Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 38: Slow Burn --------------------- Renji musste eingeschlafen sein, denn er wachte im Dunkeln auf. Er hatte vom bitteren Winter in Inuzuri geträumt und nun wusste er auch warum – die Kohlen im Wohnzimmer waren vor einer Weile kalt geworden und er hatte die Decken von sich gestrampelt, sodass er nun fror. Er hatte die vage Erinnerung daran, wie er und Byakuya die benutzten Laken abgezogen und ersetzt hatten, bevor sie sich ins Bett hatten fallen lassen. Er blickte über die Schulter und konnte seine Decken sehen, wie sie im schmalen Freiraum zwischen der Kante seiner Seite des Bettes und der Wand eingeklemmt waren. Renji überlegte, ob er versuchen sollte, mit Byakuya, um einen Teil der Decke zu kämpfen, aber er sah so goldig aus, wie er darin eingewickelt war, wie in einem kuscheligen Kokon. Seine Haare waren zerzaust und seine Nase steckte unter dem Saum der Decke, den er mit seinen Händen fest umschlossen hatte. Niemals würde Renji das zerstören können. Zu süß. So leise wie er konnte, krabbelte Renji aus dem Bett. Das Mondlicht war hell genug, dass er die Konturen im Raum relativ gut ausmachen konnte. Mit so wenig Lärm wie möglich versuchte er seinen zerschlissenen Kirschblüten-Yukata zu finden und sich seinen Weg zum Irori im Wohnzimmer zu bahnen. In kürzester Zeit hatte er die Kohlen wieder angefeuert. Während er den einsamen Mitternachtsgeräuschen des Winters lauschte, die unter dem Dachvorsprung hindurch blies, schlang er die Arme um seine Beine und saß so nah wie möglich an der Wärmequelle. Bald war Byakuyas Geburtstag. Renji musste sich immer noch mit Hisagi treffen um zu sehen, ob er weitergekommen ist damit, einen DJ und eine Anlage zu organisieren. Irgendwo auf seinem Schreibtisch in der Division hatte er eine Liste von Kontaktdaten für ein paar Läden, die Räume vermieteten. Er musste morgen ein wenig Zeit damit verbringen, diese Läden abzuklappern und nach einem passenden Ort zu schauen. Sonst würden sie am Ende auf der Straße tanzen, was in Renjis Kopf verdammt sexy war, aber nichts, was Byakuya wirklich schätzen würde. Scheiße, Renji war sich ja noch nicht einmal sicher, ob das überhaupt ein wirklich gutes Geschenk werden würde. Es war viel zu sozial und öffentlich. Doch vielleicht konnte Renji den Handel damit versüßen, dass er sie diese perverse Sache machen könnten, über die Byakuya in letzter Zeit so viel las. Denn Byakuya war erstaunlich flexibel im Schlafzimmer gewesen. Was zum Teufel war das überhaupt letzte Nacht gewesen? Es war süß und nicht weniger als wundervoll gewesen, besonders wenn man bedachte, wie selten Byakuya berührt werden wollte. Renji kam darauf immer noch nicht ganz klar. Er war sich noch nicht mal im Klaren darüber, ob er tatsächlich zuvor schon einmal Byakuyas Brustwarzen angefasst hatte. Jemals. Nach all der Zeit schien es, als hätte er das mal sollen, aber hatte er? Also ja, Renji war an der Reihe, etwas Großes zu geben. Gott wusste, dass sie eine Tonne von Ausrüstung hatten, die sie noch nicht einmal ausprobiert hatten. Es war an der Zeit, die Tansu-Kommode aufzureißen und zu sagen: „Ja, Babe. Wähle etwas aus, irgendetwas.“ Der Humbler hatte ja, trotz allem, auch funktioniert. Und da er Byakuya kannte, würde er sagen ‚Ich habe dazu etwas gelesen…‘ und es wäre irgendeine verrückte Vorrichtung, von dem er irgendwie bereits ganz genau wusste, wie sie funktionierte. Renji könnte schwören, dass Byakuya all seine Freizeit damit verbringen musste, das ganze Zeug nachzuschlagen. Nicht, dass er sich beschwerte… Byakuyas besessene Nachforschungen hatte sie weit gebracht. All das Vertrauen und Besprechen mit perversen Dingen musste zum Teil für die Flut von süßem Liebemachen verantwortlich sein, die seit Kurzem von ihm kam. Das und, wie Renji vermutete, Isoroku. Byakuya musste ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Typen haben, besonders wenn man… seine Neigung bedachte. Und in Anbetracht der Fehler, die Byakuya in den Anfängen ihrer Beziehung gemacht hatte. Also konnte sich Renji nur noch Schlimmeres für Isoroku vorstellen, der nicht so erschien, als könnte er sich selbst vor einem Moskito verteidigen. Aber andererseits war es schwer zu wissen, wie viel von ihren früheren Problemen mit Renjis sozialem Status zu tun hat. Isoroku wurde im Bett vielleicht ein bisschen mehr wie ein Gleichgestellter behandelt, denn nun ja, das waren sie. Es war immer noch der einzige Zweifel, den Renji wegen dem Dreier hatte. Die Klassendifferenz konnte zu aller Art von Ärger führen, aber das ganz große Problem, über das sich Renji plötzlich klar wurde, war: Was, wenn Byakuya Isoroku wirklich sanfter, zärtlicher behandelte? Das zu sehen, würde Renji das Herz brechen – zu wissen, als harten, kalten Fakt, dass er niemals auf die Weise berührt werden würde, außer wenn er mal ein oder zwei Knochen zu geworfen bekam, wie bei den letzten paar Malen. Ja, nein. Das würde all die netten Worte in eine Lüge verwandeln und Renji musste ernsthaft überlegen, ob er so leben könnte. Zweitklassig, für immer. „Du hast dein Denkergesicht aufgesetzt. Sollte ich mir Sorgen machen?“, grummelte Byakuyas tiefe Stimme aus dem Schatten heraus. Renji blickte noch rechtzeitig von den glühenden Kohlen auf, um Byakuya durch den geöffneten Fusuma-Schirm in den Raum kommen zu sehen. Als er die eingelassene Feuerstelle erreicht hatte, setzte er sich schräg gegenüber von Renji in den Seiza. „Du hast unser Bett verlassen. Bist du in Ordnung?“, fragte Byakuya. „Mir wurde kalt.“ Dann, als er in Byakuyas besorgtes Gesicht blickte, legte Renji kurz eine Hand auf Byakuyas Oberschenkel und gluckste: „Ja, schau wie ich versucht habe, dich nicht zu wecken?“ Byakuyas Augenbrauen hoben sich und er sagte trocken: „Vielleicht hättest du nicht herumpoltern und gegen alles stoßen sollen. Da kamen mir die Erinnerungen von dieser Nacht in den Sinn, als du betrunken versucht hast, dich ‚hereinzuschleichen‘.“ „Poesie-Nacht“, nickte Renji mit einem Grinsen. „Gute Zeiten.“ Byakuya stimmte zu. „Durchaus.“ Renji stach mit dem Schürhaken in die Kohlen. Sie saßen so zusammen, sagten nichts und beobachteten, wie die Kohlen knacksten und knisterten. Der Raum roch leicht nach Holzrauch. Draußen schob der Wind die gefallenen Blätter gegen den Dachvorsprung, machte dabei beruhigende, knisternde Geräusche. „Habe ich etwas getan?“, fragte Byakuya. „Etwas, dass dich aufgebracht hat?“ „Was? Nein“, versicherte Renji ihm. „Wenn überhaupt fühle ich mich rastlos, weil in letzter Zeit alles so gut lief.“ „Oh, ich verstehe“, Byakuya blinzelte. Nach einer Sekunde gab er zu: „Nein, das macht für mich keinen Sinn. Warum sollte das so sein?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Renji und stach wieder in die Kohlen. „Mit uns ist immer irgendetwas, richtig? Deine Tante, mein dummer Bruder – und so glaube ich, dass ich mir nicht sicher bin, was ich tun soll, wenn es niemanden zum Kämpfen gibt.“ Byakuya lachte schnaubend. „Oh, Renji. Es wird immer etwas geben. Es gibt kein Bedarf daran, einen Feind zu suchen.“ Er blickte Byakuya aus dem Augenwinkel an, dann entschied Renji, seine Ängste klarzustellen. „Ja, aber genau das ist es, oder? Wenn wir keinen gemeinsamen Feind haben, sind die Einzigen, die uns zum Kämpfen übrig bleiben, wir beide.“ Zarte Augenbrauen zogen sich zusammen. Byakuya war für einige Zeit still, bevor er zu Renji aufblickte und sagte: „Ich suche nicht nach einem Kampf.“ „Ich auch nicht“, sagte Renji. „Und doch denkst du, es liegt in unserer Natur?“ Renji lächelte sanft bei seinen Worten. „Nun ja, wir haben so etwas wie einen Werdegang.“ Byakuya schüttelte den Kopf. Er stand auf und wandte sich zum Schlafzimmer um. „Du machst dir Sorgen ums Nichts. Komm zurück ins Bett.“ Renji dachte für eine Sekunde nach, doch stellte dann den Schürhaken ab. Byakuya hatte recht, kein Bedarf, Probleme aufzuwiegeln, die sie noch nicht hatten. „Klingt gut für mich.“ Byakuya fand eine zusätzliche Decke für das Bett und richtete die Laken noch einmal kurz, bevor er sich hineinkuschelte. Renji glitt aus seinem Yukata und faltete ihn über die Kante des Bettes. Als sie beide im Bett waren, gab es einen angespannten Moment, in dem Byakuya fast schon so aussah, als würde er Renji eine Umarmung anbieten. Seine Arme tätschelten Renji ungeschickt und seine Augen wurden weit, als sagten sie ‚Nope!‘. Mit einem hilflosen Blinzeln drehte Byakuya ihm seinen Rücken zu, um auf der Seite zu liegen. Renji dachte, dass es immer noch so etwas wie eine Einladung war, also fragte er: „Willst du mir sagen, dass ich mich an dich rankuscheln kann?“ Byakuya räusperte sich und räumte dann ein: „Ja, für eine kurze Weile. Bis du zu warm wirst.“ „Du bist zu gut zu mir, Babe“, gluckste Renji. Er rutschte heran und drückte sich nah an Byakuyas Rücken, die Beine unter Byakuyas Hintern angewinkelt. Er warf einen Arm locker um Byakuyas Taille und seufzte lange und glücklich. Trotz des vorherigen Unbehagens konnte Renji spüren, wie sich Byakuya entspannte. Ein Arm schlang sich tröstend um Renjis Unterarm. Mit dem vertrauten Geruch und der vertrauten Berührungen um ihn herum, schlief Renji in weniger als einer Minute ein. Als Renji das nächste Mal wach wurde, war die Sonne schon aufgegangen und ein Zettel klebte an seiner Stirn. Er zog ihn von seinem Gesicht, blinzelte ihn für einen Moment dümmlich an, bevor seine Augen endlich wach waren. Dann las er in Byakuyas penibler, aber gehetzten Schrift: Liebling, meine Cousine Hirako ist unerwartet eingetroffen (und zu einer lächerlichen vor-Tee-Stunde). Aus irgendeinem Grund meint Eishirō, dass ich anwesend sein muss. Ich werde mich so schnell wie möglich entschuldigen, doch vielleicht ist es am besten, wenn du nicht deinen Morgen mit dem Warten auf mich vergeudest und wir uns wieder zum Mittagessen in meinem Büro treffen. Ich wünschte, ich wäre immer noch im Bett mit dir, eingekuschelt. Wie kalt es war, deine Arme zu verlassen! Dennoch muss ich gehen. Dein. Am Ende war wieder eines von Byakuyas verrückten Kunstversuchen. Renji drehte das Papier einige Male herum, bevor er entschied, dass es vielleicht Lippen waren. Küssende? Oder vielleicht ein Herz? Er war sich nicht wirklich sicher, aber er liebte es irgendwie, wie abwechselnd süß und genervt diese Notiz war. Daher faltete er sie zusammen und legte sie zur Seite, um sie mitzunehmen. Eishirō musste sich auch schuldig gefühlt haben, denn auf Byakuyas Seite des Bettes war ein kleines, abgedecktes Tablett mit einem weiteren Zettel, auf dem lediglich Renjis Name stand. Er hob den Deckel und enthüllte eine dampfende Schüssel Reis mit Fischflocken und grünem Tee darauf. Ah, ein Lieblings-Trostessen! Renji war sich ziemlich sicher, dass es eine Art Entschuldigung dafür war, dass er nicht geweckt wurde, denn Miki hatte noch Renjis Lieblings-Eingelegtes hinzugefügt: Kyurizuke, Gurken eingelegt in Soja-Sauce, Salz und Zucker. Eine kleine Kanne Tee zog schon für Gott weiß wie lange vor sich hin, doch Renji würde sich nicht beschweren. Er stellte das Tablett auf seinen Schoß und aß noch im Bett alles auf. Im Waschraum kippte Renji sich die Schüssel Wasser, die normalerweise zum Händewaschen reserviert war, über seinen Kopf um seine Haare ein wenig auszuwaschen, bevor er sie dann versuchte zu seinem gewohnten Pferdeschwanz zurückzubinden. Irgendwo auf dem Weg hatte er sein Bandana verloren, also ging er erst einmal ohne. Nachdem er sein Gesicht geschrubbt und seine Koteletten getrimmt hatte, zog er sich an und war bereit, hinauszugehen. Er hielt an der Tür inne. Er könnte durch die Küche gehen, doch Renji wusste bereits jetzt schon, dass sie geschäftiger sein würde, wie an normalen Tagen. Außerdem wollte er auch irgendwie beim Gasthaus gegenüber der Division anhalten, um zu sehen, ob Kommandant Ukitake schon gekommen war, um seinen fehlgeleiteten Partner einzusammeln. Also drehte er um. Er schob die Tür des Balkons auf, sprang auf das Geländer und stieß sich mit einem Reiatsu gefüllten Shunpō ab, um über die Mauer zu kommen. Die Wachen mussten sein Erscheinen gespürt haben, denn statt die Waffen zu ziehen, nahmen sie Haltung an. Er winkte ihnen, dass sie sich rühren könnten und fragte: „Hat zufälligerweise jemand letzte Nacht ein Auge auf das Izakaya geworfen?“ Die zwei Wachen tauschten nervöse Blicke aus. Das waren Byakuyas Wachen vom Anwesen, also hatte Renji keine Ahnung, wie sie hießen. Einer von ihnen, der Jüngere mit einer Art längerem Topfschnitt, dem die Haare in den Augen hingen, sagte: „Hätten wir das tun sollen?“ Renji schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Euer Boss hat euch gesagt, nach Shinigami zu schauen, die euch seltsam vorkommen, richtig?“ „Ja, Vizekommandant!“ Renji nickte und drehte sich zum vorderen Teil der Divisionsmauer um. Er hoffte, dass seine eigenen Leute ein besseres Gefühl dafür hatten, was letzte Nacht hätte passieren können und ob oder ob nicht sich Kyōraku hinausgeschlichen hatte oder immer noch seinen Rausch ausschlief. Doch vorne erhielt er auch nicht mehr hilfreiche Neuigkeiten. Kinjo war am Tor und erklärte: „Ich habe niemanden gesehen, aber wir können nur den Vordereingang des Ladens sehen. Bin ziemlich sicher, dass der Kommandant clever genug ist, um sich hintenraus zu schleichen.“ Renji stimmte mit einem Grunzen zu. Nachdem er den grundlegenden Bericht von der Nachtschicht bekommen hatte, ging Renji die Stufen von dem gemauerten Brustwehr hinunter und wanderte hinüber zum Izakaya. Eines der Kinder von der Gastwirtin wischte den Eingangsbereich in dieser halbherzigen Weise, die Teenager überall an den Tag legten. Er hielt inne, um Renji zu zunicken und ein neidisches Auge blieb an Zabimaru hängen. Als Renji zurück nickte, tat ihm der Junge leid. Es musste schwierig für jeden mit Ambitionen sein direkt gegenüber einer Division zu sein und zu wissen, dass er kein Soldat der Hofgarden werden konnte, ohne sich für die Akademie zu qualifizieren. Und ein Kind in seinem Alter? Er würde es jetzt wissen. Trotzdem wollte Renji sagen, dass es da auch andere Möglichkeiten gäbe – besonders mit dem Anwesen direkt neben an. Tatsächlich benötigten ein Haufen Adlige starke Schwertarme, um ihre Schlösser zu verteidigen. Dennoch war es nicht so reizvoll wie das Leben eines Soldaten der Hofgarden – Hollows und Arrancar bekämpfen und so weiter. Bei diesem Gedanken wollte Renji hinzufügen: 'Ja, sieht von außen cool aus, aber das war nicht alles, was das Ganze bedeutete, Kind.' Doch er ließ es sein und ging in die Taverne. Als er die Tür öffnete, schaute die Gastwirtin von dem Platz auf, an dem sie die Tische abwusch. Sie legte den Lappen ab und stand auf. „Haben wir immer noch einen Gast der Sechsten oben?“, fragte Renji. Sie sah bei der Frage überrascht aus. „Wenn sich keiner davongeschlichen hat, dann habt ihr zwei. Den Kommandanten und dann einen von ihren Leuten, der irgendwann nach zwei Uhr eintraf, sturzbetrunken.“ Nun ja, dafür bezahlten sie sie ja. Er nickte. „Hast du so etwas wie ein Spezialfrühstück?“ Als sie nickte, fügte Renji hinzu: „Mach mir eine große Portion und ich bring es dem Kommandanten hoch.“ Mit dem Tablett in einer Hand lauschte Renji an der Tür zum Raum, den sie für Kyōraku gemietet hatten. Er dachte, er hörte jemanden dort herumschlurfen, aber er was sich nicht sicher. Zabimaru? Kannst du Katen Kyōkotsu spüren? Sie sind da, zischte der Schlangenschwanz. Renji nutzte seine Schulter, um die Tür zur Seite zu schieben und sagte: „Shitsurei shimasu!". Und dann stand er da, sein Mund offen, denn Kommandant Kyōraku war in nichts weiter gehüllt als seinem Shitagi und... so... viele... Haare. Dicke Haare sprießten auf Kyōrakus Beinen und Armen und der Shitagi hing weit genug offen, um eine dicke Matte auf seiner Brust zu zeigen. Außerdem hatten sich irgendwie seine Haare gelöst und fielen in einer gigantischen Flut von Locken über seine Schultern. Die Locken tanzten und zappelten und wippten, während er in dem kleinen Raum scheinbar panisch umherlief und Dinge zur Seite warf. Als er Renji sah, hielt Kyōraku in seiner hektischen Herumlauferei inne. „Oh, Herr Renji, Gott sei Dank! Stell das Tablett ab und hilf mir, meine Haarnadel zu finden. Irgendwie ist sie verloren gegangen.“ „Oh, uh richtig“, sagte Renji, fand einen Platz, um das Tablett abzustellen und schloss die Tür hinter sich. Er ging zum Futon hinüber und begann, die Laken abzuziehen und Kyōraku beugte sich nahe zu ihm herüber, um zu beobachten. „Sie hatten es letzte Nacht noch, als wir sie hierhin gebracht haben. Sie ist irgendwo in diesem Raum.“ Immerhin war das nicht der Rukongai. Nur ein lebensmüder Idiot würde etwas so Auffälliges von einem beliebten Kommandanten innerhalb der Seireitei klauen, wenn Tausende Soldaten der Hofgarden dir im Nacken hängen. Außerdem war auch ein Grund, warum die Division die Gastwirtin bezahlte, dass sie ein Auge darauf warf, dass niemand sich an einen Betrunken bereicherte. „Das ist das einzige Erdstück, das ich freiwillig trage“, sagte Kyōraku ernst und rang mit den Händen. „Mehr als das, es ist das Einzige von Wert, dem ich zugestimmt habe, von meiner Familie mitzunehmen. Wenn sie weg ist, werden sie mich zerstören.“ „Wir werden sie finden, Kommandant“, sagte Renji und händigte Kyōraku ein Laken zum Ausschütteln aus. In dem Moment, als Renji beinahe alles, bis auf die Hülle der mit Buchweizen gefüllten Matratze abgezogen, hatte, hörten sie ein verdächtiges Klimpern. Renji hob die Haarnadel auf und gab sie dem Kommandanten. Kyōrakus Erleichterung war so dramatisch, dass er auf den Boden fiel und die Nadel an sein Herz drückte. „Ho, ho! Du bist ein Lebensretter, Herr Renji!“ „Sie hätten es gefunden, wenn sie sich nicht so viele Sorgen gemacht hätten, Taicho“, sagte Renji. Er begann, das Laken in seiner Nähe zu falten und versuchte, Kyōraku mit seinen Haaren überall und dem Shitagi weit geöffnet, nicht anzustarren. „Und nicht ganz so verkatert“, gluckste Kyōraku. Renji grinste. „So ist es.“ Während Renji weiter die Laken faltete, zog Kyōraku seine Beine heran, um sich im Schneidersitz hinzusetzen und begann, seine Locken in seinen typischen Pferdeschwanz zu zwingen. Renji konnte spüren, wie Kyōrakus Augen ihm neugierig folgten. Was auch immer sich Kyōraku über ihn fragte, Renji hatte selbst Fragen: Wo war Nanao? Normalerweise verließ sie nie die Seite des Kommandanten – ließ ihn niemals in Ärger geraten. Wenn schon nicht sie da war, wo waren all die hektisch umherfliegenden Schmetterlinge, die zumindest Byakuya umgeben würden, wenn er eine Nacht zufällig EA sein würde? Und was ist mit Ukitake? Warum war er nicht hier und schnalzte die Zunge über seinen Partner und kümmerte sich um ihn? Nach einer Weile stand Kyōraku auf und nahm das Tablett, das Renji mitgebracht hatte. „Und du hast mir Frühstück gebracht“, sagte er, nachdem er es sich genau angeschaut hatte. „Du hast schon bemerkt, dass ich keine deiner Freundlichkeiten verdiene, oder nicht?“ Renji war das Bettzeug ausgegangen, mit dem er sich beschäftigen konnte, also setzte er sich auf die Kante des Futons. „Ja, ich weiß. Außer, dass sie niemanden verletzt haben, oder? Also haben sie es wohl auch nicht gewollt.“ Kyōrakus scharfe, grauen Augen schienen sich in die Tiefe von Renjis Seele zu bohren und hielten den Blick für einen Herzschlag. Dann, ganz plötzlich, lachte Kyōraku. „Du bist ein ungewöhnlicher Mann, Herr Renji. Du erinnerst mich an deinen lieben Freund, Herrn Ichigo. Ihr beide seid viel zu vertrauensselig.“ Was zu Anfang wie ein Kompliment geklungen hatte, wurde zu einer Beleidigung. Renjis erster Instinkt war, zu protestieren und zu sagen: 'Hey, wenigstens Ichigo und ich haben Aizen durchschaut, während der Rest von euch allen auf euren Händen gesessen habt', doch stattdessen zuckte er mit den Achseln. War ja nicht so, als hätten sie wirklich Aizens Pläne aufgedeckt, er hatte nur gewusst, dass er Rukia nicht hatte sterben lassen können. Mit gehobener Schulter sagte er: „Eh, ich bin es nicht, um den sie sich Sorgen machen müssen. Es war nicht mein Scheiß, hinter dem sie her waren.“ „Ho, ho? Ich glaube nicht, dass Herr Daisuke jemandem anderen gehört als sich selbst.“ „Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Kommandant das nicht so sehen würde. Die Sechste hat Anspruch auf ihn, seit wir Blut für ihn vergossen haben.“ „Dein Blut“, bemerkte Kyōraku mit einem Lächeln. Er setzte sich zurück auf den abgewetzten Tatami und goss sich selbst Tee ein, als hätten sie ein nettes kleines Gespräch während des Frühstücks. „Würde er bei dieser Logik nicht dir gehören?“ Renji machte ein finsteres Gesicht. „Sie wissen, dass das nicht so ist. Ich habe ihn auf Befehl des Kommandanten geholt.“ „Ist das so?“, Kyōrakus Stimme war ein tiefes, amüsiertes Schnurren. „Du hast genau das zurückgebracht, was dir befohlen wurde abzuholen, nicht wahr?“ Ah, scheiße. Renji hätte klar sein sollen, dass Kyōraku alles über Seichi wusste und auch alles, was sich als, zufälliges verkacktes Ereignis darauf, in der Elften zugetragen hatte. Nun ja, dann hatte Renji keine andere Möglichkeit, als die Wahrheit auszusprechen. Und in diesem Fall konnte er sich auch genauso gut mit einer Attacke kopfüber hineinstürzen. „Ja, nein. Hab ich nicht. Ich sollte meinen verblödeten Bruder holen, aber als ich Daisuke dort fand, konnte ich ihn so nicht zurücklassen. Ich habe kein Verständnis für die Art von Misshandlung. Aber ich denke, sie haben kein Problem mit dem Scheiß, huh?“ „Ah, touché“, gluckste Kyōraku. „Doch vielleicht wollte ich gestern Nacht nur das Gleiche tun?“ Nun gluckste Renji düster. „Ja, das Argument würde um Längen besser funktionieren, wenn sie mir nicht bereits gesagt hätten, dass sie planen, ihm die Zunge herauszuschneiden.“ „Oh? Habe ich das laut ausgesprochen? Oh je, ich war wohl betrunkener, als ich gedacht habe“, lächelte er und trank einen weiteren Schluck Tee. Mit einem erneuten, fröhlichen Lachen zerschlug Kyōraku ein Ei über den Reis und verkündete: „Also gut! Ich sehe, ich wurde ausgespielt. Du bist ein überraschend beeindruckender Gegner, Herr Renji.“ Renji spürte, wie sich kalte Angst plötzlich in seinen Eingeweiden formte. Kyōraku hat viel zu einfach aufgegeben. Renji sprang auf die Füße. Frühstückszeit... oh Scheiße, sie hatten den Wachen gesagt, auf der Hut zu sein, aber nicht den Dienern. Jeder konnte sich mit einer Lieferung in das Anwesen schleichen. Besonders nun, mit der ganzen Familie versammelt und die Hälfte der Dienerschaft, die nicht wussten, wer für wen arbeitete. So lange sie das Kuchiki-Blau trugen, würde niemand der Wachen sie stoppen - Renji rannte aus der Tür mit dem Klang von Kyōrakus Gelächter im Rücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)