem Kenseikan drauf, dort wo ihn jeder stehlen könnte? „Taicho, wach auf“, beharrte Renji. „Du musst gehen.“ Ein leises, trauriges Seufzen war zu hören, bevor der Arm um seine Taille die intensive Umarmung löste. „Ich habe befürchtet, dass ich dich vielleicht schlussendlich wecke. Bist du hungrig? Ich habe auch Suppe mitgebracht.“ Renji blickte stirnrunzelnd die Wand an. Ok, das war definitiv die Stimme von Byakuya, aber… es muss eine Fälschung sein, vielleicht eine von Uraharas Mod Souls? „Du kannst nicht… Ich meine, was machst du…? Du bist in meinem Quartier. Hast du nicht… Solltest du nicht…“, Renji gab auf mit einem: „Gah! Die Leute könnten uns sehen.“ Byakuya gluckste, als er sich vorsichtig von ihm löste, um sich aufzusetzen. Als er sich über Renjis Schulter beugte, konnte Renji endlich sein Gesicht sehen. Ohne den Kenseikan fielen seine tintenschwarzen Haare in einer Weise in sein Gesicht, die so intim und privat wirkte, dass es in Renjis Kopf unweigerlich mit Sex verbunden war. „Ich habe einen Schmetterling geschickt“, sagte Byakuya. Sanft und verspielt zog er an Renjis Pferdeschwanz. „Niemand wird uns stören, Renji.“ Renji begann sich zu fragen, ob er sich den Kopf angeschlagen hatte, denn alles was er konnte, war dümmlich zu wiederholen, was Byakuya gesagt hatte: „Du hast einen Schmetterling gesendet? Wie eine offizielle Anmerkung?“ „Ja“, sagte er, nun ernsthafter. „Ich vermute, genau so.“ „Ja“, Renji nickte, erfreut, dass Byakuya endlich die Bedeutung hinter alldem zu bemerken schien. „Bist du verrückt?“ Byakuyas Augen blickten in Renjis. „Schon bald werden wir keine Geheimnisse mehr haben“, sagte er, seine tiefe Stimme wie ein Stein, der in einen Brunnen fiel. „Isoroku wird dafür sorgen.“ Oh. Oh, scheiße. Renji hatte nicht wirklich alle Konsequenzen davon bedacht, als er die Vierte auf Isorokus Hintern angesetzt hatte. Natürlich würde Isoroku all ihre schmutzige Wäsche auspacken, jedes verdammte Detail ihrer Beziehung erzählen. Renji fühlte sich plötzlich zwischen Byakuya und der Wand gefangen. „Uh, hör zu, ich habe nur die Vierte gerufen, weil ich Angst hatte, ich hätte ihn umgebracht. Ich habe keine Anklage erhoben. Keine Behauptungen, kein Kommentar, nichts Offizielles. Unohana kam nur herein und… schau, ich kann dafür sorgen, dass sie das Ganze fallen lassen, ihnen sagen, dass es alles nur ein-“ Ein Finger auf seinen Lippen stoppte ihn. „Es liegt nicht in unseren Händen, Renji. Und ich hoffe auf das Beste.“ Auf das Beste? Die Endgültigkeit von Byakuyas Stimme ließ Renjis Herz sinken. Das war es, nicht wahr? Der große Schlussstrich. Kein Wunder, dass Byakuya so sanft, so süß und offen mit ihm umging. Es war nicht mehr von Belang, wer sie sah. Das war das letzte Mal. „Ich hätte ihn töten sollen“, murmelte Renji deprimiert und ließ seinen Kopf zurück in die Kuhle zwischen den beiden Stofftieren fallen. Als Finger über Renjis Koteletten strichen, versteifte er sich unbewusst, erstarrte von der Erinnerung. Sofort schüttelte er es ab, doch es war zu spät für eine Entschuldigung oder einer Erklärung. Byakuya hatte seine Hand schnell zurückgezogen. Byakuya setzte sich auf, seine Augen glitten über Renji, als versuche er Verletzungen zu erkennen. Seine Hand legte sich auf seine eigene Schulter, als versuche er das Körperteil zu verstecken, das diese Reaktion bei ihm ausgelöst hatte. „Sind da noch andere Dinge, die ich vermeiden sollte…? Verdammt, ich hätte es wissen sollen“, wisperte er. „Bin ich dir zu nah?“ „Ah, scheiße, nein, du bist gut so“, schnaubte Renji, umschlang die Stofftiere und Zabimaru mit den Armen. „Es war noch nicht einmal… Der kleine Scheißer hat nicht…“ Warum zur Hölle konnte Renji nicht einmal einen verdammten Gedanken zu Ende bringen? Er schloss die Augen fest und platzte mit der ganzen Sache heraus: „Es war nicht das, was du denkst, ok? Isoroku hat mich begrapscht. Das ist alles. Er hatte seine Hände auf meiner Brust und in meinem Gesicht und ich sagte nein, aber er sagte er würde es so aussehen lassen, als hätte ich ihn gezwungen, damit ich ihn einfach machen lasse, was auch immer er von mir wollte und dann weiß ich nicht mehr, was passiert ist. Es waren die pinken Haare, glaube ich. Mein Reiatsu hat ausgeschlagen und er ist ohnmächtig geworden. Er hat mich noch nicht einmal geküsst, in Ordnung? Er war mir nur zu nah. Es war dumm. Es war vermutlich meine Schuld. Und jetzt ist alles vorbei, weil ich panisch wurde. Ich hätte ihn verdammt noch mal töten und im Garten verscharren sollen.“ An einem Punkt, während er gesprochen hatte, hatte sich Byakuya wieder gegen Renjis Rücken gelehnt und ihn festgehalten. Es war genug, dass Renji schon losweinen wollte, diese kleine Umarmung um seiner Taille – den er konnte es wirklich fühlen, richtig? Die Liebe, die Fürsorge. Zabimaru hallte es auch wider. Scheiße, Renji dachte sogar, dass er Senbonzakura sanft singen hörte. Der ganze Raum war wie ein sanftes Summen aus liebevollem Reiatsu… und es drohte, ihn zusammenbrechen zu lassen. „Hört auf, Leute“, schniefte Renji. „Ich bin in Ordnung.“ Doch Byakuya ließ ihn nicht los. Stattdessen sagte er: „Niemand gibt dir die Schuld für irgendetwas, Renji. Isoroku ist der Narr. Er ist derjenige, der dafür büßen wird. Dafür werde ich sorgen.“ Renji schüttelte den Kopf. „Ja, aber es ist, wie du es gesagt hast. Jetzt ist alles vorbei, nicht wahr? Und all das, weil ich ihn nicht habe nehmen lassen, was er wollte.“ „Was? Ich habe niemals etwas in dieser Richtung gesagt“, sagte Byakuya mit einem Hauch Ärger in seiner Stimme. „Nichts ist ‚vorbei‘.“ Renji hob sein Gesicht von den Stofftieren. „Aber wenn die Anklage wegen Unzucht kommt?“ Byakuyas Griff um seine Taille war fest und so ernst wie seine Stimme. „Wir werden dem entgegen treten.“ Und dann, als sähe er die Frage in Renjis Augen, fügte er hinzu: „Zusammen, Renji.“ Er öffnete den Mund, begann zu protestieren, doch stoppte sich selbst. Was zum Teufel, versuchte Byakuya ihm gerade tatsächlich zu sagen, dass sie sich darüber nicht streiten sollten? Byakuya setzte sich auf und blickte auf Renji hinunter. Sein Blick war grimmig, doch seine Stimme war sanft. Seine Finger streckten sich aus, um Renjis Gesicht zu berühren, doch er hielt sich selbst zurück. „Es beunruhigt mich zu hören, dass du denkst, dass es irgendeine Art von Lösung gewesen wäre, Isoroku ‚nehmen zu lassen, was er wollte‘. Betrüge dich nicht selbst, Renji. Männer wie er…“, Byakuya atmete durch, sein Gesichtsausdruck wurde weicher. „Es hätte damit nicht aufgehört. Sobald er wüsste, dass er dich haben kann, hätte er dich weiter benutzt. Und wenn er mit dir fertig wäre, hätte er dich den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Ich weiß, dass du es weißt oder du würdest nicht bereuen, die Gelegenheit nicht genutzt zu haben, ihn umzubringen.“ Renji schnaubte ein dunkles Lachen. „Wahr genug.“ Byakuyas Hand zögerte wieder. Renji griff sie und legte sie auf sein Gesicht. Sie legte sich auf seine Wange und Renji schmiegte sich hinein, küsste die Handinnenfläche. Byakuya lehnte sich hinab und küsste Renjis Stirn. „Lass uns etwas Oden essen. Sie werden nun schon kalt sein.“ „Du hast mir Oden geholt? Zum Teufel? Warum liegen wir noch hier?“ Byakuya kicherte. „Durchaus.“ Sie brauchten eine Weile, bis sie herausgefunden hatten, wie sie zusammen auf dem Bett, mit der großen Schale Oden zwischen ihnen, sitzen konnten. Renji beharrte darauf, die neue Decke zuerst wegzulegen. „Du weißt, ich bekleckere sie nur mit Essen“, erklärte er. „Ah, ja, eine von deinen vielen Vorzügen“, sagte Byakuya trocken und gab ihm ein Paar Essstäbchen. Sie saßen im Schneidersitz mit ihren Rücken zur Wand, die Schale balancierte vorsichtig auf dem Feldbett, gestützt von der Stelle, wo sich ihre Knie berührten. Für Renji fühlte es sich intimer an, als alles, was sie jemals zuvor getan hatten: Zusammen auf seinem engen Feldbett sitzen und sich eine einzige Schale mit Oden teilen. Vorsichtig hob Byakuya den Deckel von der Schale ab und blickte Renji von der Seite an. „Ich soll dir von deinen Freunden, den Vizekommandanten Hisagi und Kira, ausrichten, dass sie dich zum Trinken ausführen möchten.“ Er legte den Deckel auf Renjis Truhe, mit einiger Entfernung zum Haori, und hob die Schale zu seinem Mund. Er hob sich ein paar Bissen mit seinen Stäbchen zu und sagte dann: „Ich denke, du solltest gehen. Deine Freunde wollen dir ihre Unterstützung zeigen und wir brauchen eventuell bald Verbündete. Tatsächlich“, Byakuya setzte die Schale ab, um sehr ernst weiter zusprechen: „Vielleicht solltest du über einen Weg nachdenken, wie du ihnen von uns erzählen kannst.“ „Uh…“, Renji kratzte sich am Nacken. „Sie wissen es bereits irgendwie.“ Byakuya hustete ein wenig, als hätte er sich am Eintopf verschluckt. „Oh?“ „Nun ja, ich meine, ich dachte irgendwie, dass wir es den Leuten sagen?“ Ein ernster Blick traf ihn, während Byakuya ihm die Schale reichte. Der Blick reichte, dass Renji zusammenzuckte und hinzufügte: „Nein? Uh, ups?“ Byakuya schüttelte in liebevoller Verzweiflung den Kopf. „Nun ja, das erklärt den Blick, den mir Vizekommandant Hisagi zugeworfen hat.“ „Ja?“, Renji grinste. Er fischte sich ein Stück Fischküchlein heraus und verschlang es. Brühe tropfte von seinem Kinn. Byakuya schnalzte mit der Zunge und griff nach den Papierservietten, die in dem Beutel vom Händler lagen. „Ja, rückblickend betrachtet hat die Decke ihm vielleicht den falschen Eindruck vermittelt.“ „Du denkst, Shūhei hat deinen großen Kuschelplan herausgefunden?“, neckte Renji, tauschte die Suppe gegen die Serviette ein. „Vielleicht dachte er auch, ich würde über dich herfallen wollen.“ „Heh“, lachte Renji und wischte sich das Kinn ab. Er schaute sich nach einem Platz um, wo er das Tuch ablegen konnte. Da er nichts fand, steckte er es in die Tasche seines Hakama. „Soll ich ihm sagen, dass du das getan hast?“ Byakuya kaute auf einem Stück Daikon. „Ist das die Art von Dingen, die du normalerweise mit deinen Freunden teilst?“ Der Ton war neckend, doch seine Frage schien ernst gemeint, dachte Renji. „Nah, ich küsse nicht und rede dann darüber. Alles, was Shū weiß ist, dass ich dir etwas zum Geburtstag besorge. Kira weiß es nur, weil… uh, ich war einmal betrunken.“ „Einmal? Vielleicht sollte ich dankbar sein, dass nicht mehr in der Seireitei davon wissen“, lachte Byakuya und gab ihm die Schale zurück. „Sollte ich mir Sorgen machen, dass du mein Geburtstagsgeschenk mit Freunden besprichst?“ „Vielleicht“, gab Renji zu und schlürfte von der Brühe. Sie wechselten sich noch einige Male mit dem Eintopf, bis die Schale leer war. Byakuya bot Renji den letzten Rest mit einem Seufzen an. „Ich sollte vermutlich gehen“, sagte er. „Ich muss nach Daisuke sehen und entscheiden, was ich mit ihm mache.“ „Hast du einen Plan?“, fragte Renji und versuchte, nicht die Schale auszulecken. „Nicht wirklich“, sagte Byakuya und streckte seine Beine aus. „Er könnte bleiben und auf dem Anwesen dienen, aber ich mache mir Sorgen, dass wir ihm keinen ständigen Schutz anbieten können. Hier gibt es so viel... Ablenkung.“ Ablenkung? Ja, wie all das, was gerade mit Isoroku abging. „Du wirst ihn wegschicken?“ „Ich denke, dass wird wohl das Beste sein. Ich habe so viele Cousinen hier. Einer von ihnen braucht sicher einen Diener. Er können ihn verkleidet oder in einer Sänfte rausschmuggeln, Vielleicht können wir Shunsui austricksen.“ Oder vielleicht aus den Augen, aus dem Sinn. Aber Byakuya hatte vermutlich recht. Es passierte immer so viel, dass es schwierig war, sich immer daran zu erinnern, auf Daisuke aufzupassen. „Möchtest du eigentlich wissen, was Daisuke weiß und wofür Kommandant Kyōraku bereit ist, zu töten?“ Byakuya hob skeptisch eine seiner dünnen Augenbrauen. „Ich denke, es ist das Beste, wenn wir es niemals wissen, Renji.“ „Du, da hast du vermutlich recht“, stimmte Renji zu. Byakuya griff nach seinem Kenseikan. „Außerdem muss ich den Ehevertrag finalisieren.“ Renji erstarrte. „Ehe?“ „Nicht meiner“, mahnte Byakuya. „Wirst du mir jemals vertrauen, dass ich durch genügend Mühen gegangen bin, um eine Heirat zu vermeiden?“ Mit einem Seufzer entspannte Renji seine Schultern. „Wahrscheinlich nicht.“ Byakuya schnalzte mit der Zunge. Er stand auf und legte den Kenseikan an. Renji beobachtete ihn, fasziniert davon, dass Byakuya das komplizierte Haarteil ohne Hilfe von Spiegel und Kamm aufsetzen konnte. Es muss an Jahrzehnten der Übung liegen. „Ich habe einen Vertrag zwischen meiner Cousine Hirako und dem Erben arrangiert. Es wird ein Problem für sie und ihre Familie.“ Renji nickte und fühlte sich schlecht für Shinobu und seine Geliebte, die er zurückgelassen hatte. „Ich vermute, das ist wohl die Vorgehensweise des Adels, eh?“ Mit dem Kenseikan an Ort und Stelle, griff Byakuya nach dem Haori. „Was meinst du?“ „Das Zeug mit dem Arrangieren“, sagte Renji mit einem Achselzucken. „Shinobu hat es klingen lassen, als wäre da jemand, dem vielleicht das Herz gebrochen wird.“ „Ah“, sagte Byakuya und zog sich den Haori an. „Ich weiß es nicht. Es ist nicht von Bedeutung. Hirako scheint nicht an den Pflichten einer Ehefrau interessiert zu sein. Shinobu kann haben, wen auch immer er möchte, kann ich mir vorstellen. Oder sie lösen die ganze Verlobung auf, bevor es dazu kommt.“ Renji schüttelte nur den Kopf. Und Byakuya fragte sich, warum Renji nie Vertrauen hatte, wenn Byakuya eine Ehe erwähnte… Wie könnte er, mit Arrangements wie diesem? „Ich werde euch nie verstehen.“ Byakuya ließ Senbonzakura in den Obi gleiten und nickte. „Das ist vermutlich auch gut so.“ Kapitel 47: Coming Out Party ---------------------------- Nachdem Byakuya gegangen war, räumte Renji sein Quartier noch ein wenig auf. Er machte das Bett und sammelte die Oden-Schale und das Paketklebeband von Uraharas Paket auf. Dann legte er den Müll auf den Karton und ging zum Büro des Vizekommandanten. Es war nett vom Shōten, dass sie ihm einen Reiskocher geschickt hatten, doch Renji hatte dafür keinen Platz in seinem Quartier – oder Strom. Das Eingelegte konnte er in den Gemeinschaftskühlschrank stellen. Das Einzige, was er für sich behielt war dieses i-Ding mit der Musik und den Kopfhörern. Auch wenn es noch früh war, ging die Sonne bereits unter. Der Himmel war wolkig und es roch nach Schnee. Durch die Feuchtigkeit fühlte sich die Luft noch kälter an. Das Büro des Vizekommandanten war warm und einladend. Jemand hatte die Laternen unter dem Vordach angezündet, deren Lichtkreise wie Halos in der leicht nebligen Luft wirkten. Er zog seine Sandalen aus und legte sie zu den Dutzend anderen. Vom Brummen der Gespräche her vermutete Renji, dass das kalte Wetter eine Menge Menschen in den Pausenraum gelockt hatte. Er konnte Tee riechen und etwas Herzhaftes köchelte auf dem Stubenofen vor sich hin. Es waren Nächte wie dieser, die Renji glücklich sein ließen, ein Teil der Sechsten zu sein. Manchmal vermisste er die rauen, alkoholisierten Parties der Elften, doch er lernte das Vergnügen zu schätzen, welches diese einfachen, ruhigen, spontanen Treffen über Tee und geteiltes Essen mit sich brachten. Es war heimisch, wie ein zu Hause sein sollte. Doch als er die Tür zum vollen Pausenraum mit der Schulter aufschob, erstarben die Gespräche. Alle starrten ihn an, wie er da mit der großen Box in den Armen im Türrahmen stand. „Hey“, sagte er in die unangenehme Stille. „Ich habe ein paar Süßigkeiten und… Eingelegtes mitgebracht.“ Kinjo löste sich vom Tisch mit seinen Freunden und half Renji, die Dinge abzuladen. „Du bist auf“, bemerkte er. „Also… uh, der Kommandant, uh, ist fertig mit… Ich meine: Fühlst du dich besser?“ Es war absolut untypisch für Kinjo, um den heißen Brei herum zu reden – auch wenn es offensichtlich war, was er versuchte anzudeuten. Alle im Raum schienen ihren Atem anzuhalten und warteten auf Renjis Antwort. Nachdem er den Hello Kitty Reiskocher aus der Kiste nahm und ihn auf die Küchenzeile neben der Kaffeemaschine gestellt hatte, fragte er: „Ok, was zum Teufel ist hier los?“ Rikichi, der sich gerade um einen Topf irgendwas auf dem Ofen kümmerte, sagte: „Ich habe keine Ahnung, warum jeder so ausflippt. Ich denke, es ist nett, dass sich der Kommandant persönlich um dich kümmert, wenn du dich schlecht fühlst.“ Persönlich? Ah, richtig. Der Schmetterling, den Byakuya geschickt hatte. Was zum Teufel hatte er gesagt? – Denn es sah aus, als wäre Renji gerade im Mittelpunkt. Also was sollte er nun tun? Renji nahm das Eingelegte Gemüse aus der Box und fand ein Platz im überfüllten Kühlschrank, schob dabei alte Mitnehmbehälter und Bento Boxen zur Seite. Sicher, es war einfach für Byauya zu sagen, dass sie allem gemeinsam entgegenstehen würden, wenn Renji die Hauptlast der Division von dem Ganzen schultern müsste. Fein, also Scheiß drauf. Wie Byakuya sagte, die Katze war aus dem Sack. Und sie würden sie nicht wieder zurück in den Sack stopfen. Besser hörten sie es von ihnen direkt, als durch eine Verhandlung mit Isoroku. Mit einem Seufzen schloss Renji den kleinen Kühlschrank, stellte sich gerade hin und ließ seinen Blick durch den gefüllten Raum gleiten. Sollte er es wirklich tun? Ja, es war lange überfällig. „Ok, also was ihr wissen müsst ist, dass der Kommandant und ich ausgehen.“ Da war ein hörbares nach Luft schnappen, gefolgt von einigen „Was?“ und „Niemals!“. Renji lehnte sich mit dem Hintern gegen die Küchenzeile und verschränkte die Arme vor der Brust. Bevor der Ansturm von Fragen und Beschuldigungen losgehen würde, sagte er laut: „Ja, ich weiß, dass es Unzucht ist. Nein, ich habe keine Ahnung, ob der Kommandant mich verlegen wird, nun da wir es öffentlich machen. Ja, es wird eine Überprüfung des Regelwerks geben, falls ich bleibe. Nein, ich weiß noch nicht, was das genau beinhaltet, aber ihr könnt sicher sein, dass der Kommandant akkurat bei allen Befehlsketten sein wird – er ist immer noch Byakuya Kuchiki. Die Ehre und der Ruf seiner Division ist immer noch seine oberste Priorität. Ich bin heute Nacht außer Dienst und plane, mich ordentlich zu betrinken. Morgen schiebe ich eine Doppelschicht, also falls das ein Problem für euch ist, habt ihr noch Zeit, euren Dienst zu tauschen. Nein, ich werde das nicht persönlich nehmen, doch vergesst nicht, mich mit dem Respekt meines Ranges zu behandeln. Ich bin immer noch der Vizekommandant und das wird sich nicht ändern, bis es sich tut. Ja, ihr könnt euch beim Generalkommandanten beschweren, niemand wird euch aufhalten. Ja, seine Familie weiß Bescheid. Nein, natürlich billigen sie es nicht. Sie hassen mich. Habe ich irgendetwas vergessen?“ Renji waren der Atem und die möglichen Fragen ausgegangen. Der Raum war still. Er versuchte, die Reaktionen anhand der Gesichtsausdrücke abzuschätzen. Tatsächlich schienen sie eine ordentliche Bandbreite zu zeigen: Kränkung, Ärger, Ekel, Verwirrung, Vertrauensbruch… Aufregung? „Also“, piepste eine weibliche Stimme. „Ich vermute, das bedeutet, es ist zu spät, sie zu einem Rendezvous einzuladen?“ Zwei Herzschläge und der Raum explodierte vor erleichtertem Gelächter. Einige waren nervös, manche ein wenig hysterisch, doch Renji dachte, dass er ein paar Lächeln gesehen hatte, die tatsächlich ehrlich waren. Er spannte sich an, als Kinjo zu ihm kam, doch Renji war überrascht von dem freundschaftlichen Knuff auf den Arm und einem: „Endlich, du hast das Richtige getan, Vizekommandant. Ich kann nicht sagen, dass ich es mag, aber es geheim zu halten war falsch.“ Renji nickte. Sie hatten deswegen immerhin einen 3. Offizier verloren. Sie könnten auch noch andere verlieren. Renji bemerkte ein paar Leute, die ihm schmutzige Blicke zuwarfen, als sie hinausgingen. Nun ja, was hatte Byakuya gesagt? Gib nichts darauf. Nicht mit all dem Chaos mit Isoroku. Nachdem er Uraharas Süßigkeiten auf dem nahestehenden Tisch abgelegt hatte, durchsuchte Renji die Schubladen nach einem Stift für ein selbstgemachtes Schild. Eine Frau, vielleicht die, die die Spannung gebrochen hatte, bahnte sich den Weg zu ihm herum, als er eine Lasche von dem Karton abriss. „Also… interessierst du dich nur für Männer?“, fragte sie. „Denn alle sagten, du wärst mit Rukia, ähm die Kuchiki aus der Dreizehnten zusammen und… der Kommandant war verheiratet, oder nicht?“ Renji blickte sie an. Ein dünnes, kleines Ding war sie, bestand fast nur aus Augen, Knochen und einem Pixie-Haarschnitt. Als ihm nicht direkt ihr Name einfiel, dachte Renji, dass sie eine von den neuen Transfers war…? Ja, sie war von der Dritten, wenn er sich richtig erinnerte. Scheiße unverblümt, aber er konnte das schätzen. „Ja, nein. Rukia und ich, das war eine Möglichkeit, die ich vor langer Zeit verpasst habe. Was den Rest angeht“, er lächelte sie ein wenig an. „Ist das nicht ein bisschen persönlich?“ Sie wurde rot, doch meine Güte, sie starrte ihn immer noch an. Er stellte sein Schild fertig „Süßigkeiten von Urahara Shōten, Verzehr auf eigenem Risiko“ und legte es zu dem Haufen an Süßigkeiten auf dem Tisch. „Tut mir leid, Vizekommandant. Du hast Recht, es geht mich nichts an“, sagte sie schlussendlich. „Es ist nur ein ziemlicher Schock.“ „Ja, das habe ich kapiert“, sagte er. Ein anderer Soldat kam zum Tisch hinunter und begann, durch die Süßigkeiten zu suchen, als suche er nach etwas Speziellem. Es war ihr 17. Offizier, Shouta. Er hatte lange braune Haare in einem eleganten Pferdeschwanz, mit Stirnfransen und Strähnen links und rechts von seinem Gesicht. Er hatte feine, zerbrechliche Gesichtszüge, die ihn als Mitglied des niederen Adels auswies. Renji rüstete sich gegen eine Unhöflichkeit oder einen Angriff. Doch Shouta lächelte und sagte: „Du bist ein glücklicher Bastard, Vizekommandant. Der Kommandant ist der Schönste Mann, den ich jemals gesehen habe, obwohl ich gedacht habe, dass seine Verteidigung undurchdringlich wäre.“ „Ja“, fragte der kleine, ranglose Transfer. „Lächelt er jemals?“ „Es ist eine kleine Sache, sein Lächeln – aber ja, es passiert“, bestätigte Renji. Er schob seine Hände in den Hakama, fühlte wie die Hitze in seine Wangen stieg. Von allen Antworten auf ihr ‚Geständnis‘ war diese Art von neugierige Akzeptanz etwas, das ihm niemals in den Sinn gekommen wäre. Er war sich nicht sicher, was er damit tun sollte. „Du kannst Kuchiki-taicho zum Lächeln bringen?“, Shouta hob eine Augenbraue. „Beeindruckend.“ „Aw“, machte der kleine Transfer. Sie wickelte ein Bonbon aus der Verpackung und steckte es sich in den Mund. „Ich mag die Vorstellung, dass der Kommandant lächelt. Er sieht irgendwie immer ein wenig traurig aus, als würde er eine Umarmung brauchen.“ „Traurig?“, fragte Shouta. „Ich hätte ‚distanziert‘ gesagt.“ „Ja, natürlich! Er schaut uns kaum an, aber ich habe mich immer gefragt, ja? Warum hat er diese Wände?“, fragte der kleine Transfer aufgeregt. Als dachte sie, sie hätte jemanden mit gleichen Interessen gefunden, kam sie näher, um mit Shouta zu sprechen. „Ich meine, ich habe immer gedacht, das er irgendwie eine tragische Figur ist. Du weißt schon, weil er ein Witwer ist und all das. Macht Sinn, dass er jemanden braucht, der… so… Auffällig ist, um seinen Blick auf sich zu ziehen.“ Dann blickte sie Renji an: „Keine Beleidigung.“ Falls ‚auffällig‘ das Schlimmste war, was über ihn gesagt wurde, konnte Renji nicht sauer werden. Also winkte er ab, um ihr zu zeigen, dass sie sich da keine Gedanken machen musste. Er entfernte sich aus dem Pausenraum und überließ die Tratschweiber ihrem Tratsch. Bevor er hinausging, um Hisagi und Kira zu suchen, dachte Renji, dass es besser wäre, wenn er Byakuya darüber informierte. Er stapfte in seine Sandalen und beschwor einen Schmetterling. „Nur zu deiner Informationen, Taicho. Das Vizekommandantenbüro war wohl ziemlich aufgeregt, als deine Nachricht eingetroffen ist. Also habe ich entschieden, reinen Tisch wegen uns zu machen. So ziemlich die ganze Division wird es bis zum Morgen wissen. Ich hoffe, du bist nicht allzu sauer, aber… du hast damit angefangen.“ Nicht die professionellste Nachricht, die er bisher erstellt hatte, doch es würde den Standpunkt übermitteln können. Da die Dritte am Nächsten lag, traf er Kira am Tor seiner Division. „Hey“, sagte er, als Kira durch das geöffnete Tor schritt. „Ich habe gehört, ihr habt nach mir geschaut?“ „Ja, das ist richtig. Lass uns Hisagi-san holen“, Kira nickte den Wachen am Tor zu und passte sich dann Renjis Schritttempo an. Renji konnte nicht anders, als über seine Schulter auf den Trainingsplatz der Dritten zu schauen. Er war sich nicht sicher, ob er schon einmal die Dritte mit geöffneten Toren gesehen hatte. Ichimaru hatte den Ort immer geschlossen und geheimnisvoll gehalten. Es war überraschend grün, mit Büschen und Topfblumen überall. Reste von einem Fuchs, der versucht hatte, einen Wald nachzubauen oder war es der Einfluss des neuen Kommandanten? Renji war gerade dabei herauszufinden, wie er danach fragen konnte, als Kira mit Augen voller Sorge aufblickte und fragte: „Wir haben gehört, dass du einen post-traumatischen Vorfall hattest. Möchtest du darüber reden?“ Die Umgebung um der 3. Division begann sich zu verändern, wurde lebhafter und… musikalischer. Straßenkünstler waren zwischen den Läden und den Straßenhändlern, spielten alle möglichen Instrumente. Renji rieb sich verlegen den Nacken, zuckte dann jedoch mit den Achseln. „Typen mit pinken Haaren werden für eine Weile ein Problem für mich sein, glaube ich.“ Kira nickte, doch warf ihm einen sehr bedeutungsschwangeren ‚War das alles?‘-Blick zu, seine Lippen waren dünn, als wolle er nicht aufdringlicher sein, obwohl er enttäuscht war. „Also schön“, grummelte Renji. „Aber sag es nicht Hisagi-senpai, ok? Der pinkhaarige Typ ist Byakuyas Ex. Wir waren zufällig gemeinsam im Sentō und ich denke, er dachte, dass ich vielleicht Freiwild oder sowas wäre. Er war ein bisschen aufdringlich. Ich habe ihm gesagt, er soll aufhören, aber er…“, Renji schüttelte den Kopf. Er war noch nicht bereit, einer anderen Seele zu erzählen, wie gründlich man ihn hatte ausnutzen wollen. Die ganze Sache war dumm und peinlich. Renji stieß den Atem aus, der sich zu einer kleinen Wolke bildete. „Wie auch immer, irgendwas an seiner Berührung hat mich daran erinnert, der Gnade von diesem gruseligen Espada ausgeliefert zu sein, also… habe ich ein wenig die Nerven verloren.“ „Oh, Renji“, sagte Kira mitfühlend, seine Hand drückte Renjis Unterarm leicht. „Kein Wunder, dass Unohana-taicho auf dem Kriegspfad ist.“ „Ja?“ Sie war Renji gegenüber beschützend gewesen, doch er hätte nicht gedacht, dass es mehr war als ein Kommandant, der für einen verwundeten Soldaten einsteht. Kira nickte. „Die Vierte sieht alles. Wir… Ich meine, sie gehen überall hin, in jede Division. Manche glauben, dass die Vierte schwach sei, eine einfache Beute, also hat Unohana keinerlei Toleranz für…“, er blickte kurz zu Renji und fuhr dann fort: „… diese Art von Sachen. Man mag es ihr vielleicht nicht ansehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es irgendwo in der Vierten ein verstecktes Grab von jemanden gibt, der es bei einem von uns versucht hat.“ „Nah, ich glaube das“, lachte Renji. Immerhin wusste es selbst die Elfte besser, als sich mit Kommandantin Unohana anzulegen. Es war auch aussagekräftig, dass Renji niemals jemanden von der Vierten die Barracken der Elften säubern gesehen hatte. Sie machten es alles selbst. Es war tatsächlich sogar eine bekannte Strafe für jeden, der Yumichika auf die Nerven ging. „Sie war eine gute Kommandantin“, sagte Kira wehmütig. „Manchmal denke ich, ich hätte bleiben sollen.“ Renji vermutete, dass Kira all den Mist mit Ichimaru bereute, doch er sagte: „Ah, du wärst eine Verschwendung als Putzhilfe. Du hast die Kraft eines Vizekommandanten, also solltest du einer sein. Wie ist eigentlich dein neuer Kommandant?“ „Ōtoribashi-taicho?“, Kira überlegte für einen Moment und runzelte dann die Stirn ein wenig. „Er sagt, ich sei seine Muse.“ Renji hatte keine Ahnung, was er darüber denken sollte, also tätschelte er seinem Freund die Schulter und sagte: „Lass uns trinken gehen.“ Byakuya war in seinem Büro auf dem Anwesen. Er war gerade damit fertig geworden, Eishirō mit den Details über den Ehevertrag des Erben zu informieren und damit zu beauftragen, dass er Vorkehrungen für Daisukes Neueinstellung bei einer netten Familie, weit weit weg, traf, als der Schmetterling ankam. Nachdem er seine Nachricht verkündet hatte, setzte sich Byakuya. Seine Beine waren wie von selbst in den Seiza kollabiert. Eishirō beugte seinen Kopf. „Vielleicht möchte mein Herr etwas Sake statt Tee am Abend?“ „Ja“, seufzte Byakuya. „Ich denke, das wäre besser.“ Eishirō verbeugte sich während er hinausging, ließ Byakuya in den nebligen, wolkigen Himmel starren. Es schien, als hätte seine ‚zärtlich liebevolle Pflege‘ einige unabsichtliche Konsequenzen gehabt, aber er vermutete, dass sie nicht unerwartet kamen. Er fragte sich, ob er mehr Angst haben sollte. Jemand in seiner gesetzestreuen Division würde sicherlich geradewegs zum Generalkommandanten gehen. Zuvor hatte der drohende Krieg mit Aizen sie beschützt. Alle Hände waren auf dem Boot benötigt worden. Nun war nicht nur die Bedrohung neutralisiert worden, sondern da waren auch noch die Vizwards, frühere Kommandanten, die ihn einfach ersetzen konnten, wenn der Generalkommandant sich entschied, dass Byakuya der Rücktritt… oder Schlimmeres ereilen sollte. Doch irgendwie bezweifelte Byakuya, dass es dazu kommen würde. Vizekommandant Kaien war mit seinem 3. Offizier verheiratet gewesen. Verheiratet. Natürlich starb er, weil er nicht in der Lage war, das Monster zu töten, welches die Frau, die er geliebt hatte, verschlungen hatte. Byakuya hätte niemals gezögert. Falls ein Hollow sich gewagt hätte, Hisanas Gesicht zu tragen, hätte er ihn sofort in Streifen geschnitten. Es wäre dasselbe bei Renji, vielleicht sogar noch mehr, denn er war sich sicher, dass Renji von ihm wollen würde, dass er solch einen Hohn so schnell und effizient wie möglich beendete. Kommandanten genossen volle Autonomität. Byakuya konnte seine Division mit intelligenten Sittichen besetzen oder fordern, dass seine Untergebenen pinke Rüschenschürzen trugen und nichts anderes darunter. Das war eine verstörende Vorstellung. Renji würde furchtbar in Pink aussehen. Es würde sich mit seinen Haaren beißen. Besser schwarz, rot oder weiß, wie die Farben, die er für die Kinbaku-Seile ausgewählt hatte. Ein leises Klopfen an der Tür hinderten Byakuyas Gedanken, diesen angenehmen Pfad weiterzugehen. „Lord Kuchiki?“, fragte eine weibliche Stimme von der anderen Seite der Tür. „Dürfte ich eintreten? Ich bin Lady Takenaka.“ Isorokus Frau. „Du darfst“, sagte er bedauernd. „Doch ich bin mir nicht sicher, was ich für dich tun kann, Lady. Die Situation liegt, ich bin mir sicher, dass dir das bereits gesagt wurde, nicht in meinen Händen.“ Byakuya stand auf, als die Tür aufgeschoben wurde. Eine Hand lag auf ihrem Bauch, als wolle sie Byakuya an ihren heiklen Zustand erinnern. Sie trug einen Kimono mit Braun und Gold, was ihre Erscheinung mit den grell gefärbten, knallroten Haaren – die Reste von ihrer kurzen Kandidatur als mögliche Ehefrau von Byakuya – etwas dämpfte. Es war ein Glücksfall, dass Tante Masama die Frau nicht noch dazu gezwungen hatte, sich tätowieren zu lassen. „Was wird aus Isoroku?“, fragte sie. Er half ihr, sich auf die Kissen zu setzen und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Er wird beschuldigt, einen Offizier belästigt zu haben. Wäre er ein normaler Einwohner des Rukongai, würde das seinen Tod bedeuten. Das Gericht wird aber seine Stellung und die Umstände berücksichtigen. Vermutlich wird er mit einem Bußgeld belegt. Ein Klaps auf die Hand, mehr nicht.“ Ärgerlich, dachte Byakuya, als er sich wieder hinter seinen Schreibtisch setzte, aber vermutlich lag er richtig. Sie atmete erleichtert aus. „Das Baby wird seinen Vater brauchen.“ „Oh, tatsächlich? Hast du den Feldarbeiter zu deinem neuen Wohnsitz verlegen lassen?“, stichelte Byakuya. „Oder hast du vergessen, dass ich die Wahrheit kenne?“ Sie warf ihm einen verbitterten Blick zu. „Du bist ein harter Mann, Kuchiki Byakuya. Deine erste Ehefrau muss eine Heilige gewesen sein.“ „Vergib mir“, sagte er, doch mit wenig Überzeugung. „Es war ein sehr langer Tag, der sich weiterhin in die Länge zieht.“ „Denke an mich“, sagte sie. „Mein Ehemann ist für etwas im Gefängnis, was vermutlich nur sein übermäßiges… Interesse war. Ich hätte gedacht, dass dein Junge zugänglich wäre. Oder ist das nur das Ergebnis von Eifersucht? Hast du meinen Isoroku in Fesseln gelegt, weil er etwas angefasst hat, was dir gehört?“ Byakuya war viel zu müde, um irgendeinen Köder zu schlucken. „Wie ich bereits sagte, hat das Ganze nichts mit mir zu tun. Wenn du das Gefühl hast, dass es da ein Fehler in der Justiz gibt, schlage ich vor, dass du damit zu Kommandant Unohana von der 4. Division gehst.“ „Ein Kumpane von dir, dieser Kommandant Unohana?“ Byakuya konnte kaum ein überraschtes Lachen zurückhalten. „Wie sind Kollegen, sie und ich, natürlich. Aber ich bin nicht annähernd alt genug, um Kommandantin Unohana als ‚Kumpane‘ zu bezeichnen.“ „Eine alte Frau hat meinen Ehemann verhaftet?“, Lady Takenaka blinzelte, als könnte sie es nicht glauben. Natürlich hatte sie eine sehr falsche Vorstellung von Unohana, doch Byakuya vermutete, dass das auch gut war. Es war offensichtlich, dass die Lady nach einem Weg suchte, dass das irgendein Fehler war, etwas, wofür sie Byakuya verantwortlich machen konnte. „Gehe ins Bett, Lady. Ruhe sorgenlos“, schlug er ein wenig freundlicher vor. „Militärjustiz ist schnell und präzise. Ohne Zweifel wird das Urteil in wenigen Tagen eintreffen – maximal in einer Woche. Lord Takenaka kann sein Bußgeld bezahlen und sich auf den Weg machen, ohne schlimmere Konsequenzen. Selbst sein Ruf wird vermutlich nicht in Mitleidenschaft gezogen. Theatermenschen feiern solch skandalöses und verbrecherisches Fehlverhalten. Du und dein Ehemann werden nichts weiter erleiden, als diese Unannehmlichkeiten. Alles wird vergessen sein, sobald euer Baby auf die Welt kommt.“ Es trieb Byakuya tatsächlich ein wenig in den Wahnsinn. Isoroku würde ziemlich einfach davonkommen, unbeschadet trotz der Tatsache, dass er Renji in die Ecke gedrängt hatte. Renji hatte bereits Albträume. Hauptsächlich, hatte Byakuya vermutet, von Inuzuri. Doch es war offensichtlich, dass sie von dem Gefühl der Hilflosigkeit kamen – ein Gefühl was nun, ohne Zweifel, wieder neu ausgelöst wurde. Wer wusste, was für eine Art von Schaden Isoroku angerichtet hatte? Es könnte sogar sein, dachte Byakuya ein wenig egoistisch, dass es ihrer Möglichkeit geschadet hatte, gewisse Schlafzimmerspielchen zu spielen. Zumindest für eine Weile. Renji war vor allem widerstandsfähig. Doch zum Unglück für sie beide, wäre für die Genesung Ehrlichkeit und Geduld wichtig. Leider fehlte Byakuya jegliche Geduld und Renji war furchtbar darin, den Mund aufzumachen, wenn er sollte. Besonders im Schlafzimmer, vor allem, wenn es über sein Limit hinausging. Das war alles ein solches Chaos. Und eines, das sie in Zukunft lösen würden. Währenddessen würde Isoroku im schlimmsten Fall ein paar Tage in einem unkomfortablen Bett verbringen. Selbst wenn die Hofgarden ein Bußgeld aussprach, das sie als strafend genug betrachteten, wusste Byakuya doch genau, dass es niemals so viel sein würde, dass es für jemanden wie ihn, einen Adligen, wirklich erheblich sein würde. Es wäre so unwichtig für Isoroku, keinerlei signifikanten Konsequenzen. Trotz der Tatsache, dass er sich gewagt hatte, Renji zu berühren. Ihn zu verletzen. Byakuyas Fäuste ballten sich um den Stoff seines Hakama. Er hielt seinen Blick abgewendet, damit Isorokus Ehefrau nicht in seinen Augen sehen konnte, wie mordlustig er sich wegen ihrem Ehemann fühlte, seinem Ex-Liebhaber. Es war eine sehr gute Sache, dass Isorokus Schicksal nicht in Byakuyas Händen lag. Er wäre tatsächlich ein toter Mann. Die Lady Takenaka schien die Änderung in Byakuyas Laune zu spüren. „Ja“, sagte sie. „Es tut mir leid, dass ich dich mit meinen Problemen gestört habe, mein Herr. Wenn du mich entschuldigst, ich werde ins Bett gehen.“ Byakuya brachte es zustande, noch Gentleman genug zu sein, um ihr auf die Füße und aus dem Raum zu helfen. Es war keine einfache Aufgabe. Byakuya brachte den Rest des Abends ohne besondere Vorfälle hinter sich. Da waren keine formalen Abendessen mit seiner Familie. Ironischerweise wegen einem vorgezogenen Theaterbesuch. Eishirō, der seinen Herrn so gut kannte, wie er es eben tat, hatte einige Ereignisse innerhalb dieser Woche geplant, die den Hauptteil der Familie aus dem Anwesen locken würde. So hatte Byakuya ein wenig Freizeit, um sich zu erholen. Die Herren und Damen der Kuchiki-Familie waren in ihren feinsten Kleidern gekleidet, genossen ein mehrgängiges Mahl in einem Ryokan mit einer Nacht voller Kabuki im Anschluss. Sie würden zu beschäftigt sein, um ihr Familienoberhaupt zu vermissen, von dem sie ausgerichtet bekommen hatten, dass er sein tiefstes Bedauern entsendet. Als er in seine Schlafkleidung wechselte, war Byakuya dankbarer für Eishirō in seinem Leben als jemals zuvor. Alles was Byakuya nun wollte, war ein gutes Buch und ein kleines bisschen Ruhe, bevor der Sturm losbrach. Renji war nicht so betrunken, dass er die Mauern des Anwesens nicht wie ein Ass erklimmen konnte. Die Landung war vielleicht ein klein bisschen heftig, besonders als er über diese Steinbank gestolpert war, die aus dem Nichts gekommen war, aber er war wie ein Ninja... Ein Liebes-Ninja... "Renji", Byakuyas Stimme schnitt wie ein Messer durch die Nacht, stoppte Renjis, wie er auf Zehenspitzen der Schlafzimmertür näher kam. "Du weißt schon, dass ich genau genommen ein Stockwerk höher wohne. Wenn du dich in dieses Bett schleichst, wirst du zwischen Eiji, meinem Cousin 7. Gerades, und seiner Frau schlafen. Beide sind ungefähr sieben Jahrhunderte älter als du." "Oh", sagte Renji und blickte sich um. Wer zum Teufel machte Balkone, die alle gleich aussahen? Er schwang sich über das Geländer und bahnte sich den Weg hinauf zu dem Platz, an dem Byakuya auf ihn wartete. "Ah", sagte Byakuya trocken, als er ihn sah. "Mein betrunkener Prinz. Komm in meine Arme... Bevor du vom Balkon fällst." "Heh", sagte Renji und gab sich Mühe, dieses Mal nicht zu viel zu stolpern. "Ich bin mehr wie ein Schurke, als ein Prinz. Würdest du nicht auch sagen?" "Ein Dieb vielleicht", stimmte Byakuya zu und nahm seine Hand, erlaubte Renji, ihm einen schlampigen Kuss auf die kühle, majestätische Wange zu geben. "Wenn auch nicht besonders verstohlen. Es ist gut, dass die Mehrheit meiner Familie so betrunken wie du ist, sonst hätten sie vor Angst die Wache gerufen.“ „Dumme Bank“, murmelte Renji. Byakuya schob die Tür für sie auf. „Durchaus. Ich sollte sie entfernen lassen.“ Als sie durch die Tür gingen, begutachtete Renji Byakuya lange und ernsthaft. Danach sagte er: „Du bist in einer guten Laune.“ Byakuya wirbelte Renji zu sich herum, nachdem er ihm Zabimaru abgenommen hatte, und löste Renjis Obi. Da alles, was er tun konnte war, gerade zu stehen, ließ Renji seine Hände auf Byakuyas Schultern ruhen, während Byakuya ihn weiter auszog. „Ja, ich vermute, ich habe kein recht, es zu sein. Es war eine lange Nacht, nicht wahr?“, Byakuya seufzte und wickelte das lange Stück Stoff von Renjis Hüfte ab. „Dennoch, ich glaube deine Eskapaden amüsieren mich und ich bin froh, dass du sicher den Weg nach Hause gefunden hast.“ Ohne den Obi fiel der schwere Hakama zu Boden. Renji ließ Byakuyas Schultern los, damit er weiter an Kosode und Shitagi arbeiten konnte. In einer Sekunde war er nackt. Die Nachtluft war kühl auf seiner erhitzten Haut, doch er fühlte auch die Hitze von Byakuyas Nähe. Renjis Brustwarzen wurden hart. „Da“, sagte Byakuya heiser. „Nun noch deine Haare.“ Byakuya streckte seine Hand nach dem Band aus, doch Renji schlug ihn, was das anging. Selbst mit ungeschickten, ungehorsamen Händen konnte er zumindest das machen. Die dicken Strähnen fielen vor sein Gesicht und trotz der Dunkelheit konnte Renji den Effekt sehen, die sie auf Byakuya hatten. Seine Lippen waren leicht geteilt, seine Augen in Bewunderung geweitet. „Werde ich heute Abend glücklich?“, fragte Renji, sein Glied zuckte hoffnungsvoll. Byakuyas Hand ruhte auf Renjis Brust. „Würde dich das interessieren?“ „Immer“, Renji grinste breit. Doch als er beinahe in den Kuss stolperte, fügte er hinzu: „Aber du musst steuern, ich bin ziemlich besoffen.“ Byakuya schob, mit einem sanften, kehligen Glucksen, die Haare aus Renjis Gesicht. „Glücklicherweise habe ich ein wenig Erfahrung darin, dich herumzuschieben.“ Damit nahm Byakuya seine Hand und führte Renji zum Bett. Renji taumelte hinterher, kollabierte glücklich, mit dem Gesicht zuerst auf die sanfte, federnde Matratze. Er umarmte die Kissen und atmete tief den Duft von Byakuya und... sich selbst ein? Ja, Renji war sich ziemlich sicher, dass der erdige Männer-Gestank von ihm sein musste. Es schien sich auf seiner Seite des Bettes zu konzentrieren. Renji war sich nicht sicher, wie er sich deswegen fühlen sollte. Er hasste irgendwie die Idee, dass er das Behagliche von Byakuyas Bett vollstank, doch der Zeitpunkt schien vielversprechend, nicht wahr? Dass er, nachdem sie endlich an die Öffentlichkeit gingen und all das, seine Markierung hinterlassen hatte... Plötzlich waren Byakuyas Hände auf seiner Hüfte, dirigierten Renji in eine Position auf allen Vieren. Oh? Sie würden direkt loslegen? Das passte Renji gut und so begleitete er das Aufrichten, indem er seine Beine spreizte und seinen Rücken wölbte. Es war lange her gewesen, seit sie das letzte Mal Sex gehabt hatten, also mit dem vollen Programm und Renjis Körper war absolut bereit. Sein Penis sprang in Position – so hart, so schnell, dass es ihn aufstöhnen ließ. Byakuya schien darüber ein wenig erstaunt zu sein. „Oh“, sagte er. „Ich verstehe. Nun ja, ich wollte eigentlich noch eine sarkastische Bemerkung machen, dass du wie ein Hund herumschnüffelst, doch ich denke, vielleicht sollten wir den Spott überspringen.“ „Ja, ja“, sagte Renji und schob seinen Hintern in einem spotteten Stoß gegen Byakuya, als er das Kissen fest umgriff. „Ich bin bereit, lass uns loslegen.“ „Egal wie begierig du bist, du bist wohl kaum 'bereit', Renji“, Byakuya schnalzte mit der Zunge und gab Renjis Hintern einen verspielten Klaps, der einen Blitz voller Erregung direkt in Renjis Glied schickte. Das Bett knarzte, als Byakuya hinter ihm sein Gewicht verlagerte. „Aber zum Glück habe ich, während du herumgeschnüffelt hast, unsere Sachen zusammengesucht.“ Renji wollte sich gerade herumdrehen und fragen, was die Mehrzahl von 'Ding(en)' bedeutete, doch die Antwort wurde offensichtlich, als Byakuya geschickt den, mit Gleitgel überzogenen, Penisring über seinen außergewöhnlich eifrigen Penis schob. Die plötzliche Enge und Einschränkung ließ Renji keuchen, doch er schob seinen Hintern noch angestrengter gegen Byakuya und krächzte: „Wenn du glaubst, dass mich das geduldiger macht, hast du dich geschnitten. Mach es mir jetzt!“ „Unter diesen Umständen hoffe ich nur, dass du fünf Minuten durchhältst“, sagte Byakuya in seiner goldigen, genervten Stimme, die Renji an die Morgenstunden vor dem Tee erinnerte. Doch der zweite Klaps auf die andere Backe war weniger goldig und mehr erregend. „Scheiße“, sagte Renji und vergrub sein Gesicht in den Kissen und bot seinen Hintern noch mehr an. Das schien Byakuya ein wenig zu verwirren, was NICHT die Antwort war, die sich Renji erhofft hatte. „Spank mich schon!“, forderte Renji mit einem Knurren, sein Hintern vollführte einen kleinen Tanz in der Luft, als fordere er mehr Taten. „Komm schon, ich weiß, dass du es magst und es funktioniert gerade bei mir. Los geht’s!“ Ein weiteres, nervendes Zögern und dann: „Ah. Ja, in Ordnung.“ Obwohl er darum gebeten hatte, war Renji nicht ganz vorbereitet auf die Weise, wie der nächste Schlag stach und direkt durch ihn schoss. Er griff in die Kissen. Mit vergrabenem Gesicht stöhnte er. Aber um zu zeigen, wie gut es funktionierte, öffnete er seine Beine ein wenig mehr und schob sich zurück. Byakuya machte daraufhin einen Laut, etwas Dunkles und Erregtes, kurz bevor er ihm einen weiteren harten Klaps gab. Dieser ließ Tränen in Renjis Augenwinkeln formen, doch sein eingeschränktes Glied schmerzte so sehr, als könnte er, wenn der Ring nicht da gewesen wäre, alleine vom Gefühl der starken Hand und dem heißen, schmerzenden Fleisch kommen. „Scheiße, ja“, fluchte Renji, biss in das Kissen und murmelte. “Mach es noch einmal. Härter.“ Der Spank kam erneut, alleine der Klang davon erschütterte Renji. Gott, sein Schwanz schmerzte mehr als sein Hintern. Es fühlte sich an, als wäre beides am Brennen und er ließ ein langes, gequältes Stöhnen hinaus. Er war sich nicht sicher, wie lange er es noch aushalten konnte, doch er fand sich dabei wieder, wie er nach mehr bettelte. „Ja, Baby, genau so. Gib es mir genau so.“ Als er hörte, wie Byakuya atmete, schielte Renji über seine Schulter. Er war froh, dass er das getan hatte. Byakuyas Gesicht war errötet vor Aufregung. Sein Mund war offen, sah hungrig aus und da brannte Leidenschaft in seinen Augen, von der Renji nur selten das Vergnügen hatte, von ihr Zeuge zu werden. Der Yukata, den Byakuya trug, war offen und Renji konnte kaum die cremefarbene Haut sehen, die hinunter führte zu... Renji wandte sich so, dass er sehen konnte, wie hart das alles auch Byakuya gemacht hatte. „Einen noch“, wimmerte Renji. „Dann beeil dich und bereite mich verdammt noch mal vor. Ich möchte, dass du mich so hart fickst, wie du mich gespankt hast.“ Byakuya machte ein kaum verständliches Geräusch der Zustimmung, das mehr ein verzweifeltes Stöhnen war als alles andere. Offensichtlich hatte er sich entschieden, den Letzten besonders gut zu machen. Der Schlag war hart genug, dass es Renji tiefer in die Kissen drückte. Er nutzte die dämpfende Wirkung und ließ einen lustvollen Aufschrei los, als die Tränen seine Wangen hinunterliefen. Der Spank hatte die Luft aus seiner Lunge gezwungen und Renjis Atem kam nur noch in abgehackten Zügen. Gott verdammt noch mal, er war so nah, so nah... er musste so dringend kommen, dass der Schmerz sich zu seinen Tränen addierte. Zum Glück nahm ihn Byakuya beim Wort und seine starke Hand griff um seine Taille, als sich ein Finger der anderen Hand in sein Loch drückte. Das Spanking und der Alkohol hatte ihn genug entspannt, dass es bereits drei Finger waren, bevor er überhaupt eine wirkliche Dehnung spürte. Er richtete sich von den Kissen auf, wischte sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht und drückte sich gegen Byakuyas Finger, gierig auf das richtige Ding. „Scheiße, scheiße, ich bin bereit“, stöhnte er, sein Glied schmerzte immer mehr, auf der verzweifelten Suche nach Erlösung. „Beeil dich, scheiße, bitte. Gott verdammt, ich platze gleich.“ Byakuya lenkte sich in Renjis Öffnung und, trotz seiner Worte, ließ Renji ein Schluchzen heraus, als Byakuya seine Dicke in ihn stieß. Oh! So viel, so eng! Aber es fühlte sich so richtig an, wie ihre Körper endlich so zusammenpassten, dass Renji sich zurück schob, während Byakuya in ihn stieß. Renjis Rücken wölbte sich bei dem Gefühl, vollständig ausgefüllt zu sein und sein Mund öffnete sich für einen Laut puren, animalistischen Verlangens. Byakuya griff Renji an der Hüfte und begann zu stoßen, gleiten und rammen, wie eine Kombination aus einem Klaps und Blitze voller Lust, als er Renjis Prostata immer und immer wieder traf. Renjis Glied war schmerzhaft hart von der Enge des Rings und im Wechsel schluchzte und bettelte er nach mehr, härter, schneller. „Oh, Renji“, sagte Byakuya, als sie dabei waren, den Höhepunkt zu erreichen. Das Bett knarzte, Renjis Körper stand in Flammen, die Geräusche, die sie machten... Es war alles zu viel. „Oh, Gott. Scheiße, der Ring“, bettelte Renji. Trotz seinem eigenen, fiebrigen Zustand schien Byakuya es zu verstehen und löste ihn weit genug, dass Renji endlich in einem massiven, heftigen Erguss Erlösung fand, der Welle für Welle weiterzugehen schien. Das Nachbeben ließ seine Oberschenkel beben, sein Atem stockte und sein ganzer Körper war vor Hitze und Schweiß errötet. Er fühlte, wie Byakuyas Hitze ihn füllte, als er rief: „Ah! Renji!“ Dann war da nicht weiter als Keuchen und Kollabieren und Erschöpfung. Renjis ganzer Körper fühlte sich genutzt und benutzt in all der richtigen Weise. Er lächelte, gesättigt und befriedigt, als er sich von der Schweinerei wegrollte und sich an Byakuya kuschelte. Byakuya runzelte die Stirn und sagte, nicht unliebevoll: „Du bist heiß und verschwitzt.“ „Deine Schuld“, sagte Renji und zog eine Decke heran, um sie beide einzuwickeln. Byakuya erschauderte, doch Renji war der Meinung, dass es nicht von der Kälte war. „Das war... fantastisch. Bester betrunkener Sex jemals.“ „Tatsächlich?“, schnaubte Byakuya, doch akzeptierte Renjis Bemühungen. Renji schloss den Yukata und arrangierte die Decke um seine Taille und Schultern, bevor er sich gegen Byakuyas Brust lehnte. Byakuya tätschelte liebevoll Renjis Haare und sagte: „Vielleicht sollte ich dich öfter mit deinen Freunden zum Trinken schicken.“ „Heh“, sagte Renji und streckte sich, um an Byakuyas Kinn zu nagen. „Vielleicht musst du mich auch einfach nur öfters spanken.“ Es war schon fast komisch, wie das Blut bei dem Gedanken aus Byakuyas Gesicht wich. Er sah vor Verlangen erstarrt aus. „Ja. Das könnte definitiv arrangiert werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)