Der Saphir der Halbblüter von FanFicFreak98 ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Ohne dass ich es etwas tun können, und auch ohne sie aufhalten zu wollen, fließen mir die Tränen über die Wange. Mein Herz rast vor Angst und Besorgnis. Beinahe mit meinem kompletten Gewicht stütze ich mich auf ihre Herzpartie, in welche die Kugel eingedrungen war. Doch der Blutstrom, welcher sich die ganze Zeit einen Weg durch meine Finger bahnte, will einfach nicht aufhören. „V-Verdammt Melody... was machst du hier? Ich hab dir gesagt, du sollst zu Hause bleiben!“, rufe ich vor lauter Verzweiflung und weiß nicht, was ich tun soll. Meine Stimme ist laut, aggressiv. Eine Mischung aus Wut und Hoffnungslosigkeit. „Jetzt kannst du dein Versprechen halten... du kannst wieder zurück nach Hause...“, sagt sie leise. Zu leise. Ich kann nicht einschätzen, ob sie zu schwach ist, um ihre Stimme zu festigen, oder ob sie mich einfach nur versucht zu beruhigen. Mein Blick wandert immer wieder zu meinen Händen, die mit ihrem Blut besudelt sind, zu ihren Augen. Ihre Augen glitzern, es sind deutliche Tränen zu erkennen, auch wenn sie sie zurückhalten will. Ich schließe für einen Moment die Augen, atme tief durch, um mich zu beruhigen – vergebens. „Kannst du nicht einmal auf mich hören? Ich will dich doch nur beschützen!“, sprudelt es aus mir heraus. So vorwurfsvoll sollte es gar nicht klingen, aber ich kann einfach nichts dagegen machen. Meine Angst hat die Kontrolle über mich übernommen. Melody sieht mir in die Augen, ein Lächeln macht sich auf ihren Lippen sichtbar und jetzt fließt ihr auch die erste Träne über die Wange. Sie mustert jedes kleine Detail, welches sich in meinem Gesicht verbirgt. Ich will nicht wissen, welchen Anblick sie gerade sehen muss. Ich kann mir gut vorstellen, wie viel fremdes Blut an meinem Gesicht klebt – und buchstäblich auch an meinen Händen. Ich schaue sie an, es sieht so aus, als müsse sie genau überlegen was sie sagt. „Das hast du damals auch gesagt...“, sagt sie leise. Ich verstehe sie kaum, kann es hauptsächlich nur an ihren Lippen ablesen. Doch ich verstehe nicht, wovon sie redet. „Bei dem Unfall, hab ich dir was verschwiegen. Ich wusste nicht, ob es wichtig war. Für mich, war es das. In dem Auto, noch bevor die Sanitäter kamen, waren wir für einen kurzen Moment beide wach. Wir haben uns einfach nur angesehen. Du hast mich angesehen, als wäre ich dein größter Feind. Als hätte ich dich enttäuscht und du nie wieder ein Wort mit mir reden wollen würdest. Du sagtest genau das selbe: „Kannst du nicht einmal auf mich hören...? Ich will dich doch nur beschützen...!“. Dann hast du den Kopf zur Seite gedreht und wurdest bewusstlos“, Meldoy verzieht einmal schmerzvoll das Gesicht und muss pausieren, um wieder an genug Sauerstoff zu gelangen. Besorgt schaue ich sie an, kann noch nicht einmal genau realisieren, was sie gesagt hat. „Ich hab es dir nicht erzählt, weil ich Angst hatte. Ich dachte, du würdest mich rausschmeißen und den Kontakt ganz abbrechen, wenn du es weißt. Ich hatte befürchtet, du wärst genauso enttäuscht von mir gewesen, wie damals. Und ich glaube, das war auch der Grund, warum ich Andrew seine Lüge so schnell geglaubt habe. Es tut mir leid, Daemon“. Für einen Moment schließe ich die Augen. Ihre Worte bewegen etwas in mir, was ich nicht beschreiben kann. Ein seltsamen Kribbeln durchfährt mich und ein unangenehmer Druck macht sich in meinem Kopf spürbar. Ich versuche die Schmerzen zu unterdrücken, um nicht von Mels Wunde abzulassen und die Blutung weiterhin zu stoppen. In meinen Kopf hallt alles, verschiedene Stimmen und Sätze fliegen wirr herum und unterschiedliche Bilder sehe ich von meinem inneren Auge, die mir nach und nach immer bekannter vorkommen. Ich sehe Melody, wie ich sie zum ersten Mal vor unserer Haustür gesehen habe. Damals noch, als meine Eltern lebten und wir Kinder waren. Mehrere Bilder als Wolf. Die Übungsstunden, die Prüfung und als ich mit Andrew und unseren Eltern zum Saphir geführt wurden, um unser Amulett zu erhalten. Die Situation, als ich mich mit Andrew gestritten habe, als er mir von seinen Gefühlen für Mel erzählt hat. Sogar der schwarze Wolf taucht ein paar mal auf. Aber so wie es aussieht, hatten wir uns damals schon nicht wirklich gut verstanden. Der Unfall... Ich sehe sie vor mir, wie sie mich mit ihren wunderschönen Augen verzweifelt angesehen hat. Die Worte 'Es tut mir leid' auf ihren Lippen zu lesen sind, aber ihr kein Ton entweicht. Und schließlich auch meine Worte, die sie mehr verletzten, als alles andere. Ich lasse den Kopf sinken, lasse den Tränen freien Lauf. Wie konnte ich nur so etwas zu ihr sagen. Wir waren Freunde. Beste Freunde. Ich war – und bin – in sie verliebt und das einzige, was ich kann, ist es ihr Vorwürfe zu machen und sie zu behandeln, als wäre sie es nicht würdig, mit mir befreundet zu sein. Ich werde wohl nie verstehen können, warum sie all die Jahre mit mir befreundet war. „Melody... ich...“, versuche ich einen klaren Satz zu formulieren, doch finde die richtigen Worte nicht. Behutsam legt sie ihre schwache Hand, an meine Wange. Zu sehen, wie ihre Hand und der Rest ihres Körpers immer mehr an Farbe verliert macht mir Angst. Ich kann sie nicht auch noch verlieren. Nicht jetzt. „Ich muss dir noch etwas sagen. Ich habe dich angelogen...“, fährt sie fort. Ich habe das Gefühl eine Achterbahn der Gefühle zu fahren. Es ist einfach alles zu viel. Vor allem sagt man so etwas nur, wenn man später keine Gelegenheit mehr dazu hat. Und diesen Gedanken will ich mir nicht ausmalen. Sie wird nicht sterben – nicht hier und nicht jetzt. Ich will sie aufhalten etwas zu sagen, doch sie lässt mich nicht zu Wort kommen. „Als ich dir sagte, ich hätte keine Gefühle mehr für dich, war das gelogen. Eine Zeit lang habe ich es geschafft, weiterzumachen und das alles hinter mir zu lassen. Aber als du in der Tür standest, kam einfach alles wieder hoch. Ich liebe dich immer noch und ich habe nie damit aufgehört“. Ich schaue ihr in die Augen. Wie sehr ich mich doch auch über ihre Worte freuen will, habe ich doch das Gefühl, dass in mir eine Welt zusammenbricht. Mir entflieht ein hilfloses Schluchzen, sehe in ihre wunderschönen Augen. Sie zeigen keine Angst, keine Lüge. Es scheint, als müsste sie stark genug für uns beide sein, denn ich habe keine Kraft mehr, habe das Gefühl, dass mir jegliche Energie aus den Fingern gesaugt wird. Je mehr ihr Blut über meine Finger rinnt, desto mehr habe ich das Gefühl, dass auch mir die Lebenskraft genommen wird. Ich versuche zu lächeln, auch wenn das im Moment wohl ziemlich schief aussieht. Selbstverständlich bin ich froh, dass Mel die selben Gefühle hegt. Doch wünschte ich, der Moment wäre ein anderer. Denn sie sagt diese Worte nur, weil sie weiß, dass sie später nicht mehr die Chance haben wird. „Mel ich... ich liebe dich auch. Schon seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Als du zum ersten Mal vor unserer Haustür standest, als wir noch Kinder waren. Die ganze Zeit über...“, bringe ich gerade so zwischen den Zähnen hervor. Muss jedoch aufpassen, nicht vollkommen zusammenzubrechen. Doch Mel schaut mich einfach nur an und schenkt mir ein Lächeln. Ein echtes, ehrliches, aufrichtiges Lächeln. Die Tränen, welche sich zuvor gebildet haben, bahnen sich jetzt einen Weg über ihre Wange. Aber nur eine einzelne findet ihren Weg, bis diese im Gras verschwindet. „Du erinnerst dich...“. Es ist eine Feststellung, keine Frage. Allein das wissen, dass ich mich an sie und unsere Zeiten erinnere, scheint sie wohl glücklicher zu machen, als alles andere. Es scheint, als wäre es ihr egal, dass gerade im Sterben liegt, Hauptsache, ich weiß, wer sie ist. Ich bestätige dies mit einem kleinen Nicken. Würde gerne etwas sagen, schaff es aber nicht meine Stimme zu festigen. „Versprichst du mir etwas...?“, fragt sie leise weiter und schaut mich nun mit einer leicht ängstlichen Miene an. Wiederum nicke ich: „Alles...“. „Vergiss mich nicht...“. Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, schließt sie die Augen und ihre Hand fällt schwach, leblos von meiner Wange zu ihrem Bauch hinunter. Ich schreie verzweifelt nach ihr. Rufe ihren Namen, doch sie reagiert nicht. Sie zuckt nicht einmal mehr mit der Wimper. Ich rüttle sie an den Schultern, klopfe ihr leicht mit einer blutverschmierten Hand gegen die Wange, doch bewegt sich keinen Millimeter und die Augen bleiben geschlossen. Ruckartig presse ich ihren Körper an meinen, vergrabe meine Nase in ihrem Haar und schreie mehrfach auf. Es fühlt sich an, als würde ein Teil von mir sterben. Als würde jemand mit einer glühend heißen Eisenstange direkt in mein Herz bohren und bereitet mir die schlimmsten Qualen, die ich noch nie zuvor gespürt habe. Meine Tränen laufen unkontrolliert, fließen nach und nach über meine Wange, bis sie in Melodys Haar verschwinden. Wieder lege ich meine Hand auf ihr Herz, versuche die Blutung zu stoppen, in der Hoffnung, es ist noch nicht zu spät und die Ältesten können ihr helfen. So lange ihr Herz schlägt, bestehe die Chance sie zu retten. Doch als ich meine Hand auf ihr Herz lege, steht dieses bereits still. Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen. Doch ich will es nicht wahrhaben.Ich kann sie nicht verlieren. Ohne Mel, habe ich niemanden mehr und ich kann nicht noch einmal jemanden verlieren, den ich liebe. Immer und immer wieder rufe ich ihren Namen. Küsse sie – ich weiß nicht wie oft – auf den Mund, auf die Nasenspitze, auf die Wange und auf die Stirn. Doch es nützt nichts. Sie bekommt es nicht mal mehr mit. Mel ist tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)