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Undone
 

Kapitel 15
 

Ein Gutes hatte es wirklich, mit Kouyou befreundet zu sein: Bei ihm saß das Geld locker. Im Laufe der Zeit ergab sich daraus die ein oder andere Einladung. Takanori kam daher am heutigen Abend in den Genuss von freiem Eintritt. Und das in einem der angesagtesten Clubs der Stadt. Nicht, dass er erpicht darauf gewesen war, diesen zu besuchen, aber man nahm mit, was man kriegen konnte und Kouyou wollte an seinem letzten Tag nochmal so richtig die Puppen tanzen lassen. Ein Kind von Traurigkeit war dieser schließlich noch nie gewesen. Das wusste auch der Designer nur zu gut und ahnte, was ihn erwarten würde. Demzufolge verwunderte es Takanori nicht, dass sie ihr Weg direkt ins Nachtleben Tokios führte. Clubs und Bars reihten sich in dem Vergnügungsviertel aneinander, aber Kouyous Auswahl war nicht nach Belieben getroffen worden.

Die laute Technomusik schlug ihnen bereits entgegen, als sie den Treppen zum Untergeschoss folgten. Noch bevor sie den eigentlichen Club betreten hatten, gaben sie ihre Jacken an der Garderobe ab und ein paar feierwütige Teenager, teils leicht bekleidet, kamen ihnen entgegen. Immer wenn sich die Tür zum Hauptsaal öffnete, wurde die Musik ohrenbetäubend laut. Aber das gehörte wohl dazu, genau so wie die beiden bedrohlich aussehenden Typen, die wohl als Aufpasser fungierten. Die waren sicherlich von der Mafia. Garantiert. Aber an denen störte sich Kouyou nicht. Er hatte noch nie ein Gespür für Details gehabt. Jedenfalls nicht, was seine Umwelt anbelangte. Das war wieder so typisch. Wobei Taka es seiner Begleitung nicht einmal verdenken konnte. Schließlich war er auf der Jagd und eifrig am Auschecken des heutigen Angebotes.

Das Motto des Abends war mühelos zu erkennen: „Heaven and Hell“.

Dieser Slogan prangerte zumindest auf einigen Plakaten, die an den Wänden im Treppenhaus hingen. Passend dazu waren natürlich zwei halbnackte Weiber im Engelchen- und Teufelchen-Kostüm abgebildet, die noch mehr Besucher anlocken sollten. Ob diese Art von Marketing wirkte? Sex sells und dergleichen? Oder ob doch eher der billige Alkohol lockte, kombiniert mit Sonderaktionen und Bonuskarten?

Viel Zeit sich darüber weitere Gedanken zu machen, hatte Takanori nicht, denn Kou schob ihn zielgerichtet zu der Tür, hinter der ihr Himmel oder eben Hölle lag. Die Musik dröhnte in seinen Ohren und es dauerte einen Moment, ehe er mit dem flackernden Licht und den ganzen Menschen klar kam. Wieder ein Nachteil, wenn man klein war.

Kouyou schien damit weniger Probleme zu haben sich hier zurechtfinden zu können und legte einen Arm um ihn. Sehr wohl hatte er bereits die Bar ausgemacht und führte sie nun durch den stickigen Saal zu selbiger. Vielleicht war es auch einfach sein Schema oder ein Ritual, dem er folgte, wann immer er sich in einem Club vergnügte. Zuerst zur Bar und von dort aus den Streifzug planen. Es würde Kou nur zu ähnlich sehen. Takanori war aber seinem Sandkastenfreund in diesem Moment unendlich dankbar, dass dieser die Führung übernahm, denn er konnte sich hier nur schwer orientieren. Gefühlt war der gesamte Raum voller tanzwütiger Menschen, die sich wild zappelnd zu den Beats der Musik abstrampelten. Eine gemeinsame Basis oder ein Muster war für ihn zumindest nicht erkennbar. Nicht gerade das, was er bevorzugte, obwohl dieses Schauspiel zugegebenermaßen seinen ganz eigenen Reiz hatte und teils interessant mit anzusehen war.

Neben der Hitze, die ihm entgegen schlug, müffelte es hier ebenfalls recht eigen. Klar, einerseits die Ausdünstungen der Besucher, aber auch der Nebel, den der Veranstalter in die heiligen Hallen pumpte, war nicht ganz ohne. Angenehm war definitiv anders. Dennoch beschlich ihn das unvermeidliche Gefühl, dass er hier schon einmal gewesen war. Nur seine Erinnerung daran war getrübt. Wie sollte man auch hier klar denken können? Er fühlte sich wie im Nebel des Grauens, der ununterbrochen durch Lichtblitze durchdrungen wurde. Da wurde man doch ganz wirr im Kopf. Oder ging das nur ihm so?

„Und? Gefällt‘s dir?“, wollte Kouyou wissen und schrie ihm die Worte regelrecht entgegen.

„Stickig und warm!“, antwortete er in der gleichen Lautstärke und schwang sich auf einen der wenigen freien Barhocker. Von dort konnte man sich am besten über den Tresen beugten, auf dem die Karte unter einer dicken Plastikschicht zu lesen war. Und das Wichtigste war: er war aus der Schusslinie. Diese unheimliche Menschenmasse drohte ihn nämlich zu verschlingen und dafür war er noch nicht bereit. Erst musste sich Takanori etwas mehr mit der vorherrschenden Situation vertraut machen, ehe er sich weiter voran wagen oder das Ganze gar genießen konnte. Er war noch nie der Clubgänger gewesen und zog ruhige, überschaubare Orte dem hier vor. Kurz gesagt: Er hatte einen Stock im Arsch und tat sich schwer, sich gehen zu lassen. Aber was tat man nicht alles, um seinem Kumpel einen Gefallen zu tun…

„Gehört dazu! Später können wir in eine Lounge gehen und uns etwas entspannen!“, schmiedete das Model schon weitere Pläne. Taka kam nicht zum antworten, denn da hatte der Barkeeper bereits die Aufmerksamkeit seines Freundes für dich beansprucht.

„Cranberry-Soda mit einem ordentlichen Schuss Wodka!“, bestellte Kou, der sich unmittelbar an Taka wandte, um zu erfahren, was er wollte.

„Melon-Soda dann bitte!“, orderte der kleine Blonde das Erste, das ihm ins Auge gefallen war. Letztendlich auch egal was er trank. Das Augenmerk hier lag wohl eh auf anderen Dingen als auf Qualität. Hauptsache es knallte.

„Mit Alkohol?“, erkundigte sich der Barkeeper, doch Kou antwortete für ihn: „Hau ordentlich was rein! Wir sind hier, um Spaß zu haben!“ Natürlich schenkte der Großgewachsene dem Barkeeper ein freudiges Lächeln und schob ihm schließlich auch zwei Scheine über den Tresen.

„Stimmt so!“, fügte er noch an. Über dieses Verhalten konnte Takanori nur den Kopf schütteln. Trinkgeld? Hatte er die Gepflogenheiten des Landes bereits so sehr zurückgestellt? Wobei, diese Geste konnte man regelrecht schon als Bestechung werten.

„Du bist unglaublich!“

„Ich weiß!“ Kou schmunzelte und stützte seinen Ellenbogen auf dem Tresen ab. Dieser hatte wenigstens die passende Höhe für seine Größe, auch wenn er aktuell zu Taka aufsehen musste. Am Lächeln des Barkeepers hatte er erkannt, dass seine kleine, nette Geste richtig gedeutet worden war. So kümmerte er sich erstmal um die tanzende Meute. Man musste sich schließlich einen kleinen Überblick verschaffen.

„Wie findest die da?“, fragte er Taka, doch der guckte das Mädel in kurzen Jeansshorts sowie knappen roten Oberteil nur irritiert an.

„Zu viel Titten, zu wenig Schwanz!“, kommentierte der Designer altklug und Kouyou verzog sein Gesicht.

„Okay, okay… schon wieder vergessen. Keine Weiber für dich!“, rief sich der Ältere die neue Tatsache wieder ins Gedächtnis. Das war früher echt einfacher. Das war selbst in Amerika einfacher. Aber er wollte sich nicht beschweren und seine Begleitung war keine Konkurrenz für ihn.

„Umso besser. Mehr für mich!“, rang Kouyou diesem Umstand sofort einen positiven Effekt ab.

Takanori aber rollte nur mit den Augen und wurde auf ihre Drinks aufmerksam, die nun vom Barkeeper zwischen sie geschoben wurden.

„Viel Spaß euch beiden!“, lauteten die nett gemeinten Worte und dann war der Kerl auch schon wieder verschwunden. Skeptisch begutachtete der kleine Blonde die chemisch leuchtenden Flüssigkeiten in giftgrün und knallrot. Natürlich fiel ihm auch sofort auf, dass die Gläser größer ausgefallen waren als bei anderen Gästen. Aber das hing wohl mit der Bezahlung zusammen und so nahm er es einfach hin. Besser er schenkte dem Alkohol seine Aufmerksamkeit als den aufgetakelten Weibsen, von denen eine aussah, wie die andere hieß. Doof, wenn man sich abheben wollte und letztendlich doch nur das tat, was alle anderen auch machten. Ein Teufelskreis.

„Auf einen netten Abend!“, sagte Kouyou und zog sein Glas zu sich, nippte schließlich am schwarzen Strohhalm. Er testete erst an, trank dann einen großen Schluck durch das Plastikstäbchen und leckte sich über die vollen Lippen.

„Perfekt! Macht Lust auf mehr!“, sagte er und schwang dann auch schon seine Hüften aufreizend hin und her.

„Los, trinken! Dann gehen wir tanzen, Taka-chan!“, forderte der Schwarzhaarige seine Begleitung auf und bewegte sich weiter zum Takt der Musik, während er dem Kleineren demonstrativ einen Arm auf die Schulter legte und ihn bereits dazu animierte, in sein Gezappel einzustimmen. Jedoch atmete Takanori nur tief durch und nahm das riesige Glas in beide Hände. Nach einem tiefen Atemzug setzte er schließlich an und sog das alkoholische Getränk in sich auf. Ihm war bewusst, dass er aus dieser Nummer nicht mehr rauskam und es würde weniger peinlich werden, wenn er sich sein Schamgefühl einfach wegsoff. Optimal wäre aber noch immer ein Blackout. Vielleicht war er auf einen guten Weg dahin, denn der Barkeeper hatte sich nicht lumpen lassen und seinen Cocktail mit einem richtig kräftigen Schuss Alk versetzt. Unter Umständen wurde er dadurch etwas lockerer und der Barkeeper später am Abend zu seinem persönlichen Messias. Nötig hatte er das wirklich. Nötig hatte seine Begleitung nämlich auch etwas. Das war unschwer zu erkennen, so wie der seine Sexuallockstoffe versprühte. Wäre Kou ein Tier, hätte er sicherlich einen Brunftschrei ausgestoßen oder einen Balztanz aufgeführt. Wobei! Was noch nicht war, konnte noch werden.

„Gut, gut, gut, nicht so gierig, Taka!“, mischte sich das Model dann aber wieder ein und nahm ihm das Glas weg. Etwas wehmütig blickte Takanori seiner Erlösung bringenden Mixtur nach.

„Wir wollen Spaß haben und uns nicht abschießen!“, erklärte der Größere total vernünftig klingend.

„Allen Grund dazu hätte ich aber!“, legte Taka sein Veto ein. Noch dazu konnte er dazwischen keinen Unterschied nicht erkennen. Es war ja schon regelrecht suspekt dies aus dem Mund des Models zu hören. War der nicht sonst immer als Erster weg?

„Laber nicht! Wir haben uns und das ist die Hauptsache, Schnubbi!“, erwiderte der Schwarzhaarige. Mit einem sanften Wischen nach hinten, streifte er dem Kleineren die blonden Ponyfransen aus dem Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Der Designer kniff dabei seine Augen zusammen. Das war unangenehm und peinlich. Unangenehm weil es Kouyou tat und es sich anfühlte, als wäre er fünf Jahre alt und im Innbegriff einen Trostknutscher von seiner Mami zu bekommen und peinlich, da andere sicherlich auch diesen Eindruck bekamen.

„Für was war das denn?“, fragte der Jüngere, wurde aber nur mit einem lieben Lächeln bedacht.

„Komm schon, Party~“, forderte das Model sein Gegenüber jedoch auf und griff nach seiner Hand. Mit sanfter Gewalt zog er seinen Sandkastenfreund vom Hocker und hektisch schnappte dieser sich sein Glas, während er in die Hölle der tanzenden Meute verschleppt wurde. Zugleich beschlich ihn das Gefühl, dass ein neugieriges Augenpaar auf ihm lag. Woher dieses Gefühl kam, wusste er nicht, dennoch warf er einen Blick nach hinten über seine Schulter, konnte jedoch niemanden ausmachen und schon schoben sich andere Partygäste in sein Blickfeld, sodass es ihm nicht mehr möglich war, sich umzusehen. Vielleicht wurde er doch paranoid. Darauf noch einen Schluck.
 

~*~
 

Mit der ansteigenden Hitze um ihn herum, brodelte auch sein Blut immer mehr. Schnell wurde ihm klar, dass der Nebel und auch das Licht nicht zufällig gewählt waren. Taka fühlte sich regelrecht wie in einem Wunderland, fast schon wie auf Drogen. Alles schien mit den Nebelschwaden um ihn herum zu verschwimmen und ihm zu entgleiten. Vor allem seine Sorgen und Nöte. Alle negativen Aspekte seines Alltags waren vergessen und er hatte Freude daran, sich zu der Musik zu bewegen. Hier nahm ihn doch eh keiner wahr und jede peinliche Bewegung würde schnell vergessen werden. Außerdem hatte Kouyou noch immer ein Auge auf ihn, selbst wenn er immer wieder irgendwelche leicht bekleideten Weiber anbaggerte und ihnen auffällig nahe kam.

Takanoris Zeitgefühl war verflogen. Der Drink haute bei ihm so richtig rein, vor allem, da er diesen letztendlich doch gegen Anraten seines Freundes, überstürzt runtergekippt hatte. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie seine Lider zufielen und er sich nur noch auf die Musik konzentrierte. Seine Beine, Arme und auch seine Hüften bewegten sich wie von selbst und seine Haut kribbelte. Ein wohliges Gefühl machte sich bei ihm breit. Kou beobachtete ihn schließlich und würde aufpassen. Ganz sicher. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Hatte er etwa gerade wirklich Spaß?

Er öffnete seine Augen wieder. Doch zu seiner Überraschung stand vor ihm nicht sein Sandkastenfreund, sondern irgendwer, den er gar nicht kannte. Sein Blickfeld wurde von einem breiten Rücken eines recht drahtig gebauten Kerls geprägt. Stirnrunzelnd drehte er sich zu beiden Seiten, aber Kouyou war nicht zu sehen. Für einen Augenblick fühlte er sich verloren, doch das Gefühl, dass ein Augenpaar interessiert auf ihm lag, blieb einfach. Unsicher biss sich Takanori auf die Lippen. Nur zu gut kannte er diese Empfindungen. Beschlichen sie ihn in letzter Zeit doch nur allzu gern.

Die Lust zu tanzen war verflogen. Noch einmal blickte er sich um, konnte aber niemanden ausmachen, der ihm bekannt vorkam. War ja auch lächerlich. Schließlich war Kou der Einzige hier, den er überhaupt kannte. Sein Blick wanderte nach oben und er stellte fest, dass sich dort die Lounges, von denen der andere auch schon gesprochen hatte, erstreckten. Von da aus könnte jeder ungehindert die tanzende Menge beobachten. Aufgrund des Gegenlichtes war es ihm aber nicht möglich, jemanden als Verdächtigen auszumachen. Klar standen dort einige Leute, diese waren aber nur schemenhaft von hier unten zu erkennen. Das brachte also nichts.

Da der Designer vorerst eh auf sich allein gestellt war und sowieso gerade die Musik wechselte, entschied er sich dafür, erst einmal die Tanzfläche zu verlassen. Das wiederum stellte sich als eine fabelhafte Idee heraus, denn da nun ein neuer DJ am Pult war, der sich augenscheinlich großer Beliebtheit erfreute, strömten gefühlt nochmal doppelt so viele Menschen ihm entgegen, um ordentlich zu feiern und das Wochenende einzuläuten.

Selbstverständlich wusste er nicht, wo er schon wieder hinlief und landete schließlich bei dem Gang, der zu den Toiletten führte. Das wiederum war nicht einmal so eine schlechte Idee. Schließlich klebte sein Shirt feucht an ihm und eine handvoll kaltes Wasser würde höchstens seinem Make-up schaden, ihn aber vielleicht auch wieder klarer werden lassen. Zusätzlich bemerkte er auch, wie seine Blase drückte. Demnach folgte er dem Gang in den abgeschiedenen Bereich und auch das Dröhnen des Basses verebbte mit jedem Schritt mehr.

Keine fünf Minuten später stand er am Waschbecken und kalte Wassertropfen sammelten sich an seinem Kinn, fielen nach unten. Diese kurze Auszeit hatte er wirklich gebraucht. Der Abend war anstrengender als gedacht, besonders wenn man es nicht gewohnt war, auszugehen. Er spürte die Erschöpfung bereits jetzt in seinen Knochen. Fraglich war außerdem, ob er Kou in dem Gedränge je wiederfinden würde. Ein Anruf auf dem Smartphone war auch wenig erfolgversprechend. Bei dem Lärm hörte man kein Klingeln und wenn Kouyou eh abgelenkt war, dann konnte sein Mobiltelefon in seiner Hose vibrieren so viel es wollte. Es half alles nichts und er musste wohl oder übel nochmals auf eigene Faust losziehen. Schlimmstenfalls ging er zur Bar oder einfach nach Hause und überließ dem Aufreißer sein Schicksal. Kein allzu schlechter Deal, wie er fand.

Wenigstens war Taka nun wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein Blick in den Spiegel verriet ihm, dass ein anderer Kerl aus dem hinteren Teil der Toiletten zu den Waschbecken kam. Kurz hatten sich ihre Blicke getroffen, aber Takanori tat dies als Banalität ab. Es erinnerte den jungen Designer nur daran, dass er sich die Hände waschen sollte, um sich schließlich auf die Mission zu begeben, seine Begleitung wiederzufinden.

Als er gerade dabei war, den Schaum von seinen Fingern zu waschen, trat eine Person von hinten nah an ihn heran. Sofort schnellte sein Blick nach oben, um in der Spiegelung vor sich zu sehen, wer das war.

„Hab ich mich doch nicht geirrt. Schön dich mal wieder hier zu sehen, Taka~ra!“

Hektisch drehte sich der Blonde um, sah dann unmittelbar in das Gesicht des anderen. Funkelnde dunkle Augen fixierten ihn.

„Takeru…“, wisperte Takanori leise. Sein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Viele positive Erinnerungen verband Taka nicht mit dem anderen und am liebsten hätte er ihm eine gewischt, als er dieses überhebliche Grinsen in seinem Gesicht sah.

„Na, was ziehst du denn für ein Gesicht? Freust du dich denn gar nicht, mich wiederzusehen?“, erkundigte sich der unmerklich Größere und platzierte seine Hände rechts und links neben Takanori am Waschbeckenrand. Damit war ihm die erste Möglichkeit der Flucht genommen worden.

„Ich wusste nicht, dass du hier bist“, tat es der junge Designer ab und warf einen Blick zur Tür. Acht Schritte waren vielleicht notwendig und das Hindernis, das diese nach innen auf ging. Schlechte Chancen um zu türmen.

„Hättest du es gewusst, wärst du bestimmt nicht hergekommen, hn?“

Takanori gab sich Mühe, sein Gesicht nicht zu verziehen. Es kostete ihm jedoch gerade etwas Mühe, seine Emotionen hinter einer Fassade zu verstecken.

„Ich bin mit einem Freund hier. War seine Wahl.“ Das entsprach zumindest der Wahrheit.

„Aha. Ein Freund oder DEIN Freund?“, fragte Takeru herausfordernd nach. Der neugierige Tonfall war auch dem Kleineren nicht entgangen und wieder schätzte er seine Fluchtmöglichkeiten ab, sah zur Tür. Dies stellte sich in dieser Situation aber als ein Fehler heraus, denn das fasste sein Gegenüber regelrecht als Einladung auf und drückte seine Lippen auf seinen Hals. Jegliche Reaktion unterband Takanori unmittelbar.

„EIN Freund!“, japste Taka, da ihm aufgefallen war, dass die Frage immer noch im Raum stand. Sofort spürte er den heißen Atem des anderen Designers an seinem Hals.

„Du riechst immer noch genau so gut wie damals…“, ließ dieser eine nette Bemerkung fallen, die bei Takanori aber lediglich ein ungutes Gefühl in der Magengegend auslöste. Sein Kopf war wie leer gefegt. Was sollte man darauf auch erwidern? So hüllte er sich in Schweigen, was Takeru nur noch mehr anstachelte.

„Vielleicht solltest du mal wieder zu einer unserer kleinen Partys kommen. Ich garantiere dir, dass du auf deine Kosten kommst. Sind ein paar Sahneschnitten dabei, die könnten auch dir gefallen, Takara!“

Der Größere entfernte sich wieder etwas, als er die Tür vernahm. Aber zu Takanoris Leidwesen war es nur ein anderer Besucher des Clubs, der sich erleichtern wollte. So wurde ihre kurze Unterhaltung nicht komplett unterbunden.

„Ich überleg‘s mir…“, brachte er heraus und starrte auf die Brust vor sich – dunkelblauer Satin, unter dem sich zwei Nippel steif aufgerichtet hatten. Seine Chance dem hier schnell zu entkommen war schwindend gering. Würde er wegrennen, würde er Takeru zu viel Genugtuung verschaffen und diese Blöße wollte er sich nicht geben. Immerhin wusste Takeru nichts von seiner aufgestauten Abscheu. Er hatte damals schließlich den Weg des geringsten Widerstandes genommen bis der Kontakt im Sande verlaufen war. Bis heute hatte das gut geklappt und wäre sicherlich auch weiterhin erfolgreich gewesen, wenn sie woanders hingegangen wären. Aber nun schien nicht nur bei ihm die Erinnerung an die vergangenen Tage zurückzukommen.

„Schade, dass du den Kontakt abgebrochen hast. Ich fand, wir waren ein gutes Team. Du hast dich gemacht. Besonders das gefällt mir zunehmend…“ Kaum war sich Taka der Worte bewusst, spürte er die Hand des Größeren auf seinem Hintern. Er verfiel regelrecht in eine Schockstarre, was Takeru nicht weiter störte. Wie immer nahm er sich das, was er begehrte. Und wenn es mit unlauteren Mitteln war. Sei es drum.

„War doch geil damals, als ich meinen Saft tief in und auf dich gespritzt habe. Das sollten wir wiederholen.“ Es war nicht zu überhören, dass Takeru sich kein Stück geändert hatte. Seine Stimme war nach wie vor verführerisch, seine Worte pervers und sein gieriger Blick war nur ein Vorgeschmack auf das, was einem erwarten würde, sagte man zu. Takanori wusste schließlich ganz genau, was passierte, wenn man sich auf ein Spielchen einließ. Nicht viel mehr war das. Nur ein Spiel. Eigentlich der Himmel, wenn man Takerus Wünschen Folge leistete, ansonsten konnte es auch ganz schnell zur Hölle werden. Aber viel zu verführerisch waren die Aussichten die ihm der andere Designer einst geboten hatte. Wer wollte oder konnte da schon ablehnen?

„Scheiße, ey!“ Takeru lachte dunkel auf. „Du machst mich immer noch total spitz!“, erklärte Takeru mit einem pathetischen Lächeln und ließ von Takanoris wohl geformten Rundungen ab.

„Wollen wir es mal lieber dabei belassen, ehe ich dich noch in eine der Kabinen schleppe. Außerdem hab ich heute schon was vor, da kann ich meine Ladung nicht unüberlegt einsetzen. Du verstehst, was ich meine.“ Ein freudiges Grinsen bildete sich auf dem Gesicht von Takeru und er legte beide Hände auf die schmalen Schultern des kleinen Blonden. Dann beugte er sich zu ihm. Es folgte ein Küsschen hier und da, ohne das sich Takanori auch nur einen Millimeter rührte. Die Gegenargumente blieben in seinen Gehirnwindungen stecken und dann war die formale Verabschiedung beendet und sein Ex mit den Worten „Meld dich! Ich warte sehnsüchtig!“ verschwunden.

Die folgenden Sekunden kamen Takanori endlos lang vor, ehe er wieder zu sich fand. Was war verdammt nochmal los? War das so eine Art Denkzettel, den er verdiente, oder warum schien ihn seine Vergangenheit so ungehindert einzuholen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Jyll
2017-08-13T10:18:17+00:00 13.08.2017 12:18
Herrje, ich dachte, ich hätte das Kapitel schon längst kommentiert! Sorry! Das muss untergegangen sein.
Hab mich dafür gewundert, dass schon länger kein Kapitel mehr kam, aber da muss ich mich ja gleich an der eigenen Nase nehmen...
Ein interessantes Kapitel jedenfalls...dieser Exfreund gefällt mir gar nicht...ich frage mich, ob Reita irgendwo war und das Ganze beobachtet hat. Das würde mich wirklich Wunder nehmen. Gerne würde ich aber auch etwas mehr über die genauen Umstände erfahren, wie es dazu kam, dass Ruki mit so einem Arsch etwas hatte. Aber das kommt ja vielleicht noch.
Wie immer ist es toll geschrieben, schön flüssig und macht Lust auf mehr!
Deshalb hoffe ich auch auf ein neues Kapitel :3
Antwort von:  Daisuke_Andou
17.08.2017 23:16
^^ Ist nicht schlimm. Da ich aktuell nicht regelmäßig zum updaten oder gar Schreiben komme, geht so einiges unter. Aber du hast mir ja doch noch einen lieben Kommi da gelassen. Das ist dann die Hauptsache.
Ich finde es wie immer schön, wie alle über dieses Kapitel spekulieren. War Reita da? War er nicht da? Wo ist der Ritter in glänzender Rüstung, der Taka den Hintern rettet etc XD Aber manchmal läuft einfach alles etwas anders und einige Dinge aus Takas Vergangenheit müssen auch noch aufgearbeitet werden.
Ich bemühe mich voran zu kommen, aber irgendwie ist die Zeit aktuell total gegen mich. Aber mal sehen, wie nächste Woche läuft. Ich mag das Ganze schließlich auch zu einem Ende bringen. (Was irgendwie immer mehr in weite Ferne rückt ^^°)
Antwort von:  Jyll
18.08.2017 13:32
Am besten nicht stressen lassen. Meine FF ruht auch schon seit Ewigkeiten, aber lieber gibt es nur alle paar Monate ein neues Kapitel, als dass ich irgendwelche Kapitel einfach so hinwerfe, die dann nicht gut sind^^
Viel Glück wünsch ich dir für etwas freie Zeit!
Von:  Goesha
2017-08-03T08:41:18+00:00 03.08.2017 10:41
Endlich dazu gekommen alles zu lesen.
Hach Uruha, hab so gegrinst als ich das mit den Balztanz und Brunftschrei gelesen hab. Musste ich mir gleich bildlich vorstellen! XD
Und wiesoe sagt Ruki nicht einfach, dass er mit seinem Freund da ist? Dann hätte er sich sicher so einiges ersparen können aber scheint ja doch Interesse zu haben! Oder Druck... ^^"
Reita muss Ruki sicher noch vor diesen Typen retten. Er wirft sich dann heldenhaft zwischen sie!
Antwort von:  Daisuke_Andou
03.08.2017 16:53
Yay, hat eh keiner mehr damit gerechnet, dass ich update >DD Aber ich bemühe mich. Also immerhin bist du zum Lesen gekommen ^^
Bildliche Vorstellung ist manchmal nicht gerade angebracht, aber ich hatte auch sehr merkwürdige Bilder im Kopf ^^°
Wieso kriegen Menschen in vielen Momenten ihr Maul nicht auf und sagen einfach, was sie denken? Hinterher wird alles immer anders bewertet. Man weiß ja auch nicht, was damals zwischen ihnen war. Und wer sagt überhaupt, dass Taka gerettet werden muss? Oder dass Akira überhaupt auch hier ist? >D


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