Die Liebe kennt keine Anleitung von Mizutani_Lady ================================================================================ Kapitel 1: Das Licht erstrahlt in Form einer kleinen Erinnerung --------------------------------------------------------------- Die Liebe kennt keine Anleitung Kapitel 1: Das Licht erstrahlt in Form einer kleinen Erinnerung Flashback Jane 6 Jahre: „Du wirst es zu nichts bringen! Zu gar nichts! Schafft sie mir aus den Augen! Sie ist eine Schande für die Abtei. Eine Schande für Voltaire!“ Verängstigt stand Jane im Raum und blickte die Wachen an, die neben Boris standen. Boris... einer der Trainer der Abtei. Ein Handlanger Voltaires. Den es Spaß machte, alle zu demütigen und zu quälen. „Ich habe doch gar nichts gemacht!“, schrie sie. Boris Augen formten sich zu Schlitzen. „Habe ich da gerade Widerworte vernommen!“ Er zischte die Kleine an und wandte sich ihr nun zu. Grob packte er ihren Kiefer zwischen seine Finger und zwang sie, ihn anzusehen. „Widerworte werden hier nicht geduldet! Ist das klar?“ Sie hielt seinem strengen Blick stand, wusste aber, dass sie schon verloren hatte. „HrHr... Du erinnerst mich an jemanden. Du scheinst einen starken Willen zu haben, dieser wird dir hier aber nichts nützen. Deine Eltern sind tot und du gehörst uns. Uns... Biovolt. Und du tust was ich dir sage und wage es ja nie wieder, mir in die Augen zu sehen, haben wir uns...!“ Er drückte fester zu und Jane dachte bald, dass ihr Kiefer brechen würde. „Verstanden?“, beendete Boris seinen Satz. Sie senkte den Blick und nickte. „Schafft sie hier weg!“ Zwei Wachen packten Janes Arme und beförderten sie unsanft in eines der kalten Zimmer. „Wenn sie älter ist, wird sie anders bestraft. Das verspreche ich!“ Boris entfuhr ein Lachen aus seiner Kehle. „Geben wir ihr noch 10 Jahre, dann wird sie uns eine Menge Hiwatari Erben bringen!“ Sein Lachen schallte durch den kompletten Raum. „Freust du dich schon...Kai?“ Flashback Ende Kapitel 1 Das Licht erstrahlt in Form einer kleinen Erinnerung Kai. Kai Hiwatari. Das ist der Name um den es hauptsächlich gehen wird. Ihn ausfindig zu machen war einfacher als gedacht, aber an ihn ran zukommen ist umso schwerer. Ich meine, an reiche und berühmte Leute kommt man nie so leicht, aber ich als Reporterin der BBA Revolutions werde es schaffen. Ich werde an Kai ran kommen und ihn dann all meine Fragen stellen und dann mit meinem Artikel in der Zeitung vernichten. So und nur so, werde ich in der Firma vom Kaffeeservice, in die Oberliga aufsteigen. Das war der Plan. Die Realität sah aber leider anders aus. Mein Name ist Jane Hanon und ich habe meine Ausbildung bei der Zeitung BBA Revolutions abgeschlossen. Leider waren meine Artikel immer nur so mittelmäßig, dass ich meinen Arbeitgeber gerade eben so davon überzeugen konnte, mich nicht zu feuern. Ich bin 24 Jahre alt und habe absolut noch gar nichts in meinem Leben erreicht, was nennenswert wäre. An meine Vergangenheit erinnere ich mich kaum. Ich bin in einem Heim aufgewachsen und will es der Welt und allen die nicht an mich glauben, also alle Leute die ich kenne, beweisen das ich es doch zu was bringen kann. Zu mehr als nur Kaffee kochen und kopieren. Dafür habe ich mir was festes vorgenommen. Kai Hiwatari. Es wird viel über seine dunkle Vergangenheit gemunkelt. Sehr viel. Aber keiner weiß was genaues. Niemand weiß viel über seinen Großvater und der Abtei. Aber ich werde es herausfinden. Ich werde es aus ihm raus quetschen, mit allen Mitteln die mir zur Verfügung standen und dann wird mein Artikel die Verkaufszahlen sprengen und man wird mir die Füße küssen. Mein Chef wird sich bei mir entschuldigen müssen, dass er es gewagt hat, mein Talent und mein Durchhaltungsvermögen angezweifelt zu haben. Es sind genau 10 Jahre her, dass Kai bei der Beyblade Weltmeisterschaft mitgemacht hatte. Seitdem ist es ruhig um ihn geworden. Er leitet die Firma seines Vaters. Hiwatari Enterprises und lässt sich kaum irgendwo blicken. Es gibt fast keine Interviews oder Fotos der Paparazzi. Der Mann hat einfach zu viel Geld. Ich könnte mir vorstellen, dass er die Paparazzi einfach besticht und seine Fotos selbst aufkauft. Er ist ein tüchtiger Geschäftsmann und abgezockt oben drein. Es kursieren Gerüchte über seine Geschäftsmethoden aber ob die so stimmen, weiß keiner. Eigentlich weiß niemand etwas genaues über Kai Hiwatari, außer sein Geschäftspartner. Tala Ivanow. Und an den muss ich ran kommen, damit ich über ihn an Kai gelangen kann. Ein Grinsen huschte über meine Lippen. „ Eh Jane, könntest du dich zufälligerweise nützlich machen und den großen Besprechungssaal eindecken? Wir haben gleich ein Meeting!“ Erschrocken fuhr ich auf meinem Stuhl herum und blickte meine Kollegin an. „Klar, ich mach mich an die Arbeit!“ Diese blöde Kuh. Sie denkt auch sie ist was ach so tolles, nur weil sie mich herumschubsen kann. Ich hasse sie. Sie wahr bildhübsch. Lange blonde Haare, eine Hammerfigur. Sie trug immer super modische Hosenanzüge und war stets top gestylt. Wie früh muss man bitte aufstehen, um so super aussehen zu können. Meine dunkelbraunen Haare waren nicht so schön seidig, wie die meiner Kollegin Amy. Und auch nicht so lang. Ich trug sie meistens offen, da ich morgens einfach keine Zeit für aufwendige Frisuren hatte. Auch mein Styling war eher lässig, als modern. Ich machte mir nichts aus Pumps oder Hosenanzügen, wo alles bis auf kleinste Detail abgestimmt war. Ich bewunderte aber die Frauen die diese Macht besaßen, ihre Kleidung perfekt zu wählen. Tala Ivanow. Ich tippte den Namen in der Suchlaufmaschine des Internets ein, nachdem ich den gesamten Besprechungssaal mit Kaffee und Keksen versorgt hatte. Das Meeting lief schon. Meine Anwesenheit ist dort nicht erwünscht. Aber das war mir auch recht so. So konnte ich mich wenigstens ganz in Ruhe auf mein Vorhaben konzentrieren. Es erschienen etliche Bilder und Artikel über den Rotschopf. Er sah gut aus in seinem Anzug. Richtig gut. Ich konnte mich noch genau an ihn erinnern, als die Weltmeisterschaft zugange war. Ich war als Reporterin der Schülerzeitung anwesend und berichtete über die Wettkämpfe. Leider saß es nur fast niemand aus meiner Schule. Die haben einfach alle keine Ahnung. Ich stalkte die Bilder und Artikel. Tala war ein offener und sympathischer junger Mann. Der stets freundlich auf Menschen zuging. Jedenfalls steht es hier in einigen Artikel so. Er lebt etwas zurück gezogen auf seinem Anwesen im Stadtwald. Der Stadtwald. Das wird mein erster Anlaufpunkt sein. Ich grinste entschlossen und schaltete meinen Pc aus, bereit um zu gehen, denn der Feierabend war bereits sehr nah. „Ach eh Jane!“ Ich drehte mich mit einem Ruck um und stieß aus versehen meine halb volle Kaffeetasse von meinem Schreibtisch, die klirrend zu Boden fiel und den Kaffee überall hin spritzte. Heiß, heiß, heiß!!! Ich strich die heißen Tropfen des Getränks von meinen nackten Beinen und hockte mich nieder, um das Malheur zu beseitigen. „Jane, bist du dir sicher, dass du hier richtig bist? Ich sehe das nämlich nicht so!“ Nase rümpfend stieg Amy elegant über den frischen Kaffeefleck auf dem Boden hinweg und ging davon ohne einer meiner kreativen Antworten abzuwarten. Was bildete die sich eigentlich ein? Seufzend stand ich auf und entfernte die restlichen Flecken von meinem Schreibtisch. Was für ein Tag. Der Wind streichelte sanft meine Beine und bewegte meinen Rock sacht hin und her, als ich vor das große Gebäude der Redaktion trat. Es war Sommer und ab 18 Uhr kühlte es allmählich ab. Im Büro bekam man, dank der Klimaanlage, nicht so viel von der Hitze mit, aber zur Mittagszeit erreichte die Sonne doch Temperaturen bis zu 32 Grad. Mit gesenktem Kopf schlenderte ich die Straße entlang. Der Tag war einfach wieder viel zu anstrengend gewesen und dauernd diese Erniedrigungen meiner Kollegen. Ich brauche einen neuen Job. Einen Job in dem ich von zuhause aus arbeiten konnte, und jeglichen menschlichen Kontakt vermeiden konnte. ,, Wow was ein geiler Schlitten!“, hörte ich eine Gruppe Jugendlicher hinter mir sagen und hob meinen Kopf. Sie hatten Recht. An der Straßenecke hielt ein schwarzes Auto. Die Scheiben waren getönt. Es sah edel aus. Leider konnte man nicht hineinsehen, um in Erfahrung zu bringen, wem dieses Auto gehörte. Es schindete wirklich eine Menge Eindruck. Natürlich nicht bei mir. Pah. Mich interessieren solche aufgeblasenen Schnösel überhaupt nicht. Die hintere Türe wurde geöffnet und eine elegante Frau stieg aus. Leicht wie eine Feder glitt sie von ihrem Sitz und kam auf den hohen Stöckelschuhen zum stehen. In der Hand hielt sie einen ganzen Packen schwarzer Umschläge. Bevor sich die Türe wieder schloß, konnte ich einen kurzen Blick in das Innere des Wagens werfen und ich traute meinen Augen kaum. Das war doch. Das ist doch... das war doch Tala! Ich wollte meine Chance ergreifen und rannte los. Doch genau in dem Moment fuhr der Wagen an und fuhr davon. „Wartet!“, schrie ich dem Wagen keuchend hinterher. War ich denn von allen guten Geisterns verlassen? Ich kannte ihn doch gar nicht. Ich konnte doch nicht einfach wie eine wahnsinnige hinterher brüllen. Völlig außer Puste blieb ich stehen und stützte meine Hände auf meine Knie. Mist... er war weg. „Schätzchen, was war das denn für eine Aktion gerade?“ Die Hochhaken Tussi kam zu mir gestöckelt und beäugte mich hochnäsig. „Ich ehm....Nichts. Gar nichts!“ Sie richtete mich wieder auf und strich meinen Rock glatt, auf dem noch Kaffeeflecken zu sehen waren. „Hm! Na dann ist ja gut. Herr Ivanow gibt sich nämlich nicht mit so kleinen Kindern wie dir ab! Merk dir das! Du kannst froh sein, dass wir dich nicht wegen Belästigung anzeigen! Ist das klar?“ Sie sah mir in die Augen. Ihr Blick durchbohrte mich förmlich. Ich bekam Angst vor dieser Person. „K...klar!“ Die Dame machte auf dem Absatz kehrt und ging in den nächsten Laden. Dabei glitt ihr einer der schwarzen Umschläge unbemerkt vom Stapel und landete auf dem Boden. Was sollte das sein? Geschwind hob ich diesen auf und rannte davon. Hinter der nächsten Ecke kam ich zum stehen und zog den Umschlag aus meiner Rocktasche. Ich faltete den Umschlag auf und nahm die Karte heraus. Sie war komplett schwarz. Die Schrift war golden und es handelte sich um eine Einladung in die Hiwatari Mansion. Eine Party. Zu Ehren von Herrn Ivanows Geburtstag. Oh mein Gott. Und ich halte diese in den Händen. Die Eintrittskarte in mein neues Leben. Perfekte Story – ich komme. Kapitel 2: Eintritt in eine andere Welt --------------------------------------- 2. Kapitel Eintritt in eine andere Welt Ich lief zu Fuß nach Hause. Normalerweise nahm ich immer den Bus, aber ich war viel zu aufgeregt. Am Wochenende sollte die ominöse Party steigen, auf die ich mich heimlich schleusen werde. Die Einladung in meiner Hand war gleichzeitig die Eintrittskarte. So weit so gut. Fluchend kramte ich meinen Haustürschlüssel aus meiner Tasche, der sich wie immer, bis nach ganz unten gemogelt hatte. Das heruntergekommene Viertel in dem ich lebte, befand sich am Ende der Stadt. Mein Appartment befand sich in einem drei Familienhaus. Unten lebte eine alte Dame, die aber nichts anderes konnte, als mich rumzuscheuchen und ihren Frust über junge Leute an mir auszulassen. In der Mitte wohnte niemand. Die Wohnung stand schon ne ganze Weile leer, aber niemand wollte sie anmieten. Allzu verständlich. Dieses Viertel war von Armut und Kriminalität geprägt. Niemand wollte hier freiwillig leben, nicht mal ich. Aber leider konnte ich mir einfach nichts anderes leisten und so musste ich da durch, ob ich wollte oder nicht. Aber solange man seine Tür stets abgeschlossen hielt und ab 19 Uhr nicht nach draussen auf die Straße ging, war alles ok. Dadurch das ich gelaufen war, war es bereits nach 20 Uhr und einige triste Gestalten liefen teilnahmslos an mir vorbei, als ich noch meinen Schlüssel suchte. Ich sollte mir wirklich angewöhnen, dieses vorher rauszuholen, damit ich schnell reingehen konnte. Endlich hatte ich ihn gefunden und schloß die heruntergekommene Tür auf. Mit einem Ruck drückte ich gegen, doch sie ließ sich nicht ganz öffnen. „Mist verdammter!“ Die alte Schreckschraube hatte doch tatsächlich von innen die Kette vorgemacht. Das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein. Wütend betätigte ich mehrfach ihre Klingel, um die Alte an die Tür zu holen, doch sie reagierte nicht. Ich schlich ums Haus rum, aber ihre Fensterläden waren schützend vor Eindringlingen runter gelassen worden. Wahrscheinlich sitzt sie vor dem Fernseher und hört absichtlich nicht auf die Klingel. Sowas ignorantes, was mach ich denn jetzt nur. Hier draussen konnte ich schlecht bleiben, dass würd ich nicht überleben. Fieberhaft überlegte ich nach einem Plan. Nochmals drückte ich mit Nachdruck auf die Klingel, aber es tat sich nichts. Mir blieb nichts anderes übrig, als zurück in die Stadt zu gehen und in einem Hotel zu schlafen. Obwohl mir dazu tatsächlich das Geld fehlte, musste ich diese Alternative wohl wählen. Ich lief die Straße hinab. Langsam setzte die Dämmerung ein und färbte den Horizont in ein tiefes Orange. Seufzend und mit gesenktem Kopf trat ich den Weg zurück in die Stadt an. Was sollte ich auch anderes machen? Nur wenige Laternen erhellten spärlich den Gehweg. Hin und wieder fuhr ein Auto an mir vorbei. Gott sei Dank hielt es nicht neben mir an. Ich beschleunigte meinen Gang etwas. Hinter mir vernahm ich Geräusche. Ich war mir ziemlich sicher, dass hinter was war. Vorsichtig drehte ich mich um und erblickte ein paar Gestalten ein paar Meter hinter mir her laufen. Sie steckten die Köpfe zusammen und dem Gang nach zu urteilen, handelte es sich um Männer. Wenn ich nicht bald hier weg kam, war ich erledigt. Weit und breit kein Haus in das ich flüchten konnte oder so tun konnte, dort zu wohnen. In Panik sah ich um mich, ohne es mir anmerken zu lassen. Sie sollten meine Angst bloß nicht zu spüren bekommen, denn dann war wirklich alles aus. „Ah!“ Endlich sah ich die alte Kneipe, die ich in Erinnerung hatte. Nur noch wenige Meter trennten uns. Ob es darin besser war, wage ich zu bezweifeln, aber vielleicht hatte ich Glück und sie war kaum besucht. Das war eigentlich Treffpunkt für viele herunter gekommene Menschen unseres Viertels. Ich habe dort mal gekellnert. Es war eine Katastrophe. Der Eingang kam immer näher und ich konnte in das alte Haus flüchten. Frühzeitig genug, um den Männern zu entkommen. Sofort stieß mir warme Luft ins Gesicht, eingehüllt in rauchigem Nebel und schweißigem Geruch. Kein Wunder, hier hielten sich die Männer teilweise tagelang auf. Unsicher blickte ich umher. Da saßen gerade mal zwei Leute an den Tresen und einer am Tisch. Der am Tisch sitzende hatte zwei leere Biergläser vor sich stehen und nahm nur kurz Notiz von mir, indem er den Kopf anhob. Die Tür ging erneut hinter mir auf und ich stolperte nach vorne. Diese Typen waren mir gefolgt. Ich presste meine Tasche vor meiner Brust und beobachtete die Typen. „Dachten wir es uns doch... du bist doch...!“ Einer der Typen, der ungefähr zwei Köpfe größer war als ich, kam auf mich zu und packte sich eine Strähne von mir. „Die Kleine aus Hausnummer 4! Wir haben uns gerade gefragt, was so ein kleines Mädchen hier so ganz alleine treibt!“ Wie in Trance lief ich zwei Schritte nach hinten und spürte schon bald die vermoderte Wand in meinem Rücken. Nasse Kälte spürte ich unter meinen Fingerkuppen und nahm etwas Abstand von der Wand. Die Türe wurde mit einem Ruck aufgetreten und stieß meine Verfolger gewaltsam um. „Hey, was soll der Scheiß!“, brüllte einer der Typen Richtung Tür, verstummte dann aber. 5 dunkle gekleidete Männer betraten den Raum. Sie strahlten was gefährliches aus. Mein Puls erhöhte sich schlagartig noch mal etwas mehr. „Mister Larusso, heute ist Zahltag!“ Einer der Männer schritt voran und lehnte sich an die Theke. Der Mann hinter der Theke faltete nervös ein Handtuch in seinen Händen zusammen. „Sie wissen, wer uns schickt, ist es nicht so!“ „Eh ja...ja, aber aber ich habe es nicht!“ „Ihnen gehört doch diese Kneipe hier!“ Der dunkel gekleidete Mann sprach bedrohlich. Ernst, bestimmt, aber mit einem Unterton der keine falsche Antwort duldete. „Ja...!“, stammelte der kleine dünne Mann und stoß ein Glas um, während er versuchte sich an der Theke anzulehnen. „Also haben sie sich auch Geld geliehen. Mr. Hiwatari und Mr. Ivanov's Geld, um die Hypothek für diesen...!“ Achtlos schubste der Mann ein weiteres Glas der Theke um, welches klirrend zu Boden fiel. „Schrott hier zu bezahlen! Und heute ist der Tag der Abrechnung!“ „Bitte, bitte gebt mir noch ne letzte Frist! Bitte!“ Flehend faltete der Mann seine Hände und kam um die Theke gerannt. „Bitte!“ „Sie haben Glück. Unsere Auftraggeber sind mitgekommen. Besprechen sie das mit ihnen selbst!“ Die Tür ging auf und ich traute meinen Augen nicht. Kai Hiwatari betrat den Laden. Meine Verfolger stürmten aus dem Laden und ich hatte nicht den Mut dazu. „Wer ist das?“ Kai deutete mit einer Handbewegung zu mir. Eine abfällige Handbewegung. Was bildet der sich denn eigentlich ein? Die Männer, SEINE Männer, sahen zu mir. „Wir haben keine Ahnung Chef, was so eine Göre hier um diese Zeit zu suchen hat!“ Bedrohlich, die ganze Situation hier war für mich äußerst beängstigend und ich wollte einfach nur weg. Was hatte das alles zu bedeuten? Zahltag? Waren Kai und Tala etwa Gangster? Oh Gott nehmen sie mich jetzt gefangen, weil ich zu viel gesehen hatte? „Hey du Kleine! Du hast hier nichts verloren! Zieh Leine!“, blaffte einer der Typen mich an, aber als ich mich nicht regte, ging er auf mich zu und packte meinen Arm. „Wirds bald!“ Mit wackligen Knien bewegte ich mich Richtung Ausgang. „Hey!“ Kai wandte den Blick zu mir. „Diese Typen von vorhin, kanntest du die?“ Ich schüttelte den Kopf. „Gott nochmal!“ Er kickte mit seiner Schuhspitze einen Stuhl um. „Männer, regelt das hier ohne mich! Ich will die Hälfte! Ich muss mich hier um was kümmern!“ Da ich nicht dachte, dass sich das Gespräch auf mich bezog, eilte ich hinaus und rannte geradewegs in die Typen von gerade. „Ach auf dich haben wir gewartet!“ Einer packte mich grob am Arm. Was war das heute für ne Nacht. Bin ich hier nur für das Eine gut oder was. „Lass los!“ Ich versuchte mich aus dem Griff zu befreien. „Aber, aber-!“ Weiter kam der Typ nicht, dass er geradewegs von mir weggerissen wurde und zu Boden befördert wurde. Kai. „Eigentlich befass ich mich nicht mit so kleinen Kindern wie dir, aber-!“ Er lockerte den Knoten seiner Krawatte, packte meinen Oberarm und zog mich hinter sich her. Die Typen ergriffen die Flucht. Er war es wirklich. Kai Hiwatari. Was machte er hier? Warum kam er mir hinterher? Ist das ein Traum? „Ich hab auch kein Bock mitzukriegen, was die Typen sich an dir auslassen und nachher heißt es, ich hätte nichts unternommen! Komm jetzt!“ Er zog weiter, aber ich wehrte mich. „Sag mal geht’s noch?“, fuhr ich ihn an. Ja Ich. Ich erteilte Kai Hiwatari jetzt mal Gegenwind. „Was?“, zischte er verärgert und ich sah wie seine Augen sich zu schlitzen formten. „Ja... was glaubt ihr Männer eigentlich wie ihr mit mir umgehen könnt!“ „Sag mal, bist du noch ganz bei Trost! Du lungerst hier zu so einer unmöglichen Zeit irgendeinem verdreckten Schuppen rum und blaffst mich jetzt an?“ „Ich frage mich, was jemand wie du hier treibt!“ Er sah mich sichtlich verärgert an und verschränkte die Arme. „Weist du was, scheiss drauf. Mal sehen, wie weit du kommst, ohne männliche Begleitung. Du bist reinste Zeitverschwendung!“ Er drückte mich zur Seite und ging davon. Kapitel 3: Mich bekommst du nicht --------------------------------- 3. Kapitel Mich bekommst du nicht Mein Herz klopfte unnatürlich stark. Das war doch nicht Kai Hiwatari. Ich hatte ihn mir ganz anders vorgestellt. Kultiviert und nicht so arrogant. Was tat er eigentlich in der Gegend? Ach eigentlich konnte es mir auch egal sein, war es aber nicht. Die ganze Nacht wälzte ich mich in meinem Hotelbett hin und her. Nach diesem Abend gönnte ich mir das volle Programm. Ein vernünftiges Mittelklasse teures Hotelzimmer, Schaumbad, Zimmerservice mit Sekt und Erdbeeren. Dazu noch Gebäck und den Kuchen des Hauses. Anschließend plünderte ich noch die Minibar und trank eine Soda nach der anderen leer. Wenn schon Geld ausgeben, dann richtig. Voll gefressen und voll getrunken machte ich mich in diesem überaus weichen Bett breit und starrte an den Fernseher. Kai in dieser Gegend. Irgendwas passte da nicht und zwar ganz gewaltig nicht. Ich musste es herausfinden. Der große Kai... pah lächerlich. Tz... wie können die Frauen nur derart auf diesen Rüpel und arroganten Menschen stehen. Ich blicke meinen Oberarm an, an die Stelle, an die er mich hinter sich her gezerrt hatte. Seine Berührung haftete warm an meinem Arm. Schluss damit. Ich rief heftig über die Stelle und deckte mich bis unter Kinn zu. Denk nach Jane... was ziehst du am Wochenende zur Party an. Das Telefon klingelte in ohrenbetäubender Lautstärke. Ich begriff erst gar nicht, wie mir geschah. Geistesgegenwärtig nahm ich den Hörer ab. „Ihr persönlicher Weckruf! Sie wollten um 6:15 Uhr geweckt werden! Wir wünschen ihnen einen wunderschönen Tag!“ Achja. Mein Wecker. Ich schlüpfte in die Kleidung vom Vortrag und machte mich auf zur Arbeit. Vorher nahm ich noch das all you can eat Breakfast des Hotels mit. Gut gestärkt kam ich auf der Arbeit an. „Jane! Wie sehen sie denn aus? Ihre Haare sind ja total zottelig und diesen Rock... hatten sie den nicht erst gestern an?“ Amy starrte mich fassungslos an. Als wenn es ein Verbrechen wäre, seine Kleidung mehrmals zu tragen. Wenn ich recht darüber nachdachte, hatte ich sie wirklich noch nie ein Kleidungsstück zweimal tragen sehen. Obwohl ich es nicht musste, schämte ich mich vor ihr und setzte mich schnell an meinen Platz. Der Feierabend zog sich in die Länge. Immer und immer wieder wurden mir unnütze Dinge aufgetragen und verzögerten meinen Feierabend in die Länge. Eigentlich wollte ich noch in die Stadt gehen und mir ein Outfit für die anstehende Party besorgen, aber mein Guthaben war durch die Hotelnacht aufgebraucht. Schade eigentlich. Also musste mein Kleiderschrank alles geben, was er konnte. Die Sonne stach mir ins Gesicht, als ich endlich das Bürogebäude verlassen konnte. Ich musste mich beeilen. Das Styling würde sicher Stunden betragen. Mein Herz würde sich diesen Tag nicht mehr beruhigen. Es klopfte wie wild. Die gestrige Begegnung mit Kai Hiwatari machte mir noch arg zu schaffen. Immer stellte sich mir die Frage, was jemand wie er, in so einem Viertel suchen könnte. Ich konnte ihn ja heute Abend fragen-nicht. Der Bus war überfüllter denn je, doch je näher wir meinem Viertel kamen, desto leerer wurde der Bus, sodass am Ende nur noch ich drin saß. Ich stieg aus und lief zu dem Haus, in dem die alte Schreckschraube und ich wohnten. Die Tür war dieses Mal von der Kette befreit und ich konnte eintreten. Müde betrat ich meine Wohnung. Es sah aus wie immer. Obwohl die Wohnung nicht der Rede wert war und sehr klein, hielt ich sie stets sauber und ordentlich. Man musste sich ja irgendwie sein Kleines Reich schaffen. Mürrisch ging ich zu meinem Kleiderschrank und zerrte was halbwegs passables für den Anlass raus. Ich konnte mir zwar keine teuren Klamotten leisten, aber für den Abend würde es schon reichen. Die warme Dusche tat gut, als ich das Wasser auf meinen Körper rieseln ließ. Immer wieder ging ich die Fragen in meinem Kopf durch, die ich Kai und Tala stellen wollte. Zum Glück war ich kein bisschen nervös. Das versuchte ich mir jedenfalls einzureden, als ich fertig rausgeputzt vor dem Spiegel stand und mich begutachtete. Ja, so konnte ich durchaus gehen. Das dunkelblaue Cocktailkleid meines Abschlusses tat es noch. Die Haare hatte ich gelockt hochgesteckt und ließ einzelne Strähnen locker runter baumeln. Damit mein Look nicht vorher schon ruiniert werden konnte, beschloss ich mit einem Taxi zu fahren. Der Fahrer staunte nicht schlecht, als ich ihm die Adresse nannte und fuhr los. Jaha, da gucken sie, hatte ich sagen wollen, aber ich unterließ. Nicht, dass ich mich unterwegs raus schmiss. Eine halbe Stunde später hielt er vor einem prächtigem Anwesen. „Sind Sie sicher, das wir hier richtig sind?“ Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit und plötzlich weigerten sich meine Beine aufzustehen. Das Anwesen lag dunkel dar, einzelne Fenster waren hell erleuchtet und vor dem großen Tor, standen zwei dunkel gekleidete Männer, die die Gäste in Empfang nehmen sollte. Wow... Das Taxi hielt an dem Tor und einer der Männer öffnete schwungvoll meine Türe und reichte mir die Hand um auszusteigen. Ich schmiss dem Taxifahrer noch schnell ein paar Scheine hin und verabschiedete mich. „Ihre Einladung Miss!“ Lächelnd beugte sich der Mann zu mir runter und verlangte nach der Einladungskarte, die irgendwo in meiner Handtasche vergraben war. Wie unprofessionell von mir. Verlegen wühlte ich in dieser und fand schließlich das kleine schwarze Papier. „Hier entlang!“ Er hielt mir seinen Arm hin und führte mich die lange Treppe hinauf Richtung Tür. „Viel Spaß!“ Die Tür öffnete sich und sofort stieß mir warme Luft ins Gesicht. Ich wurde regelrecht rein geschubst und schlagartig wurde die große Tür auch wieder geschlossen. Ich war einfach nur sprachlos vor Begeisterung. Von innen war dieses Gebäude prachtvoll dekoriert. Eine große Empfangshalle. Mit goldenen Säulen und langen roten Vorhängen. Ein Kellner kam auf mich zugelaufen und drückte mir ein Sektglas in die Hand. „Guten Abend!“ Jemand tippte mir von hinten auf die Schulter. Erschrocken drehte ich mich um, und mir blieb fast der Schluck Sekt im Halse stecken, wenn das denn ginge. „Woher kennen wir uns denn?“ Die Augen waren nicht so eiskalt, wie ich sie mir vorgestellt hatte und in Lächeln zeichnete seine Lippen. „Herr Ivanow, ich ehm...!“ „Tala! Und sie sind …?“ Da stand er vor mir. Tala Ivanow. Über einen Kopf größer als ich und so gut riechend. Ich glaube, ich würde gerne ohnmächtig werden, aber das ging ja nicht, ich hatte schließlich eine Mission. Fang dich Jane. Fang dich. „Ehm, ich bin Jane!“ Ich verbeugte mich. „Alles Gute zum Geburtstag!“, brachte ich halbwegs stotternd heraus. Der Rothaarigen kratzte sich verlegen am Kopf und lachte. „Müssen Sie mich dran erinnern Jane!“ Er lachte immer noch. „Sie kommen mir bekannt vor, woher kennen wir uns! Sagen Sie schon!“ Fragend blickte er mich an. „Ehm...!“ Wir kennen uns nicht. Ich habe mich nur auf ihre Party geschlichen, um an Informationen über Kai Hiwatari ranzukommen. Naja, nein, so konnte ich es ganz sicher nicht formulieren. „Ich... ich muss mal kurz wohin!“, schrie ich schon fast, ich war dermaßen aufgeregt. „Haben Sie einen schönen Abend und bis später! Zu den Toiletten geht’s die Treppe rauf!“ Immer noch lachend winkte Tala mir nach, als ich ins Unbekannte rannte. Wie peinlich. Der musste doch denken, das ich vollkommen verrückt bin. Ungeschickt rannte ich die Treppe rauf. Hier oben gab es wirklich viele Zimmer. Ich sah mich um und konnte entdecken, dass sich hier oben keiner aufhielt. Also beschloss ich, mich hier einmal ein bisschen umzusehen. Unauffällig natürlich. In der ersten Etage gab es nun wirklich nichts zu sehen. Ein paar Gästezimmer und Badezimmer. Eine Bibliothek. Da es mir dort zu dunkel war, wollte ich dort nicht stöbern, außerdem würde Mr. Hiwatari ja sicher keine geheimen Dokumente hier aufhalten. Haha wenn der wüsste. Eine weitere Treppe führte nach oben. Hier war alles dunkel und ich empfand es alles andere als angenehm, aber da musste ich nunmal durch. Ich würde meine Story bekommen und ich würde eine tolle Position in der Firma in der ich arbeitete angeboten bekommen und dann müsste Amy MIR Kaffee bringen und Kopien anfertigen. Ich betragt ein Zimmer. Es war voll mit Vitrinen und Bildern. Die ganzen Wände waren voll davon. Eingerahmte Zeitungsausschnitte. Prüfend ging ich durch das Zimmer und sah sie mir alle einzeln an. Es handelte von einer alten Abtei, die hier in der Nähe stand und Waisenkinder aufnahm. Stöbernd lief ich weiter bis ich schlagartig wie angewurzelt stehen blieb. Aber, aber das ist doch. Ich nahm den Zeitungsausschnitt von der Wand und betrachtete diesen. Dort war ein Mädchen zu sehen, welches aussah wie ich. Das konnte doch nicht sein. Wie war das möglich. Die Türe wurde aufgerissen. „Wer ist da?“, hallte eine harte Stimme durch den Raum. Zusammen zuckend drehte ich mich langsam um. Immer noch das Foto in meiner Hand haltend. „Kai?“, stieß ich tonlos hervor. „DU?“ Überrascht sah er mich an. Kapitel 4: Ein Tanz der alles verändert --------------------------------------- 4. Die Party im Erdgeschoss war im vollen Gange. Die Gäste amüsierten sich und tranken und tranken, alles zu Ehren von Tala. Das Gelage würde wohl bis tief in die Nacht voranschreiten und in den frühen Morgenstunden sein Ende finden. Mir war das egal. Ich hatte geplant, bis dahin schon längst wieder in meinem Bett zu liegen, jedoch kreuzte ein gewisser Halbrusse meine Pläne. Kai Hiwatari. Ich stand immer noch wie angewurzelt da und sah Kai in die Augen. Wieso musste ausgerechnet er hier auftauchen und mich erwischen? Ausgerechnet er? Zitternd und mit Schweiß im Nacken blieb ich stehen und suchte nach einer passenden Ausrede, um dem Donnerwetter welches mir drohte zu entkommen. Aber ich war gefangen. Mir wollte einfach nichts passendes einfallen. „Ich.. ehm.. ich!“ Ich versuchte wenigstens etwas halbwegs plausibles hervorzubringen, doch es war zu spät. Er setzte sich in Bewegung und kam direkt auf mich zu gelaufen. Wie gut er aussah und irgendwie angsteinflößend. Strähnen fielen ihm ins Gesicht und verdeckten seine Augen. „ Ich muss mich wohl verlaufen haben!“, brachte ich stammelnd hervor. Super Jane. Was Besseres hätte dir nicht einfallen können. Verlaufen. Die Tür war fest verschlossen und sah nicht gerade einladend aus und du möchtest Kai Hiwatari weis machen, das man sich dann ausgerechnet hierher verlaufen würde. Nun gut, was blieb mir anderes übrig, als es zu versuchen. „ Dann werde ich mal los!“ Ich versuchte mich in Bewegung zu setzen, doch Kai baute sich förmlich vor mir auf. Seine Adern an den Oberarmen pulsierten förmlich und ich konnte sehen, wie er seinen Kiefer anspannte. Ich war doch keine Gefahr für ihn. Bloß ein Eindringling, der versuchte Geheimnisse über ihn herauszufinden und an die Öffentlichkeit weiter zu geben. Dunkle Geheimnisse die ihn... bloß stellen könnten. Seinem Ruf schaden könnten. Ich bin mir absolut sicher, nach der Nacht in der Bar, dass er eine Menge zu verbergen hatte und er gehörig aufpassen musste, wie er sich vor anderen zu verhalten hatte, um nicht aufzufallen. Obwohl jemand wie Kai doch nur auffallen konnte. Das Foto. Schnell verschränkte ich die Arme hinter meinen Rücken, um vor Kai zu verbergen, was ich gefunden hatte. Doch er schien Augen wie ein Adler zu haben. Sein Blick folgte meiner Bewegung und verhärtete sich. „Was hast du da?“, herrschte er mich an und kam auf mich zu gelaufen. Seine trainierte Brust zeichnete sich durch sein weißes Hemd ab. Ich musste schwer schlucken, als er sich vor mir aufbaute. Seine Arme waren muskulös und sein Körper löste eine Anspannung in mir aus, die ich nicht deuten konnte. Ich schüttelte mit dem Kopf, als ob das irgendetwas daran ändern würde, dass ich in der Klemme steckte und über Kais trainierten Körper nachdachte. Kai würde mich im hohen Bogen raus werfen lassen und ich hatte meine einzige Chance vertan, etwas über diesen Fiesling herauszufinden. Über diesen egoistischen, herzlosen, arroganten, sexy Fiesling. Moment, sexy? Seine Ader am Hals pulsierte und mir stockte der Atem. Er stand genau vor mir und baute sich auf. Auf mich herabsehend fiel ihm eine Strähne ins Gesicht und ich war versucht, meine Hand nach ihm auszustrecken und – STOP – Es reichte jetzt. Zögernd aber entschlossen wich in einen Schritt zurück und hielt den Atem an. Meine Hände wurden schwitzig und hielten krampfhaft das Papier fest. ,,Master Kai?“ Ein Schatten erschien im Türrahmen und verlangte nach dem Hausherren, dieser sich prompt umdrehte und seinen scheinbar Angestellten an raunte. „Ich bin beschäftigt!“ Der schmächtige Butler trat dennoch ins Zimmer. „Master Kai, die Torte wird jetzt angeschnitten! Das wollen Sie doch nicht verpassen!“ Die Gestalt entfernte sich schnellen Schrittes aus der Tür und eilte die Treppe hinunter. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus, als Kai sich zum gehen wandte. „Du kommst mit!“ Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich unsanft aus dem Raum hinter sich her, dabei ließ ich das Blatt Papier aus meiner Hand gleiten und begann innerlich zu fluchen. Was hatte er vor? Er soll mich in Ruhe lassen. Sein Aftershave stieg mir in die Nase. Es hatte etwas holziges-moschusartiges. Fordernd inhalierte ich den Duft Kais und wunderte mich über mich selbst. Aus der Ferne war er mir eindeutig lieber, da konnte er nicht so viel mit meiner Gedankenwelt anstellen. Was war denn nur los mit mir ? Wir standen oben an der Treppe, als ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber er verstärkte ihn nur noch mehr. Unten hörte man Gelächter und laute Musik. Die Party war im vollen Gange. Es schien witzig zu sein und eine Menge Alkohol zu fließen. Durch seinen Widerstand den er mir bot, machte ich einen Satz auf ihn zu und war ihm nun so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. „Ich habe keine Ahnung, wer du bist und was du hier zu suchen hast. Aus irgendeinem mir nicht erklärbaren Grund muss Tala dich ja eingeladen haben, aber glaube mir eins-!“ Er kam mir nun mit seinem Gesicht gefährlich nah und uns trennten nur noch wenige Zentimeter voneinander. Mir wurde schwindelig aber versuchte seinem Blick standzuhalten. „Ich werde dich keine Sekunde aus den Augen lassen und dich nachher höchst persönlich nach draußen begleiten!“ „Soll das eine Drohung sein?“ Fordernd sah ich ihn an, was Kai zunächst zu irritieren schien, doch dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. „Ja. Soll es. Und die solltest du lieber Ernst nehmen!“ Mit diesen Worten zerrte er mich die Treppe runter und durch den ganzen Flur. Scheinbar belustigt kam uns Tala entgegen und grinste. „Wo kommt ihr zwei denn her?“ Er reichte mir scheinbar selbstverständlich ein Sektglas. „Belästigt Kai dich etwas?“ Sein Blick wanderte zu meinem Handgelenk und Kai ließ endlich los. „Tala, wer ist die Kleine?“ Kai zog sich seine Krawatte zurecht und deutete mit einer abfälligen Kopfbewegung in meine Richtung. Was bildete der sich eigentlich ein. „Mein Name ist Jane und ich habe eine Einladung erhalten, also werde ich auch gebührend Herr Ivanows Geburtstag feiern. Ob Sie wollen oder nicht! Sollen wir?“ Mutig hielt ich Tala meinen Arm hin, der ihn prompt ergriff und amüsiert zu Kai blickte. Kai starrte mich wütend an und ballte seine Hände zu Fäusten. Schnell ging ich mit Tala in den großen Raum, in dem alsbald die Torte vom Geburtstagskind angeschnitten werden sollte. Hatte ich das gerade wirklich getan? Ich hatte so wacklige Knie wie noch nie in meinem Leben zuvor. Woher kam nur dieser Mut. Wie viel war ich bereit für diese Story zu riskieren? Die Story meines Lebens. Der Saal war riesig und durch prachtvolle Kronleuchter hell erleuchtet. Viele Gäste tummelten sich zusammen und hielten ihre Gläser in den Händen. Plötzlich ertönte das Geburtstagslied und ein Wagen mit einer riesigen Torte wurde in den Saal gefahren. Tala löste sich sanft aus meinem Griff und grinste mich breit an. „Ich glaube, ich werde zum Kerzen auspusten gebraucht!“ Er zwinkerte mir noch zu und wandte sich dann an seine Gäste, um eine ergreifende Rede über das letzte Jahr zu halten. Plötzlich spürte ich eine angenehme Wärme an meinem Ohr und erkannte sofort den Geruch, der mir in die Nase stieg. „Ich habe dich im Blick. Egal, was du im Schilde führst, ich werde es herausfinden!“ Ich wagte nicht mich umzudrehen, und Kai der mir diese Drohung ins Ohr flüsterte, anzusehen. Er stieß mich leicht zur Seite, als er an mir vorbei ging, um sich das Spektakel des Geburtstagskindes aus der Nähe anzusehen. Die Kerzen wurden ausgepustet, die Torte angeschnitten und die Party begann ihren Höhepunkt zu bekommen. Alle tanzten und feierten ausgelassen. Und ich? Ich wurde die ganze Zeit beobachtet und konnte mich nicht vom Fleck bewegen. Das war so unfair. Zügig kippte ich den letzten Schluck meines Sekts runter und blickte durch den Raum. Kais Augen waren auf mich fixiert und ich rollte genervt mit den Augen. Tala näherte sich mir und stellte sich neben mich. „Kai lässt dich ja gar nicht aus den Augen, Jane!“ Schmunzelnd sah er mich an. Ja wenn du wüsstest warum. Hatte Kai mich etwa durchschaut? Er konnte doch nichts von dem ahnen, was ich vorhatte, oder etwa doch? „Ich sag ihm, er soll dich zum tanzen auffordern, wenn er dich schon so anstarrt!“ Bevor ich widersprechen konnte, entfernte sich Tala von mir und schritt durch die Menge zu Kai. Ein kurzes Gespräch, eine abfällige Bewegung Kais in meine Richtung und einen Moment später, kam er auf mich zugelaufen. Ich spürte die Spannung zwischen uns, die mit jedem seiner Schritte größer wurde. Panisch blickte ich mich um, und überlegte mir einen Schlachtplan, um wegzukommen aber es war zu spät. „Ich nehme an, du bist nicht sonderlich begabt im tanzen aber dennoch werde ich Tala diesen Gefallen tun und mir diesen Kindergarten hier antun!“ Er lockerte sich die Krawatte und griff nach meiner Hand. Was bildete der sich eigentlich ein? „Kindergarten? Der Einzige der hier einen Kindergarten veranstaltet bist du!“ Ich leistete leichten Widerstand, jedoch erfolglos. Er zog mich unsanft auf die Tanzfläche und begann, mich in eine Drehung zu verwickeln. Mit einem Ruck zog er mich wieder an sich. „Und im Übrigen, ist es lächerlich zu glauben, dass ich etwas im Schilde führe! Haben sie etwas Angst vor mir? Verheimlichen sie etwas?“ Ich spürte einen leichten Druck seiner Hand auf meinem Rücken. Er beugte sich runter und seine Wärme umgab mich. Ich muss aufhören, dass gut zu finden. Ich spürte seine harte Brust an meinem Körper. „Ich habe keine Angst, doch bin ich gerne vorbereitet!“ Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen, ehe er meine Hüfte packte und mich von sich stieß. Mit dieser Bewegung hatte ich nicht gerechnet, sodass ich fast stolperte und hinfiel. Das hatte er doch mit Absicht gemacht. Erneut zog er mich an sich und beugte mich tief nach hinten. „Außerdem frage ich mich, was so kleine Mädchen auf einer Erwachsenenparty zu suchen haben! Gehörst du nicht längst ins Bett?“ Kleine Mädchen? Mutwillig, aber nach Tollpatschigkeit aussehend, stieß ich meinen Absatz auf seinen Fuß. Er verzog schmerzhaft das Gesicht und festigte seinen Griff um meine Hände, um mich einer weiteren Drehung auszusetzen. Grimmig sah ich ihn an, als ich mich wieder an seinen Körper befand. Meine Hand lag schließlich an seinem Oberarm, dieser sich warm und pulsierend anfühlte. Sein Griff lockerte sich etwas und es schien, als verliere er langsam die Lust daran, mich wie eine Puppe durch die Luft zu wirbeln. Sanft drückte er mich an seinen Körper und mir wurde schwindelig. „Hör mal...!“, begann er und beugte sich zu mir runter. Er wollte die Strategie ändern. Versuchte er etwa die Machotour, um irgendetwas aus mir herauszufinden. Das lasse ich ihm nicht durchgehen. Mit aller Gewalt stieß ich mich von ihm ab. Dummerweise hatte ich die Rechnung ohne meine hohen Schuhe gemacht. Ich verlor den Halt, stolperte einige Schritte nach hinten und landete mit einem lauten Aufschrei im Buffet. Mitten rein in einen bereits abgestellten, aber immer noch flüssigen Schokobrunnen. Mit einem lauten Krachen und Scheppern fielen ich und einige Sachen des Buffets auf den Boden. Die kalte Schokosoße übergoss sich auf meinen Körper und klebte mich regelrecht auf dem Boden fest. Da lag ich nun und starrte die Decke an... Kapitel 5: Duschen mit Hindernissen ----------------------------------- Stille. Vollkommene Stille. Ein Glas fiel klirrend vom halb umgerissenen Buffettisch, in dessen ich rücklings reingefallen war. Wieso? Wieso nur? Das konnte doch nicht sein. Wie konnte ich so dermaßen ungeschickt sein und damit alles aufs Spiel setzen? Ich ärgerte mich so sehr über mich selber, dass mir die Zornesröte ins Gesicht stieg. Wissend, dass wahrscheinlich alle Gäste mich anstarrten, zögerte ich, mich aufzuraffen. Ich hörte Schritte die immer näher kamen. Langsam richtete ich mich auf und stütze mich mit den Handflächen ab. Es war Tala, der schnellen Schrittes durch die Menge zu mir eilte und mich unter den Armen packte und nach oben hievte. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Er hob sachte mein Kinn mit seinem Zeigefinger an und blickte mich besorgt an. Leicht benommen sah ich meinem Gegenüber in die Augen und nickte. „ Ja, ja ich glaube schon!“ Alle blickten mich an und wagten nicht, irgendetwas zu sagen oder sich in Bewegung zu setzen, um mir zu helfen. „Wie ist das passiert?“, hakte Tala nach. „ Spielt das eine Rolle?“ Ich wandte mich von ihm ab und rannte aus dem Raum. Keiner sollte mitbekommen, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten. Etwas peinlicheres konnte einem nicht passieren. Ich bin wirklich zu nichts zu gebrauchen. Erst erwischt Kai mich mitten in meiner Recherche, dann lässt dieser Typ mich vollkommen auflaufen und ich hatte beschlossen Bekanntschaft mit warmer Schokolade zu machen. Die mir immer noch den Rücken runter lief und zu Boden tropfte. Kai war Profi. Soviel stand fest. Um mich blickend suchte ich nach der Garderobe, um mir einen beliebigen Mantel zu 'borgen' und mich davon zu stehlen. „Hey warte doch mal!“ Schritte näherten sich mir, aber ich wollte mich nicht umdrehen. Ich wollte mich so wenig wie möglich bewegen, denn alles klebte und fing langsam an, fester zu werden. Oh bitte lass es nicht Kai sein, der mich dazu anhielt, stehen zu bleiben. Aber nein, es war Tala der sich nun vor meinen Körper schob und mich ansah. „So kannst du doch nicht vor die Tür gehen! Du-!“ Grimmig schnitt ich ihm das Wort ab. „Wieso nicht? Sieht doch super aus. Ich bleibe keine Sekunde länger in diesem Irrenhaus hier!“ Meine Stimme hallte durch den prunkvollen Flur und gleich darauf schämte ich mich für diese Worte und schnellte meine Hände vor den Mund. „ Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein. Ich wollte nicht – Nur Kai, dieser Idiot. Ich meinte Mr. Hiwatari, er-!“ Unbeholfen fuchtelte ich mit den Armen rum, aber es half nichts. Mein Gegenüber legte ein Schmunzeln auf seine Lippen und beäugte mich von oben. Rote Strähnen verirrten sich in seinem Gesicht. Amüsierte er sich etwa? Sind denn hier alle verrückt in diesem Haus? „Wenn du dann jetzt fertig bist, folge mir. Ich gebe dir Handtücher und frische Sachen. Nach einer Dusche fühlst du dich sicher besser! Nun komm schon!“ Tala drehte mich mit einer geschickten Handbewegung Richtung Treppe und schob mich sachte auf diese zu, ehe ich protestieren konnte. Wir gingen die lange geschwungene Treppe hoch in den ersten Stock. Dort kannte ich mich ja bereits bestens aus. Nicht, dass Kai gleich hinter mir steht und mich auf Schritt und Tritt verfolgen würde, nur um zu überprüfen, dass ich keine krummen Dinger drehte. Wo steckte er überhaupt? War er sich zu fein dafür, mir zu helfen? Obwohl er für alles verantwortlich war? Er hätte auch einfach fernbleiben können und mich in Ruhe arbeiten lassen können, dann wäre das alles nicht passiert. Schweigend liefen Tala und ich nebeneinander her. Mit einer leichten Geste deutete er auf das Zimmer am Ende des Flurs. „Mach dich in Ruhe fertig. Ich werde jemanden schicken, der dich mit frischen Sachen versorgen soll.!“ „Wieso machen Sie das? Ich bin eine Fremde Person und sie lassen mich einfach so hier duschen?“ Ich senkte den Blick, fast so, als wäre Duschen etwas kriminelles. Wegen Kai fand ich mittlerweile alles bedenklich, was ich hier in diesem Haus tat. Kein Wunder, dass ich total eingeschüchtert bin und mich noch nicht mal traue, ein Angebot der Sauberkeit entgegen zu nehmen. Dieser -. „Jane, so war doch dein Name. Meine Party ist dir nicht bekommen. Irgendwas ist schief gelaufen und ich möchte dennoch, dass meine Gäste zufrieden nach Hause gehen. Deswegen, dusche und mache dich frisch so lange wie es nötig ist! Bitte sag mir Bescheid, wenn du noch irgendwas brauchen solltest, ja?“ Mit einem Lächeln im Gesicht öffnete er die Tür zum Badezimmer. „Eigentlich hätte Kai das übernehmen müssen!“,säuselte ich und schob mich an ihm vorbei ins Badezimmer. „Wie bitte?“, fragend blickte Tala mich an, senkte dann aber den Blick. „Nimm es ihm nicht übel. Die Zeit wird kommen, wo auch er es lernen wird, sich zu entschuldigen!“ Er zog die Tür hinter sich zu und überließ mich mir selber. Das Badezimmer war riesig. Helle Kacheln zierten die Wände, die mit goldenem Rand verziert waren. Auf den Bodenfliesen konnte man sich regelrecht spiegeln. Schön warm war es hier auch. Trotzdem machte sich ein Unbehagen in mir breit. Ich wollte mich keine Minute länger hier aufhalten und schon stand ich ihm Badezimmer meines Erzfeindes. Ja Erzfeind. Ab heute nannte ich Kai nur noch so. Was bildete sich dieser Widerling eigentlich ein, mich dermaßen zu verfolgen und vor aller Welt bloßzustellen? Ich blickte in den großen Spiegel der prunkvoll beleuchtet war. Ich sah schrecklich aus. Überall klebte Schokolade an meinen Haaren, an meinem Gesicht, sowie am Rest meines Körpers. Demütigend. Es klopfte und erschrocken fuhr ich herum. Eine Haushälterin steckte ihren Kopf durch die geöffnete Tür. „Ich bringe ihnen frische Sachen. Ich wusste ihre Größe nicht, ich hoffe sie passt ihnen. Entschuldigung, dass wir nichts Passenderes haben. Dies ist eine der Uniformen der weiblichen Mitarbeiter in Mister Hiwataris Firma. Bitte missbrauchen sie den Namen nicht und bringen die Uniform zurück, sonst bekomme ich einen mächtigen Ärger!“ Die etwas rundliche, ältere Dame trat vorsichtig ein und legte die Sachen auf das frische Handtuch, welches bereit lag, um benutzt zu werden. „Danke... das ist sehr lieb von ihnen. Ich werde die Sachen nach deren Reinigung zurückbringen!“ Ich schenkte ihr ein kurzes Lächeln, welches sie erwiderte, ehe sie das Badezimmer wieder verließ. Das warme Wasser tat gut auf meiner verklebten Haut. Die Schokolade war schwer abzubekommen. Dieses Badezimmer war sehr Hotelmäßig ausgestattet. Ständer mit Seife und Haarshampoo hingen in der Dusche, sowie Duschhauben, eingepackte Handseifen und ein klinisch weißer Bademantel, der sich an der Tür befand. Das war sicher eines der Gästebadezimmer und nicht das private Badezimmer von Mister Hiwatari. Die Zeit schien stillzustehen. Wie lange ich wohl in diesem Badezimmer verbrachte? Ich beäugte nach dem Duschen, die sogenannte Uniform und streifte sie über. Eine dunkelblaue Hose, eine weiße Bluse mit dem Logo von wahrscheinlich Kais Firma und dazu passende Schuhe. Musste man das alles anziehen, wenn man beim größten Widerling der Geschichte arbeiten wollte? Achselzuckend verließ ich das Badezimmer, welches sich in eine Dampfwolke verwandelt hatte. Meine Haare die ich vorher mit dem Hotelföhn trocken föhnte, band ich zu einem Zopf zusammen, der über meine Schulter baumelte. Nicht zu bändigen die lange Mähne, aber abschneiden wollte ich sie nicht. Dafür hatte es zu lange gedauert, dass sie so lang waren. Ich war leider nicht mit dem Glück ausgestattet, schnell wachsende Haare zu besitzen. Die Schokoladensachen meinerseits ließ ich einfach an Ort und Stelle zurück. Sauber würde ich sie ohnehin nicht bekommen. Sollte Mister Hiwatari diese doch entsorgen. Mit einem Schmunzeln machte ich mich auf nach unten. Komischerweise war im Erdgeschoss alles still. War die Party etwa schon zu ende? Ich lugte von oben durch das Treppengeländer hinunter in die große Halle, konnte aber nichts erkennen. Es brannte überall Licht aber niemand war zu sehen oder zu hören. Bei mir machte sich ein alarmierendes Bauchgefühl breit, welches mir sagte, dass ich schnell verschwinden sollte. Leise schlich ich weiter die Treppe herunter und hatte den Ausgang schon anvisiert, da packte mich plötzlich eine starke Hand am Oberarm und zog mich in den neben gelegenen Garderobenraum. „Tala, was soll denn das?“, stieß ich wütend hervor, als ich in die Augen des Rothaarigen blickte. „Jane, es ist nicht sicher hier! Du musst verschwinden!“ Suchend blickte er sich in dem kleinen Raum um. Viele Jacken waren hier noch an den Garderobenstangen aufgehangen. An dem großen, goldenen Spiegel der an der Wand hing, um den Raum größer erscheinen zu lassen, klebte ein Zettel mit einer Telefonnummer. „Sergei wird gleich hier sein und dich nach Hause bringen und zu deiner Sicherheit verlierst du kein Wort über diesen Abend!“ Er stand dicht vor mir und legte seine Hände auf meine Schultern und übte leichten Druck aus. Sein Körper war erhitzt und sein Atem unruhig. „Tala, was ist denn hier los? Wieso hältst du mich hier fest! Ich werde jetzt nach Hause gehen! Auch ohne einen fremden Sergei! Das ist ja wohl die Höhe!“ Unsanft stieß ich seine Hände weg und öffnete mit einem Ruck die Tür. Mit lautem Gepolter trat ich hinaus und wütete noch vor mich hin. „Jane nicht!“ Talas verzweifelte Stimme ließ mich stocken und ehe ich was erwidern konnte, hörte ich einen lauten Knall aus dem Festsaal. War das etwa ein Schuss? Vor Schreck schrie ich auf und hielt mir die Ohren zu. Männer kamen aus dem Saal gestürmt und blieben erstarrt stehen, als sie mich sahen. Sie sahen gefährlich aus. Mein Magen zog sich zusammen. „Ah sieh mal einer an! Einer eurer Spione, ja? Ein bisschen jung, um für euch zu arbeiten, was?“ Einer der Männer lief ein paar Schritte auf mich zu und grinste dabei breit. Tala stellte sich vor mich. „Lass sie in Ruhe. Sie hat nichts mit der Sache zu tun!“ Mein Herz klopfte wie wild und meine Beine wurden weich wie Wackelpudding. Was war hier los? Wer waren diese Typen? Meine Angst stieg ins unermessliche. Auch Tala war sichtlich angespannt, baute sich weiter schützend vor mich auf. Ich sah seinen breiten Rücken an und versuchte sowas wie Sicherheit zu verspüren. Jedoch vergebens. „Tala, was ist hier los! Was macht sie noch hier, verfluchte Scheiße!“ Kai kam ebenfalls aus dem Festsaal und sah sichtlich angeschlagen aus. Er hielt sich die linke Schulter. Auf dem Hemd war Blut zu erkennen. „Kai!“, Talas Stimme klang besorgt. „Eure kleine Freundin hat zu viel gesehen! Ich hoffe, sie hat einen guten Grund dazu hier zu sein!“ Der beängstigende Typ kam weiter auf mich zugelaufen, sein Grinsen immer breiter werdend. „Sergei, bring Jane hier weg!“, zischte Tala über seine Schulter zu Sergei, der hinter uns stand. „Jawohl!“ Ohne ein weiteres Wort an mich zu richten, packte Sergei mich am Handgelenk und eilte mit mir schnellen Schrittes nach draußen. Eine Limousine stand bereit, in dieser er mich beförderte, die Türen verriegelte und mit quietschenden Reifen davon fuhr. Kapitel 6: Die eine Nacht ------------------------- 6. Die Dunkelheit der Nacht umhüllte die schwarze Limousine. Nur die Scheinwerfer legten ihr Licht auf die Straße und zeigten den Weg. Der Fahrer schien den Weg zu mir nach Hause bestens zu kennen, denn er brauchte kein Navi, als ich ihm die Ortschaft und den Straßennamen mitteilte. Was war da nur gerade passiert? Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. Regen hatte eingesetzt und erschwerte mir die Sicht nach draußen. „Was war da gerade eben los? Was ist mit dem Mistke- Herr Hiwatari passiert?“ Mit zusammen gekniffenen Blick wandte ich meinen Kopf in Richtung von Sergej, dieser sich nichts anmerken ließ. „Wovon habe ich zu viel gesehen und was waren das für komische Typen? Mit was für Typen hat Kai denn zu tun?“ Meine Stimme begann zu beben. Ich weiß nicht, ob es der Schock war, der mir noch in den Gliedern steckte oder einfach nur Wut. Wut über diese Unwissenheit. Über diesen Zustand nicht aufgeklärt zu werden und Fragen über Fragen im Kopf herumschwirren zu haben, auf die man sowieso keine Antworten bekommen würde. Hatte Kai geblutet? Mit was für Typen hat er Kontakt? Sergej warf kurz seinen Kopf in den Nacken, um ein Knacken der Wirbel hervorzurufen und blickte dann wieder auf die Straße. „Miss, wie viele Sachen haben sie in ihrer Wohnung? Was meinen sie, wie lange es dauern wird, das Nötigste einzupacken!“ Wie bitte? Sachen einpacken? Wofür? „Was für Sachen? Was meinen sie damit?“ Mein Magen verkrampfte sich. Er wollte mich entführen oder? Oder aus dem Weg schaffen, da ich irgendwas gesehen habe, was ich hätte nicht sehen sollen? „Lassen sie mich sofort hier raus! Halten sie an!!!“ Ich hämmerte gegen die Beifahrertür, wohl wissend, dass diese sicher nicht geöffnet werden würde und schon gar nicht, während der Fahrt. „Sergej, ich will hier raus! Ich habe nichts gesehen und ich will auch nichts mehr mit euch allen zu tun haben. Ich bin nie dort gewesen! Ich habe ein Alibi, wenn die Polizei mich befragen sollte, ich schwöre ich war nicht da!“ Flehend blickte ich ihn an, jedoch wurde mein Blick nicht erwidert. Stattdessen steckte er sich ein Headset in sein Ohr und wählte über den Bordcomputer des Autos eine Nummer. „Sir, wir haben hier ein Problem!“ Eine lange Pause. Eine Pause die mir unendlich erschien. Diese endete schlagartig, mit den Worten Sergejs. „In Ordnung Sir!“ Er beendete das Gespräch und beschleunigte das Auto so, dass ich in den Rücksitz fiel. „Aber was-!“ Ok Jane, gleich bist du zuhause und sobald du deine Wohnung erreicht hast, wirst du dich dort verbarrikadieren und nie wieder raus kommen. Sollen sie doch alle gucken, was sie davon haben. Entführen lass ich mich nicht. Ich bin da zu jung für. Außerdem Single. Es gibt niemanden der Ambitionen hätte, mich retten zu wollen, aber eines wusste ich sicher, ich würde die Finger davon lassen, einen Artikel über diesen Mistkerl zu schreiben. Niemals wieder würde ich auch nur seinen Namen nennen wollen. Das war mir zu heiß. Kurzzeitig überlegte ich sogar, das Land verlassen zu wollen, aber wo kein Geld, da auch kein Land verlassen. Doch eine Frage stellte sich mir. War ich wirklich in Gefahr? Und wer sind in diesem Spiel die Bösen? Kai und Tala oder diese Typen. Man wird doch nicht einfach aus Spaß angeschossen. Ich schloss seufzend meine Augen. Hoffentlich hatte die alte Schreckschraube, die sich Nachbarin nannte, nicht wieder die Tür geschlossen und ich konnte in meine Wohnung. Minuten später, die sich wie Stunden anfühlten, bog Sergej in die Straße ein, in der mein Haus stand. Es lag still und dunkel da. Kein Licht brannte. Jedoch stand die Schreckschraube draußen vor der Tür, mit einem Regenschirm in der Hand und einem großen blauen Sack. Sergej hielt den Wagen einige Meter von ihr entfernt an und stieg aus. Ich drückte ebenfalls den Türgriff nach unten, um aussteigen zu können, jedoch war der Wagen abgeschlossen. Sein Ernst? Mein Herzschlag begann schneller zu klopfen und die Zornesröte stieg mir ins Gesicht. Oder war es Angst ? Vollkommen egal, ich musste hier raus. Sergej lief zu der alten Hexe und sie begannen sich zu unterhalten, dabei öffnete sie den Sack, den sie bei sich trug und ließ Sergej hineinsehen. Dieser nickte nur, band ihn zu und warf ihn sich über die Schulter. Derweil fummelte ich an allen möglichen Knöpfen und Griffen im Auto, um aus diesem Wagen kommen zu können. Tatsächlich hatte ich es geschafft, mein Fenster zu öffnen und kletterte in umständlicher Art und Weise aus dem Fenster, um schließlich wie ein nasser Sack auf dem Boden zu landen. Wutentbrannt lief ich zu den Beiden hinüber. „Was ist hier los? Was fällt ihnen ein, mich im Auto festzuhalten und sich dann noch mit meiner Nachbarin auszutauschen!!!“ Ich trat in den nassen Kies auf der Erde, um meinen Gefühlen mehr Ausdruck zu verleihen. „Miss, sie können nicht hierbleiben! Gehen sie wieder in den Wagen!“ Sergej wollte mich mit einer Handbewegung zum gehen bewegen, doch ich schlug sie weg. „Ich gehe nirgendwohin außer in meine Wohnung. Einen schönen Gruß an ihre gestörten Arbeitgeber! Ich komme nirgends mit!“ „Du kannst hier nicht mehr wohnen Kindchen! Das Haus ist ab heute unbewohnbar! Das hier sind deine Sachen, die ich retten konnte!“ Die alte Damen, die sich vor Fremden wohl als nett behaupten wollte, wies mit ihrem Blick auf den Sack in Sergejs Händen. „Was, aber...aber!“ Meine Knie wurden weich und ich merkte, wie sie nachließen und mich zu Boden zwangen. Heiße Tränen bildeten sich in meinen Augen. „Ach Kindchen...!“ Eine warme Hand streichelte meinen Kopf. „Sergej, passen sie gut auf sie auf! Herr Ivanow und Herr Hiwatari würde es gar nicht gefallen, wenn ihr was zustoßen würde!“ Ich konnte die Worte der alten Dame nicht fassen. Sie tat ja fast so, als würde sie mich kennen und Kai und Tala auch. „Sie haben gute Dienste geleistet, aber jetzt sind wir dran!“, entgegnete ihr Sergej. Ich verstand gar nichts mehr, fühlte mich jedoch wie benommen und war zu schwach um mich zu wehren, als Sergej mich an meinem Arm hochzog. „Wir müssen los!“ Los? Wohin denn nur? Nein. Ich riss mich los. Meine Klamotten waren vom Regen schon total durchnässt, aber das war mir egal. Diese Sache musste ein Missverständnis sein und ich wollte sie geklärt wissen. „Ich will erst mit Tala reden, sonst gehe ich nirgendwohin!“ Sergej beäugte mich von oben herab. Er schien zu merken, dass es mir Ernst war, denn er zückte sein Handy und rief jemanden an. Er nuschelte was auf russisch und legte auf. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf das Auto. „Steig ein! Die Herrschaften kommen!“ Es dauerte keine Viertelstunde, da fuhr eine zweite Limousine vor und hielt neben der meinen. Schnell stieg ich aus und hämmerte gegen die Tür mir gegenüber. Die Tür auf der anderen Seite des Wagens wurde geöffnet und Tala stieg aus. Der Regen durchnässte in Sekunden sein weißes Hemd. „Tala, was ist hier los?“ Ich kam auf ihn zugestürmt und versuchte mich vor ihm aufzubauen. Sein Blick ruhte auf mir. Er wirkte müde und erschöpft. „Wieso seid ihr noch hier Sergej?“ Er ignorierte mich ? War das sein Ernst? Sergej, der mittlerweile auch aus dem Auto ausgestiegen war, kam zu uns rübergelaufen. „Ich werde nicht fürs Babysitten bezahlt! Oder dafür, eine Person gegen ihrne Willen-!“ „Eine Person gegen ihren Willen was?“ Talas Stimme wurde zornig und er knickte einen Stein, der vor ihm auf dem Boden lag, mit der Schuhspitze von sich weg. Seine Hände befanden sich locker in seinen Hosentaschen und er bewegte sich einen Schritt auf mich zu, ließ dabei seinen Angestellten, der offenbar mist gebaut hatte, aber nicht aus den Augen. „Für das was wir dir zahlen, ist das ja wohl nicht zu viel verlangt!“ „Jawohl, Sir!“ „Es ist zu ihrem Schutz. Es war ganz klar abgemacht, was zu tun ist! Du fährst hierhin, holst ihre Sachen, verhältst dich unauffällig und fährst zum Treffpunkt! Was war daran jetzt so schwer!“ Tala sprach leise, aber dennoch sehr bestimmt. Selbst ich fühlte mich nach der Ansprache schlecht und senkte den Blick. „Sie!“ Sergej schubste mich leicht nach vorne und ich kam an Talas harter Brust zum stehen. Dieser schob mich sachte zurück. Das Regenwasser lief ihm über die Haare und über das Gesicht. „Tala, ich... ich will doch nur nach Hause! Bitte, ich habe auch nichts gesehen! Ehrlich!“ „Ach Jane...!“ Sanft legte er seine Hände auf meine Schultern und es kam mir fast schon vertraut vor. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Wie zärtlich er meinen Namen sagte, löste etwas in mir aus, was ich nicht beschreiben konnte. „Tala!“ Die alte Dame hatte sich ihm von hinten genähert und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden sie hier sein! Geht!“ Ein Traum. Das konnte nur ein echt schlechter Traum sein. Die Bedeutung hiervon würde ich später gerne im Internet recherchieren, aber jetzt wollte ich gerne wieder aufwachen. Die beiden kennen sich doch. Wieso kennt meine Nachbarin, diese miesepetrige alte Dame, Tala? Und wieso wusste hier anscheinend jeder was los war, außer mir. Tala wandte sich mir zu und nahm meine Hand. „Jane, du musst mir jetzt einfach vertrauen und mit mir kommen, bitte!“ Sein Blick war weich, aber auch standhaft. Er meinte es Ernst. „Ich,...wo ist Kai? Er war verletzt. Wer hat ihm das angetan?“ Stieß ich hervor. „Ich werde dir alles erklären, aber nur, wenn du jetzt mitkommst!“ Tala öffnete die Tür des Wagens und forderte mich mit einer Handbewegung auf, einzusteigen. Und ich tat es. Es fröstelte mich, als ich die Augen öffnete. Das beruhigende Schaukeln des Autos hatte aufgehört, da es offenbar zum stillstand gekommen war. Müde blickte ich umher. Die Sonne ging langsam auf und begann den Regen von letzter Nacht zu trocknen. „Hey, wir sind da!“ Ich fuhr hoch. Tala blickte mich an. „Du solltest dich jetzt frisch machen und noch eine Runde schlafen! Nicht, dass du krank wirst!“ „Tala, ich-!“ „Keine Fragen mehr für heute!“, unterbrach er mich und stieg aus. Mir war furchtbar kalt und meine Klamotten fühlten sich feucht und klamm an. Kein Wunder bei dem Wetter der letzten Nacht. Halsschmerzen hatte ich tatsächlich auch. Ich konnte doch jetzt nicht krank werden und was war mit meiner Arbeit. Ich werde gekündigt, wenn ich nicht pünktlich bei der Arbeit erscheine. „Tala, warte mal!“ Hastig stieg ich aus und lief um das Auto herum. Oh man. Mein Blick schweifte ab und blieb an der riesigen Villa hängen, die sich mir bot. Tala steuerte den Eingang direkt an. War das denn die Möglichkeit? Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus und folgte dem Rothaarigen ins Innere. „Dein neues Zuhause. Gefällt es dir?“, grinsend sah er mich an. Die Empfangshalle war riesig. Ich war überwältigt. „Mein neues was?“ „Zuhause. Hier wirst du wohnen!“ Er ging weiter. „Stop Tala. Mein Job. Was ist mit meinen Job? Ich werde gekündigt, wenn ich nicht-!“ Er blieb stehen. „Deine Kündigung ist bereits raus! Du wirst da nicht mehr arbeiten!“ Wie angewurzelt blieb ich stehen. Woher wusste er, wo ich arbeite? Wie kam er dazu, so über mein Leben zu entscheiden. Wo ich wohne. Wann ich meinen Job kündige. „HEY!“ Mit dem Fuß aufstampfend machte ich auf mich in aller Deutlichkeit aufmerksam. Belustigt sah er mich an. „Ihr könnt doch nicht einfach so über mein Leben bestimmen. Woher wisst ihr, wo ich wohne. Wer meine Nachbarin ist und wo ich arbeite? Was soll das Ganze? Ihr wollt mich nicht beschützen. Ihr seid die Bösen!!! Ich bin nicht von vorgestern. Ich weiß genau, was ihr für Geschäfte treibt! Ich habe Kai gesehen, in einer Bar und-!“ Ich war völlig aus der Puste, so laut hatte ich gebrüllt. Ich war außer mir, den Tränen nahe. „Und was?“ Erschrocken fuhr ich rum und traute meinen Augen nicht. Kai. Er kam die Treppe runtergelaufen. An seinem Arm zeichnete sich ein Verband ab. Ich hatte Recht gehabt. Er war verletzt. „Du weißt also über unsere Geschäfte bescheid ja?“ Er hatte ein Glas mit klarer Flüssigkeit in der Hand und nahm einen Schluck daraus. Er näherte sich mir und mir gefiel das ganz und gar nicht. Ein kalter Schauer lief mir meinen Rücken runter und mein Puls beschleunigte sich. „Arme kleine Jane!“ Ganz dicht vor mir kam er zum stehen und sah mir in die Augen. „Weißt du denn nicht, dass du bereits Teil unserer Geschäfte geworden bist!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)