Die Liebe kennt keine Anleitung von Mizutani_Lady ================================================================================ Kapitel 5: Duschen mit Hindernissen ----------------------------------- Stille. Vollkommene Stille. Ein Glas fiel klirrend vom halb umgerissenen Buffettisch, in dessen ich rücklings reingefallen war. Wieso? Wieso nur? Das konnte doch nicht sein. Wie konnte ich so dermaßen ungeschickt sein und damit alles aufs Spiel setzen? Ich ärgerte mich so sehr über mich selber, dass mir die Zornesröte ins Gesicht stieg. Wissend, dass wahrscheinlich alle Gäste mich anstarrten, zögerte ich, mich aufzuraffen. Ich hörte Schritte die immer näher kamen. Langsam richtete ich mich auf und stütze mich mit den Handflächen ab. Es war Tala, der schnellen Schrittes durch die Menge zu mir eilte und mich unter den Armen packte und nach oben hievte. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Er hob sachte mein Kinn mit seinem Zeigefinger an und blickte mich besorgt an. Leicht benommen sah ich meinem Gegenüber in die Augen und nickte. „ Ja, ja ich glaube schon!“ Alle blickten mich an und wagten nicht, irgendetwas zu sagen oder sich in Bewegung zu setzen, um mir zu helfen. „Wie ist das passiert?“, hakte Tala nach. „ Spielt das eine Rolle?“ Ich wandte mich von ihm ab und rannte aus dem Raum. Keiner sollte mitbekommen, dass sich Tränen in meinen Augen bildeten. Etwas peinlicheres konnte einem nicht passieren. Ich bin wirklich zu nichts zu gebrauchen. Erst erwischt Kai mich mitten in meiner Recherche, dann lässt dieser Typ mich vollkommen auflaufen und ich hatte beschlossen Bekanntschaft mit warmer Schokolade zu machen. Die mir immer noch den Rücken runter lief und zu Boden tropfte. Kai war Profi. Soviel stand fest. Um mich blickend suchte ich nach der Garderobe, um mir einen beliebigen Mantel zu 'borgen' und mich davon zu stehlen. „Hey warte doch mal!“ Schritte näherten sich mir, aber ich wollte mich nicht umdrehen. Ich wollte mich so wenig wie möglich bewegen, denn alles klebte und fing langsam an, fester zu werden. Oh bitte lass es nicht Kai sein, der mich dazu anhielt, stehen zu bleiben. Aber nein, es war Tala der sich nun vor meinen Körper schob und mich ansah. „So kannst du doch nicht vor die Tür gehen! Du-!“ Grimmig schnitt ich ihm das Wort ab. „Wieso nicht? Sieht doch super aus. Ich bleibe keine Sekunde länger in diesem Irrenhaus hier!“ Meine Stimme hallte durch den prunkvollen Flur und gleich darauf schämte ich mich für diese Worte und schnellte meine Hände vor den Mund. „ Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein. Ich wollte nicht – Nur Kai, dieser Idiot. Ich meinte Mr. Hiwatari, er-!“ Unbeholfen fuchtelte ich mit den Armen rum, aber es half nichts. Mein Gegenüber legte ein Schmunzeln auf seine Lippen und beäugte mich von oben. Rote Strähnen verirrten sich in seinem Gesicht. Amüsierte er sich etwa? Sind denn hier alle verrückt in diesem Haus? „Wenn du dann jetzt fertig bist, folge mir. Ich gebe dir Handtücher und frische Sachen. Nach einer Dusche fühlst du dich sicher besser! Nun komm schon!“ Tala drehte mich mit einer geschickten Handbewegung Richtung Treppe und schob mich sachte auf diese zu, ehe ich protestieren konnte. Wir gingen die lange geschwungene Treppe hoch in den ersten Stock. Dort kannte ich mich ja bereits bestens aus. Nicht, dass Kai gleich hinter mir steht und mich auf Schritt und Tritt verfolgen würde, nur um zu überprüfen, dass ich keine krummen Dinger drehte. Wo steckte er überhaupt? War er sich zu fein dafür, mir zu helfen? Obwohl er für alles verantwortlich war? Er hätte auch einfach fernbleiben können und mich in Ruhe arbeiten lassen können, dann wäre das alles nicht passiert. Schweigend liefen Tala und ich nebeneinander her. Mit einer leichten Geste deutete er auf das Zimmer am Ende des Flurs. „Mach dich in Ruhe fertig. Ich werde jemanden schicken, der dich mit frischen Sachen versorgen soll.!“ „Wieso machen Sie das? Ich bin eine Fremde Person und sie lassen mich einfach so hier duschen?“ Ich senkte den Blick, fast so, als wäre Duschen etwas kriminelles. Wegen Kai fand ich mittlerweile alles bedenklich, was ich hier in diesem Haus tat. Kein Wunder, dass ich total eingeschüchtert bin und mich noch nicht mal traue, ein Angebot der Sauberkeit entgegen zu nehmen. Dieser -. „Jane, so war doch dein Name. Meine Party ist dir nicht bekommen. Irgendwas ist schief gelaufen und ich möchte dennoch, dass meine Gäste zufrieden nach Hause gehen. Deswegen, dusche und mache dich frisch so lange wie es nötig ist! Bitte sag mir Bescheid, wenn du noch irgendwas brauchen solltest, ja?“ Mit einem Lächeln im Gesicht öffnete er die Tür zum Badezimmer. „Eigentlich hätte Kai das übernehmen müssen!“,säuselte ich und schob mich an ihm vorbei ins Badezimmer. „Wie bitte?“, fragend blickte Tala mich an, senkte dann aber den Blick. „Nimm es ihm nicht übel. Die Zeit wird kommen, wo auch er es lernen wird, sich zu entschuldigen!“ Er zog die Tür hinter sich zu und überließ mich mir selber. Das Badezimmer war riesig. Helle Kacheln zierten die Wände, die mit goldenem Rand verziert waren. Auf den Bodenfliesen konnte man sich regelrecht spiegeln. Schön warm war es hier auch. Trotzdem machte sich ein Unbehagen in mir breit. Ich wollte mich keine Minute länger hier aufhalten und schon stand ich ihm Badezimmer meines Erzfeindes. Ja Erzfeind. Ab heute nannte ich Kai nur noch so. Was bildete sich dieser Widerling eigentlich ein, mich dermaßen zu verfolgen und vor aller Welt bloßzustellen? Ich blickte in den großen Spiegel der prunkvoll beleuchtet war. Ich sah schrecklich aus. Überall klebte Schokolade an meinen Haaren, an meinem Gesicht, sowie am Rest meines Körpers. Demütigend. Es klopfte und erschrocken fuhr ich herum. Eine Haushälterin steckte ihren Kopf durch die geöffnete Tür. „Ich bringe ihnen frische Sachen. Ich wusste ihre Größe nicht, ich hoffe sie passt ihnen. Entschuldigung, dass wir nichts Passenderes haben. Dies ist eine der Uniformen der weiblichen Mitarbeiter in Mister Hiwataris Firma. Bitte missbrauchen sie den Namen nicht und bringen die Uniform zurück, sonst bekomme ich einen mächtigen Ärger!“ Die etwas rundliche, ältere Dame trat vorsichtig ein und legte die Sachen auf das frische Handtuch, welches bereit lag, um benutzt zu werden. „Danke... das ist sehr lieb von ihnen. Ich werde die Sachen nach deren Reinigung zurückbringen!“ Ich schenkte ihr ein kurzes Lächeln, welches sie erwiderte, ehe sie das Badezimmer wieder verließ. Das warme Wasser tat gut auf meiner verklebten Haut. Die Schokolade war schwer abzubekommen. Dieses Badezimmer war sehr Hotelmäßig ausgestattet. Ständer mit Seife und Haarshampoo hingen in der Dusche, sowie Duschhauben, eingepackte Handseifen und ein klinisch weißer Bademantel, der sich an der Tür befand. Das war sicher eines der Gästebadezimmer und nicht das private Badezimmer von Mister Hiwatari. Die Zeit schien stillzustehen. Wie lange ich wohl in diesem Badezimmer verbrachte? Ich beäugte nach dem Duschen, die sogenannte Uniform und streifte sie über. Eine dunkelblaue Hose, eine weiße Bluse mit dem Logo von wahrscheinlich Kais Firma und dazu passende Schuhe. Musste man das alles anziehen, wenn man beim größten Widerling der Geschichte arbeiten wollte? Achselzuckend verließ ich das Badezimmer, welches sich in eine Dampfwolke verwandelt hatte. Meine Haare die ich vorher mit dem Hotelföhn trocken föhnte, band ich zu einem Zopf zusammen, der über meine Schulter baumelte. Nicht zu bändigen die lange Mähne, aber abschneiden wollte ich sie nicht. Dafür hatte es zu lange gedauert, dass sie so lang waren. Ich war leider nicht mit dem Glück ausgestattet, schnell wachsende Haare zu besitzen. Die Schokoladensachen meinerseits ließ ich einfach an Ort und Stelle zurück. Sauber würde ich sie ohnehin nicht bekommen. Sollte Mister Hiwatari diese doch entsorgen. Mit einem Schmunzeln machte ich mich auf nach unten. Komischerweise war im Erdgeschoss alles still. War die Party etwa schon zu ende? Ich lugte von oben durch das Treppengeländer hinunter in die große Halle, konnte aber nichts erkennen. Es brannte überall Licht aber niemand war zu sehen oder zu hören. Bei mir machte sich ein alarmierendes Bauchgefühl breit, welches mir sagte, dass ich schnell verschwinden sollte. Leise schlich ich weiter die Treppe herunter und hatte den Ausgang schon anvisiert, da packte mich plötzlich eine starke Hand am Oberarm und zog mich in den neben gelegenen Garderobenraum. „Tala, was soll denn das?“, stieß ich wütend hervor, als ich in die Augen des Rothaarigen blickte. „Jane, es ist nicht sicher hier! Du musst verschwinden!“ Suchend blickte er sich in dem kleinen Raum um. Viele Jacken waren hier noch an den Garderobenstangen aufgehangen. An dem großen, goldenen Spiegel der an der Wand hing, um den Raum größer erscheinen zu lassen, klebte ein Zettel mit einer Telefonnummer. „Sergei wird gleich hier sein und dich nach Hause bringen und zu deiner Sicherheit verlierst du kein Wort über diesen Abend!“ Er stand dicht vor mir und legte seine Hände auf meine Schultern und übte leichten Druck aus. Sein Körper war erhitzt und sein Atem unruhig. „Tala, was ist denn hier los? Wieso hältst du mich hier fest! Ich werde jetzt nach Hause gehen! Auch ohne einen fremden Sergei! Das ist ja wohl die Höhe!“ Unsanft stieß ich seine Hände weg und öffnete mit einem Ruck die Tür. Mit lautem Gepolter trat ich hinaus und wütete noch vor mich hin. „Jane nicht!“ Talas verzweifelte Stimme ließ mich stocken und ehe ich was erwidern konnte, hörte ich einen lauten Knall aus dem Festsaal. War das etwa ein Schuss? Vor Schreck schrie ich auf und hielt mir die Ohren zu. Männer kamen aus dem Saal gestürmt und blieben erstarrt stehen, als sie mich sahen. Sie sahen gefährlich aus. Mein Magen zog sich zusammen. „Ah sieh mal einer an! Einer eurer Spione, ja? Ein bisschen jung, um für euch zu arbeiten, was?“ Einer der Männer lief ein paar Schritte auf mich zu und grinste dabei breit. Tala stellte sich vor mich. „Lass sie in Ruhe. Sie hat nichts mit der Sache zu tun!“ Mein Herz klopfte wie wild und meine Beine wurden weich wie Wackelpudding. Was war hier los? Wer waren diese Typen? Meine Angst stieg ins unermessliche. Auch Tala war sichtlich angespannt, baute sich weiter schützend vor mich auf. Ich sah seinen breiten Rücken an und versuchte sowas wie Sicherheit zu verspüren. Jedoch vergebens. „Tala, was ist hier los! Was macht sie noch hier, verfluchte Scheiße!“ Kai kam ebenfalls aus dem Festsaal und sah sichtlich angeschlagen aus. Er hielt sich die linke Schulter. Auf dem Hemd war Blut zu erkennen. „Kai!“, Talas Stimme klang besorgt. „Eure kleine Freundin hat zu viel gesehen! Ich hoffe, sie hat einen guten Grund dazu hier zu sein!“ Der beängstigende Typ kam weiter auf mich zugelaufen, sein Grinsen immer breiter werdend. „Sergei, bring Jane hier weg!“, zischte Tala über seine Schulter zu Sergei, der hinter uns stand. „Jawohl!“ Ohne ein weiteres Wort an mich zu richten, packte Sergei mich am Handgelenk und eilte mit mir schnellen Schrittes nach draußen. Eine Limousine stand bereit, in dieser er mich beförderte, die Türen verriegelte und mit quietschenden Reifen davon fuhr. Hosted by Animexx e.V. 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