Liebe bedeutet... von Yosephia ([OTP-Challenge - NaLu, Stingue, IgneelWeiß]) ================================================================================ [Dezember 1/3] – Pillow talk – Stingue -------------------------------------- Die Jugendherberge lag in völliger Stille da. Kein Schnattern von Schülern, kein Trampeln von Füßen, kein Knallen, Scharren, Quietschen von Türen. Nur die Geräusche des Waldes drangen als dezente Hintergrundmelodie durch die Fenster. Das Rascheln von Laub im Wind. Die unermüdlichen Rufe einer Nachtigall, gelegentlich auch das Schuhuen einer Eule. Mehr nicht. Selbst für den Wald war es nun zu spät und die Morgendämmerung war gerade noch weit genug entfernt, dass andere Singvögel sich noch nicht zu Wort melden wollten. Herzhaft gähnend tapste Sting durch den Flur der zweiten Etage, in der die Jungen aus seiner Klasse in vier Räumen untergebracht waren. Die Dielen unter seinen nackten Füßen knarrten gequält, aber Sting war zu müde, um sich daraus noch etwas zu machen. Es ließ sich ohnehin nicht ändern. Wahrscheinlich war es eine Gesetzmäßigkeit, dass die Dielen in Jugendherbergen knarrten – damit man als Gast auch ja das Gefühl hatte, fernab der Zivilisation mit all ihren Annehmlichkeiten zu sein. Das zweite Zimmer von links gehörte ihm und seinen Freunden. Noch bevor er die Tür geöffnet hatte, konnte er Orgas tiefes, gleichmäßiges Schnarchen hören, das wie das Brummen eines zufriedenen Bären klang – oder so stellte Sting sich zumindest immer vor, dass ein Bär klingen musste. Von Rufus und Dobengal konnte er auch dann nichts hören, als er in den Raum hinein getreten war. Die Beiden hatten schon immer einen sehr ruhigen Schlaf gehabt. Ganz im Gegensatz zur letzten Person im Raum, der Sting sich auch sofort zuwandte, kaum dass er die Tür hinter sich so leise wie möglich ins Schloss gezogen hatte. Rogue hatte sich die Decke über den Kopf gezogen, um den Schein seiner Taschenlampe abzuschwächen und so lesen zu können, ohne dass er die Anderen störte. Typisch. Das lag weniger daran, dass Rogue eine Leseratte war – und was für eine, Sting hatte es manchmal wirklich nicht einfach, ihn von seinen heißgeliebten Büchern loszueisen! –, sondern eher an seiner Schlafstörung. In Stresszeiten – die sich bereits mit wehenden Fahnen nähernde Prüfungszeit zum Beispiel – und in ungewohnter Umgebung hatte Rogue schon immer wahnsinnige Schwierigkeiten mit dem Einschlafen gehabt. Beinahe bereute Sting es, dass er sich zu seinem nächtlichen Ausflug hatte überreden lassen. Wenn er hier gewesen wäre, hätte er schon vor einer ganzen Weile dafür gesorgt, dass sein Freund endlich einschlief. Immerhin hatte er genau dafür schon vor langer Zeit einige sehr effektive Methoden entwickelt. Andererseits stand morgen ja nur noch die Heimfahrt an und Rogue konnte im Bus schlafen wie ein Baby, wenn er müde war und neben ihm jemand saß, dem er vertraute, also vorzugsweise Sting oder einer ihrer gemeinsamen Freunde. Mit dieser Aussicht im Hinterkopf hatte wahrscheinlich auch Rogue Sting dazu ermuntert, Natsus Herausforderung zum nächtlichen Wettrennen anzunehmen. Auf Zehenspitzen schlich Sting zu Rogues Bett, zog sich rasch Turnschuhe, Jogginghose und –jacke und T-Shirt aus und das Schlafshirt, das auf seinem Bett bereit lag, an und hob dann Rogues Decke an, um darunter zu schlüpfen.Sofort umfingen ihn Rogues Wärme und Geruch und er erschauderte wohlig, als er auch noch mit Rogue Hautkontakt herstellte. Auch wenn ihre Methode beinahe schon brutal gewesen war, heute war Sting seinen Freunden dankbar dafür, dass sie ihn und Rogue zusammen gebracht hatten. Im Nachhinein schalt er sich selbst, wie lange er sich von seinen dummen Hemmungen davon hatte abhalten lassen, Rogue seine Gefühle zu gestehen. Insbesondere, da diese Hemmungen nie etwas mit Rogue zu tun gehabt hatten, sondern mit seinen Bedenken bezüglich der Leute in seinem weiteren Umfeld – dabei konnte es ihm egal sein, was seine Mitschüler über seine Sexualität dachten, und wenn sie ihn deswegen belästigten, gab es einen Haufen Leute, auf die Sting sich blindlings verlassen konnte, angefangen bei seinen Freunden! Rogue stieß einen leisen Seufzer aus und drehte sich zu Sting herum. Seine Haare waren offen und zerwühlt und seine Augen gerötet vor Müdigkeit, aber auf seinen schmalen Lippen lag ein weiches Lächeln, während er die Taschenlampe ausschaltete. „Wie lief es?“ Zur Antwort grinste Sting stolz. „Beim ersten Mal hat Natsu mich geschlagen, aber als wir zurück zur Jugendherberge gerannt sind, war ich Erster!“ Schmunzelnd schüttelte Rogue den Kopf. „Woher nimmst du bloß die Energie, nach dieser dummen Gruselnacht auch noch ein Wettrennen mit Natsu zu veranstalten?“ Immer noch grinsend zuckte Sting mit den Schultern. „Nach der Sache mit Kagura und Yukino hatte ich einfach gute Laune.“ Sein Freund erwiderte nichts darauf, sondern rollte nur mit den Augen – richtig sehen konnte Sting es im Dunkeln und obendrein auch noch unter der Decke nicht, aber er wusste einfach, dass sein Freund das tat. Rogue war während der Planungsphase gegen den Versuch gewesen, Yukino mit Kagura zu verkuppeln. Seiner Meinung nach hätte man die Beiden einfach alleine zueinander finden lassen sollen. Allerdings war er überstimmt worden, denn Sting und Orga hatten sich lautstark für das Unternehmen eingesetzt und Rückendeckung von Minerva und Kaguras Freundinnen bekommen. Immerhin eierten Yukino und Kagura nun auch schon seit Ewigkeiten herum! „Die Beiden haben nur Händchen gehalten, Sting“, seufzte Rogue schließlich. „Das ist doch nur der erste Schritt, Rogue“, belehrte Sting eifrig und rutschte näher, um eine Hand auf die Hüfte des Schwarzhaarigen zu legen. Er spürte, wie der Andere unter der Berührung erschauderte, und beinahe wünschte er sich, sie wären nicht in einer voll gepackten Jugendherberge, sondern unter sich. Sie waren noch ziemlich unbeholfen bei dem Thema, hatten es erst dreimal ausprobiert, aber neuerdings reagierte Rogue sehr stark auf Stings Berührungen, was dieser wiederum sehr aufregend fand. Wieder rollte Rogue nur mit den Augen, aber Sting kicherte leise. „Bei Natsu und Lucy war das auch so und bei Orga und Lisley auch und-“ Er unterbrach sich, als sein Freund ganz dicht an ihn heran rutschte, sodass er dessen Atem auf seinen Lippen spüren konnte. Auf einmal wurde Sting heiß im Gesicht und die Worte blieben ihm im Hals stecken. „Du solltest deine Nase nicht so viel in die Liebesleben anderer stecken, Sting“, raunte Rogue leise. Eine wohlige Gänsehaut bildete sich auf Stings Armen und die feinen Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Er liebte es, wenn Rogue diesen Ton anschlug. Der sonst so vernünftige und ruhige Schwarzhaarige klang dann so… so anders, seine Stimme tiefer mit diesem subtilen Grollen. Wahrscheinlich war Sting der einzige Mensch auf der Welt, der jemals diese Tonlage von Rogue gehört hatte. „Bist du etwa eifersüchtig, weil ich mich für die Liebesleben unserer Freunde interessiere?“, flüsterte Sting schließlich neckisch. Zur Antwort erhielt er nur ein weiteres Grollen und auch wenn es wahrscheinlich albern war, ihm wurde dabei wohlig warm zumute. Es war ein berauschendes Gefühl, im Zentrum von Rogues Aufmerksamkeit zu stehen! „Soll ich mich lieber nur auf unser Liebesleben konzentrieren?“, fragte er weiter. Dieses Mal brummte Rogue nur und auf einmal spürte Sting, wie sich die Stimmung änderte. Die Hand an seiner Hüfte schien für einen Moment fest zugreifen zu wollen, ehe sie sich schnell wieder lockerte und dann schlaff liegen blieb. Schemenhaft konnte er erkennen, dass Rogue sich auf die Unterlippe biss. „Rogue?“ Zuerst erklang nur ein unwilliges Seufzen, ehe der Schwarzhaarige ihm noch näher kam und seine Stirn gegen Stings lehnte. „Tut mir Leid, ich musste nur… an den Sommer denken…“ Jetzt klang Rogues Stimme gepresst und auch Sting konnte ein Ziehen in der Herzgegend spüren. Die meiste Zeit versuchte er, nicht daran zu denken, aber es ließ sich nicht leugnen, dass der Tag der Trennung sich mit großen Schritten näherte. Wenn sie ihre Abschlusszeugnisse erhielten, würde Rogue sich für sein Studium in Crocus bewerben. Darauf hatte er in den letzten zwei Jahren hingearbeitet. Sting wiederum würde für sein Wehrpflichtjahr in die Kaserne in Hargeon ziehen müssen. Das bedeutete, ihn und Rogue würden ein ganzes Jahr lang sechs Stunden Bahnfahrt voneinander trennen – Minimum. Sting hatte deswegen lange Zeit mit sich gehadert, ob er das Wehrpflichtjahr wirklich machen sollte, aber er musste ehrlich mit sich sein: Er brauchte die Wartesemester. Seine Noten waren dank Rogues und Yukinos Hilfe gut, aber wenn er es an die beste Musikhochschule von Crocus schaffen wollte, brauchte er Topnoten – oder andere Zusatzqualifikationen. Er war begabt, das wusste er, aber auch das garantierte ihm keinen Studienplatz. Nicht wenn er sich gegen hunderte anderer Bewerber behaupten musste, um einen der fünfzig Plätze zu ergattern. Natürlich könnte er auch in Magnolia studieren, wo die Anforderungen nicht ganz so krass waren, dann wäre er sogar näher bei seiner Familie, aber er wollte bei den Besten lernen – und was noch viel wichtiger war: Rogue würde in Crocus sein! „Die Zeit vergeht viel zu schnell“, murmelte Rogue gedämpft und seine Hand tastete sich an Stings Seite nach oben über seine Schulter und den Hals hinauf, bis sie an der Wange zum Liegen kam. „Ich habe manchmal das Gefühl, sie nicht genug zu nutzen.“ „Ich weiß, was du meinst“, gestand Sting und streckte sich etwas, um einen Kuss auf die Lippen seines Freundes zu drücken. „Aber wir werden das schaffen. Ich werde jedes Wochenende zu dir kommen!“ „Du wirst dabei bettelarm“, widersprach Rogue und rieb seine Nase ermahnend an Stings. „Einmal im Monat.“ „Jedes zweite Wochenende?“, schlug Sting vor. „Einmal im Monat“, wiederholte Rogue und drückte einen nachdrücklichen Kuss auf Stings Lippen. „Wenn ich dann auch noch einmal im Monat zu dir komme, sehen wir einander jedes zweite Wochenende.“ „Aber wirst du nicht irre viel für dein Studium zu tun haben?“, wandte Sting vorsichtig ein. „Nicht an diesen Wochenenden“, erwiderte Rogue fest und rieb seine Nase wieder an Stings. Der spürte, wie sein Herz aufgeregt zu flattern begann. Rogue fasste es so gut wie nie direkt in Worte, aber wenn man ihn gut genug verstand, gab er indirekt oft genug zu, wie viel ihm an Sting lag. Der Gedanke, dass seine Gefühle so intensiv erwidert wurden, machte Sting jedes Mal aufs Neue glücklich. „Ich liebe dich!“, hauchte Sting, ohne darüber nachzudenken, schlang heftig die Arme um seinen Freund und küsste ihn mit all der Intensität der Gefühle, die ihn gerade überkamen. Rogue gab einen schwachen Protestlaut von sich, aber sein Körper gab der Vernunft schneller den Laufpass und schmiegte sich willig an Stings. Er legte den Kopf schief und erwiderte Stings Kuss mit derselben Sehnsucht. Als etwas Weiches auf ihre Köpfe fiel, schreckten sie sofort auseinander und zogen sich die Decke von den Köpfen. Stings Gesicht fühlte sich an, als würde es in Flammen stehen. Als er sich umdrehte, erkannte er, dass Dobengal aufrecht im Bett saß. „Hebt euch das Bettgeflüster für Zuhause auf!“, knurrte der Braunhaarige, ehe er sich wieder hinlegte, ihnen den Rücken zuwandte und sich anstelle des Kissens einen Arm unter den Kopf schob. „Bist ja nur eifersüchtig, weil deine Freundin ein Jahr unter uns ist und deshalb in Magnolia bleiben musste“, grummelte Sting in Richtung seines Freundes, seine Wangen noch immer heiß. Hinter sich hörte er Rogue leise schnaufen, dann legte der Schwarzhaarige unter der Decke wieder einen Arm um seine Hüfte und drückte sein Gesicht in Stings Haare. Zufrieden lächelnd legte Sting seine Hand auf die seines Freundes und schloss die Augen. Die Aussichten auf die Trennung betrübten ihn immer noch, aber er würde gemeinsam mit Rogue alles daran setzen, damit das zwischen ihnen dennoch weiterhin funktionieren konnte. Und wenn sie dieses Jahr überstanden hatten, würden sie wieder richtig zusammen sein – und dann würde keiner mehr Kissen nach ihnen werfen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)