Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 46: Tender Loving Care ------------------------------ Auf dem Rückweg von der Vierten, dachte Byakuya über die Angelegenheit ‚ZLP‘ nach. Schwere Wolken hatten sich über den Himmel geschoben, versprachen Schnee. Trotz der Kälte hatten die Händler ihre Karren aufgebaut. Mit dem schwindenden Licht hatten viele kleine Papierlaternen in allen Farben angezündet, um die Blicke der potentiellen Kunden auf sich zu locken. Byakuya schaute sich die gewohnte Ansammlung an Essensständen an – geröstete Süßkartoffeln, Takoyaki, Curry-Brötchen, Nudel-Stände aller Art und verschiedene Eintöpfe mit Oden. Was davon würde Renji bevorzugen? Sicherlich aß er alles, was ihm vorgesetzt wurde. Byakuya wusste von Renjis Schwäche für rote Bohnenpaste, besonders in Pfannkuchen, Taiyaki, aber hatte er ein Lieblingsessen? Während Byakuya die verschiedenen Angebote in Augenschein nahm, verursachte das Kenseikan ziemlichen Aufruhr. Sobald sie es bemerkten, hielten die Händler in der Anpreisung ihrer Waren inne, als wären sie sich nicht über die Etikette sicher, ob sie jemanden so hochrangiges anschreien durften. Manche fielen auf der Straße auf ihre Knie. Solche Reaktionen machten das Stöbern… schwierig. Gerade als Byakuya überlegte aufzugeben und Eishirō damit zu beauftragen, rief eine alte Frau, die wegen der Kälte in eine dicke Decke eingerollt war, von einem Stand mit Oden: „Brauchen sie etwas frischen, heißen Eintopf, um sich aufzuwärmen, Kommandant-chan?“ Hot Pot, ja. Das wäre hervorragend. Mit einer großen Portion Ikamaki-Oden in einem Behälter zum Mitnehmen und einer brandneue Decke unter seinem Arm, durchquerte Byakuya den Hof zu Renjis Quartier. Er hatte alles geplant: Eine Decke über Renjis Schultern und eine heiße Suppe, wenn er aufgewacht war. Sollte sich die Gelegenheit bieten, sollte Byakuya vielleicht sogar über Nacht bleiben, um für ihn da zu sein… oder sogar neben ihm liegen. Renji sagte ja immer, dass er ‚kuscheln‘ möchte. Es lag Schönheit in dieser Einfachheit und Byakuya war recht stolz darauf, dass ihm etwas eingefallen war, mit dem er ihn erfreuen konnte. Als er näher kam, bemerkte Byakuya zwei Männer, die vor Renjis geschlossener Tür standen und ihre Köpfe zusammengesteckt hatten, als würden sie etwas ernsthaft überlegen. Einer war Vizekommandant Hisagi, durch diese lächerlichen Gesichtstattoos unmöglich, nicht zu erkennen. Da war ein Blonder mit einer sehr…. markanten Frisur. Byakuya hatte das Gefühl, er müsste sich an die Haare erinnern, doch es waren die unruhigen Augen, die ihm halfen, Kira zu erkennen. Den unglücklichen früheren Vizekommandanten von Gin Ichimaru. Aber was machten diese beiden hier? Könnte sich die Neuigkeit von Renjis Vorfall unter seinen Freunden rumgesprochen haben? Oder war es nur ein Zufall, dass sie vorbei gekommen waren? Als sie Byakuyas Ankunft bemerkten, nahmen sie schnell Haltung an. Hisagi schaute sehr offensichtlich auf die Decke und die Suppe, doch Byakuya ignorierte das. „Kann ich euch helfen?“ Es war Kira, der sprach: „Ähm, ein früherer Kollege von mir aus der Vierten sagte mir, dass Renji… verletzt wurde?“ Hisagi schlug seinen Freund auf den Arm. „Tatsächlich haben wir gehört, dass es PTS war.“ Und sie standen direkt vor Renjis Tür und tratschten darüber? Byakuya biss fest auf die Zähne. „Habt ihr ihn geweckt?“ „Nein, Kommandant“, sagte Kira. Hisagi schüttelte schuldbewusst den Kopf. „Seht zu, dass ihr das auch nicht tut“, sagte Byakuya und bedeutete ihnen, dass sie sich ein paar Schritte von der Tür entfernen sollten. Als sie ihm folgten, beobachteten sie ihn in einer Weise, die ihm klar machte, dass sie auf Details zu dem Vorfall hofften. Byakuya würde am liebsten nichts sagen, doch Isoroku hatte ihre Angelegenheit durch das ganze Krankenhaus gebrüllt. Falls – nein, wenn es vor Gericht ging… Byakuya erschauderte, als er daran dachte, wie viel dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen werden würde. Doch. Es stand außer Frage, dass Isoroku eine Strafe für sein Vergehen verdiente. Es stieß Byakuya immer noch sauer auf, wenn er daran dachte, was ‚herumgespielt‘ vielleicht beinhaltete, was Isoroku mit Renji getan haben mochte. Alleine der Gedanke einer Hand von einem anderen Mann auf Renji schoß eiskalte Stacheln durch Byakuyas Herz. „Glauben sie, dass Renji seine Sorgen ertränken möchte?“ fragte Hisagi leise, sein Blick war auf die großen Sandalen vor Renjis Tür gerichtet. „Ich meine, hätte er Lust auf so etwas?“ „Ich befürchte, ich habe keine Ahnung“, gab Byakuya zu. „Kommandantin Unohana konnte mir nur versichern, dass er nicht verletzt wurde. Ich kenne bisher noch nicht einmal die Details von dem Vorfall.“ Kiras Lippen waren dünn vor Sorge. Er nickte in Richtung der Decke und der Suppe und sagte: „Wir sollten vermutlich den Kommandanten seine… Dinge abliefern lassen, Hisagi-san. Vielleicht könnten sie uns wissen lassen, ob Re-Vizekommandant Abarai sich danach fühlt, mit uns heute Nacht wegzugehen, Kommandant?“ „Ja“, fügte Hisagi mit einem heftigen Nicken hinzu. „Sagen sie ihm, dass es uns alle mal erwischt. Es ist nichts, was nicht durch ein ordentliches Besäufnis kuriert werden würde.“ Byakuya nickte. „Werde ich.“ Sie vebeugten sich und gingen. Byakuya blickte ihnen nach, fragte sich dabei, ob sie so schnell zur Unterstützung herbeigeeilt wären, wenn sie von der sexuellen Natur des Auslösers gewusst hätten. Männer konnten bösartig wegen vermeintliche Schwächen werden. Zumindest konnten das die Männer in Byakuyas Leben. Dies waren Renjis Freunde. Es gab keinen Grund sich vorzustellen, dass sie nicht weiterhin durch dick und dünn mit ihm gingen. Byakuya schwor sich, Renji von der Einladung zu erzählen und sicherzustellen, dass er wusste, dass er das Angebot seiner Freunde annehmen durfte. Bevor er seine Sandalen an der Tür auszog, beschwor Byakuya zwei Höllenschmetterlinge. Einen schickte er zu Eishirō und erklärte ihm, dass er bis in den späten Abend in der Division beschäftigt sein würde und nicht gestört werden soll. Alle Anfragen von seiner oder Isorokus Familie sollten direkt an Kommandantin Unohana der 4. Division adressiert werden. Den Zweiten schickte er an die Division, zum Vizekommandantenbüro. Die Nachricht sollte dem Diensthabenden übermittelt werden. Byakuya hielt inne, unsicher, was für Worte er verwenden sollte. Er wollte, dass sie ein wenig Privatsphäre erhielten, ungestört, aber um Zeit für sie beide alleine zu bitten… Da konnte er genauso gut Unzucht mit einem Untergebenen zugeben. Er atmete tief durch. Es war weitaus besser ‚offen und ehrlich‘ zu sein, wie es Renji sagen würde, als dass jemand mit guten Absichten hineingestolpert kam und sie gemeinsam entdeckte, oder nicht? „Wie ich sicher bin, habt ihr es bereits durch die Gerüchteküche gehört“, sagte Byakuya. „Der Vizekommandant hat ein post-traumatisches… Erlebnis erlitten. Ich kümmere mich in seinem Quartier um ihn. Ich dulde keine Störung.“ Es war nichts, doch Byakuya fühlte, wie seine Wangen brannten, als er den Schmetterling auf seinen Weg schickte. Renji wachte von dem Gefühl auf, dass jemand seine Taille umfasste. Es war eine starke ‚Ich hab dich‘-Umarmung, aus der Emotionen hervorgingen. Er öffnete die Augen und hob sein Gesicht aus den Stofftieren. Er lag zur Wand hin und wer auch immer sich von hinten an ihn gekuschelt hatte, hatte sie mit einer brandneuen, dicken Decke zugedeckt. Es war die Art von Decke, die man über einen Kotatsu warf. Sie war wundervoll, dunkelrot und Renji war sich sehr, sehr sicher, dass sie ihm nicht gehörte. Er würde sich daran erinnern, wenn er etwas so… Warmes gekauft hätte. Renji rührte sich und versuchte nach hinten zu schielen, wer bei ihm war, doch es war nicht genug Platz auf seinem kleinen Feldbett um sich herumzudrehen, ohne den anderen aus dem Bett zu werfen. Das Gefühl von dem Körper, der sich gegen ihn gepresst hatte, war viel zu bekannt, als dass es jemand anderes als Byakuya sein könnte, doch das machte keinen Sinn, richtig? Byakuya würde nicht einfach in Renjis Bett krabbeln. Inmitten der gesamten Division, wenn jeder einmarschieren könnte, oder? Scheiße, seine Tür hatte noch nicht einmal ein Schloss. Doch da an der Wand, wo er für gewöhnlich Zabimaru abstellte, stand Senbonzakura. Und war das der Kommandanten-Haori, der über seiner Truhe lag mit dem Kenseikan drauf, dort wo ihn jeder stehlen könnte? „Taicho, wach auf“, beharrte Renji. „Du musst gehen.“ Ein leises, trauriges Seufzen war zu hören, bevor der Arm um seine Taille die intensive Umarmung löste. „Ich habe befürchtet, dass ich dich vielleicht schlussendlich wecke. Bist du hungrig? Ich habe auch Suppe mitgebracht.“ Renji blickte stirnrunzelnd die Wand an. Ok, das war definitiv die Stimme von Byakuya, aber… es muss eine Fälschung sein, vielleicht eine von Uraharas Mod Souls? „Du kannst nicht… Ich meine, was machst du…? Du bist in meinem Quartier. Hast du nicht… Solltest du nicht…“, Renji gab auf mit einem: „Gah! Die Leute könnten uns sehen.“ Byakuya gluckste, als er sich vorsichtig von ihm löste, um sich aufzusetzen. Als er sich über Renjis Schulter beugte, konnte Renji endlich sein Gesicht sehen. Ohne den Kenseikan fielen seine tintenschwarzen Haare in einer Weise in sein Gesicht, die so intim und privat wirkte, dass es in Renjis Kopf unweigerlich mit Sex verbunden war. „Ich habe einen Schmetterling geschickt“, sagte Byakuya. Sanft und verspielt zog er an Renjis Pferdeschwanz. „Niemand wird uns stören, Renji.“ Renji begann sich zu fragen, ob er sich den Kopf angeschlagen hatte, denn alles was er konnte, war dümmlich zu wiederholen, was Byakuya gesagt hatte: „Du hast einen Schmetterling gesendet? Wie eine offizielle Anmerkung?“ „Ja“, sagte er, nun ernsthafter. „Ich vermute, genau so.“ „Ja“, Renji nickte, erfreut, dass Byakuya endlich die Bedeutung hinter alldem zu bemerken schien. „Bist du verrückt?“ Byakuyas Augen blickten in Renjis. „Schon bald werden wir keine Geheimnisse mehr haben“, sagte er, seine tiefe Stimme wie ein Stein, der in einen Brunnen fiel. „Isoroku wird dafür sorgen.“ Oh. Oh, scheiße. Renji hatte nicht wirklich alle Konsequenzen davon bedacht, als er die Vierte auf Isorokus Hintern angesetzt hatte. Natürlich würde Isoroku all ihre schmutzige Wäsche auspacken, jedes verdammte Detail ihrer Beziehung erzählen. Renji fühlte sich plötzlich zwischen Byakuya und der Wand gefangen. „Uh, hör zu, ich habe nur die Vierte gerufen, weil ich Angst hatte, ich hätte ihn umgebracht. Ich habe keine Anklage erhoben. Keine Behauptungen, kein Kommentar, nichts Offizielles. Unohana kam nur herein und… schau, ich kann dafür sorgen, dass sie das Ganze fallen lassen, ihnen sagen, dass es alles nur ein-“ Ein Finger auf seinen Lippen stoppte ihn. „Es liegt nicht in unseren Händen, Renji. Und ich hoffe auf das Beste.“ Auf das Beste? Die Endgültigkeit von Byakuyas Stimme ließ Renjis Herz sinken. Das war es, nicht wahr? Der große Schlussstrich. Kein Wunder, dass Byakuya so sanft, so süß und offen mit ihm umging. Es war nicht mehr von Belang, wer sie sah. Das war das letzte Mal. „Ich hätte ihn töten sollen“, murmelte Renji deprimiert und ließ seinen Kopf zurück in die Kuhle zwischen den beiden Stofftieren fallen. Als Finger über Renjis Koteletten strichen, versteifte er sich unbewusst, erstarrte von der Erinnerung. Sofort schüttelte er es ab, doch es war zu spät für eine Entschuldigung oder einer Erklärung. Byakuya hatte seine Hand schnell zurückgezogen. Byakuya setzte sich auf, seine Augen glitten über Renji, als versuche er Verletzungen zu erkennen. Seine Hand legte sich auf seine eigene Schulter, als versuche er das Körperteil zu verstecken, das diese Reaktion bei ihm ausgelöst hatte. „Sind da noch andere Dinge, die ich vermeiden sollte…? Verdammt, ich hätte es wissen sollen“, wisperte er. „Bin ich dir zu nah?“ „Ah, scheiße, nein, du bist gut so“, schnaubte Renji, umschlang die Stofftiere und Zabimaru mit den Armen. „Es war noch nicht einmal… Der kleine Scheißer hat nicht…“ Warum zur Hölle konnte Renji nicht einmal einen verdammten Gedanken zu Ende bringen? Er schloss die Augen fest und platzte mit der ganzen Sache heraus: „Es war nicht das, was du denkst, ok? Isoroku hat mich begrapscht. Das ist alles. Er hatte seine Hände auf meiner Brust und in meinem Gesicht und ich sagte nein, aber er sagte er würde es so aussehen lassen, als hätte ich ihn gezwungen, damit ich ihn einfach machen lasse, was auch immer er von mir wollte und dann weiß ich nicht mehr, was passiert ist. Es waren die pinken Haare, glaube ich. Mein Reiatsu hat ausgeschlagen und er ist ohnmächtig geworden. Er hat mich noch nicht einmal geküsst, in Ordnung? Er war mir nur zu nah. Es war dumm. Es war vermutlich meine Schuld. Und jetzt ist alles vorbei, weil ich panisch wurde. Ich hätte ihn verdammt noch mal töten und im Garten verscharren sollen.“ An einem Punkt, während er gesprochen hatte, hatte sich Byakuya wieder gegen Renjis Rücken gelehnt und ihn festgehalten. Es war genug, dass Renji schon losweinen wollte, diese kleine Umarmung um seiner Taille – den er konnte es wirklich fühlen, richtig? Die Liebe, die Fürsorge. Zabimaru hallte es auch wider. Scheiße, Renji dachte sogar, dass er Senbonzakura sanft singen hörte. Der ganze Raum war wie ein sanftes Summen aus liebevollem Reiatsu… und es drohte, ihn zusammenbrechen zu lassen. „Hört auf, Leute“, schniefte Renji. „Ich bin in Ordnung.“ Doch Byakuya ließ ihn nicht los. Stattdessen sagte er: „Niemand gibt dir die Schuld für irgendetwas, Renji. Isoroku ist der Narr. Er ist derjenige, der dafür büßen wird. Dafür werde ich sorgen.“ Renji schüttelte den Kopf. „Ja, aber es ist, wie du es gesagt hast. Jetzt ist alles vorbei, nicht wahr? Und all das, weil ich ihn nicht habe nehmen lassen, was er wollte.“ „Was? Ich habe niemals etwas in dieser Richtung gesagt“, sagte Byakuya mit einem Hauch Ärger in seiner Stimme. „Nichts ist ‚vorbei‘.“ Renji hob sein Gesicht von den Stofftieren. „Aber wenn die Anklage wegen Unzucht kommt?“ Byakuyas Griff um seine Taille war fest und so ernst wie seine Stimme. „Wir werden dem entgegen treten.“ Und dann, als sähe er die Frage in Renjis Augen, fügte er hinzu: „Zusammen, Renji.“ Er öffnete den Mund, begann zu protestieren, doch stoppte sich selbst. Was zum Teufel, versuchte Byakuya ihm gerade tatsächlich zu sagen, dass sie sich darüber nicht streiten sollten? Byakuya setzte sich auf und blickte auf Renji hinunter. Sein Blick war grimmig, doch seine Stimme war sanft. Seine Finger streckten sich aus, um Renjis Gesicht zu berühren, doch er hielt sich selbst zurück. „Es beunruhigt mich zu hören, dass du denkst, dass es irgendeine Art von Lösung gewesen wäre, Isoroku ‚nehmen zu lassen, was er wollte‘. Betrüge dich nicht selbst, Renji. Männer wie er…“, Byakuya atmete durch, sein Gesichtsausdruck wurde weicher. „Es hätte damit nicht aufgehört. Sobald er wüsste, dass er dich haben kann, hätte er dich weiter benutzt. Und wenn er mit dir fertig wäre, hätte er dich den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Ich weiß, dass du es weißt oder du würdest nicht bereuen, die Gelegenheit nicht genutzt zu haben, ihn umzubringen.“ Renji schnaubte ein dunkles Lachen. „Wahr genug.“ Byakuyas Hand zögerte wieder. Renji griff sie und legte sie auf sein Gesicht. Sie legte sich auf seine Wange und Renji schmiegte sich hinein, küsste die Handinnenfläche. Byakuya lehnte sich hinab und küsste Renjis Stirn. „Lass uns etwas Oden essen. Sie werden nun schon kalt sein.“ „Du hast mir Oden geholt? Zum Teufel? Warum liegen wir noch hier?“ Byakuya kicherte. „Durchaus.“ Sie brauchten eine Weile, bis sie herausgefunden hatten, wie sie zusammen auf dem Bett, mit der großen Schale Oden zwischen ihnen, sitzen konnten. Renji beharrte darauf, die neue Decke zuerst wegzulegen. „Du weißt, ich bekleckere sie nur mit Essen“, erklärte er. „Ah, ja, eine von deinen vielen Vorzügen“, sagte Byakuya trocken und gab ihm ein Paar Essstäbchen. Sie saßen im Schneidersitz mit ihren Rücken zur Wand, die Schale balancierte vorsichtig auf dem Feldbett, gestützt von der Stelle, wo sich ihre Knie berührten. Für Renji fühlte es sich intimer an, als alles, was sie jemals zuvor getan hatten: Zusammen auf seinem engen Feldbett sitzen und sich eine einzige Schale mit Oden teilen. Vorsichtig hob Byakuya den Deckel von der Schale ab und blickte Renji von der Seite an. „Ich soll dir von deinen Freunden, den Vizekommandanten Hisagi und Kira, ausrichten, dass sie dich zum Trinken ausführen möchten.“ Er legte den Deckel auf Renjis Truhe, mit einiger Entfernung zum Haori, und hob die Schale zu seinem Mund. Er hob sich ein paar Bissen mit seinen Stäbchen zu und sagte dann: „Ich denke, du solltest gehen. Deine Freunde wollen dir ihre Unterstützung zeigen und wir brauchen eventuell bald Verbündete. Tatsächlich“, Byakuya setzte die Schale ab, um sehr ernst weiter zusprechen: „Vielleicht solltest du über einen Weg nachdenken, wie du ihnen von uns erzählen kannst.“ „Uh…“, Renji kratzte sich am Nacken. „Sie wissen es bereits irgendwie.“ Byakuya hustete ein wenig, als hätte er sich am Eintopf verschluckt. „Oh?“ „Nun ja, ich meine, ich dachte irgendwie, dass wir es den Leuten sagen?“ Ein ernster Blick traf ihn, während Byakuya ihm die Schale reichte. Der Blick reichte, dass Renji zusammenzuckte und hinzufügte: „Nein? Uh, ups?“ Byakuya schüttelte in liebevoller Verzweiflung den Kopf. „Nun ja, das erklärt den Blick, den mir Vizekommandant Hisagi zugeworfen hat.“ „Ja?“, Renji grinste. Er fischte sich ein Stück Fischküchlein heraus und verschlang es. Brühe tropfte von seinem Kinn. Byakuya schnalzte mit der Zunge und griff nach den Papierservietten, die in dem Beutel vom Händler lagen. „Ja, rückblickend betrachtet hat die Decke ihm vielleicht den falschen Eindruck vermittelt.“ „Du denkst, Shūhei hat deinen großen Kuschelplan herausgefunden?“, neckte Renji, tauschte die Suppe gegen die Serviette ein. „Vielleicht dachte er auch, ich würde über dich herfallen wollen.“ „Heh“, lachte Renji und wischte sich das Kinn ab. Er schaute sich nach einem Platz um, wo er das Tuch ablegen konnte. Da er nichts fand, steckte er es in die Tasche seines Hakama. „Soll ich ihm sagen, dass du das getan hast?“ Byakuya kaute auf einem Stück Daikon. „Ist das die Art von Dingen, die du normalerweise mit deinen Freunden teilst?“ Der Ton war neckend, doch seine Frage schien ernst gemeint, dachte Renji. „Nah, ich küsse nicht und rede dann darüber. Alles, was Shū weiß ist, dass ich dir etwas zum Geburtstag besorge. Kira weiß es nur, weil… uh, ich war einmal betrunken.“ „Einmal? Vielleicht sollte ich dankbar sein, dass nicht mehr in der Seireitei davon wissen“, lachte Byakuya und gab ihm die Schale zurück. „Sollte ich mir Sorgen machen, dass du mein Geburtstagsgeschenk mit Freunden besprichst?“ „Vielleicht“, gab Renji zu und schlürfte von der Brühe. Sie wechselten sich noch einige Male mit dem Eintopf, bis die Schale leer war. Byakuya bot Renji den letzten Rest mit einem Seufzen an. „Ich sollte vermutlich gehen“, sagte er. „Ich muss nach Daisuke sehen und entscheiden, was ich mit ihm mache.“ „Hast du einen Plan?“, fragte Renji und versuchte, nicht die Schale auszulecken. „Nicht wirklich“, sagte Byakuya und streckte seine Beine aus. „Er könnte bleiben und auf dem Anwesen dienen, aber ich mache mir Sorgen, dass wir ihm keinen ständigen Schutz anbieten können. Hier gibt es so viel... Ablenkung.“ Ablenkung? Ja, wie all das, was gerade mit Isoroku abging. „Du wirst ihn wegschicken?“ „Ich denke, dass wird wohl das Beste sein. Ich habe so viele Cousinen hier. Einer von ihnen braucht sicher einen Diener. Er können ihn verkleidet oder in einer Sänfte rausschmuggeln, Vielleicht können wir Shunsui austricksen.“ Oder vielleicht aus den Augen, aus dem Sinn. Aber Byakuya hatte vermutlich recht. Es passierte immer so viel, dass es schwierig war, sich immer daran zu erinnern, auf Daisuke aufzupassen. „Möchtest du eigentlich wissen, was Daisuke weiß und wofür Kommandant Kyōraku bereit ist, zu töten?“ Byakuya hob skeptisch eine seiner dünnen Augenbrauen. „Ich denke, es ist das Beste, wenn wir es niemals wissen, Renji.“ „Du, da hast du vermutlich recht“, stimmte Renji zu. Byakuya griff nach seinem Kenseikan. „Außerdem muss ich den Ehevertrag finalisieren.“ Renji erstarrte. „Ehe?“ „Nicht meiner“, mahnte Byakuya. „Wirst du mir jemals vertrauen, dass ich durch genügend Mühen gegangen bin, um eine Heirat zu vermeiden?“ Mit einem Seufzer entspannte Renji seine Schultern. „Wahrscheinlich nicht.“ Byakuya schnalzte mit der Zunge. Er stand auf und legte den Kenseikan an. Renji beobachtete ihn, fasziniert davon, dass Byakuya das komplizierte Haarteil ohne Hilfe von Spiegel und Kamm aufsetzen konnte. Es muss an Jahrzehnten der Übung liegen. „Ich habe einen Vertrag zwischen meiner Cousine Hirako und dem Erben arrangiert. Es wird ein Problem für sie und ihre Familie.“ Renji nickte und fühlte sich schlecht für Shinobu und seine Geliebte, die er zurückgelassen hatte. „Ich vermute, das ist wohl die Vorgehensweise des Adels, eh?“ Mit dem Kenseikan an Ort und Stelle, griff Byakuya nach dem Haori. „Was meinst du?“ „Das Zeug mit dem Arrangieren“, sagte Renji mit einem Achselzucken. „Shinobu hat es klingen lassen, als wäre da jemand, dem vielleicht das Herz gebrochen wird.“ „Ah“, sagte Byakuya und zog sich den Haori an. „Ich weiß es nicht. Es ist nicht von Bedeutung. Hirako scheint nicht an den Pflichten einer Ehefrau interessiert zu sein. Shinobu kann haben, wen auch immer er möchte, kann ich mir vorstellen. Oder sie lösen die ganze Verlobung auf, bevor es dazu kommt.“ Renji schüttelte nur den Kopf. Und Byakuya fragte sich, warum Renji nie Vertrauen hatte, wenn Byakuya eine Ehe erwähnte… Wie könnte er, mit Arrangements wie diesem? „Ich werde euch nie verstehen.“ Byakuya ließ Senbonzakura in den Obi gleiten und nickte. „Das ist vermutlich auch gut so.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)