Die Liebe kennt keine Anleitung von Mizutani_Lady ================================================================================ Kapitel 6: Die eine Nacht ------------------------- 6. Die Dunkelheit der Nacht umhüllte die schwarze Limousine. Nur die Scheinwerfer legten ihr Licht auf die Straße und zeigten den Weg. Der Fahrer schien den Weg zu mir nach Hause bestens zu kennen, denn er brauchte kein Navi, als ich ihm die Ortschaft und den Straßennamen mitteilte. Was war da nur gerade passiert? Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. Regen hatte eingesetzt und erschwerte mir die Sicht nach draußen. „Was war da gerade eben los? Was ist mit dem Mistke- Herr Hiwatari passiert?“ Mit zusammen gekniffenen Blick wandte ich meinen Kopf in Richtung von Sergej, dieser sich nichts anmerken ließ. „Wovon habe ich zu viel gesehen und was waren das für komische Typen? Mit was für Typen hat Kai denn zu tun?“ Meine Stimme begann zu beben. Ich weiß nicht, ob es der Schock war, der mir noch in den Gliedern steckte oder einfach nur Wut. Wut über diese Unwissenheit. Über diesen Zustand nicht aufgeklärt zu werden und Fragen über Fragen im Kopf herumschwirren zu haben, auf die man sowieso keine Antworten bekommen würde. Hatte Kai geblutet? Mit was für Typen hat er Kontakt? Sergej warf kurz seinen Kopf in den Nacken, um ein Knacken der Wirbel hervorzurufen und blickte dann wieder auf die Straße. „Miss, wie viele Sachen haben sie in ihrer Wohnung? Was meinen sie, wie lange es dauern wird, das Nötigste einzupacken!“ Wie bitte? Sachen einpacken? Wofür? „Was für Sachen? Was meinen sie damit?“ Mein Magen verkrampfte sich. Er wollte mich entführen oder? Oder aus dem Weg schaffen, da ich irgendwas gesehen habe, was ich hätte nicht sehen sollen? „Lassen sie mich sofort hier raus! Halten sie an!!!“ Ich hämmerte gegen die Beifahrertür, wohl wissend, dass diese sicher nicht geöffnet werden würde und schon gar nicht, während der Fahrt. „Sergej, ich will hier raus! Ich habe nichts gesehen und ich will auch nichts mehr mit euch allen zu tun haben. Ich bin nie dort gewesen! Ich habe ein Alibi, wenn die Polizei mich befragen sollte, ich schwöre ich war nicht da!“ Flehend blickte ich ihn an, jedoch wurde mein Blick nicht erwidert. Stattdessen steckte er sich ein Headset in sein Ohr und wählte über den Bordcomputer des Autos eine Nummer. „Sir, wir haben hier ein Problem!“ Eine lange Pause. Eine Pause die mir unendlich erschien. Diese endete schlagartig, mit den Worten Sergejs. „In Ordnung Sir!“ Er beendete das Gespräch und beschleunigte das Auto so, dass ich in den Rücksitz fiel. „Aber was-!“ Ok Jane, gleich bist du zuhause und sobald du deine Wohnung erreicht hast, wirst du dich dort verbarrikadieren und nie wieder raus kommen. Sollen sie doch alle gucken, was sie davon haben. Entführen lass ich mich nicht. Ich bin da zu jung für. Außerdem Single. Es gibt niemanden der Ambitionen hätte, mich retten zu wollen, aber eines wusste ich sicher, ich würde die Finger davon lassen, einen Artikel über diesen Mistkerl zu schreiben. Niemals wieder würde ich auch nur seinen Namen nennen wollen. Das war mir zu heiß. Kurzzeitig überlegte ich sogar, das Land verlassen zu wollen, aber wo kein Geld, da auch kein Land verlassen. Doch eine Frage stellte sich mir. War ich wirklich in Gefahr? Und wer sind in diesem Spiel die Bösen? Kai und Tala oder diese Typen. Man wird doch nicht einfach aus Spaß angeschossen. Ich schloss seufzend meine Augen. Hoffentlich hatte die alte Schreckschraube, die sich Nachbarin nannte, nicht wieder die Tür geschlossen und ich konnte in meine Wohnung. Minuten später, die sich wie Stunden anfühlten, bog Sergej in die Straße ein, in der mein Haus stand. Es lag still und dunkel da. Kein Licht brannte. Jedoch stand die Schreckschraube draußen vor der Tür, mit einem Regenschirm in der Hand und einem großen blauen Sack. Sergej hielt den Wagen einige Meter von ihr entfernt an und stieg aus. Ich drückte ebenfalls den Türgriff nach unten, um aussteigen zu können, jedoch war der Wagen abgeschlossen. Sein Ernst? Mein Herzschlag begann schneller zu klopfen und die Zornesröte stieg mir ins Gesicht. Oder war es Angst ? Vollkommen egal, ich musste hier raus. Sergej lief zu der alten Hexe und sie begannen sich zu unterhalten, dabei öffnete sie den Sack, den sie bei sich trug und ließ Sergej hineinsehen. Dieser nickte nur, band ihn zu und warf ihn sich über die Schulter. Derweil fummelte ich an allen möglichen Knöpfen und Griffen im Auto, um aus diesem Wagen kommen zu können. Tatsächlich hatte ich es geschafft, mein Fenster zu öffnen und kletterte in umständlicher Art und Weise aus dem Fenster, um schließlich wie ein nasser Sack auf dem Boden zu landen. Wutentbrannt lief ich zu den Beiden hinüber. „Was ist hier los? Was fällt ihnen ein, mich im Auto festzuhalten und sich dann noch mit meiner Nachbarin auszutauschen!!!“ Ich trat in den nassen Kies auf der Erde, um meinen Gefühlen mehr Ausdruck zu verleihen. „Miss, sie können nicht hierbleiben! Gehen sie wieder in den Wagen!“ Sergej wollte mich mit einer Handbewegung zum gehen bewegen, doch ich schlug sie weg. „Ich gehe nirgendwohin außer in meine Wohnung. Einen schönen Gruß an ihre gestörten Arbeitgeber! Ich komme nirgends mit!“ „Du kannst hier nicht mehr wohnen Kindchen! Das Haus ist ab heute unbewohnbar! Das hier sind deine Sachen, die ich retten konnte!“ Die alte Damen, die sich vor Fremden wohl als nett behaupten wollte, wies mit ihrem Blick auf den Sack in Sergejs Händen. „Was, aber...aber!“ Meine Knie wurden weich und ich merkte, wie sie nachließen und mich zu Boden zwangen. Heiße Tränen bildeten sich in meinen Augen. „Ach Kindchen...!“ Eine warme Hand streichelte meinen Kopf. „Sergej, passen sie gut auf sie auf! Herr Ivanow und Herr Hiwatari würde es gar nicht gefallen, wenn ihr was zustoßen würde!“ Ich konnte die Worte der alten Dame nicht fassen. Sie tat ja fast so, als würde sie mich kennen und Kai und Tala auch. „Sie haben gute Dienste geleistet, aber jetzt sind wir dran!“, entgegnete ihr Sergej. Ich verstand gar nichts mehr, fühlte mich jedoch wie benommen und war zu schwach um mich zu wehren, als Sergej mich an meinem Arm hochzog. „Wir müssen los!“ Los? Wohin denn nur? Nein. Ich riss mich los. Meine Klamotten waren vom Regen schon total durchnässt, aber das war mir egal. Diese Sache musste ein Missverständnis sein und ich wollte sie geklärt wissen. „Ich will erst mit Tala reden, sonst gehe ich nirgendwohin!“ Sergej beäugte mich von oben herab. Er schien zu merken, dass es mir Ernst war, denn er zückte sein Handy und rief jemanden an. Er nuschelte was auf russisch und legte auf. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf das Auto. „Steig ein! Die Herrschaften kommen!“ Es dauerte keine Viertelstunde, da fuhr eine zweite Limousine vor und hielt neben der meinen. Schnell stieg ich aus und hämmerte gegen die Tür mir gegenüber. Die Tür auf der anderen Seite des Wagens wurde geöffnet und Tala stieg aus. Der Regen durchnässte in Sekunden sein weißes Hemd. „Tala, was ist hier los?“ Ich kam auf ihn zugestürmt und versuchte mich vor ihm aufzubauen. Sein Blick ruhte auf mir. Er wirkte müde und erschöpft. „Wieso seid ihr noch hier Sergej?“ Er ignorierte mich ? War das sein Ernst? Sergej, der mittlerweile auch aus dem Auto ausgestiegen war, kam zu uns rübergelaufen. „Ich werde nicht fürs Babysitten bezahlt! Oder dafür, eine Person gegen ihrne Willen-!“ „Eine Person gegen ihren Willen was?“ Talas Stimme wurde zornig und er knickte einen Stein, der vor ihm auf dem Boden lag, mit der Schuhspitze von sich weg. Seine Hände befanden sich locker in seinen Hosentaschen und er bewegte sich einen Schritt auf mich zu, ließ dabei seinen Angestellten, der offenbar mist gebaut hatte, aber nicht aus den Augen. „Für das was wir dir zahlen, ist das ja wohl nicht zu viel verlangt!“ „Jawohl, Sir!“ „Es ist zu ihrem Schutz. Es war ganz klar abgemacht, was zu tun ist! Du fährst hierhin, holst ihre Sachen, verhältst dich unauffällig und fährst zum Treffpunkt! Was war daran jetzt so schwer!“ Tala sprach leise, aber dennoch sehr bestimmt. Selbst ich fühlte mich nach der Ansprache schlecht und senkte den Blick. „Sie!“ Sergej schubste mich leicht nach vorne und ich kam an Talas harter Brust zum stehen. Dieser schob mich sachte zurück. Das Regenwasser lief ihm über die Haare und über das Gesicht. „Tala, ich... ich will doch nur nach Hause! Bitte, ich habe auch nichts gesehen! Ehrlich!“ „Ach Jane...!“ Sanft legte er seine Hände auf meine Schultern und es kam mir fast schon vertraut vor. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Wie zärtlich er meinen Namen sagte, löste etwas in mir aus, was ich nicht beschreiben konnte. „Tala!“ Die alte Dame hatte sich ihm von hinten genähert und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden sie hier sein! Geht!“ Ein Traum. Das konnte nur ein echt schlechter Traum sein. Die Bedeutung hiervon würde ich später gerne im Internet recherchieren, aber jetzt wollte ich gerne wieder aufwachen. Die beiden kennen sich doch. Wieso kennt meine Nachbarin, diese miesepetrige alte Dame, Tala? Und wieso wusste hier anscheinend jeder was los war, außer mir. Tala wandte sich mir zu und nahm meine Hand. „Jane, du musst mir jetzt einfach vertrauen und mit mir kommen, bitte!“ Sein Blick war weich, aber auch standhaft. Er meinte es Ernst. „Ich,...wo ist Kai? Er war verletzt. Wer hat ihm das angetan?“ Stieß ich hervor. „Ich werde dir alles erklären, aber nur, wenn du jetzt mitkommst!“ Tala öffnete die Tür des Wagens und forderte mich mit einer Handbewegung auf, einzusteigen. Und ich tat es. Es fröstelte mich, als ich die Augen öffnete. Das beruhigende Schaukeln des Autos hatte aufgehört, da es offenbar zum stillstand gekommen war. Müde blickte ich umher. Die Sonne ging langsam auf und begann den Regen von letzter Nacht zu trocknen. „Hey, wir sind da!“ Ich fuhr hoch. Tala blickte mich an. „Du solltest dich jetzt frisch machen und noch eine Runde schlafen! Nicht, dass du krank wirst!“ „Tala, ich-!“ „Keine Fragen mehr für heute!“, unterbrach er mich und stieg aus. Mir war furchtbar kalt und meine Klamotten fühlten sich feucht und klamm an. Kein Wunder bei dem Wetter der letzten Nacht. Halsschmerzen hatte ich tatsächlich auch. Ich konnte doch jetzt nicht krank werden und was war mit meiner Arbeit. Ich werde gekündigt, wenn ich nicht pünktlich bei der Arbeit erscheine. „Tala, warte mal!“ Hastig stieg ich aus und lief um das Auto herum. Oh man. Mein Blick schweifte ab und blieb an der riesigen Villa hängen, die sich mir bot. Tala steuerte den Eingang direkt an. War das denn die Möglichkeit? Ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus und folgte dem Rothaarigen ins Innere. „Dein neues Zuhause. Gefällt es dir?“, grinsend sah er mich an. Die Empfangshalle war riesig. Ich war überwältigt. „Mein neues was?“ „Zuhause. Hier wirst du wohnen!“ Er ging weiter. „Stop Tala. Mein Job. Was ist mit meinen Job? Ich werde gekündigt, wenn ich nicht-!“ Er blieb stehen. „Deine Kündigung ist bereits raus! Du wirst da nicht mehr arbeiten!“ Wie angewurzelt blieb ich stehen. Woher wusste er, wo ich arbeite? Wie kam er dazu, so über mein Leben zu entscheiden. Wo ich wohne. Wann ich meinen Job kündige. „HEY!“ Mit dem Fuß aufstampfend machte ich auf mich in aller Deutlichkeit aufmerksam. Belustigt sah er mich an. „Ihr könnt doch nicht einfach so über mein Leben bestimmen. Woher wisst ihr, wo ich wohne. Wer meine Nachbarin ist und wo ich arbeite? Was soll das Ganze? Ihr wollt mich nicht beschützen. Ihr seid die Bösen!!! Ich bin nicht von vorgestern. Ich weiß genau, was ihr für Geschäfte treibt! Ich habe Kai gesehen, in einer Bar und-!“ Ich war völlig aus der Puste, so laut hatte ich gebrüllt. Ich war außer mir, den Tränen nahe. „Und was?“ Erschrocken fuhr ich rum und traute meinen Augen nicht. Kai. Er kam die Treppe runtergelaufen. An seinem Arm zeichnete sich ein Verband ab. Ich hatte Recht gehabt. Er war verletzt. „Du weißt also über unsere Geschäfte bescheid ja?“ Er hatte ein Glas mit klarer Flüssigkeit in der Hand und nahm einen Schluck daraus. Er näherte sich mir und mir gefiel das ganz und gar nicht. Ein kalter Schauer lief mir meinen Rücken runter und mein Puls beschleunigte sich. „Arme kleine Jane!“ Ganz dicht vor mir kam er zum stehen und sah mir in die Augen. „Weißt du denn nicht, dass du bereits Teil unserer Geschäfte geworden bist!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)