Senbonzakura's Song von yezz ================================================================================ Kapitel 2: Morning Kisses and Onii-chans ---------------------------------------- Renji wachte von einer leichten Berührung an seiner Nase auf und dem nachklingenden Geruch von Jasmin und Sex. Er öffnete ein Auge einen Spalt. Er griff nach ein paar Strähnen tintenschwarzen Haares und schaffte es, die Finger darin zu verschränken, bevor sich Byakuya ihm entziehen konnte. „Morgen“, sagte Renji. „Ja, auch wenn nicht für viel länger. Wir haben verschlafen“, sagte Byakuya und klang dabei so kratzbürstig, dass Renji ihn für einen Kuss hinunterziehen musste. Byakuya seufzte ungeduldig gegen Renjis Lippen, doch er ließ Byakuya nicht los, bis dieser nachgegeben und sich richtig küssen gelassen hatte. Auch wenn Renji sich sicher war, dass sein Mund vom Morgenatem sauer war, schaffte es Byakuya irgendwie, noch etwas nach dem Nachtisch von gestern Abend zu schmecken. Renji hätte den ganzen Morgen küssen können, doch Byakuyas Körper war steif und ungeduldig, als er über Renji lehnte. Also ließ er ihn mit einem letzten, liebevollen Streichen von Zunge, Zähnen und Lippen von ihm ab. Byakuya setzte sich auf und zog seinen Yukata fester um seine Schultern, wie ein verärgerter Vogel, der Schnee aus seinen Flügeln schlug. „Ich hatte gehofft, wir könnten ein Bad nehmen.“ Zusammen? Klang göttlich. Renji streckte sich mit einem großen Gähner, bis es in seiner Schulter knackste. „Ja, kein Problem. Ich kann in fünf Minuten fertig sein.“ Byakuya nickte. Er ging zum Raum mit seiner Garderobe und sagte über seine Schulter: „Ich sag Eishirō, damit er uns Tee ins Sentō bringt.“ Renji zog sich in eine aufrechte Position und ließ die Beine über die Seite vom Bett hängen. Er nahm sich einen Moment, um richtig wach zu werden. Durch das Fenster schien die Sonne hoch über den Kirschbaumgarten. Von der Qualität des Lichts her müsste es schon fast Mittag sein. Es war unüblich dass sie beide so tief geschlafen hatten und ein Wunder, dass kein Diener sie geweckt hatte. Er blickte zu seinen Zehen herab und bemerkte, dass der Boden mit einem feinen Film von roten Fusseln bedenkt war. Die einzigen Überreste vom Missgeschick der letzten Nacht – nun ja, das und der leichte Schmerz um seinen Hals. Renji begutachtete seine Arme und war froh, dort keine Striemen zu sehen. Er konnte nur hoffen, dass trotz seines Gefühls, seine steinharte Haut keine Macken zugelassen hatte. Denn sonst wäre es vielleicht unangenehm, es zu erklären, falls jemand fragte. Er würde in ein paar Stunden im Dienst sein. Renji saß immer noch und rieb sich das Gesicht, als Byakuya um das Bett herum kam und sich vor ihn stellte. Er hielt Renji die zerschlissene Kirschblütenrobe hin. Als Renji sie nahm, sagte Byakuya: „Steh auf, lass mich dich ansehen.“ Pflichtbewusst kam Renji auf die Füße und glitt in seinen Yukata. Byakuya schob sanft Renjis Haare zur Seite, um den Hals zu begutachten. Er glättete ein paar Falten aus der Robe, während Renji sie band und schnalzte mit der Zunge. „Ich werde einen Ruf bekommen.“ „Heh, ich rede nicht über Bettgeschichten“, sagte Renji und platzierte einen weiteren Kuss auf Byakuyas Scheitel. „Außerdem hab ich mir das selbst zugefügt.“ Byakuya strich weiterhin den Stoff von Renjis Yukata glatt,versuchte die Knitter aus der Wolle an seinen Schultern zu bekommen. „Vielleicht sollte ich Eishirō diskret nach dem Heiler des Anwesens schicken lassen. Sie ist nicht gewohnt, Shinigami zu heilen, doch ich bin mir sicher, dass sie einen Striemen behandeln kann." Renji zuckte mit den Achseln. Er war sich sicher, dass es viel schlimmer aussah, als es sich anfühlte. Byakuya stand nah genug, dass Renji seine Arme um Byakuyas Taille schlingen konnte. Renji zog ihn so nah, dass Byakuyas Hände Renjis Schultern umfassten und ihre Bäuche sich berührten. Byakuya blickte auf und öffnete seinen Mund, vermutlich um zu protestieren, doch Renji eroberte seine Lippen für einen weiteren, tiefen Kuss. Dieses Mal schien Byakuya es ein wenig mehr zu schätzen, so dass er seine Hände hinaufgleiten ließ, um Renjis Schultern zu umschlingen. Finger fanden den Weg ins Renjis Haare. Währenddessen presste Renji seine Hände gegen die Konturen der starken Muskeln von Byakuyas Rücken. Sie taten das fast nie: Stehend küssen. Und es erregte Renji auf einer tiefen Ebene, wie Byakuya sich leicht aufrichtete, um Renjis Lippen zu begegnen. Renji fragte sich, ob Byakuya es genauso hasste, wie er es liebte, doch doch spürte er, wie Byakuyas Reiatsu nach ihm tastete und sich mit seinem verflocht. Renji knurrte kehlig und glücklich. Daraufhin zog sich Byakuya zurück und legte einen Finger auf Renjis Lippen. "Stopp. Du erregst mich." Er saugte Byakuyas Finger ein und biss neckend hinein. „Und das ist schlecht, weil...?“ Byakuyas andere Hand verließ Renjis Haare, um ihn auf den Hintern zu schlagen. Der Hieb war hart genug, um Renji zu überraschen und Byakuyas Finger mit einem Grunzen loszulassen. „Weil“, begann Byakuya und drückte sich ohne Probleme aus Renjis Umarmung heraus. „Wir werden heute in der Division erwartet. Unter diesen Umständen wären wir beide zu spät und die Leute würden reden.“ Er beobachtete, wie Byakuya ging und rieb sich seinen Hintern. „Richtig. Ich hole meine Sachen ein und wir können gehen.“ Aufgrund der späten Stunde wurden sie am Sentō etwas aufgehalten. Renji schlang die Arme um sich selbst, um sich etwas zu wärmen, als sie vor dem Privateingang standen und nur in Handtüchern gewickelt waren. Sie warteten, bis der letzte Besucher hinausgehuscht war. Sie hatten draußen in der privaten Nische geduscht und auch wenn die Sonne warm genug war, hatte die Luft etwas vom aufkommenden Winter. Renji schüttelte den Kopf. „Weißt du, das ist doch dumm, oder? Ich meine, du könntest einfach mit den anderen Leuten reingehen.“ „Ja, aber du nicht. Du verängstigst die Kinder.“ Es brauchte einen Moment, bis Renji bemerkte, dass Byakuya versuchte, daraus eine Art Witz zu machen. Es war kein besonders Guter und Renji wollte schon fast anmerken, dass da immer noch Frauen und Kinder drin sein könnten, da Eishirō sich dazu entschlossen hatte, nur die Seite der Männer der heißen Quelle räumen zu lassen. Stattdessen ließ Renji seine Schultern in der Kälte hängen und sagte: „Es ist immer noch bescheuert. Das sind nur Tattoos. Es ist nicht so, als hätte ich eine nackte Frau auf meinem Rücken gemalt oder so etwas. Ich habe noch nicht einmal Yakuza-Tinte.“ Endlich glitt die Tür auf und ein sehr entschuldigend dreinblickender Eishirō verbeugte sich tief. „Ich entschuldige mich zutiefst dafür, sie warten gelassen zu haben, mein Herr. Doch Tee und Frühstück erwartet sie bereits.“ „Gott sei Dank“, sagte Byakuya ein wenig schnippisch und trat in den Raum voller Wasserdampf. Während er Byakuya ins Innere folgte, fühlte sich Renji schuldig, die immer noch tief verbeugte Form des Hausverwalters zu sehen. Also sagte er: „Keine Sorge, Eishirō. Wir wissen, dass du dein Bestes getan hast.“ Selbst wenn er dankbar war, nicht mehr draußen in der Kälte herumstehen zu müssen, war Renji ehrlich beeindruckt, dass sie nicht länger hatten warten müssen. Er konnte die grummeligen Laute von männlichen Stimmen hören, die ihr Geld zurückverlangten. Wäre die Situation andersherum gewesen, hätte Renji ganz sicher nicht gehen wollen, bevor seine Zeit um war. Der Ort hier kostete ein Vermögen. Und gesagt zu bekommen, dass man sich verpissen sollte, weil der Typ, dem der Laden hier gehörte, ein privates Bad nehmen wollte? Das war scheiße. Renjis Augen folgten Byakuya, als er seine Robe zur Seite legte und ins das Wasser nahe dem Tablett mit dem Tee ins Wasser glitt. Renji wurde niemals müde darin, Byakuya nackt zu sehen. Der Mann war wie eine Art lebende Skulptur aus Alabaster und Obsidian – wunderschön, wenn auch etwas gereizt vor dem Tee. Sobald er sich selbst eine Schale eingegossen hatte, versank er bis zu den Schultern im dampfenden Becken. Nachdem er sein Handtuch auf der nahen Bank angelegt hatte, begab sich Renji ins Wasser. Es fühlte sich nach der Kälte draußen schon fast zu heiß an. Eishirō schob die Türen auf, um den Blick in den Garten des Anwesens freizugeben und scheuchte damit einen Fischreiher auf. Er hebte mit lautem Protest ab und flatterte mit seinen großen, weißen Flügeln. Renji beobachtete, wie er Kreise zog, bevor er sich in den großen Rohrkolben am anderen Ende des morastigen Gartens niederließ. Dann kniete sich Eishirō hin und presste seine Stirn gegen die nassen Bodenfliesen. „Die Hausheilerin ist auf ihrem Weg, mein Herr. Benötigt ihr sonst noch etwas?“ Byakuya schien mit seiner ersten Schale Tee ein wenig seiner Geduld zurückgewonnen zu haben. „Nein und vielen Dank für deine Sorgfalt, Eishirō.“ „Ich lebe um zu dienen, mein Herr.“ Renji hob daraufhin eine Augenbraue, doch er glaubte, dass es Eishirō ernst meinte. Er würde sich nicht wagen, an dieser Stelle sarkastisch zu sein, oder? Und doch, vielleicht würde er. Wenn irgendwer damit davonkommen würde, dann wäre es Eishirō. Byakuya schien jedenfalls nicht wirklich darüber nachzudenken. Eishirō glitt lautlos hinaus und Byakuya wandte sich um, um sich eine zweite und eine weitere Schale einzuschenken, die er Renji anbot. Renji nahm diese an und fühlte sich sehr dekadent, Tee im Bad zu trinken. „Ich werde wohl erst am Abend in der Division zu dir stoßen“, erklärte Byakuya und legte seinen Kopf zurück an den Beckenrand. Dort wo es das Wasser berührte, breitete sich das lange, schwarze Haar fächerartig aus und waberte um seine Schultern. „Ich muss mich um Familienangelegenheiten kümmern.“ „Verstanden“, sagte Renji und nippte an seinem Tee. Verdammt, er hatte vergessen, wie gut Byakuyas Tee war. Da war ein reicher, schmackhafter Unterton darin. Nicht wie das Zeug im Shōten. Renji nahm noch einen Schluck um den Geschmack auf seiner Zunge zu genießen, bevor er sagte: „Ich denke, da wird eh nicht viel auf dem Terminkalender sein. Die größten Punkte, die ich heute machen werde ist ein Wort mit Kinjo zu wechseln und eine Beförderungsfeier für Nanako zu planen.“ Oh und vermutlich einer unruhigen Rukia versichern, dass sie mit vollem Einverständnis ihres Bruders durch das Kuchiki Senkaimon verschwinden würden. Byakuya blickte ihn über dem Rand seiner Teeschale an. „Sollten wir etwas Offizielles über Miishos Ruhestand sagen? Was meinst du?“ Renji überlegte. Die Tatsache, dass sich jemand von der Division zur Ruhe setzen würde, war schon eine Neuigkeit. Shinigami verließen den Dienst normalerweise in einem schlichten Sarg oder je nachdem in einer Urne. Doch noch einmal, Renjis eigener Vorgänger, Ginjirō Shirogane, war ausgemustert worden… also war es nicht vollkommen unbekannt in der Sechsten. Niemand würde über Gerüchte überrascht sein, dass Byakuya Miisho dies angeboten hatte. Er hatte es immerhin auch für den früheren Vizekommandanten getan. Doch Renji zuckte mit den Achseln. „Da werden zwangsläufig Fragen aufkommen. Es ist offensichtlich, dass ich und er Ärger hatten. Ich hab ihn auf die Straße geworfen und all das. Wir sollten zumindest eine Antwort darauf haben.“ „Vielleicht ist das das Einfachste“, sagte Byakuya und nahm einen tiefen Schluck Tee. „Deute einfach nur an, dass ihr nicht miteinander klar kamt.“ Renji zog in seine Teeschale hinein eine Grimasse. Er mochte das nicht; es ließ ihn aussehen wie der Schläger von der Elften, was alle anderen von ihm erwarteten. Doch er vermutete, dass diese Sache sich zu ihrem Vorteil herausstellen würde. Niemand würde Renji groß anpampen – nicht wenn sie dachten, dass es ohne große Umwege in eine mysteriöse Art von ‚Ruhestand‘, gestiftet vom Kommandanten, führen würde. Renji kippte den Tee weg, als wäre es Sake. Es war nicht so, als hätten sie einen Haufen anderer Möglichkeiten. Die Wahrheit würde nicht funktionieren, es sei denn, sie wollten sich der Anklage wegen Unzucht gegenüberstehen sehen. Trotzdem hasste es Renji, Miishos Ruf zu zerstören, um ihren eigenen zu retten. Da war mal eine Zeit, in der Renji den Typen respektiert hatte. Sicher, es hatte sich herausgestellt, dass er mehr oder weniger ein Arschloch war, doch er hatte die Division in harten Zeiten zusammengehalten. Und es war absolut gerecht, angepisst wegen dieser Sache zu sein – Miisho war nicht der einzige Kerl, der Byakuya vergötterte und es übel genommen hatte, einen Schläger wie Renji als Vizekommandanten zu haben. Er tauchte seinen Kopf für eine Sekunde unter Wasser. Als er wieder aufgetaucht war, nahm er die leere Schale, kam hinüber um sie aufzufüllen und zu schauen, was ihr Frühstück alles beinhaltete. Er schaute unter die Körbe, als Byakuya sagte: „Ich erkenne, dass du unglücklich bist.“ Renji schnappte sich mit den Fingern ein bisschen von dem eingelegten Rettich und zuckte die Achseln. „Das größte Verbrechen des Typen war, dass er uns erwischt hat, wie wir uns beinahe geküsst haben. Ich denke, ich fühlte etwas Mitleid für ihn.“ „Tu das nicht“, sagte Byakuya. „Er war bis zum Ende reuelos. Ich habe ihm die Möglichkeit gegeben, sich für uns zu freuen und er hat abgelehnt. Ich bin nur dankbar, dass ich in der Lage war, den Heiratsvertrag zu brechen und ihn auf die Hälfte des ursprünglichen Preises runterhandeln konnte.“ Renji hielt inne, seine Nase hing immer noch über den reichhaltigen Geruch, der von dem Odon, einem winterlichen Eintopf mit Fisch, Tofu und Gemüse, kam. Er schöpfte 2 Schalen voll. „Hälfte? Was machst du mit den beiden anderen Teehäusern?“ Byakuyas Augen waren auf den Garten gerichtet. Seine Lippen kräuselten sich für einen Moment, bevor er sagte: „Nichts im Moment. Sie werden in der Familie blieben.“ ‚In der Familie‘? Das war eine halbherzige Weise zu sagen, dass er plant, sie zu behalten. Renji nahm eine sonnengetrockneten Makrele und stopfte sie sich in den Mund. Mit einer Schale Suppe und einer mit Reis setzte er sich auf die andere Seite des Beckens. Byakuya beobachtete, wie Renji platschend an ihm vorbei lief. „Ich weiß, du magst die Idee nicht, Renji“, sagte Byakuya. Nicht mögen? Byakuya wusste ganz genau, dass Renjis Gefühle dazu ein wenig stärker waren, als das. Er schüttelte nur den Kopf, setzte die Schalen am Rand des Beckens ab. Da gab es keinen Sinn, darüber zu reden, also kaute er weiter auf dem Fisch herum. „Dein Blick ist sehr wütend“, bemerkte Byakuya und griff nach der Schale Eintopf, die ihm Renji gefüllt hatte. „Doch du solltest mich anhören. Ich habe Verantwortung, das westliche Teehaus zu behalten, jetzt wo ich Daisuke als meinen Spion unterhalte.“ Renji grunzte. Er vermutete, dass das irgendwo schon Sinn machte, doch man könnte auch meinen, dass es genauso nützlich war, einen Spion im Teehaus eines anderen zu haben. Außerdem, so weit weg wie Byakuya war, war es nicht so, als könnte er den Jungen beschützen, wenn er auffliegen sollte. Byakuya fuhr fort: „Außerdem könnten sie als Unterschlupf nützlich sein, sollte der Bedarf aufkommen.“ Mit einem Schnauben und dem Mund voll Fisch fragte Renji: „Planst du, abtrünnig zu werden, Kommandant?“ „Nein, doch niemand plant so ein Desaster. Ich bin mir sicher, dass die Shiba unvorbereitet getroffen wurden“, sagte Byakuya und nippte an dem leckeren Eintopf. „Ich würde lieber dem Beispiel der Shihōin folgen und zumindest ein wenig vorbereitet zu sein.“ „Dann solltest du dir selbst eine verdammte, riesige, unterirdische Höhle bauen und kein Versteck im Puff.“ „Renji“, Byakuyas Ton war scharf, eine Warnung. Ruhiger fügte er noch hinzu; „Das ist wohl kaum konstruktiv… oder praktikabel.“ Renji vergrub seine Zähne in dem restlichen Fisch. Dann deutete er mit dem Fischschwanz auf Byakuya. „Du möchtest es praktikabel? Versuch es in dieser Größenordnung: Wenn du irgendwann einmal als eine Art Gesetzesloser endest, ist das erste, was passiert, dass sie dein Vermögen einziehen. Also wirst du kein Bordell haben, zu dem du dich abseilen kannst, oder?“ Byakuya wollte irgendetwas sagen, doch Renji schnitt ihm das Wort ab. „Und selbst wenn du es aus deinen Büchern raushältst, glaubst du nicht, dass irgendwer deine Vergangenheit in Erwägung zieht und dort nach dir schaut? Gott verdammt, Byakuya, die sind nur im ersten Distrikt. Glaubst du nicht, dass dich niemand einen Steinwurf vom verschissenen Tor ausmacht? Du wärst sehr viel schlauer, wenn du dich in Hueco Mundo versteckst.“ Byakuya, der ausgesehen hatte, als würde er wütend werden, schien nun verwundert zu sein. „Hueco Mundo? Nicht das Diesseits?“ Renji zermalmte den Rest des Fisches und schüttelte den Kopf. „Du bist im Diesseits ein verschissener Leuchtturm, kinderleicht zu lokalisieren. Soweit ich das verstehe, ist Hueco Mundo voll von Hollows und Schlimmerem, also wird es viel einfacher sein, sich unter solchen spirituellen Kreaturen zu verstecken. Ich bin sicher, dass das Aizen ebenfalls tut.“ Nach einem Moment sagte Byakuya knapp: „Nun ja. Das ist zumindest viel konstruktiver.“ War es und es machte so viel mehr Sinn. „Was auch immer. Warum gibst du nicht einfach zu, dass der Profit zu gut ist, um sie fallen zu lassen?“ „Das ist ungerecht, Renji. Ich war bereit, sie für dich zu veräußern und das habe ich - in einem großen Ausmaß.“ Er setzte seine Schale ab und stand auf, offensichtlich fertig mit dem Bad und dem Gespräch. „Jedoch wurde entschieden, dass Miishos Schweigen nicht mehr den Originalpreis wert war. Ich empfinde dich nicht länger als ein solch schmutziges Geheimnis, dass ich jeden Preis für das Schweigen zahlen würde.“ Oh. Nun ja, scheiße. Warum hätte das Byakuya nicht direkt sagen können? „Ich verstehe, dass du persönliche Einwände hast, Renji“, fuhr Byakuya fort, sein Rücken war Renji zugewandt, als er sich mit dem Handtuch abtrocknete. „Doch das war eine rein geschäftliche Entscheidung. Meine Entscheidung. Meine Familienangelegenheiten.“ Oh. Nun ja, scheiße. Warum musste das Byakuya nun so sagen? Gerade dann, wenn Renji Reue und all das fühlte? Renji schnappte sich die Reste seines Frühstücks und folgte. Er schluckte einen Mund voll Reis hinunter und damit auch seinen Stolz, um zu sagen: „Ja, schön, du hast Recht. Ist nicht meine Familie, ist nicht meine Angelegenheit.“ Im Umkleideraum hatte Eishirō zwei Körbe hingestellt. Auf dem einen lag Senbonzakura oben drauf, bei dem anderen Zabimaru. Der Kommandanten-Haori hing sorgfältig an einem nahen Haken. Byakuya begann sich anzuziehen. Nachdem er seinen Fundoshi angelegt hatte, seufzte er leise. „Lass uns nicht darüber streiten.“ „Das war ungefähr das, was ich damit sagen wollte“, stimmte Renji zu. Er setzte sich auf die Bank und kramte in dem Korb nach seinem Untergewand. Da er die Tabi zuerst fand, lächelte Renji über den Gedanken an letzter Nacht. Er zeigte sie Byakuya, bevor er sie anzog und den Bund flitschen ließ. „Die Heilerin kam nicht“, bemerkte Byakuya. „Sie hatte nicht die Zeit dafür. Wir haben nicht einmal das Frühstück beendet“, wies Renji auf die Tatsache hin, während er die Socken richtete. „Schau, ich werde sie abpassen, bevor ich zur Division rübergehe, ok?“ „Ja“, sagte Byakuya und glitt in seine Shitagi und begann mit den Knoten. „Mach das. Der Striemen ist unansehnlich blau-bräunlich geworden.“ Jetzt schon? Nun ja, er heilte wenigstens schnell. „Ja. Treffen wir uns zum Abendessen in deinem Quartier oder im Anwesen?“ „Ich brauche eine Ausrede, um zu verschwinden. Lass uns mein Quartier nehmen.“ Renji stand auf und zog seine Shitagi an. Byakuya steckte bereits seine Kosode in den Hakama. Renji nickte. „Klingt nach einem Plan.“ Sie zogen sich weiter in Stille an. Als Byakuya den Haori anzog und nach Senbonzakura griff, sagte er: „Ich nehme deine Meinung sehr ernst, Renji. Ich hoffe auch, dass du hoffentlich bald zur Familie gehörst und all das auch deine Angelegenheiten werden. Wenn sich die nächste Gelegenheit bietet, werde ich die übriggebliebenen Teehäuser verkaufen.“ Sicher. Doch Renji erkannte einen Kompromiss, wenn er einen sah, also nickte er so gut er es, mit dem Obi im Mund, konnte. Um den Stoff herum brachte er ein halbwegs verständliches „Danke“ heraus. Byakuya küsste Renjis Wange etwas flüchtig, bevor er hinausging. „Ich sehe dich heute Abend.“ Nach 10 Minuten ziellosem Umherwandern musste Renji zugeben, dass er keine Ahnung hatte, wo er überhaupt anfangen sollte, nach der Heilerin des Anwesens zu gucken. Er hatte gedacht, dass er sicherlich auf dem üblichen Pfad zwischen Anwesen Sentō in sie hineinlaufen würde, doch er hatte kein Glück. Einfach irgendwelches Personal zu fragen, schien eine blöde Idee, da Byakuya offensichtlich wollte, dass dies heimlich, still und leise behandelt wird. Endlich sah er ein bekanntes Gesicht. „Hey, Seichi.“ Bei dem Klang seines Namens, drehte sich Seichi um und winkte Renji heran. Er und der Gärtner reparierten gerade ein Geländer auf einer leicht gewölbten Brücke im Garten. Renji erkannte den Pfad als den, der zu der nicht bewirtschafteten Insel mit dem verstecken Tempel des Tanuki führte. „Renji, du kennst Kawagichi-san, den Hauptgärtner, richtig?“ Renji verbeugte sich zur Begrüßung, aber sagte: „Ich denke nicht, dass wir uns schon einmal richtig getroffen haben. Eine Freude, der Herr.“ „Eine Freude wäre es, wenn jemand das festhalten würde, sodass ich mir nicht den Rücken breche, während ich versuche, es zu befestigen.“ Es war wohl ein Seitenhieb an Seichi, der hart daran zu arbeiten schien, gegen das gegenüberliegende Geländer zu lehnen, doch Renji sah es als Aufforderung und kniete sich hin, um das Holz für den alten Mann festzuhalten. In ein paar Minuten war das neue Geländer befestigt. Während Kawagichi begann, die Werkzeuge zusammenzupacken, sagte Seichi: „Ich bin jetzt Mittagessen. Du gehst in diese Richtung, Vizekommandant, oder?“ Vizekommandant? Renji stand auf und wischte sich die Hände an seinem Hakama ab. Bei diesem Tempo konnte er froh sein, wenn er die Heilerin fand, bevor seine Schicht anfing. Trotzdem hatte er noch ein paar Minuten und die Division war nicht so weit entfernt. „Ich denke.“ „Oh, ja“, murmelte der Gärtner. „Bitte mache eine Pause, Abarai-kun. Du musst erschöpft sein.“ Seichi winkte zum Abschied über seine Schulter. Renji stand eine Sekunde da und beobachtete, wie er wegging. Dann bot er dem Gärtner seine Hand zum Aufstehen an und sagte: „Mein Bruder ist ein kompletter Volltrottel.“ Der Gärtner hatte einen überraschend festen Griff. „Ja, ich fürchte, dass mir diese Tatsache vollkommen bewusst ist.“ Renji schüttelte den Kopf. „Ich wusste, dass Byakuya falsch lag. Kooperativ am Arsch.“ „Er spielt dem Herren etwas vor“, sagte Kawagichi und warf sich die Tasche mit dem Werkzeug über die Schulter. „Er sieht aus, als könnte er kein Wässerchen trüben.“ „Darauf wette ich“, sagte Renji. Seichi war immer gut gewesen, den Unschuldigen in Inuzuri zu spielen. Scheiße, sein Wimpernaufschlag und seine Tränen hatten sie ziemlich oft aus der Scheiße gezogen. Er verabschiedete sich mit einem Nicken beim Gärtner und joggte los, um Seichi einzuholen. Als er auf seiner Höhe war, schlug er Seichi auf den Schädel. „Was läuft falsch bei dir, du wertloses Stück Scheiße? Es bringt dich wohl kaum um, einem alten Mann zu helfen?“ Seichi machte eine Bewegung, um Renji zu schubsen, doch er wich geschickt aus. Seichi versuchte so zu tun, als hätte er gar nicht versucht, ihn zu erwischen. „Er sieht wie ein netter alter Mann aus, aber er ist ein Sklaventreiber! Ich bin seit dem Morgengrauen auf und mach alles, was der Trottel mir sagt.“ „Armes Baby“, sagte Renji ohne Mitleid. „Das letzte Mal, als ich nachgeschaut habe, ist niemand an harter Arbeit gestorben.“ „Ja? Dann warst du offensichtlich niemals in einer Strafkolonie.“ Autsch. Auch wenn er ziemlich verärgert von der kleinen Erinnerung war, dass Seichi einmal dort gewesen war, rollte Renji mit dem Augen. „Du kannst mir nicht erzählen, dass es so schlimm ist auf dem Anwesen der Kuchiki zu arbeiten.“ „Gerade du, von allen Leuten hier, weißt, dass es auch kein Bett voller Rosen ist“, sagte Seichi, seine Stimme plötzlich leise und ernst.“ „Ich von allen Leuten…? Wovon zum Teufel sprichst du, Seichi?“ Sie waren an dem Eingang der Dienerschaft zur Küche angekommen. Seichis Hand ruhte auf der Tür, doch er hielt inne und schaute mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck zu Renji hinauf. „Was ist mit deinem Hals passiert, Renji?“ Renji Hand flog hinauf, um den Striemen zu verdecken. Nicht nur war es zu spät dafür, er spürte auch noch, wie seine Wangen dunkelrot wurden. Mit Mühe ließ er seine Hand fallen und grunzte: „Ich bin gefallen.“ „Ist es das, was er dir aufgetragen hat, zu sagen?“ „Nein, das ist das, was passiert ist“, schnaubte Renji. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und wandte sich um, damit er seinen Rücken gegen die Wand des Gebäudes lehnen konnte. Zu den Dachsparren gerichtet gab er zu: „Ich war vielleicht zu diesem Zeitpunkt gefesselt, aber es lag an mir.“ Er hörte ein lustiges, kleines Geräusch und als Renji zu Seichi blickte, hatte er sich auf den Boden gesetzt, sein Kopf zwischen seinen Knien. „Ah, scheiße, Renji. Ich wusste, dass du mit dem Kuchiki schläfst, jeder hier weiß das, aber ich hatte gehofft, dass das andere Zeug nicht wahr sei.“ Renji warf Seichi einen festen Blick zu und wandte danach seinen Blick wieder auf den Dachvorsprung. „Ja? Also was ist es, was du gehört hast?“ Seichi umklammerte seinen Kopf mit beiden Händen und starrte auf den Schmutz zwischen seinen Füßen. „Dass er dich wie ein Tier festbindet, dich vor den Dienern demütigt… Dass nachdem du ihn versucht hast, zu bekämpfen, er sich für einen Monat hier unter Hausarrest gestellt hast.“ „Oh, nun warte eine Minute“, sagte Renji. „Der Kampf war wegen Rukia und überhaupt nicht wegen uns, aber… ähm, wie auch immer, Letzteres war spaßig, keine Art von Bestrafung, außer dass du das offiziell sagen könntest…“, Renji hörte auf zu reden, als er bemerkte, dass er sich nur noch ein tieferes Grab schaufelte. Er war heute aufgewacht und hatte sich ziemlich gut gefühlt. Nichts von dieser seltsamen Unschärfe in seinem Kopf, wie es immer mal wieder am gestrigen Tag gewesen war. Doch dieses Gespräch stieg ihm zu Kopf. Renji kniff sich in den Ansatz seiner Nase. „Schau, ich kann verstehen, dass es vielleicht so aussieht, aber so ist es nicht, ok?“ Seichi zog elendig an einem seiner dicken Dreadlocks, seine Augen immer noch auf dem Boden gerichtet. „Sag mir, wie es wirklich ist, Renji.“ „Ich liebe ihn. Dieses Zeug – es ist nur ein Spiel, das wir spielen“, sagte Renji. Seichi wog sich etwas vor und zurück, als er weiter an seinen dicken, schäbigen Dreadlocks zog. „Wie kommt es, dass immer die Bosse das Spiel mit dem Verletzten spielen möchte, huh, Onii-chan? Man möchte meinen, mit all ihrer Macht wären sie es leid immer oben zu sein, doch noch immer lieben sie jeden Moment, in denen wir vor ihnen kriechen, gekleidet in ihren Ketten, ihren Halsbändern und ihren Handschellen – flehend, verletzt, weinend… Dann sagen sie uns, dass wir wunderschön seien. Wenn wir ihnen die Schuhe lecken.“ Renji sog die Luft ein. Tatsächlich musste er feststellen, dass er von seiner Position aufgesprungen war. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt, als die Erinnerung von dieser Nacht vor seinem inneren Auge aufblitzte. Wie Byakuya sagte: Küss meine Füße… Doch Seichi konnte nichts von der Allee wissen. Niemand sonst wusste davon. Falls Seichi Renjis Reaktion bemerkt hatte, zeigte er es nicht. Er schien eigentlich immer noch halb zu sich selbst zu sprechen, als er fortfuhr: „Ich verstehe es nicht. Das habe ich nie. Es ist keine Herausforderung, jemanden zu schlagen, der bereits auf dem Boden liegt. Aber das tun Menschen, nicht wahr? Sie denken es ist lustig oder es geht ihnen dabei einen ab, keine Ahnung. Es ist wie damals, als diese Yakuza-Soldaten Katsuo getötet und uns haben hinknien lassen. Und sie haben uns gedemütigt, dich im Besonderen, haben dich…“ „Ich erinnere mich“, unterbrach Renji ihn laut. Seichi zuckte von Renjis lauter Stimme zusammen. Er hatte nicht vorgehabt, ihn anzubrüllen, doch Renjis Eingeweide zogen sich immer noch bei der Erinnerung zusammen, dass man ihn gezwungen hatte, wie ein Hund auf allen Vieren herumzulaufen, während sie gelacht hatten. Während seine Hände und Füße die ganze Zeit in Katsuos Blut badeten. Renji rieb sich das Gesicht, versuchte die Erinnerung und die Übelkeit zu verbannen. „Schau, ich muss gehen. Ich sollte jetzt im Dienst sein. Und diese alte Scheiße sollte begraben bleiben, da wo sie hingehört. Es hat einen Scheiß mit Byakuya zu tun. Wie oft muss ich es noch sagen? So ist es nicht, ich und er. Ich mag die Sachen, die wir tun. Ich bin da total drin. Verstehst du das? Ich möchte das, was wir tun. Alles davon.“ Augen blickten kurz auf und dann wieder weg. Seichis Stimme war leise und dünn. „Du wolltest vor dem Teemädchen in der Bibliothek ausgezogen und begrapscht werden?“ Scheiße. Das ist also eine der Geschichten, die rundgingen, denn nun ja, Aio hatte alles gesehen, nicht wahr? „In der Art…? Größtenteils. Ehrlich gesagt war es nicht einer meiner Favoriten, ok? Damals haben wir immer noch daran gearbeitet. Aber, weißt du, das war die Nacht, in der ich herausgefunden habe, dass ein Teil von mir da vielleicht genauso drauf gestanden hat, wie er.“ Seichi zog immer noch an seinen Haaren. „Das redest du dir selbst ein, das weiß ich. Als es mir passiert ist, habe ich auch Dinge gefunden, die ich mochte, auf die ich mich gefreut habe.“ Renji blickte hinab auf den Punkt, wo Seichi saß. Sein hin- und herwiegen war heftiger geworden und es schien, als hätte er sich tatsächlich Strähnen herausgerissen. „Wann ist dir das passiert, Seich‘?“ „Sie sind stärker als wir, nicht wahr? Ich hörte… Ich hörte, dass du versuchst hast, gegen ihn zu kämpfen, Renji. Sie erzählten mir von seiner speziellen Schwertmacht und dass er so viel von dieser spirituellen Energie hat, dass er einen Typen wie dich nur durch seinen Willen zu Boden drücken kann. Also was hast du für eine Wahl? Es ist wie Katsuo. Nein zu sagen, zu kämpfen… du stirbst oder bekommst eine Tracht Prügel und sie bekommen immer noch, was sie wollen. Sie nehmen sich es einfach, wenn du weinend und verletzt am Boden liegst.“ Güter Himmel. Was ist Seichi im Gefängnis widerfahren? Nein, scheiße – es war zu offensichtlich, was genau passiert war. Renji schob Zabimaru zur Seite, sodass er sich neben Seichi auf den Boden setzen konnte. „Wo schläfst du, Seichi? In den Barracken? Denn du solltest in meinem Quartier unterkommen.“ Da war nicht viel Platz für zwei Leute, doch Seichi würde das nicht so sehen. Sie hatten in der Vergangenheit bereits kleinere Plätze bewohnt. Als Seichi nicht sofort reagierte, wurde Renji von dem alten, brüderlichen Drang überwältigt, Essen für sie zu finden. Essen machte alles besser. „Möchtest du was zu essen haben? Ich kann dich zur Mensa bringen und dir einen Schein fürs Mittagessen besorgen. Ich meine, das Anwesen hat bestimmt netteres Zeug im Angebot, aber…“ „Ja“, sagte Seichi und streckte eine Hand aus, um Renjis Unterarm zu umklammern. „Es ist immer besser, wenn wir zusammen sind. Es war immer so viel besser.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)